Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-1
C h r o n i k
derGegenwärtiges Chroniken-Buch enthält vier und sechszigBlätter, wovon das erste und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.
Cornely Munster den 26 ten October 1825.
Der Bürgermeister Giesen
Erstes blatt und mit diesem fünf und sechszig blätter, Giesen
Circular-Verfügung
anDer Zweck dieser Chronik geht nicht blos dahin, besonders merkwürdige und daher an sich schon der Aufbewahrung werthe Ereignisse und Begebenheiten darin getreu zu verzeichnen, sondern darin auch alljährlich Nachrichten über verschiedene bestimmte Gegenstände aufzunehmen, die, wenn sie mitunter auch einzeln für sich nicht von besonderm Werth sind, einen solchen durch fortgesetzte Aufzeichnung allmählich doch gewinnen, indem sie nach Verlauf einiger Zeit Materialien zu interessanten, der Landesverwaltung und sonst nützlichen Vergleichungen darbieten und in Verbindung mit den, über vorgekommene außergewöhnliche Ereignisse und Begebenheiten geführten Notizen, späterhin die Elemente zu einer Geschichte und Statistik des hiesigen Regierungsbezirks abgeben können.
An sämmtliche Gemeinden unseres Verwaltungsbezirks ergehet daher hiermit die Aufforderung, eine solche Chronik anzulegen, sie sorgfältig fortzuführen, gut aufzubewahren, und dabei sich überall nach der besonders ertheilten Instruction zu richten.
Wahrheit und Zuverläßigkeit in den Angaben machen ein Haupt-Erforderniß dieses Werks aus. Diese Eigenschaften dürfen demselben nirgend fehlen, daher getreue Überlieferung der aufzubewahrenden Nachrichten überall dringend empfohlen wird.
Aus der Chronik wird auch hervor- und auf die Nachkommenschaft übergehen, was die Gemeinden zu der Verbesserung ihrer mancherlei öffentlichen Anstalten, zu der Vervollkommnung ihres Kulturzustandes ?c. geleistet und durch welche Anstrengungen sie es bewirkt haben. Die Nachkommenschaft wird solche dankbar erkennen und darin einen Sporn zu rühmlicher Nachfolge finden, überhaupt aber die Sorgfalt in treuer Aufbewahrung der heimathlichen Begebenheiten der Gegenwart, gewiß stets als ein werthes Geschenk ihrer Vorfahren ehren.
CHRONIK DER GEMEINDE
veranlaßt ist, um zu dem in jener Verordnung angegebenen Zwecke zu dienen.Wir werden, so lange wir an der Verwaltung der Gemeinde Cornelimünster Theil haben, es uns pflichtmäßig angelegen seyn lassen, sowohl die vorgeschriebenen Rubriken für ständige Artikel, der Wahrheit gemäß auszufüllen, als auch sonst jährlich alles dasjenige getreu zu verzeichnen und dadurch auf unsere Nachkommenschaft zu bringen, was in dem zunächst verflossenen Jahre Bemerkenswerthes in der Gemeinde vorgekommen, und empfehlen wir unseren Nachfolgern in der Verwaltung, damit in solcher Art gewissenhaft fortzufahren.
Die Chronik enthält vier und sechszig Blätter, welche von dem Bürgermeister paraphirt sind. Sie ist in zweifacher Ausfertigung angelegt.
Ein Exemplar derselben soll in dem Archiv der Bürgermeisterei niedergelegt, das andere, zur Aufbewahrung in der Dokumenten=Kiste bei der Pfarre zu Cornelimünster deponirt werden.
So geschehen Cornelimünster den 20 Decembre 1826.Vor der Organisation des katholischen Kirchenwesens im Jahr 1803 war das ganze Cornelimünsterland nach Cornelimünster eingepfarrt; da bei dieser alle Kapellen oder Filial=Kirchen des bemeldten Ländchens
zu Hülfspfarren erhoben wurden, und unter diesen auch jene von Breinig und Venwegen, so bestehen gegenwärtig in der Bürgermeisterei drei Hülfspfarr=Kirchen. Außer dem Flecken Cornelimünster und
umliegenden Mühlen, Häusern und Landgütern sind dorthin eingepfarrt verschiedene Gemeinden, angrenzender Bürgermeistereien, und zwar aus der Bürgermeisterei Walheim die Dörfer, Nütheim, Schleckheim,
Oberforschbach und Eich, und aus der Bürgermeisterei Busbach das Dörfchen Krauthausen, und zwei Mühlen.
Es befinden sich ferner in der Bürgermeisterei drei Elementar=Schulen und zwar in jedem Pfarrsprengel eine; und außerdem im Pfarrsprengel Cornelimünster noch eine Elementarschule, welche aber zur
Bürgermeisterei Walheim gehört.
Die alte Pfarrkirche zu Cornelimünster und des Cornelimünsterlandes liegt außerhalb des Fleckens auf einem Berge. Bei bemeldter Organisation des Kirchenwesens fand die Gemeinde der Bequemlichkeit halber es für zweckmäßig, die abteiliche Kirche für die zukünftige Pfarrkirche zu begehren, welches sie auch von der damaligen Landesregierung erhielte. Diese Kirche ist sowie die Abtei, /wie die Geschichte erzählt/ von Ludwig dem Frommen, Kaiser vom Occident im Anfange des 9 ten Jahrhunderts gestiftet worden und zählt die Abtei bis zur Aufhebung derselben neun und fünfzig Aebte.
Seit dem Jahre 1815 bis zur gegenwärtigen Epoche hat sich in der Bürgermeisterei nachfolgendes bemerkungswerthes zugetragen.
Während des Congresses der hohen verbündeten Mächte im Jahr 1818 zu Aachen besuchten die hiesige Gemeinde nachfolgende hohe Standespersonen:
1. Se. Majestät der König von Preußen Friedrich Wilhelm der III unser Allergnädigster Landesherr
2. Ihre Königliche Hoheiten der Kronprinz und die Prinzen des Königlich Preußischen Hauses.
3. Se. Majestät Franz der I. Kaiser von Oestreich
4. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Constantin von Russland
5. Ihre Fürstliche Durchlaucht die Fürstin von Thurn und Taxis
6. Seine Herzogliche Durchlaucht der Herzog von Richelieu, außerordentlicher Gesandter Sr. Majestät des Königs von Frankreich; und noch mehre andere
Im Jahre 1819 beschenkte seine Majestät unser Allergnädigster König die hiesige Pfarrkirche mit einem nahe bei Cornelimünster gelegenen ungefehr 30 Morgen großen Wäldchen, das
Klauserwäldchen.
In demselben Jahre starb der wohlehrwürdige Herr Alexius Leers, Pfarrer hieselbst während 16 Jahren.
In demselben Jahre wurde ein Plan zur Tilgung der sehr beträchtlichen Schulden des Cornelimünsterländchen entworfen, und kann sich dieses Ländchen erfreuen, dieselbe durch Verkäufe von Holz,
Grundstücken und sonstigen Aufopferungen baldigst getilgt zu sehen.
Im Jahre 1821 starb Hr. Johann Wilhelm Ostlender, während 8 Jahren gewesener Bürgermeister hiesiger Bürgermeisterei, und wurde an
dessen Stelle der Benedict Egidius Giesen gegenwärtiger Bürgermeister zum Bürgermeister ernannt.
Es haben sich außer diesen oben angeführten bemerkungswerthen Ereignissen in dem Zeitraume von 1815 bis zur gegenwärtigen Epoche noch verschiedene andere auch bemerkenswerthe Fälle begeben; als:
Zwillings= und Drillings=Geburten, Neubauten an Schulen und Kirchen, Vermächtnisse an Kirchen und Armen, Verkauf von Gemeindegütern, u. m. s. a.
Der Verfasser hat indessen der Weitläufigkeit wegen
geglaubt nicht nothwendig zu haben dieselbe hier zu bemerken; indem selbe ohnehin in den Notizen und Büchern der Gemeinde= und Kirchenverwaltung aufgeführt oder verzeichnet sind.
Es verdient indessen hier noch nachfolgendes als der Bemerkung würdig aufgeführt zu werden. Mitten in dem Flecken Cornelimünster lag ein mit einer hohen Mauer umgebener, an die Kirche anschießender
Garten, sonst Pesch genannt.
Dem Plan zur Anlegung der Landstraße nach Montjoie gemäß, sollte dieselbe diesen Garten durchschneiden; da indessen der Bau dieser Straße vor dem Einzuge oder der Ankunft der Truppen der
Verbündeten Mächte nicht beendigt war, blieb der fragliche Garten in seinem Zustande. Durch einen mit dem Eigenthümer der Abtei, dem auch dieser Garten gehörte, geschlossenen Vertrage, ward er im Jahr 1818
Staats=Eigenthum.
Der Bau der Straße sollte beendigt werden, jedoch eine andere Richtung nehmen, nämlich so, daß besagter Garten nicht durchschnitten würde. Die Gemeinde begehrte nun den übrigen Theil zur Anlegung eines
Lustplatzes und erhielte denselben; worauf sonach die Gemeinde denselben im Jahr 1822 mit Bäumen bepflanzen ließ und diesen Platz mit Bewilligung E. K. H. Regierung den Friedrich Wilhelms=Platz
benamsete.
Im Herbst 1794, bald nach ihrem Eintreffen, haben die Franzosen die weltliche Herrschaft des Abtes aufgehoben und zur Verwaltung der neu geschaffenen Gemeinden Einrichtungen nach französischem Vorbild
eingeführt, eine Munizipalität und ein Friedensgericht, beide in Kornelimünster.
Einige von deren Mitgliedern hatten auch schon in abteilichem Dienst gestanden. Unsere Gemeinde war dem Kanton Burtscheid zugeteilt. Im Herbst 1798 führte man die Beurkundung der Geburten und Sterbefälle
und die bürgerliche Trauung obligatorisch ein. In den Orten Breinig und Venwegen waren "Agenten" als Ortsvorsteher eingesetzt. Durch Gesetz vom 17.Februar 1800 wurde die Bürgermeisterei-Verfassung
eingeführt.
Am 18.Januar 1814 trafen auf der Verfolgung der französischen Armee die ersten alliierte Truppen, russische Kosaken, im Münsterländchen ein. Die französische Herrschaft nahm damit ihr Ende.
Die wiedereroberten linksrheinischen Gebiete behielten vorerst die überkommene Verwaltungs-Verfassung und Einteilung und wurden für Rechnung der Alliierten verwaltet, bis sie, 1815, dem Königreich Preußen
zugetheilt wurden. Preußen ordnete 1816 die Verwaltung neu.
Erster Bürgermeister unserer Gemeinde wurde 1800 Carl Theodor Lambrichs, ehemals abteilicher Gerichtsschreiber, der auch schon bis dahin im Dienste der neuen Machthaber gestanden hatte. Er ist am 7.April
1809 in Kornelimünster im Alter von 64 Jahren gestorben, damals außerhalb einer amtlichen Verwendung. In den Sterbeurkunde ist angegeben, er sei in Uuiskainen geboren. Seine Eltern haben jedoch nach seiner
Geburt in Kornelimünster gewohnt.
Nachfolger von Lambrichs wurde am 4.Oktober 1804 der 1735 in Rollef geborene Stephan Philipp Giesen, der seit 1780 abteilicher Landesempfänger gewesen war, 1794 Mitglied der Munizipalität und Beisitzer
am Friedengericht, auch Munizipalempfänger geworden und zuletzt membre du bureau de bien-faisance (Mitglied des Wohlfahrtsausschusses) war. Er schied 1812 aus dem Dienst und ist 1819 in Kornelimünster
gestorben.
Ihm folgte im Januar 1813 Johann Wilhelm Ostlender, Gutsbesitzer vom Fronhof. Er starb als Bürgermeister am 14.Juli 1821 im Alter von 46 Jahren an seinem Geburtsort Kornelimünster.
Am 1.September 1821 wurde Bürgermeister der 1785 in Kornelimünster geborene Sohn des früheren Bürgermeisters St. Ph. Giesen, Benedikt Egidius Giesen. Er schied erst mit seinem Tode am 16.Juni 1855 aus
dem Dienst.
1814 hatte die Gemeinde 1918 Einwohner; davon wohnten in Kornelimünster 752, in Breinig (mit Breinigerheide und Schützheide) 790 und in Venwegen 376.
Im Jahre 1825 betrug die Einwohnerzahl 2079, davon in Kornelimünster 803, Breinig 710, Breinigerheide 112, Schützheide 26, Venwegen 428.
Die althergebrachte kirchliche Verfassung des Münsterländchens bestand nach der Besetzung durch die Franzosen fort, d.h. die Unterherrschaften Eilendorf und Gressenich hatten eigene
Pfarrkirchen; das übrige Ländchen in seiner Gesamtheit bildete die katholische Kirchengemeinde Kornelimünster mit der Pfarrkirche St. Stephanus (Bergkirche). Sie gehörte zum Landdekanat Jülich im
Archidiakonat und Erzbistum Köln. Der Erzbischof von Köln war allerdings vor den anrückenden französischen Truppen geflohen. 1801 wurde unter Einbeziehung des linksrheinischen Teils der Kölner Diözese das
Bistum Aachen im Erzbistum Mechelen gegründet. Zu diesem gehörte auch unsere Pfarre.
Unser erster Bischof Berdolet umschrieb die Pfarreien seiner Diözese neu: Walheim wurde 1803 die erste Hilfspfarre, 1804 folgten als solche Brand, Breinig, Büsbach, Hahn, Kornelimünster, Venwegen. Alle
Hilfspfarren waren dem Kantonalpfarrer in Burtscheid unterstellt, Dekanate gab es nicht mehr. Damit war die altüberlieferte kirchliche Ordnung aufgelöst.
Nach Berdolets Tode (1809) wurde der bisherige Generalvikar von Meaux, Le Camus, zu seinem Nachfolger bestimmt, er fand jedoch nicht die päpstliche Bestätigung und fungirte darum als Bistums-Verwalter;
zwei deutsche Generalvikare waren ihm beigegeben.
Der Administrator verließ die Diözese im Januar 1814 vor dem Einrücken der alliierten Truppen und starb schon im April in Paris.
Das Bistum erhielt keinen neuen Oberhirten mehr, wurde vielmehr von den Generalvikaren verwaltet, bis 1821-1825 das Erzbistum Köln wiedererrichtet worden war. Diesem wurden unsere Pfarren wieder
zugeteilt. Die Bergkirche war am 1.September 1802 vom Bischof geschlossen worden, nachdem er der Gemeinde auf deren Wunsch die soeben frei gewordene Abteikirche als Pfarrkirche zugewiesen hatte.
Die Abtei verfiel auf Anordnung des ersten Konsuls Napoleon Bonaparte vom 9.Juni 1802 der Auflösung und wurde im August von den Kapitularen verlassen. Zwei von ihnen, von Seraing und von Laroche,
mieteten in den Gebäuden für sich eine Wohnung als vorläufige Bleibe; im April 1804 verzog der erste nach Aachen, von Laroche nach Breinig, wo er sich in der Seelsorge betätigte, bis er dort 1807 verstarb.
Der letzte Abt, von Plettenberg, seit 1767 geistesgestört, ist 1801 in Neuß gestorben; einen Nachfolger wählte man nicht mehr. Der abteiliche Administrator von der Horst vertarb 1813 in Boisdorf bei Düren. Die
Abteigebäude wurden mit den zugehörigen Ländereien französisches Staatseigentum. 1807 erwarb sie der Aachener Fabrikant Friedrich Kolb durch Kauf; in den Gebäuden richtete er eine Tuchfabrik ein.
Wälder und Heiden kamen als gemeinsames Eigentum ungeteilt an die Nachfolgegemeinden und wurden für diese vom Bürgermeister von Kornelimünster verwaltet. Aus Teilverkäufen hat man die Schulden des
Ländchens zu tilgen gesucht, was demselben überlassen worden war. (siehe auch 1859)
Am Ende der Franzosenzeit hat es keinen regelmäßigen Schulunterricht gegeben. In den Pfarrorten unterrichteten die Küster ohne Auftrag im Lesen, Schreiben und Rechnen, soweit ihnen Schüler zugeführt
wurden, überwiegend im Winter, weniger im Sommer. Zwar hatte es eine Schulpflicht gegeben, doch mangelte es an vorgebildeten Lehrern, zumal Unterrichten in der französischen Sprache verlangt wurde.
Durch königliche Verordnung vom 14.Mai 1825 wurde vorgeschrieben, daß jedes Kind nach der Vollendung des 5. Lebensjahres zum Schulbesuch verpflichtet sei.
Die 1886 vom Lehrer Alois Klein angelegte Chronik der Schule zu Venwegen berichtet:
1814 kaufte die Gemeinde in Venwegen ein Wohnhaus mit Stall und Scheune, um sie für Schulzwecke herzurichten. Die Scheune, um die Hälfte vergrößert, wurde Unterrichtsraum, die Wohnung
Lehrerdienstwohnung".
1819 wurde an dieser Schule als erster Lehrer von der Gemeinde angestellt Mathias Wilhelm Klein (der Vater des Verfassers der Chronik). Er erhielt neben freier Wohnung mit Garten und
Baumwiese ein Jahresgehalt von 120 Taler und von der Kirche als Küster 25 Taler. Zum Lehrergehalt mußten die Schülereltern durch ein Schulgeld beitragen. Klein blieb an der Schule bis 1857.
Vorher ist in Venwegen nur notdürftiger Unterricht gegeben worden; als Privatlehrer sind erwähnt: 1804 Peter Stevens, später in Neuhausen. Das erwähnte Schulhaus ist noch vorhanden.
In der 1893 vom
Hauptlehrer Ignaz Löhr angelegten Breiniger Schulchronik heißt es:"In den 1820er Jahren unterrichtete der hochbetagte Musiker Winkhold im Lesen, Schreiben und Rechnen".
Um 1824 wurde als erster Lehrer von der Gemeinde angestellt Jakob Ostlender aus Kornelimünster. Die Gemeinde bewilligte ihm ein Jahresgehalt von 130 Taler; dazu mußten jedoch je Schüler
1 Taler 6 Silbergroschen Schulgeld beigetragen werden. Was dadurch am Lehrergehalt nicht aufgebracht wurde, zahlte die Gemeinde. Der Lehrer hatte frei Wohnung mit Garten.
Als Vorsänger und Vorbeter in der Pfarrkirche bezog er 40 Taler. Unterrichtet wurde in einem Erdgeschoßzimmer eines Privathauses. Ostlender ist 1854 in den Ruhestand getreten. Der Schulraum ist noch
vorhanden in dem Hause Breinig, Hauptstraße Nr. 33. Wann das erste Schulhaus in Breinig, das ebenfalls noch besteht (Hauptstraße Nr. 31), erbaut worden ist, erwähnt die Chronik nicht.
Am 24.Oktober 1826 verstarb in Kornelimünster der im Ruhestand lebende erste Pfarrer von Venwegen, Egidius Heinrich Josef Giesen. Er war bis 1794/95 Deservitor an der damals von den Franzosen
geplünderten Kapelle in Rothe Erde gewesen, in gleicher Eigenschaft nach Venwegen gekommen und 1804 Hilfspfarrer geworden.
Die von den Franzosen eingeführte Tür-, Fenster-, Mobilar- und Personalsteuer wurde 1820 abgeschafft durch eine Klassensteuer ersetzt.
Im gleichen Jahre richtete die königliche Postverwaltung in Kornelimünster eine Briefsammelstelle als erste örtliche Postdienststelle ein, deren Benutzung jedermann gestattet ist.
Aus dem für die Zwecke der Gebäudefeuerversicherung durch die Bergische Feuer-Societät 1819 vom Bürgermeister aufgestellten Brandkataster verdient festgehalten zu werden. Es ist ein
Verzeichnis aller Gebäude und gibt an deren Eigentümer, Haus-Nummern und Namen, Benutzungsart, Bauausführung (ob Mauer oder Fachwerk, Art der Bedachung), Versicherungswert in Talern bergischen Curants. Haus-Namen,
die Vorgänger der in der Franzosenzeit (1812?) eingeführten Haus-Nummern, sind nur für den Ort Kornelimünster angegeben.
In diesem sind über ein Drittel, in Breinig und Venwegen als zwei Drittel der Gebäude als mit Stroh gedeckt bezeichnet, mit Schiefer und die Kirchen nur wenige Häuser, mit Ziegeln die anderen.
1823 begann man wegen der Anlegung des neuen (ersten preußischen) Grundsteuer-Katasters mit der allgemeinen Vermessung der Grundstücke. Sie ist unter der Bezeichnung "Urmessung" in der Erinnerung
geblieben.
Ein Jahr später wurde das bis dahin gemeinsame Armenvermögen des Münsterländchens auf die Nachfolgegemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim verteilt.
Im Jahre 1816 fiel noch im April soviel Schnee, wie seit Menschengedenken nicht mehr, und blieb bis in den Mai liegen.Juni und Juli brachten viel Regen. Die Feldfrüchte wurden infolge dessen entweder spät
oder garnicht reif. Die Heuernte zog sich bis in den September hin, Hafer kam noch später oder gar nicht herein, und die Kartoffeln sind zum Teil gar im Feld erfroren. Es trat infolgedessen ein großer Mangel an
Lebens- und Futtermitteln und eine Teurung ein, die Mensch und Tier zu darben zwangen.
Eine Hungersnot war die Folge. Ein achtpfündiges Roggenbrot kostete bis 42 Stüber oder 15 Silbergroschen 9 Pfennig, ein Zentner Kartoffeln bis 3 Taler.
Aber auch die neue Ernte (1817) ließ viel zu wünschen übrig und enttäuschte die Hungernden, nachdem es bis in den Juni kalt geblieben war. Die Regierung ließ seit dem Winter Roggen verteilen, damit daraus
Brot gebacken werde, was auch zur Linderung der Not beigetragen hat.
Allein, viele Leute vermochten infolge der Unterernährung nicht zu arbeiten. Scharen Hungernder zogen umher und suchten durch Betteln etwas zu erwerben. In dieser Not wurden gar Unkräuter als Gemüse
verzehrt. Erst das Jahr 1818 war trocken, warm und fruchtbar und ließ das Gespenst des Hungers, der die Menschheit fast zwei Jahre gequält hatte, weichen. Doch blieb die Armut der Lohnarbeiter wegen des
Niedergangs der Gewerbe, den die neuen politischen Verhältnisse mit sich gebracht hatten.
1826: Infolge der Verordnungen des Oberbergamts von 1823 und 1824 schloß sich die Mehrheit der am Bergbau auf dem Breinigerberg Packenberechtigten nach langen Verhandlungen zu einer Gesellschaft
zusammen, um den Vorschriften des Bergwerksgesetzes von 1810 zu entsprechen. Es waren 73 Eigenbetreiber; nur einige wenige schlossen sich nicht an. Es wird angestrebt, den herkömmlichen Packenbetrieb vieler Einzelner durch einen modernisierten gemeinsamen der neuen
Gesellschaft auf einem abgegrenzten Feld zu ersetzen. (siehe auch 1830)
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
im Jahr | *m | *w | oo | +m | +w |
1800 | 6 | 5 | 4 | 5 | 8 |
1801 | 32 | 27 | 20 | 13 | 22 |
1802 | 35 | 25 | 15 | 12 | 16 |
1803 | 33 | 29 | 9 | 22 | 17 |
1804 | 17 | 31 | 23 | 14 | 27 |
1805 | 35 | 32 | 17 | 27 | 13 |
1806 | 31 | 22 | 16 | 22 | 28 |
1807 | 42 | 30 | 17 | 30 | 32 |
1808 | 36 | 28 | 10 | 26 | 26 |
1809 | 27 | 26 | 22 | 33 | 34 |
1810 | 36 | 31 | 16 | 18 | 18 |
1811 | 40 | 37 | 10 | 33 | 20 |
1812 | 31 | 26 | 19 | 24 | 19 |
1813 | 38 | 19 | 21 | 29 | 27 |
1814 | 46 | 30 | 9 | 38 | 23 |
1815 | 30 | 32 | 11 | 26 | 24 |
1816 | 29 | 33 | 9 | 30 | 20 |
1817 | 30 | 32 | 8 | 34 | 22 |
1818 | 32 | 22 | 9 | 29 | 18 |
1819 | 36 | 26 | 13 | 38 | 30 |
1820 | 33 | 24 | 10 | 25 | 21 |
1821 | 24 | 33 | 7 | 15 | 18 |
1822 | 31 | 32 | 11 | 10 | 25 |
1823 | 28 | 37 | 19 | 21 | 24 |
1824 | 36 | 27 | 18 | 20 | 16 |
1825 | 40 | 37 | 7 | 23 | 31 |
1826 | m | w | - |
Population | 1049 | 1104 | |
Geburten | 37 | 37 | 3 unehelich |
Todesfälle | 23 | 27 | |
Trauungen | 17 | ||
geimpfte Kinder | 46 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 133 | 124 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 75 |
Rindvieh | 490 |
Schaafe | 650 |
Ziegen | 25 |
Schweine | 123 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 165 | 5 ½ | 1Thlr 20Sgr |
Roggen | 459 | 6 | 1Thlr 10Sgr |
Gerste | 128 | 6 ½ | 29Sgr |
Hafer | 610 | 8 | 24Sgr |
Spelz | 48 | 9 | 24Sgr |
Buchweizen | 5 | 2 | 1Thlr |
Rübsaamen | 35 | 5 | 1Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 130 | 80 | 10Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 16 | Centner | |
Stroh | 13 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 6½ | Pfund | |
Käse | 2 | Pfund | |
Landwolle | 8½ | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 70 | ||
mittelmäßig | 45 | ||
schlecht | 15 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 50 | ||
schlecht | 20 |
1827 | m | w | |
Population | 1068 | 1136 | |
Geburten | 28 | 32 | 0 unehelich |
Todesfälle | 18 | 27 | |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | 52 | ||
Liniendienst | 6 Mann | ||
Elementarschüler | 139 | 144 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 97 |
Rindvieh | 728 |
Schaafe | 1230 |
Ziegen | 19 |
Schweine | 200 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 170 | 5 | 2Thlr |
Roggen | 462 | 5½ | 1Thlr 28Sgr |
Gerste | 130 | 6 | 1Thlr 10Sgr |
Hafer | 600 | 7 | 25Sgr |
Spelz | 50 | 9 | 27Sgr |
Buchweizen | 12 | 2¼ | 1Thlr 5Sgr |
Rübsaamen | 30 | 5 | 1Thlr 20Sgr |
Kartoffeln | 128 | 86 | 12Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 16 | Centner | |
Stroh | 15 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 7 | Pfund | |
Käse | 2 | Pfund | |
Landwolle | 6 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 70 | ||
mittelmäßig | 45 | ||
schlecht | 14 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 52 | ||
schlecht | 18 |
Die in der Franzosenzeit abgeschafften Dekanate wurden im Zuge der Neuorganisation des vor einigen Jahren wiedererrichteten Erzbistums Köln neu gebildet. Unsere drei Hilfspfarren sind dem Dekanat Burtscheid
zugeteilt worden. Diese Einteilung ist erst 1900 geändert worden, als das Dekanat Kornelimünster gebildet wurde.
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
1828 | m | w | |
Population | 1105 | 1126 | |
Geburten | 25 | 36 | 4 unehelich |
Todesfälle | 14 | 20 | 1 über 90 |
Trauungen | 15 | ||
geimpfte Kinder | 57 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 145 | 153 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 95 |
Rindvieh | 770 |
Schaafe | 1240 |
Ziegen | 20 |
Schweine | 195 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 200 | 4½ | 2Thlr 5Sgr |
Roggen | 350 | 5½ | 1Thlr 27Sgr |
Gerste | 30 | 5 | 1Thlr 12Sgr |
Hafer | 725 | 7 | 26Sgr |
Spelz | 175 | 9 | 28Sgr |
Buchweizen | 80 | 7 | 1Thlr |
Rübsaamen | 60 | 4½ | 1Thlr 25Sgr |
Kartoffeln | 140 | 90 | 13Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 15 | Centner | |
Stroh | 13 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 6½ | Pfund | |
Käse | 2 | Pfund | |
Landwolle | 7 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 70 | ||
mittelmäßig | 45 | ||
schlecht | 14 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 52 | ||
schlecht | 18 |
Im Jahre 1829 am 1 ten September kaufte der Tuchfabrikant Herr Godhard Starz zu Aachen die hiesige Abtei Gebäulichkeiten, und etablirte darin eine Tuchfabrik, wodurch mehre müßige Arbeiter beschäftigt wurden.
1829 | m | w | |
Population | 1112 | 1131 | |
Geburten | 29 | 35 | 1 unehelich |
Todesfälle | 27 | 23 | 1 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | 58 | ||
Liniendienst | 5 Mann | ||
Elementarschüler | 159 | 163 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 103 |
Rindvieh | 693 |
Schaafe | 1180 |
Ziegen | 18 |
Schweine | 196 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 220 | 4½ | 2Thlr 15Sgr |
Roggen | 340 | 5¼ | 2Thlr |
Gerste | 40 | 6 | 1Thlr 20Sgr |
Hafer | 720 | 8 | 27Sgr |
Spelz | 180 | 8½ | 1Thlr 4Sgr |
Buchweizen | 90 | 6 | 1Thlr 4Sgr |
Rübsaamen | 40 | 4 | 2Thlr |
Kartoffeln | 136 | 7? | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 25 | Centner | |
Stroh | 18 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 9 | Pfund | |
Käse | 2 | Pfund | |
Landwolle | 7½ | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 75 | ||
mittelmäßig | 50 | ||
schlecht | 15 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 84 | ||
mittelmäßig | 54 | ||
schlecht | 20 |
1830 | m | w | |
Population | 1116 | 1140 | |
Geburten | 26 | 40 | 1 unehelich |
Todesfälle | 23 | 27 | 2 über 90 |
Trauungen | 10 | ||
geimpfte Kinder | 66 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 143 | 140 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 95 |
Rindvieh | 160? |
Schaafe | 740 |
Ziegen | 21 |
Schweine | 180 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 200 | 2¼ | 3Thlr 20Sgr |
Roggen | 320 | 2¾ | 2Thlr 25Sgr |
Gerste | 40 | 4 | 1Thlr 18Sgr |
Hafer | 850 | 8½ | 28Sgr |
Spelz | 100 | 5¼ | 1Thlr |
Buchweizen | 120 | 7 | 27Sgr |
Rübsaamen | 3Thlr | ||
Kartoffeln | 180 | 90 | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 20 | Centner | |
Stroh | 19 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8 | Pfund | |
Käse | 2½ | Pfund | |
Landwolle | 8½ | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 75 | ||
mittelmäßig | 45 | ||
schlecht | 15 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 70 | ||
mittelmäßig | 42 | ||
schlecht | 12 |
In Frankreich ist eine Revolution ausgebrochen in Belgien ein Aufstand gegen Holland.
Auch in Aachen flackerten Unruhen auf. Zur Sicherung unserer Grenzen gegen ein Übergreifen des Aufstandes wurden preußische Truppen an die Grenze verlegt und zeitweise auch in unserer Gemeinde einquartiert,
dies auch 1831 und 1832.
Unterm 10.September genehmigte die Oberberghauptmannschaft im Ministerium des Innern den Bergbau auf Blei und Galmei in einem zusammenhängenden Feld von 121 ½ ha oder 279.318 Quadratlachter
auf dem Breiniger Berg.
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
1831 | m | w | |
Population | 1107 | 1143 | |
Geburten | 25 | 33 | 1 unehelich |
Todesfälle | 31 | 26 | |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | 50 | ||
Liniendienst | 9 Mann | ||
Elementarschüler | 148 | 142 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 84 |
Rindvieh | 420 |
Schaafe | 540 |
Ziegen | 18 |
Schweine | 105 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 195 | 4 | 3Thlr 5Sgr |
Roggen | 325 | 5 | 2Thlr 20Sgr |
Gerste | 35 | 6 | 1Thlr 20Sgr |
Hafer | 855 | 10 | 1Thlr 5Sgr |
Spelz | 95 | 8 | 1Thlr 5Sgr |
Buchweizen | 110 | 8 | 26Sgr |
Rübsaamen | 50 | 4 | 2Thlr 25Sgr |
Kartoffeln | 150 | 144 | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 18 | Centner | |
Stroh | 18 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 7½ | Pfund | |
Käse | 3 | Pfund | |
Landwolle | 8 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 50 | ||
schlecht | 17 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 78 | ||
mittelmäßig | 52 | ||
schlecht | 18 |
1832 | m | w | |
Population | 1120 | 1138 | |
Geburten | 23 | 29 | 0 unehelich |
Todesfälle | 29 | 31 | 0 über 90 |
Trauungen | 14 | ||
geimpfte Kinder | 43 | ||
Liniendienst | 20 Mann | ||
Elementarschüler | 157 | 160 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 107 |
Rindvieh | 719 |
Schaafe | 830 |
Ziegen | 15 |
Schweine | 190 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 201 | 6 | 2Thlr 20Sgr |
Roggen | 330 | 6½ | 2Thlr |
Gerste | 30 | 8½ | 1Thlr 20Sgr |
Hafer | 900 | 12 | 1Thlr 15Sgr |
Spelz | 90 | 11 | 1Thlr 10Sgr |
Buchweizen | 100 | 10 | 1Thlr |
Rübsaamen | 50 | 4 | 3Thlr |
Kartoffeln | 155 | 168 | 17Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 16 | Centner | |
Stroh | 18 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8 | Pfund | |
Käse | 3 | Pfund | |
Landwolle | 12 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 50 | ||
schlecht | 15 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 80 | ||
mittelmäßig | 50 | ||
schlecht | 15 |
1833 | m | w | |
Population | 1128 | 1150 | |
Geburten | 42 | 35 | 3 unehelich |
Todesfälle | 22 | 33 | 1 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | 61 | ||
Liniendienst | 11 Mann | ||
Elementarschüler | 167 | 171 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 86 |
Rindvieh | 624 |
Schaafe | 680 |
Ziegen | 22 |
Schweine | 240 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 205 | 5½ | 1Thlr 28Sgr |
Roggen | 335 | 7 | 1Thlr 18Sgr |
Gerste | 36 | 8 | 1Thlr 10Sgr |
Hafer | 904 | 10 | 1Thlr 6Sgr |
Spelz | 87 | 12 | 1Thlr 4½ Sgr |
Buchweizen | 94 | 8 | 25Sgr |
Rübsaamen | 56 | 3 | 3Thlr 5Sgr |
Kartoffeln | 170 | 167 | 10Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 24 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 7½ | Pfund | |
Käse | 3 | Pfund | |
Landwolle | 12½ | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 85 | ||
mittelmäßig | 54 | ||
schlecht | 19 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 87 | ||
mittelmäßig | 60 | ||
schlecht | 20 |
Auch Uns sollte das Glück zu Theil werden, den hochgefeierten Gast der Rheinlande, den geliebten Kronprinzen in unserer Mitte zu begrüßen. Seine Königliche Hoheit langte heute morgen gegen 9 Uhr unter dem
Donner Geböller, dem Geläute aller Glocken, und dem frohen Jubel des von allen Seiten herbeieilenden Volkes hier ein, und geruheten beim Eingange zur Kirche auszusteigen, und in Begleitung der hiesigen
Authoritäten unsern altehrwürdigen Tempel in Augenschein zu nehmen in welchem höchst dieselben eine halbe Stunde verweilten. Leider ließ es der vorgesezte Reiseplan und die Kürze der Zeit seiner Königlichen
Hoheit nicht zu, länger bei uns zu verweilen und nach kurzem Aufenthalte reisten höchstdieselben unter den Segenswünschen aller von hier ab, nach Montjoie.
Die Milde und die Freundlichkeit womit der geliebte Königssohn sich zu jedem herab läßt, und auch des Geringsten Huldigung nicht verschmäht, muß ihm alle Herzen gewinnen, und wie überall, so hat Er auch bei
uns dadurch ein bleibendes Denkmal der Liebe gestiftet.
Möge der Segen seinem Fußtritte folgen, gleich wie die Freude ihm allenthalben vorauseilt. Sein Andencken wird uns unvergeßlich bleiben.
A Beglückt der Kreis der solches sah, Ihm ist der Kronprinz treustens nah.
B Es jubelt Cornely Munster, welches seinen Wunsch erhört sieht
C Wir Unterthanen ehren – des höchsten Printzen Lehren
D aVe prInCeps ! regnI Ateres! VID Corne LII Monaster sUa VIter jUbILans [MDCCLLVVUVUIIIIIIIj = 1833]
E Reise glücklich ! Lebe wohl !
Der am 19 ten August 1833 verstorbene wohlehrwürdige Priester Herr Mathias Josephus Florianus Otten, hat mittels testamentarischer Disposition den Pfarr-Armen zu Cornelymunster
a) eine zu Cornelymunster am Markte belegene Behausung evaluirt zu 481 Mark
b) eine Capital Forderung zur Last der Civil Gemeinde Cornelymunster zum Antrage von 700 Mark,
überhaupt 1181 Mark, geschrieben ein tausend ein hundert ein und achtzig Thlr elf Sgr. unter der Bedingung vermacht, daß nach dem Ableben seiner Nichte Fräulein Magdalena Schollen Nutznießerin, der hiesige
zeitliche Pfarrer den Pacht erheben, und ohne alle Verantwortlichkeit und Berechnung an Haus Armen auszahlen könne.
Durch allerhöchste Cabinets Ordre vom 15. Aug. 1835 ist vorstehendes Vermächtnis bestättigt worden.
1834 | m | w | |
Population | 1096 | 1108 | |
Geburten | 39 | 34 | 3 unehelich |
Todesfälle | 24 | 19 | 1 über 90 |
Trauungen | 18 | ||
geimpfte Kinder | 44 | ||
Liniendienst | 19 Mann | ||
Elementarschüler | 152 | 155 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 102 |
Rindvieh | 696 |
Schaafe | 530 |
Ziegen | 32 |
Schweine | 380 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 215 | 5 | 1Thlr 23Sgr |
Roggen | 340 | 7¼ | 1Thlr 7Sgr |
Gerste | 34 | 8½ | 1Thlr |
Hafer | 920 | 10 | 24Sgr |
Spelz | 40 | 11 | 24Sgr |
Buchweizen | 12 | 8 | 20Sgr |
Rübsaamen | 60 | 5 | 3Thlr 10Sgr |
Kartoffeln | 180 | 150 | 9Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 17 | Centner | |
Stroh | 12 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8½ | Pfund | |
Käse | 3½ | Pfund | |
Landwolle | 13 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 85 | ||
mittelmäßig | 54 | ||
schlecht | 19 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 87 | ||
mittelmäßig | 60 | ||
schlecht | 20 |
1835 | m | w | |
Population | 1129 | 1146 | |
Geburten | 39 | 31 | 2 unehelich |
Todesfälle | 49 | 30 | 0 über 90 |
Trauungen | 15 | ||
geimpfte Kinder | 65 | ||
Liniendienst | 18 Mann | ||
Elementarschüler | 193 | 192 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 110 |
Rindvieh | 680 |
Schaafe | 520 |
Ziegen | 28 |
Schweine | 350 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 210 | 5½ | 1Thlr 22Sgr |
Roggen | 337 | 8 | 1Thlr 8Sgr |
Gerste | 32 | 7 | 1Thlr 2Sgr |
Hafer | 910 | 10½ | 26Sgr |
Spelz | 80 | 13 | 26Sgr |
Buchweizen | 15 | 7 | 22Sgr |
Rübsaamen | 40 | 2½ | 3Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 185 | 165 | 12Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 1 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 13 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 90 | ||
mittelmäßig | 60 | ||
schlecht | 25 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 92 | ||
mittelmäßig | 62 | ||
schlecht | 22 |
1835 5.Februar abends gegen zehn Uhr bei einem furchtbaren Sturmwetter zündete gleichzeitig der Blitz den Glockenthurm der auf dem Berg oberhalb Cornelymunster belegenen St.Antoni Stephans Kirche. Bei der Heftigkeit des Windes, der Höhe und der Schnelligkeit des Brands war es nicht möglich den Flammen Einhalt zu thun. und so waren in wenigen Stunden der Thurm und das Kirchendach durchs Feuer verzehrt und die drei schönen Glocken von etwa neun tausend Pfund zerschmolzen. Der ganze Flecken war bedroht, und würde wenigstens theilweise ein Raub der Flammen geworden sein, wenn nicht der Wind die fliegenden Funken der glühenden Kohlen des aus der Erde auf Gebälken ruhenden wunderbaren schönen Glockenstuhles längs den Häusern vorbei auf die St. Antoni Kapelle hingetrieben hätte.
1835 am 2 ten Juny wurden in dem Baumgarten des Hr. Notars Emonts allhier durch den Glockengießer Augustin Gaulard aus Belgien / Lüttig wieder drei neue Glocken von resp. 4500 Pf. 3300 Pf. und 2200 Pf. theils aus dem vorgefundenen, theils aus neu beschaftem Material in Gegenwart des Regierungshof-Präsidenten Herrn Graff von Arnim mehrer Mitglieder des Regierungs Collegii des Domprobsten Herrn Clahsen und einer Menge ansehnlicher geist- und weltlicher Personen gegoßen - von diesen wohlgelungenen Glocken ist die leichteste zur Aushilfe in dem kleinen Thurm der Stifts / jetzt Pfarrkirche / aufgehangen worden, die beiden übrigen sind bis Austracht der Sache in dem oberen abgebrannten Thurm placirt worden, und sind sämtliche neue Glocken durch S. Hochwürden dem Herrn Land Dechant Kuck von Burtscheid feierlich eingesegnet.
Vor der Hand hat der Kirchen Vorstand hierselbst die Mauren des abgebranten Thurms zur Erhaltung des Vikarie Gebäudes bedachen lassen.
Das Sanctuarium dieser St. Stephans Kirche bis über die 5 Altäre hinweg hat der wohlehrwürdige Herr Carl Bartholomäus Minderjahn benefizirt den h. Kreuz Altar ex propriis mit einem Kosten Aufwand von sechs
hundert Thaler courant bedachen lassen; der mittlere Theil dieser Kirche ist bis dahin noch unbedacht, und wird die desfallsige höhere Entscheidung entgegen gesehen.
Im Laufe des Sommers 1835 sind durch den erwähnten Glockengießer noch mehrere Glocken hieselbst gegossen worden, unter anderem eine für die Klause Kapelle, welche die Eremiten Heldervogt und Deutz
durch freiwillige Beiträge zahlt haben, und eine für die St. Antonie Kapelle, welche der vorgenannte Herr Minderjahn Beförderer dieser Kapelle ebenfalls ex Propriis bezahlt haben, beide wurden durch den Herrn
Pfarrer Goebbels Hochwürden hierselbst eingesegnet, zu Breinig wurde auch zwei alte Glocken durch neue ersetzt, und erhielt die dortige Kirche ein Staats Geschenk von 195 Thlr dazu.
1835 am 1 ten October hat der hiesige Lehrer Aloys Zimmermann seine Stelle niedergelegt, und ist derselbe gleich durch den Lehrer Joan Wilhelm Hillebrand aus Eilendorff ersetzt worden.
Im 4 ten Trimester war die Scharlach Epidemie hier in Cornelymunster herrschend und rafte bei 15 Kindern in dem Alter bis zu 10 Jahren weg.
Ein Gesetz vom 2.Juli verbietet für alle Orte, wo mehrere Häuser zusammenstehen, das Neubedachen mit Stroh und schreibt vor, daß die Ortsbehörden bei der Anlegung neuer Dächer nur Bedachungen von Metall, Schiefer oder Ziegeln und Lehmschindeldächer gestatten. Auch größere Reparaturen an schon vorhandenen Stroh, Rohr oder Holzschindeldächer sollen in der Regel nicht gestattet werden.
1836 | m | w | |
Population | 1120 | 1142 | |
Geburten | 34 | 36 | 2 unehelich |
Todesfälle | 30 | 27 | 1 über 90 |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | 67 | ||
Liniendienst | 20 Mann | ||
Elementarschüler | 188 | 189 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 109 |
Rindvieh | 664 |
Schaafe | 610 |
Ziegen | 25 |
Schweine | 364 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 200 | 6 | 1Thlr 24Sgr |
Roggen | 340 | 8½ | 1Thlr 8Sgr |
Gerste | 30 | 7½ | 1Thlr 4Sgr |
Hafer | 900 | 11 | 28Sgr |
Spelz | 60 | 15 | 28Sgr |
Buchweizen | 10 | 6 | 24Sgr |
Rübsaamen | 30 | 2 | 4Thlr |
Kartoffeln | 190 | 170 | 14Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 1 | Centner | |
Stroh | 22 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 13 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 130 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 35 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 136 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 36 |
1836 am 6. Febr. starb der Jubilar Priester und Beneficiat Herr Karl Anton Bartholomai Joannes Nepomucenus Minderjahn im 84 ten Lebensjahre nachdem Er vieles für seine Seelenruhe und für die Seelen auch seiner Schwester und Familie fort für die Armen des Cornelymünsterländchens gestiftet hatte.
1836 8 Mai endete die Wittwe Mathias Ganser geboren Anna Magd Thomas im 94 ten Jahre ihren stille frommen Lebenstagen. Sie wurde zu Hahn geboren am 29 ten October 1742 R.i.P.
Unter in 28 ten April 1836 wurde an die Stelle des vorbenannten verstorbenen Herrn Minderjahn dessen Nachfoger ernannt.
Folgt Abschrift des Ernennungsinstruments
Joannes Hurgen s.s. Theologiae Doctor ecclesiae metropolitaniae Coloniensis Decanus et per archidiocosin coloniensem Vicarius Generalis sede vacante capitularis Eques ordinis Aquileae rubrae tertiae Classio
Dilecto nobis in Christo Presbytero Domino Jacob Slaytz Per praesentes beneficium perpetuum Corneli Monasterii die 17 ma Novembris 1777
erectum et per obitam... D Caroli Bartholomai Minderjahn vacano tibi comittimus ad administrandum mandantes ut beneficii onera pie sustineat et parocho illius ecclesiae obitam semper praestes reverentiam et
obedientiam Coloniae sub signo nostro sigilloque vicariatus
generalis sede vacante capitularis.
Anno 1836 die 28 Aprilis gez. Hüsgen
1836 am 5 ten October bei eintrettender Nacht hatte die Gemeinde die allerhöchste Gnade Ihre königliche Hoheit der Kronprinzen von Preußen und Ihre königliche Hoheit den Prinz Albrecht / Bruder / bei höchst Ihrer Durchreise bekomplimentiren zu können. Seiner königl. Hoheit der Prinz Albrecht geruhten die hiesige alterthümliche sonst Abbatial Kirche in Augenschein zu nehmen und höchst Ihre Zufriedenheit über den innerlichen Ausschmuck derselben zu äußern. Die hiesige Bürgerschaft war den hohen Reisenden mit einem Fackelzuge entgegen gezogen nachdem die berittenen Wehr=Reuter bis an der Bürgermeisterei Limite vorausgeeilt waren.
Im Herbst vollendete der Kaufmann und Ritterguts Besitzer Herr Godhart Starz den großartigen Bau zu einer completten Spinnerei mit Walkmühle, nachdem er die seit unerdenklichen Jahren bestand sogenannte Cornely Münsterländchen Mahlmühle gänzlich demolirt und abgetragen, und an dieser Stelle, die genannte bauliche Anlage errichtet hatte.
An die Stelle des in der Irrenheil Anstalt zu Siegburg verstorbenen Steuer und Gemeinde Empfängers Graffweg, ist der frühere Communal Baumeister Johann Cremer ernannt, derselbe ist mit 1 tem Juny 1836 in seine Funktionen eingeführt.
1837 | m | w | |
Population | 1128 | 1142 | |
Geburten | 39 | 36 | 1 unehelich |
Todesfälle | 34 | 27 | 0 über 90 |
Trauungen | 18 | ||
geimpfte Kinder | 44 | ||
Liniendienst | 5 Mann | ||
Elementarschüler | 189 | 187 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 111 |
Rindvieh | 780 |
Schaafe | 769 |
Ziegen | 33 |
Schweine | 288 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 210 | 7 | 1Thlr 20Sgr |
Roggen | 345 | 8½ | 1Thlr 13Sgr |
Gerste | 40 | 9 | 1Thlr 4Sgr |
Hafer | 910 | 10 | 25Sgr |
Spelz | 35 | 16 | 21Sgr |
Buchweizen | 5 | 7 | 26Sgr |
Rübsaamen | 35 | 4½ | 3Thlr 5Sgr |
Kartoffeln | 200 | 160 | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 25 | Centner | |
Stroh | 24 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 9 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 140 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 40 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 145 | ||
mittelmäßig | 95 | ||
schlecht | 40 |
Zu Breinig selbst sind im Laufe dieses Jahres mehrere neue Privat Häuser errichtet worden.
Zu Venwegen kam ein neuer Contract von Seiten der Gemeinden des Schulbezirks Venwegen und Mulardshüt endlich zu Stande. Daselbst wurde auch ein Hauptbrunnen unweit der Kirche angelegt und
ausgeführt.
Zu Cornelymünster aus der Gemeinde Parzelle Capelchensberg bei dem sogenannten Capellchens Brunnen, wurde eine hier mangelnde Bierbrauerei angelegt. Daselbst auf dem Rötgensberg ist der Anfang zur Errichtung einer Baierschen Bierbrauerei mit Felsenkellern gemacht worden.
Der eingeäscherte Kirchthurm der alten St. Stephans Kirche wurde zur Aufhängung der neuen Glocken theilweise wieder aufgesetzt.
Das zum Beneficium perpetuum die 17 ma Novembris 1777 erectum gehörige, bisher von dem lezten Beneficiaten unbewohnte Haus wurde durch freiwillige Gaben in brauchbaren Zustand gestellt.
Ungeachtet daß der seit Menschen Gedenken so häufig gefallene Schnee die Aecker und Wiesen bis in die erste Hälfte des Monats April bedeckte wodurch das Vieh sehr starken Mangel in Beziehung auf die Fütterung leiden mußte ist jedennoch während der Sommer und Herbst Monaten soviel Futter und Frucht erzeugt worden, daß der erlittene Schaden des Frühjahrs ersetzt wurde, inzwischen wegen des abwechselnd vielen Regens ist einige Frucht feucht eingescheuerd worden. Was bei der Kartoffel Erndte auch der Fall war, namentlich sind die sogenannten Roth-Spitze mißrathen.
Drei neue Dachstuben an dem hiesigen Schul und Gemeinde Hause, nebst zwei neuen eisernen Geländern an den äußeren Treppen der Gemeinde und Wäghäuser wurden angefertigt.
An die Stelle der wegen Alters Schwäche ausgetretenen Gemeinde Raths Gliedern Theodor Hamecher und Lambert Lamberts wurden ernannt und eingeführt Peter Joseph Ostlender und Reiner Lamberts zu
Cornelymünster und an die Stelle des mit Tod abgegangenen Peter Gillessen der Cornelius Kutsch zu Breinig.
Der Rendant der Kreys Verwaltung H. Franz Peter Vogelsang ist in seinem 53 ten Jahre mit Tod abgegangenen, die Rendanten Stelle ist mit der Gemeinde Empfangs Stelle vereinigt.
Der Preis der Grundgüter namentlich in der Nähe des Chef lieu Cornelymünster steht gegenwärtig so hoch als er in Menschen Alter gestanden habe.
Die Witterung in den letzten Tagen December war so günstig daß noch mehrere Aecker mit Korn und Waitzen bestellt wurden.
1838 | m | w | |
Population | 1156 | 1169 | |
Geburten | 33 | 37 | 2 unehelich |
Todesfälle | 35 | 26 | 0 über 90 |
Trauungen | 18 | ||
geimpfte Kinder | 63 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 152 | 154 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 113 |
Rindvieh | 785 |
Schaafe | 640 |
Ziegen | 31 |
Schweine | 270 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 180 | 5½ | 2Thlr 28Sgr |
Roggen | 336 | 8 | 2Thlr |
Gerste | 35 | 8 | 1Thlr 15Sgr |
Hafer | 920 | 11 | 1Thlr 8Sgr |
Spelz | 40 | 14 | 1Thlr 8Sgr |
Buchweizen | 8 | 8 | 1Thlr 10Sgr |
Rübsaamen | 32 | 2 | 3Thlr 10Sgr |
Kartoffeln | 200 | 170 | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 18 | Centner | |
Stroh | 1 | 10 | Centner |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 130 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 38 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 140 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 40 |
Wassermangel war so fühlbar daß mehrere Mühlen und Fabriken außer Betrieb gesetzt wurden. Erde-Arbeiten, Stein graben, brechen und behauen konnte wegen allzu großen Kälte nicht verrichtet werden. Gemüße in den Gärten erfroren alle, selbst sind eine Menge Erdäpfel (Kartoffel) in nicht tiefen und gut verstopften Kellern erfroren.
Die geringe Volksklasse litten Mangel an Arbeit sehr und auf daß dieselbe nicht erfrieren mögte, hat die Gemeinde in großer Menge Kohlengriß herbei schaffen lassen und solches nebst Brod reichlich gespendet.
Der Herr Vickar Albert Gereon Stein ist mit Februar nach Coeln als Rector einer dasigen Capelle befördert und an dessen Stelle ist der im vorigen Herbste zum Priester geweihete Hr Eug. Theod. Thyssen
aus Aachen als Vickar hierselbst ernannt. An die Stelle des am 26. Sept. 1839 ausgetrettenen Benefiziaten des h. Kreuz Altars Herrn Mayntz ist nunmehr der geistliche Pensionair und Curat Priester Herr Stephan
Domiicus Jacobus Mauritius Lubigk ernannt worden und sofort eingetretten.
An die Stelle des ausgetrettenen Gemeinde Raths Glieds Arnold Brammerz ist Johann Heinrich Bierfert dahier ernannt.
Das eingeäscherte Dach der alten St. Stephans Kirche wurde im Laufe dieses Jahres gänzlich hergestellt, und ein neuer Glockenstuhl in dieser Kirche auf der früheren Stelle angebracht, fort drei neuen Glocken gangbar gemacht.
Der Kichhoff wurde zum Theil geebnet und von der Straßenseite gehörig durch Instand Stellung der Mauren eingefriedigt.
Die Heu Erndte pro 1838 war ergiebig so auch die Winter und Sommer Frucht nur wegen des häufigen Regens der periodisch und zu oft wiederkehrte hat das Stroh und das Körnlein viel gelitten, selbst Sand Kartoffel im nassen Boden erfault. Im Herbst 1838 eben wegen der nassen Witterung wurde die neue Winter Aussaat mitunter schlecht bestellt auch wüthete der Schneckenfraß mitunter Jahr stark, so daß zu befürchten, daß 1/10 der neuen Aussaat mislingen dürfte, theils aus dieser Ursache, theils Mangels an inneren Gehalt der Fruchtkörner, theils wegen Fehl Erndte in naßen Gegenden auch theils aus unbekannten politischen Gründen ist die Frucht allmählich bis zu enormen Preisen gestiegen, namentlich der Weitzen.
Die Verwaltung der Armen Cassen ist nach dem Ableben des lahmen Rendanten Vogelsang auf den Steuer und Gemeinde-Empfänger Cremer übergegangen.
Die Tuchfabricken gehen im Allgemeinen sehr gut und wegen der in der Nachbarschaft ins Leben gerufenen Eisenbahn und sonstigen vielen Etablissements zu Aachen auf dem Münster Kohlbusch wo die Kokerills Anlagen / und die Metallurgische Gesellschaft so große und verschiedenartigen Fabricken anlegt / sich so vortheilhaft auszeichnen hat die Volks Klasse keinen Mangel an Arbeit.
Hier in Cornely-münster bei Ausführung eines Hausbaues stürzte der Maurer Heinrich Spitz aus Oberforstbach von einem Gerüste herab, wobei er sogleich seinen Tod fand. R.i.P.
In dem wassermangelenden Dorfe Venwegen wurde eine neue Pompe mit großem Vortheil auf einen neuen Brunnen angelegt.
1839 | m | w | |
Population | 1163 | 1177 | |
Geburten | 45 | 41 | 4 unehelich |
Todesfälle | 33 | 26 | 0 über 90 |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | 64 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 160 | 167 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 110 |
Rindvieh | 780 |
Schaafe | 610 |
Ziegen | 30 |
Schweine | 265 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 195 | 7 | 3Thlr |
Roggen | 350 | 6½ | 2Thlr 6 Sgr |
Gerste | 60 | 8½ | 1Thlr 18Sgr |
Hafer | 930 | 11½ | 1Thlr 10Sgr |
Spelz | 30 | 15 | 1Thlr 15Sgr |
Buchweizen | 6 | 8 | 1Thlr 10Sgr |
Rübsaamen | 38 | 2 | 3Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 205 | 150 | 16Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 20 | Centner | |
Stroh | 1 | 12 | Centner |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 9 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 135 | ||
mittelmäßig | 103 | ||
schlecht | 40 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 145 | ||
mittelmäßig | 94 | ||
schlecht | 42 |
1839 in der Nacht vom 19 ten auf den 20 ten Januar bei einem furchtbaren Winde mit Schnee-Gestöber erlitt der Fuhrknecht des Johann Heinrich Geir zu Breinigerheide Hermens, Peter Beinhard auf dem Wege
zwischen Cornelymünster und Breinig den Erfrieren Tod. R.i.P
In der Nacht vom 13 ten auf den 14 ten Mai erstickte der Kalckbrenner Jacob Nolz aus Cornelymünster auf der hier belegenen Kalkbrennerei, anscheinlich hatte er sich zum Erwärmen auf dem Rande des
brennenden Ofens niedergesetzt, und ist besinnungslos in Folge des Schwadems hineingefallen.
Am 31 ten July verunglückte zu Breinig der Zimmerer Johann Peter Prohs. Er stürzte nämlich bei Ausführung eines Neubaues von einem Gerüste herab.
Im Frühjahre herrschte sowohl unter dem Rindviehe als unter den Schafen und Schweinen Maulfäulniß, Hinken und Klauen Seuche. Nach etwa 6 Wochen und nachdem das benannte Vieh sehr daran gelitten und weit zurückgesezt war, verschwand diese Krankheit ohne besondere Sterblichkeit.
Gleichzeitig grassirten unter den Menschen im Frühjahre die Nerven und Brust Fieber nach 3 Monaten zeigten sich auch diese Krankheiten nicht mehr, nur haben Fieber ein paar Individuen ihr Leben eingebüßt.
An natürlichen Menschen Pocken unterlag im Laufe des Jahres ein erwachsener großjähriger Jüngling.
Im Herbste kam fast allgemeine unter allen Kindern bis zu 10 Jahren die Masern Krankheit zum Vorschein. Dieselbe war je dennoch nicht bösartig, blos 6-7 Kinder sind in Folge dieser Krankheit gestorben.
Eine außerordentliche Dürre und dabei ein großer Wassermangel war in diesem Jahre besonders bemerkbar. Dessen ungeachtet zerstörte doch der Schneckenfraß im Herbste manche schöne Wintersaat, was sonst nur bei feuchter und nasser Witterung zu geschehen pflegt.
An die Stelle der ausgetretenen Beigeordneten Bürgermeisters, welcher wegen Altersschwäche Dienstunfähig geworden ist dessen Sohn Johann Wilhelm Kuck zu Venwegen ernannt und instalirt worden.
Mehrere Brunnen wurden zu Breinig und Venwegen angelegt, und mittelst Durchschneidung des Kapellchens Berges und Anlegung eines Straßenfundaments in demselben, wurde die Communication mit dem Fuhrwerke zwischen Breinig und Cornely-münster vollkommen eröffnet.
Wegen Anlegung der Eisenbahn waren in der Nachbarschaft Holz und Haustein-Preise enorm hoch.
1840 | m | w | |
Population | 1187 | 1165 | |
Geburten | 38 | 43 | 2 unehelich |
Todesfälle | 30 | 28 | 0 über 90 |
Trauungen | 15 | ||
geimpfte Kinder | 79 | ||
Liniendienst | 9 Mann | ||
Elementarschüler | 161 | 164 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 112 |
Rindvieh | 784 |
Schaafe | 650 |
Ziegen | 27 |
Schweine | 257 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 200 | 7½ | 2Thlr 26Sgr |
Roggen | 345 | 8 | 2Thlr |
Gerste | 55 | 9 | 1Thlr 20Sgr |
Hafer | 940 | 12 | 20Sgr |
Spelz | 35 | 16 | 25Sgr |
Buchweizen | 10 | 7 | 1Thlr |
Rübsaamen | 40 | 3 | 2Thlr 12Sgr |
Kartoffeln | 200 | 130 | 13Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 24 | Centner | |
Stroh | 15 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 5 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 140 | ||
mittelmäßig | 105 | ||
schlecht | 40 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 145 | ||
mittelmäßig | 95 | ||
schlecht | 45 |
Vom 28 ten Merz haben die hohen Ministerien des Inneren und der Polizei auf dem durch die königl. Hochlöbliche Regierung befürworteten Antrag der Gemeinden Räthe von Cornelymünster und Walheim, die
Vereinigung dieser Bürgermeistereien in EINE zu genehmigen geruhet, was auf den Grund der unter dem 18 april 1840 No. 2108 mitgetheilten Regierungs Verfügung vom 14 ten ejusdem No 168 I zur Publizität
des Publikums gebracht worden ist.
Am 7 ten Juny erfolgte das Ableben des Allerdurchlauchtige Königs vn Preussen Friedrich Wilhelm III Majestät unseres allergnädigsten Herrn.
Am 8 ten ejusdem trat als angestammter nunmehriger Allerdurchlauchtigster König von Preussen Friedrich Wilhelm IV te Majestät unserer Allergnädigster Herr allerhöchst Regierungsfrist an.
Am 15 ten October hatte in der Residenz-Stadt Berlin die Huldigungsfeier statt, wobei die Gemeinden des Landkreises durch ihren Deputaten Herrn Dautzenberg vertreten wurde. Aus Cornelymünster selbst
wohnte dieser Feierlichkeit freiwillig bei, der sich hierzu ex propriis uniformirte Rittergutes Besitzer Gotthard Starz.
Am 11 ten Juny wurde der dritte Beigeordnete Bürgermeister, der frühere Bürgermeister Cornelymünsters Damian Hamacher in seine Function eingeführt.
Am 9 ten October wurde das Gemeinde Raths Glied Johann Hermann Rombach in Stell Ersetzung des Balthasar Bardenheuer ebenfalls in seine Function für die nunmehr vereinigte Bürgermeisterei
Cornelymünster eingeführt.
1840 am 16 ten October starb zu Breinig an Alters Schwäche der dortige erstere Pfarrer Herr Johann Peter Schönen nachdem er bereits 37 Jahre als eifriger Seelsorger der dortigen Gemeinde
vorgestanden hatte.
Am ?.November wurde der dasige Vikar Herr Peter Ostlender als Pfarrer zu Breinig befördert.
Am 31. December starb im 69 ten Jahre der Pfarrer Herr Adam Nicolas Butzkann, Venwegen. Er hatte daselbst während 19 Jahren eifrigst seinen Pflichten erfüllt.
Am 26 ten Januar starb zu Venwegen Theodor Wagenmann Mitglied der Armen Verwaltungs Commission der Bürgermeisterei und zu dessen Stelle Ersetzung wurde der dortige Einwohner Mathias Joseph
Schweitzer ernennt.
Der daselbst wohnende Peter Stevens begehrte wegen Alters Schwäche von seiner Function als Mitglied des Schulvorstandes entbunden zu sein, und wurde dem dortigen Einsaßen Leonard Keller diese Stelle
übertragen.
Im Allgemeinen ist das Jahr 1840 als ein sehr fruchtbares und für den Landmann ersprießliches anzunehmen. Die Winter so wie die Sommer Früchten geriethen vorzüglich gut und standen dabei in sehr hohem
Preise. Die Heu Erndte hingegen war nur mittelmäßig, und die der Kartoffeln durchgängig schlecht.
Für die Kommunikation wurden viele Opfer gebracht, zuerst wurde ein neuer Weg von der Landstraße hinter Friesenrath durch den Gemeindewald nach Rott, eine kleine Ortschaft im Landkreise Montjoie,
eröffnet. Die Cornelymünsterländischen Gemeinde gaben das Terrain unentgeltlich her, und schossen dabei noch ein hundert fünfzig Thaler baar zu. Die frühere Bürgermeisterei Walheim contribuirte zu diesem
Wegebau auch vier hundert Thaler. Die Beendigung dieses Communications Weges wird im nächsten Jahre entgegen gesehen.
Gleichfalls eröffnete vorgenannte Bürgermeisterei per entreprise eine Straße von der Cornely-münster Grenze nach Oberforstbach und verwandte beiläufig ein tausend Thaler. Auch wird der Vollendung dieser
Straße im nächsten Jahre nichts im Wege stehen, überhaupt geschah nebenher durch Hand und Spanndienster sehr viel für den Communal Wegebau, - mehrere Abhänge und gefährliche Stellen an Flüßen und
Bergen wurden durch hölzerne Geländer versichert.
Der Gang der Tuchfabriken und die Förderung von Stein und Kalk waren sehr befriedigend.
1841 | m | w | |
Population | 2420 | 2394 | |
Geburten | 81 | 81 | 0 unehelich |
Todesfälle | 57 | 64 | 1 über 90 |
Trauungen | 28 | ||
geimpfte Kinder | 149 | ||
Liniendienst | 12 Mann | ||
Elementarschüler | 337 | 330 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 240 |
Rindvieh | 1800 |
Schaafe | 1500 |
Ziegen | 45 |
Schweine | 650 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 330 | 6 | 2Thlr 28Sgr |
Roggen | 670 | 6½ | 1Thlr 26Sgr |
Gerste | 170 | 8 | 1Thlr 18Sgr |
Hafer | 2000 | 11 | 20Sgr |
Spelz | 100 | 15 | 26Sgr |
Buchweizen | 20 | 6 | 28Sgr |
Rübsaamen | 85 | 2½ | 2Thlr 15 Sgr |
Kartoffeln | 450 | 80 | 20Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 20 | Centner | |
Stroh | 15 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 12 | Pfund | |
Käse | 6 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 150 | ||
mittelmäßig | 110 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 145 | ||
mittelmäßig | 95 | ||
schlecht | 50 |
Am 28 ten October 1841 endete zu Hahn in seinem 66 ten Jahre der würdige Pfarrer Herr Finken seine irrdische Laufbahn nachdem er während 28 Jahren eifrigst für Kirche Schule und Armen, die er zu
Universal-Erben seiner Hinterlassenschaft eingesetzt, gewirkt hatte.
An dessen Stelle ist der seitherige Vikar Herr Schnitzler aus Raeren Dekanat Eupen eingeführt und ernannt worden.
Am 8 ten November starb zu Breinig im 72 ten Jahre der Ortsvorsteher respective Gemeinderaths Glied ohne leibliche Erben. Durch sein Testament hat er dem dortigen Frühmessen Fonds zwei tausend Thaler
zugewendet wovon die hinterlassene Wittwe die Nutznießung vorläufig behält.
An dessen Stelle ist zur Gemeinderaths Glied bestellt worden, der dortige Steinhauermeister Johann Coberg.
Das Gemeinderaths Glied Johann Heinrich Jäger zu Venwegen hat wegen Alters Schwäche seine Entlassung genommen, zu dessen Stellersetzung ist der dortige Gutsbesitzer Johann Mathias Kloubert ernannt und
eingeführt worden.
Ebenso ist der Gemeindeförster Wilhelm Kremer nachdem er 42 Jahren mit allgemeiner Zufriedenheit seinen Dienst ausgefüllt vermittels einer Pension von neunzig Thalern jährlichst in Ruhestand
getreten und ist an seiner Stelle sein Sohn der Forstgehülfe Johann Wilhelm Kremer zu Breinig gewählt, bestätigt, vereidigt und in seine Function eingeführt worden. Der bisherige seitens 14 Jahren angestellt
gewesener Gemeinde Forst Administrator Herr Biermanns ist als königlicher Oberförster nach Hoeven Landkreis Montjoie befördert worden in dessen Stellersetzung ist der als Forstadministrator qualifizirte
Friedrich Wilhelm Axmacher aus Blumendahl zum Administrator der Cornelymünsterländischen Gemeindewaldungen ernannt und bestätigt worden.
Die Pfarrgemeinde Breinig bezweckt eine neue Kirche zu erbauen, da die jetzige zu klein und baulos ist zu diesem Ende wird jezt schon eine gewisse Summe den Steuern als Baufonds beigeschlagen.
Die Pfarrgemeinde Cornelymünster hat die Absicht auf die Pfarr sonst Abbatial Kirche ein neues Dach zu errichten und diesfalls die Mildthätigkeit seiner königlichen Majestät in Anspruch genommen, das
diesfallsige Resultat wird das Jahr 1842 uns weisen.
Zu Walheim hat der dortige Pfarrer Herr Stelten vorläufig auf seine Kosten einen Anbau am Pfarrhause ausgeführt und ist man im Begriffe die Fonds dazu auf die Steuern der Pfarrgemeinde umzulegen.
Die Communal Wegebauten sind thätig fortgesezt worden die Verbindung mit der Ortschaft Rott Landkreis Montjoie durch den Gemeindewald ist vollends eröffnet, ebenso ist die neue Straße von Cornelymünster nach Oberforstbach incl. einer Brücke bis Entenplatz zu Stande gebracht; mit der weitern Ausführung und sonstigen Parzellen Wegebauten in der Bürgermeisterei ist man thätigst beschäftigt, so wie mit Brunnen und Brückenbauten.
Die Gewerbe als Tuchfabriken, Steinexploitation, Dachziegelbrennereien etc. wurden aeußerst stark betrieben; hingegen wegen der vielen Nässe in Bezug auf Aecker- und Wiesenkultur war die Erndte sehr
mangelhaft namentlich Winterfrucht und Kartoffeln; inzwischen war im Spät Jahr Grummet und Futterkraut sehr ergiebig.
Sonstige bemerkungswürdige Ereignisse kamen nicht vor.
1842 | m | w | |
Population | 2403 | 2397 | |
Geburten | 79 | 63 | 3 unehelich |
Todesfälle | 76 | 59 | 2 über 90 |
Trauungen | 28 | ||
geimpfte Kinder | 146 | ||
Liniendienst | 11 Mann | ||
Elementarschüler | 320 | 343 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 237 |
Rindvieh | 1780 |
Schaafe | 1300 |
Ziegen | 40 |
Schweine | 630 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 335 | 5 | 2Thlr 20Sgr |
Roggen | 675 | 5½ | 2Thlr |
Gerste | 1600 | 6½ | 1Thlr 20Sgr |
Hafer | 1980 | 9 | 1Thlr 4Sgr |
Spelz | 110 | 13 | 1Thlr 10Sgr |
Buchweizen | 10 | 5 | 1Thlr |
Rübsaamen | 80 | 2 | 3Thlr |
Kartoffeln | 500 | 85 | 18Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 25 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 14 | Pfund | |
Käse | 7 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 155 | ||
mittelmäßig | 115 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 150 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 50 |
Eine Feuersbrunst hatte am 22 ten Juny auf dem ländlichen Gute zu Ritscheid statt; sämmtliche mit Stroh bedeckten Hofgebäulichkeiten waren in wenigen Minuten ein Raub der Flammen. Die
Eigenthümerin Frau Wittwe Philip Heinrich Pastor zu Aachen hat aus der Provinzial-Feuer-Sozietät für den erlittenen Verlust eine Entschädigung von circa fünf hundert Thalern erhalten, hingegen ist dem
Halbwinner Caspar Joseph Stickelmann der seine Frucht Haus Mobilien nicht gegen Feuerschaden geschüzt hatte auch keine Entschädigung zu Theil geworden und wurden sämmtliche Gebäulichkeiten schöner wie
früher ausgeführt, und mit Dachziegel bedeckt.
Behufs des Kölner Dombaues hat sich auch hier ein Hülfs Verein gebildet.
Ihre Majestäten der König und der Königin von Preussen nachdem Allerhöchst dieselbe die Grundsteinlegung zur Vollendung der vom Baues zu Cöln beigewohnet hatten trafen in die nahe belegene Stadt Aachen
am 7 ten September abends ein. Willkommen war jedem diese Gelegenheit um dem allverehrtesten Herrscherpaar seine Huldigung darbringen zu können. Für diesmal musste die hiesige Gemeinde des Glückes die
Allerhöchsten Herrscher, wenn auch nur auf der Durchreise entbehren.
An die Stelle des ausgetretenen und nach Eschweiler abgegangenen, seit 7 Jahren hier selbst gewesenen Lehrers Joh. Wilhelm Hillebrand, ist der geprüfte Candidat Hr. Peter Weidenhaupt aus Eschweiler ernannt
worden.
Der Plan zur Neu-Bedachung der Abbatial jetzt Pfarrkirche zu Cornelymünster am 24 ten Juny zu Berlin von der Ober Bau Deputation revidirt, und soll in 1843 und 1844 zur Ausführung gebracht werden.
Der Rittergutbesitzer Herr Gotthard Startz aus Aachen, Inhaber der früheren Abbatial Gebäulichkeiten hat die Fronte zu seinem Sommer Aufenthalte prachtvoll einrichten und benebens sämmtliche
Gebäulichkeiten sehr schön zur Zierde der Gemeinde restaurieren lassen und gibt durch seine bedeutende Tuchfabrik mit Spinnerei 3 bis 400 Arbeitern Gelegenheit ihr Brod zu gewinnen.
Der Gutsbesitzer früher Advokat Anwalt Hr. Minderjahn hat auf dem Markte des Fleckens Cornely-münster ein ausgezeichnetes Haus zu seiner Wohnung erbauen lassen.
An die Stelle des nach Jülich als Professor und Vikar beförderten Herrn Thihsen ist dessen Nachfolger Herr Anton Lamberts ex studius hier als Vikar bestellt worden.
1843 | m | w | |
Population | 2425 | 2410 | |
Geburten | 88 | 78 | 0 unehelich |
Todesfälle | 65 | 78 | 1 über 90 |
Trauungen | 39 | ||
geimpfte Kinder | 144 | ||
Liniendienst | 12 Mann | ||
Elementarschüler | 354 | 334 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 241 |
Rindvieh | 1810 |
Schaafe | 1450 |
Ziegen | 35 |
Schweine | 645 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 340 | 6½ | 2Thlr 10Sgr |
Roggen | 670 | 7 | 1Thlr 25Sgr |
Gerste | 150 | 8½ | 1Thlr 10Sgr |
Hafer | 2000 | 11½ | 22Sgr |
Spelz | 100 | 16 | 24Sgr |
Buchweizen | 15 | 7 | 1Thlr 2Sgr |
Rübsaamen | 90 | 2½ | 2Thlr 25Sgr |
Kartoffeln | 480 | 120 | 17Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 22 | Centner | |
Stroh | 18 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 6 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 160 | ||
mittelmäßig | 120 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 165 | ||
mittelmäßig | 105 | ||
schlecht | 55 |
Am 16 Februar hatte die Vergantung der Neubedachung der hiesigen Pfarrkirche statt, zu einem Werke von solcher Bedeutung fanden sich sehr viele Untermehmungslustige von Aachen und der Umgegend ein. Dasselbe wurde jedoch dem Bauunternehmer Carl Theodor Schmets von Aachen, zu Cornelymünster geboren, zur Ausführung zu der Taxe von 8343 Thlrn. 20 Sgr. 3 Pfg. anvertraut, und ihm eine Frist von zwei Jahren zur Vollendung der Unternehmung gestellt. Der Unternehmer hat durch angestrengste und unausgesetzte Thätigkeit, die selbst durch die anhaltend nasse und ungünstige Witterung nicht gestört wurde, die Ausführung in einem Jahre bewirkt, die Revision wird erst im nächsten Jahre statt finden, und dürfte der Kostenaufschlag sich etwa um 1/4 höher stellen, da auf Veranlassung des Kirchenvorstandes mehrere Verschönerungsarbeiten vorgenommen worden sind.
Der im Anfang des Jahres so hoch gestiegenen Fruchtpreis ist gegen Herbst um die Hälfte bereits gefallen; inzwischen blieb die Fourage noch immer in hohem Preis.
Der seit einem Jahre hierselbst als Unterlehrer angestellte Faber ist im November in seiner Heimath zu Alsdorf mit Tod abgegangen. An seine Stelle ist der Leonard Havenith von Raeren, welcher zugleich hier die Organistenstelle bekleidet, als Lehrer der II Schulabtheilung ernannt worden. Derselbe hat in Brühl das vorschriftsmäßige Examen bestanden.
Die Witterung war im Laufe des Sommers und Herbstes ungewöhnlich naß gewesen, dabei ist jedoch auf dem hiesigen steinigen und trockenen Boden das Ergebniß der Erndte ein reichliches zu nennen; die junge Wintersaat pro 1844 hat inzwischen durch allzu große Nässe und Schneckenfraß viel gelitten.
Der Gesundheitszustand des nutzbringendes Viehes war sehr befriedigend; der Werth des Hornviehes ist jedoch wegen der vielen Ausfuhr ins Ausland bedeutend gestiegen.
Auch wenn der Gesundheitszustand der Einwohner des Cornelymünsterländchens im Ganzen ein sehr befriedigender zu nennen; allgemein herrschende oder schwere Krankheiten wurden nirgends in
außergewöhnlicher Weise wahrgenommen.
Die Thätigkeit zur Unterstützung des Kölner Dombaues so wie zur Unterstüzung und Beförderung des landwirthschaftlichen Vereines ist noch immer rege geblieben.
Auch wird die Praemien Casse zur Förderung der Arbeitsamkeit häufig benutzt.
Allgemeine Anerkennung muß dem allgemein sich regenden Streben nach höherer, wissenschaftlicher Ausbildung gezollt werden. Die hiesige Bürgermeisterei zählt gegenwärtig 12 Studenten aus ihrer Mitte, von
denen drei aus aus dem hiesigen Orte die Universität Bonn besuchen.
Die Fabriken finden sich in gutem Zustande; auf der des Herrn Startz sind bei 500 Arbeiter beschäftiget.
Wegen der vielen Bauten in den nahe belegenen Städten sind die Handwerker, Steinhauer und Zimmerleute, sehr in Anspruch genommen. Es haben daher bereits neue Nachforschungen nach Steinlagern
begonnen, und sind die diesfälligen Resultate zu Breinig, Hahn, Friesenrath und Schmithof günstig ausgefallen.
Auch wird viel Eisenstein gefordert, hingegen ist die Gewinnung des Bleies und Galmei nicht mehr wie früher. Im Allgemeinen ergibt sich jedoch aus der Erfahrung, daß der Mittelstand sich allmählig mehr und mehr
emporschwingt.
Am 26 August gastirten Se. Erzbischöfliche Gnaden Johannes von Geissel auf seiner Reise von Coeln nach Montjoie den hiesigen Ort. Der hochwürdige Herr Coadjutor geruhete hier abzusteigen und in der
Kirche dem gläubigen Volke den Segen zu ertheilen.
Am 29 August bildete sich auf Anregung und unter Anleitung der am ersten Juni an die Stelle des nach Büsbach abgegangenen Organisten Franz Bransch getretenen Organisten Leonard Havenith aus Raeren /
früher Lehrer und Organist daselbst ein Gesangsverein im hiesigen Orte. Die allgemeine Liebe und Zuneigung der hiesigen Einwohner zum Gesang sicherte dem Verein in kurzer Zeit eine große Anzahl von
Theilnehmern.
Am 26 October feierte der Jubilar Herr Beneficiat Dubigk sein fünfzigjähriges Priester Jubiläum. Zur Verherrlichung des Festes eines so ehrwürdigen und allenthalben beliebten Mannes bot der hiesige Ort alle seine
Kräfte auf. Am Vorabend verkündete das fröhliche Geläute aller Glocken die heiß ersehnte Feierstunde an, zu welchen sich außer den zahlreichen Verwandten des Jubilars, der benachbarten Geistlichkeit auch eine
große Anzahl aus den benachbarten Doerfern versammelt hatte. Der Tag der Feier war für das Cornelymünsterländchen ein wahrer Freudentag. Geschmückte Triumphbogen führten zu der Wohnung des verehrten
Geistlichen, von wo aus er durch die Bürger von Cornelymünster in einem feierlichen Zuge unter dem Donner der Böller, dem Geläute der Glocken und dem Schalle der Musik in seiner Capuziner Cutte zur
Kirche geleitet wurde. Seine durch den genannten Gesang Verein aufgeführte musikalische Messe und eine angemessene Rede, trugen zur Würdigung und Erhöhung des Festes bei.
Der Wohlthätigkeitsverein mehrerer Einwohner hat sich in diesem Jahre auf eine so rühmliche als anzuerkennende Weise an den Tag gelegt. Besonders müssen wir der milden Beiträge zur Vollendung respective
Bestreitung, des Kirchendachbaues lobend gedenken; ferner der, durch den zu Schleckheim verstorbenen Wilhelm Schönauen der hiesigen Pfarrkirche und den Armen vermachten Stiftung von neunhundert Thalern;
dann der Stiftung der zu Cornelimünster verstorbenen Wittwe Franz Peter Vogelsang, bestehend in einer Wiese von drei Morgen an die Kirche vermacht, endlich einer Stiftung des ebenfalls zu Cornelimünster
verstorbenen Heinrich Bierfert, auch zu Gunsten der Kirche.
Im Laufe dieses Jahres wurden mehrere Communal Wege Parzellen zu Oberforstbach und Walheim ausgeführt.
Zufolge der Einwilligung einer neuen und zwar hölzernen Brücken über dem Indebach am Bergthore von Seiten der königlichen hochlöblichen Regierung wurde die genannte hölzerne Fahrbrücke durch den Unternehmer Pesch aus Raeren ausgeführt und nach gehaltener Revision gut gefunden. Zugleich müssen wir es dankbar erwähnen, daß die königliche hochlöbliche Regierung zur Deckung der Kosten eine Unterstützung von fünfzig Thalern aus dem Dispositions Fonds bewilligt hat.
Leider haben wir auch zwei Unglücksfälle zur Warnung und Vorsicht zu erwähnen. Es stürzte nämlich der zu Cornelimünster wohnende Halbwinner Jacob Lausberg Abends in tiefem Dunkel in den an der Kirche
liegenden Garten / die Fasanerie genannt / des Herrn Startz vor dem Rosthore.
Auf der Breinigerheide ertrank eine minderjährige Tochter des Jacob Beissel in einer Thonerde Grube.
1844 | m | w | |
Population | 2437 | 2425 | |
Geburten | 84 | 79 | 0 unehelich |
Todesfälle | 63 | 51 | 0 über 90 |
Trauungen | 35 | ||
geimpfte Kinder | 166 | ||
Liniendienst | 13 Mann | ||
Elementarschüler | 342 | 343 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 240 |
Rindvieh | 1800 |
Schaafe | 1410 |
Ziegen | 37 |
Schweine | 640 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 320 | 4½ | 2Thlr 4Sgr |
Roggen | 685 | 5½ | 1Thlr 20Sgr |
Gerste | 190 | 7 | 1Thlr 4Sgr |
Hafer | 1950 | 13 | 26Sgr |
Spelz | 150 | 12 | 26Sgr |
Buchweizen | 15 | 5 | 1Thlr |
Rübsaamen | 80 | 1½ | 3Thlr |
Kartoffeln | 490 | 125 | 15Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 24 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 11 | Pfund | |
Käse | 6 | Pfund | |
Landwolle | 8 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 180 | ||
mittelmäßig | 130 | ||
schlecht | 55 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 170 | ||
mittelmäßig | 110 | ||
schlecht | 60 |
Der ehrwürdige Jubilarpriester Steph. Jac. Dominic Mauritius Dubigk dem bereits im vorigen Jahre durch Vermittlung der königlichen Regierung eine außerordentliche Unterstützung von 50 Thlrn zuerkannt worden war, und dem auch in Ansehung seiner Verdienste zufolge Rescripts des Herrn Finanz Ministers Excellenz in diesem Jahre eine solche von 20 Thlrn bewilligt wurde, verschied gegen den 18 ten May - wie sehr er sich während seiner hiesigen sechs jährigen Amtsthätigkeit die Achtung und Liebe der Einwohner erworben hatte, davon gab die allgemeinen Trauer welche die Kunde von seinem Ableben in den Herzen Aller hervorrief. So wie die Menge derer, die seiner Leiche zum Grabe folgten den sprechendsten und ungeheucheltsten Beweis. Bei dem fortwährenden Mangel an Geistlichen ist die durch ihn in Erledigung gekommene Beneficiat- Stelle noch nicht besezt.
Im Laufe des Jahres trat zu wiederholten Malen hoher Wasserstand ein. Unser sonst so friedliches Indeflüsschen war gleichsam zum reissenden Strome geworden. Zum Glück währte derselben fast jedesmal
nicht länger als einem Tag; jedoch wurden mehrere Fußbrücken als am Iter und Eurensteg durch die Gewalt des Wassers fortgeschwemmt.
Im Anfange des Sommers trat plötzlich ein heftiger Hagelschlag ein, welcher besonders den südlichen Theil der Bürgermeisterei traf, und das Dorf Schleckheim am meisten berührte.
Im Monate März brach in Folge Unvorsichtigkeit bei hellem Tage zu Schleckheim Feuer aus, welches bei günstigem Winde mit raschen Schritten um sich griff und zwei mit Stroh gedeckte Häuser verzehrte. Die aus
der Umgegend herbei geholten Brandspritzen konnten zur Rettung der Gebäude, welche nicht versichert waren, wenig mehr beitragen.
Im Monat May war zu Walheim dicht an der Landstraße ein Leichnam aufgefunden. Die ärztliche Untersuchung entdeckte eine mit einem in der Nähe der Leiche befindlichen Rasiermesser, am Oberarme
beigebrachte tiefe Schnittwunde, welche sich der unglückliche wahrscheinlich selbst versezt hatte. Die späteren Aufklärungen über Person und Verhältnisse desselben, in Folge derer sich herausstellte, daß derselbe
ein gewisser an der Eisenbahn angestellt gewesener Beamte der dort seinen Posten verloren habe, sei, machten diese Wahrscheinlichkeit fast zur Sicherheit.
Zu Breinig verunglückte im Monate May der Egid. Joseph Niessen ein alter beinahe 80 jähriger Bergmann. Derselbe war mit dem Ausbeuten der Galmeygrube allein und zur ungelegenen Zeit beschäftigt, als bei
einem Gewitter die vielleicht nicht gehörig gestüzte Oberdecke einbrach und ihn lebendig begrub.
Auf der Breinigerheide fand man im Monate May die Anna Catharina Braun, Ehefrau Arnold Thelen in dem unweit ihrer Wohnung befindlichen Gemeindebrunnen ertrunken. Nach Erklärung des Arztes und ihrer
Angehörigen soll dieselbe durch Schwermüthigkeit zu diesem Schritte getrieben worden sein.
Zu Walheim ereignete sich im October folgender merkwürdiger Unfall. Der dort wohnende Schreiner Johann Lambert Mirbach war in einem daselbst belegenen Gemeinde Steinbruche mit dem Exploitiren von
Steinen beschäftigt. Unvorsichtig genug hatte er die bereits exploitirte Erdmasse wegzuräumen unterlassen, und gleich mit der weiteren Ausbeutung begonnen. Plötzlich stürzte der über ihm befindliche Schutt
zusammen und bedeckte den Mirbach.
In dieser furchtbaren Grube brachte der unglückliche 2 Stunden zu. Gegen Mittag kommt seine Ehefrau in der Absicht um ihm Essen zu bringen, sie schaut umher und zufällig erblickt sie den ungefähr nach 2 Zoll
über der Erde hervorragenden Spatenstiel. Sie eilt nun das schrecklichste ahnend wiederum in's Dorf hinein, und mit Hülfe des Schneiders Heinrich Tornay und des Tagelöhners Winand Kreitz deren aufopfernde
Handlung hiemit lobend anerkannt wird, gelingt es in kurzer Zeit den Verschütteten, der beim ersten Erscheinen einer Leiche mehr als einem Lebenden ähnlich war, hervor zu holen.
Einige geringe Quetschungen abgerechnet. So gelangte derselbe fast noch an demselben Tage wieder zur Gesundheit, derer er sich heute noch erfreut. Beim einstürzen der Oberdecke hatte der P. Mirbaum die
Besinnung sich einer gekrümmten Lage, wodurch er vielleicht die zur Lebens Unterhaltung nöthige Luft gewann, zu halten.
So ward durch das Zusammentreffen von günstigen Umständen ein Menschen Leben gerettet. Möchte übrigens dieser Vorfall eine Aufforderung zum regelmäßigen senkrechten Betriebe allen Bergleuten ein
warnendes Beispiel sein.
Dem hier bestehenden Kreis Ausschuße des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit traten in diesem Jahre viele der handarbeitenden Klasse angehörende Einwohner bei und mit Freuden gewahrt man
unter denselben sichtliches Gedeihen und neues Leben.
Auch des hiesigen Hülf Dombau Vereins müssen wir gedenken; die in diesem Jahre eingesandten Beiträge als Scherflein zur Vollendung des erhabenen Meisterwerks und Denkmals deutscher Kunst und deutschen
Frommsinnes bezeugen welche thätige Theilnahme der hiesige Verein einem Gegenstand von solcher Bedeutung erwiesen hat.
Im Monate Juny verschied der als Mitglied des Gemeinderathes und Kirchenvorstandes thätig gewesene Jacob Knorr aus Oberforstbach. An dessen Stelle wurden in ersterer Beziehung Caspar Joseph Stickelmann aus Oberforstbach und in letzterer Eigenschaft Hubert Siemons Johanns aus Schleckheim gewählt.
1845 | m | w | |
Population | 2490 | 2476 | |
Geburten | 73 | 89 | 3 unehelich |
Todesfälle | 61 | 53 | 2 über 90 |
Trauungen | 30 | ||
geimpfte Kinder | 129 | ||
Liniendienst | 11 Mann | ||
Elementarschüler | 350 | 346 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 238 |
Rindvieh | 1775 |
Schaafe | 970 |
Ziegen | 37 |
Schweine | 540 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 335 | 5 | 3Thlr 6Sgr |
Roggen | 610 | 5½ | 2Thlr 27Sgr |
Gerste | 200 | 8 | 1Thlr 23Sgr |
Hafer | 1860 | 12 | 1Thlr 4Sgr |
Spelz | 280 | 15 | 1Thlr 10Sgr |
Buchweizen | 10 | 4½ | 1Thlr 12Sgr |
Rübsaamen | 70 | 1½ | 3Thlr 25Sgr |
Kartoffeln | 500 | 21 | 1Thlr 10Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 1 | Centner | |
Stroh | 23 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 12 | Pfund | |
Käse | 8 | Pfund | |
Landwolle | 12 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 190 | ||
mittelmäßig | 140 | ||
schlecht | 60 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 175 | ||
mittelmäßig | 115 | ||
schlecht | 62 |
Der Sommer dieses Jahres war für die Feldfrüchte, die im Frühjahre allgemein den reichlichsten Ertrag versprachen, im höchsten Grad nachtheilig; während des anhaltenden Regens, der unablässig mit geringen
Unterbrechungen dem Himmel entströmte, gelang es mir mit der größten Sorgfalt und Anstrengung die Früchte trocken einzuscheuern.
Besonders litt die Kartoffelfrucht bei dieser Witterung, und man kann sie als gänzlich mißrathen bezeichnen. Dazu kann noch der Uebelstand, daß diese Frucht kurz vor der Erndtezeit nicht allein in der hiesigen
Provinz, sondern auch in England, Frankreich, Deutschland und den benachbarten Landen von einer seuchenartigen Krankheit befallen wurde, wodurch der ohnehin geringe Ertrag geschmacklos und meist erfaulen
und zur Faulheit geeignet wurde. Diese allgemeine Mißrathung der Kartoffel hält bis jetzt noch sämmtliche Getreidepreise sehr hoch und hat eine besonders für die ärmere Klasse drückende Theurung, an der wir
gegenwärtig noch leiden, herbeigeführt. Um unter diesen Umständen der handarbeitenden Klasse die Beschaffung der unentbehrlichsten Lebensmittel möglichst zu erleichtern, betheiligte sich die hiesige
Bürgermeisterei an dem, durch die Gesellschaft für nützliche Wissenschaften und Gewerke zu Aachen hervorgerufenen Vereine zu dem oben gedachten Zwecke.
Am 21 ten October verschied zu Schlosenmühle unweit Cornelimünster das Gemeinde und Kirchenrathmitglied Johann Hubert Stollenwerk; die durch sein Ableben in Erledigung, gekommenen Stellen sind zur
Zeit noch unbesetzt.
An die Stelle des ausgeschiedenen beigeordneten Bürgermeisters Christian Schartmann in Walheim trat der daselbst wohnende Ackerer Bertram Klein.
Die hier bestehende Comission des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit zeigte auch in diesem Jahre eine thätige Wirksamkeit und es äußerte der hiesige Verein auch seine wohlthätigen Folgen. Gleichfalls
setzte der hiesige Hülfs Dombauverein in diesem Jahre seine thätige Theilnahme fort.
Im Monate Januar deponirte eine ungenannt sein wollende Person zu Behufe des Neubaues der Kirche zu Walheim vierhundert Thaler in die Hände des Bürgermeisters, welcher diese Summe sofort dem
Kirchenvorstande zu Walheim übermacht hat.
Im Verlaufe dieses Jahres wurde den Israeliten der hiesigen Bürgermeisterei ein neuer Friedhof, dem katholischen Gottesacker gegenüber, von Seiten der Gemeinde angewiesen, da ihnen von dem Besitzer des
Grundstückes, welches früher als Judenkirchhof benutzt wurde, das Recht bestritten wurde, dort ihre Leichen zu bestatten.
Zu Venwegen wurde die Kirche mit einem neuen Giebel bekleidet; die Kosten zum Betrage von 214 Rthlr wurden gemeinschaftlich auf die beiden zum Pfarrbezirke gehörigen Ortschaften, Venwegen &
Maulartshütte nach Maßgabe der Klassensteuer umgelegt.
Durch das Steigen der Industrie und den Aufschwung des Bergwesens für welches durch die bedeutenden Anlagen des Herrn Marquis de Sassenay zu Stolberg und anderer Gesellschaften in der hiesigen Gegend
eine neue Epoche eingetreten ist, hat die Berechtigung, in der hiesigen Bürgermeisterei Galmei Soda exploitiren zu dürfen, einen enormen Werth erhalten. Bereits mehrere der Conzessionäre haben ihre
Berechtigungen unter sehr vortheilhaften Bedingungen an verschiedene Gesellschaften veräußert.
Den Gesundheitszustand müssen wir im Allgemeinen als befriedigend bezeichnen; als merkwürdig verdient
hervorgehoben zu werden, daß sich die Anzahl der in diesem Jahre verstorbenen Eingesessenen, wie im Jahre 1844, auf 114 beläuft.
Im Monate Dezember erhielt der bisher provisorisch angestellt gewesene Schullehrer Candidat seitens der königlichen Regierung seine definitive Ernennung; derselbe heißt Peter Weidenhaupt & steht seit 1842
hier selbst als Lehrer der I ten Abtheilung.
Im Laufe des Jahres trat zu wiederholten Malen hoher Wasserstand ein, namentlich setzte die letzte Ueberschwemmung am Schlusse des Jahres den Ort Cornelimünster fast gänzlich unter Wasser.
Am 1.Januar fand man zu Schleckheim auf einem Feldwege die Leiche des Schreiners Peter Joseph Ganser von Schleckheim; derselbe hatte dem ärztlichen Fundberichte gemäß in Folge eines epidemischen
Schlages plötzlich daselbst seinen Tod gefunden.
Am 6 ten Juli wurde in dem Hebscheider Weiher an der Oberforstbacherheide eine männliche unbekannte Leiche aufgefunden; aller Wahrscheinlichkeit nach hat der Verunglückte sich freiwillig das Leben
genommen.
Unterm 23.Juli erging für die Rheinprovinz eine Gemeindeordnung, die die Rechtsverhältnisse der Gemeinden, Bürgermeistereien und Städte einheitlich regelt.
Das Gewerberecht wurde durch die neue preußische Gewerbeordnung vom 17.Januar für das ganze Staatsgebiet vereinheitlicht.
Der Bergbau auf dem Breinigerberg hat eine neue Wendung genommen. Der dort gebergte Galmei wird größtenteils in der 1834 auf dem Münsterbusch errichteten Zinkhütte der Metallurgischen Gesellschaft, die
fast ausschließlich in der Hand belgischer Herren ist, verhüttet. In diesem Jahr ging die Hütte in den Besitz der 1841 vom Marquis de Sassenay mit Herren aus Paris gegründeten Kommandit-Gesellschaft de
Sassenay und Cie. über. Diese Gesellschaft hat bereits vor 2 Jahren von den Erben James Cockerill das Kohlenbergwerk "Jamesgrube". Jetzt (1845) wurde die königliche Genehmigung erwartet, die K.Ges. in die
Aktiengesellschaft für Bergbau und Zinkfabrikation zu Stolberg, kurz Stolberger Gesellschaft genannt, umzuwandeln. Auf sie wurden auch Anteile an der Grube Breinigerberg übertragen. Alsbald begann man vom
Bernardshammer her einen Stollen in das Grubenfeld vorzutreiben.
Die Grube soll nun nach neuzeitlichen Gesichtspunkten angebaut werden. (siehe auch 1847)
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
1846 | m | w | |
Population | 2474 | 2470 | |
Geburten | 91 | 84 | 1 unehelich |
Todesfälle | 77 | 58 | 1 über 90 |
Trauungen | 39 | ||
geimpfte Kinder | 152 | ||
Liniendienst | 20 Mann | ||
Elementarschüler | 413 | 409 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 243 |
Rindvieh | 1808 |
Schaafe | 1290 |
Ziegen | 36 |
Schweine | 550 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 320 | 5 | 3Thlr 20Sgr |
Roggen | 620 | 3 | 3Thlr 10Sgr |
Gerste | 140 | 6 | 2Thlr 5Sgr |
Hafer | 1900 | 10 | 1Thlr 12Sgr |
Spelz | 230 | 12 | 1Thlr 15Sgr |
Buchweizen | 16 | 4½ | 1Thlr 15Sgr |
Rübsaamen | 85 | 1 | 4Thlr |
Kartoffeln | 530 | 90 | 1Thlr 5Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 25 | Centner | |
Stroh | 25 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 14 | Pfund | |
Käse | 7 | Pfund | |
Landwolle | 11 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 180 | ||
mittelmäßig | 130 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 170 | ||
mittelmäßig | 105 | ||
schlecht | 50 |
An der Schule zu Breinig, wo die bedeutende Anzahl der Schulpflichtigen Kinder die Kräfte eines Lehrers überstieg, war die Berufung eines zweiten Lehrers Bedürfnis geworden. Dieselbe erfolgte in der Person des geprüften Schulamts Candidaten Carl Schmitz von Randerath.
Zu Hahn wurde der Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen & mit Genehmigung der vorgesetzten Behörden pro Oekonomie fast ganz ausgeführt, wodurch an Kosten bedeutend erspart worden ist.
Daselbst verschied am ersten Dezember der Beigeordnete und Gemeindeverordnete Johann Mathias Welter von Hahn nach beinahe siebenjähriger Dienstzeit in der ersteren Eigenschaft.
Gleichfalls haben wir hier des verstorbenen Kirchenrendanten und vormaligen Gemeinderaths Mitgliedes Arnold Joseph Brammertz von Cornelimünster, welcher die erstere Stelle, seit dem Ableben des Benefizirten
Minderjahn bekleidete, so wie eines andern, ehemaligen Gemeinderaths und Kirchenraths Mitgliedes Theodor Hamacher von Cornelimünster, welcher ein Alter von beinahe 91 Jahren erreichte, zu gedenken.
In Stell Ersetzung des erstgenannten Kirchenvorstands Mitglied ist der hier wohnende Gottfried Braun gewählt und das Kirchenvorstands Mitglied Johan Jakob Koch hierselbst zum Rendanten ernannt worden.
Der oben genannte, zum Gemeindeverordneten gewählte Gutsbesitzer Johann Joseph Minderjahn wurde außerdem als Stellvertretender Gemeindevorsteher der Gemeinde Cornelimünster bestätigt.
Der zu Cornelimünster verstorbene Ackerknecht Mathias Mathissen setzte mittelst testamentarischer Verfügung den Armen von Cornelimünster ein Legat von fünfzig Thalern aus.
Hierbei müssen wir dankend der Unterstützung ad 20 Thlr. gedenken, welche dem verlebten Pfarrer Keller während seines langwierigen Krankenlagers auf Ansuchen des Bürgermeisters seitens der königlichen
Regierung aus Staatsfonds bewilligt ward.
Die hiesige Commission des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit bethätigte auch in diesem Jahre, wie sehr ihr das Wohl der handarbeitenden Klasse am Herzen liege und darf daher mit
Freude auf die stets zunehmende Theilnahme von dem Verein hinblicken.
Der Monat Juli dieses Jahres brachte uns das, jedes siebente Jahr wiederkehrende Fest der Heiligthumsfahrt, welches auch diesesmal in altherkömmlicher Weise feierlich begangen & ausnahmweise auf drei
Wochen ausgedehnt wurde. Dasselbe wurde von Pilgern und Fremden von nah & fern zahlreich besucht & mit sichtbarer Befriedigung verlassen.
Wie sich die Witterung des vorigen Jahres und namentlich des Sommers zum großen Vortheile der Feldfrüchte durch anhaltendem Regen ausgezeichnete & gegründete Besorgnisse im Hinblick auf den kommenden Winter rege machte; in demselben Maße übte in diesem Jahre die ganz außergewöhnliche Hitze des Sommers und der bis zu Anfang des Winters gewesene Wasser Mangel, dessen sich die ältesten Einwohner nicht zu erinnern wissen, einen verderblichen Einfluß auf die Feldfrüchte & Futterkräuter jeder Gattung aus, so daß bei den enormen Preisen der ersten Lebensmittel und besonders des Brotes und der Kartoffeln mit Recht auf außergewöhnliche Unterstützungen zur Linderung von Noth & Elend gedacht werden muß.
Im Dorfe Venwegen wurden zur Vergrößerung des dortigen Kirchhofes zwanzig Ruthen Privat Eigenthum durch die betheiligten Bürgermeistereien Cornelimünster & Lammersdorf acquirirt.
Im Laufe dieses Jahres wurden die Schürf Versuche nach Blei Erz, Galmei und Eisenstein thätig fortgesetzt & in der Nähe von Schmithof zwei bedeutende Stollen-Anlagen ausgeführt.
Ueberhaupt wird der Bergbau sehr eifrig betrieben & verspricht eine neue Nahrungsquelle für die hiesige Gegend zu werden.
1847 | m | w | |
Population | 2468 | 2472 | |
Geburten | 76 | 70 | 2 unehelich |
Todesfälle | 80 | 68 | 0 über 90 |
Trauungen | 31 | ||
geimpfte Kinder | 125 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 426 | 416 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 183 |
Rindvieh | 1750 |
Schaafe | 1210 |
Ziegen | 33 |
Schweine | 530 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 305 | 6 | 4Thlr 10Sgr |
Roggen | 630 | 8 | 3Thlr 25Sgr |
Gerste | 130 | 6 | 2Thlr 15Sgr |
Hafer | 1920 | 10 | 2Thlr |
Spelz | 200 | 14 | 2Thlr |
Buchweizen | 10 | 6 | 2Thlr 5Sgr |
Rübsaamen | 80 | 1 | 4Thlr |
Kartoffeln | 580 | 70 | 1Thlr 6Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 1 | Centner | |
Stroh | 25 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 6 | Pfund | |
Landwolle | 9 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 160 | ||
mittelmäßig | 120 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 165 | ||
mittelmäßig | 105 | ||
schlecht | 55 |
Um den Breiniger Schülern vom 10. Lebensjahr das Viehhüten auch außerhalb der schulfreien Zeit zu ermöglichen, genehmigte die Aachener Regierung daß für sie der Morgenunterricht später
beginnen könne. Diese Einrichtung "Hüteschule" genannt, wurde erst 50 Jahre später wieder abgeschafft, nachdem das Viehhüten dadurch überflüssig zu werden begonnen hatte, daß die Viehweiden immer mehr
mit Drahtzäunen eingefriedigt wurden.
Unterm 10.April genehmigte die Abteilung für Berg, Hütten und Salinenwesen im Finanzminsterium die Erweiterung des Konzessionsfeldes der Grube Breinigerberg um 59 ha oder 135.010 Quadratlachter und
erteilte ferner die Berechtigung zur Gewinnung von Bleierzen, Galmei und Eisenstein im ganzen, jetzt 414.335 Quadratlachter großen Feld.
In diesem Jahr wurden die zwei ersten Schächte niedergebracht, davon einer auf dem seit 2 Jahren in das Grubenfeld vorgetriebenen Stollen.
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
1848 | m | w | |
Population | 2476 | 2469 | |
Geburten | 79 | 76 | 2 unehelich |
Todesfälle | 53 | 65 | 2 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | 129 | ||
Liniendienst | 12 Mann | ||
Elementarschüler | 424 | 422 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 184 |
Rindvieh | 1754 |
Schaafe | 1130 |
Ziegen | 31 |
Schweine | 525 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 310 | 7 | 2Thlr 10Sgr |
Roggen | 640 | 9 | 1Thlr 15Sgr |
Gerste | 120 | 6 | 1Thlr 5Sgr |
Hafer | 1940 | 12 | 22Sgr |
Spelz | 180 | 14 | 24Sgr |
Buchweizen | 5 | 7 | 26Sgr |
Rübsaamen | 90 | 5 | 3Thlr |
Kartoffeln | 570 | 80 | 20Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 15 | Centner | |
Stroh | 13 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8 | Pfund | |
Käse | 5 | Pfund | |
Landwolle | 8 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 130 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 35 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 135 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 40 |
Zwar erfreuen wir uns noch nicht aller, durch die Revolution errungenen Freiheiten in ihrem vollen Maaße und Umfange. Doch zeigt uns diese großartige That, auf welche wir mit Stolz hinblicken dürfen, daß der
Gesammtwille des Volkes, wenn auch eine zeitlang in
Schranken gehalten, doch niemals gänzlich unterdrückt werden kann, und wie schwer eine solche Mißachtung und Unterdrückung in ihren Folgen sich rächt. Wenn auch die Sicherstellung der errungenen Freiheiten
zwischen der Krone und den Vertretern des Volkes noch dem Wege der Vereinbarung nicht zu Stand gebracht und in Folge dessen seitens der Krone eine Verfassung oktrogirt worden ist, so läßt sich doch von den
Vertretern des Volkes mit Zuversicht erwarten, daß sie die blutig erkämpften Rechte desselben mit Kraft und Nachdruck wahren, und dem Lande eine konstitutive geben werden, die seine wahren Bedürfnisse in
jeder Beziehung zu befriedigen geeignet ist.
Wie jede Veränderung und Umwälzung der Staatsform, so brachte auch unsere Revolution in allen Gauen des Vaterlands eine unbeschreibliche Aufregung und eine Menge momentaner Uebelstände hervor. In den
am Gemeinderath belegenen Dörfern Schmithof und Venwegen schaarten sich in den ersten Tagen des April 6 eine große Anzahl Dorfbewohner zusammen, welche unter Musik und Trommelschlag in feierlichem
Zuge bei hellem Tage in den Gemeindewald zogen und dort eine Masse Tannenpflänzlinge ausrottete.
Wie leicht erklärlich und entschuldbar auch diese eigenmächtig unerlaubte Handlung, zumal bei der allgemeinen herrschenden Aufregung, bei der vielfach mißdeuteten und mißverstandenen Frage und bei dem
Umstand sein mochte, daß seit einer Reihe von Jahren aus trifftigen Gründen gegen die Anpflanzung von in des Gemeindewaldungen vergeblich protestirt worden war, sofort doch wegen dieser Zerstörung eine
gerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Urheber statt gefunden.
Am 1 ten Mai wurden im Bereiche der Bürgermeisterei die indirecten Urwahlen für Frankfurt und Berlin abgehalten. Zu diesem End war dieselbe in 6 Wahlbezirke eingetheilt, nämlich
1. Cornelimünster, 2. Breinig, 3. Venwegen mit Schützheide 4. Walheim, Schmithof und Nütheim, 5. Hahn und Friesenrath und 6. Oberforstbach mit Schleckheim, welche zusammen achtzehn Wahlmänner zu wählen
hatten.
Es wurden gewählt:
1) für Frankfurt
1. in dem Wahlbezirk Cornelimünster Vikar Werner Joseph Siemons und Kohlespediteur Heinrich Joseph Emonts
2. in dem Bezirk Breinig: Pfarrer Ostlender und Ackerer Christian Pesser
3. in dem Bezirk Venwegen: Pfarrer Herfs
4. in dem Bezirk Walheim: Pfarrer Stelten und Bäcker Johann Jacob Kreitz
5. in dem Bezirk Hahn: Gemeindeverordneter Wilhelm Hermann
6. in dem Bezirk Oberforstbach: Bauunternehmer Wilhelm Plum
2) Berlin
1. zu Cornelimünster: Vikar Siemons und Ackerer Peter Joseph Ostlender
2. zu Breinig: Pfarrer Ostlender und Christian Pesser
3. zu Venwegen: Pfarrer Herfs
4. zu Walheim: Pfarrer Stelten und Bäcker Joh. Jacob Kreitz
5. zu Hahn: Beigeordneter Heinrich Joseph Kratzenberg
6. zu Oberforstbach: Bauunternehmer Plum
Die Wahl des Abgeordneten für Frankfurt hatte vom 10 Mai zu Herzogenrath statt gefunden, und für Berlin zu ……
Als Abgeordnete für Frankfurt wurden gewählt ……. für Berlin ………….
Auf den Wunsch mehrerer Einwohner von Oberforstbach wurde der Ackerer Caspar Joseph Stickelmann als siebenter Beigeordneter der Bürgermeisterei ernannt. Nachdem der Gemeindeverordnete Beigeordnete
Bürgermeisters Johann Wilhelm Brammertz zu Breinig wiederholt den Wunsch ausgesprochen hatte, von seiner Stelle als Beigeordneter entbunden zu werden, wurde der frühere Gemeindeverordnete Johann
Theodor Beretz als dessen Nachfolger und der Gemeinde Verordnete Johann Bree zu Eich wurde als Bürgermeisterei Abgeordneter für die noch vakante Stelle gewählt.
An die Stelle des emeritirten Pfarrers Göbbels, welcher seit 1821 der hiesigen Pfarr Gemeinde als Seelsorger vorstand, wurde Wilhelm Joseph Küfen, seither Vikar zu …… als Pfarrer hieher befördert.
Bemerkenswerth ist der feierliche Einzug welcher dem neuernannten von sämmtlichen Pfarr Genossen bereitet wurde.
Die Tuchfabrik in der Abtei hierselbst gerieth im Laufe des Jahres infolge der allgemeinen Schwäche von Handel und Gewerbe und insbesondere auch durch die zerrütteten Vermögens Verhältnisse des
Eigenthümers gänzlich ins Stocken. Wir halten uns verpflichtet, dem letztern unsern Dank dafür auszusprechen, daß er bis dahin durch namhafte Beiträge zur Linderung der Noth der Armen beigetragen hat. Durch
den totalen Stillstand dieses Etablissements stieg die leider schon ohnehin starke Anzahl der brodlosen Handwerker und Fabrikarbeiter, weshalb zu ihrer Beschäftigung seitens der Herren des bedeutend Fonds
disponibel gestellt werden müßten, welche zur Anlage neuer und zur Ausbesserung oder Reparaturbedürftigen Wege verwendet wurden.
Dabei blieb indessen noch Manches der Armen-Verwaltungs Commission so wie der Privat Wohlthätigkeit zu leisten übrig, denn bei dem besten Willen war es dem gewöhnlichen Handarbeiter nicht möglich, Arbeit zu
erhalten. In dieser Beziehung verdient namentlich der in dem hiesigen Ort bestehende Wohlthätigkeits Verein unsern Dank, er hat zur Linderung der Noth viel beigetragen.
In den hart bedrängten Zeiten des verflossenen Jahres bewährte sich abermals die Nützlichkeit des schönen Institutes der Spar und Prämien Kasse. Schon vielleicht war es zu verdanken, daß mancher Handwerker
oder Fabrikarbeiter früher Ersparnisse gemacht hatte, die ihm bei der herrschenden Noth und Arbeitslosigkeit sehr wohl zu statten kommen und ohne die er vielleicht mit seiner Familie dem Elend ausgesetzt
gewesen oder auf die Mildthätigkeit andrer angewiesen worden wäre.
1849 | m | w | |
Population | 2508 | 2481 | |
Geburten | 79 | 82 | 5 unehelich |
Todesfälle | 42 | 62 | 1 über 90 |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | 138 | ||
Liniendienst | 11 Mann | ||
Elementarschüler | 432 | 414 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 195 |
Rindvieh | 1784 |
Schaafe | 1120 |
Ziegen | 38 |
Schweine | 565 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 315 | 6½ | 2Thlr 5Sgr |
Roggen | 645 | 9½ | 1Thlr 8Sgr |
Gerste | 130 | 7 | 1Thlr |
Hafer | 1910 | 12 | 20Sgr |
Spelz | 170 | 15 | 20Sgr |
Buchweizen | 10 | 7 | 24Sgr |
Rübsaamen | 90 | 6 | 2Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 590 | 100 | 14Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 14 | Centner | |
Stroh | 10 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 7½ | Pfund | |
Käse | 4½ | Pfund | |
Landwolle | 9/td> | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 150 | ||
mittelmäßig | 120 | ||
schlecht | 40 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 155 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 45 |
Beim Jahresschlusse begann auch die, zur frühere Starz'schen Fabrik gehörige Spinnerei wieder ihre Thätigkeit, mehrere Spinner und sonstige Fabrikarbeiter wurden darin, jedoch nicht mehr in der
früheren Stärke, beschäftigt.
Am 8 ten des Monats August brach in dem Kirchdorfe Walheim die Cholera aus, welche bis dahin schon in der Stadt Burtscheid und mehreren andern Gegenden viele Menschen dahingerafft hatte. Als Opfer dieser
bösartigen Krankheit fielen allein in diesem Dorfe 5 Erwachsene und 2 Kinder in einer Zeit von 4 Wochen. Außerdem erkrankten dort noch 14 Personen an derselben Epidemie, ohne derselben zu unterliegen.
Der Beigeordnete Schornstein Pet. Jak. büßte auch in Folge derselben nach wenigen Stunden sein Leben ein. In den übrigen Ortschaften unserer Bürgermeisterei zeigte sich diese außergewöhnliche Krankheit fast
gar nicht oder nur in einem weit gelindern Grad, als Cholerine, so daß die davon Befallenen nach kurzer Zeit hergestellt wurden.
Die unglückliche Insurrection in Baden, welche auf's neue die Revolution über Deutschland heraufzubeschwören drohte, machte wiederholt die Einziehung der Reservisten und theilweise der Landwehr nothwendig
und wir dürfen nicht unerwähnt lassen, daß auch die Krieger unserer Gegend unter der kraftvollen Führung Seiner königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen zur Unterdrückung jenes Aufstandes das
Ihrige beigetragen, auf diese Weise für die Ruhe und Wohlfahrt des Vaterlandes mitgewirkt und die ihnen zu Theil gewordene ehrenvolle Auszeichnung würdig verdient haben.
Die Steuerreformen, durch welche die Staats Regierung die Steuerlasten auf eine gleichmäßige, den Steuerkräften der einzelnen Staats Angehörigen entsprechende Weise zu vertheilen beabsichtigt und die dahin
ziehende königlichen Vorlagen sind hier, wie in der ganzen Rhein Provinz, mit Freuden begrüßt worden.
In Ausführung des Bürgerwehr Gesetzes vom 17.Oktober 1848 wurde in dem hiesigen Orte eine Schutzmannschaft, bestehend aus 60 meist gedienten jungen Leuten, organisirt und mit Waffen aus dem
königlichen Zeughaus zu Jülich versehen. Der gesunde Sinn unserer Bevölkerung für Gesetz und Ordnung hat zum Glück das Einschreiten dieser Bürgerwehr unnöthig gemacht und allem Anschein nach dürfte das
junge Institut, wenigstens für die hiesige Gegend, als überflüssig und zwecklos aufgehoben werden können.
Die dem Dorfgeometer Heuser zu Vicht aufgetragenen Vorarbeiten behufs Theilung des gemeinschaftlichen Eigenthums wurden fortgesetzt und insbesondere eine genaue Begrenzung der gemeinschaftlichen
Waldungen aufgenommen.
Die Unterhaltung, Verbesserung und Vermehrung der Communal Wege wurde mit Eifer und Sorgfalt unter Leitung der dazu aus der Mitte des Gemeinderaths ernannten Commissarien ausgeführt; mehrere Wege und namentlich der von Cornelimünster nach der Klause führende Weg wurde mit Pappeln bepflanzt, die in der Gemeinde Baumschule am Indebach gezogen worden sind. Der letztere Weg ist dadurch in eine schöne Promenade umgewandelt worden, die von Fremden wie Einheimischen beim Besuch der Eremitage mit jedem Jahr mehr benutzt wird. Auch zur Erhöhung der Annehmlichkeit der lieblichen Klause hat der Kirchenvorstand durch Spaziergänge auf dem westlichen Abhange des Wäldchens in passender Weise beigetragen. Der einsamen Eremitage wurde im Laufe des Sommers viele Besuche angesehener Personen zu Theil, wie aus dem dort gehaltenen Fremdenbuch hervorgeht.
Auf dem sogenannten Schildchen, dicht an dem Wege nach Breinig wurde bei der Rodung eines Grundstücks des hiesigen Wirthes Johann Mengelbier ganz wohl erhaltene, unterirdische Bauten, wahrscheinlich Ueberreste früherer römischer Grabmäler, und außerdem einige alte Gefäße und Münzen aufgefunden.
In dem Hause des Steinhauers Johann Peter Brammerz am Berg dahier brach am 2.Mai abends 7 Uhr Feuer aus. Der rasch herbeigeeilten Hülfe und angestrengten Thätigkeit der Löschmannschaften ist es zu
verdanken, daß dem Feuer nach Verlauf von einigen Stunden Einhalt gethan wurde und die benachbarten Häuser vom Feuer verschont blieben. Das zum Theil niedergebrannte Haus des Brammertz war bei der
Aachen-Münchener-Gesellschaft versichert.
Ein zweites Brandunglück ereignete sich zu Schmithof, wo das neuerbaute Haus des Schreiners Jacob von Theinen in der Nacht vom 21 auf den 22.Mai ein Raub der Flammen wurde. Auch dieses war bei der
Provinzial-Feuer Societät assekurirt.
Am 5 ten desselben Monats, Abends gegen 7 Uhr brach in der Försterei Walheim, District Hüttenberg in einer 15 jährigen Kiefernpflanzung ein Waldbrand aus. Durch die schnelle Hülfe und angestrengte Thätigkeit
der dortigen Forstbeamten wurde das Feuer gelöscht nachdem es eine Fläche von 100 Ruthen verwüstet hatte.
Unter Leitung des Vikars Werner Simons, Nachfolger des im Jahre 1847 nach Langerwehe versetzten Kaplans Anton Lambertz, wurde in Cornelimünster ein kirchlicher Männer Gesangsverein gestiftet, der sich
die schöne Aufgabe gestellt hat, durch Aufführung der alten klassischen Kirchen Gesänge (mehrstimmige Psalmen und Messen) das religiöse Gefühl zu erwecken und zu beleben. Wir haben bereits einigemal in den
Hallen unserer Abteikirche den tiefen Ernst und die wundervolle Harmonie seiner Gesänge zu bewundern Gelegenheit gehabt.
Die im Allgemeinen günstig ausgefallene Erndte und in Folge dessen der mäßige Preis der Lebensmittel, der Aufschwung des Bergbaues haben dem, in den letzten Jahren tief gesunkenen allgemeinen Wohlstand
neue und bessere Aussichten eröffnet, so daß wir dem kommenden Jahre mit mehr Ruhe und Hoffnung entgegen sehen dürfen.
Ort | Einwohner | Häuser |
Cornelimünster | 1011 | 144 |
Breinig | 808 | 141 |
Breinigerheide | 145 | 26 |
Schützheide | 62 | 9 |
Venwegen | 436 | 73 |
Gemeinde | 2462 | 393 |
1850 | m | w | |
Population | 2521 | 2494 | |
Geburten | 62 | 86 | 2 unehelich |
Todesfälle | 44 | 56 | 1 über 90 |
Trauungen | 29 | ||
geimpfte Kinder | 116 | ||
Liniendienst | 10 Mann | ||
Elementarschüler | 424 | 385 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 201 |
Rindvieh | 1796 |
Schaafe | 1210 |
Ziegen | 40 |
Schweine | 570 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 315 | 6 | 2Thlr 20Sgr |
Roggen | 630 | 3½ | 1Thlr 10Sgr |
Gerste | 120 | 7 | 1Thlr 6Sgr |
Hafer | 1930 | 9 | 1Thlr |
Spelz | 220 | 9 | 1Thlr |
Buchweizen | 15 | 5 | 1Thlr 6Sgr |
Rübsaamen | 80 | 1½ | 2Thlr 25Sgr |
Kartoffeln | 540 | 90 | 18Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 25 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 6 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 180 | ||
mittelmäßig | 130 | ||
schlecht | 50 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 170 | ||
mittelmäßig | 105 | ||
schlecht | 50 |
Nachdem die weitläufigen Vorarbeiten beendigt und die Gemeindewählerlisten aufgestellt worden waren, wurde am 10 September zur Wahl der Gemeindeverordneten für die Gemeinde Cornelimünster
geschritten, wobei gewählt wurde:
1. Peter Joseph Ostlender, 2. Reiner Lambertz, 3.August Froelenstedt, 4. Joh. Schoenauen, 5. Heinrich Emonts zu Cornelimünster, 6. Theodor Berretz, 7. Peter Jacob Hennicken, 8. Joh. Wilhelm Braun, 9. Johann
Mathias Pesser, und 10. Johann Beretz zu Breinig, 11. Joh Math. Kloubert und 12. Wilhelm Lauter zu Venwegen.
Die Einführung der neugewählten Vertreter erfolgte am 9.November in öffentlicher Sitzung und nachdem dieselben den Beschluß gefaßt hatten, die Verwaltung der Bürgermeisterei Cornelimünster einem
Bürgermeister und Beigeordneten zu übertragen, wurde der seitherige Bürgermeister Benedict Egidius Giesen einstimmig zum Bürgermeister, die Gemeindeverordneten Ostlender, Theodor Beretz und Kloubert
ebenfalls einstimmig zu Beigeordneten gewählt und diesen Wahlen die Genehmigung des königlichen Regierungs Präsidenten ertheilt.
Dem Flecken Cornelimünster wurde am 24 Juli die hohe Ehre / zu Theil / eines Besuches Seitens Seiner Majestät des Königs von Bayern zu Theil. Allerhöchstdieselben geruhten unsere schöne ehemalige Abteikirche zu besichtigen und nahmen demnächst unter Zuziehung der Geistlichkeit und des Kirchenvorstandes die kostbaren Heiligthümer privatim in Augenschein. Seine Majestät beehrten ferner unsere reizende Klause u. den dortigen Eremiten zu zwei verschiedenen Malen mit Ihrem Sohne Besuche und trugen sich als Graf von Werdenfels in das Fremdenbuch des Eremiten ein. Durch ein freundliches und herablassendes Benehmen gewann der erlauchte Monarch sich die Herzen aller derjenigen, welche Ihn zu sprechen und zu sehen das seltene Glück hatten. Außer diesem hohen Gaste ist noch die verwittwete Königin von Holland, Gräfin von Nassau, gegenwärtig auf dem Schlosse nahebei Aachen residirent, zu erwähnen, welche die Eremitage wiederholt mit Ihrem Besuch beehrte.
Eine noch seltene Erscheinung für unsere Gegend war der chaldaeische Priester Hosanna aus Ninive, welcher auf seiner Reise durch die katholischen Länder Europas unsern Ort mit seiner Gegenwart erfreute und von der geistlichen sowohl als der weltlichen Behörde auf das freundlichste bewillkomment wurde. Derselbe las in der hiesigen Pfarrkirche nach orientalischem Ritus und in dem morgenländischem Gewand die h. Messe und während derselben wurden von den zahlreich herbeigeströmten Gläubigen reichliche milde Gaben zur Unterstützung der hartbedrängten Christen des Orients gespendet.
Die zwischen den beiden Großmächten Preußen und Österreich in Betreff der hessischen Wirren ausgebrochenen erheblichen Differenzen veranlaßten im November eine Mobilmachung des ganzen preußischen Heeres. Unbeschreiblich ist die Aufregung und Bestürzung, welche durch die schleunige und unvorhergesehene Ausführung dieser außerordentlichen Maßregel allenthalben hervorgerufen worden; gleichwohl folgten die Einberufenen Jünglinge, Männer und Familienväter mit Freuden und unverdrossen dem Rufe ihres Königes zur Fahne, mochte ihnen auch der Abschied von Eltern, Frau & Kindern noch so schwer gewesen sein. Dank der Bemühungen unseres großen Ministerpräsidenten hat die Sache gegenwärtig bereits eine solche glückliche Wendung genommen, daß schon ein Theil der eingezogenen Mannschaften entlassen werden konnte und die nöthige Demobilisierung in Aussicht steht.
Anfangs März stürzte ein großer Theil der Soutier Mauer der Landstraße, dem Hause der Wittwe Johann Wilhelm Bierfert dahier gegenüber, plötzlich zusammen, so daß ein Theil der Chausseedecke noch mit in den vorbeifliessenden Indebach hineingerissen wurde. Zum Glück war die Straße bei dem Einsturz frei von Menschen und Fuhrwerk, so daß kein Unglück dabei zu beklagen gewesen ist. Die Wiederherstellung der eingestürzten schweren Mauer wurde baldigst in Angriff genommen und gleichzeitig auf den wiederholten Antrag unseres Bürgermeisters die etwas tiefer liegende Brücke zur größern Sicherheit der Passage auf Kosten der königlichen Straßenbauverwaltung bedeutend erbreitert und die Schutzmauer zu beiden Seiten erhöht.
Der Ortschaft Cornelimünster wurde von der freigebigen Aachen-Münchner-Feuerversicherungs Gesellschaft eine Brandspritze zum Geschenk gemacht.
Im verwichenen Sommer zeigten sich fast in allen Theilen der Bürgermeisterei wie in den benachbarten Städten die natürlichen Menschenpocken. Die Zahl der im Ganzen davon Gestorbenen beträgt zwei.
Zur Begrenzung der gemeinschaftlichen Waldungen (Eigenthums) wurden 616 Grenzsteine im Wege der Submission in Verding gegeben und von der Forstverwaltung unter Zuziehung der angrenzenden
Eigenthümer gesetzt.
Die Gruben auf dem Breinigerberg und Büsbacher Berg wurden auch in diesem Jahre noch bedeutend erweitert und der Betrieb vergrößert.
Unterm 31.Januar wurde die unter Beteiligung beider Kammern des Landtags zustandegekommene Verfassungsurkunde für den preußischen Staat als Staatsgrundgesetz erlassen. Sie ersetzt die am 5.
Dezember 1848 vom König verkündete Verfassung.
Unterm 10.Oktober erging durch den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten eine Deklaration zur Mitgewinnung von Blende und Schwefelkies in der Grube Breiniger Berg, sodaß die Konzession jetzt
auf Blei-, Zink- und Eisen-Erze lautet.
In der Münster Mühle in der vor zwei Jahren die Tuchfabrik von Startz stillgelegt worden ist, eröffnete der Pächter Anthoni aus Imgenbroich einen neuen Betrieb. Wenn er auch erheblich kleineren Umfangs ist wie
jener, so ist doch zu begrüßen, daß dort eine Anzahl von Arbeitslosen Arbeit und Verdienst gefunden haben, die bisher die Armenkasse belasteten.
Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand
[1951] Diese Chronik wurde am 2.Juli 1951 dem Gemeindeamt Kornelimünster von dem Unterzeichneten wieder übereignet, nachdem sie ihm aus dem Nachlaß des Amtsgerichtsrats Arnold Giesen
Stolberg geschenkt worden war.
Kornelimünster, den 2.7.1951 Heinrich Capellmann
[1951] Dieses Buch ist die im Besitz des letzten Bürgermeisters Giesen ratlichem Zweitanfertigung zur Gemeindechronik. Amtsgerichtsrat Arnold Giesen in Stolberg war dessen Sohn.
Die Urschrift der Chronik 1857-1875 befand sich bis zum letzten Kriege im Gemeindearchiv; sie ist anscheinend abhanden gekommen. Sie enthielt nach meiner Erinnerung zwar mehr wie dieses Buch, für viele
Jahre aber keine Eintragungen.
Kornelimünster, 2.Juli 1951; Johann Röntgen, Gemeinde-Inspektor
Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-2
C h r o n i k
der
Es ist sehr zu bedauern, daß die Chronik für diesen Zeitraum geradezu vernachlässigt worden ist und für 22 Jahre keinen zeitgenössischen Bericht enthält. Allein, man braucht dies nicht als unabänderlich
hinzunehmen, ist doch manches überliefert, das verdient, vor dem Vergessenwerden bewahrt zu werden.
Allerdings sind die Nachrichten hierüber weit verstreut, und es kostet erhebliche Mühen, sie aufzusuchen und zu sammeln.
Welchen besonderen Schwierigkeiten die nachträgliche Geschichtsschreibung für unsere Gemeinde begegnet, habe ich in der Einleitung zur Fortführung der Chronik vom Jahre 1922 dargelegt, die dem
Jahresbericht für 1923 vorangestellt ist. Sie mehren sich, je weiter man in die Vergangenheit zurückgreifen muß, zumal, wenn Augenzeugen aus ihr nicht mehr berichten können.
Das Ergebnis meiner langwierigen Nachforschungen mußte dann trotz aller Mühen verhältnismäßig gering bleiben. Immerhin konnten manche Nachrichten über Ereignisse gesammelt werden, die in die folgende
Zeit nachwirken.
Aus der Vielzahl meiner Quellen seien erwähnt die Schulchroniken von Breinig und Venwegen - die von Kornelimünster ist erst in neuerer Zeit angelegt worden und enthält nichts über den beschriebenen
Zeitraum - die Gemeindechroniken von Brand und Büsbach, gedruckte Schriften zur Zeitgeschichte, alte private Aufzeichnungen und die mündliche Überlieferung, diese jedoch nur, soweit ihr Glaubwürdigkeit
beigemessen ist.
Wenn die folgenden Berichte noch ergänzt werden könnten, wäre das zu begrüßen, denn ich bin mir bewußt, manches haben übersehen zu müssen, das ebenfalls erwähnenswert sein mag, weil ich die Quellen nicht
fand.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.
1851 | m | w | |
Population | 1266 | 1253 | |
Geburten | 49 | 29 | 0 unehelich |
Todesfälle | 23 | 27 | 1 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | 67 | ||
Liniendienst | 8 Mann | ||
Elementarschüler | 235 | 209 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 95 |
Rindvieh | 825 |
Schaafe | 480 |
Ziegen | 18 |
Schweine | 230 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 200 | 6 | 2Thlr 20Sgr |
Roggen | 340 | 8½ | 2Thlr 14Sgr |
Gerste | 30 | 7½ | 1Thlr 15Sgr |
Hafer | 900 | 11 | 1Thlr 6Sgr |
Spelz | 60 | 15 | 1Thlr 8Sgr |
Buchweizen | 10 | 6 | 1Thlr 10Sgr |
Rübsaamen | 30 | 2 | 4Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 180 | 95 | 20Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 20 | Centner | |
Stroh | 18 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 10 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 130 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 25 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 136 | ||
mittelmäßig | 90 | ||
schlecht | 36 |
Behufs des schon längst projectirten und zum Bedürfnisse gewordenen Neubaues einer Kirche zu Breinig wurde durch den Gemeinderath von Cornelimünster in der Nähe der alten Kirche ein passender Bauplatz
acquirirt.
Der frühere Lehrer und Organist Leonard Havenith, Stifter eines Gesang Vereins hierselbst, fand im December dieses Jahres auf der Rückkehr von Aachen nach Brand auf der Landstraße bei Forst durch einen
unglücklichen Zufall seinen Tod.
Der Beigeordnete Stickelmann, zu Ritscheiderhof, verschied am nämlichen Tag; mit ihm verlor die Ortschaft Oberforstbach einen ihrer thätigsten Vertreter.
1852 | m | w | |
Population | 1297 | 1278 | |
Geburten | 41 | 39 | 0 unehelich |
Todesfälle | 33 | 32 | 1 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | 69 | ||
Liniendienst | 7 Mann | ||
Elementarschüler | 220 | 196 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 97 |
Rindvieh | 832 |
Schaafe | 450 |
Ziegen | 21 |
Schweine | 225 |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 210 | 5½ | 3Thlr 20Sgr |
Roggen | 337 | 8 | 2Thlr 25Sgr |
Gerste | 32 | 7 | 1Thlr 28Sgr |
Hafer | 910 | 10½ | 1Thlr 4Sgr |
Spelz | 80 | 13 | 1Thlr 10Sgr |
Buchweizen | 15 | 7 | 2Thlr 10Sgr |
Rübsaamen | 40 | 2½ | 4Thlr 15Sgr |
Kartoffeln | 185 | 86 | 25Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 24 | Centner | |
Stroh | 20 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 12 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 11 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 135 | ||
mittelmäßig | 95 | ||
schlecht | 30 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 140 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 40 |
Die von des königs. Majestät unter'm 22.Januar gestiftete Hohenzollern'sche Medaille wurde von den berechtigten Dienstpflichtigen der Reserve der Landwehr dankbar in Empfang genommen.
Am 25. October wurden die Wahlmänner behufs der Neuwahl der Mitglieder der II ten Kammer, nachdem die Legislaturperiode derselben abgelaufen war, gewählt. Es wurde gewählt in dem Wahlbezirke
Cornelimünster die Herren:
1. Bürgermeister Giesen, 2. Vikar Simons, 3. Pfarrer Küfen, und 4. Beigeordneter und Gemeindeverordneter Ostlender, in dem Wahlbezirk Breinig die Herren: 1. Pfarrer Ostlender, 2. Theod. Beretz, 3. Pfarrer Herfs,
4. Lehrer Klein, 5. Beigeordneter und Gemeindeverordneter Kloubert, 6. Mathias Joseph Schweitzer, Ackerer zu Venwegen.
Der unter dem Protektoriate Ihrer Majestät der Königin stehende Blinden-Anstalt zu Düren wurde am 18 ten October der 11 jährige Knabe Joseph Baumann, Sohn der Eheleute Peter Theodor Baumann, Schreiner und Elisabeth Dunkel von hier anvertraut. Bei den außergewöhnlichen Geistes-Anlagen, die dieses seit kurzer Zeit nach der Geburt blinde Kind an den Tag legt, steht zu erwarten, daß er nach seiner Entlassung aus der Anstalt im Stande sein werde, sein unglückliches Loos leichter zu ertragen und sogar selbstständig seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es muß daher umso dankbarer und freudiger anerkannt werden, daß die Gemeinde des unglücklichen Knaben, dessen Eltern tief in dürftiger Lage befinden, sich angenommen und die Kosten der Aufnahme und Verpflegung in der Anstalt übernommen hat. Bei dem bekannten Wohlthätigkeits Sinne der Königlichen Regierung ist jedoch mit Zuversicht zu erwarten, daß dem Knaben bei der nächsten Vakanz eine Freistelle bewilligt werden wird.
Der Bergbau wurde auch in diesem Jahre in noch größeren Umfange betrieben als in den früheren, vier Maschinenschächte wurden auf dem Breinigerberg angelegt und die meisten der übrigen
Etablissements in dem ganzen Münster Ländchen mit bedeutenden Kosten Aufwand vergrößert.
Am 26.Januar fand der 15 jährige Knabe Johann Kreutz von Breinig im Schacht auf der Grube Breinigerberg in Folge eines unglücklichen Falles seinen Tod. Obschon dieses Unglück sehr zu beklagen ist, so ist
dennoch auf der andren Seite mit Freude zu erwähnen, daß auf dem genannten Bergwerk bei den vielen lebensgefährlichen Arbeiten in der Erde und bei den Maschinen noch kein Arbeiter sein Leben hat lassen
müssen: ein Beweis, daß mit vieler Umsicht zu Werke gegangen wird und es an gehöriger Aufsicht seitens der Gesellschaft nicht fehlt.
Der im Flecken Cornelimünster bestehende Privatwohlthätigkeits Verein setzte auch in diesem Jahre seine Wirksamkeit zur Linderung der Noth und Armuth fort und der hiesige Gesangverein trug dazu durch Veranstaltung eines zahlreich besuchten Conzerts bei.
An die Stelle des nach Aachen versetzten Notars Eisenhuth ist der bisherige Notariats Candidat Peter Wingender aus Düsseldorf zum Notar für den Canton Burtscheid mit Anweisung seines Wohnsitzes zu Cornelimünster, vom 1. ten Mai ab, ernannt worden.
Die Gemeindeordnung vom 14.März 1850 wurde wieder suspendiert.
Die auf Betreiben der Gemeinde Stolberg und Gressenich erbaute Landstraße von Stolberg über Vicht nach Zweifall wurde fertig. Sie endet vorläufig jedoch in der Münster Au in unserer Gemeinde, entbehrt also
noch der Verbindung mit dem Kreise Monschau. Dem Vernehmen nach ist geplant, sie auf dem linken Vichtufer bis Mulartshütte fortzuführen und von da nach Rötgen.
(siehe auch 1858)
Die Tuchfabrik in der Münster Mühle, Eigentum von Gotthard Startz, Kornelimünster beherbergt mit dem 1.Mai 1850 einen kleinen Pachtbetrieb von Alfons Anthoni aus Imgenbroich. Startz hatte aus Anlaß der
baulichen und betrieblichen Neugestaltung der Mühle vor 16 Jahren vergessen, eine neue Konzession nachzusuchen. Damals baute er das unterschlächtige Rad zum oberschlächtigen Antrieb um, ohne seine
Achslagerhöhe zu verändern und legte zu dem Zweck den Mühl Obergraben zwischen der Mühle und der Abtei höher. Der Graben wird aus der Inde von einem Wehr gespeist. Auf die baulichen Änderungen wird der
öftere Rückstau des Baches und die Überflutung der an ihm liegenden Keller zurückgeführt. Nachdem Verhandlungen mit Startz ohne Erfolg geblieben sind, hat ihn die Gemeinde wegen Abstellung der Mängel beim
Landgericht verklagt.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.
1853 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 35 | 41 | 1 unehelich |
Todesfälle | 18 | 28 | 3 über 90 |
Trauungen | 33 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 9 Mann | ||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | 220 | 4½ | 4Thlr 16Sgr |
Roggen | 340 | 5¼ | 3Thlr 6Sgr |
Gerste | 40 | 7 | 2Thlr 12Sgr |
Hafer | 720 | 9 | 1Thlr 10Sgr |
Spelz | 180 | 9 | 1Thlr 20Sgr |
Buchweizen | 90 | 7 | 1Thlr 24Sgr |
Rübsaamen | 40 | 4 | 3Thlr 20Sgr |
Kartoffeln | 136 | 90 | 26Sgr |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 26 | Centner | |
Stroh | 24 | Centner | |
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 9 | Pfund | |
Käse | 4 | Pfund | |
Landwolle | 10 | Pfund | |
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | 150 | ||
mittelmäßig | 100 | ||
schlecht | 40 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 160 | ||
mittelmäßig | 110 | ||
schlecht | 45 |
Unterm 24.Mai wurde die Provinzial Bezirks und Kreisordnung von 1850 wieder aufgehoben.
Der 1831 in Hahn geborene und am Lehrerseminar in Kempen vorgebildete Lehramtskandidat Josef Löhr wurde als Lehrer an die Volksschule in Kornelimünster berufen.( Als 1878 das neue Lehrerseminar die
Volksschulen übernahm, trat Löhr in dessen Dienste)
Beim Schacht "Maria " der Grube Breinigerberg, abgeteuft seit 1847 hauptsächlich zur Wasserförderung, hat man eine Aufbereitungsanlage erbaut. In ihr wird das zu Tage gebrachte Handwerk unter Benutzung des
abfließenden Wassers gewaschen, um die Erze vom Abraum zu scheiden und für die Verhüttung bereit zu machen.
Die Grube verspricht sich gut zu entwickeln. Die Hauptbetreiberin, die Stolberger Gesellschaft (siehe 1845) erhielt den Namen Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in
Westfalen.
Heinrich Hoesch vom Junkershammer seit 1825 Besitzer der Gerechtsame auf Eisensteinbergbau im größten Teil des Münsterländchens, Inhaber der Felder Cornelia, Pfeifenberg, Vereinigung und Münsterfeld,
verpachtete das Feld Cornelia an den Eschweiler Bergwerksverein. Dieses Feld liegt in den Gemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim und hat eine Größe von rund 16 qkm. (siehe auch 1864)
Breinig am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.
1854 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 40 | 33 | 0 unehelich |
Todesfälle | 28 | 32 | |
Trauungen | 16 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der seit 30 Jahren an der Breiniger Schule tätige Lehrer Jakob Ostlender trat in den Ruhestand. Die Gemeinde bewilligte ihm ein Ruhegehalt von 120 Taler fürs Jahr.
Neuer Leiter der Schule wurde der seit 1846 als zweiter Lehrer an derselben tätige Karl Schmitz, er übernahm die Oberklasse. Hilfslehrer wurde der Sohn des Venwegener Lehrers Alois Klein.
Der Neubau der Pfarrkirche in Breinig (siehe 1852) schreitet gut voran, sodaß man hofft, ihn in zwei Jahren zu vollenden. Außer Breiniger Maurer und Steinmetzen sind auch Bauleute aus dem benachbarten
Limburger Land (Kreis Eupen) beschäftigt, die der Bauunternehmer Jerusalem aus Eupen aus seiner Heimat mitgebracht hat. Auch einige Fuhrleute finden beim Heranschaffen von Baumaterialien lohnende
Arbeit.
Vom 26.November bis 7.Dezember hielten Priester vom Orden der Gesellschaft Jesu in der Pfarrkirche Kornelimünster eine Volksmission. Sie wurde auch von Auswärtigen zahlreich besucht.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.
1855 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 49 | 35 | 0 unehelich |
Todesfälle | 27 | 29 | |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Am 16.Juni verstarb unser seit 1821 amtierender Bürgermeister Benedict Egidius Giesen im Alter von 70 Jahren, er war in Kornelimünster geboren. Kommissarischer Nachfolger wurde am 24.Oktober vom 1829
in Kornelimünster geborenen Sohn Ludwig Hubert Kaspar Giesen (über diesen siehe 1863). Während der Erkrankung des Verstorbenen und bis zum Dienstantritt des Nachfolgers hat Beigeordneter Ostlender die
Verwaltung geführt, d.h. von März bis November.
Im Herbst fand die 2. Wahl der Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses statt.
Dies Jahr war für die Landwirtschaft mißlich. Erst Mitte Januar begann es zu frieren, die Kälte erreichte bis 18 Grad Reaumur [-22,5 °C]. Es folgte viel Schnee, der bis Ende Februar liegen blieb, und ein naßkaltes
Frühjahr. Vor Mitte Mai konnte kein Vieh auf die Weide getrieben werden. Einem kalten Frühsommer folgte ein überwiegend nasser Spätsommer. Trotzdem gerieten Weizen und Hafer noch ziemlich gut, Roggen
und Kartoffeln dagegen schlecht. Lebens- und Futtermittel waren knapp und teuer. Es kosteten 60 Pfund Kartoffeln bis 26 Silbergroschen und ein achtpfündiges Roggenbrot 9 bis 10 Silbergroschen.
Unvermögende Einwohner litten Not. Während der Heuernte trat infolge plötzlicher starker Regenfälle die Inde über die Ufer und setzte Pannacker und den tiefsten Teil von Kornelimünster unter Wasser.
In ein angespanntes Verhältnis kam die Gemeinde mit dem Besitzer der Abteigelände und der Münster Mühle wegen dessen Wasserbauten, denen die Störung des freien Ablaufs des Antoniuskanals und eines
Kellerkanals zugeschrieben wird; Gutsbesitzer und Tuchfabrikant Gotthard Startz. In einen gegen ihn 1852 angestrengten Zivilprozeß hat das Landgericht noch nicht entschieden. In der Meinung, dazu als
Eigentümerin berechtigt zu sein, hatte die Gemeinde im März in der Promenade, zwischen Abtei und Mühle stehende 40 Lindenbäume fällen lassen. Auf Startz Klage entschied das Gericht, daß ihm das Eigentum an
der Allee zustehe.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1856 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 43 | 29 | |
Todesfälle | 29 | 28 | |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der letzte Winter (1855/56) war im Gegensatz zum vorherigen mild. Jedoch schädigte noch Anfang Juli Nachtfrost insbesondere die Kartoffelsträucher. Im übrigen war die Witterung erträglich und ließ die
Feldfrüchte besser gedeihen wie im Vorjahr, so daß auch die Teuerung schwand. Die Viehpreise blieben hoch.
Durch Gesetz vom 15.Mai wurden für die Rheinprovinz eine Städte- und eine Landgemeinde-Ordnung eingeführt. Von nun an haben Städte und Gemeinden nicht mehr die gleiche Verfassungsgrundlage. Die
Gemeinde Ordnung ist mit wenigen Änderungen bis zu den politischen Änderungen nach dem ersten Weltkrieg (1918/19) geltend geblieben.
Die Grube Breinigerberg entwickelte sich gut. Die Förderung nimmt ständig zu, immer neue Schächte wurden abgeteuft. Obwohl mancher kleine Handwerker oder Landwirt dort Arbeit gefunden hat, muß der
Arbeiterbedarf zunehmend von auswärts gedeckt werden.
Auch der Eisensteinbergbau ist im Auftrieb.
Dagegen ist seit dem 4.Mai die Münster Mühle stillgelegt worden, nachdem der sechsjährige Pachtvertrag des Alfons Anthoni aus Imgenbroich abgelaufen war. Die dort beschäftigt gewesenen Leute fanden nur
zum Teil eine neue Arbeitsstelle, die anderen sind größtenteils der Verarmung preisgegeben und auf die Hilfe der Armenverwaltung und des Wohltätigkeitsvereins angewiesen.
Auch die in früheren Berichten erwähnten Mißhelligkeiten mit dem Gutsbesitzer und Tuchfabrikanten Gotthard Startz haben noch nicht beigelegt werden können, sehr zum Schaden der Gemeinde und Umgebung. Es
besteht wenig Aussicht die Fabrik im Umfange von 1847/48 wieder in Gang zu bringen. Aus Startz eigenen Aufzeichnungen geht hervor, die Fabrik habe ihn 58000 Taler gekostet, das Betriebskapital hätte 100000
Taler betragen; vor der Stillegung 1848 haben wöchentlich über 400 Beschäftigte rund 1000 Taler Löhne ausgezahlt; außerdem jährlich 500 Taler an die Armen verteilt. Seiner tatsächlichen Freigebigkeit ist in
dieser Chronik zum Jahre 1849 gedacht worden; sie ist infolge seiner mißlichen Verhältnisse dahin. Obwohl er nach wie vor behauptet, seine Veränderungen am Obergraben zwischen Abtei und Mühle habe nichts
am Zulauf von der Inde hergegenüber der 1809 dem Fabrikanten Friedrich Kolb genehmigten Anlage geändert, hat er, wiederholt dazu angehalten, im vorigen Jahr die Konzession für die Mühle beantragt, sie war
seit 1836 rückständig.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1857 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 50 | 34 | 0 unehelich |
Todesfälle | 34 | 34 | |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Wetter: Ab Mai war Trockenheit vorherrschend; der Wassermangel dauerte bis über das Jahresende. Wassertriebwerke kamen zum Stillstand, viele Arbeiter wurden arbeitslos und gerieten in Armut. Hafer ist
schlecht geraten, die übrige Feldfrucht ziemlich gut. Am Jahresende kostete ein achtpfündiges Roggenbrot nur 4 Silbergroschen.
Um die Melioration zu fördern hat der Kreis einen Wiesenbaumeister angestellt.
Am Jahresende trat der Lehrer von Venwegen Mathias Wilhelm Klein nach 38 jährigem Dienst daselbst in den Ruhestand.
Unser König Friedrich Wilhelm IV ist so schwer erkrankt, daß er an der Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte wahrscheinlich auf längere Zeit behindert sein wird. Seine Vertretung übernahm sein Bruder Prinz
Wilhelm von Preußen.
Die neue Breiniger Pfarrkirche ist fertig. (siehe 1852). Die neue Kirche ist eine Zierde des Ortes und bietet Raum für ungefähr 800 Personen, so daß sie für lange Zeit ausreichen wird. Die Baukosten sind gemäß
Gesetz von der Kirchen- und der Zivilgemeinde aufgebracht worden, sie betragen rund 15.000 Taler.
Zur inneren Ausstattung des Gotteshauses wurden zunächst die noch brauchbaren Einrichtungen der dem Abbruch verfallenen alten Kirche (aus 1741) benutzt, bis es der Kirchengemeinde möglich ist, sie zu
ersetzen und zu ergänzen. Einzelne Bauteile der alten Kirche hat man an Einwohner gegen Spenden für die neue Ausstattung abgegeben.
In der Münster Mühle, Eigentum von Gotthard Startz, nahm ein neuer Pächter, van Gülpen, Schwager von Startz, den Betrieb auf, der ein Jahr lang stillgelegen hatte. Er beschäftigt mehr als 150 Leute. Schon 1852
hatte die Gemeinde den Startz wegen der vermeintlichen Störung des Antoniuskanals und eines Kellerkanals durch seine Wasserbauten verklagt.
Eine gerichtliche Ortsbesichtigung hat zwar nicht die Unbegründetheit ihres Vorbringens ergeben, es wurde ihr aber die Gestellung von Zeugen und Sachverständigen aufgegeben, dem hat die Gemeinde noch nicht
entsprochen. Inzwischen hatte die Gemeinde auch ein administratives Verfahren eingeleitet, weil für die von Startz 1836 ausgeführten baulichen und Betriebsveränderungen keine Konzession erteilt war. Diese ist
ihm für ein Jahr probeweise erteilt worden. Startz hält diese zeitliche Beschränkung für untragbar, weil dadurch der dauernde Fortbestand der Fabrik gefährdet sei. Er hat sich auch darauf berufen, die Gemeinde
habe die Aborte des 1830 erbauten Schule auf den Antoniuskanal gesetzt, der in Trockenzeiten die Exkremente nicht fortzuschwemmen vermöge. Die Erbitterung über diese Streitigkeiten führte schon mehrmals
zu unverantwortlichen häßlichen Ausschreitungen gegen Startz und sein Eigentum.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1858 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 51 | 41 | 0 unehelich |
Todesfälle | 32 | 38 | |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Nachdem sich ergeben, daß die Erkrankung unseres Königs Friedrich Wilhelm IV unheilbar ist, hat sein bisheriger Vertreter Prinz Wilhelm von Preußen im Oktober die Regentschaft angetreten.
In diesem Jahr fanden Wahlen zum Preuß. Abgeordnetenhaus statt.
Die Gemeinde Zweifall ließ vor Mulartshütte eine feste Brücke über die Vicht erbauen. Damit ist eine jederzeit befahrbare Verbindung hergestellt und die Furt ersetzt. Bauunternehmer war Joh.W. Falter aus
Raeren.
Die 1852 fertig gestellte Landstraße von Stolberg nach Zweifall hatte bisher vor Zweifall auf dem linken Vichtufer, in unserer Gemeinde geendet. Man hat nun damit begonnen, sie in den Ort Zweifall hinein zu
verlängern und dazu eine feste Brücke über die Vicht zu erbauen. Bauunternehmer ist Joh. Math. Kloubert aus Venwegen.
Am Jahresbeginn trat der Breiniger Hilfslehrer Karl Hubert Alois Klein die Nachfolge seines in den Ruhestand versetzten Vaters an der Schule in Venwegen an. Sein Jahresgehalt ist auf 144 Taler festgesetzt, dazu
hat er freie Wohnung mit Garten und Baumwiese. Klein trat 1897 in den Ruhestand
Nachfolger an der Schule in Breinig wurde der geprüfte Lehrer Franz Lapp. Er wurde dort auch Kirchenorganist und später Küster.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1859 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 35 | 50 | 0 unehelich |
Todesfälle | 25 | 36 | |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Große Aufregung verursachte die aus Anlaß des östereichisch-französischen Kriegs wegen Nord-Italiens angeordnete Mobilmachung der preußischen Armee und die Einberufung der Landwehr.
Preußen wurde glücklicherweise nicht in den Krieg hineingezogen, die Landwehrmänner kamen nach einiger Zeit zurück.
Bei der Bildung der Gemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim zur Zeit der französischen Fremdherrschaft vor mehr als 60 Jahren hatte man diese gemeinsam mit der Tilgung der gemeinen
Landesschulden des Münsterländchens belastet, sie zu diesem Zweck aber auch mit dem überkommenen Armenvermögen und mit den Gemeinden und gemeinen Landeswaldungen ausgestattet. Das
Armenvermögen haben die Gemeinden in den zwanziger Jahren unter sich aufgeteilt. Wenig später sind auch die Schulden, hauptsächlich aus den Erlösen von Landverkäufen getilgt worden. Die Verwaltung der
Ländereien für gemeinsame Rechnung verblieb jedoch beim Bürgermeister von Kornelimünster.
Daraus entstanden im Laufe der Zeit unliebsame Mißhelligkeiten. Darum war man 1842 übereingekommen, diese Ländereien aufzuteilen. Es folgten langwierige Verhandlungen untereinander und mit den
Anliegern, Vermessungen und das Setzen von Grenzsteinen. Nachdem man sich dahin geeinigt hatte, die Zahl der Feuerstellen in jeder Gemeinde als Grundlage für die Anteile zu nehmen, wurde die Teilung in einem
umfangreichen Vertrag niedergelegt.
Grundsätzlich sollte jede Gemeinde das erhalten, was in ihren Grenzen liegt. Die ungleiche Verteilung der Ländereien in den Gemeinden machte einen Ausgleich nötig, sodaß man über die Gemeindegrenzen
teilweise hinausgreifen mußte. Brand erhielt zusätzlich Heiden und Wald innerhalb der Gemeinde Büsbach, nämlich den Kohlberg (späterer Wohnplatz Kohlbusch) und den Münsterbusch (späterer gleichbenannte
Wohnplatz), Büsbach, an sich waldarm, den an seine Lohhecken Johannisheck und Quarksheck anstoßenden Teil des Münsterwaldes bis südlich von Rochenhaus in unserer Gemeinde; Kornelimünster die Hälfte
seines Waldanteils innerhalb der Gemeinde Walheim dazu die Ritscheider Heide bei Oberforstbach, ungefähr 80 Morgen groß; Walheim wurde innerhalb seiner Grenzen befriedigt, (siehe Anmerkung) mit diesen
Auseinandersetzungen waren die letzten Bindungen an eine tausendjährige Gemeinschaft gelöst, wenn man davon absieht, daß Oberforstbach, Eich, Schleckheim, Nütheim, Steinebrück, Comerich, Krauthausen
nach wie vor zur katholischen Kirchengemeinde Kornelimünster, die drei letzten Orte auch zum Schulbezirk Kornelimünster gehören.
Die immer noch nicht beigelegten Streitigkeiten um die Münster Mühle führten dazu daß im Juni von Unbekannten 20 Lindenbäume in der Allee zwischen Mühle und Abtei nächtlicherweile abgesägt worden sind und
versucht wurde, das Wappen aus der anstoßenden Mauer herauszubrechen. Startz hat ohne Erfolg eine Belohnung von 50 Taler für die Ermittlung der Täter ausgesetzt.
In diesem Jahr wurde beim Lufterhof auf Brauneisenstein mit Erfolg geschürft. Der Eisensteinbergbau hat auch andernorts eine gute Ausbeute gehabt.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
Anmerkung:
"Gemeinden" sind die Grundstücke, die schon in der abteilichen Zeit keinen eigentlichen Eigentümer hatten und auch damals so benannt waren, also die Allmenden. Den Namen führen sie noch
heute im Volksmund. "Gemeine Landeswaldungen" unterlagen nicht der Verfügungsgewalt des
Abtes oder des abteilichen Konvents; sie dienten dem allgemeinen Landesbedürfnis. Die eigentlichen abteilichen Waldungen waren von ihnen ausgeschieden worden (siehe Vergleich zwischen Abt und Untertanen
von 1751).
1860 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 40 | 50 | 0 unehelich |
Todesfälle | 28 | 32 | |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der an der Breiniger Schule tätige 2. Lehrer Lapp mußte aus dem Dienst ausscheiden. Wegen unmoralischen Betragens wurde er mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft.
Zum Beigeordneten (Stellvertreter des Bürgermeisters) wurde vorgeschlagen Tillmann Kaldenbach aus Breinig. Der Vorschlag fand die obligatorische Bestätigung. Kaldenbach hat dieses Amt ohne Unterbrechung 48 Jahre lang innegehabt und ist, 91 Jahre alt, 1911 in Breinig gestorben; er war dort 1819 geboren1861 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 42 | 41 | 0 unehelich |
Todesfälle | 34 | 36 | |
Trauungen | 21 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Am 2.Januar verstarb unser König Friedrich Wilhelm IV. Auf den Thron folgte der bisherige Prinzregent als Wilhelm I.
Im Herbst werden die Mitglieder des Abgeordnetenhauses neugewählt.
Der an der Breiniger Schule seit 1846 tätige Lehrer Karl Schmitz mußte den Dienst wegen Geisteskrankheit aufgeben und wurde in einer Heilanstalt untergebracht.
Am 1.Juni übernahm der 1839 in Hahn geborene und im Lehrerseminar in Kempen vorgebildete Ignaz herbert Löhr als "erster Lehrer" die Oberklasse. Er ist 1893 zum Hauptlehrer ernannt, Schulleiter in Breinig
geblieben, bis er am 1.Oktober 1912 in den Ruhestand trat, 1918 ist er daselbst gestorben.
Nachdem die Gemeinden (s. 1859) ihre eigenen Wälder haben, ließ die Gemeinde Büsbach für ihren Gemeindeförster in der Nähe von Rochenhaus das Forstgehöft Rochenläger erbauen.
Durch Gesetz vom 21.Mai wurden die Steuern für Gebäude und Grundbesitz..chs neu geregelt. (Beide Steuern sind erst 60 Jahre später geändert worden)
In dem Streit um die Münster Mühle hat das Landgericht den Hauptpunkt der Klage der Gemeinde zurückgewiesen, für Nebenpunkte aber das Gutachten von Sachverständigen verlangt. Auch das
Verwaltungsverfahren wegen der Mühlenkonzession ist noch nicht abgeschlossen. Gotthard Startz hat sich beschwerdeführend an den Minister für Handel und Gewerbe gewandt und darauf hingewiesen, daß nach
seiner neuerlichen Untersuchung der Antoniuskanal bereits auf dem Markt, von dem Gemeinde und Schulhaus, im Wasserablauf gestört werde und der Kellerkanal tiefer liege wie sein Obergraben, beide also durch
diesen nicht gestört würden.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1862 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 42 | 38 | 0 unehelich |
Todesfälle | 34 | 47 | |
Trauungen | 22 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Nachdem der König das Abgeordnetenhaus aufgelöst hat, fand im Mai eine Neuwahl statt.
Als neuer 2. Lehrer an der Breiniger Schule wurde Mathias Kremer aus Aachen berufen.
Am 10.Januar hat ein Hochwasser die erst vor vier Jahren erbaute Brücke vor Mulartshütte über die Vicht eingerissen.( sie wurde erst 1874 neu gebaut)
Der Eisensteinbergbau hat sich gut entwickelt, besonders im Feld Cornelia. Großartig sind die Anlagen der Blei und Zinkgrube Breinigerberg. Über ein Dutzend Schächte hat man abgeteuft und in immer größere
Tiefen vorgetrieben. Damit aber stiegen die Schwierigkeiten der Wasserhaltung, sodaß wiederholt leistungsfähigere Dampfmaschinen und Pumpen haben angeschafft werden müssen.
Der schon beinahe 10 Jahre die Gerichte und Verwaltungsgerichte beschäftigende Streit um die Münster Mühle ist immer noch nicht beendet. Die Gemeinde hat gegen den vorjährigen Entscheid des Landgerichts
Aachen nach Köln appeliert, ein Urteil ist noch nicht gefällt.
Am 9.Februar verstarb in Kornelimünster der prakt. Arzt August Froelenstedt. Er war Mitglied des Gemeinderats und auch Stellvertreter des Bürgermeisters gewesen. 1798 in Gerbstedt in Sachsen geboren, hatte
er sich 1832 in Kornelimünster niedergelassen. Auf dem evangelischen Friedhof in Zweifall wurde er beerdigt.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1863 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 39 | 60 | 0 unehelich |
Todesfälle | 31 | 25 | |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Im Herbst legte Bürgermeister Ludwig Giesen das seit 1855 innegehabte Amt nieder.
Nachfolger wurde am 25.November Eugen Macquet aus Burg Reuland.
Giesen ist erst 1915 in Kornelimünster gestorben; er hatte nach seinem Abgange noch mehrere Ehrenämter versehen: Mitglied des Gemeinderats, Beigeordneter, Kreistagsmitglied, Schiedsmann und war
Lebensmittelkleinhändler und Sparkassenrendant. Gewohnt hat er in seinem Haus "Im Stern".
In Verfolg des Gesetzes von 1861 betr. die Grund- und Gebäudesteuer hat man wegen der Anfertigung einen verbesserten Steuerkataster mit der Neuaufnahme der Gebäude und Grundstücke begonnen.
Anstelle des 1862 verstorbenen August Froelenstedt ließ sich Dr. med. Adam Bayer als Arzt in Kornelimünster nieder.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1864 | m | w | |
Population | 3026 | ||
Geburten | 41 | 65 | |
Todesfälle | 40 | 33 | |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der große Zuwachs an Einwohnern in den letzten 15 Jahren (1849:2462, 1861:2871) um beinahe 600 Seelen ist in der Hauptsache auf den Zuzug von Arbeitern der Grube Breinigerberg und des
Eisensteinbergbaues zurückzuführen. Beide haben einen gewaltigen Aufschwung genommen. Besonders die Grube kann ihren Arbeiterbedarf schon längst nicht mehr aus der Umgebung decken, obwohl viele
Kleinbauern und Handwerker zum Bergmannsberuf übergewechselt sind. Man ließ fremde Bergleute kommen, aus dem Limburgischen (Kreis Eupen), vom Rhein, vom Westerwald, vom Hunsrück und von
Thüringen, die zum Teil ihre Familien nachzogen. Das Grubenunternehmen sah sich dadurch veranlaßt, neben eigentlichen Wrksgebäuden (Schachtgebäude, Maschinenhäuser, Werkstätten, Schreibstuben usw.)
auch einige Wohnhäuser in der Nähe der Grube zu errichten, sodaß dort ein neuer Wohnplatz im Entstehen ist.
Sowohl die Grube wie der Eisensteinbergbau beschäftigt mehrere hundert Leute. Die Ausbeute an Brauneisenstein mit hohem Mineralgehalt (Phosphorit) betrug in diesem Jahr 655.000 Tonnen.
Vom deutsch-dänischen Krieg hat man hier nichts gemerkt; Landwehrmänner waren nicht einberufen worden.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1865 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 46 | 54 | |
Todesfälle | 37 | 45 | |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Im Mai fand wie in anderen großen Städten auch in Aachen eine Erinnerungsfeier aus Anlaß der 50 jährigen Vereinigung des Rheinlandes mit Preußen statt. Beim überwiegenden Teil der Bevölkerung fand sie
keinen Widerhall, weil man mit der allgemeinen politischen Entwicklung in Preußen unzufrieden ist, insbesondere den geringen Einfluß des Abgeordnetenhauses auf die Regierungsgeschäfte für
unzulänglich hält.
Die zunehmende Schülerzahl in Breinig machte die Vermehrung des Schulraums unabweisbar. Ein neues Schulhaus auf dem Essig mit einem geräumigen Saal im Erdgeschoß und einer fünfräumigen Lehrerwohnung
darüber gab die Möglichkeit, die notwendige dritte Schulklasse einzurichten. Es sind nun vorhanden je eine Knaben- und Mädchen Oberklasse und eine gemischte Unterklasse. Es unterrichten in den Oberklassen
Lehrer Löhr und Lehrerin Millis aus Aachen (diese übrigens die erste weibliche Schulperson in Breinig), in der Unterklasse Lehrer Kremer. (siehe auch 1869)
Im Gesetz vom 11.September ist die Pflicht der
Gemeinden ausgesprochen, ihren besoldeten und auf Lebenszeit angestellten Forstbeamten ein Ruhegehalt zu gewähren, wenn sie dienstunfähig werden.
Unterm 24.Juni wurde das Allgemeine Berggesetz erlassen; es trat am 1.Oktober in Kraft. Das Gesetz hat für unsere Gemeinde mit ihrem großen Bergbau Bedeutung und löst inbesondere das französische
Bergwerksgesetz vom 27.April 1810 ab.
Die Grube Breinigerberg ist noch immer im Aufschwung und Ausbau begriffen. Es sind an die zwanzig Schächte in Betrieb, die überwiegend der Förderung, zum Teil der Ein- und Ausfahrt dienen, während der
Maria-Schacht noch immer vorwiegend die Aufgabe der Wasserförderung hat, die bei dem großen Wasserzulauf eine überragende Rolle spielt. Den größten Anteil an der Grube hat die Eschweiler Gesellschaft für
Bergbau und Hütten, den Rest die Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Stolberg und in Westfalen in Besitz. Gefördert wird aus Tiefen bis über 50 Lachter; allmählich geht man noch tiefer, wo
ertragreichere Erzlagen erwartet werden. Für unsere Gemeinde und ihre Umgebung ist die Grube eine Quelle des Wohlstands geworden. Der Zuzug fremder Bergleute hält an.
Die Belegschaft der Grube zählt
a) im Grubenbetrieb 1 Obersteiger, 1 Maschinensteiger, 3 Steiger, 6 Oberhauer, 4 Zimmerhauer, 160 Hauer, 42 Maschinisten, Heizer und Pumpenknechte, 72 Schlepper, dazu 9 Mann in der Maschinenwerkstätte, 7
in der Schmiede, 3 Maurer im Tagebau, 3 Schreiner und 12 Tagelöhner;
b) in der Aufbereitung: 2 Waschsteiger, 115 Wäscher und 18 Klauberinnen;
zusammen also 458 Personen, nicht eingerechnet Schreiber, Zeichner und andere.
Breinig, am 30.November 1960, Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
Auszug aus der Gesetz-Sammlung für die königlichen Preußischen Staaten 1865, S. 275 Nr. 6067:
Allerhöchster Erlaß vom 3.April 1865, betreffend die Verleihung der fiskalischen Vorrechte für den Bau und die Unterhaltung einer Gemeinde.Chaussee von Münsterbusch über Büsbach, Dorf und Breinigerheide nach
Cornelimünster im Regierungsbezirk Aachen.
Nachdem Ich durch Meinen Erlaß vom heutigen Tage den Bau einer Gemeinde-Chaussee von Münsterbusch an der von Aachen nach Stolberg führenden sogenannten Cockerillstraße über Büsbach, Dorf und
Breinigerheide nach Cornelimünster im Regierungsbezirk Aachen genehmigt habe, verleihe ich hierdurch den Gemeinden Büsbach und Cornelimünster das Expropriationsrecht für die zu dieser Chaussee
erforderlichen Grundstücke, imgleichen das Recht zur Entnahme der Chausseebau- und Unterhaltungsmaterialien, nach Maßgabe der für die Staats-Chausseen bestehenden Vorschriften, in Bezug auf diese
Straße. Zugleich will Ich den genannten Gemeinden gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des für die
Staats-Chausseen jedesmal geltenden Chausseegeld-Tarifs, einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen die Erhebung betreffenden zusätzlichen
Vorschriften, wie diese Bestimmungen auf den Staats-Chausseen von Ihnen angewandt werden, hierdurch verleihen. Auch sollen die dem Chausseegeld-Tarife vom 29.Februar 1840 angehängten Bestimmungen
wegen der Chausseepolizei-Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.
Der gegenwärtige Erlaß ist durch die Gesetz-Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Berlin, den 3.April 1865.
W i l h e l m.
v.Bodelschwingh Gr. v. Itzenplitz.
An den Finanzminister und den Minister für Handel, und öffentliche Arbeiten.
Richtigkeit der Abschrift: Kornelimünster, den 10.Juni 1959, Havers Angestellte
1866 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 57 | 57 | |
Todesfälle | 49 | 45 | |
Trauungen | 26 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Am 12.Oktober schied unser seit drei Jahren amtierender Bürgermeister Macquet aus dem Gemeindedienst. Mit der vorläufigen Wahrnehmung der Geschäfte des Bürgermeisters wurde der Bürgermeister von
Forst und Eilendorf, Lohausen, beauftragt.
Das Ereignis des Jahres war der Krieg gegen Österreich, für den die katholischen Rheinlande wenig Begeisterung aufzubringen vermochten, sahen sie doch im Kaiserstaat mit seiner überwiegend katholischen
Bevölkerung noch immer den Vorort des ersehnten Deutschen Reiches.
Am 5.Mai wurde das rheinische Armeekorps mobilisiert und dann auch die Landwehr einberufen. Weil von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses die Bewilligung einer Kriegsanleihe nicht zu erwarten war, löste es
der König am 9.Mai auf; Neuwahlen fanden noch während des Feldzugs statt.
Aus dem Krieg kehrten unsere Landwehrmänner ohne Verluste heim. Der Ausschluß Österreich aus dem Deutschen Bund war nicht geeignet die Anhänglichkeit an Preußen zu fördern.
Zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeiten kamen die Gemeinden Büsbach und Kornelimünster, nachdem dazu Staatszuschüsse (Prämien) bewilligt worden waren, überein, die Orte Kornelimünster,
Breinigerheide, Dorff, Büsbach und Münsterbusch durch eine neue Straße zu verbinden.
Mit dem Bau wurde auf beiden Seiten begonnen.(siehe 1868)
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1867 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 59 | 57 | |
Todesfälle | 22 | 44 | |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Die seit dem vorigen Herbst verwaiste Bürgermeisterstelle wurde dem Regierungs-Zivilsupernumerar Josef Krekels, geboren 1840 in Heinsberg, übertragen. Er trat sie am 20.Mai an. Er verwaltet gleichzeitig die
Gemeinde Brand mit, Amtssitz ist jedoch Kornelimünster.
21 norddeutsche Staaten schlossen sich zum Norddeutschen Bund zusammen, darunter auch Preußen.
Am 12.Februar fanden Wahlen zum verfassungsgebenden Reichstag statt.
Die Bundesverfassung trat am 1.Juli in Kraft. Auf Grund derselben wurde der norddeutsche Reichstag am 31.August gewählt, wobei allgemeines und gleiches Wahlrecht galt.
Im November wurden auch die Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses neu gewählt, jedoch wie früher nach dem Klassensystem.
Am 1.Juli ist Josef Pauls, der 1835 die erste Apotheke in Kornelimünster gegründet hat, ein Alter von 61 Jahren verstorben; er war in Höfen im Kreise Monschau geboren. Für Rechnung seiner Witwe wird die
Apotheke von seinen 1840 in Kornelimünster geborene Sohn Emil Pauls verwaltet.(siehe auch 1869)
Die Ernte war bei Kartoffeln schlecht, beim Getreide nur mittelmäßig. Infolge dessen stiegen die Lebensmittelpreise.
Viele Fabriken gehen schlecht und mancher Arbeiter ist ohne Beschäftigung.
Dagegen floriert der Bergbau auf Eisen, Zink und Blei.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1868 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 52 | 42 | |
Todesfälle | 35 | 44 | |
Trauungen | 16 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Die neue Straße von Kornelimünster nach Münsterbusch (siehe 1866) wurde fertig. Außerhalb der Orte hat man an ihren Rand Bäume gepflanzt. Die vom Staat bewilligten Zuschüsse
zu den Baukosten (Prämien) gaben Anlaß, sie Prämienstraße zu benennen.
Zur Deckung eines Teils der Unterhaltungskosten erlangte die Gemeinde Büsbach das Recht, für eine Meile ihres Anteils Chausseegeld von den die Straße benutzenden Fuhrwerken zu erheben. Sie richtete dazu in
Büsbach und Dorff Hebestellen ein, die sie in der Regel gegen Meistgebot an Wirte verpachtete.
An dem Pachtertrag war unsere Gemeinde beteiligt. Die Chausseegelderhebung hat bis zum Jahre 1920 fortbestanden.
Ebenso lange wurde die Straße durch einen von dieser beauftragten Straßenbaubeamten beaufsichtigt.
Am 26.September brannten an der Aachen-Trierer Landstraße in Kornelimünster zwei Häuser ab, in deren einem sich eine Bäckerei befand. Bei diesem Brand kam der 23 Jahre alte Verwaltungssekretär Carl
Heinrich Bonsels ums Leben.
Zum Gedenken hieran wurde in die Front des daselbst neuerbauten Hauses über dem Kellersockel ein Stein mit folgender Inschrift eingesetzt:"Zum Andenken an dem schrecklichen Brand vom 26.September
1868". Dieses Haus hat jetzt die Bezeichnung Aachener Straße Nr. 11. Im letzten Kriegswinter 1944/45 ist der Stein stark beschädigt worden, das auf ihm stehende gußeiserne Kreuz aber wurde zerstört. Jahre
nachher hat man das Kreuz durch ein schöneres ersetzt.
In der Nacht zum 7.November hat ein gewaltiger Sturm große Schäden an Häusern und Bäumen angerichtet.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1869 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 59 | 60 | |
Todesfälle | 60 | 51 | |
Trauungen | 30 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
In Breinig war wiederum die Vergrößerung des Schulhauses nötig. Darum ließ die Gemeinde dem 1865 auf dem Essig errichteten Schulhaus an dessen Westseite einem diesen angepaßten Neubau hinzufügen. Er
hat im Erdgeschoß einen geräumigen Saal und darüber eine Lehrerwohnung von vier Räumen, ferner eine Dachkammer. Jetzt können alle drei Klassen räumlich getrennt und zu gleicher Zeit unterrichtet werden.
Dieses Schulhaus ist das schönste und größte der Gemeinde.
Ebenfalls in Breinig wurde ein Männer-Gesangverein gegründet.
Die Breiniger neue Pfarrkirche (siehe 1857) wurde vom Kölner Erzbischof Melchers konsekriert.
Bei ihrem Gut Rochenhaus haben die Geschwister Pesser ein großes Haus und eine Kapelle errichten lassen in dem Gedanken, darin ein von Ordensschwestern zu leitendes Altersheim einzurichten.
Jahrelange Verhandlungen mit dem Kölner Erzbischof führten nicht zu dem gewünschten Erfolg; er versagte wegen gewisser Vorbehalte der Pesser die kirchliche Genehmigung. Das Haus wurde darum
Wohnzwecken zugeführt, um einen Pächter unterbringen zu können, dem ein Teil der Gutsländereien zur Bewirtschaftung überlassen wurde.
Unterm 21.Juni wurde eine Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bumd erlassen, sie ersetzt auch die preußische von 1845. In ihren Grundzügen gilt sie heute noch.
Inhaber der Apotheke in Kornelimünster wurde deren hiesiger Verwalter (siehe 1867) Emil Pauls, der Sohn ihres Gründers. E.Pauls hat später mehrere Ehrenämter bekleidet.
Mitglied des Gemeinderats, Beigeordneter, Schiedsmann, Ortsschulinspektor, trat aber besonders als Geschichtsforscher hervor, dem auch unsere Heimat manchen Bericht über ihre Vergangenheit verdankt. 1884
ist er nach Verpachtung der Apotheke nach Bedburg, 1893 nach Düsseldorf verzogen und dort am 3.August 1911 verstorben. Als 1922 in Aachen ein Teil seines Nachlasses versteigert wurde, hat unsere Gemeinde
daraus eine Anzahl Archivalien erworben.
Im Eisensteinbergbau finden ungefähr 200 Leute Verdienst. Das Hanfwerk wird in Rüsttal gewaschen. Pächter der Konzession Cornelia ist noch immer der Eschweiler Bergwerksverein.
Auch die Grube Breinigerberg hat ihre Betriebsanlagen weiter ausgedehnt.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1870 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 61 | 66 | |
Todesfälle | 59 | 52 | |
Trauungen | 27 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Im November fand die Neuwahl der Abgeordneten zur 2. Kammer(Abgeordnetenhaus) statt.
Als im Juli der deutsch-französische Krieg ausbrach, wurden auch die Landwehrmänner einberufen. Wochenlang marschierten deutsche Truppen durch unsere Gemeinde gen Frankreich, oft nahmen sie hier auch
Quartiere. Fuhrleute, die Verpflegung und anderes nachführten, kamen erst nach Wochen zurück, einige waren bis nach Frankreich gelangt. Die Soldaten erfuhren allerlei Liebesdienst von Seiten der Bevölkerung.
Selbst in den Schulen sorgte man für sie, indem aus Leimresten die Fäden aufgezupft wurden, um Charpie (Zupfleinwand) für die Wundbehandlung zu gewinnen.
Um die Familien der Einberufenen zu unterstützen, hatten die Gemeinden Beiträge an den Kreis abzuführen. Der gute Fortgang der Kriegshandlungen ließ nach und nach eine Begeisterung aufkommen. Bis zum
Jahresende war nur der 23 Jahre alte Wilhelm Münch aus Breinig als gefallen gemeldet, +18.Oktober 1870.
Am 11.Februar verstarb in Breinig der dortige Pfarrer Peter Ostlender im Alter von 66 Jahren. Er war in Büsbach geboren 1832 in Breinig, Vikar und 1840 Pfarrer geworden. Als Nachfolger im Pfarramt wurde Carl
Magon eingeführt.
Zur Pflege des kirchlichen Gesangs wurde in Venwegen ein Kirchenchor gegründet.
Ebendort wurde die noch immer einklassige um 1819 eingerichtete Schule als nicht mehr geeignet befunden. Die Gemeinde errichtete darum auf der nebenan liegenden, zur Lehrerdienstwohnung gehörenden
Baumwiese ein schönes neues Schulhaus mit einem geräumigen Saal im Erdgeschoß und einer fünfräumigen Lehrerwohnung im Obergeschoß. Das Haus liegt soweit vor der Straße zurück, daß vor ihm ein
Spielplatz verblieb, auf den Linden gepflanzt wurden.
Das alte Schulhaus ist ganz für Wohnzwecke eingerichtet worden und vermietet. (30 Jahre danach hat man darin eine zweite Schulklasse untergebracht.)
Ein Bundesgesetz vom 4.Juni regelt den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit und legt fest, daß der Angehörige eines Bundesstaates in allen Bundesländern als Deutscher gilt.(Das Gesetz ist erst 1913 neu
gefaßt worden)
Ein Bundesgesetz vom 6.Juni über den Unterstützungswohnsitz regelt die Pflicht zur Unterstützung Hilfsbedürftiger und die Kostentragung hierfür. Die Gemeinden sind als Ortsarmenverbände zur ersten
Hilfsleistung verpflichtet. Für genannte Landarme (solche, die in einer Gemeinde keinen Unterstützungswohnsitz haben) hat der Landarmenverband endgültig aufzukommen. Landarmenverbände sind in der
Rheinprovinz die Regierungsbezirke (geändert 1872. Das Gesetz galt bis 1908)
Am 31.Januar kam der ledige 27 jährige Kaufmann Josef Maria Leonhard Gotthard Startz aus Kornelimünster bei dem Versuch, einen in der Spinnerei von J.A.Bischof in der Münster Mühle verunglückten Arbeiter
zu retten, ums Leben.
Ihm folgte im Tode noch am 9.Februar sein Vater Heinrich Leonard Nikolas Gotthard Startz, 78 Jahre alt, geboren in Aachen.
Über ihn ist in der Chronik (1820 und später) oft berichtet. Die Münster Mühle, einst Eigentum von Startz, und dessen Tuchfabrik ist vor einigen Jahren in den Besitz von J.A.Bischof aus Aachen übergegangen.
(Über den Ausgang der in früheren Jahren erwähnten Streitigkeiten mit G.Startz habe ich nichts zu ermitteln vermocht.)
Der Krieg war verhängnisvoll für die Grube Breinigerberg. Bei seinem Ausbruch hatte sie eine Belegschaft von 475 Personen. Alsbald mußten davon 1 Steiger und 63 Mann zu den Fahnen eilen. Dadurch wurde die
hier überaus wichtige Wasserhaltung besonders schwer getroffen. Es kam zu unvermeidbaren Störungen derselben die den Abbau gefährden mußten. Darum legte man am 13.Oktober einen Teil der Grube still
und entließ die dadurch freigewordenen Meister. Man hofft jedoch, den Grubenbetrieb nach dem Kriege wieder voll aufnehmen zu können.
Die Bergbau-Unternehmer zahlen an die Familien der Einberufenen freiwillig Unterstützungsgelder, diese dürfen auf die vom Kreis festzusetzenden Unterstützungen nicht angerechnet werden.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1871 | m | w | |
Population | 2800 | ||
Geburten | 49 | 50 | |
Todesfälle | 38 | 27 | |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der Krieg gegen Frankreich ging vor dem Frühjahr zu Ende. Die nach und nach heimkehrenden Soldaten wurden jubelnd begrüßt und gefeiert. Allüberall herrschte Hochstimmung ob des siegreichen Ausgangs des
Feldzuges und der durch die Proklamation unsers Königs Wilhelm zum deutschen Kaiser gekrönten Einheit des neuen Deutschen Reichs. Die neue Reichsverfassung vom 16.April entspricht inhaltlich weitgehend der
Bundesverfassung von 1867.
Es fand eine Reichstagswahl statt. Leider hat der Krieg auch in diesem Jahr ein Opfer aus unserer Gemeinde gefordert: Johann Jakob Gier aus Kornelimünster, 35 Jahre alt, gestorben infolge Verwundung am
7.Februar 1871.
Am 9.Mai verließ uns der Bürgermeister Krekels, seit 1867 hier, die Gemeinde, um im neuen Reichsland Elsaß-Lothringen die Stelle eines Steuerempfängers zu übernehmen.
Er hat zunächst in Straßburg gewohnt und ist 1913 in Saarbrücken verstorben. Nachfolger wurde am 18.Juli der Regierungs-Zivilsupernumerar Josef Hochstenbach. Auch er verwaltet die Gemeinde Brand mit.
(weiteres siehe 1884)
Am 15.Mai wurde ein Reichsstrafgesetzbuch erlassen. Ein gleichzeitiges Einführungsgesetz bestimmt, daß der Bundesstaaten eine Strafgesetzgebungen noch auf gewissen Gebieten zusteht, z.B. im Feld- und
Forstrecht.
Die Grube Breinigerberg ist auch nach dem Kriege nur beschränkt in Betrieb. Man befürchtet, daß sie gänzlich stillgelegt wird.
Heinrich Hoesch vom Junkershammer, Inhaber der Gerechtsame auf Eisensteingewinnung im größten Teil der Gemeinde, hat den Pachtvertrag mit dem Eschweiler Bergwerksverein betreffend das Grubenfeld
Cornelia (siehe 1853) gelöst und tritt wieder selbst als Unternehmer auf.
Am 1.Dezember war eine allgemeine Volkszählung. Sie hatte folgen des Ergebnis:
Ort | Einwohner | Häuser |
Cornelimünster | 1086 | 166 |
Breinig | 932 | 174 |
Breinigerheide | 204 | 35 |
Schützheide | 49 | 9 |
Breinigerberg | 143 | 22 |
Venwegen | 386 | 86 |
Gemeinde | 2800 | 492 |
Bis auf 1 Evangelischen und 43 Juden in Kornelimünster sind alle Einwohner katholisch.
Bei den Bewohnern von Breinigerberg sind die Bewohner von drei Häusern im Vichttal zwischen Zweifall und Vicht, in der sogenannten Münster Au, also (1 am Frackersberg, 1 Wirtshaus an der Brücke vor Zweifall
und 1 Wohnhaus beim Sägewerk gegenüberdem Weiler Jägersfahrt) und von einem Haus unterhalb von Vicht (das Wirtshaus, Hirschburg) mitgezählt.
Die Verringerung der Einwohnerzahl gegenüber 1864 um über 200 ist hauptsächlich auf die Einschränkung des Betriebs der Grube Breinigerberg zurückzuführen.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1872 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 56 | 50 | |
Todesfälle | 40 | 33 | |
Trauungen | 22 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Am 1.Januar trat die Maß und Gewichtsordnung vom 17.August 1868 in Kraft.
Durch sie ist die herkömmliche Vielfalt an Längen-, Flächen-, Körpermaßen und Gewichten abgeschafft und das Maß- und Gewichts-System reichseinheitlich geordnet. Er beruht auf dem metrischen System mit
dezimaler Untertheilung. Nur für den rein privaten Gebrauch ist die Verwendung herkömmlicher Maße und Gewichte zugelassen.
Und noch heute, 90 Jahre danach, nicht ganz aufgegeben, z.B. 1 Linie oder Strich = 1/12 Zoll, 1 Zoll = 1/12 Fuß, 1 Fuß = 1/12 Rute, 180 Quadratruten = 1 Morgen.
Seit dem gleichen Tage bilden die fünf rheinischen Regierungsbezirke- (siehe 1870) den Landarmenverband der Rheinprovinz.
Da seit 10 Jahren an der Schule in Breinig tätige Lehrer Mathias Kremer ist nach Aachen versetzt worden.
Die Breiniger Pfarrkirche erhielt neue Glocken, gegossen aus der Bronze eroberter französischer Geschütze, wegen deren Stiftung man die Vermittlung unserer Kaiserin Augusta nachgesucht hatte.
Der Gemeinde wurden ihre Aufwendungen für die Unterstützung der Familien der zum Kriegsdienst Einberufenen (siehe 1870) aus der von Frankreich gezahlten Kriegsentschädigung zum Teil ersetzt.
In Kornelimünster und Breinig bildeten sich aus ehemaligen Soldaten, besonders Teilnehmer an den letzten Kriegen, Kriegervereine.
Die Hoffnung, die Grube Breinigerberg werde den im Herbst 1870 eingeschränkten Untertagebetrieb wieder voll in Gang setzen, wurde nicht erfüllt. Es wurde weiter vermindert und soll ganz aufgegeben werden.
Das wäre bedauerlich und ein Rückschlag für die ganze Gegend. Die Aufbereitung (Erzwäsche) wird noch betrieben.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1873 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 47 | 53 | |
Todesfälle | 40 | 34 | |
Trauungen | 31 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
In ein angespanntes und beunruhigendes Verhältnis kamen Staat und Kirche.
Im vorigen Jahr wurde durch Gesetz vom 11.März das ausschließliche Recht des Staats auf die örtliche Schulaufsicht und die Besetzung der Stellen der Kreisschulinspektoren festgelegt. Die Ortsschulaufsicht hatte
bis dahin unangefochten in der Hand der Pfarrer gelegen. In diesem Jahr erhielt der Oberpräsident das Recht gegen die Übertragung eines geistlichen Amts Einspruch zu erheben, von der er vorher zu unterrichten
ist. Die kathol. Kirche lehnt diese Anzeigepflicht ab.
Für das ganze Reich wurde eine einheitliche Geldwährung eingeführt, die Mark zu 100 Pfennigen. Sie ersetzt die unterschiedlichen Geldsorten auch den althergebrachten und beliebten Taler zu 25 bzw. 30
Silbergroschen zu 12 bzw 10 Pfennigen, läßt ihn jedoch als Wert von 3 Mark bestehen.
Am 6.Juni ging über unsere Gegend ein schwerer Wolkenbruch nieder, der große Schäden an Feldern, Wegen und Brücken hinterließ. Leichte Brücken sind gar fortgerissen worden.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1874 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 59 | 57 | |
Todesfälle | 27 | 39 | |
Trauungen | 27 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Ein Gesetz vom 9.März über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung hat für uns und überhaupt das linksrheinische Gebiet keine rechtserhebliche Bedeutung, weil beides schon vor 1800 von
den Franzosen eingeführt worden ist, im damaligen Rur-Departement und Herbstbeginn 1798.
Ein anderes Gesetz verleiht auch den katholischen Kirchengemeinden das ihnen bisher unbekannte Recht der Pfarrerwahl. Von den Bischöfen indes wird es nicht anerkannt, nach Kirchenrecht steht allein ihnen zu,
Pfarrer zu ernennen.
In diesem Jahre wurden die Mitglieder des Reichstags und die Abgeordneten der 2. Kammer des preußischen Landtags neu gewählt.
Die Gemeinde Zweifall ließ die vor 12 Jahren von einem Hochwasser eingerissene Straßenbrücke über die Vicht von Mulartshütte neu aufbauen.
Durch Akt vom 18.Juni erwarb der Preußische Staat von den Erben von Gotthard Startz die ehemaligen Abteigebäude und die dazu gehörenden Gärten, auch den großen Abteigarten zwischen Inde, Münster Mühle
und Promenade, ferner das Frankenwäldchen, und später auch das zwischen diesem und der Aachen-Trierer Landstraße liegende Ackerland, insgesamt 7,6135 ha, für 125.000 Mark, um in den Abteigebäuden ein
katholisches Lehrerseminar unterzubringen.
Die Münster Mühle und das dazu gehörende Gelände, ehemals auch Eigentum von Startz sind so ungefähr 8 bis 10 Jahren in den Besitz von J.A.Bischof, Tuchfabrikant in Aachen gelangt, die dort eine Spinnerei
unterhält. Die Gemeinde kann das neue Vorhaben nur begrüßen, einmal, weil die Gebäude wieder einem Zweck zugeführt werden sollen, der der Würde ihrer ursprünglichen Widmung besser entspricht, sie erhofft
überdies eine Hebung des Ansehens des Orts und eine wirtschaftliche Belebung.
Breinig, am 30.November 1960;  Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.
1875 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 66 | 51 | |
Todesfälle | 46 | 40 | |
Trauungen | 17 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | Magd. Morgen | Berl. Scheffel | Preis pro Berl.Scheffel |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | Centner | ||
Stroh | Centner | ||
Leinsaamen | Berliner Scheffel | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Pfund | ||
Käse | Pfund | ||
Landwolle | Pfund | ||
Ackerland | Magd.Morgen | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der Lehrerdienstwohnung in Venwegen wurde eine Dachkammer hinzugefügt.
Im März vernichtete ein Brand im Frackersberg und am Rochenspütz ein Büsbacher Gemeindewald 60 Morgen Eichenschälwald und 4 Morgen Eichenstummelpflanzung.
Die Gemeinden Brand und Kornelimünster erbauten von der Aachen-Trierer Landstraße, anfangend in der Gemeinde Brand, eine Straße bis zur Bilstermühle und Brücken über Inde und Mühlgraben unterhalb der
Mühle.
Brand zahlte einen Kostenanteil von 430 Mark. An den Brückenkosten hat sich auch die Gemeinde Büsbach beteiligt die später auf ihrem Gebiet die Straße bis Krauthausen verlängert hat.
Die Umgestaltung der Abteigebäude für die Zwecke eines Lehrerseminars bringt große bauliche Veränderungen: Nicht benötigte Bauten werden abgerissen, andere umgebaut. Man erwartet die Fertigstellung im
kommenden Jahr.
Ein Gesetz vom 22.April verleiht sämtliche Leistungen des Staates und der Gemeinden an Geistliche. Nur solche Geistliche sind ausgenommen, die durch Handlungen oder eine Erklärung ihre Bereitwilligkeit
dargetan haben, die sogenannten Kulturkampfgesetze zu befolgen. Für die nicht willigen Geistlichen müssen die Kirchengemeinden allein sorgen, das trifft auf die hiesigen Geistlichen zu.
In Verfolg des Gesetzes von 1872 über die Schulaufsicht ernannte die Bezirksregierung den Apotheker Emil Pauls, Kornelimünster, zum örtlichen Ortsschulinspektor.
Ein Reichsgesetz vom 6.Februar über die Beurkundung des Personenstands und die Eheschließung regelt diese reichseinheitlich, ändert aber nur wenig am bisherigen Rechtszustand.
Die in den letzten Jahren aufgekommene Wirtschaftskrise hatte eine zunehmende Einschränkung der Fabrikation und entsprechende Vermehrung der Arbeitslosen zur Folge. Die Stillegung des Untertagebetriebs
der Grube Breinigerberg wirkt sich für die dortige Bevölkerung besonders bitter aus, weil sie neue Arbeitsstätten kaum zu finden vermochte, mögen auch diejenigen, die an neben beruflicher Landwirtschaftung
einen Rückhalt fanden und finden nicht so hart betroffen werden.
Die Erzwäscherei der Grube wird noch fortgeführt und war in kleiner werdendem Umfange noch ungefähr 20 Jahre im Betrieb, während denen alte Halden noch einmal durchgearbeitet worden sind. Erfreulich
krisenfest war noch der Eisensteinbergbau, der bei Tagesförderungen bis zu 2000 Zentner noch unlängst über 250 Leute beschäftigte.
Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.<
Epilog
Was können wir erben
Und was erwerben,
als Müdigkeit,
zur rechten Zeit –
zu sterben !
Heinr. Capellman 1951
Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-3
C h r o n i k
der1876 | m | w | |
Population | 1569 | 1560 | 3129 |
Geburten | 68 | 57 | 2 unehelich |
Todesfälle | 51 | 30 | 0 über 90 |
Trauungen | 12 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Von dieser Bevölkerung gehören zur kath Religion 3074 und evang. Religion 10 und zum jüdischen Bekenntnisse 45 Personen.
Der Beigeordnete Peter Joseph Ostlender, dessen 6 jährige Amts Periode am 31.März 1876 abgelaufen, wurde durch Verfügung königlicher Regierung vom 13.Mai 1876 auf weitere 6 Jahre mit der Regierung
ernannt, daß er als erster Beigeordneter zu fungiren habe. Seine Wiedereinführung fand am 16.Juni vor Jr. statt.
Dem Turnus gemäß schieden mit Ende des Jahres 1875 die Herren Ostlender Peter Joseph, Biervert Winand, Nicolai Egidius, Lamberts Mathias Joseph aus Cornelimünster, Dautzenberg Wilhelm, Wagemann Arnold
aus Breinig, Schmitz Wilhelm Joseph und Lauter Wilhelm aus Venwegen aus dem Gemeinderath aus, der bis Ende 1875 gewählte, z. Z. der Wahl in Cornelimünster wohnende Oeconom Hiazinth Minderjahn war
bereits früher ausgeschieden, während der bis 1878 gewählte Johann Wilhelm Braun aus Breinig inzwischen verstorben war. Bei den dieserhalb am 24.November 1875 stattgehabten Erneuerungs Wahlen für die 6
Jahre 1876 bis 1881 wurden neu resp. wiedergewählt die Herren Hamacher Egidius, Lamberts Mathias Joseph, Biervert Winand, Nicolai Egidius, Ostlender Peter Joseph aus Cornelimünster, Wagemann Arnold aus
Breinig, Winkhold Hubert von Schützheide, Schmitz Wilhelm Joseph und Lauter Wilhelm aus Venwegen.
Zum Ersatzmann für den Braun aus Breinig wurde der Bäcker Wilhelm Dautzenberg daselbst gewählt.
Nachdem der Herr Landrath diese Wahlen bestätigt, wurden die gewählten am 14.Januar und resp. 15.Februar ihr in ihr Amt eingeführt.
Der Gemeinde Verordnete Wilhelm Joseph Schmitz von Venwegen ist am 26.Mai v. Js. gestorben.
An Stelle des im Jahre 1875 verstorbenen Gemeindeforstadministrators Mohring, wählte Gemeinderath am 16.Juni vor. Js. den Herrn Oster zu Burtscheid zum Oberförster der hiesigen Gemeinde der nach erfolgter Bestätigung durch die königliche Regierung die Stelle am 1.Juli v. Js. definitiv übernommen hat. Der Maurer Hubert Hürtgen zu Breinig wurde vom 1 ten November vor. Js. ab als Wegewärter, sowie Hülfspolizeidiener und Geldhüter angestellt und in diesen Eigenschaften vereidigt.
Der Pfarrer Wilhelm Joseph Küfen zu Cornelimünster starb im Alter von 69 Jahren am 14.September v. Js. hierselbst, nachdem er nahezu 30 Jahre der hiesigen Pfarre vorgestanden. Ein Nachfolger ist bis
jetzt nicht ernannt worden, weil die kirchliche Behörde aus Veranlassung des auf kirchlich politischem Gebiet entstandenen Conflikte mit der königlichen Staatsregierung sich weigert, die neu zu ernennenden Pfarrer
den Bestimmungen der im Mai 1873 und 1874 erlassenen Gesetzen gemäß dem Herrn Oberpräsidenten der Regierung vorher namhaft zu machen. Zum Glück der Pfarre ist sie aber nicht verwaist, da ein Kaplan
bei der Pfarrkirche vorhanden ist.
Nachdem im Frühjahr 1876 die Arbeiten zum Neubau und Erweiterung der hiesigen Abtei-Gebäulichkeiten seitens des Staates in Angriff genommen und mit aller Energie betrieben worden, war es endlich möglich
das königliche Schulungs-Seminar in diesen Gebäulichkeiten am 1.September v. Js. zu eröffnen. Nach einem feierlichen Hochamte in der hiesigen Pfarr-Kirche fand eine einfache, aber würdige Feier im Seminar
statt, der außer dem Lehrer-Collegium und den Schülern der unterzeichnete Bürgermeister, der hiesigen Gemeinde Verordneten, Mitglieder des Schulvorstandes und einige Notabele des
hiesigen Ortes beiwohnten. Der ernannte interrimistische Seminar Direktor Herr Bürgel, welcher katholischer Priester ist, war seither Rektor der höheren Schule in Lindlar.
Auf Anregung der höheren Behörde hat Gemeinderath am 6.Dezember vor. Js. die Errichtung einer ländlichen Fortbildungsschule in Breinig beschlossen. welche am 31.Dezember v. Js. mit 60 Schülern eröffnet
worden ist.
Der Unterricht wird durch den Lehrer Ignaz Löhr einstweilen in deutscher Sprache mit Aufsatz, Rechnen und Zeichnen ertheilt. Die dem Lehrer bewilligte Remuneration ad 180 Mark pro Jahr wurde im Etat pro
1877 vorgesehen. Da die königliche Regierung eine Beihülfe zu diesen Kosten aus Staatsfonds nicht bewilligen zu können erklärt hat, hat der Bürgermeister sich dieserhalb an den Verein zur Beförderung der
Arbeitsamkeit in Aachen gewandt, von dem er sich mehr Erfolg verspricht.
Seit dem letzten Berichte ist vom Gemeindegrundvermögen nichts veräußert worden.
Gemäß Pos. 53 der vorgelegten muthmaßlichen Final Abschlüssen besitzt die Gemeinde einen Substanzfonds von 1.831 Mark 51 Pfg. aus früheren Grundverkäufen herrührend.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.Januar 1876 betragen 27.240 Mark haben in verflossenem Jahre eine Erhöhung nicht erfahren und sind vielmehr durch Ablage der planmäßigen Rate pro 1876 ad 3.270 Mark
verringert worden bis auf 23.970 Mark.
Die letzte Rate der Sonderschule der Pfarre Venwegen ist in 1876 abgelegt worden.
Nachdem durch Gesetz vom 29.Juni v. Js. das EtatsJahr für den Staatshaushalt auf den 1.April bis Ende März in den Jahren verlegt worden, hat die königliche Regierung, bestimmt, daß der Etat pro 1876 für die
Zeit bis Ende März d. Js. prolongirt worden. Den für diese Zeit von 3 Monaten zu leistenden Ausgaben der Gemeinde ad 4.319 Mark stand eine Einnahme von nur 1.697 Mark gegenüber, so daß die
Mehrausgabe.. 2.622 Mark beträgt.
Der weitere Umstand, daß in 1876 erhebliche Kostenbeträge für die neu ins Leben gerufene Provinzial-Verwaltung eingezahlt werden mußten, wofür Fonds gar nicht vorgesehen waren, z. B. Pos. 33. des
Finalabschlusses, Beitrag zu den allgemeinen Bedürfnissen der Provinzialverwaltung ad... 1.783 M 63 pf. und Pos. 33A daselbst, Beitrag zu den Kosten der Reorganisation des Irrenwesens ad.. 757 M 07pf. welche
Beträge gemäß einer Verfügung ins Herre Landrath vom 11.November a. Js. für das neue Jahr wieder erforderlich sind und deshalb im Etat pro 1877 disponibel gestellt worden, in Verbindung mit dem Ausfall an
Gemeindepächten in Folge der am 28. Novbr. v. Js. stattgehabten Wiederverpachtung der Breinigerheide ad ca. 365 Mk sowie die nothwendig gewordene Erneuerung eines Theils der Dachkandele der Kirche in
Breinig, deren Kosten ad 1.100 Mark im neuen Etat ebenfalls vorgesehen werden, Kosten desselben, hat das Bedürfniß einer erheblichen Steigerung der Gemeinde Umlagen pro 1877 nöthig gemacht.
Während dieselben für das abgelaufene Jahr nach dem festgestellten Etat nur zur Höhe von 45% der Staatssteuern nöthig waren, in Folge des günstigen Ausfalles des vorigjährigen Holzverkaufs in Wirklichkeit
aber nur zur Höhe von 20% der Staatssteuern erhoben worden, werden dieselben für das neue Jahr die Höhe von über 95% der Staatssteuern erfordern, ein Resultat, was bei den heutigen, in Folge der mehrere
Jahre hindurch andauernden geschäftlichen Krisis sehr ungünstigen Zeitverhältnisse gewiß nicht erfreulich, indeß unvermeidlich ist, da auch das Resultat des kürzlich stattgehabten ersten Holzverkaufes
nicht erfreulich und nach den anderwärts inzwischen gemachten Erfahrungen von dem bevorstehenden zweiten Holzverkaufes kaum zu erwarten ist, daß bei demselben der Erlös die Taxe um etwas Bedeutendes
überschritten wird.
In baulicher Beziehung ist im ablaufenden Rechnungs Jahre eine rege Thätigkeit entwickelt worden. Der Neubau einer Spritzen-Remise nebst Arrest Lokal in Venwegen ist ausgeführt worden und sind die Kosten ad
1140 Mark 25 Pfg. bei Pos. 65 der Ausgabereste des Finalabschlusses disponibel gestellt worden.
Die Kirchhoffs Mauer in Breinig ist mit behauenen Blausteinplatten belegt worden, deren Kosten sich auf 1028 Mark 78 Pfg belaufen. In Venwegen mußte längs der Dorfstrasse neben einem Pfuhle eine
Schutzmauer errichtet werden, deren Kosten sich auf 121 Mark 41 p. belaufen.
Gemeinschaftlich mit der Gemeinde Gressenich ist bei Vicht eine Fußbrücke größtentheils erneuert worden, wovon der Kostenantheil 169 M 12 d Pfg. betrug.
Auf der der Gemeinde gehörenden Ritscheiderhaid sind 6 neue Deckelkanäle unter den Culturwegen gebaut worden, deren Kosten ad 254 Mark 55 pfg bei Pos. 64 der Ausgabereste des Finalabschlusses disponibel
sind.
Dem Orte Venwegen ist die groeßte Wohlthat der ausführten Wasserleitung vom Brunnen 'Jungenborn' zum Orte geworden. Dieselbe wurde am 22 ten April vor. Js. in Gegenwart des Unterzeichneten, des Bau
Comitees und des Unternehmers Kloubert unter dem lauten Jubel der Einwohner eröffnet und hat bis jetzt ununterbrochen gutes Trinkwasser in reichlichem Maaße geliefert. Die Gesammtkosten belaufen sich auf
1.505 Mark 26 p.
Die nach Eröffnung der Wasserleitung in Venwegen überflüssig gewordene Pumpe wurde auf dem Brunnen vor der Kirche in Breinig angebracht.
Der Schulspielplatz in Venwegen wurde, um den Kindern einigen Schutz gegen die Hitze zu verschaffen, mit Lindenbäumen bepflanzt.
Der den hiesigen Ort durchziehende, sogenannte St. Antonius Kanal, welcher seit dem Jahre 1848 eine Reinigung nicht mehr erfahren und stellenweise mehrere Fuß hoch angeschlemmt war, wurde im Herbste vor. Js. einer gründlichen Reinigung und zwar vom Beginn des Seminargartens an bis zum Hause des Dachdeckers Scholl in der Gasse unterworfen, sowie zur möglichsten Verhütung fernerer Aufschwemmungen vor dem Einlaß in den Kanal eine Senkgrube hergestellt, welche periodisch zu reinigen sein wird.
Die Mauer an der Westseite der Kirche in Breinig litt längere Zeit hindurch an erheblicher Feuchtigkeit deren Beseitigung zur Instandhaltung des Gebäudes dringend nöthig war. Zur Hebung des Uebelstandes
war ein Umbau der Dachkandeln, welche zu eng waren, und Vermehrung der Abfallröhren nothwendig, welche Arbeit 1100 Mark gekostet hat.
Dem Beschlusse des Gemeinderathes vom 4.September vor. Js. entsprechend, wurde zum Zwecke der Erneuerung des Pflasters in der Steinstrasse hierselbst der erforderliche Credith ad 800 Mark im neuen Etat
angesetzt.
Die Tuchfabrikanten F.A.Bischoff Söhne in Aachen, welche ihre hiesige Spinnerei zu einer completen Tuchfabrik erweitert haben, deren Inbetriebsetzung in der nächsten Zeit in Aussicht steht, haben mit Erlaubnis königlicher Regierung ihr Wehr im Indebach hierselbst durch ein neues Klappwehr, verbunden mit einer Flutschleuse ersetzt, womit für den Ort der erhebliche Vortheil verbunden ist, daß künftighin die Gefahr von Ueberschwemmungen bedeutend vermindert ist, insofern der Wehrrücken mit niedergelegter Klappe 8 centimeter tiefer liegt, wie das frühere und außerdem die Flutschleuse ganz erheblich viel Wasser abläßt.
Die langwierigen Verhandlungen über den Ausbau des Weges zwischen Krauthausen und Bilstermühle haben endlich dahin geführt, daß die königliche Regierung unterm 18.Dezember vor. Js. genehmigt hat,
daß, dem Beschlusse des hiesigen Gemeinderaths vom 10.November v. Js. entsprechend, beim Ausbau des Weges die Richtung des Planes des Baumeisters Neu eingeschlagen werde, worüber noch besonders
verhandelt werden wird.
Dem Antrage des Gemeinderathes vom 28.Juli v. Js. entsprechend, hat die königliche Regierung beim Herrn Landesdirektor der Rheinprovinz befürwortet, daß die Prämienstraße von Münsterbusch nach C.Münster
den Gemeinden Cornelimünster und Büsbach abgenommen und zur Provinzialstraße erhoben werde, worüber die Entscheidung hoffentlich recht bald ergehen wird.
Der jetzige Winter ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein so überaus milder, daß, was seit Menschengedenken nicht der Fall gewesen, bis jetzt (21/2 22) fast ohne Unterbrechung im freien gearbeitet, sogar gemauert werden konnte. Nur an wenigen Tagen hatten wir unbedeutenden Schneefall, sonst fast immer milde, aber fast andauernde regnerische Witterung, während im Norden über abnorne Kälte vielfach geklagt worden ist.
Die unsere Gegend so lebhaft interessierende Frage einer Eisenbahnverbindung ist in ein neues Stadium getreten. Sicherem Vernehmen nach hat das diese Angelegenheit betreibende Comite die Conzession zum Ausbau der Strecke von der Luxemburger Grenze über St. Vith, Montjoie, Roetgen und Cornelimünster nach Aachen und nach Stolberg nachgesucht und liegen die Verhandlungen dem hohen Ministerium zur Entscheidung vor. Für die vielen Arbeiter, welche seit einiger Zeit ohne Beschäftigung sind, wäre es höchst wünschenswerth, wenn eine rasche Erledigung dieser Frage herbei zu führen wäre.
Der seitherige Lauf der Hausnummern in hiesiger Gemeinde war für den Uneingeweihten sehr wenig verständlich, weshalb eine neue Nummerierung der Häuser vorgenommen wurde und zwar mittelst Zinkplatten, die vom Gemeinderath auf die Gemeindekasse übernommenen Kosten ad 168 Mark 63p sind im neuen Etat vorgesehen worden.
Auf den Antrag einer großen Anzahl Einwohner von Breinig hat Gemeinderath beschlossen und die königl. Regierung genehmigt, daß die am 4.Dezember jeden Jahres, oder, wenn dieser kein Sonntag ist, am darauf folgenden Sonntag seither gefeierte St. Barbara-Kirmes in Zukunft an dem der Adventszeit vorhergehenden Sonntage gefeiert werde, welche Verlegung in 1875 zur allseitigen Zufriedenheit eingeführt wurde.
Am Sonntag den 27.August vor. Js. Morgens, etwas nach 5 Uhr brach im Dach des Wohnhauses des Bierbrauers Joseph Schmitz auf dem hiesigen Bierkeller Feuer aus, welches das Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern größtentheils zerstört und einiges Mobilar vernichtet hat. Das Feuer ist zweifellos durch brennende Funken, welche aus dem Kamin der Dampfmaschine auf das Dach des Wohnhauses gefallen sind, herbeigeführt worden.
Seit den letzten Wochen sind aus allen Gegenden unseren Staates, unter andern auch von Cöln Nachrichten gekommen über Constatirung der Rinderpest. In Folge dessen sind auch hier schon allgemeine Anordnungen getroffen, um den Gesundheitszustand der Rindvieh Bestände zu beachten. Gäbe der Himmel, daß zu den jetzt vorhandenen wirthschaftlichen und geschäftlichen Kalamitäten nicht auch noch diese neue, so viele Heerden vernichtende Pest in größerem Maaßstabe hinzukomme, damit der schon vielfach angefressenen Wohlstand nicht noch mehr zerrüttet werde.
1877 | m | w | |
Population | 1569 | 1560 | 3129 |
Geburten | 59 | 56 | 1 unehelich |
Todesfälle | 32 | 37 | 1 über 90 |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Von dieser Bevölkerung gehören zur katholischen Religion 3075 Seelen zur evangelischen Religion 11 Seelen zum jüdischen Bekenntnisse 55 Seelen.
Es wurden geboren 59 männliche und 56 weibliche Kinder, darunter war 1 unehelich geborenes Kind; es starben 32 männliche und sieben und dreißig weibliche Personen hierunter sind 5 totgeborene Kinder
einbegriffen. Im Jahre 1877 wurden 24 Trauungen vollzogen.
Dem seit 1841 angestellten Gemeindeförster Kremer, welcher nahezu 70 Jahre alt ist, soll im Dienste eine Assistenz gewährt werden. Die
Verhandlungen hierüber sind noch in der Schwebe.
Zu den Kosten der ländlichen Fortbildungsschule in Breinig gewährt der Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit jährlich eine Beihülfe von 150 Mark. Anstatt
des entfernten Lehrers Löhr hat der Lehrer Jansen zu Hahn den Unterricht übernommen. Als Zeichenlehrer ist der Maschinentechniker Peter Gelles zu Breinigerberg in der Fortbildungsschule thätig.
Herr Seminar Direktor Bürgel, welcher Allerhöchsten Orts zum Seminar Direktor definitiv ernannt worden, wurde am 10. October nach vorhergegangener kirchlicher Feier durch den Königlichen Provinzial Schulrath
Herrn Linnig in der Aula des Seminars feierlich in sein Amt eingeführt. Der Feier schloß sich ein seitens der hiesigen Gemeinde veranstaltetes Festmahl an, das in herzlicher, gemüthlicher Stimmung verlief.
Vom Gemeinde Grundvermögen sind in diesem Jahre 2 Absplisse der Breinigerheide, groß 15 Hrn 89 meter zur Gesammtsumme von 534 mark verkauft worden. Die Gemeindeschulden, welche am 1.
April v. Js. 2.3970 mark betrugen, mußten in Folge der durch die ungünstigen Resultate der diesjährigen Holzverkäufe entstandenen großen finanziellen Verlegenheiten durch Aufnahme einer Anleihe bei dem
Landkreise Aachen ad 5.000 Mark erhöht worden bis auf 28.970 Mark
Hiervon wurden aber Ende Dezember vor.Jr. abgelegt
a) gemäß Tilgungsplan auf die alten Schulden 2.700 Mark
b) gemäß Tilgungsplan auf die neuen Schulden 2.300 Mark
5.000 Mark so daß sie beim Beginn des neuen Jahres noch betragen 23.970 Mark
Die Gemeindesteuern betrugen pro 1877/78 in Folge der Verlegung des Etats Jahres, der unvorhergesehenen hohen Provinzial Umlage und der ungünstigen Ergebnisse der Holzverkäufe 90% der Staatssteuern.
Für das kommende Jahr werden sie voraussichtlich eine willkommene Ermäßigung erfahren, jedenfalls werden sie mehr als 20% weniger betragen.
Im Bauwesen konnte die Gemeinde in 1877 wegen Mangels an Fonds keine nennenswerthe Thätigkeit zeigen. Die einzige größere Arbeit, welche ausgeführt wurde, war die Erneuerung des Pflasters in der
Steinstraße hierselbst zu einem Kostenbetrag von 667 Mark.
Auf Anordnung königlicher Regierung ist das Kirchhofs- und Beerdigungswesen neu zu reguliren und überall, soweit nöthig, ein Raum zu einem 15 jährigen Turnus zu beschaffen. Die Beerdigungen der Kinderlaichen
sollen getrennt von denen der Erwachsenen erfolgen, jedes einzelne Grab nummerirt und jede einzelne Beerdigung Katastermäßig nachgewiesen werden. Hierzu wurden die nöthigen Vorarbeiten eingeleitet;
selbige haben aber durch erforderlichen, außerordentlich schwer zu erwirkenden Ankauf von Terrain zur Vergrößerung der Kirchhöfe in Breinig und Venwegen, namentlich im ersteren Orte, Aufschub erlitten.
Der Notar Wilhelm Frenz hierselbst wurde auf seinen Antrag am 1.August 1877 ab von hier nach Cöln versetzt. Es ist fast gewiß, daß die Stelle wenigstens in Bälde nicht wieder besetzt wird, da meine
desfallsige Eingabe an den Herrn General Prokurator den gewünschten Erfolg nicht gehabt hat.
Meinem desfallsigen Antrage willfahrend ist eine Telegraphen Leitung von Aachen nach hier und weiter über Raeren nach Eupen hergestellt und seit dem 16.September v. Js. in Verbindung mit dem hiesigen
Post-Amte in Betrieb.
In der Nacht vom 21. zum 22.März v. Js. brach im Hause des Maurers Wilhelm Dreuw zu Breinigerberg Feuer aus, welches außer der Hälfte des Wohnhauses auch einige Möbelstücke verzehrte. Die
Entschädigungssumme betrug 1.206 Mark und war die Ursache der Feuersbrunst nicht genau festzustellen.
Im Laufe des Sommers v. Js. war die hiesige Gegend auffallend häufig von schweren Gewittern heimgesucht, namentlich entlud sich ein solches am 12.Juni Nachmittags 3 Uhr und wurden bei dieser Gelegenheit 2
Stück Rindvieh im Stalle und ein Hund an der Kette im Orte Nütheim erschlagen. In der darauf folgenden Nachts gegen 3 Uhr folgte ein zweites nicht minder heftiges Gewitter. Der Blitz fuhr in das Haus des
Spinnermeisters Kutsch in Brand, zündete aber nichts.
Am Sonntag den 24.Juni vor. Jr. vormittags 9 Uhr wurde in hiesiger Gegend ein ziemlich heftiges Erdbeben wahrgenommen, welches von einem Donnerähnlichen Getöse begleitet ca. 3 Secunden danach.
Im Orte Breinig zeigte sich die Maul und Klauenseuche in zwei Ställen. Glücklicher für die erkrankten Thiere und hat die Seuche eine weitere Verbreitung nicht gefunden.
Handel und Gewerbebetriebe liegen noch total darnieder und ist eine große Anzahl Arbeiter ohne Beschäftigung. Die Gegend wird von fremden Bettlern der Vagabunden derart stark heimgesucht, daß die
Unsicherheit für Personen und Eigenthum eine sehr bedenkliche geworden, da in letzter Zeit außer einigen gewöhnlichen Veruntreuungen 4 Diebstähle mittelst Einbruchs und sogar ein Raubüberfall auf
öffentlicher Straße durch mich haben instruirt werden müssen.
1878 | m | w | |
Population | 1569 | 1560 | 3129 |
Geburten | 54 | 61 | 0 unehelich |
Todesfälle | 27 | 36 | 1 über 90 |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Dem Gemeindeförster Kremer, welcher in Folge seines hohen Alters zur vollen Wahrnehmung seiner Funktionen nicht mehr im Stande ist, ist mit Genehmigung königl. Regierung dessen Sohn Johann Hubert
Kremer unter Gewährung einer Renummeration von jährlich 360 Mark als Waldwärter vom 11.März vor. Js. ab beigegeben worden.
Der Beigeordnete Hr. Tillman Kaldenbach von Breinig, dessen 6 jährige Funktionsperiode ablief, wurde durch Verfügung königlicher Regierung vom 17.August v. Js. auf weitere 6 Jahre zum Beigeordneten der
hiesigen Bürgermeisterei ernannt und am 4.Dezember v. Js. in sein Amt wieder eingeführt.
Dem Wahlturnus gemäß schieden mit Ende v. Js. die Herren 1. Giesen Ludwig 2. Emonts Heinrich aus Cornelimünster, 3. Kaldenbach Tillmann, 4. Beissel Johann Wilhelm, 5. Dautzenberg Wilhelm, 6. Hoube Lambert
und 7. Beretz Johann Peter, aus Breinig, 8. Schnitzler Wilhelm von Breinigerheide und 9. Kloubert Joseph von Venwegen aus dem Gemeinderath aus.
Bei den dieserhalb am 20.November vor. Js. stattgehabter Ergänzungs Wahlen wurden die ad 1,2,3,5,7 und 9 genannten Herren: Giesen, Emonts, Kaldenbach, Dautzenberg, Beretz und Kloubert wiedergewählt. Die
Herren Ludwig Winkler, Ferber, Hennecken Johan Bartholomäus, Ackerer, Winkhold Johann Wirth von Breinig, sowie als Ersatzmann an Stelle des durch Tod abgegangenen Wilhelm Joseph Schmitz von Venwegen
der Ackerer Jacob Keller von Venwegen neu gewählt. Die Einführung der neuen Gemeinde Verordneten hat am 16. des mts. stattgefunden.
Die Lehrerin Maria Defayay zu Breinig verließ am 30.Juni vor. Js. ihre hiesige Stellung um nach Essen über zu siedeln. Auf den Vorschlag des Schulvorstandes wurde die Lehrerin Josephina Gelles in Volmerswerth
die Stelle in Breinig übertragen, welche sie am 4.September vor. Js. angetreten hat.
Auf Antrag des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Zweifall haben die königliche Regierung und das königliche Consistorium in Coblenz mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen Angelegenheiten
und des evangelischen Ober Kirchen Raths eine definitive Circumserition der evangelischen Gemeinde Zweifall unterm 5. October(25. Septbr) vor. Jr. erlassen, welche im vorigjährigen Amtsblatte sub Nr 753 auf
Seite 251 publicirt ist. Hiernach ist die hiesige Gemeinde ganz zur evangelischen Gemeinde Zweifall eingepfarrt.
Mit dem Beginn der Wintersemester 1878/79 den 14. October vor. Jr. ist das gesammte hiesige Elementarschulwesen in Gemäßheit des mit dem königlichen Provinzial Schul-Collegium am 19. Febr.
1874 abgeschlossenen Vertrags übergegangen und der Lehrer Löhr aus der seitherigen Stellung als Lehrer der Gemeinde ausgeschieden und als Seminarlehrer bei der Uebungsschule angestellt worden.
Der Bau der Brücke über den Mühlenteich und des Weges von Bilstermühle bis Krauthausen sind im vorigen Jahre in Angriff nur bis auf die Gräben des Weges fertig gestellt worden, so daß die Abnahme der
Arbeiten in nächster Zeit erfolgen kann. Die Kosten, welche sich für den Antheil der hiesigen Gemeinde auf ca. 2000 Mark belaufen sind disponibel gestellt.
Die Anbringung eines eisernen Geländers längs dem Bachufer vor den Häusern von Jager und Stollenwerk hierselbst - ein längst empfundenes Bedürfnis-wurde im vor. Jahre ausgeführt. Die Kosten derselben
betrugen außer von den Tuchfabrikanten Herren Gebrüder Bischoff hierselbst hierzu geschenkten 40 Mark 287 Mark 17 S.
Die am sogenannten oberen Löhres über den Indebach führende alte massive Fußbrücke, welche zwischen den Gemeinden Cornelimünster und Walheim gemeinschaftlich ist, wurde bei einer Wasserfluth im
Frühjahr 1878 eingedrückt und durch eine neue hölzerne Fußbrücke ersetzt. Die Kosten für die hiesige Gemeinde beliefen sich auf 194 Mark 37 S.
Die planmäßige Instandsetzung der Holzabfuhrwege des hiesigen Gemeindewaldes, welch im eigenen Interesse der Gemeinde nicht genug empfohlen werden kann, hat ihren Anfang gefunden. Die als Abfuhrweg
dienende Hauptschneise ist in einer Länge von circa 160 Metern, an der Straße von Venwegen nach Mulartshütte anfangend in der Richtung auf Kitzenhaus zu im Herbste vor. So mit einer planmäßigen Breite und
Steindecke in Stand gesetzt worden. Die Kosten hierfür sind disponibel gestellt.
Die Anlage des neuen hölzernen Wehres in der Inde hierselbst von Seiten der Firma F.A.Bischoff Söhne hat zur Folge, daß das Wasser bei starkem Andrange oberhalb des Wehres so stark zurückstaut, daß das
in den Bach abfließende Wasser des Brunnens 'Hahndorn' hierselbst sich im Brunnen aufstaut und der letztere daher bei Hochwasser in der Regel über die Einfassung hinaustritt und unbenutzbar wird.
Zur Abstellung dieses Uebelstandes erscheint eine Erhöhung der Einfassung des Brunnens erforderlich, welche im vorigen Jahre auch projektirt worden, lediglich deshalb jedoch nicht zur Ausführung gekommen ist,
weil Befürchtungen laut wurden, daß der Brunnen möglicherweise durch die Stadt Aachener Wasserleitung trocken gelegt werden könnte, und es deshalb vor der Hand gerathen erscheine, keine
Veränderungs-Arbeiten an demselben vorzunehmen. Bis jetzt hat sich noch kein Anzeichen, was die Gefahr der Trockenlegung des Seminars befürchten ließe, ergeben.
Der Mangel eines fuhrbaren Weges zwischen Breinig und resp. Schützheide und Büsbach hat die beiderseitigen Einwohner seit längerer Zeit in hohem Grade interessirt und haben sie ihrem Wunsch nach Befriedigung
des Bedürfnisses wiederholt in Petitionen bei den Gemeinden und der höheren Behörde Ausdruck gegeben, welche indessen bis jetzt erst bis zur Veranschlagung des Ausbaues der Strecke geführt haben, da die
Gemeinde Büsbach zur Ausführung des Baues keine rechte Last zu haben scheint. Es sind dieserhalb diesseits Schritte geschehen, um bei königlicher Regierung die Verfügung zu erwirken, daß der Ausbau der
ganzen Strecke erfolgen müsse.
Die königl. Regierung hat angeordnet, daß für das Armenrechnungswesen, welches nach dem Preußischen Gesetze vom 8.März 1871 über die Ausführung des den Unterstützungswohnsitz betreffenden
Reichsgesetzen vom 6.Juni 1870 nur mehr ein intergrirender Theil des Rechnungswesens der Gemeinde bildet, in Zukunft nicht mehr besondere Etats und Rechnungen aufgestellt die
Ein- und Ausgaben vielmehr unter besonderen Abtheilungen in dem Etat aufgeführt werden sollen.
Die Bedürfnisse der Armenpflege vermehren sich von Jahr zu Jahr, was vorzugsweise in der durch die wirtschaftlich schlechten Zeitverhältnisse entstehende größere Hülfsbedürftigkeit der ärmeren Klasse seinen
Grund hat.
Durch Beschluß des Gemeinderaths vom 9.August wurde die Vermehrung der hiesigen Straßenlaternen um 3 Stücke und die Einrichtung von Straßenbeleuchtung im Orte Breinig, vorläufig mit 4 Stück
Laternen genehmigt.
Am 16. dieses Monats wurde ferner die Einrichtung der Straßenbeleuchtung im Orte Venwegen mit 5 Laternen beschlossen. Zur Bestreitung der zur Anschaffung der Laternen, Candelabern und Wandarme nöthigen
Kosten sind 500 Mark disponibel gestellt.
Die Gemeinderäthe von Cornelimünster, Brand und Walheim bewilligten für die Leihe des vom 14. Septbr 1876 verstorbenen hiesigen Pfarrers Küfen unentgeltlich eine Privatgrabstätte am Thore der alten Kirche
auf dem Berge, wozu die königliche Regierung am 24.Juni vor. Js. ihre Genehmigung ertheilte.
Die Verhandlungen über den Ankauf des zur Vergrößerung des Kirchhofs in Breinig erforderlichen Complexes aus der Münch'schen Wiese erlitten in der letzten Stunde, als zum Abschluß des Vertrags geschritten
werden sollte, eine neue Störung, in dem die Familie Münch aus der dem bewilligten hohen Kaufpreise von 30 Mark pro Quadratruthe noch neue Bedingungen u. A. über Aufführung einer Mauer seitens der Gemeinde
längs ihrem Besitzthum bis zur Dorfstrasse machte, deren Annahme nicht gerechtfertigt erschien, weshalb ist der weitere Versuch zur Erlangung der Terrain im gütlichen Wege aufgegeben und die Einleitung
des Expropriations Verfahrens eingeleitet worden.
Die Allerh. Cab. Ordre zur Inbesitznahme des Terrains wird jeden Tag erwartet.
Die früher beschlossene Vergrößerung des Kirchhofes in Venwegen durch Ankauf von ca. 10 Ruthen Terrain aus der Wagemann'schen Wiese wurde von der königl. Regierung nicht für hinreichend erachtet, und
erübrigte demnach nur, den ca 22 Ruthen großen Garten des Stellmachers Schweitzer zu kaufen. Der darüber abgeschlossene Vertrag liegt der königl. Regierung zur Genehmigung vor.
Seit meinem letzten Berichte sind vom Grund Eigenthum der Gemeinde ein Abspleiß am Kapellchen und ein solcher neben dem Wege zum Klauserwäldchen zer Summe von 203 Mark 55 S. verkauft
worden. Dieser Betrag ist mit Genehmigung königl. Regierung vom 10.8.1878 Nr. 17036 zer Bestreitung der Kosten neuer Dachkandeln an der Kirch in Breinig verwendet worden.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April vorigen Jahres 23970 Mark betrugen, vermindern sich durch die planmäßige Ablage von 3300 Mark bis zur Summe von 20670 Mark.
Wiewohl die nun schon über 5 Jahre andauernde geschäftliche Crisis es höchst wünschenswerth erscheinen ließe, die Communalsteuern sich ermäßigen anstatt erhöhen zu sehen, so war es bei den
außerordentlichen Anforderungen, die die Vergrößerung der Kirchhöfe in Breinig und Venwegen, die Mehrbedürfnisse der Armenpflege, die Vermehrung der Straßenbeleuchtung an die Gemeinde stellten, sowie
durch den Umstand, daß die hiesige Gemeinde durch die Provinziale Verwaltung verpflichtet worden, zur Ausgleichung der Kriegsleistungen von 1870 unter den Gemeinden der Rheinprovinz die Summe von 1743
mark 60 S zu zahlen, woran ergangener Verfügung gemäß das 1. Drittel mit 581 m 20 S disponibel gestellt worden, nicht möglich eine Erhöhung zu vermeiden.
Das Ableben des Papstes PIUS IX am 7. Febr. 1878 hatte in allen Pfarrkirchen feierliche Gotesdienste zur Folge, wobei überall große Theilnahme, ohne daß irgend welche staatsfeindliche Demonstration
vorgekommen, herrschte.
Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde in allen Schulen recht schön begangen. In allen Kirchen fand feierlicher Gottesdienst statt. Im hiesigen Lehrerseminar
fand eine recht erhebende Feier mit Festrede bereits am Vorabend statt, zu welcher auch Einladungen an Einwohner des Ortes und Umgegend erlassen waren. Am Tage selbst fand ein Festessen statt, woran sich
24 Einwohner betheiligt hatten.
Die im vorigen Jahre von ruchloser Hand wiederholt verübten Attentate auf das Leben seiner Majestät des Kaisers hatten in allen Schichten der Bevölkerung die tiefste Entrüstung hervorgerufen und
wurde ein energisches Angehen zur Bekämpfung der unheilvollen sowie demokratischen Lehren ausnahmelos gebilligt.
Am 20.August v. Js. vormittags 5 Minuten vor 9 Uhr wurde in hiesiger Gegend unter donnerähnlichem Getöse eine starke Erderschütterung wahrgenommen, die von Südwesten kam und sich nach Nordosten hin
verlief. Acht Minuten nach 9 Uhr erfolgte eine zweite und um 11 Uhr 4 Minuten eine 3. Erderschütterung. Obgleich hier alle Häuser stark erbebten und alle Gegenstände in den Zimmern hin und her schwankten, sind
doch keine Unglücksfälle zu constatiren gewesen.
Am 23. October v. Js. wurde der Fabrikarbeiter Hubert Joseph Peters von hier in der Tuchfabrik Bleihütte hier selbst von einem Maschinenriemen erfasst und in die Höhe gezogen, wo er zwischen Decke und Rad
hängen blieb und ihm das linke Bein abgerissen wurde; er starb an den Folgen der Verwundung am 1.November v. Js. Gewerbebetrieb und Handel lassen eine Wendung zum Bessern noch immer nicht
erkennen.
Die Armuth unter der arbeitenden Klasse ist allenthalben sehr groß und erfordert besondere Thätigkeit der Armen-Verwaltung. Zur großen Beruhigung kann aber hervorgehoben werden, daß dessen ungeachtet die im vor Jahre um diese Zeit in hiesiger Gegend durch auswärtiges Gesindel mehrfach gefährdete Sicherheit der Personen und des Eigenthums bis jetzt noch keinen Angriffen ausgesetzt gewesen.
1879 | m | w | |
Population | 1569 | 1560 | 3129 |
Geburten | 57 | 54 | 2 unehelich |
Todesfälle | 30 | 35 | 0 über 90 |
Trauungen | 15 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 580 |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | Thlr | Sgr | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Straßenlaternen | Stück |
Cornelimünster | 15 |
Breinig | 9 |
Venwegen | 5 |
Gesamt | 29 |
Am Donnerstag den 20.März 1879 morgens fünf brach im Wohnhause der Bergmannen Hubert Gier zu Breinigerberg Feuer aus, welches das Wohnhaus nebst Stall und Scheunengebäude bis auf die
Umfassungsmauern zerstörte und weniges Mobilar vernichtete. Anhaltspunkt zur Annahme einer Brandstiftung haben sich nicht ergeben.
Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird nach vorherigem feierlichen Gottesdienste, in den festlich geschmückten Schulen in herkömmlicher Weise gefeiert. Im Lehrerseminar hierselbst fand eine,
von den Einwohnern des Ortes und der Umgegend recht zahlreich besuchte Feier mit Festrede am Vorabend statt, der allgemeinen Beifall erntete und einen bedeutenden Eindruck auf alle Anwesenden nicht
verfehlt hat.
Den Schluß des Festes bildete ein Abendessen im Gasthof 'Zur Post' an welchem 22 Einwohner Theil nahmen.
Am frühen Morgen des 30.April vor. Js. 1879 entstand Feuer in der Scheune des zu Jammetsweiher wohnenden Maurers Jacob Engels, welches aber noch rechtzeitig beherrscht wurde, daß die Wohnung der
Familie noch theilweise gerettet wurde. Sowohl Gebäude wie Mobilar des Engels waren gegen Feuerschaden versichert; auch hier hat sich kein Moment ergeben, das auf eine strafbare Handlung hätte schließen
lassen.
In der Nacht vom 12. zum 13.Mai 1879 entstand in der Scheune des zu Venwegen gelegenen, dem Ackerer Joseph Stickelmann von Walheim gehörenden, Hauses Feuer, welches sich noch zwei Nachbargebäuden
mittheilte und alle 3 Häuser in Asche legte. Die Gebäude und auch die Mobilien der Bewohner, mit Ausnahme einer Familie, waren gegen Feuerschaden versichert. Es lag hier begründeter Verdacht einer böswilligen
Brandstiftung vor und ist auch dieserhalb die gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden, welche jedoch Nichts ermittelt hat.
Das höchst erfreuliche Ereigniß der goldenen Hochzeit unseres erlauchten Kaiserpaares wurde am 11.Juni 1879 in Kirche und Schule allenthalben festlich begangen; außerdem war seitens der Gemeinde ein Volksfest arrangirt worden. das unter der Betheiligung der Schuljugend, der hiesigen Vereine, des königlichen Lehrerseminars und des Gemeinderathes am Sonntag den 12.Juni Nachmittags nach vorherigem festlichen Auszuge durch den Ort, im Klauserwäldchen stattfand. Eine Volksmenge, wie sie bei Volksfesten hier noch nicht gesehen wurde, hatte sich aus der Umgegend eingefunden und verlief das schöne Fest bei Concert und Volksbelustigungen, vom herlichstem Wetter begünstigt, ohne jede Störung zur größten Zufriedenheit aller Betheiligten. Nachdem der Festzug Abends 9 Uhr auf dem hübsch beleuchteten Marktplatz wieder angelangt war, wurde das Fest mit einem allerseits begeistert aufgenommenen Hoch auf das geliebte Kaiserpaar geschlossen.
Der Monat Juli 1879 hätte mit Recht der Regenmonat genannt werden können; nur wenige Tage waren trocken und herrschte dabei mitunter eine Kälte, daß der Aufenthalt in nicht geheizten Räumen fast
unerträglich war. So z.B. am 10. und 11.Juli, wann sogar eingeheizt werden mußte. Die späteren Monate August und September brachten aber bessere Witterung, indes nur ganz vereinzelt heißen Tage und war
der Sommer ein auffallend kühler.
Die vorjährige Ernte hatte sich durchweg um 14 Tage bis 3 Wochen verspätet; hinsichtlich der Heu und der Halmfrüchte war sie durchweg befriedigend, auch bezüglich der Frühkartoffeln, dagegen zeigte sich die
Fäulniß bei den Spätkartoffeln allenthalben ganz erheblich.
Der Monat October hatte in etwa gut zu machen gesucht, was der vorigjährige Sommer verfehlt; derselbe brachte eine durchweg freundliche und angenehme Witterung. Anfangs November traten aber schon
Fröste und damit der Winter ein. Die letzten Tage des November brachten hintereinander eine durchweg 25 cm hohe Schneedecke, die vermöge ihres festen Lagers bis Ende December Stand gehalten; die Kälte
nahm erheblich zu und erreichte am 2. December 1879 17 Grad Reaumur [-21,25°C] am selben Tage, was für hier ganz abnorm bezeichnet werden muß. Die Kälte dauerte bis Ende December wann
eine Abnahme wohl zu merken war. Am 23. December war die ganze hiesige Gegend in einen sehr dichten Nebel gehüllt, wie er hier äußerst selten vorkommt.
Am 3. December 1879 Abends gegen 5 ½ Uhr entstand Feuer in der Scheune des Tagelöhners Wilhelm Joseph Birken zu Venwegen, in welcher bis zur Abend Dämmerung gearbeitet wurde. Das Feuer ergriff
auch das Mobilars des Birken und die anstoßenden Wohn-, Stall- und Scheunengebäude des Ferdinand Beissel, die vor gänzlicher Zerstörung gerettet wurden. Es wurde hier Fahrlässigkeit vermuthet, wiewohl die
angestellten Recherchen die Entstehungsursache nicht ergeben haben.
Gewerbebetrieb und Handel lassen, nachdem sie von dem Druck der Crisis, in welcher selbige sich bisheran befanden, einigermaßen befreit wurden, eine Wendung zum Besseren merken, was allerseits mit Freuden
begrüßt wird.
1880 | m | w | |
Population | 1755 | 1637 | 3392 |
Geburten | 57 | 49 | 1 unehelich |
Todesfälle | 46 | 45 | 0 über 90 |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | 68 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 598 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 104 |
Rindvieh | 971 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 14 | ||
Roggen | 64⁄5 | ||
Gerste | |||
Hafer | 15 | ||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | 100 | ||
Kartoffeln | 32 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 4 | 40 | 50kg |
Stroh | 3 | 50kg | |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | 60 | Kilogramm |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Die Leistungen des Polizei und Gemeindedieners sowie Feldhüters Friedrich Braun zu Breinig waren längere Zeit hindurch nicht befriedigend und da auch häufige Verwarnungen und sogar Ordnungsstrafen nicht
den gewünschten Zweck erreichten, wurde ihm der Dienst zum 1.Oktober 1880 gekündigt und an seine Stelle durch Verfügung des Herrn Landraths vom 22.November 1880 der Ackerer Carl Kröger aus Pech bei
Bonn ernannt, welcher den Dienst am 24.November 1880 angetreten hat.
Durch das am 4.Mai 1880 in Rechtskraft getretene Gesetz vom 14.März 1880, betre. die Bestreitung der Kosten für die Bedürfniße der linksrheinischen Kirchen Gemeinden sind in das Eigenthum der
Kirchen Gemeinden übergegangen.
1) die am hiesigen Marktplatz gelegene ehemalige Abtei, jetzige Pfarrkirche
2) die am Kirchhofe hierselbst gelegene ehemalige Pfarrkirche, und
3) das bei dieser Kirche gelegene Pfarrhaus nebst Hofraum und den bei den zugehörigen Gärten- und zwar der Kirchen Gemeinde von Cornelimünster,
4) die Pfarrkirche in Breinig und
5) das dortige Pfarrhaus nebst Hintergebäude, Hofraum und Garten in das Eigenthum der KirchenGemeinde Breinig,
6) die Pfarrkirche in Venwegen und
7) das dortige Pfarrhaus nebst Hofraum und dem dort gelegenen Pfarrhausgarten in dasjenige der Kirchen Gemeinde Venwegen die Civil Gemeinde ist dadurch von ihrer Verpflichtung, zur Unterhaltung dieser
Gebäulichkeiten Beiträge aus ihrem Vermögen zu leisten, entbunden worden.
Auf den Antrag des Schulvorstandes wurde der an der Unterklasse der Schule zu Breinig angestellte Lehrer Heinrich Wilhelm Vennedey, dessen Führung in mehrfacher Hinsicht Grund zu Tadel gegeben, vom
15.November 1880 ab nach Hülhoven im Kreise Heinsberg versetzt. Da ein qualifizirter Lehrer für die Stelle z. Z. nicht zu haben ist, mußte dieselbe vor der Hand wieder interimistisch verwaltet werden.
Auf meinen Antrag hat der Vorstand des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit in Aachen zum Zwecke der Erhöhung der Renumeration der an der Fortbildungsschule in Breinig thätigen Lehrer Jansen und
Gilles bis auf zusammen 300 Mark pro Jahr einen Sachzuschuß für die Zeit vom 1.Oktober per Js. bis Ende März. zur Höhe von 60 Mark bewilligt.
Bezüglich der Abrechnung mit dem Unternehmer des Wegebaues von Krauthausen nach Bilstermühle stellten sich Differenzen ein, die, wiederholter Versuche ungeachtet, nicht ausgeglichen werden konnten.
Da der Unternehmer Hoven hierdurch seine Ansprüche nicht befriedigt erachtet, hat derselbe den gerichtlichen Weg beschritten und den betheiligten Gemeinden Cornelimünster und Büsbach die desfallsige Ladung
zustellen lassen.
Die dringend erforderlich gewordene neue Dielung des Schulsaales der oberen Knabenklasse in Breinig ist während der diesjährigen Herbstferien ausgeführt worden.
Einem lang gefühlten Bedürfnisse entsprechend wurden 3 Gemeindebrunnen im Orte Breinig mit neuen Pumpen versehen. Dasselbe wird bezüglich des zu Breinigerheide vorhandenen Gemeindebrunnens in Gemäßheit des Gemeinderathsbeschlusses vom 13.Oktober 1880 geschehen.
Der hiesige Brunnen 'Hahndorn' wurde im Sommer vor. Js. mit einer hausteinernen Einfassung versehen, zu deren Kosten die Herren G.A. Bischoff Söhne in Aachen Besitzer einer hiesigen
Tuchfabrik, einen Beitrag von 100 Mark freiwillig geleistet haben.
Der Ausbau einer ferneren 280 m langen Strecke des Holzabführweges im Districte Helmesblech des Gemeindewaldes ist im vorigen Jahr erfolgt.
Durch den Tod einer hiesigen vermögenslosen Witwe sind der Armenpflege 3 Waisenkinder anheim gefallen, wodurch die Ansprüche der Armen Verwaltung sich um ca. 440 Mark höher stellen als im
Vorjahre.
Auch im verflossenen Winter hat der Armen Vorstand aus den den Armen der Gemeinde Cornelimünster zukommenden Stiftungs Revenüen eine größere Partie Hemden, Strümpfe und Bettzeug angeschafft und
nachdem diese Sachen wieder durch hiesige Damen unentgeltlich fertig gestellt worden, unter die Armen vertheilt. In gleicher Weise sind noch Kartoffeln, Erbsen und Kohlen vertheilt worden.
Nachdem im vorvorigen Jahre der erste Theil der baufälligen Mauer um den hiesigen katholischen Kirchhof erneuert worden, ist im Jahre 1880 der übrige Theil derselben reparirt resp. erhöht und erneuert
worden und an Stelle des alten und schadhaft gewordener Hölzernen Thores ein neues Eisen Gitter Thor angebracht worden.
In weiterer Durchführung des im Jahre 1879 begonnenen Expropriationsverfahrens hinsichtlich des aus dem Roentgen'schen Besitzung zu Breinig erforderlichen Terrains zur Vergrößerung des dortigen Kirchhofs,
hat die Expertise des Terrains und demnach die Feststellung des durch die Expertise ermittelten Werthes als dem Roentgen gebührende Entschädigung stattgefunden. Da der Roentgen sodann innerhalb der
gesetzlichen Frist von 6 Monaten den Rechtsweg gegen die Festsetzung der Entschädigung nicht beschritten, hat die königliche Regierung durch Resolut vom 5.November 1880 die Enteignung des qu. Terrains zu
Gunsten der hiesigen Gemeinde ausgesprochen. Wiewohl der ?. Roentgen nun doch nach Ablauf der sechsmonathigen Frist den Rechtsweg beschritten und der hiesigen Gemeinde eine Ladung zum 4. des Mey hat
zugehen lassen, ist diese wegen Verjährung abgewiesen worden und werden die Arbeiten zur Einverleibung des Terrains bereits vorgenommen.
Ein Verkauf von Gemeinde Eigenthum hat im Laufe dieses Jahres nicht stattgefunden; es wird aber die Veräußerung aller derjenigen Wege Absplisse, die früher unverkauft geblieben, beabsichtigt und
ausgeführt, sobald die ziemlich umfangreichen Vorarbeiten beendigt sein werden.
Mit der Anfertigung eines neuen Betriebsregulirungs und Ertragsberechnungswerkes für den hiesigen Gemeindewald unter der Leitung des Oberförsters Oster ist der Oberförster vom Candidat Bollig
beauftragt worden und wird dieser die Arbeit in der nächsten Zeit in Angriff nehmen.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April vorigen Jahres 19.980 Mark betrugen, haben im Laufe desselben Jahres keine Erhöhung erfahren, vielmehr durch die planmäßige Ablage von 2.400 Mark sich vermindert
bis auf 17.580 Mark.
Während der vorigjährige Holzverkauf einen Erlös von 12.261 Mark ergeben und die Gemeinde Umlage pro 1880/81 110% der Grund und Gebäude, sowie Gemeinde Einkommenssteuer betrug, belief der
Holzfällungsplan pro 1881 sich nur auf die Summe von 7.600 Mark.
Der am 27.Dezember vor. Jahres stattgehabte Holzverkauf ergab ein sehr ungünstiges Resultat; während bei 14 Loosen die Gebote derart unter Taxe blieben, daß der Zuschlag nicht ertheilt werden konnte,
wurden die übrigen 22 Loose größtentheils zur Taxe und nur wenige mit unerheblichen Aufgeboten zugeschlagen. Dies hat, selbst bei der Voraussetzung, daß bei einem nun zu versuchenden Holzverkaufe ein der
Taxe des Holzfällungsplans entsprechendes Resultat erzielt werde, eine nicht unerhebliche Erhöhung der Gemeinde Umlage zur Folge, die bei aller Sparsamkeit im Haushalte nicht zu umgehen ist.
Nachdem der Frost im Winter 1879/80, abgesehen von einigem Thauwetter in den letzten Tagen des Dezember 1879, bei einer festen Schneedecke, welch letztere von Ende November 1879 bis Anfangs
Februar 1880 gelegen, fortwährend angedauert hatte, folgte in der Zeit von Anfangs März bis Mitte Mai 1880 eine derart trockene Witterung, daß Gärten und Äcker und besonders die Wiesen und Weiden erheblich
darunter litten, letztere in dem Maaße, daß das Gras in allen nicht feuchten Lagen, besonders an Bergabhängen, vertrocknete, ein Zustand, der dem Landmann recht große Verlegenheit bereitete und manchen
Vielbesitzer zwang, wegen Mangels an ausreichendem Futter seinen Rindviehbestand zu verringern, was zur Folge hatte, daß der Preis des Rindviehes merkenswerth wich. Unter der großen Trockenheit litt von
den Feldfrüchten am Meisten der Roggen, welcher eine ordentliche Entwicklung entbehren mußte. Gegen Mitte Mai kam indessen der Regen gar reichlich und wurde hierdurch noch manches nachgeholt, so daß die
Erndte in fast allen Getreide Arten viel günstiger wurde, als die Aussichten im Frühjahr hatten hoffen lassen; nur der erste Schnitt des Grases und des Klees waren unerheblich, um so reichlicher aber
auch der Nachwuchs.
Die Kartoffel Erndte war im Allgemeinen befriedigend, sowohl hinsichtlich der Quantität wie der Qualität.
Wiewohl der Winter außerordentlich früh und zwar am 22.Oktober seine Ankunft durch eine dünne Schneedecke anzeigte, hat er im Gegensatz zu seinem Vorgänger bis jetzt noch gar wenig Härte fühlen
lassen. Außer der leichten Schneedecke und wenigen Tagen intensiven Frostes hat derselbe bis jetzt keine winterliche Witterung gebracht, dagegen meist milde Temperatur und in der letzten Woche fast
anhaltenden Regen, mitunter mit orkanartigem Sturm verbunden. Während die Zeitungen aus allen Gegenden, namentlich aus Belgien und vom Rhein Berichte über Ueberschwemmungen sowie Abrutschungen von
Bergabhängen neben Eisenbahnen und sogar über Bewegungen aufgeweichten Eisenbahndämmen bringen, die mehrere Unglücke zur Folge gehabt, hat der hiesige Ort nur ein einziges mal das Wasser in seinen
Straßen gesehen und zwar am 20.Dezember 1880 in Folge der Rückstau zweier Kanäle.
Die seit einigen Jahren gründlich durchgeführte Reinigung der Bäche hat eine viel raschere Vorfluth und damit eine Verminderung der Ueberschwemmungen der hiesigen Straßen nachweislich zur Folge gehabt.
Dadurch daß der Allerh. Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs im verflossenen Jahre in die Charwoche fiel war dessen Feier eine getheilte, indem bereits Freitag den 19.März Nachmittags vor
Lehrerseminar eine Vorfeier hielt, Sonntags die Schulen feierten und Sonntags in den Kirchen feierliches TeDeum gehalten wurde. Unter diesen Umständen und da der Sonntag vielfach nicht beliebt wurde, ist von
einem offiziellen Festessen hier abgesehen worden.
Am 28.April vorigen Jahres Nachmittags entstand im Wohnhause des Bergmannes Peter Jakob Schell zu Breinig Feuer, welches dieses Haus total und die Nachbargebäude des Steinhauers Johann Jacob Hermanns zum Theil zerstörte. Beide Häuser sowie die Möbel, wovon auch ein kleiner Theil verbrannte, waren gegen Feuerschaden versichert. Die Ursache des Feuers hat nicht ermittelt werden können, wird aber wohl auf den mangelhaften Zustand des alten Kamins im Schell'schen Hause zurückzuführen sein.
Ihre Majestät die Königin von Belgien, welche im Sommer voriges incognito in Aachen als Kurgast verweilten, passirten auf Ihren zahlreichen Ausflügen in die Umgebung von Aachen mehrere Male die hiesige Gemeinde. Am 28.September Nachmittags wohnten Ihre Majestät der vom Aachener Reiter Verein zu Brand veranstalteten Schnitzeljagd bei und besuchten dann, lediglich von einer Hofdame begleitet, die Eremitage im hiesigen Klauserwäldchen; demnach geruhten Sie, in der in der Nähe belegenen Restauration von Crott eine Tasse Kaffee mit Butterbrod serviren zu lassen, wofür Sie den Wirthen in gewohnter Weise sehr reichlich (mit 40 Mark) honoriren ließ, und kehrten nach ½ stündigem Aufenthalte wieder nach Aachen zurück.
1881 | m | w | |
Population | 1755 | 1637 | 3392 |
Geburten | 54 | 54 | 3 unehelich |
Todesfälle | 39 | 27 | 1 über 90 |
Trauungen | 10 | ||
geimpfte Kinder | 65 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 587 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 103 |
Rindvieh | 999 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 16 | ||
Roggen | 10 | ||
Gerste | |||
Hafer | 7½ | ||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 36 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 4 | 50kg | |
Stroh | 4 | 50kg | |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | 60 | Kilogramm |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der seinem Vater zur Unterstützung beigegebene Waldwärter Johann Hubert Kremer entsprach nicht den an ihn gestellten Anforderungen; er wurde daher am 1.April ab pensionirt und unterm 8.August Js. vom
Gemeinderathe der Hülfsförster Franz Andres aus Heidweiler zum Gemeindeförster gewählt und von der königl. Regierung unterm 26.August 1881 bestätigt.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzige Pfarrkirche ist im vorigen Frühjahr wieder rüstig aufgenommen worden. Den vielen Bemühungen des hiesigen Kirchen Vorstandes ist es
gelungen, von dem im November vor. Js. versammelt gewesene Rhein Provinzial Landtage eine Beihülfe von 15.000 Mark zu den Restaurations-Kosten zu erhalten, ein erfreulicher Beweis für das große
Interesse welches das altehrwürdige Gotteshaus in den weitesten Kreisen findet.
In den Tagen vom 10.Juli bis 26.Juli 1881 fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligthumsfahrt in altherkömmlicher Weise hierselbst statt. Der Andrang von Fremden war ein sehr bedeutender und hat zweifelsohne die die erhebliche Frequenz von 1874 noch übertroffen, was schon zur Genüge daraus erhellt, daß die Einnahme der hiesigen Kirche aus Eintrittskarten hinter derjenigen von 1874 nicht zurückgeblieben ist, wiewohl in letzteren Jahre eine viel stärkere Circulation des Geldes stattfand wie in 1881.
Am 21.Juli war der Herr Bischof von Hildesheim und am 25.Juli der Herr Weihbischof Dr. Baudri von Köln hier. Beide Herren nahmen selbst die öffentliche Zeigung der Heiligthümer vor.
Meinem Vorschlage entsprechend hat der Gemeinderath genehmigt, daß auf dem Gemeinde Eigenthum zu Schützheide eine Obstbaumschule angelegt werde, damit die männliche Schuljugend dort Gelegenheit
zur Ausbildung in der Obstbaumzucht finde und damit den Kern lege zur Hebung dieses wichtigen Zweiges der Landwirthschaft und Förderung des Wohlstandes der Gemeinde Angehörigen.
Der Holzabfuhrweg im Walddistrict Helmesblech ist im Vorjahre auf einer weiteren Länge von 150 m ausgebaut worden.
Die sehr unregelmäßige und recht unschöne Futtermauer vor den Häusern von Johan Peter Brammertz und Heinrich Schönauen hierselbst wurde im verflossenen Jahre abgelegt und durch eine regelmäßige
niedrige Mauer auf welcher eine Böschung angebracht worden, ersetzt. Dadurch war es möglich, den zur Apotheke führenden Fußweg zum Fahrweg zu erbreitern. Nach dem sodann das vor der Brücke stehende
alte Kreuz beseitigt und an dessen Stelle durch die Freigebigkeit hiesiger Einwohner ein zierliches Kapellchen errichtet worden, hat diese ganze Partie ein freundlicheres Ansehen erhalten.
Die Beseitigung der recht häßlichen und hindernden Ecken beim Seminar Blumengarten ist schon längere Zeit der Gegenstand meines Wunsches gewesen und bin ich hierüber bei der königlichen Regierung vorstellig
geworden und glaube ich mit dem besten Erfolg hiervon versprechen zu können.
Der im vorigen Jahr seitens des Unternehmers Hoven anhängig gemachte Prozeß hinsichtlich der Abrechnung bezüglich des Wegebaues von Bilstermühle nach Krauthausen ist bis jetzt noch nicht zur
Verhandlung beim kgl. Landgericht gekommen.
Dem Beschlusse des Gemeinderathes vom 13.Oktober 1880 entsprechend ist der dem Hause des Ackerers Heinrich Dautzenberg zu Breinigerhaide gegenüber stehende Gemeindebrunnen mit einer Pumpe
versehen worden.
Die am Kirchhofsberge stehenden Pappeln wurden gefällt und durch eine Lindenpflanzung ersetzt.
Der im Februar 1880 in Cornelimünster ins Leben gerufene Wohlthätigkeits Verein kann mit Befriedigung auf seine seitherige Thätigkeit zurückblicken. Die Einnahme betrug im ersten Vereinsjahre (1/5 80-30/4
81) 905 Mark 35 Pfg. welche hauptsächlich in Naturalspenden den Armen zu Gute gekommen sind. Mit dem Vereins Vorstande Hand in Hand gehend, hat der hiesige Armen Vorstand fortgefahren, aus den
Stiftungs Revenüen zu Gunsten der Armen der Pfarre Cornelimünster Kartoffeln, Erbsen, Hemden, Strümpfe und Bettzeug zu beschaffen und damit die Noth der Armen in wirksamster Weise gelindert.
Leider hat der von mir gleichzeitig in Breinig ins Leben gerufene Wohlthätigkeits Verein keine lange Dauer gehabt, was umso mehr zu beklagen ist, als die Resultate solcher Vereine in jeder Richtung hin günstig
wirken.
In Folge meiner Anregung hat sich in Cornelimünster eine freiwillige Feuerwehr gebildet, der 31 Mitglieder beigetreten sind. Es wird nun Sache die Kameradtschaftlichkeit zu erreichen, daß die Feuerwehr zur Lösung ihrer Aufgabe fähig wird. Mit der Bildung einer ähnlichen Feuerwehr in Breinig soll in der nächsten Zeit vorgegangen und dabei die hier bei der Organisation gemachten Erfahrungen benutzt werden. Sobald die Feuerwehren Bestand zeigen und an den Tag legen, daß sie ihre Aufgabe zu lösen vermögen, wird die Gemeinde zur Anschaffung von Löschgeräthen übergehen müßen, die der Organisation der Feuerwehr angepaßt sind.
Nachdem die von dem Schneidermeister Roentgen gegen die Fristsetzung der Entschädigung für das im Enteignungswege aus seiner Wiese zum Kirchhof in Breinig genommene Terrain nach Ablauf der 6 monatlichen Frist erhobene Klage vom kgl. Landgericht kostenfällig abgewiesen worden, wurde das Terrain in Besitz genommen, der ganze Kirchhof mit einer planmäßigen Drainage versehen und die neue Fläche auch mit einer Mauer eingeschlossen.
Zur Regelung des Beerdigungswesens wurde alsdann von mir ein Reglement nebst Plan entworfen, welches von der kgl. Regierung unterm 8. vor. Mts. genehmigt worden. Es erübrigt nur noch beim Eintritt der
günstigeren Witterung das Kirchhofskreuz und das Eingangsthor dem Plan entsprechend zu versetzen und der Kirchhof wird in allen Theilen fertig sein.
Seit meinem letzten Berichte hat ein Verkauf von 74 a 28 m Terrain der großen Breinigerhaide an den Bergwerksbesitzer Reinhard Reidt von Mausbach zum Preise von 710 Mark 62 Pfg. stattgefunden. Die
ziemlich umfangreichen Vorarbeiten für den Verkauf der noch vorhandenen Wege-Absplisse hat der Geometer Radeke derart verzögert, daß der Verkauf bis jetzt noch nicht beschlossen werden konnte.
Die Erledigung steht jedoch nunmehr in naher Aussicht.
Das neue Betriebsregulirungs und Ertragsberechnungswerk für den hiesigen Gemeindewald ist seitens des Oberförster Candidaten Bollig bis jetzt noch nicht in Angriff genommen, weil er mit den persönlichen
Arbeiten für die Gemeinden Brand und Büsbach noch nicht zum Abschluß gekommen.
Der von mir in der Sitzung vom 31.Dezember 1880 gemachte Vorschlag, die Ertheilung von Erlaubnißscheinen zum Sammeln von Raff und Leseholz im Gemeindewald einzuführen, wurde vom Gemeinderathe
abgelehnt. Nach den mit dieser Einrichtung anderwärts gemachten Erfahrungen kann ich nur wiederholen, daß diese Maßregel nicht allein eine durchaus billige neue Einnahmequelle der Gemeindekasse, sondern
auch geeignet ist, dem Holzfrevel immer mehr Einhalt zu thun.
Die Frage des Eigenthums an dem halbrunden Auslauf der Quelle vor der St. Antonius Kapelle wurde in Folge von Besitzhandlungen des Bierbrauers Egidius Hamacher zur Sprache gebracht und durch eine geometrische Feststellung der Grenzen des von dem Vater des Hamacher früher von der Gemeinde gekauften Terrains zweifelsohne ermittelt, daß der qu. Wasserauslauf, der übrigens auch auf Gemeindekosten erbaut worden, ausschließlich auf Gemeinde Eigenthum steht.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April 1881 17.580 Mark betrugen, wurden um den zur Bestreitung des Gemeindezuschusses zu der Einquartierungs Entschädigung erforderlichen Betrag von 4.500 Mark
vermehrt 22.080 Mark davon sind Ende dieses Rechnungsjahres 2.400 Mark abzulegen, sodaß sie am 1.April 1882 betragen 19.680 Mark.
Die Gemeindesteuern, welche pro 1881/82 100% der Grund und Gebäudesteuer und 150% der Gemeinde Einkommenssteuer betrugen werden eine Erhöhung nicht erfahren, trotz dem im nächsten Jahre die
Schuldentilgung um 1.200 Mark höher ist als im laufenden Rechnungsjahre.
Die nicht allein die Eifel sondern auch die ganze hiesige Gegend so lebhaft interessirende Frage einer Eisenbahn Verbindung kam in Folge des großen Entgegenkommens Sr. Excellenz des Herrn Ministers für
öffentliche Arbeiten im Frühjahre vor Jahres neuerdings in Fluß, was die Vertretungen der Gemeinden Cornelimünster, Brand und Walheim veranlaßte, in einer Petition vom 30.März vor. Js. dem Herrn Minister die
Gründe vorzutragen, die für den Bau der Eisenbahn durch das Cornelimünsterländchen sprechen.
Diese Bitte fand geneigtes Gehör und der Herr Minister veranlaßte sofort die erforderlichen generellen Vorarbeiten, welche in kurzer Zeit so wohl gefördert wurden, daß der Herr Minister bereits unterm 19.
September vorigen Jahres sich für den Bau der Bahn von Rothe Erde über Brand, Cornelimünster, Walheim, Raeren und Roetgen über Montjoie bis St. Vith entschied und die Verhandlungen bezüglich der Hergabe
des Terrains zu dem Bahnbau seitens der interessirten Kreise und Gemeinden mit der Absicht eröffnete, den demnächst zusammentretenden Häusern des Landtags einen bezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen,
wenn die Terrainfrage befriedigend erledigt werde.
Der hiesige Gemeinderath hat in seiner Sitzung vom 9.November vor. Js. beschlossen, das von der Bahnlinie berührte Gde. Eigenthum unentgeltlich dem Staate zur Verfügung zu stellen und das erforderliche
Privat-Eigenthum anzukaufen und dem Staate zu überweisen, wenn die kgl. Staatsregierung die Hälfte der Erwerbskosten übernimmt.
Von Seiten hiesiger Industriellen sind der Gemeinde Beihülfen hierzu zur Summe von 7.000 Mark zugesagt worden, was die Opfer, welche die Gemeinde in Anbetracht der großen Bedeutung einer Eisenbahn für die hiesige Gegend und bei dem Umstande, daß eine solche ohne erhebliche Kosten nicht zu erlangen war, immerhin nennenswerth erleichtert.
Die Lage des hier projektirten Bahnhofs in der nächsten Nähe des Ortes an der Abzweigung der Wege nach Schleckheim und Oberforstbach kann nur als eine allen Interessen entsprechende bezeichnet werden
und hat hier auch allgemein befriedigt.
Die gleichzeitig schwebenden Verhandlungen über den Anschluß der Stolberger Thalbahn an die Strecke Aachen-Montjoie-St. Vith sind inzwischen auch soweit gediehen, daß die Frage der Hergabe des
erforderlichen Terrains den Gemeinderath am 11.Januar J. bereits beschäftigt hat und dabei die gleichen Bewilligungen gemacht worden, wie bezüglich der Strecke Aachen-Montjoie, jedoch nur bei Ausführung des staatlichen Projectes. Demnach darf das Resultat der schwebenden Landtags Verhandlungen freudig und
hoffnungsvoll erwartet werden.
Im August und September fanden in hiesiger Gegend größere militairische Uebungen, u. a. auf dem Plateau zwischen Frohnhof, Krauthausen, Dorf und Breinigerhaide Exerciren der 30. Infanterie Brigade, bestehend
aus dem 2. Rhein. Infanterie Regiment No. 28 und dem 6. Rhein Infanterie Regt. No. 68, denen das Garde Grenadier Regiment Königin Augusta noch zugetheilt war, statt.
In Folge dessen war die hiesige Gegend mit Einquartierung stark belegt und zwar der Ort Cornelimünster von 26/8-2/9 mit dem Brigadestab und dem Stab des Grenadier Regiments vom 26/8-5/9 mit einem
Bataillon des Grenadier Regiments, vom 10. bis 11/9 mit dem Stab und ½ Escadron des königl. Husaren Regiment, die Ortschaften der Pfarre Breinig in den Tagen vom 26/8-2/9 mit 1 Bataillonsstab und 3
Compagnien des 28. Regts. und vom 10/9--11/9 ½ Escadron Königs Husaren und der Ort Venwegen vom 26/8-8/9 mit 1 Compagnie vom 28. Regt. und 3. bis 6/9 mit einer halben Batterie
Artillerie.
Auf die zeitigen Wünsche erfolgte die Einquartierung der Truppen mit Verpflegung, und leistete die Gemeinde zu der Verpflegungs Entschädigung des Reiches ad 71 Pfg. pro Mann und Tag einen Zuschuß bis zur Höhe von 1 M. 25 Pfg. der hier zu erforderliche Betrag von 4.500 Mark wurde im Wege der Anleihe beschafft um in den 3 folgenden Jahren mit je 1500 Mark getilgt zu werden. Wiewohl das militairische Schauspiel recht viel Leben und Bewegung gebracht hat, so kann, angesichts der durch die Einquartierung entstehenden großen Belastung der Gemeinde eine Wiederholung desselben diesseits keineswegs gewünscht werden.
Die mißliche Lage der Landwirthschaft veranlaßte mich, die Bildung eines landwirthschaftlichen Casinos für die Gemeinden Cornelimünster, Brand und Walheim in die Hand zu nehmen, dessen Constituirung sodann in der Versammlung der Landwirthe vom 30.Oktober v. Js. beschlossen wurde. In der Sitzung vom 6.Januar Js., bis wohin dem Casino 41 Mitglieder angehörten, ist dasselbe aus dem Rahmen der Verhandlungen zu dem Entschlusse einer ersten That übergegangen, die in der Beschaffung von 4 ostfriesischen Zuchtstieren besteht. Das große Interesse, welches dem Casino bis jetzt entgegen gebracht wird, läßt hoffen, daß dasselbe einen dauernden Bestand erhalten und zur Förderung des Wohlstandes der Gegend beitragen wird.
Am 10.Mai vorigen Jahres Abends gegen ½ 11 Uhr brach in einem Schuppen neben der Scheune der Bierbrauerei Besitzer Aegidius Hamacher hierselbst Feuer aus, welches, da dieser Schuppen mit Stroh gefüllt war, alsbald auch die in der Scheune lagernden Fruchtvorräthe ergriff, sich den Wohnhauses nebst Bierbrauerei erfaßte. Den energischen Bemühungen der alsbald herbeigerufenen freiwilligen Feuerwehr in Cornelimünster und des Publikums gelang es indeß, das Dach des Wohnhauses und der Brauerei von dem Feuer zu befreien und letzteres auf die Scheune nebst Schuppen zu beschränken, welche total ausbrannten. Ueber die Entstehung der Feuersbrunst ist trotz gerichtlicher Untersuchung nichts ermittelt worden.
Am 2.Juni vor. Js. feierte Herr Sanitätsrath Dr. Dick von hier das seltene Fest des 50 jährigen Doctor Jubiläums. Se. Majestät der Kaiser hatten dem Jubilar in Anerkennung seiner Verdienste den königlichen
Kronen Orden 3. Klasse verliehen, welchen der Unterzeichnete Morgens feierlich überreichte. Abends fand in der Klause beim Gast Wirthen Crott unter reger Betheiligung aus Nah und Fern ein schönes Fest statt,
wozu der Jubilar nebst seiner Angehörigen als Ehrengäste geladen waren. Gesänge und fröhliche Weisen einer Musik Capelle hielten die Festgenossen in heiterer Stimmung bis zur frühen Stunde zusammen.
Am 6.September vor. Js. sprang in der hierselbst gelegenen Tuchfabrik der Herren G.A. Bischoff Söhne ein Endenwolf auf ein bis jetzt unerklärliche Weise auseinander, wodurch der Spinnmeister Johann Meuthen
sehr erheblich verletzt wurde, während der Direktor der Weberei Gustav Brauns, sowie die Fabrikarbeiterin Carolina Schmitz mit leichten Verletzungen davonkamen.
Am 18.November Nachts 11 Uhr 18 Minuten wurde in hiesiger Gegend allgemein ein Erdbeben wahrgenommen, das sich zwischen Nordwest und Südost wellenförmig bewegte und 8 bis 10 Secunden dauerte. Ein
starkes Getöse das manche Leute aus festen Schlafe weckte ging der ziemlich starken Bewegung unmittelbar voran. Beschädigungen an Gebäuden sind nicht vorgekommen oder bekannt geworden.
Die diesjährige Erndte hat nicht das Resultat geliefert, das der Stand der Feldfrüchte vor der Blütezeit erwarten ließ, da nämlich die anhaltend nasse Witterung im Monat August vor. Js. sowohl die Reife als auch später die Erndte sehr beeinträchtigt hat. Bei den Kartoffeln fand sich in Folge der andauernden Nässe allenthalben eine sehr starke Fäulnis, wohingegen dieselben in beiden Fällen nicht befriedigte. Die Futterkräuter waren qualitativ gut, quantitativ mangelhaft.
Der Winter hat bisheran in mehrfacher Hinsicht viel mit seinem Vorgänger gemein. Die Witterung war, abgesehen von einigen Frösten, keineswegs winterlich, sondern mehr lenzartig und namentlich für die
Wintersaaten, die im durchweg nassen Herbste zur Bestellung gekommen und daher leicht hätten Schaden nehmen resp. schwachen Fortgang zeigen können außerordentlich günstig. Die Saaten haben durchweg
einen recht befriedigenden Stand.
Nicht weniger günstig war die Witterung aber auch für die Viehbesitzer die ihren Viehstand aus Mangel an genügendem Stallfutter lange auf die Weide geschickt. Wenn die letztere selbstredend auch nur halbes
Futter gewährte, so kam der Landmann doch über manche Verlegenheit hinweg und unterliegt es keinem Zweifel daß der Viehstand hätte decimirt werden müssen, zum größten Nachtheil der Besitzer, wenn die
Witterung den Nothbehelf nicht gewährt gehabt. Von Schnee ist wenig zu sehen gewesen.
1882 | m | w | |
Population | 3417 | ||
Geburten | 53 | 55 | 1 unehelich |
Todesfälle | 38 | 28 | 0 über 90 |
Trauungen | 10 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 602 |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Nachdem die 6 jährige Periode des Beigeordneten Herrn Peter Joseph Ostlender abgelaufen und seine Wieder-Ernennung auf weitere 6 Jahre durch die königliche Regierung am 4.Mai pr. erfolgt war, fand am
19.Mai vor. Jahres seine Wieder Einführung in das Amt statt. Mit dem 1.Oktober vor. Jahres ging die 3 jährige Stellvertretung zu Ende und wurden die Herren Emil Pauls von hier als Schiedsmann und Tillmann
Kaldenbach von Breinig als Stellvertreter vom Gemeinde Rath am 4.October vor. Jahres auf drei Jahre wiedergewählt.
Der königliche Landrath des Landkreises Aachen Herr Hasenclever hat nach mehr als 32 jähriger Thätigkeit an der Spitze des Kreises mit dem 1.Januar vr. Js. von Sr. Majestät dem Kaiser und König die erbetene
Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand erhalten und ist Allerhöchsten Orts zum Geheimen Regierungsrath ernannt worden. Leider ist sein Gesundheits Zustand derart, daß er die ihm angebotene allgemeine
Ovation als Ausdruck der Dankbarkeit und Hochachtung ablehnen mußte, demnach erübrigte nur, daß die Bürgermeister des Landkreises im Namen der Verwalteten dem geehrten Herrn in einer Gesammt Adresse
ihr lebhaftes Bedauern über das erfolgte Ausscheiden aus dem Amte bekundeten, womit sie sodann den Wunsch verknüpften, daß die wohlverdiente Ruhe seine Gesundheit wieder befestigen und er noch recht
lange seiner Familie und seinen zahlreichen Freunden erhalten bleiben möge.
Mit der interimistischen Verwaltung des Landraths Amtes des Landkreises ist der Regierungs Assessor Herr Freiherr von Coels von der Brugghen aus Aachen betraut worden.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzige Pfarrkirche ist durch den hiesigen Kirchenvorstand im verwichenen Jahre ohne Störung weiter gefördert worden.
Dem Bedürfniß der Vermehrung der Schulklassen in Breinig ist dadurch entsprochen worden, daß die obere Etage des alten Schulhauses in der Nähe der Kirche zu einem Schulsaale ausgebaut wurde. Auf den
Antrag des Schulvorstandes genehmigte sodann die königliche Regierung, daß die Schule in Breinig fortan als eine Knaben und eine Mädchenschule eingerichtet und der Knabenschule das Haus in der Dorfstraße bei
der Kirche und der Mädchenschule dasjenige auf dem Essig überwiesen wurde.
Nachdem alsdann die vom Schulvorstand gewählte Schulamts-Candidatin Christine Hansen aus Eupen als Lehrerin an die neu creirte Stelle berufen worden, konnte der Schul Unterricht am 4.Dezember vor. Js.
eröffnet werden.
Am 25.Februar vor. Js. verschied nach langwieriger Krankheit der Pfarrer von Venwegen Herr Jakob Adams im Alter von 57 Jahren. Seine Thätigkeit war in Folge des leidenden Zustandes jahrelang eine äußersth
beschränkte. Eine Minderbesetzung der Stelle hat in Folge des noch immer schwebenden Conflictes zwischen der königlichen Staats Regierung und dem heiligen Stuhl, dessen Ausgleich allerseits sehnlichst
herbeigewünscht wird, leider noch nicht stattgefunden. Zum Nachfolger des Verstorbenen als Localschul Inspector für Venwegen ernannte die königliche Regierung auf hierseitigen Vorschlag den Pfarrer von Hahn
Herrn Hoegel.
Der beim königlichen Landgerichte in Aachen anhängige Prozeß des Wegebau Unternehmers Hoven gegen die Gemeinden Cornelimünster und Büsbach betreff seiner Mehrforderungen aus dem Bau des Weges von Bilstermühle nach Krauthausen ist nur zum kleinsten Theile zu Gunsten des Hoven entschieden und ihm die Hälfte der Kosten zur Last gelegt worden. Die Abrechnung hat inzwischen stattgefunden.
Für die in der Flur Abtheilung 'auf dem Schildchen' belegenen Grundstücke fehlte bisher ein zweckmäßiger Weg. Diesem Uebelstande wurde durch Ankauf des zu einem von der Prämienstrasse nach dem Schildchen
führenden Weges erforderlichen Terrains aus dem Ackergrundstücke von Arnold Rütgers hierselbst abgeholfen.
Der vorerwähnte Ausbau der oberen Etage des alten Schulhauses in Breinig zu einem Schulsaale hat circa 3.500 Mark, 1.000 Mark mehr als veranschlagt war, gekostet. Die neubeschafften Schul Utensilien
erforderten 350 Mark.
Dem Ausbau des Weges von Schützheide nach Büsbach soll in diesem Jahre näher getreten werden. Augenblicklich liegen die Projectstücke dem Herrn Landes Director der Rhein Provinz mit dem
Antrage um Bewilligung von Beihülfen zu den Baukosten vor. Sobald hierüber entschieden ist, will die Gemeinde Büsbach ihre Strecke ausbauen und wird dann der hiesigen Gemeinde folgen.
Der von mir gestellte Antrag auf Befestigung der recht häßlichen und hindernden Ecken am Seminar Blumen Garten und Begradigung der Mauer durch das königliche Provinzial Schul Collegium hat leider bis jetzt
nicht den gehofften Erfolg gehabt. Das königliche Provinzial Schul Collegium hat der Ansicht Ausdruck gegeben, daß der durch die Begradigung der Mauer für das Seminar entstehende Vortheil nur mäßig sei und mit
den Kosten anscheinend in starkem Mißverhältnis stehe. Das Ansinnen, die ganzen Kosten auf die Seminarkasse zu übernehmen, ist sodann als unbillig zurückgewiesen worden. Zur Beurtheilung der Höhe der
Kosten wurde ein Kosten Ueberschlag gefordert, der nunmehr fertiggestellt ist und als Grundlage für die weiteren Verhandlungen dienen wird.
Der Wohlthätigkeits Verein in der Pfarre Cornelimünster hat seine Thätigkeit kaum geschwächt fortgesetzt. Die Zahl der Mitglieder ist von 92 auf 89 gesunken und betrug die Gesammt Einnahmen im VereinsJahre
1.Mai 1881/82 719 Mark 10 Pfg. Der Armen Vorstand hat, mit dem Wohlthätigkeits Verein Hand in Hand gehend, fortgefahren, aus den Stiftungs Revenüen zu Gunsten der Armen der Pfarre Cornelimünster
Lebensmittel, Kleidungsstücke und Bettzeug zu beschaffen und zu vertheilen, welche Spenden augenscheinlich die Noth, namentlich in der Winterzeit, wesentlich lindern.
Durch die erforderlich gewesene Uebernahme dreier Waisenkinder und die Unterbringung des blödsinnigen Kindes armer Eltern in einer Bildungs-Anstalt erfordert das neue Armen Budget ein plus von ca. 900 Mark
gegen das Vorjahr.
Der Ort Breinig hat nach dem Muster der in Cornelimünster ins Leben gerufenen freiwilligen Feuerwehr auch eine solche erhalten. Den mit der Führung derselben betrauten Hauptleuten liegt es ob, durch unausgesetzte und fleißige Uebung in der Handhabung der Löschgeräthe, sowie durch Pflege des Gemeinsinnes und der Cameradschaftlichkeit die Feuerwehren zur Lösung ihrer schwierigen aber edlen Aufgabe fähig zu machen. Sind bestimmte Anzeichen für die Erfüllung dieser Hoffnung vorhanden, so wird die Gemeinde dazu übergehen müssen, die Ausrüstung der Feuerwehr zu übernehmen.
Nachdem im vorigen Jahre das Eingangsthor des Kirchhofes in Breinig und das Kirchhofskreuz versetzt, auch die neuen Wege angelegt worden, erfolgen jetzt die Beerdigungen reglements und planmäßig. Wenn
der Kirchhof nun auch die vom Gemeinderathe genehmigte Bepflanzung mit Bäumen und Ziersträuchern erfahren hat, so dürfte er allen Anforderungen der Jetztzeit entsprechen.
Der Zustand der noch um einen Theil des Kirchhofes in Venwegen befindlichen Hecke gab dem Wunsche Nahrung, auch diesen Kirchhof mit einer Mauer eingefriedigt zu sehen. Der hiesige Gemeinderath hat den
desfallsigen Plan bereits genehmigt und schrieben jetzt die Verhandlungen mit der wegen der Ortschaft Mulartzhütte mitbetheiligten Gemeinde Zweifall. Gemäß heute eingegangener Nachricht ist die Zustimmung
seitens der Ortschaft Mularzhütte ertheilt.
Seit meinem letzten Berichte ist vom Gemeindeeigenthum verkauft worden:
1. Ein 4 a 5 m (28 Ruthen 55 Fuß) großer Abspliß der Breiniger Haide an Franz Joseph Esser zu Breinigerheide für 115 Mark
2. Zwei am Wege von hier nach Krauthausen gelegene Bauplätze nebst zwei anderen Absplissen, zusammen 19 a 37 m oder 137 Ruthen 20 Fuß mit einem Erlös von 541,53 M
3. das Terrain eines aufgehobenen Fußweges an Johann Mathias Kloubert hierselbst zu 31,50 Mark
Summa 688,03 M, welche mit Genehmigung königlicher Regierung zur Bestreitung der Kosten der
Instandsetzung des Kirchhofs in Breinig verwendet worden.
Die Vorbereitungen zum Verkaufe der hin und wieder nachliegenden Wege-Absplisse sind eingeleitet und bis zur Absplitzung gediehen. Auch schweben momentan noch Verhandlungen über den Verkauf der
Waldparzelle 'Fünffecken' an dem mit seinem Besitzthum anstoßenden Grafen Beissel-von Gymnich.
Die königliche Regierung hat den Oberförster Candidaten Bollig von der eben in Angriff genommenen Ausarbeitung des neuen Waldbetriebs und Regulirungswerkes entbunden und ist nunmehr der Oberförster
Candidat Geltz damit betraut worden, der die Arbeit nahezu zum Abschluß gebracht hat.
Die Gemeindeschulden betrugen am 1.April vor. Js. 19.680 Mark.
Zur Bestreitung des Aufbaues des alten Schulhauses in Breinig wurden inzwischen aufgenommen 2.500 Mk, Summa 22.180 hiervon wurden im laufenden Jahre getilgt 3.600 M, sodaß am künftigen 1.April
noch verbleiben 18.580 Mark.
Eine nicht bedeutende Erhöhung der Gemeindesteuern, welche im laufenden Jahre 150% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuern betragen wird in Folge der Mehrkosten des Schulbaues
in Breinig und der Mehrforderungen für die neue Schule daselbst und des Armen Budgets unvermeilich sein und zwar um circa 5%.
Die hochwichtige Frage des Eisenbahnbaues von Rothe Erde (Aachen) über hier nach Montjoie und St. Vith etc. ist Dank der energischen Fürsorge der königl. Staats Regierung für die Armen Kreise Montjoie und
Malmedy in ein Stadium gerückt, das die baldige Inangriffnahme der Ausführung des Projectes in nahe Aussicht stellt, falls die dabei interessirten Kreise und Gemeinden ihr Interesse durch Bewilligung der
geforderten Beihülfe zum Grund Erwerb bestätigen.
Durch Gesetz vom 15.Mai vor. Js. ist die königliche Staats Regierung zum Ausbau der beregten Bahn für den Fall ermächtigt worden, daß die Interessenten den zum Bahnbau vorübergehend und dauernd
erforderlichen gesammten Grund und Boden der königlichen Staats Regierung unentgeltlich zur Verfügung steht wogegen die königliche Staats Regierung eine Beihülfe von 343.000 Mark als der Hälfte der bei den
Vorarbeiten auf 686,000 Mark geschätzten Werthes des Terrains, aus Staatsmitteln gewährt.
Die Verhandlungen zwischen der hiesigen Gemeinde und dem zum Vertreter aller Interessenten ernannten königlichen Landrathe Herrn Rennen in Montjoie sind soweit gediehen, daß die hiesige Gemeinde sich
bereit erklärt hatte, das sämmtliche in der hiesigen Gemeinde zum Bahnbau erforderliche Terrain bei den Vorarbeiten auf 58.243 Mark geschätzt, auf eigenes Risico anzukaufen und zur Verfügung zu stellen, wenn
der Gemeinde die Summe von 30.000 Mark aus der staatlichen Beihülfe überlassen wird.
Herr Landrath Rennen findet diese Forderung um etwa 1.000 Mark zu hoch und wird die Beseitigung dieser geringen Differenz wohl keine Schwierigkeiten mehr bieten.
Die Pläne über das Project sind eingetroffen und in der Zeit vom 20. bis 27. Js. Mts.------------------------zu Jedermanns Einsicht offen gelegt werden. Die landespolizeiliche Prüfung des Projectes wird am Montag den 29. dss. Mts. vor der Hand für die Strecke von Rothe Erde bis Schmitthof stattfinden.
Das hiesige landwirthschaftliche Casino hat im ersten Jahre seiner Thätigkeit eine erfreuliche Entwicklung genommen. Die Zahl der Mitglieder, welche bei der constituirenden Versammlung 17 betrug, vermehrte sich in jeder Sitzung und ist bis jetzt auf 76 herangewachsen. Seine Leistungen auf dem Gebiete des Garten und Obstbaues haben bei Gelegenheit der landwirthschaftlichen Ausstellung in Weiden eine lobende Anerkennung mit Diplom gefunden. Die Verbesserung der Rindviehzucht war eines der ersten Augenmerke desselben auf seine Anregung hin wurden im Frühjahr vor Jahres vier Stück rein holländische Zuchtstiere in Holland gekauft und hier ausgestellt. In diesem Jahre hat dasselbe eine Prämiirung der Zuchtstiere gelegentlich deren Körung beschlossen und hat der hiesige Gemeinderath in entgegenkommender Weise eine Beihülfe von 50 Mark zu der Prämierung bewilligt. Allerseits verspricht man sich den besten Erfolg von dieser Einwirkung auf die Beschaffung besserer Zuchtstiere. Als weiteres Product der Thätigkeit des Casinos kann die am 21.dss. Mts. geschehene Gründung einer auf Gegenseitigkeit beruhenden Pferde- und Rindviehsicherung für die Gemeinde Cornelimünster, Walheim, Brand und die Ortschaften Dorff und Krauthausen mit dem Sitze in Cornelimünster, der sofort 24 Einwohner beitreten, bezeichnet werden. Inzwischen sind schon mehrere Beitritts Erklärungen erfolgt und noch weitere in Aussicht gestellt.
Am 15.Dezember vor. Js. tagte hierselbst eine von mir behufs Gründung einer Pfennig-Sparkasse für denselben Bezirk und die Ortschaften Lichtenbusch und Hitfeld einberufene öffentliche Versammlung an
welcher ca. 50 Einwohner aus allen Ortschaften Theil nahmen, sodaß die Versammlung eine stattliche genannt werden konnte. Mit seltener Einmüthigkeit wurde das vorgeschlagene Project aufgenommen, der
vorgelegte Statuten Entwurf durchberathen und festgestellt und der Verein constituirt, der gestern seine Thätigkeit eröffnet hat. Diese beiden Vereine sind recht geeignet, wunde Stellen zu heilen und zur
Förderung der Wohlfahrt und guten Sitten mächtig mitzuwirken. Möge daher der erhoffte Erfolg nicht ausbleiben.
Im Laufe des vorigen Sommers sind einer älteren Bestimmung entsprechend an allen geeigneten Stellen Wegweiser aus Gußeisen und an freistehenden Gußeisernen Säulen befestigt angebracht worden.
Am
23.Mai vor. Jahres Nachmittags gegen 6 ½ Uhr brach in dem beim hiesigen Kirchhof gelegenen Wohnhause des Glöckners und Todtengräbers Köhler Feuer aus. Dasselbe hatte in kurzer Zeit sich dem ganzen
Hause mitgetheilt. Jedoch gelang es der sofort herbeigeeilten hiesigen Feuerwehr, das Feuer auf das Dach zu beschränken. Das der hiesigen Kirchen Gemeinde gehörende Haus war bei der Rheinischen Provinzial
Feuer Societät, die Möbel des Köhler dagegen nicht versichert. Ueber die Entstehung des Feuers ist Positives nicht ermittelt worden, wahrscheinlich ist dasselbe jedoch durch das Spielen von Kindern mit
Schwefelhölzchen auf dem Speicher des Hauses entstanden.
Am 15.Juli v. Js. Mittags wurde das 5 jährige Söhnchen des hierselbst wohnenden Wirthen Winand Crott derart unglücklich überfahren, das der Tod sofort eintrat. Dem betr. Fuhrmann konnte eine Schuld nicht
nachgewiesen werden.
Der Winter 1881/82 war fast spurlos vorübergegangen. Nur ein paar Wochen frostigen Wetters verriethen sein Dasein. Der Monat März brachte eine lenzartige Witterung, die vermuthen
läßt, daß der Frühling bereits seinen Einzug gehalten. Die Hecken fingen an zu grünen und die Kern Obstbäume zeigten die Knospen in großer Menge, als der 22.März ein kaltes winterliches Wetter mit einer indeß
nur wenige Stunden andauernden Schneedecke und einem Nachtfrost brachte, wohl zur Mahnung vor der Täuschung, dass der Winter nichts mehr vermöge.
Der Stand der Feldfrüchte war im Uebrigen im Allgemeinen recht günstig und mußte das Herz des Landmannes wahrhaft erfreuen, bis zur ersten Hälfte des Monats Juni, wann andauerndes Regenwetter,
verbunden mit einer empfindlichen Kälte, eintrat. In den Wiesen herrschte eine seltene Ueppigkeit und Fülle und die Heu Erndte hat wohl nicht wenige Landleute in einer Weise befriedigt, wie sie seit vielen Jahren
nicht erlebt worden.
Die bis dahin so reichen Aussichten auf Obst wurden dagegen durch einen Nachtfrost am 18.Juni fast vollständig vernichtet.
Das im Juni eingetretene Regenwetter hielt leider mit kurzen Unterbrechungen während der ganzen Erndtezeit an und vernichtete die schönsten Hoffnungen auf die Erndte.
Nicht allein das die letztere erheblich verspätet, wurde sie auch zum großen Theil beeinträchtigt. Roggen und Waizen konnten durchweg nur mit knapper Noth eingeholt werden, während der Hafer, der
eine besondere Ueppigkeit entfaltet hatte, Ende September noch im Felde stand und zum großen Theile verdarb. Auch die Kartoffeln litten unter der andauernden regnerischen Witterung derart erheblich, daß an
manchen Stellen die Fäulniß einen solchen Umfang genommen, daß kaum mehr als das Saatgut geerntet wurde.
War hiernach die vorigjährige Erndte eine solche, auf die der Landmann nur mit Wehmuth zurück blicken kann, so ist der jetzige Stand der Wintersaat ebensowenig geeignet, freudigeren Herzens in die Zukunft zu
blicken, die bis vor wenigen Tagen andauernd nasse Witterung hat die Bestellung der Wintersaaten hin und wieder unmöglich gemacht und dort, wo sie stattgefunden, ist ein vernichtend wirkender Schneckenfraß
eingetreten, der eine wiederholte Saat erforderlich gemacht.
Der diesjährige Winter, welcher am 14.November Jr. durch eine 10 cm hohe Schneedecke von geringer Dauer seine Ankunft meldete, hat bis jetzt eine Härte kaum gezeigt, dagegen Ende November und in den
Weihnachtstagen in den Gebiets Gegenden des Rheines und seiner Nebenflüsse durch Ueberschwemmungen, wie sie in diesem Jahrhundert noch nicht dagewesene Noth und Elend in einem Umfange verbreitet, der
ärger kaum gedacht werden kann.
Die herzzerreissenden Nothrufe der Ueberschwemmten, die Hab und Gut verloren und vielfach ihre Existenz vernichtet sahen haben die staatliche Beihülfe nicht minder wie die Privatwohlthätigkeit in erfreulicher
Weise sich bewähren sehen und wenn auch die hiesige Gemeinde nach dem ersten Hochwasser ihr Scherflein bereits beigetragen hat, so kann ich mich doch der Hoffnung nicht verschliessen, daß sie, in Anbetracht
des durch das Zweite Hochwasser in noch empfindlicherer Weise hervorgerufenen Elends der Ueberschwemmten durch Bewilligung eines namhaften Unterstützung aus der Gemeindekasse ihren Wohlthätigkeits
Sinn neuerdings bestätigen wird.
1883 | m | w | |
Population | 3563 | ||
Geburten | 60 | 48 | 1 unehelich |
Todesfälle | 38 | 41 | 0 über 90 |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
In demselben Zeitraum starben männliche Personen 38, weibliche Personen 41, 79, sodaß sie Zahl der Geborenen diejenigen der Gestorbenen um 29 übersteigt.
Ueberdies sind in der Zahl der Gestorbenen 5 totgeborene Kinder enthalten.
Im selbigen Jahre wurde hier 24 Trauungen vollzogen.
Der mit der Verwaltung des Landraths Amtes des Landkreises Aachen betraute Regierungs Assessor Herrn Freiherr von Coels von der Brugghen wurde am 30.October vor. Js. von den Kreisständen des
Landkreises einstimmig zum Candidaten für das Landraths Amt erwählt. Nachdem Sr. Majestät der König inzwischen den Erwählten zum Landrath ernannt haben, wird die Einführung desselben am 16. dss. mts.
stattfinden.
Am 24.Juli vor Js. ging die Wahlperiode der Mitglieder des Armen Vorstandes zu Ende und wurden die sämmtlichen Mitglieder die Herren 1. Vicar Hochhausen, 2. Ludwig Giesen, 3. Math. Joh. Lamberts aus
CMünster, 4. Tillmann Kaldenbach, 5. Johann Winkhold aus Breinig, 6. Hubert Winkhold aus Schützheide, 7. Barthol. Wagenmann und 8. Peter Jos. Birken aus Venwegen vom Gemeinderathe am 4.Juli vor. Js. auf
weitere 6 Jahre wiedergewählt.
Wegen Verlegung seines Wohnsitzes von hier nach Bedburg schied der Apotheker Herr Emil Pauls als Schiedsmann der hiesigen Gemeinde aus und wurde Herr Ludwig Giesen hierselbst vom Gemeinderath am
20.Dezember vor. Js. zu seinem Nachfolger gewählt.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzigen Pfarrkirche ist im verwichenen Jahre durch den hiesigen Kirchenvorstand um ein bedeutendes Stück weiter gefördert worden. An der Nordseite
der Kirche wurde das Quadermauerwerk welches stellenweise erheblich Schaden gelitten, soweit nöthig erneuert, ebenso mehrere Strebepfeiler während 3 Stück hiervon ganz neu ausgeführt werden mußten. Das
Maaßwerk der sämmtlichen Fenster der Nordseite ist fertig gestellt und größtentheils auch schon versetzt, so daß die Verglasung nur noch erübrigt um die Kirche noch an dieser Seite im Aeußeren fertig zu
sehen.
Das Schulwesen ist im verwichenen Jahre ohne Aenderung geblieben.
Die Zahl der schulbesuchenden Kinder betrug Ende Dezember vor Jahres
a) in der mit dem Lehrer Seminare verbundenen Uebungsschule hierselbst.
davon gehören zur Gemeinde Büsbach
in der 1. Klasse 32 Knaben 33 Mädchen 7 Knaben 9 Mädchen
in der 2. Klasse 52 Knaben 55 Mädchen 0 Knaben 9 Mädchen
in der 3. Klasse 57 Knaben 62 Mädchen 7 Knaben 11 Mädchen
Summe 141 150 20 29
b) in Breinig
in der 1 Knabenklasse 57 Knaben
in der 2. Knabenklsse 89 Knaben
in der 1. Mädchenklasse 54 Mädchen
in der 2. Mädchenklasse 76 Mädchen
Summe 146 Knaben 130 Mädchen
c) in Venwegen in der einklassigen Schule 36 Knaben, 37 Mädchen war aus der Ortschaft Mulartzhütte 3 Knaben 0 Mädchen angehören.
Die ländliche Fortbildungsschule in Breinig wurde durchschnittlich von 24 Schülern regelmäßig besucht und der Unterricht durch den Lehrer Jansen von Hahn und den Zeichner Peter Gilles von Breinigerberg jeden
Sonntag während 2 Stunden ertheilt.
Nachdem die Gemeinde Büsbach den Ausbau der innerhalb ihres Bezirks gelegenen Strecke des Weges von Schützheide nach Büsbach am 4. des mts. öffentlich zu Verding gegeben, wird diesseits mit dem Ausbau
der in hiesiger Gemeinde gelegenen Strecke vorgegangen werden müssen, sobald der hiesigen Gemeinde eine Beihülfe von 400 Mark zu den Kosten dieser Strecke bewilligt.
Die wiederholten Anstrengungen einiger Einwohner von Zweifall dahingehend, die hiesige Gemeinde zum Ausbau einer Straße von Zweifall nach Breinig zu veranlassen, sind ohne Erfolg geblieben.
Der Herr Ober Präsident der Rheinprovinz hat die Antragsteller unterm 2.Mai vor. Js. ablehnend beschieden, weil der Fuhrwerksverkehr zwischen Zweifall und Aachen ein geringer ist und der Ausbau des Weges
wegen der vorhandenen erheblichen Steigungen eine Kosten Aufwand verursachen würde, welcher in keinem Verhältnisse zu dem durch ihn erhofften Nutzen stehe.
Die Gemeinde Gressenich hat neuerdings den Bau einer Brücke über den Vichtbach beim Weiler Jägersfahrt veranschlagt zu 2.550 Mark, angeregt. Nachdem die königliche Regierung sich bereit erklärt hat und
forstfiskalischen Fonds einen Beitrag von 1.000 Mark zu beantragen, sind die Verhandlungen bezüglich des Brückenbaues wieder in Fluß gekommen und gleichzeitig auf den Ausbau der in hiesiger Gemeinde
ausgedehnt worden. Der Ausbau der in hiesiger Gemeinde belegenen Wegestrecke ist zu 1.500 Mark veranschlagt.
Nach wiederholter Berathung dieses, die Einwohner der hiesigen Gemeinde nicht im Mindesten interessirenden Gegenstandes, hat Gemeinderath am 23.August vor. Js. beschlossen, einen Betrag von
1.500 Mark zu dem Wege und Brückenbaue zu bewilligen wenn die Gemeinde Gressenich den zu Wege, und Brückenbau für alleinige Rechnung ausführt und die Unterhaltung des Weges und der Brücke künftigh zu
und für alle Zeiten übernimmt.
Eine Entscheidung der Gemeinde Gressenich hierüber ist noch nicht ergangen.
Die fortgesetzten Verhandlungen mit dem königlichen Provinzial Schul Collegium auf Beseitigung der Ecken am Seminar Blumengarten haben bis jetzt noch nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Nachdem das
königliche Provinzial Schul Collegium neuerdings sogar eine Betheiligung an den Kosten der Begradigung der Mauer abgelehnt und erklärte sich für Abtretung der Fläche aus dem Seminar Blumengarten gegen
Eintausch der kleineren Straßenwinckel nur dann zu verwenden, wenn die Herstellung der neuen Gittermauer ganz auf Kosten der Civil Gemeinde und der Kirchen Gemeinde geschehe, ist sowohl von
Kirchenvorstand als dem Gemeinderathe beschlossen worden, die aus dem Seminargarten benöthigte Fläche zu einem angemessenen Preise anzukaufen und dann die Begradigung auf eigene Kosten soweit
vorzunehmen, als das eigene Interesse erheischt. Hierauf ist eine Erklärung noch nicht eingegangen.
Sollte dieselbe wieder Erwarten ablehnend ausfallen, so würde nicht erübrigen, als im Wege des Enteignungs Verfahrens die Erbreiterung der Straße herbeizuführen.
Das Pflaster der außerhalb der Strassenrinnen im hiesigen Orte vorhandenen Banquetts ist derart schlecht daß eine Erneuerung desselben sehr erwünscht ist, nicht weniger ein Theil der Straße vor dem Kreuze am Markte.
Der Wohltätigkeits Verein in der Pfarre Cornelimünster zählte am 1.Mai vor. Js. noch 80 Mitglieder und betrug seine Jahres Einnahmen pro 1882/83 675 Mark 85 Pfg. und der Kassenbestand am 30.April vor. Js. 235 Mark 19 Pfg., eine Folge des gelinden vorigjährigen Winters. Hand in Hand gehend mit dem Armen-Vorstand sind auch im gegenwärtigen Winter wieder Kleidungsstücke, Schuhe, Bettzeug und 200 Zentner Kohlen beschafft und unter die Armen vertheilt worden. Im Uebrigen ist etwas Bemerkenswerthes auf dem Gebiete des Armenwesens nicht eingetreten.
Die in den letzten Jahren hier und in Breinig ins Leben gerufenen freiwilligen Feuerwehren entbehren noch derjenigen technischen Ausbildung, welche sie einem einheitlichen und sachverständigen Eingreifen befähigen und erscheint daher die technische Ausbildung durch ein Mitglied einer auswärtigen Berufsfeuerwehr angezeigt in welchem Falle die schon mehrfach bekundete Lust der hiesigen Mitglieder sich weiter entwickeln und befestigen wird. Zur Anschaffung neuer Feuerlöschgeräthe ist im nächstjährigen Etat wieder ein bereits vorgesehen und allmählig einen ausreichenden Betrag anzusammeln.
Der Kirchhof in Breinig ist im verwichenen Frühjahr mit einer Bepflanzung von Kugel Akazien, Rotbuchen, Linden und Ziersträuchern versehen worden.
Die Mauer um den erworbenen Theil des Kirchhofes in Venwegen wurde im Sommer vorigen Jahres ausgeführt und ist derselbe nunmehr mit einer würdigen Einfassung versehen.
Seit, dem letzten Bericht wurde vom Gemeinde Grundvermögen verkauft:
1. die Holzparzelle Fünfhecken groß 72 M. 54 m Flur 8 No. 384 des Katasters von Walheim an Graf Beissel für 35 Thlr 541 Mark
2. ein bei Kitzenhaus gelegener 5 M. 75 m großer Abspliß des Gemeindewaldes an Wilhelm Josef Hunger für 40,50 M
3. das Terrain eines aufgehobenen Fußweges durch eine Wiese der Wth Arnold Wagemann in Breinig für 16,50 M
Sa. 598 Mark und
4. eine größere Anzahl früher unverkauft gebliebener Wege Absplisse deren Kaufpreis mit 398 Mark 35 Pfg. im nächsten Jahre zur Einziehung gelangen.
Wiewohl sicheren Vernehmen nach dort vom Herrn Forst Assessor Geltz ausgearbeitete neue Waldbetriebs und Regulirungs Werk langst fertig gestellt und der königlichen Regierung zur Prüfung vorgelegt worden
ist. Dasselbe der Gemeindeverwaltung zur Aeußerung seither noch nicht zugegangen.
Die Gemeinde besitzt am Schlusse der Rechnung Jahres folgende Forderungen 707 M 79 Pfg hypothekarisch eingetragene Holzkaufpreisereste die z. Z. uneingreifbar waren und 996 M 35 Pfg Kaufschillinge von
verkauftem Gemeinde Vermögen Sa. 1.704 M. 14 Pfg.
Die Gemeinde Umlagen, welche im laufenden Jahre zur Höhe von 154% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuer erhoben worden, erfahren für die nächste Jahr keine Erhöhung, vielmehr erscheint es
zulässig, dieselben zur Höhe von nur 150% der gedachten Steuern zu ermäßigen.
Die Gemeindeschulden betrugen am 1.April vor. Js. 18.580 M. und haben bis jetzt eine Vermehrung nicht erfahren und werden durch die planmäßige Ablage von 3.600 Mark sich nach ermäßigen bis auf 14.980
Mark.
Zur Bestreitung der Grunderwerbs Kosten für den Eisenbahnbaue ist aber eine Anleihe 40.000 Mark erforderlich und seitens der königlichen Regierung genehmigt worden, wovon ein Theil in der allernächsten Zeit
realisirt werden muß.
Nachdem die langwierigen Vorverhandlungen bezüglich des Grund Erwerbs für den Eisenbahnbau "Rothe Erde" (Aachen über hier nach Montjoie St.Vith v. Js. mit den interessirten Kreisen und Gemeinden ihren
Abschluß gefunden, traf im Juni vor. Js. das Baubureau für die Abtheilung von Rothe Erde bis Roetgen hier ein um die Einleitungen zur Inangriffnahme des Baues zu treffen.
An der Spitze der Bau Abtheilung, die in 3 Sectionen eingetheilt ist, steht der Regierungs-Baumeister Rudolph Cottmann, während
die 1. Section von Rothe Erde bis Rollefer Viaduct und dem Regierungs Baumeister Conrad Winde und Regierungs Bauführer Carl Adolph Voigt,
die 2. Section von Rollefer Viaduct bis Schmitthof und dem Regierungs Baumeister Heinrich Klinke und dem Regierungs Bauführer Erich Scheffer und Hubert Henkes und
die 3. Section dem Regierungs Baumeister Heinrich Siese und Regierungs Bauführer Paul Jaenicke unterstellt ist.
Die Vorbereitungen zur Inangriffnahme des Baues wurden derart gefördert, daß die Grundsteinlegung zu dem ersten Bauwerke, dem hiesigen Itterbach Viaducte und somit gleichsam zum ganzen Tagebau am
27.September vor. Js. vorgenommen werden konnte.
Diese Gelegenheit glaubte die hiesige Gemeinde nicht vorüber gehen lassen zu dürfen ohne ihrer Freude über das endliche gelingen ihrer jahrelangen Bestrebungen Ausdruck zu geben und beschloß
daher der Gemeinderath, die Grundsteinlegung auf Kosten der Gemeinde festlich zu begehen. Von den geladenen Ehrengästen waren erschienen 1. der königliche Landraths Amts Verwalter Freiherrn
von Coels 2. der geheime Regierungsrath Hasenclever 3. der Fabrikant Christoffel aus Montjoie 4. der Unternehmer der beiden Viaductbauten August Kunert aus Köln und sämmtliche Beamten der Bau Abtheilung
und der zwei ersten Sectionen.
Gegen 4 Uhr nachmittags setzte sich der Festzug vom Gemeindehause aus in Bewegung, an welchem die Kriegervereine von Cornelimünster und Breinig, die hiesige Schützen Gesellschaft und der Gesang Verein
von Breinig alle mit ihren Fahnen sowie zahlreiche Herren aus Cornelimünster und der Umgegend theilnahmen. Nachdem die Grundsteinlegung zu dem Haupt (Mittel) Pfeiler in üblicher Weise geschehen, bewegte
sich der Festzug von dem reich gezierten Bauplatze zum Gasthause zur Post hierselbst, wo unter zahlreicher Betheiligung ein Fest Essen stattfand, daß den besten Verlauf nahm und die Gäste bis zu später Stunde
zusammenhielt.
Der Grund Erwerb des innerhalb der hiesigen Gemeinde zum Bahnbau erforderlichen gesammten Terrain, bei den Vorarbeiten auf 58.249 Mark veranschlagt, ist Seitens der hiesigen Gemeinde auf eigenes Risiko
übernommen worden, wogegen sie aus der staatlichen Beihülfe den Betrag von 30.000 Mark erhält und ist derselbe insoweit vorgeschritten, als die Entschädigung, für die im gütlichen Wege nicht erlangten
Grundstücke im Wege des Enteignungs Verfahrens durch die königliche Regierung festgesetzt worden. Soweit bis jetzt bekannt, ist Beschreitung des Rechtsweges gegen die Entscheidung der königlichen Regierung
kaum von einer Seite zu erwarten.
Wie sämmtlichen Bauherrn der Abtheilung und der beiden ersten Sectionen haben hier ihren Wohnsitz, nicht minder eine größere Anzahl Unterbeamte, die fernere Anwesenheit von circa 400 fremden Arbeitern
darunter manche Süddeutsche, auch Polen, Böhmen und Italiener, einzelne mit Familien, bringt reges Leben in hiesige Gegend.
Die Maurer Arbeiter an dem Itterbach Viaducte waren beim Beginn des Winters bei 3 Pfeilern bis circa 2 Meter über der Erde gediehen, während beim Rollefer Viaduct das Mauerwerk erst auf Erdgleiche gebracht
worden, dessen ungeachtet hat Herr Abtheilungsbaumeister Cottmann die Dispositionen derart getroffen, daß er mit Sicherheit darauf rechnet, längstens bis Mitte September dieses Jahres den ersten Betriebszug
von Rothe Erde bis zum hiesigen Bagnhof ablassen zu können.
Das hiesige Bahnhofsgebäude wird sicherem Vernehmen nach der Bedeutung des hiesigen Ortes als Ausflugspunkt von Aachen Rechnung tragen und ist daher der ansehnliche Betrag von 42.000 Mark disponibel
gestellt worden.
Die Vorverhandlungen bezüglich des Grund Erwerbs für die Eisenbahn von Stolberg über Breinig nach Walheim sind noch nicht zum Abschluß gekommen und fehlen noch circa 40.000 Mark, doch sind die besten
Aussichten vorhanden, daß dieser Rest durch die interessirten industriellen Kreise beschaft wird.
Die Vornahme der speciellen Vorarbeiten wird in der nächsten Zeit erfolgen.
Das hiesige landwirthschaftliche Casino hat ununterbrochen und rege Thätigkeit an den Tag gelegt und nicht allein für die bei Gelegenheit der Jubelfeier des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen im
September vorigen Jahres in Bonn ausgestellten Produkte des Garten und Obstbaues, sondern auch für seine rege Thätigkeit im Allgemeinen eine broncene Medaille mit Diplom erhalten.
Die im vorigen Jahre eingeführte Prämirung der besten Zuchtstiere hat anerkanntermaßen auf die Qualität der bei der Körung vorgeführten Stiere derart gut eingewirkt, daß eine Wiederholung derselben
beschlossene Sache ist. Angespornt durch diese guten Erfolge hat dort hiesige landwirthschaftliche Casino nunmehr auch die Prämirung des besten Mutterviehes angeregt, welche gelegentlich dort im Frühjahre
abzuhaltenden Viehmarktes stattfinden soll.
Der für den Casinobezirk am 1.März vorigen Jahres eröffnete Viehversicherungs Verein hierselbst hat sich in überraschender Weise allseitig Eingang verschafft und heute bereits einen Versicherungs Bestand von
über 400 Stück Rindvieh mit 76.000 Mark Versicherungssumme. Seit jetzt hat derselbe 3 Schäden prompt regulirt.
Der am 23.Januar vor. Js. eröffnete Betrieb der Pfennig Sparkasse für das Münsterländchen hat auch einen recht ansehnlichen Umfang angenommen. Die bis jetzt gemachten Einlagen beziffern sich auf 3185 Mark wovon 685 Mark bei der Prämienkasse zu Cornelimünster für Rechnung der Einleger deponirt nur der Rest seitens des Sparkassen Vereins verzinst wird.
Am Montag den 30.Juli vor. Js. Nachmittags gegen 6 Uhr, brach im Gebäude des zu Venwegen am Saume des Gemeindewaldes wohnenden Bergmanns Nicolaus Krott Feuer aus, welches das ganze Gebäude,
enthaltene Wohnhaus, Stall und Scheuer, bis auf die Umfassungsmauern und die Mobilien theilweise eingeäschert hat. Letztere waren nicht, das Gebäude dagegen bei der Rheinischen Provinzial Feuer Societät
versichert.
Die stattgehabte Untersuchung hat keine positiven Anhaltspunkte über die Entstehungsursache der Feuersbrunst ergeben und wird eine Selbst Entzündung des Feuers vermuthet.
Am 1.August vor. Js. Nachmittags 1 3/4 Uhr brach in dem der Wittwe Hubert Kremer zu Vaelserquartier zugehörigen auf Frohnhof zu Cornelimünster gelegenen Stall und Scheunen Gebäude Feuer aus, welches
sich bei dem ziemlich starken Wind rasch über das ganze etwa 26 Meter lange Gebäude verbreitete und dasselbe in kurzer Zeit bis auf die Umfassungsmauern einäscherte.
Der ganze Heu Vorrath und 1 Schwein sind mit verbrannt. Nur mit Mühe gelang es das Wohngebäude der Wittwe Kremer, welches auch schon einige Male Feuer gefangen hatte, zu retten.
Positives über die Entstehungsursache des Brandes hat die stattgefundene Untersuchung nicht ergeben.
Zu der Nacht vom 30. zum 31.August vor. Js. wurde das dem Bergmanne Peter Müller zugehörige zu Breinigerberg am Stege nach Vicht gelegene kleine Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern durch Feuer
zerstört. Die stattgehabte Untersuchung hat ergeben, daß der Ausbruch des Feuers in dem schlechten Zustande des im oberen Theile des Hauses schwer zugänglichen Kamins seinen Grund haben muß.
Am 14.October vor. Js. gegen 5 Uhr nachmittags brach im Stallgebäude des Kaufmanns Egidius Nicolai hierselbst Feuer aus; mit Mühe und Anstrengung gelang es, daß Feuer auf seinen Herd zu beschränken und
die Wohngebäude nebst Fruchtmagazin zu retten. Die eingeleitete Untersuchung hat den Urheber der Feuersbrunst nicht ergeben.
Im Anfange des Monats September vor. Js. trat in der Nachbargemeinde Walheim die Maul und Klauenseuche unter dem Rindvieh auf und gewann dort eine weitere Verbreitung.
Am 29.September wurde sodann der Ausbruch der gleichen Seuche unter den Viehbeständen der Ackerer Wilhelm Joseph Tornay und Heinrich Küppers hierselbst gemeldet und folgte am 5.Oktober der
Ackerer Joseph Siemons hier und am 22.October der Bergmann Nicol. Krott zu Venwegen.
Nunmehr ist die Seuche wieder erloschen und sind die angeordneten Schutzmaßregeln bereits wieder aufgehoben worden. Von derselben wurden betroffen in der Gemeinde Cornelimünster nur die Viehbestände der
genannten 4 Einwohner in der Gemeinde Walheim diejenigen von 15 Einwohnern und ferner in der Nachbargemeinde Breinig die von 7 Einwohnern.
Die Seuche trat im Allgemeinen nichts bösartig, vielmehr spontan auf.
Während der Landmann, gedrückt durch die Mißerndten der letzten Jahre, auch im Frühjahre 1883 angesichts des schlechten Stands der Saat noch mißmuthig in die Zukunft blickte, belebte sich beim Eintritte
günstigerer Witterung und dem unerwartet besseren Gedeihen der Feldfrüchte bald wieder sein Gemüth; seine nun erwachten Hoffnungen befestigten sich immer mehr und entsprach die Erndte denselben
theilweise in befriedigendem Maaße. Die Kartoffelerndte war eine sehr gute zu nennen.
Das Herbstwetter war ebenfalls befriedigend und konnten die Wintersaaten allenthalben rechtzeitig bestellt werden. Bis gegen Ende des Monats November war die Witterung gelind, am 29. und 30.November
herrschte Frostwetter und traten alsdann Regentage ein, bis sich am 4.Dezember eine dünne Schneedecke bildete, mit Frost begleitet; nach wenigen Tagen trat wieder Regenwetter ein und hat dieses, mit kleinen
Unterbrechungen, bis jetzt angehalten und zwar keineswegs zu Gunsten der Feldfrüchte.
1884 | m | w | |
Population | 3525 | ||
Geburten | 60 | 47 | 0 unehelich |
Todesfälle | 38 | 40 | 1 über 90 |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | 85 | ||
Liniendienst | 15 Mann | ||
Elementarschüler | 294 | 289 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 101 |
Rindvieh | 769 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
1885 | m | w | |
Population | 1794 | 1683 | 3477 |
Geburten | 54 | 55 | 2 unehelich |
Todesfälle | 32 | 33 | 0 über 90 |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | 85 | ||
Liniendienst | 5 Mann | ||
Elementarschüler | 121 | 130 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 150 | 148 | Breinig |
Elementarschüler | 35 | 38 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
1886 | m | w | |
Population | 3468 | ||
Geburten | 68 | 49 | 3 unehelich |
Todesfälle | 42 | 31 | 0 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 10 Mann | ||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Religion | Personen |
katholisch | 3417 |
evangelisch | 48 |
jüdisch | 24 |
gesamt | 3468 |
1887 | m | w | |
Population | 3561 | ||
Geburten | 56 | 56 | 0 unehelich |
Todesfälle | 41 | 26 | 0 über 90 |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 18 Mann | ||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Religion | Personen |
katholisch | 3505 |
evangelisch | 19 |
jüdisch | 37 |
gesamt | 3561 |
1888 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 55 | 57 | 112 |
Todesfälle | 42(2) | 39(1) | 81(3) |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 15 Mann | ||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Wie herb aber auch diese beiden Verluste auch sein mögen ein wertvolles Erbteil haben beide Herrscher uns hinterlassen, das Beispiel der getreusten Pflichterfüllung bis zum Tode.
Was nun die eigentliche Verwaltung anlangt, so ist folgendes zu merken.
Die Zahl der im Jahre 1888 geborenen Kinder beträgt 112, davon sind männliche 55, weibliche 57, Sa. 112.
Außerdem kamen 2 männliche und 1 weibliche Todgeburt vor, ges. 3, Sa. 112.
Es starben im ganzen excl. der Todgeburten 84, davon sind männliche 42, weibliche 39, ges. 84, sodaß die Zahl der Geborenen die der Verstorbenen um 31 übersteigt.
In demselben Zeitraume wurden 25 Eheschließungen vorgenommen.
Die am 1.Dezember 1885 stattgehabte allgemeine Volkzählung ergab für die hiesige Bürgermeisterei eine Bevölkerungszahl von 3465 Seelen. Die kürzlich bei Gelegenheit der Aufstellung der Klassensteuer Rolle
vorgenommene Aufnahme der Bevölkerung ergab ?, so daß ein Zuwachs zu verzeichnen ist von ?
Durch die Einführung der Kreisordnung sind eine Reihe sehr wesentliche Veränderungen der seither geltenden gesetzlichen Bestimmungen in der Verwaltung eingetreten, welche indessen in dem engen Rahmen
dieses Berichtes nicht alle aufgezählt werden können.
Nachdem die Periode des stellvertretenden Schiedsmannes Herrn I. Beigeordneten Kaldenbach aus Breinig mit Ende des Jahres 1888 abgelaufen war, wurde derselbe in der Sitzung des Gemeinderats vom
6.Dezember 1888 wieder gewählt und durch Verfügung des königlichen Landgerichtspräsidiums vom Januar 1889 für eine fernere Dauer von drei Jahren bestätigt.
Seit dem 1.April v. Js. wurde ein besonderer Gemeindeempfänger angestellt Herr Fr.Wollgarten aus Eupen, welcher gleichzeitig zum Gemeindeempfänder von Walheim ernannt worden ist. Durch diese Ernennung
ist einem von der Bevölkerung lang gehegten Wunsche entsprochen worden.
An Stelle der s. Z. den Gemeinden genommenen Katasterdokumente sind dieselben nunmehr summarische Mutterrollen gegeben worden, die den Ausfall in etwa zu decken geeignet sind.
Während des laufenden Etatsjahr fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligthumsfahrt statt bei welcher hauptsächlich durch den bequemen Eisenbahnverbindungen und die tagtäglich eingelegten
besondere Züge, ein ausnahmsweise starker Menschenandrang zu verzeichnen war. Ganz besonders erhebend wurde die Feier durch die Anwesenheit mehrerer Kirchenfürsten, vornehmlich durch das Eintreffen
des hochwürdigen Herrn Erzbischofs Philippus von Köln, welcher die Heiligtumsfahrt durch ein feierliches Pontificalamt eröffnete. Die Bevölkerung des Ortes Cornelimünster ließ es sich nun nicht nehmen, diesem
einen besonders festlichen Empfang zu bereiten, welcher alle Erwartung weit übertroffen hat, wie dies wiederholt von Sn. Erzbischöflichen Gnaden anerkennend hervorgehoben wurde.
Kurz vor Beginn der Heiligthumsfahrt war der im Vorjahre begonnene Umbau der Gallerie beendet worden, welcher der kirchlichen Gemeinde allerdings große Opfer kostete, indessen aber auch der Kirche ein
würdigeres Ansehen verleiht als dies früher der Fall gewesen.
Zu bemerken ist ferner noch, daß man seit einiger Zeit, hauptsächlich durch die Bewilligung der erforderlichen Geldmittel seitens des Herrn Bischofs von Montpellier, damit begonnen hat Nachgrabungen in der
Kirche zu veranstalten um dem hier beerdigten, später heiliggesprochenen Benedict von Aniane, dem Gründer der ehemaligen Benedictinerabtei.
Der seither als Hülfsgeistlichen angestellten Herrn Miessen von hier und Krefeld von Venwegen sind zu Pfarrern ernannt worden, und ist letzterer bereits in sein Amt feierlich eingeführt worden.
Was die Schulangelegenheiten betrifft, so muß an erster Stelle die große seitens des Staates bewilligte Erleichterung hinsichtlich des Schulgeldes hervorgehoben werden, dieses fällt nämlich für die Zukunft fort und
wird von Seiten des Staates den Gemeinden für den Ausfall ein dankenswerther Ersatz geleistet.
Die seit langer Zeit schwebenden Verhandlungen bezüglich der Trennung der gesammten schulpflichtigen Mädchen von der Seminar Uebungsschule und Unterbringung in besonderen Gemeindeschulen haben endlich
den erwünschten Abschluß gefunden, indem mit Genehmigung des Herrn Ministers ein Vertrag mit dem königlichen Provinzial Schul-Collegium abgeschlossen wurde, demzufolge mit Ostern die zweite
Mädchenklasse errichtet wird und die Gemeindeanstalt des seither gezahlten Zuschusses von 1.050 M. zur Seminarkasse nur noch einen Beitrag von 150 M pro Jahr zu entrichten hat.
An Stelle der Lehrerin Maria Rose, welche nach Malmedy versetzt wurde, ist den Schulamtscandidaten Catharina Reisen aus Aachen seitens des Schulvorstandes in Vorschlag gebracht und auch ernannt worden.
Die Wahl der demnächst anzustellenden zweiten Lehrerin wird in nächster Zeit erfolgen.
In den Lehrpersonen der Fortbildungsschule ist ein Wechsel eingetreten, indem Herr Zeichenlehrer Gilles von Breinigerberg ausschied und an seine Stelle Herr P.J. Hennecken aus Breinig trat, über dessen
Leistungen der Herr Kreisschulinspektor sich bei seiner letzten Anwesenheit lobend ausgesprochen hat.
In dem verflossenen Jahre wurde die vollständig defect gewordene Brücke über den Indebach im Orte Cornelimünster durch eine neue ersetzt.
Der im Vorjahre begonnene Ausbau des Weges von hier nach Niederforstbach ist im Grundbett vollständig fertig und geht nunmehr überhaupt seiner Vollendung entgegen.
Der Wohltätigkeitsverein hat, wie stets früher, namentlich für die Wintermonate die teilweise Fürsorge für die Armen übernommen sowohl durch Lieferung von Kohlen als auch durch die Verabreichung von
Kartoffeln.
Auch in diesem Jahre wurde den aus den vorhandenen Stiftungsstands bescherten Armen ein frohes Weihnachtsfest bereitet durch zahlreiche Gaben, welche bei prächtig geschmücktem Weihnachtsbaume und
passenden Vorträgen der freiwillig zu diesem Zweck zusammengetretenen Schulkinder erteilt wurden.
Obschon auch in diesem Jahre die Gemeinde von Brandunglück verschont geblieben, hat die Feuerwehr ihre Thätigkeit fortgesetzt, indem dieselbe durch mehrfache Tags- und Nachtübungen ihre Bereitschaft und ein schnelles Eingreifen zu erhöhen strebte.
Der Umstand, daß der Ort Venwegen eine isolirte Lage hat, und daß somit bei irgendwelchen Veranlassungen das Einschreiten des Bürgermeisters oder des in Breinig wohnenden 1. Beigeordneten erst nach längerer Zeit stattfinden konnte, ließ die Wahl eines Ortsvorstehers für diesen Ort als geboten erscheinen. Die am 3.Mai vorgenommene Wahl des Rentners J. Kloubert wurde am 9. des Mts. bestätigt, und p. Kloubert am 7.Juni v. J. in sein Amt eingeführt.
Da bis jetzt die definitive Eintragung der Eisenbahnlinie Rothe Erde-Montjoie in dem Kataster noch nicht bewirkt worden ist, so konnte auch ein Verkauf der Absplisse nicht stattfinden, es ist indessen mit
Bestimmtheit anzunehmen, daß die Regulirung in kurzer Zeit bevorsteht.
Verkauft hat die Gemeinde eine bei Mulartzhütte gelegene kleine Parzelle an Schiffler Carl von hier, außerdem ist der Verkauf eines kleinen Wegeabsplisses an Eg. Hamacher von hier und eines Stückes aus der
Breinigerheide an Schnitzler und Blees bereits beschlossen.
Nach erfolgter Genehmigung wird der Act gethätigt und die Veränderung in das Lagerbuch eingetragen werden.
In dem laufenden Etatsjahr sind die abzutragenden Raten des Schuldkapitals und der Zinsen mit dem Betragen von 3.615 M. resp. 424,20 an die resp. Gläubiger abgezahlt worden. Für das Jahr 1889/90 sind im
Ganzen an Schuldkapital und Zinsen 3.269,60 M zu tilgen, welche in dem Etat pro 89/90 tilgende Rest wäre 3.240 M. gewesen durch den Bahnbau Stolberg-Walheim, für welche die Gemeinde den Grund und Boden
unentgeltlich herzugeben hat, ist die Gemeinde indessen gezwungen gewesen eine Anleihe im Betrage von 25.000 M. zu machen, deren Genehmigung bereits erfolgt ist der Tilgungsplan ist auf 28 Jahre festgesetzt
und die Zinsen zu 4% normirt worden.
Die Gemeinde Umlage zur Bestreitung der laufenden Bedürfnisse, welche im Jahre 1888/89 111% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuer betrug, ist in dem Etatsjahr 1889/90 in
Anbetracht der zum Zweck des Bahnbaues Stolberg-Walheim notwendig gewordene Anleihe von 25.000 M., welche mit dem 1.April beginnt und mit je 2.000 M. Zinsen und Kapital amortisirt worden, ist auf 116%
gestiegen.
Die Arbeiten für die neue Bahnlinie Stolberg-Walheim sind im abgelaufenen Jahre in überraschender Weise gefördert worden, wozu die sehr günstige Witterung nicht unwesentlich beigetragen hat.
Namentlich wurde der Bau der Pfeiler am Viaduct am Venweger Wege bis auf die Bogen vollendet und das neue Stationsgebäude bei Breinig unter Dach gebracht. Der Bahnbau hatte für die Gemeinde insofern eine
ganz bedeutende Mehrausgabe für die Unterhaltung der Wege im Gefolge, als der Weg nach Venwegen durch den Transport von kolossalen Steinmassen zweimal neu gedeckt werden mußte.
Eine sich unmittelbar an diesen Bahnbau anschliessende Nachricht verdient noch hervorgehoben zu werden, daß nämlich die Verwaltung des Breinigerberges behufs Wiederinbetriebsetzung des dortigen Bergwerks
um die Erlaubnis eingekommen ist, ein Anschluß-Geleise legen zu dürfen, sollte sich das verwirklichen, so wurde der s. Z. dort sehr rege betriebene Bergbau wieder aufblühen, was für die hiesigen Arbeitskräfte von
ganz wesentlicher Bedeutung sein würde.
Die letzte Erndte ist insofern als eine ungünstige zu bezeichnen, als die Kartoffeln gänzlich mißraten sind. Durch Vermittlung des landwirtschaftlichen Casinos, welches in Anbetracht der großen Notlage auch
Nichtmitglieder an der gemeinsamen Bestellung von 8 D.W. Kartoffeln Anteil nehmen ließ, wurde der Notstand in etwa weniger fühlbar gemacht.
Außer der in den Versammlungen und Anschaffungen zu Tage tretenden regen Thätigkeit des landwirtschaftlichen Kasinos ist auch die Gründung einer Genossenschaft zum Ankauf neuer nützlicher
landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen zu erwähnen. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Anschaffung eines Dörrapparates, durch welchen wir in die Lage versetzt sind, das Fallobst pp. nicht
mehr zu spottbilligen Preisen an die Händler abgeben zu müssen, sondern dasselbe dörren und für spätere Jahre, wo vielleicht eine Mißerndte eintritt aufheben und verwerten zu können.
Leider sind in dem laufenden Etatsjahre mehrere Unglücksfälle zu verzeichnen, die sich sämmtlich bei dem Bau der Bahnlinie, sowohl bei dem Mauern als auch bei den Erdarbeiten zugetragen haben. Keiner war
indessen mit tötlichem Ausgange.
Unter den Kindern herrschte allenthalben der Keuchhusten, welcher in sehr acuter Form auftrat und jetzt wieder im Schwinden begriffen ist.
Zu bemerken ist noch, das Seitens der kgl. Eisenbahn Direction auf ein diesseits befürwortetes Gesuch mehrerer Arbeiter, die vorläufige Einrichtung getroffen ist, das täglich ein Arbeiterzug morgens von hier nach
Aachen hin und Abends von dort hierhin zurückfährt, wodurch es den Arbeitern ermöglicht wird, abends wieder in ihre Häuslichkeit zurückzukehren.
Der seither in ganz gelinder Form seinem Ende entgegensehende Winter hat in den letzten Tagen uns derartige Schneegestöber gebracht, daß nicht allein die Kommunikation zwischen den einzelnen Ortschaften
sehr erschwert, stellenweise sogar unmöglich war, sondern das auch der Eisenbahnverkehr in Aachen und Montjoie mehrere Tage unterbrochen werden mußte.
1889 | m | w | |
Population | 3617 | ||
Geburten | 43 | 57 | 100 |
Todesfälle | 27 | 17 | 44 |
Trauungen | 38 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Religion | Personen |
katholisch | 3561 |
evangelisch | 20 |
jüdisch | 36 |
gesamt | 3617 |
Mit Beginn des Jahres 1890 war die dreijährige Amtsperiode des Schiedsmannes Herrn Beigeordneten Lamberts, abgelaufen. Da derselbe eine Wiederwahl ablehnte, so wurde Herr Bäckermeister Lausberg von
hier, gewählt und bestätigt. Die Übergabe des Amtes hat bereits stattgefunden. Sonst ist unter den Gemeindebeamten und innerhalb der Gemeindeverwaltung keine Veränderung vor sich gegangen.
In dem abgelaufenen Jahr hat die bereits im Vorjahre durch Übergabe der oberen Mädchenklasse an die Gemeinde begonnene Trennung der Mädchenschulen von der Seminar Übungsschule ihren Abschluß
gefunden, so daß nunmehr die sämmtlichen Mädchen aus dem Orte Cornelimünster in besonderen Mädchenschulen durch zwei Lehrerinnen unterrichtet werden. Die zweite Klasse wurde am 29.April eröffnet und
der Lehrerin Fräulein Adele Schaefer aus Aachen commissarisch übergeben.
Die Einrichtungen für beide Schulklassen sind noch nicht beendigt. Die Hälfte der erforderlichen Schulpulte wurde der Gemeinde vom königlichen Provinzial-Schulkollegium leihweise überlassen, so daß die
Anschaffung auf zwei Jahre verteilt werden konnte.
Die nach Ablauf der Periode der Schulvorstandsmitglieder diesseits in Vorschlag gebrachte Wiederernennung der seitherigen Mitglieder für Breinig und Venwegen.
Das unterm 30.Mai 1889 die Genehmigung des Herrn Landrat gefunden durch die Versetzung des Herrn Pastor Hoegel von Hahn wird demnächst die Stelle des Localschulinspectors für beide Schulbezirke
erledigt. Eine anderweitige Besetzung ist indessen einstweilen noch nicht erfolgt.
Die Rectorstelle des zum hiesigen Pfarrverbande gehörigen Ortes Oberforstbach wurde durch Versetzung des Herrn Rector Grohsimlinghaus frei und ist nach kurzer Vakanz Herr Kaplan Winkels aus Contzen für
diese Stelle ernannt worden.
Durch den mit dem Eisenbahnbau, namentlich mit dem Bau des großen Viaducts in notwendigem Zusammenhang stehende ganz bedeutend gesteigerter Fuhrverkehr, waren für die Wege Breinig u. Venwegen
entsprechende Mehrarbeiten erforderlich, welche naturgemäß nicht unbedeutende Kosten mit sich brachten, dieselben konnten indessen zum Teil durch die vom Kreisausschusse bewilligte Beihilfe gedeckt
werden.
Mit der Errichtung des Bahnhofes Breinig und der Eröffnung der Bahnlinie Stolberg-Walheim, die bereits am 21.Dezember v. J. vor sich ging, war die Notwendigkeit gegeben, einen Zufuhrweg von Breinig zum
Bahnhof zu schaffen und demnach auch an die Herrichtung einer Verbindung von Cornelimünster mit dem Bahnhof zu Breinig heranzutreten. Die betreffenden Strecken werden von der Gemeinde ausgebaut und ist
bereits eine Verbindung mit dem Orte Breinig hergestellt.
Zu den Baukosten ist seitens der Provinzial Verwaltung ein Zuschuß von 1.200 Mark bewilligt worden, der bei Auszahlung des Etats berücksichtigt worden ist.
Das Forsthaus in Venwegen, welches als ein von Grund aus mangelhafter Bau zu bezeichnen ist, hat auch in dem letzten Jahr wiederum manigfache Reparaturen erfordert.
Durch Errichtung zweier Pumpen an dem Weg zur Klause und bei Breinigerheide ist dem an beiden Stellen hervorgetretenem Bedürfnisse Abhilfe geworden.
Im August v. Js. wurden die bereits seit langer Zeit schwebenden Verhandlungen, betrfd. Ankauf zweier Gärten am Eingang des Ortes Cornelimünster,
welche diesen Ort sehr verunzirten und ein Hindernis für den sehr regen Verkehr mit dem Bahnhof bildeten, zum
Abschluß gebracht. Durch die Planirungsarbeiten und Anlage einer festen breiten Fahrstraße wurde ein schöner freier Platz Steinkaulplatz geschaffen, welcher als zweiter Marktplatz bei der Corneli Oktav bereits
die Zinsen des angelegten Kapitals reichlich gedeckt hat. Im Frühjahr soll dieser Platz mit Kugelakazien eingesetzt werden.
Im vergangenen Jahre wurde die hiesige Armenkasse wiederholt von auswärtigen Familien, die durch den Bahnbau hierhin gekommen waren, in Anspruch genommen. Die Rückerstattung der verausgabten
Beträge ist indessen bei dem Landarmenverbande bereits beantragt und zum größten Teil auch erfolgt.
Wie in früheren Jahren, so konnte auch in diesem Jahre durch die Teilnahme des Wohlthätigkeits Vereins, sowie durch die Beihülfe zahlreicher Familien für die hiesigen Armen eine Weihnachtsbescherung
veranstaltet und den Armen Kohlen geliefert werden.
Im abgelaufenen Jahre fand auch die regelmäßige Neuwahl des Armenvorstandes statt, durch welche die Herrn Peter Krefels für Venwegen und Herr Vicar Jansen aus Breinig nun in den Armenvorstand
eintraten, die übrigen Herrn wurden wiedergewählt.
Besonders hervorzuheben ist die für den Umfang des Landkreises Aachen erlassene Baupolizeiverordnung durch welche dem vollständig willkürlichen Bauen in den ländlichen Ortschaften zum Nutzen der
Gesammtheit und der einzelnen Herren selbst einige Schranken auferlegt worden sind. Die Revisionen der nunmehr stets vorzulegenden Baupläne wird in Zukunft durch den von Kreiswegen angestellten Kreis
Polizei Baumeister van Kann in Aachen vorgenommen werden.
Der durch den Bahnbau veranlaßten großen Zudrang von auswärtigen, teils ausländischen Arbeitern nahm die Thätigkeit der Polizeibeamten in hohem Grade in Anspruch. Die Controlle dieser meist heimatlosen, von
einem zum anderen Unternehmen hinziehenden Leuten wurde indessen von Anfang an sehr scharf geführt, so daß constatirt werden kann, daß verhältnismäßig sehr wenige Ausschreitung im diesseitigen Gebiete
erfolgt sind.
Einmal war das Einschreiten der Polizei-Verwaltung gegen Leute aus Raeren, welches in Breinig und umliegende Ortschaften Kunstbutter als Naturbutter verkauften, notwendig.
Von einigen vorgekommenen kleinen Diebstählen wurde, wie dies leider gewöhnlich geschieht, erst mehrere Tage nachhin oder gar keine Anzeige gemacht, so daß an ein Aufgreifen der Diebe gar nicht zu denken
war.
Und sind nicht wenige Ausschreitungen von jungen Leuten vorgekommen, die zum größten Teil auf den übermäßigen Genuß von geistigen Getränken zurückzuführen sind. Die polizeilichen und gerichtlichen
Bestrafungen haben zwar an manchen Stellen ihre Wirkung nicht verfehlt, indessen möchte ich an die Gemeindeverordneten das dringende Ersuchen richten in ihren Kreisen dahin zu wirken, daß solche Burschen,
die den guten Ruf einer ganzen Gegend zu untergraben im Stande sind, aus allen Gesellschaften ausgeschlossen und von den ordentlichen jungen Leuten gemieden werden, bis sie sich durch diese Behandlung eines
besseren besonnen haben.
Mit Genehmigung der höheren Behörde hat die Gemeinde zwei Parzellen auf der Breinigerheide und eine an dem Wege von Venwegen nach Hahn verkauft, anderseits hat sie die vorhin bereits erwähnte
Gärten angekauft und zu einem schönen freien Platz umgestellt, worüber die entsprechenden Eintragungen in das Lagerbuch gemacht sind.
Außerdem sind noch mehrere Gesuche um Ankauf von kleinen Gemeindeparzellen eingegangen, ferner ein Angebot bezüglich einer im Gemeindewalde bei Mulartzhütte nach gelegenen kleinen Wiesenparzelle,
welche die Gemeinde sich nicht entlassen lassen darf.
In dem laufenden Etatsjahr sind die fälligen Schuldregister und Zinsquoten an die betreffenden Gläubiger gezahlt worden. Für das kommende Jahr betrugen dieselben 3.600 M. Kapital und 1.310,64 M. Zinsen.
Die ganze Schuldsumme, welche durch Anlage der Bahn um 4.766 Mark gestiegen ist und bis zum Jahre 1906/07 42.360,61 M. beträgt, wird, wenn die bezüglich des Gemeinderats noch schwebenden Prozesse,
bei welchen es sich um ganz bedeutende Summen handelt zu Ungunsten der Gemeinde ausfallen sollten, noch um ein bedeutendes gesteigert werden.
Die Umlage zur Bestreitung der laufenden Ausgaben, welche im Jahre 1889/90 116% betrug, werden im Hinblick auf die erhöhten Lasten und die noch aufzubringenden Kosten für das zum Bahnbau erforderlich
gewesene Terrain auf 125% gestiegen.
An erster Stelle muß ich hier des Trauerfalls gedenken welcher unser Herrscherhaus, nachdem kaum wenige Monate verstrichen, seitdem Deutschlands beiden ersten Kaiser dahingeschieden, das der Tod auch
unsere erste Kaiserin, Ihre Majestät, die Kaiserin und Königin wahren Sinne des Wortes Landesmutter gewesen, die mit Vorliebe unsere schönen Rheinlande aufsuchte und unsere Gegenden mit zahlreichen
Wohltaten überhäufte. Hoffen wir, daß damit der Tod seine unerbittliche Erndte für geraume Zeit beendet, das es vermutlich unserem regierenden Kaiser und König vergönnt sein möge, das begonnene
großartige Werk des Friedens mit starker Hand weiterzuführen und zu vollenden.
Auch in unserer Gegend und in unseren Kreisen hat die weithin verbreitete Krankheit gar manches Opfer gefordert, namentlich unter den Erwachsenen. In Anbetracht der leichten Übertragung der Krankheit
mußten im ganzen Gemeindebezirk die Schulen einige Wochen geschlossen werden; glücklicherweise sind aber keine Kinder dieser heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen.
Das abgelaufene Jahr hat für unsere Gegend noch mehrere traurige Vorfälle mit sich gebracht. Zunächst stürzten dei dem Bau des Viaducts über den Hahnerbach mehrere Arbeiter bei dem Zusammenbruch des
obersten Gerüstes von diesem bis in die Tiefe, wobei alle mit dem Leben davongekommen sind und einige bereits nach wenigen Wochen ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten.
Im verflossenen Frühjahre fand man eines Morgens den 56 jährigen Tagelöhner Theod. Cohsmann von hier unweit des Übergangs am Bahnhofe von einem Zuge überfahren vor, und liegt die Vermutung nahe, daß
derselbe von dem spät durchfahrenden Arbeiterzuge unverhofft erfaßt worden ist.
Ein anderer sehr zu beklagender Unglücksfall ereignete sich für eine hiesige Familie, indem deren 17 jährige Sohn sich in einem Anfalle von Trübsinn in einem Hotel in Köln durch einen Revolverschuß entleibte.
Außerdem wurde in der hiesigen Bierbrauerei von Schmitz ein junger Mensch von dem Treibriemen erfaßt und in die Maschine hineingezogen, so daß der Tod nach wenigen Augenblicken eintrat. Die angestellten
Untersuchungen haben ergeben, daß ein unverantwortlicher Leichtsinn des Verunglückten die Ursache gewesen.
Ferner hatte der Seminarist Radermanns und Siepperath, welcher die Lehrerprüfung teilweise bereits bestanden hatte, das Unglück bei einer Excursion des Lehrers Seminars nach Altenberg in dem dort
befindlichen See beim Baden zu ertrinken.
Besonders hervorzuheben ist noch die Eröffnung der Bahnlinie Stolberg-Walheim, indem durch dieselbe auch für den Ort Breinig eine Eisenbahnverbindung geschaffen wurde, welche den hier zu Lande
immer mehr zunehmenden Bezug von für die Landwirtschaft wichtigen Gegenständen sehr begünstigt.
1890 | m | w | |
Population | 3582 | ||
Geburten | 59 | 64 | 1 unehelich |
Todesfälle | 30(2) | 36(3) | 0 über 90 |
Trauungen | 27 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 10 Mann | ||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Religion | Personen |
katholisch | 3533 |
evangelisch | 13 |
isaelitisch | 38 |
gesamt | 3548 |
Nach dem die sechsjährige Amtsperiode des I. Beigeordneten Herrn Kaldenbach Tillmann aus Breinig abgelaufen, hat Gemeinderath denselben für einen ferneren Zeitraum von sechs Jahren in Vorschlag gebracht,
und ist die Wiederernennung desselben durch den Herrn Oberpräsidenten wohl als sicher anzunehmen.
Im Dezember des vorigen Jahres fand die regelmäßige Ergänzungswahl zum Gemeinderathe statt, welche, nach dem dieselbe ohne gesetzlichen Vorschriften entsprechend vorgenommenen, vom
Gemeinderath auf Grund des §58 der Gemeinde Ordnung für gültig erklärt wurde.
Die sämmetlichen Gemeindeunterbeamten mit Ausnahme des pensionsberechtigten Försters sowie die für Rechnung der Gemeinde beschäftigten Arbeiter sind auf Grund des Gesetzes über die Invaliditäts und
Altersversicherung vom 22.Juni 1889 vom 1.Januar @. abversichert worden.
Für die Gemeinde ist die ganze Institution der Invaliditäts und Altersversicherung nicht ohne wesentliche Bedeutung, was ich an dieser Stelle namentlich aus dem Grunde hervorheben möchte, weil man noch in
weiten Kreisen ein gerade nicht sehr wohlwollende Ansicht über die Folge dieser gesetzlichen Bestimmungen sagt. Es ist außer jedem Zweifel, daß mit der Zeit den Gemeinden, wenn die altersschwach und invalide
gewordenen der Gemeindeangehörigen Arbeiter nicht mehr erwerbsfähig sein werden und alsdann der Gemeinden voll und ganz zur Last fallen würden, eine ganze wesentliche Erleichterung zu Theil werden wird,
indem dieselbe diejenigen Beträge, welche die Reichs Kasse als Renten bewilligt bei Bemessung der nothwendigen Unterstützungssummen in Abzug bringen kann.
Schon jetzt sind für einzelne ältere Leute, welche am 1/1 @. noch nicht invalide waren vielmehr noch in einem ständigen Arbeitsverhältnisse standen die Altersrenten beantragt und werden auch ohne jeden Zweifel
bewilligt werden und wird sich schon recht bald, wenn diese Personen arbeitsunfähig und unterstüzungsbedürftig werden, der Vortheil für die Armenkasse herausstellen.
Andererseits muß ich aber auch bei dieser Gelegenheit das Eine hervorheben, daß die Arbeiter, welche der Gemeindebehörde durch dieses Gesetz erwachsen sind und auch in Zukunft verbleiben werden, namentlich
bei der alljährlich regelmäßig wiederkehrenden Ausrechnung der Karten der gesammten hier beschäftigten Arbeiterbevölkerung, einen derartigen Umfang angenommen haben, daß es mit den von der
Gemeinde ausgeworfenen Mitteln nicht möglich ist die Arbeitskräfte zu beschaffen, welche erforderlich sind, damit durch diese Arbeit nicht die sonstigen nothwendigen Arbeiten ins Stocken gerathen.
Die durch Kündigung des Inhabers vakant gewordene Nachtwächterstelle wurde, nachdem das Gehalt von 400 Mark auf 450 erhöht worden, sein früherer Inhaber Mathias Keuchen wieder übertragen. Demselben
wurde letzthin an Stelle der alljährlich wieder beantragten Renumeration für die Mehrarbeit in der Cornelioctav 10 Mark am Gehalte zugesetzt. Beide Beschlüsse haben die Genehmigung des Kreis Ausschusses
gefunden.
In der Zeit vom 22.9. bis 25.9. incl. v. Js. weilte der hochwürdige Herr Weihbischoff Dr. Fischer in unserer Gemeinde, um in sämmtlichen Kirchen derselben das heilige Sakrament der Firmung zu
spenden. Selbstredend wurde der hohe Herr bei seinen ersten Eintritt in die Gemeinde, welcher in Breinig erfolgte, namens der Civilgemeinde von dem Berichterstatter begrüßt.
Im verflossenen Jahr fanden die regelmäßigen Ergänzungswahlen für den Kirchenvorstand und die kirchliche Gemeindevertretung statt, welcher es hoffentlich genehmigen wird die schon seit längerer Zeit
schwebende Frage wegen der Abtrennung von Oberforstbach aus dem Pfarrverband zum Austrag zu bringen, und für die Civilgemeinde Cornelimünster in sofern von Belang ist, als eine Vergrößerung des Kirchhofes
ins Auge gefaßt werden muß, wenn die Trennung nicht erfolgt und Oberforstbach keine eigene Begräbnißstätte erhält.
In der alten ehrwürdigen Pfarrkirche hat man dadurch eine Verschönerung herbeizuführen geglaubt, daß man von den fünf Schiffen bereits drei durch einen hiesigen Anstreicher ausmalen ließ. Die
nöthigen Gelder wurden hierzu durch freiwillige Beträge gesammelt.
Nach dem unerwartet schnell eingetretenen Tode des zum Rector in Oberforstbach ernannten Herrn Vicar Winkels aus Lontzen wurde Herr Vicar Quadt aus Waldfeucht zum Rector dortselbst ernannt.
Was das Schulwesen anlangt, so möchte ich an erster Stelle den Umstand hervorheben, daß der Besuch der Fortbildungsschule in Breinig in stetem Zunehmen begriffen ist, ein Beweis dafür, daß sich die Erkenntniß
immer mehr bahnbricht, welcher Vortheil es ist, wenn die aus der Schule entlassenen Kinder ihre Kenntnisse festigen und erweitern können.
Die Localschulinspection für die Schulen in Breinig wurde nach Versetzung des Herrn Peter Hoegel aus Hahn dem unterzeichneten Berichterstatter durch Verfügung der königlichen Regierung übertragen.
Definitiv angestellt wurden die seither provisorisch angestellten Lehrerinnen Fräulein Theisen in Cornelimünster und Fräulein Klöser in Breinig.
Durch die Einberufung des Herrn Lehrer Schmitz zu einer militärischen Dienstleistung war eine kurze Stellvertretung für die Schulklasse desselben erforderlich, welche durch die Schulamtskandidatin Fräulein Maria
Zillekens aus Aachen übernommen wurde.
Eine sehr wesentliche Aenderung in Bezug auf das gesammte Schulsystem ist dadurch eingetreten, daß das Schulgeld ganz in Wegfall gekommen ist und der Staat einen namhaften Zuschuß zu der Besoldung der
Lehrpersonen zahlt. Außerdem ist die seither in finanzieller Beziehung sehr beschränkte Lage der Lehrpersonen insofern wesenlich gebessert worden, als denselben Alterszulagen vom Staat gewährt wurden,
durch welche, nun ein Beispiel anzuführen, der Lehrer Löhr in Breinig 1.400 und der Lehrer Klein in Venwegen 1.500 Mark Gehalt erhielt, während das Gehalt früher nur 1.050 Mark betrug.
Der in meinem letzten Bericht erwähnte Verbindungsweg der Ortschaft Breinigerheide mit dem Bahnhofe Breinig ist vollendet worden und wurde nach der Revision der Wegestrecke durch den Herrn
Landesbauinspector der von der Provinz bewilligte Zuschuß von 1.200 Mark der Gemeinde ausgezahlt.
Unerwartet ward die Gemeinde genöthigt einige zum Theil kostspielige Bauten ausführen zu lassen.
Hierzu rechnen die Reparaturen und Reinigungen des Hauptkanals im Orte Cornelimünster, ferner die Reparaturen der hohen Mauer am sogenannten Hahndorn und drittens die Reparaturarbeiten für den
sogenannten Höllenkanal. Wegen des letzteren schweben augenblicklich noch Verhandlungen zwischen der Provinzialverwaltung und der Gemeinde, indem der Einsturz des Kanals veranlaßt wurde durch Arbeiter
der Provinzial-Verwaltung, welche an dem Theile des Kanals gearbeitet haben, welcher nicht zur Provinzialstraße, sondern zum Gemeindeeigenthum gehört.
In und bei dem Dorfe Venwegen wurde je eine Pumpe aufgestellt, wodurch ein vielseitig größeres und anerkanntes Bedürfnis abgeholfen worden ist.
Aus dem abgelaufenen Jahr sind keine Vorkommnisse zu verzeichnen, welche besonderer Erwähnung bedürften.
Es wurde vielmehr wie seither in ausgiebiger Weise für die unterstüzungsbedürftigen Personen gesorgt.
In dem verflossenen Jahre 1890 fand die außergewöhnliche Revision der Maße und Gewichte statt, bei welcher zwar eine auffallend große Zahl von Uebertretungen der bestehenden Vorschriften constatirt wurde,
trotzdem jeder von der Revision Betroffene durch vorherige Bekanntmachung des Termins in die Lage versetzt war, seine Maße und Gewichte auch amtlich revidiren zu lassen, andererseits müßte aber
angenommen werden, daß in fast allen Fällen keine böswillige Uebertretung stattgefunden hat, weshalb die unvermeidlichen Strafen auf ein geringes Maß beschränkt wurden.
Am 22.Oktober v. Jr. wurden die Gebäulichkeiten des Wirts, Herrn Peter Kutsch von Breinig durch Brand zerstört und retteten die Insassen des Hauses mit knapper Noth das Leben. Bei dieser Gelegenheit haben
verschiedene junge Burschen es unternommen eine größere Anzahl von Flaschen mit Wein und Schnaps zu entwenden und zu leeren, ein Vergehen, welches ein so schweres ist und nun soviel härter
bestraft werden müßte, als der Diebstahl bei dem Brandunglück vorgefallen ist. Die sofort eingeleitete Untersuchung hat die Namen der Betroffenen festgestellt.
Außerdem sind noch 2 Unglücksfälle anderer Art zu verzeichnen. Der Handelsmann Joh. Jac. Houck aus Walheim, welcher am Abend des 19.März v. Js. nach Hause fuhr, fiel am Iternberg so unglücklich von dem
Karren, daß er von letzterem überfahren wurde und kurz nachher starb.
Eines ebenso plötzlichen Todes starb die Ehefrau Johann Herz geb. Anna Gertrud Hilligsmann aus Oberforstbach, welche während der Cornelioctav in die hiesige Kirche gekommen dort unwohl wurde und nur noch
die Wohnung des Arztes erreichen konnte, um daselbst nach wenigen Augenblicken zu verscheiden.
In der Substanz des Gemeindevermögens ist im Etatsjahr 1890/91 bisheran keine Veränderung eingetreten. In dem Gemeindewalde, welcher die Hauptgeldquelle für die Bedürfnisse der Gemeinde bildet, ist insofern eine wesentliche Veränderung zu verzeichnen, als die Aufforstung der Brandfläche nunmehr vollendet ist und zwar in höchst zufriedenstellender Art und Weise. Durch den Ausbau eines Holzabfuhrweges und durch die bessere Sorge für die Instandsetzung der Waldwege ist auch bei dem letzten Holzverkauf ein nicht unbedeutender Mehrerlös erfolgt und hat die Gemeindevertretung, in Anerkennung der Vortheile, welche gute Abfuhrwege bieten, dem Vorschlage des Unterzeichneten folgend, für den nächstjährigen Etat 500 Mark zu gedachtem Zwecke bewilligt.
Durch die in Folge des Bahnbaues nothwendig gewordene Anleihe sind die Schuldverhältnisse der Gemeinde naturgemäß ungünstiger geworden, als eine dieselben in den Vorjahren waren. Die Gesammtschuld der Gemeinde, deren Tilgung sich bis in das Etatsjahr 1896/97 hinein erstreckt, beziffert sich auf 38.154,61 incl. Zinsen, nach dem die fälligen Kapital- und Zinsenquoten pro 1890/91 abgetragen sind. Die Abtragung der Schuld ist indessen durch einen günstigen Tilgungsplan sehr erleichtert und fallen die einzelnen Tilgungssummen, vom kommenden Etatsjahr ab, beständig. Immerhin ist es ja nach dem Ausfall der auch in diesem Etatsjahr noch nicht zu Ende geführten Prozesse wegen des Grunderwerbs für die Bahnlinie möglich, daß die Gemeinde in die Lage versetzt wird, nochmals eine Anleihe machen zu müssen.
Die Umlage zur Bestreitung der allgemeinen Bedürfnisse betrug im Etatsjahr 1890/91 125% und wird pro 1891/92 auf 128% erhöht werden.
Am 1.Dezember v. Js. fand wiederum eine allgemeine Volkszählung statt, deren Resultate amtlich noch nicht festgestellt ist, nach den hier geführten Notizen beläuft sich die Seelenzahl für die einzelnen
Ortschaften wie folgt:
1) Cornelimünster mit umliegenden Gehöft 1421
2) Breinig un umliegende Ortschaften 1691 und
3) Venwegen 473
im Ganzen 3584
gegen 3465 Seelen bei der Volkszählung von 1885.
Ein für unsere zumeist Ackerbau und Viehzucht treibende Gegend sehr wichtiges Gesetz ist dasjenige über die Bullenhaltung in der Rheinprovinz.
Nachdem nämlich bereits in andern Provinzen in ähnlicher Weise mit großem Erfolg vorgegangen worden, ist jetzt auch für unsere Provinz gesetzlich festgesetzt, daß an Stelle der seither in höchst
unzureichendem Maaße vorhanden gewesenen Zuchtstiere nur noch solche zugelassen werden dürfen, welche allen Anforderungen entsprechen, die für eine gedeihliche Entwicklung der Viehzucht gestellt werden
müssen. In dem Gesetz ist deshalb auch besonders hervorgehoben, daß die Gemeinde in ihrer Gesammtheit eintreten muß, wenn nicht eine dem gesetzliche Vorschrift entsprechende Anzahl von Stieren von
Privaten gehalten wird.
Auf dem Gebiete der Landwirthschhaft ist in hiesiger Gegend ein eifriges Vorwärtsstreben nicht zu verkennen und haben die beiden bestehenden landwirtschaftlichen Vereinigungen, der Bauern-Verein in Breinig und das landwirthschaftliche Casino in Cornelimünster keine Mühe gescheut nun ihren Mitgliedern alle möglichen Vortheile zuzuwenden. Dem letzteren wurde eine doppelte Auszeichnung verschlossenen Kalenderjahr zu Theil indem demselben auf der Ausstellung in Weiden eine bronzene Medaille und von Seiten des Verbandes für Rheinpreußen der 2. Preis zuerkannt wurde. Eine von dem Casino ganz unverhofft veranstaltete Ausstellung von selbstgezogenen Produkten der Landwirthschaft ließ deutlich erste günstigere Verhältnisse obwalten, concuriren können.
Sehr ungünstig für die ganze Bevölkerung, namentlich aber für den Landmann gestaltet sich die Witterung der letzten Monate; seitdem 23.November v. Js. herrschte nämlich eine den ältesten Leuten kaum
erinnerliche Kälte, und zwar ununterbrochen. Der Vorstand, daß eine verhältnißmäßig ganz unbedeutende Schneedecke lag, die zudem noch durch ein kurzes Tauwettter gelöst wurde und durch den sofort
wiedereingetretenen Frost in eine Eiskruste umgewandelt wurde, hat den Saaten einen ganz bedeutenden Schaden zugefügt, so daß wohl kaum auf einen namhaften Ertrag der Wintersaat gerechnet werden
kann.
Der Nacht vom 23.-24. trat vollständiges Tauwetter; sogar starker Regen ein; so daß der kurz zuvor in größerer Menge gefallene Schnee plötzlich geschmolzen ist und alllerorts Ueberflutung
herbeiführte. Der Indebach, welcher am Abend des 23.ten @. noch ganz seicht war, hatte bereits um 24.ten @. um 8 Uhr Morgens eine Höhe erreicht, welche er bei dem Hochwasser im verflossenen
Jahre nicht gehabt hat.
Was die Lage der Industrie anlangt, so kann in gemischter Beziehung eine Besserung verzeichnet werden, nämlich bezüglich der Eisenindustrie.
Bei den Vorarbeiten für die Aufstellung der Rekrutirungs Stammrolle pro 1891 hat sich herausgestellt, daß ein mit Bezug auf die Bevölkerungszahl und die früheren Jahrgänge geringer Erfolg vorhanden ist, in Folge
dessen in diesem Jahre wohl nur diejenigen Reklamationen von Militairpflichtigen Aussicht auf Erfolg haben, welche ganz besonders begründet sind. Den Mangel an Ersatzrekruten kann man wohl, ohne fehl zu
greifen, mit dem Feldzug von 1870/71 in Verbindung bringen.
Zum Schluß kann ich noch darauf hinweisen, daß ein von mir bereits seit einigen Jahren verfolgtes Project, nun endlich den Ort Cornelimünster mit elektrischer Beleuchtung zu versehen und darauf hinzuweisen, daß
die in unmittelbarer Nähe des Ortes vorhandenen stark eisenhaltigen Quellen ausgenutzt werden, der Verwirklichung näher geführt ist. Schon mancher Ort dessen Namen früher kaum genannt wurde, ist durch ein
derartiges Unternehmen berühmt geworden und kann den Gemeinde, nachdem die diesbezüglichen Verhandlungen festere Gestalt angenommen haben die Hoffnung hegen, daß auch für sie demnächst noch
bessere Zeiten kommen werden.
1891-92 | m | w | |
Population | 1185 | 1238 | 3548 |
Geburten | 49 | 63 | 4 unehelich |
Todesfälle | 36 | 34 | 0 über 90 |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Das Resultat der Bevölkerungsaufnahme bei Gelegenheit der Vorarbeit für die Einschätzung zur Einkommensteuer ergab 1785 männliche Personen über 14 Jahre, 1238 weibliche Personen über 14 Jahre 1125
Personen unter 14 Jahre gleich 3548 Personen, und im Vergleich zu der Zahl der letzten Volkszählung 3582 eine Verminderung ergibt von 34 Personen.
Was die Einkommensteuerverhältnisse des Bürgermeisters anlangt wurde auf Anredung des R.M. ein Beschluß des Gemeinderaths herbeigeführt, wonach die Übereinnahme, welche dem Bürgermeister bis heran,
aus den% der Klassensteuerveranlagung und aus den Standesamtlichen Gebühren zuflossen, in Zukunft in die Gemeindekasse zu fließen haben, wofür dem Bürgermeister eine feste Summe bewilligt wurde, so
daß sich nach der durch den K.A. erfolgten Festsetzung des Diensteinkommens des Bürgermeisters vom 1.April 1872 auf 1.200 M. Gehalt und 1.300 M. Bureaukosten Entschädigungen beläuft.
Das Gehalt des Polizeidieners und Feldhüters Kröger, welches bisher 750 Mark betrug wurde auf 900 Mark erhöht und fand der betreffende Beschluß des Gemeinderaths die Genehmigung des K.A.
Die Amtsdauer des stellvertretenden Schiedsmannes Herrn Beigeordneten Kaldenbach, war Ende 1891 abgelaufen und wurde derselbe vom Gemeinderath auf eine weitere dreijährige Amtsperiode gewählt,
welche Wahl die Bestätigung gefunden hat.
Was die Wahrnehmung der Interessen der Gemeinde anlangt, so ist es leider gezwungen an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß der Gemeindeverordnete ohne jedwede Entschuldigung einfach aus den Sitzungen
wegbleiben und sich der Erfüllung der ihnen durch das Vertrauen ihrer Mitbürger übertragenen Pflicht, für das Gemeindewesen nach besten Kräften zu sorgen, einfach entziehen und wiederholt die
Beschlußunfähigkeit der Versammlung verschuldet haben.
Die nothwendige Folge ist denn auch nicht ausgeblieben und ist der Antrag gestellt, die betreffenden Gemeindeverordneten auf Grund des §70 der Gewerbe-Ordnung auszuschließen. Die Neuwahl wird nach
Erledigung dieser Angelegenheiten so bald als möglich in die Wege geleitet werden.
Die in meinem letzten Bericht erwähnte projectirte Ausscheidung der Ortschaft Oberforstbach, Bürgermeisterei Walheim, aus dem hiesigen Pfarrverbande hat ihre Erledigung noch nicht gefunden, doch will es
scheinen, als wenn nunmehr die königliche Regierung im Verein mit der Erzbischöflichen Behörde die Angelegenheiten einer schnellen Erledigung entgegenzuführen beabsichtigt.
Für den Ort Cornelimünster wurde es schmerzlich empfunden, daß an Stelle des von hier nach Boppard versetzten geistlichen Seminardirektors Herr Bürgel, welcher sich kein geringes Verdienst um die hiesige
Seelsorge erworben hat, bis heran kein weiterer Geistlicher angestellt worden ist. Mit dem 1. R.M. soll indessen ein Religionslehrer für das hiesige Lehrerseminar eintreffen und würde dadurch dem fühlbaren
Mangel wohl abgeholfen sein.
An Stelle des Herrn Seminardirektors Bürgel wurde der königliche Kreisschulinspektor Löser aus Heinsberg mit der Leitung der Anstalt betraut und eine weitere Kraft in der Person des Herrn Holz aus
Münstermaifeld angestellt.
Die vom Gemeinderathe beschlossene Erhöhung der Gehälter der Lehrerinnen Reisen und Schäffer von 750 resp. 675 auf 800 resp. 750 Mark hat die erforderliche Genehmigung gefunden.
Sehr zu bedauern ist es für die Schule in Breinig, daß die seit langen Jahren als tüchtig bewährte Lehrerin Hansen bereits seit einigen Monaten Halsleidend ist und daß allem Anschein nach dieselbe den
anstrengenden Unterricht fernerhin nicht mehr wird ertheilen können. Zu ihrer Vertretung ist die Schulamtskandidatin Stottermanns aus Aachen bereits seit dem September v. Js. an der Schule zu Breinig in
Thätigkeit.
Die Errichtung der Fortbildungsschule für Mädchen in Cm. und Breinig, welcher sich einige Hindernisse in den Weg gestellt hatte, nicht zum geringsten durch die Erkrankung der Lehrerin Hansen, wird mit Beginn des
neuen Etatsjahres erfolgen und sind die nothwendigen Fonds dafür im Haushaltsetat vorgesehen werde.
Außer den nothwendig gewordenen kleinen und größeren Reparaturen an den Gemeindehäusern, bei denen das Forsthaus leider wieder eine nicht unwesentliche Rolle spielt, wurde die umfangreiche Reparatur des
Höllenkanals, welcher mit der größten Vorsicht vorgenommen werden mußte, zu Ende geführt, nachdem
die Provinzial-Verwaltung nach einem fast endlosen Schriftwechsel, sich dazu bereit erklärt hat, die Kosten für die Abteufung des Schachtes zum Kanal zu erstatten.
An Stelle der defect gemoderten Fußbrücke am sog. Gäßchen wurde eine solche mit eisernen Träger und Gewölbe angelegt.
Die im Vorjahr von Seite der Eisenbahnverwaltung angelegte und von der Gemeinde nur unter der Bedingung der Zahlung von 800 Mark übernommenen Wegestrecke zum Bahnhofe Breinig wurde unter
Verwendung obigen Betrags in den Zustand versetzt, wie sich der von der Gemeinde ausgebaute Theil des Weges bereits befand.
Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unerwähnt lassen, daß das dritte Wege-Projekt zur Verbindung des Ortes Breinig mit dem Bahnhofe pp durch die vergeblich erwartete Annäherung der Interessenten ins Stocken
gerathen ist.
Dagegen ist ein anderes altes Projekt, die Verbindung von Zweifall mit Breinig, dadurch wieder zur Sprache gebracht worden, daß erstgenannte Gemeinde ein Plan nebst Kostenanschlag vorgelegt hat. Die
vorgenommene vorläufige Durchsicht der Projectstücke hat aber bei mir die Überzeugung wachgerufen, daß die zwei Anschläge, welche zwischen 6.327 M. und 7.002 M. voneinander abweichen, viel zu niedrig
gegriffen sind.
Die Ausführung des Projectes, welches für die hiesige Gemeinde von keinerlei Benutzung ist, indem der Verkehr von Breinig nach Zweifall ein ganz untergeordneter, während umgekehrt der Verkehr von Zweifall
nach dem Orte und Bahnhof Breinig ein reger werden muß, wird wohl so bald noch nicht verwirklicht werden können, ganz besonders deshalb nicht weil die Gemeinde Zweifall noch keine bindende Erklärung
abgegeben hat, in welcher Höhe sie an die Kosten Antheil zu nehmen gewillt ist.
Die vom Gemeinderathe auf den Vorschlag des Unterzeichneten im laufenden Etatsjahres bewilligte Summe von 500 M.für die Instandsetzung der Abfuhrwege im Walde hat den wohl vorauszusetzenden Erfolg
gehabt, daß die Holzkäufer bei dem letzhin abgehaltenen großen Holzverkauf die Taxe von 7.060 M. um 10.740 M überboten habent. Somit dürfte wohl jene 500 M das beste angelegte Kapital gewesen sein und ist
auch für den kommenden Etat wiederum eine Summe von 500 M. in Aussicht genommen, an deren Bewilligung ist kein Augenblick zu zweifeln.
Die sonst wohl im steten Steigen begriffenen Ausgaben für die Armenverwaltung werden sich im laufenden Etatsjahre in den Etat gezogene Grenze bewegen, manche Unterstützungsbedürftige sind gestorben,
dagegen auch wieder andere hinzugekommen.
Einige Mitglieder des Armenvorstandes haben sich zu dem verflossenen Weihnachtsfeste wiederum bereit finden lassen eine ausgiebige Besserung für die Armen zu veranstalten, an welcher den Vorschriften des
Vermächtnisses folgend. Auch die Armen von Oberforstbach, Nütheim & Schleckheim theil genommen haben. Den Damen und Kindern, welche durch Handarbeit und sonstige Bemühungen an dem Zustandekommen
mitgewirkt ist seitens des Unterzeichneten der gebührende Dank öffentlich abgestattet worden.
In dem Kreispflegehause zu Eschweiler, welches Ende v. Js. von Kreis wegen eröffnet worden ist, müssen wir eine Wohlfahrts-Einrichtung von großer Bedeutung begrüßen. In demselben finden Kranke-
und Altersschwache beiderlei Geschlechts die beste Aufnahme und ist der Pflegesatz vorläufig auf 80 ? pro Kopf und Tag festgesetzt, eine eventl. Reducirung desselben ist seitens des Herrn Landrath bereits für
das kommende Jahr in Aussicht genommen.
Den Armen von Breinig und Venwegen ist durch das hochherzige Geschenk des zu Roggenhaus verstorbenen Rentners Pesser Joh. Math. eine testamentarische Schenkung von je 3.000 Mark zu Theil geworden. Die
zur Annahme erforderliche Allerhöchste Genehmigung ist beantragt, indessen noch nicht eingetroffen.
Mit Freuden vermag ich hier zu konstatiren, daß die Zahl der polizeilichen Strafverfügungen gegen das Vorjahr auf ⅓ zurückgegangen ist, bedauerlich bleibt es immerhin, daß noch so manche Polizeistrafen
verhängt werden mußten und daß die Gerichte noch über 32 Personen ein Strafurtheil gefällt haben, wobei grober Unfug, Mißhandlung und Diebstahl die Hauptrolle spielen.
Ein sehr trauriger Vorfall ereignete sich, daß ein Mensch, welcher von Wohlthaten lebte auf Grund des § 176, 3 St.G.B. verhaftet werden mußte und daß derselbe, die schweren Folgen seiner fortgesetzten
Handlungsweise wohl erkennend, sich selbst dem irdischen Richter entzogen hat.
Es ist erfreulich berichten zu können, daß nach Aussagen des höheren Forstbeamten in dem Areal des Gemeindewaldes (dem Hauptbestandtheil des Gemeindevermögens) eine wesentliche Wendung zum Besseren eingetreten ist, in dem die Schäden, welche durch eine in früheren Jahren geübte unrationelle Bewirthschaftung entstanden waren und bei fortgesetzter gleicher Wirthschaft den Wald ruinieren konnten, durch rationelle gehoben sind, so daß der Gemeinde von jetzt ab alljährlich wieder eine Reserve aus dem Walde zur Verfügung steht. Nicht zum kleinsten Teil ist die bessere Aussicht der Gemeinde, welches dem Fleiße, und der Aufmerksamkeit des Gemeindeförsters Andres zu verdanken, welchem denn auch der Gemeinderath in richtiger Würdigung seiner Thätigkeiten namhafte Gratification bewilligt hat, welche seitens des K.A. genehmigt worden ist.
Durch den Ankauf der im Gemeindewalde bei Mulartzhütte gelegenen privaten zugehörigen kleinen Wiesenparzelle ist die Abrundung des Gemeindeeigenthums an dieser Stelle nahezu vollendet, nur wegen einer
Parzelle schweben noch die Verhandlungen.
Zum Verkauf eines Stückes aus der Breiniger Heide an die Erben Ritz aus Friesenrath ist die vorgeschriebene Genehmigung des K.A. bereits erteilt worden. Der Verkauf wird ehestens stattfinden der Vollständigkeit
halber verweise ich auch hier noch einmal auf das sub. No V erwähnte Vermächtnis von 6000 Mark hin.
Bei der im verflossenen Jahre abgehaltene Verpachtung der Budeplätze für die Dauer der Cornelioktav ist ein kleiner Aufschlag zu verzeichnen, so daß die Gesammtpachtsumme sich jetzt für die drei
nächsten Jahre auf 1365 Mark beläuft wozu noch für den neuen Marktplatz am Ausgange des Ortes Cornelimünster eine jährliche Pacht von 156 M. hinzukommt.
Die Verpachtung der Gemeindejagden hat einen Mehr von 550 M. gegen die Vorjahre ergeben.
Im laufenden Etatsjahr sind die zu tilgenden Schuldenraten und Zinsen mit 5.581,60 resp. 1.158 an die resp. Gläubige richtig gezahlt und sind pro 1892/93 entsprechend zu bestreiten. 1.624,86 M. resp. 115,14 M.
die Gesammtschuld der Gemeinde, welche im Jahre 1906/07, also nach Ablauf von 14 weiteren Etatsjahren getilgt sein wird, beläuft sich einschließlich der Zinsen auf 30.774,61 M.
Am 1.September v. J. brannten 2 kleine Häuser von Beissel und Classen im hiesigen Orte ab und mußte ein rasch herbeigeeilte Feuerwehr hauptsächlich das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die
Entstehung der Sache war leichtfertiges Umgehen mit Zündhölzern.
Am 1.April v. Js. wurde in dem Mühlenteich bei Bilstermühle die Leiche eines Mannes gefunden, welcher aus einer Anstalt entwichen war. Nach Lage der Sache zu urtheilen handelt es sich um einen
Schwachsinnigen.
Eine große Viehausstellung, verbunden mit bedeutender Prämienvertheilungen, welche von dem landwirthschaftlichen Casino hierselbst zur Feier des 10 jährigen Bestehens desselben
veranstaltet war, hatte am 12.Oktober v. Js. eine große Menge sehr schönes Rindvieh aus dem hiesigen Casino Bezirk im Ort Cornelimünster zusammen kommen lassen.
Allgemein fand dieselbe Anklang, namentlich auch bei den von auswärtigen recht zahlreich erschienen Gästen des Casinos.
Die bereits seit einigen Jahren bestehende landwirthschaftliche Genossenschaft, welche sich aus den Casiren herausgebildet hatte, ist am 29.Juli v. Js. in eine eingetragene Genossenschaft mit beschr. Haftpflicht
umgewandelt worden, und hat, wie die Geschäftsführung deutlich zeigt, bereits einen ganz bedeutenden Umsatz in den für die Landwirthschaft notwendigen Gebrauchsartikel aufzuweisen.
An dem qu. Tage wurde ganz evident der Nachweis geführt, daß die Viehzucht sich hierorts sehr gut entwickelt hat und daß jedenfalls noch bessere Resultate zu erhoffen sind, wenn auf dem beschrittenen Wege
ruhig weitergearbeitet wird.
Eine bedeutsame Änderung ist durch die Gesetzgebung herbeigeführt worden, indem die Art und Weise der Heranziehung des verschiedenartigen Einkommens anders gestaltet worden ist. Das Streben der Staatsregierung war hier ebenso wie bei den hervorragenden Gesetzen bezüglich der Alters- und Invalidenpension, der Krank- u. Unfallversicherung darauf gerichtet, dem kleinen Manne seinen Kampf ums Dasein zu erleichtern, ihn in schonendster Weise zu den einmal nicht zu vermeidenden Steuern heranzuziehen und dem entsprechend die besser situirten Leuten, die Aktiengesellschaft pp in erhöhtem Maße zu der Tragung der Lasten des Staates und der Gemeinwesen in Anspruch zu nehmen. Jeder einsichtige Mann wird sich der Erkenntnis nicht ausschließen können, daß unter den obwaltenden sehr schwierigen Zeitverhältnissen alles aufgeboten wird, um segensreich wirkende Institution zu schaffen, um dort helfend und bindend einzugreifen, wo die Noth groß ist. Dieses Erkenntnis legt uns allen die Pflicht auf denjenigen Elementen, welche sich aus Eigennutz und Habgier zusammen zu rotten drohen, um jegliche Ordnung alles was Religion und Regierung heißt über den Haufen zu werfen mit Entschiedenheit entgegen zu treten. Dann werden auch die Zeiten, die doch schlimmer gemacht zu werden zu pflegen, wie thatsächlich sind, für uns alle erträglich sein und bleiben.
1892/93 | m | w | |
Population | 3582 | ||
Geburten | 49 | 63 | |
Todesfälle | 38 | 36 | 0 über 90 |
Trauungen | 26 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Nachdem von Seiten der vorgesetzten Behörde angeregt worden war, die Nebeneinnahmen, welche dem Bürgermeister aus den Prozenten der Steuerveranlagung und den Gebühren für standesamtliche Funktion
zugewiesen waren, in eine feste Summe umzuwandeln entsprach Gemeinderath dieser Anregung und setzte eine Summe von dreihundert Mark, welche dem pensionsfähigen Gehalte des Bürgermeisters zugesetzt
worden ist.
Dem Gemeindeförster Andres wurde in Anerkennung seiner Dienste für die Gemeinde und seinem Wunsche entsprechend eine größere Quantität Kunstdünger zur Aufbesserung seines Dienstbodens geliefert.
Für die Lehrpersonen ist eine nicht unwesentliche Aufbesserung der Gehälter eingetreten, indem eine Gehaltsskale eingeführt wurde, welche den verschiedenen Lehrpersonen je nach dem Dienstalter eine Erhöhung
ihres Einkommens bis zu einem gewissen Maximal Gehalt zusichert.
Die dadurch entstehende Mehrausgabe von ca. 1000 Mark pro 1893/94 hat in dem Etat Berücksichtigung gefunden.
An Stelle der provisorisch angestellten Lehrerin Nottermann in Breinig wurde die Lehrerin Bergmann aus Aachen provisorisch angestellt.
Besonders wichtige größere Bauten sind nicht vorgenommen worden, zu erwähnen wäre die Trockenmauer, welche an der Prämienstrasse am Kapellchensberg zum Schutz des Weges gegen herabstürzendes
Geröll ausgeführt werden mußte die Ausbesserung der Schraungracht, des Kirchgangs für die Ortschaft Nütheim, ist in Aussicht genommen, nach dem die Adjacenten sich bereit erklärt haben, einen Beitrag zu den
Instandsetzungskosten zu zahlen.
Der Umbau des Weges von Zweifall nach Breinig über den sogenannten Frackesberg war wiederum von der Gemeinde Zweifall resp. einiger Privaten dort in Anregung gebracht worden, wurde indessen von dem
Gemeinderathe abgelehnt und dürfte das Project als gescheitert zu betrachten sein, namentlich nachdem für die Ortschaft Zweifall eine Verbindung mit Stolberg durch eine Kleinbahn bereits in Aussicht genommen
ist. Für den hiesigen Bezirk wird wohl ein anderes ähnliches Unternehmen nicht zur Ausführung gelangen können, weil schon andere Bahnverbindung vorhanden und auch die Terrain Schwierigkeiten so bedeutende
sind, daß ein solches Project sich nicht verwirklichen lassen könnte.
Der bereits zum Theil neu angelegte Holzabfuhrweg bei Mulartzhütte hat sich sehr gut bewährt bezüglich der erzielten Holzverkaufspreise und ist deshalb der Ausbau des letzten Stückes im Etat vorgesehen
worden.
Für die Orte Breinig und Venwegen wurde die Anlegung resp. größere Reparaturen von Wasserleitungen beschlossen und dieselben aus der im Etat vorgesehene Summe bestritten werden.
Die Unterstützungen haben in gewohnter Weise stattgefunden und konnte auch im verflossenen Jahre wieder eine reichliche Weihnachtsbescherung stattfinden.
Die Pflegekosten für erwachsene Personen haben in diesem Jahre bedeutende Aufwendungen erfordert, wie vorgesehen war.
Die herrschende Maul- und Klauenseuche wegen mußte der Viehmarkt ausfallen. Auch für Menschen herrschte eine sehr große Gefahr in Folge der drohenden Cholera und war es nothwendig, daß namentlich während der Cornelioctav größere Vorsichtsmaßregeln getroffen wurden.
Es wurden einige Stücke aus dem Gemeindeterrain, so namentlich ein großes Stück an der Breinigerheide an die Erben Hoven und Soldierer verkauft. Desgleichen eine ziemlich werthlose Parzelle an dem großen
Viaduct bei dem Orte Cornelimünster. Andererseits wurde zur Begradigung der Waldlisuren eine Parzelle von dem Ortsvorsteher Herrn Kloubert in Venwegen angekauft.
In dem laufenden Etatsjahre sind die zu tilgenden Schuldraten nebst Zinsen im Betrage von 1.624,86 Mark und 1.015,14 Mark abgetragen worden und sind pro 1893/94 bei den gleichen Positionen in
Gemäßheitheit des Schuldentilgungs-Plans die Summe von 1.669,86 Mark und 950,14 Mark vorgesehen. In der ferneren Tilgung der mit dem Jahre 1906/07 abgetragenen Gesammtschuldenlast wird insofern
eine Veränderung eintreten, als die Genehmigung ertheilt ist, die bei der Landesbank der Rheinprovinz außerterminlich zur Rückzahlung zugelassenen Summe von 1.4000 Mark bei der Armenverwaltung
zu entleihen, wodurch eine kleine Ersparniß an Zinsen für die Zukunft zu verzeichnen ist.
Wenn der diesjährige Finalabschluß mit nur definitiven 3.942,21 Mark abschließt so ist dazu zu bemerken, daß andererseits die Summe von 13.601,51 Mark wie bekannt, zum Zwecke der Bestreitung der Kosten
und der noch schwebenden Eisenbahnprozeße festgehalten worden ist, sowie daß ⅓ Steigpreiß aus dem Holzverkauf nicht in den Finalabschluß pro 1892/93, sondern in dem Etat pro 1893/94 verrechnet worden
ist, sowie, daß ferner für die Wegeunterhaltung eine bedeutend große Summe wie vorgesehen verwendet werden mußte, daß für den neuen Waldbetriebsplan 500 Mark ausser Etat verrechnet mußten und daß die
eiserne Rohrleitung am Kapellchen nicht vorgesehen war.
Mehr wie zuvor war die Witterung im verflossenen Jahre eine sehr ungünstige zu nennen. Große Trockenheit im Sommer, Hagelschlag, die überaus große Kälte im Winter wirkte in jeder Hinsicht, namentlich für die Landeskultur sehr störend.
Auch in diesem Jahre ist wieder ein trauriger Unglücksfall zu verzeichnen. Bei dem Bergbau auf der Breinigerheide stürzte ein junger fleißiger Bergmann in den Schacht und war nach einigen Stunden eine Leiche.
In dem abgelaufenen Etatsjahr fand die regelmäßige wiederkehrende Beschreibung der Gebäulichkeiten statt.
Von dem bereits erwähnten beiden großen Prozeßen, in welchen die Gemeinde noch verwickelt ist, kann noch kein Resultat angegeben werden, nach den eingegangenen Mittheilungen steht die Entscheidung
indessen in nicht zu langer Zeit zu erwarten.
1893/94 | m | w | |
Population | 3573 | ||
Geburten | 62 | 54 | 2 unehelich |
Todesfälle | 40 | 38 | 0 über 90 |
Trauungen | 24 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | 797 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine | 379 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Im verflossenen Kalenderjahre legte der seitherige zweite Beigeornete Armenvorsteher und Gemeindeverordneter Math. Joh. Lamberts aus Gesundheitsrücksichtigen seine Ämter nieder. An seine Stelle wurde
Herr Jos. Quadflieg von hier vom Gemeinderathe am 8/3 93 einstimmig zum 2.Beigeordneten gewählt und, nachdem der Herr Oberpräsident denselben durch Erlaß vom 15.April 1893 für eine sechsjährige Dauer
zum zweiten Beigeordneten ernannt hatte. In der Sitzung des Gemeinderathes vom 1.Mai v. Js. vereidigt und in sein Amt eingeführt.
Mit dem Ende des vorigen Jahres lief die Amtsperiode von 1 Gemeinde Verordneten ab. Die Neuwahlen wurden vorgenommen am 26. October v. Js. gewählt wurden:
1. von der III. Abtheilung die Herren Quadflieg Josef
" Busch Peter kgl. Bahnmeister
" Küpper Heinrich sämmtliche von hier
2. von der II. Abtheilung die Herren Giesen Ludwig von hier
" Ganser Jakob aus Breinig
" Winkhold Hubert aus Schützheide
3. von der I. Abtheilung die Herren Jansen Peter von hier
" Wagemann Barth. von Venwegen
" Pingen Kasp. von Venwegen
Dem Herrn Bahnmeister Busch wurde die Genehmigung zur Annahme der Wahl seitens seiner vorgesetzt. Behörde ertheilt. Der Gemeinderath welchem die Wahlverhandlungen
auf Grund des §58 der Gemeindeordnung in der Sitzung vom 27.November zur Beschlußfassung unterbreitet wurden, erklärte die Wahlen für gültig mit Ausnahme derjenigen des Herrn Peter Jansen, welcher in
seiner Eigenschaft als Kirchendiener nicht Mitglied des Gemeinderathes sein kann. Bei der in Folge dessen am 30.Dezember v. Js. vorgenommenen Ergänzungswahl wurde der Schiedsmann Herr Josef Lausberg
zum Gemeinderath auf Grund des genannten § der Gmd. Ordnung am 8/1 für gültig erklärt.
Die Einführung der neugewählten Gmd. Verordt. fand in der Sitzung vom 8/1 statt. Diejenige des Gderdt. Lausberg am 3/2 94.
Da in Folge der Neuwahlen zum Gemeinderath, sowie durch Ausscheiden einzelner Herren in den verschiedenen Commissionen Lücken entstanden waren, so wurden vom Gemeinderath in der Sitzung vom 7/1 94
Neuwahlen vorgenommen, deren Resultat folgendes ist. Es wurden gewählt:
I. für den Armenvorstand die Herren Quadflieg, Lausberg und Strang aus C.Münster; Kaldenbach, Münch aus Breinig und Winkhold aus Schützheide und Kloubert und Pingen aus Venwegen.
II. für das Baucomite die Herren Strang und Busch von hier, Hennecken und Niessen aus Breinig und Kloubert aus Venwegen
Der Polizeidiener Kröger welcher am 4/11 v. Js. von einem Schlaganfall betroffen wurde, ist seit einigen Tagen wieder soweit hergestellt, daß er seine dienstlichen Functionen zum Theil wieder aufnehmen konnte.
Zu seiner Vertretung wurden der Wegewärter Hermanns und für Zustellungen pp. der Polizeidiener Brammertz von hier herangezogen.
Die aus der Mitte des Gemeinderaths, namentlich in Anbetracht der Bearbeitung der beiden großen Eisenbahnprozesse gegen Kreischer und Hamacher, angeregte anderweite Regulirung des Einkommens des
Bürgermeisters welche in einer Remuneration bestehen sollte, wurde den gesetzlichen Bestimmmungen entsprechend dem K.A. zur Beschlußfassung unterbreitet. Von letzteren wurde durch Vfg. vom 30/5 93 K
1321 die Bewilligung einer Remuneration versagt, dagegen durch Verfügung vom 22/7 93K 2177 auf Grund des §106 der Gemeinde Ordnung das pensionsfähige Gehalt vom 1. October v. Js. ab auf 800 Mark
festgesetzt.
Im Zweifel dürfte dieser Beschluß seinen Hauptgrund darin haben, daß den Arbeiten in den letzten Jahren einen ganz bedeutend erweiterten Umfang angenommen haben, und füge ich zur Erläuterung nur die eine
Thatsache an, daß während im Jahre 1892 für die der Gemeinden C.münster, Walheim und Brand zusammen nur 3038 S.N. zu verzeichnen sind obschon die ganze Correspondenz mit der damaligen Gemeindekasse
in Stolberg durch das Journal laufen mußte, was heute nicht mehr der Fall ist. Die Zahl der J.?. ?? abgelaufenen Jahre für die beiden Gemeinden C.münster und Walheim (ohne Brand) 5984 (gegen ca. 2025 für
dieselben beide Gemeinden vor 10 Jahren) beträgt also beinahe die dreifache Zahl. Am 27.November v. Js. wurde seitens des Gemeinderaths die Wahl eines Stellvertretenden Gemeinderathes vorgenommen und fiel
dieselbe auf Herrn L.Giesen von hier. Diese Wahl ist seitens des Herrn Landrath bestätigt worden. Die Einführung hat aber nicht stattgefunden, weil die Wahl überflüßig; indem die Herren Beigeordneten in
denjenigen Bürgermeistereien, wo der Bürgermeister auch Gemeindevorsteher ist, gleichzeitig auch Stellvertreter des Gmd.vorstehers sind.
Laut eben eingegangener Benachrichtigung hat Herr Giesen die auf ihn gefallene Wahl zum Gemeindeverordneten nicht angenommen und wird in Folge dessen eine Ersatzwahl demnächst nothwendig werden.
Eine bereits seit längerer Zeit schwebende Frage ist endlich im Juli v. Js. in Gemäßheit des Übereinkommens zwischen der kgl. Regierung und dem Erzbischöflichen Stuhle zur Erledigung gelangt, es
betrifft dies die Erhebung des zum hiesigen Pfarrverbands gehörigen Ortes Oberforstbach zur selbstständigen Kapellen-Gemeinde.
Es ist das für die hiesige Gemeinde insofern von großer Bedeutung, als nunmehr eine Vergrößerung des Kirchhofes hierselbst in absehbarer Zeit unnöthig wird.
Im Orte Breinig wurde an Stelle des nach Köln versetzten Pfarrvikars Herrn Jansen, der Neopresbyter Herr Jakob Meer aus M. Gladbach ernannt.
Der Lehrer Herr Löhr aus Breinig wurde zum Hauptlehrer für die dortigen Schulen ernannt. Die ebenfalls in Breinig angestellte Lehrerin Frl. Klöser hat mit dem 31.Dez. v. Js. den Schuldienst verlassen, weil dieselbe
heirathen wollte. Die Stelle mußte einstweilen, weil eine Lehrerin sich nicht gemeldet und eine solche der kgl. Regierung auch nicht zur Verfügung stand, durch einen Lehrer besetzt werden.
Seit Ostern vorigen Jahres vorigen ist im hiesigen Orte eine Fortbildungsschule für Mädchen, welche aus der Schule entlassen sind, eingerichtet worden der Unterricht wird an den Montagen und Donnerstagen in je
2 Abendstunden ertheilt. Die Renumeration für die Lehrerin Frl. Reisen hat in dankenswerther Weise die Kreiskasse übernommen, so daß seitens der Gemeinde nur das Lokal nebst Licht und Heizung gestellt zu
werden braucht.
An dem hiesigen kgl. Lehrerseminar, welches insofern für die Gemeinde von Bedeutung ist als die Knaben des hiesigen Ortes in der an demselben befindlichen Uebungsschule unterrichtet worden, ist ebenfalls eine Veränderung zu verzeichnen, indem der Seminarlehrer Bausheim von hier versetzt wurde, an seine Stelle trat der Seminarlehrer Stein welcher indessen in Folge seiner Beförderung zum Kreisschulinspektor die Anstalt bereits wieder verlassen hat, die vakante Stelle ist einstweilen nur commissarisch besetzt.
Größere Bauten sind in dem verflossenen Jahre nicht vorgekommen.
Von den in dem letzten Verwaltungsbericht erwähnten Bauten sind folgende vorgenommen worden. Die sog. Schraungracht ist durch bedeutende Anschüttungen und Planierungen in guten Zustand
versetzt worden, die Arbeiten hat der Gemeinde keine weiteren Kosten verursacht, indem die Adjacenten zu der Instandsetzung freiwillige Beiträge geleistet haben.
Die Wasserleitung in Venwegen mußte auf eine ganz bedeutende Länge neugelegt werden, indem die Rohre derselben an vielen Stellen defect waren.
Ueber den Itterbach ist eine neue Fußbrücke angelegt worden,wodurch einem großen Uebelstande abgeholfen ist.
Bei dem Forsthaus Venwegen wurde ein kleiner Schuppen errichtet.
An der Schutz Mauer am Indebache im hiesigen Orte wurde wiederum ein Stück neu errichtet, so daß im nächsten Jahre die ganze Mauer fertig hergestellt sein wird.
Nachdem der Holzabfuhrweg von Mulartzhütte bachabwärts in den früheren Jahren ausgebaut und benutzt worden, wurde im letzten Jahre auch das kleine Stück bachaufwärts bis an das Eigenthum des Grafen
Beissel ausgebaut. Diese Anordnung hat bereits in gleicher Weise ihre Früchte getragen wie die Anlage des erstgenannten Abfuhrweges.
Eine kurze Zusammenstellung möge deshalb hier folgen:
Es wurde bei den Holzverkäufen, die dort stattfanden folgende Resultate erzielt.
1891 23/12 bei einer Taxe von M. 3.636,73 M. 5.410,-
1891 5/1 bei einer Taxe von M. 5.274,86 M. 6.559,-
1890 2/1 bei einer Taxe von M. 2.948,01 M. 6.57,-
1888 27/2 bei einer Taxe von M. 3.603,40 M. 4.382,-
15.462,60 M. 22.08,-
Also in 4 Jahren ein Mehr von M. 7.046,-
Besondere Vorkommnisse bezüglich der Armenpflege sind nicht zu verzeichnen. In gewohnter Weise wurde zu Weihnachten für die Armen der hiesigen Pfarrgemeinde eine große Bescherung vorgenommen.
Am 14/12 v. Js. starb plötzlich der seitherige Armenarzt Herr Dr.Scheen und wurde an seiner Stelle der hier angezogene Arzt Herr Dr. Kranz mit der Wahrnehmung der Geschäfte unter den früheren Bedingungen
vorläufig betraut.
Die vorgeschriebenen Revisionen der gewerblichen Anlagen der Maaße und Gewichte pp haben stattgefunden und sind keine wesentlichen Ungehörigkeiten bemerkt worden. Wo solche dennoch zu
verzeichnen waren, ist die Bestrafung der Contrarenieten erfolgt.
Ein trauriger Unglückfall ereignete sich in der Bierbrauerei von Herrn Schmitz, der Bierbrauergehilfe Friedr. Wilh. Auf der Heiden wurde durch ein herunterfallendes großes Faß sofort getötet. Die eingeleitete
Untersuchung hat ergeben, daß die Betriebsleitung nicht die geringste Schuld trifft.
Durch einen Waldbrand, über dessen Entstehung nichts bestimmtes festgestellt werden konnte, wurde ein kleiner Theil des Gemeindewaldes bei Kitzenhaus unter Feuer gesetzt, dank der rechtzeitig eingetroffenen
Hülfe konnte dasselbe auf einen kleinen Distrikt beschränkt werden.
Im hiesigen Orte war die Grenzmauer an dem Treppenaufgange zur alten Pfarrkirche, welche bereits seit einiger Zeit Mängel zeigte, derartig baufällig geworden, daß nach dem Gutachten des Polizeibaumeisters und auf Anordnung der Polizeibehörde die Niederlegung erfolgen mußte. Was die Kosten der nothwendigen Arbeiten anlangt, so ist seitens der Polizeiverwaltung dem Kirchenvorstande, welcher als Eigenthümer betrachtet worden ist, die erforderliche Zustellung gemacht worden, die Entscheidung ist noch nicht getroffen.
Die Verhandlungen mit dem Provinzial-Schulcolleg nun wegen Begradigung der Seminarmauer an dem Hauptwege nach Stolberg haben zu keinem Resultate geführt, obschon die Gemeinde in der
entgegenkommendsten Art und Weise 1.200 Mark bewilligt und in dem Etat disponibel gestellt hatte, um die alten Mauerwerke zu beseitigen und Mauer dort auszuführen. Da der seitherige Zustand für den Verkehr
dort Gefahr drohend ist, so wurde vom Gemeinderath beschlossen, einen Bebauungsplan anfertigen und feststellen zu lassen, damit auf Grund desselben die Mauer nicht wieder in dem seitherigen Verhältniß
aufgebaut oder reparirt werden dürfe. Der betreffende Plan konnte aber noch nicht vorgelegt werden, da dessen Anfertigung durch die Krankheit des damit beauftragten Herr Polizeibaumeister verzögert wurde.
Seitens der Gemeinde Zweifall ist der Antrag gestellt worden, die zur hiesigen Gemeinde gehörige Flurabtheilung Münsterau von der hiesigen Gemeinde abzutrennen und Zweifall einzuverleiben. Bevor
diese Angelegenheit in Gemäßheit des §6 der Gde.Ordnung den Meistbeerbten zur Begutachtung unterbreitet wird ist dieselbe dem Gemeinderathe zur gutachtlichen Äußerung vorgelegt worden; dieser erklärt sich
in seiner Sitzung vom 27.November v. Js. einstimmig gegen das Project, indem er die Nachhaltigkeit der von Zweifall angeführten Gründe nicht anzuerkennen vermochte.
Mit einer gleichen Petition haben sich die vier Eingesessenen hiesiger Gemeinde, welche dort wohnen, an den Herrn Landrath gewandt, welcher die Anhörung des Gemeinderathes anordnete.
Der darzwischen herbeigeführte Beschluß des Gemeinderathes wurde mit dem gleichlautenden ersteren Beschluß dem Herrn Landrath vorgelegt. Eine Verfügung ist daraufhin noch nicht ergangen.
Die Erneuerung des für die folgenden 10 Jahre bestimmten Forstbetriebsplanes ist im laufenden Jahre zu Ende geführt worden.
Die vom Gemeinderathe genehmigte Aufforstung des Ginsterberges mit Kiefernsaat ist planmäßig beendet worden und hat einen Kostenaufwand von 257,90 Mark erfordert.
Auf dem Gemeindeterrain an dem Wege nach Niederforstbach, neben dem Lufterhof wurde im abgelaufenen Jahre ein
kleiner Steinbruch aufgedeckt, welcher das beste Steinmaterial enthält welches in hiesiger Gegend vorkommt. Die Kosten des Aufdeckens waren durch das gewonnene Steinmaterial sehr bald reichlich gedeckt, und
sollen nunmehr auch von dem dortigen Steinmaterial die für den Pflasterungen nothwendigen Steine gebrochen und hergerichtet werden. Wenn das Steinmaterial auch nicht allzu mächtig ansteht, so ist dasselbe
doch in solcher Menge vorhanden, daß die Gemeinde nicht nur ihren Bedarf decken, sondern auch noch Lieferungen nach auswärts übernehmen kann.
Der Verkauf eines kleinen Wegeabsplisses am Stegpfuhl an den Adjacenten, Johann Winkhold in Breinig, hat die erforderliche Genehmigung gefunden.
Bezüglich einer Gemeindeparzelle an dem Nütheimer Wege, in der Nähe der Vogelstange, hat der Wirth Ludwig Emonts Eigenthumsansprüche erhoben zu deren Begutachtung eine Commission
ortskundiger Herren ernannt worden ist.
Letztere wird dem Gemeinderathe den Vorschlag unterbreiten, die Ansprüche in Anbetracht des mehr als dreißigjährigen ungestörten Besitzes der Gemeinde als unbegründet zurückzuweisen.
Der Beschluß der Gemeindevertretung vom 16.Februar v. J. wonach die Gemeinde das disponibele, nur einen geringen Zinsbetrag abwerfende Kapital der hiesigen Armenverwaltung im Betrage von 11.500 anleihen
und zur theilweisen Tilgung der Hauptschuld bei der Landesbank der Rheinprovinz verwenden wollte hat die Genehmigung des Kreis-Ausschusses gefunden. Ebenso die Verwendung des Substanzfonds von 2.500
Mark zu demselben Zwecke. Daraufhin ist am 25.April v. J. ein neuer Schuldentilgungsplan aufgestellt und am 15.Mai v. J. von dem Kreisausschusse genehmigt worden.
Die Gesammtschuld beläuft sich
demnach auf M. 43.766, wobei allerdings zu berücksichtigen, daß 11.500 Mark der hiesigen Armenverwaltung gehören. Die sämmtlichen noch zu tilgenden Schulden beruhen auf der
Verpflichtung, welche die Gemeinde seiner Zeit übernommen hat, den Grunderwerb für die beiden Bahnlinien zu übernehmen.
Es waren in Ausgaberest festgehalten worden ad Mark 13.000 und sind von diesem Betrage jetzt ca. 7.300 verausgabt worden. Darunter 6.237,77 für den endlich zu Ende geführten Prozeß Kreischer, so daß noch
ca. 5.700 Mark disponibel sind, die indessen nicht ausreichen werden, um die Forderung aus dem noch in der Berufungsinstanz schwebenden Prozeß Hamacher / Gemeinde zu decken.
Im Etatsjahr 1893/94 sind nun 15.961,56 M. Kapital und 658,44 Zinsen, S.S. 16.620 Mark getilgt worden, und werden pro 1894/95 im Etat 2.288,32 Kapitaltilgung und 771,68 Zinsen, in Sa. 3.060 Mark
vorzusehen sein.
Diese Summe reducirt sich dann allmählich in den danach folgenden Jahren in der Weise, daß von 1899/1900-1904/05 incl. ja 2.000 Mark zu tilgen sind, alsdann ist aber auch das Kapital der
Armenverwaltung und des Substanzfonds wieder in der alten Höhe aufgebracht.
Die zu gleichen Prozenten auf Grund-, Gebäude- und Gemeinde Einkommensteuer vertheilte Umlage belief sich im Jahre 1893/94 auf 135%. Dieselbe wird nach dem Vorschlage im Etatsentwurf pro 1894/95 auf
152% steigen.
Das Gegentheil hätte der Fall sein Können, wenn die Gemeinde, ähnlich wie die Gemeinde Raeren, welche aus dem Gemeindewalde für abgegebene Streu p.p. a. 10.000 Mark in den letzten Jahren eingenommen
hat, diese Producte verkauft und nicht unentgeltlich abgegeben hätte, wodurch nur den Viehbesitzern Vortheile erwachsen sind.
Im abgelaufenen Jahr fanden verschiedene größere Aufnahmen statt, zunächst war es die Erhebung über die verschiedenartige Bodenbenutzung, eine sehr umfangreiche, viel Kräfte und Zeit in Anspruch
nehmende Arbeit. Das Resultat derselben war für die hiesige Gemeinde folgendes.
Es wurden benutzt als :
Grund
Länderei hectar Acker+Garten 426 Wiesen 418 Weiden 470 Forsten+Holzungen 742 Haus+Hofräume 29 Oedland 25 Wegeland+Gewässer 78 Gesamt 2188
Die vorerwähnte große Futternoth, deßgleichen, der große Mangel an Streu, welche die Gemeindevertretung veranlaßte, den Wald ausnahmsweise zur Viehhut und zur Streuentnahme zu öffnen, war die Folge der
überaus ungünstigen Witterungsverhältnisse.
Schon der Winter 1892/93 war ungewöhnlich hart, die Eismassen, welche die Bachläufe mit sich führten so stark, daß besondere Sprengarbeiten an den Brücken im Ort Cornelimünster vorgenommen werden mußten. Der folgende Sommer war so trocken, daß der seit Menschengedenken nie versagende Brunnen Hahndorn, kaum noch Wasser gab; die Wiesen und Weiden waren vollständig von der Sonnenhitze versengt und wenn nicht im Herbste eine kurze Regenperiode eingetreten und die Witterung länger wie gewöhnlich gelinde geblieben wäre, so daß das Vieh länger wie sonst ausgetrieben werden konnte, so wäre eine derartige Futternoth entstanden, daß dieselbe kaum zu lindern gewesen wäre. Immerhin ist aber der Ertrag an Stroh gering, eine Heuernte ist kaum zu verzeichnen, so daß die Landwirthe, welche ihren Viehbestand nicht verringern wollten, gezwungen waren, größere Aufwendungen für den Ankauf von Futtermitteln zu machen. Der letzte Winter trat zwar nur kurze Zeit in sein Recht ein, aber auch wieder mit außergewöhnlicher Strenge. Zum Glück hatte sich eine leichte Schneedecke über die Felder ausgebreitet, so daß der Saatenstand nicht gelitten hat und wenigstens die Hoffnung auf ein besseres Jahr geblieben ist.
Diese ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse waren auch nicht ohne Einwirkung auf den Gesundheitszustand in der Bevölkerung. Wiederholt und zwar sehr heftig tritt die Grippe auf und hat manches Opfer gefordert.
Während im Allgemeinen Handel und Gewerbe unter den Druck der Verhältnisse zu leiden hatten, erfreuten sich die Steinbruch- und Kalkofenbetriebe sowie die Eisensteingewinnung eines regeren Geschäftsganges.
Im Orte Breinig ist in dem beschriebenen Zeitraum eine Postagentur und zwischen Breinig und Cornelimünster eine telephonische Verbindung hergerichtet worden.
Was den Ort Breinig anbetrifft, so ist noch zu vermerken, daß ein Beschluß des Gemeinderathes herbeigeführt worden ist, die vor ungefähr 20 Jahren eingeführte Spätkirmes aufzuheben, die Entscheidung der
vorgesetzten Behörde ist noch nicht ergangen.
Der im höchsten Grade mangelhafte Zustand eines Theils der Pflasterung der durch den Ort Cornelimünster führenden Provinzialstraße hatte Veranlassung gegeben, bei dem Herrn Landesdirektor vorstellig zu
werden, und um Abhülfe zu bitten. Nachdem diese versagt worden, wurde seitens der Gemeindevertretung beschlossen den Beschwerdeweg bei dem Herrn Oberpräsidenten der Rheinprovinz zu beschreiten. Auch
in diesem Falle ist die Entscheidung noch nicht getroffen.
Unterdessen hat die Gemeinde die an dem Wege zur Klause stehenden Pappelbäume beseitigen und an deren Stelle eine schöne Lindenallee pflanzen lassen.
Für die kleinen Gewerbetreibenden ist insofern eine Erleichterung eingetreten, als dieselben, falls sie ein Einkommen unter 1500 oder ein Betriebskapital unter 4500 M. haben, von der Gewerbesteuer befreit
sind.
Eine Erhöhung der Umlage mußte beantragt werden, weil für das kommende Etatsjahr wieder eine Kreisumlage in der Höhe von 10% vorzusehen war. Dieselbe wird sich für die Folge noch weiter erhöhen,
wohingegen vom Jahre 1895 ab den Gemeinden die staatliche Grundsteuer überwiesen ist, welche eine andererseite, genaue Regulirung der Gemeindeeinkommensteuer im Gefolge haben wird.
1894 | m | w | |
Population | 3572 | ||
Geburten | 59 | 58 | 0 unehelich |
Todesfälle | 22 | 46 | 0 über 90 |
Trauungen | 30 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | 10 Mann | ||
Elementarschüler | 99 | 111 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 156 | 127 | Breinig |
Elementarschüler | 43 | 47 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Der evangelischen Religion gehören 9 und dem israelitischen Bekenntniß 25 Personen an, alle übrigen Einwohner sind katholisch.
Es wurden im Jahre 1894 überhaupt geboren 117, davon m. 59 w. 58, davon waren todtgeboren m.- w. 4. In demselben Zeitraum starben 68 Personen davon m.22 w.46.
Von den verstorbenen weiblichen Personen starb eine eine eines gewaltsamen Todes und 4 in der Geburt.
Es fanden 30 Eheschließungen auf dem hiesigen Standesamt statt.
Der Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle beträgt 59 und es kommen auf je 100 Einwohner 1,89 Sterbefälle.
Es wurden veranlagt pro 1894/95zur Einkommenssteuer:
Einkommensteuer
Mark 6 9
12 16 21 26 31 36 44 52 70 80 118 132 146 252
360 4 2,40 frei Personen 98 37 24 23 13 18 17 15 9 7 2 4
1 1 1 1 1 634 126 475 Abgänge 7 8 1 6 3 3 4 3 1 2 Zugänge 4 3 4 5 1 4 1 2 1 Resultat 95 32 27 22 11 19 14 14 9 5 2 4
1 1 1 1 1
13 Censiten wurden freigestellt und zum Satz von 4 Mark veranlagt.
Zu den erstgenannten 126 Censiten kommen noch die vorstehend aufgeführten 13 Censiten.
Der Betrag der aufzubringenden Grundsteuer beziffert sich auf 460 M und derjenige der aufzubringenden Gebäudesteuer auf 161 M.
An Gewerbesteuer wurde aus der Gemeinde gezahlt 608 M
und die Betriebssteuer ist veranlagt bewesen mit 465 M
Die Umlage, welche im laufenden Etatsjahr 1894/95 Mk. 20.036,13 beträgt, wird für das kommende Etatsjahr auf Mark 25.000 bemessen werden müssen.
Die Schulden der Gemeinde betrugen im laufenden Jahre M 21.791,98 und waren am Zinsen zu zahlen M. 771,68.
In Gemäßheit des Schuldentilgungsplanes beläuft sich die Schuldsumme im Jahre 1895/96 auf M. 19.503,72 und es sind M. 680,15 an fälligen Zinsen zu entrichten.
In der Schuldsumme befinden sich 11.500 M., welche von der hiesigen Armenkasse entliehen und M. 2500, welche aus dem Substanzfonds der Gemeinde entnommen sind, im Ganzen also 14.000 Mark.
Der Vicar Meer ist von Breinig versetzt worden; eine anderweite Besetzung der Stelle ist bislang nicht erfolgt.
Durch Verfügung der königlichen Regierung vom 29.April 1894 wurde die seither in Höngen definitiv angestellte Lehrerin Hubertine Steinfeld in die vakante Lehrerinstelle in Breinig versetzt.
An derselben Schule wurde die Lehrerin Fräulein Bergmann, welche bisher provisorisch angestellt war, definitiv ernannt.
Die Frequenz der Schulen war am 1.Januar @. die folgende
in Cornelimünster: 99 Knaben (in der Seminarschule) 111 Mädchen (in zwei Klassen)
in Breinig: 156 Knaben 127 Mädchen in einer Klasse
in Venwegen: 43 Knaben 47 Mädchen in einer Klasse
Die Fortbildungsschule in Breinig wurde im laufenden Etatsjahre durchschnittlich von 20 Knaben besucht; diejenige für Mädchen im Orte Cornelimünster von 24 Mädchen die definitive Errichtung des
selbständigen Rectorats in dem zum hiesigen Pfarrverbande gehörigen Orte Oberforstbach ist insofern für die hiesige Gemeinde von wesentlicher Bedeutung, als die sonst nothwendig gewordene Vergrößerung des
Kirchhofes, welche mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen wäre, unnöthig geworden ist.
Der hiesige Gemeinderath hat beschlossen einen Krankenwagen zu beschaffen, damit bei Unglücks- und schweren Krankheitsfällen der Betroffene schnell zum Hospital hingeschafft werden kann.
Eine wesentliche Erleichterung des Verkehrs auf der Bahnstrecke Rothe-Erde-Montjoie wird dadurch eintreten, wenn die bereits weit vorangeschrittenen Arbeiten für die Legung eines zweiten Geleises von der
sogen. Blockstation bei Schlausermühle bis nach Walheim und weiter beendet sein werden. Die Benutzung desselben soll im Mai v. J. eintreten.
Um den großen Uebelstand im hiesigen Orte, welcher darin besteht, daß der Hauptverkehrsweg von hier nach Stolberg resp. Krauthausen und Büsbach durch die vorspringenden Ecken der Seminar-Gartenmauer
bis auf Karrenspurbreite eingeengt ist, zu beseitigen, ist ein Fluchtlinienplan festgesetzt worden, auf Grund dessen bei der bald erfolgenden Neuerrichtung der defekten Mauern soweit zurückgegangen werden
muß, daß eine Straßenbreite von 9 meter erzielt wird.
Während zu Angang des Jahres 1894 auf ein sehr günstiges Ernte-Resultat zu hoffen war, wurden die Aussichten durch die eintretende, lange anhaltende Regenperiode sehr getrübt, während die Wiesen und
Weiden, überhaupt die Futterkräuter, vielfach bereits in Garben auf dem Felde standen, größtentheils sehr stark geschädigt. Dioe Kartoffelernte war eine mittelmäßige, der Ertrag an Obst ein reicher.
Was die diesjährige Ernte anlangt, so dürfte man hoffen, daß wenn die Witterungsverhältnisse ebenso günstig blieben, wie sich dieselben bis jetzt vor kurzem gestaltet hatten eine gute Ernte erzielt
wurde.
Die großartige Kälte der letzten Wochen (einmal 22 ½ °R unter 0) wird aber sowohl bezüglich der Saaten als auch der Obstbäume nicht ohne weitgehende nachtheilige Folge bleiben.
Durch die Außerbetriebstellung der hiesigen Tuchfabrik sind eine sehr große Anzahl von Arbeiter und Arbeiterinnen, namentlich älterer Leute und solcher in mittleren Jahren, außer Verdienst gekommen. Nur sehr
wenigen ist es gelungen in anderen Fabriken Arbeit zu finden, was sein Hauptgrund wohl darin hat, daß in hiesiger Fabrik nur ältere Maschinen benutzt wurden, so daß die Leute, die neueren Maschinen, welche in
anderen Fabriken benutzt werden, nicht kennen.
Nur einige Steinbrüche, in welchen Bausteine gebrochen werden, befinden sich noch in flottem Betrieb.
In den Personen der Beamten ist eine Veränderung nicht eingetreten. Der Ortsvorsteher Herr Kloubert wurde, nachdem derselbe vom Gemeinderath wiedergewählt und bestätigt worden, in der Sitzung am 23.Mai
v. J. wiederum in sein Amt eingeführt.
Die Vermehrung der letztjährigen Journal Nummern gegenüber derjenigen aus dem Jahre 1893 hängt zusammen mit der durch die neuere Gesetzgebung verursachten Mehrarbeiten, so namentlich durch die
Ergänzungssteuer und das Grundbuch.
Im verflossenen Jahr beschäftigte der erneute Antrag der Gemeinde Zweifall, die Flurabtheilung Münsterau von der hiesigen Gemeinde abzutrennen und der obengenannten Gemeinde zuzutheilen, wiederholt die
Gemeindevertretung und die Meistbeerbten. Von den zur Begründung dieses Antrages vorgetragenen Gründen konnte indessen keiner als stichhaltig anerkannt werden, abgesehen davon mußte der wahre, nicht
vorgebrachte Grund, nämlich die in Aussicht stehende Kleinbahn durch das Vichtbachthal, die hiesige Gemeinde bestimmen dem Antrage entschieden entgegenzutreten und wurde sie hierbei, wie das
auch zu erwarten war, seitens des Herrn Landrath energisch unterstützt.
Nachdem 12 Jahre verflossen waren, seitdem keine größerenTruppenübungen mehr in unserer Gemeinde stattgefunden, brachte das abgelaufene Jahr uns wieder einmal dieses militairische Schauspiel mit seinen
Freuden und Leiden. Ein Theil unseres Geländes war nämlich zum Exerzierplatz für eine Kavallerie- und Infanteriebrigade ausersehen und die nothwendige Folge war, daß wir in unseren Ortschaften während
längerer Zeit eine sehr starke Einquartirung hatten. Bei dieser Gelegenheit weilte der Schwager unseres Kaisers, Prinz Adolph zu Schaumburg Lippe, während 4 Wochen hier im Orte und hatte in dem
Gemeindehause auf St. Gangolph Wohnung genommen.
Um den Quartirgebern eine gute Verpflegung der Offiziere und Mannschaften zu ermöglichen, beschloß die Gemeindevertretung Zuschüsse zu bewilligen, die im Ganzen eine Höhe von ca. 3974,33 Mark erreicht
haben. Froh kamen unsere Soldaten und zufrieden zogen sie weiter.
Das nach Beendigung der Manöver dieselbe Zufriedenheit auch bei den Eingesessenen vorhanden gewesen, kann nicht behauptet werden, im Gegentheil wird allgemein bitter über die große Last geklagt, welche
den Gemeinden durch diese Uebungen auferlegt wird, bedeutet die Zuschußleistung doch ein Mehr von ca. 40% der Steuern.
Leider ereigneten sich im Jahre 1894 in unserer Gemeinde auch einige Unglücksfälle, durch welche die Angehörigen der Betreffenden ungemein hart betroffen wurden.
Am 22.October v. J. wurde der Schmied Josef Willms, als er Abends an dem stillstehenden Wasserrade in der Fabrik von Bischoff hierselbst eine Arbeit vornehmen sollte, von dem sich in Bewegung
setzenden Rade erfaßt und derartig verletzt, daß er bereits am andern Morgen im Hospital, wohin er während der Nacht gebracht worden war, verschieden.
Derselbe hinterläßt eine Wittwe und 6 unmündige Kinder ohne jegliches Vermögen. Die gerichtliche Untersuchung über den Unglücksfall ????????????? geführt ???
Einige Wochen später, am 14.November v. J. wurde die Leiche der unverehelichten Katharina Hamacher, eines durchaus braven Mädchens aus Venwegen, in einem kleinen Wassertümpel liegend aufgefunden, nach dem man das Mädchen 2 Tage vermißt hatte. Die Untersuchung hat ergeben, daß Todtschlag vorlag und ist der Nachbar und Verlobte des Mädchens Carl Königs wegen dieses Verbrechens zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 jährigem Ehrverlust verurtheilt worden.
Das neue Jahr 1895 sollte, was sehr zu bedauern, alsbald noch einen weiteren Unglücksfall mit sich bringen. Am Morgen des 4.Januar wurde der aus Breinig gebürtige Arbeiter Josef Lützeler innerhalb der Bürgermeisterei Walheim bei den Arbeiten zur Legung des zweiten Geleises von der Lokomotive des Personenzuges von Aachen nach Montjoie bei Seite geschleudert und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er sofort zum Hospital hingeschafft werden mußte.In Folge eines in der Eifel niedergegangenen Wolkenbruches schwollen unsere Gebirgsbäche am Abende des 30. October derartig unter Wasser gestellt wurde, daß man sogar auf dem Marktplatze
tief durch Wasser waten mußte und daß in vielen Häusern das Wasser in den Zimmern stand. Erst gegen 12 Uhr Nachts fing
das Wasser allmählich an zu sinken. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen die Thätigkeit der Mitglieder der freiwilligen Feuerwehrt lobend hervorzuheben, denn dieselben waren überall eifrigst bemüht,
den Inhalt der Ställe und Keller, in welche das Wasser mit Macht eindrang, in Sicherheit zu bringen.
Zum Zwecke der weiteren Ausrüstung der Gemeinde mit Feuerlöschgeräthen wurde für Venwegen eine neue kleine Spritze angeschafft, zu welchen in dankenswerther Weise von seiten der Provinzialverwaltung
und der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft Beihülfen von Mark 150 resp. 25 Mk. gezahlt wurden.
Die langwierigen Verhandlungen mit den Kreisen Montjoie und Malmedy bezüglich der Schlußzahlung aus dem Staatszuschusse für den Bahnbau Rothe-Erde-St.Vith haben nun auch ihr Ende erreicht und zwar
dergestalt, daß die Kreise von ihrer Berechnungsart abgegangen sind und diejenige der Gemeinde anerkannt haben:
Der folgendermaßen zu zahlende höhere Betrag belief sich auf Mark 6597,15 und ist bereits eingegangen.
Zur größeren Sicherheit der Bestände, Dokumente und Bücher der Gemeindekasse hat die Gemeinde gemeinschaftlich mit der Gemeinde Walheim einen feuerfesten Schrank angeschafft.
1895 | m | w | |
Population | 1847 | 1751 | 3592 |
Geburten | 72 | 49 | 0 unehelich |
Todesfälle | 49 | 32 | 0 über 90 |
Trauungen | 21 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | hektoliter pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
1896 | m | w | |
Population | 3643 | ||
Geburten | 54 | 79 | 0 unehelich |
Todesfälle | 25 | 36 | 0 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | 162 | ||
Liniendienst | 15 Mann | ||
Elementarschüler | 100 | 90 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 160 | 149 | Breinig |
Elementarschüler | 42 | 47 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 97 |
Rindvieh | 981 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 33,5 | 1400 | |
Roggen | 70,5 | 1300 | |
Gerste | 10 | 900 | |
Hafer | 122 | 1200 | |
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 66 | 12000 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 3 | 50kg | |
Stroh | 4 | 50 | 50kg |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 1/td> | 10 | Kilogramm |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 118 | 132 | 146 | 160 | 212 | 750 | 21 | 4 | 2,40 | frei |
1895/96 | 97 | 38 | 22 | 19 | 15 | 16 | 9 | 13 | 6 | 9 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 10 | |||||
Abgabg | 15 | 4 | 2 | 1 | 2 | |||||||||||||||||
82 | 34 | 20 | 18 | 13 | 16 | 9 | 13 | 6 | 9 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 10 | ||||||
Zugang | 1 | 3 | ||||||||||||||||||||
Resultat | 82 | 35 | 23 | 18 | 13 | 16 | 9 | 13 | 6 | 9 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 10 | 153 | 634 | 748 |
1897/98 | m | w | |
Population | 3681 | ||
Geburten | 70 | 62 | 2 unehelich |
Todesfälle | 34 | 27 | 0 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | Cornelimünster | ||
Elementarschüler | Breinig | ||
Elementarschüler | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 97 |
Rindvieh | 981 |
Schafe | 4 |
Ziegen | 235 |
Schweine | 393 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 33,5 | 1200 | |
Roggen | 70,5 | 1200 | |
Gerste | 10 | 900 | |
Hafer | 122 | 1200 | |
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 66 | 12000 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 3 | 50 | 50kg |
Stroh | 3 | 50kg | |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | 40 | Kilogramm |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 212 | 1600 | 4 | 2,40 | frei |
Personen | 88 | 38 | 27 | 21 | 8 | 15 | 15 | 9 | 15 | 8 | 2 | 1 | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 164 | 665 | 755 |
Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-4
C h r o n i k
der1898 | m | w | |
Population | 3602 | ||
Geburten | 70 | 62 | 1 unehelich |
Todesfälle | 36 | 31 | 0 über 90 |
Trauungen | 38 | ||
geimpfte Kinder | 201 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 104 | 101 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 170 | 174 | Breinig |
Elementarschüler | 47 | 59 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 106 |
Rindvieh | 1143 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 32,5 | 1300 | |
Roggen | 70,5 | 1200 | |
Gerste | 10 | 1000 | |
Hafer | 122 | 1250 | |
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 66 | 11000 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 3 | 50kg | |
Stroh | 2 | 50 | 50kg |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | 20 | Kilogramm |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 212 | 1600 | 2320 | 4 | 2,40 | frei |
Personen | 81 | 42 | 29 | 19 | 10 | 10 | 15 | 11 | 15 | 7 | 9 | 1 | 2 | 2 | 1 | 170 | 682 | 697 |
1899 | m | w | |
Population | 3713 | ||
Geburten | 79 | 74 | 2 unehelich |
Todesfälle | 46 | 40 | 0 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | 193 | ||
Liniendienst | 34 Mann | ||
Elementarschüler | 590 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 105 |
Rindvieh | 1099 |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 212 | 1600 | 2320 | 2400 | 4 | 2,40 | frei |
Personen | 74 | 35 | 42 | 10 | 14 | 9 | 14 | 11 | 14 | 10 | 3 | 3 | 2 | 1 | 1 | 2 | 2 | 1 | 219 | 719 | 406 |
1900 | m | w | |
Population | 3669 | ||
Geburten | 66 | 68 | 2 unehelich |
Todesfälle | 34 | 32 | 0 über 90 |
Trauungen | 27 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | Cornelimünster | ||
Elementarschüler | Breinig | ||
Elementarschüler | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 104 |
Rindvieh | 1291 |
Schaafe | 11 |
Ziegen | 186 |
Schweine | 481 |
Federvieh | 3989 |
Bienenstöcke | 73 |
Obstbäume | 6138 |
Viehhalter | 440 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 212 | 390 | 2400 | 4 | 2,40 | frei |
Personen | 70 | 44 | 36 | 15 | 13 | 12 | 15 | 11 | 14 | 7 | 2 | 3 | 4 | 2 | 2 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 234 | 740 | 416 |
1901 | m | w | |
Population | 3766 | ||
Geburten | 75 | 66 | 1 unehelich |
Todesfälle | 41 | 41 | 2 über 90 |
Trauungen | 29 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Mark | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 170 | 213 | 390 | 2240 | 4 | 2,40 | frei |
Personen | 75 | 45 | 31 | 23 | 12 | 13 | 15 | 12 | 14 | 4 | 2 | 3 | 3 | 1 | 1 | 3 | 3 | 1 | 1 | 1 | 216 | 686 | 399 |
1902 | m | w | |
Population | 3795 | ||
Geburten | 69 | 73 | 4 unehelich |
Todesfälle | 52 | 41 | 0 über 90 |
Trauungen | 33 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | 121 |
Rindvieh | 1219 |
Schaafe | 11 |
Ziegen | |
Schweine | 573 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 118 | 146 | 160 | 176 | 2320 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 141 | 46 | 32 | 29 | 18 | 16 | 15 | 15 | 15 | 6 | 3 | 1 | 5 | 1 | 3 | 1 | 2 | 1 | 1 | 425 | 458 | 386 |
Nachtrag 1902
Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1903 im November 1902 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3795. Die Bevölkerung der Gemeinde hat innerhalb des letzten Jahres um 19
zugenommen.
In dem Kalenderjahr 1902 waren: Geburten 69 männliche, 73 weibliche, = 142 Personen, Sterbefälle 52 männliche, 41 weibliche, = 93 Personen
Standesamtliche Heiraten erfolgten 33.
Vom 11. bis 25 Juli 1902 fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligtumsfahrt statt.
Am 1.Dezember wurde eine außerordentliche Viehzählung abgehalten. Das Ergebnis stellte sich auf 121 Pferde, 1219 Stück Rindvieh, 11 Schafe und 573 Schweine.
Die Zahl der Anschlüsse an das Gaswerk hierselbst betrug am 1.Januar 1902 = 95 und am 31.Dezember 1902 = 111.
Das Dach des Stalles der Wittwe Paul Heinrichs zu Cornelimünster brannte am 17.Juli ab
1903 | m | w | |
Population | 3828 | ||
Geburten | 77 | 63 | 0 unehelich |
Todesfälle | 30 | 39 | 0 über 90 |
Trauungen | 33 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 330 | 2320 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 137 | 55 | 27 | 23 | 13 | 13 | 16 | 12 | 12 | 8 | 2 | 2 | 6 | 2 | 3 | 2 | 1 | 1 | 428 | 406 | 368 |
1904 | m | w | |
Population | 3944 | ||
Geburten | 66 | 78 | 2 unehelich |
Todesfälle | 25 | 27 | 0 über 90 |
Trauungen | 29 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 160 | 192 | 276 | 2480 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 118 | 54 | 31 | 19 | 15 | 15 | 16 | 13 | 11 | 10 | 3 | 3 | 2 | 4 | 4 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 437 | 419 | 357 |
1905 | m | w | |
Population | 4133 | ||
Geburten | 66 | 83 | 0 unehelich |
Todesfälle | 24 | 24 | 0 über 90 |
Trauungen | 28 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 192 | 276 | 2640 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 150 | 47 | 36 | 23 | 18 | 18 | 10 | 13 | 10 | 11 | 2 | 4 | 3 | 3 | 1 | 3 | 2 | 3 | 1 | 1 | 1 | 1 | 351 | 477 | 348 |
1906 | m | w | |
Population | 4289 | ||
Geburten | 84 | 77 | 2 unehelich |
Todesfälle | 31 | 34 | 0 über 90 |
Trauungen | 33 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | 109 |
Rindvieh | 1554 |
Schaafe | 18 |
Ziegen | |
Schweine | 1068 |
Viehhalter | 274 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 2 | 50 | 50kg |
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | Kilogramm | |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 192 | 232 | 276 | 3000 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 175 | 58 | 46 | 23 | 17 | 17 | 20 | 13 | 9 | 10 | 5 | 4 | 1 | 5 | 2 | 1 | 3 | 2 | 1 | 1 | 1 | 369 | 503 | 368 |
1907 | m | w | |
Population | 4313 | ||
Geburten | 75 | 80 | 0 unehelich |
Todesfälle | 31 | 30 | 0 über 90 |
Trauungen | 23 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Brot | 23 | Kilogramm | |
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 232 | 276 | 3000 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 215 | 157 | 66 | 56 | 22 | 22 | 17 | 8 | 11 | 5 | 4 | 1 | 6 | 6 | 6 | 3 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 322 | 312 | 438 |
1908 | m | w | |
Population | 4449 | ||
Geburten | 88 | 74 | 0 unehelich |
Todesfälle | 35 | 29 | 0 über 90 |
Trauungen | 15 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | 112 |
Rindvieh | 1565 |
Schaafe | 22 |
Ziegen | |
Schweine | 982 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 176 | 232 | 300 | 330 | 360 | 660 | 700 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 250 | 168 | 103 | 62 | 27 | 23 | 16 | 12 | 10 | 5 | 1 | 1 | 4 | 1 | 2 | 3 | 3 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 334 | 240 | 527 |
1909 | m | w | |
Population | 2285 | 2198 | 4483 |
Geburten | 87 | 73 | 2 unehelich |
Todesfälle | 47 | 41 | 0 über 90 |
Trauungen | 28 | ||
geimpfte Kinder | 222 | ||
Liniendienst | 21 Mann | ||
Elementarschüler | 384 | 375 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 102 |
Rindvieh | 1514 |
Schaafe | 27 |
Ziegen | |
Schweine | 1016 |
Viehhalter | 367 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 10 | ||
Roggen | 55 | ||
Gerste | 5 | ||
Hafer | 110 | ||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 64 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 4 | 50 | 50kg |
Stroh | 2 | 50 | 50kg |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 2 | 50 | Kilogramm |
Schwarzbrot | 22 | Kilogramm | |
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | 3200 | ||
mittelmäßig | 2400 | ||
schlecht | 1600 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 3350 | ||
mittelmäßig | 2500 | ||
schlecht | 1650 |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 176 | 192 | 252 | 276 | 390 | 420 | 630 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 264 | 172 | 103 | 62 | 42 | 29 | 10 | 13 | 9 | 7 | 4 | 5 | 4 | 2 | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 279 | 318 | 491 |
Am 21.Juli wurde im Dorfferfeld der 9 Jahre alte Wilhelm Arnold Haller aus Dorff von dem Tagelöhner Johann Cornelius Niederau aus Cornelimünster ermordet. Das Schwurgericht zu Aachen verurteilte in der Sitzung vom 18/19 Februar 1910 den Niederau wegen Mordes zum Tode und wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 7 Jahren Zuchthaus.
Den Feuerwehrleuten, Brandmeister, Gastwirt und Schlossermeisther Karl Souvignier, Gastwirt und Klempnermeister Damian Tau und Schneidermeister Johann Cremer aus Cornelimünster wurde aus Anlaß ihrer 25 jährigen Mitgliedschaft zur hiesigen Feuerwehr das "Erinnerungszeichen für Verdienste um das Feuerlöschwesen" verliehen und am 16.August durch den Herrn Landrat Pastor persönlich überreicht.1910 | m | w | |
Population | 4473 | ||
Geburten | 73 | 67 | 2 unehelich |
Todesfälle | 28 | 26 | 0 über 90 |
Trauungen | 25 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | 112 |
Rindvieh | 1576 |
Schaafe | 33 |
Ziegen | |
Schweine | 1209 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 124 | 132 | 146 | 160 | 232 | 276 | 300 | 330 | 600 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 245 | 164 | 106 | 61 | 44 | 37 | 12 | 9 | 14 | 3 | 2 | 1 | 4 | 1 | 1 | 7 | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 353 | 308 | 495 |
Viehstand | 1910 | 1909 | Zuwachs |
Pferde | 112 | 102 | 10 |
Rindvieh | 1576 | 1514 | 62 |
Schafe | 33 | 27 | 6 |
Schweine | 1209 | 1016 | 193 |
1911 | m | w | |
Population | 4501 | ||
Geburten | 68 | 61 | 0 unehelich |
Todesfälle | 45 | 36 | 0 über 90 |
Trauungen | 20 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | 110 |
Rindvieh | 1721 |
Schaafe | 34 |
Ziegen | |
Schweine | 1265 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 108 | 132 | 146 | 160 | 176 | 192 | 276 | 300 | 480 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 241 | 175 | 115 | 76 | 40 | 50 | 16 | 10 | 9 | 4 | 3 | 2 | 1 | 1 | 8 | 1 | 4 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 297 | 320 | 404 |
Viehstand | 1911 | 1910 | Zuwachs |
Pferde | 110 | 112 | -2 |
Rindvieh | 1721 | 1576 | 145 |
Schaafe | 34 | 33 | 1 |
Schweine | 1265 | 1209 | 56 |
1912 | m | w | |
Population | 4389 | ||
Geburten | 65 | 66 | 0 unehelich |
Todesfälle | 28 | 29 | 0 über 90 |
Trauungen | 34 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 719 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 112 |
Rindvieh | 1782 |
Schaafe | 27 |
Ziegen | 148 |
Schweine | 1060 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 170 | 192 | 212 | 252 | 276 | 300 | 480 | 638 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 236 | 189 | 125 | 86 | 43 | 39 | 25 | 14 | 10 | 6 | 2 | 6 | 1 | 2 | 6 | 2 | 1 | 1 | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 234 | 361 | 382 |
1913 | m | w | |
Population | 4603 | ||
Geburten | 84 | 57 | 0 unehelich |
Todesfälle | 34 | 32 | 0 über 90 |
Trauungen | 30 | ||
geimpfte Kinder | 209 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 403 | 425 |
Viehstand | Stück |
Pferde | 110 |
Rindvieh | 1754 |
Schaafe | 20 |
Ziegen | 152 |
Schweine | 1408 |
Obstbäume | 454 |
Grundstücke | 7929 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 192 | 212 | 232 | 276 | 300 | 420 | 570 | 630 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 243 | 170 | 133 | 107 | 66 | 45 | 32 | 13 | 11 | 5 | 7 | 4 | 4 | 4 | 1 | 3 | 3 | 1 | 1 | 3 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 232 | 332 | 432 |
Viehstand | Stück |
Gehöfte | 657 |
Gehöfte mit Viehbestand | 431 |
Haushaltungen mit Vieh | 449 |
Pferde | 110 |
Rindvieh | 1754 |
Schaafe | 20 |
Ziegen | 152 |
Schweine | 1408 |
Obstbäume | Stück |
Gehöfte und Hausgärten | 444 |
auf dem freien Feld | 7928 |
auf Grundstücken | 10 |
1914 | m | w | |
Population | 4623 | ||
Geburten | 92 | 67 | 2 unehelich |
Todesfälle | 39 | 33 | 0 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 113 | 138 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 193 | 208 | Breinig |
Elementarschüler | 38 | 33 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 50 | 54 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 87 |
Rindvieh | 1959 |
Schaafe | 20 |
Ziegen | 149 |
Schweine | 758 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Wir erlebten das nie geahnte Schauspiel, daß sich ein Teil des Fußmarsches unseres Heeres durch die hiesigen Ortschaften vollzog und waren Zeugen davon, wie mit frohem Mut und ernster Begeisterung
unabsehbare Züge junger und älterer Krieger in den Kampf zogen, mit dem hohen Ziel, sich einzusetzen für die heiligsten Güter, die uns beutegierige und ränkesüchtige Feinde zu bedrohen gewagt haben.
In den ersten Wochen der Mobilmachung stockte der Verkehr, weil die Beförderung von Truppen und Heeresbedarf die Eisenbahn voll in Anspruch nahm, wodurch auch unsere industriellen Werte in Mitleidenschaft
gezogen wurden, sodaß viele Arbeiter beschäftigungslos wurden und die Gemeinde Nothstandsarbeiten ausführen lassen mußte.
Am 1. Mobilmachungstage wurde der Landsturm einberufen, um die Eisenbahnstrecken zu bewachen. Der 4. Compagnie des Landsturmbataillons Aachen mit dem Standorte in Walheim fiel die Aufgabe zu, die
Eifelstrecke von Eilendorf bis Contzen zu beaufsichtigen.
Kurz nach Beginn des Krieges setzte die Kriegsfürsorgetätigkeit ein. In allen Ortschaften wurden Kommissionen gebildet, die Sammlungen veranstalteten, deren rascher Ertrag zum Ankauf von Liebesgaben in Gestalt von wollenen Kleidungsstücken, Taschentüchern, Zigarren, Tabak, Pfeifen, Schokolade, elektrischen Taschenlampen, Seife und anderen nützlichen Sachen verwendet wurden, sodaß allen im Felde stehenden Soldaten wertvolle Pakete zugesandt werden konnten.
Nicht unerwähnt darf ich auch lassen, daß als in der ersten Hälfte des Monats September 1914 mehrere unserer Armeekorps vom linken Flügel der Heeresfront im Elsaß auf der Eifelbahnstrecke in ununterbrochen bei Tag und Nacht, sich folgenden Eisenbahnzügen über Aachen-Herbesthal nach dem rechten Flügel des westlichen Kriegsschauplatzes befördert wurden, die Bewohner aller Ortschaften im Wetteifer für die Verpflegung und Bewirtung der Truppen während des Aufenthaltes der Züge am hiesigen Bahnhofe in reichstem Maße sorgten. Sogar von Büsbach, Zweifall und Roth wurden die Liebesgaben Fuhrenweise herangebracht.
287 Familien, deren Ernährer zum Heere eingezogen, mußten unterstützt werden. Außer den vom Reiche und den Familien Beihilfen, die bis zum Schlusse des Rechnungsjahres 10.824 M betrugen.
Um die durch den Krieg entstehenden Kosten bezw. Steuerausfälle zu decken, nahm die Gemeinde bei der Landesbank der Rheinprovinz eine Anleihe von 60.000 M auf.
Dem Rufe des Vaterlandes folgten bis jetzt aus der Gemeinde Cornelimünster 365 Männer und zwar aus der Ortschaft Cornelimünster 104 aus der Pfarre Beinig 225, und aus Venwegen 36.
Leider haben wir auch schon viele Verluste zu verzeichnen.
Es starben den Heldentod für's Vaterland aus Cornelimünster 4, Breinig 13, Venwegen 4, Ehre ihrem Andenken. Es sind in feindliche Gefangenschaft geraten bezw. werden vermißt aus der Gemeinde Cornelimünster 8.
8 Krieger der Gemeinde wurden für besondere Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kriege ausgezeichnet.
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 192 | 212 | 232 | 276 | 300 | 510 | 600 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 211 | 159 | 163 | 117 | 69 | 43 | 16 | 8 | 21 | 9 | 8 | 5 | 3 | 1 | 4 | 2 | 2 | 3 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 1 | 220 | 286 | 387 |
Viehstand | Stück |
Viehhalter | 415 |
Pferde | 87 |
Rindvieh | 1959 |
Schafe | 20 |
Ziegen | 149 |
Schweine | 758 |
1915 | m | w | |
Population | 4504 | ||
Geburten | 48 | 52 | 1 unehelich |
Todesfälle | 66 | 26 | 0 über 90 |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 127 | 144 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 202 | 213 | Breinig |
Elementarschüler | 42 | 37 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 57 | 62 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 77 |
Rindvieh | 1679 |
Schaafe | 18 |
Ziegen | 144 |
Schweine | 375 |
Federvieh | 4258 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 22,16 | ||
Roggen | 61,94 | ||
Gerste | 7,77 | ||
Hafer | 82,02 | ||
Spelz | 1,25 | ||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 81,76 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Die Anforderungen, die infolgedessen an die Gemeinde gestellt wurden, steigerten sich von Tag zu Tag. Wenn auch unsere Landwirtschaft unsere Bevölkerung zu ernähren imstande ist und Dank der umsichtigen
Maßnahmen unserer Regierung für den richtige Verteilung der Lebensmittel gesorgt wird, so ist deren Beschaffung doch mit immer größeren Schwierigkeiten verbunden.
Die behördlich angeordnete Einschränkung der Arbeitszeit des Textilindustrie machte eine Unterstützung der erwerbslosen Textilarbeiter erforderlich. Von den zu zahlenden Unterstützungen trägt das Reich die
Hälfte, der Staat ein Drittel, so daß auf die Gemeinde noch ein Sechstel entfällt. Hierdurch entstand der Gemeinde im abgelaufenen Jahre eine Ausgabe von 2.481,75 M.
Die Zahl der Familien, deren Ernährer zum Heeresdienst eingezogen wurden und die daher unterstützt werden mußten, ist auf 494 gestiegen, die an diese Familien seitens der Gemeinde gezahlten Beihilfen haben
bis jetzt die Summe von 73.821, 26 M. erreicht.
Leider ist mit der Zahl der Männer, die dem Rufe des Vaterlandes folgten auf die Zahl derjenigen gewachsen, die ihr Leben für die Verteidigung des Vaterlandes hergeben mußten.
Möge das Völkerringen bald zu einem für uns siegreichen und ehrenvollen Abschluß gelangen, sodaß unsere Krieger wieder zur friedlichen Arbeit in die Gemeinde zurückkehren können.
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 106 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 212 | 276 | 300 | 330 | 480 | 570 | 750 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 212 | 175 | 121 | 75 | 47 | 26 | 29 | 13 | 11 | 13 | 6 | 8 | 3 | 2 | 1 | 1 | 2 | 2 | 4 | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 233 | 388 | 385 |
1916 | m | w | |
Population | 4065 | ||
Geburten | 40 | 36 | 1 unehelich |
Todesfälle | 57 | 32 | 0 über 90 |
Trauungen | 13 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 130 | 142 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 207 | 214 | Breinig |
Elementarschüler | 39 | 38 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 57 | 65 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 192 | 252 | 300 | 420 | 1440 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 227 | 172 | 136 | 84 | 51 | 27 | 30 | 18 | 6 | 9 | 8 | 4 | 5 | 5 | 2 | 2 | 2 | 3 | 1 | 2 | 1 | 1 | 2 | 1 | 2 | 239 | 278 | 422 |
1917 | m | w | |
Population | 4488 | ||
Geburten | 38 | 26 | 0 unehelich |
Todesfälle | 37 | 22 | 0 über 90 |
Trauungen | 17 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 128 | 142 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 195 | 198 | Breinig |
Elementarschüler | 35 | 34 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 50 | 53 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 3¼ | ||
Roggen | 16 | ||
Gerste | 5¼ | ||
Hafer | 17 | ||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | Kilogramm | ||
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Bis zum 1.Februar 1918 wurden gezahlt: Kriegsunterstützungen Mk 411.442,64, Kreis und Gemeindezuschüsse Mk 157.397,01. Die seitens des Kreises geleisteten Vorschußzahlungen einschließlich des
Zuschußes aus dem 200 Millionen- Fonds - 506.773 Mk.
Die vom 1.November 1917 ab eingetretenen Erhöhungen der Reichsunterstützung belaufen sich auf 14.195,50 Mk. An Ausgleichsunterstützungen wurden 1.287,24 Mk gezahlt.
Die Unterstützung der Erwerbslosen Textilarbeiter erforderten bis jetzt eine Ausgabe von 41.893,58 Mk.
Die Zahl derjenigen, die ihr Leben für das Vaterland opfern mußten, beträgt bis jetzt: 95; sie verteilt sich auf die Ortschaften wie folgt: Cornelimünster 25, Breing(Pfarre) 58, Venwegen 12.
In Gefangenschaft gerieten, bezw. es werden vermißt 41 und zwar aus Cornelimünster 15, Breinig(Pfarre) 13 bezw. 10 Venwegen 3.
Durch die unterm 22.Januar 1918 von dem Herrn Vorsitzenden des Kreisausschusses erlassene Anordnung betreffend die Bewirtschaftung von Milch und den Verkehr mit Milch im Landkreise Aachen wurde
bestimmt, daß alle in der Gemeinde erzeugte und eingeführte Milch an bestehende bezw. Butter-Erzeugung außerhalb des Molkerei verboten ist. In Folge dieser Verordnung müssen sämtliche Kuhhalter
zwangsweise an die Molkerei in Walheim angeschlossen werden.
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 106 | 118 | 132 | 146 | 212 | 276 | 300 | 330 | 390 | 360 | 232 | 192 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 124 | 124 | 91 | 74 | 49 | 41 | 50 | 21 | 17 | 14 | 7 | 7 | 12 | 3 | 6 | 1 | 5 | 3 | 3 | 4 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 118 | 224 | 147 |
Nachtrag 1917
Im Jahre 1917 mußten zwecks Verwertung in der Kriegsindustrie abgeliefert worden:
1) Bronzeglocken und zwar aus der Pfarre Cornelimünster:
1 Glocke aus der früheren Abteikirche im Gewichte von 90 kg;
1 aus der Kapelle im Klauser Wäldchen von 90 kg;
1 aus der St. Antonius Kapelle von 50 kg und
1 aus der Kapelle zu Schleckheim von 50 kg;
1 Glocke aus der Benediktiner Niederlassung Cornelimünster im Gewichte von 118,5 kg.
Aus der Pfarrkirche Breinig: Je 1 Glocke im Gewichte von 776 und 1100 kilogramm.
Aus der Pfarrkirche zu Venwegen eine Glocke von 260 kg.
Infolge ihres anerkannten musikalischen Kunstwertes wurden die Glocken in der alten (St. Stephans) Pfarrkirche Cornelimünster belassen. Es handelte sich um die drei Glocken mit folgenden Gewichten:
2300, 1500 und 1050 kg. Ebenso wurden als notwendigste Läuteglocken belassen:
der Benediktiner Niederlassung Cornelimünster eine Glocke im Gewichte von 67 kg
der Pfarrkirche Breinig eine solche von 450 kg und der Pfarrkirche Venwegen eine von 150 kg.
2) Prospektpfeiffen aus Zinn von Orgeln: Pfarrkirche Breinig 124 kg und Pfarrkirche Venwegen 57 kg.
1918 | m | w | |
Population | 4525 | ||
Geburten | 30 | 34 | 0 unehelich |
Todesfälle | 79 | 42 | 0 über 90 |
Trauungen | 21 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 131 | 141 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 197 | 200 | Breinig |
Elementarschüler | 39 | 37 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 58 | 54 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 100 |
Rindvieh | 1912 |
Schaafe | 107 |
Ziegen | 155 |
Schweine | 147 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 4,85 | ||
Roggen | 16,10 | ||
Gerste | 4,20 | ||
Hafer | 19,45 | ||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 21,34 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 10 | 50kg | |
Stroh | 4 | 50 | 50kg |
Leinsaamen | Hektoliter | ||
Flachs | Stein | ||
Butter | 8 | Kilogramm | |
Käse | Kilogramm | ||
Landwolle | Kilogramm | ||
Ackerland | Hektare | ||
gut | 10000 | ||
mittelmäßig | 7200 | ||
schlecht | 4000 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 10000 | ||
mittelmäßig | 7200 | ||
schlecht | 4000 |
Am 26.November verließen die letzten deutschen Truppen unsere Gemeinde.
Leider hat der Krieg, dessen Greuel unsere tapferen Feldgrauen 4 Jahre mitmachten, für uns kein günstiges Ende gefunden, und wurden unserem Vaterlande beim Waffenstillstand sehr harte Bedingungen
auferlegt. Außer der Ablieferung einer großen Anzahl an Lokomotiven und Eisenbahnwagen, welche uns bei dem schon bestehenden Mangel an Transportmitteln doppelt schwer traf, kam für das gesamte
linksrheinische Gebiet und damit auch für unsere engere Heimat die Besetzung durch die gegnerischen Truppen in Frage.
Am 1.September 1918 rückten als erste Besatzungs Truppen Engländer hier ein, und zwar das Königs Husaren Regiment Nr. 15, welche uns jedoch nach wenigen Tagen wieder verließen. Die folgenden Tage
rückten hier meistens Schottländer durch, von denen einige Teile eine Nacht hier nächtigten. Anfang Januar wurde in Cornelimünster eine Wache von 20 Mann seitens der französischen Truppen eingerichtet, und
seit 26.Februar 1919 befindet sich daselbst die 1.Eskadron des 19. französischen Dragoner Regiments.
Wie drückend die Anwesenheit der fremden Truppen einerseits empfunden wird, so schützt dieselbe uns doch vor dem Ausbruche spartakistischer Unruhen, wie solche auf dem Seitens der
Besatzungsbehörden wurde angeordnet, daß jede über 14 Jahre alte Person mit einem Personalausweis versehen sein mußte. rechten Rheinufer herrschen.
Bis zum 31.März 1919 wurden an die Familien der zum Heeresdienst Einberufenen bezahlt:
Reichsunterstüzungen 544.401 M, Reichs und Gemeindezuschüsse 286.167 M.
Der seitens des Reiches geleistete Vorschuß beträgt einschließlich des Zuschusses aus dem 200 Millionen-Fonds 768.399 M.
Die von 1.November 1917 bezw. 1918 ab eingetretenen Erhöhungen der Reichsunterstützung belaufen sich auf 75.984,32 M; an Ausgleichsunterstützung wurden 9.858,16 M gezahlt.
Die Unterstützung der erwerbslosen Textilarbeiter erforderte bis jetzt eine Ausgabe um 67.603,27 M.
Da die zurückkehrenden Krieger meistenteils nicht sofort in Arbeit treten konnten, so wurde denselben für die Zeit der Arbeitslosigkeit eine Erwerbslosenunterstützung gezahlt und sind zu diesem Zwecke
bis zum 31.3. 1919: 27.053,05 M aufgewendet worden, von welcher Summe 1/6 = 4.508,84 M zu Lasten der Gemeinde fällt.
Die Gesamtzahl derjenigen, die ihr Leben für das Vaterland lassen mußten, beträgt 123, von welchen
40 auf Cornelimünster, 69 auf Breinig (Pfarre) und 12 auf Venwegen entfallen.
In Gefangenschaft befinden sich, bezw. es werden vermißt aus Cornelimünster 20, Breinig(Pfarre) 28, Venwegen 8.
zum Satz | 6 | 9 | 12 | 16 | 21 | 26 | 31 | 36 | 44 | 52 | 60 | 70 | 80 | 92 | 104 | 118 | 132 | 146 | 160 | 176 | 192 | 212 | 232 | 252 | 276 | 300 | 330 | 390 | 510 | 570 | 1120 | 470 | 2,40 | 4 | Frei |
Personen | 132 | 98 | 105 | 95 | 65 | 70 | 78 | 55 | 40 | 28 | 11 | 9 | 10 | 4 | 6 | 9 | 2 | 6 | 3 | 2 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 2 | 121 | 264 | 285 |
1919 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 38 | 51 | 2 unehelich |
Todesfälle | 22 | 29 | 0 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 103 | 127 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 179 | 167 | Breinig |
Elementarschüler | 79 | Breinigerberg | |
Elementarschüler | 46 | 61 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 103 |
Rindvieh | 1626 |
Schaafe | 136 |
Ziegen | 149 |
Schweine | 300 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | zentner pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 5,16 | 40 | 170 |
Roggen | 14,28 | 32 | 170 |
Gerste | 3,13 | 32 | 150 |
Hafer | 20,18 | 32 | 120 |
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 22,79 | 300 | 80 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu gesetzl. Höchstpreis | 30 | 100kg | |
Heu wirklicher Preis | 90 | 100kg | |
Stroh gesetzl. Höchstpreis | 16 | 100kg | |
Stroh wirklicher Preis | 60 | 100kg | |
Milch gesetzl. Höchstpreis | 50-60 | Liter | |
Milch wirklicher Preis | 1 | Liter | |
Brots | 1 | 57 | Kilogramm |
Eier | bis 2 | Kilogramm | |
Butter gesetzl. Höchstpreis | 20 | Kilogramm | |
Butter wirklicher Preis | bis 60 | Kilogramm | |
Brot wirklicher Preis | 26 | Kilogramm | |
Landwolle wirklicher Preis | 90 | Kilogramm | |
Ackerland | Hektare | ||
gut | 24000 | ||
mittelmäßig | 15000 | ||
schlecht | 6000 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 24000 | ||
mittelmäßig | 15000 | ||
schlecht | 6000 |
Während im übrigen Reiche abgerüstet wurde, erhielten die linksrheinischen Gebiete und damit auch unsere Gemeinde gemäß den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrags eine Besatzung aus bisher
feindlichen Truppen. Nachdem bereits in Dezember des Vorjahres englische Truppen hier gelegen, wurde Anfang Januar eine französische Wache von etwa 20 Mann in Cornelimünster eingerichtet und seit dem 26.
Februar lag die 1. Eskadron des 19. französischen Dragoner Regiments hier in Quartier.
Im Laufe des Jahres wurden die Soldaten jedoch größtenteils aus den Bürgerhäusern in freigemachte Räumlichkeiten des Lehrerseminars verlegt. Abgesehen von einigen kleineren und unwesentlichen
Vorkommnissen hat im allgemeinen ein ziemlich gutes Einvernehmen zwischen der Bevölkerung und den Truppen geherrscht.
Nach dem Waffenstillstandsbedingungen wurden seitens der fremden Mächte Verwaltungskontroll-Beamte eingesetzt. Es ergingen sehr einschneidende Anordnungen auf allen Gebieten der Verwaltung der
Wirtschaft und des Verkehrs, durch welche diese in nachhaltiger und manchmal nachteiliger Weise beeinflußt wurden. Die Gesetze und Verordnungen der preußischen und der deutschen Regierung bedurften der
Zustimmung der die einzelnen Militärbezirken (Besatzungszonen) verstehenden Kommandeure um im besetzten Gebiet angewendet und durchgeführt werden zu können. Hierdurch wurde für dieses Gebiet eine
merkliche Rechts-Unsicherheit und Ungleichheit hervorgerufen. Die für das unbesetzte Deutsche Gebiet bestimmten amtlichen Postsendungen unterlagen der vorherigen Prüfung durch die Verwaltungskontrolle, für
uns der "Controle administrative" bei der Kreiskommandantur in Aachen.
Selbst private Sendungen nach rechtsrheinischem Gebiete unterlagen der Zensur, die zu diesem Zwecke bei den Größeren Postanstalten eingerichtet war, so für uns in Aachen. Der amtliche Schriftverkehr mit
deutschen Heeresteilen durften sich nur auf Entlassungs-, Demobilmachungs- und Versorgungsangelegenheiten der ehemaligen Heeresangehörigen erstrecken.
Infolge dieser Eingriffe in die Verwaltungstätigkeit wurde diese in mehrerer Hinsicht sehr erschwert und gehemmt, so konnten eine Reihe an Gesetzen hier nicht durchgeführt werden, weil ihre
Zulassung nicht genehmigt worden war. Schwere Strafen waren auf Nichtbeachtung der Anordnungen der Besatzungsbehörden gelegt.
In Cornelimünster bestand eine Ortskommandantur, diese unterstand der Kreiskommandantur in Aachen, während diese der französischen 128. Infanterie Division mit dem Sitz in Aachen unterstand. Unsere
Gemeinde gehörte zur (4.) belgischen Besatzungszone. Eine dauernde Belegung mit fremden Truppen hatte nur der Ort Cornelimünster; in Breinig und Breinigerheide waren nur im Juli und nur auf drei Tage eine
kleine Truppe (eine Batterie) untergebracht.
Zur Regelung wirtschaftlicher Fragen war in Aachen eine Wirtschaftsabteilung (Section economique) eingerichtet, zu Zwecken der Regelung der Wiedergutmachungsfragen eine Wiedergutmachungskommission (Commission de recuperation). Letztere befaßte sich zunächst mit der Auslieferung der von den rückziehenden deutschen Truppen zurückgelassenen Pferde und Kühe an Belgien bezw. Frankreich. Aus unserer Gemeinde mußten infolgedessen abgeliefert werden: 3 Pferde und 10 Kühe.
Im allgemeinen hat das Jahr einen ruhigen Verlauf genommen soweit dies unter den allüberall obwaltenden Verhältnissen überhaupt gesagt werden kann. Die Knappheit an Lebensmitteln hielt weiter an, sodaß
deren öffentliche (Zwangs) Bewirtschaftung weiterhin aufrecht erhalten werden mußte.
Auch sonst blieben auf fast allen Wirtschaftsgebieten die amtlichen Maßnahmen bestehen. Die Teuerung aller Lebensbedürfnisse ließ angangs etwas nach, steigerte sich dann aber andauernd, sodaß
sie gegen Jahresende den zehnfachen Vorkriegspreis bereits und mehr erreichte. Trotz dieser Teuerung hatten die Waren jedoch einen minderen Wert. Die im Laufe des Jahres aufgehobene Zwangsbewirtschaftung
von Leder, Schuhwaren, Webwaren, Seife, Heu und Hafer bewirkten zunächst deren Verschwinden vom Markte, später waren diese Waren wieder erhältlich, aber gegen wesentlich höhere Preise.
Dieser und andere besonders der aus dem Auslande stammenden Waren nahmen sich besonders sogenannte wilde Händler, auch "Schieber" genannt an, um damit wucherische Geschäfte zu treiben. Alles
Einschreiten gegen diese Geschäfte konnte sie nicht verschwinden machen. Arbeitslosigkeit, Arbeitsunlust und vor allem die großen, von den Steuern nicht erfaßbaren Gewinne vermehrten nur die Zahl der
Schieber. Allerdings gelang es im Laufe des Sommers und Herbstes, die allgemeine Lebensmittelnot dadurch etwas zu mildern, daß der Feindbund aus Heeresbeständen Fleisch, Fett, Mehl, Bohnen und Erbsen dem
Reiche überließ. Durch Reichsgeschäfte wurde es ermöglicht, diese teueren Waren den Verbrauchern verbilligt zuzuführen. Die Abgabe erfolgte auf Grund an Bezugs-(Berchtigungs) Karten, ähnlich wie bei den
sonstigen, der öffentlichen Bewirtschaftung unterliegenden Lebensmitteln, auch blieb der Verkauf wie bei diesen den Gewerbetreibenden überlassen. Bezug und Abgabe von Kohlen erfolgten weiterhin noch gegen
Bezugskarten, die Versorgung war jedoch nur eine leidliche. Auch hier stieg andauernd der Preis, bis er gegen Ende des Jahres für den Zentner etwa 10 (zehn) Mark erreichte. Braunkohlenbriketts waren ebenfalls
nur gegen Bezugsschein erhältlich, auch ihre Anfuhr deckte nicht den Bedarf. Die Abgabe an die Verkäufer erfolgte nur durch die betreffenden Gewerbetreibende
Zur Verminderung der Brennstoffnot ging die Gemeinde im Winter 1919/20 dazu über, aus dem Gemeindewalde Brennholz in kleinen Mengen zur Festtaxe, also unter Ausschluß einer den Preis steigernden
Versteigerung, an die Einwohner abzugeben, wodurch besonders die Minderbemittelten geholfen werden sollte und wurde.
Aber trotzdem, und zumal diese Holzabgaben an die regierungsseitig genehmigten Mengen gebunden blieben, machte sich, da einerseits der Bennstoffnot nicht ganz beizukommen war, anderseits
der Mangel dazu trieb, der Holzdiebstahl immer stärker bemerkbar. Einerseits durch das seit 1916 bestehende Bauverbot, dann aber durch die vermehrten Eheschließungen der heimgekehrten Krieger
hervorgerufen, machte sich immer mehr ein Mangel an Wohnungen bemerkbar.
Eine Verschärfung erfuhr dieser noch durch Inanspruchnahme vieler Wohnungen durch Besatzungs Truppen.
Regierungsseitig wurde zwar eine Rationierung der Wohnungen und eine Zwangseinweisung vorgesehen, diese Verordnungen kamen hier jedoch nicht zur Ausführung. Die der Zwangsbewirtschaftung
unterliegenden Kartoffeln wurden weiterhin durch die Gemeinde beschafft und verteilt. Die Zufuhr ließ aber sehr zu wünschen übrig, sodaß im Frühjahr bis zur neuen Ernte empfindlicher Mangel an diesem wichtigen
Nahrungsmittel bestand.
Die Heuernte litt unter Regen, die Ernte an Kartoffeln, Roggen Hafer, Gerste und Weizen war aber als gut zu bezeichnen.
Die Milch wurde zur Verarbeitung an die Molkerei in Walheim geliefert, zur Abgabe an die Verbraucher aber an die in jedem Ort befindliche Sammelstelle. Letztere wurden jedoch in Breinig und Venwegen am 1.
Sept. aufgehoben.
Durch angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Molkerei hervorgerufen, fanden sich die meisten Landwirte im Juli und August bemüßigt, in einen Lieferstreik einzutreten. Dieser wurde jedoch durch Einrichtung einer
aus Landwirtskreisen zu stellenden Kontrollposten bei der Molkerei wieder beigelegt, nachdem in der Zwischenzeit die polizeilicherseits angewendeten Zwangsmaßnahmen (Strafen) fruchtlos geblieben waren. Da
die Jagd von seiten der Besatzungsbehörden verboten war, hatten die in der Höhe des Waldes gelegenen Grundstücke sehr unter dem Übertritt des Wildes zu leiden (Wildschweine und Hirsche). Die
Gartengewächse litten im Sommer und Herbst sehr unter einer Raupenplage.
Es kamen mehrfache Diebstähle von Weidevieh vor, ohne daß es gelang, die Täter zu ermitteln. Einige angebliche Viehdiebstähle mögen auch auf das Konto "Geheimschlachtung" zu verbuchen sein, da die für das
amtlicherseits abgenommene Schlachtvieh bezahlten Preise nach Meinung der Viehhalter den wirklichen Werten nicht entfernt entsprachen und für das auf Schleichhandelswegen abgesetzte Vieh und
Fleisch weitaus höhere Preise zu erzielen waren. Überhaupt war ein durch Krieg, Entbehrung und Not hervorgerufene, anderseits durch Verkennung des Begriffs "Freiheit", welcher so sehr die Volkgenossen
beseelte und entfesselte, begünstigter Tiefstand der Moral festzustellen, wie nicht seit Menschengedenken. Besonders Diebstähle waren an der Tagesordnung, sodaß auf dem Gebiete von "mein" und "dein" eine
allgemeine Unsicherheit eingerissen hat.
Hinzu kam die Sucht nach Vergnügungen, dergegenüber die Polizei machtlos war, zumal sich die Besatzungsbehörden (Ortskommandantur) das weitgehendste Verfügungsrecht in Bezug auf solche und überhaupt
über das Versammlungswesen vorbehalten hatten. Die Gemeinde suchte ihrerseits hieraus durch Erhöhung der Lustbarkeitssteuer Vorteil zu ziehen.
Die hiesigen Industriebetriebe waren durchweg gut beschäftigt. Arbeiterausstände kamen nicht vor.
Bis Juni war meistens trockenes Wetter, nachdem herschte Regen vor. Bereits am 15.Oktober zeigten die Vorberge der Eifel eine Schneedecke.
Am Jahresanfang gebot die Besatzungsbehörde die Einführung der westeuropäischen Zeit, ebenso am 5.Oktober der sogenannten Winterzeit d.f. die Zurückstellung der Uhren um einen Stunde.
Die Gesundheit unter den Menschen ließ sehr zu wünschen übrig; die Folgen der Entbehrungen an allem Nötigen während der Kriegsjahre konnten ja auch nicht ausbleiben. Sie zeigen sich zumeist bei den Kindern und Jugendlichen überhaupt in einem besorgniserregenden Zustande der Unterernährung, bei der Gesamtheit in einer erschreckenden Zunahme der Tuberkulose. Zur Bekämpfung der letzteren wurde von seiten des Kreises eine besondere Fürsorge eingerichtet, bestehend in Beratung, Unterbringung in Heilanstalten, Ausgabe stärkender Lebensmittel usw. zwecks Beratung über die Pflege der Säuglinge im ersten Lebensjahre wurde im Mai 1919 die sogenannte Mütterberatung eingerichtet. Die Beratungen und Belehrungen werden allmonatlich in Cornelimünster, Breinig und Venwegen durch den Arzt Dr. Schillings in Cornelimünster im Beisein der Fürsorgeschwester (Schwester des Herz-Jesu Klosters Cornelimünster) abgehalten. Jedesmal ist damit eine Gewichtskontrolle der Säuglinge sowie in der Regel die Verausgabung von Bezugsscheinen für Säuglingsnahrung oder -kleidung verbunden. Die Kosten dieser Einrichtung hat die Gemeinde getragen.
Zu Zwecken der Fürsorge für die entlassenen Kriegsbeschädigten und Kriegerwitwen und Waisen bestand die örtliche Kriegsbeschädigten Fürsorgestelle weiter fort. Auch für diese Zwecke wurden erhebliche Gelder aufgewendet, die aber größtenteils aus staatlichen Fonds erstattet wurden. Mal zahlte die Gemeinde besonders bedürftigen Kriegshinterbliebenen Zuschüsse zu den staatlichen Bezügen. Überhaupt erforderte die Förderung der Volkswohlfahrt ingleichen das Armenwesen, die Aufwendung bedeutender Mittel.
Unfälle mit tödlichem Ausgange kamen nicht vor, an gemeingefährlichen oder ansteckenden Krankheiten wuden gezählt: Diphterie 11 Fälle (deren ein Todesfall), Kindbettfieber 1, Scharlach 3, Tuberkulose 7 (Todesfälle) und Typhus 2 (1). Der Gemeindewald wurde 4 mal von kleinen Bränden betroffen; Sonst waren nur Möbelbrandschäden zu verzeichnen. An Krankheiten des Viehes kamen nur vereinzelte Fälle von Maul und Klauenseuche und Pferderaude vor.
Nach langem Warten begann endlich im September die Heimkehr in Kriegsgefangenschaft gewesener Landsleute und zwar zunächst derjenigen aus englischer Hand. Die übrigen Mächte hatten sich zur Freilassung der Gefangenen bis Ende des Jahres noch nicht entschließen können. Unter den Heimkehrern befand sich auch der Lehrer van Megeren aus Venwegen.
In Folge der ins Ungemessene gestiegenen Preise für Grundstücke und Baustoffe, welch letztere zudem noch der Zwangsbewirtschaftung unterlagen, ruhte die Bautätigkeit fast ganz oder beschränkte sich auf Instandsetzungen. Auch der Gemeinderat konnte sich daher nicht zur Fertigstellung des 1914 im Rohbau vollendeten Schulgebäudes in Breinigerberg entschließen.
Die althergebrachte Corneli-Oktav zeigte wieder ein Vorkriegsbild. Jedoch fand weder der übliche Viehmarkt am Schlusse derselben noch der Viehmarkt in Breinig statt und zwar mit Rücksicht auf die fortbestehende behördliche Kontrolle des Viehes und der Zwangsbewirtschaftung des Fleisches.
Die Gemeindeverwaltung stellte sich allmählich auf Demobilisierungsarbeiten und Friedenstätigkeit um, die während des Krieges eingestellten Bürohilfskräfte kamen größtenteils zur Entlastung und wurden
durch Kriegsteilnehmer ersetzt.
Die Gemeindefinanzen fußten auf gesunder Grundlage und blieben von unheilvollen Rückschlägen verschont.
Der Haushaltsplan für 1919 weist in Einnahme und Ausgabe 281.700 Mark auf, wovon durch Steuern (direkte) 131.629 M. aufzubringen waren. Es wurden an Zuschlägen zu der staatlich veranlagten Steuer,
davon Summen folgen, erhoben: je 270% von 4.260,79 M. Grundsteuer, 5.605,90 M. Gebäudesteuer, 5.485 M. Gewerbesteuer und 33.400 M. Einkommensteuer zu 545 M. der vom Kreis veranlagten
Betriebssteuer wurden 100% Zuschlag für die Gemeinde erhoben.
Den bedürftigen Kriegsteilnehmern, soweit sie erst bei Kriegsschluss entlassen wurden, gewährte die Gemeinde entweder 60 M. oder einen Anzug in dieser Preislage, soweit solche bei der Kreis
Altbekleidungsstelle erhältlich, den Heimgekehrten Kriegsgefangenen eine Unterstützung von je 80 M.
Für die Zwecke der letzteren wurden außerdem je Kopf 20 M. dem Gefangenendurchgangslager Jülich zugeführt.
Da das Reich beabsichtigte, künftig die Einkommensteuer für sich zu erheben, infolgedessen diese Regelung abgewartet werden mußte, erfolgte im Herbste weder eine Personenstandsaufnahme noch Steuer
Veranlagung.
Zur Bearbeitung der mit der fremden Besatzung zusammenhängenden Geschäfte und zur Regelung von Kriegsschäden, Wiedergutmachungsfragen, usw. wird seit dem 1.Dezember 1918 auf dem
Bürgermeisteramte eine besondere Person beschäftigt, die auch als Dolmetscher diente.
Im April fand auf Befehl der Besatzungsbehörden eine allgemeine Schutzpockenimpfung statt.
Die stetig steigende Teuerung erforderte auch eine Anpassung der Gehälter und Löhne der Gemeindebediensteten. Durch Ministerialerlaß von März erhielten die bisherigen Polizeisergeanten die Bezeichnung
Polizeiwachtmeister. Polizeiwachtmeister Schnorrenberg, Breinig, verzog am 1.Oktober nach Boppart; an seine Stelle wurde Pol. Wachtm. Math. Pitzer aus Bütgenbach gewählt.
Gemeindeförster Andres konnte erst am 31.Mai seinen Dienst antreten. Endlich ließen die Besatzungsbehörden auch die Neuwahl der Gemeinderäte zu. Sie erfolgte hier am 14.Dezember und erbrachte zum
ersten Male eine Schattierung nach parteipolitischen Gesichtspunkten.
Es wählten Cornelimünster 6, Venwegen 2 und der Pfarrbezirk Breinig 10 Gemeindeverordnete.
1920 | m | w | |
Population | 4607 | ||
Geburten | 63 | 47 | 2 unehelich |
Todesfälle | 33 | 36 | 0 über 90 |
Trauungen | 19 | ||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 106 | 125 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 175 | 171 | Breinig |
Elementarschüler | 84 | Breinigerberg | |
Elementarschüler | 47 | 58 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 111 |
Rindvieh | 1667 |
Schaafe | 203 |
Ziegen | 163 |
Schweine | 569 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | zentner pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 3,34 | 36 | 250 |
Roggen | 10,40 | 30 | 275 |
Gerste | 3,39 | 30 | 200 |
Hafer | 16,53 | 30 | 225 |
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln | 21,51 | 280 | 60 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu wirklicher Preis | 60 | 50kg | |
Stroh wirklicher Preis | 22 | 50kg | |
Milch gesetzl. Höchstpreis | 1 | 20 | Liter |
Milch wirklicher Preis | 1 | 90 | Liter |
Brots | 2 | 38 | Kilogramm |
Eier | bis 3 | Kilogramm | |
Butter gesetzl. Höchstpreis | 40 | Kilogramm | |
Butter wirklicher Preis | bis 75 | Kilogramm | |
Steinkohle | 18 | Zentner | |
Braunkohlenbriketts | 11 | Zentner | |
Ackerland | Hektare | ||
gut | 50000 | ||
mittelmäßig | bis 40000 | ||
schlecht | bis 20000 | ||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | 50000 | ||
mittelmäßig | bis 40000 | ||
schlecht | bis 20000 |
Der Jahresanfang stand im Zeichen des Friedens. Nachdem der Friedensvertrag von Versailles vom 16.Juli 1919 zwischen dem deutschen Reiche und den im Kriege 1914-18 gegnerischen
Mächten von den einzelnen Regierungen ratifiziert war, herrschte seit 10 Januar offiziell Friedenszustand. Endlich nach vierzehnmonatigem Waffenstillstand war uns also der Frieden beschieden, freilich kein
Frieden in des Wortes innersten Bedeutung, auch kein Frieden, wie wir ihn für den Wiederaufbau des zerrütteten Wirtschaftslebens notwendig brauchten. Doch mag hierüber dereinst die Geschichte urteilen.
Immerhin traten mit dem Tage gegenüber der Waffenstillstandszeit auf verschiedenen Gebieten erhebliche Erleichterungen ein.
Die fremde Militärdiktatur wurde durch die sogenannte Interalliierte Rheinlandkommission Haute Commission des Territoires Rhenanes in Coblenz ersetzt, die mit Gesetzgebungsbefugnis ausgestattet ist.
Ihr Gegenstück fand sie im deutschen Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete, ihren Unterbau in den Bezirks- und Kreisdelegierten. Unsere Bezirks- und Kreisdelegierten haben seitdem ihren
Sitz in Aachen. Die Postagentur und die Vorprüfung des ins unbesetzte Gebiet gehenden amtlichen Sendungen wurde aufgehoben, überhaupt eine größere Freiheit des Verkehrs zugelassen. Die Prüfung der
deutschen Gesetze und Verordnungen und die Befugnis, diese im besetzten Gebiet zu untersagen bezw. zuzulassen, wurde an der Interalliierte Rheinlandkommission übernommen, infolgedessen auch auf diesem Gebiete eine
größere Gleichmäßigkeit eintrat.
Die französische Besatzung des Ortes Cornelimünster rückte am 20 Februar nach Bonn ab, mit ihr auch die Ortskommandatur. Seitdem war unsere Gemeinde nicht mehr mit Truppen belegt.
Das Verhältnis zwischen den Besatzungstruppen und Behörden und der Verwaltung sowie der Bevölkerung war als gut zu bezeichnen.
Auch im Übrigen hat das Jahr einen leidlich ruhigen Verlauf genommen.
Die Teuerung für alle Lebensbedürfnisse steigerte sich, nachdem im Sommer infolge des Mangels an Kaufkraft ein zeitweiliger Rückgang eingetreten, bis zum Jahresschluß weiter, sodaß die Preise bis dahin das
zehn bis fünfzehn fache der Vorkriegszeit erreichten, was aber größtenteils nur auf die ungeheuern Geldentwertung zurückzuführen ist. Nachdem Breinig bereits seit November 1919 in die Klasse der teueren Orte
eingereiht worden war, folgte Cornelimünster im Januar 1920.
Der Winter 1919/1920 war recht milde, zeichnete sich aber durch reichliche Regenfälle aus.
Mitte Januar richtete der Sturm an Dächern und Bäumen einigen unbedeutenden Schaden an.
Bereits im Februar zeigten die Wiesen frisches Grün und begannen Bäume und Sträucher zu knospen. Die Sommermonate brachten einige Trockenheit, die erste Hälfte des Juni noch einige Nachtfröste, sodaß
Kartoffel und Bohnensträucher erfroren und das Wachstum und Gedeihen dieser Früchte litten. Nachdem August und September wieder reichlichen Regen gebracht, begann nun wieder eine Zeit empfindlicher
Trockenheit und des Wassermangels, die erst vor Weihnachten durch eine Regenzeit abgelöst wurde. Am 7.Dezember fiel der erste Schnee.
1921 | m | w | |
Population | 4619 | ||
Geburten | 66 | 51 | 1 unehelich |
Todesfälle | 18 | 21 | 0 über 90 |
Trauungen | 53 | ||
geimpfte Kinder | 118 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 131 | 116 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 174 | 153 | Breinig |
Elementarschüler | 36 | 41 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 46 | 54 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 98 |
Rindvieh | 1607 |
Schaafe | 124 |
Ziegen | 157 |
Schweine | 581 |
Federvieh | 3537 |
Kaninchen | 38 |
Bienenstöcke | 24 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | 3,85 | ||
Roggen | 9,48 | ||
Gerste | 1,60 | ||
Hafer | 10,22 | ||
Spelz | |||
Buchweizen | 15 | ||
Rübsaamen | 2,50 | ||
Kartoffeln | 21,50 |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu | 50kg | ||
Stroh | 50kg | ||
Milch Juli | 2 | 50 | Liter |
Milch Dezember | bis 5 | Liter | |
Schwarzbrot rationiert | 3 | 50 | 3,5 Pfund |
Schwarzbrot Brotmarken | 4 | 75 | 3,5 Pfund |
Eier | 3 | ||
Butter Juni | 36 | Kilogramm | |
Butter Juli | 40-48 | Kilogramm | |
Butter Dezember | 80-100 | Kilogramm | |
Steinkohle Dez. | 35 | Zentner | |
Braunkohlenbriketts Dez. | 20 | Zentner | |
Ackerland | Hektare | ||
gut | 100000 | ||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Nachtrag 1921
Im Sommer kehrte als bekannter letzter Kriegsgefangener Peter Barth, Cornelimünster, aus Sibirien zurück. Über mehrere seit dem Kriege Vermisste fehlt auch bisher jede Nachricht.
1922 | m | w | |
Population | 4597 | ||
Geburten | 60 | 36 | 2 unehelich |
Todesfälle | 25 | 28 | 0 über 90 |
Trauungen | 51 | ||
geimpfte Kinder | 99 | ||
Liniendienst | |||
Elementarschüler | 127 | 122 | Cornelimünster |
Elementarschüler | 173 | 153 | Breinig |
Elementarschüler | 27 | 47 | Breinigerberg |
Elementarschüler | 44 | 54 | Venwegen |
Viehstand | Stück |
Pferde | 92 |
Rindvieh | 1469 |
Schaafe | 135 |
Ziegen | 174 |
Schweine | 519 |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | M | Pfg | pro |
Heu Juli | 800 | 50kg | |
Stroh Okt. | 1800 | 50kg | |
Milch April | 6 | 50 | Liter |
Milch Juli | 8 | Liter | |
Schwarzbrot Januar | 5 | 20 | 3 Pfund |
Schwarzbrot Februar | 8 | 70 | 3,5 Pfund |
Schwarzbrot Juni | 15 | 35 | 3,5 Pfund |
Schwarzbrot Dez. | 232 | 3,5Pfund | |
Eier April | 4 | ||
Butter Juni | 36 | Kilogramm | |
Butter Juli | 40-48 | Kilogramm | |
Butter Dezember | 80-100 | Kilogramm | |
Steinkohle Dez. | 35 | Zentner | |
Braunkohlenbriketts Dez. | 20 | Zentner | |
Ackerland | Hektare | ||
gut | |||
mittelmäßig | 200000 | ||
schlecht |
Vorstehende Eintragungen sind von mir 1923 gemacht worden.
Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D., 15/2 1959
Die allgemeinen Zustände, die für das Vorjahr geschildert sind, verschlimmerten sich noch und überschatteten das Leben des Einzelnen wie der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltungen in einschneidender und
sehr nachhaltiger Weise.
Insbesondere schritt die Entwertung unseres Geldes unaufhaltsam fort. Auch Stadt- und Landkreis Aachen gaben Papier Notgeld heraus. Man schwamm sozusagen in Papiergeld, ohne daß dem entsprechende
reale Werte gegenüber standen. Geldforderungen für Leistungen und aus Grundstücksverpachtungen wurden unter der Hand mehr und mehr in Butter, Kartoffel oder Getreidewecke umgestellt, d.h. nach dem
Vorkriegs (Goldmark) Wert dieser Erzeugnisse errechnet und diese Preise in ein vorheriges Verhältnis zum Wert der Leistungen gestellt und damit oder in Naturallieferungen abgegolten. Auch suchte man
wertbeständige Werte zu erwerben, wie Grundstücke, zins oder dividendenbringende Wertpapiere (Effekten) oder Auslandsgeld, um sich vor Dauerverlusten zu schützen. ("Flucht in wertbeständige Werte")
Die Warenpreise stiegen fortgesetzt. Löhne und Gehälter vermochten dem nur schleppend zu folgen. Richtpreise für Lebensmittel und andere Bedarfsgüter mußten dafür sorgen, daß auch die Minderbemittelten sie
nicht zu entbehren brauchten.
Wanderhandel, Warenverschiebungen von einem Händler an den anderen (Kettenhandel), Schwarzhandel dunkler Gestalten, Warenschmuggel aus dem Ausland machten sich immer mehr breit. In unserem
grenznahen Gebiet wurde die Warenknappheit verschärft durch Aufkäufe durch Belgier und Holländer, die unter Ausnutzung des höheren und stabileren Wertes ihres Geldes für wenige Franken oder Gulden Haufen
von Waren erwarben und ins Ausland verbrachten. Unsere Einwohner mußten dem in Verbitterung zusehen. Die Angehörigen der Besatzungstruppen beteiligten sich ebenfalls an diesem Ausverkauf, der unter der
Bezeichnung "Loch im Westen" in die Geschichte eingegangen ist.
Eine bedenkliche Erschütterung der Moral zeigte sich in Arbeitsunlust, allgemeiner Unsicherheit, Zunahme von Diebstählen, Einbruchsdiebstählen, unbefugter Ernte auf fremden Feldern. Die Bauern organisierten
unter sich zwar einen Feldschutz, und die Gemeinde setzte Belohnungen für die Ermittlung von Felddieben aus, ein wirklicher Erfolg aber blieb aus.
Der Bezug (Erwerb) von Brot und Kohlen blieb an die Bezugsberechtigung gebunden, beide waren jedoch zu höheren Preisen auch frei erhältlich. Die Gemeinde hatte sich schon früher aus dem Warenhandel
ausgeschaltet und überließ ihn den Gewerbetreibenden. Diese öffentliche Lebensmittelbewirtschaftung war längst stark kritisiert worden und im Gemeinderat immer wieder Gegenstand harter
Auseinandersetzungen gewesen, zumal die Gemeinde oft mit Verlusten gearbeitet hatte.
Ein vom Bürgermeister dem Gemeinderat erstatteter Bericht über die Lebensmittelbewirtschaftung durch die Gemeinde während des Krieges und nachher, der in mancher Hinsicht auch keine Klarheit zu schaffen
vermochte, wurde von diesem als "Bild bezeichnender Lotterwirtschaft" aufgenommen. Damit sollten nicht nur die frühere Verbindung mit dem Lebensmittel-Lieferern, Gebrüder Johann und Ludwig Koch in Hahn,
von dem auch die Geschäftsführung des früheren Bürgermeisters und der für die Gemeinde tätig gewesene Kartoffelaufkäufer (Mitglieder des Gemeinderats), die Verluste beim Zusammenbruch der Stolberger
Bank und andere Dinge gemeint sein.
Die Zahl derjenigen, die auf die Hilfe der Gemeinde angewiesen waren, vermehrte sich infolge des Niedergangs der gewerblichen Wirtschaft fortgesetzt. In ihrer Beschäftigung ließ sie Notstandsarbeiten verrichten,
z.B. ausbessern. Die Hauptschneise, die den Gemeindewald in seiner Länge durchzieht, ließ sie durch den Unternehmer Peter Tillmann aus Breinigerberg mit Hilfe von Erwerbslosen mit einer festen
Fahrbahn versehen. Gerade dieser Ausbau hat sich in der Folge sowohl für die Waldbewirtschaftung wie insbesondere die Holzabfuhr als wertvoll erwiesen.
Baulustige Arbeiter ließ die Gemeinde aus ihrem Steinbruch "am Lüchen", nahe bei der Stockemer Straße in Breinigerheide, Bausteine brechen und förderte die Bauvorhaben auch dadurch, daß die Leute diese
Steine umsonst erhielten.
Die private Baulust litt sehr unter den allgemeinen Verhältnissen; angefangene Bauten wurden in bescheidenem Umfange fortgesetzt. Die Geld und Baustoffbeschaffung machten immer größere
Schwierigkeiten.
Um Baustellen den Minderbemittelten anbieten zu können, hat die Gemeinde durch den Landmesser Hündgen aus Aachen aus ihrem Gelände in Breinigerheide den Teil aufteilen lassen, der von der Prämien-,
Barbara- und Corneliastraße begrenzt ist und von der Weiherstraße durchschnitten wird. Es wurden die künftigen Straßen abgegrenzt und 34 Baustellen von je bis zu 1/8 Hektar bezeichnet. Die Baustellen wurden
sehr begehrt.
Das an sich schlechte Land, bisher Heide mit vereinzelten Ginsterbäumen, uneben vom Eisensteinbergbau und einer Dachziegelei her, hatte bisher als dürftige Viehweide gedient. Die neuen Ansiedler haben daraus
durch jahrelang fortgesetzte Bearbeitung brauchbare Gärten zu machen verstanden.
Die für die Rechnung der Gemeinde zu erbauenden Wohnhäuser (siehe 1921) wurden bis auf 3 fertig und vermietet: 4 auf den Schulgärten auf dem St. Gangolfsberg in Kornelimünster, 4 an der Prämienstraße in
Breinigerheide. Für die Häuser in Breinigerheide setzte die Gemeinde die Monatsmiete auf 25 Mark für ein Zimmer und auf 15 Mark für ein Dachgeschoßzimmer fest. Der Unternehmer des Hauses in Venwegen/
Ecke Am Bachpütz und Mulartshütter Straße war in Schwierigkeiten geraten und hatte es mir bis auf Kellerhöhe gebracht. Notgedrungen mußte die Gemeinde den Bau fortführen.
Festzuhalten verdient, daß der Preis für 1 qm Fensterverglasung an den fertiggestellten Häusern 820 Mark betragen hat.
Zur Beratung der Baulustigen und der Gemeindeverwaltung und zur Bearbeitung der Bausachen schuf die Gemeinde die nicht beamtete Stelle eines Baumeisters und berief in sie den fachlich vorgebildeten
technischen Stadtobersekretär Peter Salm aus Aachen. Er erwies sich als ein befähigter Fachmann. Über ihn siehe weiteres zum Jahre 1924.
Im vorigen Jahr hat der Kreis zwei hauptamtliche Schulärzte angestellt. Ihnen obliegt die ärztliche Überwachung der Volksschüler auch unserer Gemeinde. Damit wurde nach Jahren des Zauderns endlich eine
wiederkehrende Betreuung der Schulkinder eingeleitet, die sich in manchen anderen Gemeinden längst bewährt hat. Unsere Gemeinde hatte schon 1914 die Anstellung eines Schularztes eingeleitet, der Plan
scheiterte jedoch zunächst an der Honorierung des in Aussicht genommenen örtlichen Arztes und blieb infolge des Krieges unerörtert.
Zur Stärkung des Feuerschutzes gründete der Kreis eine Berufsfeuerwehr. Sie war zunächst im Kreishaus an der Zollernstraße in Aachen untergebracht, erhielt aber nach einigen Jahren eine eigene Unterkunft in
Würselen. Angeschlossen wurde ihr ein Krankentransport. Beide Einrichtungen haben sich als überaus nützlich erwiesen.
Im vorigen Jahr hat der Kreis Aachen eine Fach-Verwaltungsschule eingerichtet, in der Anwärter für den mittleren und den gehobenen Kommunnalverwaltungsdienst lehrweise in diesen eingeführt werden sollen
und auch die vor der Anstellung als Beamten nachzuweisenden Prüfungen abgelegt werden können. Auf Anregung des Regierungspräsidenten hat unsere Gemeinde bereits 1914 in die Satzung über
die Anstellung, Besoldung und Versorgung der Gemeindebeamten aufgenommen, vor der Anstellung sei der Nachweis der Prüfung zu erbringen.
Seitdem konnten die Prüfungen nur vor Beauftragten der Bezirksregierung abgelegt werden. Die neue Schule wurde bezw. wird von den Beamtenanwärtern unserer Gemeinde Johann Röntgen und Johann Emonts
besucht. Der letztgenannte legte nach einem für ältere Kriegsteilnehmer auf ein Jahr verkürzten Lehrgang im Herbst d. J. die Prüfung ab. Der normale Lehrgang läuft zwei Jahre. Zur Verhinderung der Verunstaltung
des Orts Kornelimünster durch bauliche Maßnahmen oder Reklame ließ die Gemeinde am 18.August 1920 eine Ortssatzung. Sie will das althergebrachte Ortsbild ungestört erhalten wissen. Jedenfalls wird künftig
durch scharfe Bauaufsicht der weiteren Verschandelung vorgebeugt werden können.
Einen ähnlichen Zweck verfolgt die ebenfalls vor zwei Jahren für den Ort Kornelimünster eingeführte öffentliche Beseitigung der häuslichen Abfälle, die Kehrichts (Müllabfuhr), um der Unsitte, diese Dinge an mehr
oder weniger versteckten Örtlichkeiten, insbesondere in der Inde, abzulagern, zu begegnen. Die Gemeinde bezahlt das vertraglich verpflichtete Fuhrwerk, das den Müll an den Häusern abholt und an bestimmte
Stellen im Freien stapelt. Leider können einige Einwohner von der Unsitte nicht lassen; besonders der Bach bietet infolgedessen oft ein häßliches Bild.
Als am 9. und 10.Mai 1922 in der Creutzer'schen Sortimentsbuchhandlung in Aachen ein Teil des archivalischen Nachlasses des vor 10 Jahren bei Düsseldorf verstorbenen Geschichtsforschers Emil Pauls, geboren
1840 in Kornelimünster, versteigert wurde, erwarb unser Bürgermeister daraus die für die Geschichte unserer Heimat wertvollen Stücke. Pauls hatte die 1835 von seinem Vater gegründete Apotheke in
Kornelimünster geführt, war Beigeordneter unserer Gemeinde gewesen und hat sich um die Geschichtsforschung, nicht nur bezüglich seiner Geburtsheimat, sehr verdient gemacht.
Die Gemeinde hatte auch noch das ihr durch Testament vermachte Archiv des 1879 auf dem Gute Stockem (Breinigerheide) verstorbenen Gutsbesitzers Hyacinth Minderjahn in Verwahr, das überwiegend
Schriftstücke aus abteilicher Zeit enthält. Es stand in einem großen mit Kalbfell beschlagenen Koffer, wenig beachtet, in der Aktenkammer. Die Gemeinde gab beide Archive (Pauls und Minderjahn), weil ihr eine
geeignete Unterbringungsmöglichkeit fehlte, dem Stadtarchiv in Aachen als Leihgabe in Verwahr und erhielt eine Ausfertigung des Leihvertrages vom 12.September 1922 und das Repertoriums über den Inhalt
der Archive. Diese Archivalien haben, wie das Stadtarchiv bestätigte, den Krieg überstanden bis auf 2 oder 3 Urkunden, die die Gemeinde einmal entnommen hatte; diese sind vermutlich 1944/45 mit dem und
in dem Kreisheimatmuseum in Kornelimünster untergegangen.
Der Breiniger Friedhof ist schon seit Jahren zu klein und seine Vergrößerung notwendig. Trotz Widerspruchs des Regierungspräsidenten, der einen neuen Friedhof verlangt, suchte die Gemeinde eine
Übergangslösung, weil neues Gelände noch nicht ausfindig gemacht war, indem sie den Friedhof an seinem Nordwestende in seiner ganzen Breite verlängerte. Dazu wurden die an der Friedhofsmauer entlang
laufende Kirchgasse, die seit der Anlegung der Neustraße (1910/11) überflüssig geworden, und ein Grundstück, das im Austausch gegen ein solches an der Corneliastraße in Breinigerheide erworben wurde,
benutzt. Der neue Teil wurde, wie der alte, mit einer Mauer umgeben. An dieser hat man am Ende des vom Eingang ausgehenden Mittelwegs ein kleines Leichenhaus errichtet.
Die einmalige Gebühr für die Verleihung einer Wahlgrabstätte wurde für alle Gemeindeeigenen Friedhöfe auf 3.000 Mark erhöht.
Im Jahre 1881 hatte die Gemeinde auf der Schützheide schräg gegenüber dem Hof Schützheide (ehemaliger abteil. Erblehenshof Scheidsheide) auf einem rund 12 ar großen Gelände eine Baumschule eingerichtet,
dazu bestimmt, den Obstbau durch Züchtung, Pflege und Veredlung zu fördern. Der Lehrer Ignaz Löhr hat dort die Knaben der Oberklasse der Breiniger Volksschule bis wenige Jahre vor seinem Ausscheiden aus
dem Schuldienst im Obstbau unterrichtet. Danach hat sich der Breiniger Bauernverein noch einige Jahre um die Baumschule gekümmert, seit Jahren ist das Gelände verwildert.
Vor 2 Jahren hat es die Gemeinde an den Anlieger Josef Schnitzler für 5.500 Mark verkauft.
Um den vor 2 Jahren aufgetauchten und noch im vorigen Jahr vom Gemeinderat erörterten Plan, eine Eisenbahn von Stolberg nach Zweifall zu bauen, die auch unser Gemeindegebiet durchschnitten hätte, ist es still
geworden. Auch später hat man nichts mehr davon gehört.
Unausgeführt blieb auch der Wunsch der Gemeinde, die 1916 stillgelegte Kleinbahn von Kornelimünster nach Breinig wieder in Gang zu bringen. Die Aachener Kleinbahngesellschaft forderte hierfür einen Zuschuß
von 150.000 Mark oder die Übernahme der Verzinsung für 300.000 Mark. Die Gemeinde vermochte sich dazu nicht zu entschließen, suchte auch vergebens den Kreis dafür zu gewinnen. Im Jahre 1923 hat das
Unternehmen sogar die Schienen vom Bahnhof Breinig bis zum Streckenende auf dem Essig entfernt, die Gittermasten für die 1916 entfernte Oberleitungen aber stehen lassen. Weiteres siehe 1926.
Es verlautete, das Lehrerseminar in Kornelimünster werde in nicht mehr ferner Zeit aufgegeben werden. Der Gemeinderat wünschte, die Gebäude für die Gemeinde zu erwerben. Die diesbezüglichen Verhandlungen
blieben indessen jetzt und auch später erfolglos. (siehe auch 1925)
Der Gesellschafteranteil der Gemeinde an dem Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. wurde auf 170.000 Mark erhöht.
Im vorigen Jahr hatte der Gemeinderat den Verkauf der Gasversorgungsanlagen empfohlen. Die Verhandlungen darüber scheiterten jedoch. Verwaltung und Betrieb sind vor 8 Jahren auf 30 Jahre an die Stolberger
Licht- und Kraftwerke verpachtet worden, weil das Unternehmen der Gemeinde einen Gewinn eingebracht hatte; bis 1914 hatte es mit Verlust zu Lasten der Steuerzahler gearbeitet.
Auch der Wunsch des Gemeinderats, die Elektrzitätsversorgung einzuführen, mußte unerfüllt bleiebn. Wegen der am Jahresanfang auf 4 ½ Millionen Mark veranschlagten Kosten wurde die Ausführung auf
"billigere Zeiten" vertagt. (siehe jedoch 1923)
An das neue Schulhaus in Breinigerberg soll der notwendige zweite Unterrichtsarm angebaut werden. Um die Geldmittel hierfür und für Wegeinstandsetzungen zu gewinnen, wurde bei der Forstaufsicht
(Bezirksregierung) die Genehmigung eines außerordentlichen Holzeinschlags beantragt. Es wurde genehmigt, hierfür 1400 Festmeter Kiefern zu schlagen, unter der Bedingung allerdings, daß bis 1934 kein
Sonderhieb mehr vorgenommen werden dürfe. Ein erster Holzverkauf im Frühjahr, erbrachte 160.000 Mark, der Sonderbetrieb im Herbst 13 Millionen Mark.
Mit dem Bau wurde erst später begonnen; fertig wurde er 1925.
An die Schule in Breinigerberg wurde am 1.Mai der Lehrer Hermann Girten berufen.
Die Einwohner von Venwegen errichteten im Krieg gefallenen Männer auf einem Zipfel des Gemeindewaldes am Anfang der Mulartshütter Straße ein Ehrenmal. Sie haben dafür rund 30.000 Mark aufgebracht.
Im vorigen Herbst hat man in Venwegen auf Betreiben des vom Niederrhein stammenden dortigen Lehrers Gerhard van Megeren die bislang in unserer Gemeinde unbekannte Martinsfeier eingeführt (Fackelzug)
der Schulkinder, Martinsfeuer usw.) Sie wurde in diesem Jahr wiederholt.
Die seit 1905 auf dem Gelände der ehemaligen abteilichen Bannmühle, "Münster Mühle" genannt, unter der Firma R.Lupke und Cie. betriebene Karbonisieranstalt und Kunstwollfabrik ist im vergangenen Jahr auf
die W.Heymann Kommandit-Gesellschaft in Inden übergegangen.
Zwischen der Gemeinde und der Kirchengemeinde Kornelimünster war im vorigen Jahr ein Zwist entstanden, weil die Gemeinde entgegen dem Herkommen zur Cornelioktav auf dem Markt Unternehmen hatte
aufbauen lassen, deren Geräusche die Gottesdienstlichen Handlungen in der Pfarrkirche zu stören geeignet waren. Da dieser in diesem Jahre noch nicht beigelegt war, ließ der Pfarrer die kirchlichen Feiern erst nach
dem weltlichen Jahrmarkt stattfinden. Diese Aufeinanderfolge anstelle des althergebrachten Zusammenfallens wurde künftig wieder aufgegeben; es hat sich gezeigt, daß beide Veranstaltungen unter der Trennung
gelitten haben.
Seit der Neuwahl des Gemeinderats (1919) hat dieser 18 Mitglieder, davon entfallen auf Breinig 10, Kornelimünster 6 und Venwegen 2. Die Breiniger sind also in der Mehrzahl. Im Laufe der Zeit kam es deswegen
wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern von Kornelimünster und Breinig. Die aus Kornelimünster beanstandeten zunächst den neuen Brauch, die Beratungen des Gemeinderats abwechselnd
auch in Breinig und Venwegen stattfinden zu lassen,worin sie eine Zurücksetzung des Verwaltungssitzes Kornelimünster erblickten. Behauptungen, die Steuern wanderten überwiegend nach Breinig folgten andere
von der Zurücksetzung des Ortes Kornelimünster, man sah sich von der Breiniger Mehrheit überstimmt, zog sich von Beratungen vor deren Ende zurück oder erschien zu ihnen nicht, protestierte gegen
Mehrheitsbeschlüsse, focht sie bei der Aufsichtsbehörde an, glaubte sich vergewaltigt usw..
Auch der vom Bürgermeister dargelegte Nachweis, die Breiniger Steuerzahler brächten 35.000 M mehr Gemeindesteuern und über 1 Million Mark mehr Reichseinkommensteuer auf wie die von Kornelimünster, fand
taube Ohren. Dieser häßliche Konflikt setzte sich über das Jahresende hinaus fort.
Der Haushaltsplan der Gemeinde für 1922/23 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 4.170.000 Mark vor. Dieser Voranschlag erwies sich jedoch schon bald durch die allgemeine Entwicklung als überholt.
im Gemeindedienst stehen folgende Beamten: Bürgermeister,Nikolaus Hansen, Gemeinde (Steuer) Empfänger Karl Engelen, Gemeindesekretär Josef Soldierer, Gemeindeförster Josef Andres und die
Polizeiwachtmeister Mathias Pitzer und Johann Zimmermann. Der Gemeinderat beschloß, die Stellen für zwei beamtete Gemeindesekretäre neu zu schaffen; deren Inhaber sollen jedoch nur unter
dem Vorbehalt einer Kündigungsmöglichkeit angestellt worden, die in der Ortssatzung über die Anstellung, Besoldung und Versorgung der Gemeindebeamten nicht vorgesehen ist. Es ist darum die Genehmigung
der diesbezüglichen Änderung der Satzung durch die Aufsichtsbehörde erforderlich und nachgesucht, bis zum Jahresende aber noch nicht erteilt worden.
Für den Dienst in der freiwilligen Feuerwehr bewilligte der Gemeinderat eine Entschädigung:
Jeder Feuerwehrmann erhält je Übungsstunde 5,-Mark, beim Einsatz an der Brandstelle jedoch 8,-M für die Stunde.
Eine Unfallversicherung wurde abgeschlossen für den Bürgermeister, die beiden Polizeibeamten, den Desinfektor, die Feuerwehrleute und die Fürsorgeschwester.
In Breinig trat nach 40 jähriger Tätigkeit die Hebamme Katharina Frings geborene Deglow in den Ruhestand, ohne Altersversorgung. Ohne Verpflichtung dazu bewilligte ihr der Gemeinderat ein Ruhegehalt von
monatlich 100 Mark.
Die Entschädigung für die Gemeinde Fürsorgerin (Schwester aus der Niederlassung in Kornelimünster) wurde von 1.400 auf 4.000 Mark fürs Jahr erhöht. Die Beschäftigung dieser Schwester begann vor 3 Jahren als
Helferin des Arztes bei der Mütterberatung; allmählich, nach und nach, wurden ihr, auch Fürsorgeaufgaben übertragen.
Ihre Tätigkeit hat sich nicht nur als nützlich, sondern auch als unentbehrlich erwiesen.
Endlich mag die Geldentwertung an Hand des Aufwertungsgesetzes vom 16.Juli 1925 noch erläutert werden. Es schuf die Grundlage dazu, nachträglich einen Teil des Unrechts auszugleichen, das durch die
Abgeltung von Goldmark-Forderungen durch wertminderes Papiergeld geschehen war. Danach sind Forderungen aus Hypotheken und anderen Ansprüchen, die vor dem 1.Januar 1918 entstanden sind, mit ihrem
Nennwert in Goldmark anzusehen, d.h. zum Beispiel 100 Mark = 100 Goldmark. Im ersten Halbjahr 1918 ist die Bewertung nur noch 100 zu 80, im Dezember 1918; 100 zu 50.
Für 1919 gelten: Januar 10M = 5,13 Gm, April 3,41, Juli 2,86, Oktober 1,66, Dezember 1,04.
1920 Ende Januar: 100 M = 5,76 GM, April 7,10, Juli 10,05, Oktober 6,22, Dezember 6,20.
1921 Ende Januar: 100 M = 7,41 GM, April 6,77, Juli 5,88, Oktober 2,98 und Dezember 2,55.
1922 Ende Januar: 100 M = 2,28 GM, April 1,59, Ende Juli: 1000 M = 8,46 GM, Oktober 1,11,
Ende Dezember: 10000 M = 6,34 Goldmark.
100 | Mark | Goldmark |
1918 April | 100 | 80 |
1918 Dezember | 100 | 50 |
1919 Januar | 100 | 51,3 |
1919 April | 100 | 34,1 |
1919 Juli | 100 | 28,6 |
1919 Oktober | 100 | 16,6 |
1919 Dezember | 100 | 10,4 |
1920 Januar | 100 | 5,76 |
1920 April | 100 | 7,10 |
1920 Juli | 100 | 10,05 |
1920 Oktober | 100 | 6,22 |
1920 Dezember | 100 | 6,20 |
1921 Januar | 100 | 7,41 |
1921 April | 100 | 6,77 |
1921 Juli | 100 | 5,88 |
1921 Oktober | 100 | 2,98 |
1921 Dezember | 100 | 2,55 |
1922 Januar | 100 | 2,28 |
1922 April | 100 | 1,59 |
1922 Juli | 1000 | 8,46 |
1922 Oktober | 1000 | 1,11 |
1922 Dezember | 10.000 | 6,34 |
[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-6
Sie gab gleichzeitig Richtlinien, auf was hierbei zu achten sei und fügte einen Vordruck zum Eintragen alljährlich wiederkehrender Ereignisse bei. Diese Anordnung ist im ersten Band der
Chronik, die mit dem Jahre 1826 beginnt, abgedruckt.
Man kann die Anweisung nur loben, gab sie doch den Anstoß zur fortlaufenden örtlichen Geschichtsschreibung, ohne die die Zeitereignisse schon bald in Vergessenheit geraten sein würden und manches spätere
Geschehen als Folge des früheren nicht verstanden werden könnte.
Im ersten Vierteljahrhundert hat man die Ereignisse mit mehr oder weniger Fleiß aufgezeichnet; für einige Jahre sind die Nachrichten jedoch recht dürftig oder fehlen sogar. Der mit dem Jahr 1851 beginnende
zweite Chronikband, wurde nach dem 2. Weltkrieg (1939/45) vermißt; er schien verloren gegangen zu sein. Nach meiner Erinnerung enthielt er Eintragungen nur für die beiden ersten Jahre und wenige Jahre des
7. Jahrzehnts und war im übrigen leer. Glücklicherweise war jedoch, der Gemeindeverwaltung unbewußt, seine Zweitschrift erhalten geblieben; sie kam 1951 an die Gemeinde zurück. Zwei Vermerke in ihr gaben
Auskunft über ihr Schicksal. Leider enthält sie nur Eintragungen für 1851, 1852 und 1865. Erst vom Jahre 1876 ab war man bemüht die Ereignisse fortlaufend niederzuschreiben, dies bis 1921. Seitdem ist die
Chronik nicht mehr geführt worden.
Es ist müßig und fruchtlos den Gründen für diese Nachlässigkeiten nachzuforschen. Nicht zu verantworten wäre jedoch, es dabei zu belassen und nicht zu versuchen, die Lücken nachträglich so gut wie möglich
auszufüllen. Allein, das ist keine leichte Aufgabe, angesichts dessen, daß der Gemeindeverwaltung nur wenige Akten verblieben sind, aus denen man schöpfen kann. Man ist darum überwiegend auf andere Quellen
angewiesen: Private Aufzeichnungen, Zeitungsberichte, zeitgenössische Berichte und Bücher, Schulchroniken, Vergleiche der Chroniken benachbarter Gemeinden, mündliche Auskünfte usw.
Schon lange war meine Absicht, unsere Gemeindechronik fortzuführen und dazu auch meine eigenen Aufzeichnungen mitzubenutzen, doch fehlte mir dazu, solange ich im Gemeinde- bezw. Amtsdienst stand die
Muße. Leider sind darüber, während ich infolge der Gebietsräumung von September 1944 bis Juni 1945 aus der Heimat abwesend war, die meisten meiner Tagebücher abhanden gekommen. Da ich jedoch, außer
während der Gebietsräumung und meines Militärdienstes (1912 bis 1919), stets an meinem Geburtsort Breinig gewohnt und von 1907 bis 1910, von 1919 bis 1944 und von 1947 bis 1955 im Dienst unserer
Gemeinde gestanden habe, erlebte und erfuhr ich in dieser Zeit unmittelbar, was sich ereignete. Das kommt mir bei der Geschichtsschreibung zustatten.
Im Oktober 1955 regte Herr Gemeindedirektor Hubert Meyer an, mich um die Aufzeichnung des Geschehens seit der Gebietsräumung 1944 zu bemühen. Er ging jedoch auf meinen weiter gehenden Vorschlag ein, dies nicht gesondert, sondern in der Folge der seit 1921 fehlenden Aufzeichnungen zu behandeln. Ich ließ mich von dem Gedanken leiten, nicht wieder eine große Lücke bestehen zu lassen, die später einmal zu schließen mit zunehmendem Abstand von den Ereignissen und dem Dahinsterben der Zeitgenossen immer schwerer werden würde, während das Geschehen der neueren Zeit in der Erinnerung einer ungleich größeren Zahl von Zeugen haftet.
Ich war bemüht, all erreichbaren Quellen auszuschöpfen. Vieles mußte leider unerwähnt bleiben, weil es schon der Vergessenheit anheim gefallen ist, manches zeitlich vorweggenommen oder später erwähnt werden, wenn seine genaue Einordnung in die Zeit nicht möglich war. Ich halte diese Mängel für vertretbarer wie das Übergehen von Geschehnissen, und glaube überdies, für sie Verständnis erwarten zu dürfen.
Der Übersichtlichkeit wegen habe ich die Aufzeichnungen, wie es auch in der Vergangenheit geschehen ist, jahrweise geordnet und da und dort, um den Zusammenhang zu fördern, Hinweise auf Vergangenes oder Zukünftiges beigefügt. Meine Aufzeichnungen nach Maßgabe späteren Ermittelungen oder Erkenntnisse zu ergänzen, kann der Gemeindechronik nur förderlich sein.
2. Wie oben bereits gesagt, ist die alte Chronik sehr lückenhaft. Ich erachtete für richtig auch diese Mängel nach Möglichkeit zu beheben. Hierfür gilt jedoch viel mehr wie für die neuere Zeit, daß die meisten örtlichen Begebenheiten längst vergessen sind und nicht mehr erwähnt werden können; das bedarf keiner näheren Begründung. Immerhin ist gelungen, auf Grund zuverlässiger Nachrichten manche Ereignisse dem Vergessen werden zu entreißen. Sie fanden ihre Erwähnung als Nachträge zu den einzelnen Jahresberichten von 1826 ab, gehen aber zeitlich zurück bis in das Jahr 1794, in dem die französische Revolutionsarmee unsere Heimat besetzte.
3. Die Arbeit ließ mich auch dem Schicksal unseres einst so reichhaltigen Gemeindearchivs (Akten, geschriebene und gedruckte Bücher usw.) nachspüren, von dem nur geringe Reste auf uns gekommen sind. Ich halte für gewiß, daß man über die Verluste Auskunft verlangen wird. Es will mir überdies als sinnlos erscheinen, sie zu übersehen oder verschweigen zu wollen.
Mündliche und schriftliche Überlieferung wissen davon zu berichten, daß zur Franzosenzeit, vor rund 160 Jahren, Archiv und Bücherei der Abtei Kornelimünster teils verbrannt, teils in alle Winde verstreut worden sind, daß davon heute noch einiges in Privathänden, das meiste aber in Archiven des In- und Auslandes sich befindet.
Die französischen und deutschen Bürgermeister scheinen beflissen gewesen zu sein, das, was Ihnen aus älterer Zeit überkommen war, wie die eigenen Akten und Bücher zu verwahren. Um 1910 lagen in der Aktenkammer (Speicher) des Gemeindehauses auf dem Schulberg Bücher, Akten und einzelne Urkunden aus der abteilichen Zeit, dabei solche mit anhängenden Siegeln (ein Pergamentblatt mit den Anfangsworten "Wir , Ferdinand der Andere" ist mir gut in Erinnerung), Akten, Briefbücher, geschriebene und gedruckte Bücher aus der französischen und nachfranzösischen Zeit, französische und preußische Gesetzsammlungen, Kreisblätter, Regierungsamtsblätter, Ministerialblätter, das Bundes- und das Reichs-Gesetzblatt und viele andere Bücher für den Handgebrauch. Die Urkundenbücher des Standesamts von 1798 ab und etwa ein Dutzend Kirchenbücher über Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1798 und früher und der Vertrag (von 1859?) über die Aufteilung der gemeinsamen Ländereien des Münsterländchends dagegen lagen im Panzerschrank des Standesamts. Damals schien noch kein großer Verlust an Überkommenem eingetreten zu sein. Als man 1913 an der Straße St.Gangolfsberg eine neue Aktenkammer eingerichtet hatte, sollen alle Sachen aus der alten in diese verbracht worden sein.
Um 1920/21 etwa konnte ich feststellen, daß der alte Akten- und Bücherbestand scheinbar nicht verändert war; eine Überprüfung im Einzelnen habe ich nicht durchgeführt. Die oben erwähnten Urkunden aus der abteilicher Zeit habe ich damals und später nicht mehr gesehen, vielleicht habe ich sie nur übersehen. Dagegen fand ich mehrere Aktenbündel mit Schriftstücken aus der abteilichen Zeit, deren blaue und nur lose beigegebenen Umschläge erklärende Bleistiftaufschriften von der Hand des früheren Beigeordneten, Apotheker Emil Pauls, trugen. Damals wurde in der Aktenkammer auch ein alter Koffer gefunden, der mit Schriftstücken vornehmlich aus der abteilichen Zeit angefüllt war und angeblich das der Gemeinde vermachte Archiv das 1879 auf dem Gut Stockem verstorbenen Hyacinth Minderjahn enthielt. Von ihm hatte ich 1910 nicht gewußt. Ebendort lag ein Haufen alter Rechnungsbelege, die bis in die erste preußische Zeit zurückgingen und alte Schuldurkunden selbst aus abteilicher Zeit enthielten. Über das Minderjahn’sche Archiv ist in der Chronik für 1922 berichtet.
Nachdem die im Krieg 1914/18 eingeführte Lebensmittelbewirtschaftung eingestellt war, sind die sie betreffenden Akten durch Feuer vernichtet worden (1924 oder 1925). Dabei wurde berücksichtigt, daß sie weder praktisch noch geschichtlich einen besonderen Wert hatten.
Vor der Bildung des Amts Kornelimünster (1.April 1935) mußte im Gemeindehaus auf dem Schulberg Platz gemacht werden für die aufzunehmenden Bediensteten und die Akten der Gemeinde Walheim. Der Anbau mit der Aktenkammer sollte erweitert und aufgestockt, mußte also geräumt werden; das geschah im März. Der Bürgermeister selbst bestimmte, was erhalten und was verbrannt werden sollte. Verbrannt wurden alle geschriebenen und gedruckten Bücher, die ein bestimmtes Alter (vor 1870?) überschritten hatten oder tatsächlich wertlos geworden waren. Erhalten blieben alte geheftete Akten, insbesondere auch die Rechnungsbelege. Meine Einwendungen gegen die Vernichtung der ältesten Bücher, die ich der Erhaltung wert erachtete, wurden damit abgetan, sie seien auch an anderen Stellen vorhanden, hätten also keinen Seltenheitswert, auch die Kreisverwaltung habe sie abgeschafft. Was vernichtet worden ist, wurde nicht aufgeschrieben.
Vor dem Mai 1937 machte mich der Amtsobersekretär Heinrich Haupts darauf aufmerksam, ein Wegearbeiter sei, offenbar nicht ohne Auftrag des Amts-Bürgermeisters, dabei; Gemeindeakten zum Einstampfen zu verpacken. Es gelang uns, einige Papierre aus der abteilichen Zeit zu retten. Ich habe nicht bemerkt, daß aufgeschrieben worden ist, was fortgeschafft wurde.
Später fand ich in der Aktenkammer der Gemeinde- und Amtskasse am Markt einen Haufen Gemeinderechnungen und Rechnungsbelege, worunter ich auch jene oben erwähnten zu erkennen glaubte, die ich früher im Gemeindehaus gesehen hatte, deren Erhaltung mir nützlich erschienen war, zumal sie auch Angaben über die Tilgung der Schulden des ehemaligen Münsterländchens mit besiegelten Urkunden abteilicher Herren enthielten.
Eines Tages wies mir der Rendant der Spar- und Darlehenskasse Kornelimünster, Gottfried Küppers aus Breinig, ein angebranntes Papier vor, das er auf dem Markt gefunden haben wollte. Er sagte, auf dem Markt habe man einen Haufen Papiere verbrannt, deren Reste der Wind umher gewirbelt hätte. In dem Blatt erkannte ich eine Rechnung aus den 1820er Jahren über ein dem Bürgermeister geliefertes Siegel. Daran glaubte ich zu erkennen, daß die mehrerwähnten alten Rechnungsbelege dem Feuer übergeben worden seien. Wahrscheinlich ist die damals gebotene Entrümpelung der Speicher aus Luftschutzgründen ursächlich gewesen. Was verbrannt worden ist, weiß ich nicht. Die Rechnungsbelege habe ich nie mehr gesehen.
Luftschutzgründe waren auch maßgebend dafür, daß der Amtsbürgermeister die nicht laufend gebrauchten Verwaltungsakten in einen Keller der ehemaligen Abtei verbringen ließ; dort habe ich den Haufen gelegentlich gesehen. Von diesen Akten soll nichts an die Gemeinde zurückgelangt sein. Es verlautete, sie seien wahrscheinlich von dort untergebrachten amerikanischen Soldaten vernichtet worden.
Aus gleichen Gründen ließ der Amtsbürgermeister während der letzten Kriegsjahre Schreibzeugvorräte (Papier, Schreibgeräte), Bücher und Akten des Standesamts (Personenstandregister der Gemeinden Kornelimünster und Walheim von 1798 bis 1832) und des Einwohnermeldeamts (Einwohnerverzeichnisse von 1837 und später, 1876 und 1883 und die Einwohner-Meldekartei von 1896 und später, soweit sie nicht laufend gebraucht wurde, in einem Westwallbunker beim Forsthaus Kalkhäuschen sicherstellen. Ob sich dabei noch andere Sachen befunden haben, weiß ich nicht. Ein Verzeichnis der sichergestellten Sachen habe ich nicht gesehen. All das Sichergestellte soll vernichtet worden sein, als die Besatzungstruppen die Befestigungswerke sprengten.
Als im September 1944 wegen des Näherkommens der Kampffront die Räumung unserer Gemeinde bevorstand, wurden auf Anordnung des Amtsbürgermeisters mit Akten, Büchern, Schreib- und Rechenmaschinen aus dem Amtshause und der Amtskasse gefüllte Kisten auf einen Feuerwehr-Mannschaftswagen verladen, um sie nach Betzdorf an der Sieg, dem Zufluchtsort des Amtsbürgermeisters, verbringen zu lassen. Was die Kisten im Einzelnen enthalten haben, weiß ich nicht. Die Verladung geschah am Nachmittag des 12.September. In Betzdorf soll ein Teil der Sachen dem Krieg zum Opfer gefallen sein. Was verloren gegangen und was 1945 in die Heimat zurückgebracht worden ist, habe ich nicht erfahren.
Die Geheimakten hatte der Amtsbürgermeister bereits am 9.September in meinem Beisein dem Feuer übergeben, soweit sie nicht mehr benutzt wurden, nachdem er erfahren hatte, daß die Kreisverwaltung dasselbe getan hatte. Den Rest der Geheimakten habe ich am 12.September verbrannt.
Im Geschäftszimmer der Ortspolizeibehörde im Amtshause hatte ich in Verwahr und ließ darin zurück, als ich am Abend des 12.September 1944 es verließ: a) ein Pergamentblatt, das bis vor wenigen Jahren als Überzug eines Kirchenbuchdeckels gedient hatte; es war mit gotischen Zeichen in lateinischer Sprache beschrieben und soll einen Teil der Vita Karoli Magni enthalten haben; b) ein Briefbuch des letzten französischen und ersten deutschen Bürgermeisters Ostlender, in französischer und deutscher Sprache geschrieben; c) ein in französischer Sprache erfaßtes Schuldenverzeichnis, anscheinend die Abtei betreffend; d) das 1819 begonnene und bis etwa 1836 fortgeführte Brandkataster der Bergischen Feuer-Societät, enthaltend ein Verzeichnis aller Gebäude in der Gemeinde; e) das 1837 begonnene und bis ungefähr 1875 fortgeführte Brandkataster der Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz. Das Pergamentblatt lag im Panzerschrank. Von alledem habe ich nichts wiedergesehen. Den Panzerschrank sollen Besatzungstruppen aufgesprengt haben.
Als ich an jenem September-Abend das Amtshaus verließ, um einige Stunden später dem Räumungsbefehl zu folgen, blieb darin alles zurück, das nicht, wie beschrieben, vernichtet oder ausgelagert worden war.
Vom Bürgermeister Leonhard Hüpgens, vorher Hauptlehrer, den die Amerikaner Mitte September 1944 zum Bürgermeister bestellt hatten, erfuhr ich, das Amtshaus habe bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke durch deutsche Soldaten am 13. (oder 14.) September das Dach und die Fensterscheiben verloren und darum nicht mehr benutzt werden können. Er habe Leute beauftragt, daraus Akten und Bücher abzuholen; jedoch hätten amerikanische Soldaten das verhindert und die Beauftragten sogar festgenommen. So sei zu erklären, daß die Einrichtungen des Amtshauses, Wind und Wetter und dem Zugriff Unbefugter preisgegeben, größtenteils verloren gegangen seien.
Im Jahre 1946 erfuhr ich, Gemeindeakten lagerten im Gemeindehaus am Markt, in dem damals die Gemeindekasse, die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle, die Polizeidienststelle und die Arbeitsamts-Nebenstelle untergebracht waren. Es muß sich um Akten gehandelt haben, die aus dem beschädigten Amtshause dahin verbracht worden waren.
Im Frühjahr 1946 sah ich im Kohlenkasten neben dem Ofen der Arbeitsamts-Nebenstelle einen Steh-Aktenordner liegen, dessen Inhalt sich auf polizeiliche Vorgänge bezog! Die Angestellte Annemie Beißel aus Breinig klärte mich dahin auf, damit machten sie Feuer an.
Ungefähr um dieselbe Zeit sah ich in der Hand eines Einwohners von Kornelimünster ein Papier, das einem Einwohner An- oder Abmeldebuch entstammte. Auf befragen erfuhr ich, man habe es mit anderem im Abfall beim alten Amtshauses gefunden.
Von einem anderen Einwohner hörte ich, der Hausdiener der Gemeindeverwaltung am Benediktusplatz, der geistesschwache Jakob Bergrath, schleppe fortgesetzt Bruchstücke von Möbeln und anderes aus dem Amtshause zur neuen Dienststelle, um damit anzuheizen; er habe dies auch zugegeben und damit entschuldigt, man stelle ihm anderes nicht zur Verfügung. Es darf vermutet werden, daß demselben Zweck auch Akten und Bücher zugeführt worden sind.
Daß aus den im Gemeindehaus am Markt lagernden Akten auch einzelne Schriftstücke entwendet worden sind, weiß ich von zwei daran Beteiligten; der eine behauptete das von sich selbst, der andere wollte Papiere in Besitz haben, die nur aus den Gemeindeakten entnommen sein können.
Ob man nach dem Kriege die ausgelagerten Akten und Bücher gesucht hat, weiß ich nicht. Ich halte es für unwahrscheinlich, denn Bürgermeister Hüpgens hat wahrscheinlich nichts davon gewußt, was wohin
verbracht worden war. Von den alten Bediensteten aber, die darum wußten, war vor dem Frühjahr 1945 keiner in die Heimat zurückgekehrt. Von ihnen aber war zunächst niemand mehr zum Dienst
zugelassen worden. Jeder von ihnen hatte auch andere lebenswichtigere Sorgen als nach Gemeinde-Akten zu suchen
Breinig, am 22.Februar 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor außer Dienst
1923 | m | w | |
Population | 4643 | ||
Geburten | 64 | 39 | |
Todesfälle | 36 | 32 | |
Trauungen | 42 |
Mitte Januar begann es mit dem sogenannten "Ruhrkampf", als die Franzosen, unterstützt von den Belgiern, zu deren Besatzungszone unsere Gemeinde gehörte, um ihre im Friedensvertrag ausbedungenen Ansprüche auf Reparationslieferungen, die angeblich nicht ganz erfüllt worden waren, zu sichern, das hochindustrialisierte Ruhrgebiet besetzten. Nach deutscher Auffassung begingen sie damit ein vertragswidriges Unrecht. Die Reichsregierung gebot, den "passiven Widerstand" entgegen zusetzen, d.h. es solle von deutscher Seite alles unterlassen werden, das geeignet war, die neuen alliierten Ansprüche und Forderungen zu unterstützen oder zu fördern. Arbeitsniederlegungen, Dienstverweigerungen der Eisenbahnbediensteten und andern und ähnliche Maßnahmen waren die Folge. Franzosen und Belgier besetzten die Eisenbahn mit militärischem und zivilem Personal und betrieben sie in eignener Regie ("Regisbahn"), führten für ihre Benutzung Regiebahngeld in Frankenwährung ein ("Regiegeld"), sorgten bei der Güterbeförderung in erster Linie für die Erfüllung ihrer Ansprüche. Die deutschen Verkehrs- und Versorgungsbedürfnisse wurden hintangestellt. An der Grenze zum unbesetzten Reichsgebiet wurden Zoillschranken errichtet und der Warenverkehr über sie hinweg mit Abgaben zu Gunsten der Alliierten belegt und dadurch abgedrosselt oder wenigstens eingeschränkt. Die Westgrenze wurde mit französischen und belgischen Zollbeamten besetzt. Die Hohe Interalliierte Rheinlandkommission tat mit überspitzten Anordnungen und Vorschriften, um die angeblich gefährdete Sicherheit der Besatzungstruppen zu schützen, ein übriges, um die Freiheiten der Einwohner zu beschneiden. Ihre Bezirks- und Kreisdelegirten sorgten mit Hilfe ihrer Gendarmerie und der Kriegsgerichte dafür, den Anordnungen Geltung zu verschaffen. War schon der Eisenbahnverkehr ganz in alliierter Hand, so wurde der Lastkraftwagenverkehr, der die letzte Möglichkeit zur Güterbeförderung blieb, erschwert, sodaß die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern ins Hintertreffen geriet. Das "Loch im Westen" (siehe Vorjahr) erlangte eine Bedeutung wie nie zuvor. Die freie Meinungsäußerung wurde durch die Vorzensur der Zeitungen beschränkt, Versammlungen genehmigungspflichtig, Reisen ins unbesetzte Gebiet nur mit Genehmigung der Kreisdelegierten gestattet. Es war ein Kampf mit ungleichen Mitteln, ausgetragen auf dem Rücken des rheinischen Volkes. Besonderem Druck ausgesetzt waren besonders leitende Beamte der Polizei, der Regierung, des Verkehrswesens und solche Dienststellen, die mit Beschaffungen für die Besatzungstruppen zu tun hatten. Mochten sie verlangte Leistungen nicht mit ihren deutschen Beamtenpflichten vereinbaren können oder überhaupt nicht auszuführten vermögen, so hatten sie mit Bestrafung zu rechnen und meistens auch mit der Ausweisung aus dem besetzten rheinischen Gebiet. In Kornelimünster erfuhr das der Bahnhofsvorsteher Günther; zuerst mußte er die Wohnung im Bahnhof verlassen und fand eine Notunterkunft in der ehemaligen Abtei, wurde dann aber ausgewiesen.
Der passive Widerstand wurde von nationalistischen Heißspornen mißbraucht durch Sabotage an Eisenbahnanlagen usw., um den Abtransport von Gütern aus dem Ruhrgebiet nach dem Westen zu verhindern. So
wurde in der Flur Rehag versucht, allerdings ohne den erstrebten Erfolg. Auch im Versuch, die Eisenbahnbrücke derselben Strecke nahe bei der Schlausermühle zu sprengen, schlug fehl und hatte eine so geringe
Wirkung, daß die Schadenstelle bis heute nicht ausgebessert werden brauchte. Als Repressalie mußten angesehene Personen mit Leib und Leben einstehen, daß solche Verkehrsgefährdungen
unterblieben, indem sie gezwungen wurden, als Geiseln auf den Zügen mitzufahren. Aus unserer Gemeinde hat das allerdings keiner mitzumachen brauchen.
Die schnell fortschreitende Geldentwertung schuf weitere außerordentliche Schwierigkeiten und Nöte. Reichsgeld mit immer größeren Wertzahlen kam in Umlauf, Notgeld, verschiedene Körperschaften gesellten sich
ihm zu. Von Tag zu Tag verlor es an Kaufkraft, ein Wert schwamm sozusagen fort. Löhne, Gehälter und Entschädigungen für Leistungen und Lieferungen hatten am Auszahlungstage nur noch einen Teilwert. Lohn-
und Preiserhöhungen kamen der Geldentwertung nur schleppend nach, obgleich sie in immer kleineren Abständen vorgenommen wurden. Nichts mehr hielt sich die Waage, niemand vermochte auch nur auf kurze
Zeit zu planen. Gänzliche Verarmung ergriff weite Teile der Bevölkerung. Die großgewerbliche Wirtschaft verfiel zu Gunsten ihrer Arbeiter darauf, einen Teil der Löhne in der Form von Warenbezugsscheinen von
bestimmten Festwerten auszuzahlen. Von ungefähr der Jahresmitte ab legete sie den Löhnen eine fiktive Goldwährung (1 Pfennig = 1/420 Dollar) zu Grunde. Die Gemeinde anahm, einmal um feste Werte in die
Hand zu bekommen, in Sittard (Holland) ein Darlehen von 10000 Gulden auf, zum anderen vermochte sie damit, den Kurswert ausnutzend, Verpflichtungen zu erfüllen, die sie ohnedem nicht hätte eingehen
können. Eine haushaltplanmäßige Wirtschaft war gänzlich ausgeschlossen, die Steuern mußten fortgesetzt erhöht werden. Die Flucht in wertbeständige Werte, der Schwarzmarkt, Warenverschiebungen
(Kettenhandel), der Ausverkauf an Ausländer (siehe 1922) blühte wie nie zuvor. Im November erreichte die Geldentwertung ihren Höhepunkt und ihr Ende. Wurde damals in holländischen Gulden im Vorkriegwert
von 1.71 Mark (Gold) mit bis zu 4 Billionen Mark (Papier) bewertet und bezahlt, so setzte nun ein Umschwung ein. Drüben, im Reich, hatte man im Oktober eine neue Währung auf Goldgrundlage
eingeführt, die Renten-Mark. Die Rheinlandkommission ließ die Anwendung dieses Gesetzes erst nach einigen Wochen zu. Nach diesem war eine Rentenmark eine Billion Papiermark gleichzusetzen. In dem neuen
Geld war nicht nur eine neue Rechnungseinheit gefunden, sondern auch und vor allem ein Wertmaßstab der lange entbehrt worden war. Doch was alles war in den letzten Jahren zerschlagen worden. Ersparnisse in
Nichts zerronnen, die Moral verdorben, die Armen noch ärmer geworden, weite Teile des Mittelstands verarmt, Wucherer und Schieber emporgestiegen (Neureiche), Arbeitsunlust und Raffsucht erzeugt, der
Unterschied von Mein und Dein weitgehend verwischt, die gewerbliche Wirtschaft gelähmt und dergleichen Übel mehr, Schulden aus Goldmark-Hypotheken waren mit minderwertigem Papiergeld getilgt worden und
wo Gläubiger den Geldwert eines Brotes erhalten haben.
Die Gemeinde hätte aus eigenem Vermögen den an sie gestellten außergewöhnlichen Ansprüchen nicht zu entsprechen vermocht, waren doch nur wenige Haushaltungen gewesen, aus denen nicht ein Mitglied ihre
Hilfe erheischt hat. War ungefähr die Hälfte der Lohnarbeiter ohne feste Arbeit, so mußte zeitweise beinahe die Hälfte aller Einwohner unterstützt werden. Selbst manchem selbstständigen Handwerker war der
Gang zur Unterstützungskasse nicht erspart geblieben. Die Gemeinde ließ Arbeitsfähige wie im Vorjahr Notstandsarbeiten verrichten und z.B. Feldwege ausbessern. Vom Reich waren ohne kleinliche Bedenken und
zur Stützung des passiven Widerstands Unterstützungen in der Form, d.h. unter der Bezeichnung "Rhein-Ruhr-Hilfe" gegeben worden. Sie haben für vielerlei Zwecke herhalten müßen.
Den Alliierten war diese Hilfe ein Dorn im Auge; sie suchten sie zu unterbinden. Im Frühjahr beschlagnahmte ein belgischer Offizier bei unserer Gemeindekasse 9 Millionen Mark. In der Folge wurden Mittel
gefunden, um diese Gelder fremdem Zugriff zu entziehen. Hatte man sie bislang bei der Regierungshauptkasse in Aachen abgeholt, so wurden sie später mittels Kraftwagen vom Bürgermeister in Köln
(britische Besatzungszone) abgeholt und nicht mehr bei der Gemeindekasse verbucht. Vielmehr übertrug man dem Scheine nach die Verwaltung und Auszahlung der Gelder einem Unternehmer (Kalkwerk Wilhelm
Hoven, Kornelimünster), der auch als Vergeber der Notstandsarbeiten zu gelten hatte.
Ein weiterer Herd der Beunruhigung war die separatistische Rheinland-Bewegung, die vorgeblich einen von Preußen unabhängigen rheinischen Staat anstrebte und darin von Belgien und Frankreich unterstützt und
gefördert wurde. Deren Horden setzten sich im Oktober in Aachen fest und suchten auch anderswo sich durchzusetzen. Schon vorher hatte ein Abgesandter der Bewegung mit Namen Steffens, ein Sohn unseres
Wegewärters Hubert Steffens, der aber auswärts wohnte und zum Vater keine Beziehung mehr hatte, von unserem Bürgermeister verlangt Plakate öffentlich anzuschlagen, nach deren Inhalt die "Rheinische
Republik" ausgerufen, also gebildet sei, war von diesem aber abgewiesen worden. Ein vom Bürgermeister für den Fall, daß die Separatisten (Sonderbündler) sich im Gemeindehaus festzusetzen versuchen würden,
organisierter Abwehrdienst, bestehend aus Gewerkschaftsmitgliedern, hat nicht in Tätigkeit treten brauchen. Ein Einwohner von Kornelimünster gehörte jener Bande an, die das Gemeindehaus in Walheim besetzte,
es aber kampflos verließ, bevor vom Landrat zu dessen Befreiung dahin befohlene Polizisten eintrafen. Er ließ beim Schuhmacher und Schuhwarenhändler Jakob Slangen in Kornelimünster ein Paar Schuhe
requirieren, die niemals bezahlt worden sind. Einem Bäckermeister aus Breinigerheide, der im Verdacht stand, der Bewegung anzugehören, spielte die Volksjustiz so mit, daß er Abkehr von ihr versprach und die
Lieferung von Broten für die Armen zusagte. Die Bewegung hat in unserer Gemeinde offenkundig nur ganz wenige Anhänger gehabt.
Die Abwehr der Sonderbündler in Aachen forderte das Leben eines Einwohners unserer Gemeinde Polizeioberwachtmeister Johann Bausch aus Breinich, Schomet 1, fand am 23 Oktober beim Sturm der Aachener
Polizei auf das von Sonderbündlern besetzte Regierungsgebäude den Tod infolge einer Schußverletzung. Er ist auf dem alten Kirchhof in Breinig beerdigt worden.
Erwähnenswert ist, daß sich unsere Einwohner sowohl den Maßnahmen der Besatzungsmächte wie der Rheinlandbewegung gegenüber maßvoll zurückgehalten haben. Nur ganz wenige setzten sich durch
willfähriges Verhalten der Verachtung aus.
Andernorts ist es zu örtlichen Unruhen gekommen, in Aachen zur Plünderung von Geschäften und Bauerngehöften, zu Zwangsverkäufen in Lebensmittelgeschäften durch Unbefugte. Felddiebstähle kamen auch bei uns vor, gegen die sich der von den Bauern unter sich eingerichtete Feldsentz als fruchtlos erwies. Als die Aachener Polizei einige Teilnehmer an der Plünderung des Driescher Hofs festgenommen hatte, forderten Demonstranten vor dem Polizeipräsidium deren Freilassung. Unter ihnen befanden sich auch, überflüssigerweise, einige Einwohner unserer Gemeinde. Einer von ihnen, Heinrich Stiel, aus der Buttergasse in Breinig, wurde dort bei der Schießerei so schwer verletzt, daß er mehrere Monate im Krankenhaus zubringen mußte. Seit dem Beginn des Ruhrkampfes hatten Kohlen nur noch auf dem Landwege herangeholt werden können und das auch nur in unzureichenden Mengen. Daraus folgte die Zunahme der Holzentwendungen in den nahen Gemeindewaldungen Büsbach und Kornelimünster. Hatte man sich früher überwiegend mit Raffholz begnügt, so fielen nun immer mehr Erwerbslose über die Holzbestände her und hieben ab, was ihnen vor Beil oder Axt kam. Dabei gingen zunächst die am Westrand der Wälder stehenden Laubholz-Schutzstreifen verloren. Bei Rochenhaus, in der Nähe des Forsthauses Rochenläger, kam es sogar zu einem kleinen Kahlschlag. Zu Traglasten, auf Schiebkarren und Handwagen und sogar auf Bauern fuhrwerken beförderte man Stämme und Astwerk ab. Der Dreistigkeit und zum Teil drohenden Haltung der Frevler standen die wenigen Forst- und Polizeibeamten machtlos gegenüber. Einhalt wurde erst geboten, nachdem im Spätsommer sich unser Gemeinderat dazu entschlossen hatte, Brennholz zur Selbstverwertung gegen einen mäßigen Preis abzugeben. Nun kamen auch jene zu ihrem Recht, die den wüsten und widerlichen Frevel nicht mitgemacht hatten. In Ausnutzung der Geldverhältnisse wurden die Orte Breinigerberg und Kornelimünster an die Elektrifizierung angeschlossen. Diese Einrichtung begrüßten besonders die Einwohner von Breinigerberg, die bisher weder eine Straßenbeleuchtung noch die Versorgung mit Gas gekannt hatten. Abfällig beurteilt wurde in Kornelimünster jedoch die neue Straßenbeleuchtung, wegen der geringen Lichtstärke gegenüber der bisherigen Gasbeleuchtung.
Die Werke W. Heyman K.G., Carbonisieranstalt, Wilhelm Hoven, Kalkwerk, Josef Schmitz, Bierbrauerei, und Adam Thelen, Kalkwerke, alle in Kornelimünster, hatten bereits im vorigen oder vorvorigen Jahr Anschluß an die Elektrizitätsversorgung gefunden und die Einrichtungen auf eigene Kosten beschafft. Im Herbst wurde bei dem vor 15 Jahren aufgedeckten Tempelbezirk Varnenum unter Leitung des stud. Arch. Edgar Schmidt-Burgk, Aachen, erneut nachgegraben. Die Arbeit mußte wegen des winterlichen Wetter eingestellt werden, soll aber im kommenden Frühjahr ihre Fortsetzung finden. In Breinig verstarb der dortige Pfarrer Arnold Rohe im Alter von 52 Jahren und wurde auf dem dortigen Kirchhof beerdigt. Als Nachfolger wurde der bisherige Pfarrer von Eynatten, Wilhelm Weßling eingeführt. Ende November fiel die öffentliche Brotversorgung fort; für den Erwerb von Brot bedarf es keiner Bezugsberechtigung (Brotkarte) mehr. Sie war Anfang 1915 eingeführt worden. Die Geld- und Verkehrserschwernisse hatten auch gesundheitlich Folgen, die durch Wassermangel verschärft wurden: Eine weitgehende Unterernährung die besonders bei Kindern in Erscheinung trat. Jedoch waren Hungertodesfälle nicht zu verzeichnen.
Der Gemeinderat schuf zwei neue Stellen für beamtete Gemeindesekretäre. In sie wurden am 15.März berufen die Beamtenanwärter Johann Röntgen und Johann Emonts, beide aus Breinig und mit Jahren im Dienst der Gemeinde stehend. Wegen fehlenden Raums im Gemeindehause auf dem Schulberg tagt der Gemeinderat seit Januar 1920 abwechselnd in Kornelimünster, Breinig und Venwegen in Wirtshaussälen. In Breinig werden seit dem Frühjahr 1920 an jedem Mittwoch-Nachmittag in einem Schulsaal Sprechstunden der Gemeindeverwaltung durch einen Verwaltungsangehörigen versehen. Um hierin Wandel zu schaffen, ließ die Gemeinde auf ihrem Grundstück Breinigerheide, Auf der Heide 35, auf dem sich ein seichter Pfuhl befand, den Bau eines Hauses beginnen, das im Erdgeschoß ein Beratungszimmer für den Gemeinderat und ein Sprechzimmer erhalten, im übrigen aber vermietet werden soll. Die Pläne entwarf der Gebäudebaumeister. Die private Bautätigkeit kam fast ganz zum Erliegen. Die von der Gemeinde in Auftrag gegebenen zwei Wohnhäuser an der Prämienstraße in Breinigerheide (Doppelhaus für je 2 Familien) wurden fertig und vermieten.
Auch das im vorigen Jahre in eigener Regie fortgeführte Wohnhaus in Venwegen konnte fertiggestellt werden. Damit kamen alle Bauvorhaben der Gemeinde zum Abschluß. Die an der Prämienstraße errichteten Häuser zeigten nach der Benutzung Schäden durch aufsteigende Bodenfeuchtigkeit. Um diese zu beseitigen, wurden die 6 Häuser an eine Drainagerohrleitung angeschlossen, die entlang der Stockemer Straße bis zum Bahngraben angelegt worden ist. Es stellte sich jedoch heraus, daß diese ihre Aufgabe nicht zu erfüllen vermocht hat. In Folge der mißlichen Zeitverhältnisse wurde die fällige Heiligtumszeigung um 2 Jahre verschoben. Durch Gesetz vom 14.Februar wurde die seit 60 Jahren erhobene Grund- und Gebäudesteuer durch eine staatliche vorläufige Grundvermögenssteuer ersetzt. Ihr Grundbetrag fließt in die Staatskasse; die Gemeinden können zu ihm Zuschläge erheben. Der im Vertragsverhältnis beschäftigte Vollziehungsbeamte der Gemeindekasse, der außerdem in Kornelimünster den Nachtwachtdienst versah, legte diese Dienste nieder. Die Vollstreckungsaufgaben wurden als Nebenaufgabe dem Gemeindewegwärter Hubert Steffens übertragen. Die seit nicht mehr erinnerlicher Zeit im Ort Kornelimünster bestandene Nachtwächterstelle wurde nicht mehr besetzt und ging ein.
Nach dem Aufwertungsgesetz vom 16.Juli 1925 (siehe auch die Chronik für 1925) sind Forderungen, aus Hypotheken und anderen Ansprüchen, die in den angegebenen Zeiten entstanden sind, wie folgt in
Goldmark zu bewerten: 50 Millionen Papier
Währung
Goldmark Papiermark Ende Januar 1,87 10.000 Ende Februar 1,86 10.000 März 2,04 10.000 April 1,57 10.000 Mai 8,40 100.000 Juni 287,00 100.000 Juli 1,78 1.000.000 August 4,53 10 Millionen September 1,78 100 Millionen Oktober 2,57 100 Milliarden 5.November 8,85 1 Billion 15.November 1,73 1 Billion 19.November 1,15 1 Billion 20.November 1,00 1 Billion
1924 | m | w | |
Population | 4787 | ||
Geburten | 66 | 55 | 121 |
Todesfälle | 22 | 21 | 43 |
Trauungen | 38 |
Die durch die wilden Verhältnisse des Vorjahres hervorgerufenen allgemeinen Zustände konnten nur nach und nach und auch nur teilweise beseitigt werden.
Es trat aber eine Beruhigung ein.
Das neue Reichsgeld gewann schnell Vertrauen. Das Papiergeld, wertmäßig in ein festes Verhältnis zur Rentenmark gebracht (1 Billion Mark(Papier) = 1 R.Mark) blieb ebenso wie das ebenso behandelte Notgeld
neben dem neuen Geld im Umlauf. Die neue Währung bot nun sichere Grundlage für alle Wertmaßstäbe. Eine umfangreiche Gesetzgebung suchte die Schäden durch die Geldentwertung (Inflation) allmählich zu
mildern und wieder gutzumachen, was diese an krassem Unrecht gezeitigt hatte. Verwaltung und Wirtschaft atmeten auf, Lohn- und Gehaltsempfänger konnten sich wieder des Wertes ihres Verdienstes erfreuen.
Das Notgeld wurde nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs besserte sich, auch dank dessen, daß die ausländischen Aufkäufer ausblieben.
Die gewerbliche Wirtschaft vermochte die vorjährigen Erschütterungen nicht so bald zu überwinden; infolgedessen blieben viele Arbeiter erwerbslos und belasteten die Erwerbslosenfürsorge weiterhin. Auch die
allgemeine öffentliche Fürsorge war die einzige Hilfe für leider allzuviele, die sich anders nicht zu helfen wußten.
Zur Beruhigung trug auch bei, daß Ruhrkampf und passiver Widerstand allmählich abgebaut und aufgegeben wurden, die Eisenbahn wieder in deutsche Hände überging, das Straßenverkehrswesen wieder normale
Formen annahm, die Rheinlandkommission viele ihrer Maßnahmen milderte oder zurückzog und die Ausgewiesenen zurückkehren konnten.
Die private Bautätigkeit begann sich wieder zu beleben; die im Vorjahr bestandenen Schwierigkeiten wegen der Geld- und Baustoffbeschaffung wichen jedoch nur langsam. Die Gemeinde gab keinen Neubau in
Auftrag. Das Gemeindehaus in Breinigerheide, Auf der Heide 35, wurde in Summa fertig. In seinem Erdgeschoß der Gemeinderat ein Sälchen für seine Beratungen, ein Zimmer diente fortan den Sprechstunden der
Gemeindeverwaltung, ein anderes Zwecken der Mütterberatung. Ober- und Dachgeschoß wurden vermietet. Ein Kellerraum ist für die vorübergehende Unterbringung von polizeilich festgenommenen Personen
eingerichtet worden. In einem Anbau befinden sich Aborte und Geräteräume für die Bewohner und die Gemeindewegearbeiter. Um für den Ort Kornelimünster Bauland in die Hand zu bekommen, gab die Gemeinde
aus ihrem Besitz auf der Ritscheider Heide bei Oberforstbach ungefähr 20 Morgen an den Bauern Karl Stickelman von Kornelimünster ab und erhielt von diesem im Tausch ungefähr 5 Morgen seines Hofgeländes
zwischen der Oberforstbacher und der Niederforstbacher Straße. Hier wird sich der Ort künftig ausdehnen können.
In diesem Jahr wurden Breinig, Breinigerheide, Schützheide und Venwegen an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Diese Einrichtung fand sofort lebhaften Anklang und viel mehr Freunde wie die bisherige
Gasversorgung. Für jeden Hausanschluß mußten 50 R.Mark gezahlt werden, um einen Teil der Kosten zu decken. Stromlieferant sind die Stolberger Licht- und Kraftwerke, die auch das Gaswerk von der Gemeinde
gepachtet haben.
Ende September schied der nur zwei Jahre lang beschäftigte Gemeindebaumeister Peter Salm aus dem Dienst, nachdem der Gemeinderat seine Anstellung als Beamter abgelehnt hatte. Ersatz für ihn, wurde nicht
eingestellt. Salm hatte sich vor allem um die Baugestaltung verdient gemacht. Fortan war er frei schaffender Architekt und blieb in so guter Erinnerung, daß die Gemeinde noch oft seine Dienste in Anspruch
genommen hat.
Schon lange hatte man um vermutlich römische Bauten gewußt, die in Breinigerberg gestanden hatten. Bauteile waren gelegentlich zu Tage gefördert worden. Neuerdings hatte der dortige Lehrer
Hirten auf Ziegelscherben hingewiesen, die er auf dem Römerweg gefunden hat. Um über Art, Umfang und Zweck der Bauten Gewißheit zu erlangen, wurde im Spätsommer und Herbst unter Leitung von Professor
M. Schmidt-Burgk von der Aachener Technischen Hochschule nachgegraben. Im Boden des Heidegeländes zwischen der Provinzialstraße und dem Römerweg unterhalb des Schulhauses und der Wirtschaft Kreutz
fand man die Grundmauer einer Wohnsiedlung aus römischer Zeit, die nach Kleinfunden Bergarbeiterwohnungen enthalten hatte. Ein Beweis mehr für die Überlieferung, daß schon zur damaligen Zeit Bergbau
daselbst betrieben worden ist. Die Grabungen sollten im nächsten Jahr fortgesetzt werden; das ist jedoch nicht geschehen. Das durchsuchte Gelände war Eigentum unserer Gemeinde, ist aber später zum Teil als
Bauland verkauft worden.
Die im Frühjahr wieder aufgenommenen Nachgrabungen beim keltisch-römischen Tempelbezirk Varnenum (siehe 1923) führten zu weiteren Aufklärungen. Man fand außer dem Bruchstück eines Säulenschafts als
die südliche Begrenzung des Bezirks die Grundreste einer 20 m langen Wandelhalle.
Wahrscheinlich auf Veranlassung der alliierten Mächte hat man das erst vor 15 Jahren erbaute 2. Geleise der Eisenbahnstrecke Stolberg-Walheim wieder ausgebrochen. Es hatte eine dichte Zugfolge ermöglicht, die
auf der von Kohlen- und Kohlezügen von der Ruhr nach Luxemburg sehr stark befahrenen Strecke nötig gewesen war. Dieser Verkehr ist vermutlich auf andere Strecken umgeleitet worden.
Die Lehrer vom Lehrerseminar Kornelimünster führen seit dem 1.April die Amtsbezeichnung Seminaroberlehrer, die bisherigen Oberlehrer heißen Seminarstudienräte. Eine besondere Ehrung wurde dem
Seminardirektor, jetzigen Studiendirektor Dr. theol. Wilhelm von der Fuhr zuteil, indem er am 11.Dezember zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt wurde, womit der Titel Monsignore verbunden ist. Dr. v.d. F.
ist 1862 in Heinsberg geboren, war zunächst Schüler unseres Lehrerseminars und Volksschullehrer geworden und widmete sich erst dann dem geistlichen Stande. Das Seminar leitet er seit
1915.
Das 1906 von der Abtei Merkelbeek (Holland) gegründete und abhängige, 1912 jedoch zum eigenständigen Priorat erhobene Benediktinerkloster Kornelimünster hat wirtschaftlicher Schwierigkeiten wegen einem
Teil der Klosterfamilie in das frühere Prämonstratenser-Stift Ilbenstadt in Oberhessen überführt. Es blieben nur wenige Patres unter einem Superior zurück. Das Kloster ist jetzt von Ilbenstadt abhängig.
Die Kirchengemeinde Venwegen ersetzte die im Krieg abgelieferte Glocke (siehe 1917) durch eine solche, die die von der Pfarre Maria Himmelfahrt in Stolberg erhalten hat. Für die Kirche in Breinig wurden zwei
neue Bronze-Glocken angeschafft.
Am 27.Juni schlug der Blitz in die Kapelle von Rochenhaus ; deren Türmchen brannte ab. Die Eigentümer, Stefan Lamberts und Egidius Chantraine stellten es wieder her.
Der Viehmarkt in Breinig am 1. Dienstag nach dem 1.Mai, der seit 1910 bestand und auf Antrag vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz von 3 zu 3 Jahren genehmigt worden war, hatte nie eine große Bedeutung
erlangt. Darum wurde seine Neugenehmigung nicht mehr beantragt; er ging endgültig ein. Er war veranstaltet worden auf dem durch zuschütten eines Brandweihers (mundartlich "Mativese" Pfuhl genannt)
entstanden und mit 2 Reihen Linden bepflanzter Platz zwischen den Häusern 6 und 14 an der Hauptstraße, gegenüber dem Haus "Mayendal" (=Mariental).
Im Sägewerk Gebrüder Schüler in Münsterau verunglückte am 24.Mai der 37 Jahre alte Fuhrman Wilhelm Fleck aus Vicht beim Holzabladen tötlich; er war von einem herabrollenden Stamm erfaßt worden.
Der Holzhändler Karl Krings aus Zweifall errichtete in Münsterau ein Holzsägewerk.
Wetter:
Der Sommer zeichnete sich durch außergewöhnlich viel Regen aus.
Darunter litt der Ertrag jeglicher Feldfrucht sehr. Zudem trat die Maul- und Klauenseuche auf. Ein schöner Herbst gestattete jedoch das rechtzeitige Einbringen der Wintersaaten. Unsere
Landwirtschaft hatte einen schweren Stand, sodaß für sie unsere Gemeinde zum Notstandsgebiet erklärt wurde; infolgedessen wurden den Landwirten die Steuerzahlungen gestundet.
Am 17.Dezember fand eine Neuwahl der Mitglieder des preußischen Landtags statt. In unserer Gemeinde wurden abgegeben Stimmen für folgende Parteien: 74 Sozialdemokraten, 91 Deutschnationale, 1631
Zentrum, 94 Kommunisten, 51 Deutsche Volkspartei, 9 nationalsozialistische Freiheitsbewegung, 44 deutsche demokratische Partei, 46 Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstands, 3 unabhängige sozialistische
Partei, 5 Aufwertungs- und Aufbau-Partei, 1 Polenpartei, 1 Partei für Volkswohlfahrt, Mieterschutz und Bodenrecht.
Vor vielen Gehöften lagen hergebrachter Weise Dungstätten und Jauchegruben ohne ordnungsmäßige Einfriedigungen, sodaß die Jauche nicht nur den Untergrund verschmutzte und verseuchte, sondern auch den
Straßenrinnen zufloß. Diesem widerlichen, gesundheitsgefährdenden und den Bauvorschriften zuwiderlaufenden Zustand abzuhelfen, war die Ortspolizeibehörde jahrelang bemüht. Der Erfolg blieb nicht aus ; viele
Bauern haben diese Stätten hinter die Gehöfte verlegt; alle haben sie den Bauvorschriften gemäß eingerichtet. Das Straßenbild hat dadurch sehr gewonnen.
Im März bestand der Gemeindesekretär Johann Röntgen an der Kreis-Verwaltungsschule die Prüfung für den gehobenen Dienst.
Der Gemeinderat wurde neu gewählt.
Wegen der kaum zu bewältigenden Arbeit, die zudem wegen des Zahlenwirrwarrs der praktisch wertlosen Papiermark-Summen kein verwertbares Bid des Gemeinde-Haushalts für das vorige Rechnungsjahr
ergeben hätte, wurde Obrigkeitlich genehmigt, daß auf eine förmliche Rechnungslegung verzichtet werde.
Das Armenwesen war bisher gemäß Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz von 1908 der Orts- und Land-Armenverbände. Der Krieg und seine Folgen, auch die Geldentwertung, haben den
Kreis der Hilfsbedürftigen jedoch stark erweitert (Kriegsbeschädigte, Kriegshinterbliebene, Sozial- und Kleinrentner usw). Aus sozialen Gründen mochte man diese Leute nicht der Armenpflege anheimgeben, der
nicht nur ein peinlicher Beigeschmack anhaftet, die auch nach Voraussetzungen und Leistungen diesen neuen Verhältnissen nicht gerecht werden konnte. Auf Grund eines Ermächtigungsgesetzes vom 8. 12. 1923
erging, am 13.Februar 1924 eine Reichsverordnung über die Voraussetzung, die Art und das Maß der öffentlichen Fürsorge, die den neuen Verhältnissen Rechnung trägt.
Träger der allgemeinen Fürsorge sind jetzt die Bezirksfürsorgeverbände, d.h. die Kreise. Dem Landesfürsorgeverband (Provinz) obliegt die Fürsorge für Geisteskranke, Blöde (Idioten), Epileptiker, Blinde,
Taubstumme. An den Kosten der allgemeinen Fürsorge sind die Gemeinden mit 50 vom Hundert beteiligt.
Eine Art Gebäudeentschuldungssteuer wurde in der Hauszinssteuer eingeführt, eine Steuer auf die infolge der Geldentwertung der letzten Jahre schuldenfrei gemachten Gebäude. Aus ihrem Ertrag wurden vom
Kreis, der ihn verwaltete, gering zu verzinsende Hausbaudarlehen gewährt. Die Steuer ist monatlich mit einem Zwölftel des Jahresbetrags durch die Gemeinde zu erheben und an den Kreis abzuliefern, der streng
darauf sieht, daß dem entsprochen wird. Das führt oft zu Härten, denn auch die Hausbesitzer haben sich von den Erschütterungen der letzten Jahre nicht erholt. Darunter mußten natürlich die Abgaben an die
Gemeinde leiden, sie wurden nur zögernd bezahlt und waren am Jahresschluß stark im Rückstande.
Der Haushaltsplan der Gemeinde für 1924/25 sieht vor an Einnahmen 283.463 RM, an Ausgaben 299.463 RM, also einen Fehlbetrag von 16.000 RM.
Als Gemeindegrundvermögen sind darin nachgewiesen
das Verwaltungsgebäude mit Bürgermeisterwohnung,
17 Wohnhäuser,
4 Spritzenhäuser,
1 Feuerwehrsteigerturm,
die Gasanstalt,
das Schwesternheim mit Kinderbewahrschule,
7 Schulhäuser mit Lehrerdienstwohnung,
alles zusammen mit 325.400 RM gegen Feuerschaden versichert,
ferner 24,1142 ha Garten- und Ackerland,
54,0210 ha Wiesen und Weiden,
4,5138 ha ertraglos (davon 0,8803 ha Friedhöfe)
441,3436 ha Wald,
zusammen 523,9926 ha.
Das Kapitalvermögen ist nachgewiesen mit 133.750 Papiermark der Gemeinde, 23.210 RM der Armenverwaltung, 22.029 PM der Schulverwaltung.
Die Schulden betragen 46.500 RM, ferner 8.580 holl. Gulden oder 14.586 Goldmark.
Einnahmen | RM |
Miete von Häusern (auch Dienstwohnungen) | 3.200 |
Pacht von Grundstücken | 5.400 |
Ertrag des Waldes (Holz- und andere Verkäufe) | 16.900 |
Wald- Jagdpacht | 3.300 |
Pacht des Gaswerks | 5.600 |
Einnahmen aus der Elektrizitätserzeugung | 1.400 |
für Jugend- und Wohlfahrtspflege | 79.250 |
--- 45.000 für Erwerbslosenfürsorge | |
--- 18.500 für Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene | |
Reichsanteil an der Unterstützung der Sozialrentner | 7.000 |
desgleichen der Kleinrentner | 4.000 |
Steuern | Rm |
Hundesteuer für den Kreis | 4.900 |
Grundvermögensteuer für den Staat | 14.000 |
Marktstandsgeld | 1000 |
Vergnügungssteuer | 1.500 |
Anteil an der Kreis-Hundesteuer | 3.000 |
Grundvermögensteuer | 21.000 |
Gewerbesteuer | 10.000 |
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer | 54.000 |
an der Körperschaftssteuer | 60 |
an der Grunderwerbsteuer | 200 |
an der Umsatzsteuer | 8.900 |
an der Kreis Getränkesteuer | 1.000 |
an der Kreis-Jagdsteuer | 1.000 |
Ausgaben | RM |
für das Grundvermögen | 2.000 |
für Forstkulturen | 2.800 |
Kosten der Holzfällung und des Holzverkaufs | 3.800 |
Waldversicherung | 1.353 |
Wohlfahrts- und Jugendpflege insgesamt | 88.180 |
--- für Erwerbslosenfürsorge | 50.000 |
--- Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene | 18.500 |
--- Sozialrentner | 8.750 |
--- Kleinrentner | 5.000 |
Für Armenzwecke | 8.554 |
--- für laufende Barunterstützung der Ortsarmen | 2.400 |
--- für untergebrachte Arme | 2.400 |
--- Pflege von Geisteskranken, Krüppeln, Idioten, Epileptiker | 1.600 |
Beitrag zur Landesschulkasse | 31.581 |
Kosten der Fortbildungsschule | 800 |
die Einrichtung für einen zweiten Schulsaal in Breinigerberg | 850 |
für die Unterrichttung der Knaben in der Seminar-Übungsschule | 75 |
für die Schulen insgesamt | 40.026 |
Unterhaltung der Straßen und Wege | 17.500 |
--- für Arbeiterlöhne | 7.500 |
--- Straßenbeleuchtung | 850 |
--- Kreisumlage | 6.660 |
Hundesteuer für den Kreis | 4.900 |
Anteil des Kreises an der Vergnügungssteuer | 150 |
Grundvermögenssteuer für den Staat | 14.000 |
Besoldung der planmäßigen Beamten (außer Schulen) | 30.742 |
Besoldung der Angestellten | 6.465 |
Ehrengabe für ehem. Hebamme Frings | 240 (siehe 1922) |
Beitrag zur Beamten-Ruhegehaltsteuer | 2.460 |
desgleichen zur Beamtenhinterbliebenen-Versorgungskasse | 1.230 |
für Feuerwehr und Feuerlöschwesen | 1.966 |
vorhandene Beamte | |
Bürgermeister | Nicolaus Hansen |
Rentmeister | Karl Engelen |
Gemeindeobersekretär | Josef Soldierer |
Gemeindesekretär | Johann Emonts |
Johann Röntgen | |
Gemeindeförster | Josef Andres |
Polizeibetriebsassistent | Mathias Pitzer |
Johann Zimmermann |
1925 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 45 | 51 | 96 |
Todesfälle | 23 | 20 | 43 |
Trauungen | 32 |
Volkszählung am 16.Juni | am 16.Juni |
Kornelimünster | 1.686 |
Breinig | 1.322 |
Breinigerheide | 537 |
Breinigerberg | 320 |
Schützheide | 132 |
Vicht-Breinigerberg | 79 |
Münsterau | 91 |
Venwegen | 567 |
Gesamt | 4.734 |
Katholisch | 4.662 |
Protestantisch | 44 |
Jüdisch | 17 |
Jenseits des Münsterwaldes, auf dem linken Ufer der Vicht, standen vor drei Jahrzehnten nur 3 oder 4 Häuser, und zwar unterhalb von Vicht die sogenannte Hirschburg, oberhalb von Vicht gegenüber dem Weiler
Jägersfahrt Wohnhaus und Sägewerk der Rheinisch-Nassauischen Bergwerks- und Hütten-Met. Ges., vor der Vichtbrücke vor Zweifall das Wirtshaus von Bengel und gegenüber dem unteren Knie des Frackersberg
das Fachwerkhaus von Willms. Ihnen haben sich eine Anzahl neuer hinzugesellt, sodaß neue Wohnplätze entstanden sind. Der Teil zwischen Zweifall und Vicht behielt den überlieferten Namen Münsterau. Die
Häusergruppe in der Nähe der Hirschburg wurde Vicht-Breinigerberg benannt, anknüpfend an die Tatsache, daß der Breiniger Bergbau bis hierher vorgedrungen war.
Die Rheinlande gedachten im Sommer der tausendjährigen Zugehörigkeit zum Reich in der Form von Kundgebungen, Ausstellungen geschichtlicher Dokumente. Auf der Stadt Aachener Jahrtausend-Ausstellung
waren auch das Königssilber (Königskette) und eine alte Fahne der St. Sebastianus Schützengesellschaft Breinig, deren ältester Königsschild aus dem Jahre 1666 erhalten ist, ausgestellt. Der Landkreis Aachen
beging das Jubiläum in einer Kundgebung in Eschweiler am 2.August. Der Kreistag beschloß aus demselben Anlaß die Einrichtung eines Mütter-Erholungsheims in Rolandseck am Rhein; es wurde im folgenden Jahr
eröffnet.
Aus Anlaß des Heiligen Jahrs und weil vor 2 Jahren der unruhigen Zeitläufte wegen ausgefallen, fand im Juli eine öffentliche Zeigung der Heiligtümer in Aachen und Kornelimünster in der hergebrachten Weise statt. Sie fand wie früher einen großen Zulauf.
Mit dem 1.August schloß das staatliche Lehrerseminar Kornelimünster seine Pforten. In ihm waren seit 1876 katholische Volksschullehrer herangebildet worden; dies wird künftig in Lehrerakademien geschehen.
Die Lehrpersonen wurden entweder mit anderen Aufgaben betraut oder in den Ruhestand versetzt. Auch Studiendirektor Dr. theol. Monsignore Wilhelm von der Fuhr trat in den Ruhestand; er behielt
die bisherige Dienstwohnung im Seminargebäude (ehem. Abtei). Über die künftige Verordnung des Gebäudes ist nichts bekannt. Eine Festschrift gibt eine eingehende Geschichte des Seminars wieder. Außerdem
verfaßte Seminarstudienrat Dr. Franz Nagel die erste zusammengefaßte "Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster und des Münsterländchens", der die Copie einer Karte dieses Ländchens aus dem Jahr 1646
beigegeben ist.
Die Aufhebung des Seminars hatte auch den Fortfall der Seminar-Übungsschule zur Folge, die seit dem 14.Oktober 1878 bestanden hat. In ihr waren ungefähr 10 Jahre lang die Kinder aus Kornelimünster und
Krauthausen, dann nur noch die Knaben unterrichtet worden, ohne daß der Gemeinde nennenswerte Kosten antstanden waren. Die Gemeinde mußte nun wieder selbst für den Volksschulunterricht sorgen. Sie fand
jedoch beim Staat insofern Entgegenkommen, als ihr die bisherigen Schulräume und deren Einrichtung mietweise überlassen wurden. Neuer Schullehrer wurde Hauptlehrer Hüpgens (Leonhard), zweiter Lehrer
Capellmann (Heinrich), beide bisher in Conzen tätig gewesen; Wohnung erhielten sie ebenfalls im Seminargebäude. Die beiden Mädchenklassen blieben im Schulhaus am Markt, das 1830 als erstes Schul- und
Verwaltungsgebäude errichtet worden ist.
Die bisher die Schulen in Kornelimünster besuchenden Kinder aus Krauthausen, Komerich und Steinebrück, zuletzt 30, erhielten eine neue einklassige Schule in Krauthausen.
Endlich ist auch der an das Schulhaus in Breinigerberg angebaute zweite Unterrichtssaal fertig geworden, Es konnte eine getrennte zweite Klasse eingerichtet werden.
Am 26.April feierten die Eheleute Josef Quadflieg, Kornelimünster, goldene Hochzeit. Die Gemeinde machte dem Gatten, der seit fast drei Jahrenzehnten Beigeordneter (Stellvertreter des Bürgermeisters) ist, eine
goldene Taschenuhr zum Geschenk.
In Breinig wurde eine freiwilige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz gebildet, deren Vorsitz der beigeordnete Wilhelm Schorens übernommen hat. Die fachliche Ausbildung geschieht durch Arzt Dr. H. Kahlen, Breinig.
Am 11.März verstarb der Venwegener Pfarrer Heinrich Brands, der dort seit 1910 Dienst getan hatte. Mangels einer geeigneten anderen Grabstelle wurde er vor dem Friedhofskreuz beerdigt. Sein Nachfolger
wurde Pfarrer Karl Nießen.
Der Landwirt Arnold Keischgens aus Venwegen wurde am 7.September, als er zwischen Breinig und Stockem sein durchgehendes Pferd zu halten versuchte, vom Karren im Rückgrat so schwer verletzt, daß er an
dem Tag im Stolberger Krankenhaus verschieden ist.
Im Februar verstarb unser erster Reichspräsident Friedrich Ebert. Zum Nachfolger wurde vom Volk Generalfeldmarschall von Hindenburg gewählt (26.April):
Auf ihrem Grundstück "an der Vogelstange", auf dem St. Gangolfsberg begann die Gemeinde mit dem Bau eines Doppelwohnhauses (heute Nr. 28 und 30). Um einem aus dem Kreis Eupen zugezogenen
kinderreichen Postschaffner darin eine Wohnung bieten zu können, gab die Reichspost eiin Darlehen von 4.000 RM, womit der Bau hypothekarisch belastet wurde.
Die Rheinland-Kommission der Besatzungsmächte schränkte weiterhin ihre Tätigkeit ein. Ende November wurde die Einrichtung der Bezirks- und Kreisdelegierten aufgehoben; deren Fortfall war nicht zu
bedauern.
Der private Wohnungsbau begann sich zu beleben. Besonders auf der Breniger Heide waren die vor 3 Jahren erschlossenen Baustellen begehrt.
Die gewerbliche Wirtschaft zeigte gute Ansätze zur Aufwärtsentwicklung ; vom Herbst ab traten jedoch Krisenerscheinungen auf, die zu Arbeiter-Entlassungen führten.
Bisher waren die Aufgaben des Vollziehungsbeamten von mehr oder weniger geeigneten Leuten nebenberuflich versehen worden. Der im Vorjahr geschilderte Steuerdruck ließ es geboten erscheinen,
hierfür einen Mann einzustellen, der sich ihr im Hauptberuf widmet. Die Stelle wurde dem bei der Eisenbahnpolizei tätigen Josef Milz aus Cornelimünster am 1.November übertragen. Er wurde am 1.Mai 1938 mit
Beamteneigenschaft angestellt.
Aus dem Gemeindehaushaltsplan 1925/26:
Angesetzt sind Gesamt-Einnahmen von 326.000 RM, Gesamtausgaben von 420.000 RM, sodaß ein Fehlbetrag von über 93.000 RM voraussichtlich ungedeckt bleibt.
Der Abschluß des Vorjahres hat einen Fehlbetrag von 91.760 RM ergeben; dieser ist in den diesjährigen Haushaltsplan übernommen worden.
Vermögen und Schulden der Gemeinde sind im wesentlichen unverändert geblieben.
Einnahmen | RM |
---|---|
Haus- und Wohnungsmieten | 4.500 |
Grundstückspächte | 4.675 |
aus Holzverkäufen | 14.000 |
Waldjagdpacht | 3.300 |
Gaswerkspacht | 8.300 |
elektr. Stromversorgung | 1.400 |
Wohlfahrts- und Jugendpflege | 74.250 |
--- Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene | 18.500 |
--- für Erwerbslose | 54.000 |
für Armenzwecke | 15.520 |
--- Erstattungen vom Bezirksfürsorgeverband | 14.800 |
Beschulungsgeld | 21.800 |
Kreishundesteuer | 4.900 |
Marktstandsgeld | 1.800 |
Vergnügungssteuer | 1.800 |
Anteil an der Kreis-Hundesteuer | 3.000 |
Grundvermögenssteuer (=400 v. H. von 16.000 staatlich veranlagtem Soll) | 64.000 |
Gewerbesteuer (= 750 v.H.) | 18.750 |
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer | 54.000 |
an der Körperschaftssteuer | 60 |
an der Grunderwerbssteuer | 200 |
an der Umsatzsteuer | 8.900 |
Wertzuwachssteuer | 200 |
an der Kreis-Jagdsteuer | 1000 |
an der Hauszinssteuer | 2.300 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Fehlbetrag des Vorjahres (siehe oben), Steuern für Grundstücke | 2.000 |
Kosten der Aufforstungen | 4.200 |
Holzfällungen | 3.800 |
Waldversicherung gegen Feuer | 1353 |
Zinsendienst | 26.000 |
Wohlfahrts- und Jugendpflege insgesamt | 94.930 |
--- Erwerbslosenfürsorge | 63.000 |
Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene | 18.500 |
Besoldung der Fürsorgeschwester | 960 |
für Sozialrenten | 5.400 |
für Kleinrenten | 5.100 |
für Armenzwecke | 9.299 |
--- für laufende Bauunterstützungen der Ortsarmen | 3.600 |
--- für Geisteskranke, Krüppel usw. | 1000 |
--- für Anstaltspflege | 2.400 |
für die Schulen insgesamt | 60.120 |
--- Beiträge zur Landesschulkasse | 49.865 |
für die Fortbildungsschule | 800 |
für Straßen- und Wege-Unterhaltung | 18.000 |
Wegearbeiterlöhne | 8.300 |
Kreisumlage | 11.000 |
Beamtenbesoldung | 37.667 |
Angestellten-Besoldung | 1.846 |
Vergütung für Verwaltungsanwärter und Lehrlinge | 1.326 |
Ehrengabe an Hebamme Frings | 240 |
Beitrag zur Beamten-Ruhegehaltskasse | 9.600 |
zur Beamtenhinterbliebenen-Versorgungskasse | 2.300 |
für Feuerlöschwesen | 2.431 |
Der Beamtenstand der Gemeinde ist derselbe wie im Vorjahr.
Beim Standesamt wurden beurkundet:1926 | m | w | |
Population | 4809 | ||
Geburten | 41 | 45 | 86 |
Todesfälle | 18 | 23 | 41 |
Trauungen | 33 |
Einnahmen | RM |
---|---|
Mieten | 6.890 |
Pächte | 4.012 |
Waldjagdpacht | 3.300 |
Marktstandgeld | 1.400 |
Aus Holzverkäufen | 18.772 |
Aus forstlichen Nebennutzungen | 300 |
Pacht der Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen | 18.000 |
Vergnügungssteuer | 2.250 |
Hundesteuer | 4.500 |
Grundvermögenssteuer (staatl. Soll 16.030) | 40.667 |
Gewerbesteuer (Soll 3800) | 29.600 |
Anteile an der Reichs-Einkommensteuer | 50.000 |
An der Körperschaftsteuer | 60 |
An der Umsatzsteuer | 5.400 |
An der Kreis-Jagdsteuer | 600 |
Wegebaubeihilfe | 7.500 |
Beschulungsgeld | 24.156 |
Ergänzungszuschüsse des Staats für Schulen | 4.500 |
Mieten aus Wohnungen in Schulhäusern | 2.165 |
Erstattungen vom Bezirksfürsorgeverband | 24.000 |
Für Erwerbslosenfürsorge | 2.400 |
Für Kriegs-Beschädigten- und Hinterbliebenen Fürsorge | 24.100 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Besoldung der Beamten und Angestellten | 51.978 |
Beiträge zur Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungkasse der Beamten | 10.080 |
Feuerlöschwesen | 2.500 |
Steuern vom Grundvermögen | 1.800 |
Für Forstkulturen | 2.341 |
Kosten der Holzfällung und Holzverkäufe | 2.700 |
Waldversicherung | 1.352 |
Zinsen und Tilgung langfristiger Anleihen wie oben, Kreisumlage | 15.188 |
Anteil des Kreises an der Hundesteuer | 1.350 |
An der Vergnügungssteuer | 220 |
Straßen- und Wegeunterhaltung | 20.000 |
--- davon die Hälfte für Löhne | |
Straßenbeleuchtung | 1.000 |
Müllabfuhr | 350 |
Volks- und Fortbildungsschule | 59.787 |
--- Beiträge zur Landesschulkasse | 51.277 |
Ehrensold für die Witwe des früheren Bürgermeisters Freiherr von Brachel (+1898), | 240 |
desgleichen für die frühere Hebamme Frings | 240 |
freiwillige und Pflicht-Leistungen für Wohlfahrtszwecke | 77.000 |
--- für laufende Barunterstützungen | 13.200 |
Anstaltspflege | 2.000 |
Geisteskranken- und ähnliche Fürsorge | 1.000 |
Sozialrentner | 7.200 |
Kleinrentner | 6.000 |
Erwerbslose | 8.000 |
Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene | 24.200 |
Im Sommer beging die St. Sebastianus-Schützengesellschaft Breinig das Gedenken ihres 260 jährigen Bestehens in der Form eines großen Schützenfestes. Die 250-Jahrfeier hatte wegen des
Krieges nicht begangen werden können.
Ein Brand legte das Gehöft von Josef Berretz an der Stockemer Straße in Breinigerheide nieder. Die Löscharbeiten der Feuerwehr waren durch starken Frost behindert. Ein Neubau ersetzte das abgebrannte Haus,
das mit dem Giebel zur Straße gestanden und an der Frontseite noch Lehmfachwerk gehabt hatte.
Dem Warenschmuggel fiel Hubert Beißel aus Kornelimünster zum Opfer; er verstarb am 9.Juni im Krankenhaus an Schußverletzungen, die ihm ein Zollbeamter beigebracht hatte.
An demselben Tage löste sich auf der Höhe des Steinkaulplatzes in Kornelimünster ein Anhänger-Güterwagen vom Triebwagen der Straßenbahn und fuhr mit zunehmender Geschwindigkeit die abschüssige
Aachener-Straße hinunter. Dem Bremser gelang noch abzuspringen, bevor der Wagen auf der Indebrücke aus den Schienen sprang, das Brückengeländer durchschlug und in den Bach stürzte.
Im Mai fand man im Gemeindewald bei der Mulartshütter Straße die Leiche eines neugeborenen Mädchens, im November am Rande des Klauser Wäldchens die eines neugeborenen Knaben.
Zur Abwendung des Obdachloswerdens einer Familie ließ die Gemeinde an der Hahner Straße unterhalb des Hofs Iternberg ein einstöckiges Wohnhaus errichten. Es wurde nach Jahren an den zeitigen Bewohner
verkauft.
Die gewerbliche Wirtschaft war in der ersten Jahreshälfte noch gedrückt; dann besserte sich ihre Lage wieder, bei der Textilindustrie gar so sehr, daß sie über Arbeitermangel zu klagen hatte.
In den ersten Nachkriegsjahren waren die Lastkraftwagen noch eisenbereift. Hatten schon sie die nicht gepflasterten Straßen stark abgenutzt und immer schnell in einen schlechten Zustand gebracht, hatten die
lang samer fahrenden eisenbereiften Fuhrwerke die wassergebundenen Straßen (Schotter-) Decken zerrieben, so erweisen sich die immer mehr aufkommenden schnellfahrenden gummibereiften
Kraftfahrzeuge als die größten Feinde dieser Straßendecken. Das fein- und kleinkörnige Füll- und Bindemittel (Sand) wird von ihnen herausgesaugt als Staub umhergewirbelt, sodaß sich der Schotter löst und
lockert und da und dort sogenannte Schlaglöcher hinterläßt. Die Straßenunterhaltung ist darum ein besonderes Sorgenkind geworden; obgleich für sie erhebliche Geldmittel aufgewendet werden, treten die Schäden
immer häufiger auf.
Für den Verkehr über die Reichsgrenzen besteht mit Kriegsbeginn Paßpflicht. Um ihn für die Bewohner eines bestimmt begrenzten Streifens beiderseits der Grenze zu erleichtern, wurde gemäß einer
deutsch-belgischen Abmachung der sogenannte "kleine Grenzverkehr" eingeführt. Es genügt für den Grenzübertritt und einen kurz bemessenen Aufenthalt im anderen Grenzgebiet im Grenzausweis, den auf
Antrag bei der Gemeindeverwaltung der Landrat gegen eine Gebühr von 50 Pfennigen mit einer Geltungsdauer von zwei Jahren ausstellt. Unsere Einwohner machten von dieser Einrichtung regen Gebrauch.
Nach ungefähr zehnjähriger Stillegung richtete die Aachener Kleinbahn-Gesellschaft den Fahrbetrieb auf der Strecke Kornelimünster-Schlausermühle-Breinig wieder ein und eröffnete ihn am 31.Oktober. Vorher
hatte sich die Gemeinde verpflichten müssen, die Gewähr für eine Jahreseinnahme von 1.200 RM zu übernehmen, weil vor der Stillegung die Einnahmen die Kosten nicht gedeckt haben sollen. Die nunmehr regere
Benutzung der Straßenbahn verhinderte, daß im Gemeindezuschuß verlangt worden ist. Die Fahrstrecke ist verkürzt worden. Hatte sie früher auf dem oberen Essig geendigt, so jetzt am Bahnhof Breinig. Die nicht
mehr benutzten Gittermasten für die Oberleitung tragen seit 2 Jahren die Leitungen der Elektrizitätsversorgung, d.h. vom Bahnhof bis zum Essig.
Das Gebiet jenseits des Münsterwaldes bis zum Vichtbach, in dem die Orte Münsterau und Vicht-Breinigerberg liegen, hat seit je zur katholischen Kirschengemeinde Breinig gehört. Die große
Entfernung zur Pfarrkirche ließ den Wunsch der Einwohner, den angrenzenden Kirchengemeinden Zweifall und Vicht zugeteilt zu werden, berechtigt erscheinen. Nachdem sich die beteiligten Kirchenvorstände
geeinigt hatten, umschrieb der Kölner Erzbischof die Pfarrgrenzen neu (12.März 1926). Danach bildet der talseitige Ortsrand des Büsbacher Gemeindewaldes die gemeinsame Grenze. Zweifall erhält den Teil von
Münsterau südlich von Junkershammer, Vicht den anschließenden nördlichen Teil von Junckershammer, Vicht den anschließenden nördlichen Teil von Münsterau und den Ort Vicht-Breinigerberg. Der
Regierungspräsident erteilte dazu am 29.März die Genehmigung.
An der Niederforstbacher Straße ließ der Aachener Rechtsanwalt, Justizrat Wilden, dem auch der Lufterhof gehört, einen neuen Gutshof erbauen. Dieses Gehöft heißt Wildenhof.
In der Nacht zum 6.Juni wurde ein Erdbeben wahrgenommen; in unserer Gemeinde hinterließ es keinen Schaden.
Die neuen Häuser an der Weiherstraße in Breinigerheide, errichtet auf ehemals sumpfigem Gelände, litten unter Bodennässe. Darum ließ die Gemeinde einen Kanal bauen, der das Wasser unter der Corneliastraße
und der Straße ‚Auf der Heide‘ hindurch längs des Grundstücks von Johann Ganser zum Eisenbahngraben ableitet.
Der Gemeinderat fühlte sich bemüßigt, von seinem Kündigungsrecht gegenüber den 1923 mit Beamteneigenschaft angestellten Gemeindesekretär Johann Emonts und Johann Röntgen Gebrauch zu machen. Er
glaubte, den dazu nötigen ‚wichtigen Grund‘ in der angeblich schlechten Finanzlage der Gemeinde erblicken zu dürfen, erklärte aber gleichzeitig, die Genannten nicht entlassen, sondern auf Privatvertrag als
Angestellte weiter beschäftigen zu wollen, lediglich Einsparungsabsichten seien maßgebend. In dem von dem Beamten hiergegen angestrengten Streitverfahren entschied in letzter Instanz der
Bezirksausschuß Aachen im Jahre 1928, ein ‚wichtiger Grund‘ werde nicht anerkannt, Einsparungen dieser Art seien vielmehr moralisch nicht zu rechtfertigende Druckmittel, die Kündigung werde nicht anerkannt.
Da die Gemeinde hiergegen nichts unternommen hat, die fünfjährige Frist zur Kündigung aber abgelaufen war, wurde der Beschluß rechtskräftig und die Anstellung der Beamten lebenslänglich.
Das "an der Vogelstange" errichtete Doppelhaus (siehe 1925) wurde fertig und vermietet. 1929 und 1932 wurde es verkauft.
Ein Ereignis außergewöhnlicher Art brachte im Juli die Gemüter in Aufregung. Die noch junge Ortsgruppe Kornelimünster der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), von der noch in späteren
Jahren die Rede sein wird, hatte durch Flugzettel zu einer Kundgebung in der Promenade aufgerufen und eingeladen. In den Zetteln war gesagt, man sehe sich zu dieser Versammlung unter freiem Himmel
veranlaßt, weil kein Wirt seinen Saal zur Verfügung stellen wollte; auch ging daraus hervor, daß die Kundgebung gegen das der Partei verhaßte "rassefremde" Judentum gerichtet sein solle. Tatsächlich waren
unter anderen eine Anzahl männliche Juden aus Kornelimünster, Brand und anderen Orten, alle mit Spazierstöcken versehen, zu der Versammlung erschienen. Als Redner trat ein gewisser Dr.Robert Ley, der
später den Posten eines Reichsleiters der Partei innegehabt hat, auf. Schon nach den ersten einleitenden Sätzen äußerte er sich in abfälliger Weise über die Juden. Das war den anwesenden Juden Anlaß, sich mit
ihren Stöcken auf den Redner und seine Anhänger zu stürzen. Dadurch wurde die Versammlung unfriedlich und mußte aufgelöst werden. Die Aufforderung der leitenden Polizeibeamten, auseinander zu gehen, fand
in dem Tumult kein Gehör. Die Polizeibeamten gingen darum mit der blanken Waffe gegen die vor, die ihre Auflösungsaufforderung nicht befolgten, und erreichten schließlich die Durchführung ihrer Anordnung. Bei
diesem Vorfall gab es einige Verletzungen. Er ging unter dem Namen Judenschlacht in die örtliche Geschichte ein und hatte 10 Jahre später ein Nachspiel, über das zum Jahr 1936 berichtet wird.
Die wenigen jüdischen Einwohner unserer Gemeinde, alle in Kornelimünster wohnend, hatten keinen Anlaß zu dem häßlichen Vorfall gegeben.
Im August und September wurden die Rindviehhalter schwer heimgesucht; Kaum ein Gehöft blieb von der Maul- und Klauenseuche verschont, die in sehr scharfer Form auftrat. Einige Tiere wurden von ihr
dahingerafft.
1927 | m | w | |
Population | 4840 | ||
Geburten | 49 | 40 | 89 |
Todesfälle | 22 | 16 | 38 |
Trauungen | 43 |
Unsere Gemeinde ist unverändert 2.188, 2263 ha groß; 1.244 ha werden landwirtschaftlich, 742 ha forstwirtschaftlich genutzt.
Im ordentlichen Haushaltsplan für 1927 sind die Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig mit 296.263 RM vorgesehen. Mehr als ¼ der Ausgaben, nämlich 75.636 RM, entfallen auf Wohlfahrts- und Fürsorge-Lasten,
davon 10.200 RM für laufende Unterstützungen; darauf werden 58.499 RM als Erstattungen erwartet.
Die Volksschulen sollen 70.617 RM kosten (davon 58.539 DM Beiträge zur Landschulkasse); dem stehen 30.389 RM Einnahmen gegenüber (davon 22.176 RM Beschulungsgeld).
Die Kreisumlage ist auf 14.205 RM veranschlagt, die Unterhaltung der Straßen auf 15.000 (davon die Hälfte für Löhne). Die Miete für Schulsäle und Lehrerdienstwohnungen in Kornelimünster (in der ehem. Abtei)
wird 2.018 RM erfordern.
Steuern | RM |
---|---|
Vergnügungssteuer | 2.700 |
Hundesteuer | 3.900 |
Grundvermögen | 43.334 |
Gewerbesteuer | 24.055 |
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer | 27.943 |
an der Körperschaftsteuer | 5.105 |
an der Umsatzsteuer | 13.750 |
Aus Holzverkäufen werden 27.863 RM erwartet, denen 2.300 RM Kosten der Forstkulturen, 2.200 RM Holzeinschlagkosten, hauptsächlich Löhne, und 1.352 RM Kosten der Wald-Feuerversicherung
gegenüberstehen.
Das Gemeindevermögen besteht aus Gebäuden (siehe Vorjahr) im Feuer-Versicherungswert von 304.000 RM, 438,7165 ha Wald und 77,5141 ha Land mit einem geschätzten Realwert von 580.000 RM.
Außerdem hat die Gemeinde 10.097 RM Kapitalvermögen. Der Wert ihrer Beteiligungen ist mit 50.000 RM Kapitalvermögen bei der Gasversorgung und mit 170.000 RM bei der Elektrizitätsversorgung
ausgewiesen.
Gesamtvermögen somit 1.114.097 RM.
Gemeindeschulden:
4.000 RM Hypothek zu Gunsten der Reichspost,
200.000 RM für Zwecke gewerblicher Unternehmungen und
167.900 RM sonstige Anleihen,
zusammen 371.900 RM.
Die Kreisverwaltung gab erstmals ein Einwohnerbuch 1927 des Landkreises Aachen heraus, das außer dem Verzeichnis der Einwohner einen Abriß der geschichtlichen und gewerblichen Entwicklung des
Kreisgebiets und ein Behördenverzeichnis enthält und somit als Handbuch des Landkreises gelten darf.
Im westlichen Vorfeld der "Hoheburg" genannten Felsen in Breinigerberg, auf dem die Breiniger Schützengesellschaft ihre Königsvogel- und Reiß-Schießen veranstaltet, wurden die Grundmauern einer römischen
Wohnsiedlung geringen Umfangs ausgegraben. Von bemerkenswerten Kleinfunden wurde nichts bekannt. Das Ausgrabungsgelände, Heideland, gehörte der Gemeinde und wurde 1933/34 Gartenland der Siedlung
"An der Hoheburg".
In den Räumen der Kunstwollfabrik der W.Heymann K.Ges. in der "Münster Mühle" wurde die Anfertigung von Polierscheiben begonnen. Leiter dieser Abteilung ist Gustav Adolph Spaeth. Weiteres hierüber
1932.
Es verlautete, die Staatsregierung strebe die Änderung einer Anzahl von Gemeinde- und Kreisgrenzen an, d.h. Umgemeindungen, und habe einen Sachverständigen, Professor Schmid, beauftragt, ein Gutachten
darüber ausarbeiten.
Die Belebung von Handel und Industrie (siehe Vorjahr) hielt zunächst an. Wie vielerorts, so machten sich auch hier einige Fabrikweber selbständig. Der seit 5 oder 6 Jahren bestehenden Lohnweberei von Johann
Kloubert an der Weiherstraße in Breinigerheide (jetzt Tuchfabrik von A. und J. Klein) gesellten sich gleiche hinzu von Karl Jansen an der Bergstraße in Kornelimünster und von Wilhelm Lennartz auf
dem Essig in Breinig.
Im Herbst verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage wieder, und es kam zu Arbeiter-Entlassungen.
Ein neues Besoldungsgesetz für die Staatsbeamten vom 17. Dez. 1927 soll in seinen Grundsätzen auch auf vergleichbare Gemeindebeamten angewendet werden. Die "Angemessenheit" der Besoldungen der
Gemeindebeamten und die Auslegung der Begriffe "vergleichbar" waren lange Gegenstand von Verhandlungen.
Am Dienstag nach dem Weißen Sonntag vernichtete ein Brand Stall und Scheune und Dach- und Obergeschoß des Wohnhauses des Metzgers Reiner Darius in Breinig, auf dem Essig. Das Wohnhaus wurde wieder
aufgebaut.
Der Schulleiter von Venwegen, Lehrer Gerhard von Megeren, dort seit 1914, wurde auf eigenen Wunsch im dienstlichen Interesse an die Volksschule in Breinig versetzt. Sein Nachfolger in Venwegen wurde der
Lehrer Johann Josef Brandenburg, bisher in Voißel im Kreise Schleiden.
Der Breiniger Hauptlehrer, Wilhelm Kranzhoff, gründete einen Schülerchor und ein Schulorchester. Sie traten in der Folge bei manchen Gelegenheiten, meistens schulischer Art, mit hervorragenden Leistungen
hervor, die sogar von der Regierung anerkannt und durch geldliche Zuschüsse gefördert wurden.
Die katholische Kirchengemeinde Vicht legte mit Genehmigung des Regierungspräsidenten in der Eichsdelle, einen neuen Friedhof an. Das Gelände gab die Gemeinde Büsbach aus ihrem Wald her. Die Toten wurden
dort unter Waldbäumen, vornehmlich Kiefern, beerdigt.
Die Gemeinde Gressenich erbaute eine Brücke über die Vicht; deren Unterhaltung obliegt jedoch der Kirchengemeinde.
Dem Verein für Rasensport 1920 in Venwegen überließ die Gemeinde ein Gelände an der Hauptschneise des Gemeindewaldes zur Einrichtung eines Sportplatzes. Die Herrichtung übernahm der Verein. Es wurde zur
Bedingung gemacht, daß der Platz auch von der Volksschule des Orts mitbenutzt werden dürfe.
Die Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. beabsichtigte, an der Mulartshütter Straße im Gemeindewald, gegenüber der Stelle, wo die Hauptrohrleitung von der Wasserfilteranlage bei Rötgen
her die Straße erreicht, eine betriebswichtige Einrichtung zu erbauen und begehrte von der Gemeinde ein geeignetes Stück des Waldes. Die Gemeinde verkaufte ihr darauf 1,27 ha, gelegen an der Hauptschneise
und an der Straße, in den Zustand, in dem die Baustelle sich befand, d.h. mit dem Aufwuchs. Das Bauwerk ist jedoch nicht errichtet worden.
1928 | m | w | |
Population | 4926 | ||
Geburten | 43 | 47 | 90 |
Todesfälle | 26 | 20 | 46 |
Trauungen | 42 |
Die Zahl der auswärts in Entbindungsheimen, Krankenhäuser vorgekommenen Geburten und Sterbefälle ist nicht bekannt.
Der Haushaltsplan für 1928 landet in Einnahmen und Ausgaben auf je 323.000 RM.
Durch Verkauf der 1922 und 1923 erbauten Häuser (4 auf dem St. Gangolfsberg in Kornelimünster, 6 an der Prämienstraße in Breinigerheide und 1 in Venwegen verminderte sich der Hausbesitz bis auf 217.000
RM Feuerversicherungswert. Das Kapitalvermögen einschließlich Hypothekenforderungen stieg jedoch auf 103.158 RM. Der Wert der Beteiligungen ist gegen das Vorjahr um 30.000 RM (Anteil an der Wasserwerk
des Landkreises Aachen G.m.b.H.) höher und mit insgesamt 250.000 RM angesetzt.
Einnahmen | RM |
---|---|
Kapitalzinsen | 4.326 |
Mieten | 3.500 |
Pächte | 6.500 |
Holzverkäufe | 30.000 |
Beschulungsgeld | 31.776 |
Erstattungen von Wohlfahrtslasten | 48.553 |
An Steuern werden erwartet: | |
Vergnügungssteuer | 2.700 |
Hundesteuer | 3.500 |
Grundvermögenssteuer | 45.215 |
Gewerbesteuer | 30.999 |
Anteil an der Einkommensteuer | 30.240 |
Körperschaftssteuer | 7.045 |
Umsatzsteuer | 12.604 |
Kraftfahrzeugsteuer | 3.200 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Kreisumlage | 14.160 |
Straßen und Wege-Unterhaltung | 17.500 |
--- Löhne | 10.000 |
Steuern vom Grundbesitz | 2.300 |
Forstkulturen | 2.482 |
Holzwerbung (Löhne) | 3.000 |
Waldfeuerversicherung | 1.352 |
Volksschulen | 83.013 |
--- Beitrag zur Landesschulkasse | 68.715 |
Miete für Schulsäle und Lehrerwohnungen (in der ehem. Abtei) in Kornelimünster | 2.411 |
Berufsschule | 1.410 |
--- davon sächliche) | 60 |
Wohlfahrts- und Fürsorgelasten | 66.345 |
--- davon für Barunterstützungen | 7.300 |
Das im Vorjahr erwähnte Schmid‘sche Gutachten zu den von der Staatsregierung gewünschten Umgemeindungen wurde in seinen Grundzügen bekannt. Unsere Gemeinde scheint nicht betroffen zu werden.
Nachdem auf dem vor 6 Jahren für diese Zwecke freigegebenen Gelände auf der Breiniger Heide eine Anzahl Wohnhäuser entstanden sind, für die jedoch verkehrsgerechte Zugangswege fehlen, ließ die Gemeinde
die damals vorgesehenen Straßen mit einem Kostenaufwand von über 80.000 RM ausbauen: Corneliastraße (führt quer durch das ehemalige Eisensteinbergbaugebiet der Gewerkschaft Cornelia) von der Straße
‚Auf der Heide‘ bis zur Grenze hinter Schützheide; Weiherstraße (überquert das sumpfige Gelände der ehemals Falter’schen Dachziegelei) von der Corneliastraße bis zur Prämienstraße, gegenüber dem Anfang des
am Gut Fäuerchen vorbeiführenden Feldwegs nach Krauthausen, die Barbarastraße (St. Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute und der Breiniger Pfarrkirche) verbindet die Corneliastraße mit der
Prämienstraße. Diese Straßennamen sind allerdings erst mehr als 20 Jahre später verliehen worden. Die Straßen erhielten Schotterdecken (wassergebunden) und im Baugebiet Bürgersteige und
gepflasterte Rinnen.
Die Einwohner von Breinig setzten ihren Gefallenen des letzten Krieges auf dem Rest des ehemaligen Schulgartens an der Ecke Neustraße-Auf dem Essig, den die Gemeinde hierfür hergab, aber zu Eigentum
behielt, ein würdiges Ehrenmal. DerPlanentwurf dazu ist von dem Architekten (1922-24 Gemeindebaumeister) Peter Salm aus Aachen gefertigt worden. Ein an erhöhter Stelle errichteter, mit Mauer und Freitreppe
umgebener, mit eiserner Kugel mit Kreuz bekrönter Obelisk aus Breiniger Kalkstein, eine Arbeit einheimischer Steinmetzen, trägt auf der Vorderseite neben der Widmung ein lorbeergeschmücktes Schwert, seitlich
die Namen der Gefallenen. Bei der Einweihung im Herbst übernahm der Bürgermeister die Gedenkstätte in die Obhut der Gemeinde. Die Kosten sind durch freiwillige Spenden der Einwohner aufgebracht worden.
Wenige Wochen später wurde auch das den Gefallenen von Kornelimünster gewidmete Ehrenmal eingeweiht. Die Hauptfigur stellt den Ritter St. Georg reitend und den Drachen tötend dar. Die Namen der
Kriegsopfer sind auf besonderen Tafeln aus Kalkstein zu lesen. Auch hier haben freiwillige Spenden der Einwohner die Kosten aufgebracht. Die Einweihung war am 26.November. Errichtet ist das Mal im Abhang
des Kirchbergs vor der Bergkirche, die darüber thront. Der Planentwurf stammt von dem Architekten Heusch, aus Aachen. Im Jahre 1952 hat das Mal wegen Kriegs- und Witterungs-Schäden eine Erneuerung
erfahren müssen.
In Breinig hatte seit 1876 eine ländtliche Fortbildungsschule für Knaben bestanden, deren Besuch freiwillig war. Mit ihr verbunden war der Unterricht im Obstbau. Die Kosten trug die Gemeinde, Schulgeld oder eine
Gebühr brauchten die Schüler nicht zu zahlen. Mit der neuzeitlichen Entwicklung von der Landwirtschaft zur gewerblichen Wirtschaft vermochte sie nicht mehr Schritt zu halten; darum wurde sie 1906 aufgehoben.
An ihre Stelle hat Ostern 1907, ebenfalls in Breinig, eine "Gewerbliche Fortbildungsschule" für Knaben, deren Kostenträger, ebenfalls die Gemeinde und deren Besuch freiwillig und kostenfrei war. Sie
hat sich eines regen Besuchs, selbst aus der Gemeinde Walheim zu erfreuen gehabt. Von Anfang an erteilten an ihr allgemeinen Unterricht der Breiniger Volksschullehrer Wilhelm Kranzhoff und technischen und
Zeichen-Unterricht der Bautechniker William Wöhler aus Kornelimünster. Der Unterricht hatte mit ihr aus dem alten Schulhaus an der Hauptstraße in die beiden Schulsäle auf dem Essig verlegt werden müssen, er
wurde wie früher am Sonntag-Morgen erteilt.
In diesem Jahr gründete die Gemeinde an Stelle der vorbeschriebenen auf Grund gesetzlicher Ermächtigung eine Berufsschule, zunächst für Knaben, in Kornelimünster unter hauptamtlicher Leitung des aus
Kornelimünster stammenden Gewerbelehrers Josef Souvignier. Dank Entgegenkommens der Landesregierung konnte sie 1929 in Räumen des ehemaligen Lehrerseminars eröffnet werden. Ihr Besuch ist
Pflicht.
Nachdem der Reichstag aufgelöst worden war, fand im Mai eine Neuwahl statt.
Der Hauptlehrer Wilhelm Kranzhoff, Breinig, wurde auf Grund eines neuen Lehrerbesoldungsgesetzes als Leiter einer sechsklassigen Schule mit fünf Stufen Volksschul-Rektor.
Die Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung haben unter dem 20.Februar 1928 (veröffentlicht im Regierungs-Amtsblatt Nr. 12 vom 24.März) sowohl das
Frankenwäldchen wie das Klauser Wäldchen zu Naturschutzgebieten erklärt. Beide Gebiete dürfen ohne Genehmigung nicht in ihrem urwüchsigen Bestand verändert werden. Das Frankenwäldchen ist Eigentum des
preußischen Staats, dem freien Zutritt verschlossen und hatte als Zubehör des Lehrerseminars den Lehrern und Seminaristen als Erholungsort gedient. Das Klauser Wäldchen ist 1818 vom preußischen König
Friedrich Wilhelm III der katholischen Kirchengemeinde Kornelimünster unter der Auflage geschenkt worden, es in seinem Bestand zu erhalten und nicht forstwirtschaftlich zu nutzen. An die
Schenkung erinnert die Inschrift auf dem Obelisken neben der Kapelle. Über die nahebei stehenden gemauerten Pfeiler berichtete 1814 der Bürgermeister Ostlender an den Kreisdirektor, sie seien die Grundfesten
eines nicht mehr fertig gewordenen Pavillions, das nach den Plänen des Chefingenieurs der französ. Aachener Präfektur, Belu, für die Königin von Holland, Hortense, habe erbaut werden sollen. Beide Wäldchen
haben ehedem zur Abtei gehört.
Die wirtschaftliche Lage des hiesigen Benediktinerklosters (siehe 1924) konnte gesichert werden. In diesem Jahr öffnete es ein Alumnat, das für Klosternachwuchs sorgen soll.
Am 31.Mai schied der in Vicht-Breinigerberg wohnende, 75 Jahre alte Johann Wentzler aus dem Dienst der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft, nachdem er 38 Jahre Maschinist in der Wassergewinnungsanlage
in Vicht-Breinigerberg gewesen war. Nachfolger wurde sein Sohn Werner.
In der Nacht zum 14.Januar wurde ein Erdbeben verspürt; Schaden hat es nicht hinterlassen.
Am 14.Oktober verunglückte tötlich der Fabrikarbeiter Wilhelm Schröder von Breinigerheide, als er in der Nähe des Bahnhofs Breinig unter einen Straßenbahnwagen geriet.
1929 | m | w | |
Population | 4948 | ||
Geburten | |||
Todesfälle | |||
Trauungen |
Einnahmen | RM |
---|---|
Vergnügungssteuer | 3.000 |
Hundesteuer | 3.200 |
Grundvermögenssteuer | 54.466 |
Gewerbesteuer | 28.408 |
Ferner Anteile an der Einkommensteuer | 32.098 |
Körperschaftsteuer | 3.318 |
Umsatzsteuer | 12.604 |
Kraftfahrzeugsteuer | 3.200 |
Andere Einnahmen: | |
Mieten | 3.500 |
Pächte | 6.500 |
Aus Holzverkäufen | 31.000 |
Zinsen für Kapitalien | 4.326 |
Buchungsgeld | 30.000 |
Für die Berufsschule | 7.500 |
Erstattung von Wohlfahrts- und Fürsorgelasten | 44.020 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Kreisumlage | 17.700 |
Wege-Unterhaltung | 7.500 |
Wegearbeiterlöhne | 10.000 |
Berufsschule | |
--- persönliche | 7.000 |
--- sachliche | 2.000 |
Beitrag zur Landesschulkasse | 69.176 |
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten | 67.200 |
Miete für Schulräume und Lehrerdienstwohnungen in Kornelimünster | 2.061 |
Für 7.000 RM verkauft sie die südliche Hälfte des vor wenigen Jahren "an der Vogelstange" (jetzt St. Gangolfsberg 30) erbauten Doppelwohnhauses an den Vollziehungsbeamten Josef Milz; dieser
übernahm auch die zu Gunsten der Reichspost darauf lastende Hypothek von ursprünglich 4.000 RM.
Die gewerbliche Wirtschaft hat sich von den letztjährigen Rückschlägen nicht zu erholen vermocht; ihre Lage ist gedrückt. Die Zahl der Arbeitslosen blieb infolgedessen hoch.
Im Sommer fand in Breinig das Bezirksfest des Verbandes der katholischen Arbeitervereine statt. Der dortige Arbeiterverein unter seinem Präses, Kaplan Karl Schumacher, hatte alles aufgeboten, um dem Fest
einen würdigen Rahmen zu geben. Eine aus diesem Anlaß gerausgegebene Festschrift unter dem Titel "Lebensfragen katholischer Arbeiter" enthält neben fachlichen und sozialpolitischen Aufsätzen auch einen
aufschlußreichen Bericht des in Breinig geborenen und derzeit in Mülheim (Ruhr) lebenden Studienrats Wilhelm Röntgen, betitelt "Beiträge zu einer Geschichte des Breiniger Bergbaues".
Der Breiniger Pfarrer Wilhelm Weßling verstarb dort nach nur sechsjährigem Wirken am 4.Juli; er wurde auf dem (alten) Friedhof an der Seite seiner drei Amtsvorgänger beerdigt. Nachfolger wurde der Pfarrer von
Rott, Franz Jansen. Er ist der 7.Pfarrer von Breinig seit dessen Erhebung zur Pfarre im Jahre 1804.
Unter Vergiftungserscheinungen verstarb am 9.September in einem Aachener Krankenhaus der Schulleiter von Venwegen, Lehrer Johann Josef Brandenburg) im Alter von 44 Jahren. An seine Stelle berufen wurde
der Schulamtsbewerber Leo Erdmann; dieser legte 2 Jahre später die zweite Lehrerprüfung ab.
Am 17.September überflog das von einer Walfahrt zurückgekehrte Luftschiff "Graf Zeppelin" unsere Gegend.
Vom 8. Bis 10.Dezember herrschte ein starker Sturm, der viele Bäume entwurzelte oder beschädigte, besonders im Wald.
Wetter:
Der Winter 1928-29 war außergewöhnlich streng und hart. Der Boden war bis 80 cm tief gefroren. Die Folge waren Schäden an Baum und Strauch und an den Wasserleitungen. Selbst der Ginster war
erfroren. Noch zu Fastnacht wurden bis 17 Grad (Celsius) Kälte gemessen.
Ungewöhnlich war auch der Sommer. Trockenheit und Hitze bis Ende September ließen die Weiden verdorren und nur kümmerliche Feldfrüchte gedeihen. Die meisten Brunnen versagten, und der Verbrauch von
Leitungswasser mußte eingeschränkt werden. Heu war schlecht, Obst ziemlich gut geraten.
Die Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft ließ oberhalb ihrer Wassergewinnungsanlage Nachtigällchen von der Straße her in südöstlicher Richtung einen Stollen zum ehemaligen Fetis Schacht der Grube
Breinigerberg vortreiben, diesem teilweise verfallenen Schacht aufwältigen und dort die zur Wasserförderung erforderlichen Maschinen und Pumpen einbauen. Dieser Stollen wurde nach dem Namen des
Aufsichtsratvorsitzenden der Gesellschaft "Artur Schleicher-Stollen" benannt. Diese zusätzliche Wasserförderung soll vornehmlich der Stadt Aachen zugute kommen, die in diesem Jahr stark unter
Wassermangel zu leiden gehabt hat.
Ein erfreuliches Ereignis war die vorzeitige und endgültige Räumung unserer, der belgischen Besatzungszone durch Militär und militärische Behörden am 30.November. Hatte unsere Gemeinde auch seit 1920 keine
fremden Soldaten zu beherbergen brauchen, hatte sie darum auch die damit verbundenen Schwierigkeiten und Bedrängnisse nicht unmittelbar zu verspüren gehabt, so war man sich doch der Last der Besatzung
durchaus bewußt, obgleich sie in den letzten Jahren nicht mehr so offensichtlich in Erscheinung getreten war. Allzuviele Leiden, Sorgen und Mißhelligkeiten hatten uns das Besatzungsregime vergällen lassen,
dessen Träger es nicht verstanden haben, ein erträgliches Verhältnis zur Bevölkerung zu finden; erst nach 1924 waren gewisse Erleichterungen spürbar geworden. Elf Jahre lang hatte die militärische Besatzung
gedauert. Wir freuten uns mit den Nachbar- und übrigen Gemeinden, daß sie zu Ende war. In Brand und Aachen, die bis zuletzt fremde (belgische) Truppen hatten unterbringen müssen, fanden
Freudenkundgebungen statt, in Aachen noch am Abend des Befreiungstags in Anwesenheit des Reichspräsidenten von Hindenburg. ? (Reichskanzler Dr.Josef Wirth !)
Wenig erfreulich dagegen war die Aufdeckung dienstlicher Verfehlungen des seit 1906 im Dienste unserer Gemeinde stehenden Rentmeisters Karl Engelen. Langwierige Untersuchungen führten zu einem
Strafverfahren und zur Bestrafung, ein Dienststrafverfahren zur Suspendierung vom Dienst und zur Entlassung aus demselben. Im Gnadenwege wurden die Strafen zwar gemildert und anstelle des
Pensionsanspruchs, der zuerst aberkannt worden war, eine Unterstützung in der Höhe von 70 v.H. des erdienten Ruhegehalts zuerkannt. Die Wiederaufnahme des Dienstes durch E. blieb ausgeschlossen. Die
Kassenverwaltung wurde vorübergehend vom Gemeindesekretär Johann Emonts wahrgenommen und dann dem Gemeinderentmeister von Walheim, Sigismund Münstermann, übertragen.
Erst im Jahr 1933 stellte die Gemeinde wieder einen eigenen Rentmeister an. Weiteres über Engelen siehe 1937.
Beim Standesamt wurden angezeigt:
67 Geburten (Lebend-) davon 37 m. und 30 w.
54 Sterbefälle (einschließlich tot geborener Kinder) davon 27 m. und 27 w.
Ferner wurden 35 Trauungen beurkundet.
Die Zahl der auswärts (in Entbindungsheimen, Krankenanstalten) Geborenen oder Verstorbenen ist nicht mehr bekannt.
1930 | m | w | |
Population | 4937 | ||
Geburten | 44 | 55 | 99 |
Todesfälle | 27 | 18 | 45 |
Trauungen | 31 |
Einnahmen | RM |
---|---|
Mieten | 3.200 |
Pächte | 6.000 |
Beschulungsgeld | 26.196 |
Für die Berufsschule | 6.300 |
Erstattung von Wohlfahrts- und Fürsorgelasten | 50.050 |
Aus Holzverkäufen | 32.000 |
An Steuern: | RM |
Vergnügungssteuer | 2.700 |
Hundesteuer | 3.200 |
Grundvermögenssteuer | 51.900 |
Gewerbesteuer | 36.000 |
Anteile an der Einkommensteuer | 30.586 |
Körperschaftsteuer | 2.913 |
Umsatzsteuer | 12.500 |
Kraftfahrzeugsteuer | 4.600 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Kreisumlage | 27.000 |
Straßenunterhaltung | 17.200 |
Wegearbeiterlöhne | 10.000 |
Berufsschule | |
persönliche | 6.200 |
sachliche | 5.100 |
Volksschulen | 65.240 |
--- davon Beitrag zur Landesschulkasse | 59.500 |
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten | 90.841 |
Für Forstkulturen | 2.973 |
Holzfällung | 4.000 |
Waldversicherung | 1.352 |
Straßenbeleuchtung | 1800 |
Tilgung und Zinsen der Schulden | 37.963 |
Am 30.Januar starb unser Gemeindesekretär Josef Soldierer aus Breinig im Alter von 48 Jahren infolge einer Erkrankung. Er hatte seit 1898 im Dienst unserer Gemeinde gestanden und sich durch Fleiß,
Gewissenhaftigkeit und ein Bescheidenes Wesen Ansehen und Achtung erworben. Soldierer war der erste mit Beamteneigenschaft angestellte Verwaltungsbeamte unserer Gemeinde.
Mit Genehmigung des Regierungspräsidenten bestellte der Bürgermeister den Gemeindesekretär Johann Röntgen widerruflich zu seinem Stellvertreter als Standesbeamter der Gemeinde. Dieses Amt hatte
Obersekretär Soldierer inne gehabt.
Am 15.Mai verstarb unser früherer Bürgermeister (1898-1920) Gustav Esser im Alter von 71 Jahren.
Im vorigen Jahr war die Gemeinde Brand gewillt gewesen, einen Berufschulzweckverband, denen auch die Gemeinden Kornelimünster und Walheim angehören sollten, beizutreten, wie es von der Aufsichtsbehörde
zur Förderung dieses Schulzweigs notwendig und zweckdienlich erachtet worden war. Die Gemeinde Walheim vereitelte die Bildung des Verbandes, indem sie den Beitritt ablehnte.
Das gemäß vorjährigen Vertrags des preußischen Staats mit dem Heiligen Stuhl zur Entlastung des Erzbistums Köln gebildete Bistum Aachen erhielt in der Person die bisherigen Kölner Generalvikars und
Domdechanten Dr. Wilhelm Voigt seinen ersten Oberhirten. Auch unsere Pfarren Kornelimünster, Breinig und Venwegen im seit 1900 bestehenden Dekanat Kornelimünster gehören zum neuen Bistum. Zeitiger
Dechant ist der Pfarrer von Kornelimünster, Alfons Gerson.
Im Juli wurden in Kornelimünster die Heiligtümer in der hergebrachten Weise öffentlich gezeigt. Man glaubte, bemerkt zu haben, daß die Wallfahrer sich mehr als früher der öffentlichen Verkehrsmittel bedienen und
Kraftfahrzeuge bevorzugen. Das Bedürfnis, am Ort eine Ruhepause zu verbringen, bevor die Heimreise beginnt, ist dadurch zurückgegangen, damit auch der Verzehr. Die Zahl der Fußpilger sowohl
zur Heiligtumsfahrt wie auch zur alljährlichen Corneli-Oktav hat schon seit Jahren stark abgenommen. In diesem Jahr kam allerdings hinzu, daß beide Festzeiten unter ungünstigem Wetter zu leiden hatten.
Am 14.September wurde der Reichstag neu gewählt.
Nachdem auf Veranlassung unseres Landrats Classen zur Förderung des Heimatgefühls im Kreis Heimatvereine gegründet worden, bildete sich im Sommer der örtliche Heimatverein Kornelimünster. Er hat sich zur
Aufgabe gesetzt, die örtlichen Belange der Heimatpflege im weitesten Sinne zu pflegen und zu fördern, will die dahin zielenden Maßnahmen der Gemeinde unterstützen und erwartet von diesen auch Unterstützung
seiner Bestrebungen.
Die allgemeine Ortskrankenkasse für die Gemeinden Brand, Kornelimünster und Walheim war bisher vom Gemeinderentmeister von Brand verwaltet worden. Nachdem die Gemeinde Brand die Genehmigung hierzu
im vorigen Jahr zurückgezogen hatte, wurde die Kasse ab Jahresanfang nach Kornelimünster verlegt. Zum Geschäftsführer ist der Photograph und Uhrmacher Ludwig Giesen aus Kornelimünster bestellt.
Am 1.Mai wurde in Breinig zum ersten Mal ein staatlicher Polizeibeamter (Landjäger = neuere Bezeichnung für Gendarm) stationiert. In Kornelimünster besteht ein Gendarmerieposten schon seit unvordenklicher
Zeit. Erster Breiniger Landjäger ist Werner Herden, aus Köln.
"Auf der Geiß" (Breinigerheide) verpachtete die Gemeinde dem Heinrich Hürtgen aus Breinig ungefähr ¾ ha Heideland. H. errichtete dort eine Wohnhütte (Holzhaus). Sein Versuch das Land zu kultivieren und durch
die Aufzucht von Beerensträuchern zu nutzen, scheiterte jedoch, weil der Boden sich als dazu ungeeignet erwies.
Der Landwirt Wilhelm Esser vom Gut Kamp, 49 Jahre alt, wurde am 4.Februar auf der Breiniger Straße, wenig oberhalb der St. Antonius-Kapelle bei dem Versuch, sein durchgehendes Pferd zu bändigen, vom
eigenen Fuhrwerk überfahren und so schwer verletzt, daß er an den Folgen verstarb.
Eines schrecklichen Todes starben auch die Breiniger Eheleute Peter Kutsch, als sie im Frühjahr im eigenen Personenkraftwagen sich auf der Hochzeitsreise durch Holland befanden: Der Wagen stürzte in einen
Kanal, und beide ertranken.
Die gewerbliche Wirtschaft erfuhr im Zuge einer von den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgehenden weltweiten Krise einen Niedergang wie seit 1923 nicht mehr. Weil der Absatz fehlte, schränkten die
meisten Fabriken die Erzeugung ein, einige stellten sie gar ein. Die Zahl der Arbeitslosen stieg stark an. Auch das Handwerk blieb nicht verschont. Zeitweilig mußte fast ein fünftel aller Einwohner irgendwie
öffentlich unterstützt werden.
Das mußte sich auch auf die Gemeindefinanzen ungünstig auswirken, zumal die Steuern immer schleppender bezahlt wurden und zum Teil auch nicht mit Zwang beigetrieben werden konnten. Die gemeindliche
Wirtschaft wurde dadurch außergewöhnlich erschwert. Die Reichsregierung suchte dem Unheil mit Notverordnungen entgegenzuwirken; unter anderem wurde die Erhebung einer Bürger-, Bier- und Getränkesteuer
zugunsten der Kommunen ermöglicht bezw. vorgeschrieben.
1931 | m | w | |
Population | 4892 | ||
Geburten | 26 | 34 | 60 |
Todesfälle | 22 | 20 | 42 |
Trauungen | 40 |
Einnahmen | RM |
---|---|
Mieten | 2.850 |
Pächte | 6.000 |
aus Holzverkäufen | 15.000 |
Beschulungsgeld | 26.003 |
für die Berufsschule | 9.000 |
Erstattung und sonstige Einnahmen zu Gunsten der Wohlfahrtspflege und Fürsorge | 89.090 |
Steuern | RM |
Vergnügungssteuer | 2.200 |
Hundesteuer | 2.300 |
Bier | 8.000 |
Bürger | 8.000 |
Grundvermögenssteuer | 49.408 |
Gewerbesteuer | 22.640 |
Anteile an der Einkommensteuer | 22.927 |
Körperschaftsteuer | 4.527 |
Umsatzsteuer | 12.400 |
Kraftfahrzeugsteuer | 3.700 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Steuern vom Grundeigentum | 2.400 |
Kosten der Forstkulturen | 2.460 |
Der Holzfällung | 4.000 |
Der Waldfeuerversicherung | 1.352 |
Kreisumlage | 40.000 |
Verzinsung und Tilgung langfristiger Anleihen | 44.808 |
Straßenunterhaltung | 12.500 |
--- davon für Löhne | 7.000 |
Straßenbeleuchtung | 1800 |
Kosten der Berufsschule | |
persönliche | 8.755 |
sachliche | 2.000 |
Volksschulen | 63.507 |
--- davon Beitrag zur Landesschulkasse | 53.617 |
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten | 146.615 |
--- im Vorjahre nur | 90.301 |
--- davon 70.000 RM für Barunterstützungen | |
Beamtenbesoldungen | 44.653 |
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungskasse | 11.073 |
Der im vorigen Jahr gegründete Heimatverein Kornelimünster entfaltete eine rührige Tätigkeit. An mehreren Stellen, die einen schönen Ausblick auf den Ort oder dessen Umgebung gestatten, ließ er Ruhebänke
aufstellen. Auf seinen vom Bürgermeister unterstützten Antrag gab die Bezirksregierung das dem Staat gehörende Frankenwäldchen unter Vorbehalten und Bedingungen (es ist Naturschutzgebiet) zum Besuch
frei. Zu ihm wurde von der untersten Indebrücke her entlang des sogenannten Gäs’chens und nach Überbrückung des Auslaufs der "Hölle" ein Fußpfad angelegt. Zwischen Franken- und Klauser Wäldchen erbaute
man eine hölzerne Brücke über die Inde. So ist eine Stätte der Erholung geschaffen worden, die dem Ort zur Zierde gereicht. Sie erfreut sich zunehmenden Besuchs.
Um den Jahrmarkt während der Corneli-Oktav, der schon seit dem Kriege die frühere Bedeutung als Warenmarkt eingebüßt hat, auch in den letzten Jahren hinsichtlich der Volksbelustigungen zurückgegangen war,
wieder zu beleben, hat man in diesem Jahr von der Erhebung von Standgeld abgesehen. Der Erfolg blieb nicht aus, der Besuch war gut, allerdings auch vom Wetter begünstigt. Die Vorkriegsbedeutung hat der
Jahrmarkt nicht mehr erlangt. Damals gab es auf dem Markt und vor den Häusern nur Verkaufsbuden und Stände mit Waren und Lebensmitteln verschiedenster Art, und in größerer Entfernung von der Kirche,
zunächst auf dem Benediktusplatz, waren die Vergnügungsunternehmen, die wie heute noch, Geräusche (Orgel usw.) machen, aufgestellt. Auch der Zulauf zu Markt und Vergnügen war viel größer als heute.
Die Gemeinde verpachtete dem Jakob Strang aus Breinig auf der Breiniger Heide ein Stück Heideland von etwa 10 a Größe; auf ihm errichtete er eine Wohnhütte (Holzhaus). Als man nach Jahren die Cornelia und
die Hubertusstraße bebaute, blieb das Bauwerk im Hintergrund der neuen Hausgrundstücke erhalten, man bereitete ihm einen Zugang von der Corneliastraße her.
Auf eine zwar nicht völlig neue, jedoch wegen der bisherigen Zersplitterung notwendige übersichtlichere Grundlage gestellt wurde durch Landesgesetz vom 1.Juni das Polizeiverwaltungsrecht. Es
enthält eingehende Vorschriften über das Wesen der Polizei, ihre Aufgaben und Zuständigkeiten, ihre Gliederung und das Polizei-, Verfügungs-, Verordnungs- und Strafrecht. Ortspolizeibehörde ist wie bisher der
Bürgermeister.
Im Sommer beging der Löschzug Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr die Erinnerung an seine Gründung vor 50 Jahren in festlichem Rahmen. Aus diesem Anlaß wurde sein Gerätehaus am Markt
(Spritzenhaus) nach vorn vergrößert, sodaß es in eine Front mit dem Schulhaus kam, um eine bessere Unterkunft für die Geräte zu schaffen. Eine Festschrift gibt einen Überblick über die Geschichte des ältesten
Löschzuges unserer Gemeinde.
Die Kreisverwaltung gab erstmals zur Förderung der Heimatgesinnung die Heimatblätter des Landkreises Aachen heraus. Die gut ausgestatteten Hefte sollen in jedem Vierteljahr eine Fortsetzung finden.
Ein schweres Eisenbahnunglück geschah am 7.Januar am Überweg im Steg in Breinig, der trotz Unübersichtlichkeit keine Schranken hat. Ein mit mehreren Personen besetzter Kraftwagen wurde von einem zu Tal
fahrenden Zug erfaßt, mitgeschleift und gänzlich zertrümmert. Zwei der Wageninsassen kamen verletzt mit dem Leben davon, der dritte, Landwirt Johann Alexander Froesch aus Duffenter, starb auf der Stelle. F.
war 73 Jahre alt.
Die im Vorjahr erwähnte Wirtschaftskrise mit ihren unheilvollen Folgen überdauerte auch dieses Jahr. Betriebseinschränkungen, Arbeitszeitverkürzungen und Arbeiterentlassungen setzten sich fort. Das Geld war
knapp, Warenpreise und Baukosten sanken ab. Die Wohlfahrts- und Fürsorgekosten stiegen auf mehr als 150 v.H. der des Vorjahrs. Zwar wurde die Hauszinssteuer um ein Fünftel gesenkt, die Bürger- und
Biersteuer weiter erhoben; aber die erhöhten Schullasten infolge der neuen Verteilung auf ihre Träger, der schlechte Eingang der Steuern aller Art und die Minderung der Landes- und Reichs-Steuerüberweisungen
ließen die Gemeinden mehr und mehr absinken. Durch Reichsverordnung wurden die Gehälter der Beamten gekürzt.Im Reich soll es gegen 6 Millionen Arbeitslose gegeben haben, die natürlich
unterstützt werden mußten. Der Warenschmuggel über die Grenzen blühte erneut auf; insbesondere Tabakwaren (Zigaretten) und Kaffee wurden unter Umgehung der hohen Einfuhrzölle ins Inland gebracht.
Junge Männer und Frauen verschafften sich dadurch einen Nebenverdienst, manche machten den Schmuggel zur Haupterwerbsquelle.
Die Landesbank der Rheinprovinz wurde in der Jahresmitte sogar zahlungsunfähig, sodaß Zahlungen für Rechnung der Beamten-Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungskasse nicht mehr erfolgten.
Ersatzweise mußten die diesen Kassen angeschlossenen Kommunen ab 1.August die ihren früheren Beamten und deren Hinterbliebenen zustehenden Versorgungsbezüge zahlen, auch unsere Gemeinde.
1932 | m | w | |
Population | 4954 | ||
Geburten | 32 | 31 | 63 |
Todesfälle | 19 | 18 | 37 |
Trauungen | 41 |
Einnahmen | RM |
---|---|
PMieten | 2.337 |
Pächte | 5.200 |
aus Holzverkäufen | 13.000 |
Kapitalzinsen | 3.350 |
Polizeikostenzuschuß | 3.000 |
Jagdpachtanteil | 1.875 |
Marktstandsgeld | 350 176,35 |
Zuschüsse an dem Gewerbesteuer-Aufkommen anderer Gemeinden | 8.000 |
Schul-Ergänzungszuschüsse des Staates | 5.000 |
für die Berufsschule | 2.600 |
Erstattung von dem Bezirksfürsorgeverband | 132.930 |
An Steuern werden erwartet | RM |
Vergnügungs | 2.000 |
Hunde | 2.000 |
Bier | 7.500 |
Bürger | 18.000 |
Grundvermögens | 49.604 |
Gewerbesteuer | 12.820 |
Anteil an der Reichs-Einkommen | 11.671 |
Körperschaftssteuer | 1.008 |
Umsatz | 12.074 |
Kraftfahrzeug-Steuer | 3.500 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Besoldung der Beamten und Angestellten | 34.049 |
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und zur Beamtenhinterbliebenen Versorgungskasse | 8.788 |
Steuern vom Grundeigentum | 2.300 |
Kosten der Forstkulturen | 1.200 |
der Holzfällung | 4.500 |
Der Waldfeuerversicherung | 1.220 |
Kreisumlage | 40.000 |
Unterhaltung der Wege | 3.500 |
Straßenbeleuchtung | 1.000 |
Beiträge zur Landesschulkasse | 25.636 |
Kosten der Berufsschule | |
persönliche | 5.278 |
sachliche | 500 |
Miete für Schulräume und Lehrerwohnungen in Kornelimünster | 3.401 |
Wohlfahrts- und Fürsorgezwecke | 304.452 |
--- davon für laufende Unterstützungen | 160.000 |
--- im Vorjahr | 75.325 |
Ehrengabe an Freifrau von Brachel | 360 |
Im Sommer war Kornelimünster Ort des Treffens der Jugendabteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VdA). Für die Katholiken war Gottesdienst in der Pfarrkirche, für die Evangelischen
Feldgottesdienst am Ehrenmal. An dem großen Umzug nahmen auch die örtlichen Vereine teil. Auch die übrige Einwohnerschaft nahm regen Anteil an den Veranstaltungen. Auf dem Markt fand eine öffentliche
Kundgebung statt, bei der die Festrede der Seminarstudiendirektor Dr. theol. Monsignore Wilhelm von der Fuhr hielt.
Die 1927 in der Kunstwollfabrik der W. Heymann KG in der Münster Mühle (Klauser Straße) gegründete Polierscheibenfabrik bezog, als die Kunstwollfabrik als Opfer der Wirtschaftskrise stillgelegt worden war,
neue Fabrikationsräume, die ihr Inhaber G.A.Spaeth angekauft hat, an der Schleckheimer Straße. In der Folge hat Spaeth den Betrieb (später 1935) durch Neubauten vergrößert und ihm ein Textilwarengeschäft
angegliedert.
Auch in diesem Jahr kamen zwei schwere Unfälle vor, denen je ein junges Menschenleben zum Opfer fiel:
Am 16.März kam der 21 jährige Schmied Jakob Winkhold aus Rott auf seiner Werkstelle, Kalkwerk Adam Thelen an der Aachener Straße in Kornelimünster zu Tode, als er mit einem Arbeitsgerät der
Starkstromleitung zu nahe gekommen war.
Ebenfalls einen Betriebsunfall im gleichen Werk erlag am 7.Mai der gleichaltrige Arbeiter Lambert Schmitz aus Stolberg.
Am 20.November wurde ein starkes Erdbeben wahrgenommen, das jedoch in unserer Gemeinde keinen Schaden verursacht hat.
1933 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 32 | 25 | 57 |
Todesfälle | 29 | 21 | 50 |
Trauungen | 56 |
Einnahmen | RM |
---|---|
Polizeikostenzuschuß des Staates | 6.000 |
Mieten | 1.700 |
Pächte | 4.200 |
Aus Holzverkäufen | 23.000 |
Kapitalzinsen | 3.100 |
Aus der Gas- und Elektrizitätsversorgung | 24.000 |
Staatsergänzungszuschüßefür Schulen | 5.000 |
Für die Berufsschule | 3.500 |
Mieten aus Lehrerdienstwohnungen | 4.520 |
An Steuern | RM |
Vergnügungs | 1.800 |
Hunde | 2.000 |
Bier | 7.500 |
Grundvermögen | 49.014 |
Gewerbesteuer | 9.320 |
als Anteile an Reichssteuern | |
Einkommen | 8.695 |
Körperschaft | 720 |
Umsatz | 12.074 |
Kraftfahrzeug | 3.100 |
An Bürgersteuer werden | 18.000 erwartet. |
Zuschüsse fremder Gemeinden aus der Gewerbesteuer | 6.000 |
Ausgaben | RM |
---|---|
Besoldung der Beamten und Angestellten | 39.228 |
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und zur Beamtenhinterbliebenen Versorgungskasse | 8.246 |
Steuern vom Grundeigentum | 2.300 |
Kosten der Forstkulturen | 1.000 |
der Holzfällung | 7.000 |
Der Waldfeuerversicherung | 1.220 |
Verzinsung und Tilgung langfristiger Anleihen | 19.211 |
Für Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen | 22.038 |
Kreisumlage | 47.126 |
Kreisanteil an der Vergnügungssteuer | 180 |
und der Hundesteuer | 600 |
Zuschüsse an fremde Gemeinden aus der Gewerbesteuer | 500 |
Unterhaltung der Wege | 5.000 |
Straßenbeleuchtung | 900 |
Müllabfuhr(durch gleichhohe Gebühren gedeckt) | 350 |
Beiträge zur Landesschulkasse | 26.364 |
Kosten der Berufsschule | |
--- persönliche | 5.649 |
--- sachliche | 400 |
Miete für Schulräume und Lehrerwohnungen in Kornelimünster | 3.311 |
Dieser hatte seit Jahren als ein Ziel das Wiedererstarken der Nation, die Wiederaufrichtung einer gesunden Volkswirtschaft, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und anderes verkündet. Weite Kreise der
Bevölkerung nahmen die neue Nachricht mit verhaltenem Mißtrauen gegenüber der Partei auf, obwohl die Sehnsucht nach politischem Frieden und Besserung der wirtschaftlichen Zustände allgemein war. Jubel
dagegen löste sich bei den Mitgliedern und Anhängern der Partei aus. Noch an dem gleichen Nachmittag traf die Ortsgruppe der Partei in geschlossenem Zuge vor dem Gemeindeverwaltungsgebäude ein und hißte
an ihm die Partei (= Hakenkreuz) Fahne als Zeichen der Machtergreifung. Die Gemeindeverwaltung ließ man im übrigen unbehelligt; insbesondere verlangte man, im Gegensatz zu anderen Orten, keine personellen
Veränderungen. Nach und nach verspürte jedoch auch sie den Einfluß des neuen Geistes. Hier sei nun das erwähnt, was unsere Einwohner oder die Gemeinde berührte.
Die "alten Kämpfer" das sind die alten Parteimitglieder entfalteten von nun an, da sie offen auftreten konnten, eine rege Propagandatätigkeit, warben um neue Mitglieder und Bezieher des
Parteiblattes (Aachener Grenzblatt). Ende Februar wurden auf Geheiß der Kriminalpolizeistelle Aachen 4 oder 5 Männer aus Breinig ohne erkennbaren Grund dieser zugeführt und dann mehrere Wochen in
Gewahrsam gehalten; man wußte von ihnen nur, daß sie als Mitglieder der Ortsvereine der Kommunistischen Partei hervorgetreten waren. Am 28.Februar hat der Reichspräsident durch eine Notverordnung
gewisse Verfassungsartikel, insbesondere über die persönliche Freiheit, vorläufig außer Kraft gesetzt. Dieses "Vorläufig" ist allerdings im Dauerzustand geblieben.
Am 5.März fand eine Reichstagswahl statt; man bezeichnete sie als die "letzte freie", weil zum letzten Mal die Parteien hergebrachter Art Bewerber wählen lassen durften; am gleichen Tage wurden auch die
Mitglieder des Landtags neu gewählt. Eine Woche später folgten die Wahlen zu den kommenden Vertretungskörperschaften; dabei wurden erstmals auch Nationalsozialisten für unseren Gemeinderat gewählt, ihre
Zahl blieb jedoch gegenüber den Vertretern der anderen Parteien (Zentrum, Sozialdemokratische Partei) in der Minderheit. Die Wahl von Vertretern der Kommunistischen Partei, die im bisherigen Gemeinderat
vertreten gewesen war, wurde von der Reichsregierung als unzulässig bezw. ungültig erklärt; diese Partei war hinfort von allen Verwaltungs- und Regierungsgeschäften ausgeschlossen. Der neue Reichstag trat
alsbald zusammen und billigte am 23.März das von der Regierung verlangte Ermächtigungsgesetz, das ihr für die nächsten vier Jahre das Recht eigenmächtiger Gesetzgebung verlieh. Danach stellten die
katholischen Bischöfe entgegen ihrer bisherigen Haltung, nachdem der Kanzler beruhigende Erklärungen abgegeben hatte, den Katholiken frei, der NSDAP beizutreten, wenn sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren
könnten. Mit der katholischen Kirche schloß die Reichsregierung am 20.Juli ein Konkordat, in dem die Mitglieder der Kirche die Wahrung ihrer Rechte und Freiheiten sehen durften. Inzwischen waren alle politischen
Parteien aufgelöst worden, soweit sie sich nicht selber augelöst hatten, und die NSDAP als allein zulässige Partei sozusagen zur Staatspartei erklärt worden. Die Parteiorganisation und die ihrer Gliederungen
und Verbände wurde mächtig vorangetrieben. Im August erklärte der "Führer" die "nationale Revolution" für beendet und den,"nationalen Aufbau" als die künftige Aufgabe.
Der 1.Mai wurde als "Tag der nationalen Arbeit" und zum Feiertag erklärt, der erste Oktober-Sonntag für das Erntedankfest bestimmt, beide wurden mit Umzügen und Kundgebungen, die die Partei organisierte,
begangen.
Die Juden waren vom Wahlrecht sowohl wie von der Wählbarkeit ausgeschlossen und wurden nach und nach von jeder anderen öffentlich rechtlichen Betätigung entfernt. In unserer Gemeinde lebten damals nur
einige wenige jüdische Familien in Kornelimünster, wo die Vorfahren der meisten von ihnen schon zur Franzosenzeit (um 1800) ansässig waren. Eine der Familien betreibt Landwirtschaft und Großviehhandel, zwei
oder drei andere leben ebenfalls von Viehhandel.
Noch vor dem "Tag der nationalen Arbeit" ließ unser Bürgermeister den jetzigen Steinkaulplatz "Adolf Hitler-Platz", die heutige Promenade "Dr. Ley Allee" (siehe 1926) und die Neustraße in Breinig nach dem
Preußischen Ministerpräsidenten "Hermann Göring Straße" benennen und mit entsprechenden Schildern Versehen. Das waren die ersten Srtraßenbenennungen seit 1909.
Im Laufe des Jahres wurden die überörtlichen außerkirchlichen Vereine und Verbände aufgelöst und durch neue nach dem "Führerprinzip" geleitete ersetzt. Demokratische Gepflogenheiten bisheriger Art, z.B.
Mehrheitsbeschlüsse mit Wirkung für die Organisation oder Leitung von Verbänden wurden abgeschafft; neben dem Führer derselben gab es bestenfalls einen diesen beratenden Ausschuß; verantwortlich ist nur
der Leiter. Diese "Gleichschaltung" mit den Prinzipien der Partei wurde auch bei den Vereinen von örtlicher Bedeutung durchgeführt oder doch durchzuführen gesucht. Die katholischen Vereine und Verbände
wehrten sich still und verbissen gegen die Neuerungen; besonders die kirchlichen Jugendverbände waren dann den neuen Machthabern im Wege und verspürten deren Druck am meisten.
Wenn auch niemand gezwungen wurde, Mitglied der Partei oder ihren Gliederungen oder angeschlossenen Verbänden zu werden oder zu bleiben, so gab es doch eine Menge Druckmittel, um zum Beitritt oder zum
Verbleiben zu nötigen. Ihnen waren vor allem die im öffentlichen Dienst stehenden Beamten, Angestellten und Arbeiter, aber auch Geschäftsleute und sonstige Gewerbetreibende und die Jugend ausgesetzt,
Arbeiter und Arbeitgeber nicht minder. Es war vorbei mit der Entschlußfreiheit.
An neuen Gliederungen traten hervor die Schutzstaffel (SS), die in unserer Gemeinde jedoch nur wenige Mitglieder hatte, und die Sturmabteilung (SA) mit immerhin einigen Dutzend Angehörigen.
Die Jugendlichen wurden in der Hitler-Jugend (HJ) und im Bund deutscher Mädel (BdM), die Frauen in der Nat. soz. Frauenschaft (NSF) zusammmengefaßt. Alle waren eingeladen, der Nat. soz. Volkswohlfahrt
(NSV) anzugehören, die sich ihrem Namen gemäß der Linderung der Armut und Not widmete. Landwirte und andere an der Erzeugung von Nahrungs-oder verzehrbaren Genußmitteln Beteiligte fanden ihre
berufliche Heimat im Reichsnährstand, die Beamten im Reichsbund der deutschen Beamten (RdB), die Arbeiter der "Stein und Faust" einschließlich ihrer Arbeitgeber in der deutschen Arbeitsfront (DAF); die
Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen wurden in der Nat. soz. Kriegsopfer-Versorgung zusammengefaßt (NSKOU). Außerdem gab es noch eine Reihe Verbände, z.B. für Kraftfahr- und Reitsport usw. für
Gewerbetreibende u.a.
Um das angeblich durch Außenseiter und Parteibuchbeamte zersetzte Beamtentum zu säubern, mußten auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums alle Beamten ihre politische
Gebundenheit darlegen und außerdem ihre Abstammung bis zu den Großeltern (arische Abstammung) nachweisen. Unsere Gemeindebeamten ohne Ausnahme hielten dieser Überprüfung stand.
Durch Gesetz vom 1.Dezember wurde die Geheime Staatspolizei (Gestapo) gegründet, die ein Machtinstrument ersten Ranges werden sollte.
Von ihren weitgehenden Vollmachten hat sie reichlich Gebrauch gemacht, auch gegenüber Einwohnern unserer Gemeinde. Für uns zuständig war die Staatspolizeistelle, d.h. keine Behörde und kein Gericht war für
ihre Nachprüfung zuständig; damit war der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Unterm 15.Dezember erging ein Gemeindeverfassungsgesetz. Es brachte das Führerprinzip auch für Gemeindeverwaltungen zur Geltung. Der Bürgermeister ist nicht an Beschlüsse des Gemeinderats gebunden,
sondern für seine Handlungen, Entscheidungen und Entschlüsse allein verantwortlich. Der gewählte Gemeinderat ist abgeschafft. An seine Stelle treten Gemeindeälteste, die auf Vorschlag der Gauleitung der Partei
(Sitz in Köln) von der Aufsichtsbehörde (Landrat) ernannt werden. Sie haben den Bürgermeister lediglich zu beraten. Mitglieder können nur Parteimitglieder werden. Die Beratungen sind nicht öffentlich; Zuhörer
sind nicht zugelassen. Unsere Gemeinde hat 8 Gemeindeälteste erhalten. Für die Beratungen reichte der Raum des Arbeitszimmers des Bürgermeisters aus. Wirtshaussäle brauchten dafür nicht mehr aufgesucht
zu werden.
Die wirtschaftlichen Nöte und Bedrängnisse (siehe Vorjahr) hat die neue Regierung nicht zu beseitigen vermocht; es blieben auch die Schwierigkeiten der Gemeinde hinsichtlich ihrer Finanzgebarung. Es wurden
jedoch Versuche unternommen, um sie zu mildern, und das mit einigem Erfolg. So wurden staatliche Beihilfen zur Instandsetzung von Gebäuden gegeben, ferner erbgesunden Bewerbern in der Form von
Gutscheinen zur Anschaffung von Hausrat bis zu 1.000 RM Wert Ehestandsdarlehen gewährt (Gesetz vom 1.Juni). Auch suchte man die Inlandswirtschaft mehr wie bisher unabhängig vom Ausland zu machen, die
Ausfuhr zu steigern und konnte bisher Arbeitslose in der Textilindustrie unterbringen. Daß bei der Arbeitsbesorgung "alte Kämpfer" möglichst zu bevorzugen gesucht wurde, mag als Nebenerscheinung erwähnt
sein. Im Herbst nahm die NSV den Kampf gegen "Hunger und Kälte" auf.
Im Erbhofgesetz vom 19.Oktober will man der Besitzzersplitterung beim Erbgang steuern und Höfe die eine bäuerliche Familie ernähren können, ungeteilt erhalten wissen; sie sollen einem Hoferben
zufallen, der allerdings für leer ausgehende Geschwister vorsorgen muß. Auch in unserer Gemeinde wurde eine Anzahl Höfe, Erbhöfe. Deren Besitzer heißt "Bauer". Unsere Erbhöfe sind in der Regel nicht unter 7,5
ha (= 30 Morgen) groß.
Das Gesetz vom 14.Juli zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses sucht Eheschließungen erbkranker Personen zu unterbinden und schreibt den Nachweis der Erbgesundheit vor (amtsärztliches Zeugnis). Es läßt
jedoch auch die Unfruchtbarmachung von Personen zu, die gesundheitlich erblich belastet sind.
Am 12.November fand eine Neuwahl des Reichstags und eine Abstimmung über den von Hitler erklärten Austritt aus dem Völkerbund statt; der Austritt wurde bestätigt.
Am 6. Und 7.Mai beging die Musikalische Gesellschaft Kornelimünster Breinig das Fest ihres 50-jährigen Bestehen. Die Breiniger M.G. ist allerdings schon 1881 gegründet worden.
Der letzte Direktor des Lehrerseminars Kornelimünster Monsignore Dr. theol. Wilhelm von der Fuhr, verstarb am 28.August; er ist auf dem alten Friedhof bei der Bergkirche beerdigt worden.
1934 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 39 | 37 | 76 |
Todesfälle | 19 | 20 | 39 |
Trauungen | 47 |
Ein Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit führte die Arbeitspflicht ein, dazu das Verbot des Arbeitsplatzwechsels ohne Genehmigung des Arbeitsamts. Das Arbeitsamt darf auch Arbeiter zu Arbeiten an
entfernten Orten verpflichten und damit den Arbeitseinsatz lenken. Von diesem Recht hat es in der Folge regen Gebrauch gemacht. Mit Mitteln der Arbeitslosenfürsorge unterstützte und förderte es die Ausführung
öffentlicher Arbeiten. Ehestandsdarlehen wurden vermehrt verlangt und durch sie Handwerk und Gewerbe gefördert. Es gelang, dadurch Erwerbslosen zu Verdienst zu verhelfen. Dem blühenden
Warenschmuggel wurde vom Dezember an durch den Einsatz neu geschulter Zollbeamten in großer Zahl ein Ende bereitet. Auch dem Bettlerwesen ging man zu Leibe, sodaß diese Plage verschwand.
Ein Opfer ihres Übereifer gegenüber dem Nationalsozialismus wurde die Breiniger Lehrerin Hubertine Lammertz. Schon einmal war sie dadurch aufgefallen, daß sie in einer Lehrerversammlung ihre Einstellung als
Gegnerin der Partei bekundete. In einer öffentlichen Versammlung in Breinig, in der auch schuliche Dinge besprochen wurden, hat sie dem Parteiredner, Ortsgruppenleiter Rütten, auf dessen die Lehrpersonen und
Schulen verunglimpfenden Anwürfe in unmißverständlicher Weise zu widersprechen gewagt. Infolgedessen wurde sie am 30.April, im Interesse des Dienstes nach Euchen versetzt.
Nachdem die Bemühungen um die Gründung eines Berufschulzweckverbandes am Widerstand der Gemeinde Walheim gescheitert war, machte die Gemeinde Brand eine eigene Berufsschule auf und läßt an ihr durch
den Leiter unserer Schule, Gewerbelehrer Josef Souvignier, unterrichten.
Die neue Amtsordnung vom 8.Oktober erlangte für unsere Gemeinde erst nach der Bildung des Amts (1.April 1935) Bedeutung.
Durch ein Reichsgesetz vom Februar wurden die Staatsangehörigkeiten in den Ländern abgeschafft (für uns "Preußen"). Jeder Angehörige eines Landes ist nur noch Deutscher, deutscher Staatsangehöriger.
Am 2.August verstarb unser Reichspräsident von Hindenburg. Aus diesem Anlaß war Landestrauer befohlen und den öffentlichen Beamten das Tragen eines Trauerabzeichens aufgegeben; die öffentlichen Gebäude
setzten die Flaggen Halbmast. Mit großer Mehrheit wählte das Volk in der Abstimmung vom 19.August zum Nachfolger den Reichskanzler Adolf Hitler. Dieser nahm für den innerdeutschen Gebrauch den Titel
"Führer und Reichskanzler" an. Auf Gehorsam gegenüber seiner Person wurden die öffentlichen Beamten durch Eid verpflichtet.
Die kath. Kirchengemeinde Breinig stellte das im Vorjahr begonnene , auf dem Pfarrhausgarten errichtete Pfarrheim fertig. Es war ursprünglich als Heim für die katholische Vereinsjugend gedacht
gewesen, konnte diesem Zweck aber wegen deren Unterdrückung im außerkirchlichen Raum nicht mehr zugeführt werden.
Der Breiniger Pfarrer Franz Jansen feierte im März das Gedenken an den Tag, an dem er vor 25 Jahren zum Priester geweiht worden war.
Nachdem die Stelle des Gemeindepolizeibeamten nach der Zurruhesetzung des Polizeibetriebsassistenten Johann Zimmermann, Kornelimünster, zunächst probeweise und vorübergehend von dem
Oberwachtmeister Kohlmann von der Oberhausener Schutzpolizei versehen worden war, wurde sie dem Oberwachtmeister Venth, von der Aachener Schutzpolizei, übertragen. Dieser mußte aus politischen Gründen
in den Ruhestand versetzt werden. Ab 30.September wurde in sie berufen der bisherige bei der Kölner Schutzpolizei angestellt gewesene Oberwachtmeister Lorenz Baltus.
Der 1919 eingeführte "Elternbeirat", eine von den Schülereltern gewählte Verbindung zu den Schulen, wurde wieder abgeschafft. Auf ministerielle Anordnung trat an seine Stelle die "Schulgemeinde". Ihre
Mitglieder werden nicht gewählt, sondern auf Vorschlag der Partei vom Schulleiter berufen, dazu entsendet die HJ ein Mitglied.
Wegen einer im Nordteil des Kreises herrschenden Diphterie-Epidemie wurden die Volksschüler auf Grund freiwillliger Meldung erstmals gegen diese Krankheit schutzgeimpft. Diese Impfung ist in späteren Jahren
wiederholt worden.
Im vorigen Jahr begann man westlich der Felsgruppe "Hoheburg" in Breinigerberg mit dem Aufbau der ersten geschlossenen Wohnsiedlung in der Gemeinde: 6 Doppelhäuser (Einfamilienwohnungen). Träger des
Unternehmens, das die Neusiedler durch umfangreiche Eigenleistungen zu fördern hatten, ist die Rheinische Heimstätte G.m.b.H. in Düsseldorf. Das Gelände gab die Gemeinde her; sie lieferte verbilligt auch das
Bauholz und hat später auch die Verbindungsstraße dahin gebaut und mit dem Namen "An der Hoheburg" belegt. Jene Felsen haben für die Gewinnung der Grundmauersteine gedient, die die Siedler
kostenlos brechen durften, und sind deshalb größtenteil verschwunden. Vor einigen Jahren hatte man in einem der jetzigen Hausgärten die Grundmauern römischer Bauten freigelegt. Die Siedelhäuser, weiß
getüncht und rot bedacht, wurden in diesem Jahr fertig und von zwölf Familien bezogen.
Die Stolberger Wasserwerksgesellschaft hat, auf dem von ihr 1930 erworbenen Schacht Maria der ehemaligen Grube Breinigerberg eine Pumpe aufgestellt und durch die Rüst einen Anschluß an die
Hauptrohrleitung erbauen lassen (1933). Jetzt errichtete sie dort eine Kraftstation, um durch die Selbsterzeugung von elektrischer Kraft von der allgemeinen Stromversorgung unabhängig zu sein; die
Pumpanlagen wurden erweitert. Der Maria Schacht ist jetzt die Hauptwassergewinnungsanlage der Gesellschaft. Auf ihm hatte schon die Grube ihre ergiebigste Wasserförderanlage eingerichtet gehabt. Das große
Schachtgebäude ist 1921 abgebrochen worden; die unterirdischen Anlagen kamen der neuen Aufgabe sehr zustatten.
Am 17.Dezember wurde im Sägewerk Peter Krings in Breinig der 20 Jahre alte Holzarbeiter Josef Mohr aus Breinigerheide von einem Baumstamm erschlagen.
Am 1.Dezember geriet das sechsjährige Söhnchen Arnold Lambert Helmut des Lehrers Lambert Bein auf der Neustraße in Breinig unter einen Kraftwagen und wurde schwer verletzt, daß es noch am gleichen Tage
verstorben ist.
Wetter, Ernte:
Einem trockenen Frühjahr mit späten Nachtfrösten folgte ein regenarmer Sommer. Der Wassermangel führte nur deshalb nicht zur Katastrophe, weil der Verbrauch, wenn auch unter Einschränkungen, aus der
Wasserleitung gedeckt werden konnte. Futtermangel war die Folge und führte zur Verringerung des Rindviehbestands. Der Ertrag an Heu war kläglich, dagegen waren Hafer, Roggen und Kartoffeln beinahe normal
ausgefallen. Reichlich Pflaumen standen nur wenig Äpfel und Birnen gegenüber. Die Unzufriedenheit der Landwirte mit manchen Regierungsmaßnahmen, zum Teil auch mit dem Erbhofgesetz, wurde
durch diese Umstände noch erhöht.
Die Straßenunterhaltung und deren Kosten sind schon seit Jahren das Sorgenkind unserer Gemeinde. Sie ließen schon lange auf Abhilfe sinnen. Im vorigen Jahr ist dem Bürgermeister gelungen, die
Provinzialverwaltung dafür zu gewinnen, die 6 km lange Straße von Kornelimünster über Breinig nach Vicht-Breinigerberg in die Unterhaltung zu übernehmen. Es mußte allerdings eingewilligt werden, sie nach den
Wünschen der Provinz neu auszubauen, zum Teil zu verlegen und am Anfang und Ende zu verlängern. Die Bauarbeiten begannen schon im vorigen Herbst unter Leitung des Kreis-Tiefbauamts. Bei ihnen sind außer
leitenden Personen und Facharbeitern größtenteils Erwerbslose der verschiedensten beruflichen Herkünfte eingesetzt. Deswegen auch gehen die persönlichen Kosten (Löhne) zu einem erheblichen Teil zu Lasten
des Arbeitsamts. Am 1.September dieses Jahres wurde das Teilstück in Kornelimünster für den Verkehr freigegeben, während an der übrigen Strecke noch gebaut wurde. Am Jahresende baute man noch in Breinig
und darüber hinaus weiter. Die größten Umwälzungen brachte der Bau im Indetal, in Kornelimünster, mußte doch hier völlig neu gebaut werden, weil gleichzeitig für den Durchgangsverkehr, um ihn von den
Behinderungen durch die Straßenwindungen am Markt und über den Benediktusplatz und die unübersichtliche Enge in der Gasse (Anfang) der Triererstraße, jetzt Corneliusstraße zu befreien, eine
Umgehungsstraße nötig wurde. Rückblickend kann man diese Lösung nur für gut finden, läßt sie doch den Ortskern um die alte Abtei mit Kirche abseits vom Fernverkehr liegen und stört auch das schöne Ortsbild
nicht. Andernfalls wären Gebäudeabbrüche unvermeidbar geworden, durch die die Geschlossenheit des überlieferten Ortsbildes, gestört worden wäre. In die neue Straße wählte man eine Linie, die im Anschluß an
die Aachener Straße an der Haupt-Indebrücke beginnt, auf dem linken Bachufer unter Benutzung der alten Bergstraße bleibt, den Bach da überquert, wo der Fahrweg von der Gasse her auf ihn stößt,
dann quer durch den Pannacker führt und an dem Gaswerk die alte Trierer Straße erreicht. Kurz vor diesem Ende ist die Breiniger Straße über die Corneliusstraße hinweg geführt und bis zur Umgehungstraße
verlängert worden. An diesem Treffpunkt beginnt die von der Provinz zu übernehmende Straße. Oberhalb der St. Antoniuskapelle wurden die bisherigen engen Krümmungen der Breiniger Straße durch einen
weiten Bogen ersetzt, so daß das dort nach dem Kriege erbaute Haus (von Josef Kreischer) jetzt die Rückseite zukehrt; umfangreiche Felsausbrüche waren dazu erforderlich. Im übrigen erfolgt der Ausbau auf der
alten Straße bis in Vicht-Breinigerberg. Dort erbaut man von der Provinzialstraße aus in Richtung Mausbach ein neues Verlängerungsstück unter Mitbenutzung der zu erbreiternden, bisher nur von der Straßenbahn
benutzten Vichtbrücke. Auf dem Acker wurde am "Kreuzchen" eine Krümmung etwas gestreckt; zwischen Breinig und Breinigerberg fielen mehrere Schlangenlinien fort. In Breinigerberg gab man die Linie am
Tomborn vorbei auf und baute eine neue mehr gestreckte Straße östlich davon. In Kornelimünster, Breinigerheide und Breinig wird die Straße Bürgersteige erhalten, in den beiden letzten Orten ist auf diesen, wo
möglich, die Anpflanzung von Birken vorgesehen. Gleich am Anfang lag im Zuge der neuen Straße in der Höhe des Baches der in Stein gefaßte Hahndoor (= Hahntor) Brunnen unterhalb der Apotheke, dessen
Wasser zum Trinken und Waschen sehr begehrt war; ihm war ein Wasch- und Spülbecken benachbart. Er wurde überbaut, doch so, daß sein Wasser in den Bach abfließen kann. Die Böschungsmauer zwischen
Brunnen und Bergstraße verfiel dem Abbruch und wurde um eine angemessene Straßenbreite zu ermöglichen rückwärts neu aufgeführt, der Treppenanfang zur Bergstraße gegenüber der Hauptindebrücke, bisher
rechtwinklig zur Straße hinauf führend, parallel mit und hinter der Böschungsmauer errichtet. Ein am Fuße der alten Treppe stehendes Häuschen mit Zinkdach, an dem ein Kruzifix stand, mußte ebenfalls weichen,
wurde jedoch weiter zurück neu aufgebaut und erhielt als Abdeckung ein gewölbtes steinernes Dach. Darin fand ein von dem in Kornelimünster wohnenden Bildhauer Karl Löhr geschaffenes Kruzifix
Aufstellung. Auch die Stützmauer zwischen neuer Straße und Bach wurde vom Anfang bis zur vorerwähnten neuen Brücke erneuert. Die alte Bergstraße mußte vom "TURM" ab, erbreitert werden; dann wurde die
Stützmauer da im Hang liegenden Grundstücke zurückgesetzt. Zwei dort stehende alte Häuser (eins von Bartholomäus Kloubert, das andere der Gemeinde gehörend als Polizeibeamtenwohnung und
Polizeigefängnis dienend) verfielen dem Abbruch. Übrigens stieß man bei den Gründungsarbeiten beiderseits des Brunnens auf alte Gefäßscherben und eine hölzerne Röhre. Östlich der im Zuge der Steinstraße
liegenden kleinen Indebrücke standen hart am Bach zwei alte Häuser, das erste "Turm", das angebaute "Kalbaß" genannt; ihnen schlossen sich längs des heute "Unter den Weiden" genannten schmalen Fahrwegs
Stallungen und Scheunen an. Auch diese Bauten mußten abgebrochen werden. Das Polizeigefängnis wurde im Hause des Vollziehungsbeamten Josef Milz auf dem St. Gangolfsberg 30 neu eingerichtet. Das zuletzt
"Turm" genannte Gebäude hat nach der Überlieferung in abteilicher Zeit als Gefängnis gedient gehabt, in dem Missetäter vor der Aburteilung gebracht wurden. Weil Einwohner von Kornelimünster auf die Nutzung
des Wassers des Hahntorbrunnens (mundartlich Hahndoor) nicht verzichten mochten und es vornehmlich zum Waschen und Spülen der Wäsche benutzt hatten, verlegte man vom Brunnenkessel unter neuer
Straße und Bachbett hindurch eine Röhrenleitung bis an den kleinen Platz zwischen Hauptindebrücke und Haus Markt 2 und stellte dort eine Pumpe auf. In der Folge zeigte sich jedoch, daß mit dem Verschwinden
der Brunnenromantik auch die Anhänglichkeit an das so unentbehrlich scheinende Brunnenwasser zurückgegangen war, denn die neue Pumpe wurde fast gar nicht benutzt. In Breinigerberg hat man bei den
Bauarbeiten östlich des Ausgrabungsgebiets (siehe 1924) ein Lager von Brandschutt angeschnitten und zwar da, wo die neue Straßenführung von der alten abweicht, d.h. abzuweichen beginnt. Dem Vernehmen
nach fand man dort auch Gefäßscherben, kleine Tonlampen und Münzen römischer Herkunft; deren Verbleib ist nicht bekannt.
Über die Fertigstellung der Straße ist zum Jahr 1935 berichtet.
1935 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 35 | 46 | 81 |
Todesfälle | 23 | 23 | 46 |
Trauungen | 43 |
Viehstand | Stück |
Viehhalter | 492 |
Pferde | 68 |
Rindvieh | 1821 |
Schafe | 162 |
Schweine | 119 |
Ziegen | 64 |
Hühner | 8082 |
Gänse | 33 |
Enten | 100 |
Bienenvölker | 64 |
Durch Gesetz vom 16.März wurde die allgemeine Wehrpflicht (1918 abgeschafft) wieder eingeführt. Dem Dienst mit der Waffe hat ein mehrmonatiger Dienst beim Reichs-Arbeitsdienst (RAD) vorauszugehen.
Für die Schulentlassenen wurde die Pflicht eingeführt, vor dem Ergreifen eines Berufs ein Jahr lang in der Landwirtschaft (Landdienst) oder, für Mädchen, in der Hauswirtschaft (Hauswirtschaftsjahr) zu arbeiten.
Man will damit einerseits dem Mangel an Arbeitskräften in diesen Berufen abhelfen, zum anderen auch Interesse für sie wecken.
Der Reichs-Luftschutzbund begann, nicht nur für seine Aufgaben zu werben, sondern auch durch belehrende Vorträge die Notwendigkeit des Luftschutzes im Falle eines Krieges darzulegen und in seine Technik
einzuführen.
Der Einfluß der Partei (NSDAP) trat auf allen Gebieten immer stärker hervor.
Die Juden wurden neuerlich auch vom Viehhandel ausgeschlossen, der einigen Familien Unterhalt gewährt hatte, ihr Verkehr mit Bauern beargwöhnt und sie auch durch andere Maßnahmen zu isolieren gesucht. Als
erwünscht galt ihre Auswanderung. Immer mehr wurde ihnen das Dasein erschwert. Auch die Katholiken blieben fortgesetztem Druck ausgesetzt. Die Betätigung kirchlicher Vereine außerhalb der kirchlichen Räume
ist unterdrückt, die christlich eingestellte Tagespresse zum Eingehen verurteilt. Lediglich die Kirchenzeitung für das Bistum Aachen bringt noch Stellungnahmen zu den Zeitereignissen, wenn auch in vorsichtiger
Form, und berichtet über kirchliche Vorgänge. Die Worte des bischöflichen Oberhirten sind den Gläubigen Trost und stärken ihre Zuversicht. Die Partei gebärdet sich immer offener als antikirchlich und wirbt in nicht
öffentlichen Besprechungen um den Austritt ihrer Mitglieder aus den christlichen Kirchen; einige sind dem gefolgt.
Durch Reichsverordnung vom 24.Oktober wurde das öffentliche Flaggen dahin geregelt, daß andere als Hakenkreuzfahnen nicht mehr gezeigt werden dürfen; nur an Kirchen und kirchlichen
Dienstgebäuden ist an kirchlichen Feiertagen das Hissen von Fahnen in den Kirchenfarben erlaubt. Damit ist auch das Schmücken längs des Wegs der Fronleichnamsprozession mit bunten Wimpeln und Fähnchen,
wie es seit vielen Jahren üblich war, unterdrückt.
Kurz vor der Feier seines 25 jährigen Bestehens wurde der Touristenverein "Lustige Brüder" in Venwegen wegen angeblicher "politischer Unzuverlässigkeit" polizeilich aufgelöst und verboten und sein
(bewegliches) Vermögen eingezogen.
Die "politische Zuverlässigkeit" spielt überhaupt in allen Bereichen eine große Rolle; das Gegenteil von ihr gefährdet Freiheit und Fortkommen. Die Schnüffelei nach der inneren Einstellung der Bürger zu Partei und
Staat, ja zu kirchlichen Bindungen, ist an der Tagesordnung. Offenen Widerstand gegen amtliche oder Partei-Maßnahmen zu leisten, wagt niemand mehr.
Die gewerbliche Wirtschaft zeigte infolge von Geldverknappung einen leichten Rückgang; die Textilindustrie schränkte wegen Rohstoffmangels die Erzeugung ein.
Die seit Jahren vorgesehenen Gebietsveränderungen wurden in der Nachbarschaft und anderswo durchgeführt; unsere Gemeinde blieb davon verschont. Indessen kam auf höhere Anordnung der in den letzten
Jahren ebenfalls erörterte, von der Gemeinde Walheim allerdings bekämpfte Plan, diese Gemeinde unter Wahrung ihrer kommunalen Selbständigkeit mit der unserigen zum Amt Kornelimünster
zusammenzuschließen, am 1.April zur Ausführung. Der Verwaltungssitz für Amt und Gemeinden ist Kornelimünster, unser Bürgermeister als Amtsbürgermeister auch Leiter der Amtsverwaltung. Die Gemeinde
Walheim hatte in den letzten Jahren keinen Bürgermeister im Hauptamt gehabt, sondern war stellvertretend von einem ehrenamtlichen Beigeordneten verwaltet worden. So war nur deren Verwaltungspersonal
in die neue Amtsverwaltung zu übernehmen: Gemeindeobersekretär Heinrich Haupts, Gemeindesekretär Hubert Meyer, Vollziehungsbeamter Theodor Kupferschläger, Polizeiwachtmeister Josef Moß
und August Legutke, während der Gemeindeförster Beamter der Gemeinde blieb. Der Amtsbürgermeister verfügte, daß die Übernommenen ebenso wie die Verwaltungs- und Polizeibeamten unserer Gemeinde
hinfort Amtsbeamte seien. Die neu gegründete Amtskasse ist für das Amt und die beiden Gemeinden zuständig. Die Amtsverwaltung hat die getrennten und selbständigen Haushalte zu verwalten, den des Amts
und die der beiden Gemeinden; dies ist in rechtlicher Beziehung und tatsächlich eine Erschwernis und Belastung. Unser neues "Amt" ist das einzige im Landkreis Aachen.
Um das hinzukommende Personal und die Akten der Gemeinde Walheim unterbringen zu können, mußte unser Gemeindehaus auf dem Schulberg (so benannt, weil der alte, westliche Teil des Hauses vor 1878
zwei Knabenschulklassen beherbergt hat) erweitert worden. Mit dem Kostenaufwand von 6.000 Reichsmark wurde der bisherige Anbau, der Waschküche und darüber die Aktenkammer (diese letzte 1913
eingerichtet) enthielt, erweitert, erhöht und zu vier Geschäftszimmern, je 2 unten und oben, ausgebaut. In den Keller kam die Waschküche, auf den Speicher die neue Aktenkammer. Die Letzte, zunächst nur über
eine lose Leiter erreichbar und gegen diese mit einer Falltür abgeschlossen, erhielt später eine normale Treppe.
Bei der Gründung für den vorerwähnten Erweiterungsbau wurden mehrere Totenschädel gefunden, die vermutlich aus der Zeit stammen, als das nebenan stehende frühere Armenhaus (jetzt Heim der
Ordensschwestern (Schulberg 18) noch St. Nikolaus-Hospital gewesen ist.
Der erste Amts Haushaltsplan für dieses Rechnungsjahr sah Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe von 105.037 RM vor. Davon sind durch eigene Einnahmen nicht gedeckt 85.700 RM, sie werden
durch eine Amtsumlage der beteiligten Gemeinden aufgebracht, die nach dem Aufkommen an Realsteuern (Grundvermögens- und Gewerbesteuer), Bürgersteuer sowie Anteilen an Reichssteuern
errechnet wird. Nachdem die neuen Verhältnisse sich besser übersehen ließen, mußte der Haushaltsansatz um 2.840 RM erhöht werden.
Unterm 8.April erließ der Amtsbürgermeister die Hauptsatzung des Amts über die innere Ordnung der Amtsverwaltung. Danach sind Amtsaufgaben alle Auftragsangelegenheiten (Polizei, Feuerwehr) und die
Verhältnisse des Verwaltungspersonals (Anstellung, Besoldung). Weitere Aufgaben kann das Amt mit Zustimmung der Gemeinden übernehmen.
Durch Ortssatzung und Polizeiverordnung wurde den Anliegern innerhalb der geschlossenen Ortslage die Verpflichtung zur Reinigung der Bürgersteige und Straßenrinnen übertragen.
Die Gemeinde Walheim, die sich bisher ablehnend verhalten hatte, beschloß, ab 1.April 1936 die Berufsschulpflicht einzuführen und einem Berufsschul-Zweckverband beizutreten. Auch die Gemeinde Brand erklärte
sich zum Beitritt bereit. Er soll aus diesen und unserer Gemeinde gebildet werden.
Auch nach der Gründung des Amts hatte die Gemeinde Walheim ihr Standesamt beibehalten. Es erwies sich das aber als unzweckmäßig und überdies unzuträglich insofern, als ein fachlich geschulter
Standesbeamter nicht vorhanden war. Der Gemeindebezirk Walheim wurde dann mit dem unserigen zum Standesamtsbezirk Kornelimünster mit dem Sitz in Kornelimünster vereinigt, gegen Ende Oktober. Auf den
Antrag des Amtsbürgermeisters ernannte der Regierungspräsident am 22.Oktober den Amtssekretär Johann Röntgen widerruflich zum Stellvertreter des Standesbeamten.
Mit Zustimmung des Kreisleiters als Beauftragter der NSDAP wurden als Amtsälteste, deren Zuständigkeit derjenigen der Gemeinderäte ähnelt, berufen aus der Gemeinde Kornelimünster Oskar
Rohland und Leo Schloemer aus Kornelimünster, Ferdinand Beißel aus Breinig; aus der Gemeinde Walheim: Josef Coracino, Karl Ganser und Johann Unger. Zu unbesoldeten Beigeordneten berief der Landrat unterm
16.Mai für die Dauer von 6 Jahren: SA-Sturmbannführer Johann Unger aus Walheim und Elektromeister Leo Schloemer aus Kornelimünster. Auf Grund neuer Vorschriften wurden im Herbst neue Amtsälteste:
Oskar Rohland und Leo Schloemer aus Kornelimünster, Wilhelm Wagener aus Breinig und Peter Peters, Johann Unger und Josef Coracino aus der Gemeinde Walheim.
1936 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 40 | 39 | 79 |
Todesfälle | 19 | 25 | 44 |
Trauungen | 48 |
Im Gedenken an die Judenschlacht vor 10 Jahren (siehe 1926) veranstaltete die Ortsgruppe Kornelimünster der Partei (zu ihr gehören auch die übrigen Orte der Gemeinde) einen festlichen "Deutschen Tag" in
großem Rahmen mit Kundgebungen, Aufmärschen, Umzug. Die Gemeinde benutzte die Gelegenheit, den damaligen Parteiredner, jetzigen Reichs-Organisationsleiter Dr. Robert Ley zu ihrem (übrigens ersten)
Ehrenbürger zu ernennen. Der auf Pergament geschriebene, in einer silbernen Kapsel verwahrte Ehrenbürgerbrief konnte dem Geehrten bei dieser Gelegenheit allerdings nicht überreicht werden, weil
er wider Erwarten zu der Veranstaltung nicht erschienen war.
Seit dem 17.Juni ist die gesamte Polizei dem "Reichsführer (der) SS und Chef der deutschen Polizei" Heinrich Himmler unterstellt.
In Breinig wurden die Hauptstraße und die Hermann Göring-Straße (jetzt Neustraße) mit einem neuen, erstmalig Teergebundenen Splitt anstelle der bisherigen Schotter-Decke versehen. Die Hauptstraße erhielt
dazu gepflasterte Rinnen und Bürgersteige, die an der andern Straße schon mit ihrem Bau (1910/11) vorhanden sind.
Der Adolf Hitler-Platz (jetzt Steinkaulplatz) in Kornelimünster, und Gärten, seit langer Zeit eine kaum nutzbare, zur Aachener Straße abfallende, vom Regen immer wieder ausgewaschene Fläche, war keine Zierde
des Orts. Er wurde durch den Ankauf eines 92 qm großen Gartens von Cornelia Weber vor deren Haus Nr. 3 für 184 RM vergrößert. Längsseits und entlang der Aachener Straße erhielten Stützmauern, innerhalb
deren durch Anfüllen eine fast ebene Fläche gewonnen wurde, die mit einigen Zier-Sträuchen und Bäumen besetzt wurde. Unter Mitbenutzung eines Teils des Gartens legte man eine breite steingemauerte Treppe,
an den Seiten längs der Straßen Fußgängersteige an. Auf dem Platz einige Rastbänke aufzustellen, ist vorgesehen.
Der im vorigen Herbst begonnene Ausbau der Straße von Kornelimünster über Venwegen nach Mulartshütte wurde vollendet. Im allgemeinen hat man die alte Linienführung beibehalten; neu zwischen
Kornelimünster und dem Aufstieg zum Schnepfenberg fielen einige Windungen fort; auf der folgenden Anhöhe (Flur Muckert) wurde eine fast rechtwinklige Krümmung verkürzt, insbesondere aber im Abhang vor
Mulartshütte eine verkehrsgefährdende scharfe Windung durch einen weiten Bogen ersetzt. Die Vichtbachbrücke ist unter Fortfall des wasserabflußhemmenden Mittelpfeilers neu gebaut worden. Die mit geteertem
Steinesplitt abgedeckte Straße erhielt in Venwegen gepflasterte Rinnen und Bordsteine, durch die das Ortsbild gewonnen hat; die Herrichtung von Bürgersteigen daselbst ist der Zukunft vorbehalten.
Die Ausbaukosten, soweit sie nicht wegen der Beschäftigung von Arbeitslosen vom Arbeitsamt zu tragen sind, hat der Kreis aufgebracht. Er übernahm auch die Straße als Kreisstraße in die Unterhaltungspflicht,
die bisher Aufgabe der Gemeinde gewesen war.
In besonders schlechtem Zustand ist die Straße von Breinig nach Münsterau, zumal innerhalb des Waldes mit ihrem ersten Ausbau um die Jahrhundertwende keine durchgreifende Instandsetzung stattgefunden
hat. Im sogenannten Frackersberg, das ist der Abhang zum Vichttal, hat sie mehrere enge, den Verkehr mit Kraftfahrzeugen behindernde Windungen, die von hohen Böschungen begleitet sind. Um vor
Entschädigungsansprüchen gesichert zu sein, hat die Gemeinde die Straße für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Der seit 1804 benutzte, hinter der Pfarrkirche liegende, mehrmals erweiterte Friedhof in Breinig ("Scheffens Bendche" genannt) hat sich wieder als zu klein erwiesen; er kann nicht mehr vergrößert werden. Nach
mancherlei Erörterungen verschiedener Pläne ist gelungen, ein Grundstück für einen neuen Friedhof zu erwerben. Er liegt an der Hauptstraße zwischen dem Hause Nr. 106 und der Hofwiese des Gutes Stockem.
Josef Berretz von Breinigerheide verkaufte die Wiese von 52 a Größe für 4.300 RM an die Gemeinde. Nachdem der Kreisarzt den Boden für genügend verwesungsfähig befunden hatte, genehmigte der
Regierungspräsident den Belegungsplan. Die Gemeinde übertrug dem Gartenarchitekten Schreiber aus Geilenkirchen die Ausgestaltung des Grundstücks für den neuen Zweck. Damit wurde noch in diesem Jahr
begonnen. Daß die Fläche wahrscheinlich nicht für die vorgeschriebene Belegungsdauer von 30 bezw. 40 Jahren ausreichen würde, wurde in Kauf genommen unter dem Gesichtspunkt, daß ihre
Vergrößerung möglich sein würde.
Auch der erst seit Februar 1920 benutzte Friedhof am Grünen Weg in Kornelimünster erfuhr Veränderungen. Die Umfassungsmauer längs des Wegs wurde, weil zu hoch befunden und zum Teil baulos geworden,
erniedrigt, der spitzgiebelige Überbau der Eingangspforte entfernt, das in der rechten vorderen Ecke stehende Leichenhaus abgebrochen und durch ein neues an der Rückseite, dem Eingang gegenüber, ersetzt.
Dadurch und durch Dauerpflanzen längs der Umfassungsmauer wurde ein freundlicheres Bild gewonnen.
Für alle Friedhöfe wurde eine neue Gebührenordnung erlassen.
Der Friedhof Venwegen mußte erweitert werden. Zu dem Zweck erwarb die Gemeinde nebenan 7 a Gartenland von der dortigen Kirchengemeinde im Tausch mit einem 71 a großen Stück minderwertigen Landes
an der Hahner Straße.
Zur Behebung der Landnot der Landwirte von Venwegen gab die Gemeinde mit Genehmigung der Forstaufsicht (Regierung) aus ihrem Wald ungefähr 16 ha zur Rodung her. Die Fläche liegt zwischen der
Hauptschneise und der Mulartshütter Straße zum Vichttal hin, teils in der Gemeinde Walheim. Die Rodung besorgte der RAD auf seine Kosten; das abfallende Holz verblieb der Gemeinde. Das Ganze erhielt einen
hohen Maschendrahtzaun gegen den Zutritt von Wild. Es soll einer zu gründenden Rodungsgenossenschaft Venwegen zur Bewirtschaftung als Ackerland gegen einen billigen Pachtpreis überlassen werden.
Es wurden Untersuchungen darüber angestellt, ob der um 1921 eingestellte Bergbau auf Eisenstein auf der Schützheide mit Aussicht auf eine lohnende Ausbeute wiederaufgenommen werden könne, mit dem Ziele,
dort Arbeiter beschäftigen zu können, die jetzt noch unterstützt werden müssen, die heimische Wirtschaft zu fördern und die Autarkie zu unterstützen. Ein Bergbausachverständiger, Erster Bergrath
i.R. Dr. Ing. H.E.Böker, Honorar-Professor an der Technischen Hochschule in Aachen, der sich weitgehend auf Auskünfte des noch in Breinigerheide lebenden, 75 Jahre alten letzten Betriebsführers der Gewerkschaft
Cornelia, Christian Schlepütz, stützte, den er als zuverlässigen Mann und guten Kenner der geologischen Verhältnisse bezeichnete, sprach sich für neue Versuche aus. (siehe auch 1937).
Die Gemeinde beabsichtigt, in Breinig eine ähnliche Müll-Abfuhr- und Beseitigung einzuführen, wie sie seit Jahren in Kornelimünster besteht und sich bewährt hat. Eine Umfrage bei den Hausbesitzern wurde von 16
mit Zustimmung, von 121 ablehnend und von den übrigen, d.h. der Mehrzahl, nicht beantwortet. Das Vorhaben blieb darum zurückgestellt.
In Venwegen wurden bisher 2 Schulhäuser benutzt. Die Oberklasse ist im ältesten, angeblich seit 1814/15 benutzten, unmittelbar an der Straße stehenden untergebracht, die andere daneben in einem 1870
errichteten. Das alte Haus entspricht in keiner Hinsicht mehr neuzeitlichen Anforderungen. Zunächst war beabsichtigt, dem jüngeren Haus einen Anbau hinzuzufügen, um das alte aufgeben zu können, doch wurde
darin keine befriedigende Lösung gefunden. Auch ein hinter der Pfarrkirche liegendes, der Kirchengemeinde zugehörendes Grundstück, das die Regierung für den Neubau einer zweiklassigen Schule vorgeschlagen
hatte, erwies sich in mehrfacher Hinsicht als wenig geeignet und wurde von der Gemeinde auch deswegen abgelehnt, weil man "die räumliche Verbindung zwischen Schule und Kirche für einen nicht
wünschenswerten Zustand" hielt. Als Endlösung entschied sich die Gemeinde für einen Schulbau an der Mulartshütter Straße gegenüber dem Forsthaus auf einem Stück des Gemeindewaldes. Damit nahm sie
bewußt in Kauf, daß die Schule an das Ortsende gestellt werde, mehr zum Vorteil der Kinder von Mulartshütte als der größten Teils der eigenen aus Venwegen. (S.1937)
Für den Landkreis Aachen wurde mit Wirkung vom Jahresanfang die "Allgemeine Ortskrankenkasse für den Landkreis Aachen" gegründet. Sie trat an die Stellen der Ortskrankenkassen mit nur örtlichen Bereichen,
so auch der für die Gemeinden Brand, Kornelimünster und Walheim mit ihrer Zahlstelle in Kornelimünster. Diese Zahlstelle wurde Ende Juni aufgehoben. Die neue Kasse hat für die drei Gemeinden eine Nebenstelle
in Brand eingerichtet.
Durch Erlaß des Aachener Bischofs Dr. Vogt vom 21.Dezember 1935 wurde die Pfarrkirche von Kornelimünster zur Würde einer "Ecclesia praeposita" (Propsteikirche) erhoben und dem gegenwärtigen Pfarrer
(Alfons Gerson seit 1921) und seinen Nachfolger der Titel Propst verliehen.
Am 3.Oktober wurde das vom Kreis im Obergeschoß des rechten Flügels der ehem. Abtei, das zuletzt Seminarlehrern als Wohnung gedient hatte, eingerichtete Kreis-Heimat-Museum, als ständige Schau über
Geschichte, Kultur und Gewerbe des Landkreises Aachen eröffnet.
Im Sommer hatte die DAF im linken Flügel der Gebäude ein Erholungsheim für Bergleute eingerichtet und dazu eine angemessene Küche mit Personal. Diesem Zweck hat das Heim jedoch nicht lange gedient. Seine
Einrichtungen blieben erhalten und wurden von Zeit an zu parteiamtlichen Zwecken benutzt.
Eine weitere schöne Gepflogenheit geht ebenfalls auf die DAF zurück: Erholungsreisen für Betriebsangehörige. Unsere Verwaltungsangehörigen mitsamt den anderen in Amts-oder Gemeindedienst Beschäftigten
machen alljährlich einen ein-oder zweitägigen Gemeinschaftsausflug.
Anstelle der beiden Gemeinden übernahm das Amt die Bürgschaft für die Berufsschule, die nach dem Beitritt der Gemeinde Brand unter dem Namen "Berufsschule Münsterland" unsere bisherige
Berufsschule ablöst. Amt und Gemeinde Brand gründeten den Berufsschulzweckverband Münsterland mit dem Sitz in Kornelimünster und unserem Amtsbürgermeister als Verbandsvorsteher, dem ein Beirat
beigegeben ist, als Träger der Schule. Die Arbeitgeber haben Beiträge zu den Kosten der Schule zu leisten. Leiter der Schule ist Gewerbelehrer Josef Souvignier, Kornelimünster, der bisher die
Gemeindeberufsschule geleitet hatte.
Der Haushaltsplan der Berufsschule für 1936 hat Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe (13.400 RM) vorgesehen.
Seit 1.April ist die Grundvermögenssteuer auf eine neue Grundlage gestellt. Sie beruht auf vom Finanzamt festgestellten Einheitswerten, zu deren Ermittlung in den letzten Jahren Erhebungen bei den
Gebäudebesitzern und umfangreiche Bodenwertuntersuchungen stattgefunden haben. Das Finanzamt teilt der Gemeinde sogenannte Meßbeträge mit, die dieser die Grundlage für die Steuerzuschläge sind. Die
Steuer wird zu Gunsten der Gemeinde erhoben; sie ersetzt die bisherige vorläufige Steuer vom Grundvermögen.
In Übereinstimmung mit der Ortsgruppe der Partei wurden vorgeschlagen und bestellt Karl Probst zum Schiedsmann für Kornelimünster, Karl Hennecken für Breinig; beide vertreten einander.
Eine allgemeine Viehzählung ergab:
Viehstand | Stück |
Viehhalter | 530 |
Pferde | 64 |
Rindvieh | 1010 |
Schafe | 172 |
Ziegen | 73 |
Schweine | 142 |
Kaninchen | 408 |
Hühner | 7272 |
Gänse | 59 |
Enten | 74 |
Bienenstöcke | 67 |
Ein schöner Brauch wurde vor wenigen Jahren in Breinigerberg durch den dortigen, vom Niederrhein stammenden Lehrer Heinrich Moonen eingeführt: Die Martinsfeier am Abend des 10.November mit Fackelzug,
Martinsfeuer, Bescherung der teilnehmenden Kinder.
Ebenso gut aufgenommen und begrüßt wird das Aufstellen eines Christbaums auf öffentlichen Plätzen in Kornelimünster, Breinig und Venwegen durch die Gemeinde seit wenigen Jahren; der Baum wird abends
elektrisch beleuchtet. Er bleibt in der Advents- und Weihnachtszeit stehen.
Nach drei verhältnismäßig mageren Jahren konnten die Landwirte mit dem Ertrag ihrer Arbeit zufrieden sein. Hatten auch Spätfröste der Obstblüte geschadet, hatte später der Regen dem Obst geschadet, so eine
Ungezieferplage den Ertrag gemindert, so gab es Heu über dem Durchschnitt und Nachweide und Grummet genug, womit die Grundlage der hier überwiegenden Viehzucht gesichert ist. Die in unserer Gegend
immer mehr an Bedeutung abnehmende Halmfruchternte fiel trotz Regens noch einigermaßen günstig aus. Ungehalten sind unsere Landwirte jedoch darüber, daß die am Hause nicht abgesetzte Milch an die
Molkerei abgeliefert werden muß, sie selbst also keine Butter mehr machen dürfen; auch halten sie den Milchpreis von 0.22 RM je Liter für unzureichend.
Anfang September zeigten sich erste Nachtfröste; die beiden Sonntage der Corneli-Oktav sind verregnet. Ein Sturm im November beschädigte viele Bäume und eins der an der Niederforstbacher Straße im Bau
befindlichen Siedelhäuser so schwer, daß das abgerutschte Dachgebälk abgestützt werden mußte.
Ab Mitte Dezember trat die Grippe gehäuft, wenn auch nicht sehr nachteilig auf. Mehrere hundert Einwohner wurden von ihr befallen.
Am 29.März fand eine Reichstagswahl statt. Sie war, gemessen an noch erinnerliche Wahlen früherer Zeit nur das Zerrbild einer solchen, weil nicht zwischen verschiedenen Parteien oder Kandidaten gewählt
werden konnte, sondern nur mit Ja oder Nein für die Kandidaten "der" Partei. An die Wahlvorstandstische waren diesmal nur Parteimitglieder berufen worden. Als Wahlergebnis wurde bekannt gegeben, 98 v.H.
der Wähler hätten mit Ja für die präsentierten Parteikandidaten gestimmt. Nach der Wahl allerdings lüfteten Wahlvorstandsmitglieder das Geheimnis: Man hatte nicht nur Wahlzettel zu Gunsten der Partei
verfälscht, sondern auch Wahlzettel mißliebiger oder politisch nicht zuverlässig gehaltener Personen mit einem geheimen Kennzeichen versehen, um ihre Abstimmung kennen zu lernen. Daß der erstbezeichneten
Handlungsweise ein Erlaß des Reichsministers des Inneren zu Grunde gelegen hatte, ist erst viel später bekannt geworden.
Die Bemühungen um die Verringerung der noch immer erheblichen Zahl der Erwerbslosen wurden fortgesetzt und hatten auch einen steigenden Erfolg, wenn diese Leute auch vorwiegend bei öffentlichen Arbeiten
Beschäftigung fanden oder an entfernten Orten eingesetzt wurden. Umschulungen für Berufe, die nicht genügend Arbeitskräfte haben, verfolgten denselben Zweck.
Dagegen zeigten die Autarkiebestrebungen auch gegenteilige Wirkungen: Wegen Rohstoffmangels wurde die Arbeitszeit der Weber verkürzt; die Drosselung der Einfuhr brachte im Frühjahr einen
Kartoffelmangel.
Minderbemittelte erhalten durch Vermittlung der Gemeinde Scheine für den verbilligten Bezug von Margarine und Fett. Den Unterschiedsbetrag zahlt das Reich.
Auf Grund eines Vierjahresplans lenkt die Reichsregierung immer mehr und straffer die Erzeugung und Verteilung der Verbrauchsgüter. Mit Wirkung vom 16.Oktober verordnete sie den Preisstop
für Waren, Leistungen, Löhne, Miete, Pächte, öffentliche Gebühren usw., mit der Wirkung, daß ohne Genehmigung der Preisbehörde keine Erhöhung erlaubt ist.
Die Hitler Jugend (HJ) wurde durch Gesetz zur staatlichen Einrichtung mit Zwangsmitgliedschaft für Jungen und Mädchen erhoben und als alleinige Jugendorganisation erklärt. Damit ist allen anderen
Jugendvereinigungen der Lebensfaden durchgeschnitten. Es gibt nur noch sie "Staatsjugend".
Durch beachtliche Zuwendungen von Kreis und Land wurde ermöglicht:
a) in dem einstöckigen Bau zwischen Tor- und Vorburg der ehemaligen Abtei der HJ von Kornelimünster
b) durch Ausstattung des ehenaligen Gemeinderatsberatungszimmers im Gemeindehaus in Breinigerheide der HJ von Breinig
ein würdiges Heim zur Verfügung zu stellen. Die HJ von Venwegen entbehrt eines solchen noch; sie soll es jedoch nach Freiwerden eines Schulsaales erhalten.
Die geheime Staatspolizei (Gestapo) macht von ihren Machtmitteln reichlich Gebrauch. Sie läßt Verdächtige festnehmen, entzieht ihnen ohne richterlichen Haftbefehl beliebig lange die Freiheit, verhört sie oder auch
nicht, entläßt sie, ohne daß sie den Grund der Festnahme erfuhren, und dergleichen mehr. Auch einige Einwohner unserer Gemeinde erfuhren das in den letzten Jahren an sich selbst.
Predigt und Kanzelverkündungen wurden auf ihr Geheiß überwacht. Religiöse Veranstaltungen außerhalb der Kirchen sucht man durch allerhand spitzfindige Maßnahmen zu beschränken; nicht althergebrachte
Prozessionen sind genehmigungspflichtig; selbst der Fronleichnams-Prozession sucht man wegen angeblicher Verkehrsbehinderung die Wege vorzuschreiben; die strenge Durchführung der Flaggenverordnung
wird überwacht.
Diese Maßnahmen hatten allerdings bei dem größten Teil des Volkes die Wirkung, daß der innere Widerstand gegen die Neuerungen und die Beschränkungen wuchs, umsomehr, als darin die kirchlichen Hirten und
Oberhirten vorangingen. Das zeigte sich auch durch größere Beteiligung an religiösen Veranstaltungen in der Kirche und an der Fronleichnamsprozession. Eine im September in Breinig gehaltene Volksmission wurde
zu einer gewaltigen Glaubenskundgebung. Die Kirchenaustrittsbewegung hatte bisher nur geringen Erfolg.
In diesem Jahre hat man die Juden am Betreten des Viehmarktes gehindert, obwohl nach dem Gesetz jederman erlaubt ist, an einem Markt teilzunehmen. Soweit sie hergebrachterweise vom Viehhandel lebten, ist
ihr Dasein ungemein erschwert, da sie dazu nicht mehr zugelassen sind. Davon sind die Familien Leopold Kaufmann und Arthur Gottschalck betroffen. Eine Familie Hermann André dagegen findet ihr Auskommen in
der Bewirtschaftung eines eigenen Landguts. Die jüdische Frau Ferdinand Rose, Paula geb. Kaufmann wanderte mit 2 Kindern und Schwiegerkindern nach der Südafrikanischen Union aus.
Maifeier und Erntedankfest wurden wieder unter maßgeblichen Einfluß der Partei gestaltet.
Ein Brand am 30.November vernichtete ein Teil des Holzlagers beim Sägewerk von Paul Coir an der Schleckheimer Straße in Kornelimünster.
Am 29.Februar fand man in der Feldflur Loferbusch oberhalb der Eisenbahnböschung die Leiche des 25 Jahre alten Josef Schröder aus Breinigerheide und daneben einen Revolver. Den Umständen nach muß
Selbstmord angenommen werden. Der Vater des jungen Mannes, Wilhelm Schröder, ist vor Jahren von der Straßenbahn angefahren worden und an den Verletzungen verstorben.
Einem Unfall fiel am 15.Juli der junge Landwirt Wilhelm Schorens (Sohn von Wilhelm) aus Breinigerheide zum Opfer. Im Begriffe, mit seinem Bruder Franz eine Herde Rindvieh auf die Weide in der
Flur Loferbusch zu treiben, wozu die Überquerung der Eisenbahn erforderlich ist, wurde er von der Lokomotive eines in Richtung Walheim fahrenden Personenzugs erfaßt und so schwer verletzt, daß er auf der
Stelle verstorben ist.
1937 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 38 | 33 | 71 |
Todesfälle | 30 | 19 | 49 |
Trauungen | 49 |
Der Forstwirtschaftsplan für 1937 sieht vor: Kultur- und Verbesserungsarbeiten für 1483 RM, Erlös aus Holzverkäufen 23.633 RM.
Der Abschluß der Jahresrechnung der Gemeinde für 1936 lautet:
a) ordentlicher Haushalt: Einnahmen 303.496 RM, Ausgaben 292.948 RM, Mehreinnahmen 10.547, Einnahmereste 24.350, Ausgabereste 33.987, Überschuß 910 RM;
b)außerordentlicher Haushalt: Einnahmen 68.495 RM, Ausgaben 61.174 RM, Mehreinnahmen 7.321 RM, dazu Einnahmereste 36.310 RM = 43.631 RM, Ausgabereste 43.631 RM.
Der ehemalige Rentmeister Karl Engelen (siehe 1929) hat gegen die Gemeinde Forderungen geltend gemacht, herrührend aus der Zeit seit 1918, die aber im Einzelnen nicht mehr genau feststellbar
sind. Demgegenüber fordert die Gemeinde von ihm die Erstattung unbefugt bezogener Kinderbeihilfen und Reisekosten, die zur Zeit auch Gegenstand des Strafverfahrens gegen E. waren, sowie der Prozeßkosten.
Durch Vermittlung und unter Mitwirkung von Regierungsassessor von Reumont von der Kreisverwaltung kam ein Vergleich zustande: Engelen verzichtet auf seine Forderungen und erkennt eine Schuld von 800 RM
an, zu tilgen mit 50 RM vierteljährlich.
Anstelle ausgeschiedener wurden Gemeinderäte: Peter Cormann aus Breinigerheide und Quirin Fleck aus Breinig.
Am 4.Januar ist der Gemeinde-Beigeordnete Ferdinand Beißel aus Breinig verschieden. Nachfolger wurde Gemeinderat Leo Schloemer, Kornelimünster.
Mit Wirkung vom 1.Oktober 1937 wurden die beamteten Stellen eines Amtsinspektors und einer Amtsobersekretärs geschaffen und in die erste Amtssekretär Hubert Meyer, in die andere Amtssekretär Johann
Emonts berufen. Amtsobersekretär Heinrich Haupts war am 15.Mai ausgeschieden und in den Dienst des Finanzamts Aachen Land in Aachen getreten.
Für die beiden Vollziehungsbeamten wurden Krafträder beschafft, um ihnen die großen Entfernungen zu erleichtern. Sie sollen auch den nichtpolizeilichen Zustell- und Ermittlungsdienst mitversehen, der den
Polizeibeamten untersagt wurde.
Mit dem Bau des neuen Schulhauses in Venwegen (siehe 1936) wurde den dortigen Schulnöten abgeholfen. Zwei geräumige Schulsäle mit Zubehör und eine Lehrerdienstwohnung unter demselben Dach, Garten
und Spielplatz sind dem Wald vorgelagert.
Das älteste der freigewordenen Schulhäuser wurde an den Bäcker Franz Odekerken verkauft; das nebenan stehende jüngere behielt die Gemeinde; im bisherigen Schulsaal im Erdgeschoß erhielt die
HJ ein Heim.
Der neue Breiniger Friedhof wird seit Februar benutzt. Lage, Aufteilung und Bepflanzung haben ihn zu einem Schmuckstück und zu einer würdigen Ruhestätte werden lassen.
Die Rodung oberhalb von Venwegen ist beendet. Die Fläche ist fürs Erste mit Hafer besät worden. Ihre pachtweise Übergabe an die Rodungsgenossenschaft Venwegen zur Nutzung als Ackerland ist geschehen.
Unter Beteiligung der Gemeinde Walheim wurde zwischen Kitzenhaus und der Hauptschneise durch den RAD ein Forstwirtschaftsweg ausgebaut.
An der Niederforstbacher Straße in Kornelimünster entstand seit dem vorigen Herbst eine erste Siedlung am Ort: 4 Doppelhäuser. Sie wurde von den Siedlern bezogen. Das Gelände stellte die Gemeinde zur
Verfügung. Träger des Unternehmens ist die Rheinische Heimstätte G.m.b.H. in Düsseldorf.
Der Landkreis Aachen übernahm die Unterhaltung der kurz hinter der Gemeindegrenze an der Aachener Straße beginnenden, in unserer Gemeinde Bilster Straße genanten Straße nach Krauthausen usw.. Ihr
Anfang liegt in der Gemeinde Brand. Von der Grenze bis zur Inde, d.h. auf unserem Gebiet, hatte unsere Gemeinde sie zu unterhalten gehabt.
Die alte gemauerte zweibogige Hauptbrücke über die Inde in Kornelimünster lag senkrecht zum Wasserlauf und war dann dem modernen, schnellen Verkehr nicht mehr gewachsen, obwohl sie eine gepflasterte
Fahrbahn von angemessener Breite und beiderseits auch über das Mauerwerk hinausragende erhöhte Bürgersteige aus Eichenbohlen hatte. Auch die über sie verlegten Straßenbahngeleise, die auf
der Aachener Straße wegen der Brückenlage eine enge Biegung hatten, erheischten eine Änderung. Der starke Mittelpfeiler der Brücke aber hemmte den freien Wasserablauf. Sie wurde dann an beiden Ufern ganz
abgebrochen; der Mittelpfeiler blieb liegen bis zur Bachbetthöhe stehend. Eine neue, eisenarmierte, einbogige, an den Ufern auf Rollen gelagerte, gegossene Betonbrücke trat an ihre Stelle. Sie überquert den Bach
schräg, sodaß der Verkehr zwischen Markt und Aachener Straße schneller fließen kann. Auch die neue Brücke erhielt beiderseits Bürgersteige aus Beton. Die Grundmauer des alten Mittelpfeilers blieb bachaufwärts
sichtbar und läßt die Lage der alten Brücke erkennen.
Über dem Mittelpfeiler zwischen dem Bogen wurde beim Abbruch ein durch die vorgekragten Bürgersteige verdeckt gewesener Stein (bachaufwärts) sichtbar, der die Jahreszahl 1740 trägt. Es ist anzunehmen,
daß er damals beim Bau der Brücke eingefügt worden ist.
Nach dem Vorschlag der Parteiortsgruppe wurde anstelle von Karl Probst der kaufmännische Angestellte Karl Bannmüller, Kornelimünster, als Schiedsmann vorgeschlagen und bestellt.
Corneli-Oktav und Jahrmarkt wurden in der üblichen Weise vom 19. bis 26.September begangen, der anschließende Viehmarkt in einer Wiese neben dem Gaswerk veranstaltet.
Der Haushaltsplan für die Berufsschule lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 15.600 RM. Die Vergütungen für vier stundenweise beschäftigte Lehrer wurden gesenkt, dafür aber eine nicht planmäßige
vollbeschäftigte Lehrperson eingestellt. Um den Bestand der Schule zu sichern, ist für das kommende Jahr die Einstellung einer weiteren hauptamtlichen Lehrperson vorgesehen. Es macht sich allgemein ein Mangel
an Lehrkräften für diese Schulart bemerkbar.
Der Amts-Haushaltsplan für dieses Jahr sieht Einnahmen und Ausgaben übereinstimmend mit 114.900 RM vor. Der Stellenplan des Amts zählt auf 11 Beamte, 1 Dauerangestellter, 11 Angestellte, 1
Lehrling.
Es waren noch 2 Nachtragshaushaltspläne erforderlich.
Für die Amts-Feuerwehr wurde eine Kleinmotorspritze angeschafft; sie kostet 2.560 RM; davon übernahm die Provinzial-Feuerversicherungsanstalt 1.800 RM.
Die Haushaltsverordnung der Reichsregierung vom 4.September brachte grundlegende Änderungen in materieller wie formalrechtlicher Beziehung gegenüber dem bisherigen Recht, sodaß der Haushaltsplan sich
künftig auch äußerlich vom jetzigen unterscheiden wird.
Ein neues Deutsches Beamtengesetz regelt die Rechtsverhältnisse aller öffentlichen Beamten einheitlich, auch die der Gemeindebeamten. In ihm ist auch die Mitwirkung der Partei in Beamtenfragen, insbesondere
bei ihrer Berufung, Ernennung, Beförderung, und damit deren Einfluß verankert.
Die arg zerrütteten Finanzverhältnisse der Gemeinde Walheim, die jahrelang eine ordnungsgemäße Gemeindewirtschaft gehemmt hatten, konnten im Rahmen einer staatlich gelenkten Entschuldungsaktion auf
eine gesunde Grundlage zurückgeführt werden.
Die kirchliche und religiöse Lage spitzte sich weiter zu. Seit Dezember erfahren folgende kirchlichen Festtage keinen staatlichen Schutz mehr: Fronleichnam, St. Peter und Paul, Maria Empfängnis, Hl. Drei Könige.
Schützengesellschaften, die herkommensgemäß geschlossen an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen pflegten, wurde die Teilnahme in dieser Form untersagt. Im August wurde den Geistlichen das Recht
entzogen, Religionsunterricht im Rahmen des Volksschulunterrichts zu erteilen. Aus den Schulräumen wurden die Kruzifixe entfernt, womit der überlieferte katholische Charakter unserer Volksschulen auch
äußerlich aufgehoben wurde. Schulpflichtige Meßdiener dürfen für kirchliche Zwecke (z.B. Begräbnis-, Hochzeits-Messen) nicht mehr vom Unterricht beurlaubt werden. Die polizeiliche Überwachung der Predigten,
Kanzelverkündungen und insbesondere des Verlesens bischöflicher oder päpstlicher Verlautbarungen, vervollständigen das Bild der Lage. Die Reaktion auf die Bedrängnisse zeigte sich wie bisher in
der Vermehrung der Teilnahme an religiösen Veranstaltungen in der Kirche und bei der Fronleichnamsprozession und in einem ungeheuren Zulauf zur Heiligtumszeigung im Juli, die als solche nicht gestört oder
beschränkt worden sind. Ältere Leute glaubten angesichts der antikirchlichen Entwicklung, es werde wohl die letzte Heiligtumszeigung sein. In Kornelimünster sah man während der Festtage nur an den kirchlichen
Gebäuden Fahnen in den kirchlichen Farben oder mit religiösen Symbolen, im übrigen aber nur etwa zwei Dutzend Hakenkreuzfahnen. Während die Partei ihre Fahne sogar auf der Höhe der Bergkirche an einem
hohen Mast flattern ließ, war das Amtshaus (Verwaltungsgebäude) nicht beflaggt. Wohl zum ersten Mal, seitdem der Brauch besteht, daß der Bürgermeister bei der Öffnung des Heiligtumsschreins als Bewahrer
des zweiten Schlüssels zugegen ist, hat dieser nicht teilgenommen, sondern den Schlüssel durch seinen Vertreter dem Pfarrer übergeben lassen.
Zwei jüdische Familien, Leopold Kaufmann und Arthur Gottschalk, sind aus Kornelimünster verzogen. Nur noch die Familie Hermann André lebt noch am Ort.
Der in Breinig geborene Ordenspriester Johann Emonts beging am 25.Juli in der dortigen Pfarrkirche das 25 jährige Priesterjubiläum. Üblicherweise wird ein Priesterjubilar von der ganzen Pfarrgemeinde von
seiner Wohnung zum Festgottesdienst in der Kirche geleitet und nachher zur Wohnung zurück. Hier hatte die Gestapo nur genehmigt, daß der Jubilar von einem nächsten Angehörigen, den Pfarrgeistlichen,
Meßdienern und Mitgliedern des Kirchenvorstandes begleitet werde. Emonts ist übrigens 20 Jahre später in Nordamerika verstorben.
Anfang September berief die Kreisleitung der Partei unseren Ortsgruppenleiter Johann Rütter, Walheim, ab. Mit ihm schied ein Mann, der sich durch ein mehr als linientreues, ja scharfes Regiment ausgezeichnet
und selbst bei den Parteimitgliedern mißliebig gemacht hatte. Die Stelle wurde vorübergehend von einem Kreisamtsleiter Kettenus wahrgenommen. Dann teilte man die Gemeinde Walheim ab. Die unsere erhielt
wieder eine eigene Ortsgruppe und diese im Amtskassengehilfen Albert Rütgers ihren Leiter.
Die Vorbereitungen zum Luftschutz hatten sich bisher, neben der theoretischen Unterweisung, auf die Entrümpelung der Speicher und deren Überprüfung durch Beauftragte des Reichs-Luftschutzbunds beschränkt.
Nun begann man auch mit der Übung der nächtlichen Verdunkelung, d.h. der Abschirmung der Lichtquellen innerhalb unserer Gemeinde, wobei auch die Fahrzeuge ihre Lichter abzublenden hatten. Im März folgte
eine gleiche Übung in Verbindung mit einer solchen in den Nachbargemeinden. Endlich im November wurde die Verdunkelung gleichzeitig ím ganzen Regierungsbezirk geübt.
Es werden laufend Männer zu militärischen Übungen einberufen; andere machen sie freiwillig. Aus unserer Verwaltung nahm Amtssekretär Hubert Meyer im August und September an einer solchen Übung teil.
Mitte Januar hatte das Aachener 78. Infanterie-Bataillon eine Felddienstübung in unserer Gegend, am 19.Februar eine größere zwischen Nütheim und Büsbach, ein Schauspiel für die Jugend, Erinnerung für frühere
Soldaten.
Dieselbe Truppe veranstaltete Ende Februar und Anfang März in den Buschbenden, östlich von Venwegen ein Scharfschießen, während dessen dieses Gelände, der beschriebene Waldteil und die Straße von
Mulartshütte nach Zweifall für den Verkehr gesperrt waren. Später stellte sich heraus, daß hierbei viele Waldbäume beschädigt worden waren und als minderwertig zu gelten haben.
In Verfolg der Bemühungen um Arbeitsbeschaffung konnte die Zahl der Erwerbslosen weiterhin erheblich vermindert werden, sodaß sie nur noch einen unerheblichen Bruchteil derjenigen von 1932/33 ausmacht.
Entsprechend gingen die Fürsorge- und Wohlfahrtskosten zurück.
Die im Vorjahr erwähnten Schürfungen auf Eisenstein auf der Schützheide wurden von der Rheinischen Gesellschaft für Bodenforschung in Köln aufgenommen. Sie ergaben jedoch, daß die Erwartungten nicht erfüllt
werden würden und wurden darum nach einigen Monaten wieder eingestellt.
Das nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSKK) Aachen richtete östlich der Straße Breinigerberg-Vicht-Breinigerberg gegenüber der Waldschänke im Loh unter Mitbenutzung einer von der ehemaligen Grube
Breinigerberg herrührenden Senke eine Geländeübungsbahn ein und benuzte sie vom 10.Oktober ab zu Fahrübungen.
Am 20.Juni wurde Hubert Braun in Breinig, Hauptstraße, Kriegsteilnehmer von 1870/71, 90 Jahre alt. Im Weltkrieg 1914/18 hat er 3 Söhne verloren.
Der Venwegener Pfarrer von den Driesch wurde als Seelsorger an das Aachener Gefängnis versetzt. Nachfolger in Venwegen wurde Pfarrer Hermann Josef Peters.
Auf Grund neuer ministerieller Weisungen über die Ausgestaltung der Friedhöfe wurde eine neue Friedhofsordnung erlassen. Sie ersetzt die Ordnungen aus den 70er und 80er Jahren letzthin.
Bis Mitte Januar hatten wir noch kein eigentliches Winterwetter gehabt. Erst am Monatsende gab es Schnee, Eis und bis 7° Kälte. Während der Frost bald zurückging, blieb der Schnee bis nach Fastnacht liegen. Am
21. Und 22.Februar trat infolge Regens die Inde ober- und unterhalb von Kornelimünster über die Ufer. Dieser milde Winter ließ schon zu Anfang des März Baum und Strauch ausschlagen und die
Singvögel heimkehren, denen schon vier Wochen später die Schwalben folgten. Die Obstblüte Anfang Mai litt unter zu kühlem Wetter. Dieser Monat brachte uns eine ungeheure Maikäferplage. Die Tiere fraßen
bevorzugte Laubgewächse kahl, auch im Wald. Im waldnahen Ort Venwegen taten sich zur Bekämpfung die Leute zusammen, auch die Schulkinder wurden mit eingesetzt; man fing dort an einem Tage 48.000
Maikäfer.Juli-Trockenheit ließ die Wiesen verdorren; fürchterliche Hitze Anfang August und 4 Wochen später, doch hatte reichlicher Regen Mitte August die Wiesen sich erholen lassen. Mitte September mußte an
einigen Tagen geheizt werden. Gab es Anfang Oktober noch einige heitere Tage, so 4 Wochen später Nachtreif und nach der November Mitte Schnee und Frost. In der ersten Dezember Hälfte fiel soviel Schnee, daß
der Straßenverkehr und der Straßenbahnverkehr gestört wurden. Weihnachten war wieder schneefrei.
Ernte: Genügend Heu, wenig Grummet, mit den Feldkartoffeln konnte man zufrieden sein, Halmfrucht unter mittelmäßig.
Weil in Holland und im Saarland der Kartoffelkäfer aufgetreten ist, wurde auch hier das Absuchen der Felder angeordnet und durchgeführt; es war ohne Erfolg, d.h. es wurden keine Käfer gefunden.
Im November trat in einigen Breiniger Gehöften die Maul- und Klauenseuche auf.
Am 4.Februar verunglückte der mit der Gestaltung des neuen Breiniger Friedhofs beauftragte Gartenarchitekt Schreiber aus Geilenkirchen in seinem Kraftwagen, als dieser auf der Stockemer Straße von einem
Eisenbahnzug erfaßt wurde. S. wurde schwer verletzt.
Ostern erschoß sich in Kornelimünster ein Aachener SA-Mann mit Namen Brauers.
Feuersbrünste:
In der Nacht zum 19.Oktober Scheune und Stallungen der Geschwister Arnold und Elisabeth Schreiber in Breinig, auf dem Essig; 5 Tage später Stall und Scheune von Erben von Theodor Jansen an
der Stockemer Straße in Breinigerheide, benutzt vom Mieter Albert Berners. In beiden Fällen vermochte die Feuerwehr das Übergreifen des Feuers auf die angebauten Wohnhäuser verhindern.
Im Jahr 1921 war der Gemeinde das Recht verliehen worden, ein Siegel zu führen, das im Abbild des abteilichen Schöffensiegels aus dem 15. Jahrhundert enthält: Zwischen der Randumschrift "Siegel d. Gemeinde
Cornelimünster" das Brustbild des hl. Papstes Cornelius mit Mytra, Stola und zwei gehreuzte Abtstäbe. Diese Verleihung schließt nicht das Recht ein, die Abbildung auch als Wappen zu benutzen. Auf Anregung der
Kreisverwaltung ließ die Gemeinde durch den Heraldiker Wolfgang Pagenstecher in Düsseldorf den Entwurf zu einem Wappenschild anfertigen:
Im senkrecht zweigeteilten Schild rechts der doppelköpfige Adler, links aufrechtstehend das Corneliushorn. Wappenfarben schwarz-rot-gold.
Dieser Entwurf wurde am 8.Januar 1937 vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz genehmigt.
1938 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 34 | 29 | 63 |
Todesfälle | 17 | 19 | 36 |
Trauungen | 56 |
Es wurde eine zweite Amtsobersekretärstelle geschaffen und in sie am 24.Oktober der Amtssekretärt Johann Röntgen berufen.
Der seit 1925 im Angestelltenverhältnis tätige Vollziehungsbeamte Josef Milz erlangte am 1.Mai Beamteneigenschaft.
Für Zwecke des Feuerwehr- und Fliegeralarms beschaffte die Gemeinde Alarm-Einrichtungen. Je eine Sirene kam auf das Amtshaus in Kornelimünster und das Schulhaus an der Neustraße in Breinig.
Beide werden elektrisch angetrieben. Die Kosten betragen für die Gemeinde 2.700 RM.
Das Feuerlöschwesen wurde durch Gesetz vom 23.November 1938 als Gemeindeangelegenheit erklärt. Demgemäß sind seine Kosten vom Amtshaushalt abzusetzen.
Die Erd- und Mauerarbeiten für das neue Schulhaus in Kornelimünster wurden an die Firma Gebrüder Schloemer in Oberbruch vergeben, die sie für 21.144 RM ausführen will. Am Jahresende stand der Bau vor der
Vollendung.
Für den Schulleiter wird im kommenden Jahr eine Dienstwohnung an der Oberforstbacher Straße erbaut werden.
Für die Wartung der neuen Schule in Kornelimünster wurde Andreas Vecqueray zum Hausmeister bestellt.
Die von der Volksschule im Ökonomie-Gebäude der Abtei benutzten Räume sollen im kommenden Frühjahr ein RAD-Lager für Mädchen aufnehmen, damit dies möglich wird, muß die Schule vorher anderweitig
untergebracht sein.
Das Forsthaus in Venwegen ist stark instandsetzungsbedürftig. Erfahrungsgemäß sind die Kosten hierfür verhältnismäßig hoch. Darum erschien ein Neubau im Anschluß an das Gehöft wirtschaftlicher. Die jetzigen
Wohnräume sollen Wirtschaftszwecken dienstbar gemacht werden. Die auf 21.000 RM veranschlagten Neubaukosten sollen aus einem Papierholz-Sonderhieb gedeckt werden. Bis zum Winter war der Rohbau
dertig.
Der im Frühjahr begonnene Ausbau der Straße Breinig Münsterau leidet zunehmend darunter, daß die ihm zugeteilten Erwerbslosen besser bezahlten Abeitsstellen zustreben, nicht mehr genügend
Wohlfahrtsunterstützte vorhanden sind und es an Facharbeitern mangelt. Bis zum Jahresende waren jedoch von Breinig bis zum Forsthaus Rochenlager beendet. Bis dorthin hat man im allgemeinen
die alte Straßenlinie beibehalten; nur vor dem Forsthaus wurde die scharfe Biegung durch eine kürzere, mehr gestreckte ersetzt. Das schwerste Stück Arbeit steht noch bevor: Dem sog. Frackersberg, das ist das
gen Münsterau abfallende Stück mit mehreren scharfen Biegungen, wird unter erheblichen Erdbewegungen eine völlig neue Linie mit einem sanften Bogen gegeben werden.
Die Straße Kornelimünster-Schleckheim, beginnend an der Aachener Straße am Steinkaulplatz wurde vom Landkreis ausgebaut und in die Unterhaltung des Kreises übernommen. Ihre Linienführung ist in unserer
Gemeinde nicht verändert worden.
An der Berufsschule wurde eine zweite hauptamtliche Lehrperson angestellt. Hiernach wurde entsprechen dem Vorschlag der Regierung der Gewerbelehrer Josef Souvignier als Oberlehrer zum Schulleiter
bestellt.
Die Berufsschulpflicht wurde durch Satzung des Amts auf Mädchen ausgedehnt.
Das Benediktinerkloster hierselbst wurde wieder vollständiges Priorat und unabhängig von Kloster Ilbenstadt.
Seit mehr als 30 Jahren haben Schwestern aus dem Orden der Cellitinen in Kornelimünster im ehemaligen, für ihre Zwecke auf Kosten der Gemeinde umgebauten und von ihr baulich unterhaltenen Armenhaus Auf
dem Schulberg 18, neben dem Amtshaus, eine kleine Niederlassung. Dort und von dort haben sie in stillem Wirken eine segenreiche Tätigkeit entfaltet: Handarbeitsunterricht, ambulante Krankenpflege usw.; eine
der Schwestern versieht seit den ersten Jahren nach dem Kriege den Dienst als Gesundheitspflegerin der Gemeinde. Außerdem unterhalten die Schwestern eine Kleinkinderbewahrschule. In diesem Jahre hat die
Gemeinde ihnen das Haus gekündigt, um darin im Erdgeschoß Verwaltungsräume, im Obergeschoß eine Wohnung für den Amtsrentmeister einzurichten. Die Schwestern haben nun ein ihnen von der
Kirchengemeinde überlassenes Haus auf dem St. Gangolfsberg bezogen; auf einen Kindergarten mußten sie verzichten, weil er sich in der neuen Niederlassung nicht einrichten läßt. Das große Haus beabsichtigen
sie teilweise für die Aufnahme alter oder pflegebedürftiger Frauen einzurichten.
Die NSV richtete darauf in der ehem. Abtei eine Kindertagesstätte ein, die im kommenden Frühjahr eröffnet werden soll. An den Einrichtungskosten ist die Gemeinde beteiligt; auch hat sie einen Jahreszuschuß von
1.750 RM zugesagt.
Das Kreis-Heimatmuseum in Kornelimünster (siehe 1936), das zu einer reichhaltigen Übersicht über die Geschichte, die Kultur und das gewerbliche Leben des Landkreises ausgebaut wurde, erhielt in dem
Studienrat Dr. Wilhelm Gierlichs aus Herzogenrath einen hauptamtlichen Leiter. Er wird außerdem den Herausgeber der "Heimatblätter des Landkreises Aachen", den jeweiligen Regierungsassessor der
Kreisverwaltung, unterstützen. Das Museum erfreut sich wachsenden Ansehens und regen Besuchs. Für den Ort ist es ein Anziehungspunkt besonderer Art geworden. Dr. Gierlichs war vor 2 Jahren vom
Oberpräsidenten der Rheinprovinz und vom Generaldirektor der Staatsarchive zum Kreis-Archivpfleger bestellt worden.
Das Amt beabsichtigte, im unteren Itertal eine Wassersportanlage zu erbauen. Die Verwirklichung scheiterte jedoch an den ungeklärten Finanzierungsmöglichkeiten.
Im Frühjahr beanspruchte der RAD das ganze Gelände der Flur Finsterau zwischen Vichtbach und Büsbacher Gemeindewald, bisher Felder und Wiesen von Einwohnern von Zweifall, für die Erbauung eines
RAD-Ausbildungs- und Standlagers. Bis zum Herbst waren alle Baracken fertig und vom RAD bezogen. Dieser ersetzte auch die hölzerne Brücke über die Vicht durch eine solche aus Beton.
Um für einen nicht näher angegebenen Zweck eine Reserve an Polizeibeamten zu haben, wurde eine Anzahl militärisch ausgebildeter Männer ausgesucht und von Mai ab für diese Verwendung ("verstärkte
Polizeischutz") durch auswärtige Polizeioffiziere geschult. Über sie weiteres zum Jahr 1939.
In Verfolg des Vierjahresplans mußten eiserne Einfriedigungen abgeliefert werden. Dem fiel auch das Einfriedigungsgeländer mit Tor zwischen dem Hof der ehem. Abtei und der Abteistraße zum Opfer. Auf dem
Abteihof befand sich bis dahin eine offene Einstiegluke über dem Mühlgraben (Obergraben), die mit einem eisernen Geländer umgeben war. Das Geländer wurde entfernt und die Öffnung geschlossen.
Im Frühjahr ließ das Reich über allen trigonometrischen Punkten, die als solche durch in den Boden eingelassene Steine mit Zeichen gekennzeichnet sind, Holzgerüste von unterschiedlicher Form und Höhe
errichten. Die kleinsten Gerüste kamen über Hilfspunkten zu stehen, die größten im Wald über Hauptvermessungspunkten, wo sie selbst die höchsten Bäume überragen. Im Laufe der Jahre haben Wind und Wetter
diese Bauwerke wieder untergehen lassen.
Die auf dem Wingertsberg stehenden vier Wohnhäuser entbehrten einer Wasserversorgung durch Brunnen oder Wasserleitung. Ihre Bewohner entnahmen das Trinkwasser dem Ablauf des Bocksbrunnens jenseits der Eisenbahn, der offen durch die Wiesen fließt und auch Viehtränke ist, also der Verschmutzung stark ausgesetzt ist. Die Verlegung eines Anschlusses an die Wasserleitung dahin ist wegen Rohrmangels zur Zeit nicht möglich. Die Gemeinde ließ dann an dem auf halben Wege stehenden Wohnhaus von Josef Müller eine Zapfstelle der Wasserleitung einrichten. An dieser können die Leute einwandfreies Wasser gegen eine geringe Pauschgebühr entnehmen.
Auf dem Gut Stockem, Eigentum von Wilhelm Lambertz und Heinrich Bröcker stand ein alter Wohnturm, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, halbseitig noch von einem Wassergraben umgeben, den die Breiniger
"Burg" oder "Stockemer Burg" nannten. Er hatte noch in der 2. Hälfte des vorigen Jahrghunderts als Wohnung für Gutsknechte usw. gedient, in den vergangenen Jahren gelegentlich noch jungen Wanderern
(Pfadfinder) als Aufenthalt, war jedoch mangels jeglicher Unterhaltung allmählich baufällig geworden. Darum suchten die Besitzer die Genehmigung nach, das Bauwerk, an dessen Erhaltung ihnen nicht gelegen war
und für die sie nichts aufwenden wollten, abzubrechen. Die Ortspolizeibehörde schob diese Genehmigung hinaus, um Mittel und Wege ausfindig zu machen, um die Burg zu erhalten und wiederherzustellen; freilich
war ihr Bemühen vergebens. Es blieb ihr, auch weil die Sicherheit der Hofleute immer mehr durch herabfallende Bauteile gefährdet wurde, nichts übrig, als die Genehmigung zum Abbruch des Bauwerks zu erteilen.
Ihr wurde im folgenden Jahr entsprochen. Geschichtlich ist über die Burg fast nichts bekannt; bautechnisch fand sie noch das Interesse von Angehörigen der Aachener Technischen Hochschule kurz vor ihrem
Untergang. Ein Lichtbild derselben ist in den Heimatblättern des Landkreises Aachen veröffentlicht worden. Über dem Eingang der Burg war ein Wappenstein eingemauert, der u.a. die Inschrift trägt: "Johana
Stockem 1688"; er kam ins Kreisheimatmuseum. Nach dessen Untergang 1944/45 war der Stein zunächst verschwunden; 1953 wurde er vom letzten Führer durch das Museum auf dem Abteihof wiedergefunden
und, um ihn vor Verderb zu schützen, auf Veranlassung des Gemeindedirektors im Rathhausgarten niedergelegt.
Eine Gemeinschaft von Angehörigen der Aachener Kleinbahn hatte 1935 am Vichtbach (Flur Mückenloch) abwärts von Mulartshütte den ersten Abschnitt eines Erholungsheims errichtet. In diesem
Jahr wurde das Heim vollendet. Man hat dazu in der Nähe des Baches ein Schwimmbecken errichtet und einen zweiten Zugang von der Straße Mulartshütte-Zweifall aus geschaffen und in dessen Zug
den Bach überbrückt.
Die überlieferte halb kirchliche Bindung der Schützengesellschaften war der Partei nicht recht. Sie war bestrebt, sie daraus zu lösen und ausschließlich für den Gedanken der Förderung der Wehrbereitschaft zu
gewinnen, zumal die meisten Vereine einem Verband Schützenbruderschaften angehören, der einen geistlichen Präses hat. Die Partei erreichte, daß die Breiniger St. Sebastianus-Schützengesellschaft
(Bruderschaft) sich mit der dort erst seit den letzten neunziger Jahren bestehenden St. Barabra-Flobert-Schützengesellschaft zu "Schützengesellschaft Breinig 1666" vereinigte und die Bindung an den
Bruderschaftsverband offiziell aufgab. Die örtliche Bruderschaft blieb jedoch im Geheimen innerhalb der neuen Gesellschaft bestehen.
Die Mitglieder der Kriegervereine wurden mit mehr oder weniger Druck in die "SA-Reserve" überführt und tragen eine dies kennzeichnende Armbinde.
Im Zuge der "Arisierung" jüdischer Geschäfte und Unternehmungen ging die unter der Firma W. Heymann K.G. in der Münster Mühle bestehende Reißwollfabrik auf August Meuther in Inden über.
Die tötliche Judenverfolgung in der "Kristallnacht" zum 10.November, die andernorts, z.B. in Brand und Aachen wie im ganzen Reich zur Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen führte, hatte hier keine
Folgen, weil es weder das eine noch das andere gab.
Anstelle des Personalausweises, den nach dem Kriege erstmals die Besatzungsmächte eingeführt hatten, und der nach deren Abgang in Vergessenheit geraten war, führte das Reich eine Kennkarte ein. Sie wird
von der Ortspolizeibehörde ausgestellt. Wehrpflichtige müssen sie bei der Anmeldung zur Wehrstammrolle besitzen; im übrigen wird nicht auf ihren Besitz gedrängt. Eine Ausnahme hiervon machen
lediglich die Juden; wenn sie wenigsten 6 Jahre alt sind, müssen sie die Kennkarte sofort ausstellen lassen.
Einige Erkrankungen an spinaler Kinderlähmung waren die Ursache sowohl den Jahrmarkt während der Corneli-Oktav wie auch den darauf folgenden Viehmarkt ausfallen zu lassen.
Die Arbeitslosigkeit kann als überwunden angesehen werden. Nur noch wenige nicht ins Gewicht fallende Arbeitslose sind vorhanden.
Anfang Juli bekam Breinig für 2 ½ Wochen die ersten deutschen Soldaten seit 1918 ins Quartier, Pioniere aus Riesa in Sachsen. Sie wurden durch Pioniere aus Minden in Westfalen abgelöst, die jedoch nur kürzere
Zeit blieben. Aufgabe der Soldaten war, Vorarbeiten für den Bau von Befestigungen längs der Reichsgrenze auszuführen, die unter der Bezeichnung "Westwall" bekannt geworden sind. Die eigentlichen Bauarbeiten
begannen etwas später und wurden von Unternehmen mit zivilen Arbeitern ausgeführt, die ziemlich plötzlich in großer Zahl eintrafen. Sie wurden in Kornelimünster, Breinig und Venwegen in Sälen untergebracht.
Bald beherrschten Lastkraftwagen mit Baustoffen bei Tag und Nacht die Straßen in so großer Zahl, daß für den übrigen Verkehr nur wenig Raum blieb. Das dauerte bis über das Jahresende. Die ganze Grenzgegend
war ein Heerlager mit einer ungeheuren Betriebsamkeit geworden, in dem es keinen Ruhepunkt zu geben schien. Nicht einmal der Sonntag brachte eine Arbeitsunterbrechung. In unserer Gemeinde wurde keine
Befestigung gebaut; sie liegt zwischen der ersten und zweiten Befestigungslinie, eine dritte liegt noch weiter zurück.
Der Zustand einiger Straßen ist schlecht; duch die ungeheure Beanspruchung für den Lastkraftwagenverkehr der Westbefestigungen haben sie noch mehr gelitten. Durchgreifende Verbesserungen vorzunehmen,
ist untunlich, weil sie in kurzer Zeit durch diesen Verkehr zunichte gemacht würden. Man behilft sich mit Flickarbeiten und warnt im übrigen vor dem Verkehr auf schlechten Straßen durch Aufstellen
von Tafeln mit der Aufschrift "Schlechte Wegstrecke".
Am 8.November kam der 42 jährige Bauunternehmer Edmund Immendorf aus Stolberg bei einem Kraftfahrzeugunfall auf der Provinzialstraße in Münsterau zu Tode.
Vier Wochen später, am 2.Dezember, erhängte sich im Lager des Reicharbeitsdienstes in der Finsterau der 21 Jahre alte Arbeitsmann Adam Stier.
Am 19.Dezember fand man im Weinfelder Maar bei Daun die Leiche des 52 Jahre alten Buchhalters Hermann Pelzer aus Kornelimünster; es liegt Selbstmord vor.
[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-5
Breinigerheide | |
Breinig | |
Schützheide | |
Breinigerberg | |
Vicht-Breinigerberg | |
Münsterau | |
Venwegen |
Zahl | gesamt | m. | w. |
Personen | 5186 | ||
Lebendgeburten | 76 | 42 | 34 |
Gestorben und Totgeboren | 55 | 27 | 28 |
Eheschließungen | 63 |
Höhere Steuereinnahmen infolge der verbesserten Wirtschaftslage begründeten auch eine günstigere Finanzlage der Gemeinde. Ihre Abrechnung für 1938 ergab einen Überschuß von 31.610 RM. Der
Haushaltsplan für 1939 ist dem vorjährigen, angeglichen (Einnahmen und Ausgaben 368.727 RM), erfuhr jedoch wegen der kriegerischen Ereignisse erhebliche Veränderungen.
Bei einer Beratung mit den Gemeinderäten trug der Amtsbürgermeister vor: Die Aufwendungen für die öffentliche Fürsorge haben sich in ihrer Gesamtheit vermindert; einsatzfähige Erwerblose sind in der
Gemeinde nicht mehr vorhanden; die Entschädigung für die Fürsorgeschwester wurde von 650 auf 1000 RM jährlich heraufgesetzt; die Einstellung einer eigenen Fürsorgerin bezw. die Einrichtung einer
NS-Schwesternstation scheitert vorläufig an dem Mangel an solchen.
Steuerhebesätze: Grundsteuer A (landw. Besitz) 200, Grundsteuer B (anderer Besitz) 140, Gewerbesteuer 300 v.H. der Meßbeträge, Bürgersteuer 500 v.H.
In seinem Nachtragshaushaltsplan sind 80.700 RM Mehr-Einnahmen und Ausgaben vorgesehen.
Der Amts-Haushaltsplan für 1939 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 162.147 RM vor. Die Amtsumlage (von den Gemeinden aufzubringen) beträgt wie im Vorjahr 108.587 RM. Nachträglich wurden
kriegsbedingt 230.160 RM angefordert.
Anstelle von Leo Schloemer wurde der Bauer Amandus Kerres aus Schleckheim Amtsbeigeordneter.
Die Gemeinde verpachtete den Steinbruch am Wolberberg auf 10 Jahre, ab 1.Juni, an die Kommandit-Gesellschaft Schömer in Aachen.
Ende Januar wurde das Volksschulgebäude in Kornelimünster fertig und seinem Zweck zugeführt. Alle Klassen (je 2 für Knaben und Mädchen) fanden darin Raum, ferner ein Lehrer- und ein Lernmittelzimmer, im
Keller ein Brausebad. Alle Räume werden zentral mit Dampf geheizt. Die gesamten Baukosten betragen 77.930 RM, davon werden getragen 43.018 RM durch einen Staatszuschuß, 23.250 RM aus einem Darlehen
und 12.662 RM durch die Gemeinde. Es ist ein repräsentation Bau geworden, der sich architektonisch der Umgebung (ehemalige Abtei) gut anpaßt. Die Schulmöbel wurden neu angeschafft; sie kosteten 4.000
Rmark.
An der Oberforstbacher Straße wurde ein Wohnhaus als Dienstwohnung für den Schulleiter begonnen; bis zum Winter konnte es noch unter Dach gebracht werden. Fertig wurde es im folgenden Frühjahr. Die
Gesamtkosten sind mit rund 20.000 RM veranschlagt; davon hat die Gemeinde nur 6.500 RM aufzubringen. Die bisher in der ehemaligen Abtei angemeldete Dienstwohnung mußte demnächst geräumt werden;
darum wurde das Haus für gut befunden.
Im April erhielten die herkömmlicherweise konfessionellen (bei uns katholischen) Volksschulen die Bezeichnung Deutsche Volksschulen , womit ihre Entkonfessionalisierung unterstrichen wurde.
In Breinig verstarb am 25.Juni nach langer Krankheit der dortige (erste) Volksschulrektor Wilhelm Kranzhoff im Alter von 60 Jahren. Ungefähr 35 Jahre hat er im Breiniger Schuldienst gestanden, seit 1912 als
dessen Leiter. Kranzhoff war von 1907 ab auch Leiter der Gewerblichen Fortbildungsschule Breinig bis zu deren Ablösung durch die Berufsschule gewesen, hatte einen Schülerchor und ein Schulorchester gegründet,
sich als Komponist betätigt und lange Jahre auch Gesangvereine dirigiert.
Infolge Einschulung der Mädchen in die Berufsschule war dort die Einrichtung entsprechender Abteilungen nötig. Eine notwendige, planmäßig anzustellende Lehrerin konnte jedoch nicht gefunden werden.
Es hat sich herausgestellt, daß die beiden Vollziehungsbeamten den nicht polizeilichen Zustell- und Ermittlungsdienst nicht noch nebenher zu erledigen vermögen. Darum mußte damit ein Angestellter betraut
werden. Elektromeister Leo Schloemer aus Oberforstbach hat diesen Dienst am 15.Februar an. Sein Amt als Amtsbeigeordneter mußte er deswegen niederlegen.
Dem Amtsobersekretär Johann Röntgen und dem Gemeindeförster Josef Andres wurde das vom Führer verliehene silberne Treudienstehrenzeichen für mindestens 25 jährige Dienstzeit in einer schlichten Feier im
November vom Amtsbürgermeister überreicht.
Es wurde eine beamtete (Gemeinde) Amtssekretärstelle geschaffen und in sie am 1.Februar der geprüfte Verwaltungsanwärter Cornelius Gorgels berufen. Gorgels, 1940 zum Kriegsdienst einberufen, ist am 12.
Mai 1944 als Hauptmann auf der Krim gefallen.
Die Straße St. Gangolfsberg wurde neu gedeckt. Kosten 6.000 RM. Um Pferdefuhrwerke den steilen Aufstieg vom Steinkaulplatz bis zum Eisenbahnübergang neben dem Amtshause zu erleichtern,
erhielt die sonst mit geteertem Steinsplitt abgedeckte Straße dort längs des Eisenbahngrundstücks einen Streifen Steinpflaster.
Auch die Abteistraße wurde mit einer geteerten Steinsplittdecke versehen. Gleichzeitig erfuhr der Eingang zum Abteihof eine Umgestaltung. Die hohen Tor- und Geländerpfeiler wurden abgebrochen; eine niedrige
Abschlußmauer mit offenem Durchlaß ohne Geländer oder Gitter trat an die Stelle. Gesamtkosten 5.400 RM.
In Breinig wurden im Herbst die durch die Westwallfahrer arg beschädigten Bürgersteige der Hauptstraße wiederhergestellt.
Mit weiteren Straßenverbesserungen war nicht mehr zu rechnen, weil es wegen des Kriegs an Arbeitern, Beförderungsmöglichkeiten und Baustoffen mangelte. Zudem würde mit den verfügbaren Geldern nur ein
geringer Teil der Schäden beseitigt werden können. Auch müßte auf die Bedürfnisse der Wehrmacht Rücksicht genommen werden, die in der Gemeinde und weiteren Umgebung sehr stark einquartiert wurde.
Der Ausbau der Straße Breinig-Münsterau war bis zum vorigen Winter bis zum Forsthaus Rochenläger gediehen. Der strenge Winter gebot die vorzeitige Einstellung der Arbeiten, zumal die Zahl der Arbeiter bis auf
etwa ein viertel der benötigten abgesunken war. Die Mehrzahl war für die Westbefestigungen dienstverpflichtet worden; andere gingen des höheren Verdienstes wegen freiwillig dahin. Was verblieb, waren ältere
Leute mit verminderter Leistungskraft. Der Unternehmer Heinrich Bock forderte für den fertigen Bauabschnitt 34.637 RM. Für den 2. Bauabschnitt sind wahrscheinlich 117.000 RM erforderlich. Nach Überwindung
einiger Schwierigkeiten wurden die Arbeiten nach der Jahresmitte fortgesetzt; am Jahresende waren sie noch nicht vollendet.
Das neue Forsthaus in Venwegen wurde im Frühjahr fertiggestellt.
Für die Amts-Feuerwehr wurde ein zweiter Mannschftswagen beschafft. Die Landwirtschaft hatte ein verhältnismäßig günstiges Jahr. Der Obstertrag war außergewöhnlich gut.
Ab Mitte Dezember gab es viel Frost und reichlich Schnee. Im November staute die Inde in einige tiefliegende Keller am Markt zurück. Starke Regenfälle hatten den Bach anschwellen lassen.
Die Arbeiten am Westwall wurden das ganze Jahr über und darüber hinaus vorangetrieben, wenn auch vom Herbst an mit kriegsbedingten Einschränkungen. Wegen dem auch an Sonn- und Feiertagen nicht
ruhenden Lastkraftwagenverkehr mußte die Fronleichnamsprozession auf Straßen abgehalten werden, die von diesem nicht so stark berührt wurden.
Aus Kornelimünster hat ein jüdischer Mitbürger, der 1915 geborene Ernst André, die Heimat verlassen und sich ins Ausland begeben. Am Ort leben nur noch seine Eltern Hermann André und Therese geb. Heidt mit
der Tochter Berta Katz geb. André. Sie sind die einzigen jüdischen Einwohnern unserer Gemeinde. Der Ausgewanderte ist nach dem Kriege 1945 zurückgekehrt.
Das Alumnat des hiesigen Benediktinerklosters, dem die Heranbildung des klösterlichen Nachwuchses oblag, wurde der Zeitverhältnisse wegen geschlossen.
Der Westwall-Straßenverkehr zeitigt auch in diesem Jahr mehrere Verkehrsunfälle, die neben Sachschäden auch einige Dutzend Körperschäden zur Folge hatten.
Am 3.April verunglückte auf der Straße zwischen Breinig und Stockem der ledige, 1853 geborene Landwirt Peter Josef Hennecken aus Breinig dadurch tötlich, daß er von einem Kraftfahrzeug überfahren
wurde.
Anscheinend sich selbst erhängt hat sich am 28.April im Keller des eigenen Hauses an der Oberforstbacher Straße in Kornelimünster der im Ruhestand lebend ehemalige Provinzial-Straßenwärter
Christian Josef Bougé, geboren 1876.
Am 11.Mai verunglückte tötlich ein elfjähriger Schüler (Sohn von Leonhard Strauch, Breinig), als er während der Unterrichtspause vom Schulspielplatz auf dem Essig auf die Straße lief und von einem Kraftwagen
überfahren wurde.
Am 29.August wurde die 35 Jahre alte Ehefrau von Mathias Gronen, Antoinette geb. Hennecken, wohnhaft in Breinig, Essiger Straße, deren Gatte soeben zum Wehrdienst einberufen worden war, ertränkt im
Hausbrunnen ihrer Wohnung aufgefunden; sie trug Verletzungen der Schlagader einer Hand, die sie sich anscheinend selbst beigebracht hatte. Die Frau galt als geistig umnachtet.
Wenn uns nicht schon andere und greifbare Dinge auf eine Entwicklung hingewiesen hätten, die von den meisten Bürgern mit innerer Unruhe und Mißtrauen verfolgt wurde, (: Verstärkung der Gendarmen auf 4
(bisher 2) im Amtsbezirk, Heranbildung einer Polizeireserve (verstärkter Polizeischutz), Bildung von Grenzschutzkompagnien, Luftschutzübungen, Westbefestigungen, usw.:), so bereitete uns die amtliche
Propaganda in Presse und Rundfunk mit zunehmender Eindringlichkeit auf Ereignisse vor, deren Endstadium nicht vorauszusehen war, auf das Ereignis des Jahres.
Im August wurden zu militärischen Übungen einberufene Männer über die vorgesehene Zeit hinaus im Dienst zurückbehalten.
Am Sonntag, den 27.August, wurden die Vorräte an Lebensmitteln und Verbrauchsgütern beschlagnahmt, am gleichen Tage durch vorausbestimmte Vertrauensleute längst bereitliegende
Lebensmittelbezugsscheine (Lebensmittelkarten) an die Haushaltungen verteilt.
Kurz vorher hatte in Brand mehrere Tage lang eine Kraftfahrzeug-Musterung stattgefunden. Seit der Nacht zum 26.August erhielten zahlreiche Männer Einberufungsbefehle zum Wehrdienst. Noch
vor dem Monatsende eintraf ein sogenanntes Baubataillon in der Gemeinde und bezog Massen- und Einzelquartiere.
In der Frühe des 1.September erfuhren wir durch den Rundfunk, Polen sei von unserer Wehrmacht angegriffen worden. Diese Nachricht wurde von der Mehrheit der hiesigen Bevölkerung trotz der aufputschenden
Regierungspropaganda, die übrigens schon längst an Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit eingebüßt hatte, obwohl gegenteilige Meinungsäußerungen nicht geduldet wurden, mit mehr Zurückhaltung als
Zustimmung oder gar Begeisterung aufgenommen. "Krieg" hatte seit dem vorigen einen üblen Beigeschmack behalten.
Alsbald wurden unsere Gemeinde und die weite Umgebung, bis weit ins Hinterland gestaffelt, dicht mit Truppen verschiedener Waffengattungen belegt, die in Wohnungen, Schul- und Wirtshaus-Sälen untergebracht
wurden. Ihre Verpflegung besorgten sie selbst. Der Bahnhof Breinig wurde Ausladestelle für allen Truppenbedarf der 225. Infanterie Division, der zumeist ältere gediente Leute angehörten, zunächst vorwiegend
aus Holstein und Hannover, später auch aus Ostpreußen und andere Gegenden. Dort in Breinig entwickelte sich beim Abholen der Bedarfsgüter täglich ein beängstigender Verkehr, der den übrigen für Stunden
lahmlegte, wenigstens auf den vom Bahnhof ins Hinterland führenden Straßen. Selbst auf dem Ladeplatz verhaspelten sich anfänglich die Fuhrwerke, bis das oben erwähnte Baubataillon (Nr.79) von da eine
Abfuhrstraße zur Stockemer Straße hin geschaffen hatte. Auf dem Ladeplatz türmten sich Strohballen und Heuhaufen. Bis zum Jahresende und darüber hinaus war die ganze Gegend ein Heerlager, wie sie es wohl
noch nie gewesen war. Das Verhältnis zwischen den Soldaten und den Einwohnern war durchweg gut; vereinzelt nur gab es kleine Reibereien, die bei einer solchen Massierung von Quartiergästen
aber entschuldbar sind.
Am Tage des Kriegsbeginns gegen Polen wurde auch der Luftschutz ausgerufen. Was jahrelang gelehrt und geübt worden, mußte nun ernsathaft beachtet, durchgeführt und erprobt werden. Die abendliche
Straßenbeleuchtung wurde und blieb ausgeschaltet. Eine Düsternis wie in Vorväterzeiten!
Der Krieg verschaffte der Gemeinde eine Reihe neuer Aufgaben. Einquartierung von Soldaten, Unterbringung von Truppenstäben usw., vor allem aber die Lebensmittelbewirtschaftung. Anfänglich von den
vorhandenen Bediensteten zusätzlich mitbearbeitet, ergab sich schon bald die Notwendigkeit, dafür eine eigene Dienststelle mit neu angeworbenem Personal einzurichten, die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle. Ihr
allein oblag die Abgabe der Lebensmittelkarten und der Bezugsscheine für Textilien, Schuhe und andere bewirtschaftete Bedarfsgüter; sie kontrollierte den Rücklauf der belieferten Bezugsberechtigten von den
Geschäften, gab sie an das Kreis-Ernährungs- und Wirtschaftsamt weiter und stellte den Geschäften Wiederbezugsberechtigungsscheine aus. Im November trat an die Stelle der Bezugsscheine für Kleidungsstücke
die sogenannte Kleiderkarte; Bett- und Küchenwäsche und Schuhe blieben bezugsscheinpflichtig. Diese Organisation spielte sich rasch ein und hat sich bewährt, auch dank dessen, daß die Stadt schon längst die
Erzeugung, den Vertrieb und die Verteilung der Güter gelenkt hatte; sie war gut durchdacht. Vom eigentlichen Warenhandel, der im vorigen Krieg soviel Mißfallen gefunden hatte, konnten und mußten sich die
Gemeinden fernhalten.
Eine weitere beträchtliche Belastung der Verwaltung war die Entgegennahme und Bearbeitung der Anträge auf Familien-Unterhalt für die Hinterbliebenen bezw.Familienangehörigen der zum Wehrdienst
einberufenen Männer. Sie oblag der Wohlfahrtsabteilung.
Anfang September wurden auch die Männer der Polizeireserve (verstärkter Polizeischutz) zum Dienst einberufen und den Polizei- und Gendarmerie-Beamten zugeteilt. Ihre Löhnung wurde dem Amt
vom Staat ersetzt. Als sich ergeben, daß ihre Hilfeleistung nicht mehr nötig war, wurden die "Wachtmeister der Polizei der Reserve", so war ihre Dienstbezeichnung, am 16.Oktober nach Hause beurlaubt.
Auch einige Beamten des Amts wurden zum Wehrdienst einberufen. Drei von ihnen, die nicht entbehrt werden konnten, wurden jedoch nach kurzer Zeit wieder entlassen: Amtsobersekretär Emonts,
Vollziehungsbeamter Kupferschläger, Polizeihauptwachtmeister Baltus.
Zur Sicherung gegen mögliche Kriegsgefahren mußten Mitte September die beim Standesamt liegenden Tauf-, Trau- und Beerdigungsbücher aus der Zeit vor 1799 an das Staatsarchiv in Düsseldorf abgegeben
werden. Ein Jahr später kamen sie zurück.
Für den Fall, daß unser Gebiet Kriegsgebiet werden würde, wurden an alle Haushaltsvorstände Vordrucke zur Aufzeichnung der Vermögenswerte verteilt. Sie sollten beim Finanzamt hinterlegt werden und zur
Bearbeitung von Entschädigungsansprüchen herangezogen werden. Nur ein Teil der Vordrucke kam ausgefüllt zurück.
Für denselben Fall gab die Partei Bereitstellungsanweisungen aus, um eine geordnete Rückführung der Bevölkerung zu sichern. Glücklicherweise ist keine Räumungsanordnung nötig geworden.
Die Gemeinden müssen zur Sicherung der Verteidigungskraft Kriegsbeiträge leisten. Ihnen werden die Meßbeträge der Grundvermögens-, Gewerbe- und Bürgersteuer zugrunde gelegt. Der unserer Gemeinde
ursprünglich auferlegte Beitrag von monatlich 4.106,61 RM wurde auf Vorstellungen des Regierungspräsidenten für Gemeinden im Operationsgebiet, in dem auch unsere Gemeinde liegt, um 51,6 v.H. gesenkt; für
uns beträgt er nur noch 1.985,91 RM.
Weil die meisten Schulsäle mit Soldaten belegt waren, fiel der Unterricht insoweit aus. Die Schulen von Kornelimünster besuchten von Oktober bis Weihnachten die Schule in Krauthausen, die von Breinig
vorübergehend mit Wechselunterricht die Schule in Breinigerberg,
Die Stelle des verstorbenen Schulleiters von Breinig wurde hauptsächlich erst im folgenden Jahr wiederbesetzt.
Angesichts der Möglichkeit, daß unsere Gegend Kriegsgebiet würde, hatten viele Leute keine Kartoffeln für den Winter eingekellert; solche kamen auch infolge der Beschwernisse imVerkehrswesen nur mangelhaft
herein. Die Leute erhielten darum zusätzlich Brot. Die Versorgung mit Zufuhrkartoffeln besserte sich erst nach dem schnee- und frostreichen Winter.
Der Kohlenbedarf konnte ausreichend gedeckt werden.
Auch die Ernährung war ausreichend.
Das Wirtschaftsleben hatte sich natürlich den durch die Mobilmachung geschaffenen Verhältnissen anpassen müssen. Der Übergang gelang dank der längst eingespielten Wirtschaftslenkung ohne erhebliche
Schwierigkeiten.
Am 3.November fand eine Musterung der Pferde auf Kriegstauglichkeit statt. Musterungsort wie früher: Sportplatz an der Stockemer Straße in Breinigerheide.
1940 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 49 | 36 | 85 |
Todesfälle | 37 | 26 | 63 |
Trauungen | 48 |
Für die durch Westwallfahrer an den Straßen angerichteten Schäden zahlte das Reich an die Gemeinde 35.000 RM.
Nachdem der Kreis auf die Hundesteuer verzichtet hat, wird sie in gleicher Höhe zu Gunsten der Gemeinde erhoben.
Der Amtshaushaltsplan für dieses Jahr sieht Einnahmen und Ausgaben von je 685.863 RM vor. Es haben aufzubringen unsere Gemeinde 87.402, Walheim 63.449 RM als Amtsumlage. Die größten
Kosten verursachte der "Familienunterhalt", die Unterstützung der Familien der einberufenen Soldaten. Der Rechnungsabschluß des Vorjahres zeigte einen Fehlbetrag von 5.104 RM.
Von den Amtsbeamten wurde der Amtssekretär Cornel Gorgels zum Wehrdienst einberufen. Er ist nicht zurückgekehrt; am 12.Mai 1944 ist er, als Hauptmann bei Sewastopol auf der Krim gefallen.
An der Berufsschule wurde eine dritte hauptberufliche Lehrerstelle eingerichtet und mit einer Lehrerin besetzt. Der Haushaltsplan für 1940 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 35.000 RM vor. Mit Genehmigung
der Aufsichtsbehörde erhalten als Dienstaufwandsentschädigung der Zweckverbandsvorsteher (Amtsbürgermeister Lichterfeld) jährlich 360, der Kassenführer (Amtsrentmeister Corsten) 240 RM. An der Schule
sind nach wie vor auch nebenamtliche Kräfte lehrend tätig.
Die Arbeiterlager für den Westwall wurden aufgelöst. Die Betreuung der Befestigungen obliegt dem Festungspionierstab in Düren.
Die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft "Rheinisches Heim" in Bonn, die Sachwalterin für den gesamten Grundbesitz von Eugen Graf Beißel von Gymnich in Friesenrath, bot unserer und der Gemeinde Walheim den
zu diesem gehörenden Wald gegen den Austausch von Acker- und Wiesenland an. Im Prinzip ist gegen den Tausch nichts einzuwenden. Der Wert des Waldes ist mit 150.000 RM angesetzt; die jährlichen
Roheinnahmen liegen bei 3000 RM, die von Verwaltungskosten, Steuern, Versicherung, Kulturkosten aufgezehrt werden. Nach Auskunft des Gemeindeforstmeisters kann erst in 3 oder 4 Jahrzehnten mit einer
geringen Reineinnahme gerechnet werden. Um den Kaufpreis aufzubringen, müßten 314 Morgen Land hergegeben werden. Die Gemeinden sehen davon ab, in den Austausch einzuwilligen, weil eine Rentierlichkeit
nicht zu erzielen ist.
Auf Grund eines Führer-Erlasses vom 15.November betr. Richtlinien für die Vorbereitung des Wohnungsbaues nach dem Kriege hat die Gemeinde ein Programm aufgestellt, das die Bereitstellung
von 30 Baustellen vorsieht. Im übrigen ist die Ausführung von Bauten für nicht kriegsbedingte Zwecke verboten.
Die Schulleiter-Dienstwohnung an der Oberforstbacher Straße (siehe 1939) wurde im Frühjahr fertig und vom Hauptlehrer Hüpgens bezogen.
Der Ort Kornelimünster besaß bisher keinen ausreichend großen Versammlungsraum in der Ortsmitte. Nach dem Abzug der Truppen überließ die Regierung der Gemeinde die Turnhalle des früheren Lehrerseminars
zur Herrichtung für diesen Zweck unentgeltlich. Die bedurfte jedoch einer gründlichen Wiederholung. Es wurden ausgegeben für die Beheizung mit Gas 3.000 RM, für eine würdige Ausschmückung und für
Handwerksarbeit 2.500 RM. Nun ist der lange vermißte Festraum geschaffen.
Hinsichtlich des Kindergartens in Breinig wurde mit der NSV vereinbart, daß sie ihn in eigener Regie übernimmt, von der Gemeinde jedoch jährlich 900 RM mehr als Zuschuß erhält. Seine Einrichtung im Erdgeschoß
des alten Schulhauses an der Hauptstraße hatte die Gemeinde bezahlt.
Die übliche Gefallenen-Ehrung an den Krieger-Ehrenmalen im März wurde von den imquartierten Truppen durchgeführt.
Die Fronleichnamsprozession und andere Prozessionen wurden von der Gestapo, angeblich aus Luftschutzgründen, untersagt. Auch das Glockenläuten wurde hinsichtlich der Zahl und Dauer beschränkt und von dem
nächtlichen Fliegeralarm abhängig gemacht. Der Vormittagsgottesdienst darf nach nächtlichem Fliegeralarm nicht vor einer bestimmten Stunde beginnen.
Das auf dem Gelände des Breiniger Bahnhofs errichtete Wehrmacht-Heu- und Strohlager geriet im April in Brand. Die Feuerwehr vermochte jedoch das Feuer einzudämmen, sodaß der größte Teil der
Vorräte gerettet werden.
In der Nacht zum 3.Juli vernichtete Feuer das Dachgeschoß des neuen Schulhauses in Kornelimünster. Dabei gingen auch dort abgestellte Schulmöbel und Lehrmittel zugrunde. Die Brandursache blieb ungeklärt.
Die Provinzial Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz zahlte der Gemeinde 18.500 RM Entschädigung. Die Wiederherstellung hat etliche Tausend RM mehr gekostet. Der Unterricht wurde vorübergehend in
Räumen der ehemaligen Abtei erteilt.
Durch die lange Einquartierung von Truppen haben fast alle Gebäude und viele Grundstücke Schäden erlitten; deren Beseitigung kann nur nach und nach geschehen.
Mangel an Arbeitsleuten und Baustoffen verhinderten die vorgesehene und nötige Instandsetzung der Straßen in größerem Umfange; man mußte sich mit der Abstellung der größten Schäden begnügen.
Im Laufe des Jahres konnte der Ausbau der zweiten Hälfte der Straße Breinig-Münsterau, der sich immer wieder verzögert hatte, vollendet werden. Auch sie erhielt eine teergebundene Fahrbahn, im
geschlossenen Ortsteil von Breinig, d.h. bis kurz vor der Buttergasse, auch Pflasterrinnen mit Bordsteinen für Bürgersteige. Durch den Fortfall der alten Krümmungen im Frackersberg und die dadurch erzielte
Streckung der Linie bedingt, hat man den früher an der Hauptschneise beginnenden Abfall im Vichttal um etwa 100 Meter vorgezogen. Die im Wald frei gewordenen alten Straßenteile sind der Bewachsung
überlassen.
Amtsnachfolger des im vorigen Jahr verstorbenen Leiters der Breiniger Volksschule, Rektor Kranzhoff, wurde der bisher in Linden-Neusen tätig gewesene Lehrer Georg Erlhoff, ein aus der kath. Kirche
ausgetretener Mann. Nach dem Kriege ist er zum Breiniger Schuldienst nicht mehr zugelassen worden, vermutlich wegen seiner bejahenden Einstellung zum Nationalsozialismus, trotz der
anerkannten schulpädagogischen Fähigkeiten, die ihm in Breinig Ansehen und Wertschätzung eingetragen hatten.
Im Herbst mußten auf Geheiß der Gestapo die kirchlichen (Borromäusvereins-) Pfarrbüchereien geschlossen werden; die Bücher wurden beschlagnahmt; sie waren den Machthabern schon lange mißliebig
gewesen. Gemeindebüchereien mit überwiegend, "nationaler Literatur" waren bereits früher in Kornelimünster, Breinig und Venwegen aufgemacht worden.
Auf die Verbreitung nationalsozialistischer Literatur wird nach wie vor größter Wert gelegt. Es gibt nur noch parteihörige Tageszeitungen und auf religiösem Gebiet nur noch die Kirchenzeitung für das Bistum
Aachen, die sich allerdings größter Wertschätzung erfreut, weil sie es, wenn auch in vorsichtiger Form, noch wagt, die Hand auf die Wunden der Zeit zu legen. Seit Jahren schon wird jedem Brautpaar nach der
Eheschließung vom Standesbeamten Hitlers Buch "Mein Kampf" als Geschenk überreicht.
Die Partei trat etwas in den Hintergrund, wahrscheinlich bedingt durch die zeitlichen Umstände, um nicht noch mehr Unruhe in die Bevölkerung zu tragen.
Die Juden müssen an der Oberkleidung stets sichtbar ein sie kennzeichnendes Abzeichen tragen, den Judenstern (Buchstabe J innerhalb des Davidsterns). Denselben Buchstaben tragen ihre Kennkarten und
Reisepässe.
Die Gemeinde verkaufte dem Bauern, Ortsbauernführer Peter Cormann, Breinigerheide, im November ungefähr 26 Morgen Heideland auf der Breiniger Heide zwischen Geiß und Corneliastraße zum Preise von rund
400 RM je Morgen. Cormann benutzt es wie sein anschließendes Besitztum als Viehweide. Vor einigen Jahren hat sie ebendort, westlich der Corneliastraße, dem Bauern Heinrich Bröcker von Stockem ungefähr 4
Morgen Heideland mit Vorkaufsrecht auf 12 Jahre verpachtet, er hat daraus ertragsfähiges Ackerland zu machen verstanden.
Die Gemeinde war noch immer stark mit Truppen belegt. Deren Verhältnis zur Einwohnerschaft war durchweg geziemend bis freundlich; man hatte sich aneinander gewöhnt trotz mancher Bedrängnisse und
Beschränkungen, die sich nicht vermeiden ließen, gab es doch kein Haus ohne Soldaten.
In der Nacht zum Freitag, den 10.Mai, der ein schöner Frühlingstag wurde, kam Bewegung in die Heeresmasse; sie Marschierte nach Westen ab. Flugzeuge in großer Zahl kreisten, kaum als Punkte erkennbar, in
den Morgenfrühe über der Gegend. Erst am Nachmittag war der Truppendurchzug beendet. Eine seit neun Monaten entbehrte Ruhe legte sich über die Gegend; fast beängstigend wirkte sie im Hinblick auf die
kommenden, nicht übersehbaren Ereignisse und deren immerhin möglichen Rückwirkungen. Die Ruhe wurde bald durch Kanonendonner im Westen unterbrochen.
Doch sollte auch unsere Heimat schon bald den Krieg zu Spüren bekommen. Von der vorwärts stürmenden Kampffront sahen wir nichts. In der Nacht zum 12.Mai (Pfingstsonntag), gegen 1 ¾ Uhr, wurden die
Einwohner von Breinig und Umgebung durch mehrere, rasch aufeinander folgende starke Knallgeräusche aufgescheucht. Im Morgengrauen stellte sich heraus, daß mehrere von Flugzeugen abgeworfene Bomben
im Stolberger Wald nahe bei der Hauptschneise, vor dem Anfang des Abfalls zur Eichsdelle, niedergekommen und explodiert waren. Sie hatten nur einige Bäume beschädigt. Folge: Der Gottesdienst in der Breiniger
Kirche, für deren Besuch kein Luftschutzraum bereit gestellt war, wurde verboten. Er fand nach einiger Zeit vorübergehend im Pfarrheim statt, nachdem die ausgedehnten Keller des Pfarrhauses luftschutzmäßig
hergerichtet worden waren. Dann, als die in der Nähe der Kirche liegenden Keller für die Unterbringung von Schutzsuchenden bereitgestellt waren, wurde die Kirche wieder benutzt.
Genau 10 Tage später, in der Nacht zum 22.Mai, wurde der Ort Kornelimünster heimgesucht. Vier von Flugzeugen abgeworfene Bomben richteten allerhand Zerstörungen an. Vor der
herannahenden Gefahr war die Einwohnerschaft nicht durch die Sirene gewarnt worden; der Amtsverwaltung hatte man aus unbekannten Gründen keine "Luftgefahr" angezeigt. Allein durch Flugzeuggeräusche
und herabsinkende Leuchtkörper waren die Einwohner aufmerksam geworden. Eine Bombe fiel in eine Viehweide am Weg Unter den Weiden und entwurzelte einen Obstbaum. Die zweite traf das Hinterhaus Am
Markt Nr. 16 und zerstörte dessen Dach- und Obergeschoß. Unter den Trümmern fand man die Leiche der 3 ½ jährigen Helma Josefine Stürmann, Tochter von Wilhelm Stürmann,
und deren verletzte Mutter geborene Radermacher, ferner unverletzt die Frau von Hubert Steffens. Die dritte Bombe fiel vor das Haus Abteistraße 2-4 von Witwe Gottfried
Lausberg, Auguste geb. Keus, riß ein großes Loch in die Straße und aus dem Haus einen Teil der Frontmauer heraus; auch das Dach wurde erheblich beschädigt. Verletzt wurde hier niemand. Weniger beschädigt
wurde durch eine weitere Bombe, die die Bachmauer zur Aachener Straße hin getroffen hatte, das Haus Abteistraße 5 (Max Ostlender). Zahlreiche Bombensplitter hatten auch viele andere Häuser beschädigt.
Der Ortskern um den Markt herum glich am Morgen einem Ort, über den Staub und Bautrümmer ausgestreut worden waren.
In dieser Nacht hatte die Freiwillige Feuerwehr zum ersten Mal ihrer Kriegsaufgabe als Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) zu dienen; sie hat sich ihr gewachsen gezeigt.
Der Eigentümer des zertrümmerten Hauses am Markt Hubert Jaeger baute dieses noch vor dem Winter wieder auf. Das Haus
von Lausberg soll, um vor ihm Verkehrsfläche zu gewinnen, abgebrochen und 5m zurück neu errichtet werden; dabei soll ein bisher mehrere Stufen unter der Straßenebene liegendes Erdgeschoß dieser angepaßt
werden. Die Eigentümerin will jedoch den vermieteten Teil des Hauses (Nr. 4) dessen Erdgeschoß auf Straßenebene liegt, nicht wieder aufbauen und auf ihn verzichten. Der Gemeinde ist jedoch
daran gelegen, das einheitliche Ortsbild gewahrt zu wissen. Sie erreichte die Abtretung des für das Zurücksetzen des Baues erforderlichen Teils des Abteigartens vom Staat und will unter Aufwand von rund 20.000
RM den zweiten Hausteil errichten. Auf Grund der Kriegsschädenverordnung erwartet sie vom Reich eine Entschädigung von 6.000 RM.
Nach diesen üblen Erfahrungen begann sich in der Bevölkerung der Sinn für Luftschutzmaßnahmen mehr zu entwickeln. Man beschaffte Hilfs- und Rettungsgerät und verbesserte die Einrichtung der als
Schutzräume dienenden Keller. Jedes Haus (oder deren mehrere) bildet eine "Selbstschutzgemeinschaft". Kirchen, Behörden, Bahnhöfe, Gewerbebetriebe mit mehreren Beschäftigten haben (als) einen
"erweiterten Selbstschutz" aufzubauen. In der Gemeinde gibt es nur einen "Betriebsluftschutz"-Betrieb (Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. In Vicht-Breinigerberg).
"Örtlicher Luftschutzleiter" ist der Amtsbürgermeister als Ortspolizeibehörde.
Der Krieg kam auch noch in anderer Form zu uns. Feindliche Flugzeuge warfen, stets nachts, wiederholt sogenannte Brandplättchen (Zelluloid-Täfelchen von 1 qdcm Größe mit angeheftetem Phosphorsatz) in
großer Zahl ab, die wohl geeignet sind, Wald, Getreide und Gebäude in Brand zu setzen. Nenneswerte Schäden haben sie nicht angerichtet; Waldarbeiter, Feuerwehr, HJ-Angehörige und andere waren aufgeboten,
sie einzusammeln.
Auf ähnliche Weise überzog man uns auch mit einem geistigen Krieg. Daß Presse und Rundfunk uns ziemlich einseitig im Sinne des Nationalsozialismus unterrichteten, war klar. Seit der Mobilmachung war auch
unter strenger Strafe verboten, ausländische Rundfunksendungen zu empfangen. Nun warfen ab und zu feindliche Flugzeuge auch Flugblätter teils hetzerischen, teils aufklärenden Inhalts in Massen
ab. Auch sie sollten aufgesammelt und bei der Ortspolizeibehörde abgeliefert werden.
Am 24.Mai wurde zum ersten Mal "Fliegeralarm" gegeben. Bis zum Jahresschluß hatte die Sirene uns noch 40 mal zu luftschutzmäßigem Verhalten aufgerufen, stets nachts, was genügend Anlaß zu Beunruhigung
und Aufregung bot.
Die Todesnachrichten von der Wehrmacht hatten bis zum Jahresende nur eine geringe Zahl erreicht.
Die Ernährung blieb, von der Verkürzung der Fettzuteilung abgesehen, ausreichend. Auch die Versorgung mit Bedarfsgütern anderer Art erlitt nur gewisse unvermeidliche Einschränkungen.
Getrogen wurde die Hoffnung auf ein Kriegsende in diesem Jahr.
Im September eintrafen ehemalige polnische Kriegsgefangene, die sich zur Arbeit als Nichtgefangene verpflichtet hatten. Sie wurden vom Arbeitsamt Landwirten und Bauern, Steinbrüchen und Kalkwerken zur
Arbeit zugeteilt. Sie genießen eine gewisse Freiheit, leben bei den Landwirten im Hause, bei der Gemeinde frei bewegen, gemeinsam mit Deutschen aber nicht am Gottesdienst teilnehmen. Zur Benutzung eines
Fahrzeugs (z.B. Fahrrad) oder eines öffentlichen Verkehrsmittels bedürfen sie einer polizeilichen Erlaubnis. An der Oberkleidung müssen sie stets sichtbar als Kennzeichen den Buchstaben P tragen.
1941 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 34 | 32 | 66 |
Todesfälle | 25 | 26 | 51 |
Trauungen | 45 |
Als erstes Kriegsopfer hatte die Verwaltung zu beklagen den Kassenangestellten Wilhelm Scholl aus Walheim. In einer schlichten Trauerfeier gedachten seiner in Gegenwart von Mutter und Schwester seine
Berufskameraden am 8.August in einem Saal der Volksschule in Kornelimünster.
Aus dem Briefwechsel der einberufenen Angehörigen der Verwaltung mit den zurückgebliebenen entwickelte sich der Brauch, einen Gemeinschaftsbrief der Betriebsgemeinschaft der Amtsverwaltung alle 6 bis 8
Wochen an alle Einberufenen zu senden, der über das Geschehen in der Verwaltung und der Heimat berichtet und in ermunternden Worten die Verbundenheit betont. Außerdem wurden die Einberufenen zu
Weihnachten mit Geschenken bedacht.
Mit Wirkung vom 1.April wurden geschaffen die Stellen eines Amtsoberinspektors und zweier Amtsinspektoren. Für die erste wurde berufen Amtsinspektor Hubert Meyer, in die beiden anderen die
Amtsobersekretäre Johann Emonts und Johann Röntgen.
Die Polizeihauptwachtmeister Mathias Pitzer und Lorenz Baltus sind zum Meister der Schutzpolizei befördert worden.
Die auf Grund der Notverordnung vom 8.Juni 1932 einbehaltenen Teile der Beamtengehälter wurden ausgezahlt.
Als Ersatz für Einberufene wurden ältere HJ-Angehörige und andere Männer zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Alle Wehrmänner wurden am 31.August auf den Führer vereidigt. Für die Amtsfeuerwehr
wurde ein leichtes Löschgruppenfahrzeug zum Preise von 12.000 RM angeschafft; zu dessen Kosten sollten die Gemeinde Kornelimünster 7.200 und die Gemeinde Walheim 4.800 RM beisteuern Der
Oberpräsident der Rheinprovinz bewilligte jedoch einen Zuschuß von 4.000 RM.
In Venwegen verstarb am 11.Juni der dortige Schulleiter, Lehrer Gerhard Peters (seit 1935). Ein Nachfolger wurde erst im folgenden Jahr berufen.
Bei der Berufsschule rechnet man mit Einnahmen und Ausgaben von je 35.000 RM. Für den ausgeschiedenen Gewerbelehrer Zillicken war hauptberuflicher Ersatz nicht zu beschaffen. Es mußte darum auf
stundenweise beschäftigte Lehrkräfte zurückgegriffen werden.
Wie im Vorjahr, so machten auch am 16.Februar, dem "Tag der deutschen Polizei" die Polizei- und Gendarmeriebeamtem eine Geldsammlung zu Gunsten des Winterhilfswerks der NSV. Sie erbrachte 2.830 RM (im
Vorjahr 887 RM).
Am kaum fertiggestellten Forsthaus Venwegen zeigten sich schon bald Schäden am Gebälk des Obergeschoßfachwerks; es Schrumpfte und wurde rissig. Um sie nicht noch größer werden zu lassen, hat man mit
einem Kostenaufwand von rund 4.000 RM das Fachwerk mit Schindeln verkleiden lassen.
Johan Hammel, der Unternehmer der Müllabfuhr ist von Kornelimünster verzogen. An seine Stelle trat Frau Maria Bock. Das Vorhaben, einen Kasten-Müllwagen zu beschaffen, der auch für andere Fuhren benutzt
werden könnte, blieb unausgeführt.
Mit Rücksicht auf den Krieg fielen das Fastnachtstreiben, der Jahrmarkt während der Cornelioktav und der Viehmarkt wie im Vorjahr aus. 1939 hatten Jahr- und Viehmarkt wegen der Mobilmachung nicht
stattfinden können.
Auf Anordnung des Reichs- und preußischen Ministers des Innern waren folgende Feiertage wie Werktage zu behandeln und etwaige Feierlichkeiten auf den folgenden Sonntag zu verlegen: Hl. 3
Könige, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Allerheiligen, Buß- und Bettag.
Die jüdischen Einwohner (es gab sie nur in Kornelimünster) hatten bis zum Kriegsausbruch größtenteils die Heimat verlassen. Die Verbliebenen wurden bei der Lebensmittelzuteilung schlechter behandelt wie die
übrigen Deutschen: Bei gewissen sowieso knappen Dingen haben sie nur Anspruch auf gekürzte Rationen. Aus dem politischen Leben schon 1933 ausgeschlossen, hat man sie nach und nach auch aus dem
gewerblichen verdrängt. Geschäfte mit Juden zu machen oder, auch nur gelegentlich mit ihnen zu verkehren, gilt als unerwünscht und den staatlichen Interessen zuwiderlaufend. In jüdischen Haushalten dürfen
"arische" weibliche Personen nur beschäftigt werden, wenn sie wenigstens 40 Jahre alt sind. Männliche Juden haben ihren Vornamen den altbiblischen Namen Israel voranzusetzen, Frauen den Namen Sara. Ehen
sind Juden nur unter sich erlaubt. Aber auch den Abkömmlingen getaufter Juden, deren es in unserer Gemeinde eine Anzahl gibt, wurde die Eheschließung mit Nichtjuden, je mehr ihrer Großeltern Juden waren,
erschwert. Nur Vierteljuden (mit nur einem jüdischen Großelternteil) dürfen "Arier" ohne Umstände heiraten.
In diesem Jahr lebten hier nur noch die jüdischen Eheleute Hermann André und Therese geb. Heidt mit ihrer Tochter Berta verheiratete Katz auf ihrem Gut an der Dorffer Straße. Ihre Viehwirtschaft war
gelegentlich einer Maul- und Klauenseuche dadurch vernichtet worden, daß wegen Nichtbeachtung viehseuchenpolizeilicher Vorschriften der gesamte Rindviehbestand hatte abgeschlachtet werden müssen. Im
Sommer (Juni/Juli) mußte sich die Familie auf Anordnung der Gestapo nach der Hergelsmühle bei Haaren begeben; den notwendigsten Hausrat durfte sie dahin mitnehmen. Die Ehefrau holte in der nächsten Zeit
noch einige Male zurückgelassene Bedarfsgegenstände. Dann hat man von der Familie nichts mehr gehört. In ihrer hiesigen Wohnung zurückgelassener geringwertiger Hausrat wurde versteigert, das
Land an Bauern verpachtet. In das geräumige Haus wies die Gemeinde 2 Familien mit je 8 Kindern ein: Jakob Pons und August Sauer.
Die örtlichen Parteidienststellen mußten ihre Geschäftsräume im rechten Flügel der Abtei räumen und bezogen neue im früheren Ökonomiegebäude; das Kreis-Heimatmuseum beanspruchte die alten.
Die Geschäftsräume der Arbeitsamts-Nebenstelle im linken Erdgeschoßflügel des Gemeindehauses am Markt mußten der im anderen Flügel untergebrachten Ernährungs- und Wirtschaftsstelle zugewiesen werden,
die sie dringend benötigte; sie benutzte jetzt das ganze Erdgeschoß. Auf Kosten der Gemeinde wurden dem Arbeitsamt Räume im früheren Ökonomiegebäude der Abtei hergerichtet und überlassen.
Währen die anderen beim Luftangriff vom 22.Mai v. J. beschädigten Häuser wiederhergestellt wurden, konnte der Neubau der Lausberg’schen Häuser noch nicht vollendet werden. Im Vorderhaus des Jäger’schen
Hauses am Markt 18, richtete die Kreissparkasse eine Zweigstelle ein.
Im Frühjahr hat der Gärtner Ludwig Comoth aus Stolberg an der unteren Bahnhofstraße in Breinig eine Erwerbs-Gärtnerei, die erste ihrer Art in der Gemeinde, eröffnet.
Das Vorhaben, dem Kreis-Heimatmuseum in Kornelimünster ein Archiv anzugliedern, wurde der Kriegsverhältnisse wegen vorläufig aufgegeben.
Auch die "Heimatblätter des Landkreises Aachen" sind ein Opfer des Krieges geworden, sie erscheinen nicht mehr.
Wetter, Ernte: Am Jahresanfang drei Wochen lang Schnee mit starkem Frost. Im Februar eine Woche lang Schnee. Ein zu kalter Frühling hielt das Wachstum zurück. Für Mai und bis in den Juni traten die
Maikäfer ziemlich zahlreich auf. Die Heu-Ernte, mit der erst in der zweiten juni-Hälfte hatte begonnen werden können, fiel gut mittelmäßig aus. Dann wurden die Wiesen von der Hitze stark
mitgenommen. Die gut entwickelte Halmfrucht hatte unter Regen zu leiden; ihre Ernte dauerte infolgedessen bis gegen Ende August. Der Obstertrag war nur gering, der Ertrag an Kartoffeln mittelmäßig. Auf noch
belaubte Bäume fiel am 29.Oktober der erste Schnee und blieb acht Tage liegen. Währenddem erster Frost. Im Dezember Schnee.
Die Ernährung war noch einigermaßen ausreichend, trotz mancher Beengtheiten. Eine wirkliche Notlage entstand jedoch nicht. Mangelware nach wie vor Fett in jeder Gestalt. Im Herbst blieb die Versorgung mit
Einkellerkartoffeln unzureichend; wer nicht eingekellert hatte, bekam die Berechtigung, je Kopf und Tag ein Pfund im Geschäft einzukaufen.
In diesem Jahr hatten die Hühnerhalter je Huhn 40 Eier an die Sammelstellen abzuliefern. Je Kopf des Haushalts sind jedoch 3 Hühner abgabefrei.
Kleidung und Kleiderstoffe, Porzellan-, Glas-, Emaille- und Steingut-Waren gehörten zu den knappen Bedarfsgütern. Die Güte der Textilien hat nachgelassen. Zu Gunsten der vom Luftkrieg Geschädigten wurden die
Bezugsrechte auf Textilien um ein Viertel gekürzt. Trotz alledem war niemand zu sehen, der ausgesprochen schlecht bekleidet war; das gilt auch vom Schuhzeug.
Beim Kriegsbeginn waren Branntwein und Tabakwaren mit einer Kriegssteuer in Höhe von 20 v.H. des Verkaufspreises belegt worden. Diese ist vom 3.November ab auf 50 v.H. erhöht worden. Daß beide Waren
Mangelware sind, wird nicht als Unglück empfunden.
Schon seit den ersten Kriegstagen ist für das Benutzen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr eine Sondergenehmigung erforderlich.
Die so zugelassenen Fahrzeuge tragen auf dem Kennzeichen (Zulassungs-Nummer) einen roten Winkel. In diesem Jahr mußten die Gummireifen der nicht zugelassenen Fahrzeuge abgeliefert werden.
Am 14.Februar verunglückte der schwerhörige, 1895 geborene Maurer Johann Engelhardt aus Breinig, Essiger Straße, tötlich, als er radfahrend am unbeschrankten Eisenbahnübergang im Steg von einem
Eisenbahnzug angefahren wurde oder in ihn hineinfuhr.
Von einem Kraftwagen überfahren und zu Tode verletzt wurde auf der Trierer Straße in Kornelimünster am 25.August die vierjährige Gertrud Boßhammer aus Kornelimünster.
Kurz vor Weihnachten wurde die Familie Bartholomäus Hamacher in Venwegen, Hauptstraße 3, von einem schweren Unglück heimgesucht. Nachts hatte sie Kohlengase vom Ofen eingeatmet. Es gelang alle zu
retten bis auf den 13 jährigen Sohn Johann Heinrich, der am 23.Dezember den Erstickungstod erlitt.
Der Krieg, dessen Ende jedermann herbeisehnte, dauerte bis über das Jahresende fort. Um den Soldaten im hohen Norden und fernen Osten mit den unwirtlichen Wetterverhältnissen zusätzlichen Kälteschutz
bieten zu können, wurde im Dezember im ganzen Reich Woll- und Pelz-Sachen gesammelt. Trotz der eigenen Not beteiligten sich unsere Einwohner mit erfreulich gutem Ergebnis. Nachrichten unserer Soldaten an
jenen Fronten hatten schon längst von den Leiden und Verlusten aus Anlaß der Kälte berichtet; man war darum in der Heimat der Meinung, daß jene Sammlung hätte viel früher stattfinden sollen.
Der Luftkrieg nahm an Stärke zu und suchte auch unsere Heimat heim. 96 mal wurde Fliegeralarm gegeben, meistens nachts, also durchschnittlich an jedem vierten Tag. Am 12.August ertönten zum ersten Mal
die Sirenen auch am hellichten Tag; dies in der Folge öfters. Die Bevölkerung verbesserte auch ohne Druck ihre Schutz-Einrichtungen.
Aachen wurde im Juli dreimal nachts aus der Luft angegriffen, im August und November je einmal. Nach dem Angriff am 10.Juli suchten viele obdachllos gewordene Aachener ständige Zuflucht außerhalb der Stadt;
auch bei uns wurde sie ihnen ohne behördliches Zutun regelmäßig gern gewährt. Andere suchten und fanden bei Verwandten oder Bekannten wenigstens einen nächtlichen Ruheplatz. Die Granaten der Aachener
Flak (=Flugzeugabwehrkanonen) barsten zum Teil über unserem Gemeindegebiet; ihre herabfallenden Splitter beschädigten manche Dächer.
Brandplättchen wurden wieder in großer Zahl abgeworfen, besonders am 10.Juli über den Münster Wald; doch gelang durch den Einsatz aller Löschzüge der Amtsfeuerwehr, Schaden zu verhüten.
Nach wie vor wurden auch Flugblätter von Flugzeugen verstreut. Am 24.Juli fand man einen Fallschirm mit Brandsatz für eine Leuchte. Die Flugblätter werden zwar von der Polizei zu sammeln gesucht; doch ist
nicht zu verhindern, daß ihrer eine Menge in die Hand der Einwohner übrig verbleiben, die trotz Verbots, ihren Inhalt gern zur Kenntnis nimmt, der ihr manche "Aufklärung" bringt, über die Presse und Rundfunk
nichts zu berichten wußten.
In der Nacht zum 2.September fielen einige Flugzeug-Bomben in den Amtsbezirk. Sie rissen die Straße Kornelimünster-Nütheim kurz hinter unserer Gemeindegrenze auf, zerrissen die Fernsprechleitung. Eine Bombe fiel am Löhres 20 m oberhalb des Wohnhauses von Bruno Recki in dessen Obstwiese, zerstörte mehrere Obstbäume, beschädigte den Stall schwer und riß das Wohnhausdach auf. Der Wiederaufbau wurde noch vor dem Winter abgeschloßen.
Im Hinblick auf die wachsenden polizeilichen Aufgaben wurde die im Herbst 1939 nach Hause beurlaubten Wachtmeister der Polizei der Reserve am 25.August wieder zum Dienst einberufen. Nach und nach sind sie bis auf einen jedoch anderen Polizeidienststellen (Aachen, Köln, Wuppertal, Essen, Berlin) zugeteilt worden und nach hier nicht zurückgekehrt. Zwei von ihnen, Wilhelm Becker aus Oberforstbach und Ludwig Krott aus Walheim, sind in Essen und Aachen Opfer von Luftangriffen geworden (Krott in Aachen am 11.April 1944).
1942 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 24 | 26 | 50 |
Todesfälle | 38 | 14 | 52 |
Trauungen | 43 |
Im Haushaltsplan des Amts sind die Einnahmen mit 1.005.900 RM und die Ausgaben in gleicher Höhe vorgesehen.
Der Vorjahrsabschluß hat 7.605 RM Überschuß ergeben.
Die amtsumlagefähigen Grundbeträge beider Gemeinden machen 361.471 RM aus; 46 v.H. davon sind als Ortsumlage der Amtsverwaltung zur Verfügung zu stellen.
Bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle sind 11 Personen beschäftigt. An 13 Stellen des Amtsbezirks werden alle vier Wochen die Lebensmittelkarten ausgegeben. Um dem Personal diesen Dienst zu erleichtern,
insbesondere die Lebensmittelkarten an die Ausgabestellen zu befördern, wurde ein leichter Personenkraftwagen angeschafft, der 1.200 RM kostet. Er soll außerdem das Kassenpersonal an die auswärtigen
Steuerhebestellen bringen und zwischendurch auch zu anderen Dienstfahrten benutzt werden.
Amtsbeigeordneter Hugo Thelen ging als "Sonderführer" für wirtschaftliche Zwecke nach Rußland. In die daraufhin geschaffene 3. Beigeordnetenstelle wurde der Buchhalter Johann Braun aus
Kornelimünster berufen; am 3.Juni fand die Amtseinführung statt.
Dem Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld wurde das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen.
Von den Arbeitern, Angestellten und Beamten des Amts und der Gemeinden waren bis zum Jahresende 20 zum Wehrdienst einberufen; zehn Gemeinschaftsbriefe gingen bis dahin an sie ab.
Unser Ortsgruppenleiter, der Amtskassenangestellte Albert Rütgers, heiratete am 25.Oktober. Die Trauung fand im Rittersaal der früheren Abtei statt und zwar, als die erste dieser Art, als "Braune Hochzeit", das
heißt mit den der Partei eigenen und von ihr gewünschten Förmlichkeiten. Rütgers ist Soldat und wieder in Parteisachen von unserem Vollzeihungsbeamten Josef Milz vertreten.
Ab 1.Juli fiel die Bürgersteuer fort. Dafür wurde die Reichs-Einkommensteuer erhöht. Die Bürgersteuer hatte sich von Anfang an noch weniger Beliebthait erfreut wie andere Steuern und war, besonder auch von
den Nationalsozialisten schon vor der Machtübernahme, als "Kopfsteuer", ja "Negersteuer" bezeichnet worden.
Das Steueraufkommen erhöht sich auch in diesem Jahr; allein bei der Gewerbesteuer werden 19.000 RM mehr erwartet. Bei unveränderten Steuerhebesätzen sind jedoch Rücklagen nicht vorgesehen.
Der seit Februar 1920 benutzte neue Friedhof in Kornelimünster reicht nur noch für ein Jahr. Seine Vergrößerung ist in der Tiefe, hinter dem Leichenhaus vorgesehen. Die dazu erforderliche Fläche wurde
erworben.
Die Gas- und Elektrizitätsversorgung ist bis 1944 an die Licht- und Kraftwerke Stolberg-Eschweiler verpachtet ( die Gasversorgung seit 1914). Sie wurde aber an die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke
(RWE) verkauft. Auf den Kaufpreis von 260.000 RM zahlten diese im Jahre 1931 ab 120.000 RM. Wegen des geltenden Pachtvertrags hat diese Vorauszahlung die Eigenschaft eines Darlehen; es
war mit 5 ½ v.H. verzinslich. Es gelang, für die Restzeit den Zins auf 4 ½ v.H. zu senken. Über den Vorgang siehe 1931
Ab 1.April dürfen von den Arbeitgebern keine Berufsschul-Beiträge mehr erhoben werden. Die Berufsschulkosten müssen von den Trägern der Schule aufgebracht werden. Sie betragen in diesem Jahr rund 30.000
RM; davon hat unsere Gemeinde 7.000 RM aufzubringen.
Mit einem Aufwand von 18.000 RM wurden die Volksschulen gründlich wiederhergestellt. Obwohl die Schülerzahl stark zurückgegangen ist, darf gemäß höherer Weisung keine Lehrerstelle eingespart werden;
infogedessen muß die Gemeinde 2 Mehrstellen bezahlen.
Die seit dem 11.Juni v. J. freie Schulleiter Stelle in Venwegen ist am Jahresanfang dem Lehrer Vogt, bisher in Kofferen, übertragen worden.
Die Gemeinde verkaufte das 1926 an der Hahner Straße errichtete Wohnhaus an die Eheleute Albert Berners, die es seit 1939 bewohnen.
An der Stockemer Straße in Breinigerheide längs der Eisenbahn, besitzt die Gemeinde ein rund 2 ha großes Grundstück, ehemals hügeliges Heideland, längs der Straße vor Jahren auf ihre Kosten als Sportplatz
geebnet, als solches jedoch längst nicht mehr benutzt. Es eignet sich für die Ansiedlung einer nicht standortgebundenen Industrie. Vor und nach 1933 ist vergebens versucht worden, es einer gewerblichen Nutzung
zuzuführen. Neuerliche Angebote in großen Zeitungen hatten keinen Erfolg, ebenso ein Angebot an die Stolberger Firma William Prym. Bauunternehmer Ernst Blees aus Stolberg-Büsbach, der dort nach dem Kriege
Schwemmsteine herstellen möchte, bot als Kaufpreis 0,50 RM für Quadratmeter. Das schien den Gemeinderäten und dem Amtsbürgermeister nicht verlockend. Sie entschlossen sich, das Grundstück
zu behalten und die Entwicklung abzuwarten.
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland hat der Gemeinde den jüdischen Friedhof am Grünen Weg zum Kauf angeboten. Es besteht daran jedoch kein Interesse.
Dieser Friedhof ist Mitte der 1840er Jahre von der Gemeinde angelegt und den Juden als Begräbnisstätte zugewiesen worden. Wann und durch welchen Vorgang er ihrem Eigentum entfremdet worden ist, ist nicht
ermittelt. Noch vor 8 oder 9 Jahren hat die Gemeinde zu seiner Vergrößerung eine ungefähr gleich große Fläche an seiner Ostseite erworben, die aber nie mit Leichen belegt worden ist.
Am 1.Juli waren die Ersatzbauten für die vor 2 Jahren durch eine Fliegerbombe beschädigten Häuser von Lausberg an der Abteistraße bezugsfertig.
Der Führer hat Landverkäufe der öffentlichen Hand für die fernere Dauer des Krieges verboten. Darum mußten Kaufgesuche, besonders für Gemeindeland auf der Schützheide und der Ritscheider Heide,
zurückgestellt werden. Auf der Breiniger Heide hatte soeben noch der Bauer Heinrich Bröcker von Stockem von der Gemeinde ungefähr 15 Morgen Heideland, gelegen westlich der Corneliastraße und an diese
anstoßend, zum Preise von rund 400 RM je Morgen erworben, die er feldmäßig bewirtschaften will.
Warenknappheit und Mangel und gute Verdienstmöglichkeiten riefen eine wachsende Geldflüssigkeit hervor. Als Folge dessen wurden Hypothekenschulden vorzeitig getilgt, vermehrt Wahlgrabstellen verlangt und,
zumal von Bauern, Gemeindegrundstücke zu kaufen gesucht.
Die durch Übungsscharfschießen in den ersten Kriegsmonaten am Gemeindewald hervorgerufenen Schäden sind mit 10.900 RM bewertet worden. Die Wehrmacht hat diesen Betrag gezahlt.
Zur Verwertung für Kriegszwecke mußten kupferne Leitungsdrähte der Elektrizitätsversorgung abgeliefert werden; sie wurden durch andere ersetzt.
Demselben Zweck dient die Ablieferung von Kirchenglocken im Mai: Die zwei größten der Stefans-(Berg-) Kirche und der Pfarrkirche von Breinig und die größte der Pfarrkirche von Venwegen.
Ebenfalls zur Rohstoffgewinnung wurden im Frühjahr Spinnstoffe und alte Kleider gesammelt.
Im März war Gelegenheit schulpflichtige und vor 1942 geborene Kinder gegen Diphtherie zu impfen. Die Teilnahme war freiwillig und gering.
Über Ostern und Pfingsten durften große Reisen mit der Reichsbahn nur zugelassen werden, wenn ihre Dringlichkeit nachgewiesen war.
Der "Tag der nationalen Arbeit" war auf Sonntag, den 2.Mai verlegt. Jahrmarkt und Viehmarkt fielen wiederum aus.
Am 8.Juli ist der Leiter des Kreis-Heimatmuseums in Kornelimünster, Dr. Wilhelm Gierlichs, Herzogenrath, verstorben. Er hat sich um den Ausbau des Museums sehr verdient gemacht. Seiner ist in einem
ehrenden Nachruf im 63. Band (1950) der Zeitschrift des Aachener Gechichtsvereins gedacht. Der Kriegsverhältnisse wegen ist die Stelle nicht mehr besetzt worden.
Auf Anordnung der Regierung wurden gewerbliche Betriebe, die nicht kriegsnötig befunden sind, für die Dauer des Kriegs geschlossen und ihre Einrichtungen und Maschinen notleidenden kriegswichtigen Betrieben
leihweise überlassen. Darunter fielen auch einige Wirtschaften; deren Genehmigung wird durch diese Betriebsunterbrechung nicht beeinflußt. Schon lange waren die meisten Gaststätten mangels Gästen oder
Getränken während einiger Stunden geschlossen gehalten worden. Der Mangel an Branntwein hat auch eine gute Seite: Seit geraumer Zeit sah man keinen Betrunkenen mehr.
Eine unerfreuliche Nebenerscheinung des Kriegs ist die Lockerung der Anschauungen über Anstand und Sitte, die sich mit der Verlängerung des Kriegs zunehmend bemerkbar macht, nicht nur bei Jugendlichen, die
oft der genügenden Erziehung, Pflege und Beaufsichtigung entbehren müssen. Zum Schutze der Jugend ist eine Polizeiverordnung erlassen, die sich gegen deren Herumtreiben, den Besuch von Gaststätten,
Tanzveranstaltungen, und Kinos und das Rauchen in der Öffentlichkeit wendet.
Um Soldaten zu ersetzen, werden Mädchen und junge Frauen zum Dienst als Wehrmachtshelferinnen angeworben.
Im Benediktinerkloster wurde gegen das Jahresende ein Teil-Lazarett des Aachener Reservelazaretts eingerichtet.
Für die Feuerwehr wurde ein leichtes Löschgruppenfahrzeug angeschafft. Die Gemeinde ließ bei der Schule an der Neustraße in Breinig unter Aufwand von rund 8.000 RM einen Feuerlöschteich erbauen, der für den
Fall der Beschädigung der Wasserleitung stets mit Wasser gefüllt ist; später kann er als Planschbecken dienen. Am 27.April waren die Löschzüge Kornelimünster und Walheim als Freiwilligen Amtsfeuerwehr bei
einem großen Waldbrand in der Nähe der Dreilägerbach Talsperre eingesetzt.
Im Mai eintrafen zur Arbeit in der Landwirtschaft und in Fabriken und Steinbrüchen junge Russen, auch Frauen. Sie genießen ähnliche Freiheiten wie die seit September 1940 anwesenden Polen. Auch sie müssen
an der Oberkleidung ein Kennzeichen tragen: "Ost", (Ostarbeiter).
Unser Gemeinde-Wegearbeiter Josef Kreischer, Kornelimünster, wurde 70 Jahre alt. Aus diesem Anlaß wurde ihm außer einem Blumenangebinde ein Geldgeschenk von 50 RM überreicht. 25 RM und ein
Blumenangebinde erhielt die Frau Katharina Schmitz aus Breinig aus Anlaß ihres 25 jährigen Dienstjubiläums als Schulputzfrau.
Am 24.August verstarb an seinem Geburts- und Wohnort Breinig der älteste Einwohner und letzte Kriegsteilnehmer (Veteran) von 1870/71 unserer Gemeinde, der Landwirt Hubert Braun im Alter
von 94 Jahren.
Kirchlich-religiöser Bereich: Die im vorigen Jahr erwähnte Behandlung bestimmter kirchlicher Festtage galt auch in diesem Jahr. Besorgnis erregten Nachrichten über die Aufhebung und Schließung von Klöstern, auch
in Aachen. Nach wie vor sind Gottesdienste in Kirchen vor 10 Uhr verboten, wenn nach Mitternacht Fliegeralarm gegeben war. Das Glockenläuten ist auf 3 Minuten vor den Gottesdiensten beschränkt, niemals aber
vor 8 Uhr erlaubt. Das übliche Morgen-, Mittag- und Abend-läuten ist verboten. Zu Ostern war ausnahmsweise der Gottesdienst auf jeden Fall von 8 Uhr ab gestattet worden. Befremdend wirkte, daß im
benachbarten Kreise Eupen, der seit Mai 1940 wieder dem Reich zugeschlagen ist, die Läutebeschränkungen nicht gelten.
Auf Grund einer Anordnung der Gestapo verfügte der Amtsbürgermeister: An einem Begräbnis dürfen nicht mehr als (50?) Personen teilnehmen. Als Begründung hatte die Gestapo den Schutz vor den Gefahren
des Luftkriegs angegeben.
Unter der Hand erzählte man sich, Juden und unheilbar scheinende Geisteskranke seien umgebracht worden. Die Presse hat darüber nie auch nur eine Andeutung gebracht. Möglich ist, daß der ausländische
Rundfunk diesbezügliche Nachrichten verbreitet hat oder, daß sie feindlichen Flugblättern entnommen sind, die nach wie vor von Flugzeugen verstreut werden. Der Amtsverwaltung wurde lediglich mitgeteilt, daß
der in der Heil- und Pflegeanstalt in Düren untergebrachte geisteskranke Hubert Kutsch aus Breinig nach einem Ort in Sudetendeutschland verbracht worden sei. Seitdem fehlt ihr jede Nachricht über ihn.
Eines schrecklichen Todes starb am 30.März der Bauer Franz Georg Schiffler vom Iternberger Hof, geboren 1874, der auf seinem Besitz von einem Stier angefallen und schwer verletzt worden
war.
Am Jahresende waren dem Standesamt 47 Kriegsteilnehmer als gefallen mitgeteilt worden.
Es wurden beobachtet eine totale Mondfinsternis am 3.März, eine teilweise am 26.August und eine Sonnenfinsternis am 10.September.
Die Ernährung fiel nach und nach ab und wurde immer weniger ausreichend. Warenmangel führte zum "Schlangestehen" vor den Geschäften. "Schmalhans" wurde infolgedessen Küchenmeister in vielen
Haushalten, die keine Gelegenheit hatten oder wahrnehmen konnten, bei Bauern, selbst in entfernten Gegenden; zusätzlich Lebensmittel zu erstehen (hamstern). Trotz Androhung schwerer Strafen begann sich im
"schwarzen Markt", d.h. der illegale Warenhandel mit Lebensmitteln und sonstigen Bedarfsgütern aller Art zu überhöhten Preisen zu entwickeln. Fett in jeder Form blieb für den "Normalverbraucher" nicht der
rarste, aber doch der Artikel, der mengenmäßig am wenigsten ausreichte. In diesem Jahr mußten je Huhn 60 Eier abgeliefert werden, und nur noch 1 ½ Huhn je Kopf des Hühnerhalter-Haushalts war abgabefrei.
Fisch wurde selten und völlig unzureichend angeliefert; zudem war nur ein Geschäft in Kornelimünster zum Fischvertrieb zugelassen. Das hatte zur Folge, daß die Bewohner der übrigen Orte meistens leer
ausgingen. Um den Fettmangel auszugleichen, sammelten, wie in den Jahren vorher, viele Leute Bucheckern, aus denen Öl gepreßt wird. In diesem Jahr war freigestellt, für je 13,3 Pfund abgelieferte Eckern einen
Bezugsschein für den Einkauf entweder von 1 kg Margarine oder von 1 Liter Speiseöl zu verlangen. Die Eckern wurden mit 25 Pfennig fürs Pfund bezahlt. Seit dem Kriegsbeginn stieg die Zahl der Schafe
unausgesetzt, um die Selbstversorgung mit Milch, Fleisch und Wolle zu verbessern; die Hausspinnerei erlebte eine neue Blüte, immer mehr Handspinn-Maschinen einfacher Art, wie sie von 2 und mehr
Menschenaltern in den ländlichen Häusern gebräuchlich gewesen, kamen in Gebrauch. Im vorigen Winter waren Kartoffeln so knapp gewesen, daß bis März nur 3 ½ Pfund je Kopf und Woche verteilt
werden konnten, dann gab es 5 Pfund. Im Juli kosteten Frühkartoffeln je Pfund bis 13 Pfennig, 1 Liter Milch 24, die gleiche Menge Magermilch 15 Pfg. Im Herbst durften je Person bis 4 Zentner Einlegekartoffeln
bestellt, jedoch nur 2 tatsächlich eingekellert werden. Deren Preis, frei Haus geliefert: 4,25 RM je Zentner gelber Sorte, andere billiger. Vor Weihnachten gab es eine Sonderzuteilung solcher Lebensmittel, die für
das Fest begehrt sind. Im März erhielt der Normalverbraucher (über 20 Jahre alt) 2250 g Brot, 269 g Fett, 400 g Fleisch für die Woche ab 6.April 2000 g Brot, 206 g Fett, 300 g Fleisch; auch die Zulagen für
Kinder, Jugendliche, Lang-, Nacht-, Schwer- und Schwerstarbeiter wurden gekürzt. Als Begründung für diese einschneidende Maßnahmen hörten wir: Ungünstige Witterung währen des Kriegs, harte Winter
1939/40 und 1940/41, nasser Sommer 1941. Vom 3.Oktober ab wurden wieder die früheren Mengen ausgegeben. An Schulkinder wurden Vitamine in Tablettenform verteilt.
Tabakwaren sind gütemäßig stark abgesunken und mengenmäßig beschränkt auf täglich 3 Zigaretten oder 2 Zigarillos.
Die Versorgung mit Hausbrandkohlen war einigermaßen ausreichend.
Schuhe aus Leder waren knapp; doch die Benutzung von Holzschuhen blieb verpönt. Niemand lief barfuß.
Die Einflüge feindlicher Flugzeuge nahmen zu. 187 mal wurde Fliegeralarm gegeben. Wenn man sich daran auch gewöhnt hatte und nicht jedesmal die Luftschutzräume aufsuchte, es allmählich leichter nahm, so
schafften die Alarme doch genügend Beunruhigung. Der auch nur vorübergehende Aufenthalt in den überwiegend nicht beheizbaren Hauskellern ist zudem der Gesundheit nicht zuträglich.
Luftangriffe auf unsere Gegend erfolgten nicht. Umsomehr konnte man auf den Höhen die Geräusche und Erschütterungen bei Luftangriffen auf Orte am Niederrhein wahrnehmen, z.B. auf Duisburg
am 14.Juli.
Am 31.Mai sind bei Venwegen Brand- und Sprengbomben niedergegangen, ohne größeren Schaden anzurichten. Als jedoch am 6.Oktober eine Sprengbombe zwischen Hahn und Venwegen zerbarst, gab es in
beiden Orten Fensterschäden. An demselben Tage ist Aachen angegriffen worden. Eine Flakgranate von dort zerbarst beim Aufschlag auf den Stall von Schönauen am Grünen Weg in Breinigerheide und richtete
dort Gebäudeschaden an.
Der Zuzug von Einwohnern luftkriegsbedrohter oder gar vom Luftkrieg beschädigten Städte, insbesondere aus Aachen, nahm ständig zu. Auch die Zahl der lediglich die Nachtruhe suchenden Aachener wuchs an.
Wetter, Landwirtschaft: Im Januar starker Frost und grimmige Kälte bis 18 °C. Starke Schneefälle und Schneeverwehungen störten und erschwerten den Straßenverkehr, und die Straßenbahn lag tagelang still.
Um wenigstens einen Notverkehr zu ermöglichen, wurden Männer und ältere Schulknaben aufgeboten, am 31.Januar, 4., 8. und 16.Februar die besonders in den Höhengebieten unbenutzbaren Straßen frei zu
Schaufeln. Das war seit Jahrzehnten nicht mehr nötig gewesen. Die tief gefrorene Erde war Ende Februar, als der Schnee gewichen, noch mit Eis bedeckt, das auf den Straßen eine Dicke von 10 bis 15 cm hatte und
deren Benutzung gefahrvoll machte. Erst um die März-Mitte war auch dieses Eis fort. Merkwürdigerweise war die Inde in Kornelimünster nicht zugefroren gewesen. Ende März waren die Gartenarbeiten in vollem
Gange. Im April und in den drei ersten Wochen des Mai keine Niederschläge, so daß die Erde Spaten- und Pflugtief austrocknete.Maikäfer zeigten sich zahlreich, fielen aber reichlichem Regen in den letzten
Maitagen zum Opfer. Im Juni nußte an einigen Tagen noch geheizt werden. Im Sommer waren die Obstbäume stark von Raupen befallen. Es wurden auch Kartoffelkäfer und deren Larven gefunden.
Der Juli-Anfang stand unter einer Hitzewelle ( bis 31°C im Schatten). Der Monatsrest war kühl. Mit August stieg die Wärme wieder und erreichte am Monatsende 31 ° C im Schatten. Erster Schnee am 2.
Dezember wich bald einer Wärme, die zeitweise die Beheizung überflüssig machte.
Die Heuernte konnte erst von Mitte Juni ab beginnen; sie ergab nur einen mittleren Ertrag. Die Halmfrucht war besser und konnte gut geborgen werden. Reichlich gediehen waren Kartoffeln.
1943 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 33 | 32 | 65 |
Todesfälle | 59 | 22 | 81 |
Trauungen | 42 |
Aus der einzigen Niederschrift dieses Jahres des Amtsbürgermeisters über die Besprechungen mit den Gemeinderäten vom 25.Mai 1943
(hier gekürzt)
"Auf Anweisung des Führers ist die gemeindliche Betätigung auf kriegswichtige und kriegsentscheidende Aufgaben" beschränkt. Demgemäß müssen größere Planungen unterbleiben. Darum sind im
Gemeindehaushaltsplan für 1943/44 die Ausgaben beschränkt worden. Schon im Vorjahr waren die Gemeindefinanzen geschont worden, infolgedessen es mit einem Überschuß von 76.842 RM abschloß;
zurückgelegt wurden 30.667 RM, bisher insgesamt 162.312 Rmark. In diesem Jahr sollen 15.800 RM zurückgelegt und die Schulden verstärkt (mit 34.531 RM) gemindert werden. Im Haushaltsvoranschlag sind
bei unveränderten Steuersätzen Einnahmen und Ausgaben mit je 482.100 RM vorgesehen. Die Fürsorgekosten sind um 6.000 RM niedriger veranschlagt, teils wegen des Übergangs von
Unterstützungsempfängern auf "Familienunterhalt". Die Friedhofserweiterung in Kornelimünster wird rund 3.000 RM kosten; darin sind die Kosten des Grunderwerbs enthalten. Der Kriegsbeitrag der Gemeinde
beträgt 45.672 RM. Das an der Abteistraße als Ersatz für den zweiten Teil des 1940 durch eine Bombe beschädigten Lausberg’schen Hauses errichtete Haus hat einschließlich Grunderwerb 23.000 RM gekostet. Es
soll um diesen Preis an die Witwe von Franz Strang verkauft werden. Der Oberfinanzpräsident in Köln hat den (im Vorjahr erwähnten) ehemaligen Sportplatz in Breinigerheide als Baustelle für eine reichseigene
Kartoffelhalle ausersehen. Die Gemeinde muß das Grundstück dem Reich übereignen. Nach dem Kriege kann sie die Halle kaufen oder für das Grundstück entschädigt werden. Der auf dem
Grundstück eingerichtete Schießstand des Breiniger Kriegervereins muß beseitigt werden; Die Entschädigung dafür zahlt das Reich. Die Halle wird nach dem Krieg vielleicht schneller eine industrielle Verwertung des
Grundstücks herbeiführen. Das Reich beabsichtigt einen Eisenbahnanschluß bis in die Halle zu verlegen."
Im Forstkulturplan sind Ausgaben von 2.945 RM vorgesehen; aus Holzverkäufen werden 12.680 RM erwartet.
Der Amts-Haushatsvoranschlag sieht die Einnahmen mit den Ausgaben auf 1.010.000 RM abgestimmt. Das vorige Rechnungsjahr hatte einen Überschuß von 5.522 RM hinterlassen. Die Amtsumlage beträgt
44.07 v. H. der Grundbeträge.
Unser Amtsbürgermeister Lichterfeld wurde im März beauftragt, in Vertretung des zum Wehrdienst einberufenen Bürgermeisters Rong von Brand diese Gemeinde mitzuverwalten.
Amtsoberinspektor Hubert Meyer wurde am 28.Juni zum Wehrdienst einberufen.
Vom Kampfgebiet im Osten wird der Amtskassenangestellte Ludwig Nordhausen vermißt.
Der Reichs- und preußische Minister des Innern sperrte im Frühjahr für alle Verwaltungsangehörigen den über 14 Arbeitstage hinausgehenden Erholungsurlaub. Auch die Arbeitszeit der Verwaltungsangehörigen
wurde auf 56 und schließlich 63 Stunden in der Woche heraufgesetzt und dabei ein beschränkter Sonntagsdienst eingeführt.
Auch in Metallwarenfabriken und anderen für den Kriegsbedarf arbeitenden Betrieben hat man die Arbeitszeit verlängert. Männermangel führte zu immer stärkerer Beschäftigung von Frauen sowohl in Fabriken wie
bei der Reichsbahn und der Straßenbahn. Die bei den Bauern im Winter nicht vollbeschäftigten Ostarbeiter müssen Fabrikarbeit verrichten. Im Februar wurden Schüler höherer Lehranstalten zum Dienst als
Luftwaffenhelfer verpflichtet; darunter sind Jungen von knapp 16 Jahren. Sie wurden der Heimat-Flak zugeteilt. Die Freiwillige Feuerwehr mußte wieder durch Dienstverpflichtete ergänzt werden.
Die Wehrdienstpflicht wurde hinsichtlich ihres Beginns auf das 16. Lebensjahr herabgesetzt. Männer vom 16. bis 65. und Frauen bis zum 45. Lebensjahr können zum Dienst für Verteidigungszwecke herangezogen
werden. Der Kraftfahrzeugverkehr wurde erneut weiter beschränkt und nur noch für besonders lebenswichtige Fahrten zugelassen. Über Weihnachten und Neujahr war wieder der große Reiseverkehr beschränkt;
nur bei polizeilich bescheinigter Dringlichkeit durften bei der Reichsbahn Fahrkarten ausgegeben werden.
Das alles waren offensichtlich Maßnahmen zur totalen Mobilmachung aller irgendwie nutzbaren Kräfte zur Erringung des immer wieder versprochenen Endsiegs; die Sage von der Entwicklung geheimer Waffen, die diesen sichern sollen, wurde eifrig propagiert. Jedoch glaubt der Durchschnittsbürger immer weniger an einen für uns günstigen Kriegsausgang, obwohl man das Ende des Krieges dringend herbeisehnt. Es ist nicht zu leugnen, daß die Entwicklung zu dieser Stimmung beigetragen hat. Die Verluste an Menschen an den Kampffronten und in der Heimat, die tägliche Beunruhigung durch Fliegeralarme, die sich mehrenden Luftangriffe auf Städte, industrielle und Eisenbahn-Anlagen mit ihren Zerstörungen, die sich mehrenden Mangelerscheinungen sowohl bei der Ernährung, Bekleidung und den sonstigen Bedarfsgütern, ungute Nachrichten von den Angehörigen und die Sorgen um das tägliche Brot hatten allmählich eine Stimmung aufkommen lassen, gegen die die amtliche Propaganda immer weniger anzukommen vermochte. Man hielt trotzdem still; selbst mißstimmige Äußerungen waren mit Strafe bedroht. Zwang und Strafandrohungen waren längst bewährte Mittel, das Volk bei der Stange zu halten. Der Anfang Februar bekannt gewordene Fall von Stalingrad, den auch die amtlichen Verlautbahrungen meldeten, war ebenfalls nicht geeignet, die Stimmung zu heben. Das in der Industrie und Landwirtschaft junge und wehrtaugliche Männer zurückgehalten wurden, die zum Teil viel Geld verdienen, während Gatten und Väter seit Jahren an der Kampffront stehen, bestenfalls einmal im Jahr ihre Angehörigen sehen, ja vor ihrem Opfertod nicht einmal ihre kleinen Kinder zu sehen bekamen, die Mütter sich in der Sorge um das tägliche Leben zerrieben, die Kinder sich stunden- und tagelang selbst überlassen waren, wenn die Mütter vor den Geschäften warteten oder zu den Bauern unterwegs befanden, das und vieles andere hatte eine allmähliche Zermürbung der körperlichen und seelischen Widerstandskräfte herbeigeführt oder doch eingeleitet. Bitter empfunden wurde auch, daß verwundet gewesene Soldaten nach der Genesung wieder an die Kampffront geschickt wurden.
Allerdings verfügte der Führer auch gewisse Erleichterungen, die auch einigen unserer Einwohner zugute kamen: Männer, die nach dem Verlust der Söhne oder Brüder oder des Vaters letzte Träger ihres Namens
geworden, und Väter zahlreicher Kinder konnten in rückwärtige Dienste versetzt werden.
Seit dem Fall Stalingrad wird der Angestellte der Amtskasse, Bernhard Brockmann vermißt.
Im Herbst wurden die Männer der Geburtsjahrgänge 1884-1893 zum Wehrdienst aufgerufen und auf Tauglichkeit gemustert.
Immer mehr Städter suchten Zuflucht auf dem Lande oder wenigstens die Nachtruhe. Auch Warenvorräte wurden aus den gefährdeten Städten aufs Land verlagert, besonders aus Aachen, und auch in unsere
Gemeinde gebracht.
Die Aachener Flak veranstaltete ab Januar an bestimmten Tagen zu bestimmten Stunden ein Übungsscharfschießen auf einen von einem Flugzeug nachgeschleppten Windsack. Währenddem war für den Verkehr auf den Straßen luftschutzmäßiges Verhalten wegen der Gefährdung durch Granatsplitter geboten, wurde aber wenig beachtet, obwohl auch unsere Gemeinde gefährdet war. Das Schießen wurde nach wenigen Wochen eingestellt.
Im April wurde Altpapier aller Art (auch Bücher) gesammelt, im Juli sammelte die NSF Löffel für die durch Luftangriffe besonders schwer heimgesuchte Kölner Bevölkerung.
Mitte Januar mußten die beim Standesamt aufbewahrten Kirchenbücher (Tauf-, Trau- und Begräbnisbücher aus der Zeit von 1798 und früher) endgültig an das Staatsarchiv in Koblenz abgegeben werden, um sie
vor den Kriegsgefahren zu sichern. Vorher waren die Bücher von einem Duisburger Unternehmen photokopiert worden. Von den Photokopien erhielt die Gemeinde die ersten im Oktober, den Rest später.
Der örtliche Luftschutzwarndienst wurde auf Fernsteuerung umgestellt derart, daß die Alarmsirenen auf dem Amtshause und auf dem Schulhause an der Neustraße in Breinig von der Fernsprechzentrale der
Amtsverwaltung aus gleichzeitig in Tätigkeit gesetzt werden können. Bisher hatte man Luftwarnungen nach Breinig über den Fernsprecher mitteilen müssen. In diesem Jahre wurde 276 mal "Fliegeralarm"
gegeben, dazu 199 mal "öffentliche Luftgefahr" durch die Sirenen bekanntgegeben.
Im Vichttal wurde ein Sonderwarndienst eingerichtet für den Fall, daß die Dreilägerbach-Talsperre durch Luftangriff beschädigt würde, um vor seiner Wasserflut so gut wie möglich zu schützen. Daran sind unsere
Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg beteiligt. Am 25.Juli fand dort eine Probeübung statt.
Der mit der Corneli-Oktav zusammenfallende Jahrmarkt fiel aus; zum 6. Male fand auch kein Viehmarkt statt (seit 1938).
Mit den kirchlichen Feiertagen wurde es wie im Vorjahr gehalten: Sie waren Arbeitstage, ebenso der Buß- und Bettag (17.November). Darum wurde die Fronleichnamsprozession am folgenden Sonntag
verantaltet.
Die Stellung der Partei zur kath. Kirche wird auch dadurch beleuchtet, daß das parteiamtliche Blatt für unseren Gau Köln-Aachen, "Westdeutscher Beobachter" mit keinem Wort den Tod des Administrators des
Bistums Aachen Dr. Sträter (16.März) erwähnt hat.
Im Laufe der Jahre war auch durchgesickert, die Partei trete hinsichtlich der Kirche während des Krieges zwar auf der Stelle, nach dem Siege werde sie jedoch zum offenen Kampf übergehen.
Um der durch die Zerstörung des Luftkrieges hervorgerufenen Wohnungsnot auf schnelle und billige Weise zu steuern, kam im Herbst der genannte Entwurf eines Behelfsheims von 2 ½ Räumen heraus, der von
der Reichsregierung aufgestellt war. Diese überwiegend aus Holz auf Steinfundament zu errichtenden Kleinhäuser, für die es keiner förmlichen baupolizeilichen Genehmigung bedarf, werden vom Reich durch einen
Zuschuß von 1600 (oder 1700) RM gefördert. Mehrere derselben wurden von der Aachener Waggonfabrok Talbot für Gefolgschaftsmitglieder am Mühlenweg in Kornelimünster errichtet (Talbotsiedlung).
Die vom Reich geplante Kartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide ist seit Oktober im Bau. Am Jahresende waren die Umfassungswände (Beton, Front Ziegelsteine) fertig.
Im Februar wurde eine allgemeine Rattenbekämpfung durchgeführt.
Vier Wochen später gab es ein auf Hühnerpest zurückgeführtes Hühnersterben.
Im September beobachtete man in Kornelimünster eine weiße Schwalbe, die sich mit den normalen jedoch gut vertrug.
Bis zum Jahresende waren dem Standesamt 82 Gefallene gemeldet.
Am 4.März abbrannten in Venwegen die nebeneinander liegenden Scheunen von Josef Pingen und Walburga Nießen geb. Pingen, am folgenden Tage ein Schuppen und der Stall des Dachdeckers Jakob Bings in der
Kirchgasse in Breinig.
Erhängt in ihrer Wohnung in Breinig aufgefunden wurde am 19.September die Ehefrau von Wilhelm Fink, Anna Katharina geb. Hermanns, geboren 1899. Sie galt als erblich belastet und hatte schon vor längerer
Zeit Zeichen von Geisteskrankheit gezeigt, sich sogar einmal selbst und ohne behördliche Mitwirkung in der Landesheilanstalt in Düren eingefunden.
Am 22.Juni fand man in ihrer Wohnung in Kornelimünster, Breiniger Straße, die 1885 geborene Ehefrau von Arnold Lorbach, Anna Maria Hubertina geb. Bauens, ebenfalls erhängt auf, sie galt als schwermütig.
Im Sommer fiel der Schmied Christian Falter aus Breinig, Essiger Straße, 40 Jahre alt, beim Obstpflücken so unglücklich von einem Baum, daß er im Stolberger Krankenhaus verstorben ist.
Am 27.Oktober wurde in der Hauswiese von Alois Lamberts in Rochenhaus eine Frau Kettenus aus Zweifall vom Stier des Lamberts angefallen und so übel zugerichtet, daß sie im Stolberger Krankenhaus
verstarb. Die Frau hatte sich zu der seit Jahren in der Kapelle zu Rochenhaus üblichen, angeblich von der Breiniger Lehrerin Hubertina Lammerts (siehe 1934) eingeführten, Mittwochnachmittagsandacht begeben
wollen und zur Wegverkürzung die Hauswiese durchschritten.
Der Krieg in der Heimat. In den Höhengebieten (Breinig) konnte man wiederholt Luftangriffe auf ferne Orte wahrnehmen, so am 9.April den auf Essen (Ruhr); nicht nur der Feuerschein war zu
erkennen, ein unheimliches Getöse aus der Ferne war begleitet vom Rappeln von Fenstern und Türen der eigenen Häuser.
Doch auch die engere Heimat wurde vom Luftkrieg nicht verschont. Die Einflüge feindlicher Flugzeuge, auch am hellichten Tage, nahmen an Zahl zu. Bei jedem Alarm wurde der Straßenbahnverkehr für dessen
Dauer stillgelegt, was zu erheblichen Störungen auch des wirtschaftlichen Lebens (Arbeitsbeförderung usw.) führen mußte. An einzelnen Tagen wurde zwei oder gar dreimal Alarm gegeben, und man war froh,
wenn einmal eine Nacht ohne Störung verlaufen war. Annähernd 500 mal riefen die Sirenen zu luftschutzmäßigem Verhalten auf, ebenso oft gab es Verkehrsstörungen, Aufregungen, bange Sorgen. Diese
Störungen gehörten allmählich zur feindlichen Zermürbungsarbeit, hatten tatsächlich auch eine entsprechende Wirkung, das konnte nicht ausbleiben.
Ende Mai fand man in der Flur Am Elm südöstlich von Breinig die Leiche eines englischen Soldaten, der mit einem Fallschirm, vermutlich aus einem durch Beschuß beschädigten Flugzeug abgesprungen war. Sie kam
zur militärischen Beerdigung nach Aachen.
Beim Luftangriff auf Aachen am 14.Juli wurde auch das Kreishaus an der Zollernstraße beschädigt; unsere Amtsfeuerwehr war dort mit Erfolg zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Am 17.August hatten wir dreimal Fliegeralarm innerhalb von 5 Stunden. Wie schon hunderte Bombenflugzeuge, umkreist von sie begleitenden Jagdschutzflugzeugen durchfahren, als wenn sie eine Spazierfahrt
machten. Sie wurden zwar von der Aachener Flak heftig beschossen. Ein deutsches Jagdflugzeug mußte beschädigt an dem Feldweg vom Fäuerchen nach Krauthausen landen; sein Führer, ein Feldwebel
Lindenschmidt, blieb unverletzt.
Ende August fand man in der Gemeinde und darüber hinaus tausend täuschend nachgemachte Lebensmittelkarten der damals gültigen Ausführung, wahrscheinlich von einem Flugzeug zu dem Zweck
abgeworfen, Verwirrung in der Lebensmittelversorgung zu stiften. Einzelne Karten sind auch betrügerischerweise zum unberechtigten Bezug von Lebensmitteln benutzt worden; die allermeisten (vermutlich) aber
konnten gesammelt und gegen Mißbrauch gesichert werden.
Am 19.November gingen etliche Stab-Brandbomben und Sprengbomben am Nachtigällchen und in Vicht-Breinigerberg nieder, die auch die Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. beschädigten, jedoch den
Betrieb nicht erheblich störten.
Der Krieg mit der Flugblattpropagenda des Feindes ging in unverminderter Stärke weiter.
Bei einem Luftangriff auf Köln am 29.Juni gingen nach Mitteilung von Pfarrer Alfons Gerson acht der damligen Restauration gegebenen Bilder der ehemaligen Äbte aus der Sammlung auf der Orgelbühne der
Pfarrkirche verloren.
Nach dem Luftangriff auf Aachen im Juli fanden sich wieder viele obdachlos gewordene Aachener in unseren Gemeinden ein. In Erwartung einer Massenflucht hatte die NSV in Kornelimünster Essen bereitgestellt.
Da es jedoch von den in erster Linie Obdach suchenden Flüchtlingen wenig beansprucht wurde, hat man es nach Aachen gebracht, wo es umsomehr Abnehmer gefunden hat.
Am 1.September zählte man im Amt 472 Flüchtlinge aus Aachen und 98 aus entfernteren Orten (Köln, Düsseldorf usw.). Ihre Zahl erhöhte sich noch etwas nach den Luftangriffen auf Aachen vom 24.September
und 18.Oktober.
Bei dem Angriff auf Aachen am 14.Juli waren auch die Eisenbahnanlagen beschädigt worden. Darum wurden einige internationale Züge über Strecken in unserer Gemeinde umgeleitet, ein uns ungewohntes Bild.
Die Ernährungsgrundlage blieb zur Not gesichert, trotz mancher auf die Dauer stärker empfundenen Mangelerscheinungen, die sich als Warenmangel und darauf gegründete Minderung von
Lebensmittelzuteilungen, insbesondere aber Fettmangel, darstellten. Auchdie Belieferung mit Bekleidung und Wäsche ließ zu wünschen übrig. Allerdings hat man Hungergestalten oder auffallend schlechte Kleidung
nicht gesehen. Tausch und Schwarzhandel blühten auf. Die zusätzliche Besorgung von Lebensmitteln bei Bauern, besonders im Jülicher Land und bis tief in die Eifel und die Kreise Eupen und Malmedy ist für die, die
dazu Zeit und Muße finden, zur Selbstverständlichkeit und Übung geworden. Man möchte leben, besser leben als es die amtlichen Zuteilungen erlauben. Für Herbst wurden nur 2 Zentner Kartoffeln je Person zum
Einkellern freigegeben. Sie kosteten, frei Haus geliefert, 4,35 RM je Zentner. Wer nicht einkellerte, darf je Person 5 Pfund (bisher 6) in der Woche kaufen und erhält im Monat zusätzlich 300 g Brot. Vor
Weihnachten gab es als Sonderzuteilung 8 Zigarren oder 12-16 Zigarillos oder 30 Zigaretten. Auf Grund guter Ernte wurden ab 20.September 100 g Weizenbrot je Kopf und Woche mehr ausgegeben.
Die auf Lebensmittelkarten erhältlichen Lebensmittel sind qualitativ kaum oder garnicht zu beanstanden. Textilien und andere Bedarfsgüter dagegen sind gütemäßig immer mehr abgesunken, im Zeichen enger
gewordener Rohstoffgrundlagen. Die einzelnen Haushalte sind bestimmten Schumachern zugeteilt; diese werden nach der Kundenzahl mit Leder usw. für die Schuhreparatur beliefert.
Wetter, Landwirtschaft. Anfang Januar fiel bis 25 cm hoch Schnee, dem bald für kurze Zeit scharfer Frost folgte. Die längste Zeit des Winters war jedoch von mildem Wetter beherrscht. Die letzten Nachtfröste
traten Anfang April auf. Eine gute Obstblüte versprach einen ebensolchen Ertrag. Diese Hoffnung wurde in Breinig durch ein Gewitter mit Hagelschlag am 15.Juni zerstört. Es traten nur wenig
Maikäfer in Erscheinung. Jedoch wurden wieder Kartoffelkäfer gefunden. Gegen Ende Mai einsetzender Regen ließ die mengenmäßig gute Heuernte sich bis in den Juli hinziehen. Ab Ende Juli für drei
Wochen fürchterliche Hitze bis 33 °C im Schatten gestattete eine gut mittelmäßige Getreideernte. Die Kartoffeln erbrachten ebenfalls einen mittelmäßigen Ertrag, schlecht war es bei späten Sorten mit nicht mehr
als 60 Zentner je Morgen. Erster Nachtfrost am 16.Oktober, erster Schnee vier Wochen Später.
Auf Anweisung der Aufsichtsbehörde mußten, um sie den Gefahren des Luftkriegs zu entziehen, wertvolle Urkunden und Bücher außerhalb des Amtshauses gesichert untergebracht werden. Dazu wurden
ausersehen die Geburts-, Heirats- und Sterberegister der Standesämter Kornelimünster und Walheim von 1798 bis 1832, dazu Einwohnerverzeichnisse verschiedener Jahrgänge (1837 und später, 1876 und
1883) und die Einwohnerkarteien von 1896 und später, soweit sie abgelegt waren. Zusammen mit Vorräten an Schreibpapier und anderen wurden sie am 6.Oktober 1943 in einen Westwallbunker beim Forsthaus
Kalkhäuschen gebracht, dessen Schlüssel Gemeindeförster Offergeld verwahrte. Als man 1944 vor der Gebietsräumung Bücher und Akten aus dem Amtshaus und der Amtskasse verpackte, um sie nach Betzdorf
an der Sieg in Sicherheit zu bringen, blieben die Sachen im Bunker zurück. Dort sind sie vermutlich untergegangen, als amerikanische Soldaten den Bunker gesprengt haben. Dagegen hatte die
Kreisverwaltung von ihr dort ebenfalls in Kisten untergestellte Sachen vor der Gebietsräumung wieder abholen lassen.
1944 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 32 | 32 | 64 |
Todesfälle | 40 | 33 | 73 |
Trauungen | 23 |
Am Jahresbeginn ahnten wir nicht, was im Verlaufe des Jahres über uns kommen würde. Die Bedrängnisse des Daseins ließen die Sehnsucht nach der Beendigung des Krieges immer stärker anwachsen. Mochte die Regierungspropaganda noch so laut unseren Endsieg verkünden, eine Wende im Kriegsgeschehen durch den Einsatz neuer Waffen voraussagen, an einen für uns günstigen Ausgang des Krieges glaubten außer Parteifanatikern nur noch ganz wenige. Das Vertrauen zur Führung schwand dahin, man hatte genug von ihren Leistungen. Die Ereignisse an den Kampffronten im Osten und Süden ließen nichts Gutes ahnen, das zunehmend schreckliche Geschehen in der Heimat, die immer öfteren Luftangriffe mit ihren Zerstörungen von Städten, Werken, Eisenbahnen und Brücken, die zunehmende Bedrohung durch feindliche Flugzeuge, die sich immer mehr wie die Beherrscher des Luftraums ausnahmen, ohne daß ihnen eine fliegerische Gegenwehr entgegentrat, all das und manches andere beherrschte die Gemüter und ließ Mißstimmung, Sorge und Furcht vor dem Kommenden wachsen. Die feindliche Propaganda durch den Rundfunk, dessen Abhören zwar verboten war, und durch von Flugzeugen abgeworfene Flugblätter tat ein Übriges. Der Führer hatte den "totalen Krieg" verkündet, wir sollten ihn zu spüren bekommen.
Im Januar begann es in Brand mit einer Musterung der Hunde, zu der auch die aus unseren Gemeinden zu erscheinen hatten. Vier Wochen später ebenda Musterung der Wagengespanne auf Brauchbarkeit für den Kriegsdienst, auf Grund deren einige Wagen und Pferdegeschirre auf Reichskosten auf den hier nicht üblichen Deichselzug umgebaut werden mußten. Im Januar zwei leichte Luftangriffe auf Aachen, denen am Abend des 11.April (Osterdienstag) ein besonders schwerer folgte. Diesem fiel auch das Kreishaus zum Opfer. Der Löschzug Walheim der Amtsfeuerwehr und die weibliche Bereitschaft Breinig des Deutschen Roten Kreuz waren dort zur Hilfe eingesetzt. Tagelang lag der Straßenbahnverkehr still, und einige Fernschnellzüge wurden über unsere Nebenstrecken geleitet. Die Kreisverwaltung siedelte in die ehemalige abteiliche Residenz in Kornelimünster über. Auch einige Kreisbeamten fanden hier, weil ihre Aachener Wohnungen zerstört wurden, Unterkunft. Ein Strom Aachener Obdachloser ergoß sich aufs Land, auch in unsere Gemeinden. Bei diesem Luftangriff kam auch die an der Mädchenschule in Kornelimünster tätige Lehrerin Klaus ums Leben. In der Nacht zum 25.Mai neuer Angriff auf Aachen, wieder lag die Straßenbahn still. Auch unsere Gemeinde wurde heimgesucht: Spreng- und Brandbomben (die gefürchteten Phosphorkanister) gingen nieder auf dem Brauneberg, im Braunbruch, in den Mühlenbenden, auf dem Loferbusch, auf dem Acker, beim Benediktinerkloster und nahe bei der Bilster Mühle. Im Braunebusch wurde der Blindgänger einer Sprengbombe unschädlich gemacht. Bei der Bilstermühle drang ein solcher in den Boden ein, die Einschlagstelle wurde durch ein Warnschild mit der Aufschrift "Bombenblindgänger" gekennzeichnet. Außer Flur und Fensterschäden war nichts zu beklagen.
Pfingsten, 28.Mai, wieder Luftangriff auf Aachen. Acht Tage darauf erreichte uns die Nachricht von der Landung der Engländer und Amerikaner an der Küste der Normandie, ein Ereignis, das sich kaum drei Monate später in unserer Heimat auswirken sollte. In der Folge traten immer mehr feindliche tieffliegende Jagdbomber (Tiefflieger "Jabo’s") auf, die Eisenbahnzüge und alles, was sich bewegte, sogar Tiere auf der Weide, mit Bomben und Bordwaffen angriffen. Personenzügen wurde ein leerer "Schutzwagen" beigegeben, Güterzügen und später auch Personenzügen ein auf einem Güterwagen stehendes Maschinengewehr zur Abwehr vonTieffliegerangriffen. Es wurde unheimlich kriegerisch in der Heimat. Ende August hatten rund 2000 Flüchtlinge, davon 9/10 aus Aachen Zuflucht in unseren Gemeinden gefunden. Immer mehr Aachener suchten Nachtruhe bei uns. Alle Säle wurden mit ausgelagerten Waren belegt, besonders auch die sonst nicht benutzten der Abtei. Die Kämpfe im Westen kamen näher.
Ende August begannen, zunächst nicht ortsgebundene (d.h. in der Mehrzahl Flüchtlinge) Einwohner, unsere Heimat zu verlassen und sich nach Osten, dem Rhein zu, zu begeben. Ihnen schlossen sich allmählich auch Alteinwohner an, die in der Ferne eine Unterkunft (bei Verwandten und Bekannten) zu finden wußten. Um bei der Reichsbahn Fahrkarten zu erhalten, hatten sie Dringlichkeitsbescheinigungen der Ortspolizeibehörde vorzulegen; sie wurden jedem gegeben, der auch nur ein vorläufiges Reiseziel anzugeben vermochte. Am 7.September verbot die Kreisleitung der Partei die Ausstellung solcher Reisebescheinigungen. Da aber nicht verboten war, den Wohnort zu wechseln, ließ man die Fluchtwilligen sich polizeilich abmelden. So wurde ihnen doch zur Abreise verholfen. Seit Anfang September etwa trafen deutsche Soldaten einzeln oder truppenweise von der Westfront, von der sie sich abgesetzt hatten oder versprengt waren, ein und erzählten von den dortigen Vorgängen. Sie erwarteten hier neue Befehle und zogen bald wieder ab.
Am 3.September (Sonntag) mußten auf Anordnung des Landrats bei den einschlägigen Geschäften Spaten, Schaufeln und Hacken beschlagnahmt und bei der Amtsverwaltung abgeliefert werden; sie sollten bei Schanzarbeiten am Westwall verwendet werden, die die Partei angeordnet hat, die mit der Vorbereitung der Verteidigung beauftragt ist. Am Tage darauf eintrafen auswärtige HJ-Einheiten und bezogen Quartiere in Schulsälen; sie sollten bei den Schanzarbeiten helfen. Die Partei hatte auch Männer hierzu dienstverpflichtet. Dem Vernehmen nach waren diese Leute bei der Arbeit das bevorzugte Ziel von Tieffliegern. Anordnungsgemäß ließ die Gemeinde längs der offenen Landstraßen (auch der von Kornelimünster nach Breinigerheide) in gewissen Abständen Gräben ausheben, damit Gefährdete darin Schutz suchen könnten. Auch Vorbereitungen für den Fall, daß die Partei die Abreise der Bevölkerung (Gebietsräumung) anordnen würde, wurden getroffen, Marschwege festgelegt usw. Die Ortsgruppe der Partei bereitete Abmarschanweisungen vor. Ab 5.September reiste die anscheinend garnicht zum Einsatz gekommene HJ wieder ab, zum Teil ohne Kenntnis ihrer Führer; zum Teil wurden die Jungen von ihren mit Recht besorgten Eltern heimgeholt. Soldaten ohne Waffen kamen und gingen. Auf dem Iternberg ließ sich eine Flakbatterie nieder. Obwohl oft am Tage Tiefflieger in der Luft waren, wurde vom 3.September ab zunächst keine Luftwarnung mehr gegeben, vermutlich, weil die Warnzentrale dem Feind in die Hände gefallen war. Der örtliche Luftschutzleiter ließ dann aus eigenem Entschluß warnen, wenn er Gefahr witterte. Aus dem Westen war dann und wann Kanonendonner zu hören. Wehrmachtfahrzeuge in zunehmend größerer Zahl befahren vornehmlich die Aachen-Trierer Straße, ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Kampffront schon nahe gerückt sein muß. Der Bevölkerung bemächtigt sich eine steigende Unruhe. Fluchtpläne werden erwogen und verworfen. Viele wollen hier bleiben in der Hoffnung, die sich schnell nähernde Front werde ebenso schnell über die Heimat hinwegrollen; sie wollen einem ungewissen Schicksal in der Fremde ein solches in der Heimat vorziehen. Andere warten nur auf die Möglichkeit, den Gefahren des Krieges zu entrinnen. Es ist also keine einheitliche Meinung festzustellen. Die sonst so allmächtige Partei schweigt sich aus. Von der Behörde ist keine Weisung zu erwarten, da sie selbst an diesbezügliche Anordnungen der Partei gebunden ist. Unterdessen wird das Leben des Einzelnen immer stärker aus der Luft bedroht. Bevor man das Haus verläßt, muß man sich vergewissern ob die Luft rein ist. Minuten später schon kann man von Tieffliegern bedroht sein, die irgendwo fast ständig in der Luft hängen. Die Hausfrauen insbesondere hetzen nur noch über die Straße und halten sich möglichst im Häuserschatten, wenn sie notwendige Gänge machen. Wer nicht unbedingt draußen sein muß, bleibt im Hause. Jetzt ist und fühlt man sich in der Nacht am sichersten, weil dann die wenigste Gefahr besteht. Die innere Unruhe aber wächst von Stunde zu Stunde.
Samstag, 9.September: In der Gegend von Schleckheim schießt Flak. In der Frühe wurden die Fremdarbeiter (Polen, Russen) zu einer Marschkolonne zusammengefaßt, um von Gendarmen, Reservepolizisten und Männern der "Landwacht" ins Hinterland geleitet zu werden; Richtung Köln. Christian Hoven aus Kornelimünster fährt ihr Gepäck. Kaum haben sie Kornelimünster verlassen, werden sie von einem Tiefflieger beschossen. Vor der Einfahrt zum Gut Kamp, auf der Breiniger Straße, wurde Hovens Pferd getötet. Auf derselben Straße wurde am gleichen Tage die Ehefrau Josefa Kreutz geb. Engels aus Breinig von einem Tiefflieger angeschossen; sie starb im Stolberger Krankenhaus. Es heißt, die Gestapo habe Aachen verlassen und, das Lazarett im Benediktinerkloster sei verlegt worden. Es werden noch Männer zum Schanzen an den Westwall geschickt.
Sonntag, 10.September: Sprengbomben, vermutlich von einem Tiefflieger abgeworfen verletzten oder töteten 6 Stück Rindvieh des Bauern Josef Beckers vom Hönigerhof, die sich auf der Weide nahe beim Jammetsweiher befanden. Durch Breinig wird eine Menge Rindvieh, vermutlich aus Walheim, nach Osten getrieben.
Montag, 11.September: Vom Amtsverwaltungspersonal fehlen einige. Gearbeitet wird fast nichts; doch werden noch Abmeldescheine für Fluchtwillige ausgestellt. Bahn und Post arbeiten noch, die Bahn jedoch mit Einschränkungen; auch die Straßenbahn verkehrt noch. Viele Arbeiter sind daheim. Tiefflieger beherrschen den Luftraum. Die meisten gewerblichen Betriebe in den nahen Städten sind, wie es heißt, entweder ins Innere des Reichs verlagert oder im Begriffe, dies zu tun, oder sind geschlossen, teils, weil die Arbeiter ausbleiben. Es verlautet, die Kreisverwaltung werde von Kornelimünster nach Eschweiler verlegt. Unser Amtsbürgermeister weiß anscheinend nichts von einer Verlegung der Amtsverwaltung. Unsere Bauern mußten heute Vieh abliefern, das in Köln geschlachtet werden soll. Abends läßte die Ortsgruppe der Partei von Haus zu Haus Bereitstellungsanweisungen zustellen, die ansagen, wer im Falle einer Gebietsräumung abreisen solle, wieviel Gepäck mitgenommen werden darf und wer mit der Bahn zureisen befugt sei. Männer im wehrpflichtigen Alter erhielten eine Anweisung nicht; sie sollen, wie es heißt, für die Sicherung der zurückgelassenen Sachgüter sorgen müssen. Zur Abreise mit der Eisenbahn sind zugelassen und vorgesehen Alte und Kranke und Mütter mit Kindern unter 10 Jahren. Alle andern sind auf Fußmarsch angewiesen. Es soll noch mitgeteilt werden, wann geräumt werden soll.
Dienstag, 12.September: Die allgemeine Lage ist fast unverändert. Die Kreisverwaltung hat Kornelimünster verlassen. Reichs- und Straßenbahn verkehren nicht mehr, und die Post hat den Betrieb eingestellt. Werke und Fabriken stehen still, die Arbeiter blieben zu Hause, wohl infolge der gestrigen Ankündigung der Partei. Die Leute stehen, wo nicht durch Tiefflieger bedroht herum und besprechen die Lage. Die Beunruhigung nimmt zu. Einzelhandelsgeschäfte verkauften Waren auch ohne Entgegennahme von Bezugsberechtigungsausweisen. Am Nachmittag verlautete in Kornelimünster, die Kreisleitung der Partei habe auf wiederholtes Drängen von Landrat und Ortsgruppe in die Räumung unserer Gemeinde eingewilligt und noch in der kommenden Nacht werde von Kornelimünster ein Zug der Reichsbahn die Fluchtwilligen abbefördern, von Breinig aber würden morgen früh Wagen der NSKK die Alten, Kranken, Mütter und Kinder abholen. Vom Personal der Amtsverwaltung erschienen nur einige wenige zum Dienst, der sich auf die Bedienung weniger Bürger beschränkte. Es verlautete, einige Verwaltungsangehörige seien schon abgereist. Bestimmt noch nicht abgereist waren der Amtsbürgermeister Lichterfeld, Rentmeister Corsten, die Polizeimeister Legutke und Baltus, der Hilfsangestellte Max Schiffers und die Inspektoren Emonts und Röntgen und Polizeimeister Pitzer. Mit Ausnahme von Schiffers hatten sie noch irgendwie Dienst verrichtet. Auch heute ließ der Amtsbürgermeister nichts von einer Verlegung der Verwaltungstätigkeit verlauten. Vielmehr wurde am Nachmittag ein Feuerwehrmannschaftswagen mit verschlossenen Kisten aus dem Amtshause und der Amtskasse beladen, von dem es hieß, er werde nach Betzdorf an der Sieg gefahren, wohin sich auch der Amtsbürgermeister begeben wolle. Kein Verwaltungsangehöriger erhielt eine bestimmte Anweisung über Verhalten oder Verbleiben. In Kornelimünster und Breinig lagen Reste deutscher Truppenteile, von eigentlichen Kampftruppen wurde nichts gesehen. Im Gasthof "Zur Treppe" in Breinig ließ sich ein Feldlazarett nieder. Tiefflieger stoßen nicht auf Abwehr. Am Nachmittag wurde das Aufspritzen von Erdfontänen in der Gegend des Westwalls im oberen Itertal wahrgenommen; ob sie vom Einschlag von Granaten oder Bomben herrührten, war nicht festzustellen, ein Knall wurde in rund 3 km Entfernung nicht wahrgenommen. Ernster war etwas später das schrille Gräusch mehrerer Geschosse, die in östlicher Richtung über Kornelimünster hinweggingen. Ob durch sie oder Tieffliegerbeschuß hervorgerufen, ist nicht mehr mit Sicherheit festgestellt worden, jedenfalls wurden mehrere Rinder der Frau Maria Bock auf der Weide durch Beschuß verletzt. Daß die Walheimer Bevölkerung unter der Führung des Ortsgruppenleiters Schlütz bereits in der vergangenen Nacht abgereist sein soll, erzählt man sich. Am Abend gab unsere örtliche Parteileitung den Befehl zur Räumung bekannt und dabei auch die Abreisemöglichkeiten. Aus Kornelimünster ist tatsächlich noch kein Zug abgefahren. Die Breiniger haben vergebens auf die zugesagten Wagen gewartet. Der dortige Arzt Dr. Heinrich Kahlen hat sie am 13.September auf Wunsch in seinem Personenkraftwagen nach Stolberg zu den Zügen gebracht, sich dabei aber auf Kranke und Altersschwache beschränken müssen. Die andern Fahrberechtigten haben sich auf andere Weise dahin begeben müssen. Aus den Orten Breinig, Kornelimünster und Venwegen marschierten in der Nacht zum 13. September die auf Fußmarsch angewiesenen Flüchtlinge dem ersten Ziel Schevenhütte zu, wo sie sich verinigten. Die Breiniger waren bis dahin ohne parteiamtlichen Führer und auf sich selbst angewiesen, die Venwegener marschierten unter Führung des Parteifunktionärs Josef Klein, während der Ortsgruppenamtsleiter der NSV, Fanz Barth die Münsteraner führte. Barth übernahm in Schevenhütte, alle drei Kolonnen zu führen. Leute, die es ermöglichen konnten (Bauern, Kraftfahrzeugbesitzer), sind zum Teil auf eigene Faust einem selbstgesetzten Ziel zugesteuert. Auch aus der Marschkolonne haben sich unterwegs einige selbständig gemacht; es wurde keinerlei Zwang zum Verbleiben ausgeübt. Zwang irgendwelcher Art ist auch daheim in der Heimat in Bezug auf Räumung oder Dableiben nicht versucht worden. Infolgedessen war jedem Einwohner die volle Entschlußfreiheit belassen. Es haben denn auch viele Einwohner und etwa 20 Flüchtlinge die Heimat nicht verlassen, in Venwegen allerdings nur etwa 70, und Breinig mit Breinigerheide, Breinigerberg und Schützheide dagegen rund 1.400, in Kornelimünster 300. Am Abend des 12.September war die Tätigkeit der Gemeinde- und der Amtsverwaltung zu Ende. Der Amtsbürgermeister soll nach Einbruch der Dunkelheit im Personenkraftwagen abgereist sein. Die übrigen Verwaltungsangehörigen waren schon fort oder sind in der folgenden Nacht dem Räumungsbefehl gefolgt. Zurückgeblieben ist nur der 70 Jahre alte Hilfsangestellte Max Schiffer aus Breinig, der am andern Morgen vergebens auf die in Aussicht gestellte Fahrgelegenheit gewartet hatte. Auch Polizeimeister Legutke, Walheim, war zunächst geblieben und ist erst dann abgereist, als die Amerikaner bereits heimatlichen Boden betreten hatten. Von den drei Pfarrern (Gerson in Kornelimünster, Jansen in Breinig und Peters in Venwegen) hat keiner unsere Heimat verlassen.
Hier zunächst noch einiges vom unkriegerischen Geschehen bis zur Gebietsräumung:
Um den Schutz der Einwohner gegen die Gefahren des Luftkriegs zu fördern, ließ die Gemeinde an der Corneliusstraße hinter dem Hause Nr. 25, Alois Claßen, einen Stollen in den Berg treiben. Die Pfarrgemeinde
hatte in der Kirche einen Schutzraum herrichten lassen, den sie den Umwohnern des Markts jederzeit bei Gefahr zu benutzen gestattete, auch außerhalb der Gottesdienstzeit, bei Tag und Nacht. Darum erstattete
ihr die Gemeinde einen Teil der Baukosten. In Breinigerberg haben Einwohner aus eigenem Antrieb einen längst verfallenen Stollen der Grube Breinigerberg unter dem Schlangenberg zu Schutzzwecken freigelegt.
Auch an anderen Stellen bauten Einzelne oder Nachbarn Stollen und Bunker auf eigene Rechnung. Die Mehrzahl der Einwohner aber blieb auf die mehr oder weniger gute Schutzmöglichkeit in den Hauskellern
angewiesen. Zwar hatte das Reich elektrische Luftschutzöfen zu deren Beheizung leihweise geliefert, doch die meisten Keller eigneten sich nicht für einen längeren Aufenthalt, etwa für die Nachtruhe. Um die
Rettung Verschütteter zu erleichtern, waren schon früher Hinweispfeile an den äußeren Hauswänden angebracht weorden, die besagen, in welchem Teil des Hauses sich der Schutzraum befindet. Im Sommer
waren, um die gegenseitige Hilfeleistungen zu fördern, mehrere Hausgemeinschaften benachbarter Häuser organisatorisch zu Luftschutzgemeinschaften zusammengefaßt worden. Das Amt wurde auch in das
"Luftschutzführerprogramm" eingeschlossen, das heißt, die Kosten öffentlicher Luftschutzbauten, die es bis dahin selbst zu tragen hatte, werden ihm vom Reich erstattet. Indes konnte davon nicht mehr Gebrauch
gemacht werden, weil für größere Bauten weder Baustoffe noch Bauarbeiter aufzutreiben waren. So mußte auch der geplante Bau von Splitterschutzgräben aufgegeben werden.
Anfang Januar ist das Kreisheimatmuseum geschlossen worden. Wie schon seit Kriegsbeginn gab es keine Fastnachtvergnügen. Die fällige Heiligtumsfahrt fiel aus; Cornelioktav, Jahr- und Viehmarkt konnten der
kriegerischen Ereignisse wegen nicht stattfinden.
Der vor einiger Zeit aus Rußland (siehe Vorjahr) zurückgekehrte Amtsbeigeordnete Hugo Thelen, Kornelimünster, fiel Anfang April in Aachen-Forst einem Verkehrsunfall zum Opfer.
Am 12.Mai ist beim Rückzug von der Halbinsel Krim der Hauptmann Cornel Gorgels, angestellter Amtssekretär, gefallen.
Unser Landrat Erwin Classen hat den Untergang des Kreishauses und seiner Dienstwohnung beim Luftangriff am 11.April nicht mehr erlebt; er ist am 13.Februar in einem Heidelberger Krankenhaus gestorben,
jedoch in Aachen beerdigt worden. Die Kreisverwaltung wurde einem Vertreter übertragen.
In Breinig verstarb am 29.März der anstelle des zum Wehrdienst einberufenen Lehrers Josef Breuer wieder in den Schuldienst berufene (evangelische) Lehrer a.D. Wilhelm Gutenberger.
Der Reichs- und preußische Minister des Innern verfügte im März ein bis auf weiteres geltendes Urlaubsverbot für alle Verwaltungsangehörigen. In den letzten Wochen vor der Gebietsräumung wurde im
Amtshause eine neue Arbeitszeit eingeführt für das Personal, das mit Polizei-, Luftschutz- und ähnlichen Aufgaben betraut ist: Tag und Nacht fortdauernde Arbeitszeit von 8 Stunden ist nur von ebensolanger
Ruhezeit unterbrochen, d.h. jeder achtstündigen Arbeitsschicht folgt für den einzelnen Dienstleistenden eine gleichlange Pause, so, daß die Dienststellen jederzeit besetzt sind. Das ist für die Betroffenen eine sehr
anstrengende und wegen der nicht ausreichenden Ruhezeit aufreibende Regelung.
Im April wurde der Fernsprechdienst gedrosselt; nur der, dem die Reichspost eine besondere Kennziffer zugeteilte, ist noch befugt, am Fernsprechverkehr teilzunehmen.
An der seit dem Vorjahr in Breinig und Kornelimünster aufgetretenen Diphtherie sind einige Kinder, vorwiegend schulentlassene, gestorben. Zur Streckung des geringen Kartoffelvorrats aus der
schlechten Ernte des Vorjahrs wurde eine vermehrte Schweineschlachtung angeordnet; das Fleisch kam anstelle des üblichen Rindfleischs zum Verkauf. Der Reichsnährstand forderte zu vermehrtem
Kartoffelanbau auf, die Anbaufläche des Vorjahrs soll in diesem um ein Drittel vergrößert werden.
Die Kartoffelhalle in Breingerheide ist als solche nie fertig geworden. Bis zur Gebietsräumung waren das Dachgebälk aufgelegt und der größte Teil der Dachverschalung aufgelegt (siehe auch 1943).
Die Ernährung hielt sich im allgemeinen auf dem Stand des Vorjahres, sank aber doch in einigen Bereichen etwas ab, z.B. infolge der geringen Kartoffelzuteilung. Gern sah man die vorübergehend an Stelle von
Rindfleisch ausgegebene Schweinefleisch-Zusteilung.
Bedarfsgüter aller Art, Bekleidung, Wäsche, Schuhzeug und Haushaltgerät, verschlechterten sich immer mehr. Der sich infolge der jahrelangen Rationierung vermehrt anmeldende Bedarf konnte auch nicht
annähernd gedeckt werden. Doch galt noch immer, was zum Vorjahr gesagt wurde: Schlecht bekleidete Menschen oder Hungergestalten sah man bei uns nicht, wenn auch, was nicht zu leugnen, das
Erscheinungsbild mancher Leute gelitten hat.
Am 1.April trat der Vertrag der Gemeinde mit dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) vom Jahre 1931 über den Verkauf der gemeindeeigenen Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen in Kraft. RWE hat die Gasversorgungsanlagen an die Westgas A.G. verkauft.
Am 7.Januar hat die in Breinig, Auf dem Essig, wohnende Ehefrau von Wilhelm Wild, Gertrud geb. Ganser, beim Herstellen von Bohnerwachs-Ersatz so schwere Brandwunden erlitten. Daß sie im Stolberger Krankenhaus verschieden ist.
Gegen Ende August breitete sich unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche aus. Das noch nicht angesteckte Vieh sollte schutzgeimpft werden. Der Impfstoff war beschafft, aber der bestellte
Kreistierarzt blieb aus unbekannten Gründen aus und war auch bis zur Gebietsräumung noch nicht erschienen.
Ohne Angabe von Gründen bestellte Anfang September die Gestapo den Bauschreiner Franz Lennartz von Breinigerheide zu sich, von dem allerdings bekannt war, daß er der Leiter des Ortsvereins der
Kommunistischen Partei gewesen war. Bis zur Gebietsräumung war er nicht zurückgekehrt. Erst im Sommer 1945 kam er zurück; es hieß, man habe ihn in einem Konzentrationslager festgehalten. Außer ihm hat
nur noch ein Einwohner unserer Gemeinde, Josef Moers aus Breinig, 1938/39 Bekanntschaft mit einem solchen Lager zu machen gehabt, allerdings aus anderen als politischen Gründen. (siehe jedoch 1945)
Wetter Landwirtschaft. Das Jahr begann mit einer kalten Regenzeit. Ostern (9.April) waren Bäume und Sträuche noch kahl. Am 17. Und 18.Juni so kalt, daß die Zimmer beheizt werden mußten; ebenso an
einzelnen folgenden Tagen bis Mitte Juli. Sommerwetter erst von Anfang August an; am 23.August bis +37°C. Am Monatsende Abkühlung, dann bis zur Gebietsräumung sommerliches Wetter. Die Heuernte fiel
infolge der Frühjahrskälte knapp mittelmäßig aus. Bei der Gebietsräumung waren die Obstbäume reich behangen; auch die Kartoffeln versprachen einen guten Ertrag. Die Getreideernte ist mittelmäßig
ausgefallen.
Die Gebietsräumung, parteiamtlich "Freimachung von Wohngebieten" genannt, war bis zum Abend des 13.September beendet.
Der Amtsbürgermeister und die meisten seiner Mitarbeiter hatten die Gemeinde spätestens in der letzten Nacht verlassen. Zurückgeblieben waren außer einigen Hilfsangestellten der Ernährungs- und
Wirtschaftsstelle, die auch hier geblieben sind, Polizeimeister August Legutke aus Walheim und Vollziehungsbeamter Josef Milz aus Kornelimünster, dieser in seiner Eigenschaft als stellvertretender
Ortsgruppenleiter der Partei, in deren Dienst er getreten war, ferner Verwaltungshilfsangestellter Max Schiffers aus Breinig, ein betagter Mann. Legutke ist am Abend des 13.September ausgewichen. Milz hat am
gleichen Abend den Feuerwehrwagen, der am Vortag mit verschlossenen Kisten beladen worden war, nach Würselen gefahren, wo er sich bei der Kreisleitung der Partei, wohin sich auch der Ortsgruppenleiter
Albert Rütgers, hauptberuflich Amtskassenangestellter, begab, melden mußte. Von dort hat den Wagen der früher in Venwegen tätige Lehrer Erdmann nach Wipperfürth gebracht. Die Ladung ist schließlich am
Bestimmungsort Betzdorf angekommen, wo sie der dahin ausgewichene Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld verwahrt hat. Der Wagen, von der Kreisleitung für ihre Zwecke beschlagnahmt und von
Milz gesteuert, hat Ende Februar oder Anfang März 1945 in Hoffnungsthal bei Köln zurückgelassen werden müssen, weil Betriebsstoff nicht aufzutreiben war. (Angaben von Milz) Er ist nicht mehr nach
Kornelimünster zurückgelangt.
Eine Amts- und Gemeindeverwaltung bestand nach dem 12.September nicht mehr, alle Dienststellen waren verlassen, ihre Einrichtungen, soweit nicht fortgebracht, zurückgelassen. Irgend eine Vorsorge für die
Fortsetzung einer verwaltenden oder betreuenden Tätigkeit, deren die zurückbleibende Bevölkerung bedurfte, war nicht getroffen.
Die Ortsgruppenleitung der Partei ist, nachdem sie die meisten Akten verbrannt hatte, am Abend des 13.September ausgewichen und hat sich zur Kreisleitung nach Würselen begeben. Auf deren Weisung hatte sie
vorher aus dem Lager der Buttergroßhandlung von Heinrich Krott an der Aachener Straße Butter und Käse beschlagnahmt, die von der Kreisleitung abgeholt wurden.
Obwohl weder Partei noch irgendeine Behörde wegen des Verlassens der Heimat einen Druck ausgeübt hat, sind die meisten Einwohner den bevorstehenden ungewissen Ereignissen, die nach den Umständen nur
übel gedeutet werden konnten, ausgewichen. Die Lage unserer Gemeinde zwischen der grenznahen ersten Befestigungslinie und der zweiten im Vichttal ließ befürchten, daß sie Kampfgebiet werden würde; viele
Teilnehmer am vorigen und jetzigen Kriege hatten erlebt, was das für eine bewohnte Gegend bedeutet. Eine ungewisse Zukunft in der Fremde wurde darum dem Verbleiben in der kampfumdrohten Heimat
vorgezogen. Indem, so glaubte man, könne der Krieg nicht mehr lange dauern und die Abwesenheit werde bald überwunden. Demzufolge waren an der Flucht alle Bevölkerungsschichten beteiligt. Die wenigsten
Fluchtwilligen hatten ein bestimmtes Ziel, etwa Verwandte oder Bekannte diesseits oder jenseits des Rheins, wohin sie sich begeben konnten, die meisten verließen sich auf die Maßnahmen der
Partei. Diese aber waren teils so eilig vorbereitet und getroffen wurden, daß Mißhelligkeiten nicht ausbleiben konnten. Während zum Beispiel der für den Abend des 12.September für Kornelimünster angesagte
Eisenbahnzug tatsächlich die Fluchtwilligen ohne Auswahl aufnahm und fortbrachte, blieben die für Breinig zugesagten 10 Omnibusse aus, die hatten am Morgen des 13.September die Marschunfähigen (Alte,
Kranke, Mütter mit Kindern unter 12 Jahren) fortbringen sollen. Da hat der dortige Arzt Dr. Heinrich Kahlen einige Alte und Kranke in seinem Personenkraftwagen zu Zügen nach Stolberg gebracht, bis ihm das
Ausgehen des Kraftstoffs Einhalt geboten hat, andere haben sich zu Fuß dahin aufgemacht. Niemand ist behindert worden, abzureisen; auch wer keinen Abreisebefehl erhalten hatte, war in seinem Entschluss nicht
beschränkt. Männer im noch dienstpflichtigen Alter hatten ursprünglich zum Schutz der zurückgebliebenen Güter daheim bleiben sollen und keine Räumungsanordnung erhalten. Wer Fuhrwerk oder Kraftfahrzeug
zur Verfügung hatte, konnte soviel Gepäck mitnehmen, wie er wollte; Marschierende waren darin beschränkt, obwohl Fahrräder und Handwagen mitgeführt werden konnten. Doch hat keinerlei Gepäckkontrolle
stattgefunden, weder für Marschierende noch Eisenbahnbenutzer.
Die in den ersten Stunden des 13.September aus Breinig, Kornelimünster und Venwegen zum Fußmarsch aufgebrochenen Flüchtlinge trafen noch in der Tagesfrühe an dem allen bekannten ersten Zielort Schevenhütte ein. Von hier ab übernahm der Ortsgruppenamtsleiter der NSV Franz Barth, der eine Marschkolonne aus Kornelimünster geführt hatte, die Weiterleitung; er hatte weiter Anweisung der Partei. Unter seiner Führung begann um 9 Uhr der Weitermarsch Wehe-aufwärts und auf der stark ansteigenden Straße nach Kleinhau. Dort wurde eine kurze Mittagsrast zur Stärkung benutzt, bevor es auf Feld- und Waldwegen, die als Fluchtwege bezeichnet (weißes F auf blauem Grund) waren, durch die dritte Befestigungslinie hindurch nach Winden an der Rur weiterging. Unterwegs traf man auf Spuren eines Tieffliegerangriffs: Ein totes Pferd, ein verbranntes Fahrrad usw. Eine Einwohnerin gab die Erklärung, am Tage vorher sei eine Marschgruppe aus Walheim dort angegriffen worden und eine Person sei dabei ums Leben gekommen. In Winden erhielt jeder von der dortigen NSV ein belegtes Buterbrot; ohne Aufenthalt marschierte man über die Rurbrücke und durch Kreuzau nach Drove, wo alle Quartier in Privathäusern erhielten. Kurz vor Mittag des folgenden Tags (14.September) wurde, das Gepäckt auf pferdebespannte Wehrmachtfahrzeuge verladen, der Weitermarsch angetreten; man sollte einen auf dem Bahnhof Vettweiß bereitstehenden Personenzug benutzen. Infolge eines Mißverständnisses hat jedoch nur ein Teil der weit auseinander gezogenen Marschkolonne unter Führung von Barth diesen Zug bestiegen; die anderen gelangten nach Erp. Der Zug hat die Leute in den Harz gebracht. In Erp erhielten die Leute zunächst ein warmes Essen, mußten dann aber aufgeteilt werden, weil nicht für alle Nachtquartier gegeben werden konnte. Etwa die Hälfte ging nach Friesheim und blieb fortan von den anderen getrennt. Sie sind andern Tags, auf Bauerntrecker verladen, über Bonn zunächst nach Siegburg und, weil sie dort nicht aufgenommen wurden, bis nach Ahlen in Westfalen gebracht worden, wo sie am 17. eintrafen und zum Verbleib verteilt worden sind. Die in Erp zurückgebliebenen Flüchtlinge verfrachtete man ebenfalls auf Bauerntrecker und brachte sie über Köln nach Troisdorf bei Siegburg. Erst viele Stunden nach der Ankunft erfuhren sie, daß sie mit einem Zug weitergeleitet würden. Tatsächlich nahm sie am Abend ein Sonderzug auf, er brachte sie nach Stadthagen in Schaumburg Lippe, wo sie am 16. eingetroffen sind. In dieser Stadt befanden sich schon Flüchtlinge aus der Gemeinde Walheim; die Neuankömmlinge verteilte man zum größten Teil auf den Landkreis Stadthagen.
Die am Abend des 12.September von Kornelimünster mit einem Sonderzug abgefahrenen Flüchtlinge kamen nach Tecklenburg und Ibbenbüren. Einige Breiniger, die den Zug von Stolberg aus
benutzt hatten, gelangten in den Landkreis Detmold. Andere kamen in die Umgebung von Bad Oeynhausen, in die Provinz Sachsen, in die Länder Braunschweig, Thüringen und Sachsen, eine Gruppe Venwegener
nach Hachenburg im Westerwald. In einigen Gegenden konnten Flüchtlingsgruppen in nachbarlicher Fühlung miteinander bleiben und den Zusammenhalt wahren.
Für alle Geflohenen aber war die Verbindung mit der Heimat abgebrochen. Sie erfuhren nur durch Zeitung und Rundfunk vom angeblichen Geschehen daheim, und das war wenig erfreulich. Den Daheimgebliebenen
gegenüber hatten die meisten von ihnen jedoch den Vorteil, noch auf Monate vom Kriegsgeschehen nur wenig berührt zu werden und vor allem, Verbindung mit ihren Angehörigen in der Wehrmacht zu behalten.
Einmal im Oktober etwa, hörten Geflohene über den Rundfunk (Sender der Alliierten) eine Erklärung des neuen Bürgermeisters von Kornelimünster, Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, über das Leben in der Heimat,
die im erfreulichen Gegensatz stand zu den üblen Berichten von deutscher Seite (=Drangsalierung) der Einwohner, Erschießungen u.a.), die sich später auch als Lügengespinste herausgestellt haben.
Arbeiter in Rüstungsbetrieben waren verpflichtet, dem Ruf in Ausweichbetriebe oder Filialunternehmen im rechtsrheinischen Gebiet zu folgen; zum Teil sind sie daheim geblieben. Von den Fabriken in unserer
Gemeinde ist nur ein Teil der Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. In Vicht Breinigerberg nach Meschede in Westfalen verlagert werden.
Zurückgeblieben waren nach amtlicher Auskunft in Kornelimünster rund 300 Einwohner, in Breinig und Vororten (Pfarrbereich) 1250 und in Venwegen rund 100, auch die kath. Pfarre dieser Orte, die Angehörigen
des Benediktinerklosters und der Schwesternniederlassung in Kornelimünster, der Breiniger Arzt Dr. Heinrich Kahlen, nicht jedoch der Arzt Dr. Josef Schillings und Apotheker Rudolf Böltink, beide aus
Kornelimünster. Auch unter den Zurückgebliebenen waren alle Bevölkerungskreise vertreten. Sie sind in der Hauptsache von der Hoffnung geleitet wor-den, die Kämpfe würden, wie in den letzten
Wochen, auch die Heimat rasch überrollen und sie weniger Gefahren aussetzen wie die Geflohenen. Auch die Sorge um den Besitz (Wohnung), Haus, Geschäft, Vieh hat manchen sich entschließen lassen, in der
Heimat zu bleiben und die Ereignisse abzuwarten.
Rund ein Dutzend deutsche Soldaten, die sich beurlaubt in der Heimat befanden und nicht zu ihren Truppenteilen zurückgekehrt waren, nahm ein unsicheres Schicksal auf sich. Sie hatten damit zu rechnen, entweder
in Kriegsgefangenschaft zu geraten oder wenn die deutsche Wehrmacht sie aufstöberte, als Fahnenflüchtige behandelt zu werden.
Rückschauend darf gesagt werden, daß die Heimat nicht völlig geräumt worden ist, muß als glückhaft bezeichnet werden. Denn ohne die Daheimgebliebene wäre sie gänzlich der Willkür fremder Soldaten
ausgeliefert gewesen.
Post, Eisenbahn, Straßenbahn und gewerbliche Betriebe lagen nun still, die Wasserleitung und die Versorgung mit Elektrizität versagten alsbald. Der seit einigen Tagen auffallend gesteigerte Verkehhr deutscher Wehrmachtfahrzeuge ließ merklich nach. Über Tag waren fast pausenlos feindliche Jagdflugzeuge in der Luft, denen fast keine Abwehr entgegentrat; Fliegeralarm wurde nicht mehr gegeben. Aus der Ferne drang Kanonendonner herüber, und ab und zu zischten von Westen her Granaten über die Gegend hin. Nur vereinzelte, schwache Trupps deutscher Soldaten wurden gesehen, eine geschlossene Kampffront trat nicht in Erscheinung. Es Verbreitete sich das Gerücht, amerikanische Truppen hätten bereits am Nachmittag des 12.September in Rötgen Reichsgebiet betreten und marschierten nach Rott und das Vichttal abwärts. Am Abend des 13. sprengten deutsche Soldaten mehrere Straßen und Eisenbahnbrücken, wobei in der Nähe stehende Häuser mehr oder weniger schwer beschädigt wurden. Dann legte sich eine verhältnismäßige, beklemmend wirkende Ruhe über die Gegend, die die Zurückgebliebenen mit Spannung und ängstlicher Sorge erfüllen mußte. Sie suchten in Erwartung des Kommenden Schutz in Kellern und anderen Gelassen, wo möglich auch in Steinbrüchen und Kalkwerken. Um das in Ställen und Weiden zurückgelassene Vieh, das zum Teil aus den Umzäunungen ausgebrochen war und in der Feldflur umher irrte, kümmerte sich zunächst niemand. Gewissenlose haben diese Lage dazu benutzt, sich nicht nur an der Hinterlassenschaft der Geflohenen, kaum, daß diese die Heimat verlassen hatten, sondern auch an der der vorübergehend ausgewichenen Daheimgebliebenen, in Läden und Ausweichlagern zu vergreifen.
Die allgemeine Spannung erreichte ihren Höhepunkt am Morgen des 14.September. Amerikanische Truppen besetzten, von Mulartshütte kommend, zwischen 8 und 9 Uhr zuerst Venwegen. Von da schossen sie einige Granaten auf Breinig, durch die dort einige Häuser beschädigt wurden. Nach 11 Uhr kamen sie von da nach Breinig, um dieselbe Zeit, von Oberforstbach und Schleckheim her, nach Kornelimünster. Ernsthaften Widerstand sind sie in unserer Gemeinde nicht begegnet. Deutsche Wehrmachtgruppen, offensichtlich ohne Zusammenhalt, zogen sich ohne Kampf zurück. An der Straße stehenden Einwohnern warfen die amerikanischen Soldaten von ihren Fahrzeugen herunter verschiedentlich Schokolade und andere Süßigkeiten zu. Ein offizieller Empfang ist den Amerikanern nirgendwo bereitet worden; da und dort waren als Zeichen friedlicher Gesinnung weiße Tücher als Fahnen gehißt; in Breinig ist ihnen ein Mann mit einer weißen Fahne entgegengegangen. Dieser beinahe friedlich wirkende Einmarsch ließ manche Angst mindern und das Gefühl wachsen, von einem Druck befreit zu sein. Dem gaben einige Zuschauer auch in Worten Ausdruck. Im Vichttal drangen die Soldaten unterdessen weiter vor, dahin rückten auch Teile der nach Breinig gekommenen Truppenteile nach.
In und bei allen Orten bezogen die Amerikaner Stellungen, betraten aber kein Haus, sondern nächtigten in Zelten; die Berührung mit den Einwohnern mieden sie. Die ganze Gemeinde wurde bald ein Heerlager, dem fortgesetzt Verstärkungen zugeführt wurden. Beiderseits Venwegen, zwischen Breinig und dem Münster Wald, in Breinigerberg, im Vichttal, in Breinigerheide und Schützheide, bei der Bilstermühle, vor Schleckheim und anderswo errichtete man Artilleriestellungen. Kampflärm aus dem Westen, Osten und Südwesten ließ deutschen Widerstand erkennen. Die Hoffnung der Einwohner, die Kampffront werde sich bald verlagern, schwand dahin, aber es gab nun kein Entrinnen mehr. Deutsche Artillerie bestrich die ganze Gegend, und ab und zu trat auch die deutsche Luftwaffe auf. Es gab Verluste an Menschen und Vieh und Schäden an Gebäuden, Straßen und Feldflur, besonders in der Nähe der amerikanischen Artilleriestellungen. Manchem Daheimgebliebenen tat es leid, nicht geflohen zu sein, denn nun fand er nicht einmal mehr nachts Ruhe. Die amerikanische Artillerietätigkeit war manchmal auch dann äußerst heftig, wenn ihre Stellungen nicht angegriffen wurden. Oft gab es Luftkämpfe, in die auch von der Erde aus eingegriffen wurde. Deutsche von Flugzeugen aus abgworfene Bomben vermehrten die von der Artillerie angerichteten Schäden, doch traten deutsche Flugzeuge nicht oft in großer Zahl gleichzeitig auf. Viel öfter und bedeutend stärker überflogen feindliche Flugzeuge die Gegend in Richtung nach Osten.
Eine kleine Erleichterung trat erst ein nach der Eroberung von Aachen im Oktober und vier Wochen später nach dem Vormarsch der Amerikaner über Mausbach, Gressenich und Stolberg hinaus, doch blieb die Bedrohung aus dem Hürtgenwald bis zum Jahresende bestehen.
Große Aufregung gab es vom 16.Dezember ab infolge des deutschen Vorstoßes aus der Eifel nach Belgien und Luxemburg, unter der Bezeichnung "Rundstedt-Offensive" in die Geschichte eingegangen, nicht nur bei den Amerikanern. Die Truppen wurden ausgewechselt und zeigten sich mißtrauischer und gereizter als bisher. Männern wurde das Betreten der Straße verboten, die Ausgehzeit der Frauen auf 1 Stunde beschränkt, um Einkäufe zu machen. Häuser wurden durchsucht nach deutschen Soldaten, die aus der Luft abgesprungen sein möchten, und nach amerikanischen Uniformen, die ihnen hätten zur Tarnung dienen können. Besonders schlimm wurde es um Weihnachten: wie auf Befehl warfen Soldaten Hausrat ihrer Quartiere hinaus und zündeten ihn an oder zerschlugen ihn und duldeten nicht, daß sich Einwohner seiner annahmen.
Vor Beginn der schlechten Jahreszeit, im Oktober, begehrten die Amerikaner Unterkünfte in Häusern. Weil dazu die der Geflohenen nicht ausreichten, teils auch abgelehnt wurden, mußten andere freigemacht
werden. Nach wie vor war ihnen untersagt, andere bewohnte Häuser zu betreten, den Einwohnern verboten, Soldatenquartiere zu besuchen.
Um den 8.Oktober mußte Mausbach von den Einwohnern verlassen werden; 24 von ihnen kamen nach Breinig, annähernd 300 nach Kornelimünster. Zehn Tage danach traf Breinigerberg dasselbe Schicksal; die
Bewohner fanden Aufnahme in Breinig.
Trotz Verbots hat sich zwischen Soldaten und Einwohnern nach und nach, wenn auch heimlich, ein erträgliches Verhältnis entwickelt. Es waren wohl zuerst deutsch sprechende Soldaten, die es suchten und fanden. Von den notleidenden Einwohnern wurde es nicht minder begehrt. Männern gegenüber blieben die Amerikaner jedoch im allgemeinen etwas zurückhaltender, Kinder fanden bei ihnen den besten Anklang. Frauen wurden manchmal als Wäscherinnen tätig und dafür mit Seife und Lebensmitteln, begehrte Dinge, entlohnt. An Feldküchen fiel von der reichlichen Verpflegung etwas für die Umwohner ab, an anderen wurden Reste vor den Augen Hungriger vernichtet, weil verboten war, Einwohnern von der Verpflegung zu geben. Umwohnern, denen beim Quartierwechsel das Säubern der Räume aufgetragen war, fanden dort manchmal zurückgelassene Lebensmittel und anderes, das man daheim entbehrte. Kinder wurden oft beschenkt. Das Mitnehmen von Andenken (Souvenirs) durch Soldaten war gang und gäbe und nicht zu verhindern. Daß jedoch aus von ihnen belegten Häusern Möbel, Bettzeug und Geräte in andere Häuser verbracht oder gar in Feldstellungen verschleppt oder gar wie Brennholz und Alteisen behandelt wurden, mußte die Einwohner arg verstimmen. Einen Tiefstand erreichte die Stimmung während der Rundstedt-Offensive im Dezember. Auch ist beobachtet worden, daß Soldaten Vieh abschlachteten, das sie in der Feldflur gefangen hatten.
Von Anfang an gewannen die Einwohner einen überwältigenden Eindruck von der Stärke der amerikanischen Wehrmacht, die sich nicht nur in der Zahl der Soldaten zeigte, sondern vor allem durch deren
zahlreichen Waffen und Geräte, die ständig vermehrt wurden, und, was besonders auffiel, durch mehr als reichliche und vorzügliche Verpflegung darstellte. Ein Vergleich mit den deutschen Verhältnissen drängte
sich geradezu auf und konnte nur zu deren Ungunsten ausfallen. Umso mehr verwunderlich war, daß unsere Wehrmacht, von der man zuletzt nicht mehr wie abgekämpfte und schlecht bewaffnete und
ausgerüstete Trümmer gesehen hatte, solange Widerstand zu leisten vermochte, Widerstand, der die eigene Leidenszeit nur verlängerte.
Die meisten Schäden, wenn man von den durch die deutschen Brückensprengungen verursachten absieht, verursachten deutsche Artilleriegeschosse, weniger Fliegerbomben. Doch ließen auch die Abschüsse
amerikanischer Geschütze unzählige Fensterscheiben, die dem Luftdruck nicht standzuhalten vermochten, zu Bruch gehen. Kriegsfahrzeuge zerfurchten Gärten, Wiesen und Felder, rissen Wege und Straßen auf und
setzten auf ihnen immer wieder große Mengen Felderde ab, walzten Hecken und Zäune nieder. Ein scheinbarer Wirrwarr unzähliger Telefondrähte durchzog die Gegend und lag längs aller Straßen
und Wege. Geschütze waren im offenen Gelände eingegraben, wenn sich keine andere Deckung bot, Erdlöcher und Deckungsgräben der Geschützbedienung nahebei ausgehoben. In der Nähe der Unterkünfte
häuften sich immer mehr leere Schachteln, Kisten und Blechbüchsen, besonders da, wo sich eine Feldküche befand; dazu gesellten sich Benzinkanister und anderes. Haufen von Granatkartuschen und
Munitionskisten lagen in der Nähe der Geschütze herum.
Den Straßenschmutz mußten Einwohner immer wieder an den Rand schaufeln. Zerfahrene Wege flickten die Amerikaner mit Schotter oder sie machten sie durch Knüppeldämme wieder befahrbar. Auch notwendige Straßenbrücken machten sie bald wieder befahrbar, zerstörte, durch Gitterbrücken oder andere hölzerne Einbauten zu ersetzen. Die gesprengten Eisenbahnbrücken schienen ihnen dagegen, vorläufig wenigstens, unbeachtlich.
Daß die Amerikaner viele Verluste an Verwundeten und Toten hatten, war offensichtlich; fortgesetzt waren ihre Kranken- und Leichenwagen unterwegs. Auf ihre Begräbnisstätte, den Soldatenfriedhof Margraten,
zwischen Vaals und Maastricht, wiesen an allen Straßenkreuzungen entsprechend beschriftete Schilder hin.
Über die deutschen Verluste in unserer Gemeinde ist folgendes bekannt: Ein Soldat ist am Fuß des Schlangenbergs in Breinigerberg bestattet worden, der dort beim Vormarsch der Amerikaner gefallen sein soll.
(Der Leichnam ist von den Angehörigen in die Heimat überführt worden). Auf dem Breiniger Friedhof sind kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner zwei Soldaten beerdigt worden. Den einen sollen Kameraden
schon als Leiche von Herbestal mitgebracht haben. Der andere wurde verwundet auf dem Acker gefunden, ist aber auf dem Transport nach Breinig verstorben. Der Friedhof Venwegen weist keinen Gefallenen auf.
In Kornelimünster hat man kurz nach dem Eintreffen der Amerikaner mehrere tote Soldaten gefunden, z.B. nahe beim Altenberger Hof. Wegen der Umstände hat man sie zunächst an Ort und Stelle
beerdigt, im folgenden Jahr jedoch auf den alten Friedhof bei der Bergkirche gebracht (siehe dazu 1945).
Auch in Kriegsgefangenschaft geratene deutsche Soldaten wurden mehrmals gesehen, als sie auf amerikanischen Wagen nach Westen verbracht wurden.
Übrigens unterhielten die Amerikaner eine Zeit lang Behelfsflugplätze östlich von Venwegen und auf dem St. Gangolfsberg.
Das 1938 errichtete Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes in der Finsterau, haben die Amerikaner sofort belegt und für ihre Zwecke eingerichtet (Küchen, Verpflegungsstelle, Verbandstelle usw.) Auch
erkrankte oder verwundete Einwohner konnten dort von Militärärzten behandelt werden.
Militärärzte stellten sich auch im übrigen zur Verfügung, wenn es galt, rasch zu helfen. Schwerkranke wurden mehrmals zum Krankenhaus nach Eupen gebracht.
In der ehemaligen Abtei richtete sich der Abschnittsbefehlshaber General Hodges mit seinem Stab ein; darum wurde um die Gebäude herum eine für Zivilpersonen verbotene Sperrzone gebildet. Einmal soll auch
der amerikanische Oberbefehlshaber, General Eisenhower, durch Kornelimünster gekommen sein.
Bereits am 22.September besuchte der katholische Erzbischof von New York, Spolman, die amerikanischen Soldaten und hielt in der Pfarrkirche in Kornelimünster einen Gottesdienst. In seiner Ansprache an die
Soldaten soll er, wie deutsche Zuhörer berichteten, diese ermahnt haben, sich bewußt zu sein, aus einem freiheitlichen Lande demokratischen Gepräges zu kommen und daraus die Pflicht abzuleiten, Leben und
Eigentum der Einwohner zu schonen.
Die Soldaten nahmen im übrigen an den Gemeindegottesdiensten teil, hatten später auch eigene in den Pfarrkirchen.
Das Nachrichtenwesen stockte gänzlich, wenn man von der aud feindlichen Flugzeugen abgeworfenen "Frontpost, Nachrichten für deutsche Soldaten" absieht, die dazu bestimmt war, über den Stand der
politischen Dinge im Sinne des Feindes zu berichten, aber auch die Berichte über das Kriegsgeschehen zu verbreiten. Ab Ende November (erste Ausgabe von 27) verbreiteten die Amerikaner "Die neue Zeitung,
Mitteilungsblatt der 12. amerikanischen Armeegruppe für die deutsche Zivilbevölkerung"; sie konnte bei den Verwaltungsstellen erworben werden. Anscheinend hat sie mit der Nr.2 vom 4.Dezember in dem Blatt
"Die Mitteilungen der 12. Amerikanischen Armeegruppe für die deutsche Zivilbevölkerung" die Fortsetzung gefunden. Die Einwohner haben diese Zeitung gern erworben, erfuhren sie doch durch sie endlich wieder
einmal etwas wenigstens aus dem besetzten Gebiet, aus der Nachbarschaft und selbst aus der Gemeinde; auch über den Stand des Krieges werden sie unterrichtet. Das Abhören von Rundfunksendungen war nicht
grundsätzlich verboten, jedoch den meisten unmöglich, weil elektrischer Strom fehlte. Man hätte von den Soldaten in den Quartieren zurückgelassene Bücher, Zeitungen und Zeitschriften zusätzlich benutzen
können, wenn man der fremden Sprache mächtig gewesen wäre. Deutsche Gerichte gab es nicht mehr, eine deutsche Rechtsprechung war unmöglich. Nach Bedarf traten in Breinig und Kornelimünster
Kriegsgerichte zusammen, die über Vergehen aller Art, insbesondere Zuwiderhandlungen gegen militärische Anordnungen, urteilten und Geld- und Freiheitsstrafen verhängten. Auch Gemeindeeinwohner wurden
bestraft, z.B. wegen Nichtbeachtung der Ausgehverbote oder der Reisebeschränkung, Nichtanmeldung von Lebensmittelvorräten, Begünstigung deutscher Soldaten zur Flucht. Freiheitsstrafen waren anfänglich
innerhalb der Gemeinde, später in der AachenerStrafanstalt zu verbüßen.
Der Bürgermeister in Kornelimünster, Hüpgens, hat an den dortigen Gerichtsverhandlungen teilzunehmen gehabt, wenn er eingeladen wurde, ebenso ein Dolmetscher.
Das Ende der Herrschaft der NSDAP wurde vom weitaus größten Teil der Einwohner, entsprechend ihrer Einstellung zu ihr, begrüßt, obwohl man sich von der örtlichen Parteileitung in den letzten Jahren nicht
sonderlich bedrückt gefühlt hatte. Gewiß waren mit ihrem Verschwinden auch als willkommen empfundene Einrichtungen, wie Volkswohlfahrtspflege durch die NSV, Kindergeldzahlung, Winterhilfswerk für
Bedürftige, fortgefallen; aber das nahm man gerne in Kauf angesichts der Hoffnung auf endgültige Befreiung von einem System, das man im Grunde stets abgelehnt hatte, dem man sich nur widerwillig gebeugt
hatte. Die zurückgebliebenen Parteimitglieder verhielten sich ruhig und zurückhaltend; keinem von ihnen ist ohne eigene Schuld ein Leid zugefügt worden. Daß man sie allerdings in erster Linie zu öffentlichen
Arbeiten, ihre Wohnungen für Soldatenquartiere heranzog, entsprach sowohl den Weisungen des Militärs wie einem Wiedergutmachungsbedürfnis der neuen Verwaltungen. Die Amerikaner hatten anfänglich auch
deswegen Männern so wenig vertraut, weil sie in ihnen Nationalsozialisten vermutet hatten. Dieses Mißtrauen verlor sich erst dann etwas, nachdem ihnen die Parteimitglieder bekannt geworden waren.
Die deutschen Wehrmachturlauber mußten sich alsbald bei den Ortskomandanten melden. Die aus Kornelimünster und Venwegen (dort ein Mann aus Stolberg) wurden in Kriegsgefangenschaft abgeführt; ein
Venwegener entging diesem Schicksal nur mit Rücksicht darauf, daß er ein Bein verloren hatte. Dagegen gelang dem Breiniger Bürgermeister, den Kommandanten davon zu überzeugen, daß die Männer in der
Heimat gebraucht und, wofür er sich verbürge, sich wohlverhalten würden; daraufhin durften sie bis auf einen in Breinig bleiben, mußten sich aber von Zeit zu Zeit bei der Kommandantur melden. Der eine wurde
Kriegsgefangener.
In Gefangenschaft abgeführt wurden der Leiter des am 9. Und 10.September verlegten Militärlazarette ins Benediktinerkloster Kornelimünster, Kreisarzt Medizinalrat Dr. Niermann und der dort als Soldat tätige Amtsoberinspektor Hubert Meyer, die dort zurückgeblieben waren.
Im Benediktinerkloster hatten auch einige Einwohner Schutz gesucht. In der Nähe des Klosters nahmen die Amerikaner schon am 14.September zwei Männer, die mit der Wehrmacht oder der Partei nichts zu tun hatten, aus unbekannten Gründen fest und führten sie fort, sie sind 15 und 16 Monate abwesend geblieben. Auch andere Leute aus Kornelimünster gingen denselben Weg, ohne daß eine Ursache erkennbar war. In Breinig war es nicht anders. Für einige dieser Fälle ist ermittelt worden, daß von Mitbürgern Verdächtigungen oder Anschuldigungen erhoben worden waren, die sich mehr auf Gehässigkeit und Rachsucht als auf erwiesene Tatsachen gründeten. Dasselbe Schicksal erlitten in Venwegen ein Mann, der Soldat und Parteimitglied gewesen war, ein Jugendlicher, der sich vorwitzigerweise Geschützstellungen genähert hatte, und eine Frau, bei der man Tauben fand, die ihr nach der Anmeldung vom Ortskommandanten belassen worden waren. Wie sich später herausstellte sind Leute in Eupen oder sonst in Belgien interniert worden. Einige sind nach kurzer Zeit heimgekehrt, andere waren am Jahresende noch abwesend. Ihr Aufenthalt war den Angehörigen nicht mitgeteilt worden.
Verschollen mit den ersten Besetzungstagen ist der invalide Steinbrecher Wilhelm Schreiber aus Breinig, Am Zännloch. Er galt als geistesschwach und war schon mehrmals kurze Zeit abwesend gewesen.
Der in Breinig an der Lehmkaulstraße (jetzt Wiesenstraße) wohnende Werkmeister Arnold Münch ist in der ersten Besetzungszeit vor seinem Hause durch einen Granatsplitter schwer verletzt worden; die
Amerikaner haben ihm die erste Hilfe geleistet und ihn zur Lazarettbehandlung fortgebracht. Seitdem fehlen Nachrichten über ihn, alle Nachforschungen blieben erfolglos.
Dem Gemeindegottesdienst waren keine anderen Schranken gesetzt wie durch die Ausgehzeitbeschränkung, jedoch durfte nicht geläutet werden. Dasselbe gilt von Beerdigungen.
Volksschulunterricht konnte nicht gegeben werden; die meisten Lehrpersonen waren geflohen, alle Schulräume von Soldaten belegt. Auch die Berufsschule des Berufsschulzweckverbandes Münsterland mußte
geschlossen bleiben; ihr Leiter Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier war zwar hier geblieben, aber sie Schulräume waren militärisch besetzt in der ehemaligen Abtei.
Das Kreisheimatmuseum in der ehemaligen Abtei; schon seit Jahresbeginn für den Besuch geschlossen, war ganz der Willkür der Soldaten ausgesetzt. Es konnte beobachtet werden, daß sie mit seinen
Einrichtungen und Ausstellungsstücken derart wüst umgegangen sind, daß davon wahrscheinlich nicht viel übrig geblieben ist. Allerdings konnten einige Möbelstücke gerettet und in der Bergkirche sichergestellt
werden. Nicht bekannt geworden ist, ob die Kreisverwaltung vor der Gebietsräumung Stücke des Museums fortgeschafft hatte.
Der schon vorher stark gedrosselte Kraftfahrzeugverkehr kam ganz zum Erliegen; für die wenigen zurückgebliebenen Fahrzeuge fehlte der Kraftstoff.
Die Landbewirtschaftung war nur insofern behindert, daß sie allgemein in der Nähe von Geschützstellungen infolge des Verbots sich dort aufzuhalten, unmöglich gemacht war, im übrigen sich nach den Ausgehzeiten
zu richten hatte. Jede Arbeit im Freien blieb jederzeit gefährdet. Infolgedessen war weder eine zügige Ernte (Kartoffeln) möglich, noch eine ordnungsmäßige Feldbestellung durchführbar.
Sowohl in Kornelimünster wie in Breinig war auf Anordnung der Amerikaner ein Feuerlöschtrupp gebildet.
Einige der am 9.September abmarschierten ausländischen Arbeiter (Polen, Russen) waren zu ihren Arbeitgebern zurückgekehrt. Am 24.September ließen sich in der Schule auf dem Essig in Breinig russische Arbeiter aus Stolberg nieder: Männer, Frauen, Halbwüchsige. Sofort durchsuchten sie die umliegenden Häuser nach Lebensmitteln und Kleidung und nahmen sie an sich. Einen Tag Später gelang dem Ortsbürgermeister beim Ortskommandanten durchzusetzen, daß sie von Soldaten nach Walheim gebracht wurden.
Der Gesundheitsstand der Einwohner mußte naturgemäß unter den täglichen Aufregungen und Entbehrungen sehr leiden, zumal sich das häusliche Leben im Keller abspielte, wo man sich erfahrungsgemäß am
sichersten fühlen konnte. Viele Keller, besonders älterer Häuser waren jedoch als Daueraufenthalt gar nicht geeignet; darum suchten sich ganze Familien in besser eingerichteten und zuträglichen Kellern
gemeinsam mit anderen zurechtzufinden. Mancher hat monatelang sein Schlafzimmer nicht zu benutzen gewagt; andere wieder mißachteten Vorsicht und entsprechendes Verhalten.
Die ärztliche Versorgung war ausreichend. In Breinig war Dr. Heinrich Kahlen zurückgeblieben, in Kornelimünster hatten sich Dr. Hüllenkremer und Dr. Adolphs niedergelassen. Die Verwaltung der Apotheke in
Kornelimünster übernahm die von Aachen dahin ausgewichene Apothekerin Zahn. Allerdings mußte diese auch auf die Abgabe von Arzneien aus Vorräten beschränken, Nachlieferungen von auswärts waren nicht
möglich.
Von Übel war die Unmöglichkeit, Kranke einem deutschen Krankenhaus zuzuführen. Da hat sich Bürgermeister Hüpgens im Einvernehmen mit den beiden ortsanwesenden Ärzten Hüllenkremer und Adolphs bereits
am 25.September zu einer Besprechung mit dem Prior des Benediktinerklosters bei diesem eingefunden, bei der auch die Ärzte anwesend waren. Man kam überein, ein Krankenhaus
im Kloster einzurichten und legte Richtlinien für die Aufnahme in dasselbe fest. Die Ärzte verzichteten auf ein Honorar; die Leitung übernahm Dr. Adolphs, auch Dr. Hüllenkremer wurde darin tätig. Das
Krankenhaus wurde im Dezember eröffnet. Es hat sich als überaus segensreich erwiesen. siehe Nachtrag OSB.Kerst
Die kurz vor der Gebietsräumung festgestellte Maul- und Klauenseuche des Rindviehs ist ohne amtliche Maßnahme allmählich zurückgegangen.
Die gewerbliche Wirtschaft lag seit der Gebietsräumung im allgemeinen still. Nur notwendige Handwerker (Schuhmacher, Dachdecker, Bäcker, Metzger, Schreiner) fanden zeitgemäße Beschäftigung. Auch die
Läden, die für die Versorgung mit dem Nötigsten nicht entbehrt werden konnten, wurden offengehalten. Im Herbst ließen die Amerikaner für ihre Zwecke im Holzsägewerk Jakob Krings, Münsterau, arbeiten, ab
Dezember auch im Holzsägewerk Peter Krings in Breinig. An beiden Stellen fanden Einwohner Beschäftigungen. Leute aus Breinig wurden nach Münsterau und zurück auf Militärfahrzeugen befördert.
Die Amerikaner haben bald nach ihrem Eintreffen Ortskommandanturen eingerichtet, eine in Kornelimünster, zu der auch Krauthausen und der westlich der Iter liegende Teil der Gemeinde Walheim gehörte, die
andere in Breinig der auch Venwegen und Hahn unterstanden. Sie gaben sofort Anweisungen an die Bevölkerung für deren Verhalten: Verbot der Partei und ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände und
Einrichtungen, Meldung der nicht ordnungsmäßig entlassenenen deutschen Wehrmachtsangehörigen; Verbot sie zu verstecken; Fortbestehen der Verdunklungspflicht; Verbot den Wohnort zu verlassen, nachts die
Straße zu betreten; Anmeldung der Brieftauben; Ablieferung von Waffen und Munition, Ferngläsern und photografischen Apparaten; Anmeldung von Rundfunk-Empfängern; Androhungen von Strafen für die
Nichtachtung dieser und anderer Anordnungen. Das Betreten der Straße war auf bestimmte Tagesstunden beschränkt.
Mit Erstaunen stellten die Amerikaner das Fehlen jeglicher Person fest, die befugt war, amtliche zivile Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Darum bestellten sie am 14.September den Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, Kornelimünster, zum Bürgermeister von Kornelimünster, dessen Schwiegersohn Johann Lautermann zu seinem Stellvertreter, bald danach für Breinig ein dreiköpfiges Bürgerkomittee mit dem Pfarrer Franz Jansen als Bürgermeister und dem Polizisten Josef Braun als Stellvertreter, für Venwegen einen Bürgermeister in der Person des Lehrers Paul Vogt und als dessen Stellvertreter Josef Plum. Walheimer Bürgermeister wurde der Friseur Carl Braun. Die Verantwortlichen konnten ihre Mitarbeiter selbst wählen, doch mußten sie dem Kommandanten genehm sein. Am 2.Oktober wurde Hüpgens auch Amtsbürgermeister. Mangels Berufsbeamten ernannte man in Kornelimünster und Breinig einige Männer zu Hilfspolizeibeamten, erkennbar an einer weißen Armbinde mit schwarzem Aufdruck "Auxiliary Police"; in Venwegen hat man auf solche verzichtet. Bürgermeister Carl Braun in Walheim erhielt einen Nachfolger in der Person des bei der Amtsverwaltung beschäftigten Rentners August Wageman aus Kornelimünster. Hüpgens, Lautermann, Josef Braun, Wagemann, Vogt und Plum behielten ihre Ämter über das Jahresende hinaus. Pfarrer Jansen sah sich schon nach vier Wochen wegen Überlastung veranlaßt, zurückzutreten. Sein Nachfolger Ernst Angelbeck, bisher Dolmetscher, wurde nach 14 Tagen seines Amtes enthoben und sogar für kuze Zeit festgesetzt, weil ihn die Amerikaner für spionageverdächtig hielten; er war auch bei der deutschen Wehrmacht Dolmetscher gewesen. Nun wurde Vogt auch Bürgermeister von Breinig.
Infolge der Verkehrbehinderung von Ort zu Ort und auch, weil die Ortskommandanten unterschiedliche Weisungen gaben und Wünsche hatten, arbeiteten die drei Verwaltungsstellen in den ersten Monaten
unabhängig von einander. Ihre Hauptaufgaben hatten sie in der Ausführung der Weisungen der Kommandanten und in deren Rahmen in der Sicherstellung der Ernährung der Bewohner zu sehen.
Verwaltungsfachkenntnisse waren nicht gefragt, Gemeindeaufgaben herkömmlicher Art etwa im Rahmen eines Haushaltsplans nicht zu erfüllen. Allein für das Standesamt war der Verwaltungshilfsangestellte Max
Schiffers von Breinig zur Verfügung geblieben; er hat es unter Schwierigkeiten verwaltet.
Erfahrungen ließen nach und nach auch die Verwaltungsstellen, die zunächst nur sehr dürftig eingerichtet und ausgestattet werden konnten, soweit herrichten, daß sie bescheidenen Ansprüchen genügten. Es gab
dazu weder Vorbild noch Beispiel, alles mußte von Grund an neu aufgebaut werden; die Kunst der Improvisation hatte Pate zu stehen.
Das Amtshaus auf dem Schulberg, in dem alle Möbel und Einrichtungen zurückgeblieben waren, hatte bei der Brückensprengung fast alle Fensterscheiben und große Teile der Dachdeckung verloren und war in diesem Zustand nicht benutzbar. Auf seinen Inhalt hätte allerdings zurückgegriffen werden können. Als der Bürgermeister nach einiger Zeit zu diesem Zweck Leute dahinschickte, wurden sie von den Amerikanern nicht nur daran gehindert, sondern sogar festgenommen. Man hatte inzwischen die Verwaltungsstelle im Hause des Tabakwarengroßhändlers Hubert Jäger, der ausgewichen war, eingerichtet (am Benediktusplatz). Das Gemeindehaus am Markt, in dem sich die Amtskasse befunden hatte, war von Soldaten belegt, ebenso die dortigen Räume der Ernährungs- und Wirtschaftstelle. Die Kasse wurde im Nachbarhaus der Verwaltungsstelle, die andere Stelle im Geschäftsraum der Kreissparkasse untergebracht. Kassenverwalter wurde ein nach Kornelimünster ausgewichener Angestellter des Finanzamts Nikolaus Huppertz; ihm wurde ab Mitte November der Steuerberater Franz Brandenberg, der im Kommunalkassendienst ausgebildet war, beigegeben.
In Breinig hat man die Verwaltungstelle zunächst in einem früheren Ladenraum an der Hauptstraße eingerichtet, sie später jedoch in die Neustraße verlegt. Die Kassengeschäfte führte der Küster und Organist
Ferdinand Jordans; er hinterlegte die Gelder bei der Spar- und Darlehenskasse.
In Venwegen führte Pfarrer Peters die Kassengeschäfte und verwahrte auch die Gelder. Dienststelle Erdgeschoßraum der alten Schule.
Als Einnahmen konnte man zunächst nur die Erlöse aus verkauften Lebensmitteln verbuchen, auch solche aus dem Verkauf von Waren aus Ausweichlagern, soweit die Laden- und Lagereigentümer abwesend
waren.
Die Abrechnung mit den Eigentümern blieb einer späteren Zeit vorbehalten. In späterer Zeit hat man in Kornelimünster auf Grund der im Amtshaus noch vorgefundenen Einheitswert-Unterlagen Grundsteuern
erhoben. In Breinig geschah dasselbe an Hand von Kirchensteuer-Unterlagen. Venwegen hat auf die Erhebung von Steuern verzichtet.
Ausgaben entstanden für die Bezahlung der Dienstkräfte, die Entlohnung von Arbeitern und Handwerkern, die Unterstützung Hilfsbedürftiger (Arme, Arbeitslose, Sozialrentner deren Renten ausblieben) und
anderer und für sachliche Aufwendungen verschiedenster Art.
Die Verwaltungen mußten wegen Fortfall der früheren Organisation selbst für Bedürfnisse der Einwohner sorgen, das heißt, sich selbst um die Beschaffung und Heranholung von Lebensmitteln und um deren
gleichmäßige Verteilung an die Einwohner kümmern, so auch um die Erlöse am verkauften Fleisch, Milch usw., wenn die Berechtigten abwesend waren. Auch diese Erlöse blieben einer späteren Abrechnung
vorbehalten.
Große Sorgen machte die Beschaffung von Lebensmitteln nach Verbrauch der Vorräte in den Läden. Man hatte genügend Fleisch und Fett, Milch und Butter. Manches Stück Vieh mußte abgeschlachtet werden, weil
es von Granatsplittern verletzt worden war. Die Milch wurde wieder, nachdem die Bauern die beschlagnahmt gewesenen Zentrifugentrommeln zurückerhalten hatten, in den bäuerlichen Wirtschaften verbuttert,
denn eine Molkerei war nicht mehr erreichbar. Aber es mangelte an Brotmehl vor allem, aber auch an vielen anderen Dingen, weil jede normale Zufuhr ausblieb. Es mußte darum ein Austausch überschüssiger
Lebensmittel gegen benötigte angestrebt werden. Das aber war anfänglich deswegen fast unmöglich, weil kein Ort ohne Genehmigung des Kommandanten verlassen werden durfte. Mit Hilfe derselben, die auch
Fahrzeuge und Fahrer stellten, kam der Austausch in Gang. So konnte Breinig von Kornelimünster Salz und Käse beziehen, Venwegen gegen Milch und Fleisch von Aachen Zucker eintauschen. Schließlich lieferten
Breinig und Venwegen regelmäßig Milch und Fleisch nach Stolberg und erhielten dafür Roggenschrot. Nach vergeblichem Bemühen des Bürgermeisters bei Mühlen im Landkreis und auf seine
Vorstellung beim Kommandanten beschaffte dieser eine schwere Ladung Mehl für Kornelimünster. Von dort wurden bereits im Oktober Vieh, Butter, Zucker und Salz nach Aachen und Stolberg geliefert. Mehl bezog
Kornelimünster ebenfalls aus Stolberg später aus Broichweiden und Laurensberg. Von Venwegen angebotene Kartoffeln konnten nicht abgeholt werden, weil der Kommandant die Genehmigung versagte; dann
konnten im ganzen Winter nur 500 Gramm Kartoffeln je Einwohner von Kornelimünster ausgeteilt werden. Die Kartoffelversorgung war dagegen in Breinig und Venwegen viel besser, dort stand die eigene
Erzeugung zur Verfügung.
Die Militärregierung hatte den Kaufmann Meilwes aus Aachen beauftragt, Waren der Ausweichlager zu verteilen.
Im November beauftragten die Amerikaner den Oberregierungsrat Sträter mit der Kreisverwaltung; er nahm seinen Amtssitz in Brand. Landrat Sträter nahm sofort die Verbindung mit den Bürgermeistern auf und
versammelte sie wiederholt um sich. Bei diesen Besprechungen kam das Bestreben zutage, die Lebensmittelzuteilung einheitlich für den ganzen Kreis zu regeln. Unter dem Vorsitz des Landrats wurde am 2.
Dezember ein Ernährungsauschuß gebildet, der Meilwes ablöste. Die Ausschußmitglieder hatten folgende Aufgaben: Karl Siemons, Kornelimünster, der schon seit den ersten Besatzungstagen dem dortigen
Bürgermeister auf demselben Gebiet beigestanden hatte: Erfassung aller in der Landwirtschaft anfallenden Lebensmittel (Milch, Butter, Fleisch, Mehl); Dr. Gatzweiler, Aachen: Wiederingangsetzung der Walheimer
Molkerei; Franz Bengel, Stolberg: Fleischverteilung; Peter Hammer, Büsbach: Verteilung der übrigen Lebensmittel.
Trinkwasser konnte nur Brunnen entnommen werden, bis eines Tages auf Verlangen der Amerikaner die Kreiswasserleitung wieder in Gang gesetzt wurde. Dann mußte das Leitungswasser allerdings abgekocht
werden, ehe es gebraucht wurde, weil es wegen Zerstörung des Filterwerks nicht gereinigt worden war.
Für Bekleidung und Haushaltgerät mußten in erster Linie die Vorräte der Ausweichlager herhalten, weil in den Läden nur noch wenig vorhanden war. Beide waren schon von Langfingern heimgesucht worden, bevor
die Verwaltungsstellen sich um sie bemühten.
Umherirrendes Vieh wurde, soweit es sich außerhalb der Geschützstellungen und anderer militärischen Anlagen, deren Betreten streng verboten war, befand, aufgestallt. Es mußte, soweit die Eigentümer
abwesend waren, zur Wartung anderen Leuten anvertraut werden, die zum Teil Nichtlandwirte waren. Bei diesen Maßnahmen konnten Eigentumsverhältnisse nicht geprüft werden, manches Stück Vieh geriet
infolge dessen in einen Stall eines anderen Gehöfts.
Elektrischer Strom wurde bis zum Jahresende nicht geliefert. Man mußte sich mit Petroleum und Kerzen behelfen. Schließlich stellte man primitive Gasolinleuchten her, deren Brennstoff umherliegenden
amerikanischen Kanistern entnommen wurde.
Heizstoffe (Kohlen, Briketts) waren bei den Kohlenhändlern nur wenig vorrätig, der Wald aber nicht erreichbar. Dann wurden sie aus Vorräten vornehmlich der Geflohenen entnommen und abgegeben. Briketts
erhielten bevorzugt die Bäcker zur Beheizung der Backöfen.
Die von Venwegener Bauern bestellten Kartoffelfelder auf der "Rodung Venwegen" sind zum Teil von Einwohnern von Rott abgeerntet worden, wozu der dortige Ortskommandant Genehmigung und Anweisung
gegeben hatte. Dadurch sind die wenigen in Venwegen zurückgebliebenen Einwohner jedoch nicht in Not geraten, die Kartoffeln vergebens nach Kornelimünster angeboten hatten.
Gänzlich abgetrennt von unseren Verwaltungsstellen und ohne Verbindung mit ihnen waren von Anfang an die Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg. Hatten sie schon immer in Zweifall und
Vicht eingekauft, so mußten sie jetzt von dort aus versorgt werden.
Löhne und Preise blieben dieselben wie vor der Gebietsräumung.
Günstig für die Ernährungslage waren die noch nicht abgeernteten Gärten und Felder der Geflohenen; besonders gut behangen waren die Obstbäume. Nicht weniger erfreuten sich Lebensmittel der Soldaten der Gunst der Einwohner, die wegen ihrer vorzüglichen Eigenschaften sehr begehrt waren. War auch streng verboten, davon an Bewohner abzugeben, so gab es doch viele Soldaten, die dem zuwiderhandelten, und mancher Einwohner machte Gebrauch davon, mochte er auch nur Kinder, die sich der Gunst am ehesten erfreuen durften, als Vermittler vorschicken. Die so begünstigten Leute blieben jedoch in der Minderheit, die Mehrheit litt Not.
Bis zum Jahresende blieb unsere Gemeinde bedroht und Leben und Eigentum gefährdet. In der Bewegungsfreiheit behindert, überwiegend in Kellern lebend, von Entbehrungen aller Art gequält, ohne Verbindung mit den Geflohenen und in Ungewißheit über deren Schicksal (aus manchen Familien waren nur einzelne Mitglieder ausgewichen) und das der Angehörigen in der deutschen Wehrmacht, war das Dasein aufregend und notvoll. Darunter mußte auch die schon vorher infolge der langen Kriegsdauer geschwächte Moral leiden. Das Gefühl für Recht und Unrecht und den Unterschied von Mein und Dein stumpfte bei manchen Leuten ab, selbst bei solchen, denen man es nicht zugetraut hätte. Sich an der Hinterlassenschaft der Geflohenen zum eigenen Vorteil zu vergreifen, schien ihnen nicht Unrecht zu sein. In ihren Kreisen flüsterte man sich zu, die Geflohenen würden nicht zurückkommen; man wähnte sie angesichts der großen Schwärme feindlicher Flugzeuge die immer wieder dem Rhein zufliegend zu beobachten waren, untergegangen. Also konnte es kein großes Übel sein, sich deren Habe anzueignen. Daß allerdings die Soldaten, wie oben geschildert, Hausrat verdarben oder verschleppten, war ein schlechtes Beispiel und wirkte ebenfalls verderblich. Zu beklagen waren auch persönliche Gehässigkeiten und rachsüchtige Anschuldigungen, die in einigen Fällen zu unliebsamen Maßnahmen durch die Amerikaner führten. Die deutschen Behörden vermochten weder das eine noch das andere zu verhindern. Andere Bürger dagegen haben mit lobenswertem Eifer die Sicherung der Hinterlassenschaft von Nachbarn, Verwandten und Bekannten betrieben und diese insoweit vor Schaden bewahrt.
Schon bald, nachdem sich die Amerikaner hier festgesetzt hatten, ordneten sie die Registrierung der Einwohner an. Jeder 18 Jahre alte Einwohner mußte sich von der Kommandantur, die auch einen deutsch sprechenden Dolmetscher hatte, einen Registrierschein in englischer und deutscher Sprache, der als Personalausweis galt, ausstellen lassen. Den mußte die Person außerhalb des Hauses stets bei sich führen und vorweisen können. Er berechtigte, am Orte sich aufzuhalten, nicht aber, ihn zu verlassen. Für das Verlassen des Wohnorts war eine besondere Erlaubnis erforderlich; sie wurde in der Regel nur Leuten erteilt, die in amtlicher Eigenschaft reisen mußten.
Die Stellung des Bürgermeisters zwischen den weisunggebenden und manchmal recht eigenwilligen Kommandanten und deren Befriedigung einerseits und den Bedürfnissen der Bevölkerung war nicht leicht. Immer
wieder mußte zu vermitteln gesucht werden, um einen Ausgleich zu finden. Erst nach und nach wurde ein besseres Verhältnis erreicht, was allerdings nicht ausschloß, daß es Rückschläge gab. Weder
Amtsvertretung noch Gemeinderat waren vorhanden, an denen die Bürgermeister hätten einen Rückhalt finden können; deren Mitglieder waren außschließlich Parteiangehörige gewesen und jetzt von jeder
Mitwirkung ausgeschlossen. Darum suchten die Bürgermeister Vertrauensleute als Helfer und Berater zu gewinnen, denen sie auch einzelne Aufgaben übertragen konnten. Zum Beispiel Bauern, die sich um
landwirtschaftliche Dinge kümmerten, Führer von Arbeitskolonnen für die Forträumung von Straßenschmutz und andere Arbeiten, für die Erfassung irgendwelcher Warenvorräte, für die
Schädenbeseitigung usw. Für die Instandsetzung beschädigter Dächer sorgten Dachdecker; benötigte Ziegel konnten von unwichtigen Nebengebäuden genommen werden. Glasschäden suchte man durch hölzerne
Verschläge auszugleichen. Bäcker in Kornelimünster Heinrich Meisenberg, in Breinig Hubert Odekerken und Cornelius Schmitz in Venwegen Franz Odekerken. Metzger in Kornelimünster Franz Liebenstund, in Breinig
Jean Boshof, in Venwegen schlachtete Hermann Röntgen aus Mulartshütte. Die Fleischbeschau übte in Breinig der entsprechend ausgebildete Tabakwarenhändler Heinrich Müller aus. Größere Gebäudeschäden zu
beseitigen, war nicht möglich; man mußte sich darauf beschränken, noch benutzbare Gebäude zu erhalten; darauf legten auch die Kommandanten Wert.
Nachdem Bürgermeister Hüpgens zum Amtsbürgermeister ernannt war (2.Oktober), auch seine Obliegenheiten abgegrenzt worden, suchte er auch die Amtsstellen auf, die nicht sich in Kornelimünster befanden.
Die Ortsbürgermeister waren ihm nun unterstellt und von ihm zu überwachen, sie waren weiterhin für die Durchführung militärischer Anordnungen verantwortlich. Er aber, dem die Polizei, die öffentliche Sicherheit,
die Unterbringung der Besatzungstruppen, die Abstimmung der Politik mit den Anweisungen der militärischen Regierungsstellen und die Weiterleitung von Verfügungen derselben an die Ortsbürgermeister oblagen,
konnte sich weitgehend auf Besprechungen und allgemeine Anweisungen beschränken und die Selbständigkeit der Ortsverwaltungen unangetastet lassen. Im Verlauf des Herbstes übernahm die Gemeinde Brand
wieder die Verwaltung von Krauthausen, die bis dahin von Kornelimünster geführt worden war.
Bis zum Jahresschluß waren folgende Hauptschäden festzustellen:
a) von der deutschen Wehrmacht gesprengte Brücken der Eisenbahn:
1. über die Inde, zwei Bogen, der über der Trierer Straße und der nächste;
2. über die Inde bei der Schlausermühle drei Bogen, davon der mittlere über der Straße;
3. die einbogige Brücke nahe beim Bahnhof Kornelimünster
b) von der deutschen Wehrmacht zerstörte Straßenbrücken:
1. Hauptbrücke über die Inde in der Nähe vom Markt
2. kleine Indebrücke im Zuge der Steinstraße (von der Gemeinde inzwischen wiederhergestellt)
3. die nächst ihr oberhalb über die Inde führende Brücke
4. die zweibogige Indebrücke im Zuge der Trierer Straße nahe dem Iterzufluß
5. die Indebrücke unterhalb der Bilstermühle
6. alle befahrbaren Brücken über die Vicht (vor Mulartshütte, vor Zweifall, oberhalb und unterhalb von Vicht, im Zuge der Mausbacher Straße).
Bei den Brückensprengungen waren nahestehende Häuser mehr oder weniger schon beschädigt worden; zwei davon konnten nicht mehr bewohnt werden, das von der Witwe Jakob Zeimers geb. Keutgen in
Kornelimünster, Unter den Weiden, und das von der Witwe Gottfried Frings geb. Gigo in Münsterau, neben der Vichtbrücke vor Zweifall.
c) Schäden aus der Kampfzeit: Das Haus "Vennblick" auf dem Schnepfenberg brannte aus unbekannter Ursache ab, ebenso die Stallungen der Geschwister Ostlender und Geschwister Redder, beide am Römerweg in Breinigerberg. Das Wohnhaus von Michael Schmitz in Breinigerberg, An der Hoheburg 3, fiel einem Granateinschlag zum Opfer, wobei Schmitz und seine Tochter den Tod fanden. Eine Munitionsexplosion in der Nähe des Hauses von Wagner an der Steinstraße in Breinigerheide zerstörte an diesem alle Fenster und deckte das Dach ab. Ab- und ausgebrannt ist das Wohn- und Geschäftshaus von Mathias Schmitz in Breinigerheide, Auf der Heide, es war angesteckt worden vom Brand von Benzinbehöltern, die dicht dabei lagerten. Am 14.Oktober fiel eine Bombe nur zehn Schritte vom Chor der Breiniger Kirche an der Neustraße in den Kirchhof, entwurzelte eine alte Buche, zerstörte die Kirchhofsmauer, die Chorfenster und die Fenster der umliegenden Häuser. Angesteckt durch von einem Flugzeug abgeworfene Leuchten oder Phosphor brannte ein Teil des Gehöfts Rochenhaus ab; betroffen wurden die Stallungen von Alois Lamberts und der Gebrüder Franz und Josef Chantraine; ein Fohlen und annähernd dreißig Stück Rindvieh von Chantraine kamen in den Flammen um. In Venwegen gerieten die Scheunen von Pingen und Nießen, beide unter einem Dach, während eines Luftgefechts in Brand. Venwegen hatte auch im übrigen die wenigsten und geringsten Gebäudeschäden. Und kein Mensch erlitt dort einen ernsthaften Schaden. Erhebliche Schäden erlitten mehrere Gebäude, auch die Fabrik von Wirths, Bach u. Co., in Vicht-Breinigerberg durch Artilleriebeschuß.
Alle übrigen Schäden einzeln aufzuzählen kann hier unterbleiben; viele geringfügigen Schäden waren von den Betroffenen auch beteiligt worden, recht und schlecht im Rahmen des Möglichen.
Welche Schäden die Gemeindewälder von Kornelimünster und Stolberg erlitten hatten, war noch nicht feststellbar. Die Wälder lagen zu sehr im Kampfbereich, als daß sie hätten von Zivilpersonen betreten werden
dürfen. Ihre Bewirtschaftung war gänzlich unmöglich. Seit dem Tode des Stolberger Försters Franz Zander war das Forsthaus Rochenläger nur von dessen Witwe bewohnt; sie hatte es verlassen und in Breinig
Zuflucht gefunden. Auch unser Forsthaus Venwegen stand seit der Flucht des Gemeindeförsters Josef Andres leer.
Die Verluste an Vieh waren am Jahresende noch nicht sicher festgestellt; es war dies erschwert dadurch, daß Zahlen über einen Bestand vor der Gebietsräumung nicht bekannt waren, viele Bauern aber auch, weil
ausgewichen, nicht befragt werden Konnten. Bei der Abschlachtung von nicht verletzten Vieh war solches, das für Milchlieferung und Nachzucht in Betracht kam, möglichst verschont worden.
Wenn oben nichts genaues über die Zuteilung von Lebensmitteln gesagt wurde, so beruht dies darauf, daß sichere Nachrichten darüber fehlen. Sicher ist jedoch, daß sie an den drei Verwaltungsorten sehr
unterschiedlich gewesen ist. Einigermaßen ausreichend konnten nur Milch, Butter, Fleisch und mit Ausnahme von Kornelimünster, Kartoffeln zugeteilt werden, soweit sie eigener Erzeugung entstammten. Was
jedoch eingeführt werden mußte, vor allem Brotmehl, war und blieb knapp. Jedenfalls war die Versorgung durchschnittlich fühlbar mangelhaft und schlechter wie vor der Gebietsräumung. Wenn einzelnen Leuten
gelegentlich amerikanische Verpflegung zufloß, so änderte das nichts am betrüblichen Gesamtbild.
Das Jahresende stand noch immer im Zeichen des Krieges. Unsere Gemeinde zeigte deutliche Spuren vom Geschehen der letzten drei Monate. Die Bewohner mit der Dezember-Mitte zudem in den Wohnungen
interniert, sahen kein Ende der Entbehrungen und Bedrängnisse. Zwar hatte die Bedrohung durch deutsche Flugzeuge merkbar nachgelassen, die durch deutsche Artillerie bestand fort, besonders für den Ostteil der
Gemeinde.
Bliebe noch deren zu gedenken, die in der Heimat ihr Leben dem Kriegsgeschehen haben opfern müssen. Das Sterbebuch des Standesamts weist sie wie folgt nach:
+ 14.September: Peter Josef hennecken, Breinig, Essiger Straße (geb.1893)
25.September: Michael Schmitz, Breinigerberg, An der Hoheburg 3 (1902)
25.September: Adelheid Schmitz, Breinigerberg, An der Hoheburg 3 (1936)
16.Oktober: Josef Mallmann, Breinig, Hauptstraße (1893)
16.Oktober: Wilhelm Emonts, Breinig, Hauptstraße (1893)
28.Oktober: Anna Maria Müllejans geb. Engels, Breinig, Hauptstraße (1889)
2.November: Jakob Lück aus Mausbach in Kornelimünster, Markt (1894)
20.November: Jakob Schmitz, Breinig, Hauptstraße (1922)
26.November: Mathias Josef Derichs aus Breinigerberg in Breinig, (1881)
3.Dezember: hugo Schlagloth, Kornelimünster, Grüner Weg (1899)
26.Dezember: Kind Otto Wagemann, Sohn von Hubert, Breinig, Auf dem Essig. Ist in einem auswärtigen Krankenhaus verstorben.
Als Todesursachen sind angegeben bei P.J.Hennecken: Panzerabwehrkanonengeschoß, bei J. Schmitz: Infanteriegeschoß, bei M.J.Derichs: Bombensplitter, bei allen übrigen: Granatsplitter, J.Schmitz wurde in der
Wohnung von einem amerikanischen Soldaten erschossen, als er sich (verbotswidrig?) am Fenster zeigte.
Zum Abschluß Abschriften von
a) "Gau Köln-Aachen der M.-Beauftragte12.9.44
Anweisung für die Freimachung von Wohngebieten
1. Ihr Wohnort liegt in dem Gebiet, daß bei drohender Annäherung des Feindes freigemacht werden muß
2. Es sind Vorkehrungen getroffen, um die Freimachung und die damit verbundene Rückführung der Bevölkerung rechtzeitig und reibungslos durchführen zu können.
Voraussetzung hierfür aber ist
Das volle Vertrauen der Bevölkerung zur Führung und das disziplinierte Verhalten jedes Einzelnen
In allen Fällen sind die Anordnungen der verantwortlichen Marsch- und Transportleiter zu befolgen. Wiedersetzlichkeit wird auf der Stelle bestraft.
3. Jede Person, die sich im Freimachungsfalle der Rückführung anzuschließen hat, erhält einen gelben Marschbefehl. Kinder unter 12 Jahren werden auf dem Marschbefehl ihrer Mutter, ihres Vaters oder des
Haushaltungsvorstandes in dessen Haushalt sie sich ständig befinden, geführt.
4. Für die nicht marschfähigen Personen-dazu rechnen werdende Mütter, Kinder bis zu 12 Jahren mit ihren Müttern, kranke und altersschwache Personen-fertigt die zuständige Ortsgruppe einen blauen Fahrbefehl
aus.
5. Die marschfähigen Angehörigen Ihrer Familie bezw. Wohngemeinschaft gehören zur Rotte bezw. Block... Sammelplatz....
6. Die nicht marschfähigen Personen-vergl. 4-benachrichtigen den für sie zuständigen Zellen-bezw. Blockleiter, der ihnen Ort und Zeit ihres Abtransports bekannt gibt und sie mit den blauen Fahrbefehlen
versieht.
7. Personen, die militärisch oder behördlich verpflichtet sind, erhalten keinen Marsch-oder Fahrbefehl.
8. Verboten ist:
Das eigenmächtige Verbleiben im Freimachungsgebiet
Das Entfernen von einem Marschblock oder einer Transporteinheit
9. Für jede Person ist nach Möglichkeit mitzunehmen:
a) Marschverpflegung für 3 Tage
b) eine Decke
c) Wetterschutz (Mantel, Zeltbahnen)
d) Eßbesteck, Eßgeschirr und Trinkgefäße-möglichst aus Metall
e) eine Flasche und Getränke
f) Leibwäsche, besonders Strümpfe
g) Wasch-, Putz- und Nähzeug
h) Taschenlampen, Laternen
i) Ausweise, Familienpapiere, wichtige Urkunden, Sparkassenbücher usw.
k) Volksgasmaske und vorhandenes Sanitätsmaterial
Frauen nehmen weiter das Notwendige zur Körper- und Säuglingspflege mit (Milchflaschen, Sauger, Trockenmilch)
Das Handgepäck des Marschteilnehmers soll nicht mehr als 15 kg (30 Pfund) wiegen. Es ist gut tragbar-möglichst in Rucksäcken, Bündeln, Kisten, Tornistern usw unterzubringen. Fahrräder, leicht bewegliche
Handwagen, Kinderwagen dürfen in den Marschkolonnen mitgeführt werden.
Gespannfahrzeuge, soweit sie nicht zum Transport marschunfähiger Personen eingesetzt sind, werden am Schluß der Marschgruppen mitgeführt. Sie sind zur Beförderung für Gepäck und gegebenenfalls für die
Aufnahme von Marschkranken vorgesehen. Auf Gespannfahrzeugen darf je Person 30 kg (60 Pfd) Gepäck mitgeführt werden. Die Mitnahme weiterer Lasten ist nicht gestattet.
10. In überwiegend ländlichen Kreisen und Gemeinden sind mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen Trecks zusammenzustellen und geschlossen zurückzuführen Volksgenossen ohne Fahrzeuge sind auf den
vorhandenen Fahrzeugen mit 30 kg Gepäck zu befördern.
11. In Wohnungen, in denen kein Familienmitglied zurückbleibt, ist das Feuer zu löschen. Bleibt das ganze Haus leer, so schließt der Luftschutzhauswart den Hauptgas- und Wasserhahn und öffnet die Sicherungen
der slektr. Leitungen.
Jeder denke daran!
Wer undiszipliniert und kopflos handelt, gefährdet den Ablauf der Rückführung. Er schadet sich, seiner Familie und der Volksgemeinschaft! Jeder soll sich bemühen, für Schwächere ein Vorbild zu sein !
b) "NSDAP Kreis: Aachen LandOrtsgruppe Kornelimünster
Marschbefehl
Name und Vorname:.... Geburtsdatum:.....
Beruf:.....Wohnort:..........str. Nr....
Und
Kinder über 12 Jahre:....
Im Falle der Freimachung sind Sie und die vorbezeichneten Angehörigen der Marschrotte..... mit dem Sammelplatz.....zugeteilt.
Abmarschzeit: Tag.....Stunde.....
Rückseite beachten !
Ausfertigung Dienststelle:
(Stempel mit Inschrift: National
Sozialistische Deutsche Arbeiter –
Partei Ortsgruppe Kornelimünster
(Rückseite)Zur Beachtung !
1. Dieser Befehl ist auf dem Marsch stets mitzuführen
2. Den Anordnungen des Marschblockführers ist unter allen Umständen Folge zu leisten.
3. Verboten ist: Das eigenmächtige Verbleiben im Freimachungsgebiet, das Entfernen vom Marschblock.
4. Der Marschblockführer kennt den Marschtag, die Leit- und Verpflegungsstellen
5. Sorge dafür, daß in deinem Marschblock unbedingt treue Kameradschaft und Ruhe gehalten werden
6. Wenn Anzeichen dafür vorhanden sind, daß Feindflieger die Marschkolonne angreifen, vor allen Dingen Ruhe bewahren und nach Möglichkeit Deckung in Gräben, Wäldern und unter Bäumen suchen.
Schußrichtung beachten.
Tarnung auch der Fahrzeuge gegen Feindsicht ist weitgehendst geboten!
7. Bezüglich der Ausrüstung und der sonstigen Einzelheiten, halte Dich an die "Anweisung für die Freimachung von Wohngebieten", die jeder Haushaltungsvorstand erhalten hat.
Jeder denke daran!
Wer undiszipliniert und kopflos handelt, gefährdet den Ablauf der Rückführung. Er schadet sich, seiner Familie und der Volksgemeinschaft! Jeder bemühe sich, für Schwächere ein Vorbild zu sein!
Wer bei Anordnung der Freimachung wegen Krankheit oder aus sonstigen Gründen nicht marschieren kann, meldet dies dem Rottenführer. Dieser veranlaßt das weitere. "
_____________
Von der Ortsverwaltung Breinig wurden folgende Aufzeichnungen gefunden: Im Oktober ermittelt 30 Bauernhöfe, 365 Milchkühe, 4 Zuchtschweine, 16 Ferkel, 24 Mastschweine, 53 Schafe, 18 Pferde, 6 Gehöfte mit zusammen 75 ha waren verlassen; 20 Karren und 1 Wagen fahrbereit, kein Benzin-oder Holzgas-Fahrzeug einsetzbar. Täglich 340 l Milch an Verbraucher abgegeben; der Überschuß wurde an Stolberg abgegeben oder verbuttert, Buttererzeugung täglich 115 Pfund. Im Dezember wurden abgegeben an Kinder bis zu 7 Jahren und an Personen von 70 Jahren an täglich ½ l Milch, an andere Personen ¼ l, ferner je Kopf und Woche 125 g Butter (das Pfund zu 2,20 RM), 1kg Brot zu 0,30 RM, 250 g Fleisch (Pfundpreis 1,10 bis 1,80 RM), und 7 Pfund Kartoffeln. Auch ist daraus ersichtlich, daß über die Bestände an Lebens- und Futtermittel an den Kommandanten berichtet werden mußte.
[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-5
1945 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 57 | 42 | 100 |
Todesfälle | 48 | 46 | 94 |
Trauungen | 29 |
Örtlich blieb keine militärische Dienststelle zurück, in Aachen jedoch eine Militärregierung, die Weisungen gab.
Mitte März ist gestattet worden, den Wohnort bis zu 6 km Entfernung zu verlassen. Die Leute vom Breinigerberg und von Mausbach kehrten heim.
Die Beschränkung der Ausgehzeit auf die Tagesstunden, je nach der Jahreszeit erweitert oder gemindert, die Personalausweispflicht und andere Anordnungen blieben über das Jahresende hinaus bestehen.
Verboten blieb auch das Überschreiten der Reichsgrenze. Die seit dem Kriegsanfang (1.September 1939) bestehende Verdunkelungspflicht aber fiel im Mai fort.
Das längst ersehnte Ende des Krieges, der soviele Opfer aller Art gefordert hatte, bot mit der bedingungslosen Kapitulation vom 8.Mai keinen Anlaß zu äußerlichen Freudenkundgebungen, wenn daran auch die
Hoffnung geknüpft wurde, es möchten sich die notvollen Lebensumstände endlich bessern.
Im gleichen Monat zog in die ehemaligen Abteigebäude eine britische Luftwaffeneinheit ein. Im Herbst wurde sie ersetzt durch belgische Soldaten; für deren verheiratete Offiziere und Unteroffiziere mußten
Wohnungen mit den Möbeln bereitgestellt, deren Besitzer anderweitig untergebracht werden.
Als im Mai die Siegermächte das Reichsgebiet in Besatzungszonen einteilten, lag unsere Gemeinde mit der um die von den Franzosen besetzten Regierungsbezirke Koblenz und Trier verkleinerten
Nord-Rheinprovinz in der britischen Zone. Britische Militärbehörden ersetzten die amerikanischen. Für das Reichsgebiet wurde der Alliierte Kontrollrat, für die britische Zone die britische Militärregierung
gesetzgebungsbefugt. Sowohl bei der Kreisverwaltung wie bei der Bezirksregierung wurden Residenzoffiziere mit Aufsichts- und Weisungsbefugnis eingesetzt. Amtssprache wurde die englische, die deutsche
jedoch für den internen Verkehr zugelassen. Infolgedessen waren die deutschen Behörden verpflichtet, im Verkehr mit britischen Dienststellen sich der englischen Sprache zu bedienen, was bei unserer
Amtsverwaltung die Beschäftigung einer sprachkundigen Person erforderte. Die Militärregierung ließ sich über viele Verwaltungsangelegenheiten berichten und beanspruchte für gewisse Vorhaben das
Genehmigungsrecht.
Die Personalausweise wurden fortan von den Gemeinde- oder Amtsverwaltungen ausgestellt; die für ehemalige Angehörige der NSDAP mußten zu deren Kennzeichen den Zusatz "Nazi" erhalten.
Im September verordnete die Militärregierung, daß an jedem Haus in der Nähe der Haustür und so, daß sie von draußen gelesen werden können, die Namen und das Alter der Bewohner angegeben werden.
Allmählich ließ sich übersehen, was der Krieg hinterlassen hatte. Während bei der Gebietsräumung kaum noch Spuren von Luftkriegsschäden zu sehen gewesen waren, war die Gegend jetzt übersäet mit
Kriegszeichen aller Art: Überall traf man auf die Spuren der jüngsten Vergangenheit. Unzählige beschädigte, einige weitgehend zerstörte Gebäude, da und dort Brandruinen; drei Eisenbahn- und fast
alle Straßenbrücken gesprengt, die meisten Straßen, besonders in Breinig und Umgebung, abgenutzt und verschmutzt, längsseits derselben angehäufter Schmutz und Unrat; die meisten Soldatenquartiere übel
zugerichtet, ihre Möbel und Einrichtungen beschädigt, verschwunden oder außerhalb der Häuser Wind und Wetter ausgesetzt; viele Gärten, Wiesen und Felder zerfurcht, Hecken und Zäune niedergewalzt; überall,
wo Geschütze gestanden oder Soldaten im Freien Schutz gesucht hatten, Deckungsgräben, Schützenlöcher und dergleichen mehr, ein Wirrwarr von Fernsprechkabeln in der ganzen Gegend und längs der Wege und
Straßen, die den Verkehr erschweren; verstreut große Mengen von Heeresgut der verschiedensten Art (Granaten und andere Munition, Granat-Kartuschen und Kisten, Benzinkanister, Lebensmittel-Büchsen,
Schachteln und Kisten, zum Teil mit Inhalt; Schuhe, Wäsche, Uniformstücke, Teile von Kriegsgerät; in Gebüschen und Wäldern dahin verschleppte Herde, Öfen, Möbel und Bettsachen und anders, jetzt meistens
verdorben; in Breinigerberg nahe dem Jakobssteinbruch ein ausgebranntes Panzerfahrzeug !
Gesamtbild: Verwahrlosung und Verwüstung. Es ist unmöglich alle Schäden einzeln aufzuzählen oder wertmäßig zu schätzen. Die Hauptschäden sind im Vorjahrsbericht angegeben. Doch war festzustellen, daß der
Anteil der Gemeinden also Breinig und Umgebung, am meisten vom Kampfgeschehen mitgenommen worden ist, Venwegen am wenigsten.
Die Gemeinde ließ nach und nach Wege und Straßen säubern, Bürgersteige begehbar machen, Schulspielplätze herrichten, Granaten und andere Munition zur unschädlichen Beseitigung sammeln und dergleichen
mehr tun, um im Laufe des Sommers die dem Auge besonders auffallenden Mängel abzustellen. Arbeitskräfte dafür standen genügend zur Verfügung; waren doch die ehemaligen Mitglieder der NSDAP verpflichtet,
zur Sühne öffentliche Arbeiten drei Wochen lang ohne Entgelt zu verrichten. Davon waren auch Beamte und Angestellte nicht ausgenommen. Die kleine Indebrücke im Zuge der Steinstraße war schon während des
Krieges aus Holz wiederhergestellt, auch die große Brücke in der Nähe des Marktes begehbar gemacht worden. An dieser großen Brücke war bei der Sprengung nur das linksufrige Rollenlager
zerstört und der Brückenbogen dahin abgesunken. Auch die wichtigsten Übergänge im Zuge der Reichs- und Provinzialstraßen erhielten nach und nach hölzerne Notbrücken, die auch dem Frachtverkehr dienen
konnten. Die Gemeinde Brand erbaute die Straßenbrücke über die Inde unterhalb der Bilstermühle neu; unsere Gemeinde ersetzte ihr mit 1.800 RM die Kosten.
Die übrigen Schäden zu beseitigen, blieb den Betroffenen selbst überlassen; auf öffentliche Hilfe konnten sie nicht rechnen. Neue Baustoffe aller Art waren von der Militärregierung beschlagnahmt und für den
privaten Bedarf noch nicht erreichbar.
Viele Bauern hatten die Hände voll zu tun, Wiesen und Felder wieder herzurichten, Gruben und Gräben einzuebnen, Hecken und Zäune zu flicken, wozu sich die reichlich herumliegenden Funksprechkabel vorzüglich
eigneten, Fahrspuren zu lockern oder aufzugraben und dergleichen mehr. Auch ihnen fehlte es nicht an Helfern, die gegen Lebensmittel sich gern bereit fanden. Auch mancher Gartenbesitzer hatte Mühe, sein Land
wieder in Ordnung zu bringen.
Währenddem sammelten andere verwertbares Heeresgut, wobei Lebensmittel, besonders Fleischkonserven, Zigaretten, Uniformstücke, Wäsche, Schuhe, Kisten und die messingenen Granatkartuschen bevorzugt
wurden. Manch einer hat davon anschauliche Mengen zusammenbringen können. Größter Beachtung durften sich die Kartuschen erfreuen; sie wurden sehr gut bezahlt.
Die Wohnhütten des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers in der Finsterau (s.1938-1944), in denen zwei oder drei sich Familien aus Zweifall niedergelassen hatten, als die Amerikaner abgezogen waren, verfielen
im übrigen dem Abbruch. Nach einer Auskunft aus Zweifall sollen sie von Einwohnern der Dörfer Germeter, Vossenack usw. abgeholt worden sein, die ihre Häuser zerstört fanden. Ob hierbei die
Behörde beteiligt war (die Baracken waren Reichseigentum), konnte örtlich nicht erfahren werden.
Einem ähnlichen Schicksal ist die Reichs-Kartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide verfallen, die bei der Gebietsräumung noch nicht fertig war; damals waren das Dachgebälk und ein Teil der
Holzverschalung des Daches aufgetragen. Dieses Holzwerk, in der Endzeit des Krieges beschädigt, verschwand im Laufe des Jahres nach und nach, vermutlich durch Diebstahl.
Verluste hatte auch das Feuerlöschgerät, doch waren sie im einzelnen nur teilweise feststellbar, weil ein Verzeichnis fehlte. Daß der im Herbst 1944 abbeförderte Mannschaftswagen von Kornelimünster nicht
zurückgekommen ist, wurde schon zum Vorjahr berichtet. Die in der Abtei liegende britische Truppe entlieh mit Wissen der Gemeindeverwaltung eine wertvolle mechanische Ausziehleiter, vergaß aber ihre
Rückgabe, bevor sie abrückte; sie ist nicht zurückgekommen trotz späterer Bemühungen des Amtsbürgermeisters.
Bis zur Gebietsräumung war die Organisation des Feuerlöchwesens intakt gewesen. Die Löschzüge Breinig und Kornelimünster und der Löschtrupp Venwegen der Amtsfeuerwehr hatten auch während des Kriegs
mit allem notwendigen Gerät ausgestattet werden können und die Ausfälle an Mannschaften durch Einberufung zum Wehrdienst waren durch Dienstverpflichtete wettgemacht worden. Jetzt aber war die
Bereitschaft zu freiwilligem Dienst unter dem Einfluss der vielfältigen Lebensnöte weitgehend gewichen. Von den alten ausgebildeten Feuerwehrmännern fehlten noch viele. Da konnte man von Glück sagen, daß in
diesem Jahr ein Feuerwehreinsatz nicht nötig geworden ist.
Schon im März kehrten erste Geflohene in die Heimat zurück; die Mehrzahl konnte jedoch erst nach dem Kriegsende heimkehren. Bis zum Ende des Sommers hatten sich alle wieder eingefunden, die nicht in der
Fremde geblieben waren (2 oder 3 alteinheimische Familien); rund 10 Personen durchweg ältere Leute waren in der Fremde verstorben, davon einige an Kriegsverletzungen. Die meisten der
Heimkehrer hatten entweder garnicht oder nur kuze Zeit in Kampfgebieten zugebracht. Manche brachten letzte Nachrichten von Angehörigen in der Wehrmacht mit. Am meisten freuten sich die Familien, von denen
nur einzelne Glieder ausgewichen gewesen waren.
In der Heimat fanden die meisten Rückkehrer alles andere wie erfreuliche Zustände vor. Nur wenige hatten geringe Verluste an zurückgelassener Habe zu beklagen. Die Mehrzahl vermißte mehr oder weniger viel
Hausrat, Kleidung, Wäsche, Möbel, Gerät usw., abgesehen davon, daß viele Wohnungen verwüstet gefunden oder von anderen benutzt wurden. Unzählige Nachforschungen nach dem Vermißten begannen,
Streitigkeiten um Wohnungen setzten ein, Kämpfe der Bauern um ihr Vieh, Vorstellungen von Geschäftsleuten um in Läden oder Ausweichlagern zurückgelassene Waren. Daß längst nicht alles Vermißte dem Krieg
zum Opfer gefallen war, wie man den Heimkehrern geflissentlich beizubringen versuchte, erwies sich in zahlreichen Fällen dadurch, daß viele Stücke bei jetzigen oder gewesenen Nachbarn und anderswo
aufgestöbert wurden. Ärgerlich war dabei, daß man oft nur unter Druck oder Gewaltanwendung zu seinem Eigentum zu gelangen vermochte, daß mancher neue Besitzer sich weigerte anzuerkennen, fremdes
Eigentum zu haben, obwohl es bei ihm nachgewiesen war. Merkwürdig auch die "Vergeßlichkeit" mancher Leute in Bezug auf die Unterscheidung dessen, was wirklich ihr Eigentum war, von dem, was sie auf
irgendeine Art erlangt, daß sie entweder selbst sich angeeignet oder von Soldaten oder anderen vielleicht im Tausch, erlangt hatten. Ohne Zweiffel ist manches unrechtmäßig erworbene Gut in fremdem Besitz
verblieben. Dies und das Gesamtgeschehen wirkt wie ein Stachel nach, Mißtrauen und Zwist sind Folgen, die in absehbarer Zeit nicht ausgelöscht werden können. Unter den geschilderten Umständen konnte nicht
ausbleiben, daß die Meinung aufkam, die Daheimgebliebenen hätten kein reines Gewissen. Es mag das übertrieben sein, der Schein sprach dafür, zumal selbst Leute, denen man es nicht zugetraut hätte, schuldig
befunden wurden. Die Polizei half nur auf Antrag, später sogar nur, wenn ein förmlicher Strafantrag gestellt worden war. In einigen Fällen ist es zu Zivil- und Strafprozessen und Bestrafungen
gekommen.
Dagegen bleibt als lobenswert anzuerkennen, daß manche Leute sich erfolgreich bemüht hatten, zurückgelassenes Gut von Verwandten, bekannten, Nachbarn vor dem Verlust zu bewahren und sicherzustellen, um
es den Betroffenen zu erhalten und zurückzugeben.
In diesem Zusammenhang sei der gedruckte öffentliche Aufruf des Amtsbürgermeisters im Wortlaut mitgeteilt, der bei den Heimkehrern Aufsehen erzeugt hat:
Rückwanderer! Ihr seid zurückgekehrt und findet vielleicht Euer Heim nicht mehr in der Weise vor, wie Ihr es verlassen habt. Schimpft nicht über die Verwaltung und über Eure Nachbarn! Seid vielmehr dankbar,
Daß Euch noch dieses und jenes in der schweren Kriegszeit gerettet werden konnte. Monatelang haben wir in der Front gelebt und waren in langer Besatzungszeit in all unseren Handlungen behindert. Kaum ein
Gebäude blieb von der Belegung verschont. Die Bettücher mußten der amerikanischen Armee abgeliefert werden. Vielleicht besteht die Möglichkeit, hierfür Ersatz zu erhalten. Der Herr Landrat wird sich dafür bei der
Militärregierung verwenden. Nur die wenigsten sind hiergeblieben. Auch sie hatten Befehl zur Auswanderung erhalten, haben jedoch ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Wären alle hier abgewandert, so hätten viele der
hierhin Evakuierten vielleicht die ganze Habe an sich genommen. Hätte die Rundstedt-Offensive Erfolg gehabt, so wären wir als die Verschmähten und Vaterlandsverräter an die Wand gestellt worden. Wären auch
wir abgewandert, so hättet ihr vielleicht von Eurem Eigentum gar nichts mehr vorgefunden. Jeder Rückwanderer muß sich daher vorerst gleichsam als Gast in der neu gebildeten Gemeinde betrachten und sich an
die Vorschriften halten, die von der Verwaltung erlassen werden.
Kornelimünster, den 7.Mai 1945 Der Amtsbürgermeister (gez) Hüpgens!
Darin viel Wahrheit, wie weiter oben gezeigt wurde, aber kein Wort der Begrüßung der Heimkehrer. Anstoß erregte aber die Bezeichnung "Gast" für die Heimkehrer in Heim und Heimat, für alte und künftige Bürger
und Steuerzahler.
In einigen Fällen hatten auch früher Heimgekehrte zum Ausgleich eigener Verluste sich an fremdem Eigentum schadlos zu halten gesucht. Auch den Mausbachern wurde nachgesagt, sie seien mit einem Bündel
gekommen, zum Teil aber mit einer Last heimgekehrt; tatsächlich hat manches Stück in Mausbach aufgestöbert werden können. Ähnlich haben auch Bewohner von Breinigerberg sich benommen.
Im Laufe des Jahres kehrten auch einzelne deutsche Kriegsgefangene zurück, überwiegend ältere Männer, die meisten aus Lagern im Ruhrgebiet. Der Verbleib vieler Vermißter blieb unbekannt. Eine briefliche
Verbindung mit Kriegsgefangenen war noch nicht möglich.
Heimgekehrt sind auch die während der Besetzungszeit Internierten, als letzte Nachtrag OSB. KerstJosef Ponten und Johann Queins aus Kornelimünster, die von den Amerikanern schon am 14.
September 1944 in der Nähe des Benediktinerklosters festgenommen worden waren. Alle Internierten waren irgendwo in Belgien untergebracht gewesen und berichteten über ihre mehr oder weniger gute
Behandlung.
Alle Personen, die sich im Gewahrsam der Gestapo oder in einem Konzentrationslager befunden hatten, kamen zurück:
Frau Sibilla Biervert geb.Ostlender von der Schlausermühle, sie war aus politischen Gründen seit dem Sommer 1944 inhaftiert gewesen;
Franz Lennartz aus Breinigerheide (siehe 1944);
Dr. Anton Hamm, Kaplan in Breinig, war als Wehrmachtspfarrer im Konzentrationslager Dachau interniert gewesen.
Über das Schicksal der vor dem Kriege der Hitlermaßnahmen wegen von Kornelimünster nach Aachen verzogenen jüdischen Familien Artur Gottschalk und Leopold Kaufmann und der später
zunächst in der Hergelsmühle bei Haaren internierten Familie Hermann André aus Kornelimünster hat man nichts erfahren. Ein Sohn von Gottschalk war im Januar im Gefolge der Amerikaner in Kornelimünster. Die
einzigen Söhne von Kaufmann und André hatten sich ebenfalls dem Zugriff der Gestapo zu entziehen vermocht und kamen zurück. Max Kaufmann steht im Dienst der Militärregierung (er brachte auch seine
Ehefrau mit); Ernst André bewirtschaftet das elterliche Gut an der Dorffer Straße. Aus seiner Wohnung mußten die Familien Jakob Pons und August Sauer (mit je acht Kindern) weichen; sie erhielten
Notunterkünfte.
In die Gemeinde zurückgekehrt sind auch viele der im Spätsommer 1944 ausgewichenen Personen, die während des Kriegs aus luftkriegsgefährdeten Orten zugewandert waren, weil sie in der Heimat noch keine
Unterkunft zu finden vermochten.
Vereinzelte Auslandsdeutsche, die ihre Wohnung unter mehr oder weniger Zwang hatten aufgeben müssen, ließen sich ebenfalls in der Gemeinde nieder.
Zu einer Landplage wurden Ausländer (Polen, Russen), die von der Militärregierung in der Lützow-Kaserne in Aachen-Forst untergebracht worden waren. Einzeln oder in kleinen Gruppen streiften sie umher,
Lebensmittel und anderes heischend, wobei einzelne Gehöfte und ländliche Orte bevorzugt wurden. Manchmal gingen sie, wenn ihnen der Zugang ins Haus gelungen war, dreist und eigenmächtig vor, nahmen, was
sie mochten oder wendeten gar Gewalt an. Auch den Lufterhof suchten sie heim. Auf der Straße nahmen sie den Leuten Lebensmittel, Schmuck und Uhren ab; niemand konnte sich sicher fühlen.
Am 21.Juni fand man an der Klosterstraße von Oberforstbach, nicht weit vom Benediktinerkloster, das Ehepaar Egidius Schumacher in seiner Wohnung erschossen vor, wahrscheinlich waren solche Ausländer
Täter. Es hat mehrmaliger Vorstellungen und Beschwerden der Zivilbehörden bei der Militärregierung bedurft, ehe diesem Treiben im Sommer Einhalt geboten wurde.
Nach dem Waffenstillstand sind einige der am 9.September 1944 in Richtung Düren-Köln abgeschobenen Polen und Russen zu ihrem früheren Arbeitgebern zurückgekehrt. Sie und die schon damals
Zurückgekehrten mußten auf Veranlassung der Mil.-Regierung wieder abreisen. Einigen ist jedoch gelungen, sich dem zu entziehen; sie haben zum Teil noch Jahre hier gelebt.
Ehemalige Mitglieder der NSDAP durften ohne Genehmigung der Mil.-Regierung weder im öffentlichen Dienst noch in Stellungen mit Weisungsbefugnissen tätig werden. Solche, die Parteiämter (vom
Ortsgruppenleiter an aufwärts) versehen hatten, waren der "Umerziehung" unterworfen und wurden in Sammellagern untergebracht; davon betroffen waren der gewesene Ortsgruppenleiter Albert Rütgers und
sein Stellvertreter Josef Milz. Rütgers wurde wegen Krankheit bald wieder entlassen, Milz blieb bis zum Herbst 1947 im Gewahrsam.
Kein ehemaliges Parteimitglied aus unserer Gemeinde ist wegen strafbarer Handlungen vor Gericht gestellt worden.
Die von der Umerziehung nicht betroffenen Parteimitglieder wurden einem sogenannten "Entnazisierungsverfahren" unterworfen, in dem festzustellen ist, ob, wodurch und wie schwer sie belastet seien. Von dem
Ergebnis ist abhängig, ob der Betroffene zum öffentlichen Dienst oder oder zu solchem mit Weisungsbefugnissen zugelassen werden könne. Das Verfahren schritt nur langsam fort, immer wieder zögerten neue
Weisungen es hinaus. Die Entscheidung hatte sich die Mil.-Regierung vorbehalten. Bis zum Jahresende war noch kein Beamter oder Angestellter des Amts oder der Gemeinde "entnazisiert". Noch Anfang Dezember
hatte der Landrat den Beamten empfohlen, sich um Wiederverwendung zu bemühen, ein Zeichen dafür, wie sehr man sie im Dienst benötigte.
Das Ende der Herrschaft der NSDAP hatte auch das Verschwinden der an sie erinnernden Straßennamen zur selbstverständlichen Folge ("Dr. Ley-Allee" für die Promenade und "Adolf-Hitler Platz" für den
Steinkaulplatz in Kornelimünster und Herman-Göring Straße" für die Neustraße in Breinig).
Besonderes Gewicht legten die Briten der "Umerziehung des Volkes" bei; sie ergriffen jede Gelegenheit, in diesem Sinne einzuwirken. Vor allem wurde der Schulunterricht und eine neue politische Erziehung ins
Auge gefaßt. In den Schulen durften keine Lehr-, Lern- und Anschauungsmittel mehr verwendt werden, die irgendwie nationalsozialistisches Gedankengut enthalten könnten. Politisch stellte man eine freie
demokratische Neuordnung nach englischem Muster als Ziel hin. Ein Kontrollratsgesetz vom 20.September setzte alle Gesetze, Verordnungen, Vorschriften aus der Hitlerzeit außer Kraft, die den
Nationalsozialismus fördern sollten ("Nazi-Gesetze").
Im Laufe des Sommers wurde die Neugründung demokratisch gerichteter Parteien auf der Kreisebene angeregt, ferner die Gründung von Gewerkschaften. Auch unpolitische Vereine von nur örtlichenr Bedeutung
durften neu gegründet oder wieder ins Leben gerufen werden, doch regten sich nur die Kirchenchöre.
Örtlich bildeten sich als Parteien die Christlich-demokratische Union (CDU), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD); doch trat noch keine besonders
hervor.
Im Herbst fanden auf Weisung der Mil.-Regierung zunächst Besprechungen wegen der Neubildung von Gemeinde- und Amtvertretungen statt. Im November ersuchte der Landrat den Amtsbürgermeister, bis Ende
Dezember dazu geeignete Personen vorzuschlagen, wobei die Stärke der Parteienvertreter vom Jahre 1932 zu Grunde gelegt werden sollte. Es war noch keine Wahl vorgesehen, die Militärregierung hatte sich
vorbehalten, die Vertreter zu ernennen. Der Oberpräsident ließ im Dezember wissen, er lege Wert auf die Erhaltung der Ämter, sie hätten sich bewährt.
Nach dem Abzug der Amerikaner, im März, wurden die Ortsverwaltungen Breinig und Venwegen aufgelöst und die Gemeindeverwaltung in Kornelimünster zusammengefaßt.
Im Mai trat in den Gemeindeverwaltungsdienst der von der Wehrmacht entlassene fachlich vorgebildete Heinrich Esser aus Breinig; er war nicht Parteimitglied gewesen, hatte jedoch schon lange keinen
Verwaltungsdienst versehen.
Im Februar ist der Kassenverwalter Nikolaus Huppertz durch seinen Helfer Franz Brandenberg, der im Gemeindekassendienst ausgebildet war, ersetzt worden. Brandennberg hat aus im Amtshaus gefundenen
Einheitswertbescheiden Grundsteuerlisten aufgestellt und damit die Erhebung von Grundsteuern ermöglicht. Ab Juli war ihm Amtsrentmeister Albert Hubert Corsten beigegeben. Als Brandenberg im Herbst
ausschied, um wieder seinen Beruf als Steuerberater auszuüben, übernahm Corsten wieder die Verwaltung der Amts- und Gemeindekasse, dazu die dringend notwendige Neuordnung des Haushalts- und
Rechnungswesens bei der Verwaltung; ihm beigegeben wurde der Kassenangestellte Josef Geier, der auch früher bei der Kasse tätig gewesen war. Die Amtskasse ist im Februar aus dem Geschäftsraum der
Kreissparkasse am Markt in das Haus Nicolai am Benediktusplatz (neben der Verwaltungsstelle), im Dezember in die früher von ihr benutzten Räume im Obergeschoß des Gemeindehauses am Markt verlegt
worden. Dahin zog auch die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle um und bezog Räume im Erdgeschoß, die sie auch früher benutzt hatte.
Als Mitte März Carl Braun als Bürgermeister von Walheim ausschied, wurde Nachfolger der bei der Amtsverwaltung beschäftigte Rentner August Wagemann aus Kornelimünster. Dieser schied schon im Oktober
aus, wurde von der Militärregierung das Amts enthoben und entlassen.
Die Amts- und Gemeindeverwaltung unter Amtsbürgermeister Leonhard Hüpgens verblieb im Hause von Hubert Jäger am Benediktusplatz auch nach dessen Heimkehr und benutzte darin je zwei Räume im Erd-
und Obergeschoß und einen (für das Standesamt) im Dachgeschoß. Ihre Einrichtungen blieben bescheiden, man benutzte weiterhin entliehene Möbel und Schreibmaschinen. Mühe machte die
Beschaffung von Schreibmaterialien und Papier, sodaß man auf Vordrucke zurückgreifen mußte, die noch im Amtshause gefunden wurden. Der schon betagte Hilfsangestellte Max Schiffers aus Breinig verwaltete
schon seit der Gebietsräumung das Standesamt; er war nicht Parteimitglied geworden. Wegen des Fehlens aller Unterlagen über gemeindeeigene Grundstücke und Gebäude und der Katasterkarten sah man sich
genötigt, wiederholt den Wegemeister Josef Brochhausen aus Oberforstbach zu Rate zu ziehen, der auch früher sich mit diesen Dingen befaßt hatte.
Auch in diesem Jahr mußte nach den Erfordernissen der Zeit verwaltet werden; die Umstände schrieben die Arbeit vor. Nachdem jedoch wieder Steuern nach den vorjährigen Ansätzen erhoben wurden, erhielten
die Finanzen eine einigermaßen gesicherte Grundlage.
Im Jahresverlauf bahnten sich wieder normalere Verhältnisse an, es wurden Aufgaben gestellt, die ausgebildeter Verwaltungskräfte bedurft hätten. An solchen mangelte es nicht, nachdem sich nach und nach fast
alle Amts- und Gemeindebeamten und Angestellten, entweder aus der Fremde zurückkehrend, von der Wehrmacht oder aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, wieder eingefunden hatten. Von allen wurden nur
die Obengenannten zum Dienst herangezogen, und auch dies soweit sie Parteimitglieder gewesen waren, nur im Arbeiterverhältnis gegen nach Stundenlohn berechnete Entschädigung. Keinem Beamten und
Angestellten durfte über Mai hinaus ein Monatsgehalt gezahlt werden. Einige derselben suchten außerhalb des Berufs Arbeit und Verdienst, andere wurden im Gemeindewald von Walheim beim Holzfällen
beschäftigt. Amtsoberinspektor Hubert Meyer aus Walheim war noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, Vollziehungsbeamter Josef Milz aus Kornelimünster aber interniert (siehe oben).
Erst im Spätherbst konnten vorläufige Haushaltspläne für 1945 aufgestellt werden. Der für unsere Gemeinde lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 402.510 Reichsmark. Darin sind als
Amtsumlage 63.900 RM und sogar, wie im Vorjahr, 45.670 RM als Kriegsbeitrag vorgesehen. Wegen der Ungewißheit über mehrere Einnahme- und Ausgabeposten sind diese nach vorjährigen Maßstäben
eingesetzt oder mit Beifügung der Gründe unbewertet geblieben.
Der vorläufige Amtshaushaltsplan sieht Einnahmen und Ausgaben von je 169.919 RM vor.
In der Haushaltsabrechnung für 1945 sind 1.863 RM als "rückgeführte Gelder" und 3.262 RM als "Bestand aus dem Jahr 1944" nachgewiesen.
Das Amtshaus auf dem Schulberg blieb weiterhin unbenutzbar (siehe 1944). Wind und Wetter spielten am Bau und seiner Einrichtungen, seit die Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke Fenster und Dach erheblich
beschädigt hatte. Zwar waren einige Möbel, Bücher und Akten sichergestellt worden, manches war aber schon beschädigt oder abhanden gekommen, anderes lag noch im Spätsommer außerhalb des Hauses
herum, dem Wetter oder dem Zugriff Unbefugter preisgegeben. Es ist glaubhaft berichtet, daß ein Lastkraftwagen mit "Altpapier" beladen vom Amtshause fortfuhr. Sicher festgestellt wurde, daß noch im Frühjahr
1946 behördliche Öfen mit unbeschädigten amtlichen Akten angeheizt worden sind, wie der Verfasser dieses Berichts erfuhr und sah. Zwei Familien hatten das Dach über der Amtsbürgermeisterwohnung instand
gesetzt und die Wohnung bezogen. Der zurückgekehrte Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld, dessen Wiederverwendung im Dienst aus politischen Gründen sowieso vorläufig ausgeschlossen war, mußte mit einer
anderweitigen Notwohnung vorlieb nehmen.
Den Panzerschrank des Hauses fand man aufgesprengt und leer vor. Sein Hauptinhalt, Geheimakten, war noch vor der Gebietsräumung dem Feuer übergeben worden, anderes war darin zurückgelassen worden,
unter anderem ein römisches tönernes Öllämpchen, mehrere unkenntliche anscheinend römische Bronze-Münzen und ein altes Pergamentblatt, das einmal den Deckel eines Kirchenbuchs bekleidet hatte und den
Text (in lateinischer Sprache) der Lebensbeschreibung Karls des Großen trug.
Nicht wiedergefunden wurden unter anderem ein Verzeichnis in französischer Sprache der Erben (héréditaires) von Gläubigern des Münsterländchens, ein Briefxxxx des letzten französischen, ersten deutschen
Bürgermeisters, die Brandversicherungskataster von 1819, 1837 und 1876, der Vertrag aus den 1850er Jahren über die Aufteilung der bis dahin gemeinsamen Heiden und Wälder des Münsterländchens.
Verloren gegangen sind ferner die älteren Verwaltungsakten, die aus Luftschutzgründen im Keller der ehemaligen Abtei untergebracht worden waren, und die in einem Westwallbunker beim Forsthaus
Kalkhäuschen ausgelagerten Sachen, über die zum vorigen Jahr berichtet wurde.
Von den einst so reichhaltigen, bis in die Zeit der französischen Herrschaft zurückreichenden Gemeindearchiv, über dessen frühere Verluste an anderer Stelle dieser Chronik berichtet ist, ist nur ein Bruchteil erhalten
geblieben.
Im Hause nebenan waren bis zur Gebietsräumung das Standesamt und das Wohlfahrtsamt untergebracht; im Obergeschoß befand sich die Dienstwohnung des Amtsrentmeisters. Hier sah es ähnlich wie im
Amtshaus aus. Aus ihm sind die nicht in den Westwallbunker verbrachten Personenstandsbücher, beschädigt zwar, gerettet worden. Das Obergeschoß war nun von 2 Familien bewohnt, die die Dach- und anderen
Schäden einigermaßen behoben hatten. Rentmeister Corsten blieb nichts anderes übrig, als eine Notwohnung zu beziehen.
Im Juli hat Amtsrentmeister Corsten die im vorigen Jahr nach Betzdorf verbrachten Sachen zurückgeholt (siehe 1944). In Betzdorf sollen Amerikaner sie durchsucht haben, wobei einiges verloren ging, sicher ist,
daß eine Schreibmaschine fehlte. Was im übrigen fehlte, war genau nicht zu ermitteln, weil Aufzeichnungen darüber, was abbefördert worden war, nicht bestanden.
Die Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg waren seit der Gebietsräumung auf die Versorgung von Zweifall und Vicht angewiesen und blieben es auch in diesem Jahr. Weil sie sich einiger
Bedarfsgüter wegen benachteiligt glaubten, begehrten sie im Herbst Ausgleich durch unsere Gemeinde. Deren Verwaltung aber waren sie samt und sonders unbekannt, denn sie hatte sich um sie so wenig
gekümmert, als wären sie nicht da oder wisse nicht um ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde. Nun ließ sie der Amtsbürgermeister in der letzten Dezemberwoche aufschreiben, um vom neuen Jahr an ihre Versorgung
übernehmen zu können.
Die Ortspolizei, bisher Aufgabe des Amtsbürgermeisters, wurde einem besonderen Chef unterstellt. Damit beanspruchte der Landrat den aus der Polizei hervorgegangenen Berufsoffizier der Wehrmacht Werner
Bergrath aus Brand. Er richtete seine Dienststelle im Gemeindehaus am Markt am 2.August ein. Ihm wurden mehrere uniformierte Berufspolizeibeamte unterstellt; die Hilfspolizeibeamten (siehe 1944) kamen zur
Entlassung.
Die Militärregierung hat das Strafrecht der Polizei für die Ahndung von Übertretungen abgeschafft.
Der Meister der Schutzpolizei Mathias Pitzer aus Breinig ist (1947) mit Wirkung vom 1.Juli 1945 in den Ruhestand versetzt worden. Er hat seit 1920 im Dienst der Gemeinde und des Amts gestanden, war aber
seit 1944 nur noch für leichten Dienst brauchbar gewesen und darum und wegen seines Alters, abgesehen von der Mitgliedschaft in der NSDAP, nach der Heimkehr aus der Fremde nicht mehr zur Dienstleistung
einberufen worden. Er hatte auch nicht, wie die andern Polizeibeamten, nach der Gebietsräumung Wehrdienst zu machen brauchen; diese Beamten waren in Kriegsgefangenschaft geraten, darunter die
Polizeimeister Lorenz Baltus und August Legutke, Baltus aus Kornelimünster, Legutke aus Walheim.
An eine Forstwirtschaft im eigentlichen Sinne war noch nicht zu denken. Gemeindeförster Josef Andres durfte nicht als Aufsichtsperson auftreten, sondern nur im Arbeiterverhältnis beschäftigt werden. Um jedoch
die künftige Bewirtschaftung vorzubereiten, stellte er im Spätsommer einen vorläufigen Hauungsplan 1946 auf. Der Gemeindewald wies keine großen Schäden auf: Da und dort war etwas
abgeholzt; aus dem Steinbruch am Wolberberg hatte man Wegebaustoff entnommen; sumpfige Schneisen waren durch Knüppeldämme oder an ihrer Stelle durch Eisengeflechte befahrbar gemacht; Schützenlöcher
da und dort; darin und anderswo verstreut Herde, Öfen, Möbel, Bettzeug, dem Verderben preisgegeben. Nicht feststellbar, wieviele Schäden das noch aufstehende Holz durch Granatsplitter erlitten hat, das wird
erst die Zukunft ans Licht zu bringen vermögen.
Ähnlich sah es im Stolberger (ehemals Büsbacher) Wald aus; doch war dort, im "Loh", ein geschlossener, schlagreifer Buchenbestand der Axt zum Opfer gefallen. Die Försterstelle Rochenläger blieb weiterhin
unbesetzt; in das Forsthaus zog der Haumeister Weitz aus Zweifall.
Eine betrübliche Erscheinung seit dem Kriegsende darf nicht übergangen werden. Kann man noch Verständnis dafür aufbringen daß den Wäldern Holz für die Beheizung von Wohnungen ohne Bezahlung entnommen
wurde, weil die Anlieferung von Kohlen und Briketts völlig unzureichend blieb, wenn man bedenkt, daß nur wenige Leute ein ausreichendes Einkommen hatten. Darüber hinaus wurde zunehmend Bauholz in
erheblichen Mengen, wo es gefunden wurde gestohlen und fuhrenweise abbefördert und im Schwarzhandel vertrieben. Denselben Weg gingen auch ganze Ladungen Brennholz.
Im Januar hat Landrat, Oberregierungsrat Sträter, die Kreisverwaltung von Brand nach Aachen verlegt. Sein Nachfolger wurde im September Winand Ungermann.
Am 8.Mai ernannte die Militärregierung zum Regierungspräsidenten von Aachen Philipp Ludwig Lude aus Stolberg, im gleichen Monat einen Oberpräsidenten für die Nordrheinprovinz mit dem Amtssitz in
Düsseldorf.
Schon in der Endzeit des Krieges und im Frühjahr begannen auf Anweisung der Militärregierung sich einige Behörden oder Dienststellen von überörtlicher Bedeutung neu zu bilden und tätig zu werden; Handwerks-
und Handelskammer, Arbeitsamt, Allgemeine Ortskrankenkasse, Finanzamt und Gerichte. Für gewisse Strafsachen blieb jedoch ein Militärgericht in Aachen zuständig.
Im Winter schon hatten die Bauern örtliche Vertrauensleute gewählt. Im April wurde der Landwirt Karl Siemons aus Kornelimünster Kreis-Vertrauensmann der Landwirte. Siemons hatte sich seit den ersten
Besetzungstagen dem Bürgermeister als Berater und Helfer in Sachen der Landwirtschaft und Ernährung zur Verfügung gestellt.
Im Gemeindehaus am Markt richtete das Arbeitsamt eine Nebenstelle ein; in die früheren Geschäftsräume in der ehemaligen Abtei zurückzukehren war nicht möglich.
Oberste Sorge der Verwaltung blieb die Sicherstellung der Ernährung. Aber gerade auf diesem Gebiet erwies sich die an das Kriegsende geknüpfte Hoffnung auf eine fühlbare Besserung als trügerisch. Jetzt wurde
offensichtlich, wie sehr die bis zur Gebietsräumung bestandene und bewährte Organisation von der Erzeugung bis zur Verteilung in Unordnung geraten war. Hatte man überdies die weitgehende Hilfe der neuen
Mächte erwartet, so sah man sich enttäuscht; diese ließen wissen, das deutsche Volk müsse mit den selbstverschuldeten Zuständen selbst fertig werden, und man rechnete ihm vor, mit welchen Wärmeeinheiten
(Kalorien) täglich in Form von Lebensmitteln es auskommen müsse, und das war wenig. Einstweilen mußte weiter gehungert und gedarbt werden.
Es ist schade, daß exakte Zahlen für das ganze Jahr oder auch nur größere Abschnitte desselben nicht mehr gebracht werden können, daß nur weniges über die Lebensmittelversorgung zuverlässig überliefert
ist. Wer dieses Jahr erlebt hat, ohne Erzeuger (Landwirt) oder sonst Begünstigter zu sein, wird sich der Lebensumstände nur ungern erinnern.
Im Januar war eine Vereinbarung über eine teilweise Vereinheitlichung der Lebensmittelzuteilung im Landkreis zustande gekommen: Je Person und Woche 500 g Brot, 200 g Butter, 2500 g Kartoffeln; anderes
blieb örtlich unterschiedlich. Damals standen dem Kreis vier amerikanische Lastkraftwagen mit Fahrer zur Verfügung. Um dieselbe Zeit wurde die Walheimer Molkerei wieder in Gang gesetzt. Wie
unsicher Planungen gewesen sind, ist durch die Tatsache bewiesen, daß im vergangenen Winter in Kornelimünster nicht mehr als 500 g Kartoffeln je Person haben zugeteilt werden können. Sicher ist, daß in diesem
Jahr noch manche "Zuteilung" nur auf dem Papier gestanden hat und daß eine auch nur halbwegs ausreichende Versorgung über die öffentliche Hand in keiner Woche gewährleistet gewesen ist. Selbst Kartoffeln
der neuen Ernte vermochte man nur in bescheidenem Umfang zu verteilen. Für Oktober wurden zuerkannt je Kopf und Woche 2500 g Brot, 250 g Kartoffeln, im November 2000 g Brot, 100-150 g Fleisch, 500 g
Kartoffeln, am Jahresende 2500 g Brot 150 g Fleisch. Der Lebensmittelaustausch mit Stolberg, Aachen und anderen Gemeinden fand im Frühjahr sein Ende.
Eine Niederschrift der Breiniger Ortsverwaltung besagte: Ab 5.Januar erhalten Kinder bis zu 3 Jahren täglich 1 l, bis zu 8 Jahren und Leute über 70 Jahre ½ l Milch, anderen steht keine zu. Braunkohlenbriketts
erhalten nur die Bäcker. Milch und Fleisch werden nach Stolberg geliefert, so in der Woche vom 14. bis 20.Januar 1000 l und 700 Pfund, in der folgenden Woche 1060 l und 308 Pfund, die Milch mit 0,23 RM und das
Fleisch mit 60-70 Pfennig berechnet. Stolberg liefert wöchentlich 18 Sack Roggenschrot zu je 26,55 RM.
Ebenfalls in Breinig zählte man im Januar namentlich 1245 Einwohner (497 m., 748 w. , darunter 96 schulpflichtige Knaben und 74 Mädchen); 194 hatten früher auswärts gewohnt; 24 in Mausbach, 47 in Stolberg,
90 in Aachen, 12 in Köln, die übrigen in anderen Gemeinden. Es waren vorhanden 233 Milchkühe, 70 Rinder, 43 Kälber, 3 Stiere, 15 Pferde, 25 Mastschweine, 3 Sauen, 12 Ferkel.
Die Lebensumstände blieben auch auf allen anderen Gebieten notvoll und gedrückt. Die Geschäfte waren und blieben leer. Neue Wäsche, Bekleidung, Schuhe, Bettzeug, hauswirtschaftliche Geräte und anderes, das
in jedem Haushalt benötigt wurde, fehlten bis über das Jahresende hinaus. Von der Jahresmitte an gab es Steinkohlenschlamm und Braunkohlenbriketts in ganz geringen Mengen auch für
Haushalte. Später wurde auch Petroleum erhältlich. Erstmals im Herbst gab es mattes Fensterglas. Alles mengenmäßig unzureichend und nur gegen Bezugsscheine erhältlich. Die Gemeinde gab aus ihrem Walde
Brennholz ab, die Erwerber mußten es selbst hauen.
Aus diesen Nöten heraus entwickelte sich schon bald nach dem Abzug der Amerikaner erneut das Hamstern von Lebensmitteln bei Bauern daheim und noch mehr im Dürener und Jülicher Land und darüber hinaus.
Immer mehr spielte sich dabei ein, daß daraus ein Tauschhandel (Lebensmittel weniger gegen Geld als gegen Bedarfsgüter der verschiedensten Art) wurde. Dabei spielte die Herkunft dieser Güter eine
untergeordnete Rolle; wer ihrer am meisten anzubieten hatte, konnte mit entsprechender Gegenleistung rechnen. Unrechtmäßig erworbene Sachen gingen in nicht geringer Menge in andere Hände über, auch
ganze Wagenladungen von Nutz- und Bauholz aus den Gemeindewaldungen.
Beim illegalen (Schwarz-)Handel, der zum Teil aus dem Tauschhandel genährt wurde, war sozusagen alles zu haben, das gewünscht wurde. Für ihn galten allerdings auch andere Wertmaßstäbe, als wie sie sich in
den Warenpreisen, die sich von denen des Vorjahres nicht unterschieden, ausdrückten.
Die Landbewirtschaftung setzte ebenfalls im März, nachdem alle Schranken gefallen, ein. Man war offensichtlich bemüht, möglichst viele Felder zu bestellen. Im vorigen Herbst war man noch an manchen Stellen
behindert gewesen, Wintersaat in den Boden zu bringen, jetzt fand man viele Felder zerpflügt und zunächst unbrauchbar. Man säte überwiegend Sommergetreide und brachte vor allem dem Anbau von Kartoffeln
Interesse entgegen. Auch die Hausgärten wurden mit Fleiß bestellt; in ihnen fand man auch wieder Tabakpflanzen wie in den Vorjahren. Manche Garten- und Feldfläche aber war so vom Kriegsgeschehen
mitgenommen, daß sie noch nicht bestellt werden konnte. Die Ernte konnte ohne erhebliche Störungen eingebracht werden.
Der Rindviehbestand, die Grundlage der hiesigen Landwirtschaft, war gegen das Vorjahr schätzungsweise um ein Drittel abgesunken. Zahlen sind nicht überliefert.
Das Wetter: Schnee und Frost von Anfang Januar an und nur von kurzer Dauer. Frühjahr, Sommer und Herbst ziemlich normal, Hagelschläge im Juni und Juli verursachten einige Schäden. Frost und Schnee erst
wieder im Dezember.
Das Fabrikgewerbe lag zunächst größtenteils darnieder. Jeder Betrieb bedurfte zu seiner Ingangsetzung der Genehmigung der Militärregierung, die sich auch vorbehalten hatte, über die Anlieferung von Rohstoffen,
Kohlen oder Kraftstrom zu entscheiden; sogar Aufräumungsarbeiten waren genehmigungspflichtig. Mit diesen Genehmigungen aber ging die Mil.-Reg. so sparsam um, daß man die Überzeugung gewinnen mußte,
sie wolle den Wiederaufbau zurückhalten.
In unserer Gemeinde waren zwei Holzsägewerke (siehe 1944) in beschränkten Umfange seit dem Vorjahre tätig geblieben.
Die Kalkwerke Lambert Hoven, Kornelimünster, durften im Juni in kleinem Umfang mit der Erzeugung beginnen; dagegen blieb die Betriebserlaubnis für die Kalkwerke Adam Thelen, Kornelimünster, aus.
Wegen der Reißwollfabrik in der Münster Mühle (Inhaber: W. Meuther in Inden) zogen sich die Verhandlungen deswegen fast drei Jahre hin, weil sie im dritten Reich hatte aus jüdischer Hand in deutschen, d.h.
"arischen" Besitz überführt werden müssen.
Der Geschäftsführer der Brauerei Josef Schmitz K.G., Kornelimünster, Anton Schmitz, kam im September aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ihm zahlte die Amtskasse den bei ihr hinterlegten Erlös für die von
den Amerikanern beschlagnahmten 1113 hl Bier nach Abzug von 14616 RM Kriegszuschlag mit 45287 RM aus. Die Biererzeugung war verboten und wegen fehlender Rohstoffe auch nicht möglich. Im Dezember
wurde die Erlaubnis zu Aufräumungsarbeiten und zur Vorbereitung der Herstellung eines bierähnlichen Getränks aus Molke erteilt.
Die Stolberger Metallfabrik Wirths, Bach und Co in Vicht-Breinigerberg war in der Kampfzeit stark beschädigt und dann ausgeplündert, ihr Ausweichbetrieb in Meschede (siehe 1944), aber völlig zerstört worden.
Auch ihr wurde nun erlaubt, von der Jahresmitte ab wenige Leute bei Aufräumungs- und Wiederherstellungsarbeiten zu beschäftigen.
Ähnlich erging es den Stolberger und Aachener Fabriken. Infolgedessen blieb die Mehrzahl der Arbeiter ohne oder ohne berufsmäßige Beschäftigung und darum, soweit sie nicht in der Landwirtschaft
untergekommen waren, der öffentlichen Fürsorge überantwortet.
Schon seit der Gebietsräumung hatten weder Renten aus der Invaliden-, Angestellten-noch Knappschaftsversicherung gezahlt werden können, noch hatten Kriegsbeschädigte, Kriegshinterbliebene, Unfallrentner
und andere ihre Bezüge erhalten. Im Laufe dieses Jahres erst gelang, sie wieder regelmäßig zu versorgen. Bis dahin waren sie der öffentlichen Fürsorge zur Last gefallen, soweit es nötig war. Daß daneben die
Armen und Arbeitsunfähigen die Gemeindehilfe beanspruchten, läßt deren übergroße Belastung erahnen.
Die Gesundheit der Menschen hat offensichtlich unter den zeitigen Lebensnöten gelitten. Man sieht es ihnen an: Hagere Gestalten, aschfahle Gesichter, unterernährte Kinder und Jugendliche. Trotzdem sind
eigentliche Hungertodesfälle nicht bekannt geworden. Im Krankenhaus Kornelimünster starben zwar 9 Personen an Unterleibstyphus, aber 4 davon waren aus Aachen, die anderen aus dem Kreis Jülich. Die
Todesfälle verteilen sich auf September bis Dezember.
Die ärztliche Versorgung war besser als vor dem Kriege; Dr. Josef Schillings kam aus der Fremde nach Kornelimünster zurück.
Auch Apotheker Rudolf Böltink übernahm wieder seine Adler Apotheke in Kornelimünster. Die Versorgung mit Arzneien blieb allerdings beschränkt, es fehlte an ausreichender Zulieferung.
Als überaus segensreich erwies sich das Krankenhaus im Benediktinerkloster, in das Kranke sogar aus anderen Kreisen gebracht wurden.
Der amtliche Gesundheitsdienst war dem Stadtarzt von Aachen übertragen.
Im Frühjahr ließ sich in Breinig als neue Hebamme nieder Frau Hubertina Brandenberg geb. Herzog, geboren 1920 in Aachen. Ihre Vorgängerin Frau Maria Dreuw hatte 1941 ihren Beruf wegen Erkrankung
aufgeben müssen. In der Zwischenzeit hatte die Hebamme von Kornelimünster Frau Josefine Slangen in Breinig amtiert.
Nach und nach wurde auch die Gemeindefürsorgerin, Schwester Stanisla aus dem Herz Jesu-Kloster, Kornelimünster, wieder regelmäßig tätig.
Die Klosterschwestern eröffneten noch während der Anwesenheit der Amerikaner mit, anfangs 5 Kindern im Hause der Wirtschaft von Souvignier am Benediktusplatz einen Kleinkindergarten. Sie verlegten ihn in die
ehemalige Abtei, mußten ihn aber wieder aufgeben, als dort wieder Soldaten einzogen.
Die katholische Kirche war von den Fesseln befreit, in die sie der Nationalsozialismus geschlagen hatte. Die Geistlichen erteilten wieder Religionsunterricht als Lehrfach in der Schule. Die Fronleichnamsprozession
war nicht behindert. Und nach dem Fortfall der kriegsbedingten Erschwernisse war der Gottesdienst keinen Beschränkungen mehr unterworfen. Die Militärregierung ließ nicht zu, den Buß- und Bettag als Feiertag zu
begehen.
Während der Corneli-Oktav waren außer der Reihe die Heilgtümer zur Verehrung in der Pfarrkirche ausgestellt. Die dürftigen Lebensverhältnisse verhinderten jedoch einen großen Volkszulauf.
Jahrmarkt und Viehmarkt fielen derzeitigen Umstände wegen aus.
Von Mausbachern hatte man erfahren, daß die für Kriegszwecke abgelieferten Kirchenglocken sich noch in einem Lager bei Eschweiler befänden. Man holte sie dort ab; bereits Ende März oder Anfang April konnten
sie wieder geläutet werden. Das Läuten war nicht mehr beschränkt.
Große Sorgen machte das Schulwesen. Schon seit dem Ende des vorigen Sommers hatte jeder Unterricht geruht. Lag sein Wiederbeginn schon im allgemeinen Interesse, so wurde dieser auch von der
Militärregierung gefordert. Zwar waren alle Schulhäuser erhalten geblieben, wenn auch zum Teil beschädigt. In allen hatten Soldaten gehaust und ihre Spuren hinterlassen: Möbel und Einrichtungen zerstört oder
beschädigt, Lehr- und Lernmittel überwiegend abhanden gekommen, die Räume im Unstand. Es fehlten zunächst auch genügend Lehrpersonen, die zum Unterrichten zugelassen waren (Nichtmitglieder der
NSDAP).
Die Gemeinde ließ Räume und Einrichtungen soweit wie möglich gebrauchsfähig machen; Neuanschaffungen waren unmöglich.
Die "Berufsschule Münsterland" konnte nicht wieder eröffnet werden. Ihr Leiter, Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier war zwar hiergeblieben, wurde aus politischen Gründen jedoch nicht zugelassen. Die
Schulräume, in der ehemaligen Abtei angemietet, waren nicht erreichbar; mit einer kurzen Unterbrechung waren und sind sie von Soldaten belegt gewesen. Die wertvollen Einrichtungen sind weitgehend verloren
gegangen oder unbrauchbar geworden.
Das Dach der Volksschule in Kornelimünster war durch Granaten beschädigt worden; nur zwei der vier Unterrichtssäle konnten benutzt werden. Am 8.Juni begann der Unterricht. Erste Lehrpersonen:
Mittelschullehrerin Maria Schmitz und Schulhelferin Conrads aus Stolberg; hinzu kam als einzige der früheren Lehrpersonen, aus der Fremde zurückgekehrt, die schon seit 1925 an der Mädchenschule tätige
Lehrerin Karoline Breuer. Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, jetzt Amtsbürgermeister, verzichtete mit Rücksicht darauf und auf sein Alter auf die Wiederübernahme der Schulleitung. Diese wurde dem Lehrer Ignaz
Hennecken aus Eschweiler (gebürtiger Breiniger) übertragen, der sie am 13.September angetreten hat. Unterrichtet wurden nun in vier gemischten Klassen die vier jüngsten Jahrgänge (Grundschule).
Der Leiter der Volksschule Breinig, Rektor Georg Erlhoff, kam zwar aus der Fremde zurück, wurde zum Schuldienst jedoch nicht zugelassen. An seiner Stelle berief die Regierung den bis 1944 an der
Volksschule in Mariadorf-Begau angestellten Lehrer Wilhelm Kremer (auch in Breinig geboren), der seit wenigen Wochen an der Volksschule in Dorff tätig war. Er fand die in Breinig seit langem angestellten
Lehrerinnen Johanna von der Weiden und Maria Broé vor; hinzu kam die Schulhelferin Deutzmann aus Stolberg. Der Unterricht begann, auch hier für die Grundschule, am 8.Juli.
Am Unterricht in Breinig hatten auch die Kinder von Breinigerberg teilzunehmen. Der letzte Lehrer der dortigen Schule wurde nicht mehr zugelassen: Heinrich Moonen. Der an das Schulhaus angebaute zweite
Schulsaal war wegen großer Dachschäden unbenutzbar.
Ebenfalls aus politischen Gründen nicht wieder verwendt wurde der Leiter der Schule in Venwegen, Lehrer Paul Voigt, der dort und in Breinig Bürgermeister gewesen war. Erst Ende August konnte der Unterricht
beginnen, nachdem die Schulleitung dem aus dem Freistaat Danzig gekommenen Lehrer Bernhard Schmidt übertragen worden war. Dessen Ehefrau übernahm am 1.Oktober die zweite Schulklasse; nun konnten
alle Jahrgänge unterrichtet werden.
In allen Schulstellen war es ein notvolles Beginnen, denn es mangelte an Einrichtungen, Lehr-, Lern- und Anschauungsmitteln, an Tafeln, Papier und Heften, an Bleistiften und Federn; örtlich war nichts zu haben,
man mußte sich sehr bescheiden. Lehrbücher aus der Hitlerzeit durften nicht benutzt werden, wenn sie nationalsozialistisches Gedankengut enthielten.
Die Elektrizitätsversorgung, hauptsächlich durch die weitgehende Zerstörung der Freileitungen unmöglich geworden, innerhalb vieler Häuser auch Gegenstand der Zerstörungslust von Soldaten gewesen, konnte im
Herbst teilweise wiederhergestellt werden, dank dessen, daß die Gemeinde aus ihrem Wald Leitungsmaste zu liefern vermochte. Vor Weihnachten war ein großer Teil der Hausanschlüsse fertig, und manche
konnten endlich auf die stinkenden primitiven Gasolinleuchten verzichten. Die Inneneinrichtungen waren der Tatkraft der Hausbewohner überlassen; Glühbirnen konnten nur unter der Hand, vom Schwarzhandel,
erworben werden. An eine Straßenbeleuchtung war noch nicht zu denken.
Im Nachrichtenwesen bahnten sich schon im Januar Verbesserungen an: Am 24. erschien in Aachen die erste Ausgabe der ersten deutschen Zeitung im besetzten Gebiet; "Aachener Nachrichten" als
"Publikationsorgan für den Regierungsbezirk Aachen". Sie berichtete über das politische und militärische Geschehen und Ereignisse in der Welt und in der Heimat und brachte Anzeigen von Privaten und Behörden.
Es war ein bescheidenes Blatt kleinen Formats und erschien einmal in der Woche. Am Tage des Waffenstillstands kam eine Sonderausgabe heraus.
Das Abhören von Rundfunksendungen blieb erschwert bis zur Wiederherstellung der Elektrizitätsversorgung.
Die Post begann im April wieder zu arbeiten. Befördert wurden anfangs nur Postkarten und unverschlossen einzuliefernde Briefe zur Zustellung im Stadt- und Landkreis Aachen. Nach und nach wurden auch
andere Sendungen zugelassen; alle waren der Zensur durch Beauftragte der Militärregierung unterworfen. Auch der Beförderungsbereich wurde allmählich erweitert. Fernsprech- und und Telegraphenverkehr waren
nicht so rasch in Gang gesetzt; ihre Einrichtungen, besonders die Überlandleitungen waren zu stark zerstört. Das Postamtsgebäude in Kornelimünster hatte bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke
erhebliche Schäden erlitten. In Breinig wurde die Postagentur von vornherein aus der Hauptstraße (deren Leiter Jakob Mommer war noch nicht aus dem Wehrdienst zurückgekehrt) nach dem Essig in die Wohnung
der Kriegswitwe Paula Lennartz geb. Corsten verlegt und dieser die Leitung übertragen. Bei der Posthilfsstelle Venwegen änderte sich nichts. In Kornelimünster war der Fernsprechverkehr innerhalb des
Ortsnetzes bereits ab Mitte April möglich; der dortige Leitungsaufseher August Claßen, der auch nicht ausgewichen war, hatte die Vermittlungsstelle wiederhergestellt. Erst im September war eine
Fernsprechleitung Aachen-Kornelimünster zur Übermittlung von Dienstgesprächen fertig, einen Monat später die erste Leitung für den Teilnehmerverkehr. Telegramme konnten von Aachen her nach
Kornelimünster nun fernmündlich übermittelt werden, und erst, nachdem die Militärregierung im September den zivilen Telegraphenverkehr in Aachen 1 zugelassen hatte. Im November genehmigte
die Mil.-Reg. die Einrichtung öffentlicher Fernsprechstellen.
Den Frachtverkehr, der anfänglich auf Pferdezug angewiesen war, übernahmen mehr und mehr Lastkraftwagen, die auf den Antrieb durch selbsterzeugtes Holzgas umgebaut waren. Anderer Kraftstoff war noch
nicht zu haben.
Bereits Mitte Februar war die Eisenbahn von Stolberg nach Walheim benutzbar. Amerikanische Pioniere hatten die herausgesprengten Teile der Viadukte über die Inde bei der Schlausermühle und über den
Rüstsiefen nahe der Bleihütte Binsfeldhammer durch Stahlgerüste ersetzt. Allerdings blieb der Verkehr auf dieser Strecke bis in den Sommer hinein den Militärtransporten vorbehalten. Man hat dort mehrmals
Züge mit deutschen Kriegsgefangenen gesehen, die nach dem Westen fuhren. Als dann wieder ziviler Verkehr zugelassen war, beschränkt auf wenige Züge täglich, hatten die Personenwagen meistens keine
Fensterscheiben oder die fehlenden waren durch hölzerne Verschalungen ersetzt; auch gedeckte Güterwagen mit wenigen Lichtöffnungen dienten der Personenbeförderung. Auf der Strecke Walheim-Aachen war
nun Verkehr von Kornelimünster ab möglich; die gesprengten Brücken wurden nicht instandgesetzt. Die Bahnhofsgebäude in Breinig und Kornelimünster waren in ihrem Bestand zwar erhalten, sahen innen aber
übel zugerichtet aus.
Die Straßenbahn von Aachen her war durch die Sprengung der Straßenbrücke über den Holzbach am Rollefer Berg unterbrochen. Erst im Oktober konnte der Verkehr bis zum Steinkaulplatz aufgenommen werden.
Seine Weiterführung in den Ort hinein war nicht möglich wegen der unsicheren Tragfähigkeit der Brücke über die Inde. Infolgedessen blieben Breinig und Walheim ohne Straßenbahnverbindung. Zudem hatten
Schienen und Stromleitungen dahin allerhand Beschädigungen erlitten. An der Endhaltestelle am Breiniger Bahnhof hatte ein Straßenbahnwagen, beschädigt zwar, den Krieg überstanden.
Unterm 25.Mai erließ der Regierungspräsident eine Verordnung zur Wohnraum- und Hausratversorgung. Sie ermächtigt die Gemeinde, überzähligen oder nicht genügend genutzten Wohnraum und
Hausrat an Bedürftige zu vermitteln, Hausrat unter dem Vorbehalt des Eigentums, Wohnraum mit Mietverhältnis. Von dieser Befugnis machte unsere Gemeinde einigemal Gebrauch. Mit dieser Verordnung ist das
Wohnungsamt ins Leben gerufen worden, das in der Folge noch eine große Rolle spielen sollte.
Während die genossenschaftlichen Spar- und Darlehenskassen in Kornelimünster und Breinig auf ihr fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken konnten (die von Breinig war auch nach der Gebietsräumung tätig
geblieben), nahm die seit 1940 bestehende Hauptzweigstelle der Kreissparkasse Aachen ihren Geschäftsbetrieb in den angemieteten Räumen am Markt wieder auf.
Am 27.Mai wurde der Pfarrer von Kornelimünster (seit 1921) Probst Alfons Gerson 80 Jahre alt. Dies nahm der Amtsbürgermeister zum Anlaß, ihn zum Ehrenbürger der Gemeinde zu ernennen. Gerson ist 1961
verstorben.
Der Standesbeamte beurkundete das Ableben folgender Personen, die in der Heimat dem Krieg zum Opfer gefallen sind:
+ 3 März, Krankenhaus Kornelimünster: Sofia Godesberg geb. Breuer, geboren 1912, aus Wissersheim im Kreise Düren: Verletzung durch Granatsplitter;
+ 2.April, Walheim, Bahnhof: Maria Hubertina Offermann geb. Radermacher, geboren 1919 aus Walheim: Dem Vernehmen nach von einem amerikanischen Soldaten erschossen, als sie durchfahrenden deutschen
Kriegsgefangenen Wasser reichen wollte;
+ 12.April im Krankenhaus Kornelimünster: Franz Faßbender aus Alstedten im Landkreis Köln, geboren 1878, Verletzung durch Granatsplitter;
+ 8.Mai in Breinig: Ludwig Welter aus Breinig, geboren 1935: Hatte in der Feldflur einen Sprengkörper berührt, dessen Splitter ihn verletzten.
Im November vernglückte im Jülicher Land tötlich der junge Landwirt Wilhelm Schnitzler aus Breinigerheide, Gut Fäuerchen; als er Futterstroh holen sollte, fuhr sein Fuhrwerk auf eine Mine. Der Verunglückte war
unlängst aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
Im Frühjahr fanden die im vorigen Spätsommer vorläufig an der Fundstelle nahe bei Kornelimünster beerdigten deutschen Soldaten (siehe 1944) eine bleibende Ruhestätte auf dem Kirchhof bei der Bergkirche. In
der Verlängerung der Kirchenachse wurde für sie ein kleiner Ehrenfriedhof hergerichtet. In Anwesenheit vieler Einwohner und von Probst Gerson, der die Stätte segnete, beigesetzt. 1953 erhielt das Feld seine
endgültige Gestalt. Zu den Kosten von 6.918 Dmark steuerte der Staat 5.000 DM bei. Das Feld wird bekrönt von einem steinernen Grabkreuz der Familie Gier, zu diesem Zweck von dem Familienangehörigen
Cornel Jennes zur Verfügung gestellt.
Im Sommer und Herbst ließ die Gemeinde die auf beiden Friedhöfen in Breinig beerdigten Gefallenen des ersten Weltkriegs und die in der Garnison oder daheim verstorbenen Soldaten auf dem Ehrenfriedhof
endgültig beisetzen. Dessen Gestaltung wird eine Aufgabe der Zukunft sein. Dieser Ehrenfriedhof war schon im ersten Kriegsjahr angelegt worden.
In diesem Jahresbericht ist versucht worden, die wichtigsten Begebenheiten festzuhalten. Er erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, kann das auch nicht. Wahrscheinlich ist manches übergangen worden, das
hätte erwähnt werden sollen, anderes nur am Rande gestreift worden, das eine eingehende Darstellung verdient hätte.
Verfasser war erst von der Jahresmitte an wieder daheim. Für alles frühere und vieles spätere Geschehen war er auf Auskünfte von Daheimgebliebenen, Angehörigen der Ortsverwaltungen, einen späteren Bericht
des Amtsbürgermeisters, auf Behördenauskünfte, Zeitungsberichte und anderes angewiesen. Für Breinig durfte er ein während der Besetzungszeit geführtes Tagebuch des 1959 verstorbenen
Malermeisters Jakob Hennecken benutzen; für Venwegen lieferte der bei der dortigen Ortsverwaltung tätig gewesene Beamte der Kreissparkasse Josef Scholl einen Bericht.
Die von den damaligen Verwaltungsstellen hinterlassenen Schriftstücke lassen vieles vermissen, was für die Geschichtsschreibung wertvoll gewesen wäre.
Der Verfasser ist sich bewußt, nur einen Abriß der Geschichte haben vorlegen zu können, trotzdem er jahrelang um eine bessere Aufhellung derselben bemüht gewesen ist.
Der Leser mag darum Verständnis dafür aufzubringen suchen, wenn er vieles vergebens suchte.
1946 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 89 | 104 | |
Todesfälle | 140 | 52 | |
Trauungen | 52 |
Vom 1.Oktober an hatte Walheim ein eigenes Standesamt.
Bei der allgemeinen Volkszählung vom 29.Oktober wurden 5635 Einwohner ermittelt gegen 5186 im Jahre 1939. Das Mehr trotz der Kriegsverluste beruht in der Hauptsache auf dem Zuwachs durch solche
Personen, die in den Kriegsjahren aus luftkriegsgefährdeten Orten gekommen waren und dahin noch nicht zurückkehren konnten. Die Einwohnerzahl der einzelnen Orte waren nicht mehr festzustellen.
Auch fehlen Zahlen über Art und Umfang der Bodenbenutzung und das Ergebnis der im Februar gezählten landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen.
Eine Viehzählung im Juni ergab 189 Kälber unter 3 Monate, genau so viele Jungtiere von 3 bis 12 Monaten, 177 von 1 bis 2 Jahren, zwei und mehrjährige Stiere 27, Milchkühe 854, Färsen über 2 Jahre 82,
zusammen 1480 Stück Rindvieh. Über andere Haustiere sind Zahlen nicht erhalten.
Dieses Jahr brachte wichtige politische Neuerungen. Die im Vorjahr aus den Regierungsbezirken Aachen, Köln und Düsseldorf gebildete Nordrheinprovinz wurde mit der Provinz Westfalen zum Land
Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen und diesem auch das Land Lippe-Detmold angegliedert. Regierungssitz: Düsseldorf. Die Ämter der beiden Oberpräsidenten fanden am 20.Oktober ihr Ende.
Die Militärregierung ernannte sowohl die Mitglieder der Landesregierung wie des Landtags, der sich vom 2.Oktober zum ersten Mal versammelte.
Mit Wirkung vom 1.April verkündete die britische Militärregierung die revidierte Gemeindeordnung für die britische Zone. Nach englischem Vorbild führte sie die Gewaltenteilung ein: Oberstes Willensorgan der
Gemeinde ist der vom Volk in allgemeiner geheimer und direkter Wahl gewählte Gemeinderat, der auf Zeit (ein Jahr) und aus seinen Reihen einen ehrenamtlichen Bürgermeister als einen
Vorsitzenden zu wählen hat. Dem Rat unterstellt sind der "Hauptgemeindebeamte" mit der Amtsbezeichnung Gemeindedirektor und die übrigen Beamten.
Die am 7.Februar von der Militärregierung ernannten Mitglieder des Gemeinderats waren: Thomas Queins, Erwin Willms, Mathias Claßen, Karl Siemons, Nikolaus Royé, Jakob Willms (von der CDU) und Hans
Szymecki (SPD) aus Kornelimünster, Franz Krings, Heinrich Houbé, Lambert Emonts, Johann Meyer (CDU), Peter Hansen (SPD) und Martin Gerards(KPD) aus Breinig, Wilhelm Kremer (CDU), Franz Lennartz und
Bernhard Engelhardt (KPD) aus Breinigerheide, Hubert Sauer und Peter Plum (SPD) aus Venwegen.
Der Gemeinderat trat am 30.März zu seiner ersten Sitzung im Pfarrheim in Kornelimünster unter dem Vorsitz des am gleichen Tage wie die Gemeindevertreter ernannten Bürgermeister Leonhard Hüpgens
zusammen. Daran nahmen auch der neue Landrat Johann Ernst und der Kreisresidenzoffizier Major Sommerville teil. Der Offizier ermahnte einleitend immer das allgemeine Wohl im Auge zu behalten, stets die
Gemeindeinteressen zu vertreten, bis im Spätsommer oder Herbst eine neue Gemeindevertretung gewählt worden sei. Der Landrat verbreitete sich über das Wesen der Demokratie, die allein den Wiederaufbau
voranzutreiben vermöge. Auf Grund von Richtlinien wurde eine vorläufige Grundsatzung beschlossen, auch gab sich der Rat eine Geschäftsordnung. Man wählte mehrere Ausschüsse, als Bürgermeister den
bisherigen, stellte aber die Wahl seines Stellvertreters zurück. Als Gemeindedirektor wurde Heinrich Esser, als dessen Stellvertreter Egon von Reth gewählt. Am 28.Mai wählte der Rat zum stellvertretenden
Bürgermeister Karl Siemons.
Der Gemeinde Haushaltsplan für 1946 lautet im ordentlichen Haushalt auf 222.366 Reichsmark Einnahmen und 421.471 RM Ausgaben. Die Amtsumlage von 55.311 RM kam nicht mehr zur Geltung. Grundsteuer
für landwirtschaftliche Betriebe 100%, für andere Grundtücke 140%, Gewerbesteuer nach Ertrag und Kapital 300% der vom Finanzamt mitgeteilten Meßbeträge. Man erwartet an Grundsteuer 20.476 RM
und 53.000 RM an Gewerbesteuer 54.200 RMark und hat als Kreisumlage 33.259 RM vorgesehen.
Die Abrechnung des Amtshaushalts für 1945 lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 169.919 RM.
Nach dem Amtshaushaltsplan 1946 wurde nur für wenige Monate und auch nicht in allen Punkten gewirtschaftet, nach dem Walheim allmählich arbeitsfähig geworden war.
Im Hinblick hierauf verfügte der Landrat, daß die gemeinsamen Einnahmen und Ausgaben 56% für Kornelimünster und mit 44% für Walheim zu verbuchen seien. Im November wurden dem gemäß die
Umbuchungen vorgenommen.
Die Abrechnung der Gemeindekasse für 1945 ergab 541.683 RM Einnahmen und 494.577 RM Ausgaben.
Die Verwaltungsdienststellen verblieben an den bisherigen Örtlichkeiten (s.1945). Ihre Ausstattung mit Papier, Vordrucken und Schreibzeug besserte sich zwar leicht, blieb aber weiterhin bescheiden; entliehene
Möbel, Schreibmaschinen und anderes konnten nicht entbehrt werden; für die Gemeindeverwaltung zahlte man 60 RM Monatsmiete, während das Gemeindehaus auf dem Schulberg dem Wetter preisgegeben blieb.
Erst gegen das Jahresende konnten die für die Dachdeckung nötigen Ziegel beschafft werden.
Auch die Polizei wurde neu geordnet. Im Januar hat die Militärregierung die verwaltungspolizeilichen Aufgaben den Gemeinden zugewiesen (Ordnungsaufgaben), im Juli die gesamte Polizei einem Chef der
Regierungsbezirkspolizei in Aachen unterstellt. Ihr wurden auch die inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen staatlichen Gendarmen und die kommunalen Schutzpolizeimeister Lorenz Baltus,
Kornelimünster, und August Legutke, Walheim, zugeteilt, die nach der Gebietsänderung (1944) in einem Polizeibataillon an die Kampffront geschickt worden
waren. Seitdem gibt es in Kornelimünster und Breinig nur noch Polizeiposten der Regierungsbezirkspolizei.
Nachfolger des am 28.Februar ausgeschiedenen Landrats Winand Ungermann wurde Johann Ernst, erster Oberkreisdirektor Christian Berling.
Gemeindedirektor Heinrich Esser schied nach Kündigung Ende September aus, um eine Beamtenstelle bei der Stadt Aachen anzutreten. Ab Mai war Amtsinspektor Johann Emonts wieder bei der Gemeinde
hilfsweise beschäftigt, allerdings ohne Beamtenrechte, weil noch nicht entnazisiert. Wegemeister Josef Broichhausen war unter denselben Bedingungen tätig. Amtsoberinspektor Hubert Meyer kam aus der
Kriegsgefangenschaft zurück, fand aber noch keine berufliche Verwendung, ebenso wie der bereits im Juni vorigen Jahres aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Amtsinspektor Johann Röntgen noch ohne
dienstliche Verwendung blieb.
Aus der Wahl am 15.September gingen als neue Gemeindevertreter hervor. Alexius Brammertz, Erwin Willms, Mathias Claßen, Thomas Queins, Wilhelm Laschet, Jakob Willms, Karl Siemons (CDU) aus
Kornelimünster, Josef Hennecken, Heinrich Laufs, Franz Krings, Johann Meyer, Lambert Emonts (CDU) und Josef Hoven (SPD), aus Breinig, Johann Ganser, Wilhelm Kremer (CDU) aus Breinigerheide. Die
Wahlbeteiligung betrug 77 v.H. der Berechtigten. Nachtrag
Vier Wochen danach waren die Mitglieder des Kresitags zu wählen. Aus unserer Gemeinde wurde der CDU-Vertreter Wilhelm Kremer gewählt (der Gemeindevertreter).
Der neue Gemeinderat trat am 30.September zur ersten Beratung unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hüpgens zusammen und wählte zum Bürgermeister Karl Siemons, zu dessen Stellvertreter Johann Ganser. Um
Venwegen eine gewisse Vertretung zu ermöglichen, wählte man Hubert Sauren (SPD) als "Berater" ohne Stimmrecht zur Teilnahme an den Ratssitzungen, stellvertretender Gemeindedirektor Egon von Reth wurde
in seinem Amt bestätigt, jedoch beschloß man einen Verwaltungsfachmann für diesen Posten zu suchen. Als Ortsvorsteher für Venwegen wurde Heinrich Hamacher gewählt. Am 28.Oktober wählte der
Gemeinderat anstelle des noch vom letzten dortigen Bürgermeister eingesetzten Karl Berretz zum Ortsvorsteher von Breinig den Gemeindevertreter Johann Ganser. Auf dieser Sitzung wurde bekannt gegeben,
daß die Militärregierung den vom Rat auf monatlich 250 RM festgesetzten Ehrensold des Bürgermeisters auf 200 RM heruntergesetzt habe und sich gegen die Einführung der Straßenbeleuchtung ausgesprochen
hätte.
Unterm 5.Februar gab das Hauptquartier der Militärregierung des Regierungsbezirks Aachen "Richtlinien für die künftige Stellung der Amtsinstanz in der Verwaltung" heraus. Darin heißt es u.a.: "
Unterste Instanz der örtlichen Regierung wird die Gemeinde werden, ob sie zu einem Amt gehört oder nicht. Das Amt wird aufhören, eine Verwaltungsinstanz zu sein, aber es wird für gewisse besondere
Funktionen beibehalten, ___". Der Landrat gab die Richtlinien ohne jeden Zusatz an die Gemeinden weiter. Darum blieben gewisse Zweifel darüber, ob und von wann ab etwa das Amt Kornelimünster fortfallen
würde, bestehen. Auf des Amtsbürgermeisters Nachfrage darüber gab der Landrat keine entsprechende Antwort, sondern verwies lediglich auf die "Richtlinien". Indessen war man in Walheim hellhörig, man
witterte die Möglichkeit, aus dem Amt auszuscheiden. Die dortigen, von der Militärregierung ernannten Gemeindevorsteher Wilhelm Klein und Bürgermeister Josef Hoffmann wurden in dieser Beziehung rege und
betrieben die Amtsauflösung und die Einrichtung einer unabhängigen Gemeindeverwaltung in Walheim; sie fanden unter Berufung auf eine Erklärung eines Offiziers der Mil.R., er kenne kein Amt Kornelimünster,
nirgendwo ernsthaften Widerstand. Von Anfang April an begehrten und erhielten sie vom Bürgermeister bezw. dem Gemeindedirektor von Kornelimünster Gemeinde-Siegel und Akten und auch Personal. Unser
Gemeinderat ist wegen der Amtsauflösung nicht befragt worden; er hat unter der Voraussetzung, das Amt sei aufgelöst, lediglich einige auf das Amt bezügliche Vorschriften der Grundsatzung gestrichen. Der
Landrat hat in der Folge erklärt, die Mil. Reg. habe die Amtsauflösung in Aussicht genommen, den Zeitpunkt aber noch nicht mitgeteilt, doch setze die Ernennung von Klein und Hoffman die Auflösung voraus (Klein
war im Amt des Gemeinde-Direktors bestätigt worden).
So galt das Amt als tatsächlich aufgelöst. Eine eindeutige Weisung der Mil. Reg., das Amt aufzulösen, ist den Gemeinden nicht zugegangen. Auch keine deutsche Behörde hat sie verfügt. Augenscheinlich herrschte
nirgendwo Klarheit über die maßgebenden Rechtsverhältnisse, und niemand hat eine unbedingt nötige vermögensrechtliche Auseinandersetzung der Gemeinden verlangt. Diese teilten ohne Beteiligung der
Gemeindevertretungen lediglich einige Büroeinrichtungen usw. derart, daß Walheim Gegenstände im Wert vpn 9.245 RM erhielt, darunter ein Feuerlöchfahrzeug im Wert von 7.500 RM;
Kornelimünster behielt Gegenstände im Wert von 3.993 RM und bekam zum Ausgleich von Walheim 3.420 RM. Über in der Zukunft zu erwartende, auf dem Amtsverband beruhende und
fortwirkende Verpflichtungen, wie z.B. die Besoldung der Amtsbeamten und deren Versorgung, scheint man sich keine Gedanken gemacht zu haben. Anfang August teilte der Landrat mit, der Regierungspräsident
habe davon abgesehen, die Amtsauflösung auszusprechen, weil sie offenbar bereits vollzogen sei. Wie vom Regierungspräsidenten verlangt, richtete Walheim Anfang September ein eigenes Standesamt ein; vom
1.Oktober an hatte es auch eine Gemeindekasse unter Leitung des Amtsrentmeisters Corsten.
Über diese Angelegenheit ist in den folgenden Jahren weiter berichtet.
Bereits in der ersten Gemeinderatssitzung (30.März) hatte ein KPD-Vertreter aus Breinigerheide beantragt, den Verwaltungssitz "aus der Hochburg des Faschismus" Kornelimünster (wie er sich ausdrückte) nach
Breinig zu verlegen. Im Sommer wurde das auch aus Breinig beantragt und damit begründet, Breinig sei zentraler gelegen, habe die meisten Einwohner; auch, so wurde behauptet, würden dort die meisten Steuern
gezahlt. Bis zum Jahresschluß war über den Antrag noch nicht entschieden.
Die Elektrizitätsversorgung konnte im Frühjahr auch in Breinigerheide, Schützheide und Breinigerberg wiederhergestellt werden. Im Spätsommer war auch die Gasversorgung sichergestellt. Die Straßenbeleuchtung
ließ die Mil. Reg. nicht zu.
Straßeninstandsetzungen, so nötig sie auch waren, vermochte die Gemeinde nicht auszuführen, sie mußte sich auf notdürftige Flickarbeiten beschränken. Vom Krieg am meisten mitgenommen war die Winterstraße
in Breinig außerhalb des Orts und ihre Fortsetzung in Richtung Münsterau; nur die größten Granatlöcher wurden mit Schotter und Split ausgefüllt.
Zur Verbesserung des Abwässerablaufs in der Hauptstraße in Breinig ließ die Gemeinde im Herbst einen Kanal an der Kirchenseite erbauen, von etwa 25-30 m oberhalb der Kirche
bis zum Pfarrhaus, und dort in einen vorhandenen Kanal münden, der in Richtung Essig verläuft; an ihm wurde noch über das Jahresende gearbeitet. Im Dezember stürzte in den ungenügend
abgesicherten Kanalgraben zu abendlicher Stunde der Stadtinspektor (frühere Gemeindedirektor) Heinrich Esser aus Breinig und brach ein Bein.
Am 8.Februar verpachtete die Gemeinde den ehemaligen Sportplatz an der Stockemer Straße an den Bauunternehmer Ernst Blees aus Stolberg-Büsbach, der unter Mitbenutzung der darauf stehenden
reichseigenen "Kartoffelhalle" (über diese siehe 1945) dort Bimssteine herstellen wollte. Am Jahresende war noch kein Betrieb angefangen.
Die Breiniger Bevölkerung hat durch freiwillige Spenden ermöglicht, auf dem neuen Friedhof an bevorzugter Stelle nahe beim Eingang ein großes steinernes Kreuz aufzurichten (der Friedhof ist simultan; siehe
1937), das ehedem als Stationskreuz für die Fronleichnamsprozession an der oberen Steinstraße gedient hat. Ebenfalls aus Spenden ließ man die im Kriege beschädigten Stufen am Kriegerehrenmal daselbst
erneuern.
Eine planmäßige Gemeindewaldwirtschaft war nur beschränkt möglich. Gemeindeförster Josef Andres war noch nicht "entnazisiert" und durfte keine Aufsichtsbefugnisse ausüben. Im September beantragte der
Gemeinderat seine dringend notwendige Wiedereinberufung mit allen Rechten, auch, um den erheblichen Holzdiebstählen Einhalt zu bieten, die sich nicht auf Brennholz beschränkten.
Die Stolberger Försterstelle Rochenläger wurde dem aus Niederschlesien vertriebenen Revierförster Reinhard Rudolph übertragen.
Der Wiederaufforstung von Kahlschlägen, wofür im Kulturplan 2.700 RM vorgesehen waren. Nach dem Hauungsplan erwartete man den Einschlag von 934 RM Nutz-, 730 RM Brenn- und 70 RM Reiserholz und einen
Erlös von rund 30.000 RM. Für Waldarbeiterlöhne waren 10.000 RM vorgesehen.
Die sogenannte Entnazisierung schritt nur langsam fort. Am Jahresende war noch über keinen der im Gemeindedienst wieder beschäftigten Beamten und Angestellten endgültig entschieden. Der Gemeinderat hat
am 8.Juli einen Ortsausschuß zur Vorprüfung der Entnazisierungs-Begehren gewählt. Die Entscheidung war einem aus Deutschen unter dem Vorsitz eines Rechtskundigen gebildeten Kreisausschuß
vorbehalten, dessen Entscheidungen von der Mil. Reg. zu bestätigen blieben.
In Aachen bestand außerdem ein Revisionsausschuß. Die Eigenart des Verfahrens bestand darin, daß derjenige, der den Antrag stellte, auch gehalten war, die Zeugnisse der Entlastungszeugen beizubringen; es
fehlte also gewissermaßen der Staatsanwalt, der die Untersuchungen ausführt.
Der seit dem Anfang des vorigen Jahres in Aachen erscheinenden Zeitung "Aachener Nachrichten" gesellte sich als Organ der CDU die "Aachener Volkszeitung" zu. Das Bistum Aachen gab wieder die
"Kirchenzeitung" heraus. Auch die KPD hatte eine eigene Zeitung in Aachen.
Zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeiten ließ die Aachener Straßenbahn von Juni an zwischen Breinig und Kornelimünster einen Omnibus laufen. Inzwischen war die große Indebrücke (siehe 1944) hinsichtlich
ihrer Tragfähigkeit geprüft und für den Fahrverkehr durch Aufschüttungen wieder hergerichtet worden, sodaß über sie auch wieder die Straßenbahn fahren konnte. Die Strecken nach Breinig und Walheim wurden
betriebsbereit gemacht. Seit 11.August fuhr die Straßenbahn nach Breinig seit genau 2 Monaten später auch wieder nach Walheim; der Omnibus wurde überflüssig. Die Straßenbahnwagen hatten bestenfalls
wenige Fensterscheiben, die anderen waren durch Pappe oder Holz ersetzt.
Die Wiedereröffnung dieser Straßenbahnstrecken war dadurch gefördert worden, daß Gemeindedirektor Esser gelungen ist, in Ausnützung von Beziehungen nach Osnabrück 5000 m Oberleitungsdraht zu
beschaffen. Die Kosten von rd 40.000 RM hat die Straßenbahn der Gemeinde ersetzt.
Auch die Eisenbahnwagen waren in ähnlichem Zustand wie die der Straßenbahn. Hier fuhren außerdem gedeckte Güterwagen mit wenigen unverglasten Lichtöffnungen und wenig Sitzgelegenheiten. Der Fahrpreis
war der für die 3. Klasse. Aber man war froh, daß man reisen konnte. Weiter im Nachtrag.
Endlich fielen vom 6.Oktober an alle Ausgehbeschränkungen (zuletzt von 22 ½ bis 4 ½ Uhr), die seit dem Einmarsch der Amerikaner bestanden hatten, fort.
Von August an wurden neue für die britische Zone einheitliche Personalausweise mit Lichtbild ausgegeben; sie wurden von der Gemeinde ausgestellt.
Ein Wohnungsgesetz der brit. Militärregierung vom August verpflichtete die Gemeinden, allen Wohnraum zu erfassen, d.h. zu ermitteln und zu bewirtschaften, d.h. für eine Verteilung nach Bedürfnis zu sorgen und
zu dem Zweck Wohnungsämter einzurichten. Noch im gleichen Monat ließ die Gemeinde durch ehrenamtliche Helfer, alle Wohnungen aufnehmen, um festzustellen, wie sie benutzt werden und danach zu prüfen,
inwiefern sie nach dem Gesetz unzureichend belegt sind. Zwei Monate später wurde die Aufnahme nach neuen Richtlinien wiederholt. Die Wohnungsämter erlangten in der Folge eine große Bedeutung, als nicht nur
Alteinwohner ihre Hilfe suchten, sondern insbesondere Heimatvertriebene und Flüchtlinge, deren einige schon eingetroffen waren, sich in den nächsten Jahren aber gewaltig mehren sollten. Ein vom Gemeinderat
gewählter Wohnungsausschuß hat das Wohnungsamt zu beraten.
Im Laufe des Jahres kamen vereinzelte deutsche Kriegsgefangene aus dem Ausland zurück. Ungewißheit blieb über das Schicksal vieler Soldaten, die im Osten und Südosten gekämpft hatten.
Die Zahl der in die Gemeinde gewiesenen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge mehrte sich bis zum Jahresende. Nur wenigen konnte eine Wohnung vermittelt werden, die anderen mußten sich auf unabsehbare Zeit
mit einem Obdach begnügen. Alle blieben auf die Mithilfe und das Entgegenkommen dert Mitbewohner angewiesen, denn Möbel und anderer Hausrat konnten ihnen aus Beständen nicht geliefert werden, die waren
auch für Einheimische Mangelwaren.
Eine unangenehme Erinnerung an vergessen geglaubte Zeiten rief ein britischer Offizier hervor, als am 11. Und 12.Februar sich die Männer zu melden hatten, die aus der Wehrmacht zwar entlassen waren, aber
nicht den von der Mil.-Regierung vorgeschriebenen Entlassungsschein (Muster D2) besaßen. Versammlungsort: Gaststätte "Zum Sängerheim" in der Corneliusstraße in Kornelimünster. Ablauf: Jeder hatte sich
auszuweisen und vorhandene Militärpapiere vorzuweisen. Zwei Ärzte (Dr. Schillings, Kornelimünster und Dr. Klein, Brand) haben die Arbeitsfähigkeit (in der Regel nach dem Augenschein) zu prüfen.
Ein Zahlmeister, dem der fertige Entlassungsschein vorzulegen ist, zahlt 40 RM Entlassungsgeld. Soweit ging alles gut. Der Offizier, der noch einen Begleiter hatte, nahm die alten Militärpapiere an sich. Dabei hatte
er allerhand, zum Teil verfängliche, Fragen, prüfte die Bekleidung und Geldmittel je nach Laune. Je nach Befund ließ er amerikanische Schuhe, Hemden, Mäntel (die notweise getragen wurden) ausziehen, in einem
Fall sich mehrere hundert Reichsmark herausgeben. Die Männer, die aufgefallen waren, mußten sich mit dem Gesicht zur Wand aufstellen und, als der Platz nicht mehr ausreichte, in gleicher Weise an der Wand
eines gegenüber stehenden Hauses. Der Offizier, bewaffnet mit einem Stock oder einer Reitgerte, ließ dann die Leute sich in Marschform aufstellen und ließ sie auf und ab marschieren und beauftragte schließlich
einen ehemaligen deutschen Unteroffizier, in gleicher Weise die Marschierenden zu führen. Dem Vernehmen nach hat das stundenlang gedauert.
Mitte Januar wurde in Breinig eine Kompagnie belgischer Soldaten untergebracht, die Soldaten in Wirtshaussälen, die Offiziere in Privathäusern. Sie fällten jenseits der Wehe Nadelholzbäume, von denen täglich
mehrere Eisenbahnwaggons vom Bahnhof Breinig abbefördert wurden. Ihr Verhältnis zu den Einwohnern war im allgemeinen einwandfrei.
Im Frühjahr verlangte die Mil. Reg., für belgische Offiziers- und Unteroffiziers-Familien Wohnungen mit Einrichtungen frei zu machen. Die Beschwerde des Gemeinderats dawider war erfolglos. Die
Wohnungsinhaber mußten anderweitig untergebracht werden, die meisten Einrichtungen aber zurücklassen. Im Herbst wurden bessere Möbel angefordert; die Gemeinde beschlagnahmte sie vornehmlich bei
früheren Mitgliedern der NSDAP. Von diesen als rigoros empfundenen Maßnahmen war Kornelimünster besonders betroffen; hier mußten 14 Familien weichen, in Venwegen keine, in Breinig begnügten sich die
Belgier der Holzfällerkompagnie mit Teilen von Wohnungen, sodaß deren Inhaber nicht zu weichen brauchten.
In der ehemaligen Abtei lag eine Kompagnie Belgier bis über das Jahresende. Sie gehörten zu einer größeren Einheit in Brand oder Aachen.
Die Fronleichnamsprozession war nicht behindert. Allerheiligen und Buß und Bettag waren von der Mil.-Reg. zu Arbeitstagen erklärt, was Selbständige (Handwerker, Bauern) nicht gehindert hat,
Allerheiligen als Ruhetag zu begehen.
Cornelioktav und seit Jahren erstmals wieder ein bescheidener Jahrmarkt in der hergebrachten Weise, jedoch kein Viehmarkt. Der Fremdenzustrom hatte stark nachgelassen, was wohl auf die bedrängten
Lebensumstände zurückzuführen war.
Die Volksschulen litten weiterhin Mangel an Notwendigem, besonders an Lehr- und Lernmitteln, wenn auch die Belieferung mit Schreibzeug (Papier und Hefte) sich gebessert hatte. Fehlendes an Möbeln und
Einrichtungen ließ sich nun nach und nach, aber nicht ganz ersetzen. In den Osterferien konnte in Kornelimünster ein dritter Schulsaal hergerichtet werden, nachdem in die Bergkirche gerettet Möbel
wiederhergestellt worden waren und das beschädigte Dach eine Pappabdichtung erhalten hatte. Die zentrale Heizung hatte der, als Schuldiener tätige Heizungsmonteur Engelbert Decker schon vor dem vorigen
Winter betriebsfähig gemacht. Der Landwirt Thomas Queins von der Schlausermühle schenkte für die Schulen neue Kruzifixe. Endlich, im Sommer konnte auch in Breinigerberg (am 30.August) der Unterricht
wieder beginnen. Ein Schulsaal (im Hauptgebäude) war hergerichtet, der andere noch unbrauchbar. Der aus Ostpreußen vertriebene Lehrer Johann Kaesler begann mit 55 Schülern. Dadurch sank die Schülerzahl in
Breinig auf 324. Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, Kornelimünster, seit September 1944 Bürgermeister gewesen, wurde im Herbst in den Ruhestand versetzt; er war seit 1925 Schulleiter daselbst gewesen.
Im vorigen Winter war an allen Schulen eine Schülerspeisung eingeführt worden; sie ist über das Jahresende fortgesetzt worden, ermöglicht durch amerikanische Lieferungen von Erbsmehl und Biskuits, die in
Suppenform verabreicht wurden. Die Herrichtung geschah von Privaten, die Verteilung durch die Lehrer: Täglich ½ l., wofür die Eltern wöchentlich 1,-RM zahlen. Diese Einrichtung wurde angesichts der allgemeinen
Lebensnöte als sehr wohltuend empfunden, waren doch gerade die Jugendlichen von ihnen am meisten betroffen.
Vor Weihnachten erhielt jeder Schüler als Geschenk der Mil. Reg. außer einem Gebildbrot mehrere Tafeln (etwa ½ kg) Schokolade.
Die Schulräume der Berufsschule in der früheren Abtei waren das Jahr über mit belgischen Soldaten belegt und unerreichbar. Es wurde kein Unterricht erteilt. Mit Wirkung vom 1.April d.J. ist der Leiter der Schule
Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier am 8. Okt. 1948 in den Ruhestand versetzt worden.
Die Jagd ruht schon seit dem Einmarsch der Amerikaner. Damals haben alle Schußwaffen abgeliefert werden müssen, und das Verbot, solche zu besitzen, wurde noch nicht aufgehoben. Allerdings machen
gelegentlich Angehörige der Besatzung Jagd auf Wild; auch die Fischerei üben sie aus, obgleich sie den Fischereiberechtigten weder untersagt noch unmöglich ist. Wildschäden da und dort von Wildschweinen
angerichtet, wurden nicht entschädigt, wozu vertraglich die Jagdbezirkspächter anstelle der Jagdgenossenschaft verpflichtet waren. Die Jagdpächter zahlten auch keine Pacht.
Wohlgenährt durch überall herumliegende Lebensmittelreste der Kampftruppen hatten sich nach deren Abzug Mäuse, Wühlmäuse und Ratten derart vermehrt, daß sie in Häusern, Gärten und Feldern beträchtliche
Schäden anrichteten. Zu ihrer Bekämpfung wurde auf Anordnung des Landrats im Januar von Haus zu Haus Rattengift ausgelegt.
Auf dem Ginsterberg im Abhang zwischen dem Eisenbahneinschnitt und dem Rehagsiefen gegenüber der Schutthalde der Kalkwerke in der Rüst haben Leute aus Stolberg begonnen, Heilkräuter verschiedener Art
zu züchten. Man hat das mit Heidegras und einzelnen Ginstersträuchern bestandene Gelände davon gesäubert und umgepflügt. Etwas unterhalb, nahe bei dem Wasserlauf, züchtet man solche Gewächse in
künstlich angelegten kleinen Schlammweihern. Dem Vernehmen nach wurden die Kräuter für eine Arzneimittelfabrik in Stolberg verwendet.
Schon im vorigen Herbst hatte der Landrat auf Wunsch der Militärregierung angesichts des völligen Darniederliegens des kulturellen Lebens der Erwachsenenbildung besondere Aufmerksamkeit zu schenken
angesagt. Jedoch kam es erst in diesem Herbst zur Bildung eines Gemeinde-Kulturausschusses. Der entwarf folgendes Programm:
I. Förderung von Fertigkeiten in Kurzschrift, Basteln, Schachspiel, Sprachlehrgänge für Englisch und Französisch.
II. Wissenschaftliche Vorträge über Heimatgeschichte, Architektur, Malerei, Literatur, Philosophie
III. Künstlerische Veranstaltungen musikalischer, deklamatorischer, schauspielerischer Art.
Die Initiative ging hauptsächlich von dem in Kornelimünster wohnenden Professor an der Technischen Hochschule in Aachen Gustav Plessow aus. Indessen stieß die Gewinnung geeigneter Persönlichkeiten auf
Schwierigkeiten, so daß von Veranstaltungen abgesehen werden mußte.
Unsere Landwirtschaft, die sich hauptsächlich auf Rindviehzucht und Milchwirtschaft stützt, besserte sich langsam aber stetig. Um die erheblichen Verluste in der Endzeit des Krieges wenigstens teilweise
anzugleichen, führte man ihr Nutzvieh aus Oldenburg zu; das fand jedoch wenig Anklang bei den Bauern, sie bezeichneten es als minderwertig. Trotzdem wurde im Sommer verlangt, in der Zeit vom 21.Juli 1946
bis zum 30.Juni 1947 als Schlachtvieh 230 Stück zu 400 kg abzuliefern; dieses Soll wurde sogar auf 320/400 kg erhöht. Die Erfüllung dieser Auflage würde den Bestand um 27 v.H. gemindert haben und hätte
den Ruin der kleineren Betriebe herbeigeführt. Der Gemeinderat erhob deswegen Beschwerde dagegen; über den Erfolg war leider nichts mehr zu ermitteln. In dieser Notzeit gewann der Ackerbau (Hackfrucht,
Getreide) wieder erhöhte Bedeutung; seine Mehrung verlangte auch die Militärregierung und sie wies die Gemeinde an, auf eine höhere Erzeugung zu drängen, damit die Ernährung verbessert werden könne. Es
wurden wieder zahlreiche Schafe gehalten; deren Milch brauchte nicht abgeliefert zu werden; die Wolle war sehr begehrt und ließ viele Leute sie verspinnen und zu Stricksachen verarbeiten. Im Jahresdurchschnitt
mußten je Kuh täglich 5 l Milch an die Molkerei in Walheim geliefert werden.
Im Frühjahr kamen Diebstähle an soeben der Erde anvertrauten Saatkartoffeln vor, zur Zeit der Reife an Getreideähren, Feldgemüse und Kartoffeln, während ehrliche Leute sich damit begnügten, auf
abgeernteten Getreide- und Kartoffelfeldern Nachlese zu halten, ein Recht, das herkömmlich ist und in der Volkssprache "sommern" heißt. Auch Einbrecher hatten es vornehmlich auf Lebensmittel
abgesehen.
Auch die Gartenbesitzer blieben mit Fleiß bemüht, dem Boden soviel wie möglich abzugewinnen. In manchem Garten war wieder Tabak angebaut; denn Tabakwaren wurden nur unregelmäßig und unzureichend
zugeteilt. Auf dem schwarzen Markt kostete eine deutsche Zigarette bis 3 RM, eine amerikanische bis 6 RM.
Das Wetter war der Landwirtschaft nicht abträglich, die Niederschläge waren normal und verursachten keine nennenswerten Schäden. Der letzte Winter war ohne erhebliche Härte. Im Januar herrschte Frost vor
und Schnee fiel erst im letzten Drittel des Februar. Nach einem erträglichen Sommer gab es vom 24.Oktober an für drei Tage scharfen Frost, der von Mitte Dezember an bis über das Jahresende anhielt.
Es gab reichlich Bucheckern; sie wurden vielen Familien eine wertvolle Hilfe in dieser fettarmen Zeit, denn sie erhielten neben der Bezahlung für jedes Pfund Eckern Bezugsscheine für den Einkauf an 100 g
Margarine oder 80 g Speiseöl.
Ebenso beliebt waren Zuckerrüben, die im Jülicher Land geholt wurden. Man machte daraus Rübensaft und Rübenkraut, als Brotaufstrich begehrt. Insgeheim wurde aus ihnen auch Schnaps gebraut, der scherzhaft
"Knolli Brandi" genannt wurde. Man brauchte nicht zu bedauern, daß Branntwein weder hergestellt noch verkauft werden durfte.
Die gewerbliche Wirtschaft belebte sich nur sehr langsam; wegen Bezugs von Rohstoffen, Kohlen bedurfte sie der Genehmigungen der Militärregierung, die solche jedoch nur zögernd und oft mit Einschränkungen
gab. Im Frühjahr erhielt Gustav Adolf Spaeth, Kornelimünster, die Genehmigung Schleif- und Poliermittel herzustellen und damit Großhandel zu betreiben; da nur elektrische Kraft verwendet wurde, konnte sofort
begonnen werden. Im Januar war der Stolberger Metallwarenfabrik Wirths und Bach in Vicht-Breinigerberg gestattet worden, Haushaltsgegenstände herzustellen; Mitte August wurden 4
Angestellte und 20 Arbeiter beschäftigt, das heißt ungefähr ein Viertel der normalen Zahl. Ebenfalls im Januar durfte in der Brauerei Josef Schmitz mit der Herstellung eines bierähnlichen Getränks aus Molke
begonnen werden, am Monatsende wurde es verboten. Im Juni erhielt sie dieselbe Erlaubnis vorläufig, im Oktober endgültig, dazu die Genehmigung, Eis herzustellen. Schließlich wurden ihr, die auf elektrischen
Strom angewiesen gewesen war, auch Kohlen zugeteilt.
Unter solchen Umständen blieben viele Arbeiter beruflich untätig und der öffentlichen Fürsorge anheimgegeben, deren Gesamtheit im Haushaltsplan der Gemeinde mit 144.525 RM ausgewiesen war.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und anderen Bedarfsgütern besserte sich kaum und blieb völlig unzureichend. Die auf höchstens 1500 Kalorien für den Tag und Normalverbraucher bewerteten Nahrungsmittel,
an sich zu wenig, werden oft nicht erreicht, die Unterernährung blieb. Wem nicht möglich war, zusätzlich Lebensmittel sich zu verschaffen, weil auf die zugeteilten allein angewiesen war, hat hungern müssen. Zwar
wurden Hungertodesfälle nicht bekannt, es muß jedoch mit dauernden Gesundheitsschäden gerechnet werden.
Leider sind amtliche Aufzeichnungen über die Menge der auf Bezugsschein erhältlichen Lebensmittel nicht erhalten geblieben. Darum können nur wenige Angaben aus privater Quelle gemacht werden. Im März
wurden die Mengen gekürzt, bei Brot und Nährmitteln um die Hälfte; es gab jetzt je Kopf (Normalverbraucher, nicht Kinder, nicht Schwerarbeiter) für 4 Wochen: 5 kg Brot.
Im Juni 2 kg Kartoffeln. Ende Juli Brot wie vor, 450 g Fleisch (bisher 420 g), 200 g Fett (400), 600 g Fisch (900), 500 g Zucker (750), 8 kg Kartoffeln.
Im Oktober: 20 kg Brot, 1750 g Nährmittel (bisher 1250), 750 g Fisch (680), 500 g Fleisch (450), 1500 g Zucker (1250). Das Brot war zeitweise aus (angeblich amerikanischem) Maismehl hergestellt. Im
November wurden die Zuteilungen gekürzt. Im Dezember waren die Nährmittel für 2 Monate rückständig (je Kopf 2 ½ kg). Zu Weihnachten gab es eine kleine Menge Bohnenkaffee. Zwar waren je
Kopf 2 Zentner Einkellerkartoffeln freigegeben worden, doch wurden sie nur zum Teil geliefert. - Im ganzen ein betrübliches Bild. Die Preise für die zugeteilten Lebensmittel hielten sich auf der vorjährigen Höhe
Neues Haushaltsgerät kam nicht in die Geschäfte; beschränkt wurde es vom Schwarzhandel vertrieben.
Allmählich gab es nun Bekleidung gegen Bezugsschein, ebenso Wäsche, jedoch in so geringer Menge, daß nur ein ganz kleiner Bruchteil des Bedarfs gedeckt werden konnte. Im Herbst waren erstmals Schuhe
erhältlich mit gewebtem Oberteil und hölzernen Sohlen, auch nur gegen Bezugsschein.
Der Bedarf an Heizstoffen blieb größtenteils ungedeckt, obwohl man fortgesetzt von Bemühungen um die Steigerung der Kohleförderung las und wußte, daß der Industriebedarf noch nicht groß sein konnte,
umsomehr fielen die sichtlichen Kohlelieferungen an die Soldatenfamilien auf. Im Juni in den nächsten Monaten gab es (die hier garnicht gebräuchliche) Rohbraunkohle anstelle von Braunkohlenbriketts, die nur an
die Bäcker gelangten. Erstmals nach zwei Jahren im November eine geringe Menge Steinkohlen und im Dezember Braunkohlenbriketts (der Zentner mit 1,70 RM berechnet) und je Haushalt 30 Pfund Anthrazit
(Zentner 2,50 RM).
Zur Linderung der Holznot gab die Gemeinde Holz aus dem Wald ab, das die Erwerber selbst schlagen mußten (Knüppelholz). Für den Winter gab sie je Haushalt 2 rm frei, die über Holzhändler zu beziehen
waren.
Im Oktober konnte man auf Bezugsschein die ersten Zündhölzer erwerben. Bis dahin hatten manche Leute sich mit Feuerstein und Schwamm zu behelfen gesucht, dies besonders die Raucher.
Papier und Schreibwaren kamen ebenfalls im Laufe des Jahres wieder in die Geschäfte, jedoch nur in unzureichender Menge und von minderer Qualität.
Das Hamstern von Lebensmitteln, vornehmlich bei Bauern im Flachland stand nach wie vor im Schwange. Täglich waren Scharen unterwegs, um Garten- oder Feldfrüchte zu kaufen oder im
Tauschhandel zu erwerben.
Und was nicht auf den Markt kam, suchte der Schwarzhandel zu vermitteln, wobei landwirtschaftliche Unternehmer nicht weniger wie gewerbliche als Warenlieferer beteiligt waren. Auch der Schmuggel über die
Reichsgrenze kam als Zubringer in Betracht; er lieferte Tabakwaren, besonders Zigaretten, Kaffee und anderes, das im Inland Seltenheitswert hatte. Aber auch die belgischen Soldaten lieferten solche Sachen.
Wer das Glück hatte, Beziehungen nach Amerika zu haben, konnte erwarten, von dort mit Begehrenswertem bedacht zu werden.
Schließlich muß noch eines späten Kriegsopfers gedacht werden. Kinder von Breinigerberg hatten im Januar Handgranaten gefunden und damit gespielt. Bei deren Explosion wurden mehrere verletzt; ein Sohn des
An der Hoheburg wohnenden Josef Cremer ist daran gestorben.
Die Verluste an vermißten, gefangenen oder gefallenen Soldaten ließen sich auch nicht annähernd übersehen. Heimkehrer brachten darüber erschütternde Nachrichten, besonders aus dem Osten, die Schlimmes
befürchten lassen.
1947 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 80 | 76 | |
Todesfälle | 44 | 35 | |
Trauungen | 50 |
Von den Bewerbern um die Stelle des Gemeindedirektors wählte der Gemeinderat am 3.Januar den Stadtobersekretär a.D. Peter Kaltenbach aus Bad Godesberg auf eine Probezeit von einem halben Jahr mit
der Aussicht auf Anstellung auf zwölf Jahre bei Bewährung. Am 7.Februar wurde die lebenslängliche Anstellung vorgesehen. K. trat den Dienst am 15.Februar an. Indes gelang ihm nicht, das Vertrauen der
Gemeindevertretung zu erlangen; er schied darum kurz vor Ablauf der Probezeit wieder aus. Der Gemeinderat lehnte am 15.August eine Anstellung ab und beauftragte den Amtsinspektor Johann Emonts mit der
vorläufigen Stellvertretung. Vier Wochen später bat der Rat den Oberkreisdirektor, einen erfahrenen Verwaltungsbeamten mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Gemeindedirektors zu beauftragen, wenn
möglich, den bei der Kreisverwaltung vorläufig tätigen Amtsoberinspektor Herbert Meyer aus Walheim. Der Oberkreisdirektor gab dem statt, und Meyer trat den Dienst am 29.September an. Am
12.Dezember wählte ihn der Gemeinderat zum Gemeindedirektor auf Lebenszeit.
Im Mai schied der ehemalige provisorische Gemeindedirektor Egon von Reth aus, um in seinen kaufmännischen Beruf zurückzukehren, Mitte September auch der Leiter der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle
Wilhelm Kaiser aus Breinig, zu demselben Zweck. Nachfolger Kaisers wurde Anfang Oktober der Beamtenanwärter bei der Kreisverwaltung Brand.
Ab 12.Juni war auch Amtsinspektor Johann Röntgen wieder im Dienst.
Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld, von 1931-1944 hier im Dienst gewesen, ist am 10.Juli 1948 mit Wirkung vom 1.April 1947 in den Ruhestand versetzt worden. 1957 ist er verstorben; zuletzt war er in
Roetgen wohnhaft.
Sein Vorgänger (1920-31) Bürgermeister a.D. Nikolaus Hansen, zuletzt in Wiedenhof bei Kürten, Bezirk Köln, lebend, ist im Februar verstorben.
Im Mai verlangte der Regierungspräsident von der Gemeinde, 56% von 2/47 = 122,53 RM jährlich das Ruhegehalt des Hauptlehrers a.D. Leonhard Hüpgens zu übernehmen, der von 1944 bis 1946
Amtsbürgermeister war. Das hat der Rat mit der Begründung abgelehnt, diesem, "der die Gemeinde genug geschädigt habe", keinen Dank schuldig zu sein.
Im Dezember wählten die Angehörigen der Gemeindeverwaltung erstmals einen Betriebsrat.
Als im Oktober der Vollziehungsbeamte Josef Milz aus englischer Internierung (seit 1945) zurückkehrte, blieb er ebenso ohne dienstliche Verwendung wie sein Kollege Theodor Kupferschläger, der 1935 vom Amt
aus dem Walheimer Gemeindedienst übernommen worden war. Mit der Wahrnehmung dieses Dienstes blieb der Aushilfsangestellte bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle Dionys Quadflieg aus Schleckheim
beauftragt.
Die Gemeindevertretung hat am 7.Februar eine Entschädigung der Verwaltungsangestellten (bis 1944/46) Magdalena Klein aus Venwegen (s.1946) wegen Nichtbeschäftigung ohne Kündigung
abgelehnt. Darauf hat diese die Gemeinden Kornelimünster und Walheium beim Arbeitsgericht Aachen verklagt. Um ein obsiegendes und weitergehendes Urteil abzuwenden, haben Vertreter beider Gemeinden einen
Vergleich dahingehend geschlossen, ihr das entgangene Gehalt für 10 Monate zu gewähren.
Nach Ablauf der einjährigen Wahlzeit wurden Bürgermeister Simons und sein Stellvertreter Ganser im Herbst wiedergewählt. Der "Ehrensold" des Bürgermeisters wurde wieder auf 250 RM für den Monat
festgesetzt; seine Herabsetzung auf 200 RM (siehe 1946) durch den Kreisresidenzoffizier hatte sich als Irrtum herausgestellt.
Die Amtsauflösung (s. 1946) kam erneut zur Sprache, als Walheim neue Ansprüche auf Möbel geltend machte. Sie wurden vom Rat mit der Begründung abgelehnt, unsere Gemeinde sei bei der Aufteilung
beweglicher Gegenstände am 15.Oktober 1946 übervorteilt worden, Walheim habe mehr als einen gerechten Anteil erhalten. Weiteres hierzu siehe 1948.
Die Zusammenarbeit mit dem neuen britischen Kreisresidenzoffizier Oberts Sutton war erträglich und reibungslos und von der Einsicht in die Umstände getragen. Er besprach nach Bedarf die
Gemeindeangelegenheiten mit dem Gemeindedirektor, stets begleitet von einer deutschen Dolmetscherin. Die Aufstellung des Gemeindehaushaltsplans war nicht mehr an seine Genehmigung gebunden.
Nachfolger des am 31.März ausgeschiedenen Oberkreisdirektors Berling wurde Dr. Rudolf Deku.
Am 30.März hat der Gemeinderat den Ortsvorsteher von Vicht-Breinigerberg und Münsterau (s. 1946) Hubert Meuthen zu seinem Berater ohne Stimmrecht gewählt.
Im Frühjahr richtete die Gemeinde auf Grund Ratsbeschlusses zur Erleichterung der Bewohner von Breinig bei der dortigen Spar- und Darlehenskasse ein Girokonto ein. Ein solches besteht bei der Hauptzweigstelle
der Kreissparkasse in Kornelimünster seit deren Einrichtung im Herbst 1940.
Die im Vorjahr von Breiniger Einwohnern beantragte Verlegung des Verwaltungssitzes nach Breinig kam am 3.Januar in die Gemeindeverwaltung zur Beratung. Sie sprach sich mit 8 gegen 7 Stimmen für die
Verlegung aus. Für den Sitz glaubte man, das vor mehr als 20 Jahren an der Straße Auf der Heide errichtete Gemeindehaus freimachen zu können, das jetzt an mehrere Familien vermietet war. Am 23.Mai mußte
sie sich von Regierungsdirektor Richter und Landrat Ernst belehren lassen: Die Aufsichtsbehörde habe Bedenken und die Landesregierung sei dagegen; jedoch sei zulässig, in Breinig eine dauernde
Verwaltungsnebenstelle ohne Standesamt einzurichten. Demgemäß hob der Rat seinen Beschluss vom 3.Januar auf und beauftragte den Gemeindedirektor, die Einrichtung der Nebenstelle vorzubereiten (sie ist
nicht eingerichtet worden; die Freimachung des Hauses erwies sich bei steigendem Wohnungsmangel als undurchführbar, und andere geeignete Räumlichkeiten waren nicht zu finden).
Der Bauunternehmer Ernst Blees, Büsbach trat von dem Pachtvertrag vom 8.Februar 1946 über den ehemaligen Sportplatz mit Reichskartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide zurück. Der
Gemeinderat beschloß am 6.Mai, das rund 1 ¾ ha große Gelände an die Hubert Feuser G.m.b.H. in Aachen für 10.000 RM zu verkaufen. Der halbe Kaufpreis sollte sofort bar bezahlt werden, die andere Hälfte
durch Lieferung von Betonwaren nach Abruf abgegolten weden. Wegen der Kaufverpflichtungen entstanden jedoch Meinungsverschiedenheiten, die verhinderten, daß ein Betrieb aufgenommen wurde.
Im Januar konnte der Altbau des Gemeindehauses auf dem Schulberg, neu gedeckt werden. Er war bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke am 13.September 1944 beschädigt worden und seitdem Wind
und Wetter und dem Zugriff Unberufener preisgegeben gewesen. Auch die Fenster konnten verglast werden. Jetzt stellte sich heraus, daß im Innern Türen fehlten und viele Holzteile von Fäulnis
befallen waren. Es war bis zum Jahresende nicht möglich, diese Schäden zu beseitigen, das Haus blieb unbenutzbar. Im Neubau, der die Bürgermeisterwohnung beherbergt hatte, wohnten weiterhin Dienstfremde
(siehe 1945).
Die Gemeinde trat dem Verband der Waldbesitzer bei, ebenso als förderndes Mitglied dem Jugendherbergswerk, dessen Ortsverband Kornelimünster für dieses Jahr eine einmalige Beihilfe von 200 RM bewilligt
wurde.
Den Feuerwehrleuten wurde wieder eine Vergütung für Übungen und den Einsatz im Ernstfall bewilligt. Das Feuerwehrgerät konnte den beschränkten Möglichkeiten entsprechend ergänzt werden.
Der Rat hat zwar beschlossen, zur Minderung der Hochwassergefahren als teilweise Ersatz für den Antoniuskanal von dem engsten Teil der Corneliusstraße über den Benediktusplatz und den Markt hinweg einen
Röhrenkanal zu erbauen, dessen Kosten mit 49.000 RM veranschlagt waren. Das Vorhaben blieb jedoch, auch wegen der Schwierigkeit die Röhren zu beschaffen, unausgeführt.
Cornelioktav und Jahrmarkt zogen nur wenige Besucher an. Nicht einmal der Marktplatz war mit Verkaufsbuden oder Vergnügungsstätten voll besetzt, und zu kaufen war auch nur wenig und meist minderwertiges
Zeug; alles Zeichen der mißlichen Lebensumstände. Ein Viehmarkt fand nicht statt. Fastnacht verlief ruhig, Maskierungen und Umzüge waren verboten; zu frohem Trubel fehlte die Stimmung.
Der seit 10 Jahren benutzte neue Friedhof an der Hauptstraße in Breinig erwies sich nicht nur als zu klein, sondern auch in seinem hinteren, leicht ansteigenden Teil wegen des felsigen Bodens als unbrauchbar. Die
Gemeinde ließ dort mehrere Leichen wieder ausheben und auf den brauchbaren Teil umbetten. Die Erweiterung wurde in der Weise vorgesehen, daß ein Geländeaustausch mit den Geschwistern Lambertz am
Stockem vorgenommen wird: Lambertz geben von ihrem Hofgelände ungefähr 1 ¼ Morgen ab und erhalten außer dem Hintergelände (1/2 Morgen) rund 1 ½ Morgen auf dem Acker.
Am Fuß des Schlangenberg war seit September 1944 ein dort gefallener deutscher Soldat beerdigt. Weil bekannt geworden war, daß die Leiche von den Angehörigen in die Heimat Euskirchen überführt werden
sollte, hat man sie nicht auf den Breiniger Friedhof gebracht. Die Überführung ist geschehen.
Auf Anregung der Gemeinde ist am 5.Januar in Breinig ein Ortsverein des Reichsbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet worden.
Dessen Vorsitzender ist der Gemeindevertreter Schreiner Heinrich Laufs. Dieser Verein hat sich in der nächsten Zeit als sehr rührig gezeigt und insbesondere um eine würdige Gestaltung des den Gefallenen
vorbehaltenen Teils des dortigen Friedhofs bemüht: Jedes der 39 Gräber erhielt ein hölzernes Kreuz und ein hölzernes Hochkreuz beherrscht das ganze Feld.
Am 20.April fanden die ersten Wahlen zum Landtag von Nordrhein-Westfalen statt. Das Land Preußen, zu dem unsere Gemeinde seit 1815 gehört hatte, war durch eine Verordnung des Alliierten Kontrollrats vom
25.Februar für aufgelöst erklärt worden.
Die Nebenstelle Kornelimünster des Arbeitsamts Aachen wurde im Mai aufgehoben; fortan gab es dort nur noch Sprechstunden an bestimmten Wochentagen.
Am 17.August feierte der Neupriester Ludwig Kaiser aus Breinig, dessen Bruder Jakob als Feldgeistlicher gefallen ist, in der dortigen Pfarrkirche Primiz.
Die hauptsächlich durch Flüchtlinge und Vertriebene stark angwachsene Zahl evangelischer Einwohner ließ die Einrichtung evangelischen Gottesdienstes in unserer Gemeinde, die der evangelischen Gemeinde
Zweifall zugeteilt ist, geboten erscheinen. Zu diesem Zweck hat die kathol. Kirchengemeinde Kornelimünster jener anderen die wenig benutzte St. Antonius-Kapelle zur Benutzung überlassen. Es ist wohl das erste
Mal in der Geschichte, daß in unserer Gemeinde regelmäßig evangelischer Gottesdienst stattfindet.
Deutsche Kriegsgefangene kamen nach und nach zurück, die meisten aus englischer, französischer und amerikanischer Hand, einige wenige auch aus Rußland, die dort arbeitsunbrauchbar geworden waren.
Das seit 1944 überaus segensreich wirkende Krankenhaus im Benediktinerkloster, bis zuletzt von 2 Ärzten und dem nötigen Pflegepersonal betreut, wurde im späteren Verlauf dieses Jahres aufgelöst, um dem
Konvent nicht nur die volle Wiederaufnahme des klösterlichen Lebens, sondern auch die Einrichtung einer Heimschule mit Internat zu ermöglichen. Träger des Krankenhauses war der "Verein Pax", die bürgerliche
Rechtsform des Klosters.
Im August / September trat wie auch andernorts in Kornelimünster spinale Kinderlähmung auf. Unter den 12 Erkrankten forderte sie jedoch kein Todesopfer. Die Schulen am Ort blieben einige Zeit geschlossen, für alle anderen wurden Vorsichtsmaßnahmen hygienischer Art getroffen.
Ein schweres Unglück ereignete sich am 21.Februar. Zum Wiederaufbau der Brücke über die Inde im Zuge der Trierer Straße am Iternberg war die hölzerne Fahrbahn auf die Hälfte eingeengt, daneben die
Baugrube ausgehoben und mit einem hölzernen Zaun umgeben worden. Ein Straßenomnibus der Reichsbahn rutschte auf dem Glatteis aus und in die tiefe Baugrube ab. Außer 20 Verletzten mußten auch 5 Tote
geborgen werden, alles Ortsfremde. Die neue Brücke wurde einbogig, die alte hatte 2 Bögen gehabt.
Die im Vorjahr begonnene Zucht von Heilkräutern in der unteren Rehag wurde fortgesetzt.
In der Nacht zum 8.August abbrannten in Venwegen die Ställe von Wilhelm Bock und Heinrich Ganser. Auch deren Wohnhäuser wurden so stark beschädigt, daß die Familien anderweitig untergebracht werden
mußten. Der Löschtrupp Venwegen der Freiwilligen Feuerwehr hat größeren Schaden verhindern können. Den raschen Wiederaufbau hat die Gemeinde durch die Lieferung von Bauholz zu fördern gesucht.
Im gewerbllichen Güterverkehr auf der Straße trat der Pferdezug immer mehr zurück. Der mit Holzgas betriebene Lastkraftwagen ersetzte ihn mehr und mehr. Auch Benzin gelangte wieder in die
Lager; doch durfte es nur für Kraftfahrzeuge für lebensnotwendige Fahrten ausgegeben werden. Bezugsscheine dazu gab das Kreisstraßenverkehrsamt nur nach Prüpfung und Anerkennung der Notwendigkeit aus,
lautend auf eine beschränkte Höchstmenge im Monat.
Der Wunsch der Gemeinde, den Straßenbahnverkehr zwischen Breinig und Aachen zu verbessern, blieb aus betrieblichen Gründen ebenso unerfüllt, wie der weitere, den Personenzugverkehr zwischen
Kornelimünster und Aachen wieder aufzunehmen. Die Eisenbahn- und Straßenbahnwagen erhielten nach und nach wieder Glasfenster und die der Personenbeförderung dienenden Eisenbahngüterwagen wurden
allmählich zurückhezogen. Die Bahnhofsgebäude in Kornelimünster und Breinig sind einigermaßen instandgesetzt.
Die Gemeinde ließ die vom Krieg mitgenommenen Straßen weiterhin nur notdürftig instandhalten. Wiederherstellungsarbeiten mußten noch unterbleiben.
Geringe Kriegsschäden an Gebäuden sind größtenteils von den Eigentümern beseitigt worden, öffentliche Mittel standen dazu nicht zur Verfügung. Dachziegel und Mattglas waren nur auf Bezugsschein erhältlich und
nur in beschränkter Menge. Es wurden nur rote Dachziegel geliefert. Der Wiederaufbau zerstörter Gebäude machte nur geringe Fortschritte. Bei der Beschaffung von Baustoffen spielte der Schwarzhandel eine
große Rolle, er vermittelte, was auf dem Markt fehlte. Wer Lebensmittel oder andere Güter anbieten konnte, durfte am ehesten auf Belieferung rechnen. Auch der Gemeinde blieb nichts anderes übrig, als Holz aus
dem Wald zur Kompensation herzugeben; nur dadurch war ihr möglich, Dachziegel für das Gemeindehaus und Schulmöbel zu beschaffen.
Im April mußten in Kornelimünster erneut Wohnungen für belgische Offiziers- und Unteroffiziersfamilien bereitgestellt werden. Deren Inhaber mußten den größten Teil ihrer Wohnungseinrichtung
zurücklassen und anderweitig untergebracht werden. Die Offiziere usw. gehörten Einheiten in Brand und Aachen an.
Die in der früheren Abtei untergebrachte belgische Kompagnie verließ den Ort Ende November, Nachfolger erhielt sie nicht. In die freigewordenen Privatwohnungen zogen jedoch andere belgische
Soldatenfamilien ein.
Die in Breinig untergebrachte Holzfällerkompagnie (s. 1946) blieb dort über das Jahresende hinaus. Zwischen den Soldaten und den Einwohnern bestand durchweg ein erträgliches Verhältnis, zu dem nicht wenig
beitrug, daß die Belgier begehrenswerte Dinge (Tabakwaren, Kaffee, usw.) zu vermitteln wußten. Im Sommer allerdings machten sie unliebsam von sich reden. Von Juni bis gegen Oktober wüteten mit
Unterbrechungen in den Wäldern jenseits der Wehe und im Kalltal große Brände. Zu deren Bekämpfung waren die Belgier stets eingesetzt. Ihr Kommandant verlangte dazu Hilfe. Im Juni sind Teile unserer
Feuerwehr dort eingesetzt worden. Danach befahl der Kommandant ziemlich wahllos auch andere männliche Einwohner; er brachte sie dadurch in seine Gewalt, daß er ihnen auf der Straße die Personalausweise
abnehmen ließ und erst nach der Rückkehr von der Brandstätte zurückgab. Die Männer wurden auf Militärwagen befördert; um ihre Verpflegung kümmerte man sich aber fast nicht. Im September wiegerte sich der
Löschzug Breinig der freiwilligen Feuerwehr erneut auszurücken, weil man sich nicht nach der Art von Gefangenen behandeln lassen wollte. Darauf mußte der Bürgermeister dem Kommandanten ein Verzeichnis
abkömmlicher Männer übergeben, aus dem dieser wählen konnte. Fortan lieferten die Belgier auch einige Verpflegung. Den größten Unwillen hatte hervorgerufen, daß man sonntags nach dem Verlassen der Kirche
Männer in Sonntagskleidung abfing und abbeförderte. Eine Beschwerde der Gemeinde beim Oberkreisdirektor über das Vorgehen der Belgier war erfolglos; vielmehr wurde empfohlen, den Befehlen
zu folgen.
Die Jagd konnte auch in diesem Jahr von den Berechtigten Jagdpächtern nicht ausgeübt werden. Jagderlaubnisse wurden nicht erteilt, Waffenscheine nicht ausgegeben. Infolgedessen zahlten die Pächter keine
Pacht und die geschädigten Grundbesitzer gingen leer aus. Als Jäger traten Angehörige der Besatzung auf. Feldwild war selten, umsomehr zerwühlten Wildschweine, die sowieso von der Witterung
vernachlässigten waldnahen Kartoffel- und Getreidefelder und danach auch das Grasland. Man hat Wildschweinschäden bis zu einer Viertelstunde vom Waldrand gefunden. Erstmals nach dem Kriege wurden von der
Jahresmitte an die Schäden nach Art und Höhe in dem vorgeschriebenen Verfahren festgestellt, um für den Fall einer nachträglichen Entschädigungsregulierung Unterlagen zu haben.
In diesem Jahr wuchs die Zahl der vom Kreis der Gemeinde zugewiesenen Heimatverbliebenen und Flüchtlinge rasch an. Allein im Oktober trafen in drei Schüben 50 ein. Ihre Unterbringung stieß auf immer größere
Schwierigkeiten, denn irgendeine Vorsorge hatte die Gemeinde nicht getroffen. So blieb nur übrig, die Leute am Tage ihrer Ankunft noch in Privathäusern und ohne Voranmeldung mehr schlecht als recht
obdachweise unterbringen. Zur förmlichen Beschlagnahme von Wohnraum für sie blieb schon deswegen keine Zeit, weil das Kreisflüchtlingsamt erst am Morgen die Ankunft der Leute (die dann noch am Bahnhof
Aachen West abgeholt werden mußten) anzeigte und ihre Zahl bekannt gab. Da die Leute außer etwas Handgepäck nichts mitbrachten, waren sie von vornherein auf die Hilfe und das Entgegenkommen der
Hausbewohner angewiesen, sowohl hinsichtlich des Kochgeräts, der Kochgelegenheit, der Eßgeräte wie auch der Schlafgelegenheit (Betten) und Möbel anderer Art. Unter diesen Umständen waren
Unverträglichkeiten für beide Teile unvermeidbar; sie mußten einstweilen hingenommen werden. Das Wohnungsamt hat versucht, nach und nach zuträgliche Verhältnisse zu schaffen; auch das war durch den
Mangel an Wohnraum erschwert (seit 1939 kein Neubau, Bevölkerungszunahme). Trotzdem vermochte sich die Gemeindevertretung nicht zu entschließen, auch nur für ein neues Obdach zu
sorgen.
Auf Veranlassung der Gemeinde haben im Herbstanfang "Caritas" und "Volkshilfe" zugunsten der Heimatlosen Gebrauchsgegenstände aller Art (Kochgeräte, Kleidung, Möbel usw.) gesammelt. Im Dezember
erbrachte eine Sammlung für Notleidende über 5.000 RM. Aus einer päpstlichen Spende konnte die "Caritas" Lebensmittel verteilen.
Wetter: Der Januar fing mit scharfem Frost an, der sich nach etwas Schneefall vom letzten Monatsdrittel an fortsetzte. Ende Februar Schneeverwehungen mit Verkehrsstörungen. Zur Zeit der Schneeschmelze war
die Erde ¾ m tief gefroren, das Wasser floß oberirdisch ab. Mitte März galt der Winter als überwunden. Starke Regenfälle ließen Ostern (6.April) die Inde und andere Bäche über die Ufer treten. Die hölzerne
Behelfsbrücke über den Holzbach vor Brand wurde fortgerissen, die Straßenbahn nach Kornelimünster lag über eine Woche still. Von da an blieb der Regen bis auf einige gewittrige Schauern aus.Mai trocken, im Juni
fast unerträgliche Hitze (bis +37° im Schatten). Etwas Linderung brachten Gewitterstürme im Juli. Erst Anfang Oktober ließ einiger Regen die verdorrten Grasflächen wieder grünen, doch schon in der Monatsmitte
Nachtfröste. Vier Wochen danach etwas Regen, der aber nicht einmal die Bäche füllte. Gleich darauf der erste Schnee. Erst im Dezember durchtränkten reichlicher Schnee und Regen die Erde.
Dieses Jahr war ein Trockenjahr. Bis zum Sommerende gab die Wasserleitung noch uneingeschränkt Wasser, wenn auch der Druck allmählich nachgelassen hatte. Dann wurde Wassersparen angeordnet; ab 9.
November durfte nur noch stundenweise Wasser entnommen werden. Sogar der elektrische Strom war zeitweise an 2 Wochentagen früh und abends abgesperrt, dies bis Ende November. Die Wasserleitungsrohre
füllten sich erst wieder nach dem reichlichen spätherbstlichen Regen. In der Zwischenzeit war mancher Brunnen wieder zu Ehren gekommen; z.B. ist der Tomborn in Breinigerberg ein unermüdlicher
Wasserspender gewesen.
Unter dieser Witterung haben Mensch, Tier und Pflanze gleichermaßen zu leiden gehabt, besonders die Landwirtschaft. Die überwiegende Mehrzahl der großen und kleinen Bauern waren der Aufforderung der
Militärregierung, Grünland wieder unter den Pflug zu nehmen, um die Ernährung zu verbessern, gefolgt, wurden aber enttäuscht. Der Kartoffelkäfer mußte schon im Mai mit Kalk-Arsen-Spritzungen bekämpft
werden und hat keinen großen Schaden angerichtet, auch der Maikäfer wurde nicht zur Plage. Bis zum Frühlingsende bestanden gute Aussichten für Garten- und Feldfrüchte und Obst. Aber schon die Heuernte
erbrachte einen erheblichen Ausfall. Der Graswuchs danach litt unter der Trockenheit. Das Weidevieh litt infolgedessen Not; es mußten Hafer und Stroh nachgefüttert werden und schließlich, als auch der Grummet
ausblieb, das wenige Heu verwendet werden. Die Milchleistung blieb erheblich zurück. Die Folge: Es wurde bedeutend mehr Schlachtvieh abgeliefert, als verlangt worden war, man sah sich außerstande, so viel Vieh
durch den Winter zu halten, als man beabsichtigt hatte. Es waren reichlich Waldbeeren gereift; sie zu pflücken lohnte sich bei einem Preis von 30-35 RM fürs Pfund (normal vor dem Kriege ebenso viele Pfennig).
Gartenbeeren und Obst litten unter der Trockenheit. Frühkartoffel sind noch gut geraten, Spätkartoffel aber erbrachten im Durchschnitt nur etwa drei Fünftel des erhofften Ertrags. Ganz unterschiedlich fiel das
Getreide aus: Roggen gut, Weizen und Gerste mittelmäßig, Hafer schlecht, weil zum Teil taub, Stangenbohnen sind zum Teil vertrocknet, das Gemüse blieb unterentwickelt. Birnen und Äpfel
lieferten noch ziemlich guten Ertrag, wenn sie wetterbedingt auch nicht voll entwickelt waren. Um recht viel Obst unter die Leute zu bringen, rief die Gemeinde die Erzeuger zu einer freiwilligen
Abgabe auf. Rund 190 Zentner wurden angeboten und durch die örtlichen Händler zu erträglichen Preisen an die Verbraucher abgegeben.
Im Spätsommer wurde eine allgemeine Zählung der Obstbäume und Sträuche und des Beerenobstes auf allen Grundstücken durchgeführt. Ihr Gesamtergebnis war leider nicht mehr zu erfahren. Allein bei den 255
Bewirtschaftern von mindestens 0,5 ha (=2Morgen) Land sind rund 4700 ertragfähige Obstbäume gezählt worden.
Auch das Ergebnis der im Mai/Juni durchgeführten Bodenbenutzungserhebung, der nur die Bewirtschafter von mindestens 0,5 ha Land unterliegen, konnte nicht mehr festgestellt werden.
Wegen des Verdachts, daß hierbei aus eigensüchtigen Gründen grobfalsche Angaben gemacht worden seien, um bei der Ablieferung von Erzeugnissen geschont zu werden, ordnete der Bürgermeister eine
Nachprüfung in der Feldflur an. Diese allgemein durchzuführen, verbot sich jedoch wegen Mangels an Prüfern und wegen der Zersplitterung des Besitzes. Stichproben ergaben jedoch, daß einzelne Bauern bis zu
einem Drittel ihrer Ackerflächen verschwiegen hatten.
Auch vollständige Viehzählungs-Ergebnisse sind nicht erhalten geblieben. Jedoch wurden von 234 Viehhaltern 147 Pferde und 1534 Stück Rindvieh angegeben.
Der britische Landwirtschafts-Offizier und ein Beamter des Landesernährungsamts in Düsseldorf haben bei einzelnen Bauern nachgeprüft, unter anderem am 18.Oktober in Breinig mit dem Ergebnis: Vieh war bei
der Viehzählung anzugeben "vergessen" worden (wurde sofort zum Abschlachten beschlagnahmt); andere hatten verbotswidrig Butter gemacht (wurde beschlagnahmt) oder hatten Tiere
geschlachtet, ohne es bei der Ernährungsstelle anzumelden (Fleisch verfiel ebenfalls der Beschlagnahme).
Allgemein bleibt festzuhalten, daß, aus der Not geboren, die Zahl der Landwirtschafter und der Viehhalter einen neuen, mit der Vorkriegszeit nicht mehr erreichten Höchstand erreicht hat; allerdings überwiegen wie
damals kleine und kleinste Betriebe. Schafe, deren Milch und Wolle keiner Kontrolle oder Bewirtschaftung unterliegen, erfreuen sich großer Beliebtheit.
Im Herbst wurde aus Vertretern der Erzeuger (Bauern) und Verbraucher ein Marktleistungsausschuß gebildet, um die Verwaltung hinsichtlich der Lebensmittel-Erzeugung und Erfassung und insbesondere bei der
Bewirtschaftung der Kartoffeln, die für die Versorgung aus der Erzeugung innerhalb der Gemeinde hauptsächlich in Betracht kommen, zu beraten. Es stellte sich heraus, daß nach Abzug des Eigenbedarfs der
Erzeuger und ihrer Familienangehörigen und ständigen Helfer (amtlich mit 4 Zentner Einkellerkartoffeln je Kopf festgesetzt) aus dem Anbau in der Gemeinde nur 811 Zentner für die Allgemeinheit übrigblieben.
Daraus hätte nicht ein Viertel der übrigen Bevölkerung je einen Zentner erhalten können.
Zur Beratung der Wirtschaftstelle war im vorigen Herbst aus Männern und Frauen ein Wirtschaftsausschuß gebildet worden. Ihm oblag hauptsächlich die möglichst gerechte Verteilung der wenigen vom
Kreiswirtschaftsamt zugebilligten Bezugsscheine für Bekleidung, Wäsche, Schuhe. Bei der Vielzahl der Antragsteller war das eine mühevolle und undankbare Aufgabe. Zwar trat für Bekleidung und Schuhe eine
geringe Besserung ein, doch ließ sich nicht einmal der allerdringendste Bedarf befriedigen. Darum wurden noch immer Schuhe, Wäsche und geänderte Uniformteile getragen, die die Amerikaner vor zwei Jahren
zurückgelassen hatten.
Rationiert blieb nach wie vor sogar der Bezug von Wein, auch für kirchliche Zwecke. Sogar die Altarkerzen waren noch immer durch elektrische Leuchten in Kerzenform ersetzt, weil echte nicht erhältlich waren.
Die Ernährungslage war für Nichterzeuger fast unerträglich geworden. Der Mangel am Nötigen, der schon drei Jahre dauerte, begann für den, der sich zusätzlich nichts zu beschaffen vermochte, zu einer Hungersnot
zu werden. In Presse, Parteien, Gewerkschaften und sogar im Landtag kamen die Zustände erregt zur Sprache, man beschuldigte die Bauern, für die Mißstände verantwortlich zu sein, warf den Beamten
Unvermögen, Nichtwollen und Bestechlichkeit vor, sprach von einer Vertrauenskrise usw., allein, dadurch änderte man nichts oder wenig. Offiziell wurden Lebensmittel im Kalorienwert von 1550 je Tag zuerkannt,
tatsächlich aber nur im Werte von wenig mehr als 1000 im Durchschnitt ausgegeben. Im März streikten in Aachen Arbeiter und Fahrpersonal der Straßenbahn als Protest gegen die schlechte Versorgung, aus
anderen Orten wurde ähnlich berichtet. Zu Ostern wurde nicht einmal ein Ei je Person ausgegeben, obwohl die Hühnerhalter zur Ablieferung verpflichtet waren, die allerdings schlecht befolgt wurde.
Es sind leider nur wenige Zahlen aus privater Quelle überliefert und auch diese nicht einmal vollständig. Im Januar erhielt der Normalverbraucher je Woche 2 ½ kg Brot, aber nur 50 g Fett. Im folgenden Monat
waren 4 Wochen vorgesehen 10,25 (bisher 10,-) kg Brot, 1 kg (1,5) Nährmittel, 0,125 (dgl.) Kaffee-Ersatz, 10 kg (10) Kartoffeln, 1 (0,5) kg Fleisch, 0,5 kg (0,6) Fisch, 0,250 kg (0,200) Fett, 0,125 kg (0,625)
Käse, 3 (2) l Magermilch, 0,5 (0,750) kg Zucker oder Marmelade, 2 (2) kg Gemüse. Einiges davon wurde nicht geliefert; schon seit dem Herbst war der größte Teil der Nährmittel rückständig; zeitweise fehlte
Brotmehl. Im Mai gab es für die Woche nur 1 ½ kg Brot und ⅓ Pfd Nährmittel, auch im folgenden Monat besserte sich nichts. Diese Beispiele mögen für andere stehen. Man hatte sich längst an das Brot aus
angeblich amerikanischem Maismehl gewöhnt und war froh, wenn es dies überhaupt gab. Zwar sind je Kopf 2 Zentner Einkellerkartoffeln zuerkannt worden, aber nur für die Hälfte wurden
Bezugsscheine ausgegeben. Zu Weihnachten erhielten Kinder bis zu 14 Jahren aus ausländischen Spende Zuckerstangen und Schokolade.
Unter diesen Umständen blühten Schwarzhandel und Schmuggel. Sie vermittelten sozusagen alles, was sonst nicht zu haben war: 1 Ei für 10-15 RM, 1 kg Butter 400 RM, 1 Zentner Kartoffeln 300 RM, 1 kg
Kaffee bis 700 RM, 1 deutsche Zigarette 2,50 RM, eine ausländische bis 6 RM, Tabak 1,20 RM fürs Gramm, 1 Fahrrad oder 1 Rundfunkempfänger 1000 RM, 1 Paar lederne Schuhe 900 RM und mehr.
Das Hamstern von Feldfrüchten vornehmlich im Flachland, ursprünglich und noch aus der Not geboren, betrieben auch Schwarzhändler, die bei der Weitergabe der Waren allerdings neue Preise setzten oder sie nur
im Tauschhandel Ware gegen Ware abgaben.
Die Preise der über Bezugsberechtigungsscheine gelieferten Waren blieben im allgemeinen gegenüber dem Vorjahr unverändert, also sehr mäßig und auch für kleine Einkommen erträglich.
In vielen Gärten wurde wieder Tabak gezogen. Bis 15 Pflanzen sind steuerfrei, der Anbau von über 100 ist genehmigungspflichtig.
Feldkartoffel und Weidevieh-Diebstähle waren der Grund für die Einrichtung nächtlicher Feldschutzstreifen der Bauern, die nach Möglichkeit durch Polizeibeamte verstärkt worden. Ein durchgreifender Erfolg war
jedoch nicht feststellbar.
Die Versorgung mit Heizstoffen war völlig unzureichend. Nur Bäcker wurden einigermaßen ausreichend mit Braunkohlebriketts beliefert. Im übrigen wurde von den Kohlenhändlern unregelmäßig auf Bezugsschein
abgegeben, was dazu aufgerufen war: Geringe Mengen Rohbraunkohlen, Steinkohlenschlamm, Eierbriketts, im Dezember je Haushalt aber 2 ½ Zentner Braunkohlenbriketts. Holzdiebstähle in den
Gemeinde- und Privatwäldern blieben an der Tagesordnung. Die Gemeinde billigte jedem Haushalt 1 rm Brennholz aus dem Gemeindewald zu, es war über Holzhändler zu beziehen, die es selbst schlagen mußten;
doch haperte es damit, und mancher ging leer aus.
Im Juli und August ließ die Gemeinde das ihr gehörende Kiefernwäldchen gegenüber der Bleihütte (im Hang zur Eisenbahn) abholzen. Das Holz wurde in Losen an die Einwohner von Kornelimünster verkauft. Die
Wiederaufforstung des Geländes ist vorgesehen.
Der Schulunterricht konnte, nachdem weitere heimatvertriebene Lehrpersonen angestellt worden waren, wieder normal gestaltet werden. Gegen Lieferung von Stammholz aus dem Gemeindewald lieferte eine
Schulmöbelfabrik aus Solingen die noch fehlenden Schulmöbel. (s. auch Bl.158 unten)
Eine Abstimmung der Erziehungsberechtigten ergab eine überwältigende Mehrheit für die Beibehaltung des katholischen Charakters der Volksschule. Dafür sprachen sich aus in Kornelimünster 94, in Breinig 95,6
und in Venwegen 90,6 vom Hundert. Dem entsprechend beschloß auch der Gemeinderat.
Die Lehrerin Johanna von der Weiden konnte am 18.März auf eine 40-jährige Tätigkeit an der Breiniger Schule zurückblicken. In einer zeitgemäß schlichten Feier hat man sie geehrt.
Der die Breiniger Schule seit 1945 leitende Lehrer Wilhelm Kremer wurde Hauptlehrer.
Der zweite Schulsaal in Breinigerberg (im Anbau) hatte in der Endzeit des Krieges den größten Teil der Dachdeckung verloren. Sie wurde erneuert, der Raum mit leichten Wänden unterteilt und als Notwohnung
vermietet. Anstelle des nach Breinig versetzten Lehrers Johan Kaesler wurde zu Ostern neuer Schulleiter daselbst der Lehrer Franz Lambertz, ein gebürtiger Breiniger, er war bisher in Bouderath gewesen.
Die Schülerspeisung (s. 1946) wurde fortgesetzt.
Die Berufsschule konnte noch nicht wieder eröffnet werden; es fehlten Schulräume und Lehrer. Der Rat beauftragte die Verwaltung, in dieser Beziehung Umschau zu halten. Man kam darauf gegen das Jahresende
zurück, nachdem die belgischen Soldaten Ende November aus der ehemaligen Abtei, in der sich die Schule bis 1944 befunden hatte, abgezogen waren. Nun stellte sich nicht nur heraus, daß die Beschlagnahme der
Gebäude noch nicht aufgehoben war, sondern auch, daß der Bischof von Aachen sie für kirchliche Zwecke anmieten wollte. Dieser erklärte sich jedoch bereit, gegebenenfalls die Turnhalle für die Berufsschule
herzugeben. Im Voraus sei bemerkt, daß die Schule in keinem der Abteigebäude wieder eröffnet worden ist, daß diese auch nicht samt und sonders dem Bischof vermietet worden sind.
Im Rahmen des Erwachsenenbildungswerks wurden von Januar bis April mehrere Vorträge über Kunst, Geschichte, Philosophie und Musik gehalten, für die eine Hörergebühr von je 1 RM erhoben wurde. Die
Vorträge waren ziemlich gut besucht. Um dem Werk eine gesicherte Grundlage zu geben, suchte man zum Herbstbeginn einen Stamm von Hörern für ein Semester gegen eine Teilnahmegebühr von 25 RM zu
gewinnen. Die Bereitwilligkeit dazu war jedoch nur schwach; man hatte als zu belastend empfunden, daß im Winter mit wenigen Ausnahmen (einige Vorträge waren auch ausgefallen) fast jeder Sonntag
beansprucht worden war.
Nach einem Vortrag von Professor Plessow vor dem Gemeinderat am 28.März über Zweck und Bedeutung einer Volkshochschule beschloß dieser, eine solche gründen zu wollen, wenn es gelinge, die Gebäude der
Abtei mit Vorkaufsrecht und mit dem weiteren Recht, Teile derselben an andere kulturelle Einrichtungen zu vermieten, anzumieten. (Dazu ist es jedoch nicht gekommen).
Für die Schulen waren nach und nach Lehr- und Lernmittel und Schülerbücher und Schreibhefte erhältlich geworden, wenn auch noch nicht in voll ausreichender Zahl. Im übrigen war Schreibpapier
noch knapp und in der Regel nur gegen Abgabe von Altpapier zu bekommen.
Seit dem vorigen Jahr kamen zaghaft zunächst, auch andere Bücher neu heraus, durchweg in einfacher Ausführung, Gebetbücher noch nicht.
Die Zeitungen waren zeitweise genötigt ihren Umfang zu beschränken.
Seit dem Kriegsende sind rund 100 kleingewerbliche Unternehmungen zugelassen worden (Handwerker, Händler, Fuhrunternehmer usw. darunter), seitdem die Versorgung mit elektrischer Kraft wiederhergestellt
ist, auffallend viele Holzhändler, die auf Kreissägen Nutz- und Brennholz herrichten, wohl eine Folge der Zeitverhältnisse. Denn die Fabrikarbeit machte bisher nur geringe Fortschritte. Rohstoff- und Kohlenmangel
verhinderte ihr Wiederaufleben. Kohlenmangel wurde auch als Ursache der Einschränkung des Straßenbahnverkehrs im Januar angegeben.
In Kornelimünster kam es zur Gründung einer Tuchfabrik. Sie hatte vor 2 Jahren unter der Firma Kall und Wagemann begonnen und zwar in Hahn. Jetzt erwarb sie an der Niederforstbacher Straße ein Grundtück
von Peter Pohl, Schleckheim (später Kornelimünster) und errichtete darauf ein Fabrikgebäude. Schon im Herbst begann nach Vollendung des ersten Bauabschnitts (dem noch mehrere gefolgt sind), die Fabrikation.
Diese Neugründung wurde mit Recht ein Lichtblick in der im allgemeinen noch trostlosen Lage der gewerblichen Wirtschaft angesehen, die auch der Arbeiterschaft zugute kam.
Die "Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co." In Vicht-Breinigerberg durfte, nachdem die Versorgung mit Strom, Rohstoffen und Kohlen angelaufen war, die Fertigung erweitern und auf
Vorkriegserzeugnisse (Ketten, Kleingerät) ausdehnen, umständebedingt noch in beschränktem Umfang.
Bier üblicher Art durfte noch nicht gebraut werden. Die hiesige Brauerei Schmitz erhielt geringe Mengen von beschädigtem Malz für die Herstellung von Bier als Haustrunk der Betriebsangehörigen und für dringende
brauereieigene Zwecke. Für den Verkauf wurde wie bisher ein bierähnliches Ersatzgetränk aus Molke hergestellt.
Die Reißwollfabrik in der Münster Mühle (1905-21 Firma R.Lupke u. Cie, bis 1938 W. Heyman A.G., Inden, dann August Meuther, Inden) ging in diesem Jahr wieder an den früheren jüdischen Eigentümer
Lichtenstein in Inden über, der sie an (die Firma) O(skar) und K(uno) Rohland verpachtete. Geschäftsführer ist seit 1921 der Sohn des damals ausgeschiedenen Mitinhabers, Oskar Rohland. Das Werk, im Herbst
1944 bei Annäherung der Kampffront stillgelegt, hatte 1938 aus jüdischer in arische Hand überführt werden müssen. Darum haben sich die Verhandlungen wegen der Betriebswiederaufnahme lange hingezogen.
Immerhin durfte jetzt mit Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten begonnen werden. Übrigens: Der Teilhaber K.Rohland ist aus Ostdeutschland vertrieben.
Die Möbelfabrik Hubert Hillemans, Stolberg, erbaute auf dem Gelände des ehemaligen RAD-Lagers in der Finsterau ein kleines Sägewerk mit Holztrocknungsanlage für den eigenen Bedarf.
Auch außerhalb der Gemeinde gab es nur Teilbetriebe mit verminderter Arbeiterzahl. Infolgedessen ging die Zahl der Arbeitslosen nur geringfügig zurück. Manche von ihnen fanden allerdings ihr Auskommen beim
Schwarzhandel oder Schmuggel oder hatten sich sonst irgendwie selbständig gemacht. Täglich sah man vielköpfige Schmugglerkolonnen unterwegs zur belgischen Grenze und selbst am hellichten Tage bepackt von
da zurückkommen. Auf einem solchen Wege ist am 13.April der verheiratete Otto Beretz aus Breinigerheide einem Schuß zum Opfer gefallen, der von einem Zollgrenzbeamten abgegeben worden war. Solche
Gefahren nahmen die Leute in Kauf, umso lieber, als sie bei einem Schmuggelgang mehr als den Wochenlohn eines Arbeiters verdienen konnten. In ihrem Rücken wußten sie zahlungskräftige
"Unternehmer", die für die Weiterleitung der Waren im Inland sorgten.
Die Abrechnung der Gemeindekasse für 1946 wies Einnahmen von 559.256 RM und Ausgaben von 444.064 RM nach.
Im Haushaltsplan für 1947 waren vorgesehen 448.200 RM Einnahmen und 508.200 Ausgaben.
Ein Nachtragshaushaltsplan vom 8.3.1948 sah vor an Mehreinnahmen 148.865 RM, Mindereinnahmen 65.938 RM, Mehrausgaben 124.627 RM und Minderausgaben 59.100 RM.
Der außerordentliche Haushalt schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 69.000 RM.
Das Gemeindevermögen am 1.4.1947 ist wie folgt nachgewiesen (die Zahlen vom 31.3.1946):
Bekannte Grundstücke (Verwaltungsgebäude, Schul- und andere Häuser) 235.500 RM (dgl.),
unbebaute Grundstücke außer Gemeindewald 18.526 RM (dgl.),
Finanzvermögen:
a) Beteiligungen10.062 RM (dgl.),
b) Wertpapiere (ohne Beteiligungen)18.994 RM (24.541),
Rücklagen 283.844 RM (280.792),
Gemeindewald168.200 RM (dgl.),
zusammen735.127 RM (737.621).
Das wertvollste unbebaute Grundvermögen ist ohne Zweifel der 431 ha große Gemeindewald, der ungefähr halb im Gemeindegebiet von Walheim liegt und für diesen Teil mit der Grundsteuer zugunsten der
Gemeinde Walheim belastet ist. Es gehören ferner dazu Friedhöfe, Straßen und Wege, das Dienstland des Gemeindeförsters, Schulspielplätze, Heiden und landwirtschaftlich genutztes Land (Wiesen, Äcker), auch
einiges Ödland. Nicht innerhalb der Gemeinde liegt die Ritscheider Heide bei Oberforstbach. Sie war bei der Aufteilung der gemeinsamen Heiden und Wälder des Münsterländchens in den fünfziger Jahren des vorigen
Jahrjhunderts unserer Gemeinde zugefallen. Bei ihr handelt es sich längst nicht mehr um Heideland; vielmehr ist sie aufgeteilt und als Weide- und Ackerland an Bauern verpachtet. Im Laufe der Zeit
hat die Gemeinde einzelne Teile verkauft oder gegen günstiger gelegenes Land vertauscht, z.B. in den zwanziger Jahren gegen Bauland zwischen Ober- und Niederforstbacher Straße (Tausch mit Toussaint
Hollands). In diesem Jahr hat sie auf die Wiese von Mathias Hellebrand, Aachen-Lichtenbusch, ein Grundstück in der Gemeinde Walheim in der Größe von 35,74 a übernommen. Die Heide umfaßt nur noch 13.2304
ha.
Der Forstwirtschaftsplan für 1947/48 sah vor den Einhieb von 1185 fm Nutz- und 545 rm Brennholz mit einem Erlös von 38.000 RM. Für Forstkulturen sollten 2.860 RM ausgegeben werden. Allmählich war wieder
an eine geregelte Forstwirtschaft zu denken, nachdem der Gemeindeforstmeister seine Tätigkeit wieder aufgenommen hatte.
An der Oberforstbacher Straße gab die Gemeinde Bauland für 9 Wohnhäuser ab.
Der Gemeinderat vertagte die Beschlußfassung über die von Oberregierungs- und Baurat Hunoldt angeregte Anfertigung eines Bebauungs- und Wirtschaftsplans, der 12.270 RM kosten sollte.
Die Gemeinde beauftragte den Regierungsbaumeister a.D. Architekt Kehren, Vicht, für das zur Besiedelung vorgesehene Heideland in Breinigerheide (im Anschluß an das in den zwanziger Jahren erschlossene
Siedlungsgelände) zwischen Prämienstraße und Corneliastraße einen Siedlungsplan aufzustellen. Nachdem der Entwurf nach den Wünschen des Landesstraßenbauamts geändert war, wurde der Plan vom Rat
angenommen; er soll der Neusiedlung zugrunde gelegt werden.
Es wurde ein Siedlungssusschuß des Rats gebildet.
Aus dem Haushaltsplan für 1947: Man erwartet an Einnahmen unter anderem: Grundsteuer vom landwirtschaftlichen Besitz 21.000 RM, von anderem 57.000 RM, Gewerbesteuer 54.200 RM, Ersatz für
Fürsorgekosten 123.500 RM, aus Holzverkäufen 38.000 RM, an Schlüsselzuweisungen (Anteil an Staatssteuern) 19.568 RM, Bürgersteuerausgleich (Anteil an Einkommensteuer) 34.420 RM,
Ergänzungszuschuß des Landes zu den Volksschulkosten 5.600 RM. Ausgaben unter anderem: Beitrag zur Landesschulkasse (für 13 Lehrerstellen) 21.840 RM, Unterhaltung der Schulgebäude 5.300 RM, Lehr- und
Lernmittel 2.300 RM, Fürsorgekosten 150.917 RM, Wegearbeiterlöhne 12.432 RM, Unterhaltung von Straßen, Brücken, Kanälen 5.300 RM, Beseitigung von Kriegsschäden an Straßen 30.000 RM,
Feuerlöschwesen 4.000 RM, davon die Hälfte für Anschaffungen von Geräten, Waldarbeiterlöhne 14.000 RM, Aufforstungen 2.000 RM, Kosten des Oberförsters bezw. Forstmeister (Anteil) 2.100 RM,
Waldfeuerversicherung 694 RM, Kreisumlage 44.346 RM, Gesamtkosten der Beamtenbesoldung 54.783 RM, davon für Lehrer 26.040 RM, Beamten-Alters- und Hinterbliebenen-Versorgung 7.950 RM, Besoldung der Angestellten 58.300 RM, Anteile an der
Sozialversicherung der Angestellten 4.068 RM, desgleichen der Arbeiter 2.321 RM, sächliche Verwaltungskosten 14.876 RM.
An Rücklagen und zum 1.April 1947 nachgewiesen: 78.300 RM Betriebsmittel, 47.721 RM allgemeine Rücklagen, 37.922 RM für Forstkultur, 86.600 RM für Straßenbau und 33.300 RM für Grunderwerb,
zusammen 283.844 RM. Davon sind angelegt als Sparguthaben 79.900 RM. Als neue Rücklagen sind insgesamt 11.100 RM vorgesehen.
Die Gemeideschulden betrugen am Ende des Rechnungsjahres 1946 (31.3.1947) 160.534 RM.
1948 | m | w | |
Population | |||
Geburten | 77 | 75 | |
Todesfälle | 36 | 44 | |
Trauungen | 52 |
Die Bodenbenutzungserhebung im Mai/Juni erstreckte sich wie bisher nur auf Betriebsgrößen von 0,5 ha (oder 2 Morgen) und mehr. Deren Zahl wurde mit 262 ermittelt. Von diesem waren 34
(=12,9 v.H.) unter 1 ha, 160 (61 v.H.) 1-5 ha, 33(12,6 v.H.) 5-10ha, 31 (11,8 v.H.) 10-20 ha und 4 (1,5 v.H.) über 20 ha groß, der größte 22 ha.
Nach Angabe der Bauern waren bestellt mit Roggen 7,5 ha, Weizen 4,5 ha, Gerste 4 ha und Hafer 34 ha.
Im Wirtschaftsjahr (1.7.) 1947 / (30.6.) 1948 war den Viehhaltern ein Ablieferungssoll an Schlachtvieh von 100 t Lebendgewicht auferlegt worden. Infolge der Futternot waren bereits Ende Januar, obwohl
einzelne Viehhalter noch rückständig waren, 31 t mehr abgeliefert worden. Das Soll für 1948/49 beträgt 150 t.
Das vollständige Ergebnis der Viehzählung ist leider nicht überliefert. Bekannt geblieben ist, daß 1372 Stück Rindvieh vorhanden waren.
Der Kartoffelkäfer wurde wieder mit Kalkarsenspritzungen bekämpft. Spritzen und Spritzmittel stellte der Pflanzenschutzdienst bei der Landwirtschaftsschule in Eschweiler zur Verfügung, den örtlichen Einsatz
regelten die Bauernvertreter. Die Gemeindeveraltung war nur vermittelnd tätig.
Zu einer Plage wurden die Maikäfer, die in sehr großer Menge auftraten und kahlgefressene Weißdornsträucher, Ahorn- und junge Eichbäume und beschädigte Pflaumenbäume und anderes zurückließen.
In diesem Jahr wurde für die Ablieferung von je 7 kg Bucheckern Speiseöl im Wert von 15 RM abgegeben. Von dieser Vergünstigung wurde umso lieber Gebrauch gemacht, als noch immer großer Mangel an
Speisefetten herrschte. Man suchte die Früchte sogar in den großen Waldungen jenseits der Vicht.
Die Heilkräuterzucht in der unteren Rehhag ist aufgegeben, das Gelände des Ginsterbergs der natürlichen Bewachsung wieder überlassen worden.
Die Ausübung der Jagd war den Jagdpächtern noch immer nicht erlaubt. Weder wurden Jagdscheine ausgegeben, noch waren Jagdgewehre erhältlich. Infolgedessen zahlten die Pächter keine Pacht
und die Geschädigten konnten nicht entschädigt werden. Im Wald jagten gelegentlich Besatzungsangehörige. Es wurden wieder starke Verwüstungen durch Wildschweine und die Schäden nach Art und Umfang in
dem vorgeschriebenen Verfahren festgestellt.
Grundstücksumlegungen (Flurbereinigung) Büsbach. Am 22.März 1939 hatte der Oberpräsident der Rheinprovinz (Landeskulturabteilung) im Verfahren zur Flurbereinigung für einen Teil der früheren Gemeinde
Büsbach eingeleitet. Zu dem Umlegungsgebiet gehört der Teil unserer Gemeinde, der zwischen dem Kalkwerk in der Rüst und der Stockemer Straße nordwestlich der Eisenbahn Stolberg-Walheim sowie
nordwestlich der Straße Breinigerheide-Kornelimünster liegt, mit Ausnahme des engeren Hofgeländes vom Fronhof. Damals ist noch ein Vorstand der Teilnehmergemeinschaft (d.h.der beteiligten Grundbesitzer)
gewählt worden; wegen des Krieges blieb die Weiterarbeit ausgesetzt. Sie wurde in diesem Jahr wieder aufgenommen und zunächst der Vorstand von Nationalsozialisten gesäubert und ergänzt.
Im voraus sei vermerkt: Der Umlegungsplan war im Herbst 1952 fertig und wurde am 5.März 1953 in Kraft gesetzt. Jedoch blieb noch zu entscheiden über die Einwendungen von 17 (von insgesamt 1220)
Teilnehmern. Am 18.Mai 1953 wurde ein neuer Vorstand gewählt; dessen Zusammenarbeit mit dem Kulturamt (Aachen) erwies sich aber von vornherein als unfruchtbar. Die Streitigkeiten spitzten sich so zu, daß
der Vorstand am 8. Nov. 1955 vom Kulturamt abberufen wurde; an seine Stelle traten drei an dem Verfahren nicht beteiligte und außerhalb des Umlegungsgebiets wohnende landwirtschaftliche Fachleute. Der
alte Vorsand klagte darwider, wurde jedoch in allen Instanzen abgewiesen, zuletzt vom Bundesverwaltungsgericht am 7.Mai 1957.
Unsere Gemeinde war an dem Umlegungsverfahren sowohl als politische Körperschaft wie auch als Grundbesitzer beteiligt. Aus diesem Grunde wählte der Rat im Dezember 1948 zur Wahrnehmung seiner
Interessen drei Bevollmächtigte. Die Grenze gegenüber Stolberg ist an mehreren Stellen verändert worden, insbesondere westlich von Schützheide, wo ein ziemlich ertragsarmes Heideland, die Schützheide, das
größtenteils unserer Gemeinde gehörte, dem Stadtgebiet zufiel, während zwischen Breinigerheide und Dorff beiderseits der Prämienstraße rund 3,12 ha wertvolles Wiesenland aus dem Stadtgebiet unserer
Gemeinde zugeteilt worden ist. Außerdem gewann unsere Gemeinde durch Austausch Bauland an der Corneliastraße und an der Hubertusstraße; auf demselben Wege gelangte die kath. Kirchengemeinde Breinig
an der Kirchheid zu einem Bauplatz (für eine Kirche).
Erst 1963 wurde die neue Grundstückseinteilung ins Grundbuch eingetragen.
Durch diese Flurbereinigung wurde zum ersten Male die Größe unserer Gemeinde verändert. Hatte sie bisher 2188, ha betragen, so sind es jetzt (1966 noch nicht bekannt).
Das wichtige Ereignis dieses Jahres war zweifellos die längst fällige Neuordnung unseres Geldwesens, die Währungsumstellung von der 1924 eingeführten Reichsmark auf Deutsche Mark und Pfennig. Von ihr
durfte man die Gesundung unserer gesamten Geldwirtschaft erhoffen. Sie wurde nach kurzer Vorankündigung am Sonntag, den 20.Juni durchgeführt und galt vom 21. ab, das bisherige Papiergeld verlor mit einem
Schlage seinen Verkehrswert. Die ersten praktischen Maßnahmen waren den Gemeinden übertragen. Von 8 bis 10 Uhr waren die Beamten und Angestellten von Verwaltung und Kasse an 6 Stellen
(je 2 in Kornelimünster und Breinig, je 1 in Venwegen und Breinigerberg, die letzte auch für Vicht-Breinigerberg, Münsterau und Finsterau zuständig) eingesetzt. Gegen Ablieferung von 60 Reichsmark (Papiergeld)
je Person wurden 40 Deutsche Mark (Papiergeld) ausgegeben und dies durch Lochung des Personalausweises bestätigt. Dieses einfache Verfahren verlief überall reibungslos. Außer der ebenso einfachen
Abrechnung hatte die Gemeinde mit der Sache nichts mehr zu tun. In der folgenden Woche konnten weiteres RM-Geld bei den örtlichen Sparkassen abgeliefert und Sparguthaben angemeldet werden; dazu hat die
Gemeindekasse der örtlichen Zweigstelle der Kreissparkasse Helfer zur Verfügung gestellt. Im September wurde die sogenannte 2. Rate mit 20 DM ausgezahlt, diesmal durch die Ernährungsstelle unter Mithilfe der
Gemeindekasse.
Öffentliche Verwaltungen und wirtschaftliche Unternehmungen sind nach besonderen Richtlinien mit Betriebsmitteln ausgestattet worden, um ihnen den Übergang in die neuen Verhältnisse einigermaßen zu
ermöglichen, denn fortan war nur das neue Geld umlauffähig und alle Zahlungen in diesem zu leisten. Diese Betriebsmittel wurden allseitig als sehr knapp und nicht ausreichend empfunden, Verwaltung und
Wirtschaft sahen sich zu Beschränkungen gezwungen. Die Steuern wurden nur stockend gezahlt, Gehälter und Löhne ratenweise. Es kam zu Arbeiterentlassungen. Es hat einer gewissen Zeit bedurft, bis sich die
Verhältnisse einigermaßen gefestigt hatten.
Schon in den ersten Tagen nach dem 20.Juni boten auch bei uns Geschäfte Waren des häuslichen Bedarfs an, die man lange vermißt hatte, doch fand man die Preise angesichts der eigenen
knappen Geldmittel zu hoch. Man glaubte sie auf ein Versagen der Preisüberwachung zurückführen zu sollen. Tatsächlich wurde diese hier so gut wie garnicht ausgeübt.
Die Eisenbahn senkte die Fahrpreise um ein viertel.
Der Warenschmuggel blühte zunächst weiter, nahm jedoch bis zum Herbst etwas ab. Jedoch sanken die von ihm vertriebenen ausländischen Tabakwaren im Preis teilweise unter die für rationierte.
Im Frühjahr verließ die belgische Holzfällerkompagnie (s. 1946/47) Breinig, sehr zum Leidwesen einiger Schwarzhändler, die mit den Soldaten einträgliche Geschäfte gemacht hatten. Einer der beiden von den
Belgiern benutzten Wirtshaussäle war für die Sommerkirmes notdürftig wieder hergerichtet.
Fastnacht verlief wie im Vorjahr ruhig, Maskierungen und Umzüge waren verboten.
Cornelioktav und Jahrmarkt fanden wie üblich statt, der Besuch war etwas besser als im Vorjahr. Auf dem Jahrmarkt waren trotz der Brotrationierung belegte Brötchen zu 50 Pfennig angeboten. Erstmals seit
1937 war auch wieder Viehmarkt, am Montag nach dem 2. Oktavsonntag, diesmal auf einer Wiese im Pannacker, neben dem Gaswerk.
Am 22.August feierte der Probst von Kornelimünster und Ehrendechant Alfons Gerson 50-jähriges Priesterjubiläum.
An demselben Tage ehrte man in Breinig Wilhelm Ostlender vom Breinigerberg; er war 60 Jahre aktives Mitglied des Kirchenchors. Nach dem 1. Weltkrieg hatte er mehrere Jahre dem Gemeinderat angehört;
damals hatte er über dessen Verhandlungen und Beschlüsse Aufzeichnungen gemacht, die dem Verfasser dieses Berichts für die Chronik jener Jahre von Wert gewesen sind, weil andere Urkunden fehlten.
Im Erdgeschoß des als solches nicht mehr benutzten alten Schulhauses an der Hauptstraße in Breinig ließ die Gemeinde im Herbst die für die Einrichtung eines Kleinkindergartens erforderlichen baulichen
Veränderungen durchführen. Ein solcher war bis zum Spätsommer 1944 von der NSV ebenfalls dort unterhalten worden. Mit der kath. Kirchengemeinde Breinig als der Trägerin der neuen
Einrichtung schloß die Gemeinde einen entsprechenden Vertrag.
In das Obergeschoß des selben Hauses hatte im Januar eine neunköpfige Flüchtlingsfamilie Glantschnig eingewiesen werden müssen, für die ein anderes Unterkommen zu finden unmöglich gewesen war. Für deren
wohnliche Unterbringung hat die Gemeinde den 54 qm großen Saal durch leichte Wände unterteilen lassen. Die Familie hat nach Jahren, nachdem der Kindergarten ausgezogen war, das Haus von der Gemeinde
gekauft und um- und ausgebaut.
Bis zum Jahresende waren die meisten deutschen Kriegsgefangenen aus den westlichen Ländern heimgekehrt. Zurückgeblieben sind solche, die entweder eine Strafe verbüßen müssen oder sich zur Arbeit
verpflichtet haben. Sorgen bereitet das Schicksal der in den östlichen Ländern verbliebenen Soldaten, mit den Kriegsgefangenen ist jedoch der Briefwechsel zugelassen worden.
Ab Januar waren Verwandtenbesuche im grenznahen Gebiet von Holland und Deutschland wieder zugelassen.
Im übrigen war das Überschreiten der Grenze nach wie vor an die Genehmigung der Militärregierung gebunden, die jedoch nur selten durch die Ausstellung eines Reisepasses erteilt wurde.
Auf Betreiben des Ortsvereins Breinig des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde im Einvernehmen mit der Gemeinde der auf dem dortigen Friedhof den Kriegstoten vorbehaltene Teil in
ansprechender Weise neu hergerichtet. Jeder der rund 40 Grabhügel erhielt ein hölzernes, dunkelgrün angestrichenes Kreuz in der Form des Eisernen Kreuzes, das Namen, Geburts- und Todeszeit angibt. Im
Hintergrund beherrscht ein hölzernes Hochkreuz mit der Aufschrift "Frieden" das Ganze. Außerdem wurde jeder Hügel mit Grün bepflanzt. Die Gemeinde ließ am Eingang zwei Pfeiler aus Kalkstein
errichten und Kies für die Wege anfahren. Der Ortsverein hat über 1000 DM aufgewendet, die aus eigenen Mitteln stammen, zum allergrößten Teil jedoch durch eine Haussammlung aufgebracht worden sind. Auf eine
besondere Veranstaltung aus dem erwähnten Anlaß hat man verzichtet.
Am 15.Dezember jährte sich zum 300. Mal der Tag der "Schlacht bei Kalterherberg". Damals sind von den münsterländischen Männern, wahrscheinlich Schützen, die von den Monschauern gegen marodierende
lothringische Soldaten zu Hilfe gerufen waren, 56 gefallen oder an Verletzungen gestorben. Ihre Namen sind im Sterbebuch der Pfarrkirche Kornelimünster aufgezeichnet. Die örtliche Überlieferung weiß über dieses
Ereignis nicht mehr zu berichten. Der "Eremit am hohen Venn", Mitteilungen des Geschichtsvereins des Kreises Monschau, brachte darüber in der letzten Ausgabe 1948 einen Aufsatz.
Der Gemeindedirektor hatte sich im letzten Dezember um die Wiederaufnahme des Personenzugverkehrs auf der Eisenbahnstrecke Kornelimünster-Aachen bemüht. Dem ist mit Beginn des Sommerfahrplans
entsprochen worden. Es ergab sich aber, daß die Reisenden hiervon wenig Gebrauch gemacht haben und die anderen Verkehrsmittel, Straßenbahn und Omnibus, bevorzugen. Darum ist der Personenzugverkehr
bald wieder aufgegeben worden.
Die Wohnplätze im Vichttal, Münsterau und Vicht-Breinigerberg wurden aus der Zuständigkeit des Arbeitsamts Aachen herausgenommen und dem Arbeitsamtsbezirk Stolberg zugeteilt, nachdem sich sowohl die
dortigen Arbeitgeber wie die Betriebsräte dafür ausgesprochen und auch unser Rat zugestimmt hatten.
Die Straßenbrücke über die Inde am Iternberg im Zuge der Provinzialstraße (s. 1947) ist fertig geworden. Die Bauarbeiten hatten sich dadurch lange hingezogen, daß weder der Straßenverkehr noch der der
Straßenbahn hatten gänzlich unterbrochen werden dürfen; man mußte jede Fahrbahn einzeln fertigmachen. Die Brücke wurde etwas breiter wie die alte und hat nicht nur zwei Fahrbahnen für den
Straßenverkehr, sondern trägt wie früher auch die Bettung für die Straßenbahn; außerdem hat man einen Gehweg neu angelegt. Um den Wasserdurchlauf zu verbessern, wurde der alte Mittelpfeiler beseitigt, es
also bei einem Bogen belassen.
Auch die nächst unterhalb liegende Straßenbrücke über denselben Bach, um 1934 mit der sog. "Umgehungsstraße" erbaut, wurde wieder aufgebaut und vor dem Winter befahrbar gemacht. Nun war die ganze
Provinzialstraße wieder für den überörtlichen Verkehr benutzbar, der sich in der Ortsenge immermehr zur Plage für Fahrer und Anwohner ausgewirkt hatte.
Die ebenfalls 1944 zerstörte kleine Brücke über die Inde im Zuge der Steinstraße sollte auf Kosten der Gemeinde in Beton und Eisen erneuert werden; notwendige Verhandlungen verzögerten das bis 1950 (s.
1950).
Die Gemeinde ließ auch anstelle der beim letzten Hochwasser fortgerissenen Fußgängerbrücke über die Inde unterhalb der Klause eine neue hölzerne Brücke erbauen, d.i. zwischen Klauser- und Frankenwäldchen.
Endlich wurde auch das Gemeindehaus auf dem Schulberg wieder seinem Zweck zugeführt. Zunächst war der um 1900/01 erbaute östliche Flügel, die ehemalige Bürgermeisterwohnung soweit hergerichtet, daß in
sein Erdgeschoß die Gemeindekasse einziehen konnte. Der alten (bis 1878) Knabenschule, dann bis 1900 als Wohnung vermittelt gewesen, seitdem im Erdgeschoß und später auch im Obergeschoß
Verwaltungsdienststelle wurde wenig später fertig. Ihn und das Obergeschoß des Ostflügels bezog Anfang Mai die Verwaltung; sie nahm dahin später mit auch die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle, die wie die
Gemeindekasse bisher im Gemeindehaus am Markt (1830 als Gemeinde und Schulhaus errichtet) untergebracht war. Damit wurden erstmals alle Verwaltungsstellen unter einem Dach vereinigt. Alle dienstfremden
Familien, die im Hause gewohnt hatten (s. 1945), waren anderweitig untergebracht worden, bis auf eine im Dachgeschoß, die der Raumpflege übertragen wurde.
Das Gemeindehaus am Markt ist, nach einigen Umbauten zu Wohnzwecken vermietet worden.
Amtsauflösung. Auf Veranlassung des Regierungspräsidenten hat das Gemeindeprüfungsamt die Verwaltungsmehrkosten, die die getrennten Verwaltungen verursacht haben, mit 47.187 RM errechnet. Während
eine gemeinsame Verwaltung einen Aufwand von 124.500 RM erfordert haben würde, beträgt dieser für Kornelimünster 102.066 RM, für Walheim 69.621 RM. Die auf die Währungsreform zurückzuführende
Anspannung der Gemeindefinanzen veranlaßte den Gemeindedirektor, dem Rat eine Denkschrift zuzuleiten, die die kommunale Gliederung und Entwicklung des Münsterländchens seit der französischen
Fremdherrschaft schildert und besonders auf die Dinge seit der Amtsbildung 1935, die Amtsauflösung 1946 und deren Folgen hinweist. Besonders betonte er, das Amt sei auf mündliche Anordnung der
Militärregierung aufgelöst worden ohne die vorgeschriebene Auseinandersetzung; die personalrechtlichen Fragen seien völlig ungeklärt geblieben; der Verwaltungsmehraufwand von 47.187 RM oder 42 v.H. sei
unerträglich, die Wiederherstellung des alten Rechtszustands unaufschiebbar. Unter Überreichung der Denkschrift wurde der Oberkreisdirektor gebeten, die Sache von Amtswegen aufzugreifen. Dessen Antwort:
Der Regierungspräsident vertrete zwar den Standpunkt von Kornelimünster, wünsche jedoch, die Sache erst nach den Kommunalwahlen im Herbst aufzugreifen. Unser neuer Hauptausschuß des Rats befaßte sich
am 15.November erneut mit der Sache; er wünschte die Wiederherstellung des Amts. Drei Wochen später ließ der Oberkreisdirektor die beiden Gemeinden wissen, er werde nicht eingreifen, weil die Gemeinderäte
berufen seien, über eine Verwaltungsgemeinschaft zu befinden. Unser Rat beschloß darauf, die Amtsverfassung am 1.April 1949 wieder in Geltung zu setzen; wenn Walheim ablehne, solle die oberste
Verwaltungsinstanz um Entscheidung angerufen werden, ob die Amtsführung rechtsgültig sei; werde jedoch unsere Auffassung nicht bestätigt, so müsse in einer vermögensrechtlichen
Auseinandersetzung Walheim mit den Mehrkosten belastet werden.
Der Walheimer Gemeinderat hat die Fortsetzung der Verwaltungsgemeinschaft abgelehnt. (weiter siehe 1949)
Die Zuweisung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen setzte sich das ganze Jahr über fort. Die Schwierigkeiten ihrer Unterbringung mehrten sich ebenso wie die damit verbundenen Unzuträglichkeiten.
Vorstellungen beim Kreisflüchtlingsamt um Erleichterungen waren erfolglos. Massenzuweisungen wie im vorigen Herbst sind allerdings unterblieben.
Immermehr machte sich der Mangel an Wohnraum bemerkbar. Der Bevölkerungsvermehrung stand kein Zugang an Wohnungen gegenüber. Seit dem Kriegsbeginn hatte der Wohnungsbau geruht, inzwischen war
aber die Einwohnerzahl nicht nur natürlich gewachsen; aus kriegszerstörten Städten waren viele Leute zu uns geflohen, die Mehrzahl derselben hatte noch nicht zurückkehren können. Hinzu kamen seit 2 Jahren
Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Unter dem Mangel hatten alle zu leiden, die berechtigten Anspruch auf eigenen oder größeren Wohnraum hatten. Das Wohnungsamt hatte mit ihnen eine Last; es kämpfte um
jeden Raum, der geeignet schien, Wohnungssuchenden zu helfen. Die umstrittene Rechtsstellung des Wohnungsausschusses führte auf höhere Weisung dahin, daß der Rat am 19.Mai beschloß, seine bisher nur
beratende Tätigkeit mit Beschlußkraft auszugestalten; das vermochte die aufgezeigten Tatsachen jedoch nicht zu ändern. Wohnungsbau allein hätte helfen können. Es regte sich auch der Wille dazu, doch nur ganz
wenigen gelang ihr Vorhaben. Die Geldreform mit ihren Folgen hatte eine zu starke Verknappung des Geldes erzeugt. Wohl darum vermochte sich auch die Gemeinde nicht zu entschließen, selbst
Wohnungenzu bauen (wie sie es nach dem ersten Weltkrieg getan hatte).
Etwa 25 Siedlungswillige aus Breinig und Kornelimünster, zusammengeschlossen im Diözesansiedlungswerk, bemühten sich um das von der Gemeinde in Breinigerheide bereitgestellte Siedlungsgelände. Der Rat
genehmigte am 19.Mai, daß das für das erste Baudrittel vorgesehene Land förmlich als Siedlungsgelände anerkannt wird. Zur Bauausführung kam es jedoch noch nicht. Das erste Baudrittel lag an der
Corneliastraße.
Der Sportplatz des Vereins für Rasensport, Venwegen, gelegen auf Gemeindewaldgelände, bedurfte der Vergrößerung. Der Rat genehmigte, daß hierfür ein 12 m breiter Streifen des Waldes abgegeben wird.
Die Einrichtung einer Werwaltungsnebenstelle in Breinig (laut Beschluss vom 23.Mai v. J.) erwies sich, auch wegen Mangels an bei der Hauptverwaltung entbehrlichen Personal, als undurchführbar (Sie ist nie
eingerichtet worden).
Durch Verordnung der Brit. Militärregierung 165 vom 15.September wurde die Verwaltungsgerichtsbarkeit neu geordnet in dem Sinne, daß grundsätzlich jeder Verwaltungsakt in einem eingehend geregelten
Verfahren vor einem unabhängigen Gericht anfechtbar sein soll. Dementsprechend ist in Aachen ein Landesverwaltungsgericht gebildet worden.
Der Entnazifizierungs-Ortsausschuß, dem die Vorprüfung der Entnazifizierungsgesuche oblag, hat, enttäuscht durch nach seiner Meinung fehlgegangene Entscheidung übergeordneter Stellen, die seinen Vorschlägen
zuwiderlaufen, seine Tätigkeit eingestellt. Der Rat hat abgelehnt, neue Ausschußmitglieder zu bennennen. Tatsächlich hatte die Militärregierung, auch über Beamte, in einer Weise entschieden, die nur auf völliger
Verkennung der Umstände beruhen konnte und darum berechtigten Unwillen hervorrufen mußte.
Der Gemeinderat legte fest, daß die Gemeinde sowohl bei der Gesellschafterversammlung der "Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H." wie im Zweckverband für die Anstellung und Besoldung der
Gemeindeforstmeister durch den jeweiligen Gemeindedirektor vertreten werden solle.
Das ehemals gemeindeeigene Gaswerk mit Leitungsnetz ist aus dem Besitz der Rheinisch-westfälischen Elektrizitätsgesellschaft in Remscheid-Lennep (s. 1944) an die Westgas AG verkauft worden. Diese trat es
an die Licht- und Kraftwerke Eschweiler-Stolberg ab.
Der Rat bewilligte die Mittel für die Anschaffung eines Löschfahrzeugs LF8 für die Freiwillige Feuerwehr.
Kurz vor der Währungsumstellung zahlte die Gemeindekasse auf Antrag als Entschädigung für die im Januar 1945 für die Amerikaner beschlagnahmten weißen Bettücher (Laken) und Tischdecken je Stück 6 RM
aus. Über 3 Jahre haben die Eigentümer darauf warten müssen, jetzt konnten sie für das Geld keinen Ersatz beschaffen.
Die Lebensmittel und andere Bedarfsgüter wie Kleidung, Wäsche, Schuhe blieben auch in diesem Jahre rationiert, ihre Anschaffung nur gegen Bezugsberechtigungsausweis erlaubt. Die Versorgung damit war
weiterhin knapp und unbefriedigend. Ab 1.März wurden Lebensmittelmarken für volle Monate (bisher 4 Wochen) ausgegeben; dementsprechend erfolgte der Aufruf dessen, was käuflich war, jeweils für 10 Tage.
Im Frühjahr war wochenlang kein Fleisch zu haben; es wurde durch Fisch ersetzt. Gegen das Jahresende war wieder Fleischmangel; die monatliche Brotzuteilung wurde auf 11 kg erhöht.
Die Ernährungslage blieb gänzlich unbefriedigend für den, der auf die öffentlichen Zuteilungen allein angewiesen war. Im Herbst durften Einkellerkartoffeln nach Bedarf erworben werden. Ihr
Preis war festgesetzt wie folgt: Beim Erzeuger abgeholt 4,60 DM je Zentner, vom Erzeuger frei Keller geliefert 5,65 DM, vom Handel frei Keller geliefert 6,20 DM.
Schon früher hatte man bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle Unstimmigkeiten wahrgenommen, jedoch auf menschliches Versagen zurückgeführt. Im Juni wurde eine schwere Veruntreuung aufgedeckt. Eine
Angestellte hatte seit längerer Zeit Bezugsausweise für Lebensmittel und andere Bedarfsgüter unterschlagen und das durch falsche Verbuchungen zu vertuschen gesucht. In ihrer elterlichen Wohnung fand man
nicht nur Bezugsausweise päckchenweise, sondern auch Lebensmittel und Textilien in solchen Mengen, die nicht aus normalen Zuteilungen herrühren konnten. Die Person wurde sofort entlassen, verhaftet und vom
Gericht bestraft. Entlassen wurde sofort auch ein Hilfsangestellter, der Nutznießer gewesen war.
Während Branntwein in den Gaststätten noch nicht zu haben war, durfte die hiesige Brauerei Schmitz zum ersten Male seit dem Kriege Bier brauen, zunächst noch mit einem Stammwürzegehalt bis 1,7% ab
September 5%.
Die Reißwollfabrik in der Münster Mühle (Firma O. und K. Rohland) konnte im Juni mit einer durch Mangel an Chemikalien beschränkter Fabrikation beginnen.
Die Reichskartoffelhalle auf dem ehemaligen Sportplatz an der Stockemer Straße in Breinigerheide wurde von der Hubert Feuser G.m.b.H. Aachen neu bedacht und für ihre Zwecke hergerichtet. Im Mai begann dort
die Herstellung von Betonsachen. Beschäftigt wurden jedoch nur wenige Leute.
Auch sonst begannen Wirtschaftliche Unternehmen sich zu regen. Jedoch versetzte manchen die Geldreform einen Schlag, von dem sie sich erst nach und nach erholten.
Für die Schulen waren die größten Schwierigkeiten überwunden; Lehr- und Lernmittel und Schreibzeug brauchten nicht mehr entbehrt zu werden, das galt besonders von der Jahresmitte an.
Für die Schule in Breinigerberg beantragte der Gemeinderat die Einrichtung einer 2. Lehrerstelle.
Berufsschule des Berufsschulzweckverbands Münsterland. Seit dem Spätsommer 1944 hat der Unterricht geruht. In diesem Sommer erörterten die Verbandsmitglieder (Gemeinden Brand,Kornelimünster,
Walheim) die Möglichkeit, den Unterricht wieder aufzunehmen. Das Bistum Aachen als vorläufiger Verwalter der Abteigebäude war bereit, die Turnhalle dafür herzugeben. Diese ist jedoch von amerikanischen
Truppen derart demoliert, daß ihr Ausbau wenigstens 30.000 RM kosten würde. Die Bezirksregierung lehnte das von Brand angebotene Jugendheim am Rollefer Berg ab. Der am 22.November zum ersten Mal
tagende Verbandsausschuß beschloß, den Unterricht nach den Weihnachtsferien in Räumen der Brander Volksschule eröffnen zu lassen, zunächst für Mädchen; es soll jedoch angestrebt werden, wieder in
Kornelimünster Raum dafür zu gewinnen, entweder durch Ausbau der Turnhalle oder durch einen Neubau.
Mit der Vorbereitung des Unterrichts wurde die Gewerbeoberlehrerin Käthe Jeukens beauftragt, die auch an der alten Schule unterrichtet hatte.
Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1948 sieht Einnahmen und Ausgaben von 8.000 DM vor. Die Beiträge der Verbandsmitglieder, im ganzen 5.000 DM, sollten nach der Zahl der Schulpflichtigen am
15.11.1948 errechnet werden. Als Staatszuschuß erwartete man 2.500 DM.
Erwachsenenbildungswerk. Der Rat wählte einen neuen Ausschuß des Werks, nachdem dessen Vorsitzender Norbert Weber das Amt niedergelegt hatte, und berief als Sachverständigen für
Bildungsfragen den an der Technischen Hochschule in Aachen tätigen Professor Gustav Plessow aus Kornelimünster. Das Werk setzte das im vorigen Herbst begonnene Vortragssemester fort. In diesem Herbst
fand nur eine künstlerische Veranstaltung statt, diesmal in Breinig (Gesang,Musik). Die 65 Teilnehmer brachten (je Kopf 2 DM) nicht einmal die Kosten auf.
Das Benediktinerkloster Kornelimünster eröffnete in seinen Mauern die "Heimschule Sankt Benedikt". Ein früher bestandenes Alumnat hatte 1939 aufgegeben werden müssen. Die neue Schule ist 1954 als
Realschule für Jungen staatlich anerkannt worden.
Am 17.Oktober sind sowohl die Mitglieder des Gemeinderats wie der Kreistags neu gewählt worden. Von allen Wahlberechtigten haben 69 v.H. gewählt.
Unser Gemeinderat hatte nun 8 Vertreter der CDU, 4 der SPD und 1 der KPD, nämlich Heinrich Breuer, Karl Siemons, Erwin Willms (CDU) aus Kornelimünster, Lambert Emonts, Josef Hennecken, Franz Krings,
Johann Meyer (CDU), Peter Hansen, Josef Röger, Josef Hoven (SPD) aus Breinig, Franz Lennartz (KPD) aus Breinigerheide und Heinrich Hamacher (SPD) aus Venwegen.
In seiner ersten Sitzung am 26.Oktober wählte der Rat zum Bürgermeister Joh. Meyer, zu seinem Stellvertreter Heinrich Hamacher. Auch gab er sich eine neue Geschäftsordnung, beschloß eine neue
Hauptsatzung anstelle der vom 26.6.1946, wählte neue Ausschüsse und setzte den Ehrensold für den Bürgermeister auf 120 DM für den Monat fest.
Der Rechnungsabschluss der Gemeindekasse für das Rechnungsjahr 1947/48 lautet in Einnahmen auf 590.230 RM, in Ausgaben auf 573.479 RM.
Der Haushaltsvoranschlag für 1948 sah 531.727 RM an Einnahmen und 574.055 RM Ausgaben vor. Wegen der Währungsumstellung war ein Nachtragsplan erforderlich lautend in Einnahmen und Ausgaben auf
522.191 DM für das Resthaushaltsjahr 21.6.48-31.3.49. Demgemäß war auch eine gesonderte Buchhaltung und Rechnungslegung erforderlich (s. 1949).
Als Anlauf-Betriebsmittel aus Anlaß der Währungsreform waren der Gemeinde 18.165 Deutsche Mark zuerkannt worden. Dieser geringe Betrag zwang von vornherien zu Sparmaßnahmen, zumal auch die Steuern
spärlicher hereinkamen.
Das Gemeindevermögen am Beginn des abgelaufenen Rechnungsjahres (1.4.47) war mit insgesamt 735.147 RM bewertet worden, davon 235.500 für Gebäude, 18.526 für andere Grundstücke, 10.062
Gesellschafteranteil am Kreiswasserwerk, 19.015 Wertpapiere ohne Beteiligungen, 283.844 Rücklagen, 168.200 Gemeindewald. Für den 1.4.1948 sind die Wertpapiere mit 12.075 RM angegeben,
dementsprechend das Gesamtvermögen mit 728.208 RM, davon 203.944 bei Sparkassen angelegt, 79.900 in Reichsanleihen und Reichsschatzanweisungen.
Die Gemeindeschulden beliefen sich am 1.4.1948 auf 150.453 RM, für deren Verzinsung und Tilgung 15.989 RM erforderlich sind.
Durch die Währungsumstellung verlor die Gemeinde fast alle Altgeldguthaben, d.h. das folgende Kapitalvermögen: Betriebsmittelrücklage 78.300 RM, Ausgleichsrücklage 47.721, Forstkulturrücklage 45.822,
Straßenbaurücklage 86.600, Grunderwerbsrücklage 33.000, Kassenbarbestand 55.559, Hypotheken und Beteiligungen 26.169, zusammen 373.473 RM. Demgegenüber verminderten sich die Schulden nur um
9/10 ihres Reichsmark-Betrags, weil von 10 RM 1DM geblieben ist. Der gesamte Vermögensverlust beläuft sich mithin auf 238.065 RM.
Nach dem Forstwirtschaftsplan für 1948/49 wurden 40.000 DM als Erlös aus Holzverkäufen erwartet; 4.000 DM sollten für Forstkulturarbeiten aufgewendet werden.
Am 8.März hat der Rat folgende Steuerunterlagen beschlossen: 110% (bisher 100) Grundsteuer vom landwirtschaftlichen Besitz, 200% (140) von anderem Grundbesitz und 300% Gewerbesteuer, die Prozente
bezogen auf die vom Finanzamt festgestellten Meßbeträge. Demgemäß wurden erwartet an Grundsteuern 23.100 und 81.426, an Gewerbesteuer 54.000 RM.
Am 1.März trat der Wegemeister Josef Brochhausen aus Oberforstbach (+ 1966) wegen Erreichen der Altersgrenze (65. Lebensjahr) in den Ruhestand. Er hatte, dank entsprechender Vorbildung (Maurer mit
bautechnischen Kenntnissen) nicht nur die Wegearbeiten geleitet, sondern alle bautechnischen Dinge bearbeitet. An seiner Stelle wählte der Gemeinderat den Bauingenieur Heinrich Cuvelier aus Aachen als
Sachbearbeiter für alle Bausachen.
Nach Freiwerden der nur aushilfsweise besetzt gewesenen Stelle des Vollziehungsbeamten wurde in diese der auch bis 1944 als solcher tätig gewesene Vollziehungsbeamte Theodor Kupferschläger wieder
berufen.
1949 | m | w | |
Population | 2922 | 3250 | 6172 |
Geburten | 42 | 28 | |
Todesfälle | 30 | 25 | |
Trauungen | 53 |
Wetter: Das Jahr begann mit Sturm, der auch Dächer gering beschädigte. Danach wenig Schnee und geringer Frost. Bis Ende März noch kein anhaltender Winter, geringe Niederschläge, wenig Wasser in den
Bächen. Fastnacht heftiger Sturm mit Regen und Schnee. Im Mai reichlich Regen. Der Sommer verlief ziemlich normal. Im September Hitzewelle, warmer Herbst. Ende Oktober erste Nachtfröste, 2.Dezember
erster Schnee, trotzdem verhältnismäßig mild. Ein fürchterliches Unwetter zog in der Nacht zum 7.September von Westen her in schmaler Front über unsere Gegend dahin und verwüstete die Höhengebiete.
Besonders betroffen wurden Breinig, Breinigerheide, Schützheide und Breinigerberg. Orkanartiger Sturm mit Gewitter, starkem Hagel und Regen, wie man sie seit Menschengedenken nicht erlebt, fegte
dahin, entwurzelte unzählige Obst- und andere Bäume, zerbrach oder beschädigte andere, hieb Laub und Früchte herunter und richtete auch starke Schäden an noch nicht eingebrachten
Feldfrüchten an. Kaum ein Dach blieb unbeschädigt, Schornsteine werden umgeworfen, Fensterscheiben zertrümmert. Der Verkehr wurde auf einigen Straßen durch Äste oder umgestürzte Bäume behindert. Einer
Wohnhütte am Fuße des Schlangenbergs in Breinigerberg wurde das Dach fortgerissen, sodaß die Bewohner vorübergehend anderswo untergebracht werden mußten. Im Sägewerk Peter Krings, Breinig, stürzte
der halbe Werkskamin ein und verletzte den Nachtwächter Franz Schmitz aus Breinigerheide. Manche Häuser verloren die Hälfte der Dachziegel. Auch die Breiniger Schulhäuser waren betroffen. Noch nach Mittag
fand man taubeneigroße Hagelschlossen. Die Hagelspuren fand man besonders auch an der Rinde junger Obstbäume; hölzerne Giebelverkleidungen sahen aus wie gehämmert. Schlimm verwüstet waren auch
Gärten. Einige Wochen danach entwickelte sich, begünstigt durch warmes Wetter, auf vielen Bäumen neues Laub, es wurden sogar blühende Obstbäume gesehen. Der Kreistag bewilligte eine Notstandsbeihilfe von
50.000 Dmark; jedoch ist nicht bekannt geworden, ob eine solche auch von Gemeindeeinwohnern in Anspruch genommen worden ist.
Eine seltene Naturerscheinung war am Abend des 25.Januar zu sehen, ein Nordlicht in Gestalt einer sich im Nordwesten erhebenden leuchtenden Wolke, die sich nach Norden bewegte, sich dort teilte und erlosch.
Die Landwirtschaft hatte ein verhältnismäßig günstiges Jahr. Das Heu fiel gut aus, und Frucht und Kartoffeln ergaben normale Erträge. Auf Baumobst mußte sie allerdings verzichten, es war unreif dem Unwetter
vom 7.September zum Opfer gefallen.
Die Bodenbenutzungserhebung erstreckte sich wie frühger auf Betriebe von wenigstens 0,5 ha (rund 2 Morgen). Nach bäuerlichen Angaben waren 146,15 ha Ackerland, 105,25 ha Gartenland, 482,42 ha Wiesen,
445,27 ha Weiden, 448,01 ha Wald und Holzungen, 62,33 ha Öd- und Umland (= ertraglos). Von dem Ackerland waren bestellt 8,52 ha mit Winterroggen, 0,47 ha Sommerroggen, 6,21 ha Winterweizen, 0,58 ha
Sommerweizen, 0,69 ha Wintergerste, 1,06 ha Sommergerste, 30,01 ha Hafer, 0,92 ha Merzgetreide, 0,08 ha Speise- und Futtererbsen, 0,31 ha Ackerbohnen, 0,04 ha Hülsenfruchtgemenge und
Mischfrucht, 3 ha andere Getreide und Hülsenfrüchte, 9,22 ha Frühkartoffeln, 48,88 ha späte und mittelspäte Kartoffeln, 0,15 ha Zuckerrüben, 16,19 ha Futterüben, 1,01 ha Kohlrüben, 0,19 ha Futtermöhren, 3,11
ha Gemüse, und andere Gartengewächse, 0,05 ha Raps, 4,10 ha Rüben zur Samengewinnung, 2,53 ha Klee verschiedener Arten, 3,98 ha Kleegras, 1,12 ha Luzerne, 3,76 ha Gras zum Abmähen oder Abweiden
auf Ackerboden.
Betriebsgrößen: 76 unter 2 ha, 86 mit 2-5 ha, 33 mit 5-10 ha, 28 mit 10-20 ha und 1 mit 20-30 ha. Die Zahl der kleineren Betriebe ging zurück.
Viehzählung: Von der Viehzählung sind nur noch folgende Zahlen zu ermitteln gewesen: 112 Pferde, 1486 Stück Rindvieh.
Von der Ritscheider Heide gab die Gemeinde im Austausch 61,72 a in der Umgebung von Nütheim 86,96 a an Mathias Hellebrandt in Aachen-Lichtenbusch ab. Die Heide, soweit Gemeindeeigentum ist noch 12,3608
ha groß.
Wichtigstes Ereignis des Jahres war wohl das vom Parlamentarischen Rat ausgearbeitete und am 23.Mai verkündete Grundgesetz als vorläufige Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Damit wurde der
Zusammenschluß der drei westlichen Besatzungszonen zu einem Bundesstaat vollzogen. Die Militärmächte grenzten ihre Zuständigkeit in einem sogenannten Besatzungsstatut ab; hoben die Militärregierung auf
und damit ihren Einfluß auf die Gesetzgebung und das politische Leben. Am 24.August folgte die erste Wahl der Mitglieder des Bundestages. An ihr beteiligten sich in unserer Gemeinde ¾ der Berechtigten.
Einige Unruhe erregten im April Gebietsansprüche Belgiens. Es hieß, darunter falle auch die Gemeinde Roetgen, und die dortigen Post-, Zoll- und anderen Beamten müßten weichen und müßten zum Teil in unserer
Gemeinde untergebracht werden. Das würde unsere Gemeinde in arge Verlegenheit bringen. Es blieb glücklicherweise beim Gerücht.
Noch immer waren in Kornelimünster 12 Wohnungen mit zusammen 72 Räumen für belgische Soldatenfamilien beschlagnahmt. Zu demselben Zweck mußte bis zum 26.August das Haus Frankenhorst an der
Aachener Straße, Eigentum der Familie Becker-Thelen, freigemacht werden. Die Kreisverwaltung erbot sich, als Ersatz binnen 5-6 Monaten ein neues Haus an der Niederforstbacher Straße zu erbauen, für das die
Gemeinde das Bauland kostenfrei hergab. Die Familie B.-T. fand Unterkunft an der Bleihütte. Darum beschloß der Rat, das neue Haus an den Gemeinderentmeister Corsten zu vermieten, der seit 4 Jahren nur eine
Notwohnung hatte.
In Krauthausen, 1935 aus der gelösten Gemeinde Büsbach ausgeschieden und der Gemeinde Brand zugeleitet, machten sich Bestrebungen geltend, den Ort nach Kornelimünster umzugemeinden. Unser
Gemeinderat lehnte eine Einmischung ab, erklärte sich zur Aufnahme jedoch bereit, wenn eine Abstimmung dafür eine Mehrheit ergäbe. Eine geheime Abstimmung der 195 Wahlberechtigten von Kornelimünster
am 26.Februar 1950 ergab: Eine ungültige Stimme, 52 für Anschluß an Kornelimünster, 114 für Verbleiben bei Brand. Danach blieb die Angelegenheit auf sich beruhen.
Im Laufe dieses Jahres fand der Verfasser dieses Berichts unter den völlig ungeordneten Resten der Gemeindeakten von den schon vor zehn Jahren vermißten vier Bänden der Gemeindechronik den 1. (1826-50),
3. (1876-1900) und 4. Band (1901-21). Der 2. Band war nicht zu finden; seine Abschrift gelangte jedoch wenige Jahre später an die Gemeinde zurück, nachdem sie sich seit unbekannter Zeit im Privatbesitz
befunden hatte.
Schon seit Jahrzehnten war als auf die Dauer unzuträglich empfunden worden, daß die Mehrzahl unserer öffentlichen Wege, Straßen und Plätze ohne einheitliche Namen geblieben waren. Dies machte sich immer
stärker bemerkbar, je umfangreicher die Neubautätigkeit, besonders seit der Jahrhundertwende und zwischen den beiden Weltkriegen geworden war, auch an bis dahin unbebauten Wegen. Zwar hatte der
Bürgermeister schon um 1909 an einigen damals für wichtig gehaltenen Straßen und Plätzen in Kornelimünster und Breinig Namensschilder anbringen lassen, die meisten blieben amtlich unbenannt. Manche
Einwohner benannten ihre Wohnstraßen willkürlich. Das mußte Verwaltung und Verkehr stören. Auf Wunsch des Gemeinderats stellte die Verwaltung jetzt einen Namensplan, der grundsätzlich altüberlieferte
Namen enthält und die nur durch neue ersetzt, wenn sie als anstößig empfunden werden. Die Straßenstrecken sind nach Anfang und Ende in einem Verzeichnis enthalten, dem zur Verdeutlichung
eine Karte beigegeben ist. Damit sind gewissermaßen auch die Außengrenzen der einzelnen Orte bezeichnet. Im Jahre 1950 hat der Gemeinderat diesen Plan mit geringen Änderungen angenommen; nur der
althergebrachte und durch die Örtlichkeit wohlbegründete Name Lehmkaulstraße (in Breinig) wurde in Wiesenstraße abgeändert.
Ebenso dringlich ist die Neunummerierung der Häuser. Die jetzige stammt aus dem Jahre 1876; nur für Breinigerheide und Schützheide ist sie 1909 neu geordnet worden, aber auch längst überholungsbedürftig.
Gerade auf diesem Gebiet bestand eine kaum noch zu überbietende Verwirrung. Die Neuordnung wurde für das nächste Jahr vorgesehen.
Am Jahresende hat der Landkreis Aachen im Hause Oberforstbacher Straße 82, ehemals Bauernhof von Karl Stickelman, jetzt Eigentum des Benediktinerklosters, eine Tuberkuloseheilstätte eingerichtet, nachem
es für diese Zwecke umgestaltet worden war. Als Isolierstation dient eine noch aus der Zeit des Militärlazaretts (aufgelöst 9./10.September 1944) stammende und auch dem Krankenhaus dienlich gewesene
Baracke im Binnenhof des Klosters. 1958 ist die Heilstätte nach Süßendell verlegt worden.
Das Krankenhaus im Benediktinerkloster wird nach und nach aufgelöst. Es hat sich seit Herbst 1944 als überaus segensreich für die ganze Gegend erwiesen, da auswärtige Krankenhäuser zerstört oder nicht
erreichbar waren. Einer der Ärzte, Dr. Adolf Korr, hat sich als prakt. Arzt in Kornelimünster niedergelassen.
Die Gemeinde konnte mit der Wiederherstellung von in der Kriegszeit stark beschädigten und teilweise nur noch unter Gefahren benutzbaren Straßen beginnen. Den Anfang machte sie in Breinig, in dem die Haupt-
und Neustraße von Venwegen über Breinigerheide bis zur Grenze vor Dorff wurde in dieser Weise wiederhergestellt. Dazu mußte die Überbrückung des Felstersiefen am Jammetsweiher erneuert
und verbreitert werden. Weil zugesagte Landeszuschüsse ausblieben, mußten andere Straßeninstandsetzungen unterbleiben.
Von den Erben (Geschwister) Nellen erwarb die Gemeinde das alte Haus Aachener Straße 7 für 7.000 Dmark, um die Fluchtlinie zu begradigen. Der den Gehweg unterbrechende hohe Treppenaufgang wurde
beseitigt und durch einen neuen an der freien Hausseite ersetzt. Das Haus hat man vermietet an mehrere Familien. Den vom neuen Treppenaufgang nicht beanspruchten Hofraum mit alten, zum Teil längst nicht
mehr benutzten Stallungen verkaufte die Gemeinde an den Sattler Hubert Coir aus Kornelimünster; der brach alle Gebäude ab und erbaute ein geräumiges Wohn- und Geschäftehaus.
Im Februar wurde der Straßenbahnverkehr von Binsfeldhammer über Vicht nach Münsterau wiedereröffnet, der seit September 1944 nach Sprengung der Vichtbrücken geruht hatte. Die Bahnbrücken sind vorläufig
in Holz erneuert worden.
Der Leiter des Löschzugs Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr, Heinrich Frings, ist unerwartet und plötzlich verstorben. Der Bürgermeister widmete ihm in der Ratssitzung vom 24.Mai einen ehrenden
Nachruf.
Seit dem 1.Mai sind Verwandtenbesuche im deutsch-belgischen Grenzraum in ähnlicher Weise ermöglicht, wie sie im vorigen Jahre für das deutsch-holländische Grenzgebiet zugelassen worden sind.
Cornelioktav und Jahrmarkt waren dank guten Wetters gut besucht. Mit dem Viehmarkt war eine gut beschickte Rindviehausstellung verbunden.
In Erinnerung an das ehemalige Münsterländchen und zur Wiederauffrischung des Zusammengehörigkeitsgefühls wurden auf Veranlassung der Gemeinde mit der Oktav erstmals kulturelle Veranstaltungen
verbunden. Die Kirchenchöre aus dem Ländchen wirkten abwechselnd bei den friedlichen Gottesdiensten mit. In der Bergkirche waren Urkunden zur Geschichte und Kultur der Heimat und Gegenstände aus dem
untergegangenen Kreisheimatmuseum ausgestellt. Der in Kornelimünster wohnende Maler Josef Kranzhoff und andere Maler hatten Gemälde beigesteuert. Diese Ausstellung ist von rund 600 Personen besucht
worden. Abends waren die Bergkirche angestrahlt, die Laterne der Corneliuskapelle von innen erleuchtet. EinTanzzelt auf dem Abteihof bot Ersatz für den im Ortsinneren fehlenden Saal. Die
Veranstaltungen wurden ergänzt durch Schachspiele und Fußballspiele um einen Wanderpokal, die von Münsterländischen Vereinen ausgetragen wurden.
Der Heimatverein Kornelimünster gab ein Heimatbuch, "Kornelimünster, Beiträge zur Geschichte des Münsterländchens" heraus. Verfasst ist es von dem ortsangesessenen Lehrer und Schriftsteller Heinrich
Benedikt Capellmann, Illustrationen dazu lieferte der Maler Josef Kranzhoff.
Am 2.November besuchten die Mitglieder der Aachener Ortsgruppe der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde den Ort Kornelimünster und besichtigten die Sehenswürdigkeiten.
Am 4.September beging der Männergesangsverein Breinig das Gedenken an seine Gründung vor 80 Jahren.
Die Einwohner von Venwegen richteten das im Kriege beschädigte Kriegerdenkmal wieder her. In der dortigen Pfarrkirche wurde der teilweise abgängige hölzerne Fußboden durch einen Plattenbelag ersetzt.
Auch an der Pfarrkirche in Breinig waren Ausbesserungen notwendig: Die Westseite von Chordach und Turm wurden neu beschiefert, der Turmhahn vergoldet.
Nach dem Vorbild von Venwegen und Breinigerberg veranstaltete man am Vorabend des Martinstags auch in Kornelimünster und Breinig Martinsfeiern mit Fackelzügen.
Am 6.März beging der Pfarrer von Breinig (seit 1929) Franz Jansen 40 jähriges Priesterjubiläum. Die Gemeinde hat ihm ein Geschenk im Werte von 80 DM überreichen lassen.
Nachfolger des im März in den Ruhestand getretenen Pfarrers von Kornelimünster, Probst Alfons Gerson, 84 Jahre alt, seit 1921 am Ort, wurde Probst Hubert Windelschmidt. Seine Einführung geschah am 15.Juni.
Der Pfarrverwalter, Kaplan Königs, kam als Pfarrer nach Bedburdyck.
Der 1904 in Breinig geborene Diözesanbaurat Felix Kreusch ist zum Dombaumeister in Aachen ernannt worden.
Die 1886 als Hilfsstelle des Postamts Kornelimünster gegründete Postdienststelle Breinig, bis 1908 diesem Postamt unterstellt, seitdem dem Stolberger Postamt (seit 1893 Postagentur gewesen) erhielt am 1.
Juli den Rang eines Zweigpostamts.
In Breinig gründete man im Januar die "Breiniger Karnevalsgesellschaft 1949". Auch in Venwegen bildete sich ein solcher Verein unter dem Namen "Vennkatze".
Die allgemeine Straßenbeleuchtung hat noch nicht wieder eingeführt werden können (sie wurde mit Ausbruch des Krieges (1.Sept. 1939) aus Luftschutzgründen eingestellt). Der Heimatverein Kornelimünster
beantragte im Herbst, im alten Ortsteil 16 Lampen anzubringen, die in der Ausführung dem altertümlichen Ortsbild angepaßt seien; 8 derselben wolle er selber bezahlen. Darüber gab es im Rat heftige
ortspolitische Auseinandersetzungen, die jedoch zu keinem Entschluß führten. Weiteres darüber siehe 1950.
Die Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H., der unsere Gemeinde als Mitgesellschafter angehört, besteht 40 Jahre. Im Sommer verlegte sie eine neue 50 cm ? Leitung von Krauthausen durch das Dorffer
Feld über den Acker, den Brauneberg und den Rönneberg bis nahe Jammetsweiher, beiderseits an bestehende Leitungen anschließend.
Der Verfasser dieses Berichts hat diese seltene Gelegenheit benutzt, um Klarheit über Verlauf und Zustand der Römerstraße von Kornelimünster (Varnenum) nach Breinig zu gewinnen. Es war vergebens, denn er
fand nichts, das hätte auf die gesuchte Straße hinweisen können. Nicht einmal der "Grüne Weg", dessen Verlauf ungefähr dem der Straße entsprechen könnte, bot mehr als geringfügige, nicht mehr als 15 cm tiefe
Karrenspuren, wie sie jeder andere Feldweg auch aufweist.
Im März verstarb der prakt. Arzt Dr. med.Josef Schillings, Kornelimünster. Seinen Beruf hat er über 50 Jahre ausgeübt, seit 1901 in Kornelimünster , davon die meiste Zeit allein in den Gemeinden
Kornelimünster und Walheim. Seit der Schließung des Krankenhauses hat sich dessen Arzt Dr. med. Adolff Korr in Kornelimünster als prakt. Arzt niedergelassen.
In Breinig praktiziert seit etwa 1920/21 Dr. med. Heinrich Kahlen.
Dr. Korr erklärte sich seit dem Abgang von Dr.Schillings auf Grund der Erfahrungen außerstande, allein den großen Bereich zu bedienen. Dr. med. Rudolf Böltink (Sohn des Apothekers), der sich um Zulassung als
zweiter bei den Krankenkassen angenommener Kassenarzt beworben hatte, wurde trotzdem von der kassenärztlichen Vereinigung abgelehnt. Der Rat befasste sich mit der Angelegenheit, er beantragte
Rücknahme der Ablehnung. Dem ist später stattgegeben worden.
Unglück: Am 28.Januar ist der 17 jährige Schüler Norbert Naumann aus Breinigerberg (Pflegesohn des Lehrers Johann Kaesler) auf dem Bahnhof Stolberg Hammer tödlich verunglückt, er war auf dem Bordstein des Bahnsteigs von einer Lokomotive angefahren worden.
Am 3.Februar fand man die Ehefrau von Severin Lauscher, Paula geb. Nellessen, in einem Schuppen bei ihrer Wohnung Breinig, Essiger Straße, erhängt auf. Dem Vernehmen nach hat sie an Schwermut gelitten.
Am 17.November, bei einbrechender Dunkelheit, fuhr ein Lastkraftwagen aus Büsbach auf dem unbeschrankten Überweg Im Steg zwischen Breinig und Schützheide wider einen fahrenden Güterzug. Sein Fahrer Ganser kam mit Kopfverletzungen davon, der Beifahrer Schartman verstarb an den Verletzungen im Stolberger Krankenhaus.
Der britische Kreis-Residenzoffizier, dessen Amt infolge der Neuregelung der Verhältnisse überflüssig geworden, Oberst Sutton, verabschiedete sich schriftlich. Die Zusammenarbeit mit ihm war im allgemeinen zufriedenstellend gewesen.
68 Eltern aus Kornelimünster wünschten die Wiedererrichtung eines Kleinkindergartens. Der Rat sah dafür das gemeindeeigene Haus neben dem Gemeindehaus auf dem Schulberg vor, in dem die früher demselben Zweck dienenden beiden Erdgeschoßräume wieder hergerichtet werden sollen. Umbauten im Seminarstall (Abtei), in dem sich ein HJ-Heim befunden hatte, wurden zu kostspielig befunden.
Ende November trat der Schulleiter von Breinig, Hauptlehrer Wilhelm Kremer (seit 1945) in den Ruhestand. Nachfolger wurde der Rektor der provisorisch an der Schule in Büsbach tätige Lehrer Franz Josef Kraus aus Breinig.
Berufsschule: Nach dem vorjährigen Übereinkommen hat der Unterricht am 3.Januar in Brand begonnen. Der Haushaltsplan für die Schule für das Rechnungsjahr 1949 sieht Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe von 45.000 DM vor. Der Rechnungsabschluß (1.Januar bis 31.März 1949) ergab 7.600 DM Einnahmen und 6.380 DM Ausgaben.
Das Bistum Aachen erbot sich, die ehemalige Lehrerseminar-Turnhalle der Gemeinde gegen eine jährliche Anerkennungsgebühr von 1, DM auf 20 Jahre zu überlassen. Auf Beschluß des Zweckverbandsausschusses befaßte sich Architekt Peter Salm, Aachen, mit Ausbauplänen für die Halle. Er veranschlagte die Kosten des Ausbaues auf 81.000 DM, der Ausstattung auf 14.000 DM. Der Verband will davon ein fünftel tragen,
vom Land werden vier Fünftel erwartet. Zu Bauarbeiten kam es in diesem Jahr nicht mehr.
Die Stelle des Schuldirektors wurde in eine solche für eine technische Gewerbelehrerin umgewandelt, die Leiterin Jeuckens in das Beamtenverhältnis übernommen. Die früher an der Schule tätige Gewerbeoberlehrerin Lurch lebt in der russisch besetzten Zone und kam nicht nach hier zurück. Für die neue hauswirtschaftliche Abteilung wurde Gewerbeoberlehrerin Juretzek, die Flüchtling ist, vorerst auf ein Probejahr ab 1.Juli eingestellt.
Das Erwachsenenbildungswerk hatte keinen guten Start. Im Januar trat es mit dem vorläufig letzten Vortrag des Wintersemesters hervor: "Die Kunst des farbigen Landschaftsbildes", in dem Bilder der engeren und weiteren Heimat vorgeführt wurden. Der Ausschuß des Werks war allerdings noch an der Gestaltung der Ausstellung in der Bergkirche maßgebend beteiligt. Im Herbst wurde er ergänzt. Die Schwierigkeit der Unkostendeckung und die wiederauflebende Tätigkeit kulturfördernder Vereine (Heimatverein, Gesangverein usw.) ließen von weiteren Veranstaltungen absehen.
Flüchtlinge und Vertriebene wurden nach wie vor zugewiesen. Sie konnten zwar an den besseren Lebensumständen teilnehmen, ihre wohnliche Unterbringung aber blieb unbefriedigend, ausreichender Wohnraum mangelt allgemein, auch für Alteinwohner. Die Hoffnung der Gemeinde, Wohnungsuchende in der ehemaligen Abtei unterbringen zu können, war vergebens, denn das Bistum Aachen hat sie gemietet und in einem Nebenbau zwei Wohnungen für Geistliche hergerichtet.
Die Tätigkeit des Wohnungsamts gestaltete sich immer schwieriger. Einem wachsenden Bedarf an Wohnraum stand fast kein Angebot gegenüber. Mehrmals mußte Wohnraum, der ohne Genehmigung des Amts bezogen worden war, zwangsweise geräumt werden. Immer stärker machte sich der an und für sich verständliche Wunsch der Hauseigentümer geltend, Wohnungsuchende nach ihren Wünschen zugewiesen zu bekommen. Das Amt ist gesetzmäßig jedoch gehalten, nach der Dringlichkeit vorzugehen und kann darum nur selten solche Wünsche erfüllen. Die Zahl der Beschwerden gegen seine Anordnungen, für deren Verhandlung die "Beschwerdestelle in Wohnungssachen" bei der Kreisverwaltung zuständig ist, riß darum nicht ab.
Der private Wohnungsbau hatte sich bereits im Vorjahre zu regen begonnen. Die gegenüber 1938 auf ungefähr das dreifache gestiegenen Baukosten und die Schwierigkeiten der Geldbeschaffung ließen leider nur ganz wenige Neubauten fertig werden.
Den in der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft Aachen zusammengeschlossenen Bauwilligen hat die Gemeinde das vorgesehene Bauland in Breinigerheide überlassen und gestattet, die Bausteine für das Kellermauerwerk kostenlos in ihrem Steindruch Am Lüchen zu brechen. Einen Teil der Baukosten müssen die Siedler durch Eigenleistungen aufbringen, indem sie z.B. die Fundamente ausheben. Es sind 24 Häuser geplant, davon sollen zunächst acht an der Corneliastraße vorangetrieben werden. Nachdem eines der Häuser bis zur Erdgleiche gediehen war, wurde ihm der "Grundstein" eingefügt, der nach außen die Jahreszahl 1949 zeigt, und in den eine Urkunde eingeschlossen ist. Zahlreiche Einwohner wohnten am 16.Oktober der feierlichen Handlung bei; Pfarrer Jansen aus Breinig segnete das Bauwerk kirchlich ein und hielt eine Ansprache.
Ehemaliger Sportplatz an der Stockemer Straße mit Kartoffelhalle. Die Hubert Feuser G.m.b.H. Aachen nahm die Firma Westbeton G.m.b.H. an. Unter diesem Namen wurde die Herstellung von Betonwaren jedoch nur bis zur Jahresmitte betrieben. Einen Teil des Grundstücks (43a) verkaufte die Gesellschaft an Peter Ganser, Breinigerheide. Wegen dieses Vertragsbruchs verlangte die Gemeinde Rückkauf des Grundstücks. (weiteres siehe 1950)
Die gewerbliche Wirtschaft hat sich nach und nach von dem durch die Währungsreform verursachten Rückschlag einigermaßen erholt, gekennzeichnet durch eine langsame aber stetige Aufwärtsentwicklung. Trotzdem blieb die Zahl der Arbeitslosen noch verhältnismäßig groß. Aus ihnen rekrutierten sich die Schwarzhändler und Schmuggler.
Der Schwarzhandel suchte Mangelware aller Art, von Lebensmitteln über Gebrauchsgegenstände bis zur Wäsche und anderer Bekleidung zu vermitteln. Er verlangte beispielsweise für 1 Zentner Weizen 50 DM, Weizenmehl 60 DM.
Auch der Schmuggel blühte noch: Tabakwaren, Kaffee, Butter, Fett und Speck brachte er ins Inland, alle Waren, deren rationierte Zuteilung unzureichend ist.
Die Ernährungslage besserte sich nach und nach, sodaß von Hungern nicht mehr gesprochen werden kann. Fleisch und Fett blieben knapp. Seit Jahresbeginn hat man Lebensmittel-Bezugsausweise für je 2 Monate ausgegeben. Im März kam erstmals Speck mit 50 g je Person zur Verteilung. Von Juli ab war nur noch der Bezug von Brot, Fett, Fleisch, Butter, Zucker und Nährmitteln markenpflichtig. Vom August an betrug die zugeteilte Fettmenge 1 kg für den Monat. Ab November waren, beschränkt zwar, auch einige der bis dahin bezugscheinpflichtiger Lebensmittel, z.B. Brot, Zucker, Fleisch, frei erhältlich. Schon im Januar waren in den Geschäften Zitronen und Apfelsinen aufgetaucht. Im Herbst bestand die Ernährungsstelle 10 Jahre.
Mit fortschreitender Besserung der Lebensverhältnisse gingen Hamster, Schwarzhandel und Schmuggel zurück.
Kohlen und Braunkohlenbriketts kamen in größerer Menge zur Verteilung, immer aber noch nicht ausreichend.
Gebrauchsgegenstände des häuslichen Bedarfs (Haushaltsgeräte) waren ausreichend am Markt.
Der Webwarenbezug war bereits seit Jahresbeginn erleichtert, nicht jedoch auch ausreichend möglich (das wurde er erst 1950).
Im Laufe des Jahres durfte der Stammwürzgehalt des Biers auf 8% und 11-14% heraufgesetzt werden, so daß wieder Vollbier ausgeschänkt werden konnte.
Gut angelaufen ist auch die Tuchfabrik von Kall und Wagemann in Kornelimünster.
Kurz vor dem Jahresende deckte ein Prüfer des Landesernährungsamts schwere Verfehlungen bei der Gemeinde-Ernährungsstelle auf. Es waren Großbezugsausweise für Zuckerrüben über weit größere Mengen ausgestellt worden, als nach den Verbrauchsabrechnungen der Geschäfte zulässig war, die begünstigten Geschäfte konnten also entsprechend mehr Zucker von den Großhändlern beziehen. Sowohl die Dienststellenleiter wie eine Hilfsangestellte als Hauptschuldige wurden sofort entlassen. Gegen sie und die Geschäftsleute ist ein Strafverfahren eingeleitet worden. Dem Vernehmen nach sollen rund 1100 Zentner (= 55 t) Zucker unberechtigt vertrieben worden sein.
Der Rechtsstreit wegen der Amtsauflösung nahm seinen Fortgang, ohne ein Ende sichtbar werden zu lassen. Die Kreisbehörde meinte, die vermögensrechtliche Auseinandersetzung solle nach den gesetzlichen Vorschriften durchgeführt werden. Unser Rat bestritt die Rechtsgültigkeit der Auflösung, weil ein dahingehender Rechtsakt fehle, und verlangte die Wiederherstellung des Amts. Im Herbst wurde bekannt, der Ausschuß für Kommunalaufsicht beim Kreis habe die Auflösung für rechtmäßig befunden. Daraufhin beauftragte unser Rat die Verwaltung, beim Landesverwaltungsgericht in Aachen auf Feststellung zu klagen, das Amt sei nicht rechtsgültig aufgelöst. (weiteres siehe 1950)
Erwin Willms schied aus dem Gemeinderat aus; Ersatzmann: Mathias Claßen, beide aus Kornelimünster (CDU). Im Herbst wurde Bürgermeister Johann Meyer (CDU) aus Breinig wiedergewählt, Stellvertreter wurde der vorgenannte Claßen. Der Rat wählte auch die Mitglieder des Schauamts für die Wasserlauf-Ordnung neu und als Schiedsmann für Breinig Wilhelm Kaiser und zu dessen Stellvertreter Paul Ganser wieder. Er bewilligte jedem Ratsmitglied für das Anschaffen politischen Schulungsstoffs 3,-Dm monatlich.
Die Abrechnung der Gemeindekasse für das Rechnungsjahr 1948 ergab Einnahmen von 159147 Reichsmark (für die Zeit vom 1.April bis 20.Juni 1948) und 410.685 Deutsche Mark (für die Zeit vom 21.Juni 1948 bis 31.März 1949) und Ausgaben von 112.101 R Mark und 423.081 D Mark.
Das Vermögen der Gemeinde hat sich infolge der vorjährigen Währungsumstellung erheblich verändert. Die Rücklagen von 283.844 RM, angelegt als Spargeld und in Reichsschuldverschreibungen und Schatzanweisungen, mußten als verloren abgebucht werden. Die Beteiligung am Kreiswasserwerk (10.662 RM) und die Wertpapiere (12.075 RM) können nur noch mit einem Zehntel in Dmark eingesetzt werden (= 1006 + 1207, zusammen 2213 DM). Das Gesamtvermögen hatte am 31.März 1948 noch 728.208 RM betragen, am Anfang des Rechnungsjahres 1949 waren es 423.739 DM. Es sind bewertet der bebaute Besitz mit 235.000 DM, der unbebaute mit 17.828 DM und der Gemeindewald mit 168.200 DM.
Die Schulden der Gemeinde am 31.März 1948 noch 164.366 RM, sind am Anfang des Rechnungsjahrs 1949 mit 13.373 DM nachgewiesen. Zinsen und Tilgung erfordern 1.634 DM.
Der Haushaltsplan für 1949 sieht bei unveränderter Steuerumlagesätzen (s. 1948) vor: Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe: 847.318 DM. Ein Nachtragshaushaltsplan vom 30.November erhöhte diese Zahlen auf 895.418 DM.
Der Forstwirtschaftsplan für 1949/50 rechnet mit einem Ertrag aus Holzverkäufen (2305 fm Nutz-20 fm Brennholz) von 53.200 DM. Für die Förderung der Forstkulturen sind 7.652 DM vorgesehen.
Der Gemeinderat genehmigte, daß der gemeinschaftliche Feldjagdbezirk II anstelle des verzichtenden Pächters Josef Schmitz aus Aachen an Adam Jakobs aus Brand verpachtet werde. Der Eigenjagdbezirk I (östliche Hälfte des Gemeindewalds) wurde an Franz Krings aus Breinig, der II. Eigenjagdbezirk(südwestliche Hälfte) an Hans Hermann aus Aachen verpachtet.
Vollziehungsbeamter Josef Milz beantragte seine dienstliche Wiederverwendung. Die einzige Vollziehungsbeamtenstelle ist jedoch besetzt, darum lehnte der Rat die Einberufung des Milz ab. Die zweite Stelle war 1935 geschaffen worden aus Anlaß der Bildung des Amts.
Wie sehr die Frage der Amtsauflösung die Walheimer Gemüter erregt, geht aus einer Nachricht der Zeitung "Aachener Nachrichten" vom 12.2.1949 hervor: Der Gemeinderat von Walheim bewilligte 400 DM für den Entwurf eines Wappens zur Verwendung im Gemeindesiegel; es soll grundsätzlich nicht das Corneliushorn (das Kennzeichen des Münsterländchens) enthalten, da Walheim mit Kornelimünster nichts zu tun haben wolle!
1950 | m | w | |
Population | 3003 | 3336 | 6339 |
Geburten | 38 | 27 | |
Todesfälle | 30 | 20 | |
Trauungen | 83 |
Im Dienst der Gemeinde stehen 6 Beamte (Gemeindedirektor, Rentmeister, 2 Inspektoren, Förster, Vollziehungsbeamte), 14 Verwaltungs- und Kassenangestellte, 16 Arbeiter (einschl. Waldarbeiter).
Wetter: Zum Jahresanfang war es noch so mild, daß grüne Weißdornblätter zu sehen waren. Der erste nennenswerte Frost dieses Winters stellte sich erst am 19.Januar ein und dauerte zwei Wochen. In der ersten Februar-Hälfte viel Sturm mit Regen, in der zweiten mit Schnee. Ostersonntag (10.April) Sturm, Regen, Hagel. Letzter, leichter Schneefall am 25.April. Im Frühjahr viele Gewitter, ein solches am 23.Mai ließ vogeleigroße Schlossen niedergehen, die in Garten und Feld und an Obstbäumen Schäden hinterließen. Sommer und Herbst ohne Besonderheiten. 13.Oktober erster Nachtfrost. Im Dezember starker Frost und soviel Schnee, daß einzelne Straßen von Verwehungen frei gemacht werden mußten.
Die Folgen des Unwetters vom 7.September 1949 waren hinsichtlich der Gebäudeschäden noch vor dem Beginn des Winters beseitigt gewesen. An den Obstbäumen zeigten sie sich in diesem Jahr: Die vorjährigen Triebe sind abgebrochen; an den Bruchstellen der Äste und den vom Hagel verursachten Schadenstellen siedelte die Blattlaus in dichten Kolonien, so daß sie wie mit Watte beworfen aussehen. Am stärksten betroffen sind junge Rinden, die Male wird man wohl noch Jahre wahrnehmen können. Zweiffellos sind die Bäume wert- und ertragmäßig um Jahre zurückgeworfen. In diesem Jahr war der Ertrag gering.
Landwirtschaft: Das verhältnismäßig günstige Wetter ließ die Landwirte einigermaßen zufriedenstellen, wenn auch der Ertrag an Heu nur mittelmäßig war. Der Maikäfer trat weniger in Erscheinung. Der Kartoffelkäfer wurde wie früher bekämpft.
1914 war für die Umgebung von Breinig ein Flurbereinigungsverfahren eingeleitet worden; wegen des Krieges hatte es nicht fortgeführt werden können. Nach dem Kriege fand es bei der Mehrheit der beteiligten Grundbesitzer wenig Anklang und blieb auf sich beruhen. In diesem Jahr wurde es förmlich endgültig eingestellt. (Sieben Jahre später hat man das Gebiet in das gleiche Verfahren "Venwegen" eingeschlossen).
Bei der Viehzählung am 3.Dezember wurden ermittelt:
Viehstand | Stück | |
Schweine | 454 | 1 Eber |
Zuchtsauen | 32 | |
Viehhalter | 225 | |
Rindvieh | 1571 | 13 Zuchtbullen |
Zugochse | 1 | |
Milchkühe | 871 | |
Halter | 203 | |
Pferde | 93 | |
Halter | 67 | |
Schafe | 306 | 1 Zuchtbock |
Halter | 189 | |
Ziegen | 19 | |
Hühner | 5667 | 324 Hähne,Schlacht und Masthühner |
Bienenstöcke | 74 |
Bodennutzung. Der Erhebung unterlagen wie früher nur Betriebe von wenigstren 0,5 ha. Nach Angaben der Inhaber sind 90,23 ha Ackerland, 103,78 ha Gärten, 481,27 ha Wiesen, 462,98 ha Weiden, zusammen einschließlich an deren hier fortgelassenen Nutzungen 1142,86 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen, dazu 457,30 ha Wald, Forsten, Holzungen, 61,80 ha Öd- und Umland. Beachtlich zurückgegangen ist der Umfang der Ackerfläche. Aber auch die Zahl der Landwirte ist zurückgegangen. Man geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß beides auf die fortschreitende Verbesserung der Lebensmittelversorgung zurückzuführen ist. Die Gemeinde kümmerte sich nicht mehr um Anbau und Ernteertrag.
Anbau auf dem Ackerland: Winterroggen 7,43 ha, Sommerroggen 0,80 ha, Winterweizen 6,95 ha, Sommerweizen 0,07 ha, Wintergerste 1,06 ha, Sommergerste 4,32 ha, Hafer 22,97 ha, Ackerbohnen 0,13 ha, Frühkartoffeln 1,99 ha, mittelfrühe und späte Kartoffeln 22,92 ha, Futterrüben 10,10 ha, Kohlrüben 0,28 ha, Futtermöhren 0,02 ha, Gemüse und andere Gartengewächse 1,57 ha, Rüben zur Samengewinnung 0,48 ha, Klee (Reinsaat und gemischt) 1,33 ha, Kleegras 1,62 ha, Luzerne 1,40 ha, Gras auf Ackerboden 4,64 ha.
Am 18.Juni fand die zweite Landtagswahl statt, damit verbunden eine Abstimmung über die Landesverfassung. Nachdem die Wählermehrheit für die Annahme der Verfassung gestimmt hatte, wurde diese am 10. Juli im Gesetz und Verordnungsblatt für Nordrhein-Westfalen verkündet.
Die sogenannte "Entnazisierung", von der Militärregierung an deutsche Dienststellen übertragen (Ausschüsse, nicht Behörden), kann als abgeschlossen gelten. Wenn der Aachener Regierungspräsident Lude (derselbst nicht davon betroffen war) sie als "großen Schwindel" bezeichnete, so entspricht das einer fast allgemeinen Meinung. Diesem Ausspruch brauchte nichts hinzugefügt zu werden.
Die Zahl der aufgenommenen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge betrug am Jahresende über 350. Das Ende ihres Zustroms ist nicht abzusehen. Es waren keinerlei öffentliche (amtliche) Vorkehrungen getroffen, um sie mit auch nur annähernd ausreichenden Wohnraum zu versehen. Die früher geschilderten Schwierigkeiten bei ihrer Unterbringung und die damit verbundenen Unzuträglichkeiten bestanden fort. Auch die wirtschaftliche Eingliederung der Leute gelang nur teilweise und unzureichend, denn die Arbeitsstellen reichten nicht einmal für Alteinwohner aus. Doch besserte sich wenigstens die Versorgung mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs.
Vom 1. Bis 11.März fand eine Erhebung über die seit Kriegsbeginn vermißten Soldaten und Nichtsoldaten sowohl bei den Alteinwohnern wie bei den Flüchtlingen und Vertriebenen statt. Das Ergebnis ist nicht mehr bekannt; die Aufzeichnungen haben nach einiger Zeit an den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Würselen abgegeben werden müssen.
Am 5. Und 6.August feierte der Löschzug Breinig der Freiwilligen Feuerwehr sein 50 jähriges Bestehen. Mit Unterstützung der Gemeinde gab er eine Festschrift heraus, in der der Verfasser dieses Berichts einen Überblick sowohl über die Geschichte des Löschzugs wie des Ortes Breinig brachte.
40 jähriges Bestehen feierte im September der Spielverein 1910 Breinig, der sich hauptsächlich dem Fußballsport widmet.
Voraus ging im Juni der "Touristenverein Lustige Brüder", Venwegen aus gleichem Anlaß. Auch er gab eine Festschrift heraus, in der über die Vereins- und Ortsgeschichte berichtet ist.
Die Landesplanungsgemeinschaft hat Pläne für eine neue Umgehungsstraße südwestlich von Kornelimünster, ausgearbeitet. Mit ihnen befaßte sich auch unser Rat; er glaubte, sie nicht gutheißen zu sollen, weil die 1933/34 gebaute Umgehungsstraße durch den Ort dem Verkehrsbedürfnis genügt.
Die Gemeinde hatte die im Zuge der Steinstraße über die Inde führende Fußgängerbrücke, die im Kriege zerstört worden ist, als befahrbare (Straßen-) Brücke neu aufbauen wollen. Dazu versagte der Regierungspräsident die Genehmigung. Darum ließ die Gemeinde die Brücke aus Eisen und Beton in einer Breite von nur 2,50 m errichten.
Im Mai konnte als letzte in der Gemeinde die Straßenbahnstrecke von Vicht-Dreieck (in Vicht-Breinigerberg) nach Mausbach wieder befahrbar gemacht werden, nachdem die 1944 zerstörte Brücke über die Vicht wiederhergestellt war.
Cornelioktav und Jahrmarkt hatten unter Regen zu leiden. Wieder, wie im Vorjahr, sangen Kirchenchöre aus dem Münsterländchen in den Festmessen in der Propsteikirche, wurden Schach- und Fußballspiele um einen Wanderpreis und einen Wanderpokal ausgetragen. Das Aachener Zimmertheater gab ein Schauspiel in der abends angestrahlten Bergkirche. Eine Lustspielaufführung auf dem Abteihof wurde vom Wetter gestört. Der Viehmarkt war gut beschickt.
In der Breiniger Pfarrkirche feierte am 30.Juli der Neupriester Norbert Spicher aus Breinigerheide Primiz. Jahre später ist er einige Jahre Kaplan in Kornelimünster gewesen.
Der neue Kindergarten in Kornelimünster (s.11949) konnte eröffnet werden. Geleitet wird er von der am 27.April gewählten Finelise Hennecken (Tochter des Hauptlehrers Ignaz Hennecken). Die Einrichtungen hat die Gemeinde angeschafft.
Die Volksschule in Breinigerberg erhielt am 30.September eine zweite Lehrperson: Lehrerin Gerda Piontek, Flüchtling aus Oberschlesien.
Die dritte Lehrerstelle in Venwegen ist dem bisher in Müsch (Ahr) tätigen Lehrer Otto Souvignier, der aus Kornelimünster stammt, übertragen worden.
Berufsschulzweckverband Münsterland. Die Zahl der Schülerinnen ist von 110 im Juni 1949 auf 284 im April dieses Jahres gestiegen. Infolgedessen reichen die beiden Schulsäle in Brand nicht mehr aus, die dortige Gemeinde will einen weiteren Saal bereitstellen. Der Verbandsausschuß hofft, die ehemalige Turnhalle in Kornelimünster kaufen zu können. Jedoch verlautet, das Bistum wolle die Abteigebäude einschließlich der Halle erwerben. Die Bezirksregierung will nur einen Zuschuß von 75.000 DM geben für die Herstellung einer Unterkunft in Kornelimünster, wenn die Turnhalle eigentümlich erworben wird, vorausgesetzt, daß der Verband 25.000 DM übernimmt. Bis zum Jahresende blieb alles in der Schwebe. Die Gewerbeoberlehrerin Jurezek wurde mit Wirkung vom 1.Juli als Beamtin auf Lebenszeit angestellt.
Nach mehr als 30 jähriger Tätigkeit in Kornelimünster verstarb am 23.März die Hebamme Josefine Slangen geb. Brammertz. Die Nachfolge trat ihre Tochter an, Maria Katharina Schroif.
Unglücke: Kinder aus Venwegen hatten in der Flur Kapellrötchen einen nicht näher bekannten Sprengkörper gefunden und damit gespielt. Bei seiner Explosion wurden beide Jungen (Blees und Klein) Koch und Haller verletzt; einer verlor beide Beine und verstarb.
Am 12.Mai ertrank ein Kind des Polizeiwachtmeisters Johann Beretz in der Nähe seiner Wohnung am Abteihof in einer nicht abgedeckten Wassergrube.
Im gleichen Monat fiel der Sohn Kunibert des Bauern Josef Breuer, Schützheide, in Aachen so unglücklich von einem Neubau, daß er den Verletzungen erlegen ist.
Im Spätsommer wurde im Wald im Auberg (Münsterau) die erhängte Leiche eines lange vermißten Mannes aus Aachen gefunden.
Die Pockenschutzimpfung der Kleinkinder und Schüler wurde nach gesetzlicher Vorschrift durchgeführt, der Impfarzt war vom Kreisgesundheitsamt abgeordnet.
Klein- und Schulkinder waren zur Impfung gegen Tuberkulose auf freiwilliger Grundlage im März eingeladen. Die Teilnahme blieb hinter den Erwartungen zurück. Es handelte sich um das sogenannte Calmette-Verfahren.
Noch immer sind in Kornelimünster 12 Wohnungen (siehe 1949) für belgische Soldatenfamilien beschlagnahmt.
Der Wohnungsbau rührte sich mehr, allerdings waren die Schwierigkeiten der Geldbeschaffung noch nicht überwunden. Der Wiederaufbau der durch Kriegseinwirkung zerstörten oder stark beschädigten Gebäude ist weitgehend abgeschlossen.
Am 3.Januar bewilligte der Rat die kostenfreie Lieferung von Rand (Stamm) holz für Bauzwecke an ein Sägewerk, um die Fertigstellung der ersten acht Siedelhäuser in Breinigerheide (siehe 1949) zu fördern, ohne sich damit für die 16 weiteren Häuser binden zu wollen. Keins der begonnenen Häuser ist bezugsfertig geworden.
Die Gemeinde schloß mit der Gemeinnützigen Siedlungs–Gesellschaft m.b.H. Aachen wegen der von dieser zu bebauenden 24 Grundstücke in Breinigerheide (an der Cornelia-, Weiher-, Hubertusstraße) einen Erbbauvertrag auf 99 Jahre.
Zur Gewinnung von Bauland in der Nähe von Kornelimünster gab die Gemeinde aus der Ritscheider Heide 6,7619 ha an die Eheleute Hubert Scheen und Fritz Scheen, Oberforstbach, ab und tauschte dafür ein 33 a zwischen Nieder- und Oberforstbacher Straße (ehemals Wilden‘scher Besitz) und 2,7622 ha an anderer Stelle, darunter 1,6385 ha Bauland (aus ehemals Wilden’schem Besitz). Ihr Eigentum in der genannten Heide umfaßt nun noch 5,2136 ha.
Der Güterverkehr auf der Straße ist endgültig auf motorisierte Fahrzeuge übergegangen. Pferdegezogene Fahrzeuge dienen nur noch dem örtlichen Verkehr und dem bäuerlichen Bedarf.
Eisenbahn: Die 1944 gesprengten Eisenbahnbrücken nahe beim Bahnhof Kornelimünster und über die Iter wurden in diesem Jahr wiederhergestellt. Die erste, früher einbogig und eng, wurde verbreitert und mit flacher Betondecke versehen. An der Brücke über die Iter waren die beiden Bogen in Richtung Walheim zerstört. Der früher flache Bogen über der Straße erhielt eine den anderen Bogen angenäherte Form (Halbkreisbogen). Die neuen Bauwerke sind am 19.August durch den Probst von Kornelimünster kirchlich eingesegnet worden. Danach befuhr ein geschmückter Personenzug mit eingeladenen Gästen die Strecke. Am folgenden Tage folgte die Verkehrseröffnung für den Personen- und den Güterverkehr. Indes zeigte sich bald, daß die Reisenden, jahrelang an Straßenbahn und Omnibus gewöhnt, diese der auch als zu teuer empfundenen Eisenbahn weiterhin vorzogen.
Die Bahnhofsgebäude in Breinig und Kornelimünster sind nach den Kriegsverwüstungen im Innern wieder in Ordnung gebracht. Sie erhielten anstelle der beschädigten Schieferdächer solche aus Falzziegeln.
Die allgemeine elektrische Straßenbeleuchtung im früheren Umfange mußte noch zurückgestellt werden, zumal alle alten Lampen und zum Teil auch ihre Aufhängevorrichtungen dem Krieg zum Opfer gefallen waren. Im alten Teil von Kornelimünster wurden an den Eckpunkten von örtlichen Handwerkern gefertigte, dem Ortsbild angepaßte Kastenleuchter mit geringer Leuchtkraft (nach Art der früher gebräuchlich gewesenen Haushaltlaternen) angebracht und an die Hausleitungen angeschlossen. Acht derselben hat der Heimatverein beschafft. In ähnlicher Weise hat man in Breinig bei Straßenkreuzungen einfache Lampen angebracht und angeschlossen. Alle diese Lampen konnten neu als Richtleuchten gelten.
Erst vom Jahresende an arbeiteten die Rhein-Licht- und Kraftwerke, Brand an der Wiederherstellung einer normalen Straßenbeleuchtung zuerst in Venwegen, dann auch in Breinig.
Im Laufe des Jahres wurde auch damit begonnen, die im Kriege ersatzweise angebrachten eisernen Elektrizitätsfreileitungen wieder durch kupferne zu ersetzen.
Die Gemeinde beschaffte für den Löschzug Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr einen neuen Mannschafts- und Gerätewagen; der alte wurde dem Löschzug Breinig zugeteilt.
Die vor dem letzten Kriege aus Luftschutzgründen angeschafften Alarmsirenen wurden für Zwecke der Feuerwehr wieder gebrauchsfähig gemacht.
Die vorgesehene umfangreiche Instandsetzung kriegsbeschädigter Straßen mußte weitgehend aufgeschoben werden, weil vergebens auf Zuteilung erwarteter Landeszuschüsse (125.800 DM) gewartet wurde. Lediglich die Klauserstraße erhielt eine neue Teerdecke.
Gegen das Jahresende wurden die vom Rat beschlossenen Straßennamen (s. 1949) öffentlich bekanntgemacht. Namensschilder sind erst 1951 angeschlagen worden. Auch der Plan für eine Neunummerierung der Häuser und Baulücken ist zwar begonnen aber erste 1951 fertig geworden.
Die gewerbliche Wirtschaft blieb, obwohl sie sich allgemein mehr regte, notleidend, ihr fehlte weitgehend das Anlagekapital. Demgemäß fiel oder stieg die Zahl der Arbeitslosen.
Die Tuchfabrik (Firma Kall u. Wagemann) in Kornelimünster entwickelte sich zum gewerbesteuerkräftigsten Unternehmen der Gemeinde. Ihr verkaufte die Gemeinde ein Grundstück für notwendige Erweiterungsbauten.
Die öffentliche Bewirtschaftung der Lebensmittel war schom 1949 eingeschränkt oder gelockert worden; seit Januar befaßte sie sich nur noch mit Zucker. Endlich am 28.Februar wurde sie, die trotz aller Mängel über die schlimmen Nachkriegsjahre, wenn auch mehr schlecht als recht, hinweggeholfen hatte, nach einem Bestehen von genau 10 ½ Jahren endgültig eingestellt. Jetzt konnte jedermann wieder frei kaufen, soviel ihm beliebt, auch Gegenstände des häuslichen Bedarfs, Schuhe und Webwaren.
Die wenigen Hilfsangestellten der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle fanden Verwendung bei der Gemeindeverwaltung, soweit sie nicht entlassen wurden.
Gewissen Beschränkungen blieb nur der Bezug von Steinkohlen und Braunkohlenbriketts unterworfen. Die Händler hatten Kundenlisten zu führen und konnten den Bedarf der Verbraucher nach Maßgabe der Anlieferungen auch einigermaßen befriedigen.
Geblieben ist auch die Wohnungszwangswirtschaft für Altbauten (über Neubauten kann der Eigentümer in der Regel frei verfügen). Unverändert blieben die Vorschriften über die Mietpreisregelung bestehen.
Amtsauflösung (s. 1949): Erst am 28.September entschied das Landesverwaltungsgericht Aachen auf die Klage unserer Gemeinde vom 19.Dezember v. J.: Die Gegner sollen darüber befinden, in welcher Weise die Angelegenheit erneut aufgerollt werden könne. Um einen angreifbaren Verwaltungsakt herbeizuführen, erhob die Gemeinde am 2.Oktober erneut Einspruch gegen den Bescheid des Oberkreisdirektors vom 15. November 1949. Dieser wies den Einspruch jedoch zurück. Bis zum Jahresende war eine Einigung nicht zu erzielen. (weiter siehe 1951)
Die verunglückten Bemühungen wegen der dauerhaften Ansiedlung eines Gewerbebetriebs auf dem ehemaligen Sportplatzgelände an der Stockemer Straße in Breinigerheide hatten neue Verhandlungen zur Folge (s.1949). Die Gemeinde schloß mit dem verfügungsberechtigten Kaufleuten Lorenz und Ludwig Charlier am 20.November einen Vergleich, in dem sich diese verpflichteten, auf die Dauer von sechs Jahren durchschnittlich wenigstens 20 Arbeiter dort zu beschäftigen. Infolgedessen wurden im Dezember die Krufter Bimswerke unter Benutzung des ehemaligen Reichskartoffelhalle tätig.
Im November wählte der Rat den bisherigen Bürgermeister Johann Meyer und auch dessen Stellvertreter Mathias Claßen wieder.
Der Rechnungsabschluß der Gemeinde für 1949 ergab gegenüber einem Voranschlag von 895.418 DM in Einnahmen und Ausgaben an tatsächlichen Einnahmen 615.296 DM, an Ausgaben 660.243 DM.
Vermögen der Gemeinde am 1.April: Wert des bebauten Grundbesitzes 239.900 DM, der unbebauten 17.226 DM, des Gemeindewaldes 168.200 DM, Beteiligung am Kreiswasserwerk 10.062 DM, Wertpapiere 1.105 DM, insgesamt 436.493 DM.
Gemeindeschulden am gleichen Tage: 12.731 DM, dafür an Zinsen erforderlich 540 DM, für Tilgung 1.093 DM.
Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1950 hat Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe vorgesehen: 812.530 DM. Die Steuerumlagesätze des Vorjahres gelten weiter. Es werden erwartet an Grundsteuer für landwirtschaftlich genutzte Grundstücke 21.000 DM, für andere 87.000 DM und an Gewerbesteuer 75.000 DM. Für die Kreisumlage sind 62.300 DM vorgesehen.
Die noch nicht überwundene allgemeine Geldknappheit gebietet auch der Gemeinde vorsichtiges und sparsames wirtschaften. Die Steuern werden von vielen nur mit Verzögerung gezahlt.
Dem Architekten Kehren wurde die Anfertigung eines Wirtschaftsplans (Einteilung des Gemeindegebiets in Wohn- und Baugebiete, Wirtschafts-(Landwirtschaftliche und gewerbliche) Gebiete, Verkehrsräume usw.) übertragen.
Der Gemeinderat beschloß, um die Altersversorgung der nichtbeamteten Bediensteten (Angestellte, Arbeiter) zu verbessern, vom 1.April an der Rheinischen Zusatzversorgungskasse für Gemeinden und Gemeindeverbände beizutreten.
Am gleichen Tage (10.März) stimmte er zu, die gemeinschaftlichen Fischereibezirke 2 und 3 (Iter und Inde) auf 12 Jahre an Heinrich Leuchter zu verpachten.
Am 2.Mai konnte Amtsinspektor Johann Emonts auf eine 40 jährige Tätigkeit im Dienst unserer Gemeinde zurückblicken. Dessen wurde in einer ansprechenden Feier unter Überreichung eines Geschenks der Gemeinde (der Rat hatte dafür 100 DM bewilligt) gedacht.
Das im Verlauf des Krieges größtenteils zum Erliegen gekommene und unter den Nöten der ersten Jahre nachher brache Vereinsleben ist seit der Aufbesserung der allgemeinen Lebensumstände allmählich wieder aufgewacht. Nur die Kirchenchöre waren einigermaßen intakt geblieben. Heimatverein, Schützegesellschaften, Sportvereine, der Männergesangverein Breinig und andere traten wieder in Erscheinung, der Gesangverein "Gemischter Chor" Kornelimünster noch nicht. Untergegangen sind die Kriegervereine in Breinig und Kornelimünster; nicht nur die Militärregierung stand ihnen ablehnend gegenüber, ihr Geist fand keinen Anklang mehr, unsere Männer hatten genug des Kriegerischen erlebt und keine Lust mehr, es fortleben zu lassen.
Wohl noch nie vorher hat eine so umfangreiche allgemeine Volkszählung stattgefunden, wie am 13.September dieses Jahres. Sie erstreckte sich auch auf die Berufe, die Wohnhäuser, Wohnungen, die Wohnsitze zu Kriegsbeginn und gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebsstätten. Dementsprechend außergewöhnlich und umfangreich waren auch die Vorbereitungen, die schon mehr als ein Jahr vorher begannen als Beauftragte des Statistischen Landesamts mit der Verwaltung Besprechungen führten. In diesem Sommer machten sie die Gemeindebeauftragten (für unsere Gemeinde war Amtsinspektor Röntgen beauftragt) des Landkreises in einer Versammlung bei der Kreisverwaltung an Hand von Zählvordrucken mit den Einzelheiten bekannt und beauftragten sie, die an der Zählung zu beteiligenden Personen in gleicher Weise zu unterrichten. Diese Besprechungen fanden in den größeren Orten der Gemeinde getrennt statt; sie erwiesen sich nicht allein wegen des Umfangs der Erhebungen erforderlich, sondern auch wegen der Schwierigkeit der Fragenbeantwortung als sehr nötig und nützlich, wie sich bei der Zählung bewiesen hat. Dem Gemeindebeauftragten oblag die gesamte Organisation der Zählung. Es teilte das Gemeindegebiet in 79 Zählbezirke, für die 60 Zähler zu gewinnen waren. Kein Zähler sollte einen Bereich von mehr als ungefähr 100 Einwohnern zu bearbeiten haben. Dank dessen, daß alle abkömmlichen Behördenbediensteten und die Lehrpersonen angewiesen waren, sich als Zähler zur Verfügung zu stellen, gelang es nach Hinzunahme anderer geeigneter Personen ohne besondere Schwierigkeiten, genügend Leute für das Zähleramt zu gewinnen, zumal solche auch unter den Arbeitslosen ermitteln ließen.
Erstmals hatte die Regierung eine Entschädigung für die Mitarbeiter zugesagt, auch eine Beteiligung an den sonstigen Kosten bis 10 Pfennig je Kopf der Wohnbevölkerung. Davon bewilligte die Gemeinde den Zählern je Kopf (Einwohner) 5 Pf., den Oberzählern für die Überprüfung der Zählpapiere und ihre Ergänzung (4 Oberzähler arbeiteten 9 Tage lang) je Kopf 3 Pfg.
Der Gemeindebeauftragte hat anschließend eine Woche lang mit der abschließenden Durchsicht der Papiere und der Zusammenstellung der Ergebnisse sich zu beschäftigen gehabt. Die Gesamtkosten der Zählung, der Oberzählung, der Zustellung der Papiere an die Zähler unter Benutzung eines Kraftwagens und der Ablieferung an die Kreisverwaltung haben 557,54 Dm betragen, erstattet wurden 507,12 DM.
Ergebnisse der Zählung.
Wohnhäuser | Wohnungen | Haushalte | Einwohner | |
Kornelimünster | 274 | 564 | 682 | 2270 |
Breinigerheide | 117 | 232 | 239 | 785 |
Breinig | 242 | 461 | 507 | 1607 |
Schützheide | 28 | 39 | 57 | 204 |
Breinigerberg | 69 | 108 | 144 | 515 |
Venwegen | 106 | 153 | 163 | 631 |
Finsterau | 3 | 3 | 3 | 10 |
Münsterau | 30 | 63 | 66 | 205 |
Vicht-Breinigerheide,Vicht-Eichsdelle | 16 | 39 | 42 | 112 |
Gesamt | 885 | 1662 | 1903 | 6339 |
Von der Wohnbevölkerung hatten am 1.September 1939 (Kriegsbeginn) gewohnt
5822 in Nordrhein-Westfalen, 79 in einem anderen Land der Bundesrepublik, 36 in Berlin, 94 in einem Land der sozialistisch besetzten Zone, 211 im Reichsgebiet von 1937 östlich von Oder und Neiße oder im Saarland, 97 im Ausland, davon 88 mit deutscher, 9 mit fremder Amtssprache.
Altersgruppen:
Von den 6339 Einwohnern sind 3003 männlich, 525 (275 männlich) unter 6 Jahren, 1030 (540 m.) von 6 bis unter 15 Jahre, 403 (185 m.) von 15 bis unter 20 Jahre, 3757 (1727 m.) von 20 bis unter 65 Jahre und 614 (276 m.) 65 und mehr Jahre.
Erwerbspersonen überhaupt 2762 (1864 m., 898 w.). Davon in Land- und Forstwirtschaft 407 (151 m.), Bergbau, Steine,Erden, Energie 224 (213 m.), Eisen- und Metallgewerbe 327 (257 m.), Handel, Banken, Versicherungen 267 (152 m.), Dienstleistungen einschl. Gaststättengewerbe 173 (45 m.), Verkehrswesen 203 (190 m.), öffentl. Dienste und Dienstbereite im öffentl. Interesse 245 (152 m.), ohne Angabe des Wirtschaftszweiges 38 (16 m.); außerdem selbständige Berufslose 741 (360 m.).
Stellung im Beruf. Von den Erwerbspersonen bezw. Berufslosen mit ihren Angehörigen ohne Beruf waren nach der Stellung im Beruf: Selbständige 922 (458 männlich), mithelfende Familienangehörige 283 (45 m.), Beamte 220 (111 m.), Angestellte 769 (351 m.), Arbeiter 3002 (1569 m.) und selbständige Berufslose 1133 (441 m.).
Erwerbspersonen, allein 2762 (1864 m.) nach Stellung im Beruf 420 (307 m.) Selbständige, 272 (40 m.) mithelfende Familienangehörige, 99 (82 m.) Beamte, 446 (265 m.) Angestellte, 1525 (1170 m.) Arbeiter, außerdem 741 (360 m.) selbständige Berufslose.
Pendelwanderer: Von den 2762 (1864 m.) Erwerbspersonen arbeiten außerhalb der Gemeinde 1231 (941 m.), davon 590 (150 m.) in Aachen, 406 in Stolberg, 119 in Brand, 76 in Walheim. Der Rest vertritt sich auf andere benachbarte oder entfernte Gemeinden.
In unserer Gemeinde arbeiten 167 (123 m.) Personen aus anderen Gemeinden, überhaupt 2762-1231+167 = 1698 (1046 m.).
(Alle obigen Zahlen sind vom Statistischen Landesamt festgestellt und der Gemeinde mitgeteilt worden).
Bisher war üblich, das Amt eines Zählers als Ehrenamt zu betrachten. Die sich häufenden Erhebungen und Zählungen von Haus zu Haus, z.B. in jedem Jahr eine Bodenbenutzungserhebung, 3 Viehzählungen, die oft eine Tagesarbeit und mehr beanspruchen, ließen schon seit Jahren das Gewinnen ehrenamtlicher Zähler schwierig werden. Nachdem der Staat für die allerdings außergewöhnliche Volks-usw. Zählung eine bescheidene Entschädigung gewährt hatte, entschloß sich auch die Gemeinde, den Zählern eine kleine Vergütung für ihre Mühen zu geben.
Chronik der Gemeinde Kornelimünster 1923-1950
Das Krankenhaus begann seine Arbeit sicher schon im September 1944. Dr. Hüllenkremer-Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten war höchstens stundenweise im Haus tätig.
Nachtrag OSB. Kerst
Im Benediktinerkloster war seit Dezember - 14 Tage vor Weihnachten das Teillazarett Kornelimünster des Reservelazaretts Aachen eingerichtet worden. Es zählte zunächst 120 Betten. Später wurde im Garten eine Baracke (nicht Baracken) für 30 Betten aufgestellt. Das Personal - Schwestern (Augustinerinnen von Düren-Niederau) sowie DRK-Schwestern - OP-Zimmer, Apotheke, Wohnzimmer für Ärzte war vorhanden. Das Zivilkrankenhaus brauchte also nicht erst "eingerichtet" werden.
Zum Lazarett-Sanitätspersonal: Oberstabsarzt Dr. Niermann, Feldwebel Harren (Aachen), Sani Hubert Meyer später Gemeindedirektor von Kornelimünster, P. Odo Graf (Angehöriger des Benediktinerklosters, eingezogen zum Wehrdienst als Sanitäter) wurden nicht am 14.September, sondern am 15.September am frühen Nachmittag in Kriegsgefangenschaft abgeführt.
Zum Lazarett selber: Zunächst war das Lazarett zweigeteilt:
• Im 1. Stock: Chirurgische Abteilung (für leichtere Fälle)
• im 2. Stock: Seuchenlazarett (bes. für Diphterie und Scharlach)
Die chirurgische Abteilung wurde bald aufgegeben, weil die OP-Einrichtung doch nicht ausreichend war. In Zukunft war das Haus nur noch von Infektionskranken belegt.
Nur ein mit Fleckfieber (ein Ungar) wurde für eine Nacht eingeliefert. Bei ihm wachte die Oberin der Schwestern über Nacht, der Kranke wurde am Morgen verlegt. Sch. Oberin Petra hat sich bei dieser Nachtwache angesteckt und ist nach acht Tagen verstorben. Sie wurde von ihren Schwestern und dem gesamten San. Personal sehr betrauert. Beerdigt wurde sie in Düren-Niederau. An der Beerdigung haben auch Vertreter des Lazaretts teilgenommen. Als Nachfolgerin folgte Schwester Adalberta.
Nachtrag OSB. Kerst zu 1945
Josef Ponten und Johann Queins: dazu auch 1. Knecht Peter... (Familienname unbekannt), Knecht im Stall des Benediktinerklosters und 2. Knecht bei Schümmer, Lufterhof (Name unbekannt). Alle vier waren mit dem Sanitätspersonal am 15. (nicht 14.) September gefangengenommen worden.-Von Josef Ponten ist bekannt, daß er in Chartres im Kriegsgefangenenlager war, wo deutsche Soldaten, die Theologie studierten, weitergebildet wurden.
Aachen-Kornelimünster, 20.03.1994; P. Gregor Kerst OSB
Nachtrag zum 1. Teil des Berichts für 1944
Um sie vor den Luftkriegsgefahren zu schützen, mußten am 30.Mai dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz zur Sicherstellung auf der Festung Ehrenbreitstein alle beim Standesamt verwahrten Kirchenbücher der ehemaligen Landspfarre Kornelimünster (11 Tauf-, 3 Trauungs- und 5 Beerdigungsbücher) abgeliefert werden. Es umfaßten die Taufbücher die Jahre 1644-1655 und 1662-1798, die Trauungsbücher die Jahre 1698-1798 und die Beerdigungsbücher die Jahre 1601-1663 und 1644-1798. Von allen waren vorher durch ein Duisburger Unternehmen Photokopien gemacht worden, die allerdings erst nach dem Kriege an die Gemeinde geliefert worden sind.
Breinig, am 25.Oktober 1962, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.
Nachtrag zum 2. Teil des Berichts für 1944
(Abschrift eines öffentlichen Anschlags)
"Aufruf! Die gegenwärtige Zeit erfordert meine ganze Kraft, um aus der durch den Krieg hervorgerufenen Not zur Sicherstellung der notwendigsten Lebensbedingungen zu gelangen.
Die amerikanische Militärverwaltung unterstützt meine Bestrebungen in jeder Weise.
Viele meiner Mitbürger haben in der Erkenntnis, daß nur vereinte, rastlose Arbeit die gemeinsame Not überwinden kann, sofort ihre volle Kraft uneigennützig zur Verfügung gestellt. Aber der Arbeitskräfte sind noch zu wenig; denn viele und große Aufgaben harren ihrer schnellen Lösung.
Es gilt vor allem, die vielen Schäden, namentlich an Wohnhäusern, zu heilen und die Ernährung der Ortseinwohner besonders für den kommenden Winter zu sichern.
Niemand darf müssig zusehen!
Keine Hand darf ruhen!
Wer sich abseits stellt, versündigt sich an unserer Heimat.
Ich rufe daher alle, die sich nicht zu gemeinsamem Schaffen eingefunden haben, zur Mithilfe auf. Ein jeder arbeite an dem ihm zugewiesenen Platze. Keine Arbeit ist gering zu werten. Jede Tätigkeit, die zum Wohle der gesamten Bevölkerung dient, ist gleich wichtig und ehrenvoll.
Keine Uneinigkeit darf unser gemeinsames Ziel gefährden. Eines jeden Mitbürgers Not und Sorge ist unsere eigene! Wir, die wir in schwerster Zeit in unserer Heimat geblieben sind, wollen alles, was uns bisher vielleicht trennte, vergessen. Vergessen wollen wir Zank und Streit und Neid und Mißgunst; denn
Friede ernährt, Unfriede verzehrt !
Wir wollen die Mahnung unseres großen Dichters Schiller beherzigen,
Seid einig ! einig ! einig !
Schenkt den Männern, denen die Verwaltung unserer Gemeinde anvertraut ist, Euer Vertrauen. Vergrößert nicht durch leichtsinniges und unnützes Nörgeln ihre großen Sorgen! Wir wollen fremdes Eigentum achten! Wir wollen unsere Hände rein halten von jeder Schuld!
Alle wollen wir eingedenk sein innerer großen Pflichten zum Wohle und zum Aufbau unserer geliebten Heimat.
Kornelimünster, den 6.10. 1944
Der Bürgermeister
(gez.) Hüpgens
Breinig, am 30.Juni 1963, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.
Zu 1944a
Tatsächlich ist das Krankenhaus schon vor dem Eintreffen der Amerikaner eingerichtet worden. In einem Teil des Benediktinerklosters und in Baracken auf dem Klosterhof war die Infektionsabteilung des Reservelazaretts Aachen untergebracht gewesen. Während die Kranken am 9. oder 10.September 1944 nach auswärts befördert worden sind, blieben der Leiter der Abteilung, Oberstabsarzt Dr. Niermann (Kreisarzt Aachen Land), und drei Soldaten (Sanitäter) zurück. Sie hatten den Auftrag, den Schutz der Zivilbevölkerung zu übernehmen und haben ihn durch die Aufnahme zur Behandlung von Kranken aus der
Bevölkerung erfüllt. Dieses Krankenhaus blieb bestehen, nachdem die vier Soldaten am 14.September von den Amerikanern in Gefangenschaft abgeführt worden waren. Das spätere Bemühen des Amtsbürgermeisters Hüpgens kann darum sich nur auf die förmliche, offizielle Einrichtung des Krankenhauses bezogen haben. Wie Beurkundungen des Standesamts belegen, ist am 14.September in dem Hause ein Mann aus Schleckheim verstorben, am 17.September ein Kind geboren worden.
Breinig, am 12.März 1964; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.
Nachtrag 1946
Die sich allmählich wieder anbahnenden normalen Verhältnisse ließen den Ruf nach geschultem Verwaltungspersonal immer lauter werden. Die Hilfskräfte erwiesen sich den neuen Anforderungen, für die ihnen die Vorbildung fehlte, nicht gewachsen. Darum hat auch die Gemeindeverwaltung wiederholt personelle Neu- und Umbesetzungen verlangt, sowohl bei der Verwaltung wie bei der Ernährung- und Wirtschaftsstelle. Am 30.März hat der Gemeinderat allerdings die Wiederbeschäftigung der Verwaltungsangestellten Magdalena Klein abgelehnt, kurz danach aber die Entlassung eines mißliebigen Hilfsangestellten durchgesetzt. Auch gegen die Berufung des Lehrers Gerhard von Megeren, Venwegen, an die Volksschule in Breinig wehrte sich die Gemeindevertretung mit Erfolg.
Dem Ortsvorsteher von Venwegen wurde eine Aufwandentschädigung von 300 RM fürs Jahr bewilligt.
Für die Orte Münsterau und Vicht-Breinigerberg wählte der Gemeinderat den Hubert Meuthen aus Vicht-Breinigerberg zum Ortsvorsteher.
Wegen der Aufklärung von Unstimmigkeiten bei der Abrechnung der früheren Ortsverwaltung Venwegen ist eine Kommission gebildet worden.
Am 26.November beschloß der Gemeinderat eine neue Vergnügungssteuer Ordnung.
Gemäß Beschluss vom 30.September ist die Stelle des Gemeindedirektors ausgeschrieben worden. Über die Bewerbungen wurde zwar beraten und dabei ein Verwaltungsfachmann ins Auge gefaßt, seine Wahl erfolgte erst im folgenden Jahr.
Der Personenzugverkehr auf der Strecke Kornelimünster-Aachen ist im September eingestellt worden, er hatte sich nicht rentiert.
Von den Gebäudeschäden, die der Krieg hinterlassen hatte, sind die kleinen so gut wie möglich in Selbsthilfe beseitigt worden. An größere Instandsetzungen oder gar Wiederaufbauten zerstörter Gebäude war wegen des Fehlens bezugsfreier Baustoffe noch nicht zu denken.
Nur wenige der im Kriege aus luftkriegsgefährdeten Orten Zugezogenen vermochten in ihre Heimat zurückzukehren.
Das Krankenhaus im Bendiktinerkloster bestand über das Jahresende fort und war umso weniger entbehrlich, als die Aachener Krankenhäuser noch weitgehend beschädigt waren.
Breinig, am 20.Januar 1965; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.
Zu 1946
(Wahl der Gemeindevertreter vom 15.September): in der gewählten Vertretung war die KPD nicht mehr vertreten, und Venwegen war nicht gelungen, einen Vertreter in sie zu
entsenden; die SPD hatte nur noch einen Vertreter.
Am Tage nach der Wahl ist Alexius Brammertz tötlich verunglückt, an seine Stelle trat Lambert Radermacher (CDU) aus Venwegen.
Breinig, am 18.Januar 1965; Joh. Röntgen,Amtsinspektor a.D.
Zu 1946
Die Gemeinde war an dem Kanalbau nur insoweit beteiligt, als daß sie ihn zuließ. Seine Kosten wurden von den anwohnenden Hausbesitzern getragen, zu deren Gunsten er erbaut wurde.
Erbauer; Bauunternehmer Johann Ganser.
Joh. Röntgen, 4/1. 66.
Zu 1946
Geburten: Im Krankenhaus Kornelimünster kamen zur Welt
12 Knaben und 26 Mädchen deren Mütter in unserer Gemeinde wohnten,
11 Knaben und 4 Mädchen von Müttern aus der Gemeinde Walheim,
38 Knaben und 34 Mädchen von Müttern aus anderen Gemeinden,
Verstorbene: Im Krankenhaus Kornelimünster sind verstorben
3 männliche, 3 weibliche Personen aus unserer Gemeinde,
1 männliche, Person aus der Gemeinde Walheim,
11 männliche, 7 weibliche Personen aus anderen Gemeinden,
Joh. Röntgen, 7.8.66
Zu 1948
Im Krankenhaus Kornelimünster sind geboren
14 Knaben, 17 Mädchen von Müttern unserer Gemeinde,
11 Knaben, 14 Mädchen von Müttern aus der Gemeinde Walheim,
26 Knaben, 22 Mädchen von Müttern aus anderen Gemeinden,
26 Knaben, 22 Mädchen wurden außerhalb des Krankenhauses von Müttern aus unserer Gemeinde zur Welt gebracht, so daß deren Gesamtzahl 40 und 39 beträgt.
Im gleichen Krankenhaus starben
7 männliche, 4 weibliche Personen aus unserer Gemeinde,
3 männliche, 2 weibliche Personen aus der Gemeinde Walheim,
6 männliche, 11 weibliche Personen einer anderen Gemeinde,
20 männliche, 27 weibliche Personen aus unserer Gemeinde starben in ihrer Wohnung.
Breinig, am 5.Februar 1967; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.
(Mit freundlicher Genehmigung des Heimat und Eifelvereins Kornelimünster)
Geboren am 6.Dez.1892 , gestorben am 23.Jan.1974. Wohnte in Breinig, Wilhelm-Pitz-Str.29. Johann Röntgen leistete für seine engere und weitere Heimat historisch exakte, vielfach mit wissenschaftlicher Akribie betriebene Heimat-, Kultur- und Sprachforschung , die nahezu den ganzen rheinischen Raum erfaßte. Über 40 Jahre wirkte er intensiv am Rheinischen Wörterbuch mit, einer neunbändigen Sammlung rheinischer Mundart, die von Wissenschaftlern der Universität Bonn bearbeitet wurde. In jahrelanger Mühsal schrieb er ganze Berge von alten Kirchenbüchern und Standesurkunden, die zu verfallen drohten, auf dauerhaftem Papier ab und erhielt diese so der Nachwelt.
Der Gemeinde Kornelimünster füllte er die leergebliebenen Jahrgänge von 1923-1950 der Gemeindechronik. Er ergänzte auch voraufgehende lückenhafte Verwaltungsberichte.
Vielen Vereinen schrieb Johann Röntgen deren Geschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen heimatkundlichen Inhalts belegen sein weitgespanntes Schaffen. Besonders gern sammelte er mundartliche Besonderheiten, Mutterwitz und "Ameröllchen" (Anekdoten), Stilblüten und "Huchdütsch met Striefe" (Hochdeutsch mit Mundart vermischt).
Breinig hat nicht nur, wie der Volksmund sagt , "Strööfer" (Wilddiebe) und Sänger hervorgebracht, sondern manche Persönlichkeit mit weiter Ausstrahlung. Johann Röntgen gehört dazu mit seinem nie versiegenden Anekdotenschatz, seinem aufrechten Eintreten für Würde und Freiheit des Menschen, seinem Denken in großen Zusammenhängen, seinen volkskundlichen Detailkenntnissen und dem ganzen Reichtum seines Schaffens für eine geschichtsbewußte Nachwelt.
Die Nachtragstexte ( fast nur von Johann Röntgen ) wurden an die entsprechende Stelle eingeschoben. Sie werden mit grüner Schrift angezeigt, wie dieses Beispiel.
Jahr | m | w | |
Population | |||
Geburten | |||
Todesfälle | |||
Trauungen | |||
geimpfte Kinder | |||
Liniendienst | |||
Elementarschüler |
Viehstand | Stück |
Pferde | |
Rindvieh | |
Schaafe | |
Ziegen | |
Schweine |
Acker Erzeugnisse | hektaren | kilogramm pro hektare | Preis pro hektoliter |
Weitzen | |||
Roggen | |||
Gerste | |||
Hafer | |||
Spelz | |||
Buchweizen | |||
Rübsaamen | |||
Kartoffeln |
PREISE | |||
Heu | |||
Stroh | |||
Leinsaamen | |||
Flachs | |||
Butter | |||
Brot | |||
Landwolle | |||
Ackerland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht | |||
Wiesen- und Weideland | |||
gut | |||
mittelmäßig | |||
schlecht |
Bürgermeister | ||
Reinard de Groenendahl | 1336 | |
Johan von Weyms | 1377 | |
Junker Balduin von Berg | 1459 | |
von Palant Karsilius | 1506 | |
Bocholtz Johan | 1556 | |
von Feyenhoven Johan | 1560 | |
von Wachtendonck Nyss | 1562 | 1564 |
Schenck Peter | 1575 | 1578 |
Lintzenich Jan | 1588 | |
Arthopagus Wilhelm | 1616 | 1617 |
Steven Winold | 1625 | 1654 |
Steven Joes Bertram | 1670 | 1677 |
Brummer Wilhelm | 1679 | 1700 |
Minderjahn Johan Theodor | 1748 | |
Minderjahn | 1788 | |
Lambrichs Carl Theodor | 1801 | 1804 |
Giesen Stefan | 1804.10.04 | 1812 |
Ostlender Johan Wilhelm | 1813.01 | 1821.07.14 |
Giesen Egidius | 1821.09.01 | 1855.06.16 |
Giesen Ludwig | 1855.11 | 1863.11 |
Macquet (Macanet) Eugen | 1863.11.25 | 1866.10.12 |
Lohausen August | 1866.11.13 | |
Krekels Josef | 1867.05.20 | 1871.05.09 |
Hochstenbach Josef | 1871.07.18 | 1884.06.01 |
Frhr.v.Brachel Theodor | 1884.07.19 | 1898.01.05 |
Esser Gustav | 1898.04.06 | 1919.11.01 |
Hansen Nikolaus | 1919.11.13 | 1931.12.15 |
Lichterfeld Paul | 1931.12.16 | 1944.09.13 |
Hüpgens Leonhard | 1944.09.14 | 1945.10 |
Siemons Karl | 1946 | 1948 |
Meyer Johan | 1948.10.26 |
Geistliche | ||
Lammert | 1594 | |
Minderjahn Jacob | 1676 | |
Minderjahn Joe Georg | 1684 | |
Sauer Adamo | 1710 | |
Bohlen Petrus | 1780 | |
Niessen Benedict | 1794 | |
Leers Alexander Franz | 1804 | 1819.09.27 |
Keutmann Wilhelm | 1819 | 1821 |
Goebbels Franz Anton | 1821 | 1848 |
Küfen Wilhelm Joseph | 1848.05.11 | 1876.09.14 |
Miessen Mathias | 1888 | 1897.01.05 |
Unkel Karl | 1897 | 1900 |
Kleinermans | 1900 | 1919.09.11 |
Gerson Alfons Maria | 1921.01.23 | 1949.03.01 |
Windelschmidt Hubert | 1949.04.12 | 1956.11.11 |
Bremer Wilhelm | 1956.11.11 | 1960.03.23 |
Windelen | 1960 | 1976 |
Müller | 1977.03 | 2002 |
Vincken Ewald | 2002 | 2021 |
Papst | ||
Pius VI | 1775.02.15 | 1799.08.29 |
Pius VII | 1800.03.14 | 1823.08.20 |
Leo XII | 1823.08.28 | 1829.02.10 |
Pius VIII | 1829.04.05 | 1830.11.30 |
Gregor XVI | 1831.02.02 | 1846.06.01 |
Pius IX | 1846.06.21 | 1878.02.07 |
Leo XIII | 1878.03.03 | 1903.07.20 |
Pius X | 1903.08.04 | 1914.08.20 |
Benedikt XV | 1914.09.03 | 1922.01.22 |
Pius XI | 1922.02.12 | 1939.02.10 |
Pius XII | 1939.03.02 | 1958.10.09 |
König,Kaiser | ||
Friedrich Wilhelm II. | 1786 | 1797.11.09 |
Friedrich Wilhelm III. | 1797.11.09 | 1840.06.07 |
Friedrich Wilhelm IV. | 1840.06.07 | 1861.01.02 |
König Wilhelm I. | 1861.10.18 | 1871.01.18 |
Kaiser Wilhelm I. | 1871.01.18 | 1888.03.09 |
Friedrich III. | 1888.03.09 | 1888.06.15 |
Wilhelm II. | 1888.06.15 | 1918.11.09 |
Maße | |
Thlr | Thaler = 30 Sgr |
Sgr | Silbergroschen |
v. J. | vorigen Jahres |
@ | diesen Jahres |
Berliner Scheffel | ~55Liter |
Magd.Morgen klein | ~¼Hektar |
Magd.Morgen groß | 30 kleine Magd.Morgen. |