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Förderkreis Abteigarten Kornelimünster e.V. © 2021 Inhaltsverzeichnis Tabellen




Die Chroniken der Gemeinde Kornelimünster (Version 1.05 vom 6.7.2021)


Die 4 Chroniken-Bände wurden von der Gemeindeverwaltung Kornelimünster-Walheim zur Abschrift zur Verfügung gestellt.
Die 4 Chroniken-Bände befinden sich heute (12.5.2021) im Stadtarchiv Aachen.
StAAc GEM 15-1, StAAc GEM 15-2, StAAc GEM 15-3, StAAc GEM 15-4, StAAc GEM 15-5

1826 1827 1828 1829
1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837 1838 1839
1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849
1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859
1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869
1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879
1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889
1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899
1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909
1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919
1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929
1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939
1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949
1950

[1959] Einleitung zur nachträglichen Fortführung der Gemeindechronik von Kornelimünster (ab 1923)
[1962] Nachträge
[1994] Ergänzungen und Korrekturen von P.Gregor Kerst OSB
[1978] Vita Röntgen  Informationen  Bedienungshinweise

Band–1 1826-1850


Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-1

[1825] Chronik

C h r o n i k

der
Bürgermeisterei Cornelimünster, im Kreise Aachen,Regierungs-Bezirks Aachen

Gegenwärtiges Chroniken-Buch enthält vier und sechszigBlätter, wovon das erste und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.

Cornely Munster den 26 ten October 1825.

Der Bürgermeister Giesen

Erstes blatt und mit diesem fünf und sechszig blätter, Giesen

[1825] Circular-Verfügung

Circular-Verfügung

an

die Gemeinden des Regierungs-Bezirks Aachen

Wir haben beschlossen, unter dem Namen "Chronik" in jeder Gemeinde unseres Verwaltungsbezirks ein Buch anlegen zu lassen, in welchem am Ende eines jeden Jahres in einfacher und gleichförmiger Art alles aufgezeichnet werden soll, was in dem Laufe des Jahres sich in der Gemeinde und für dieselbe Bemerkenswerthes zugetragen hat.

Der Zweck dieser Chronik geht nicht blos dahin, besonders merkwürdige und daher an sich schon der Aufbewahrung werthe Ereignisse und Begebenheiten darin getreu zu verzeichnen, sondern darin auch alljährlich Nachrichten über verschiedene bestimmte Gegenstände aufzunehmen, die, wenn sie mitunter auch einzeln für sich nicht von besonderm Werth sind, einen solchen durch fortgesetzte Aufzeichnung allmählich doch gewinnen, indem sie nach Verlauf einiger Zeit Materialien zu interessanten, der Landesverwaltung und sonst nützlichen Vergleichungen darbieten und in Verbindung mit den, über vorgekommene außergewöhnliche Ereignisse und Begebenheiten geführten Notizen, späterhin die Elemente zu einer Geschichte und Statistik des hiesigen Regierungsbezirks abgeben können.

An sämmtliche Gemeinden unseres Verwaltungsbezirks ergehet daher hiermit die Aufforderung, eine solche Chronik anzulegen, sie sorgfältig fortzuführen, gut aufzubewahren, und dabei sich überall nach der besonders ertheilten Instruction zu richten.

Wahrheit und Zuverläßigkeit in den Angaben machen ein Haupt-Erforderniß dieses Werks aus. Diese Eigenschaften dürfen demselben nirgend fehlen, daher getreue Überlieferung der aufzubewahrenden Nachrichten überall dringend empfohlen wird.

Aus der Chronik wird auch hervor- und auf die Nachkommenschaft übergehen, was die Gemeinden zu der Verbesserung ihrer mancherlei öffentlichen Anstalten, zu der Vervollkommnung ihres Kulturzustandes ?c. geleistet und durch welche Anstrengungen sie es bewirkt haben. Die Nachkommenschaft wird solche dankbar erkennen und darin einen Sporn zu rühmlicher Nachfolge finden, überhaupt aber die Sorgfalt in treuer Aufbewahrung der heimathlichen Begebenheiten der Gegenwart, gewiß stets als ein werthes Geschenk ihrer Vorfahren ehren.


Aachen, den 8.April 1825.
Königlich Preußische Regierung.

Meier    ?????

Wir Bürgermeister, Beigeordneter und Mitglieder des Gemeinde=Raths der Bürgermeisterei Cornelimünster erklären und bezeugen hierdurch, daß durch die Seitens der Königlichen Regierung zu Aachen unterm 8.April 1825 an sämmtliche Gemeinden des Regierungsbezirks erlassene und hier vorgeheftete Circular=Verfügung die Anlegung des gegenwärtigen Buches, betittelt:

CHRONIK DER GEMEINDE

veranlaßt ist, um zu dem in jener Verordnung angegebenen Zwecke zu dienen.

Wir werden, so lange wir an der Verwaltung der Gemeinde Cornelimünster Theil haben, es uns pflichtmäßig angelegen seyn lassen, sowohl die vorgeschriebenen Rubriken für ständige Artikel, der Wahrheit gemäß auszufüllen, als auch sonst jährlich alles dasjenige getreu zu verzeichnen und dadurch auf unsere Nachkommenschaft zu bringen, was in dem zunächst verflossenen Jahre Bemerkenswerthes in der Gemeinde vorgekommen, und empfehlen wir unseren Nachfolgern in der Verwaltung, damit in solcher Art gewissenhaft fortzufahren.

Die Chronik enthält vier und sechszig Blätter, welche von dem Bürgermeister paraphirt sind. Sie ist in zweifacher Ausfertigung angelegt.

Ein Exemplar derselben soll in dem Archiv der Bürgermeisterei niedergelegt, das andere, zur Aufbewahrung in der Dokumenten=Kiste bei der Pfarre zu Cornelimünster deponirt werden.

So geschehen Cornelimünster den 20 Decembre 1826.

Der Bürgermeister, Giesen,   Der beigeordnete Bürgermeister, Bartholomeus Kuck

Die Mitglieder des Gemeinde-Raths, Hubert Wagenman, Johan Hinrich Jäger, Lambert Lambertz, Johann Schonauen, Bartholomeus Beissel, Peter Jacobus Braun, Krott Johann, Arnold Brammerz, Tillman Thülen


[1825] Einleitung Die Gemeinde Cornelimünster ist der Hauptort eines kleinen Ländchens, das Cornelimünsterland genannt, welches beiläufig 7000 Einwöhner zählt und bis zur Zeit, wo es unter französische Herrschaft kam, zum deutschen Reichsbunde und westphälischen Kreise gehörte; unter dem Schutze von Pfalzbaiern und unter der Hoheit des hochwürdigsten Abten von Cornelimünster, nämlich des, der Reichsabtei daselbst, stand.
Durch das Decret der französischen Regierung von , welches die Länder zwischen Maas und Rhein und Rhein und Mosel der Franken Republick einverleibte, wurde das besagte Cornelimünsterland, ein integrierender Theil der Franken Republick, dem Roerdepartemente zugetheilt, wovon Aachen der Hauptort, und Sitz des Präfekten war, und in vier Bürgermeistereien, nämlich in jene von Cornelimünster, Walheim, Brand und Busbach eingetheilt, welche alle zum Arrondissement Aachen gehörten.
Die Bürgermeisterei Cornelimünster besteht ingefolg dieser Eintheilung aus den Gemeinden Cornelimünster, Breinig, Breinigerhaide, Venwegen und verschiedenen zu diesen Gemeinden gehörigen isolirten Häusern, Landgütern und Mühlen, welche alle zum Kanton Burdscheid gehörten.
Durch den pariser Frieden vom 30 Mai 1814 ist dieses Ländchen mithin auch die hiesige Bürgermeisterei von Frankreich abgelöst, und gemäß der im Jahr 1815 zwischen den hohen verbündeten Mächten zu Wien stattgehabten Verhandlungen, Beschlüsse und der darauf gegründeten Verträge der Krone Preußen anerfallen.
Nach dem allerhöchsten Patent d. D. Wien den 5 ten April 1815, vermittels wessen Se. Majestät der König von diesen Entschädigungs=Provinzen am Rhein Besitz genommen hat, ist die Bürgermeisterei Cornelimünster dem Großherzogthum Nieder=Rhein zugetheilt und bei, im Jahr 1816, erfolgter Abgrenzung des Verwaltungs=Bezirks der Königlichen Regierung zu Aachen dem Landkreise Aachen zugetheilt, dem sie in administrativer Hinsicht noch zugehörte. Sie gehört ferner in katholischen Kirchensachen zum Erzbischöflichen Dioces Coeln; in Justice Aachen zu dem Friedensgerichtsbezirke Burdscheid, zu dem Landgerichtsbezirke Aachen, und in militairischer Hinsicht zu dem 25 ten /Aachener/ Landwehrregimente.

Vor der Organisation des katholischen Kirchenwesens im Jahr 1803 war das ganze Cornelimünsterland nach Cornelimünster eingepfarrt; da bei dieser alle Kapellen oder Filial=Kirchen des bemeldten Ländchens zu Hülfspfarren erhoben wurden, und unter diesen auch jene von Breinig und Venwegen, so bestehen gegenwärtig in der Bürgermeisterei drei Hülfspfarr=Kirchen. Außer dem Flecken Cornelimünster und umliegenden Mühlen, Häusern und Landgütern sind dorthin eingepfarrt verschiedene Gemeinden, angrenzender Bürgermeistereien, und zwar aus der Bürgermeisterei Walheim die Dörfer, Nütheim, Schleckheim, Oberforschbach und Eich, und aus der Bürgermeisterei Busbach das Dörfchen Krauthausen, und zwei Mühlen.
Es befinden sich ferner in der Bürgermeisterei drei Elementar=Schulen und zwar in jedem Pfarrsprengel eine; und außerdem im Pfarrsprengel Cornelimünster noch eine Elementarschule, welche aber zur Bürgermeisterei Walheim gehört.

Die alte Pfarrkirche zu Cornelimünster und des Cornelimünsterlandes liegt außerhalb des Fleckens auf einem Berge. Bei bemeldter Organisation des Kirchenwesens fand die Gemeinde der Bequemlichkeit halber es für zweckmäßig, die abteiliche Kirche für die zukünftige Pfarrkirche zu begehren, welches sie auch von der damaligen Landesregierung erhielte. Diese Kirche ist sowie die Abtei, /wie die Geschichte erzählt/ von Ludwig dem Frommen, Kaiser vom Occident im Anfange des 9 ten Jahrhunderts gestiftet worden und zählt die Abtei bis zur Aufhebung derselben neun und fünfzig Aebte.

Seit dem Jahre 1815 bis zur gegenwärtigen Epoche hat sich in der Bürgermeisterei nachfolgendes bemerkungswerthes zugetragen.
Während des Congresses der hohen verbündeten Mächte im Jahr 1818 zu Aachen besuchten die hiesige Gemeinde nachfolgende hohe Standespersonen:
1. Se. Majestät der König von Preußen Friedrich Wilhelm der III unser Allergnädigster Landesherr
2. Ihre Königliche Hoheiten der Kronprinz und die Prinzen des Königlich Preußischen Hauses.
3. Se. Majestät Franz der I. Kaiser von Oestreich
4. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Constantin von Russland
5. Ihre Fürstliche Durchlaucht die Fürstin von Thurn und Taxis
6. Seine Herzogliche Durchlaucht der Herzog von Richelieu, außerordentlicher Gesandter Sr. Majestät des Königs von Frankreich; und noch mehre andere

Im Jahre 1819 beschenkte seine Majestät unser Allergnädigster König die hiesige Pfarrkirche mit einem nahe bei Cornelimünster gelegenen ungefehr 30 Morgen großen Wäldchen, das Klauserwäldchen.
In demselben Jahre starb der wohlehrwürdige Herr Alexius Leers, Pfarrer hieselbst während 16 Jahren.

In demselben Jahre wurde ein Plan zur Tilgung der sehr beträchtlichen Schulden des Cornelimünsterländchen entworfen, und kann sich dieses Ländchen erfreuen, dieselbe durch Verkäufe von Holz, Grundstücken und sonstigen Aufopferungen baldigst getilgt zu sehen.
Im Jahre 1821 starb Hr. Johann Wilhelm Ostlender, während 8 Jahren gewesener Bürgermeister hiesiger Bürgermeisterei, und wurde an dessen Stelle der Benedict Egidius Giesen gegenwärtiger Bürgermeister zum Bürgermeister ernannt.
Es haben sich außer diesen oben angeführten bemerkungswerthen Ereignissen in dem Zeitraume von 1815 bis zur gegenwärtigen Epoche noch verschiedene andere auch bemerkenswerthe Fälle begeben; als: Zwillings= und Drillings=Geburten, Neubauten an Schulen und Kirchen, Vermächtnisse an Kirchen und Armen, Verkauf von Gemeindegütern, u. m. s. a.
Der Verfasser hat indessen der Weitläufigkeit wegen geglaubt nicht nothwendig zu haben dieselbe hier zu bemerken; indem selbe ohnehin in den Notizen und Büchern der Gemeinde= und Kirchenverwaltung aufgeführt oder verzeichnet sind.

Es verdient indessen hier noch nachfolgendes als der Bemerkung würdig aufgeführt zu werden. Mitten in dem Flecken Cornelimünster lag ein mit einer hohen Mauer umgebener, an die Kirche anschießender Garten, sonst Pesch genannt.
Dem Plan zur Anlegung der Landstraße nach Montjoie gemäß, sollte dieselbe diesen Garten durchschneiden; da indessen der Bau dieser Straße vor dem Einzuge oder der Ankunft der Truppen der Verbündeten Mächte nicht beendigt war, blieb der fragliche Garten in seinem Zustande. Durch einen mit dem Eigenthümer der Abtei, dem auch dieser Garten gehörte, geschlossenen Vertrage, ward er im Jahr 1818 Staats=Eigenthum.
Der Bau der Straße sollte beendigt werden, jedoch eine andere Richtung nehmen, nämlich so, daß besagter Garten nicht durchschnitten würde. Die Gemeinde begehrte nun den übrigen Theil zur Anlegung eines Lustplatzes und erhielte denselben; worauf sonach die Gemeinde denselben im Jahr 1822 mit Bäumen bepflanzen ließ und diesen Platz mit Bewilligung E. K. H. Regierung den Friedrich Wilhelms=Platz benamsete.


[1959] Nachtrag von Johann Röntgen

Im Herbst 1794, bald nach ihrem Eintreffen, haben die Franzosen die weltliche Herrschaft des Abtes aufgehoben und zur Verwaltung der neu geschaffenen Gemeinden Einrichtungen nach französischem Vorbild eingeführt, eine Munizipalität und ein Friedensgericht, beide in Kornelimünster. Einige von deren Mitgliedern hatten auch schon in abteilichem Dienst gestanden. Unsere Gemeinde war dem Kanton Burtscheid zugeteilt. Im Herbst 1798 führte man die Beurkundung der Geburten und Sterbefälle und die bürgerliche Trauung obligatorisch ein. In den Orten Breinig und Venwegen waren "Agenten" als Ortsvorsteher eingesetzt. Durch Gesetz vom 17.Februar 1800 wurde die Bürgermeisterei-Verfassung eingeführt.
Am 18.Januar 1814 trafen auf der Verfolgung der französischen Armee die ersten alliierte Truppen, russische Kosaken, im Münsterländchen ein. Die französische Herrschaft nahm damit ihr Ende. Die wiedereroberten linksrheinischen Gebiete behielten vorerst die überkommene Verwaltungs-Verfassung und Einteilung und wurden für Rechnung der Alliierten verwaltet, bis sie, 1815, dem Königreich Preußen zugetheilt wurden. Preußen ordnete 1816 die Verwaltung neu.
Erster Bürgermeister unserer Gemeinde wurde 1800 Carl Theodor Lambrichs, ehemals abteilicher Gerichtsschreiber, der auch schon bis dahin im Dienste der neuen Machthaber gestanden hatte. Er ist am 7.April 1809 in Kornelimünster im Alter von 64 Jahren gestorben, damals außerhalb einer amtlichen Verwendung. In den Sterbeurkunde ist angegeben, er sei in Uuiskainen geboren. Seine Eltern haben jedoch nach seiner Geburt in Kornelimünster gewohnt.
Nachfolger von Lambrichs wurde am 4.Oktober 1804 der 1735 in Rollef geborene Stephan Philipp Giesen, der seit 1780 abteilicher Landesempfänger gewesen war, 1794 Mitglied der Munizipalität und Beisitzer am Friedengericht, auch Munizipalempfänger geworden und zuletzt membre du bureau de bien-faisance (Mitglied des Wohlfahrtsausschusses) war. Er schied 1812 aus dem Dienst und ist 1819 in Kornelimünster gestorben.
Ihm folgte im Januar 1813 Johann Wilhelm Ostlender, Gutsbesitzer vom Fronhof. Er starb als Bürgermeister am 14.Juli 1821 im Alter von 46 Jahren an seinem Geburtsort Kornelimünster.
Am 1.September 1821 wurde Bürgermeister der 1785 in Kornelimünster geborene Sohn des früheren Bürgermeisters St. Ph. Giesen, Benedikt Egidius Giesen. Er schied erst mit seinem Tode am 16.Juni 1855 aus dem Dienst.
1814 hatte die Gemeinde 1918 Einwohner; davon wohnten in Kornelimünster 752, in Breinig (mit Breinigerheide und Schützheide) 790 und in Venwegen 376.
Im Jahre 1825 betrug die Einwohnerzahl 2079, davon in Kornelimünster 803, Breinig 710, Breinigerheide 112, Schützheide 26, Venwegen 428.
Die althergebrachte kirchliche Verfassung des Münsterländchens bestand nach der Besetzung durch die Franzosen fort, d.h. die Unterherrschaften Eilendorf und Gressenich hatten eigene Pfarrkirchen; das übrige Ländchen in seiner Gesamtheit bildete die katholische Kirchengemeinde Kornelimünster mit der Pfarrkirche St. Stephanus (Bergkirche). Sie gehörte zum Landdekanat Jülich im Archidiakonat und Erzbistum Köln. Der Erzbischof von Köln war allerdings vor den anrückenden französischen Truppen geflohen. 1801 wurde unter Einbeziehung des linksrheinischen Teils der Kölner Diözese das Bistum Aachen im Erzbistum Mechelen gegründet. Zu diesem gehörte auch unsere Pfarre. Unser erster Bischof Berdolet umschrieb die Pfarreien seiner Diözese neu: Walheim wurde 1803 die erste Hilfspfarre, 1804 folgten als solche Brand, Breinig, Büsbach, Hahn, Kornelimünster, Venwegen. Alle Hilfspfarren waren dem Kantonalpfarrer in Burtscheid unterstellt, Dekanate gab es nicht mehr. Damit war die altüberlieferte kirchliche Ordnung aufgelöst. Nach Berdolets Tode (1809) wurde der bisherige Generalvikar von Meaux, Le Camus, zu seinem Nachfolger bestimmt, er fand jedoch nicht die päpstliche Bestätigung und fungirte darum als Bistums-Verwalter; zwei deutsche Generalvikare waren ihm beigegeben. Der Administrator verließ die Diözese im Januar 1814 vor dem Einrücken der alliierten Truppen und starb schon im April in Paris. Das Bistum erhielt keinen neuen Oberhirten mehr, wurde vielmehr von den Generalvikaren verwaltet, bis 1821-1825 das Erzbistum Köln wiedererrichtet worden war. Diesem wurden unsere Pfarren wieder zugeteilt. Die Bergkirche war am 1.September 1802 vom Bischof geschlossen worden, nachdem er der Gemeinde auf deren Wunsch die soeben frei gewordene Abteikirche als Pfarrkirche zugewiesen hatte.
Die Abtei verfiel auf Anordnung des ersten Konsuls Napoleon Bonaparte vom 9.Juni 1802 der Auflösung und wurde im August von den Kapitularen verlassen. Zwei von ihnen, von Seraing und von Laroche, mieteten in den Gebäuden für sich eine Wohnung als vorläufige Bleibe; im April 1804 verzog der erste nach Aachen, von Laroche nach Breinig, wo er sich in der Seelsorge betätigte, bis er dort 1807 verstarb. Der letzte Abt, von Plettenberg, seit 1767 geistesgestört, ist 1801 in Neuß gestorben; einen Nachfolger wählte man nicht mehr. Der abteiliche Administrator von der Horst vertarb 1813 in Boisdorf bei Düren. Die Abteigebäude wurden mit den zugehörigen Ländereien französisches Staatseigentum. 1807 erwarb sie der Aachener Fabrikant Friedrich Kolb durch Kauf; in den Gebäuden richtete er eine Tuchfabrik ein. Wälder und Heiden kamen als gemeinsames Eigentum ungeteilt an die Nachfolgegemeinden und wurden für diese vom Bürgermeister von Kornelimünster verwaltet. Aus Teilverkäufen hat man die Schulden des Ländchens zu tilgen gesucht, was demselben überlassen worden war. (siehe auch 1859)
Am Ende der Franzosenzeit hat es keinen regelmäßigen Schulunterricht gegeben. In den Pfarrorten unterrichteten die Küster ohne Auftrag im Lesen, Schreiben und Rechnen, soweit ihnen Schüler zugeführt wurden, überwiegend im Winter, weniger im Sommer. Zwar hatte es eine Schulpflicht gegeben, doch mangelte es an vorgebildeten Lehrern, zumal Unterrichten in der französischen Sprache verlangt wurde.
Durch königliche Verordnung vom 14.Mai 1825 wurde vorgeschrieben, daß jedes Kind nach der Vollendung des 5. Lebensjahres zum Schulbesuch verpflichtet sei.
Die 1886 vom Lehrer Alois Klein angelegte Chronik der Schule zu Venwegen berichtet: 1814 kaufte die Gemeinde in Venwegen ein Wohnhaus mit Stall und Scheune, um sie für Schulzwecke herzurichten. Die Scheune, um die Hälfte vergrößert, wurde Unterrichtsraum, die Wohnung Lehrerdienstwohnung". 1819 wurde an dieser Schule als erster Lehrer von der Gemeinde angestellt Mathias Wilhelm Klein (der Vater des Verfassers der Chronik). Er erhielt neben freier Wohnung mit Garten und Baumwiese ein Jahresgehalt von 120 Taler und von der Kirche als Küster 25 Taler. Zum Lehrergehalt mußten die Schülereltern durch ein Schulgeld beitragen. Klein blieb an der Schule bis 1857. Vorher ist in Venwegen nur notdürftiger Unterricht gegeben worden; als Privatlehrer sind erwähnt: 1804 Peter Stevens, später in Neuhausen. Das erwähnte Schulhaus ist noch vorhanden.
In der 1893 vom Hauptlehrer Ignaz Löhr angelegten Breiniger Schulchronik heißt es:"In den 1820er Jahren unterrichtete der hochbetagte Musiker Winkhold im Lesen, Schreiben und Rechnen". Um 1824 wurde als erster Lehrer von der Gemeinde angestellt Jakob Ostlender aus Kornelimünster. Die Gemeinde bewilligte ihm ein Jahresgehalt von 130 Taler; dazu mußten jedoch je Schüler 1 Taler 6 Silbergroschen Schulgeld beigetragen werden. Was dadurch am Lehrergehalt nicht aufgebracht wurde, zahlte die Gemeinde. Der Lehrer hatte frei Wohnung mit Garten. Als Vorsänger und Vorbeter in der Pfarrkirche bezog er 40 Taler. Unterrichtet wurde in einem Erdgeschoßzimmer eines Privathauses. Ostlender ist 1854 in den Ruhestand getreten. Der Schulraum ist noch vorhanden in dem Hause Breinig, Hauptstraße Nr. 33. Wann das erste Schulhaus in Breinig, das ebenfalls noch besteht (Hauptstraße Nr. 31), erbaut worden ist, erwähnt die Chronik nicht.
Am 24.Oktober 1826 verstarb in Kornelimünster der im Ruhestand lebende erste Pfarrer von Venwegen, Egidius Heinrich Josef Giesen. Er war bis 1794/95 Deservitor an der damals von den Franzosen geplünderten Kapelle in Rothe Erde gewesen, in gleicher Eigenschaft nach Venwegen gekommen und 1804 Hilfspfarrer geworden.
Die von den Franzosen eingeführte Tür-, Fenster-, Mobilar- und Personalsteuer wurde 1820 abgeschafft durch eine Klassensteuer ersetzt.
Im gleichen Jahre richtete die königliche Postverwaltung in Kornelimünster eine Briefsammelstelle als erste örtliche Postdienststelle ein, deren Benutzung jedermann gestattet ist.
Aus dem für die Zwecke der Gebäudefeuerversicherung durch die Bergische Feuer-Societät 1819 vom Bürgermeister aufgestellten Brandkataster verdient festgehalten zu werden. Es ist ein Verzeichnis aller Gebäude und gibt an deren Eigentümer, Haus-Nummern und Namen, Benutzungsart, Bauausführung (ob Mauer oder Fachwerk, Art der Bedachung), Versicherungswert in Talern bergischen Curants. Haus-Namen, die Vorgänger der in der Franzosenzeit (1812?) eingeführten Haus-Nummern, sind nur für den Ort Kornelimünster angegeben. In diesem sind über ein Drittel, in Breinig und Venwegen als zwei Drittel der Gebäude als mit Stroh gedeckt bezeichnet, mit Schiefer und die Kirchen nur wenige Häuser, mit Ziegeln die anderen.
1823 begann man wegen der Anlegung des neuen (ersten preußischen) Grundsteuer-Katasters mit der allgemeinen Vermessung der Grundstücke. Sie ist unter der Bezeichnung "Urmessung" in der Erinnerung geblieben.
Ein Jahr später wurde das bis dahin gemeinsame Armenvermögen des Münsterländchens auf die Nachfolgegemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim verteilt.
Im Jahre 1816 fiel noch im April soviel Schnee, wie seit Menschengedenken nicht mehr, und blieb bis in den Mai liegen.Juni und Juli brachten viel Regen. Die Feldfrüchte wurden infolge dessen entweder spät oder garnicht reif. Die Heuernte zog sich bis in den September hin, Hafer kam noch später oder gar nicht herein, und die Kartoffeln sind zum Teil gar im Feld erfroren. Es trat infolgedessen ein großer Mangel an Lebens- und Futtermitteln und eine Teurung ein, die Mensch und Tier zu darben zwangen. Eine Hungersnot war die Folge. Ein achtpfündiges Roggenbrot kostete bis 42 Stüber oder 15 Silbergroschen 9 Pfennig, ein Zentner Kartoffeln bis 3 Taler. Aber auch die neue Ernte (1817) ließ viel zu wünschen übrig und enttäuschte die Hungernden, nachdem es bis in den Juni kalt geblieben war. Die Regierung ließ seit dem Winter Roggen verteilen, damit daraus Brot gebacken werde, was auch zur Linderung der Not beigetragen hat. Allein, viele Leute vermochten infolge der Unterernährung nicht zu arbeiten. Scharen Hungernder zogen umher und suchten durch Betteln etwas zu erwerben. In dieser Not wurden gar Unkräuter als Gemüse verzehrt. Erst das Jahr 1818 war trocken, warm und fruchtbar und ließ das Gespenst des Hungers, der die Menschheit fast zwei Jahre gequält hatte, weichen. Doch blieb die Armut der Lohnarbeiter wegen des Niedergangs der Gewerbe, den die neuen politischen Verhältnisse mit sich gebracht hatten.
1826: Infolge der Verordnungen des Oberbergamts von 1823 und 1824 schloß sich die Mehrheit der am Bergbau auf dem Breinigerberg Packenberechtigten nach langen Verhandlungen zu einer Gesellschaft zusammen, um den Vorschriften des Bergwerksgesetzes von 1810 zu entsprechen. Es waren 73 Eigenbetreiber; nur einige wenige schlossen sich nicht an. Es wird angestrebt, den herkömmlichen Packenbetrieb vieler Einzelner durch einen modernisierten gemeinsamen der neuen Gesellschaft auf einem abgegrenzten Feld zu ersetzen. (siehe auch 1830)

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand


[1959] Personenstand 1800-1825 Der Standesbeamte beurkundete für die Gemeinde Kornelimünster

Geburten Trauungen Todesfälle
im Jahr*m*woo+m+w
180065458
18013227201322
18023525151216
1803332992217
18041731231427
18053532172713
18063122162228
18074230173032
18083628102626
18092726223334
18103631161818
18114037103320
18123126192419
18133819212927
1814463093823
18153032112624
1816293393020
1817303283422
1818322292918
18193626133830
18203324102521
1821243371518
18223132111025
18232837192124
18243627182016
1825403772331



1826

Bevölkerung
1826mw-
Population10491104
Geburten37373 unehelich
Todesfälle2327
Trauungen17
geimpfte Kinder46
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler133124
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde75
Rindvieh490
Schaafe650
Ziegen25
Schweine123
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen1655 ½1Thlr 20Sgr
Roggen45961Thlr 10Sgr
Gerste1286 ½29Sgr
Hafer610824Sgr
Spelz48924Sgr
Buchweizen521Thlr
Rübsaamen3551Thlr 15Sgr
Kartoffeln 1308010Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu16Centner
Stroh13Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
Käse2Pfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut70
mittelmäßig45
schlecht15
Wiesen- und Weideland
gut80
mittelmäßig50
schlecht20

Im letzten Trimester des Jahres 1826 wurde zu Breinig der erste Vicar Herr Godfried Niessen, geboren zu Freund, Bürgermeisterei Brand, am 14.Februar 1801, mit einem Gehalt von 131 Thlrn 7 Sgr 6 Pfgn nebst freier Wohnung bestellt und eingeführt.
Im Laufe von 1827 wurde wohlderselbe auch zum Dirigent des dortigen Schul-Vorstandes erwählt.

Geschlossen für das Jahr 1826
Cornelymunster 31 December 1826
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenmann, Stollenwerk, Jäger



1827

Bevölkerung
1827mw
Population10681136
Geburten28320 unehelich
Todesfälle1827
Trauungen19
geimpfte Kinder52
Liniendienst6 Mann
Elementarschüler139144
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde97
Rindvieh728
Schaafe1230
Ziegen19
Schweine200
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen17052Thlr
Roggen4621Thlr 28Sgr
Gerste13061Thlr 10Sgr
Hafer600725Sgr
Spelz50927Sgr
Buchweizen121Thlr 5Sgr
Rübsaamen3051Thlr 20Sgr
Kartoffeln 1288612Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu16Centner
Stroh15Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter7Pfund
Käse2Pfund
Landwolle6Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut70
mittelmäßig45
schlecht14
Wiesen- und Weideland
gut80
mittelmäßig52
schlecht18


Geschlossen für das Jahr 1826
Cornelymunster 31 December 1826
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger


Die in der Franzosenzeit abgeschafften Dekanate wurden im Zuge der Neuorganisation des vor einigen Jahren wiedererrichteten Erzbistums Köln neu gebildet. Unsere drei Hilfspfarren sind dem Dekanat Burtscheid zugeteilt worden. Diese Einteilung ist erst 1900 geändert worden, als das Dekanat Kornelimünster gebildet wurde.

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand




1828

Bevölkerung
1828mw
Population11051126
Geburten25364 unehelich
Todesfälle14201 über 90
Trauungen15
geimpfte Kinder57
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler145153
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde95
Rindvieh770
Schaafe1240
Ziegen20
Schweine195
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2002Thlr 5Sgr
Roggen3501Thlr 27Sgr
Gerste3051Thlr 12Sgr
Hafer725726Sgr
Spelz175928Sgr
Buchweizen8071Thlr
Rübsaamen601Thlr 25Sgr
Kartoffeln 1409013Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu15Centner
Stroh13Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
Käse2Pfund
Landwolle7Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut70
mittelmäßig45
schlecht14
Wiesen- und Weideland
gut80
mittelmäßig52
schlecht18
Der eifrige und hoffnungsvolle Vicar zu Breinig Herr Godfried Niehsen, starb daselbst an den Folgen eines bösartigen Nervenfiebers am 9 ten Februar 1828, im bereits zurückgelegten 27 ten Lebensjahre, und 2 ten seiner Priester Würde. R. in pace. In Stelle Ersetzung des Herr Vikar Niehsen wurde gleich nach dessen Tod Herr Dreyer ernannt.

Im Jahre 1829 am 1 ten September kaufte der Tuchfabrikant Herr Godhard Starz zu Aachen die hiesige Abtei Gebäulichkeiten, und etablirte darin eine Tuchfabrik, wodurch mehre müßige Arbeiter beschäftigt wurden.


Abgeschlossen für das Jahr 1828
Cornelymunster 31 December 1828
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger



1829

Bevölkerung
1829mw
Population11121131
Geburten29351 unehelich
Todesfälle27231 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder58
Liniendienst5 Mann
Elementarschüler159163
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde103
Rindvieh693
Schaafe1180
Ziegen18
Schweine196
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2202Thlr 15Sgr
Roggen3402Thlr
Gerste4061Thlr 20Sgr
Hafer720827Sgr
Spelz1801Thlr 4Sgr
Buchweizen9061Thlr 4Sgr
Rübsaamen4042Thlr
Kartoffeln 1367?15Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu25Centner
Stroh18Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter9Pfund
Käse2Pfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut75
mittelmäßig50
schlecht15
Wiesen- und Weideland
gut84
mittelmäßig54
schlecht20

Abgeschlossen für das Jahr 1829
Cornelymunster 31 December 1829
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger



1830

Bevölkerung
1830mw
Population11161140
Geburten26401 unehelich
Todesfälle23272 über 90
Trauungen10
geimpfte Kinder66
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler143140
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde95
Rindvieh160?
Schaafe740
Ziegen21
Schweine180
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2003Thlr 20Sgr
Roggen3202Thlr 25Sgr
Gerste4041Thlr 18Sgr
Hafer85028Sgr
Spelz1001Thlr
Buchweizen120727Sgr
Rübsaamen3Thlr
Kartoffeln 1809015Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu20Centner
Stroh19Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter8Pfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut75
mittelmäßig45
schlecht15
Wiesen- und Weideland
gut70
mittelmäßig42
schlecht12

Im Laufe des Jahres tausend acht hundert ein und dreißig wurde das neue Schul und Gemeinde Haus zu Cornely Münster, durch den Unternehmer Carl Theodor Schmets Schreinermeister zu Aachen für die Summe von 3289 Thlr ausgeführt.
In diesem Jahr wurde der würdige Vikar Herr Krichels von hier nach Eynatten als Pfarrer befordert.

Abgeschlossen für das Jahr 1830
Cornelymunster 31 December 1830
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger


In Frankreich ist eine Revolution ausgebrochen in Belgien ein Aufstand gegen Holland. Auch in Aachen flackerten Unruhen auf. Zur Sicherung unserer Grenzen gegen ein Übergreifen des Aufstandes wurden preußische Truppen an die Grenze verlegt und zeitweise auch in unserer Gemeinde einquartiert, dies auch 1831 und 1832. Unterm 10.September genehmigte die Oberberghauptmannschaft im Ministerium des Innern den Bergbau auf Blei und Galmei in einem zusammenhängenden Feld von 121 ½ ha oder 279.318 Quadratlachter auf dem Breiniger Berg.

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand




1831

Bevölkerung
1831mw
Population11071143
Geburten25331 unehelich
Todesfälle3126
Trauungen13
geimpfte Kinder50
Liniendienst9 Mann
Elementarschüler148142
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde84
Rindvieh420
Schaafe540
Ziegen18
Schweine105
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen19543Thlr 5Sgr
Roggen32552Thlr 20Sgr
Gerste3561Thlr 20Sgr
Hafer855101Thlr 5Sgr
Spelz9581Thlr 5Sgr
Buchweizen110826Sgr
Rübsaamen5042Thlr 25Sgr
Kartoffeln 15014415Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu18Centner
Stroh18Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
Käse3Pfund
Landwolle8Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut80
mittelmäßig50
schlecht17
Wiesen- und Weideland
gut78
mittelmäßig52
schlecht18

Im Laufe von 1832 wurde in Stell-Ersetzung des abberuffenen Vikar Hr. Dreyer zu Breinig der Vikar Herr Ostlender ernannt, und zu Cornely Münster der Vikar Herr Bruders auch feierte in diesem Jahr der würdige Pfarrer Johan Peter Schoenen zu Breinig sein 50 jähriges Priester Jubel Jahr und wurde gleichzeitig von Seiten des Staats mit einem Geschenke von 100 thlr beschänket.

Abgeschlossen für das Jahr 1831
Cornelymunster 31 December 1831
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger



1832

Bevölkerung
1832mw
Population11201138
Geburten23290 unehelich
Todesfälle29310 über 90
Trauungen14
geimpfte Kinder43
Liniendienst20 Mann
Elementarschüler157160
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde107
Rindvieh719
Schaafe830
Ziegen15
Schweine190
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen20162Thlr 20Sgr
Roggen3302Thlr
Gerste301Thlr 20Sgr
Hafer900121Thlr 15Sgr
Spelz90111Thlr 10Sgr
Buchweizen100101Thlr
Rübsaamen5043Thlr
Kartoffeln 15516817Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu16Centner
Stroh18Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter8Pfund
Käse3Pfund
Landwolle12Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut80
mittelmäßig50
schlecht15
Wiesen- und Weideland
gut80
mittelmäßig50
schlecht15

Anfangs 1832 hat der Wundarzt, Herr August Froelenstaedt als qualifizirter Arzt sich in Cornely Munster niedergelaßen.

Abgeschlossen für das Jahr 1832
Cornelymunster 31 December 1832
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger



1833

Bevölkerung
1833mw
Population11281150
Geburten42353 unehelich
Todesfälle22331 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder61
Liniendienst11 Mann
Elementarschüler167171
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde86
Rindvieh624
Schaafe680
Ziegen22
Schweine240
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2051Thlr 28Sgr
Roggen33571Thlr 18Sgr
Gerste3681Thlr 10Sgr
Hafer904101Thlr 6Sgr
Spelz87121Thlr 4½ Sgr
Buchweizen94825Sgr
Rübsaamen5633Thlr 5Sgr
Kartoffeln 17016710Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu24Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
Käse3Pfund
Landwolle12½Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut85
mittelmäßig54
schlecht19
Wiesen- und Weideland
gut87
mittelmäßig60
schlecht20

1833 an Ostern wurde der Herr Vikar Bruders in selber Eigenschaft nach Bonn abberuffen, und allhier der Herr Albert Stein in Stell-Ersetzung ernannt.

Cornelymunster 5.November 1833

Auch Uns sollte das Glück zu Theil werden, den hochgefeierten Gast der Rheinlande, den geliebten Kronprinzen in unserer Mitte zu begrüßen. Seine Königliche Hoheit langte heute morgen gegen 9 Uhr unter dem Donner Geböller, dem Geläute aller Glocken, und dem frohen Jubel des von allen Seiten herbeieilenden Volkes hier ein, und geruheten beim Eingange zur Kirche auszusteigen, und in Begleitung der hiesigen Authoritäten unsern altehrwürdigen Tempel in Augenschein zu nehmen in welchem höchst dieselben eine halbe Stunde verweilten. Leider ließ es der vorgesezte Reiseplan und die Kürze der Zeit seiner Königlichen Hoheit nicht zu, länger bei uns zu verweilen und nach kurzem Aufenthalte reisten höchstdieselben unter den Segenswünschen aller von hier ab, nach Montjoie.
Die Milde und die Freundlichkeit womit der geliebte Königssohn sich zu jedem herab läßt, und auch des Geringsten Huldigung nicht verschmäht, muß ihm alle Herzen gewinnen, und wie überall, so hat Er auch bei uns dadurch ein bleibendes Denkmal der Liebe gestiftet.
Möge der Segen seinem Fußtritte folgen, gleich wie die Freude ihm allenthalben vorauseilt. Sein Andencken wird uns unvergeßlich bleiben.

In den Triumphbogen des Orts fanden sich unter anderen folgende Inschriften vor.

A Beglückt der Kreis der solches sah, Ihm ist der Kronprinz treustens nah.

B Es jubelt Cornely Munster, welches seinen Wunsch erhört sieht

C Wir Unterthanen ehren – des höchsten Printzen Lehren

D aVe prInCeps ! regnI Ateres! VID Corne LII Monaster sUa VIter jUbILans [MDCCLLVVUVUIIIIIIIj = 1833]

E Reise glücklich ! Lebe wohl !


Der am 19 ten August 1833 verstorbene wohlehrwürdige Priester Herr Mathias Josephus Florianus Otten, hat mittels testamentarischer Disposition den Pfarr-Armen zu Cornelymunster
a) eine zu Cornelymunster am Markte belegene Behausung evaluirt zu 481 Mark
b) eine Capital Forderung zur Last der Civil Gemeinde Cornelymunster zum Antrage von 700 Mark,
überhaupt 1181 Mark, geschrieben ein tausend ein hundert ein und achtzig Thlr elf Sgr. unter der Bedingung vermacht, daß nach dem Ableben seiner Nichte Fräulein Magdalena Schollen Nutznießerin, der hiesige zeitliche Pfarrer den Pacht erheben, und ohne alle Verantwortlichkeit und Berechnung an Haus Armen auszahlen könne.
Durch allerhöchste Cabinets Ordre vom 15. Aug. 1835 ist vorstehendes Vermächtnis bestättigt worden.


Geschlossen für das Jahr 1833
Cornelymunster 31 December 1833
Der Bürgermeister, Giesen, und der Gemeinde Rath: Braun, Lambertz, Gillessen, Berretz, Schonauen, Brammerz, Wagenman, Stollenwerk, Jäger



1834

Bevölkerung
1834mw
Population10961108
Geburten39343 unehelich
Todesfälle24191 über 90
Trauungen18
geimpfte Kinder44
Liniendienst19 Mann
Elementarschüler152155
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde102
Rindvieh696
Schaafe530
Ziegen32
Schweine380
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen21551Thlr 23Sgr
Roggen3401Thlr 7Sgr
Gerste341Thlr
Hafer9201024Sgr
Spelz401124Sgr
Buchweizen12820Sgr
Rübsaamen6053Thlr 10Sgr
Kartoffeln 1801509Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu17Centner
Stroh12Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
Landwolle13Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut85
mittelmäßig54
schlecht19
Wiesen- und Weideland
gut87
mittelmäßig60
schlecht20

Im Laufe von 1834 ist nichts wesentliches vorgekommen

Abgeschlossen für das Jahr 1834
Zu Cornely Munster am 16. Jenner 1835
Der Bgrmeister, Giesen, und Gemeinde Rath: Braun, Wagenman, Kuck, Stollenwerck, Lambertz, Gillessen, Schonauen



1835

Bevölkerung
1835mw
Population11291146
Geburten39312 unehelich
Todesfälle49300 über 90
Trauungen15
geimpfte Kinder65
Liniendienst18 Mann
Elementarschüler193192
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde110
Rindvieh680
Schaafe520
Ziegen28
Schweine350
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2101Thlr 22Sgr
Roggen33781Thlr 8Sgr
Gerste3271Thlr 2Sgr
Hafer91010½26Sgr
Spelz801326Sgr
Buchweizen15722Sgr
Rübsaamen403Thlr 15Sgr
Kartoffeln 18516512Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu1Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse4Pfund
Landwolle13Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut90
mittelmäßig60
schlecht25
Wiesen- und Weideland
gut92
mittelmäßig62
schlecht22

Anfangs 1835 hat der Herr Joseph Pauls von dem hochpreislichen Ministerium die Erlaubnis erhalten hier in Cornelimünster eine Apotheke 1. Klasse anzulegen.

1835 5.Februar abends gegen zehn Uhr bei einem furchtbaren Sturmwetter zündete gleichzeitig der Blitz den Glockenthurm der auf dem Berg oberhalb Cornelymunster belegenen St.Antoni Stephans Kirche. Bei der Heftigkeit des Windes, der Höhe und der Schnelligkeit des Brands war es nicht möglich den Flammen Einhalt zu thun. und so waren in wenigen Stunden der Thurm und das Kirchendach durchs Feuer verzehrt und die drei schönen Glocken von etwa neun tausend Pfund zerschmolzen. Der ganze Flecken war bedroht, und würde wenigstens theilweise ein Raub der Flammen geworden sein, wenn nicht der Wind die fliegenden Funken der glühenden Kohlen des aus der Erde auf Gebälken ruhenden wunderbaren schönen Glockenstuhles längs den Häusern vorbei auf die St. Antoni Kapelle hingetrieben hätte.

1835 am 2 ten Juny wurden in dem Baumgarten des Hr. Notars Emonts allhier durch den Glockengießer Augustin Gaulard aus Belgien / Lüttig wieder drei neue Glocken von resp. 4500 Pf. 3300 Pf. und 2200 Pf. theils aus dem vorgefundenen, theils aus neu beschaftem Material in Gegenwart des Regierungshof-Präsidenten Herrn Graff von Arnim mehrer Mitglieder des Regierungs Collegii des Domprobsten Herrn Clahsen und einer Menge ansehnlicher geist- und weltlicher Personen gegoßen - von diesen wohlgelungenen Glocken ist die leichteste zur Aushilfe in dem kleinen Thurm der Stifts / jetzt Pfarrkirche / aufgehangen worden, die beiden übrigen sind bis Austracht der Sache in dem oberen abgebrannten Thurm placirt worden, und sind sämtliche neue Glocken durch S. Hochwürden dem Herrn Land Dechant Kuck von Burtscheid feierlich eingesegnet.

Vor der Hand hat der Kirchen Vorstand hierselbst die Mauren des abgebranten Thurms zur Erhaltung des Vikarie Gebäudes bedachen lassen.
Das Sanctuarium dieser St. Stephans Kirche bis über die 5 Altäre hinweg hat der wohlehrwürdige Herr Carl Bartholomäus Minderjahn benefizirt den h. Kreuz Altar ex propriis mit einem Kosten Aufwand von sechs hundert Thaler courant bedachen lassen; der mittlere Theil dieser Kirche ist bis dahin noch unbedacht, und wird die desfallsige höhere Entscheidung entgegen gesehen.
Im Laufe des Sommers 1835 sind durch den erwähnten Glockengießer noch mehrere Glocken hieselbst gegossen worden, unter anderem eine für die Klause Kapelle, welche die Eremiten Heldervogt und Deutz durch freiwillige Beiträge zahlt haben, und eine für die St. Antonie Kapelle, welche der vorgenannte Herr Minderjahn Beförderer dieser Kapelle ebenfalls ex Propriis bezahlt haben, beide wurden durch den Herrn Pfarrer Goebbels Hochwürden hierselbst eingesegnet, zu Breinig wurde auch zwei alte Glocken durch neue ersetzt, und erhielt die dortige Kirche ein Staats Geschenk von 195 Thlr dazu.

1835 am 1 ten October hat der hiesige Lehrer Aloys Zimmermann seine Stelle niedergelegt, und ist derselbe gleich durch den Lehrer Joan Wilhelm Hillebrand aus Eilendorff ersetzt worden.

Im 4 ten Trimester war die Scharlach Epidemie hier in Cornelymunster herrschend und rafte bei 15 Kindern in dem Alter bis zu 10 Jahren weg.


Geschlossen durch den Gemeinde Rath
am 31 Dezember 1835
gez. Giesen, Jäger, Stollenwerk, Schonauen, Braun, Wagenman, Brammerz, Beretz
für getreue Ebenschrift: Giesen, bgrmstr

Durch königliche Verordnung vom 20.Juni wurde die unentschuldigte Versäumnis des Schulbesuchs unter Strafe gestellt. Die Bestrafung hat durch den Bürgermeister zu geschehen. Die Strafen betragen mindestens einen Silbergroschen und höchstens einen Taler. Diese Verordnung blieb rund hundert Jahre gültig.

Ein Gesetz vom 2.Juli verbietet für alle Orte, wo mehrere Häuser zusammenstehen, das Neubedachen mit Stroh und schreibt vor, daß die Ortsbehörden bei der Anlegung neuer Dächer nur Bedachungen von Metall, Schiefer oder Ziegeln und Lehmschindeldächer gestatten. Auch größere Reparaturen an schon vorhandenen Stroh, Rohr oder Holzschindeldächer sollen in der Regel nicht gestattet werden.




1836

Bevölkerung
1836mw
Population11201142
Geburten34362 unehelich
Todesfälle30271 über 90
Trauungen25
geimpfte Kinder67
Liniendienst20 Mann
Elementarschüler188189
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde109
Rindvieh664
Schaafe610
Ziegen25
Schweine364
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen20061Thlr 24Sgr
Roggen3401Thlr 8Sgr
Gerste301Thlr 4Sgr
Hafer9001128Sgr
Spelz601528Sgr
Buchweizen10624Sgr
Rübsaamen3024Thlr
Kartoffeln 19017014Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu1Centner
Stroh22Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse4Pfund
Landwolle13Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut130
mittelmäßig90
schlecht35
Wiesen- und Weideland
gut136
mittelmäßig90
schlecht36

1836 29. Febr. wurde Herr Johann Gerard Weber geboren. zu Cornelymünster am 21 ten April 1810, als Priester geweihet und als Vickar zu Gereonsweiler angestellt. eodem der Herr Peter Jacob Damian Hubert Siebold geboren zu Cornelymünster am 30 ten Januar 1811 ebenfalls als Priester geweihet und als Rector zu Birgeln, Pfarre Lengersdorff angestellt.

1836 am 6. Febr. starb der Jubilar Priester und Beneficiat Herr Karl Anton Bartholomai Joannes Nepomucenus Minderjahn im 84 ten Lebensjahre nachdem Er vieles für seine Seelenruhe und für die Seelen auch seiner Schwester und Familie fort für die Armen des Cornelymünsterländchens gestiftet hatte.

1836 8 Mai endete die Wittwe Mathias Ganser geboren Anna Magd Thomas im 94 ten Jahre ihren stille frommen Lebenstagen. Sie wurde zu Hahn geboren am 29 ten October 1742 R.i.P.
Unter in 28 ten April 1836 wurde an die Stelle des vorbenannten verstorbenen Herrn Minderjahn dessen Nachfoger ernannt.
Folgt Abschrift des Ernennungsinstruments
Joannes Hurgen s.s. Theologiae Doctor ecclesiae metropolitaniae Coloniensis Decanus et per archidiocosin coloniensem Vicarius Generalis sede vacante capitularis Eques ordinis Aquileae rubrae tertiae Classio Dilecto nobis in Christo Presbytero Domino Jacob Slaytz Per praesentes beneficium perpetuum Corneli Monasterii die 17 ma Novembris 1777
erectum et per obitam... D Caroli Bartholomai Minderjahn vacano tibi comittimus ad administrandum mandantes ut beneficii onera pie sustineat et parocho illius ecclesiae obitam semper praestes reverentiam et obedientiam Coloniae sub signo nostro sigilloque vicariatus
generalis sede vacante capitularis.
Anno 1836 die 28 Aprilis gez. Hüsgen

1836 am 5 ten October bei eintrettender Nacht hatte die Gemeinde die allerhöchste Gnade Ihre königliche Hoheit der Kronprinzen von Preußen und Ihre königliche Hoheit den Prinz Albrecht / Bruder / bei höchst Ihrer Durchreise bekomplimentiren zu können. Seiner königl. Hoheit der Prinz Albrecht geruhten die hiesige alterthümliche sonst Abbatial Kirche in Augenschein zu nehmen und höchst Ihre Zufriedenheit über den innerlichen Ausschmuck derselben zu äußern. Die hiesige Bürgerschaft war den hohen Reisenden mit einem Fackelzuge entgegen gezogen nachdem die berittenen Wehr=Reuter bis an der Bürgermeisterei Limite vorausgeeilt waren.

Im Herbst vollendete der Kaufmann und Ritterguts Besitzer Herr Godhart Starz den großartigen Bau zu einer completten Spinnerei mit Walkmühle, nachdem er die seit unerdenklichen Jahren bestand sogenannte Cornely Münsterländchen Mahlmühle gänzlich demolirt und abgetragen, und an dieser Stelle, die genannte bauliche Anlage errichtet hatte.

An die Stelle des in der Irrenheil Anstalt zu Siegburg verstorbenen Steuer und Gemeinde Empfängers Graffweg, ist der frühere Communal Baumeister Johann Cremer ernannt, derselbe ist mit 1 tem Juny 1836 in seine Funktionen eingeführt.


Geschlossen durch den Gemeinde Rath von Cornelymünster für das Jahr 1836
Cornelymünster 27 ten Jenner 1837
gez. Giesen bgrmstr, Brammerz, Schonauen, Beretz, Braun, Wagenman, Lambertz und Stollenwerk.
für getreue Ebenschrift: Giesen, bgrmstr



1837

Bevölkerung
1837mw
Population11281142
Geburten39361 unehelich
Todesfälle34270 über 90
Trauungen18
geimpfte Kinder44
Liniendienst5 Mann
Elementarschüler189187
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde111
Rindvieh780
Schaafe769
Ziegen33
Schweine288
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen21071Thlr 20Sgr
Roggen3451Thlr 13Sgr
Gerste4091Thlr 4Sgr
Hafer9101025Sgr
Spelz351621Sgr
Buchweizen5726Sgr
Rübsaamen353Thlr 5Sgr
Kartoffeln 20016015Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu25Centner
Stroh24Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter9Pfund
Käse4Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut140
mittelmäßig100
schlecht40
Wiesen- und Weideland
gut145
mittelmäßig95
schlecht40

In den Pfarr Ort Breinig ist eine neue Brandspritze mit den nöthigen Utensilien beschafft worden.
Auf der Breinigerheide sind noch zwei Dachziegel Brennereien errichtet und bestehen deren dermahle drei, die Strohdächer haben häufig abgenommen und es steht mit Zuversicht zu erwarten, daß bald alle Strohdächer ausscheiden werden.

Zu Breinig selbst sind im Laufe dieses Jahres mehrere neue Privat Häuser errichtet worden.
Zu Venwegen kam ein neuer Contract von Seiten der Gemeinden des Schulbezirks Venwegen und Mulardshüt endlich zu Stande. Daselbst wurde auch ein Hauptbrunnen unweit der Kirche angelegt und ausgeführt.

Zu Cornelymünster aus der Gemeinde Parzelle Capelchensberg bei dem sogenannten Capellchens Brunnen, wurde eine hier mangelnde Bierbrauerei angelegt. Daselbst auf dem Rötgensberg ist der Anfang zur Errichtung einer Baierschen Bierbrauerei mit Felsenkellern gemacht worden.

Der eingeäscherte Kirchthurm der alten St. Stephans Kirche wurde zur Aufhängung der neuen Glocken theilweise wieder aufgesetzt.

Das zum Beneficium perpetuum die 17 ma Novembris 1777 erectum gehörige, bisher von dem lezten Beneficiaten unbewohnte Haus wurde durch freiwillige Gaben in brauchbaren Zustand gestellt.

Ungeachtet daß der seit Menschen Gedenken so häufig gefallene Schnee die Aecker und Wiesen bis in die erste Hälfte des Monats April bedeckte wodurch das Vieh sehr starken Mangel in Beziehung auf die Fütterung leiden mußte ist jedennoch während der Sommer und Herbst Monaten soviel Futter und Frucht erzeugt worden, daß der erlittene Schaden des Frühjahrs ersetzt wurde, inzwischen wegen des abwechselnd vielen Regens ist einige Frucht feucht eingescheuerd worden. Was bei der Kartoffel Erndte auch der Fall war, namentlich sind die sogenannten Roth-Spitze mißrathen.

Drei neue Dachstuben an dem hiesigen Schul und Gemeinde Hause, nebst zwei neuen eisernen Geländern an den äußeren Treppen der Gemeinde und Wäghäuser wurden angefertigt.

An die Stelle der wegen Alters Schwäche ausgetretenen Gemeinde Raths Gliedern Theodor Hamecher und Lambert Lamberts wurden ernannt und eingeführt Peter Joseph Ostlender und Reiner Lamberts zu Cornelymünster und an die Stelle des mit Tod abgegangenen Peter Gillessen der Cornelius Kutsch zu Breinig.
Der Rendant der Kreys Verwaltung H. Franz Peter Vogelsang ist in seinem 53 ten Jahre mit Tod abgegangenen, die Rendanten Stelle ist mit der Gemeinde Empfangs Stelle vereinigt.

Der Preis der Grundgüter namentlich in der Nähe des Chef lieu Cornelymünster steht gegenwärtig so hoch als er in Menschen Alter gestanden habe.

Die Witterung in den letzten Tagen December war so günstig daß noch mehrere Aecker mit Korn und Waitzen bestellt wurden.


Geschlossen zu Cornelymünster bei der Gemeinde Raths Versammlung
am 19 ten December 1837
gez: Giesen bgrmstr, Ostlender, Schonauen, Wagenman, Kutsch, Berretz, R. Lamberts, Stollenwerk
für getreue Ebenschrift zum Dienste der Verwaltung, der bürgermeister zu Cornely Munster, Giesen


Am Jahresanfang begann die neue Provinzial-Feuersocietät der Rheinprovinz ihre Thätigkeit in unserer Gemeinde


1838

Bevölkerung
1838mw
Population11561169
Geburten33372 unehelich
Todesfälle35260 über 90
Trauungen18
geimpfte Kinder63
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler152154
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde113
Rindvieh785
Schaafe640
Ziegen31
Schweine270
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen1802Thlr 28Sgr
Roggen33682Thlr
Gerste3581Thlr 15Sgr
Hafer920111Thlr 8Sgr
Spelz40141Thlr 8Sgr
Buchweizen881Thlr 10Sgr
Rübsaamen3223Thlr 10Sgr
Kartoffeln 20017015Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu18Centner
Stroh110Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter8Pfund
Käse4Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut130
mittelmäßig100
schlecht38
Wiesen- und Weideland
gut140
mittelmäßig90
schlecht40

Das neue Jahr hat eine solche angenehme Frühlings Witterung mitgebracht, daß der Mit-Unterzeichnete-Bürgermeister ein mit Brach-Rüben bestellt gewesenes Ackerfeld wiederum vortheilhaft mit Korn bestellen konnte und wirklich bestellt habe. Diese Erndte war sehr gut. Mit dem sechsten Januar trat Frost Wetter ein und die Kälte stieg bis zum neunten Januar bis zu 18-19 Graden und währete bis über die Mitte Februar mit abwechselnd Milde fort. Dann trat Schnee ein der gegen Anfang März sich allmählig verzog. Inzwischen war der Frost erst bis gegen den siebenten März obwohl mehrmale ein wenig Regen gefallen aus der Erde gezogen.

Wassermangel war so fühlbar daß mehrere Mühlen und Fabriken außer Betrieb gesetzt wurden. Erde-Arbeiten, Stein graben, brechen und behauen konnte wegen allzu großen Kälte nicht verrichtet werden. Gemüße in den Gärten erfroren alle, selbst sind eine Menge Erdäpfel (Kartoffel) in nicht tiefen und gut verstopften Kellern erfroren.

Die geringe Volksklasse litten Mangel an Arbeit sehr und auf daß dieselbe nicht erfrieren mögte, hat die Gemeinde in großer Menge Kohlengriß herbei schaffen lassen und solches nebst Brod reichlich gespendet.

Der Herr Vickar Albert Gereon Stein ist mit Februar nach Coeln als Rector einer dasigen Capelle befördert und an dessen Stelle ist der im vorigen Herbste zum Priester geweihete Hr Eug. Theod. Thyssen aus Aachen als Vickar hierselbst ernannt. An die Stelle des am 26. Sept. 1839 ausgetrettenen Benefiziaten des h. Kreuz Altars Herrn Mayntz ist nunmehr der geistliche Pensionair und Curat Priester Herr Stephan Domiicus Jacobus Mauritius Lubigk ernannt worden und sofort eingetretten.
An die Stelle des ausgetrettenen Gemeinde Raths Glieds Arnold Brammerz ist Johann Heinrich Bierfert dahier ernannt.

Das eingeäscherte Dach der alten St. Stephans Kirche wurde im Laufe dieses Jahres gänzlich hergestellt, und ein neuer Glockenstuhl in dieser Kirche auf der früheren Stelle angebracht, fort drei neuen Glocken gangbar gemacht.

Der Kichhoff wurde zum Theil geebnet und von der Straßenseite gehörig durch Instand Stellung der Mauren eingefriedigt.

Die Heu Erndte pro 1838 war ergiebig so auch die Winter und Sommer Frucht nur wegen des häufigen Regens der periodisch und zu oft wiederkehrte hat das Stroh und das Körnlein viel gelitten, selbst Sand Kartoffel im nassen Boden erfault. Im Herbst 1838 eben wegen der nassen Witterung wurde die neue Winter Aussaat mitunter schlecht bestellt auch wüthete der Schneckenfraß mitunter Jahr stark, so daß zu befürchten, daß 1/10 der neuen Aussaat mislingen dürfte, theils aus dieser Ursache, theils Mangels an inneren Gehalt der Fruchtkörner, theils wegen Fehl Erndte in naßen Gegenden auch theils aus unbekannten politischen Gründen ist die Frucht allmählich bis zu enormen Preisen gestiegen, namentlich der Weitzen.

Die Verwaltung der Armen Cassen ist nach dem Ableben des lahmen Rendanten Vogelsang auf den Steuer und Gemeinde-Empfänger Cremer übergegangen.

Die Tuchfabricken gehen im Allgemeinen sehr gut und wegen der in der Nachbarschaft ins Leben gerufenen Eisenbahn und sonstigen vielen Etablissements zu Aachen auf dem Münster Kohlbusch wo die Kokerills Anlagen / und die Metallurgische Gesellschaft so große und verschiedenartigen Fabricken anlegt / sich so vortheilhaft auszeichnen hat die Volks Klasse keinen Mangel an Arbeit.

Hier in Cornely-münster bei Ausführung eines Hausbaues stürzte der Maurer Heinrich Spitz aus Oberforstbach von einem Gerüste herab, wobei er sogleich seinen Tod fand. R.i.P.

In dem wassermangelenden Dorfe Venwegen wurde eine neue Pompe mit großem Vortheil auf einen neuen Brunnen angelegt.


Cornelymünster 21 ten December 1838
gez: Giesen brgmstr, Kutsch, Ostlender, Lamberts, Biervert, Stollenwerk, Braun, Berretz, Jäger, Schönauen
für getreue Ebenschrift zum Dienste der Verwaltung. Der Bürgermeister zu Cornelymünster, Giesen



1839

Bevölkerung
1839mw
Population11631177
Geburten45414 unehelich
Todesfälle33260 über 90
Trauungen25
geimpfte Kinder64
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler160167
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde110
Rindvieh780
Schaafe610
Ziegen30
Schweine265
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen19573Thlr
Roggen3502Thlr 6 Sgr
Gerste601Thlr 18Sgr
Hafer93011½1Thlr 10Sgr
Spelz30151Thlr 15Sgr
Buchweizen681Thlr 10Sgr
Rübsaamen3823Thlr 15Sgr
Kartoffeln 20515016Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu20Centner
Stroh112Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter9Pfund
Käse4Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut135
mittelmäßig103
schlecht40
Wiesen- und Weideland
gut145
mittelmäßig94
schlecht42

Eine der vielen wohlthätigen Stiftungen des verlebten Herrn Beneficiaten Carl Barth. Minderjahn trat in's Leben nämlich von Neujahr 1839 an, wie an jedem Dienstag der Woche nach der heiligen Messe an der St. Antoni Kapelle eine Spende von fünfzehn Sgrschen unter die Armen, so dort dem h. Meßopfer beiwohnen, statt finden. Statt des alten Beneficiaten spendet das Mitglied der Armen Verwaltungs Comission H. Jacob Koch im Auftrage des Benefiziaten vorgenannte milde Gabe.

1839 in der Nacht vom 19 ten auf den 20 ten Januar bei einem furchtbaren Winde mit Schnee-Gestöber erlitt der Fuhrknecht des Johann Heinrich Geir zu Breinigerheide Hermens, Peter Beinhard auf dem Wege zwischen Cornelymünster und Breinig den Erfrieren Tod. R.i.P
In der Nacht vom 13 ten auf den 14 ten Mai erstickte der Kalckbrenner Jacob Nolz aus Cornelymünster auf der hier belegenen Kalkbrennerei, anscheinlich hatte er sich zum Erwärmen auf dem Rande des brennenden Ofens niedergesetzt, und ist besinnungslos in Folge des Schwadems hineingefallen.
Am 31 ten July verunglückte zu Breinig der Zimmerer Johann Peter Prohs. Er stürzte nämlich bei Ausführung eines Neubaues von einem Gerüste herab.

Im Frühjahre herrschte sowohl unter dem Rindviehe als unter den Schafen und Schweinen Maulfäulniß, Hinken und Klauen Seuche. Nach etwa 6 Wochen und nachdem das benannte Vieh sehr daran gelitten und weit zurückgesezt war, verschwand diese Krankheit ohne besondere Sterblichkeit.

Gleichzeitig grassirten unter den Menschen im Frühjahre die Nerven und Brust Fieber nach 3 Monaten zeigten sich auch diese Krankheiten nicht mehr, nur haben Fieber ein paar Individuen ihr Leben eingebüßt.
An natürlichen Menschen Pocken unterlag im Laufe des Jahres ein erwachsener großjähriger Jüngling. Im Herbste kam fast allgemeine unter allen Kindern bis zu 10 Jahren die Masern Krankheit zum Vorschein. Dieselbe war je dennoch nicht bösartig, blos 6-7 Kinder sind in Folge dieser Krankheit gestorben.

Eine außerordentliche Dürre und dabei ein großer Wassermangel war in diesem Jahre besonders bemerkbar. Dessen ungeachtet zerstörte doch der Schneckenfraß im Herbste manche schöne Wintersaat, was sonst nur bei feuchter und nasser Witterung zu geschehen pflegt.

An die Stelle der ausgetretenen Beigeordneten Bürgermeisters, welcher wegen Altersschwäche Dienstunfähig geworden ist dessen Sohn Johann Wilhelm Kuck zu Venwegen ernannt und instalirt worden.

Mehrere Brunnen wurden zu Breinig und Venwegen angelegt, und mittelst Durchschneidung des Kapellchens Berges und Anlegung eines Straßenfundaments in demselben, wurde die Communication mit dem Fuhrwerke zwischen Breinig und Cornely-münster vollkommen eröffnet.

Wegen Anlegung der Eisenbahn waren in der Nachbarschaft Holz und Haustein-Preise enorm hoch.


Geschlossen durch den Gemeinde Rath, am 31 ten December 1839
gez: Giesen bgrmstr, Kutsch, Ostlender Lambertz ,Biervert, Stollenwerck, Braun, Beretz, Jäger, Schönauen
für getreue Ebenschrift: Der Bürgermeister zu Cornelymünster, Giesen



1840

Bevölkerung
1840mw
Population11871165
Geburten38432 unehelich
Todesfälle30280 über 90
Trauungen15
geimpfte Kinder79
Liniendienst9 Mann
Elementarschüler161164
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde112
Rindvieh784
Schaafe650
Ziegen27
Schweine257
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2002Thlr 26Sgr
Roggen34582Thlr
Gerste5591Thlr 20Sgr
Hafer9401220Sgr
Spelz351625Sgr
Buchweizen1071Thlr
Rübsaamen4032Thlr 12Sgr
Kartoffeln 20013013Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu24Centner
Stroh15Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse5Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut140
mittelmäßig105
schlecht40
Wiesen- und Weideland
gut145
mittelmäßig95
schlecht45

1840, am 24 ten Jenner wurde Joan Wilhelm Brammerts zu Breinig auch als Beigeordneter von königl. hoch. Regierung ernannt und vom 30 ten ejusdem in seine Function eingeführt.
1840 am 21. Febr. ist der Steuer und Communal Empfänger Cremer ausgeschieden und in selber Eigenschaft nach Stottdoff bei Linnich, wo die Familie residirte, übergegangen. An eben diesem Tage ist der Bürgermeister Kalff von Walheim ausgeschieden, und hat die Perceptur Stelle des P. Cremer übernommen - die Verwaltung der Bürgermeisterei Walheim wurde sofort dem Unterzeichneten Bürgermeister Giesen übertragen.

Vom 28 ten Merz haben die hohen Ministerien des Inneren und der Polizei auf dem durch die königl. Hochlöbliche Regierung befürworteten Antrag der Gemeinden Räthe von Cornelymünster und Walheim, die Vereinigung dieser Bürgermeistereien in EINE zu genehmigen geruhet, was auf den Grund der unter dem 18 april 1840 No. 2108 mitgetheilten Regierungs Verfügung vom 14 ten ejusdem No 168 I zur Publizität des Publikums gebracht worden ist.
Am 7 ten Juny erfolgte das Ableben des Allerdurchlauchtige Königs vn Preussen Friedrich Wilhelm III Majestät unseres allergnädigsten Herrn.
Am 8 ten ejusdem trat als angestammter nunmehriger Allerdurchlauchtigster König von Preussen Friedrich Wilhelm IV te Majestät unserer Allergnädigster Herr allerhöchst Regierungsfrist an.
Am 15 ten October hatte in der Residenz-Stadt Berlin die Huldigungsfeier statt, wobei die Gemeinden des Landkreises durch ihren Deputaten Herrn Dautzenberg vertreten wurde. Aus Cornelymünster selbst wohnte dieser Feierlichkeit freiwillig bei, der sich hierzu ex propriis uniformirte Rittergutes Besitzer Gotthard Starz.
Am 11 ten Juny wurde der dritte Beigeordnete Bürgermeister, der frühere Bürgermeister Cornelymünsters Damian Hamacher in seine Function eingeführt.

Am 9 ten October wurde das Gemeinde Raths Glied Johann Hermann Rombach in Stell Ersetzung des Balthasar Bardenheuer ebenfalls in seine Function für die nunmehr vereinigte Bürgermeisterei Cornelymünster eingeführt.
1840 am 16 ten October starb zu Breinig an Alters Schwäche der dortige erstere Pfarrer Herr Johann Peter Schönen nachdem er bereits 37 Jahre als eifriger Seelsorger der dortigen Gemeinde vorgestanden hatte.
Am ?.November wurde der dasige Vikar Herr Peter Ostlender als Pfarrer zu Breinig befördert.
Am 31. December starb im 69 ten Jahre der Pfarrer Herr Adam Nicolas Butzkann, Venwegen. Er hatte daselbst während 19 Jahren eifrigst seinen Pflichten erfüllt.

Am 26 ten Januar starb zu Venwegen Theodor Wagenmann Mitglied der Armen Verwaltungs Commission der Bürgermeisterei und zu dessen Stelle Ersetzung wurde der dortige Einwohner Mathias Joseph Schweitzer ernennt.
Der daselbst wohnende Peter Stevens begehrte wegen Alters Schwäche von seiner Function als Mitglied des Schulvorstandes entbunden zu sein, und wurde dem dortigen Einsaßen Leonard Keller diese Stelle übertragen.

Im Allgemeinen ist das Jahr 1840 als ein sehr fruchtbares und für den Landmann ersprießliches anzunehmen. Die Winter so wie die Sommer Früchten geriethen vorzüglich gut und standen dabei in sehr hohem Preise. Die Heu Erndte hingegen war nur mittelmäßig, und die der Kartoffeln durchgängig schlecht.
Für die Kommunikation wurden viele Opfer gebracht, zuerst wurde ein neuer Weg von der Landstraße hinter Friesenrath durch den Gemeindewald nach Rott, eine kleine Ortschaft im Landkreise Montjoie, eröffnet. Die Cornelymünsterländischen Gemeinde gaben das Terrain unentgeltlich her, und schossen dabei noch ein hundert fünfzig Thaler baar zu. Die frühere Bürgermeisterei Walheim contribuirte zu diesem Wegebau auch vier hundert Thaler. Die Beendigung dieses Communications Weges wird im nächsten Jahre entgegen gesehen.
Gleichfalls eröffnete vorgenannte Bürgermeisterei per entreprise eine Straße von der Cornely-münster Grenze nach Oberforstbach und verwandte beiläufig ein tausend Thaler. Auch wird der Vollendung dieser Straße im nächsten Jahre nichts im Wege stehen, überhaupt geschah nebenher durch Hand und Spanndienster sehr viel für den Communal Wegebau, - mehrere Abhänge und gefährliche Stellen an Flüßen und Bergen wurden durch hölzerne Geländer versichert.

Der Gang der Tuchfabriken und die Förderung von Stein und Kalk waren sehr befriedigend.


Geschlossen zu Cornelymünster am 31. December 1840
Giesen, Ostlender, Biervert, Jäger, Rombach, Braun, Knorr, Weber, Lambertz, Schönen, Kutsch, Schonauen, Berretz, Stollenwerk, Schornstein



1841

Bevölkerung
1841mw
Population24202394
Geburten81810 unehelich
Todesfälle57641 über 90
Trauungen28
geimpfte Kinder149
Liniendienst12 Mann
Elementarschüler337330
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde240
Rindvieh1800
Schaafe1500
Ziegen45
Schweine650
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen33062Thlr 28Sgr
Roggen6701Thlr 26Sgr
Gerste17081Thlr 18Sgr
Hafer20001120Sgr
Spelz1001526Sgr
Buchweizen20628Sgr
Rübsaamen852Thlr 15 Sgr
Kartoffeln 4508020Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu20Centner
Stroh15Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter12Pfund
Käse6Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut150
mittelmäßig110
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut145
mittelmäßig95
schlecht50

An die Stelle des im Dezember vorigen Jahres verstorbenen Herrn Pfarrers Butzkann zu Venwegen, ist der bisherige Vikar Herr Chorus aus Kettenis Dekanat Eupen ernannt und eingeführt worden.

Am 28 ten October 1841 endete zu Hahn in seinem 66 ten Jahre der würdige Pfarrer Herr Finken seine irrdische Laufbahn nachdem er während 28 Jahren eifrigst für Kirche Schule und Armen, die er zu Universal-Erben seiner Hinterlassenschaft eingesetzt, gewirkt hatte.
An dessen Stelle ist der seitherige Vikar Herr Schnitzler aus Raeren Dekanat Eupen eingeführt und ernannt worden.
Am 8 ten November starb zu Breinig im 72 ten Jahre der Ortsvorsteher respective Gemeinderaths Glied ohne leibliche Erben. Durch sein Testament hat er dem dortigen Frühmessen Fonds zwei tausend Thaler zugewendet wovon die hinterlassene Wittwe die Nutznießung vorläufig behält.
An dessen Stelle ist zur Gemeinderaths Glied bestellt worden, der dortige Steinhauermeister Johann Coberg.
Das Gemeinderaths Glied Johann Heinrich Jäger zu Venwegen hat wegen Alters Schwäche seine Entlassung genommen, zu dessen Stellersetzung ist der dortige Gutsbesitzer Johann Mathias Kloubert ernannt und eingeführt worden.
Ebenso ist der Gemeindeförster Wilhelm Kremer nachdem er 42 Jahren mit allgemeiner Zufriedenheit seinen Dienst ausgefüllt vermittels einer Pension von neunzig Thalern jährlichst in Ruhestand getreten und ist an seiner Stelle sein Sohn der Forstgehülfe Johann Wilhelm Kremer zu Breinig gewählt, bestätigt, vereidigt und in seine Function eingeführt worden. Der bisherige seitens 14 Jahren angestellt gewesener Gemeinde Forst Administrator Herr Biermanns ist als königlicher Oberförster nach Hoeven Landkreis Montjoie befördert worden in dessen Stellersetzung ist der als Forstadministrator qualifizirte Friedrich Wilhelm Axmacher aus Blumendahl zum Administrator der Cornelymünsterländischen Gemeindewaldungen ernannt und bestätigt worden.

Die Pfarrgemeinde Breinig bezweckt eine neue Kirche zu erbauen, da die jetzige zu klein und baulos ist zu diesem Ende wird jezt schon eine gewisse Summe den Steuern als Baufonds beigeschlagen.

Die Pfarrgemeinde Cornelymünster hat die Absicht auf die Pfarr sonst Abbatial Kirche ein neues Dach zu errichten und diesfalls die Mildthätigkeit seiner königlichen Majestät in Anspruch genommen, das diesfallsige Resultat wird das Jahr 1842 uns weisen.
Zu Walheim hat der dortige Pfarrer Herr Stelten vorläufig auf seine Kosten einen Anbau am Pfarrhause ausgeführt und ist man im Begriffe die Fonds dazu auf die Steuern der Pfarrgemeinde umzulegen.

Die Communal Wegebauten sind thätig fortgesezt worden die Verbindung mit der Ortschaft Rott Landkreis Montjoie durch den Gemeindewald ist vollends eröffnet, ebenso ist die neue Straße von Cornelymünster nach Oberforstbach incl. einer Brücke bis Entenplatz zu Stande gebracht; mit der weitern Ausführung und sonstigen Parzellen Wegebauten in der Bürgermeisterei ist man thätigst beschäftigt, so wie mit Brunnen und Brückenbauten.

Die Gewerbe als Tuchfabriken, Steinexploitation, Dachziegelbrennereien etc. wurden aeußerst stark betrieben; hingegen wegen der vielen Nässe in Bezug auf Aecker- und Wiesenkultur war die Erndte sehr mangelhaft namentlich Winterfrucht und Kartoffeln; inzwischen war im Spät Jahr Grummet und Futterkraut sehr ergiebig.
Sonstige bemerkungswürdige Ereignisse kamen nicht vor.


Abgeschlossen durch den Bürgermeister und Gemeinderath, Cornelymünster den 31 ten Dezember 1841
Giesen brgmstr, Schönen, Stollenwerk, Gader, Knorr, Kutsch, Weber, Schönauen, Schornstein, Biervert, Braun, Schümmer, Coberg, Ostlender



1842

Bevölkerung
1842mw
Population24032397
Geburten79633 unehelich
Todesfälle76592 über 90
Trauungen28
geimpfte Kinder146
Liniendienst11 Mann
Elementarschüler320343
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde237
Rindvieh1780
Schaafe1300
Ziegen40
Schweine630
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen33552Thlr 20Sgr
Roggen6752Thlr
Gerste16001Thlr 20Sgr
Hafer198091Thlr 4Sgr
Spelz110131Thlr 10Sgr
Buchweizen1051Thlr
Rübsaamen8023Thlr
Kartoffeln 5008518Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu25Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter14Pfund
Käse7Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut155
mittelmäßig115
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut150
mittelmäßig100
schlecht50

Der Pensionirte alte Förster Wilhelm Kremer aus Venwegen ist am 9 ten July 1842 mit Tod abgegangen und ist dessen Sohn auch Wilh. Kremer aus Breinig dermahlen in der Genuß des vollen Gehalts mit 131 Thlr 7 Sgr 6 Pfg getretten.
Der Forst Administrator Axmacher ist nach Schleiden befördert und ist an dessen Stelle der Forst Candidat Hr. Seitz unter im 1 ten October ernannt worden.
Die über den Indefluss am Bergthore hierselbst von dem Unternehmer Pesch aus Raeren gebaute schräge massive Brücke ist bei Wegnahme der Gerüsten gleich eingefallen, ohne daß jedoch ein sonstiges Unglück statt gefunden hatte; worauf auf wiederholten Antrag um eine hölzerne Fuhrbrücke auch seitens der königlichen hochlöblichen Regierung bewilligt wurde.
In der Bürgermeisterei ist übrigens Bedeutendes für Brunnen, Nachbahrwege und Kommunikation des Fuhrwerks mit breiten Felgen geschehen.
Eine außerordentliche Dürre mit Wasser Mangel hatte im Verlaufe des Sommers statt, nacher wenig Heu und Stroh gewachsen. Die Körner waren sehr gut aber an Maaß gering.

Eine Feuersbrunst hatte am 22 ten Juny auf dem ländlichen Gute zu Ritscheid statt; sämmtliche mit Stroh bedeckten Hofgebäulichkeiten waren in wenigen Minuten ein Raub der Flammen. Die Eigenthümerin Frau Wittwe Philip Heinrich Pastor zu Aachen hat aus der Provinzial-Feuer-Sozietät für den erlittenen Verlust eine Entschädigung von circa fünf hundert Thalern erhalten, hingegen ist dem Halbwinner Caspar Joseph Stickelmann der seine Frucht Haus Mobilien nicht gegen Feuerschaden geschüzt hatte auch keine Entschädigung zu Theil geworden und wurden sämmtliche Gebäulichkeiten schöner wie früher ausgeführt, und mit Dachziegel bedeckt.
Behufs des Kölner Dombaues hat sich auch hier ein Hülfs Verein gebildet.
Ihre Majestäten der König und der Königin von Preussen nachdem Allerhöchst dieselbe die Grundsteinlegung zur Vollendung der vom Baues zu Cöln beigewohnet hatten trafen in die nahe belegene Stadt Aachen am 7 ten September abends ein. Willkommen war jedem diese Gelegenheit um dem allverehrtesten Herrscherpaar seine Huldigung darbringen zu können. Für diesmal musste die hiesige Gemeinde des Glückes die Allerhöchsten Herrscher, wenn auch nur auf der Durchreise entbehren.
An die Stelle des ausgetretenen und nach Eschweiler abgegangenen, seit 7 Jahren hier selbst gewesenen Lehrers Joh. Wilhelm Hillebrand, ist der geprüfte Candidat Hr. Peter Weidenhaupt aus Eschweiler ernannt worden.

Der Plan zur Neu-Bedachung der Abbatial jetzt Pfarrkirche zu Cornelymünster am 24 ten Juny zu Berlin von der Ober Bau Deputation revidirt, und soll in 1843 und 1844 zur Ausführung gebracht werden.

Der Rittergutbesitzer Herr Gotthard Startz aus Aachen, Inhaber der früheren Abbatial Gebäulichkeiten hat die Fronte zu seinem Sommer Aufenthalte prachtvoll einrichten und benebens sämmtliche Gebäulichkeiten sehr schön zur Zierde der Gemeinde restaurieren lassen und gibt durch seine bedeutende Tuchfabrik mit Spinnerei 3 bis 400 Arbeitern Gelegenheit ihr Brod zu gewinnen.
Der Gutsbesitzer früher Advokat Anwalt Hr. Minderjahn hat auf dem Markte des Fleckens Cornely-münster ein ausgezeichnetes Haus zu seiner Wohnung erbauen lassen.

An die Stelle des nach Jülich als Professor und Vikar beförderten Herrn Thihsen ist dessen Nachfolger Herr Anton Lamberts ex studius hier als Vikar bestellt worden.


Abgeschlossen für das Jahr 1842, durch den Bürgermeister und Gemeinde Rath, zu Cornelymünster 23 Jenner 1843
Giesen brgmstr, Schönauen, Lambertz, Ostlender, Biervert, Berretz, Krott, Stollenwerk, Rombach, Schornstein, Kutsch, Schümmer, Braun, Schönen, Weber, Coberg, Gader



1843

Bevölkerung
1843mw
Population24252410
Geburten88780 unehelich
Todesfälle65781 über 90
Trauungen39
geimpfte Kinder144
Liniendienst12 Mann
Elementarschüler354334
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde241
Rindvieh1810
Schaafe1450
Ziegen35
Schweine645
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen3402Thlr 10Sgr
Roggen67071Thlr 25Sgr
Gerste1501Thlr 10Sgr
Hafer200011½22Sgr
Spelz1001624Sgr
Buchweizen1571Thlr 2Sgr
Rübsaamen902Thlr 25Sgr
Kartoffeln 48012017Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu22Centner
Stroh18Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse6Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut160
mittelmäßig120
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut165
mittelmäßig105
schlecht55

Der Gemeindeförster Radermacher von Schmithof ist um Dienstentlassung mit Pension eingekommen; als sein Nachfolger ist mit Stimmenmehrheit der Johannes Peter Keuchen aus Freund gewählt, bis Dato aber noch nicht höhern Orts bestätigt worden. Die Entlassung so wie eine jährliche Pension ist dem Radermacher in Ansehung seiner der Gemeinde während eines Zeitraumes von drei und zwanzig Jahren treu geleisteten Dienste bewilligt worden.

Am 16 Februar hatte die Vergantung der Neubedachung der hiesigen Pfarrkirche statt, zu einem Werke von solcher Bedeutung fanden sich sehr viele Untermehmungslustige von Aachen und der Umgegend ein. Dasselbe wurde jedoch dem Bauunternehmer Carl Theodor Schmets von Aachen, zu Cornelymünster geboren, zur Ausführung zu der Taxe von 8343 Thlrn. 20 Sgr. 3 Pfg. anvertraut, und ihm eine Frist von zwei Jahren zur Vollendung der Unternehmung gestellt. Der Unternehmer hat durch angestrengste und unausgesetzte Thätigkeit, die selbst durch die anhaltend nasse und ungünstige Witterung nicht gestört wurde, die Ausführung in einem Jahre bewirkt, die Revision wird erst im nächsten Jahre statt finden, und dürfte der Kostenaufschlag sich etwa um 1/4 höher stellen, da auf Veranlassung des Kirchenvorstandes mehrere Verschönerungsarbeiten vorgenommen worden sind.

Der im Anfang des Jahres so hoch gestiegenen Fruchtpreis ist gegen Herbst um die Hälfte bereits gefallen; inzwischen blieb die Fourage noch immer in hohem Preis.

Der seit einem Jahre hierselbst als Unterlehrer angestellte Faber ist im November in seiner Heimath zu Alsdorf mit Tod abgegangen. An seine Stelle ist der Leonard Havenith von Raeren, welcher zugleich hier die Organistenstelle bekleidet, als Lehrer der II Schulabtheilung ernannt worden. Derselbe hat in Brühl das vorschriftsmäßige Examen bestanden.

Die Witterung war im Laufe des Sommers und Herbstes ungewöhnlich naß gewesen, dabei ist jedoch auf dem hiesigen steinigen und trockenen Boden das Ergebniß der Erndte ein reichliches zu nennen; die junge Wintersaat pro 1844 hat inzwischen durch allzu große Nässe und Schneckenfraß viel gelitten.

Der Gesundheitszustand des nutzbringendes Viehes war sehr befriedigend; der Werth des Hornviehes ist jedoch wegen der vielen Ausfuhr ins Ausland bedeutend gestiegen.
Auch wenn der Gesundheitszustand der Einwohner des Cornelymünsterländchens im Ganzen ein sehr befriedigender zu nennen; allgemein herrschende oder schwere Krankheiten wurden nirgends in außergewöhnlicher Weise wahrgenommen.
Die Thätigkeit zur Unterstützung des Kölner Dombaues so wie zur Unterstüzung und Beförderung des landwirthschaftlichen Vereines ist noch immer rege geblieben.
Auch wird die Praemien Casse zur Förderung der Arbeitsamkeit häufig benutzt.
Allgemeine Anerkennung muß dem allgemein sich regenden Streben nach höherer, wissenschaftlicher Ausbildung gezollt werden. Die hiesige Bürgermeisterei zählt gegenwärtig 12 Studenten aus ihrer Mitte, von denen drei aus aus dem hiesigen Orte die Universität Bonn besuchen.
Die Fabriken finden sich in gutem Zustande; auf der des Herrn Startz sind bei 500 Arbeiter beschäftiget.

Wegen der vielen Bauten in den nahe belegenen Städten sind die Handwerker, Steinhauer und Zimmerleute, sehr in Anspruch genommen. Es haben daher bereits neue Nachforschungen nach Steinlagern begonnen, und sind die diesfälligen Resultate zu Breinig, Hahn, Friesenrath und Schmithof günstig ausgefallen.
Auch wird viel Eisenstein gefordert, hingegen ist die Gewinnung des Bleies und Galmei nicht mehr wie früher. Im Allgemeinen ergibt sich jedoch aus der Erfahrung, daß der Mittelstand sich allmählig mehr und mehr emporschwingt.

Am 26 August gastirten Se. Erzbischöfliche Gnaden Johannes von Geissel auf seiner Reise von Coeln nach Montjoie den hiesigen Ort. Der hochwürdige Herr Coadjutor geruhete hier abzusteigen und in der Kirche dem gläubigen Volke den Segen zu ertheilen.
Am 29 August bildete sich auf Anregung und unter Anleitung der am ersten Juni an die Stelle des nach Büsbach abgegangenen Organisten Franz Bransch getretenen Organisten Leonard Havenith aus Raeren / früher Lehrer und Organist daselbst ein Gesangsverein im hiesigen Orte. Die allgemeine Liebe und Zuneigung der hiesigen Einwohner zum Gesang sicherte dem Verein in kurzer Zeit eine große Anzahl von Theilnehmern.
Am 26 October feierte der Jubilar Herr Beneficiat Dubigk sein fünfzigjähriges Priester Jubiläum. Zur Verherrlichung des Festes eines so ehrwürdigen und allenthalben beliebten Mannes bot der hiesige Ort alle seine Kräfte auf. Am Vorabend verkündete das fröhliche Geläute aller Glocken die heiß ersehnte Feierstunde an, zu welchen sich außer den zahlreichen Verwandten des Jubilars, der benachbarten Geistlichkeit auch eine große Anzahl aus den benachbarten Doerfern versammelt hatte. Der Tag der Feier war für das Cornelymünsterländchen ein wahrer Freudentag. Geschmückte Triumphbogen führten zu der Wohnung des verehrten Geistlichen, von wo aus er durch die Bürger von Cornelymünster in einem feierlichen Zuge unter dem Donner der Böller, dem Geläute der Glocken und dem Schalle der Musik in seiner Capuziner Cutte zur Kirche geleitet wurde. Seine durch den genannten Gesang Verein aufgeführte musikalische Messe und eine angemessene Rede, trugen zur Würdigung und Erhöhung des Festes bei.
Der Wohlthätigkeitsverein mehrerer Einwohner hat sich in diesem Jahre auf eine so rühmliche als anzuerkennende Weise an den Tag gelegt. Besonders müssen wir der milden Beiträge zur Vollendung respective Bestreitung, des Kirchendachbaues lobend gedenken; ferner der, durch den zu Schleckheim verstorbenen Wilhelm Schönauen der hiesigen Pfarrkirche und den Armen vermachten Stiftung von neunhundert Thalern; dann der Stiftung der zu Cornelimünster verstorbenen Wittwe Franz Peter Vogelsang, bestehend in einer Wiese von drei Morgen an die Kirche vermacht, endlich einer Stiftung des ebenfalls zu Cornelimünster verstorbenen Heinrich Bierfert, auch zu Gunsten der Kirche.

Im Laufe dieses Jahres wurden mehrere Communal Wege Parzellen zu Oberforstbach und Walheim ausgeführt.

Zufolge der Einwilligung einer neuen und zwar hölzernen Brücken über dem Indebach am Bergthore von Seiten der königlichen hochlöblichen Regierung wurde die genannte hölzerne Fahrbrücke durch den Unternehmer Pesch aus Raeren ausgeführt und nach gehaltener Revision gut gefunden. Zugleich müssen wir es dankbar erwähnen, daß die königliche hochlöbliche Regierung zur Deckung der Kosten eine Unterstützung von fünfzig Thalern aus dem Dispositions Fonds bewilligt hat.

Leider haben wir auch zwei Unglücksfälle zur Warnung und Vorsicht zu erwähnen. Es stürzte nämlich der zu Cornelimünster wohnende Halbwinner Jacob Lausberg Abends in tiefem Dunkel in den an der Kirche liegenden Garten / die Fasanerie genannt / des Herrn Startz vor dem Rosthore.
Auf der Breinigerheide ertrank eine minderjährige Tochter des Jacob Beissel in einer Thonerde Grube.


Abgeschlossen für das Jahr 1843 durch den Bürgermeister und Gemeinderath zu Cornelimünster am ?? Dezember 1843
Giesen, Schönauen, Coberg, Schornstein, Ostlender, Biervert, Schönen, Berretz, Kloubert, Braun, Lambertz, Knorr, Kutsch, Weber



1844

Bevölkerung
1844mw
Population24372425
Geburten84790 unehelich
Todesfälle63510 über 90
Trauungen35
geimpfte Kinder166
Liniendienst13 Mann
Elementarschüler342343
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde240
Rindvieh1800
Schaafe1410
Ziegen37
Schweine640
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen3202Thlr 4Sgr
Roggen6851Thlr 20Sgr
Gerste19071Thlr 4Sgr
Hafer19501326Sgr
Spelz1501226Sgr
Buchweizen1551Thlr
Rübsaamen803Thlr
Kartoffeln 49012515Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu24Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter11Pfund
Käse6Pfund
Landwolle8Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut180
mittelmäßig130
schlecht55
Wiesen- und Weideland
gut170
mittelmäßig110
schlecht60

Mit mehrer Entrüstung vernahm unsere Gegend das ruchlose Attentat auf unser allgeliebtes Königshaus welches jedoch durch wundervolle göttliche Fügung unversehrt erhalten wurde. Unmittelbar nach dieser Kunde ward auf Veranlassung des Bürgermeisters in der hiesigen Kirche zum Dank gegen die Vorsehung, welche so gnädig die Gefahr von dem theuren Königspaar abwandte und das Vaterland vor einem unersetzlichen Verluste bewahrte, ein festlicher Gottesdienst begangen, wobei es an einer zahlreichen frohen Menge nicht fehlte.

Der bereits seit dem 1 ten May pensionirte Gemeindeförster Johann Radermacher zu Schmitthof versah seine Stelle noch bis zur Ernennung eines Nachfolgers welcher am 17 ten Dezember erfolgte; die Wahl traf den seitherigen Gemeindeförster Peter Mathias Schweitzer von Lammersdorff.

Der ehrwürdige Jubilarpriester Steph. Jac. Dominic Mauritius Dubigk dem bereits im vorigen Jahre durch Vermittlung der königlichen Regierung eine außerordentliche Unterstützung von 50 Thlrn zuerkannt worden war, und dem auch in Ansehung seiner Verdienste zufolge Rescripts des Herrn Finanz Ministers Excellenz in diesem Jahre eine solche von 20 Thlrn bewilligt wurde, verschied gegen den 18 ten May - wie sehr er sich während seiner hiesigen sechs jährigen Amtsthätigkeit die Achtung und Liebe der Einwohner erworben hatte, davon gab die allgemeinen Trauer welche die Kunde von seinem Ableben in den Herzen Aller hervorrief. So wie die Menge derer, die seiner Leiche zum Grabe folgten den sprechendsten und ungeheucheltsten Beweis. Bei dem fortwährenden Mangel an Geistlichen ist die durch ihn in Erledigung gekommene Beneficiat- Stelle noch nicht besezt.

Im Laufe des Jahres trat zu wiederholten Malen hoher Wasserstand ein. Unser sonst so friedliches Indeflüsschen war gleichsam zum reissenden Strome geworden. Zum Glück währte derselben fast jedesmal nicht länger als einem Tag; jedoch wurden mehrere Fußbrücken als am Iter und Eurensteg durch die Gewalt des Wassers fortgeschwemmt.
Im Anfange des Sommers trat plötzlich ein heftiger Hagelschlag ein, welcher besonders den südlichen Theil der Bürgermeisterei traf, und das Dorf Schleckheim am meisten berührte.
Im Monate März brach in Folge Unvorsichtigkeit bei hellem Tage zu Schleckheim Feuer aus, welches bei günstigem Winde mit raschen Schritten um sich griff und zwei mit Stroh gedeckte Häuser verzehrte. Die aus der Umgegend herbei geholten Brandspritzen konnten zur Rettung der Gebäude, welche nicht versichert waren, wenig mehr beitragen.
Im Monat May war zu Walheim dicht an der Landstraße ein Leichnam aufgefunden. Die ärztliche Untersuchung entdeckte eine mit einem in der Nähe der Leiche befindlichen Rasiermesser, am Oberarme beigebrachte tiefe Schnittwunde, welche sich der unglückliche wahrscheinlich selbst versezt hatte. Die späteren Aufklärungen über Person und Verhältnisse desselben, in Folge derer sich herausstellte, daß derselbe ein gewisser an der Eisenbahn angestellt gewesener Beamte der dort seinen Posten verloren habe, sei, machten diese Wahrscheinlichkeit fast zur Sicherheit.
Zu Breinig verunglückte im Monate May der Egid. Joseph Niessen ein alter beinahe 80 jähriger Bergmann. Derselbe war mit dem Ausbeuten der Galmeygrube allein und zur ungelegenen Zeit beschäftigt, als bei einem Gewitter die vielleicht nicht gehörig gestüzte Oberdecke einbrach und ihn lebendig begrub.
Auf der Breinigerheide fand man im Monate May die Anna Catharina Braun, Ehefrau Arnold Thelen in dem unweit ihrer Wohnung befindlichen Gemeindebrunnen ertrunken. Nach Erklärung des Arztes und ihrer Angehörigen soll dieselbe durch Schwermüthigkeit zu diesem Schritte getrieben worden sein.
Zu Walheim ereignete sich im October folgender merkwürdiger Unfall. Der dort wohnende Schreiner Johann Lambert Mirbach war in einem daselbst belegenen Gemeinde Steinbruche mit dem Exploitiren von Steinen beschäftigt. Unvorsichtig genug hatte er die bereits exploitirte Erdmasse wegzuräumen unterlassen, und gleich mit der weiteren Ausbeutung begonnen. Plötzlich stürzte der über ihm befindliche Schutt zusammen und bedeckte den Mirbach.
In dieser furchtbaren Grube brachte der unglückliche 2 Stunden zu. Gegen Mittag kommt seine Ehefrau in der Absicht um ihm Essen zu bringen, sie schaut umher und zufällig erblickt sie den ungefähr nach 2 Zoll über der Erde hervorragenden Spatenstiel. Sie eilt nun das schrecklichste ahnend wiederum in's Dorf hinein, und mit Hülfe des Schneiders Heinrich Tornay und des Tagelöhners Winand Kreitz deren aufopfernde Handlung hiemit lobend anerkannt wird, gelingt es in kurzer Zeit den Verschütteten, der beim ersten Erscheinen einer Leiche mehr als einem Lebenden ähnlich war, hervor zu holen.
Einige geringe Quetschungen abgerechnet. So gelangte derselbe fast noch an demselben Tage wieder zur Gesundheit, derer er sich heute noch erfreut. Beim einstürzen der Oberdecke hatte der P. Mirbaum die Besinnung sich einer gekrümmten Lage, wodurch er vielleicht die zur Lebens Unterhaltung nöthige Luft gewann, zu halten.
So ward durch das Zusammentreffen von günstigen Umständen ein Menschen Leben gerettet. Möchte übrigens dieser Vorfall eine Aufforderung zum regelmäßigen senkrechten Betriebe allen Bergleuten ein warnendes Beispiel sein.

Dem hier bestehenden Kreis Ausschuße des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit traten in diesem Jahre viele der handarbeitenden Klasse angehörende Einwohner bei und mit Freuden gewahrt man unter denselben sichtliches Gedeihen und neues Leben.
Auch des hiesigen Hülf Dombau Vereins müssen wir gedenken; die in diesem Jahre eingesandten Beiträge als Scherflein zur Vollendung des erhabenen Meisterwerks und Denkmals deutscher Kunst und deutschen Frommsinnes bezeugen welche thätige Theilnahme der hiesige Verein einem Gegenstand von solcher Bedeutung erwiesen hat.

Im Monate Juny verschied der als Mitglied des Gemeinderathes und Kirchenvorstandes thätig gewesene Jacob Knorr aus Oberforstbach. An dessen Stelle wurden in ersterer Beziehung Caspar Joseph Stickelmann aus Oberforstbach und in letzterer Eigenschaft Hubert Siemons Johanns aus Schleckheim gewählt.


Abgeschlossen für das Jahr 1800 vier und vierzig, durch Bürgermeister, Beigeordnete und Gemeinderath zu Cornelymünster am 31.Dezember 1844.
Giesen bgrmstr, Kutsch, Kloubert, Coberg, Stickelmann, Berretz, Ostlender, Schönauen, Lamberts, Kratzenberg, Berretz, Stollenwerk, Schornstein, Rombach, Siemons, Beigeordneter Schümmer, Schönen, Biervert



1845

Bevölkerung
1845mw
Population24902476
Geburten73893 unehelich
Todesfälle61532 über 90
Trauungen30
geimpfte Kinder129
Liniendienst11 Mann
Elementarschüler350346
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde238
Rindvieh1775
Schaafe970
Ziegen37
Schweine540
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen33553Thlr 6Sgr
Roggen6102Thlr 27Sgr
Gerste20081Thlr 23Sgr
Hafer1860121Thlr 4Sgr
Spelz280151Thlr 10Sgr
Buchweizen101Thlr 12Sgr
Rübsaamen703Thlr 25Sgr
Kartoffeln 500211Thlr 10Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu1Centner
Stroh23Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter12Pfund
Käse8Pfund
Landwolle12Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut190
mittelmäßig140
schlecht60
Wiesen- und Weideland
gut175
mittelmäßig115
schlecht62

Am 24 ten Januar dieses Jahres, Abends gegen 7 Uhr, ward auch uns das Vergnügen Ihre bischöfliche und weihbischöfliche Gnaden, die hochwürdigsten Herren Arnolds und Müller von Trier willkommen begrüßen zu können. Dieselben geruhten eine Stunde unter uns zu verweilen und gleichzeitig die hiesige Kirche anzusehen. Die Gallerie und der große Eingang der Kirche, so wie der ganze Flecken war festlich beleuchtet und ein schöner Fackelzug begleitete die hohen Reisenden vom Eingange bis zum Ausgange des Ortes.
Die längst erwartete neue Gemeinde Ordnung für die Rheinprovinz erschien im Laufe dieses Jahres durch Gesetz vom 23 Juli; und wenn dieselbe doch nicht ganz der seitens der Provinzialstände der Rheinprovinz gehorsamst gestellten Anträgen entsprach, so wurde sie doch von den Bewohnern der ganzen Provinz als ein Zeichen des Fortschrittes freudig begrüßt und als Grundlage zur Selbstständigkeit der Gemeinden betrachtet.

Der Sommer dieses Jahres war für die Feldfrüchte, die im Frühjahre allgemein den reichlichsten Ertrag versprachen, im höchsten Grad nachtheilig; während des anhaltenden Regens, der unablässig mit geringen Unterbrechungen dem Himmel entströmte, gelang es mir mit der größten Sorgfalt und Anstrengung die Früchte trocken einzuscheuern.
Besonders litt die Kartoffelfrucht bei dieser Witterung, und man kann sie als gänzlich mißrathen bezeichnen. Dazu kann noch der Uebelstand, daß diese Frucht kurz vor der Erndtezeit nicht allein in der hiesigen Provinz, sondern auch in England, Frankreich, Deutschland und den benachbarten Landen von einer seuchenartigen Krankheit befallen wurde, wodurch der ohnehin geringe Ertrag geschmacklos und meist erfaulen und zur Faulheit geeignet wurde. Diese allgemeine Mißrathung der Kartoffel hält bis jetzt noch sämmtliche Getreidepreise sehr hoch und hat eine besonders für die ärmere Klasse drückende Theurung, an der wir gegenwärtig noch leiden, herbeigeführt. Um unter diesen Umständen der handarbeitenden Klasse die Beschaffung der unentbehrlichsten Lebensmittel möglichst zu erleichtern, betheiligte sich die hiesige Bürgermeisterei an dem, durch die Gesellschaft für nützliche Wissenschaften und Gewerke zu Aachen hervorgerufenen Vereine zu dem oben gedachten Zwecke.

Am 21 ten October verschied zu Schlosenmühle unweit Cornelimünster das Gemeinde und Kirchenrathmitglied Johann Hubert Stollenwerk; die durch sein Ableben in Erledigung, gekommenen Stellen sind zur Zeit noch unbesetzt.
An die Stelle des ausgeschiedenen beigeordneten Bürgermeisters Christian Schartmann in Walheim trat der daselbst wohnende Ackerer Bertram Klein.
Die hier bestehende Comission des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit zeigte auch in diesem Jahre eine thätige Wirksamkeit und es äußerte der hiesige Verein auch seine wohlthätigen Folgen. Gleichfalls setzte der hiesige Hülfs Dombauverein in diesem Jahre seine thätige Theilnahme fort.

Im Monate Januar deponirte eine ungenannt sein wollende Person zu Behufe des Neubaues der Kirche zu Walheim vierhundert Thaler in die Hände des Bürgermeisters, welcher diese Summe sofort dem Kirchenvorstande zu Walheim übermacht hat.
Im Verlaufe dieses Jahres wurde den Israeliten der hiesigen Bürgermeisterei ein neuer Friedhof, dem katholischen Gottesacker gegenüber, von Seiten der Gemeinde angewiesen, da ihnen von dem Besitzer des Grundstückes, welches früher als Judenkirchhof benutzt wurde, das Recht bestritten wurde, dort ihre Leichen zu bestatten.

Zu Venwegen wurde die Kirche mit einem neuen Giebel bekleidet; die Kosten zum Betrage von 214 Rthlr wurden gemeinschaftlich auf die beiden zum Pfarrbezirke gehörigen Ortschaften, Venwegen & Maulartshütte nach Maßgabe der Klassensteuer umgelegt.
Durch das Steigen der Industrie und den Aufschwung des Bergwesens für welches durch die bedeutenden Anlagen des Herrn Marquis de Sassenay zu Stolberg und anderer Gesellschaften in der hiesigen Gegend eine neue Epoche eingetreten ist, hat die Berechtigung, in der hiesigen Bürgermeisterei Galmei Soda exploitiren zu dürfen, einen enormen Werth erhalten. Bereits mehrere der Conzessionäre haben ihre Berechtigungen unter sehr vortheilhaften Bedingungen an verschiedene Gesellschaften veräußert.

Den Gesundheitszustand müssen wir im Allgemeinen als befriedigend bezeichnen; als merkwürdig verdient hervorgehoben zu werden, daß sich die Anzahl der in diesem Jahre verstorbenen Eingesessenen, wie im Jahre 1844, auf 114 beläuft.
Im Monate Dezember erhielt der bisher provisorisch angestellt gewesene Schullehrer Candidat seitens der königlichen Regierung seine definitive Ernennung; derselbe heißt Peter Weidenhaupt & steht seit 1842 hier selbst als Lehrer der I ten Abtheilung.

Im Laufe des Jahres trat zu wiederholten Malen hoher Wasserstand ein, namentlich setzte die letzte Ueberschwemmung am Schlusse des Jahres den Ort Cornelimünster fast gänzlich unter Wasser.
Am 1.Januar fand man zu Schleckheim auf einem Feldwege die Leiche des Schreiners Peter Joseph Ganser von Schleckheim; derselbe hatte dem ärztlichen Fundberichte gemäß in Folge eines epidemischen Schlages plötzlich daselbst seinen Tod gefunden.
Am 6 ten Juli wurde in dem Hebscheider Weiher an der Oberforstbacherheide eine männliche unbekannte Leiche aufgefunden; aller Wahrscheinlichkeit nach hat der Verunglückte sich freiwillig das Leben genommen.


Abgeschlossen für das Jahr 1800 fünf und vierzig, durch Bürgermeister, Beigeordnete & Gemeinderath zu Cornelimünster, den 5 ten Januar 1846
Schönauen Wagemann Giesen-brgrmstr Coberg Bren Berretz Biervert Rombach Weber Schümmer Krott Kutsch Lamberts Schönen Stickelmann Schornstein Welter Klein-Beigeordneter Brammerz-Beigeordneter


Unterm 23.Juli erging für die Rheinprovinz eine Gemeindeordnung, die die Rechtsverhältnisse der Gemeinden, Bürgermeistereien und Städte einheitlich regelt.
Das Gewerberecht wurde durch die neue preußische Gewerbeordnung vom 17.Januar für das ganze Staatsgebiet vereinheitlicht.
Der Bergbau auf dem Breinigerberg hat eine neue Wendung genommen. Der dort gebergte Galmei wird größtenteils in der 1834 auf dem Münsterbusch errichteten Zinkhütte der Metallurgischen Gesellschaft, die fast ausschließlich in der Hand belgischer Herren ist, verhüttet. In diesem Jahr ging die Hütte in den Besitz der 1841 vom Marquis de Sassenay mit Herren aus Paris gegründeten Kommandit-Gesellschaft de Sassenay und Cie. über. Diese Gesellschaft hat bereits vor 2 Jahren von den Erben James Cockerill das Kohlenbergwerk "Jamesgrube". Jetzt (1845) wurde die königliche Genehmigung erwartet, die K.Ges. in die Aktiengesellschaft für Bergbau und Zinkfabrikation zu Stolberg, kurz Stolberger Gesellschaft genannt, umzuwandeln. Auf sie wurden auch Anteile an der Grube Breinigerberg übertragen. Alsbald begann man vom Bernardshammer her einen Stollen in das Grubenfeld vorzutreiben.
Die Grube soll nun nach neuzeitlichen Gesichtspunkten angebaut werden. (siehe auch 1847)

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand




1846

Bevölkerung
1846mw
Population24742470
Geburten91841 unehelich
Todesfälle77581 über 90
Trauungen39
geimpfte Kinder152
Liniendienst20 Mann
Elementarschüler413409
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde243
Rindvieh1808
Schaafe1290
Ziegen36
Schweine550
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen32053Thlr 20Sgr
Roggen62033Thlr 10Sgr
Gerste14062Thlr 5Sgr
Hafer1900101Thlr 12Sgr
Spelz230121Thlr 15Sgr
Buchweizen161Thlr 15Sgr
Rübsaamen8514Thlr
Kartoffeln 530901Thlr 5Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu25Centner
Stroh25Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter14Pfund
Käse7Pfund
Landwolle11Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut180
mittelmäßig130
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut170
mittelmäßig105
schlecht50

Die Einführung der neuen Gemeindeordnung wurde nach langen Vorarbeiten, von denen die Aufstellung der Gemeinderolle & die Abhaltung der Gemeindewahlen die wichtigsten waren, in der hiesigen Bürgermeisterei unterm 28 Juli dieses Jahres durch den königlichen Landrath und Einführungs Commissar Hasslacher mit Einführung des neuen Gemeinderathes beendigt.
Dieser besteht nunmehr:
a) aus dem Amtsbesitzer Grafen von Beissel-Gymnich zu Schmidtheim, dem Gutsbesitzer und Tuchfabrikanten Gotthard Startz zu Aachen, als geborenen Mitgliedern.
b) Aus den Meistbeerbten: Peter Joseph Ostlender, Reiner Lamberts, Johann Joseph Minderjahn und Hubert Cremer von Cornelimünster; Peter Theodor Beretz, Johann Beretz & Johann Wilhelm Braun von Breinig; Ludwig Palm & Wilhelm Krott von Walheim; Mathias Joseph Schweitzer & Bartholomäus Kuck von Venwegen; Johann Peter Schönen und Johann Siemons von Schleckheim; Wilhelm Hermanns & Johann Mathias Welter von Hahn, Caspar Joseph Stickelmann und Johann Joseph Bree von Oberforstbach und Damian Kratzenberg von Schmithof als gewählten Stellvertreter.
Die gewählten Gemeindeverordneten Ostlender, Lamberts, Peter Theodor Beretz, Johann Peter Schönen und Stickelmann, sowie der Stellvertreter Johann Schönauen gehörten dem Gemeinderath schon vor Einführung der neuen Communal Ordnung als Mitglieder an.
Die seitherigen Beigeordneten der Bürgermeisterei Damian Hamacher von Cornelimünster, Johann Wilhelm Kuck von Venwegen, Johann Wilhelm Brammertz von Breinig, Johann Mathias Welter von Hahn, & Hubert Kratzenberg von Nütheim wurden durch die königliche Regierung in ihrem Amte bestätigt & zugleich an die Stelle des ausgeschiedenen Beigeordneten Bertram Klein von Walheim das dort wohnende bisherige Gemeinderaths Mitglied Peter Jakob Schornstein ernannt.
Zu Venwegen starb am 16.April der an die Stelle des anderweit beförderten Pfarrers Chorus berufener Pfarrer Maximilian Joseph Keller nachdem er seinen Pfarrgenossen kaum 1 1/4 Jahr als treuer Seelsorger vorgestanden. An seine Stelle ist der seither an der St. Jacobs-Pfarre zu Aachen als Vicar thätig gewesene Anton Joseph Hubert Herfs zum Pfarrer von Venwegen ernannt worden.
Für die Pfarre Cornelimünster wurde auf wiederholtes Ersuchen des Kirchenvorstandes ein dritter Geistlicher in der Person des bisherigen Vicars zu Neuss Joseph Siemons, hieher zum zweiten Vicar berufen und angestellt.

An der Schule zu Breinig, wo die bedeutende Anzahl der Schulpflichtigen Kinder die Kräfte eines Lehrers überstieg, war die Berufung eines zweiten Lehrers Bedürfnis geworden. Dieselbe erfolgte in der Person des geprüften Schulamts Candidaten Carl Schmitz von Randerath.

Zu Hahn wurde der Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen & mit Genehmigung der vorgesetzten Behörden pro Oekonomie fast ganz ausgeführt, wodurch an Kosten bedeutend erspart worden ist.
Daselbst verschied am ersten Dezember der Beigeordnete und Gemeindeverordnete Johann Mathias Welter von Hahn nach beinahe siebenjähriger Dienstzeit in der ersteren Eigenschaft.
Gleichfalls haben wir hier des verstorbenen Kirchenrendanten und vormaligen Gemeinderaths Mitgliedes Arnold Joseph Brammertz von Cornelimünster, welcher die erstere Stelle, seit dem Ableben des Benefizirten Minderjahn bekleidete, so wie eines andern, ehemaligen Gemeinderaths und Kirchenraths Mitgliedes Theodor Hamacher von Cornelimünster, welcher ein Alter von beinahe 91 Jahren erreichte, zu gedenken.
In Stell Ersetzung des erstgenannten Kirchenvorstands Mitglied ist der hier wohnende Gottfried Braun gewählt und das Kirchenvorstands Mitglied Johan Jakob Koch hierselbst zum Rendanten ernannt worden.

Der oben genannte, zum Gemeindeverordneten gewählte Gutsbesitzer Johann Joseph Minderjahn wurde außerdem als Stellvertretender Gemeindevorsteher der Gemeinde Cornelimünster bestätigt.
Der zu Cornelimünster verstorbene Ackerknecht Mathias Mathissen setzte mittelst testamentarischer Verfügung den Armen von Cornelimünster ein Legat von fünfzig Thalern aus.
Hierbei müssen wir dankend der Unterstützung ad 20 Thlr. gedenken, welche dem verlebten Pfarrer Keller während seines langwierigen Krankenlagers auf Ansuchen des Bürgermeisters seitens der königlichen Regierung aus Staatsfonds bewilligt ward.

Die hiesige Commission des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit bethätigte auch in diesem Jahre, wie sehr ihr das Wohl der handarbeitenden Klasse am Herzen liege und darf daher mit Freude auf die stets zunehmende Theilnahme von dem Verein hinblicken.
Der Monat Juli dieses Jahres brachte uns das, jedes siebente Jahr wiederkehrende Fest der Heiligthumsfahrt, welches auch diesesmal in altherkömmlicher Weise feierlich begangen & ausnahmweise auf drei Wochen ausgedehnt wurde. Dasselbe wurde von Pilgern und Fremden von nah & fern zahlreich besucht & mit sichtbarer Befriedigung verlassen.

Wie sich die Witterung des vorigen Jahres und namentlich des Sommers zum großen Vortheile der Feldfrüchte durch anhaltendem Regen ausgezeichnete & gegründete Besorgnisse im Hinblick auf den kommenden Winter rege machte; in demselben Maße übte in diesem Jahre die ganz außergewöhnliche Hitze des Sommers und der bis zu Anfang des Winters gewesene Wasser Mangel, dessen sich die ältesten Einwohner nicht zu erinnern wissen, einen verderblichen Einfluß auf die Feldfrüchte & Futterkräuter jeder Gattung aus, so daß bei den enormen Preisen der ersten Lebensmittel und besonders des Brotes und der Kartoffeln mit Recht auf außergewöhnliche Unterstützungen zur Linderung von Noth & Elend gedacht werden muß.

Im Dorfe Venwegen wurden zur Vergrößerung des dortigen Kirchhofes zwanzig Ruthen Privat Eigenthum durch die betheiligten Bürgermeistereien Cornelimünster & Lammersdorf acquirirt.

Im Laufe dieses Jahres wurden die Schürf Versuche nach Blei Erz, Galmei und Eisenstein thätig fortgesetzt & in der Nähe von Schmithof zwei bedeutende Stollen-Anlagen ausgeführt.
Ueberhaupt wird der Bergbau sehr eifrig betrieben & verspricht eine neue Nahrungsquelle für die hiesige Gegend zu werden.


Abgeschlossen für das Jahr 1800 sechs und vierzig, durch Bürgermeister, Beigeordnete und Gemeinde Verordnete, zu Cornelimünster, den 8 ten Januar 1847.
Giesen Kratzenberg Bartz Minderjahn Braun Schweitzer Siemons Brammerz Schönen Kremp Hermanns Ostlender Lamberts Klein Kuck Stickelmann Mennecken Kratzenberg



1847

Bevölkerung
1847mw
Population24682472
Geburten76702 unehelich
Todesfälle80680 über 90
Trauungen31
geimpfte Kinder125
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler426416
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde183
Rindvieh1750
Schaafe1210
Ziegen33
Schweine530
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen30564Thlr 10Sgr
Roggen63083Thlr 25Sgr
Gerste13062Thlr 15Sgr
Hafer1920102Thlr
Spelz200142Thlr
Buchweizen1062Thlr 5Sgr
Rübsaamen8014Thlr
Kartoffeln 580701Thlr 6Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu1Centner
Stroh25Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse6Pfund
Landwolle9Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut160
mittelmäßig120
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut165
mittelmäßig105
schlecht55

Von dem königlichen Oberpräsidenten der Rheinprovinz wurde unterm 9 ten Juni die beantragte Wiederherstellung von Walheim als selbstständige Gemeinde mit eigenem Vorsteher & eigenem Haushalt genehmigt. In Folge dessen werden, nach Maßgabe der Bestimmungen der Gemeindeordnung die Wahlen neuer Gemeinderäthe für die General Gemeinden Cornelimünster und Walheim, so wie die Wahl eines Bürgermeisterei-Rathes der aus den genannten Gemeinden bestehenden Bürgermeisterei Cornelimünster angeordnet.
Zu Mitgliedern des Gemeinderathes von Cornelimünster wurden gewählt und bestätigt.
1. Joh. Schönauen, 2. Reiner Lamberts, 3. Jos. Pauls, 4. Joh. Jos. Minderjahn, 5. Heinr. Beretz, alle zu Cornelimünster wohnhaft; 6. Joh. Wilh. Brammertz, 7. Joh. Wilh. Braun, und 8. Heinr. Münch zu Breinig, wohnend; 9. Barth. Kuck, 10. Pet. Jos. Birken, & 11. Math. Jos. Schweitzer zu Venwegen, endlich 12. Joh. Beretz zu Breinig, sämmtlich zu Gemeindeverordneten,
und zu Stellvertretern:
1. Pet. Jos. Ostlender, und 2. Pet. Jos. Kalff zu Cornelimünster; 3. joh. Math. Pesser, 4. Joh. Coberg, & 5. Hub. Siemons zu Breinig und 6. Quir. Frings zu Venwegen.
Zu Mitgliedern des Gemeinderaths von Walheim wurden gewählt & bestätigt.
1. Joh. Jos. Bree und 2. Joh. Pet. Fahrbüchel zu Oberforstbach; 3. Pet. Schoenen, 4. Pet. Saus und 5. Hub. Siemons zu Schleckheim, 6. Pet. Meuser von Friesenrath, 7. Jacob Schümmer von Schmithof; 8. Math. Koch und 9. Wilhelm Hermanns zu Hahn; endlich 10. Wilh. Krott, 11. Bertr. Klein und 12. Ludwig Palm zu Walheim, sämmtlich zu Gemeindeverordneten,
und zu deren Stellvertretern:
1. Jacob Janser von Nütheim; 2. Egid. Ganser von Walheim; 3. Joh. Heinr. Siemons zu Schleckheim, 4. Joh. Hansen zu Schmithof, 5. Joh. Pet. Schyns zu Oberforstbach, und 6. Cornel Schumacher von Friesenrath.
Außerdem gehören der Gutsbesitzer und Tuchfabrikant Startz zu Aachen, und der Gutsbesitzer Graf von Beissel Gymnich zu Schmidtheim, den resp. Gemeinderäthen als geborenen Mitglieder an.
Zu Mitgliedern des Bürgermeisterei Rathes wurden gewählt:
1. Joh. Jos Minderjahn, 2. Heinrich Beretz, 3. Heinrich Münch, 4. joh. Wilh. Braun, 5. Joh. Wilh. Brammertz 6. Math. Jos. Schweitzer; alle Mitglieder der Gemeinde Rathes von Cornelimünster; 7. Joh. Wilh. Krott; 8. Ludwig Palm; 9. Jacob Schümmer, 10. Wilh. Hermanns 11. Joh. Siemons, alle Mitglieder des Gemeinde Rathes von Walheim; und 12. Joh. Pet. Schyns, Stellvertretender Gemeindeverordneter von Walheim, sämmtlich zu Bürgermeisterei Abgeordneten und zu ihren Stellvertretern:
1. Johann Schönauen und 2. Jos. Pauls zu Cornelimünster, 3. Pet. Jos. Birken zu Venwegen, 4. Pet. Meuser zu Friesenrath, 5. Pet. Schönen, und 6. Joh. Pet. Sauer zu Schleckheim.
Zum Ortsvorsteher von Cornelimünster wurde der Bürgermeister Giesen und der Gutsbesitzer Joh. Jos. Minderjahn zu dessen Stellvertreter ernannt.
Als Gemeindevorsteher von Walheim wurde der Ackerer Bertram Klein daselbst, und zu dessen Stellvertreter der Ackerer Johann Siemons von Schleckheim bestätigt.
Unterm 8.Januar wurden die nichtständigen Mitglieder der Armen Verwaltungs Commission erneuert, und dazu gewählt und bestätigt:
1. Egidius Giesen zu Cornelimünster; 2. Joh. Pet. Fahrbüchel zu Oberforstbach, & 3. Johann Wilhelm Frings zu Walheim.
Der seit dem 24.Februar 1844 als II Lehrer zu Cornelimünster angestellt gewesene Leonard Havenith trat mit Ende dieses Jahres aus und hat der Schul Aspirant Math. Jos. Bayer von Cornelimünster einstweilen diese Stelle mit Bewilligung der königlichen Regierung übernommen.--Von der königlichen Regierung wurde unterm 29.Juli die Vereinigung des Weilers Krauthausen und der Gehöfte Commerig und Steinebrück mit dem Schulbezirk Cornelimünster mit dem 1.Januar 1848 verfügt.
Der Bau des bereits in vorigen Jahre begonnenen Pfarrhauses zu Hahn wurde in diesem Jahre ganz vollendet.
Zu Schleckheim wurde Anfangs Juli durch die Entfernung des seitherigen Lehrers Spielmann diese Lehrer Stelle vakant. Nachdem der Schul Aspirant Math. Jos. Löhr von Hahn diese Stelle unter Bewilligung des Herrn Schulinspectors einstweilen versehen, wurde unterm 22.December der bisher zu Verlautenheide fungirende Schulamts Candidate Wilhelm Kehren provisorisch auf 3 Jahre zur Besetzung dieser Stelle von der königlichen Regierung berufen.
An die Stelle des am ersten Dezember 1846 verstorbenen Beigeordneten Joh. Math. Welter zu Hahn wurde der Ackerer Jos. Kratzenberg zu Friesenratherhof zum Beigeordneten von Cornelimünster ernannt.
Dem Beigeorneten Joh. Wilh. Kuck zu Venwegen wurde unter'm 23.März von der königlichen Regierung die erbetene Entlassung ertheilt und an dessen Stelle der Gemeindeverordnete Math. Jos. Schweitzer daselbst zum Beigeordneten von Cornelimünster ernannt.
In Folge der Trennung der Gemeinden Walheim und Cornelimünster wurde auch das Armen Wesen der beiden Gemeinden getheilt, indessen soll einstweilen die bestehende Armen Verwaltungs Commission fortbestehen.
Von den zu Cornelimünster verstorbenen Eheleuten Wilh. Hamacher und Anna Maria Krott wurden den katholischen Armen von Cornelimünster 500 rt und des katholischen Armen von Walheim 200 rt testamentarisch geschenkt.
In Folge allerhöchster Kabinets Ordre vom 17.Mai wurde den mit Personen Steuer belegten steuerpflichtigen die Klassensteuer für die Monate Mai, Juni & Juli nachgelassen.
Am 13.October starb der seitherige Notar Carl Mathias Ludwig Emonts zu Cornelimünster und trat an dessen Stelle der bisherige Notar Franz Ferdinand Hubert Eisenhuth zu Uedem, der seit dem Jahre 1842 zu Cornelimünster angestellte erste Vikar Andre Lambertz wurde gegen Ende dieses Jahres nach Gladbach bei Düren versetzt, und ist diese Stelle Mangels an Geistlichen noch nicht wieder besetzt.
Für die Pfarre Breinig wurde auf Ersuchen des Kirchenvorstandes ein Vikar in der Person des bisherigen Vikars zu Mannheim Franz Schaefer angestellt.
Am 10. Jan. spendete Seine Erzbischöfliche Gnaden der hochwürdigste Herr Johannes von Geissel in der Pfarrkirche zu Cornelimünster den Firmlingen der Pfarreien Cornelimünster, Brand, Breinig, Venwegen, Hahn & Walheim das h. Firmungs Sakrament.

Abgeschlossen für das Jahr 1800 sieben und vierzig, durch Bürgermeister, Beigeordnete und Gemeinde Rath, zu Cornelimünster den 15.März 1848.
Giesen Siemons Brammerz Minderjahn Beretz Münch Joh.Braun Schweitzer Hermanns Krott Kratzenberg Palm Klein


Um den Breiniger Schülern vom 10. Lebensjahr das Viehhüten auch außerhalb der schulfreien Zeit zu ermöglichen, genehmigte die Aachener Regierung daß für sie der Morgenunterricht später beginnen könne. Diese Einrichtung "Hüteschule" genannt, wurde erst 50 Jahre später wieder abgeschafft, nachdem das Viehhüten dadurch überflüssig zu werden begonnen hatte, daß die Viehweiden immer mehr mit Drahtzäunen eingefriedigt wurden.
Unterm 10.April genehmigte die Abteilung für Berg, Hütten und Salinenwesen im Finanzminsterium die Erweiterung des Konzessionsfeldes der Grube Breinigerberg um 59 ha oder 135.010 Quadratlachter und erteilte ferner die Berechtigung zur Gewinnung von Bleierzen, Galmei und Eisenstein im ganzen, jetzt 414.335 Quadratlachter großen Feld.
In diesem Jahr wurden die zwei ersten Schächte niedergebracht, davon einer auf dem seit 2 Jahren in das Grubenfeld vorgetriebenen Stollen.

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand




1848

Bevölkerung
1848mw
Population24762469
Geburten79762 unehelich
Todesfälle53652 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder129
Liniendienst12 Mann
Elementarschüler424422
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde184
Rindvieh1754
Schaafe1130
Ziegen31
Schweine525
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen31072Thlr 10Sgr
Roggen64091Thlr 15Sgr
Gerste12061Thlr 5Sgr
Hafer19401222Sgr
Spelz1801424Sgr
Buchweizen5726Sgr
Rübsaamen9053Thlr
Kartoffeln 5708020Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu15Centner
Stroh13Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter8Pfund
Käse5Pfund
Landwolle8Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut130
mittelmäßig100
schlecht35
Wiesen- und Weideland
gut135
mittelmäßig90
schlecht40

Zum bleibenden Andenken für die Nachwelt sei von der Spitze der Ereignisse des Jahres 1848 die März Revolution erwähnt, mit welcher für das gesammte deutsche Vaterland die Morgenröthe der Freiheit hereinbrach und eine neue Aera in der Geschichte des deutschen Volkes ihren Anfang nahm. Es ist hier nicht der Ort, die Ursachen und den Zusammenhang dieser dieser so unerwarteten als gewaltigen staatlichen Umwälzung zu untersuchen, hier sei nur bemerkt, daß die Grundlage des alten Polizeistaates keine natürliche und ebensowenig eine richtige war, weshalb dann auch das daraus errichtete Gebäude bei der ersten Erschütterung in Thrümmer zerfiel.

Zwar erfreuen wir uns noch nicht aller, durch die Revolution errungenen Freiheiten in ihrem vollen Maaße und Umfange. Doch zeigt uns diese großartige That, auf welche wir mit Stolz hinblicken dürfen, daß der Gesammtwille des Volkes, wenn auch eine zeitlang in Schranken gehalten, doch niemals gänzlich unterdrückt werden kann, und wie schwer eine solche Mißachtung und Unterdrückung in ihren Folgen sich rächt. Wenn auch die Sicherstellung der errungenen Freiheiten zwischen der Krone und den Vertretern des Volkes noch dem Wege der Vereinbarung nicht zu Stand gebracht und in Folge dessen seitens der Krone eine Verfassung oktrogirt worden ist, so läßt sich doch von den Vertretern des Volkes mit Zuversicht erwarten, daß sie die blutig erkämpften Rechte desselben mit Kraft und Nachdruck wahren, und dem Lande eine konstitutive geben werden, die seine wahren Bedürfnisse in jeder Beziehung zu befriedigen geeignet ist.
Wie jede Veränderung und Umwälzung der Staatsform, so brachte auch unsere Revolution in allen Gauen des Vaterlands eine unbeschreibliche Aufregung und eine Menge momentaner Uebelstände hervor. In den am Gemeinderath belegenen Dörfern Schmithof und Venwegen schaarten sich in den ersten Tagen des April 6 eine große Anzahl Dorfbewohner zusammen, welche unter Musik und Trommelschlag in feierlichem Zuge bei hellem Tage in den Gemeindewald zogen und dort eine Masse Tannenpflänzlinge ausrottete.
Wie leicht erklärlich und entschuldbar auch diese eigenmächtig unerlaubte Handlung, zumal bei der allgemeinen herrschenden Aufregung, bei der vielfach mißdeuteten und mißverstandenen Frage und bei dem Umstand sein mochte, daß seit einer Reihe von Jahren aus trifftigen Gründen gegen die Anpflanzung von in des Gemeindewaldungen vergeblich protestirt worden war, sofort doch wegen dieser Zerstörung eine gerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Urheber statt gefunden.
Am 1 ten Mai wurden im Bereiche der Bürgermeisterei die indirecten Urwahlen für Frankfurt und Berlin abgehalten. Zu diesem End war dieselbe in 6 Wahlbezirke eingetheilt, nämlich
1. Cornelimünster, 2. Breinig, 3. Venwegen mit Schützheide 4. Walheim, Schmithof und Nütheim, 5. Hahn und Friesenrath und 6. Oberforstbach mit Schleckheim, welche zusammen achtzehn Wahlmänner zu wählen hatten.
Es wurden gewählt:
1) für Frankfurt
1. in dem Wahlbezirk Cornelimünster Vikar Werner Joseph Siemons und Kohlespediteur Heinrich Joseph Emonts
2. in dem Bezirk Breinig: Pfarrer Ostlender und Ackerer Christian Pesser
3. in dem Bezirk Venwegen: Pfarrer Herfs
4. in dem Bezirk Walheim: Pfarrer Stelten und Bäcker Johann Jacob Kreitz
5. in dem Bezirk Hahn: Gemeindeverordneter Wilhelm Hermann
6. in dem Bezirk Oberforstbach: Bauunternehmer Wilhelm Plum
2) Berlin
1. zu Cornelimünster: Vikar Siemons und Ackerer Peter Joseph Ostlender
2. zu Breinig: Pfarrer Ostlender und Christian Pesser
3. zu Venwegen: Pfarrer Herfs
4. zu Walheim: Pfarrer Stelten und Bäcker Joh. Jacob Kreitz
5. zu Hahn: Beigeordneter Heinrich Joseph Kratzenberg
6. zu Oberforstbach: Bauunternehmer Plum
Die Wahl des Abgeordneten für Frankfurt hatte vom 10 Mai zu Herzogenrath statt gefunden, und für Berlin zu ……
Als Abgeordnete für Frankfurt wurden gewählt ……. für Berlin ………….

Auf den Wunsch mehrerer Einwohner von Oberforstbach wurde der Ackerer Caspar Joseph Stickelmann als siebenter Beigeordneter der Bürgermeisterei ernannt. Nachdem der Gemeindeverordnete Beigeordnete Bürgermeisters Johann Wilhelm Brammertz zu Breinig wiederholt den Wunsch ausgesprochen hatte, von seiner Stelle als Beigeordneter entbunden zu werden, wurde der frühere Gemeindeverordnete Johann Theodor Beretz als dessen Nachfolger und der Gemeinde Verordnete Johann Bree zu Eich wurde als Bürgermeisterei Abgeordneter für die noch vakante Stelle gewählt.
An die Stelle des emeritirten Pfarrers Göbbels, welcher seit 1821 der hiesigen Pfarr Gemeinde als Seelsorger vorstand, wurde Wilhelm Joseph Küfen, seither Vikar zu …… als Pfarrer hieher befördert.
Bemerkenswerth ist der feierliche Einzug welcher dem neuernannten von sämmtlichen Pfarr Genossen bereitet wurde.
Die Tuchfabrik in der Abtei hierselbst gerieth im Laufe des Jahres infolge der allgemeinen Schwäche von Handel und Gewerbe und insbesondere auch durch die zerrütteten Vermögens Verhältnisse des Eigenthümers gänzlich ins Stocken. Wir halten uns verpflichtet, dem letztern unsern Dank dafür auszusprechen, daß er bis dahin durch namhafte Beiträge zur Linderung der Noth der Armen beigetragen hat. Durch den totalen Stillstand dieses Etablissements stieg die leider schon ohnehin starke Anzahl der brodlosen Handwerker und Fabrikarbeiter, weshalb zu ihrer Beschäftigung seitens der Herren des bedeutend Fonds disponibel gestellt werden müßten, welche zur Anlage neuer und zur Ausbesserung oder Reparaturbedürftigen Wege verwendet wurden.
Dabei blieb indessen noch Manches der Armen-Verwaltungs Commission so wie der Privat Wohlthätigkeit zu leisten übrig, denn bei dem besten Willen war es dem gewöhnlichen Handarbeiter nicht möglich, Arbeit zu erhalten. In dieser Beziehung verdient namentlich der in dem hiesigen Ort bestehende Wohlthätigkeits Verein unsern Dank, er hat zur Linderung der Noth viel beigetragen.
In den hart bedrängten Zeiten des verflossenen Jahres bewährte sich abermals die Nützlichkeit des schönen Institutes der Spar und Prämien Kasse. Schon vielleicht war es zu verdanken, daß mancher Handwerker oder Fabrikarbeiter früher Ersparnisse gemacht hatte, die ihm bei der herrschenden Noth und Arbeitslosigkeit sehr wohl zu statten kommen und ohne die er vielleicht mit seiner Familie dem Elend ausgesetzt gewesen oder auf die Mildthätigkeit andrer angewiesen worden wäre.


Abgeschlossen für das Jahr 1800 acht und vierzig
Cornelimünster, den 19 ten April 1849
der Bürgermeister, die Beigeordneten, die Bürgermeisterei Abgeordneten: Giesen Stickelmann Palm Klein Schönen Berretz Kratzenberg Saur Münch Joh. Barth



1849

Bevölkerung
1849mw
Population25082481
Geburten79825 unehelich
Todesfälle42621 über 90
Trauungen24
geimpfte Kinder138
Liniendienst11 Mann
Elementarschüler432414
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde195
Rindvieh1784
Schaafe1120
Ziegen38
Schweine565
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen3152Thlr 5Sgr
Roggen6451Thlr 8Sgr
Gerste13071Thlr
Hafer19101220Sgr
Spelz1701520Sgr
Buchweizen10724Sgr
Rübsaamen9062Thlr 15Sgr
Kartoffeln 59010014Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu14Centner
Stroh10Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
Landwolle9/td>Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut150
mittelmäßig120
schlecht40
Wiesen- und Weideland
gut155
mittelmäßig100
schlecht45

Die politischen Ereignisse des verflossenen Jahres, welche zum größten Schaden unseres Vaterlandes zwei sich heftig befehdende Parteien hervorgerufen hatten, wirkten in ihren nachtheiligen Folgen fort, bis endlich durch das kräftige und entschiedene Auftreten eines neuen Ministeriums die Revolution geschlossen und Fried und Eintracht wieder angebahnt und befestigt wurden. - Als ein gutes Zeichen müssen wir es hervorheben, daß unser Verwaltungsbezirk von der fast allgemeinen Aufregung freiblieb und seinen festen Sinn für eine wohlverstandene, mit Ordnung, Gesetzlichkeit und Vaterlandsliebe gepaarten Freiheit thatsächlich bekundete.
Der Bergbau nahm inmitten der ungünstigen politischen Begebenheiten einen neuen kräftigen Aufschwung, neue großartige Etablissements traten den bereits in den letzten Jahren errichteten hinzu. Dazu gehören namentlich die Anlagen der Eschweiler Gesellschaft für Bergbau und Hütten auf dem Breinigerberg zwischen der Quarres- und Johannes-Heck, und die Vergrößerung der berühmten Etablissements des Marquis de Sassenay, welcher zu diesem Behufe von den ungetheilten Gemeinden des Cornelimünster Ländchens eine Parzelle von 11 Morgen 109 Ruthen für 1300 Thlr ankaufte. Durch die Bedeutung, welche durch diese Etablissements der Bergbau für die hiesige Gegend erlangte, und den hohen Taglohn, welcher den dabei beschäftigten Arbeitern gezahlt wird, wurde eine Menge hiesiger Professionisten und Ackersleute ihrem gewöhnlichen Gewerbe entzogen, indem sie diesselbe mit den besser lohnenden Bergarbeiten vertauschten.
In Cornelimünster wurde ein Kohlen und Geriß-Magazin angelegt, welches für den Flecken selbst sowohl als die Umgegend sich seitdem als nützlich und bequem erwiesen hat.

Beim Jahresschlusse begann auch die, zur frühere Starz'schen Fabrik gehörige Spinnerei wieder ihre Thätigkeit, mehrere Spinner und sonstige Fabrikarbeiter wurden darin, jedoch nicht mehr in der früheren Stärke, beschäftigt.
Am 8 ten des Monats August brach in dem Kirchdorfe Walheim die Cholera aus, welche bis dahin schon in der Stadt Burtscheid und mehreren andern Gegenden viele Menschen dahingerafft hatte. Als Opfer dieser bösartigen Krankheit fielen allein in diesem Dorfe 5 Erwachsene und 2 Kinder in einer Zeit von 4 Wochen. Außerdem erkrankten dort noch 14 Personen an derselben Epidemie, ohne derselben zu unterliegen. Der Beigeordnete Schornstein Pet. Jak. büßte auch in Folge derselben nach wenigen Stunden sein Leben ein. In den übrigen Ortschaften unserer Bürgermeisterei zeigte sich diese außergewöhnliche Krankheit fast gar nicht oder nur in einem weit gelindern Grad, als Cholerine, so daß die davon Befallenen nach kurzer Zeit hergestellt wurden.

Die unglückliche Insurrection in Baden, welche auf's neue die Revolution über Deutschland heraufzubeschwören drohte, machte wiederholt die Einziehung der Reservisten und theilweise der Landwehr nothwendig und wir dürfen nicht unerwähnt lassen, daß auch die Krieger unserer Gegend unter der kraftvollen Führung Seiner königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen zur Unterdrückung jenes Aufstandes das Ihrige beigetragen, auf diese Weise für die Ruhe und Wohlfahrt des Vaterlandes mitgewirkt und die ihnen zu Theil gewordene ehrenvolle Auszeichnung würdig verdient haben.
Die Steuerreformen, durch welche die Staats Regierung die Steuerlasten auf eine gleichmäßige, den Steuerkräften der einzelnen Staats Angehörigen entsprechende Weise zu vertheilen beabsichtigt und die dahin ziehende königlichen Vorlagen sind hier, wie in der ganzen Rhein Provinz, mit Freuden begrüßt worden.
In Ausführung des Bürgerwehr Gesetzes vom 17.Oktober 1848 wurde in dem hiesigen Orte eine Schutzmannschaft, bestehend aus 60 meist gedienten jungen Leuten, organisirt und mit Waffen aus dem königlichen Zeughaus zu Jülich versehen. Der gesunde Sinn unserer Bevölkerung für Gesetz und Ordnung hat zum Glück das Einschreiten dieser Bürgerwehr unnöthig gemacht und allem Anschein nach dürfte das junge Institut, wenigstens für die hiesige Gegend, als überflüssig und zwecklos aufgehoben werden können.
Die dem Dorfgeometer Heuser zu Vicht aufgetragenen Vorarbeiten behufs Theilung des gemeinschaftlichen Eigenthums wurden fortgesetzt und insbesondere eine genaue Begrenzung der gemeinschaftlichen Waldungen aufgenommen.

Die Unterhaltung, Verbesserung und Vermehrung der Communal Wege wurde mit Eifer und Sorgfalt unter Leitung der dazu aus der Mitte des Gemeinderaths ernannten Commissarien ausgeführt; mehrere Wege und namentlich der von Cornelimünster nach der Klause führende Weg wurde mit Pappeln bepflanzt, die in der Gemeinde Baumschule am Indebach gezogen worden sind. Der letztere Weg ist dadurch in eine schöne Promenade umgewandelt worden, die von Fremden wie Einheimischen beim Besuch der Eremitage mit jedem Jahr mehr benutzt wird. Auch zur Erhöhung der Annehmlichkeit der lieblichen Klause hat der Kirchenvorstand durch Spaziergänge auf dem westlichen Abhange des Wäldchens in passender Weise beigetragen. Der einsamen Eremitage wurde im Laufe des Sommers viele Besuche angesehener Personen zu Theil, wie aus dem dort gehaltenen Fremdenbuch hervorgeht.

Auf dem sogenannten Schildchen, dicht an dem Wege nach Breinig wurde bei der Rodung eines Grundstücks des hiesigen Wirthes Johann Mengelbier ganz wohl erhaltene, unterirdische Bauten, wahrscheinlich Ueberreste früherer römischer Grabmäler, und außerdem einige alte Gefäße und Münzen aufgefunden.

In dem Hause des Steinhauers Johann Peter Brammerz am Berg dahier brach am 2.Mai abends 7 Uhr Feuer aus. Der rasch herbeigeeilten Hülfe und angestrengten Thätigkeit der Löschmannschaften ist es zu verdanken, daß dem Feuer nach Verlauf von einigen Stunden Einhalt gethan wurde und die benachbarten Häuser vom Feuer verschont blieben. Das zum Theil niedergebrannte Haus des Brammertz war bei der Aachen-Münchener-Gesellschaft versichert.
Ein zweites Brandunglück ereignete sich zu Schmithof, wo das neuerbaute Haus des Schreiners Jacob von Theinen in der Nacht vom 21 auf den 22.Mai ein Raub der Flammen wurde. Auch dieses war bei der Provinzial-Feuer Societät assekurirt.
Am 5 ten desselben Monats, Abends gegen 7 Uhr brach in der Försterei Walheim, District Hüttenberg in einer 15 jährigen Kiefernpflanzung ein Waldbrand aus. Durch die schnelle Hülfe und angestrengte Thätigkeit der dortigen Forstbeamten wurde das Feuer gelöscht nachdem es eine Fläche von 100 Ruthen verwüstet hatte.

Unter Leitung des Vikars Werner Simons, Nachfolger des im Jahre 1847 nach Langerwehe versetzten Kaplans Anton Lambertz, wurde in Cornelimünster ein kirchlicher Männer Gesangsverein gestiftet, der sich die schöne Aufgabe gestellt hat, durch Aufführung der alten klassischen Kirchen Gesänge (mehrstimmige Psalmen und Messen) das religiöse Gefühl zu erwecken und zu beleben. Wir haben bereits einigemal in den Hallen unserer Abteikirche den tiefen Ernst und die wundervolle Harmonie seiner Gesänge zu bewundern Gelegenheit gehabt.
Die im Allgemeinen günstig ausgefallene Erndte und in Folge dessen der mäßige Preis der Lebensmittel, der Aufschwung des Bergbaues haben dem, in den letzten Jahren tief gesunkenen allgemeinen Wohlstand neue und bessere Aussichten eröffnet, so daß wir dem kommenden Jahre mit mehr Ruhe und Hoffnung entgegen sehen dürfen.


Abgeschlossen für das Jahr achtzehnhundert neun und vierzig
Cornelimünster, im Januar achtzehnhundertfünfzig
der Bürgermeister, die Beigeordneten und Gemeindeverordneten: Giesen Froelenstedt Kloubert Beigeordnete Emonts Schönauen Lauter Pesser Lambertz Braun

Einwohner
OrtEinwohnerHäuser
Cornelimünster1011144
Breinig808141
Breinigerheide14526
Schützheide629
Venwegen43673
Gemeinde2462393

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand



1850

Bevölkerung
1850mw
Population25212494
Geburten62862 unehelich
Todesfälle44561 über 90
Trauungen29
geimpfte Kinder116
Liniendienst10 Mann
Elementarschüler424385
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde201
Rindvieh1796
Schaafe1210
Ziegen40
Schweine570
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen31562Thlr 20Sgr
Roggen6301Thlr 10Sgr
Gerste12071Thlr 6Sgr
Hafer193091Thlr
Spelz22091Thlr
Buchweizen1551Thlr 6Sgr
Rübsaamen802Thlr 25Sgr
Kartoffeln 5409018Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu25Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse6Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut180
mittelmäßig130
schlecht50
Wiesen- und Weideland
gut170
mittelmäßig105
schlecht50

Im März dieses Jahres erschien die mit Zustimmung beider Kammern erlassene neue Gemeinde Kreis und Provinzial Ordnung zur Ausführung der erstern, welche eine gänzliche Reform in der bisherigen Gemeinde Verfasssung herbeiführen sollte, wurden alsbald die nöthigen Anordnungen getroffen.
Durch Verfügung der königlichen Regierung vom 28.Juni wurde der von den Gemeinderäthen von Cornelimünster und Walheim gestellte Antrag, in beiden Gemeinden den dritten Titel der neuen Gemeinde Ordnung zur Anwendung zu bringen, mit Rücksicht auf den Umfang und die Bedeutung dieser Gemeinde abgelehnt, und abends dem ferneren Antrage auf Trennung des bisher bestandenen Gesammtverbundes und Wiederherstellung der beide Gemeinden zu selbstständigen, voneinander unabhängigen, als unbegründet die Genehmigung versagt, indem bei dem bereits bestehenden, durchaus getrennten und selbstständigen Haushalt jeder Gemeinde die Auflösung des bisher bestandenen, früher von diesen Gemeinden selbst beantragten Verbundes weder nothwendig noch nützlich erschien.
Gleichwohl wurde in Folge recurses gegen diese Entscheidung die Auflösung der Gesammtverbundes, als nach den Bestimmungen der neuen Gemeinde Ordnung zulässig, gestattet:

Nachdem die weitläufigen Vorarbeiten beendigt und die Gemeindewählerlisten aufgestellt worden waren, wurde am 10 September zur Wahl der Gemeindeverordneten für die Gemeinde Cornelimünster geschritten, wobei gewählt wurde:
1. Peter Joseph Ostlender, 2. Reiner Lambertz, 3.August Froelenstedt, 4. Joh. Schoenauen, 5. Heinrich Emonts zu Cornelimünster, 6. Theodor Berretz, 7. Peter Jacob Hennicken, 8. Joh. Wilhelm Braun, 9. Johann Mathias Pesser, und 10. Johann Beretz zu Breinig, 11. Joh Math. Kloubert und 12. Wilhelm Lauter zu Venwegen.
Die Einführung der neugewählten Vertreter erfolgte am 9.November in öffentlicher Sitzung und nachdem dieselben den Beschluß gefaßt hatten, die Verwaltung der Bürgermeisterei Cornelimünster einem Bürgermeister und Beigeordneten zu übertragen, wurde der seitherige Bürgermeister Benedict Egidius Giesen einstimmig zum Bürgermeister, die Gemeindeverordneten Ostlender, Theodor Beretz und Kloubert ebenfalls einstimmig zu Beigeordneten gewählt und diesen Wahlen die Genehmigung des königlichen Regierungs Präsidenten ertheilt.

Dem bisherigen Kreis Landrath Hasslacher, welcher seit 14 Jahren mit Umsicht, Energie und Entschlossenheit die Interessen unseres Kreises vertreten, wurde im Juli die Verwaltung der Landraths und Polizeidirectorstelle der Stadt Aachen übertragen und zu seinem Nachfolger der Regierungs Assessor Hasenclever an die Spitze der Verwaltung berufen.

Dem Flecken Cornelimünster wurde am 24 Juli die hohe Ehre / zu Theil / eines Besuches Seitens Seiner Majestät des Königs von Bayern zu Theil. Allerhöchstdieselben geruhten unsere schöne ehemalige Abteikirche zu besichtigen und nahmen demnächst unter Zuziehung der Geistlichkeit und des Kirchenvorstandes die kostbaren Heiligthümer privatim in Augenschein. Seine Majestät beehrten ferner unsere reizende Klause u. den dortigen Eremiten zu zwei verschiedenen Malen mit Ihrem Sohne Besuche und trugen sich als Graf von Werdenfels in das Fremdenbuch des Eremiten ein. Durch ein freundliches und herablassendes Benehmen gewann der erlauchte Monarch sich die Herzen aller derjenigen, welche Ihn zu sprechen und zu sehen das seltene Glück hatten. Außer diesem hohen Gaste ist noch die verwittwete Königin von Holland, Gräfin von Nassau, gegenwärtig auf dem Schlosse nahebei Aachen residirent, zu erwähnen, welche die Eremitage wiederholt mit Ihrem Besuch beehrte.

Eine noch seltene Erscheinung für unsere Gegend war der chaldaeische Priester Hosanna aus Ninive, welcher auf seiner Reise durch die katholischen Länder Europas unsern Ort mit seiner Gegenwart erfreute und von der geistlichen sowohl als der weltlichen Behörde auf das freundlichste bewillkomment wurde. Derselbe las in der hiesigen Pfarrkirche nach orientalischem Ritus und in dem morgenländischem Gewand die h. Messe und während derselben wurden von den zahlreich herbeigeströmten Gläubigen reichliche milde Gaben zur Unterstützung der hartbedrängten Christen des Orients gespendet.

Die zwischen den beiden Großmächten Preußen und Österreich in Betreff der hessischen Wirren ausgebrochenen erheblichen Differenzen veranlaßten im November eine Mobilmachung des ganzen preußischen Heeres. Unbeschreiblich ist die Aufregung und Bestürzung, welche durch die schleunige und unvorhergesehene Ausführung dieser außerordentlichen Maßregel allenthalben hervorgerufen worden; gleichwohl folgten die Einberufenen Jünglinge, Männer und Familienväter mit Freuden und unverdrossen dem Rufe ihres Königes zur Fahne, mochte ihnen auch der Abschied von Eltern, Frau & Kindern noch so schwer gewesen sein. Dank der Bemühungen unseres großen Ministerpräsidenten hat die Sache gegenwärtig bereits eine solche glückliche Wendung genommen, daß schon ein Theil der eingezogenen Mannschaften entlassen werden konnte und die nöthige Demobilisierung in Aussicht steht.

Anfangs März stürzte ein großer Theil der Soutier Mauer der Landstraße, dem Hause der Wittwe Johann Wilhelm Bierfert dahier gegenüber, plötzlich zusammen, so daß ein Theil der Chausseedecke noch mit in den vorbeifliessenden Indebach hineingerissen wurde. Zum Glück war die Straße bei dem Einsturz frei von Menschen und Fuhrwerk, so daß kein Unglück dabei zu beklagen gewesen ist. Die Wiederherstellung der eingestürzten schweren Mauer wurde baldigst in Angriff genommen und gleichzeitig auf den wiederholten Antrag unseres Bürgermeisters die etwas tiefer liegende Brücke zur größern Sicherheit der Passage auf Kosten der königlichen Straßenbauverwaltung bedeutend erbreitert und die Schutzmauer zu beiden Seiten erhöht.

Der Ortschaft Cornelimünster wurde von der freigebigen Aachen-Münchner-Feuerversicherungs Gesellschaft eine Brandspritze zum Geschenk gemacht.

Im verwichenen Sommer zeigten sich fast in allen Theilen der Bürgermeisterei wie in den benachbarten Städten die natürlichen Menschenpocken. Die Zahl der im Ganzen davon Gestorbenen beträgt zwei.

Zur Begrenzung der gemeinschaftlichen Waldungen (Eigenthums) wurden 616 Grenzsteine im Wege der Submission in Verding gegeben und von der Forstverwaltung unter Zuziehung der angrenzenden Eigenthümer gesetzt.
Die Gruben auf dem Breinigerberg und Büsbacher Berg wurden auch in diesem Jahre noch bedeutend erweitert und der Betrieb vergrößert.


Abgeschlossen für das Jahr Achtzehnhundert fünfzig
Cornelimünster, im März 1800 ein und fünfzig
der Bürgermeister, die Beigeordneten und Gemeindeverordneten: Giesen Kloubert Schönauen Lambertz Lauter Braun Emonts Pesser Froelenstedt


Abgeschlossen gegenwärtiges Chroniken Buch nach fünf und zwanzig jähriger Periode und folgt Fortsetzung in dem zweiten Bande mit dem Jahre achtzehnhundert ein und fünfzig
Cornelimünster, den 1 April 1851; der Bürgermeister, Giesen


Unterm 31.Januar wurde die unter Beteiligung beider Kammern des Landtags zustandegekommene Verfassungsurkunde für den preußischen Staat als Staatsgrundgesetz erlassen. Sie ersetzt die am 5. Dezember 1848 vom König verkündete Verfassung.
Unterm 10.Oktober erging durch den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten eine Deklaration zur Mitgewinnung von Blende und Schwefelkies in der Grube Breiniger Berg, sodaß die Konzession jetzt auf Blei-, Zink- und Eisen-Erze lautet.
In der Münster Mühle in der vor zwei Jahren die Tuchfabrik von Startz stillgelegt worden ist, eröffnete der Pächter Anthoni aus Imgenbroich einen neuen Betrieb. Wenn er auch erheblich kleineren Umfangs ist wie jener, so ist doch zu begrüßen, daß dort eine Anzahl von Arbeitslosen Arbeit und Verdienst gefunden haben, die bisher die Armenkasse belasteten.

Breinig, den 25.Januar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor im Ruhestand







Band–2 1851-1876


[1951] Diese Chronik wurde am 2.Juli 1951 dem Gemeindeamt Kornelimünster von dem Unterzeichneten wieder übereignet, nachdem sie ihm aus dem Nachlaß des Amtsgerichtsrats Arnold Giesen Stolberg geschenkt worden war.
Kornelimünster, den 2.7.1951 Heinrich Capellmann

[1951] Dieses Buch ist die im Besitz des letzten Bürgermeisters Giesen ratlichem Zweitanfertigung zur Gemeindechronik. Amtsgerichtsrat Arnold Giesen in Stolberg war dessen Sohn.
Die Urschrift der Chronik 1857-1875 befand sich bis zum letzten Kriege im Gemeindearchiv; sie ist anscheinend abhanden gekommen. Sie enthielt nach meiner Erinnerung zwar mehr wie dieses Buch, für viele Jahre aber keine Eintragungen.
Kornelimünster, 2.Juli 1951; Johann Röntgen, Gemeinde-Inspektor

Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-2

Chronik

C h r o n i k

der
Bürgermeisterei Cornelimünster, im Kreise Aachen, Chronik der Bürgermeisterei Cornelimünster im Kreise Aachen
Regierungsbezirk Aachen
Gegenwärtiges Chroniken-Buch enthält ein hundert Blätter, wovon das erste und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.
Cornelymünster den 1. Jenner 1851; der Bürgermeister Giesen
Vorwort zur nachträglichen Ergänzung der Gemeindechronik 1851-1875


Es ist sehr zu bedauern, daß die Chronik für diesen Zeitraum geradezu vernachlässigt worden ist und für 22 Jahre keinen zeitgenössischen Bericht enthält. Allein, man braucht dies nicht als unabänderlich hinzunehmen, ist doch manches überliefert, das verdient, vor dem Vergessenwerden bewahrt zu werden.
Allerdings sind die Nachrichten hierüber weit verstreut, und es kostet erhebliche Mühen, sie aufzusuchen und zu sammeln.
  Welchen besonderen Schwierigkeiten die nachträgliche Geschichtsschreibung für unsere Gemeinde begegnet, habe ich in der Einleitung zur Fortführung der Chronik vom Jahre 1922 dargelegt, die dem Jahresbericht für 1923 vorangestellt ist. Sie mehren sich, je weiter man in die Vergangenheit zurückgreifen muß, zumal, wenn Augenzeugen aus ihr nicht mehr berichten können.
Das Ergebnis meiner langwierigen Nachforschungen mußte dann trotz aller Mühen verhältnismäßig gering bleiben. Immerhin konnten manche Nachrichten über Ereignisse gesammelt werden, die in die folgende Zeit nachwirken.
  Aus der Vielzahl meiner Quellen seien erwähnt die Schulchroniken von Breinig und Venwegen - die von Kornelimünster ist erst in neuerer Zeit angelegt worden und enthält nichts über den beschriebenen Zeitraum - die Gemeindechroniken von Brand und Büsbach, gedruckte Schriften zur Zeitgeschichte, alte private Aufzeichnungen und die mündliche Überlieferung, diese jedoch nur, soweit ihr Glaubwürdigkeit beigemessen ist.
  Wenn die folgenden Berichte noch ergänzt werden könnten, wäre das zu begrüßen, denn ich bin mir bewußt, manches haben übersehen zu müssen, das ebenfalls erwähnenswert sein mag, weil ich die Quellen nicht fand.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.




1851

Bevölkerung
1851mw
Population12661253
Geburten49290 unehelich
Todesfälle23271 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder67
Liniendienst8 Mann
Elementarschüler235209
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde95
Rindvieh825
Schaafe480
Ziegen18
Schweine230
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen20062Thlr 20Sgr
Roggen3402Thlr 14Sgr
Gerste301Thlr 15Sgr
Hafer900111Thlr 6Sgr
Spelz60151Thlr 8Sgr
Buchweizen1061Thlr 10Sgr
Rübsaamen3024Thlr 15Sgr
Kartoffeln 1809520Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu20Centner
Stroh18Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter10Pfund
Käse4Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut130
mittelmäßig90
schlecht25
Wiesen- und Weideland
gut136
mittelmäßig90
schlecht36

Am 9.Januar fand die feierliche Einführung unseres bei Einführung der neuen Gemeinde Ordnung vom 11 März 1850 einstimmig wiedergewählten Bürgermeisters Benedict Egidius Giesen statt. Die ganze Gemeinde wetteiferte, zur Verherrlichung dieser Feier nach Kräften beizutragen und ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit für die von ihren Vertretern getroffenen und von der höhern Behörde bestätigte Wahl an den Tag zu legen. Das Fest ging ohne die mindeste Störung vorüber und endigte mit einer allgemeinen Illumination und einer dem Gefeierten von dem Arion Gesang Verein zu Cornelimünster dargebrachten Serenade.
Unsere im vorigen Jahre ausgesprochene Hoffnung auf baldige Entlassung der zur Fahne gerufenen Wehrmänner, Reservisten und Treinsoldaten hat sich glücklicher Weise bestätigt; durch Allerhöchsten Erlaß vom 30.Januar 1851 wurde die gänzliche Demobilisirung der Armen befohlen und bald nachher ausgeführt.
Die bereits im verflossenen Jahre beantragte, von der Vorgesetzten höhern Behörde zwar nicht gebilligte, jedoch für gesetzlich zulässig erklärte Trennung und Wiederherstellung der Gemeinde Walheim zur eigenen selbstständigen Bürgermeisterei trat im Mai dieses Jahres in's Leben. Zum Bürgermeister derselben wurde der Bürgermeister Albert von Harenne zu Raeren seitens des königlichen Regierungs Präsidiums auf die Dauer von 6 Jahren ernannte, nachdem der von dem Gemeinderath zu Walheim wiederholt getroffenen Wahl des Ackerers Heinrich Joseph Kratzenberg zu Friesenratherhof wegen mangelnder Qualification die höhere Genehmigung versagt worden war.
Die unständigen Mitglieder der Armen Verwaltungs Kommission wurden erneuert und den Neugewählten Egidius Joseph Giesen zu Cornelimünster, Johann Wilhelm Brammertz zu Breinig und Peter Joseph Birken zu Venwegen die höhere Bestätigung ertheilt.
Für die Feldmark Breinig wurde ein neuer Feldhüter, in der Person des Ackerers Johann Jacob Braun daselbst angestellt.

Behufs des schon längst projectirten und zum Bedürfnisse gewordenen Neubaues einer Kirche zu Breinig wurde durch den Gemeinderath von Cornelimünster in der Nähe der alten Kirche ein passender Bauplatz acquirirt.
Der frühere Lehrer und Organist Leonard Havenith, Stifter eines Gesang Vereins hierselbst, fand im December dieses Jahres auf der Rückkehr von Aachen nach Brand auf der Landstraße bei Forst durch einen unglücklichen Zufall seinen Tod.
Der Beigeordnete Stickelmann, zu Ritscheiderhof, verschied am nämlichen Tag; mit ihm verlor die Ortschaft Oberforstbach einen ihrer thätigsten Vertreter.

Das Interesse für den Kölner Dombau wurde durch Unsern hochwürdigen Cardinal Erzbischof wieder von neuem angeregt und die im Bereich der Bürgermeisterei gesammelten Gaben durch den Bürgermeister an das Central Comite in Cöln befördert.
Die Bürgermeisterei besitzt gegenwärtig 5 Schüler, nämlich je zwei zu Cornelimünster und Breinig und eine zu Venwegen. Den vielfachen Bemühungen der Staatsbehörden, sowie der geistlichen und weltlichen Ortsbehörden ist es zu verdanken, daß diese Schulen im Allgemeinen regelmäßig besucht werden und mit tüchtigen Lehrern besetzt sind, die sich der Ausbildung der ihnen anvertrauten Jugend angelegentlichst und mit gutem Erfolg widmen.
Die Aufhebung der bisher den einzelnen Gemeinden das Kreises auferlegten, auf eine bestimmte jährliche Summe normirter Klassensteuer-Contingente und die Einführung einer allgemeinen klassificirten Classen und Einkommensteuer hat fast allenthalben und besonders bei den weniger bemittelten Bauern und Handwerker Beifall gefunden. Man hofft von diesem neuen Gesetze eine gleichmäßige und den Steuerkräften entsprechende Vertheilung der Staats und Gemeinde Lasten sowie im allgemeinen eine baldige Verminderung der Staats Abgaben.
Behufs Ausführung des Gesetzes über das Gewerbewesen vom 9.Februar 1849 wurde für den Landkreis Aachen eine Kreis Prüfungs Commission zu Eschweiler niedergesetzt. Die Wahlen der Mitglieder für die einzelnen Gewerbe fanden im Juli d. Ja. auf dem Rathhaus daselbst statt. Mehrere der hiesigen Meister und Gesellen nahmen an denselben Theil.


Abgeschlossen für das Jahr Achtzehnhundert ein und fünfzig der Bürgermeister, die Beigeordneten und Gemeindeverordneten
Giesen-bgrmstr Ostlender Brammerz Froelenstedt Pesser Kloubert Joh.Bardtz Lauter Lamberts Braun Schönauen Theod.Berretz Emonts



1852

Bevölkerung
1852mw
Population12971278
Geburten41390 unehelich
Todesfälle33321 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder69
Liniendienst7 Mann
Elementarschüler220196
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde97
Rindvieh832
Schaafe450
Ziegen21
Schweine225
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2103Thlr 20Sgr
Roggen33782Thlr 25Sgr
Gerste3271Thlr 28Sgr
Hafer91010½1Thlr 4Sgr
Spelz80131Thlr 10Sgr
Buchweizen1572Thlr 10Sgr
Rübsaamen404Thlr 15Sgr
Kartoffeln 1858625Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu24Centner
Stroh20Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter12Pfund
Käse4Pfund
Landwolle11Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut135
mittelmäßig95
schlecht30
Wiesen- und Weideland
gut140
mittelmäßig100
schlecht40

Nachdem im vorigen Jahre von der Civil Gemeinde Cornelimünster ein passender Bauplatz zum Neubau einer Pfarrkirche zu Breinig in der Nähe der alten Kirche acquirit worden war, konnten in diesem Jahre weitere Schritte zum Beginn dieses nöthigen, von der Pfarrgemeinde Breinig so sehr gewünschten /Neubaues/ seit mehreren Jahren als Bedürfniß anerkannten Neubaues geschehen. Vor allem wurde dahin gestrebt, einen Tempel aufzubauen, welcher durch seine Bauart und Einrichtung ein erhabenes und würdevolles Gotteshaus vorstellen und der der Nachkommenschaft auf immer eine bleibende Stätte ihrer heiligsten Verrichtungen und ein schönes Denkmal christlichen und religiösen Sinnes ihrer Vorfahren werden sollte. Die nicht unbedeutenden Geldopfer, welche mit Ausnahmen der bereits in frühern Jahren von der Pfarre Breinig umgelegten und ersparten Beträge von circa 3000 Thlrn. die ganze Bürgermeisterei, nach Maßgabe des Gesetzes vom 14.März 1845, zur Deckung der Baukosten aufzubringen genöthigt ist, wurden hierbei weniger in Betracht gezogen, als die Nothwendigkeit, einen Bau zu schaffen, welcher nicht bloß dem lokalen Bedürfniß der Gegenwart und Zukunft entsprechen, sondern auch, ein ehrendes Denkmal der ganzen christlichen Kirche und Gemeinde und besonders der Pfarrgemeinde Breinig bilden soll. Die nächsten Schritte des Gemeinde und Kirchen Vorstandes waren, für die Anfertigung eines Planes Sorge zu tragen. Diese wurde, nachdem mehrere neuere und alter Kirchen als nachahmungswürdige Vorbilder bezeichnet und der Wunsch geäußert worden, die neu zu erbauende Kirche im Wesentlichen der alten Pfarrkirche zu Cornelimünster nachzubilden, dem Herrn Baurath Cremer zu Aachen übertragen. Letzterer hat sich seines desfalls ihm ertheilten Auftrages zur allgemeinen Zufriedenheit entledigt und nebenbei einen Costen Anschlag zum Betrage von 15.400 Thlrn /die Kosten für Mobilar Gegenstände, Altäre und sonstige innere Verzierungen der Kirche ausgeschlossen/ angefertigt. Am 11.August fand die öffentliche Vergantung auf Anstehen des Herrn Landraths und Bürgermeisters und in Beisein des Kirchen-Vorstandes und des vom Gemeinderath gewählten Comites bestehend aus den Herren Gemeindeverordneten Johann Theodor Berretz und Johann Wilhelm Braun zu Breinig, August Froelenstedt zu Cornelimünster und Johann Mathias Kloubert zu Venwegen statt, wobei der Bauunternehmer Herr Peter Jerusalem zu Eupen als Wenigst- und Letztbietender für die Summe von 14790 Thlrn die Ausführung des Baues zugeschlagen worden. Dieser wurde sofort in Angriff genommen, mit Sorgfalt und Eifer betrieben und die Legung der Fundamente schon in diesem Jahr beendigt. Die Solidität des Bauunternehmers, die Ueberwachung der Bauausführungen seitens des H. Bauraths und die unausgesetzten Bemühungen des Gemeinde- und Kirchen-Vorstandes und des gemeinderäthlichen Comites berechtigen zu der Hoffnung, daß der Bau den Bedingungen gemäß in allen Theilen gehörig ausgeführt und im Jahre 1855 vollendet dastehen werde.

Die von des königs. Majestät unter'm 22.Januar gestiftete Hohenzollern'sche Medaille wurde von den berechtigten Dienstpflichtigen der Reserve der Landwehr dankbar in Empfang genommen.

Am 25. October wurden die Wahlmänner behufs der Neuwahl der Mitglieder der II ten Kammer, nachdem die Legislaturperiode derselben abgelaufen war, gewählt. Es wurde gewählt in dem Wahlbezirke Cornelimünster die Herren:
1. Bürgermeister Giesen, 2. Vikar Simons, 3. Pfarrer Küfen, und 4. Beigeordneter und Gemeindeverordneter Ostlender, in dem Wahlbezirk Breinig die Herren: 1. Pfarrer Ostlender, 2. Theod. Beretz, 3. Pfarrer Herfs, 4. Lehrer Klein, 5. Beigeordneter und Gemeindeverordneter Kloubert, 6. Mathias Joseph Schweitzer, Ackerer zu Venwegen.

Der unter dem Protektoriate Ihrer Majestät der Königin stehende Blinden-Anstalt zu Düren wurde am 18 ten October der 11 jährige Knabe Joseph Baumann, Sohn der Eheleute Peter Theodor Baumann, Schreiner und Elisabeth Dunkel von hier anvertraut. Bei den außergewöhnlichen Geistes-Anlagen, die dieses seit kurzer Zeit nach der Geburt blinde Kind an den Tag legt, steht zu erwarten, daß er nach seiner Entlassung aus der Anstalt im Stande sein werde, sein unglückliches Loos leichter zu ertragen und sogar selbstständig seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es muß daher umso dankbarer und freudiger anerkannt werden, daß die Gemeinde des unglücklichen Knaben, dessen Eltern tief in dürftiger Lage befinden, sich angenommen und die Kosten der Aufnahme und Verpflegung in der Anstalt übernommen hat. Bei dem bekannten Wohlthätigkeits Sinne der Königlichen Regierung ist jedoch mit Zuversicht zu erwarten, daß dem Knaben bei der nächsten Vakanz eine Freistelle bewilligt werden wird.

Der Bergbau wurde auch in diesem Jahre in noch größeren Umfange betrieben als in den früheren, vier Maschinenschächte wurden auf dem Breinigerberg angelegt und die meisten der übrigen Etablissements in dem ganzen Münster Ländchen mit bedeutenden Kosten Aufwand vergrößert.
Am 26.Januar fand der 15 jährige Knabe Johann Kreutz von Breinig im Schacht auf der Grube Breinigerberg in Folge eines unglücklichen Falles seinen Tod. Obschon dieses Unglück sehr zu beklagen ist, so ist dennoch auf der andren Seite mit Freude zu erwähnen, daß auf dem genannten Bergwerk bei den vielen lebensgefährlichen Arbeiten in der Erde und bei den Maschinen noch kein Arbeiter sein Leben hat lassen müssen: ein Beweis, daß mit vieler Umsicht zu Werke gegangen wird und es an gehöriger Aufsicht seitens der Gesellschaft nicht fehlt.

Der im Flecken Cornelimünster bestehende Privatwohlthätigkeits Verein setzte auch in diesem Jahre seine Wirksamkeit zur Linderung der Noth und Armuth fort und der hiesige Gesangverein trug dazu durch Veranstaltung eines zahlreich besuchten Conzerts bei.

An die Stelle des nach Aachen versetzten Notars Eisenhuth ist der bisherige Notariats Candidat Peter Wingender aus Düsseldorf zum Notar für den Canton Burtscheid mit Anweisung seines Wohnsitzes zu Cornelimünster, vom 1. ten Mai ab, ernannt worden.


Abgeschlossen für das Jahr Achtzehnhundert zwei und fünfzig Cornelimünster, im März achtzehnhundert zwei und fünfzig der Bürgermeister, die Beigeordneten und Gemeindeverordneten

Giesen brgmstr, Th.Berretz Froelenstedt Ostlender Brammertz Joh.Bartz Kloubert Lauter Braun Lamberts Schönauen Emonts


Die Gemeindeordnung vom 14.März 1850 wurde wieder suspendiert.
Die auf Betreiben der Gemeinde Stolberg und Gressenich erbaute Landstraße von Stolberg über Vicht nach Zweifall wurde fertig. Sie endet vorläufig jedoch in der Münster Au in unserer Gemeinde, entbehrt also noch der Verbindung mit dem Kreise Monschau. Dem Vernehmen nach ist geplant, sie auf dem linken Vichtufer bis Mulartshütte fortzuführen und von da nach Rötgen.
(siehe auch 1858)
Die Tuchfabrik in der Münster Mühle, Eigentum von Gotthard Startz, Kornelimünster beherbergt mit dem 1.Mai 1850 einen kleinen Pachtbetrieb von Alfons Anthoni aus Imgenbroich. Startz hatte aus Anlaß der baulichen und betrieblichen Neugestaltung der Mühle vor 16 Jahren vergessen, eine neue Konzession nachzusuchen. Damals baute er das unterschlächtige Rad zum oberschlächtigen Antrieb um, ohne seine Achslagerhöhe zu verändern und legte zu dem Zweck den Mühl Obergraben zwischen der Mühle und der Abtei höher. Der Graben wird aus der Inde von einem Wehr gespeist. Auf die baulichen Änderungen wird der öftere Rückstau des Baches und die Überflutung der an ihm liegenden Keller zurückgeführt. Nachdem Verhandlungen mit Startz ohne Erfolg geblieben sind, hat ihn die Gemeinde wegen Abstellung der Mängel beim Landgericht verklagt.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.




1853

Bevölkerung
1853mw
Population
Geburten35411 unehelich
Todesfälle18283 über 90
Trauungen33
geimpfte Kinder
Liniendienst9 Mann
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen2204Thlr 16Sgr
Roggen3403Thlr 6Sgr
Gerste4072Thlr 12Sgr
Hafer72091Thlr 10Sgr
Spelz18091Thlr 20Sgr
Buchweizen9071Thlr 24Sgr
Rübsaamen4043Thlr 20Sgr
Kartoffeln 1369026Sgr
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu26Centner
Stroh24Centner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
Butter9Pfund
Käse4Pfund
Landwolle10Pfund
AckerlandMagd.Morgen
gut150
mittelmäßig100
schlecht40
Wiesen- und Weideland
gut160
mittelmäßig110
schlecht45


Unterm 24.Mai wurde die Provinzial Bezirks und Kreisordnung von 1850 wieder aufgehoben.
Der 1831 in Hahn geborene und am Lehrerseminar in Kempen vorgebildete Lehramtskandidat Josef Löhr wurde als Lehrer an die Volksschule in Kornelimünster berufen.( Als 1878 das neue Lehrerseminar die Volksschulen übernahm, trat Löhr in dessen Dienste)
Beim Schacht "Maria " der Grube Breinigerberg, abgeteuft seit 1847 hauptsächlich zur Wasserförderung, hat man eine Aufbereitungsanlage erbaut. In ihr wird das zu Tage gebrachte Handwerk unter Benutzung des abfließenden Wassers gewaschen, um die Erze vom Abraum zu scheiden und für die Verhüttung bereit zu machen.
Die Grube verspricht sich gut zu entwickeln. Die Hauptbetreiberin, die Stolberger Gesellschaft (siehe 1845) erhielt den Namen Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen.
Heinrich Hoesch vom Junkershammer seit 1825 Besitzer der Gerechtsame auf Eisensteinbergbau im größten Teil des Münsterländchens, Inhaber der Felder Cornelia, Pfeifenberg, Vereinigung und Münsterfeld, verpachtete das Feld Cornelia an den Eschweiler Bergwerksverein. Dieses Feld liegt in den Gemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim und hat eine Größe von rund 16 qkm. (siehe auch 1864)

Breinig am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.




1854

Acker Erzeugnisse
1854mw
Population
Geburten40330 unehelich
Todesfälle2832
Trauungen16
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der seit 30 Jahren an der Breiniger Schule tätige Lehrer Jakob Ostlender trat in den Ruhestand. Die Gemeinde bewilligte ihm ein Ruhegehalt von 120 Taler fürs Jahr.
Neuer Leiter der Schule wurde der seit 1846 als zweiter Lehrer an derselben tätige Karl Schmitz, er übernahm die Oberklasse. Hilfslehrer wurde der Sohn des Venwegener Lehrers Alois Klein.
Der Neubau der Pfarrkirche in Breinig (siehe 1852) schreitet gut voran, sodaß man hofft, ihn in zwei Jahren zu vollenden. Außer Breiniger Maurer und Steinmetzen sind auch Bauleute aus dem benachbarten Limburger Land (Kreis Eupen) beschäftigt, die der Bauunternehmer Jerusalem aus Eupen aus seiner Heimat mitgebracht hat. Auch einige Fuhrleute finden beim Heranschaffen von Baumaterialien lohnende Arbeit.
Vom 26.November bis 7.Dezember hielten Priester vom Orden der Gesellschaft Jesu in der Pfarrkirche Kornelimünster eine Volksmission. Sie wurde auch von Auswärtigen zahlreich besucht.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.




1855

Bevölkerung
1855mw
Population
Geburten49350 unehelich
Todesfälle2729
Trauungen20
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Am 16.Juni verstarb unser seit 1821 amtierender Bürgermeister Benedict Egidius Giesen im Alter von 70 Jahren, er war in Kornelimünster geboren. Kommissarischer Nachfolger wurde am 24.Oktober vom 1829 in Kornelimünster geborenen Sohn Ludwig Hubert Kaspar Giesen (über diesen siehe 1863). Während der Erkrankung des Verstorbenen und bis zum Dienstantritt des Nachfolgers hat Beigeordneter Ostlender die Verwaltung geführt, d.h. von März bis November.
Im Herbst fand die 2. Wahl der Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses statt.
Dies Jahr war für die Landwirtschaft mißlich. Erst Mitte Januar begann es zu frieren, die Kälte erreichte bis 18 Grad Reaumur [-22,5 °C]. Es folgte viel Schnee, der bis Ende Februar liegen blieb, und ein naßkaltes Frühjahr. Vor Mitte Mai konnte kein Vieh auf die Weide getrieben werden. Einem kalten Frühsommer folgte ein überwiegend nasser Spätsommer. Trotzdem gerieten Weizen und Hafer noch ziemlich gut, Roggen und Kartoffeln dagegen schlecht. Lebens- und Futtermittel waren knapp und teuer. Es kosteten 60 Pfund Kartoffeln bis 26 Silbergroschen und ein achtpfündiges Roggenbrot 9 bis 10 Silbergroschen.
Unvermögende Einwohner litten Not. Während der Heuernte trat infolge plötzlicher starker Regenfälle die Inde über die Ufer und setzte Pannacker und den tiefsten Teil von Kornelimünster unter Wasser.
In ein angespanntes Verhältnis kam die Gemeinde mit dem Besitzer der Abteigelände und der Münster Mühle wegen dessen Wasserbauten, denen die Störung des freien Ablaufs des Antoniuskanals und eines Kellerkanals zugeschrieben wird; Gutsbesitzer und Tuchfabrikant Gotthard Startz. In einen gegen ihn 1852 angestrengten Zivilprozeß hat das Landgericht noch nicht entschieden. In der Meinung, dazu als Eigentümerin berechtigt zu sein, hatte die Gemeinde im März in der Promenade, zwischen Abtei und Mühle stehende 40 Lindenbäume fällen lassen. Auf Startz Klage entschied das Gericht, daß ihm das Eigentum an der Allee zustehe.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1856

Bevölkerung
1856mw
Population
Geburten4329
Todesfälle2928
Trauungen13
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der letzte Winter (1855/56) war im Gegensatz zum vorherigen mild. Jedoch schädigte noch Anfang Juli Nachtfrost insbesondere die Kartoffelsträucher. Im übrigen war die Witterung erträglich und ließ die Feldfrüchte besser gedeihen wie im Vorjahr, so daß auch die Teuerung schwand. Die Viehpreise blieben hoch.
Durch Gesetz vom 15.Mai wurden für die Rheinprovinz eine Städte- und eine Landgemeinde-Ordnung eingeführt. Von nun an haben Städte und Gemeinden nicht mehr die gleiche Verfassungsgrundlage. Die Gemeinde Ordnung ist mit wenigen Änderungen bis zu den politischen Änderungen nach dem ersten Weltkrieg (1918/19) geltend geblieben.
Die Grube Breinigerberg entwickelte sich gut. Die Förderung nimmt ständig zu, immer neue Schächte wurden abgeteuft. Obwohl mancher kleine Handwerker oder Landwirt dort Arbeit gefunden hat, muß der Arbeiterbedarf zunehmend von auswärts gedeckt werden.
Auch der Eisensteinbergbau ist im Auftrieb.
Dagegen ist seit dem 4.Mai die Münster Mühle stillgelegt worden, nachdem der sechsjährige Pachtvertrag des Alfons Anthoni aus Imgenbroich abgelaufen war. Die dort beschäftigt gewesenen Leute fanden nur zum Teil eine neue Arbeitsstelle, die anderen sind größtenteils der Verarmung preisgegeben und auf die Hilfe der Armenverwaltung und des Wohltätigkeitsvereins angewiesen.
Auch die in früheren Berichten erwähnten Mißhelligkeiten mit dem Gutsbesitzer und Tuchfabrikanten Gotthard Startz haben noch nicht beigelegt werden können, sehr zum Schaden der Gemeinde und Umgebung. Es besteht wenig Aussicht die Fabrik im Umfange von 1847/48 wieder in Gang zu bringen. Aus Startz eigenen Aufzeichnungen geht hervor, die Fabrik habe ihn 58000 Taler gekostet, das Betriebskapital hätte 100000 Taler betragen; vor der Stillegung 1848 haben wöchentlich über 400 Beschäftigte rund 1000 Taler Löhne ausgezahlt; außerdem jährlich 500 Taler an die Armen verteilt. Seiner tatsächlichen Freigebigkeit ist in dieser Chronik zum Jahre 1849 gedacht worden; sie ist infolge seiner mißlichen Verhältnisse dahin. Obwohl er nach wie vor behauptet, seine Veränderungen am Obergraben zwischen Abtei und Mühle habe nichts am Zulauf von der Inde hergegenüber der 1809 dem Fabrikanten Friedrich Kolb genehmigten Anlage geändert, hat er, wiederholt dazu angehalten, im vorigen Jahr die Konzession für die Mühle beantragt, sie war seit 1836 rückständig.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1857

Bevölkerung
1857mw
Population
Geburten50340 unehelich
Todesfälle3434
Trauungen24
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Wetter: Ab Mai war Trockenheit vorherrschend; der Wassermangel dauerte bis über das Jahresende. Wassertriebwerke kamen zum Stillstand, viele Arbeiter wurden arbeitslos und gerieten in Armut. Hafer ist schlecht geraten, die übrige Feldfrucht ziemlich gut. Am Jahresende kostete ein achtpfündiges Roggenbrot nur 4 Silbergroschen.
Um die Melioration zu fördern hat der Kreis einen Wiesenbaumeister angestellt.
Am Jahresende trat der Lehrer von Venwegen Mathias Wilhelm Klein nach 38 jährigem Dienst daselbst in den Ruhestand.
Unser König Friedrich Wilhelm IV ist so schwer erkrankt, daß er an der Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte wahrscheinlich auf längere Zeit behindert sein wird. Seine Vertretung übernahm sein Bruder Prinz Wilhelm von Preußen.
Die neue Breiniger Pfarrkirche ist fertig. (siehe 1852). Die neue Kirche ist eine Zierde des Ortes und bietet Raum für ungefähr 800 Personen, so daß sie für lange Zeit ausreichen wird. Die Baukosten sind gemäß Gesetz von der Kirchen- und der Zivilgemeinde aufgebracht worden, sie betragen rund 15.000 Taler.
Zur inneren Ausstattung des Gotteshauses wurden zunächst die noch brauchbaren Einrichtungen der dem Abbruch verfallenen alten Kirche (aus 1741) benutzt, bis es der Kirchengemeinde möglich ist, sie zu ersetzen und zu ergänzen. Einzelne Bauteile der alten Kirche hat man an Einwohner gegen Spenden für die neue Ausstattung abgegeben.
In der Münster Mühle, Eigentum von Gotthard Startz, nahm ein neuer Pächter, van Gülpen, Schwager von Startz, den Betrieb auf, der ein Jahr lang stillgelegen hatte. Er beschäftigt mehr als 150 Leute. Schon 1852 hatte die Gemeinde den Startz wegen der vermeintlichen Störung des Antoniuskanals und eines Kellerkanals durch seine Wasserbauten verklagt. Eine gerichtliche Ortsbesichtigung hat zwar nicht die Unbegründetheit ihres Vorbringens ergeben, es wurde ihr aber die Gestellung von Zeugen und Sachverständigen aufgegeben, dem hat die Gemeinde noch nicht entsprochen. Inzwischen hatte die Gemeinde auch ein administratives Verfahren eingeleitet, weil für die von Startz 1836 ausgeführten baulichen und Betriebsveränderungen keine Konzession erteilt war. Diese ist ihm für ein Jahr probeweise erteilt worden. Startz hält diese zeitliche Beschränkung für untragbar, weil dadurch der dauernde Fortbestand der Fabrik gefährdet sei. Er hat sich auch darauf berufen, die Gemeinde habe die Aborte des 1830 erbauten Schule auf den Antoniuskanal gesetzt, der in Trockenzeiten die Exkremente nicht fortzuschwemmen vermöge. Die Erbitterung über diese Streitigkeiten führte schon mehrmals zu unverantwortlichen häßlichen Ausschreitungen gegen Startz und sein Eigentum.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1858

Bevölkerung
1858mw
Population
Geburten51410 unehelich
Todesfälle3238
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Nachdem sich ergeben, daß die Erkrankung unseres Königs Friedrich Wilhelm IV unheilbar ist, hat sein bisheriger Vertreter Prinz Wilhelm von Preußen im Oktober die Regentschaft angetreten.
In diesem Jahr fanden Wahlen zum Preuß. Abgeordnetenhaus statt.
Die Gemeinde Zweifall ließ vor Mulartshütte eine feste Brücke über die Vicht erbauen. Damit ist eine jederzeit befahrbare Verbindung hergestellt und die Furt ersetzt. Bauunternehmer war Joh.W. Falter aus Raeren.
Die 1852 fertig gestellte Landstraße von Stolberg nach Zweifall hatte bisher vor Zweifall auf dem linken Vichtufer, in unserer Gemeinde geendet. Man hat nun damit begonnen, sie in den Ort Zweifall hinein zu verlängern und dazu eine feste Brücke über die Vicht zu erbauen. Bauunternehmer ist Joh. Math. Kloubert aus Venwegen.
Am Jahresbeginn trat der Breiniger Hilfslehrer Karl Hubert Alois Klein die Nachfolge seines in den Ruhestand versetzten Vaters an der Schule in Venwegen an. Sein Jahresgehalt ist auf 144 Taler festgesetzt, dazu hat er freie Wohnung mit Garten und Baumwiese. Klein trat 1897 in den Ruhestand
Nachfolger an der Schule in Breinig wurde der geprüfte Lehrer Franz Lapp. Er wurde dort auch Kirchenorganist und später Küster.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1859

Bevölkerung
1859mw
Population
Geburten35500 unehelich
Todesfälle2536
Trauungen13
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Große Aufregung verursachte die aus Anlaß des östereichisch-französischen Kriegs wegen Nord-Italiens angeordnete Mobilmachung der preußischen Armee und die Einberufung der Landwehr.
Preußen wurde glücklicherweise nicht in den Krieg hineingezogen, die Landwehrmänner kamen nach einiger Zeit zurück.
Bei der Bildung der Gemeinden Brand, Büsbach, Kornelimünster und Walheim zur Zeit der französischen Fremdherrschaft vor mehr als 60 Jahren hatte man diese gemeinsam mit der Tilgung der gemeinen Landesschulden des Münsterländchens belastet, sie zu diesem Zweck aber auch mit dem überkommenen Armenvermögen und mit den Gemeinden und gemeinen Landeswaldungen ausgestattet. Das Armenvermögen haben die Gemeinden in den zwanziger Jahren unter sich aufgeteilt. Wenig später sind auch die Schulden, hauptsächlich aus den Erlösen von Landverkäufen getilgt worden. Die Verwaltung der Ländereien für gemeinsame Rechnung verblieb jedoch beim Bürgermeister von Kornelimünster.
Daraus entstanden im Laufe der Zeit unliebsame Mißhelligkeiten. Darum war man 1842 übereingekommen, diese Ländereien aufzuteilen. Es folgten langwierige Verhandlungen untereinander und mit den Anliegern, Vermessungen und das Setzen von Grenzsteinen. Nachdem man sich dahin geeinigt hatte, die Zahl der Feuerstellen in jeder Gemeinde als Grundlage für die Anteile zu nehmen, wurde die Teilung in einem umfangreichen Vertrag niedergelegt.
Grundsätzlich sollte jede Gemeinde das erhalten, was in ihren Grenzen liegt. Die ungleiche Verteilung der Ländereien in den Gemeinden machte einen Ausgleich nötig, sodaß man über die Gemeindegrenzen teilweise hinausgreifen mußte. Brand erhielt zusätzlich Heiden und Wald innerhalb der Gemeinde Büsbach, nämlich den Kohlberg (späterer Wohnplatz Kohlbusch) und den Münsterbusch (späterer gleichbenannte Wohnplatz), Büsbach, an sich waldarm, den an seine Lohhecken Johannisheck und Quarksheck anstoßenden Teil des Münsterwaldes bis südlich von Rochenhaus in unserer Gemeinde; Kornelimünster die Hälfte seines Waldanteils innerhalb der Gemeinde Walheim dazu die Ritscheider Heide bei Oberforstbach, ungefähr 80 Morgen groß; Walheim wurde innerhalb seiner Grenzen befriedigt, (siehe Anmerkung) mit diesen Auseinandersetzungen waren die letzten Bindungen an eine tausendjährige Gemeinschaft gelöst, wenn man davon absieht, daß Oberforstbach, Eich, Schleckheim, Nütheim, Steinebrück, Comerich, Krauthausen nach wie vor zur katholischen Kirchengemeinde Kornelimünster, die drei letzten Orte auch zum Schulbezirk Kornelimünster gehören.
Die immer noch nicht beigelegten Streitigkeiten um die Münster Mühle führten dazu daß im Juni von Unbekannten 20 Lindenbäume in der Allee zwischen Mühle und Abtei nächtlicherweile abgesägt worden sind und versucht wurde, das Wappen aus der anstoßenden Mauer herauszubrechen. Startz hat ohne Erfolg eine Belohnung von 50 Taler für die Ermittlung der Täter ausgesetzt.
In diesem Jahr wurde beim Lufterhof auf Brauneisenstein mit Erfolg geschürft. Der Eisensteinbergbau hat auch andernorts eine gute Ausbeute gehabt.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.

Anmerkung:
"Gemeinden" sind die Grundstücke, die schon in der abteilichen Zeit keinen eigentlichen Eigentümer hatten und auch damals so benannt waren, also die Allmenden. Den Namen führen sie noch heute im Volksmund. "Gemeine Landeswaldungen" unterlagen nicht der Verfügungsgewalt des Abtes oder des abteilichen Konvents; sie dienten dem allgemeinen Landesbedürfnis. Die eigentlichen abteilichen Waldungen waren von ihnen ausgeschieden worden (siehe Vergleich zwischen Abt und Untertanen von 1751).




1860

Bevölkerung
1860mw
Population
Geburten40500 unehelich
Todesfälle2832
Trauungen25
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der an der Breiniger Schule tätige 2. Lehrer Lapp mußte aus dem Dienst ausscheiden. Wegen unmoralischen Betragens wurde er mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft.

Zum Beigeordneten (Stellvertreter des Bürgermeisters) wurde vorgeschlagen Tillmann Kaldenbach aus Breinig. Der Vorschlag fand die obligatorische Bestätigung. Kaldenbach hat dieses Amt ohne Unterbrechung 48 Jahre lang innegehabt und ist, 91 Jahre alt, 1911 in Breinig gestorben; er war dort 1819 geboren
Die Schürfung auf Eisenstein beim Lufterhof (siehe 1859) wurde wieder aufgegeben.
Im übrigen aber hat die Schürfung im Felde Cornelia beachtliche Erfolge gehabt.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1861

Bevölkerung
1861mw
Population
Geburten42410 unehelich
Todesfälle3436
Trauungen21
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Am 2.Januar verstarb unser König Friedrich Wilhelm IV. Auf den Thron folgte der bisherige Prinzregent als Wilhelm I.
Im Herbst werden die Mitglieder des Abgeordnetenhauses neugewählt.
Der an der Breiniger Schule seit 1846 tätige Lehrer Karl Schmitz mußte den Dienst wegen Geisteskrankheit aufgeben und wurde in einer Heilanstalt untergebracht.
Am 1.Juni übernahm der 1839 in Hahn geborene und im Lehrerseminar in Kempen vorgebildete Ignaz herbert Löhr als "erster Lehrer" die Oberklasse. Er ist 1893 zum Hauptlehrer ernannt, Schulleiter in Breinig geblieben, bis er am 1.Oktober 1912 in den Ruhestand trat, 1918 ist er daselbst gestorben.
Nachdem die Gemeinden (s. 1859) ihre eigenen Wälder haben, ließ die Gemeinde Büsbach für ihren Gemeindeförster in der Nähe von Rochenhaus das Forstgehöft Rochenläger erbauen.
Durch Gesetz vom 21.Mai wurden die Steuern für Gebäude und Grundbesitz..chs neu geregelt. (Beide Steuern sind erst 60 Jahre später geändert worden)
In dem Streit um die Münster Mühle hat das Landgericht den Hauptpunkt der Klage der Gemeinde zurückgewiesen, für Nebenpunkte aber das Gutachten von Sachverständigen verlangt. Auch das Verwaltungsverfahren wegen der Mühlenkonzession ist noch nicht abgeschlossen. Gotthard Startz hat sich beschwerdeführend an den Minister für Handel und Gewerbe gewandt und darauf hingewiesen, daß nach seiner neuerlichen Untersuchung der Antoniuskanal bereits auf dem Markt, von dem Gemeinde und Schulhaus, im Wasserablauf gestört werde und der Kellerkanal tiefer liege wie sein Obergraben, beide also durch diesen nicht gestört würden.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1862

Bevölkerung
1862mw
Population
Geburten42380 unehelich
Todesfälle3447
Trauungen22
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Nachdem der König das Abgeordnetenhaus aufgelöst hat, fand im Mai eine Neuwahl statt.
Als neuer 2. Lehrer an der Breiniger Schule wurde Mathias Kremer aus Aachen berufen.
Am 10.Januar hat ein Hochwasser die erst vor vier Jahren erbaute Brücke vor Mulartshütte über die Vicht eingerissen.( sie wurde erst 1874 neu gebaut)
Der Eisensteinbergbau hat sich gut entwickelt, besonders im Feld Cornelia. Großartig sind die Anlagen der Blei und Zinkgrube Breinigerberg. Über ein Dutzend Schächte hat man abgeteuft und in immer größere Tiefen vorgetrieben. Damit aber stiegen die Schwierigkeiten der Wasserhaltung, sodaß wiederholt leistungsfähigere Dampfmaschinen und Pumpen haben angeschafft werden müssen.
Der schon beinahe 10 Jahre die Gerichte und Verwaltungsgerichte beschäftigende Streit um die Münster Mühle ist immer noch nicht beendet. Die Gemeinde hat gegen den vorjährigen Entscheid des Landgerichts Aachen nach Köln appeliert, ein Urteil ist noch nicht gefällt.
Am 9.Februar verstarb in Kornelimünster der prakt. Arzt August Froelenstedt. Er war Mitglied des Gemeinderats und auch Stellvertreter des Bürgermeisters gewesen. 1798 in Gerbstedt in Sachsen geboren, hatte er sich 1832 in Kornelimünster niedergelassen. Auf dem evangelischen Friedhof in Zweifall wurde er beerdigt.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1863

Bevölkerung
1863mw
Population
Geburten39600 unehelich
Todesfälle3125
Trauungen25
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Im Herbst legte Bürgermeister Ludwig Giesen das seit 1855 innegehabte Amt nieder.
Nachfolger wurde am 25.November Eugen Macquet aus Burg Reuland.
Giesen ist erst 1915 in Kornelimünster gestorben; er hatte nach seinem Abgange noch mehrere Ehrenämter versehen: Mitglied des Gemeinderats, Beigeordneter, Kreistagsmitglied, Schiedsmann und war Lebensmittelkleinhändler und Sparkassenrendant. Gewohnt hat er in seinem Haus "Im Stern".
In Verfolg des Gesetzes von 1861 betr. die Grund- und Gebäudesteuer hat man wegen der Anfertigung einen verbesserten Steuerkataster mit der Neuaufnahme der Gebäude und Grundstücke begonnen.
Anstelle des 1862 verstorbenen August Froelenstedt ließ sich Dr. med. Adam Bayer als Arzt in Kornelimünster nieder.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1864

Bevölkerung
1864mw
Population3026
Geburten4165
Todesfälle4033
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der große Zuwachs an Einwohnern in den letzten 15 Jahren (1849:2462, 1861:2871) um beinahe 600 Seelen ist in der Hauptsache auf den Zuzug von Arbeitern der Grube Breinigerberg und des Eisensteinbergbaues zurückzuführen. Beide haben einen gewaltigen Aufschwung genommen. Besonders die Grube kann ihren Arbeiterbedarf schon längst nicht mehr aus der Umgebung decken, obwohl viele Kleinbauern und Handwerker zum Bergmannsberuf übergewechselt sind. Man ließ fremde Bergleute kommen, aus dem Limburgischen (Kreis Eupen), vom Rhein, vom Westerwald, vom Hunsrück und von Thüringen, die zum Teil ihre Familien nachzogen. Das Grubenunternehmen sah sich dadurch veranlaßt, neben eigentlichen Wrksgebäuden (Schachtgebäude, Maschinenhäuser, Werkstätten, Schreibstuben usw.) auch einige Wohnhäuser in der Nähe der Grube zu errichten, sodaß dort ein neuer Wohnplatz im Entstehen ist.
Sowohl die Grube wie der Eisensteinbergbau beschäftigt mehrere hundert Leute. Die Ausbeute an Brauneisenstein mit hohem Mineralgehalt (Phosphorit) betrug in diesem Jahr 655.000 Tonnen.
Vom deutsch-dänischen Krieg hat man hier nichts gemerkt; Landwehrmänner waren nicht einberufen worden.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1865

Bevölkerung
1865mw
Population
Geburten4654
Todesfälle3745
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Der Winter von 1864 auf 1865 war sehr hartnäckig und hat große Kälte und viel Schnee & Eis mit sich geführt. Das Frühjahr war durchweg sehr trocken. Der Sommer war sehr heiß und trocken. Während 3 Monaten hat es keinen Tropfen geregnet; demnächst waren während der Monate Juli und August fast täglich sehr heftige, mit vielem Regen und starkem Hagel begleitete Gewitter, die mitunter vielen Schaden in den Feldfrüchten verursacht haben. Sehr häufig hat der Blitz eingeschlagen, ohne vielen Schaden zu verursachen.
In diesem Jahre wurde das zweite Schulgebäude auf'm Essig in Breinig erbaut. Die Kosten dafür inclus. Utensilien betragen......... und wurden von der ganzen Gemeinde getragen.
Der Gesundheitszustand der Menschen und des Viehes war im allgemeinen gut, ausser, das im Frühjahre in einigen Ortschaften sich das Nervenfieber eingestellt hat, woran jedoch nur wenige, aber starke Personen gestorben sind.
Die Winterfrucht ist mittelmäßig gerathen und hat ganz besonders wenig Stroh produzirt. Die Sommerfrüchte sind sehr gut gediehen und die Kartoffeln ganz besonders reichlich produzirt.
Das Obst hat im Allgemeinen einen sehr geringen Ertrag geliefert.
Aus dem Bergwerke zu Breinigerberg haben zwei Verunglückungen durch Einstürze stattgefunden, die den Tod zur Folge hatten.

Cornelimünster, den 10 ten Juli 1866; der Bürgermeister und der Gemeinderath Macquet


Im Mai fand wie in anderen großen Städten auch in Aachen eine Erinnerungsfeier aus Anlaß der 50 jährigen Vereinigung des Rheinlandes mit Preußen statt. Beim überwiegenden Teil der Bevölkerung fand sie keinen Widerhall, weil man mit der allgemeinen politischen Entwicklung in Preußen unzufrieden ist, insbesondere den geringen Einfluß des Abgeordnetenhauses auf die Regierungsgeschäfte für unzulänglich hält.
Die zunehmende Schülerzahl in Breinig machte die Vermehrung des Schulraums unabweisbar. Ein neues Schulhaus auf dem Essig mit einem geräumigen Saal im Erdgeschoß und einer fünfräumigen Lehrerwohnung darüber gab die Möglichkeit, die notwendige dritte Schulklasse einzurichten. Es sind nun vorhanden je eine Knaben- und Mädchen Oberklasse und eine gemischte Unterklasse. Es unterrichten in den Oberklassen Lehrer Löhr und Lehrerin Millis aus Aachen (diese übrigens die erste weibliche Schulperson in Breinig), in der Unterklasse Lehrer Kremer. (siehe auch 1869)
Im Gesetz vom 11.September ist die Pflicht der Gemeinden ausgesprochen, ihren besoldeten und auf Lebenszeit angestellten Forstbeamten ein Ruhegehalt zu gewähren, wenn sie dienstunfähig werden.
Unterm 24.Juni wurde das Allgemeine Berggesetz erlassen; es trat am 1.Oktober in Kraft. Das Gesetz hat für unsere Gemeinde mit ihrem großen Bergbau Bedeutung und löst inbesondere das französische Bergwerksgesetz vom 27.April 1810 ab.
Die Grube Breinigerberg ist noch immer im Aufschwung und Ausbau begriffen. Es sind an die zwanzig Schächte in Betrieb, die überwiegend der Förderung, zum Teil der Ein- und Ausfahrt dienen, während der Maria-Schacht noch immer vorwiegend die Aufgabe der Wasserförderung hat, die bei dem großen Wasserzulauf eine überragende Rolle spielt. Den größten Anteil an der Grube hat die Eschweiler Gesellschaft für Bergbau und Hütten, den Rest die Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Stolberg und in Westfalen in Besitz. Gefördert wird aus Tiefen bis über 50 Lachter; allmählich geht man noch tiefer, wo ertragreichere Erzlagen erwartet werden. Für unsere Gemeinde und ihre Umgebung ist die Grube eine Quelle des Wohlstands geworden. Der Zuzug fremder Bergleute hält an.
Die Belegschaft der Grube zählt
a) im Grubenbetrieb 1 Obersteiger, 1 Maschinensteiger, 3 Steiger, 6 Oberhauer, 4 Zimmerhauer, 160 Hauer, 42 Maschinisten, Heizer und Pumpenknechte, 72 Schlepper, dazu 9 Mann in der Maschinenwerkstätte, 7 in der Schmiede, 3 Maurer im Tagebau, 3 Schreiner und 12 Tagelöhner;
b) in der Aufbereitung: 2 Waschsteiger, 115 Wäscher und 18 Klauberinnen;
zusammen also 458 Personen, nicht eingerechnet Schreiber, Zeichner und andere.

Breinig, am 30.November 1960, Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.


Auszug aus der Gesetz-Sammlung für die königlichen Preußischen Staaten 1865, S. 275 Nr. 6067:
Allerhöchster Erlaß vom 3.April 1865, betreffend die Verleihung der fiskalischen Vorrechte für den Bau und die Unterhaltung einer Gemeinde.Chaussee von Münsterbusch über Büsbach, Dorf und Breinigerheide nach Cornelimünster im Regierungsbezirk Aachen.
Nachdem Ich durch Meinen Erlaß vom heutigen Tage den Bau einer Gemeinde-Chaussee von Münsterbusch an der von Aachen nach Stolberg führenden sogenannten Cockerillstraße über Büsbach, Dorf und Breinigerheide nach Cornelimünster im Regierungsbezirk Aachen genehmigt habe, verleihe ich hierdurch den Gemeinden Büsbach und Cornelimünster das Expropriationsrecht für die zu dieser Chaussee erforderlichen Grundstücke, imgleichen das Recht zur Entnahme der Chausseebau- und Unterhaltungsmaterialien, nach Maßgabe der für die Staats-Chausseen bestehenden Vorschriften, in Bezug auf diese Straße. Zugleich will Ich den genannten Gemeinden gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des für die Staats-Chausseen jedesmal geltenden Chausseegeld-Tarifs, einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften, wie diese Bestimmungen auf den Staats-Chausseen von Ihnen angewandt werden, hierdurch verleihen. Auch sollen die dem Chausseegeld-Tarife vom 29.Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizei-Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.
Der gegenwärtige Erlaß ist durch die Gesetz-Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Berlin, den 3.April 1865.
W i l h e l m.
v.Bodelschwingh Gr. v. Itzenplitz.
An den Finanzminister und den Minister für Handel, und öffentliche Arbeiten.

Richtigkeit der Abschrift: Kornelimünster, den 10.Juni 1959, Havers Angestellte




1866

Bevölkerung
1866mw
Population
Geburten5757
Todesfälle4945
Trauungen26
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Am 12.Oktober schied unser seit drei Jahren amtierender Bürgermeister Macquet aus dem Gemeindedienst. Mit der vorläufigen Wahrnehmung der Geschäfte des Bürgermeisters wurde der Bürgermeister von Forst und Eilendorf, Lohausen, beauftragt.
Das Ereignis des Jahres war der Krieg gegen Österreich, für den die katholischen Rheinlande wenig Begeisterung aufzubringen vermochten, sahen sie doch im Kaiserstaat mit seiner überwiegend katholischen Bevölkerung noch immer den Vorort des ersehnten Deutschen Reiches.
Am 5.Mai wurde das rheinische Armeekorps mobilisiert und dann auch die Landwehr einberufen. Weil von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses die Bewilligung einer Kriegsanleihe nicht zu erwarten war, löste es der König am 9.Mai auf; Neuwahlen fanden noch während des Feldzugs statt.
Aus dem Krieg kehrten unsere Landwehrmänner ohne Verluste heim. Der Ausschluß Österreich aus dem Deutschen Bund war nicht geeignet die Anhänglichkeit an Preußen zu fördern.
Zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeiten kamen die Gemeinden Büsbach und Kornelimünster, nachdem dazu Staatszuschüsse (Prämien) bewilligt worden waren, überein, die Orte Kornelimünster, Breinigerheide, Dorff, Büsbach und Münsterbusch durch eine neue Straße zu verbinden.
Mit dem Bau wurde auf beiden Seiten begonnen.(siehe 1868)

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1867

Bevölkerung
1867mw
Population
Geburten5957
Todesfälle2244
Trauungen20
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Die seit dem vorigen Herbst verwaiste Bürgermeisterstelle wurde dem Regierungs-Zivilsupernumerar Josef Krekels, geboren 1840 in Heinsberg, übertragen. Er trat sie am 20.Mai an. Er verwaltet gleichzeitig die Gemeinde Brand mit, Amtssitz ist jedoch Kornelimünster.
21 norddeutsche Staaten schlossen sich zum Norddeutschen Bund zusammen, darunter auch Preußen.
Am 12.Februar fanden Wahlen zum verfassungsgebenden Reichstag statt.
Die Bundesverfassung trat am 1.Juli in Kraft. Auf Grund derselben wurde der norddeutsche Reichstag am 31.August gewählt, wobei allgemeines und gleiches Wahlrecht galt.
Im November wurden auch die Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses neu gewählt, jedoch wie früher nach dem Klassensystem.
Am 1.Juli ist Josef Pauls, der 1835 die erste Apotheke in Kornelimünster gegründet hat, ein Alter von 61 Jahren verstorben; er war in Höfen im Kreise Monschau geboren. Für Rechnung seiner Witwe wird die Apotheke von seinen 1840 in Kornelimünster geborene Sohn Emil Pauls verwaltet.(siehe auch 1869)
Die Ernte war bei Kartoffeln schlecht, beim Getreide nur mittelmäßig. Infolge dessen stiegen die Lebensmittelpreise.
Viele Fabriken gehen schlecht und mancher Arbeiter ist ohne Beschäftigung.
Dagegen floriert der Bergbau auf Eisen, Zink und Blei.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1868

Bevölkerung
1868mw
Population
Geburten5242
Todesfälle3544
Trauungen16
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Die neue Straße von Kornelimünster nach Münsterbusch (siehe 1866) wurde fertig. Außerhalb der Orte hat man an ihren Rand Bäume gepflanzt. Die vom Staat bewilligten Zuschüsse zu den Baukosten (Prämien) gaben Anlaß, sie Prämienstraße zu benennen.
Zur Deckung eines Teils der Unterhaltungskosten erlangte die Gemeinde Büsbach das Recht, für eine Meile ihres Anteils Chausseegeld von den die Straße benutzenden Fuhrwerken zu erheben. Sie richtete dazu in Büsbach und Dorff Hebestellen ein, die sie in der Regel gegen Meistgebot an Wirte verpachtete.
An dem Pachtertrag war unsere Gemeinde beteiligt. Die Chausseegelderhebung hat bis zum Jahre 1920 fortbestanden.
Ebenso lange wurde die Straße durch einen von dieser beauftragten Straßenbaubeamten beaufsichtigt.
Am 26.September brannten an der Aachen-Trierer Landstraße in Kornelimünster zwei Häuser ab, in deren einem sich eine Bäckerei befand. Bei diesem Brand kam der 23 Jahre alte Verwaltungssekretär Carl Heinrich Bonsels ums Leben. Zum Gedenken hieran wurde in die Front des daselbst neuerbauten Hauses über dem Kellersockel ein Stein mit folgender Inschrift eingesetzt:"Zum Andenken an dem schrecklichen Brand vom 26.September 1868". Dieses Haus hat jetzt die Bezeichnung Aachener Straße Nr. 11. Im letzten Kriegswinter 1944/45 ist der Stein stark beschädigt worden, das auf ihm stehende gußeiserne Kreuz aber wurde zerstört. Jahre nachher hat man das Kreuz durch ein schöneres ersetzt.
In der Nacht zum 7.November hat ein gewaltiger Sturm große Schäden an Häusern und Bäumen angerichtet.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1869

Bevölkerung
1869mw
Population
Geburten5960
Todesfälle6051
Trauungen30
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


In Breinig war wiederum die Vergrößerung des Schulhauses nötig. Darum ließ die Gemeinde dem 1865 auf dem Essig errichteten Schulhaus an dessen Westseite einem diesen angepaßten Neubau hinzufügen. Er hat im Erdgeschoß einen geräumigen Saal und darüber eine Lehrerwohnung von vier Räumen, ferner eine Dachkammer. Jetzt können alle drei Klassen räumlich getrennt und zu gleicher Zeit unterrichtet werden. Dieses Schulhaus ist das schönste und größte der Gemeinde.
Ebenfalls in Breinig wurde ein Männer-Gesangverein gegründet.
Die Breiniger neue Pfarrkirche (siehe 1857) wurde vom Kölner Erzbischof Melchers konsekriert.
Bei ihrem Gut Rochenhaus haben die Geschwister Pesser ein großes Haus und eine Kapelle errichten lassen in dem Gedanken, darin ein von Ordensschwestern zu leitendes Altersheim einzurichten. Jahrelange Verhandlungen mit dem Kölner Erzbischof führten nicht zu dem gewünschten Erfolg; er versagte wegen gewisser Vorbehalte der Pesser die kirchliche Genehmigung. Das Haus wurde darum Wohnzwecken zugeführt, um einen Pächter unterbringen zu können, dem ein Teil der Gutsländereien zur Bewirtschaftung überlassen wurde.
Unterm 21.Juni wurde eine Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bumd erlassen, sie ersetzt auch die preußische von 1845. In ihren Grundzügen gilt sie heute noch.
Inhaber der Apotheke in Kornelimünster wurde deren hiesiger Verwalter (siehe 1867) Emil Pauls, der Sohn ihres Gründers. E.Pauls hat später mehrere Ehrenämter bekleidet. Mitglied des Gemeinderats, Beigeordneter, Schiedsmann, Ortsschulinspektor, trat aber besonders als Geschichtsforscher hervor, dem auch unsere Heimat manchen Bericht über ihre Vergangenheit verdankt. 1884 ist er nach Verpachtung der Apotheke nach Bedburg, 1893 nach Düsseldorf verzogen und dort am 3.August 1911 verstorben. Als 1922 in Aachen ein Teil seines Nachlasses versteigert wurde, hat unsere Gemeinde daraus eine Anzahl Archivalien erworben.
Im Eisensteinbergbau finden ungefähr 200 Leute Verdienst. Das Hanfwerk wird in Rüsttal gewaschen. Pächter der Konzession Cornelia ist noch immer der Eschweiler Bergwerksverein.
Auch die Grube Breinigerberg hat ihre Betriebsanlagen weiter ausgedehnt.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1870

Bevölkerung
1870mw
Population
Geburten6166
Todesfälle5952
Trauungen27
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Im November fand die Neuwahl der Abgeordneten zur 2. Kammer(Abgeordnetenhaus) statt.
Als im Juli der deutsch-französische Krieg ausbrach, wurden auch die Landwehrmänner einberufen. Wochenlang marschierten deutsche Truppen durch unsere Gemeinde gen Frankreich, oft nahmen sie hier auch Quartiere. Fuhrleute, die Verpflegung und anderes nachführten, kamen erst nach Wochen zurück, einige waren bis nach Frankreich gelangt. Die Soldaten erfuhren allerlei Liebesdienst von Seiten der Bevölkerung. Selbst in den Schulen sorgte man für sie, indem aus Leimresten die Fäden aufgezupft wurden, um Charpie (Zupfleinwand) für die Wundbehandlung zu gewinnen.
Um die Familien der Einberufenen zu unterstützen, hatten die Gemeinden Beiträge an den Kreis abzuführen. Der gute Fortgang der Kriegshandlungen ließ nach und nach eine Begeisterung aufkommen. Bis zum Jahresende war nur der 23 Jahre alte Wilhelm Münch aus Breinig als gefallen gemeldet, +18.Oktober 1870.
Am 11.Februar verstarb in Breinig der dortige Pfarrer Peter Ostlender im Alter von 66 Jahren. Er war in Büsbach geboren 1832 in Breinig, Vikar und 1840 Pfarrer geworden. Als Nachfolger im Pfarramt wurde Carl Magon eingeführt.
Zur Pflege des kirchlichen Gesangs wurde in Venwegen ein Kirchenchor gegründet.
Ebendort wurde die noch immer einklassige um 1819 eingerichtete Schule als nicht mehr geeignet befunden. Die Gemeinde errichtete darum auf der nebenan liegenden, zur Lehrerdienstwohnung gehörenden Baumwiese ein schönes neues Schulhaus mit einem geräumigen Saal im Erdgeschoß und einer fünfräumigen Lehrerwohnung im Obergeschoß. Das Haus liegt soweit vor der Straße zurück, daß vor ihm ein Spielplatz verblieb, auf den Linden gepflanzt wurden.
Das alte Schulhaus ist ganz für Wohnzwecke eingerichtet worden und vermietet. (30 Jahre danach hat man darin eine zweite Schulklasse untergebracht.)
Ein Bundesgesetz vom 4.Juni regelt den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit und legt fest, daß der Angehörige eines Bundesstaates in allen Bundesländern als Deutscher gilt.(Das Gesetz ist erst 1913 neu gefaßt worden)
Ein Bundesgesetz vom 6.Juni über den Unterstützungswohnsitz regelt die Pflicht zur Unterstützung Hilfsbedürftiger und die Kostentragung hierfür. Die Gemeinden sind als Ortsarmenverbände zur ersten Hilfsleistung verpflichtet. Für genannte Landarme (solche, die in einer Gemeinde keinen Unterstützungswohnsitz haben) hat der Landarmenverband endgültig aufzukommen. Landarmenverbände sind in der Rheinprovinz die Regierungsbezirke (geändert 1872. Das Gesetz galt bis 1908)
Am 31.Januar kam der ledige 27 jährige Kaufmann Josef Maria Leonhard Gotthard Startz aus Kornelimünster bei dem Versuch, einen in der Spinnerei von J.A.Bischof in der Münster Mühle verunglückten Arbeiter zu retten, ums Leben.
Ihm folgte im Tode noch am 9.Februar sein Vater Heinrich Leonard Nikolas Gotthard Startz, 78 Jahre alt, geboren in Aachen.
Über ihn ist in der Chronik (1820 und später) oft berichtet. Die Münster Mühle, einst Eigentum von Startz, und dessen Tuchfabrik ist vor einigen Jahren in den Besitz von J.A.Bischof aus Aachen übergegangen. (Über den Ausgang der in früheren Jahren erwähnten Streitigkeiten mit G.Startz habe ich nichts zu ermitteln vermocht.)
Der Krieg war verhängnisvoll für die Grube Breinigerberg. Bei seinem Ausbruch hatte sie eine Belegschaft von 475 Personen. Alsbald mußten davon 1 Steiger und 63 Mann zu den Fahnen eilen. Dadurch wurde die hier überaus wichtige Wasserhaltung besonders schwer getroffen. Es kam zu unvermeidbaren Störungen derselben die den Abbau gefährden mußten. Darum legte man am 13.Oktober einen Teil der Grube still und entließ die dadurch freigewordenen Meister. Man hofft jedoch, den Grubenbetrieb nach dem Kriege wieder voll aufnehmen zu können.
Die Bergbau-Unternehmer zahlen an die Familien der Einberufenen freiwillig Unterstützungsgelder, diese dürfen auf die vom Kreis festzusetzenden Unterstützungen nicht angerechnet werden.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1871

Bevölkerung
1871mw
Population2800
Geburten4950
Todesfälle3827
Trauungen13
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der Krieg gegen Frankreich ging vor dem Frühjahr zu Ende. Die nach und nach heimkehrenden Soldaten wurden jubelnd begrüßt und gefeiert. Allüberall herrschte Hochstimmung ob des siegreichen Ausgangs des Feldzuges und der durch die Proklamation unsers Königs Wilhelm zum deutschen Kaiser gekrönten Einheit des neuen Deutschen Reichs. Die neue Reichsverfassung vom 16.April entspricht inhaltlich weitgehend der Bundesverfassung von 1867.
Es fand eine Reichstagswahl statt. Leider hat der Krieg auch in diesem Jahr ein Opfer aus unserer Gemeinde gefordert: Johann Jakob Gier aus Kornelimünster, 35 Jahre alt, gestorben infolge Verwundung am 7.Februar 1871.
Am 9.Mai verließ uns der Bürgermeister Krekels, seit 1867 hier, die Gemeinde, um im neuen Reichsland Elsaß-Lothringen die Stelle eines Steuerempfängers zu übernehmen.
Er hat zunächst in Straßburg gewohnt und ist 1913 in Saarbrücken verstorben. Nachfolger wurde am 18.Juli der Regierungs-Zivilsupernumerar Josef Hochstenbach. Auch er verwaltet die Gemeinde Brand mit. (weiteres siehe 1884)
Am 15.Mai wurde ein Reichsstrafgesetzbuch erlassen. Ein gleichzeitiges Einführungsgesetz bestimmt, daß der Bundesstaaten eine Strafgesetzgebungen noch auf gewissen Gebieten zusteht, z.B. im Feld- und Forstrecht.
Die Grube Breinigerberg ist auch nach dem Kriege nur beschränkt in Betrieb. Man befürchtet, daß sie gänzlich stillgelegt wird.
Heinrich Hoesch vom Junkershammer, Inhaber der Gerechtsame auf Eisensteingewinnung im größten Teil der Gemeinde, hat den Pachtvertrag mit dem Eschweiler Bergwerksverein betreffend das Grubenfeld Cornelia (siehe 1853) gelöst und tritt wieder selbst als Unternehmer auf.
Am 1.Dezember war eine allgemeine Volkszählung. Sie hatte folgen des Ergebnis:

OrtEinwohnerHäuser
Cornelimünster1086166
Breinig932174
Breinigerheide20435
Schützheide499
Breinigerberg14322
Venwegen38686
Gemeinde2800492



Bis auf 1 Evangelischen und 43 Juden in Kornelimünster sind alle Einwohner katholisch.
Bei den Bewohnern von Breinigerberg sind die Bewohner von drei Häusern im Vichttal zwischen Zweifall und Vicht, in der sogenannten Münster Au, also (1 am Frackersberg, 1 Wirtshaus an der Brücke vor Zweifall und 1 Wohnhaus beim Sägewerk gegenüberdem Weiler Jägersfahrt) und von einem Haus unterhalb von Vicht (das Wirtshaus, Hirschburg) mitgezählt.
Die Verringerung der Einwohnerzahl gegenüber 1864 um über 200 ist hauptsächlich auf die Einschränkung des Betriebs der Grube Breinigerberg zurückzuführen.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1872

Bevölkerung
1872mw
Population
Geburten5650
Todesfälle4033
Trauungen22
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Am 1.Januar trat die Maß und Gewichtsordnung vom 17.August 1868 in Kraft.
Durch sie ist die herkömmliche Vielfalt an Längen-, Flächen-, Körpermaßen und Gewichten abgeschafft und das Maß- und Gewichts-System reichseinheitlich geordnet. Er beruht auf dem metrischen System mit dezimaler Untertheilung. Nur für den rein privaten Gebrauch ist die Verwendung herkömmlicher Maße und Gewichte zugelassen.
Und noch heute, 90 Jahre danach, nicht ganz aufgegeben, z.B. 1 Linie oder Strich = 1/12 Zoll, 1 Zoll = 1/12 Fuß, 1 Fuß = 1/12 Rute, 180 Quadratruten = 1 Morgen.
Seit dem gleichen Tage bilden die fünf rheinischen Regierungsbezirke- (siehe 1870) den Landarmenverband der Rheinprovinz.
Da seit 10 Jahren an der Schule in Breinig tätige Lehrer Mathias Kremer ist nach Aachen versetzt worden.
Die Breiniger Pfarrkirche erhielt neue Glocken, gegossen aus der Bronze eroberter französischer Geschütze, wegen deren Stiftung man die Vermittlung unserer Kaiserin Augusta nachgesucht hatte.
Der Gemeinde wurden ihre Aufwendungen für die Unterstützung der Familien der zum Kriegsdienst Einberufenen (siehe 1870) aus der von Frankreich gezahlten Kriegsentschädigung zum Teil ersetzt.
In Kornelimünster und Breinig bildeten sich aus ehemaligen Soldaten, besonders Teilnehmer an den letzten Kriegen, Kriegervereine.
Die Hoffnung, die Grube Breinigerberg werde den im Herbst 1870 eingeschränkten Untertagebetrieb wieder voll in Gang setzen, wurde nicht erfüllt. Es wurde weiter vermindert und soll ganz aufgegeben werden. Das wäre bedauerlich und ein Rückschlag für die ganze Gegend. Die Aufbereitung (Erzwäsche) wird noch betrieben.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1873

Bevölkerung
1873mw
Population
Geburten4753
Todesfälle4034
Trauungen31
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


In ein angespanntes und beunruhigendes Verhältnis kamen Staat und Kirche.
Im vorigen Jahr wurde durch Gesetz vom 11.März das ausschließliche Recht des Staats auf die örtliche Schulaufsicht und die Besetzung der Stellen der Kreisschulinspektoren festgelegt. Die Ortsschulaufsicht hatte bis dahin unangefochten in der Hand der Pfarrer gelegen. In diesem Jahr erhielt der Oberpräsident das Recht gegen die Übertragung eines geistlichen Amts Einspruch zu erheben, von der er vorher zu unterrichten ist. Die kathol. Kirche lehnt diese Anzeigepflicht ab.
Für das ganze Reich wurde eine einheitliche Geldwährung eingeführt, die Mark zu 100 Pfennigen. Sie ersetzt die unterschiedlichen Geldsorten auch den althergebrachten und beliebten Taler zu 25 bzw. 30 Silbergroschen zu 12 bzw 10 Pfennigen, läßt ihn jedoch als Wert von 3 Mark bestehen.
Am 6.Juni ging über unsere Gegend ein schwerer Wolkenbruch nieder, der große Schäden an Feldern, Wegen und Brücken hinterließ. Leichte Brücken sind gar fortgerissen worden.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1874

Bevölkerung
1874mw
Population
Geburten5957
Todesfälle2739
Trauungen27
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Ein Gesetz vom 9.März über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung hat für uns und überhaupt das linksrheinische Gebiet keine rechtserhebliche Bedeutung, weil beides schon vor 1800 von den Franzosen eingeführt worden ist, im damaligen Rur-Departement und Herbstbeginn 1798.
Ein anderes Gesetz verleiht auch den katholischen Kirchengemeinden das ihnen bisher unbekannte Recht der Pfarrerwahl. Von den Bischöfen indes wird es nicht anerkannt, nach Kirchenrecht steht allein ihnen zu, Pfarrer zu ernennen.
In diesem Jahre wurden die Mitglieder des Reichstags und die Abgeordneten der 2. Kammer des preußischen Landtags neu gewählt.
Die Gemeinde Zweifall ließ die vor 12 Jahren von einem Hochwasser eingerissene Straßenbrücke über die Vicht von Mulartshütte neu aufbauen.
Durch Akt vom 18.Juni erwarb der Preußische Staat von den Erben von Gotthard Startz die ehemaligen Abteigebäude und die dazu gehörenden Gärten, auch den großen Abteigarten zwischen Inde, Münster Mühle und Promenade, ferner das Frankenwäldchen, und später auch das zwischen diesem und der Aachen-Trierer Landstraße liegende Ackerland, insgesamt 7,6135 ha, für 125.000 Mark, um in den Abteigebäuden ein katholisches Lehrerseminar unterzubringen.
Die Münster Mühle und das dazu gehörende Gelände, ehemals auch Eigentum von Startz sind so ungefähr 8 bis 10 Jahren in den Besitz von J.A.Bischof, Tuchfabrikant in Aachen gelangt, die dort eine Spinnerei unterhält. Die Gemeinde kann das neue Vorhaben nur begrüßen, einmal, weil die Gebäude wieder einem Zweck zugeführt werden sollen, der der Würde ihrer ursprünglichen Widmung besser entspricht, sie erhofft überdies eine Hebung des Ansehens des Orts und eine wirtschaftliche Belebung.

Breinig, am 30.November 1960;  Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.




1875

Bevölkerung
1875mw
Population
Geburten6651
Todesfälle4640
Trauungen17
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker ErzeugnisseMagd. MorgenBerl. ScheffelPreis pro Berl.Scheffel
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
HeuCentner
StrohCentner
LeinsaamenBerliner Scheffel
FlachsStein
ButterPfund
KäsePfund
LandwollePfund
AckerlandMagd.Morgen
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


Der Lehrerdienstwohnung in Venwegen wurde eine Dachkammer hinzugefügt.
Im März vernichtete ein Brand im Frackersberg und am Rochenspütz ein Büsbacher Gemeindewald 60 Morgen Eichenschälwald und 4 Morgen Eichenstummelpflanzung.
Die Gemeinden Brand und Kornelimünster erbauten von der Aachen-Trierer Landstraße, anfangend in der Gemeinde Brand, eine Straße bis zur Bilstermühle und Brücken über Inde und Mühlgraben unterhalb der Mühle. Brand zahlte einen Kostenanteil von 430 Mark. An den Brückenkosten hat sich auch die Gemeinde Büsbach beteiligt die später auf ihrem Gebiet die Straße bis Krauthausen verlängert hat.
Die Umgestaltung der Abteigebäude für die Zwecke eines Lehrerseminars bringt große bauliche Veränderungen: Nicht benötigte Bauten werden abgerissen, andere umgebaut. Man erwartet die Fertigstellung im kommenden Jahr.
Ein Gesetz vom 22.April verleiht sämtliche Leistungen des Staates und der Gemeinden an Geistliche. Nur solche Geistliche sind ausgenommen, die durch Handlungen oder eine Erklärung ihre Bereitwilligkeit dargetan haben, die sogenannten Kulturkampfgesetze zu befolgen. Für die nicht willigen Geistlichen müssen die Kirchengemeinden allein sorgen, das trifft auf die hiesigen Geistlichen zu.
In Verfolg des Gesetzes von 1872 über die Schulaufsicht ernannte die Bezirksregierung den Apotheker Emil Pauls, Kornelimünster, zum örtlichen Ortsschulinspektor.
Ein Reichsgesetz vom 6.Februar über die Beurkundung des Personenstands und die Eheschließung regelt diese reichseinheitlich, ändert aber nur wenig am bisherigen Rechtszustand.
Die in den letzten Jahren aufgekommene Wirtschaftskrise hatte eine zunehmende Einschränkung der Fabrikation und entsprechende Vermehrung der Arbeitslosen zur Folge. Die Stillegung des Untertagebetriebs der Grube Breinigerberg wirkt sich für die dortige Bevölkerung besonders bitter aus, weil sie neue Arbeitsstätten kaum zu finden vermochte, mögen auch diejenigen, die an neben beruflicher Landwirtschaftung einen Rückhalt fanden und finden nicht so hart betroffen werden.
Die Erzwäscherei der Grube wird noch fortgeführt und war in kleiner werdendem Umfange noch ungefähr 20 Jahre im Betrieb, während denen alte Halden noch einmal durchgearbeitet worden sind. Erfreulich krisenfest war noch der Eisensteinbergbau, der bei Tagesförderungen bis zu 2000 Zentner noch unlängst über 250 Leute beschäftigte.

Breinig, am 30.November 1960; Joh. Röntgen, Amtsinspector a.D.<



Epilog
Was können wir erben
Und was erwerben,
als Müdigkeit,
zur rechten Zeit –
zu sterben !
Heinr. Capellman 1951




Band–3 1876-1898


Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-3

Chronik

C h r o n i k

der
Bürgermeisterei Cornelimünster, im Kreise Aachen, Chronik der Bürgermeisterei Cornelimünster im Kreise Aachen
Regierungsbezirk Aachen
Gegenwärtiges Chroniken Buch enthält einhundert Blätter, wovon das erste und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.
Cornelimünster, den 4. ten Februar 1877; der Bürgermeister Hochstenbach



1876

Bevölkerung
1876mw
Population156915603129
Geburten68572 unehelich
Todesfälle51300 über 90
Trauungen12
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Population (1.12.75) männlich: 1569 weiblich 1560 gesamt 3129
Geburten männlich 68 weiblich 57 darunter unehelich 2
Todesfälle männlich 51 totgeboren 1 weiblich 30 totgeboren 1
Darunter Personen über 90 Jahre
Trauungen Paar 12
Die am 1.Dezember 1875 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Gesamtbevölkerung von 3129 Seelen während bei dieser Zählung im Jahre 1871 3132 Seelen vorhanden waren, so daß eine Abnahme von 3 Seelen constatirt worden.

Von dieser Bevölkerung gehören zur kath Religion 3074 und evang. Religion 10 und zum jüdischen Bekenntnisse 45 Personen.
Der Beigeordnete Peter Joseph Ostlender, dessen 6 jährige Amts Periode am 31.März 1876 abgelaufen, wurde durch Verfügung königlicher Regierung vom 13.Mai 1876 auf weitere 6 Jahre mit der Regierung ernannt, daß er als erster Beigeordneter zu fungiren habe. Seine Wiedereinführung fand am 16.Juni vor Jr. statt.
Dem Turnus gemäß schieden mit Ende des Jahres 1875 die Herren Ostlender Peter Joseph, Biervert Winand, Nicolai Egidius, Lamberts Mathias Joseph aus Cornelimünster, Dautzenberg Wilhelm, Wagemann Arnold aus Breinig, Schmitz Wilhelm Joseph und Lauter Wilhelm aus Venwegen aus dem Gemeinderath aus, der bis Ende 1875 gewählte, z. Z. der Wahl in Cornelimünster wohnende Oeconom Hiazinth Minderjahn war bereits früher ausgeschieden, während der bis 1878 gewählte Johann Wilhelm Braun aus Breinig inzwischen verstorben war. Bei den dieserhalb am 24.November 1875 stattgehabten Erneuerungs Wahlen für die 6 Jahre 1876 bis 1881 wurden neu resp. wiedergewählt die Herren Hamacher Egidius, Lamberts Mathias Joseph, Biervert Winand, Nicolai Egidius, Ostlender Peter Joseph aus Cornelimünster, Wagemann Arnold aus Breinig, Winkhold Hubert von Schützheide, Schmitz Wilhelm Joseph und Lauter Wilhelm aus Venwegen. Zum Ersatzmann für den Braun aus Breinig wurde der Bäcker Wilhelm Dautzenberg daselbst gewählt. Nachdem der Herr Landrath diese Wahlen bestätigt, wurden die gewählten am 14.Januar und resp. 15.Februar ihr in ihr Amt eingeführt.
Der Gemeinde Verordnete Wilhelm Joseph Schmitz von Venwegen ist am 26.Mai v. Js. gestorben.

An Stelle des im Jahre 1875 verstorbenen Gemeindeforstadministrators Mohring, wählte Gemeinderath am 16.Juni vor. Js. den Herrn Oster zu Burtscheid zum Oberförster der hiesigen Gemeinde der nach erfolgter Bestätigung durch die königliche Regierung die Stelle am 1.Juli v. Js. definitiv übernommen hat. Der Maurer Hubert Hürtgen zu Breinig wurde vom 1 ten November vor. Js. ab als Wegewärter, sowie Hülfspolizeidiener und Geldhüter angestellt und in diesen Eigenschaften vereidigt.

Der Pfarrer Wilhelm Joseph Küfen zu Cornelimünster starb im Alter von 69 Jahren am 14.September v. Js. hierselbst, nachdem er nahezu 30 Jahre der hiesigen Pfarre vorgestanden. Ein Nachfolger ist bis jetzt nicht ernannt worden, weil die kirchliche Behörde aus Veranlassung des auf kirchlich politischem Gebiet entstandenen Conflikte mit der königlichen Staatsregierung sich weigert, die neu zu ernennenden Pfarrer den Bestimmungen der im Mai 1873 und 1874 erlassenen Gesetzen gemäß dem Herrn Oberpräsidenten der Regierung vorher namhaft zu machen. Zum Glück der Pfarre ist sie aber nicht verwaist, da ein Kaplan bei der Pfarrkirche vorhanden ist.
Nachdem im Frühjahr 1876 die Arbeiten zum Neubau und Erweiterung der hiesigen Abtei-Gebäulichkeiten seitens des Staates in Angriff genommen und mit aller Energie betrieben worden, war es endlich möglich das königliche Schulungs-Seminar in diesen Gebäulichkeiten am 1.September v. Js. zu eröffnen. Nach einem feierlichen Hochamte in der hiesigen Pfarr-Kirche fand eine einfache, aber würdige Feier im Seminar statt, der außer dem Lehrer-Collegium und den Schülern der unterzeichnete Bürgermeister, der hiesigen Gemeinde Verordneten, Mitglieder des Schulvorstandes und einige Notabele des hiesigen Ortes beiwohnten. Der ernannte interrimistische Seminar Direktor Herr Bürgel, welcher katholischer Priester ist, war seither Rektor der höheren Schule in Lindlar.
Auf Anregung der höheren Behörde hat Gemeinderath am 6.Dezember vor. Js. die Errichtung einer ländlichen Fortbildungsschule in Breinig beschlossen. welche am 31.Dezember v. Js. mit 60 Schülern eröffnet worden ist.

Der Unterricht wird durch den Lehrer Ignaz Löhr einstweilen in deutscher Sprache mit Aufsatz, Rechnen und Zeichnen ertheilt. Die dem Lehrer bewilligte Remuneration ad 180 Mark pro Jahr wurde im Etat pro 1877 vorgesehen. Da die königliche Regierung eine Beihülfe zu diesen Kosten aus Staatsfonds nicht bewilligen zu können erklärt hat, hat der Bürgermeister sich dieserhalb an den Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit in Aachen gewandt, von dem er sich mehr Erfolg verspricht.
Seit dem letzten Berichte ist vom Gemeindegrundvermögen nichts veräußert worden.
Gemäß Pos. 53 der vorgelegten muthmaßlichen Final Abschlüssen besitzt die Gemeinde einen Substanzfonds von 1.831 Mark 51 Pfg. aus früheren Grundverkäufen herrührend. Die Gemeindeschulden, welche am 1.Januar 1876 betragen 27.240 Mark haben in verflossenem Jahre eine Erhöhung nicht erfahren und sind vielmehr durch Ablage der planmäßigen Rate pro 1876 ad 3.270 Mark verringert worden bis auf 23.970 Mark.
Die letzte Rate der Sonderschule der Pfarre Venwegen ist in 1876 abgelegt worden.
Nachdem durch Gesetz vom 29.Juni v. Js. das EtatsJahr für den Staatshaushalt auf den 1.April bis Ende März in den Jahren verlegt worden, hat die königliche Regierung, bestimmt, daß der Etat pro 1876 für die Zeit bis Ende März d. Js. prolongirt worden. Den für diese Zeit von 3 Monaten zu leistenden Ausgaben der Gemeinde ad 4.319 Mark stand eine Einnahme von nur 1.697 Mark gegenüber, so daß die Mehrausgabe.. 2.622 Mark beträgt.
Der weitere Umstand, daß in 1876 erhebliche Kostenbeträge für die neu ins Leben gerufene Provinzial-Verwaltung eingezahlt werden mußten, wofür Fonds gar nicht vorgesehen waren, z. B. Pos. 33. des Finalabschlusses, Beitrag zu den allgemeinen Bedürfnissen der Provinzialverwaltung ad... 1.783 M 63 pf. und Pos. 33A daselbst, Beitrag zu den Kosten der Reorganisation des Irrenwesens ad.. 757 M 07pf. welche Beträge gemäß einer Verfügung ins Herre Landrath vom 11.November a. Js. für das neue Jahr wieder erforderlich sind und deshalb im Etat pro 1877 disponibel gestellt worden, in Verbindung mit dem Ausfall an Gemeindepächten in Folge der am 28. Novbr. v. Js. stattgehabten Wiederverpachtung der Breinigerheide ad ca. 365 Mk sowie die nothwendig gewordene Erneuerung eines Theils der Dachkandele der Kirche in Breinig, deren Kosten ad 1.100 Mark im neuen Etat ebenfalls vorgesehen werden, Kosten desselben, hat das Bedürfniß einer erheblichen Steigerung der Gemeinde Umlagen pro 1877 nöthig gemacht.
Während dieselben für das abgelaufene Jahr nach dem festgestellten Etat nur zur Höhe von 45% der Staatssteuern nöthig waren, in Folge des günstigen Ausfalles des vorigjährigen Holzverkaufs in Wirklichkeit aber nur zur Höhe von 20% der Staatssteuern erhoben worden, werden dieselben für das neue Jahr die Höhe von über 95% der Staatssteuern erfordern, ein Resultat, was bei den heutigen, in Folge der mehrere Jahre hindurch andauernden geschäftlichen Krisis sehr ungünstigen Zeitverhältnisse gewiß nicht erfreulich, indeß unvermeidlich ist, da auch das Resultat des kürzlich stattgehabten ersten Holzverkaufes nicht erfreulich und nach den anderwärts inzwischen gemachten Erfahrungen von dem bevorstehenden zweiten Holzverkaufes kaum zu erwarten ist, daß bei demselben der Erlös die Taxe um etwas Bedeutendes überschritten wird.
In baulicher Beziehung ist im ablaufenden Rechnungs Jahre eine rege Thätigkeit entwickelt worden. Der Neubau einer Spritzen-Remise nebst Arrest Lokal in Venwegen ist ausgeführt worden und sind die Kosten ad 1140 Mark 25 Pfg. bei Pos. 65 der Ausgabereste des Finalabschlusses disponibel gestellt worden.

Die Kirchhoffs Mauer in Breinig ist mit behauenen Blausteinplatten belegt worden, deren Kosten sich auf 1028 Mark 78 Pfg belaufen. In Venwegen mußte längs der Dorfstrasse neben einem Pfuhle eine Schutzmauer errichtet werden, deren Kosten sich auf 121 Mark 41 p. belaufen.
Gemeinschaftlich mit der Gemeinde Gressenich ist bei Vicht eine Fußbrücke größtentheils erneuert worden, wovon der Kostenantheil 169 M 12 d Pfg. betrug.
Auf der der Gemeinde gehörenden Ritscheiderhaid sind 6 neue Deckelkanäle unter den Culturwegen gebaut worden, deren Kosten ad 254 Mark 55 pfg bei Pos. 64 der Ausgabereste des Finalabschlusses disponibel sind.
Dem Orte Venwegen ist die groeßte Wohlthat der ausführten Wasserleitung vom Brunnen 'Jungenborn' zum Orte geworden. Dieselbe wurde am 22 ten April vor. Js. in Gegenwart des Unterzeichneten, des Bau Comitees und des Unternehmers Kloubert unter dem lauten Jubel der Einwohner eröffnet und hat bis jetzt ununterbrochen gutes Trinkwasser in reichlichem Maaße geliefert. Die Gesammtkosten belaufen sich auf 1.505 Mark 26 p.

Die nach Eröffnung der Wasserleitung in Venwegen überflüssig gewordene Pumpe wurde auf dem Brunnen vor der Kirche in Breinig angebracht.
Der Schulspielplatz in Venwegen wurde, um den Kindern einigen Schutz gegen die Hitze zu verschaffen, mit Lindenbäumen bepflanzt.

Der den hiesigen Ort durchziehende, sogenannte St. Antonius Kanal, welcher seit dem Jahre 1848 eine Reinigung nicht mehr erfahren und stellenweise mehrere Fuß hoch angeschlemmt war, wurde im Herbste vor. Js. einer gründlichen Reinigung und zwar vom Beginn des Seminargartens an bis zum Hause des Dachdeckers Scholl in der Gasse unterworfen, sowie zur möglichsten Verhütung fernerer Aufschwemmungen vor dem Einlaß in den Kanal eine Senkgrube hergestellt, welche periodisch zu reinigen sein wird.

Die Mauer an der Westseite der Kirche in Breinig litt längere Zeit hindurch an erheblicher Feuchtigkeit deren Beseitigung zur Instandhaltung des Gebäudes dringend nöthig war. Zur Hebung des Uebelstandes war ein Umbau der Dachkandeln, welche zu eng waren, und Vermehrung der Abfallröhren nothwendig, welche Arbeit 1100 Mark gekostet hat.
Dem Beschlusse des Gemeinderathes vom 4.September vor. Js. entsprechend, wurde zum Zwecke der Erneuerung des Pflasters in der Steinstrasse hierselbst der erforderliche Credith ad 800 Mark im neuen Etat angesetzt.

Die Tuchfabrikanten F.A.Bischoff Söhne in Aachen, welche ihre hiesige Spinnerei zu einer completen Tuchfabrik erweitert haben, deren Inbetriebsetzung in der nächsten Zeit in Aussicht steht, haben mit Erlaubnis königlicher Regierung ihr Wehr im Indebach hierselbst durch ein neues Klappwehr, verbunden mit einer Flutschleuse ersetzt, womit für den Ort der erhebliche Vortheil verbunden ist, daß künftighin die Gefahr von Ueberschwemmungen bedeutend vermindert ist, insofern der Wehrrücken mit niedergelegter Klappe 8 centimeter tiefer liegt, wie das frühere und außerdem die Flutschleuse ganz erheblich viel Wasser abläßt.

Die langwierigen Verhandlungen über den Ausbau des Weges zwischen Krauthausen und Bilstermühle haben endlich dahin geführt, daß die königliche Regierung unterm 18.Dezember vor. Js. genehmigt hat, daß, dem Beschlusse des hiesigen Gemeinderaths vom 10.November v. Js. entsprechend, beim Ausbau des Weges die Richtung des Planes des Baumeisters Neu eingeschlagen werde, worüber noch besonders verhandelt werden wird.
Dem Antrage des Gemeinderathes vom 28.Juli v. Js. entsprechend, hat die königliche Regierung beim Herrn Landesdirektor der Rheinprovinz befürwortet, daß die Prämienstraße von Münsterbusch nach C.Münster den Gemeinden Cornelimünster und Büsbach abgenommen und zur Provinzialstraße erhoben werde, worüber die Entscheidung hoffentlich recht bald ergehen wird.

Der jetzige Winter ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein so überaus milder, daß, was seit Menschengedenken nicht der Fall gewesen, bis jetzt (21/2 22) fast ohne Unterbrechung im freien gearbeitet, sogar gemauert werden konnte. Nur an wenigen Tagen hatten wir unbedeutenden Schneefall, sonst fast immer milde, aber fast andauernde regnerische Witterung, während im Norden über abnorne Kälte vielfach geklagt worden ist.

Die unsere Gegend so lebhaft interessierende Frage einer Eisenbahnverbindung ist in ein neues Stadium getreten. Sicherem Vernehmen nach hat das diese Angelegenheit betreibende Comite die Conzession zum Ausbau der Strecke von der Luxemburger Grenze über St. Vith, Montjoie, Roetgen und Cornelimünster nach Aachen und nach Stolberg nachgesucht und liegen die Verhandlungen dem hohen Ministerium zur Entscheidung vor. Für die vielen Arbeiter, welche seit einiger Zeit ohne Beschäftigung sind, wäre es höchst wünschenswerth, wenn eine rasche Erledigung dieser Frage herbei zu führen wäre.

Der seitherige Lauf der Hausnummern in hiesiger Gemeinde war für den Uneingeweihten sehr wenig verständlich, weshalb eine neue Nummerierung der Häuser vorgenommen wurde und zwar mittelst Zinkplatten, die vom Gemeinderath auf die Gemeindekasse übernommenen Kosten ad 168 Mark 63p sind im neuen Etat vorgesehen worden.

Auf den Antrag einer großen Anzahl Einwohner von Breinig hat Gemeinderath beschlossen und die königl. Regierung genehmigt, daß die am 4.Dezember jeden Jahres, oder, wenn dieser kein Sonntag ist, am darauf folgenden Sonntag seither gefeierte St. Barbara-Kirmes in Zukunft an dem der Adventszeit vorhergehenden Sonntage gefeiert werde, welche Verlegung in 1875 zur allseitigen Zufriedenheit eingeführt wurde.

Am Sonntag den 27.August vor. Js. Morgens, etwas nach 5 Uhr brach im Dach des Wohnhauses des Bierbrauers Joseph Schmitz auf dem hiesigen Bierkeller Feuer aus, welches das Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern größtentheils zerstört und einiges Mobilar vernichtet hat. Das Feuer ist zweifellos durch brennende Funken, welche aus dem Kamin der Dampfmaschine auf das Dach des Wohnhauses gefallen sind, herbeigeführt worden.

Seit den letzten Wochen sind aus allen Gegenden unseren Staates, unter andern auch von Cöln Nachrichten gekommen über Constatirung der Rinderpest. In Folge dessen sind auch hier schon allgemeine Anordnungen getroffen, um den Gesundheitszustand der Rindvieh Bestände zu beachten. Gäbe der Himmel, daß zu den jetzt vorhandenen wirthschaftlichen und geschäftlichen Kalamitäten nicht auch noch diese neue, so viele Heerden vernichtende Pest in größerem Maaßstabe hinzukomme, damit der schon vielfach angefressenen Wohlstand nicht noch mehr zerrüttet werde.


Cornelimünster, den 21.Februar 1877, der Bürgermeister, Hochstenbach

Bevölkerung
1877mw
Population156915603129
Geburten59561 unehelich
Todesfälle32371 über 90
Trauungen24
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die am 1.Dezember 1875 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Gesammtbevölkerung von 3129 Seelen, die Klassensteuerrolle pro 1877/78 ergab ein solche von 3141 Seelen mithin eine Zunahme von 12 Seelen.

Von dieser Bevölkerung gehören zur katholischen Religion 3075 Seelen zur evangelischen Religion 11 Seelen zum jüdischen Bekenntnisse 55 Seelen.
Es wurden geboren 59 männliche und 56 weibliche Kinder, darunter war 1 unehelich geborenes Kind; es starben 32 männliche und sieben und dreißig weibliche Personen hierunter sind 5 totgeborene Kinder einbegriffen. Im Jahre 1877 wurden 24 Trauungen vollzogen.

Dem seit 1841 angestellten Gemeindeförster Kremer, welcher nahezu 70 Jahre alt ist, soll im Dienste eine Assistenz gewährt werden. Die Verhandlungen hierüber sind noch in der Schwebe.
Zu den Kosten der ländlichen Fortbildungsschule in Breinig gewährt der Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit jährlich eine Beihülfe von 150 Mark. Anstatt des entfernten Lehrers Löhr hat der Lehrer Jansen zu Hahn den Unterricht übernommen. Als Zeichenlehrer ist der Maschinentechniker Peter Gelles zu Breinigerberg in der Fortbildungsschule thätig.
Herr Seminar Direktor Bürgel, welcher Allerhöchsten Orts zum Seminar Direktor definitiv ernannt worden, wurde am 10. October nach vorhergegangener kirchlicher Feier durch den Königlichen Provinzial Schulrath Herrn Linnig in der Aula des Seminars feierlich in sein Amt eingeführt. Der Feier schloß sich ein seitens der hiesigen Gemeinde veranstaltetes Festmahl an, das in herzlicher, gemüthlicher Stimmung verlief.
Vom Gemeinde Grundvermögen sind in diesem Jahre 2 Absplisse der Breinigerheide, groß 15 Hrn 89 meter zur Gesammtsumme von 534 mark verkauft worden. Die Gemeindeschulden, welche am 1. April v. Js. 2.3970 mark betrugen, mußten in Folge der durch die ungünstigen Resultate der diesjährigen Holzverkäufe entstandenen großen finanziellen Verlegenheiten durch Aufnahme einer Anleihe bei dem Landkreise Aachen ad 5.000 Mark erhöht worden bis auf 28.970 Mark
Hiervon wurden aber Ende Dezember vor.Jr. abgelegt
a) gemäß Tilgungsplan auf die alten Schulden 2.700 Mark
b) gemäß Tilgungsplan auf die neuen Schulden 2.300 Mark
5.000 Mark so daß sie beim Beginn des neuen Jahres noch betragen 23.970 Mark
Die Gemeindesteuern betrugen pro 1877/78 in Folge der Verlegung des Etats Jahres, der unvorhergesehenen hohen Provinzial Umlage und der ungünstigen Ergebnisse der Holzverkäufe 90% der Staatssteuern. Für das kommende Jahr werden sie voraussichtlich eine willkommene Ermäßigung erfahren, jedenfalls werden sie mehr als 20% weniger betragen.
Im Bauwesen konnte die Gemeinde in 1877 wegen Mangels an Fonds keine nennenswerthe Thätigkeit zeigen. Die einzige größere Arbeit, welche ausgeführt wurde, war die Erneuerung des Pflasters in der Steinstraße hierselbst zu einem Kostenbetrag von 667 Mark.
Auf Anordnung königlicher Regierung ist das Kirchhofs- und Beerdigungswesen neu zu reguliren und überall, soweit nöthig, ein Raum zu einem 15 jährigen Turnus zu beschaffen. Die Beerdigungen der Kinderlaichen sollen getrennt von denen der Erwachsenen erfolgen, jedes einzelne Grab nummerirt und jede einzelne Beerdigung Katastermäßig nachgewiesen werden. Hierzu wurden die nöthigen Vorarbeiten eingeleitet; selbige haben aber durch erforderlichen, außerordentlich schwer zu erwirkenden Ankauf von Terrain zur Vergrößerung der Kirchhöfe in Breinig und Venwegen, namentlich im ersteren Orte, Aufschub erlitten.
Der Notar Wilhelm Frenz hierselbst wurde auf seinen Antrag am 1.August 1877 ab von hier nach Cöln versetzt. Es ist fast gewiß, daß die Stelle wenigstens in Bälde nicht wieder besetzt wird, da meine desfallsige Eingabe an den Herrn General Prokurator den gewünschten Erfolg nicht gehabt hat.
Meinem desfallsigen Antrage willfahrend ist eine Telegraphen Leitung von Aachen nach hier und weiter über Raeren nach Eupen hergestellt und seit dem 16.September v. Js. in Verbindung mit dem hiesigen Post-Amte in Betrieb.
In der Nacht vom 21. zum 22.März v. Js. brach im Hause des Maurers Wilhelm Dreuw zu Breinigerberg Feuer aus, welches außer der Hälfte des Wohnhauses auch einige Möbelstücke verzehrte. Die Entschädigungssumme betrug 1.206 Mark und war die Ursache der Feuersbrunst nicht genau festzustellen.
Im Laufe des Sommers v. Js. war die hiesige Gegend auffallend häufig von schweren Gewittern heimgesucht, namentlich entlud sich ein solches am 12.Juni Nachmittags 3 Uhr und wurden bei dieser Gelegenheit 2 Stück Rindvieh im Stalle und ein Hund an der Kette im Orte Nütheim erschlagen. In der darauf folgenden Nachts gegen 3 Uhr folgte ein zweites nicht minder heftiges Gewitter. Der Blitz fuhr in das Haus des Spinnermeisters Kutsch in Brand, zündete aber nichts.
Am Sonntag den 24.Juni vor. Jr. vormittags 9 Uhr wurde in hiesiger Gegend ein ziemlich heftiges Erdbeben wahrgenommen, welches von einem Donnerähnlichen Getöse begleitet ca. 3 Secunden danach.
Im Orte Breinig zeigte sich die Maul und Klauenseuche in zwei Ställen. Glücklicher für die erkrankten Thiere und hat die Seuche eine weitere Verbreitung nicht gefunden.
Handel und Gewerbebetriebe liegen noch total darnieder und ist eine große Anzahl Arbeiter ohne Beschäftigung. Die Gegend wird von fremden Bettlern der Vagabunden derart stark heimgesucht, daß die Unsicherheit für Personen und Eigenthum eine sehr bedenkliche geworden, da in letzter Zeit außer einigen gewöhnlichen Veruntreuungen 4 Diebstähle mittelst Einbruchs und sogar ein Raubüberfall auf öffentlicher Straße durch mich haben instruirt werden müssen.


Cornelimünster den 1.Mai 1878; der Bürgermeister, Hochstenbach



1878

Bevölkerung
1878mw
Population156915603129
Geburten54610 unehelich
Todesfälle27361 über 90
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die letzte am 1.Dezember 1875 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3129 Seelen, die Klassensteuerrolle 1878 eine solche von 3286 Seelen, 157 Seelen hiervon gehören zur katholischen Religion 3222, zur evangelischen Religion 5 und zum jüdischen Bekenntnisse 49.
Im Jahre 1878 wurden hier geboren männliche Kinder 54, weibliche Kinder61, Sa. 115. Davon war keins unehelich geboren.
In demselben Zeitraum starben männliche Personen 27, weibliche Personen 36 , Sa. 63, um 52 übersteigt. In der Zahl der gestorbenen sind übrigens auch noch 6 totgeborene Kinder enthalten.

Dem Gemeindeförster Kremer, welcher in Folge seines hohen Alters zur vollen Wahrnehmung seiner Funktionen nicht mehr im Stande ist, ist mit Genehmigung königl. Regierung dessen Sohn Johann Hubert Kremer unter Gewährung einer Renummeration von jährlich 360 Mark als Waldwärter vom 11.März vor. Js. ab beigegeben worden.
Der Beigeordnete Hr. Tillman Kaldenbach von Breinig, dessen 6 jährige Funktionsperiode ablief, wurde durch Verfügung königlicher Regierung vom 17.August v. Js. auf weitere 6 Jahre zum Beigeordneten der hiesigen Bürgermeisterei ernannt und am 4.Dezember v. Js. in sein Amt wieder eingeführt.
Dem Wahlturnus gemäß schieden mit Ende v. Js. die Herren 1. Giesen Ludwig 2. Emonts Heinrich aus Cornelimünster, 3. Kaldenbach Tillmann, 4. Beissel Johann Wilhelm, 5. Dautzenberg Wilhelm, 6. Hoube Lambert und 7. Beretz Johann Peter, aus Breinig, 8. Schnitzler Wilhelm von Breinigerheide und 9. Kloubert Joseph von Venwegen aus dem Gemeinderath aus. Bei den dieserhalb am 20.November vor. Js. stattgehabter Ergänzungs Wahlen wurden die ad 1,2,3,5,7 und 9 genannten Herren: Giesen, Emonts, Kaldenbach, Dautzenberg, Beretz und Kloubert wiedergewählt. Die Herren Ludwig Winkler, Ferber, Hennecken Johan Bartholomäus, Ackerer, Winkhold Johann Wirth von Breinig, sowie als Ersatzmann an Stelle des durch Tod abgegangenen Wilhelm Joseph Schmitz von Venwegen der Ackerer Jacob Keller von Venwegen neu gewählt. Die Einführung der neuen Gemeinde Verordneten hat am 16. des mts. stattgefunden.

Die Lehrerin Maria Defayay zu Breinig verließ am 30.Juni vor. Js. ihre hiesige Stellung um nach Essen über zu siedeln. Auf den Vorschlag des Schulvorstandes wurde die Lehrerin Josephina Gelles in Volmerswerth die Stelle in Breinig übertragen, welche sie am 4.September vor. Js. angetreten hat.
Auf Antrag des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Zweifall haben die königliche Regierung und das königliche Consistorium in Coblenz mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen Angelegenheiten und des evangelischen Ober Kirchen Raths eine definitive Circumserition der evangelischen Gemeinde Zweifall unterm 5. October(25. Septbr) vor. Jr. erlassen, welche im vorigjährigen Amtsblatte sub Nr 753 auf Seite 251 publicirt ist. Hiernach ist die hiesige Gemeinde ganz zur evangelischen Gemeinde Zweifall eingepfarrt.
Mit dem Beginn der Wintersemester 1878/79 den 14. October vor. Jr. ist das gesammte hiesige Elementarschulwesen in Gemäßheit des mit dem königlichen Provinzial Schul-Collegium am 19. Febr. 1874 abgeschlossenen Vertrags übergegangen und der Lehrer Löhr aus der seitherigen Stellung als Lehrer der Gemeinde ausgeschieden und als Seminarlehrer bei der Uebungsschule angestellt worden.

Der Bau der Brücke über den Mühlenteich und des Weges von Bilstermühle bis Krauthausen sind im vorigen Jahre in Angriff nur bis auf die Gräben des Weges fertig gestellt worden, so daß die Abnahme der Arbeiten in nächster Zeit erfolgen kann. Die Kosten, welche sich für den Antheil der hiesigen Gemeinde auf ca. 2000 Mark belaufen sind disponibel gestellt.
Die Anbringung eines eisernen Geländers längs dem Bachufer vor den Häusern von Jager und Stollenwerk hierselbst - ein längst empfundenes Bedürfnis-wurde im vor. Jahre ausgeführt. Die Kosten derselben betrugen außer von den Tuchfabrikanten Herren Gebrüder Bischoff hierselbst hierzu geschenkten 40 Mark 287 Mark 17 S.
Die am sogenannten oberen Löhres über den Indebach führende alte massive Fußbrücke, welche zwischen den Gemeinden Cornelimünster und Walheim gemeinschaftlich ist, wurde bei einer Wasserfluth im Frühjahr 1878 eingedrückt und durch eine neue hölzerne Fußbrücke ersetzt. Die Kosten für die hiesige Gemeinde beliefen sich auf 194 Mark 37 S.

Die planmäßige Instandsetzung der Holzabfuhrwege des hiesigen Gemeindewaldes, welch im eigenen Interesse der Gemeinde nicht genug empfohlen werden kann, hat ihren Anfang gefunden. Die als Abfuhrweg dienende Hauptschneise ist in einer Länge von circa 160 Metern, an der Straße von Venwegen nach Mulartshütte anfangend in der Richtung auf Kitzenhaus zu im Herbste vor. So mit einer planmäßigen Breite und Steindecke in Stand gesetzt worden. Die Kosten hierfür sind disponibel gestellt.

Die Anlage des neuen hölzernen Wehres in der Inde hierselbst von Seiten der Firma F.A.Bischoff Söhne hat zur Folge, daß das Wasser bei starkem Andrange oberhalb des Wehres so stark zurückstaut, daß das in den Bach abfließende Wasser des Brunnens 'Hahndorn' hierselbst sich im Brunnen aufstaut und der letztere daher bei Hochwasser in der Regel über die Einfassung hinaustritt und unbenutzbar wird. Zur Abstellung dieses Uebelstandes erscheint eine Erhöhung der Einfassung des Brunnens erforderlich, welche im vorigen Jahre auch projektirt worden, lediglich deshalb jedoch nicht zur Ausführung gekommen ist, weil Befürchtungen laut wurden, daß der Brunnen möglicherweise durch die Stadt Aachener Wasserleitung trocken gelegt werden könnte, und es deshalb vor der Hand gerathen erscheine, keine Veränderungs-Arbeiten an demselben vorzunehmen. Bis jetzt hat sich noch kein Anzeichen, was die Gefahr der Trockenlegung des Seminars befürchten ließe, ergeben.
Der Mangel eines fuhrbaren Weges zwischen Breinig und resp. Schützheide und Büsbach hat die beiderseitigen Einwohner seit längerer Zeit in hohem Grade interessirt und haben sie ihrem Wunsch nach Befriedigung des Bedürfnisses wiederholt in Petitionen bei den Gemeinden und der höheren Behörde Ausdruck gegeben, welche indessen bis jetzt erst bis zur Veranschlagung des Ausbaues der Strecke geführt haben, da die Gemeinde Büsbach zur Ausführung des Baues keine rechte Last zu haben scheint. Es sind dieserhalb diesseits Schritte geschehen, um bei königlicher Regierung die Verfügung zu erwirken, daß der Ausbau der ganzen Strecke erfolgen müsse.
Die königl. Regierung hat angeordnet, daß für das Armenrechnungswesen, welches nach dem Preußischen Gesetze vom 8.März 1871 über die Ausführung des den Unterstützungswohnsitz betreffenden Reichsgesetzen vom 6.Juni 1870 nur mehr ein intergrirender Theil des Rechnungswesens der Gemeinde bildet, in Zukunft nicht mehr besondere Etats und Rechnungen aufgestellt die Ein- und Ausgaben vielmehr unter besonderen Abtheilungen in dem Etat aufgeführt werden sollen.
Die Bedürfnisse der Armenpflege vermehren sich von Jahr zu Jahr, was vorzugsweise in der durch die wirtschaftlich schlechten Zeitverhältnisse entstehende größere Hülfsbedürftigkeit der ärmeren Klasse seinen Grund hat.
Durch Beschluß des Gemeinderaths vom 9.August wurde die Vermehrung der hiesigen Straßenlaternen um 3 Stücke und die Einrichtung von Straßenbeleuchtung im Orte Breinig, vorläufig mit 4 Stück Laternen genehmigt. Am 16. dieses Monats wurde ferner die Einrichtung der Straßenbeleuchtung im Orte Venwegen mit 5 Laternen beschlossen. Zur Bestreitung der zur Anschaffung der Laternen, Candelabern und Wandarme nöthigen Kosten sind 500 Mark disponibel gestellt.
Die Gemeinderäthe von Cornelimünster, Brand und Walheim bewilligten für die Leihe des vom 14. Septbr 1876 verstorbenen hiesigen Pfarrers Küfen unentgeltlich eine Privatgrabstätte am Thore der alten Kirche auf dem Berge, wozu die königliche Regierung am 24.Juni vor. Js. ihre Genehmigung ertheilte.
Die Verhandlungen über den Ankauf des zur Vergrößerung des Kirchhofs in Breinig erforderlichen Complexes aus der Münch'schen Wiese erlitten in der letzten Stunde, als zum Abschluß des Vertrags geschritten werden sollte, eine neue Störung, in dem die Familie Münch aus der dem bewilligten hohen Kaufpreise von 30 Mark pro Quadratruthe noch neue Bedingungen u. A. über Aufführung einer Mauer seitens der Gemeinde längs ihrem Besitzthum bis zur Dorfstrasse machte, deren Annahme nicht gerechtfertigt erschien, weshalb ist der weitere Versuch zur Erlangung der Terrain im gütlichen Wege aufgegeben und die Einleitung des Expropriations Verfahrens eingeleitet worden.
Die Allerh. Cab. Ordre zur Inbesitznahme des Terrains wird jeden Tag erwartet.

Die früher beschlossene Vergrößerung des Kirchhofes in Venwegen durch Ankauf von ca. 10 Ruthen Terrain aus der Wagemann'schen Wiese wurde von der königl. Regierung nicht für hinreichend erachtet, und erübrigte demnach nur, den ca 22 Ruthen großen Garten des Stellmachers Schweitzer zu kaufen. Der darüber abgeschlossene Vertrag liegt der königl. Regierung zur Genehmigung vor.
Seit meinem letzten Berichte sind vom Grund Eigenthum der Gemeinde ein Abspleiß am Kapellchen und ein solcher neben dem Wege zum Klauserwäldchen zer Summe von 203 Mark 55 S. verkauft worden. Dieser Betrag ist mit Genehmigung königl. Regierung vom 10.8.1878 Nr. 17036 zer Bestreitung der Kosten neuer Dachkandeln an der Kirch in Breinig verwendet worden.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April vorigen Jahres 23970 Mark betrugen, vermindern sich durch die planmäßige Ablage von 3300 Mark bis zur Summe von 20670 Mark.
Wiewohl die nun schon über 5 Jahre andauernde geschäftliche Crisis es höchst wünschenswerth erscheinen ließe, die Communalsteuern sich ermäßigen anstatt erhöhen zu sehen, so war es bei den außerordentlichen Anforderungen, die die Vergrößerung der Kirchhöfe in Breinig und Venwegen, die Mehrbedürfnisse der Armenpflege, die Vermehrung der Straßenbeleuchtung an die Gemeinde stellten, sowie durch den Umstand, daß die hiesige Gemeinde durch die Provinziale Verwaltung verpflichtet worden, zur Ausgleichung der Kriegsleistungen von 1870 unter den Gemeinden der Rheinprovinz die Summe von 1743 mark 60 S zu zahlen, woran ergangener Verfügung gemäß das 1. Drittel mit 581 m 20 S disponibel gestellt worden, nicht möglich eine Erhöhung zu vermeiden.
Das Ableben des Papstes PIUS IX am 7. Febr. 1878 hatte in allen Pfarrkirchen feierliche Gotesdienste zur Folge, wobei überall große Theilnahme, ohne daß irgend welche staatsfeindliche Demonstration vorgekommen, herrschte.
Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde in allen Schulen recht schön begangen. In allen Kirchen fand feierlicher Gottesdienst statt. Im hiesigen Lehrerseminar fand eine recht erhebende Feier mit Festrede bereits am Vorabend statt, zu welcher auch Einladungen an Einwohner des Ortes und Umgegend erlassen waren. Am Tage selbst fand ein Festessen statt, woran sich 24 Einwohner betheiligt hatten.
Die im vorigen Jahre von ruchloser Hand wiederholt verübten Attentate auf das Leben seiner Majestät des Kaisers hatten in allen Schichten der Bevölkerung die tiefste Entrüstung hervorgerufen und wurde ein energisches Angehen zur Bekämpfung der unheilvollen sowie demokratischen Lehren ausnahmelos gebilligt.
Am 20.August v. Js. vormittags 5 Minuten vor 9 Uhr wurde in hiesiger Gegend unter donnerähnlichem Getöse eine starke Erderschütterung wahrgenommen, die von Südwesten kam und sich nach Nordosten hin verlief. Acht Minuten nach 9 Uhr erfolgte eine zweite und um 11 Uhr 4 Minuten eine 3. Erderschütterung. Obgleich hier alle Häuser stark erbebten und alle Gegenstände in den Zimmern hin und her schwankten, sind doch keine Unglücksfälle zu constatiren gewesen.
Am 23. October v. Js. wurde der Fabrikarbeiter Hubert Joseph Peters von hier in der Tuchfabrik Bleihütte hier selbst von einem Maschinenriemen erfasst und in die Höhe gezogen, wo er zwischen Decke und Rad hängen blieb und ihm das linke Bein abgerissen wurde; er starb an den Folgen der Verwundung am 1.November v. Js. Gewerbebetrieb und Handel lassen eine Wendung zum Bessern noch immer nicht erkennen.

Die Armuth unter der arbeitenden Klasse ist allenthalben sehr groß und erfordert besondere Thätigkeit der Armen-Verwaltung. Zur großen Beruhigung kann aber hervorgehoben werden, daß dessen ungeachtet die im vor Jahre um diese Zeit in hiesiger Gegend durch auswärtiges Gesindel mehrfach gefährdete Sicherheit der Personen und des Eigenthums bis jetzt noch keinen Angriffen ausgesetzt gewesen.


Cornelimünster, den 30.Januar 1879; der Bürgermeister, Hochstenbach



1879

Bevölkerung
1879mw
Population156915603129
Geburten57542 unehelich
Todesfälle30350 über 90
Trauungen15
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler580
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEThlrSgrpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die letzte am 1.Dezember 1875 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3129 Seelen, die Klassensteuerrolle pro 1879/80 eine solche von 3352, so daß ein Zuwachs eingetreten ist von 223.
Hiervon gehören zur katholischen Religion 3293, evangelischen Religion 11 und zum jüdischen Bekenntnisse 48. In Summe 3352.
Nachdem die Fuktionsperiode des Herrn Peter Joseph Ostlender hierselbst als Stellvertretender Gemeindevorsteher abgelaufen, wurde derselbe durch den Hr. Landrath unterm 8.Februar 1879 auf 6 weitere Jahre ernannt und 18.März wieder in sein Amt eingeführt.
Der Hülfspolizeidiener und Feldhüter sowie Wegewärter Hubert Hürtgen in Breinig, seit 1.November 1876 im Dienst der Gemeinde, hat wegen seiner ungenügenden Leistungen die Kündigung des Dienstes erfahren müssen, welche zum 1.April erfolgt ist. Die Stelle ist nun ausgeschrieben worden und werden Vorschläge zur Wiederbesetzung derselben erfolgen.
Der bis Ende 1884 zum Gemeinde Verordneten gewählte Rentner Joseph Kloubert von Venwegen hat sein Amt niedergelegt und wird im nächsten Jahre eine Ersatzwahl erfolgen.
Mit der am 1. October 1879 eingetretenen Reorganisation der Gerichtswesens sind das seitherige Friedensgericht in Burtscheid, zu dessen Bezirk die hiesige Gemeinde gehörte, fort und wurde dieses dem in Aachen neu errichteten Amtsgerichte zugetheilt.
In Folge der gleichzeitigen Einführung der Schiedsmannsordnung eines in der Rheinprovinz bis dahin unbekannten Instituth, wurde der Apotheker Herr Emil Pauls hierselbst zum Schiedsmann und der Beigeordnete Herr Kaldenbach zu Breinig zu dessen Stellvertreter, beide auf 3 Jahre, gewählt.
Die seit mehreren Jahren durch Aspiranten verwaltete Lehrerstelle bei der gemischten Klasse der Schule in Breinig wurde durch die königliche Regierung dem Lehrer Heinrich Wilhelm Vennedey aus Hilfarth vom 17. November 1879 ab übertragen.
Der Ausbau des Weges von Krauthausen nach Bilstermühle ist im Jahre 1879 fertig geworden und wird die Abrechnung mit dem Unternehmer Hoven, der einige Ausstellungen an dem Revisions-Anschlage gemacht hat, bald zu Ende geführt werden können.
Das nach Uebergang des hiesigen Schulwesens auf das königliche Lehrerseminar disponibel gewordene Schulhaus auf dem St. Gangolfsberge hierselbst gehörte den Gemeinden Cornelimünster und Büsbach gemeinschaftlich und hat die hiesige Gemeinde für den Betrag von 900 Mark den Antheil von Büsbach käuflich erworben, welcher Vertrag vom 1.März 1879 die Genehmigung königlicher Regierung unterm 2.Mai 1879 erhalten hat. Sowohl der Schulsaal in diesem Hause wie in demjenigen am Marktplatze wurden sodann durch Anbringung von inneren Wänden in wohnliche Räume eingetheilt und demnach vermiethet, ebenso die frei gewordene Lehrerwohnungen.
Im Schulhause zu Venwegen wurde am nördlichen Giebel eine Dachstube eingerichtet, wozu sowohl der hiesige wie der Gemeinderath der mitbetheiligten Gemeinde Zweifall seine Zustimmung gegeben.
Die Bedingung des Schulsaales im alten Schulhause zu Breinig ist an vielen Stellen derart schadhaft, daß mir an eine Erneuerung derselben mehr gedacht werden kann, welche in den kommenden Osterferien vorzunehmen sein wird.
Der bereits im vorigen Jahr geschilderte Uebelstand an dem hiesigen Brunnen 'Hahndorn' wird, nachdem die bezüglich seiner Trockenlegung durch die Stadt Aachen Wasserleitung gehegter Befürchtungen sich bis jetzt als unbegründet erwiesen haben, durch Anbringung eines höhern und dem hohen Werthe des Brunnens würdigen Einfaßung zu beseitigen sein.
Die Ansprüche an die öffentliche Armenpflege sind hauptsächlich in Folge der durch die mehrjährige wirthschaftliche Crisis entstandene größere Hülfsbedürftigkeit der ärmeren Klasse gegen das Vorjahr wieder größer geworden. Wie in den beiden vorigen Jahren hat der Armenvorstand auch wieder in diesem Jahre die Stiftungs Revenuen des hiesigen Pfarrarmen hauptsächlich zur Anschaffung von Hemden und Bettzeug sowie Sagelt zu Strümpfen verwandt, welche Gegenstände von hiesigen Damen unentgeltlich verarbeitet werden. Die Spende der fertigen Sachen war, zumal bei der anhaltend bitteren Kälte des letzten Winters eine wirksame Unterstützung außerdem wurden auch wieder Kartoffeln und Erbsen vertheilt.
Der letzte harte Winter machte aber noch weitere Maßregeln unvermeidlich und und hat der Armenvorstand daher einen Doppelwaggon Kohlen auf Kosten der Armenkasse beschafft und diese, nachdem einige Fuhrwerksbesitzer sie zur Station Rothe Erde unendgeltlich abgeholt, unter die Armen der Gemeinde vertheilt.
Die Mauer um den hiesigen katholischen Kirchhof war zum großen Theil baufällig und bedurfte daher stellenweise der Erneuerung; im vorigen Jahre ist hiermit der Anfang gemacht worden und soll der Rest in diesem Jahre ausgeführt werden, wozu sich die Anbringung eines neuen Thores gehört, da das vorhandene hölzerne Thor auch erheblich beschädigt ist.
Nach dem die Vergrößerung des Kirchhofs in Venwegen durch Einverleibung des angekauften Schweitzerschen Gartens ausgeführt worden, ist die planmäßige Beerdigung gemäß der für den dortigen Kirchhof erlassenen Reglementh im October 1879 begonnen worden.
Dem Antrage des Gemeinderathes entsprechend ist der hiesigen Gemeinde durch Allerh. Ordre vom 15.Januar 1879 das Recht zur Expropriation des aus der jetzt dem Schneider Roentgen zu Mulartzhütte gehörenden Münch'schen Wiese erforderlichen Terrains zur Vergrößerung des Kirchhofs in Breinig verliehen worden. Demnach hat das Planfeststellungsverfahren und die Ernennung der Experten stattgefunden.
Den Beschlüssen des Gemeinderathes vom 3.November und resp. 9. December 1879 entsprechend sind in Breinig 5 und in Cornelimünster 2 weitere Straßenlaternen angebracht worden, so daß deren Zahl jetzt beträgt:

Laternen
StraßenlaternenStück
Cornelimünster15
Breinig9
Venwegen5
Gesamt29

Ein Verkauf von Gemeindeeigenthum hat seit meinem letzten Bericht nicht stattgefunden; es sind aber mit Genehmigung königlicher Regierung die beiden durch die Wiese 'Krebsloch' hierselbst führende Fußwege aufgehoben und seitens der Eigenthümer der qu. Wiese, Familie Gotthard Startz in Aachen das Eigenthum an dem Terrain dieser Wege mit 5 Mark pro qu. Ruthe der Gemeinde vergütet werden.
Die königliche Regierung hat die Aufstellung eines neuen Betriebs Regulierungs und Ertragsberechnungswerkes für den hiesigen Gemeindewald angeordnet und zur Bestreitung der damit verbundenen Kosten einen extraordinairen Holzschlag bis zur Höhe von 1.872 Mark genehmigt.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April 1879 20.670 Mark betrugen, verminderten sich um die planmäßige Ablage von 2.670 Mark auf 18.000 Mark.
Zur Bestreitung der Kosten der Vergrößerung der Kirchhöfe in Breinig und Venwegen, sowie des Kaufpreises des Büsbacher Antheils an dem Schulhause auf dem St. Gangolfsberge wurden im Laufe des Jahres aufgenommen 1.980 Mark, zusammen 19.980 Mark.
Die Gemeindesteuern betrugen pro 1879/80 80% der Grundgebäude Gemeinde Einkommenssteuer.

Am Donnerstag den 20.März 1879 morgens fünf brach im Wohnhause der Bergmannen Hubert Gier zu Breinigerberg Feuer aus, welches das Wohnhaus nebst Stall und Scheunengebäude bis auf die Umfassungsmauern zerstörte und weniges Mobilar vernichtete. Anhaltspunkt zur Annahme einer Brandstiftung haben sich nicht ergeben.
Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird nach vorherigem feierlichen Gottesdienste, in den festlich geschmückten Schulen in herkömmlicher Weise gefeiert. Im Lehrerseminar hierselbst fand eine, von den Einwohnern des Ortes und der Umgegend recht zahlreich besuchte Feier mit Festrede am Vorabend statt, der allgemeinen Beifall erntete und einen bedeutenden Eindruck auf alle Anwesenden nicht verfehlt hat.
Den Schluß des Festes bildete ein Abendessen im Gasthof 'Zur Post' an welchem 22 Einwohner Theil nahmen.
Am frühen Morgen des 30.April vor. Js. 1879 entstand Feuer in der Scheune des zu Jammetsweiher wohnenden Maurers Jacob Engels, welches aber noch rechtzeitig beherrscht wurde, daß die Wohnung der Familie noch theilweise gerettet wurde. Sowohl Gebäude wie Mobilar des Engels waren gegen Feuerschaden versichert; auch hier hat sich kein Moment ergeben, das auf eine strafbare Handlung hätte schließen lassen.
In der Nacht vom 12. zum 13.Mai 1879 entstand in der Scheune des zu Venwegen gelegenen, dem Ackerer Joseph Stickelmann von Walheim gehörenden, Hauses Feuer, welches sich noch zwei Nachbargebäuden mittheilte und alle 3 Häuser in Asche legte. Die Gebäude und auch die Mobilien der Bewohner, mit Ausnahme einer Familie, waren gegen Feuerschaden versichert. Es lag hier begründeter Verdacht einer böswilligen Brandstiftung vor und ist auch dieserhalb die gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden, welche jedoch Nichts ermittelt hat.

Das höchst erfreuliche Ereigniß der goldenen Hochzeit unseres erlauchten Kaiserpaares wurde am 11.Juni 1879 in Kirche und Schule allenthalben festlich begangen; außerdem war seitens der Gemeinde ein Volksfest arrangirt worden. das unter der Betheiligung der Schuljugend, der hiesigen Vereine, des königlichen Lehrerseminars und des Gemeinderathes am Sonntag den 12.Juni Nachmittags nach vorherigem festlichen Auszuge durch den Ort, im Klauserwäldchen stattfand. Eine Volksmenge, wie sie bei Volksfesten hier noch nicht gesehen wurde, hatte sich aus der Umgegend eingefunden und verlief das schöne Fest bei Concert und Volksbelustigungen, vom herlichstem Wetter begünstigt, ohne jede Störung zur größten Zufriedenheit aller Betheiligten. Nachdem der Festzug Abends 9 Uhr auf dem hübsch beleuchteten Marktplatz wieder angelangt war, wurde das Fest mit einem allerseits begeistert aufgenommenen Hoch auf das geliebte Kaiserpaar geschlossen.

Der Monat Juli 1879 hätte mit Recht der Regenmonat genannt werden können; nur wenige Tage waren trocken und herrschte dabei mitunter eine Kälte, daß der Aufenthalt in nicht geheizten Räumen fast unerträglich war. So z.B. am 10. und 11.Juli, wann sogar eingeheizt werden mußte. Die späteren Monate August und September brachten aber bessere Witterung, indes nur ganz vereinzelt heißen Tage und war der Sommer ein auffallend kühler.
Die vorjährige Ernte hatte sich durchweg um 14 Tage bis 3 Wochen verspätet; hinsichtlich der Heu und der Halmfrüchte war sie durchweg befriedigend, auch bezüglich der Frühkartoffeln, dagegen zeigte sich die Fäulniß bei den Spätkartoffeln allenthalben ganz erheblich.
Der Monat October hatte in etwa gut zu machen gesucht, was der vorigjährige Sommer verfehlt; derselbe brachte eine durchweg freundliche und angenehme Witterung. Anfangs November traten aber schon Fröste und damit der Winter ein. Die letzten Tage des November brachten hintereinander eine durchweg 25 cm hohe Schneedecke, die vermöge ihres festen Lagers bis Ende December Stand gehalten; die Kälte nahm erheblich zu und erreichte am 2. December 1879 17 Grad Reaumur [-21,25°C] am selben Tage, was für hier ganz abnorm bezeichnet werden muß. Die Kälte dauerte bis Ende December wann eine Abnahme wohl zu merken war. Am 23. December war die ganze hiesige Gegend in einen sehr dichten Nebel gehüllt, wie er hier äußerst selten vorkommt.

Am 3. December 1879 Abends gegen 5 ½ Uhr entstand Feuer in der Scheune des Tagelöhners Wilhelm Joseph Birken zu Venwegen, in welcher bis zur Abend Dämmerung gearbeitet wurde. Das Feuer ergriff auch das Mobilars des Birken und die anstoßenden Wohn-, Stall- und Scheunengebäude des Ferdinand Beissel, die vor gänzlicher Zerstörung gerettet wurden. Es wurde hier Fahrlässigkeit vermuthet, wiewohl die angestellten Recherchen die Entstehungsursache nicht ergeben haben.
Gewerbebetrieb und Handel lassen, nachdem sie von dem Druck der Crisis, in welcher selbige sich bisheran befanden, einigermaßen befreit wurden, eine Wendung zum Besseren merken, was allerseits mit Freuden begrüßt wird.


Cornelimünster, den 1.Juni 1880; der Bürgermeister, i. V. der I. Beigeordnete, Ostlender



1880

Bevölkerung
1880mw
Population175516373392
Geburten57491 unehelich
Todesfälle46450 über 90
Trauungen13
geimpfte Kinder68
Liniendienst
Elementarschüler598
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde104
Rindvieh971
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen14
Roggen645
Gerste
Hafer15
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen100
Kartoffeln 32
Preise
PREISEMPfgpro
Heu44050kg
Stroh350kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter260Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die am 1.Dezember 1875 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3129 Seelen, während die am 1. December 1880 vorgenommene allgemeine Volkszählung eine solche von 3392 mithin ein Plus von 263 oder 54 3/5 pro Jahr ergeben hat. Indessen muss hiervon zunächst eine Bevölkerung von pr. pr. 110 Personen auf das am 1.Dezember 1876 hier eröffnete Lehrerseminar in Anrechnung gebracht werden und bleibt demnach nur ein Zuwachs von ca 153 Personen. Mit Rücksicht darauf, daß in jedem Jahr die Zahl der hier vorgekommenen Geburten nicht unerheblich größer ist, als die Zahl der Sterbefälle, muß dieser Zuwachs jedoch als unerheblich bezeichnet werden. So überstieg z. B. die Zahl der hier gebornen diejenigen der hier gestorbenen in 1876 um 42
1877 um 46
1868 um 52
1869 um 46
Von diesen Einwohnern wohnen im Orte Cornelimünster Katholiken 1294, evangelischen 3, Israeliten 43, Sa. 1340, in der Pfarre Breinig Katholiken 1549, evangelische 9, Israeliten 0, Sa. 1558 und im Orte Venwegen nur Katholiken 494 zusammen 3392.

Mit dem 1.April 1880 schied der Gemeinde Verordnete Johann Peter Beretz zu Breinig aus dem Gemeinderathe aus, weil er nach Abtretung seines Grundbesitzes an seine Kinder nicht mehr die nach der Gemeinde Ordnung erforderliche Steuer bezahlte. Bei der für ihn und den im vorigen Jahre freiwillig ausgetretenen Gemeinde Verordneten Joseph Kloubert aus Venwegen am 16.Juni 1880 vorgenommene Ersatzwahl wurden für den Rest der Periode bis Ende 1884 die Herren Johann Leonhard Dautzenberg aus Breinigerheide und Barthel Kuck aus Venwegen gewählt und am 3.August 1880 in ihr Amt eingeführt.
An Stelle des mit dem 1.April 1880 aus dem Amte entlaßenen Wegewärters Hubert Hürtgen aus Breinig wurde der Steinhauer Arnold Hermanns daselbst unterm 3.April 1880 zunächst auf 1 Probejahr ernannt.

Die Leistungen des Polizei und Gemeindedieners sowie Feldhüters Friedrich Braun zu Breinig waren längere Zeit hindurch nicht befriedigend und da auch häufige Verwarnungen und sogar Ordnungsstrafen nicht den gewünschten Zweck erreichten, wurde ihm der Dienst zum 1.Oktober 1880 gekündigt und an seine Stelle durch Verfügung des Herrn Landraths vom 22.November 1880 der Ackerer Carl Kröger aus Pech bei Bonn ernannt, welcher den Dienst am 24.November 1880 angetreten hat.
Durch das am 4.Mai 1880 in Rechtskraft getretene Gesetz vom 14.März 1880, betre. die Bestreitung der Kosten für die Bedürfniße der linksrheinischen Kirchen Gemeinden sind in das Eigenthum der Kirchen Gemeinden übergegangen.
1) die am hiesigen Marktplatz gelegene ehemalige Abtei, jetzige Pfarrkirche
2) die am Kirchhofe hierselbst gelegene ehemalige Pfarrkirche, und
3) das bei dieser Kirche gelegene Pfarrhaus nebst Hofraum und den bei den zugehörigen Gärten- und zwar der Kirchen Gemeinde von Cornelimünster,
4) die Pfarrkirche in Breinig und
5) das dortige Pfarrhaus nebst Hintergebäude, Hofraum und Garten in das Eigenthum der KirchenGemeinde Breinig,
6) die Pfarrkirche in Venwegen und
7) das dortige Pfarrhaus nebst Hofraum und dem dort gelegenen Pfarrhausgarten in dasjenige der Kirchen Gemeinde Venwegen die Civil Gemeinde ist dadurch von ihrer Verpflichtung, zur Unterhaltung dieser Gebäulichkeiten Beiträge aus ihrem Vermögen zu leisten, entbunden worden.

Auf den Antrag des Schulvorstandes wurde der an der Unterklasse der Schule zu Breinig angestellte Lehrer Heinrich Wilhelm Vennedey, dessen Führung in mehrfacher Hinsicht Grund zu Tadel gegeben, vom 15.November 1880 ab nach Hülhoven im Kreise Heinsberg versetzt. Da ein qualifizirter Lehrer für die Stelle z. Z. nicht zu haben ist, mußte dieselbe vor der Hand wieder interimistisch verwaltet werden.
Auf meinen Antrag hat der Vorstand des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit in Aachen zum Zwecke der Erhöhung der Renumeration der an der Fortbildungsschule in Breinig thätigen Lehrer Jansen und Gilles bis auf zusammen 300 Mark pro Jahr einen Sachzuschuß für die Zeit vom 1.Oktober per Js. bis Ende März. zur Höhe von 60 Mark bewilligt.

Bezüglich der Abrechnung mit dem Unternehmer des Wegebaues von Krauthausen nach Bilstermühle stellten sich Differenzen ein, die, wiederholter Versuche ungeachtet, nicht ausgeglichen werden konnten. Da der Unternehmer Hoven hierdurch seine Ansprüche nicht befriedigt erachtet, hat derselbe den gerichtlichen Weg beschritten und den betheiligten Gemeinden Cornelimünster und Büsbach die desfallsige Ladung zustellen lassen.
Die dringend erforderlich gewordene neue Dielung des Schulsaales der oberen Knabenklasse in Breinig ist während der diesjährigen Herbstferien ausgeführt worden.

Einem lang gefühlten Bedürfnisse entsprechend wurden 3 Gemeindebrunnen im Orte Breinig mit neuen Pumpen versehen. Dasselbe wird bezüglich des zu Breinigerheide vorhandenen Gemeindebrunnens in Gemäßheit des Gemeinderathsbeschlusses vom 13.Oktober 1880 geschehen.

Der hiesige Brunnen 'Hahndorn' wurde im Sommer vor. Js. mit einer hausteinernen Einfassung versehen, zu deren Kosten die Herren G.A. Bischoff Söhne in Aachen Besitzer einer hiesigen Tuchfabrik, einen Beitrag von 100 Mark freiwillig geleistet haben.
Der Ausbau einer ferneren 280 m langen Strecke des Holzabführweges im Districte Helmesblech des Gemeindewaldes ist im vorigen Jahr erfolgt.

Durch den Tod einer hiesigen vermögenslosen Witwe sind der Armenpflege 3 Waisenkinder anheim gefallen, wodurch die Ansprüche der Armen Verwaltung sich um ca. 440 Mark höher stellen als im Vorjahre.
Auch im verflossenen Winter hat der Armen Vorstand aus den den Armen der Gemeinde Cornelimünster zukommenden Stiftungs Revenüen eine größere Partie Hemden, Strümpfe und Bettzeug angeschafft und nachdem diese Sachen wieder durch hiesige Damen unentgeltlich fertig gestellt worden, unter die Armen vertheilt. In gleicher Weise sind noch Kartoffeln, Erbsen und Kohlen vertheilt worden.

Nachdem im vorvorigen Jahre der erste Theil der baufälligen Mauer um den hiesigen katholischen Kirchhof erneuert worden, ist im Jahre 1880 der übrige Theil derselben reparirt resp. erhöht und erneuert worden und an Stelle des alten und schadhaft gewordener Hölzernen Thores ein neues Eisen Gitter Thor angebracht worden.
In weiterer Durchführung des im Jahre 1879 begonnenen Expropriationsverfahrens hinsichtlich des aus dem Roentgen'schen Besitzung zu Breinig erforderlichen Terrains zur Vergrößerung des dortigen Kirchhofs, hat die Expertise des Terrains und demnach die Feststellung des durch die Expertise ermittelten Werthes als dem Roentgen gebührende Entschädigung stattgefunden. Da der Roentgen sodann innerhalb der gesetzlichen Frist von 6 Monaten den Rechtsweg gegen die Festsetzung der Entschädigung nicht beschritten, hat die königliche Regierung durch Resolut vom 5.November 1880 die Enteignung des qu. Terrains zu Gunsten der hiesigen Gemeinde ausgesprochen. Wiewohl der ?. Roentgen nun doch nach Ablauf der sechsmonathigen Frist den Rechtsweg beschritten und der hiesigen Gemeinde eine Ladung zum 4. des Mey hat zugehen lassen, ist diese wegen Verjährung abgewiesen worden und werden die Arbeiten zur Einverleibung des Terrains bereits vorgenommen.
Ein Verkauf von Gemeinde Eigenthum hat im Laufe dieses Jahres nicht stattgefunden; es wird aber die Veräußerung aller derjenigen Wege Absplisse, die früher unverkauft geblieben, beabsichtigt und ausgeführt, sobald die ziemlich umfangreichen Vorarbeiten beendigt sein werden.

Mit der Anfertigung eines neuen Betriebsregulirungs und Ertragsberechnungswerkes für den hiesigen Gemeindewald unter der Leitung des Oberförsters Oster ist der Oberförster vom Candidat Bollig beauftragt worden und wird dieser die Arbeit in der nächsten Zeit in Angriff nehmen.
Die Gemeindeschulden, welche am 1.April vorigen Jahres 19.980 Mark betrugen, haben im Laufe desselben Jahres keine Erhöhung erfahren, vielmehr durch die planmäßige Ablage von 2.400 Mark sich vermindert bis auf 17.580 Mark.
Während der vorigjährige Holzverkauf einen Erlös von 12.261 Mark ergeben und die Gemeinde Umlage pro 1880/81 110% der Grund und Gebäude, sowie Gemeinde Einkommenssteuer betrug, belief der Holzfällungsplan pro 1881 sich nur auf die Summe von 7.600 Mark. Der am 27.Dezember vor. Jahres stattgehabte Holzverkauf ergab ein sehr ungünstiges Resultat; während bei 14 Loosen die Gebote derart unter Taxe blieben, daß der Zuschlag nicht ertheilt werden konnte, wurden die übrigen 22 Loose größtentheils zur Taxe und nur wenige mit unerheblichen Aufgeboten zugeschlagen. Dies hat, selbst bei der Voraussetzung, daß bei einem nun zu versuchenden Holzverkaufe ein der Taxe des Holzfällungsplans entsprechendes Resultat erzielt werde, eine nicht unerhebliche Erhöhung der Gemeinde Umlage zur Folge, die bei aller Sparsamkeit im Haushalte nicht zu umgehen ist.

Nachdem der Frost im Winter 1879/80, abgesehen von einigem Thauwetter in den letzten Tagen des Dezember 1879, bei einer festen Schneedecke, welch letztere von Ende November 1879 bis Anfangs Februar 1880 gelegen, fortwährend angedauert hatte, folgte in der Zeit von Anfangs März bis Mitte Mai 1880 eine derart trockene Witterung, daß Gärten und Äcker und besonders die Wiesen und Weiden erheblich darunter litten, letztere in dem Maaße, daß das Gras in allen nicht feuchten Lagen, besonders an Bergabhängen, vertrocknete, ein Zustand, der dem Landmann recht große Verlegenheit bereitete und manchen Vielbesitzer zwang, wegen Mangels an ausreichendem Futter seinen Rindviehbestand zu verringern, was zur Folge hatte, daß der Preis des Rindviehes merkenswerth wich. Unter der großen Trockenheit litt von den Feldfrüchten am Meisten der Roggen, welcher eine ordentliche Entwicklung entbehren mußte. Gegen Mitte Mai kam indessen der Regen gar reichlich und wurde hierdurch noch manches nachgeholt, so daß die Erndte in fast allen Getreide Arten viel günstiger wurde, als die Aussichten im Frühjahr hatten hoffen lassen; nur der erste Schnitt des Grases und des Klees waren unerheblich, um so reichlicher aber auch der Nachwuchs.
Die Kartoffel Erndte war im Allgemeinen befriedigend, sowohl hinsichtlich der Quantität wie der Qualität.

Wiewohl der Winter außerordentlich früh und zwar am 22.Oktober seine Ankunft durch eine dünne Schneedecke anzeigte, hat er im Gegensatz zu seinem Vorgänger bis jetzt noch gar wenig Härte fühlen lassen. Außer der leichten Schneedecke und wenigen Tagen intensiven Frostes hat derselbe bis jetzt keine winterliche Witterung gebracht, dagegen meist milde Temperatur und in der letzten Woche fast anhaltenden Regen, mitunter mit orkanartigem Sturm verbunden. Während die Zeitungen aus allen Gegenden, namentlich aus Belgien und vom Rhein Berichte über Ueberschwemmungen sowie Abrutschungen von Bergabhängen neben Eisenbahnen und sogar über Bewegungen aufgeweichten Eisenbahndämmen bringen, die mehrere Unglücke zur Folge gehabt, hat der hiesige Ort nur ein einziges mal das Wasser in seinen Straßen gesehen und zwar am 20.Dezember 1880 in Folge der Rückstau zweier Kanäle. Die seit einigen Jahren gründlich durchgeführte Reinigung der Bäche hat eine viel raschere Vorfluth und damit eine Verminderung der Ueberschwemmungen der hiesigen Straßen nachweislich zur Folge gehabt.
Dadurch daß der Allerh. Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs im verflossenen Jahre in die Charwoche fiel war dessen Feier eine getheilte, indem bereits Freitag den 19.März Nachmittags vor Lehrerseminar eine Vorfeier hielt, Sonntags die Schulen feierten und Sonntags in den Kirchen feierliches TeDeum gehalten wurde. Unter diesen Umständen und da der Sonntag vielfach nicht beliebt wurde, ist von einem offiziellen Festessen hier abgesehen worden.

Am 28.April vorigen Jahres Nachmittags entstand im Wohnhause des Bergmannes Peter Jakob Schell zu Breinig Feuer, welches dieses Haus total und die Nachbargebäude des Steinhauers Johann Jacob Hermanns zum Theil zerstörte. Beide Häuser sowie die Möbel, wovon auch ein kleiner Theil verbrannte, waren gegen Feuerschaden versichert. Die Ursache des Feuers hat nicht ermittelt werden können, wird aber wohl auf den mangelhaften Zustand des alten Kamins im Schell'schen Hause zurückzuführen sein.

Ihre Majestät die Königin von Belgien, welche im Sommer voriges incognito in Aachen als Kurgast verweilten, passirten auf Ihren zahlreichen Ausflügen in die Umgebung von Aachen mehrere Male die hiesige Gemeinde. Am 28.September Nachmittags wohnten Ihre Majestät der vom Aachener Reiter Verein zu Brand veranstalteten Schnitzeljagd bei und besuchten dann, lediglich von einer Hofdame begleitet, die Eremitage im hiesigen Klauserwäldchen; demnach geruhten Sie, in der in der Nähe belegenen Restauration von Crott eine Tasse Kaffee mit Butterbrod serviren zu lassen, wofür Sie den Wirthen in gewohnter Weise sehr reichlich (mit 40 Mark) honoriren ließ, und kehrten nach ½ stündigem Aufenthalte wieder nach Aachen zurück.


Cornelimünster den 15.April 1881; der Bürgermeister, Hochstenbach



1881

Bevölkerung
1881mw
Population175516373392
Geburten54543 unehelich
Todesfälle39271 über 90
Trauungen10
geimpfte Kinder65
Liniendienst
Elementarschüler587
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde103
Rindvieh999
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen16
Roggen10
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 36
Preise
PREISEMPfgpro
Heu450kg
Stroh450kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter260Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die am 1.Dezember 1880 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3392 Seelen, die kürzlich aufgestellte Klassensteuer Rolle pro 1882/83 eine solche von 3424 Seelen, so daß ein Zuwachs stattgefunden von 32 Seelen.
Hiervon bekennen sich zur katholischen Religion 3368, zur evangelischen Religion 13 und zum jüdischen Bekenntnisse 43, zusammen 3424.
Dem Turnus gemäß schieden mit Ende vor. Jahres die Herren 1. Egidius Nicolai, 2. Winand Biervert, 3. Peter Joseph Ostlender, 4. Mathias Joseph Lamberts, 5. Egidius Hamacher aus Cornelimünster, 6. Arnold Wagemann aus Breinig, 7. Hubert Winkhold aus Schützheide, 8. Wilhelm Lauter und 9. der im März vor. Js. aus der Gemeinde verzogene Jacob Keller von Venwegen aus dem Gemeinderath aus.
Bei den am 16.November vor. Js. stattgehabten Ergänzungswahlen wurden die Herren Nicolai, Biervert, Ostlender, Hamacher und Winkhold wiedergewählt und an Stelle der übrigen Franz Esser, Stellmacher aus Cornelimünster Mathias Gelles, Maschinenmeister von Breinigerberg Barthol. Wagemann, Schreiner und Peter Joseph Birken, Ackerer beide von Venwegen, neu gewählt.
Der seit dem 26.November 1880 provisorisch fungirende Carl Kroeger aus Pech wurde mit Zustimmung des Gemeinderathes durch den Herrn Landrath unterm 22.Oktober vorigen Jahres definitiv zum Polizei und Gemeindediener sowie Feldhüter der hiesigen Gemeinde ernannt.

Der seinem Vater zur Unterstützung beigegebene Waldwärter Johann Hubert Kremer entsprach nicht den an ihn gestellten Anforderungen; er wurde daher am 1.April ab pensionirt und unterm 8.August Js. vom Gemeinderathe der Hülfsförster Franz Andres aus Heidweiler zum Gemeindeförster gewählt und von der königl. Regierung unterm 26.August 1881 bestätigt.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzige Pfarrkirche ist im vorigen Frühjahr wieder rüstig aufgenommen worden. Den vielen Bemühungen des hiesigen Kirchen Vorstandes ist es gelungen, von dem im November vor. Js. versammelt gewesene Rhein Provinzial Landtage eine Beihülfe von 15.000 Mark zu den Restaurations-Kosten zu erhalten, ein erfreulicher Beweis für das große Interesse welches das altehrwürdige Gotteshaus in den weitesten Kreisen findet.

In den Tagen vom 10.Juli bis 26.Juli 1881 fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligthumsfahrt in altherkömmlicher Weise hierselbst statt. Der Andrang von Fremden war ein sehr bedeutender und hat zweifelsohne die die erhebliche Frequenz von 1874 noch übertroffen, was schon zur Genüge daraus erhellt, daß die Einnahme der hiesigen Kirche aus Eintrittskarten hinter derjenigen von 1874 nicht zurückgeblieben ist, wiewohl in letzteren Jahre eine viel stärkere Circulation des Geldes stattfand wie in 1881.

Am 21.Juli war der Herr Bischof von Hildesheim und am 25.Juli der Herr Weihbischof Dr. Baudri von Köln hier. Beide Herren nahmen selbst die öffentliche Zeigung der Heiligthümer vor.
Meinem Vorschlage entsprechend hat der Gemeinderath genehmigt, daß auf dem Gemeinde Eigenthum zu Schützheide eine Obstbaumschule angelegt werde, damit die männliche Schuljugend dort Gelegenheit zur Ausbildung in der Obstbaumzucht finde und damit den Kern lege zur Hebung dieses wichtigen Zweiges der Landwirthschaft und Förderung des Wohlstandes der Gemeinde Angehörigen.
Der Holzabfuhrweg im Walddistrict Helmesblech ist im Vorjahre auf einer weiteren Länge von 150 m ausgebaut worden.

Die sehr unregelmäßige und recht unschöne Futtermauer vor den Häusern von Johan Peter Brammertz und Heinrich Schönauen hierselbst wurde im verflossenen Jahre abgelegt und durch eine regelmäßige niedrige Mauer auf welcher eine Böschung angebracht worden, ersetzt. Dadurch war es möglich, den zur Apotheke führenden Fußweg zum Fahrweg zu erbreitern. Nach dem sodann das vor der Brücke stehende alte Kreuz beseitigt und an dessen Stelle durch die Freigebigkeit hiesiger Einwohner ein zierliches Kapellchen errichtet worden, hat diese ganze Partie ein freundlicheres Ansehen erhalten.
Die Beseitigung der recht häßlichen und hindernden Ecken beim Seminar Blumengarten ist schon längere Zeit der Gegenstand meines Wunsches gewesen und bin ich hierüber bei der königlichen Regierung vorstellig geworden und glaube ich mit dem besten Erfolg hiervon versprechen zu können.

Der im vorigen Jahr seitens des Unternehmers Hoven anhängig gemachte Prozeß hinsichtlich der Abrechnung bezüglich des Wegebaues von Bilstermühle nach Krauthausen ist bis jetzt noch nicht zur Verhandlung beim kgl. Landgericht gekommen.
Dem Beschlusse des Gemeinderathes vom 13.Oktober 1880 entsprechend ist der dem Hause des Ackerers Heinrich Dautzenberg zu Breinigerhaide gegenüber stehende Gemeindebrunnen mit einer Pumpe versehen worden.

Die am Kirchhofsberge stehenden Pappeln wurden gefällt und durch eine Lindenpflanzung ersetzt.
Der im Februar 1880 in Cornelimünster ins Leben gerufene Wohlthätigkeits Verein kann mit Befriedigung auf seine seitherige Thätigkeit zurückblicken. Die Einnahme betrug im ersten Vereinsjahre (1/5 80-30/4 81) 905 Mark 35 Pfg. welche hauptsächlich in Naturalspenden den Armen zu Gute gekommen sind. Mit dem Vereins Vorstande Hand in Hand gehend, hat der hiesige Armen Vorstand fortgefahren, aus den Stiftungs Revenüen zu Gunsten der Armen der Pfarre Cornelimünster Kartoffeln, Erbsen, Hemden, Strümpfe und Bettzeug zu beschaffen und damit die Noth der Armen in wirksamster Weise gelindert.
Leider hat der von mir gleichzeitig in Breinig ins Leben gerufene Wohlthätigkeits Verein keine lange Dauer gehabt, was umso mehr zu beklagen ist, als die Resultate solcher Vereine in jeder Richtung hin günstig wirken.

In Folge meiner Anregung hat sich in Cornelimünster eine freiwillige Feuerwehr gebildet, der 31 Mitglieder beigetreten sind. Es wird nun Sache die Kameradtschaftlichkeit zu erreichen, daß die Feuerwehr zur Lösung ihrer Aufgabe fähig wird. Mit der Bildung einer ähnlichen Feuerwehr in Breinig soll in der nächsten Zeit vorgegangen und dabei die hier bei der Organisation gemachten Erfahrungen benutzt werden. Sobald die Feuerwehren Bestand zeigen und an den Tag legen, daß sie ihre Aufgabe zu lösen vermögen, wird die Gemeinde zur Anschaffung von Löschgeräthen übergehen müßen, die der Organisation der Feuerwehr angepaßt sind.

Nachdem die von dem Schneidermeister Roentgen gegen die Fristsetzung der Entschädigung für das im Enteignungswege aus seiner Wiese zum Kirchhof in Breinig genommene Terrain nach Ablauf der 6 monatlichen Frist erhobene Klage vom kgl. Landgericht kostenfällig abgewiesen worden, wurde das Terrain in Besitz genommen, der ganze Kirchhof mit einer planmäßigen Drainage versehen und die neue Fläche auch mit einer Mauer eingeschlossen.

Zur Regelung des Beerdigungswesens wurde alsdann von mir ein Reglement nebst Plan entworfen, welches von der kgl. Regierung unterm 8. vor. Mts. genehmigt worden. Es erübrigt nur noch beim Eintritt der günstigeren Witterung das Kirchhofskreuz und das Eingangsthor dem Plan entsprechend zu versetzen und der Kirchhof wird in allen Theilen fertig sein.
Seit meinem letzten Berichte hat ein Verkauf von 74 a 28 m Terrain der großen Breinigerhaide an den Bergwerksbesitzer Reinhard Reidt von Mausbach zum Preise von 710 Mark 62 Pfg. stattgefunden. Die ziemlich umfangreichen Vorarbeiten für den Verkauf der noch vorhandenen Wege-Absplisse hat der Geometer Radeke derart verzögert, daß der Verkauf bis jetzt noch nicht beschlossen werden konnte. Die Erledigung steht jedoch nunmehr in naher Aussicht.

Das neue Betriebsregulirungs und Ertragsberechnungswerk für den hiesigen Gemeindewald ist seitens des Oberförster Candidaten Bollig bis jetzt noch nicht in Angriff genommen, weil er mit den persönlichen Arbeiten für die Gemeinden Brand und Büsbach noch nicht zum Abschluß gekommen.
Der von mir in der Sitzung vom 31.Dezember 1880 gemachte Vorschlag, die Ertheilung von Erlaubnißscheinen zum Sammeln von Raff und Leseholz im Gemeindewald einzuführen, wurde vom Gemeinderathe abgelehnt. Nach den mit dieser Einrichtung anderwärts gemachten Erfahrungen kann ich nur wiederholen, daß diese Maßregel nicht allein eine durchaus billige neue Einnahmequelle der Gemeindekasse, sondern auch geeignet ist, dem Holzfrevel immer mehr Einhalt zu thun.

Die Frage des Eigenthums an dem halbrunden Auslauf der Quelle vor der St. Antonius Kapelle wurde in Folge von Besitzhandlungen des Bierbrauers Egidius Hamacher zur Sprache gebracht und durch eine geometrische Feststellung der Grenzen des von dem Vater des Hamacher früher von der Gemeinde gekauften Terrains zweifelsohne ermittelt, daß der qu. Wasserauslauf, der übrigens auch auf Gemeindekosten erbaut worden, ausschließlich auf Gemeinde Eigenthum steht.

Die Gemeindeschulden, welche am 1.April 1881 17.580 Mark betrugen, wurden um den zur Bestreitung des Gemeindezuschusses zu der Einquartierungs Entschädigung erforderlichen Betrag von 4.500 Mark vermehrt 22.080 Mark davon sind Ende dieses Rechnungsjahres 2.400 Mark abzulegen, sodaß sie am 1.April 1882 betragen 19.680 Mark.
Die Gemeindesteuern, welche pro 1881/82 100% der Grund und Gebäudesteuer und 150% der Gemeinde Einkommenssteuer betrugen werden eine Erhöhung nicht erfahren, trotz dem im nächsten Jahre die Schuldentilgung um 1.200 Mark höher ist als im laufenden Rechnungsjahre.
Die nicht allein die Eifel sondern auch die ganze hiesige Gegend so lebhaft interessirende Frage einer Eisenbahn Verbindung kam in Folge des großen Entgegenkommens Sr. Excellenz des Herrn Ministers für öffentliche Arbeiten im Frühjahre vor Jahres neuerdings in Fluß, was die Vertretungen der Gemeinden Cornelimünster, Brand und Walheim veranlaßte, in einer Petition vom 30.März vor. Js. dem Herrn Minister die Gründe vorzutragen, die für den Bau der Eisenbahn durch das Cornelimünsterländchen sprechen.
Diese Bitte fand geneigtes Gehör und der Herr Minister veranlaßte sofort die erforderlichen generellen Vorarbeiten, welche in kurzer Zeit so wohl gefördert wurden, daß der Herr Minister bereits unterm 19. September vorigen Jahres sich für den Bau der Bahn von Rothe Erde über Brand, Cornelimünster, Walheim, Raeren und Roetgen über Montjoie bis St. Vith entschied und die Verhandlungen bezüglich der Hergabe des Terrains zu dem Bahnbau seitens der interessirten Kreise und Gemeinden mit der Absicht eröffnete, den demnächst zusammentretenden Häusern des Landtags einen bezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen, wenn die Terrainfrage befriedigend erledigt werde.
Der hiesige Gemeinderath hat in seiner Sitzung vom 9.November vor. Js. beschlossen, das von der Bahnlinie berührte Gde. Eigenthum unentgeltlich dem Staate zur Verfügung zu stellen und das erforderliche Privat-Eigenthum anzukaufen und dem Staate zu überweisen, wenn die kgl. Staatsregierung die Hälfte der Erwerbskosten übernimmt.

Von Seiten hiesiger Industriellen sind der Gemeinde Beihülfen hierzu zur Summe von 7.000 Mark zugesagt worden, was die Opfer, welche die Gemeinde in Anbetracht der großen Bedeutung einer Eisenbahn für die hiesige Gegend und bei dem Umstande, daß eine solche ohne erhebliche Kosten nicht zu erlangen war, immerhin nennenswerth erleichtert.

Die Lage des hier projektirten Bahnhofs in der nächsten Nähe des Ortes an der Abzweigung der Wege nach Schleckheim und Oberforstbach kann nur als eine allen Interessen entsprechende bezeichnet werden und hat hier auch allgemein befriedigt.
Die gleichzeitig schwebenden Verhandlungen über den Anschluß der Stolberger Thalbahn an die Strecke Aachen-Montjoie-St. Vith sind inzwischen auch soweit gediehen, daß die Frage der Hergabe des erforderlichen Terrains den Gemeinderath am 11.Januar J. bereits beschäftigt hat und dabei die gleichen Bewilligungen gemacht worden, wie bezüglich der Strecke Aachen-Montjoie, jedoch nur bei Ausführung des staatlichen Projectes. Demnach darf das Resultat der schwebenden Landtags Verhandlungen freudig und hoffnungsvoll erwartet werden.
Im August und September fanden in hiesiger Gegend größere militairische Uebungen, u. a. auf dem Plateau zwischen Frohnhof, Krauthausen, Dorf und Breinigerhaide Exerciren der 30. Infanterie Brigade, bestehend aus dem 2. Rhein. Infanterie Regiment No. 28 und dem 6. Rhein Infanterie Regt. No. 68, denen das Garde Grenadier Regiment Königin Augusta noch zugetheilt war, statt.
In Folge dessen war die hiesige Gegend mit Einquartierung stark belegt und zwar der Ort Cornelimünster von 26/8-2/9 mit dem Brigadestab und dem Stab des Grenadier Regiments vom 26/8-5/9 mit einem Bataillon des Grenadier Regiments, vom 10. bis 11/9 mit dem Stab und ½ Escadron des königl. Husaren Regiment, die Ortschaften der Pfarre Breinig in den Tagen vom 26/8-2/9 mit 1 Bataillonsstab und 3 Compagnien des 28. Regts. und vom 10/9--11/9 ½ Escadron Königs Husaren und der Ort Venwegen vom 26/8-8/9 mit 1 Compagnie vom 28. Regt. und 3. bis 6/9 mit einer halben Batterie Artillerie.

Auf die zeitigen Wünsche erfolgte die Einquartierung der Truppen mit Verpflegung, und leistete die Gemeinde zu der Verpflegungs Entschädigung des Reiches ad 71 Pfg. pro Mann und Tag einen Zuschuß bis zur Höhe von 1 M. 25 Pfg. der hier zu erforderliche Betrag von 4.500 Mark wurde im Wege der Anleihe beschafft um in den 3 folgenden Jahren mit je 1500 Mark getilgt zu werden. Wiewohl das militairische Schauspiel recht viel Leben und Bewegung gebracht hat, so kann, angesichts der durch die Einquartierung entstehenden großen Belastung der Gemeinde eine Wiederholung desselben diesseits keineswegs gewünscht werden.

Die mißliche Lage der Landwirthschaft veranlaßte mich, die Bildung eines landwirthschaftlichen Casinos für die Gemeinden Cornelimünster, Brand und Walheim in die Hand zu nehmen, dessen Constituirung sodann in der Versammlung der Landwirthe vom 30.Oktober v. Js. beschlossen wurde. In der Sitzung vom 6.Januar Js., bis wohin dem Casino 41 Mitglieder angehörten, ist dasselbe aus dem Rahmen der Verhandlungen zu dem Entschlusse einer ersten That übergegangen, die in der Beschaffung von 4 ostfriesischen Zuchtstieren besteht. Das große Interesse, welches dem Casino bis jetzt entgegen gebracht wird, läßt hoffen, daß dasselbe einen dauernden Bestand erhalten und zur Förderung des Wohlstandes der Gegend beitragen wird.

Am 10.Mai vorigen Jahres Abends gegen ½ 11 Uhr brach in einem Schuppen neben der Scheune der Bierbrauerei Besitzer Aegidius Hamacher hierselbst Feuer aus, welches, da dieser Schuppen mit Stroh gefüllt war, alsbald auch die in der Scheune lagernden Fruchtvorräthe ergriff, sich den Wohnhauses nebst Bierbrauerei erfaßte. Den energischen Bemühungen der alsbald herbeigerufenen freiwilligen Feuerwehr in Cornelimünster und des Publikums gelang es indeß, das Dach des Wohnhauses und der Brauerei von dem Feuer zu befreien und letzteres auf die Scheune nebst Schuppen zu beschränken, welche total ausbrannten. Ueber die Entstehung der Feuersbrunst ist trotz gerichtlicher Untersuchung nichts ermittelt worden.

Am 2.Juni vor. Js. feierte Herr Sanitätsrath Dr. Dick von hier das seltene Fest des 50 jährigen Doctor Jubiläums. Se. Majestät der Kaiser hatten dem Jubilar in Anerkennung seiner Verdienste den königlichen Kronen Orden 3. Klasse verliehen, welchen der Unterzeichnete Morgens feierlich überreichte. Abends fand in der Klause beim Gast Wirthen Crott unter reger Betheiligung aus Nah und Fern ein schönes Fest statt, wozu der Jubilar nebst seiner Angehörigen als Ehrengäste geladen waren. Gesänge und fröhliche Weisen einer Musik Capelle hielten die Festgenossen in heiterer Stimmung bis zur frühen Stunde zusammen.
Am 6.September vor. Js. sprang in der hierselbst gelegenen Tuchfabrik der Herren G.A. Bischoff Söhne ein Endenwolf auf ein bis jetzt unerklärliche Weise auseinander, wodurch der Spinnmeister Johann Meuthen sehr erheblich verletzt wurde, während der Direktor der Weberei Gustav Brauns, sowie die Fabrikarbeiterin Carolina Schmitz mit leichten Verletzungen davonkamen.
Am 18.November Nachts 11 Uhr 18 Minuten wurde in hiesiger Gegend allgemein ein Erdbeben wahrgenommen, das sich zwischen Nordwest und Südost wellenförmig bewegte und 8 bis 10 Secunden dauerte. Ein starkes Getöse das manche Leute aus festen Schlafe weckte ging der ziemlich starken Bewegung unmittelbar voran. Beschädigungen an Gebäuden sind nicht vorgekommen oder bekannt geworden.

Die diesjährige Erndte hat nicht das Resultat geliefert, das der Stand der Feldfrüchte vor der Blütezeit erwarten ließ, da nämlich die anhaltend nasse Witterung im Monat August vor. Js. sowohl die Reife als auch später die Erndte sehr beeinträchtigt hat. Bei den Kartoffeln fand sich in Folge der andauernden Nässe allenthalben eine sehr starke Fäulnis, wohingegen dieselben in beiden Fällen nicht befriedigte. Die Futterkräuter waren qualitativ gut, quantitativ mangelhaft.

Der Winter hat bisheran in mehrfacher Hinsicht viel mit seinem Vorgänger gemein. Die Witterung war, abgesehen von einigen Frösten, keineswegs winterlich, sondern mehr lenzartig und namentlich für die Wintersaaten, die im durchweg nassen Herbste zur Bestellung gekommen und daher leicht hätten Schaden nehmen resp. schwachen Fortgang zeigen können außerordentlich günstig. Die Saaten haben durchweg einen recht befriedigenden Stand.
Nicht weniger günstig war die Witterung aber auch für die Viehbesitzer die ihren Viehstand aus Mangel an genügendem Stallfutter lange auf die Weide geschickt. Wenn die letztere selbstredend auch nur halbes Futter gewährte, so kam der Landmann doch über manche Verlegenheit hinweg und unterliegt es keinem Zweifel daß der Viehstand hätte decimirt werden müssen, zum größten Nachtheil der Besitzer, wenn die Witterung den Nothbehelf nicht gewährt gehabt. Von Schnee ist wenig zu sehen gewesen.


Cornelimünster den 1.März 1882; der Bürgermeister, Hochstenbach



1882

Bevölkerung
1882mw
Population3417
Geburten53551 unehelich
Todesfälle38280 über 90
Trauungen10
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler602
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die am 1.Dezember 1880 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3392 Seelen, die kürzlich aufgestellte Klassensteuer Rolle pro 1883/84 eine solche von 3417, so daß ein Zuwachs stattgefunden von 25.
Hiervon bekennen sich zur katholischen Religion 3356, zur evangelischen Religion 10 und zum jüdischen Bekenntnisse 45, Summa 3417.
Im Jahre 1881 wurden hier geboren: männliche Kinder 53, weibliche Kinder 55, Summa 108 , davon war 1 unehelich geboren.
In demselben Zeitraum starben: männliche Personen 38 , weibliche Personen 28 , Summa 66, sodaß die Zahl der geborenen diejenige der Gestorbenen um 42 übersteigt. In der Zahl der Gestorbenen sind 6 todtgeborene Kinder enthalten.
Die Zahl der in 1881 hier vollzogenenTrauungen beträgt nur 10.

Nachdem die 6 jährige Periode des Beigeordneten Herrn Peter Joseph Ostlender abgelaufen und seine Wieder-Ernennung auf weitere 6 Jahre durch die königliche Regierung am 4.Mai pr. erfolgt war, fand am 19.Mai vor. Jahres seine Wieder Einführung in das Amt statt. Mit dem 1.Oktober vor. Jahres ging die 3 jährige Stellvertretung zu Ende und wurden die Herren Emil Pauls von hier als Schiedsmann und Tillmann Kaldenbach von Breinig als Stellvertreter vom Gemeinde Rath am 4.October vor. Jahres auf drei Jahre wiedergewählt.
Der königliche Landrath des Landkreises Aachen Herr Hasenclever hat nach mehr als 32 jähriger Thätigkeit an der Spitze des Kreises mit dem 1.Januar vr. Js. von Sr. Majestät dem Kaiser und König die erbetene Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand erhalten und ist Allerhöchsten Orts zum Geheimen Regierungsrath ernannt worden. Leider ist sein Gesundheits Zustand derart, daß er die ihm angebotene allgemeine Ovation als Ausdruck der Dankbarkeit und Hochachtung ablehnen mußte, demnach erübrigte nur, daß die Bürgermeister des Landkreises im Namen der Verwalteten dem geehrten Herrn in einer Gesammt Adresse ihr lebhaftes Bedauern über das erfolgte Ausscheiden aus dem Amte bekundeten, womit sie sodann den Wunsch verknüpften, daß die wohlverdiente Ruhe seine Gesundheit wieder befestigen und er noch recht lange seiner Familie und seinen zahlreichen Freunden erhalten bleiben möge.

Mit der interimistischen Verwaltung des Landraths Amtes des Landkreises ist der Regierungs Assessor Herr Freiherr von Coels von der Brugghen aus Aachen betraut worden.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzige Pfarrkirche ist durch den hiesigen Kirchenvorstand im verwichenen Jahre ohne Störung weiter gefördert worden.
Dem Bedürfniß der Vermehrung der Schulklassen in Breinig ist dadurch entsprochen worden, daß die obere Etage des alten Schulhauses in der Nähe der Kirche zu einem Schulsaale ausgebaut wurde. Auf den Antrag des Schulvorstandes genehmigte sodann die königliche Regierung, daß die Schule in Breinig fortan als eine Knaben und eine Mädchenschule eingerichtet und der Knabenschule das Haus in der Dorfstraße bei der Kirche und der Mädchenschule dasjenige auf dem Essig überwiesen wurde.
Nachdem alsdann die vom Schulvorstand gewählte Schulamts-Candidatin Christine Hansen aus Eupen als Lehrerin an die neu creirte Stelle berufen worden, konnte der Schul Unterricht am 4.Dezember vor. Js. eröffnet werden.
Am 25.Februar vor. Js. verschied nach langwieriger Krankheit der Pfarrer von Venwegen Herr Jakob Adams im Alter von 57 Jahren. Seine Thätigkeit war in Folge des leidenden Zustandes jahrelang eine äußersth beschränkte. Eine Minderbesetzung der Stelle hat in Folge des noch immer schwebenden Conflictes zwischen der königlichen Staats Regierung und dem heiligen Stuhl, dessen Ausgleich allerseits sehnlichst herbeigewünscht wird, leider noch nicht stattgefunden. Zum Nachfolger des Verstorbenen als Localschul Inspector für Venwegen ernannte die königliche Regierung auf hierseitigen Vorschlag den Pfarrer von Hahn Herrn Hoegel.

Der beim königlichen Landgerichte in Aachen anhängige Prozeß des Wegebau Unternehmers Hoven gegen die Gemeinden Cornelimünster und Büsbach betreff seiner Mehrforderungen aus dem Bau des Weges von Bilstermühle nach Krauthausen ist nur zum kleinsten Theile zu Gunsten des Hoven entschieden und ihm die Hälfte der Kosten zur Last gelegt worden. Die Abrechnung hat inzwischen stattgefunden.

Für die in der Flur Abtheilung 'auf dem Schildchen' belegenen Grundstücke fehlte bisher ein zweckmäßiger Weg. Diesem Uebelstande wurde durch Ankauf des zu einem von der Prämienstrasse nach dem Schildchen führenden Weges erforderlichen Terrains aus dem Ackergrundstücke von Arnold Rütgers hierselbst abgeholfen.
Der vorerwähnte Ausbau der oberen Etage des alten Schulhauses in Breinig zu einem Schulsaale hat circa 3.500 Mark, 1.000 Mark mehr als veranschlagt war, gekostet. Die neubeschafften Schul Utensilien erforderten 350 Mark.

Dem Ausbau des Weges von Schützheide nach Büsbach soll in diesem Jahre näher getreten werden. Augenblicklich liegen die Projectstücke dem Herrn Landes Director der Rhein Provinz mit dem Antrage um Bewilligung von Beihülfen zu den Baukosten vor. Sobald hierüber entschieden ist, will die Gemeinde Büsbach ihre Strecke ausbauen und wird dann der hiesigen Gemeinde folgen.
Der von mir gestellte Antrag auf Befestigung der recht häßlichen und hindernden Ecken am Seminar Blumen Garten und Begradigung der Mauer durch das königliche Provinzial Schul Collegium hat leider bis jetzt nicht den gehofften Erfolg gehabt. Das königliche Provinzial Schul Collegium hat der Ansicht Ausdruck gegeben, daß der durch die Begradigung der Mauer für das Seminar entstehende Vortheil nur mäßig sei und mit den Kosten anscheinend in starkem Mißverhältnis stehe. Das Ansinnen, die ganzen Kosten auf die Seminarkasse zu übernehmen, ist sodann als unbillig zurückgewiesen worden. Zur Beurtheilung der Höhe der Kosten wurde ein Kosten Ueberschlag gefordert, der nunmehr fertiggestellt ist und als Grundlage für die weiteren Verhandlungen dienen wird.
Der Wohlthätigkeits Verein in der Pfarre Cornelimünster hat seine Thätigkeit kaum geschwächt fortgesetzt. Die Zahl der Mitglieder ist von 92 auf 89 gesunken und betrug die Gesammt Einnahmen im VereinsJahre 1.Mai 1881/82 719 Mark 10 Pfg. Der Armen Vorstand hat, mit dem Wohlthätigkeits Verein Hand in Hand gehend, fortgefahren, aus den Stiftungs Revenüen zu Gunsten der Armen der Pfarre Cornelimünster Lebensmittel, Kleidungsstücke und Bettzeug zu beschaffen und zu vertheilen, welche Spenden augenscheinlich die Noth, namentlich in der Winterzeit, wesentlich lindern.
Durch die erforderlich gewesene Uebernahme dreier Waisenkinder und die Unterbringung des blödsinnigen Kindes armer Eltern in einer Bildungs-Anstalt erfordert das neue Armen Budget ein plus von ca. 900 Mark gegen das Vorjahr.

Der Ort Breinig hat nach dem Muster der in Cornelimünster ins Leben gerufenen freiwilligen Feuerwehr auch eine solche erhalten. Den mit der Führung derselben betrauten Hauptleuten liegt es ob, durch unausgesetzte und fleißige Uebung in der Handhabung der Löschgeräthe, sowie durch Pflege des Gemeinsinnes und der Cameradschaftlichkeit die Feuerwehren zur Lösung ihrer schwierigen aber edlen Aufgabe fähig zu machen. Sind bestimmte Anzeichen für die Erfüllung dieser Hoffnung vorhanden, so wird die Gemeinde dazu übergehen müssen, die Ausrüstung der Feuerwehr zu übernehmen.

Nachdem im vorigen Jahre das Eingangsthor des Kirchhofes in Breinig und das Kirchhofskreuz versetzt, auch die neuen Wege angelegt worden, erfolgen jetzt die Beerdigungen reglements und planmäßig. Wenn der Kirchhof nun auch die vom Gemeinderathe genehmigte Bepflanzung mit Bäumen und Ziersträuchern erfahren hat, so dürfte er allen Anforderungen der Jetztzeit entsprechen.
Der Zustand der noch um einen Theil des Kirchhofes in Venwegen befindlichen Hecke gab dem Wunsche Nahrung, auch diesen Kirchhof mit einer Mauer eingefriedigt zu sehen. Der hiesige Gemeinderath hat den desfallsigen Plan bereits genehmigt und schrieben jetzt die Verhandlungen mit der wegen der Ortschaft Mulartzhütte mitbetheiligten Gemeinde Zweifall. Gemäß heute eingegangener Nachricht ist die Zustimmung seitens der Ortschaft Mularzhütte ertheilt.

Seit meinem letzten Berichte ist vom Gemeindeeigenthum verkauft worden:
1. Ein 4 a 5 m (28 Ruthen 55 Fuß) großer Abspliß der Breiniger Haide an Franz Joseph Esser zu Breinigerheide für 115 Mark
2. Zwei am Wege von hier nach Krauthausen gelegene Bauplätze nebst zwei anderen Absplissen, zusammen 19 a 37 m oder 137 Ruthen 20 Fuß mit einem Erlös von 541,53 M
3. das Terrain eines aufgehobenen Fußweges an Johann Mathias Kloubert hierselbst zu 31,50 Mark
Summa 688,03 M, welche mit Genehmigung königlicher Regierung zur Bestreitung der Kosten der Instandsetzung des Kirchhofs in Breinig verwendet worden.

Die Vorbereitungen zum Verkaufe der hin und wieder nachliegenden Wege-Absplisse sind eingeleitet und bis zur Absplitzung gediehen. Auch schweben momentan noch Verhandlungen über den Verkauf der Waldparzelle 'Fünffecken' an dem mit seinem Besitzthum anstoßenden Grafen Beissel-von Gymnich.
Die königliche Regierung hat den Oberförster Candidaten Bollig von der eben in Angriff genommenen Ausarbeitung des neuen Waldbetriebs und Regulirungswerkes entbunden und ist nunmehr der Oberförster Candidat Geltz damit betraut worden, der die Arbeit nahezu zum Abschluß gebracht hat.
Die Gemeindeschulden betrugen am 1.April vor. Js. 19.680 Mark.

Zur Bestreitung des Aufbaues des alten Schulhauses in Breinig wurden inzwischen aufgenommen 2.500 Mk, Summa 22.180 hiervon wurden im laufenden Jahre getilgt 3.600 M, sodaß am künftigen 1.April noch verbleiben 18.580 Mark.
Eine nicht bedeutende Erhöhung der Gemeindesteuern, welche im laufenden Jahre 150% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuern betragen wird in Folge der Mehrkosten des Schulbaues in Breinig und der Mehrforderungen für die neue Schule daselbst und des Armen Budgets unvermeilich sein und zwar um circa 5%.

Die hochwichtige Frage des Eisenbahnbaues von Rothe Erde (Aachen) über hier nach Montjoie und St. Vith etc. ist Dank der energischen Fürsorge der königl. Staats Regierung für die Armen Kreise Montjoie und Malmedy in ein Stadium gerückt, das die baldige Inangriffnahme der Ausführung des Projectes in nahe Aussicht stellt, falls die dabei interessirten Kreise und Gemeinden ihr Interesse durch Bewilligung der geforderten Beihülfe zum Grund Erwerb bestätigen. Durch Gesetz vom 15.Mai vor. Js. ist die königliche Staats Regierung zum Ausbau der beregten Bahn für den Fall ermächtigt worden, daß die Interessenten den zum Bahnbau vorübergehend und dauernd erforderlichen gesammten Grund und Boden der königlichen Staats Regierung unentgeltlich zur Verfügung steht wogegen die königliche Staats Regierung eine Beihülfe von 343.000 Mark als der Hälfte der bei den Vorarbeiten auf 686,000 Mark geschätzten Werthes des Terrains, aus Staatsmitteln gewährt.
Die Verhandlungen zwischen der hiesigen Gemeinde und dem zum Vertreter aller Interessenten ernannten königlichen Landrathe Herrn Rennen in Montjoie sind soweit gediehen, daß die hiesige Gemeinde sich bereit erklärt hatte, das sämmtliche in der hiesigen Gemeinde zum Bahnbau erforderliche Terrain bei den Vorarbeiten auf 58.243 Mark geschätzt, auf eigenes Risico anzukaufen und zur Verfügung zu stellen, wenn der Gemeinde die Summe von 30.000 Mark aus der staatlichen Beihülfe überlassen wird.
Herr Landrath Rennen findet diese Forderung um etwa 1.000 Mark zu hoch und wird die Beseitigung dieser geringen Differenz wohl keine Schwierigkeiten mehr bieten.

Die Pläne über das Project sind eingetroffen und in der Zeit vom 20. bis 27. Js. Mts.------------------------zu Jedermanns Einsicht offen gelegt werden. Die landespolizeiliche Prüfung des Projectes wird am Montag den 29. dss. Mts. vor der Hand für die Strecke von Rothe Erde bis Schmitthof stattfinden.

Das hiesige landwirthschaftliche Casino hat im ersten Jahre seiner Thätigkeit eine erfreuliche Entwicklung genommen. Die Zahl der Mitglieder, welche bei der constituirenden Versammlung 17 betrug, vermehrte sich in jeder Sitzung und ist bis jetzt auf 76 herangewachsen. Seine Leistungen auf dem Gebiete des Garten und Obstbaues haben bei Gelegenheit der landwirthschaftlichen Ausstellung in Weiden eine lobende Anerkennung mit Diplom gefunden. Die Verbesserung der Rindviehzucht war eines der ersten Augenmerke desselben auf seine Anregung hin wurden im Frühjahr vor Jahres vier Stück rein holländische Zuchtstiere in Holland gekauft und hier ausgestellt. In diesem Jahre hat dasselbe eine Prämiirung der Zuchtstiere gelegentlich deren Körung beschlossen und hat der hiesige Gemeinderath in entgegenkommender Weise eine Beihülfe von 50 Mark zu der Prämierung bewilligt. Allerseits verspricht man sich den besten Erfolg von dieser Einwirkung auf die Beschaffung besserer Zuchtstiere. Als weiteres Product der Thätigkeit des Casinos kann die am 21.dss. Mts. geschehene Gründung einer auf Gegenseitigkeit beruhenden Pferde- und Rindviehsicherung für die Gemeinde Cornelimünster, Walheim, Brand und die Ortschaften Dorff und Krauthausen mit dem Sitze in Cornelimünster, der sofort 24 Einwohner beitreten, bezeichnet werden. Inzwischen sind schon mehrere Beitritts Erklärungen erfolgt und noch weitere in Aussicht gestellt.

Am 15.Dezember vor. Js. tagte hierselbst eine von mir behufs Gründung einer Pfennig-Sparkasse für denselben Bezirk und die Ortschaften Lichtenbusch und Hitfeld einberufene öffentliche Versammlung an welcher ca. 50 Einwohner aus allen Ortschaften Theil nahmen, sodaß die Versammlung eine stattliche genannt werden konnte. Mit seltener Einmüthigkeit wurde das vorgeschlagene Project aufgenommen, der vorgelegte Statuten Entwurf durchberathen und festgestellt und der Verein constituirt, der gestern seine Thätigkeit eröffnet hat. Diese beiden Vereine sind recht geeignet, wunde Stellen zu heilen und zur Förderung der Wohlfahrt und guten Sitten mächtig mitzuwirken. Möge daher der erhoffte Erfolg nicht ausbleiben.
Im Laufe des vorigen Sommers sind einer älteren Bestimmung entsprechend an allen geeigneten Stellen Wegweiser aus Gußeisen und an freistehenden Gußeisernen Säulen befestigt angebracht worden.

Am 23.Mai vor. Jahres Nachmittags gegen 6 ½ Uhr brach in dem beim hiesigen Kirchhof gelegenen Wohnhause des Glöckners und Todtengräbers Köhler Feuer aus. Dasselbe hatte in kurzer Zeit sich dem ganzen Hause mitgetheilt. Jedoch gelang es der sofort herbeigeeilten hiesigen Feuerwehr, das Feuer auf das Dach zu beschränken. Das der hiesigen Kirchen Gemeinde gehörende Haus war bei der Rheinischen Provinzial Feuer Societät, die Möbel des Köhler dagegen nicht versichert. Ueber die Entstehung des Feuers ist Positives nicht ermittelt worden, wahrscheinlich ist dasselbe jedoch durch das Spielen von Kindern mit Schwefelhölzchen auf dem Speicher des Hauses entstanden.
Am 15.Juli v. Js. Mittags wurde das 5 jährige Söhnchen des hierselbst wohnenden Wirthen Winand Crott derart unglücklich überfahren, das der Tod sofort eintrat. Dem betr. Fuhrmann konnte eine Schuld nicht nachgewiesen werden.
Der Winter 1881/82 war fast spurlos vorübergegangen. Nur ein paar Wochen frostigen Wetters verriethen sein Dasein. Der Monat März brachte eine lenzartige Witterung, die vermuthen läßt, daß der Frühling bereits seinen Einzug gehalten. Die Hecken fingen an zu grünen und die Kern Obstbäume zeigten die Knospen in großer Menge, als der 22.März ein kaltes winterliches Wetter mit einer indeß nur wenige Stunden andauernden Schneedecke und einem Nachtfrost brachte, wohl zur Mahnung vor der Täuschung, dass der Winter nichts mehr vermöge.
Der Stand der Feldfrüchte war im Uebrigen im Allgemeinen recht günstig und mußte das Herz des Landmannes wahrhaft erfreuen, bis zur ersten Hälfte des Monats Juni, wann andauerndes Regenwetter, verbunden mit einer empfindlichen Kälte, eintrat. In den Wiesen herrschte eine seltene Ueppigkeit und Fülle und die Heu Erndte hat wohl nicht wenige Landleute in einer Weise befriedigt, wie sie seit vielen Jahren nicht erlebt worden.

Die bis dahin so reichen Aussichten auf Obst wurden dagegen durch einen Nachtfrost am 18.Juni fast vollständig vernichtet.
Das im Juni eingetretene Regenwetter hielt leider mit kurzen Unterbrechungen während der ganzen Erndtezeit an und vernichtete die schönsten Hoffnungen auf die Erndte.
Nicht allein das die letztere erheblich verspätet, wurde sie auch zum großen Theil beeinträchtigt. Roggen und Waizen konnten durchweg nur mit knapper Noth eingeholt werden, während der Hafer, der eine besondere Ueppigkeit entfaltet hatte, Ende September noch im Felde stand und zum großen Theile verdarb. Auch die Kartoffeln litten unter der andauernden regnerischen Witterung derart erheblich, daß an manchen Stellen die Fäulniß einen solchen Umfang genommen, daß kaum mehr als das Saatgut geerntet wurde.
War hiernach die vorigjährige Erndte eine solche, auf die der Landmann nur mit Wehmuth zurück blicken kann, so ist der jetzige Stand der Wintersaat ebensowenig geeignet, freudigeren Herzens in die Zukunft zu blicken, die bis vor wenigen Tagen andauernd nasse Witterung hat die Bestellung der Wintersaaten hin und wieder unmöglich gemacht und dort, wo sie stattgefunden, ist ein vernichtend wirkender Schneckenfraß eingetreten, der eine wiederholte Saat erforderlich gemacht.

Der diesjährige Winter, welcher am 14.November Jr. durch eine 10 cm hohe Schneedecke von geringer Dauer seine Ankunft meldete, hat bis jetzt eine Härte kaum gezeigt, dagegen Ende November und in den Weihnachtstagen in den Gebiets Gegenden des Rheines und seiner Nebenflüsse durch Ueberschwemmungen, wie sie in diesem Jahrhundert noch nicht dagewesene Noth und Elend in einem Umfange verbreitet, der ärger kaum gedacht werden kann.
Die herzzerreissenden Nothrufe der Ueberschwemmten, die Hab und Gut verloren und vielfach ihre Existenz vernichtet sahen haben die staatliche Beihülfe nicht minder wie die Privatwohlthätigkeit in erfreulicher Weise sich bewähren sehen und wenn auch die hiesige Gemeinde nach dem ersten Hochwasser ihr Scherflein bereits beigetragen hat, so kann ich mich doch der Hoffnung nicht verschliessen, daß sie, in Anbetracht des durch das Zweite Hochwasser in noch empfindlicherer Weise hervorgerufenen Elends der Ueberschwemmten durch Bewilligung eines namhaften Unterstützung aus der Gemeindekasse ihren Wohlthätigkeits Sinn neuerdings bestätigen wird.


Cornelimünster, den 25.Januar 1883; der Bürgermeister, Hochstenbach



1883

Bevölkerung
1883mw
Population3563
Geburten60481 unehelich
Todesfälle38410 über 90
Trauungen24
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die am 1.Dezember 1880 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab in hiesiger Gemeinde eine Bevölkerung von 3392 Seelen.
Die kürzlich aufgestellte Klassensteuer Rolle pro 1884/85 eine solche von 3563 so, daß ein Zunahme stattgefunden von 171, der allerdings hauptsächlich auf die vorübergehende Anwesenheit der Bahnbeamten und Arbeiter der Eisenbahn zurück zu führen ist.
Hiervon bekennen sich zur katholischen Religion 3450, evangelischen 66 und zum jüdischen Bekenntnisse 47, Summa 3563.
Im Jahre 1882 wurden hier geboren männliche Kinder 60, weibliche Kinder 48, Sa. 108.
Davon war 1 unehelich geboren.

In demselben Zeitraum starben männliche Personen 38, weibliche Personen 41, 79, sodaß sie Zahl der Geborenen diejenigen der Gestorbenen um 29 übersteigt.
Ueberdies sind in der Zahl der Gestorbenen 5 totgeborene Kinder enthalten.
Im selbigen Jahre wurde hier 24 Trauungen vollzogen.
Der mit der Verwaltung des Landraths Amtes des Landkreises Aachen betraute Regierungs Assessor Herrn Freiherr von Coels von der Brugghen wurde am 30.October vor. Js. von den Kreisständen des Landkreises einstimmig zum Candidaten für das Landraths Amt erwählt. Nachdem Sr. Majestät der König inzwischen den Erwählten zum Landrath ernannt haben, wird die Einführung desselben am 16. dss. mts. stattfinden.
Am 24.Juli vor Js. ging die Wahlperiode der Mitglieder des Armen Vorstandes zu Ende und wurden die sämmtlichen Mitglieder die Herren 1. Vicar Hochhausen, 2. Ludwig Giesen, 3. Math. Joh. Lamberts aus CMünster, 4. Tillmann Kaldenbach, 5. Johann Winkhold aus Breinig, 6. Hubert Winkhold aus Schützheide, 7. Barthol. Wagenmann und 8. Peter Jos. Birken aus Venwegen vom Gemeinderathe am 4.Juli vor. Js. auf weitere 6 Jahre wiedergewählt.
Wegen Verlegung seines Wohnsitzes von hier nach Bedburg schied der Apotheker Herr Emil Pauls als Schiedsmann der hiesigen Gemeinde aus und wurde Herr Ludwig Giesen hierselbst vom Gemeinderath am 20.Dezember vor. Js. zu seinem Nachfolger gewählt.
Die Restauration der hiesigen ehemaligen Benedictiner Abtei jetzigen Pfarrkirche ist im verwichenen Jahre durch den hiesigen Kirchenvorstand um ein bedeutendes Stück weiter gefördert worden. An der Nordseite der Kirche wurde das Quadermauerwerk welches stellenweise erheblich Schaden gelitten, soweit nöthig erneuert, ebenso mehrere Strebepfeiler während 3 Stück hiervon ganz neu ausgeführt werden mußten. Das Maaßwerk der sämmtlichen Fenster der Nordseite ist fertig gestellt und größtentheils auch schon versetzt, so daß die Verglasung nur noch erübrigt um die Kirche noch an dieser Seite im Aeußeren fertig zu sehen.
Das Schulwesen ist im verwichenen Jahre ohne Aenderung geblieben.
Die Zahl der schulbesuchenden Kinder betrug Ende Dezember vor Jahres
a) in der mit dem Lehrer Seminare verbundenen Uebungsschule hierselbst.
davon gehören zur Gemeinde Büsbach
in der 1. Klasse 32 Knaben 33 Mädchen 7 Knaben 9 Mädchen
in der 2. Klasse 52 Knaben 55 Mädchen 0 Knaben 9 Mädchen
in der 3. Klasse 57 Knaben 62 Mädchen 7 Knaben 11 Mädchen
Summe 141 150 20 29
b) in Breinig
in der 1 Knabenklasse 57 Knaben
in der 2. Knabenklsse 89 Knaben
in der 1. Mädchenklasse 54 Mädchen
in der 2. Mädchenklasse 76 Mädchen
Summe 146 Knaben 130 Mädchen
c) in Venwegen in der einklassigen Schule 36 Knaben, 37 Mädchen war aus der Ortschaft Mulartzhütte 3 Knaben 0 Mädchen angehören.
Die ländliche Fortbildungsschule in Breinig wurde durchschnittlich von 24 Schülern regelmäßig besucht und der Unterricht durch den Lehrer Jansen von Hahn und den Zeichner Peter Gilles von Breinigerberg jeden Sonntag während 2 Stunden ertheilt.
Nachdem die Gemeinde Büsbach den Ausbau der innerhalb ihres Bezirks gelegenen Strecke des Weges von Schützheide nach Büsbach am 4. des mts. öffentlich zu Verding gegeben, wird diesseits mit dem Ausbau der in hiesiger Gemeinde gelegenen Strecke vorgegangen werden müssen, sobald der hiesigen Gemeinde eine Beihülfe von 400 Mark zu den Kosten dieser Strecke bewilligt.
Die wiederholten Anstrengungen einiger Einwohner von Zweifall dahingehend, die hiesige Gemeinde zum Ausbau einer Straße von Zweifall nach Breinig zu veranlassen, sind ohne Erfolg geblieben.
Der Herr Ober Präsident der Rheinprovinz hat die Antragsteller unterm 2.Mai vor. Js. ablehnend beschieden, weil der Fuhrwerksverkehr zwischen Zweifall und Aachen ein geringer ist und der Ausbau des Weges wegen der vorhandenen erheblichen Steigungen eine Kosten Aufwand verursachen würde, welcher in keinem Verhältnisse zu dem durch ihn erhofften Nutzen stehe.
Die Gemeinde Gressenich hat neuerdings den Bau einer Brücke über den Vichtbach beim Weiler Jägersfahrt veranschlagt zu 2.550 Mark, angeregt. Nachdem die königliche Regierung sich bereit erklärt hat und forstfiskalischen Fonds einen Beitrag von 1.000 Mark zu beantragen, sind die Verhandlungen bezüglich des Brückenbaues wieder in Fluß gekommen und gleichzeitig auf den Ausbau der in hiesiger Gemeinde ausgedehnt worden. Der Ausbau der in hiesiger Gemeinde belegenen Wegestrecke ist zu 1.500 Mark veranschlagt.
Nach wiederholter Berathung dieses, die Einwohner der hiesigen Gemeinde nicht im Mindesten interessirenden Gegenstandes, hat Gemeinderath am 23.August vor. Js. beschlossen, einen Betrag von 1.500 Mark zu dem Wege und Brückenbaue zu bewilligen wenn die Gemeinde Gressenich den zu Wege, und Brückenbau für alleinige Rechnung ausführt und die Unterhaltung des Weges und der Brücke künftigh zu und für alle Zeiten übernimmt.
Eine Entscheidung der Gemeinde Gressenich hierüber ist noch nicht ergangen.
Die fortgesetzten Verhandlungen mit dem königlichen Provinzial Schul Collegium auf Beseitigung der Ecken am Seminar Blumengarten haben bis jetzt noch nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Nachdem das königliche Provinzial Schul Collegium neuerdings sogar eine Betheiligung an den Kosten der Begradigung der Mauer abgelehnt und erklärte sich für Abtretung der Fläche aus dem Seminar Blumengarten gegen Eintausch der kleineren Straßenwinckel nur dann zu verwenden, wenn die Herstellung der neuen Gittermauer ganz auf Kosten der Civil Gemeinde und der Kirchen Gemeinde geschehe, ist sowohl von Kirchenvorstand als dem Gemeinderathe beschlossen worden, die aus dem Seminargarten benöthigte Fläche zu einem angemessenen Preise anzukaufen und dann die Begradigung auf eigene Kosten soweit vorzunehmen, als das eigene Interesse erheischt. Hierauf ist eine Erklärung noch nicht eingegangen. Sollte dieselbe wieder Erwarten ablehnend ausfallen, so würde nicht erübrigen, als im Wege des Enteignungs Verfahrens die Erbreiterung der Straße herbeizuführen.

Das Pflaster der außerhalb der Strassenrinnen im hiesigen Orte vorhandenen Banquetts ist derart schlecht daß eine Erneuerung desselben sehr erwünscht ist, nicht weniger ein Theil der Straße vor dem Kreuze am Markte.

Der Wohltätigkeits Verein in der Pfarre Cornelimünster zählte am 1.Mai vor. Js. noch 80 Mitglieder und betrug seine Jahres Einnahmen pro 1882/83 675 Mark 85 Pfg. und der Kassenbestand am 30.April vor. Js. 235 Mark 19 Pfg., eine Folge des gelinden vorigjährigen Winters. Hand in Hand gehend mit dem Armen-Vorstand sind auch im gegenwärtigen Winter wieder Kleidungsstücke, Schuhe, Bettzeug und 200 Zentner Kohlen beschafft und unter die Armen vertheilt worden. Im Uebrigen ist etwas Bemerkenswerthes auf dem Gebiete des Armenwesens nicht eingetreten.

Die in den letzten Jahren hier und in Breinig ins Leben gerufenen freiwilligen Feuerwehren entbehren noch derjenigen technischen Ausbildung, welche sie einem einheitlichen und sachverständigen Eingreifen befähigen und erscheint daher die technische Ausbildung durch ein Mitglied einer auswärtigen Berufsfeuerwehr angezeigt in welchem Falle die schon mehrfach bekundete Lust der hiesigen Mitglieder sich weiter entwickeln und befestigen wird. Zur Anschaffung neuer Feuerlöschgeräthe ist im nächstjährigen Etat wieder ein bereits vorgesehen und allmählig einen ausreichenden Betrag anzusammeln.

Der Kirchhof in Breinig ist im verwichenen Frühjahr mit einer Bepflanzung von Kugel Akazien, Rotbuchen, Linden und Ziersträuchern versehen worden. Die Mauer um den erworbenen Theil des Kirchhofes in Venwegen wurde im Sommer vorigen Jahres ausgeführt und ist derselbe nunmehr mit einer würdigen Einfassung versehen.
Seit, dem letzten Bericht wurde vom Gemeinde Grundvermögen verkauft:
1. die Holzparzelle Fünfhecken groß 72 M. 54 m Flur 8 No. 384 des Katasters von Walheim an Graf Beissel für 35 Thlr 541 Mark
2. ein bei Kitzenhaus gelegener 5 M. 75 m großer Abspliß des Gemeindewaldes an Wilhelm Josef Hunger für 40,50 M
3. das Terrain eines aufgehobenen Fußweges durch eine Wiese der Wth Arnold Wagemann in Breinig für 16,50 M
Sa. 598 Mark und 4. eine größere Anzahl früher unverkauft gebliebener Wege Absplisse deren Kaufpreis mit 398 Mark 35 Pfg. im nächsten Jahre zur Einziehung gelangen.
Wiewohl sicheren Vernehmen nach dort vom Herrn Forst Assessor Geltz ausgearbeitete neue Waldbetriebs und Regulirungs Werk langst fertig gestellt und der königlichen Regierung zur Prüfung vorgelegt worden ist. Dasselbe der Gemeindeverwaltung zur Aeußerung seither noch nicht zugegangen. Die Gemeinde besitzt am Schlusse der Rechnung Jahres folgende Forderungen 707 M 79 Pfg hypothekarisch eingetragene Holzkaufpreisereste die z. Z. uneingreifbar waren und 996 M 35 Pfg Kaufschillinge von verkauftem Gemeinde Vermögen Sa. 1.704 M. 14 Pfg. Die Gemeinde Umlagen, welche im laufenden Jahre zur Höhe von 154% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuer erhoben worden, erfahren für die nächste Jahr keine Erhöhung, vielmehr erscheint es zulässig, dieselben zur Höhe von nur 150% der gedachten Steuern zu ermäßigen.
Die Gemeindeschulden betrugen am 1.April vor. Js. 18.580 M. und haben bis jetzt eine Vermehrung nicht erfahren und werden durch die planmäßige Ablage von 3.600 Mark sich nach ermäßigen bis auf 14.980 Mark.
Zur Bestreitung der Grunderwerbs Kosten für den Eisenbahnbaue ist aber eine Anleihe 40.000 Mark erforderlich und seitens der königlichen Regierung genehmigt worden, wovon ein Theil in der allernächsten Zeit realisirt werden muß.
Nachdem die langwierigen Vorverhandlungen bezüglich des Grund Erwerbs für den Eisenbahnbau "Rothe Erde" (Aachen über hier nach Montjoie St.Vith v. Js. mit den interessirten Kreisen und Gemeinden ihren Abschluß gefunden, traf im Juni vor. Js. das Baubureau für die Abtheilung von Rothe Erde bis Roetgen hier ein um die Einleitungen zur Inangriffnahme des Baues zu treffen. An der Spitze der Bau Abtheilung, die in 3 Sectionen eingetheilt ist, steht der Regierungs-Baumeister Rudolph Cottmann, während
die 1. Section von Rothe Erde bis Rollefer Viaduct und dem Regierungs Baumeister Conrad Winde und Regierungs Bauführer Carl Adolph Voigt,
die 2. Section von Rollefer Viaduct bis Schmitthof und dem Regierungs Baumeister Heinrich Klinke und dem Regierungs Bauführer Erich Scheffer und Hubert Henkes und
die 3. Section dem Regierungs Baumeister Heinrich Siese und Regierungs Bauführer Paul Jaenicke unterstellt ist.
Die Vorbereitungen zur Inangriffnahme des Baues wurden derart gefördert, daß die Grundsteinlegung zu dem ersten Bauwerke, dem hiesigen Itterbach Viaducte und somit gleichsam zum ganzen Tagebau am 27.September vor. Js. vorgenommen werden konnte.
Diese Gelegenheit glaubte die hiesige Gemeinde nicht vorüber gehen lassen zu dürfen ohne ihrer Freude über das endliche gelingen ihrer jahrelangen Bestrebungen Ausdruck zu geben und beschloß daher der Gemeinderath, die Grundsteinlegung auf Kosten der Gemeinde festlich zu begehen. Von den geladenen Ehrengästen waren erschienen 1. der königliche Landraths Amts Verwalter Freiherrn von Coels 2. der geheime Regierungsrath Hasenclever 3. der Fabrikant Christoffel aus Montjoie 4. der Unternehmer der beiden Viaductbauten August Kunert aus Köln und sämmtliche Beamten der Bau Abtheilung und der zwei ersten Sectionen.
Gegen 4 Uhr nachmittags setzte sich der Festzug vom Gemeindehause aus in Bewegung, an welchem die Kriegervereine von Cornelimünster und Breinig, die hiesige Schützen Gesellschaft und der Gesang Verein von Breinig alle mit ihren Fahnen sowie zahlreiche Herren aus Cornelimünster und der Umgegend theilnahmen. Nachdem die Grundsteinlegung zu dem Haupt (Mittel) Pfeiler in üblicher Weise geschehen, bewegte sich der Festzug von dem reich gezierten Bauplatze zum Gasthause zur Post hierselbst, wo unter zahlreicher Betheiligung ein Fest Essen stattfand, daß den besten Verlauf nahm und die Gäste bis zu später Stunde zusammenhielt.
Der Grund Erwerb des innerhalb der hiesigen Gemeinde zum Bahnbau erforderlichen gesammten Terrain, bei den Vorarbeiten auf 58.249 Mark veranschlagt, ist Seitens der hiesigen Gemeinde auf eigenes Risiko übernommen worden, wogegen sie aus der staatlichen Beihülfe den Betrag von 30.000 Mark erhält und ist derselbe insoweit vorgeschritten, als die Entschädigung, für die im gütlichen Wege nicht erlangten Grundstücke im Wege des Enteignungs Verfahrens durch die königliche Regierung festgesetzt worden. Soweit bis jetzt bekannt, ist Beschreitung des Rechtsweges gegen die Entscheidung der königlichen Regierung kaum von einer Seite zu erwarten.
Wie sämmtlichen Bauherrn der Abtheilung und der beiden ersten Sectionen haben hier ihren Wohnsitz, nicht minder eine größere Anzahl Unterbeamte, die fernere Anwesenheit von circa 400 fremden Arbeitern darunter manche Süddeutsche, auch Polen, Böhmen und Italiener, einzelne mit Familien, bringt reges Leben in hiesige Gegend.
Die Maurer Arbeiter an dem Itterbach Viaducte waren beim Beginn des Winters bei 3 Pfeilern bis circa 2 Meter über der Erde gediehen, während beim Rollefer Viaduct das Mauerwerk erst auf Erdgleiche gebracht worden, dessen ungeachtet hat Herr Abtheilungsbaumeister Cottmann die Dispositionen derart getroffen, daß er mit Sicherheit darauf rechnet, längstens bis Mitte September dieses Jahres den ersten Betriebszug von Rothe Erde bis zum hiesigen Bagnhof ablassen zu können.
Das hiesige Bahnhofsgebäude wird sicherem Vernehmen nach der Bedeutung des hiesigen Ortes als Ausflugspunkt von Aachen Rechnung tragen und ist daher der ansehnliche Betrag von 42.000 Mark disponibel gestellt worden.
Die Vorverhandlungen bezüglich des Grund Erwerbs für die Eisenbahn von Stolberg über Breinig nach Walheim sind noch nicht zum Abschluß gekommen und fehlen noch circa 40.000 Mark, doch sind die besten Aussichten vorhanden, daß dieser Rest durch die interessirten industriellen Kreise beschaft wird.
Die Vornahme der speciellen Vorarbeiten wird in der nächsten Zeit erfolgen.

Das hiesige landwirthschaftliche Casino hat ununterbrochen und rege Thätigkeit an den Tag gelegt und nicht allein für die bei Gelegenheit der Jubelfeier des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen im September vorigen Jahres in Bonn ausgestellten Produkte des Garten und Obstbaues, sondern auch für seine rege Thätigkeit im Allgemeinen eine broncene Medaille mit Diplom erhalten.
Die im vorigen Jahre eingeführte Prämirung der besten Zuchtstiere hat anerkanntermaßen auf die Qualität der bei der Körung vorgeführten Stiere derart gut eingewirkt, daß eine Wiederholung derselben beschlossene Sache ist. Angespornt durch diese guten Erfolge hat dort hiesige landwirthschaftliche Casino nunmehr auch die Prämirung des besten Mutterviehes angeregt, welche gelegentlich dort im Frühjahre abzuhaltenden Viehmarktes stattfinden soll.
Der für den Casinobezirk am 1.März vorigen Jahres eröffnete Viehversicherungs Verein hierselbst hat sich in überraschender Weise allseitig Eingang verschafft und heute bereits einen Versicherungs Bestand von über 400 Stück Rindvieh mit 76.000 Mark Versicherungssumme. Seit jetzt hat derselbe 3 Schäden prompt regulirt.

Der am 23.Januar vor. Js. eröffnete Betrieb der Pfennig Sparkasse für das Münsterländchen hat auch einen recht ansehnlichen Umfang angenommen. Die bis jetzt gemachten Einlagen beziffern sich auf 3185 Mark wovon 685 Mark bei der Prämienkasse zu Cornelimünster für Rechnung der Einleger deponirt nur der Rest seitens des Sparkassen Vereins verzinst wird.

Am Montag den 30.Juli vor. Js. Nachmittags gegen 6 Uhr, brach im Gebäude des zu Venwegen am Saume des Gemeindewaldes wohnenden Bergmanns Nicolaus Krott Feuer aus, welches das ganze Gebäude, enthaltene Wohnhaus, Stall und Scheuer, bis auf die Umfassungsmauern und die Mobilien theilweise eingeäschert hat. Letztere waren nicht, das Gebäude dagegen bei der Rheinischen Provinzial Feuer Societät versichert. Die stattgehabte Untersuchung hat keine positiven Anhaltspunkte über die Entstehungsursache der Feuersbrunst ergeben und wird eine Selbst Entzündung des Feuers vermuthet.
Am 1.August vor. Js. Nachmittags 1 3/4 Uhr brach in dem der Wittwe Hubert Kremer zu Vaelserquartier zugehörigen auf Frohnhof zu Cornelimünster gelegenen Stall und Scheunen Gebäude Feuer aus, welches sich bei dem ziemlich starken Wind rasch über das ganze etwa 26 Meter lange Gebäude verbreitete und dasselbe in kurzer Zeit bis auf die Umfassungsmauern einäscherte. Der ganze Heu Vorrath und 1 Schwein sind mit verbrannt. Nur mit Mühe gelang es das Wohngebäude der Wittwe Kremer, welches auch schon einige Male Feuer gefangen hatte, zu retten. Positives über die Entstehungsursache des Brandes hat die stattgefundene Untersuchung nicht ergeben.
Zu der Nacht vom 30. zum 31.August vor. Js. wurde das dem Bergmanne Peter Müller zugehörige zu Breinigerberg am Stege nach Vicht gelegene kleine Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern durch Feuer zerstört. Die stattgehabte Untersuchung hat ergeben, daß der Ausbruch des Feuers in dem schlechten Zustande des im oberen Theile des Hauses schwer zugänglichen Kamins seinen Grund haben muß.
Am 14.October vor. Js. gegen 5 Uhr nachmittags brach im Stallgebäude des Kaufmanns Egidius Nicolai hierselbst Feuer aus; mit Mühe und Anstrengung gelang es, daß Feuer auf seinen Herd zu beschränken und die Wohngebäude nebst Fruchtmagazin zu retten. Die eingeleitete Untersuchung hat den Urheber der Feuersbrunst nicht ergeben.

Im Anfange des Monats September vor. Js. trat in der Nachbargemeinde Walheim die Maul und Klauenseuche unter dem Rindvieh auf und gewann dort eine weitere Verbreitung.
Am 29.September wurde sodann der Ausbruch der gleichen Seuche unter den Viehbeständen der Ackerer Wilhelm Joseph Tornay und Heinrich Küppers hierselbst gemeldet und folgte am 5.Oktober der Ackerer Joseph Siemons hier und am 22.October der Bergmann Nicol. Krott zu Venwegen.
Nunmehr ist die Seuche wieder erloschen und sind die angeordneten Schutzmaßregeln bereits wieder aufgehoben worden. Von derselben wurden betroffen in der Gemeinde Cornelimünster nur die Viehbestände der genannten 4 Einwohner in der Gemeinde Walheim diejenigen von 15 Einwohnern und ferner in der Nachbargemeinde Breinig die von 7 Einwohnern.
Die Seuche trat im Allgemeinen nichts bösartig, vielmehr spontan auf.
Während der Landmann, gedrückt durch die Mißerndten der letzten Jahre, auch im Frühjahre 1883 angesichts des schlechten Stands der Saat noch mißmuthig in die Zukunft blickte, belebte sich beim Eintritte günstigerer Witterung und dem unerwartet besseren Gedeihen der Feldfrüchte bald wieder sein Gemüth; seine nun erwachten Hoffnungen befestigten sich immer mehr und entsprach die Erndte denselben theilweise in befriedigendem Maaße. Die Kartoffelerndte war eine sehr gute zu nennen.
Das Herbstwetter war ebenfalls befriedigend und konnten die Wintersaaten allenthalben rechtzeitig bestellt werden. Bis gegen Ende des Monats November war die Witterung gelind, am 29. und 30.November herrschte Frostwetter und traten alsdann Regentage ein, bis sich am 4.Dezember eine dünne Schneedecke bildete, mit Frost begleitet; nach wenigen Tagen trat wieder Regenwetter ein und hat dieses, mit kleinen Unterbrechungen, bis jetzt angehalten und zwar keineswegs zu Gunsten der Feldfrüchte.


Cornelimünster, den 11.Februar 1884; der Bürgermeister, Hochstenbach



1884

Bevölkerung
1884mw
Population3525
Geburten60470 unehelich
Todesfälle38401 über 90
Trauungen24
geimpfte Kinder85
Liniendienst15 Mann
Elementarschüler294289
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde101
Rindvieh769
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. Bevölkerung

Die am 1.Dezember 1880 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab für die hiesige Gemeinde eine Bevölkerung von 3285 Seelen.
Die Klassensteuer Rolle pro 1885/86 3525 Seelen so daß ein Zuwachs statt gefunden von 240 Seelen.
Hiervon gehören der katholischen Religion an 3447, evangelischen Religion 37 dem jüdischen Bekenntnisse 41.
Im Jahr 1884 wurden hier geboren männliche Kinder 60, weibliche 47, Sa. 107.
In demselben Zeitraum starben männliche Personen 38, weibliche Personen 40, Sa. 78, so daß die Zahl der Geborenen die der Gestorbenen um 29 übersteigt.
In derselben Zeit fanden 24 Eheschliessungen statt.

II. Gemeindeverwaltung

Der bisherige Bürgermeister Hochstenbach, welcher während eines Zeitraumes von 13 Jahren die drei Gemeinden Cornelimünster, Walheim und Brand verwaltet hatte, nahm die auf ihn gehaltene Wahl zum Bürgermeister der Stadt Jülich an und schied am 1.Juni v. Js. aus seinem langjährigen Wirkungskreise aus. Durch Verfügung der königlichen Regierung vom 19.Juli 1884 I No. 13433 wurde, nachdem die Bürgermeisterei Brand abgetrennt worden, der königliche Lieutenant a. D. und cand. jur. Theodor Freiherr von Brachel aus Jülich mit der commissarischen Verwaltung der beiden Bürgermeistereien Cornelimünster und Walheim betraut, dessen Einführung und Vereidigung am 28. desselben Monats durch den königlichen Landrath Herrn Dr. jur. Freiherrn von Coels stattfand. Die Feier schloss mit einem Festessen, durch Verfügung der königlichen Regierung vom 6.September v. Js. wurde der seitherige 2 te Beigeordnete Herr Tilmann Kaldenbach von Breinig, dessen Amtsperiode abgelaufen war, auf weitere 6 Jahre zum 2 ten Beigeordneten ernannt.
Nachdem durch das Gesetz vom 15.Juni 1883, betreffend die Kranken Versicherung der Arbeiter angeordnet war, das mit dem 1.Dezember des Jahres 1884 für jede Gemeinde eine Gemeinde Kranken Versicherung einzurichten sei, deren Einnahmen und Ausgaben getrennt von den übrigen Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde zu verrechnen seien, wurde dieselbe durch die erforderlichen Publikationen, sowie Beschaffung und Anlegung der nothwendigen Bücher, ferner durch Verträge mit Arzt und Apotheke zum festgesetzten Termin ins Leben gerufen. Desgleichen wurden im Etat pro 1885/86 besondere Positionen zu besagter Kranken-Versicherung eingeführt.

III Kirchen und Schulwesen

Die Restauration der ehemaligen Benedictiner Abtei, jetzigen Pfarrkirche, schritt auch im verflossenen Jahre um ein Bedeutendes vorwärts. Namentlich ist hervorzuheben die Einfügung von 3 neuen großen Kirchenfenstern auf der Nordseite.
Durch Verfügung der königlichen Regierung, mitgetheilt durch den Herrn Landrath am 3.September 1884 wurde festgesetzt, daß der Neopresbyter Franz Kaspar Hubert Linnartz von Kirchberg in Venwegen in Gemäßheit des Gesetzes vom 11/7 1883 zur Vornahme von Seelsorgerischen Handlungen mit Ausnahme der eigentlichen Pfarrhandlungen berechtigt sei.
Mit dem 1.September v. Js. übernahm laut Verfügung der königl. Regierung vom 13.August der seitherige Kreisschul Inspector Herr Dr. Keller von Heinsberg an Stelle des verstorbenen Kreis-Schul-Inspector Schönbrod das Amt des hiesigen Kreis-Schul-Inspectors.
Der seither an der Elementarschule zu Breinig provisorisch beschäftigte Lehrer Johann Löhr waren durch Verfügung der königl. Regierung vom 16.Dezember vor Js. definitiv angestellt.
In der mit dem hiesigen Lehrer Seminar verbundenen Uebungsschule befanden sich Ende Dezember v. Jr. in der I Klasse 30 Knaben 32 Mädchen in der II Klasse 47 Knaben 56 Mädchen in der III Klasse 57 Knaben 62 Mädchen, Sa. 128 Knaben 150 Mädchen
Davon gehören zur Gemeinde Büsbach 19 Knaben 24 Mädchen
Zu Breinig befanden sich in der 1. Knabenklasse 63 Knaben
in der 2. Knabenklasse 79 Knaben
in der 1. Mädchenklasse 54 Mädchen
in der 2. Mädchenklasse 77 Mädchen
In Venwegen waren in der einklassigen Schule 38 Knaben und 34 Mädchen
In der ländlichen Fortbildungsschule zu Breinig trat insofern eine Aenderung ein, als durch Verfügung der kgl. Regierung, mitgetheilt durch landräthlich Verfgg vom 12/12 Jr. No 11604 der Unterricht von den Sonntag-Vormittagen auf die Nachmittagsstunden von 1 ½ bis 4 Uhr ein Winter und für den Sommer auf die Stunden von 2 ½-5 Uhr verlegt worden ist.

IV Gemeinde-Bauwesen

Nachdem die Gemeinde Büsbach die Strecke des Weges Büsbach Schützheide, welche in der dortigen Bürgermeisterei gelegen ist, fertig gestellt hatte, wurde auch der in hiesiger Bürgermeisterei belegene Theil ausgebaut und wurde derselbe bereits am Schlusse der verflossenen Kalenderjahres vollendet.

V Armenwesen

Der Wohlthätigkeitsverein in der Pfarre Cornelimünster zählte am 1.Mai v. Js. 80 Mitglieder und betrug die Jahres Einnahme per 1883/4 522,25 M und der Cassenstand am 23/4 v. Js. 325,19 Mk.
Aus den Einnahmen wurden in diesem, wie in den früheren Jahren Kartoffeln und Kohlen zur Vertheilung an die Armen angeschafft.
Bemerkenswerth erscheint es, daß die Zahl derjenigen welche auf Grund eines Attestes des Armenarztes die Armenkasse in Anspruch genommen haben, gegen früher gewachsen ist.

VI Polizeiwesen

Durch die Schaffung einer neuen Feuerspritze für die Gemeinde Cornelimünster, sowie durch eine weiter ausgedehnte Organisation und Uniformirung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr wurde eine gesteigerte Sicherheit gegen Feuergefahr erzielt.
Die Unterstützungen von seiten der Provinzial-, Aachen-Münchner und Magdeburger Feuer Versicherungs Gesellschaften mit 300, 300 und 60 Mark mußte dieses Unternehmen nicht unwesentlich fördern.
So haben Brände stattgefunden:
1. am 16/7 84 ein Wohnhaus ueber Stall
2. am 23/8 84 verschiedene Oeconomie Gebäude. Bei diesem erheblichen Brande mußte die Feuerwehr von Aachen und Burtscheid requirirt werden.
3. am 12/9 84 wurde ein Stallgebäude eingeäschert und
4. fand am 22/1 85 eine Feuersbrunst statt, bei welcher ein Wohngebäude mit Werkstätte größtentheils zerstört worden.
Die Gesammtsumme der von den verschiedenen Gesellschaften bezüglich dieser Brände geleisteten Entschädigung für Immobilar Schaden betrug 12502 Mark.

VII Gemeinde-Vermögen

Im Laufe des Jahres 1884/5 sind Veränderungen in der Substanz des Grundvermögens der Gemeinde nicht vorgekommen, indem Veräußerungen von Gemeinde Terrain nicht stattgefunden haben.
Es dürfte indeß der Verkauf der durch den Eisenbahnbau entstandenen vielen Wegeabsplisse und Reststücke um so mehr recht bald ins Werk gesetzt werden müssen, als einestheils bei längerem Zögern mit der Veräußerung Nachtheile für die Gemeinde entstehen müssen, anderntheils die noch zu erzielenden Kaufschillinge, sowie die bereits vorhandenen, ebenfalls von Kaufschillingen herrührenden Substanzfonds nothwendig zur theilweisen Deckung der Kosten des Eisenbahnbaues zur Verwendung kommen müssen.

VIII Gemeindeschulden

Im Rechnungsjahre 1884/5 sind überhaupt 6300 Mark Schulden getilgt worden. Am 1.April 1885 beträgt die bis zum Jahre 1889/90 abzulegende Gemeinde Kapitalschuld noch 11380 Mark.

IX Gemeindesteuern

Die Gemeinde Umlage, welche hier 1884/5 150% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommenssteuer betrug, fällt pro 1885/5 auf 125% jener Steuern. Bei dieser Berechnung sind die Steuern pro 1884/5 zu Grunde gelegt.

X Verschiedenes

Der Bau der neuen Eisenbahn Linie Prüm-Rothe Erde ist- soweit derselbe die hiesige Bürgermeisterei betrifft, seiner Vollendung nahe. Es verdient bemerkt zu werden, durch den nöthigen Sprengarbeiten auf der Bahnstrecke in der Nähe von Cornelimünster, welche fast ½ Jahr andauerten und einen colossalen Kosten Aufwand erforderten, täglich über 200 Sprengschüsse abgebrannt wurden. Solcher geschah an allen Tagen zu denselben Stunden.
Es ist bereits ein regelmäßiger Verkehr mit Materialzügen eingeführt. Auch das neue Bahnhofsgebäude geht seiner Vollendung entgegen.
Mit Bezug auf den Grunderwerb der projektirten Strecke Walheim-Breinig-Stolberg schweben die Verhandlungen der Gemeinde mit der Stadt Stolberg, welch letztere mit der Direktion der Rheinischen Eisenbahn contrahiren soll.
In dem landwirthschaftlichen Casino trat insofern eine Veränderung ein, als an Stelle der ausgeschiedenen Bürgermeister Hochstenbach sein Nachfolger zum Vorsitzenden gewählt wurde. Ferner wurde in einer der letzten Versammlungen der Beschluss gefaßt, ausser den ordentlichen Versammlungen in Cornelimünster, als dem Sitze des Casino, auch in den Ortschaften der Gemeinden Walheim und Brand, welche zum Casinobezirk gehören, außerordentliche Versammlungen abzuhalten, um eine regere Theilnahme der Auswärtigen herbeizuführen. Ferner wurde die Anlegung einer Musterpflanzung für Obstbaumzucht als nächstes Project aufgestellt, und sind die nöthigen Schritte zur Vorbereitung gethan.
Der für den Casinobezirk bestehende Vieh Versicherungs Verein erfreute sich eines seinem wohltuenden Zweck entsprechenden Zuwachs, indem bis jetzt schon 626 Stück Rindvieh versichert sind.
Im verflossenen Etatsjahre sind in hiesiger Gegend viele Unglücksfälle, theils mit tödtlichem Ausgange vorgekommen, wovon die Mehrzahl auf Rechnung des Eisenbahnbaues zu schreiben ist. Bezüglich der Gemeinde Cornelimünster sind folgende Unglücksfälle zu verzeichnen:
1. am 12.Mai 1884 ereilte den Eisenbahn Arbeiter August Bergmann aus Leuchtringen, welcher von einem Pfeiler des Itterbach Viadukts herabstürzte der Tod.
2. Am 29/4 1884 wurde der Bahnarbeiter Mathias Kinen aus Schwarzbach durch Herabfallen eines Brettes vom genannten Viadukte am Kopfe schwer verletzt.
3. Am 27/8 1884 ertrank in einem Pfuhle das zweijährige Kind Maria Catharina Kloubert aus Breinig.
4. Am 10/12 1884 gerieth Joseph Legrow aus Breinig zwischen die Puffer der Wagen eines Material-Beförderungs Zuges und fand dabei seinen Tod.

Cornelimünster den 10.Januar 1885; der c. Bürgermeister, Frh. v. Brachel



1885

Bevölkerung
1885mw
Population179416833477
Geburten54552 unehelich
Todesfälle32330 über 90
Trauungen23
geimpfte Kinder85
Liniendienst5 Mann
Elementarschüler121130Cornelimünster
Elementarschüler150148Breinig
Elementarschüler3538Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. Bevölkerung

Die am 1.Dezember 1885 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab für die hiesige Gemeinde eine Bevölkerung von 3477 Seelen, die Volkszählung von 1880 eine solche von 3392 so daß eine Vermehrung von 85 Seelen stattgefunden hat.
Hiervon gehören der katholischen Religion an 3391 Seelen, der evangelischen Religion 42, dem jüdischen Bekenntnisse 44
Im Jahre 1885 wurden geboren männliche Personen 54 weibliche 55 Sa. 109
In demselben Zeitraum starben männliche Personen 32 weibliche 33 Sa. 65
so daß die Zahl der Geborenen diejenige der Gestorbenen um 45 übersteigt.
Eheschließungen fanden im verflossenen Jahre 23 statt.

II Gemeinde-Verwaltung

Der Gemeinderath hatte einen großen Verlust zu beklagen, indem sein langjähriges Mitglied der erste Beigeordnete Peter Joseph Ostlender am 21.Juni starb. An die Stelle desselben wurde als I. Beigeordneter der seitherige langjährige Beigeordnete Herr Tillmann Kaldenbach durch landräthliche Verfügung königlicher Regierung vom 27.Juni 1885 I No.12077 und gem. II Beigeordneter Herr Dr. med. Wachendorf ernannt; letzteren mit der Maßnahme, daß derselbe die Geschäfte des stellvertretenden Standesbeamten übernehmen solle.
Am 8.Juni v. Js. erfolgte die Einführung des Herrn Bürgermeister a.D. Ludwig Giesen als stellvertretenden Gemeindevorsteher, welchen Posten bis heran der verstorbene I. Beigeordnete Ostlender bekleidet hatte.
In das vorige Jahr fiel das seltene Ereignis, daß der Beigeordnete Herr Tillmann Kaldenbach nunmehr 25 Jahre als Beigeordneter der Bürgermeisterei Cornelimünster im Amte war. Der Gemeinderath glaubte diesen Tag dem Jubilar dadurch verschönern zu sollen, daß er ihm durch den Bürgermeister ein ehrenvolles Andenken überreichen ließ, und wurde im Orte Breinig von dem Gemeinderathe, zahlreichen Vereinen, Freunden und Bekannten desselben das seltene, schöne Fest in angemessener Weise gefeiert.
Da die Amtsperiode des stellvertretenden Schiedsmannes abgelaufen war, so wurde Herr Kaldenbach, nachdem Gemeinderath denselben wiedergewählt hatte auf eine weitere Dauer von 8 Jahren zu jenem Amte ernannt.
Am 30.April v. Js. erfolgte auf Grund landräthlicher Verfügung vom 24. desselben Monats die Einführung des zum Gemeindeverordneten gewählten Ackerers Johann Münch aus Breinig und diejenige des auf Grund des §53 der Gemeindeordnung ernannten Gemeindeverordneten Nikolaus Joseph Königs aus Venwegen.
In demselben Zeitraum fällt die Anstellung des Nachtwächters Keuchen von hier.
Durch Verfügung königlicher Regierung vom 12.August v. Js. wurde der Unterzeichnete, bis dahin commissarisch angestellten Bürgermeister definitiv zum Bürgermeister von Cornelimünster und Walheim ernannt.

III. Kirchen und Schulwesen

Von der gesammten Bevölkerung wurde es mit Freuden begrüßt, daß der bisherige Bischof von Ermeland als Erzbischof für die Kölner Erzdiöcese berufen wurde.
Obschon höheren Orts vielfach auf die Fortsetzung der Restaurationsarbeiten an der Abteikirche und die Aufnahme derselben der alten Kirche eingewirkt worden, machten dieselben im abgelaufenen Jahre kaum nennenswerthe Fortschritte, was umso mehr zu bedauern ist, als es sich hier um den Ausbau einer als Kunstwerk anerkannten und die Erhaltung einer durch ihr hohes Alter ausgezeichneten Kirchen handelt.
Die Seminarübungsschule wurde Ende Dezember Js. von 121 Knaben und 130 Mädchen besucht.
In der Schule zu Breinig waren um dieselbe Zeit 158 Knaben und 148 Mädchen und in Venwegen 35 Knaben und 39 Mädchen, die ländliche Fortbildungsschule erfreut sich wie früher einer regen Theilnahme und wurde der Unterricht von denselben Lehrern, wie früher ertheilt.

IV. Bauwesen

Größere Bauten wurden im verflossenen Jahre nicht ausgeführt. Dagegen machte die bauliche Beschaffenheit der verschiedenen Gemeindehäuser einige größere und kleinere Reparaturen nothwendig.

V. Armenwesen

Im verflossenen Jahre sind die Ansprüche an die öffentliche Armenpflege sehr bedeutend gewesen. Neben den namhaften Ausgaben aus öffentlichen Armenmitteln hat der hiesige Privatwohlthätigkeits Verein dessen Mitgliederzahl zu Ende vorigen Js. 72 betrug 587 Mark 58 Pfg zu Unterstützung verwendet.

VI Polizeiwesen

Die weiter zusammengetretene Feuerwehr hat die auf sie gesetzten Erwartungen weit übertroffen. Ausgerüstet mit einer vorzüglichen Brandspritze und den nothwendigsten Requisiten für die Mannschaften hat dieselbe im verflossenen Jahre aus der im Bereichs hiesiger Bürgermeisterei, sondern auch in den Gemeinden Walheim und Büsbach durch schnelles, energisches Eingreifen nicht wenig zur Bekämpfung des ausgebrochenen Feuers beigetragen.
In richtiger Würdigung der Bestrebungen der Feuerwehr hat dann auch der Gemeinderath die gänzliche Umarbeitung der alten Spritze nach neuem bewährten System genehmigt und bei Anschaffung eines noch nöthigen Gerätschaftswagen gebilligt.
In hiesiger Bürgermeisterei war die Feuerwehr bei fünf Bränden in Venwegen thätig, dieselbe wurde außerdem noch einmal allarmirt, jedoch war das Feuer im Keime erstickt. Jedesmal war das Erscheinen der Mannschaften ein pünktliches und das Anlegen der Spritze und Schlauchleitung im vollständig zufriedenstellendes, so das die gemachten Ausgaben und die noch aufzubringenden Geldmittel für die Feuerwehr durchaus gerechtfertigt erschienen.
Die vorhin erwähnten Brände fanden statt,
am 7.August 1885 bei Arnold Thelen in Venwegen
am 23.October 1885 bei Jakob Blees in Venwegen
am 13.November 1885 bei Jakob Hennecken in Venwegen
am 18.Dezember 1885 bei Mathias Offermann in Venwegen
am 19.Dezember 1885 bei Heinrich Klein in Venwegen
Der im Keime erstickte Zimmerbrand war bei Wilhelm Reuter hierselbst entstanden.
Im Laufe des vergangenen Jahres wurden mehrere Diebstähle ausgeführt und zwar ein solcher mittels Einbruchs bei dem Uhrmacher August Braun hierselbst, bei welchem Uhren und Schmuck Sachen im Werthe von ungefähr 3000 Mark entwendet wurden.
Ein nächstlicher Diebstahl vermittels Einsteigens in den Keller wurde bei dem Unternehmer Johann Schnuch begangen, bei welchen ca. 5 Mark Geld und verschiedene Gegenstände von unbedeutendem Werthe gestohlen worden.
Aus dem Hause des Tagelöhners Peter Mathias Frings zu Venwegen wurden verschiedene Kleidungsstücke gestohlen. Lediglich keiner dieser Diebstähle hat sich die Thäterschaft ermitteln lassen.

VII Gemeindevermögen

Der in Aussicht genommene Verkauf der durch den Eisenbahnbau entstandenen Wegeabsplisse und Reststücke konnte bis jetzt noch nicht stattfinden, in dem die Bahnanlage noch nicht katastrirt ist und somit die dem Verkauf zu Grunde zu legenden Katasterauszüge noch nicht beschafft werden konnten. Voraussichtlich wird der Verkauf im nächsten Etatsjahre stattfinden können. Der Verkauf von 5 QuadratRuthen Gemeindeterrain an den Ackerer Jakob Schiffeler hierselbst hat die Genehmigung der königlichen Regierung erhalten. Der Erlös beträgt 80 Mark.

VIII Gemeindeschulden

Die von der Gemeinde Cornelimünster bis Ende 1891/92 zu tilgende Kapitalschuld beträgt einschließlich der in diesem Etatsjahre bei der Kreiskasse aufgenommenen Kapitals von 12.000 Mark zur Bestreitung der Eisenbahn Grunderwerbs noch 20.655 Mark.

IX Gemeindesteuern

In Folge des ungünstigern Rechnungsabschlusses pro 1884/85 gegen 1883/84 und der im Jahre 1885/86 vorgekommenen größeren Ausgaben für unvorhergesehene Fälle, sowohl bei der Gemeinde als auch bei der Armen Verwaltung steigt die Umlage pro 1886/87 von 125% auf 12 ?% der Grund Gebäude und Gemeindeeinkommensteuer. Dieser Berechnung sind die Steuern des Jahres 1885/86 zu Grunde gelegt.

X Landwirtschaft

Das verflossene Jahr war in Bezug auf den Erndte Ertrag als ein ziemlich gutes zu bezeichnen. Alle Fruchtgattungen lieferten durchgehend einen guten Mittelertrag. Der ungewohnt strenge Winter mit seinen bedeutenden Schneemassen hat in Folge des letzteren nicht nur keinen Schaden für die jungen Saaten zur Folge gehabt, dieselben haben sich unter der Schneedecke vorzüglich gehalten und bedeutend gekräftigt.
Der für den landwirtschaftlichen Casinobezirk des Cornelimünster-Ländchens bestehende Viehversicherungs Verein ist in stetem Wachsen begriffen und ist dessen Lebensfähigkeit jetzt außer Zweifel gestellt.

XI Verschiedenes

Im laufenden Etatsjahre 30.06.85 hat die Eröffnung der für die hiesige Gemeinde überaus wichtigen Eisenbahn Rothe-Erde-Montjoie stattgefunden und konnte auf die weitere Strecke bis Malmedy bereits dem Verkehr übergeben werden. Am 1.Juli 1885 fand im Rahmen der Eisenbahn Eröffnung Feier nachmittags eine Festfahrt mit Damen aus Montjoie nach Cornelimünster statt. Es ist zu hoffen, daß die für die Hebung der Verkehrsverhältnisse an den Betrieb genannter Bahn geknüpften Erwartungen in Erfüllung gehen werden.
Die ersten Vorarbeiten für eine Verbindungsbahn von Walheim über Breinig nach Stolberg sind bereits beendigt und ist die Legung der Bahnaxe etwa gegen Mai dss. Jr. zu erwarten.
Der neuen Bahnlinie Rothe-Erde-Montjoie dürfte es wohl zuzuschreiben sein, daß uns die hohe Ehre des Besuches seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen des späteren Kaisers Friedrich III. am 3.Juli 1885 zu Theil geworden, Höchst welcher in herzlicher Weise am Bahnhofe empfangen wurde.

Cornelimünster, den 1.März 1886; der Bürgermeister, Frh.v.Brachel



1886

Bevölkerung
1886mw
Population3468
Geburten68493 unehelich
Todesfälle42310 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder
Liniendienst10 Mann
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. Bevölkerung

Den am 1.Dezember 1885 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab für die hiesige Gemeinde eine Bevölkerung von 3465 Seelen. Die kürzlich aufgestellte Klassensteuerrolle ergab pro 1887/88 3468 Seelen, so daß ein Zuwachs von 3 Seelen zu verzeichnen ist.
Hiervon gehören der katholischen Religion an 3417, evangelischen 48, jüdischen 42, Sa. 3468.
Im Jahre 1886 wurden in der Bürgermeisterei geboren: männliche Kinder 68, weibliche Kinder 49, Sa. 117.
Religion
ReligionPersonen
katholisch3417
evangelisch48
jüdisch24
gesamt3468

Von diesen waren drei uneheliche, die Mutter von einem war von auswärts.
In demselben Zeitraum starben: männliche Personen42, weibliche Personen 31, Sa. 73. so daß die Zahl der Geburten die der Todesfälle um 46 übersteigt.
Unter den Verstorbenen befinden sich 2 Todtgeburten.
Im Jahre 1886 wurden 20 Trauungen vollzogen.

II Gemeindeverwaltung

An Stelle des eine Wiederwahl ablehnenden Schiedsmannes Herrn L. Giesen von hier wurde vom Gemeinderath der Rentner Herr Mathias Joseph Lamberts am 7/12 86 gewählt und am..... als Schiedsmann bestätigt.
Mit Beginn des Etatsjahres wurde an Stelle des wegen Altersschwäche zum Dienste eines Wegewärters untauglichen Michael Beuel aus Venwegen der Tagelöhner Hubert Hamacher aus Venwegen angestellt.
Drei Gemeindebeamten konnten im Anbetracht ihrer zufriedenstellenden Leistungen für die Gemeinde im Laufe des Jahres für das nächste Etatsjahr Gehaltserhöhung zuerkannt werden, nämlich dem Polizeidiener Brammertz eine solche von 150 M. pro Jahr, dem Polizeidiener Kröger eine solche von 50 Mk pro Jahr und dem Gemeindeförster Andres eine solche von 150 Mk. pro Jahr.
Die Neuwahl des Kreistages Abgeordneten und dessen Stellvertreters ergab folgendes Resultat gewählt wurde
ad 1 Ludwig Giesen
ad 2 Egidius Nicolai

III Kirchen und Schulwesen

Zu Ehren des zur Spendung des Sacraments der h. Firmung hier anwesenden hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Korum aus Trier hatte der Ort Cornelimünster Ueberraschendes geleistet; indem die Bewohner ohne Unterschied der Confession wetteiferten in der Ausschmückung der Häuser und Straßen. Die am Abend des betreffenden Tages veranstaltete Illumination und bengalische Beleuchtung der Hauptpunkte war besonders großartig und erfreute sich der lobenden Anerkennung des hohen Gastes.
Für die hiesige vakante Pfarrstelle wurde der seither in Düren angestellte Pfarrvikar Herr Mathias Joseph Niessen, als Hülfsgeistlicher ernannt und trat derselbe am 22/10 86 sein Amt an.
Der seitherige Pfarrvikar Herr Arnold Hochhausen, welcher 23 Jahre lang am hiesigen Orte als Seelsorger mit unermüdlichem Eifer thätig war, wird demnächst als Hülfsgeistlicher die erledigte Pfarrstelle in Eynatten übernehmen.
Mit dem bereits seit langer Zeit projektirten Ausbau der hiesigen Pfarrkirche wird sicherem Vernehmen nach nunmehr in kürzester Zeit begonnen, auch sind im verflossenen Jahre einige dringend nothwendige Arbeiten an der alten Pfarrkirche vorgenommen worden, um diese vor dem Verfall zu schützen.
Am 3.Juni vor. Js. feierte der Lehrer Ignaz Löhr zu Breinig unter großen Betheiligung seitens seiner alten Schüler und vieler Gemeinde Angehörigen sein 25 jähriges Dienst Jubiläum.
An Stelle des als Seminarlehrer angestellten Lehrers Löhr jun. aus Breinig ist der Lehrer Wilhelm Schmitz aus Holtorf seit 1/10 86 angestellt worden. Für die Fortbildungs Schule in Breinig, welche sich im verflossenen Jahre der lobenden Anerkennung der vorgesetzten Behörde zu erfreuen hatte, ist kürzlich ein Curatorium gebildet worden, bestehend aus dem Bürgermeister und den 1. Beigeordneten, dem Herrn Localschulinspektor Pfarrer Hoegel aus Hahn und dem Hr. Johann Wilhelm Hennecken aus Breinig und dem Zeichnenlehrer Gilles aus Breinigerberg. Derselbe soll die Interessen der Schule nach innen und außen vertreten und für eine gedeihliche Weiterentwicklung derselben Sorge tragen. In Bezug auf die letztere kann an dieser Stelle der eifrigen Thätigkeit des Lehrers Herrn Löhr gedacht werden, welcher den bisherigen Unterrichtsgegenständen auch eine Unterweisung im Obstbau zugefügt hat. Von dem Berichterstatter ist bei dem Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit eine Erhöhung des seither gezahlten Zuschusses von 200 auf 300 Mark beantragt worden.
Zu den Schulverhältnisen im Orte Cornelimünster ist eine größere Änderung in den bestehenden Schulverhältnissen beabsichtigt, und, falls die schwebenden Verhandlungen einen raschen und günstigen Verlauf nehmen, in kurzer Zeit bevorstehend, darnach sollen die Mädchenschulen, die nebst den Knaben seither in der Übungsschule des kgl. Lehrer Seminars unterrichtet wurden, von letzterer getrennt und in zwei Gemeindeschulen fortan untergebracht werden, von denen die eine um Ostern, die andere am 1. Novbr @. errichtet werden soll.

IV. Gemeindebauwesen

Im Zusammenhang der letzterwähnten Trennung der Mädchenschulen steht die nothwendig gewordene teilweise bauliche Veränderung des alten Gemeindehauses, welches früher zu Schulzwecken benutzt worden.
Im verflossenen Jahre sind im Orte Cornelimünster größere Pflasterarbeiten gemacht worden, die als durchaus nothwendig nicht länger aufgeschoben werden konnten.
Der Ausbau des bis an die Bürgermeistereigrenze fertiggestellten Weges von Niederforstbach nach Cornelimünster ist insofern der Verwirklichung näher gerückt, als derselbe nunmehr definitiv im Frühjahr 1888 in Angriff genommen werden soll.
Für die projektirte nothwendige Änderung an der gemeinschaftlichen Brücke bei Mulartzhütte sind die erforderlichen Projektstücke noch nicht fertiggestellt worden, so daß ein definitiver Beschluß in dieser Angelegenheit noch nicht gefaßt werden konnte.
Am Gemeindewalde ist der Ausbau eines größeren Abfuhrweges, welche bereits im vorigen Jahre begonnen worden, seiner Vollendung nahe.

V. Armenwesen

Der hiesige Wohlthätigkeits Verein hat wie in früheren Jahren, so auch im verflossenen Jahre eine größere Summe ausgeworfen, um den Armen der hiesigen Pfarrgemeinde Kohlen und Kartoffeln für den Winter zu verabreichen.
Ferner hat der Armenvorstand, unterstützt von einem Damen Comite, welches sich in dankenswerther Weise der Beschaffung und Vertheilung der zu verabreichenden Gegenstände, wie wollene Decken, Betttücher, Hemden, Strümpfe, Schuhe pp angenommen hat, aus den Beständen der vorhanden Stiftungs-Revenuen den Armen sehr willkommene Weihnachtsgeschenke gemacht.

VI. Polizeiwesen

Bei den in der Gemeinde stattgehabten Bränden, nämlich
1. bei Wilhelm Hermanns in Venwegen am 11/4 86
2. bei Wilhelm Wilden in Venwegen am 24/5 86 und
3. bei Geschwister Beretz u. Joh.Hub.Braun in Breinig am 28/1 87
hat die hiesige Feuerwehr, dank ihrer nahezu vollendeten guten Ausrüstung und der Liebe zur Sache, auf ihr rasches und energisches Zugreifen schöne Resultate zu verzeichnen. Nicht minder beteiligte sich dieselbe bei der Löschung des großen Brandes im Gemeindewalde, der unter Walheim liegt, wobei viele Einwohner von Hahn sich in besonders lobenswerther Weise hervorgethan haben.
Am 25.Januar v. Js.wurde im Stationsgebäude hierselbst eingebrochen, entwendet wurde jedoch nichts.
Aus dem Hause des Tagelöhners Peter Mathias Frings zu Venwegen wurden verschiedene Kleidungsstücke gestohlen. Bezüglich keines dieser Diebstähle hat sich die Thäterschaft ermitteln lassen.

VII Gemeindevermögen

Im Laufe des Etatsjahres 1886/87 sind Veränderungen in der Substanz des Gemeinde Grundvermögens nicht vorgekommen; in dem keine Veräußerung von Grundeigenthum vorgekommen ist.
Es ist indessen der Verkauf einiger Parzellen bereits beschlossen und die höhere Genehmigung nunmehr bevorstehend.
Auch sollen die Trennstücke, welche die Gemeinde durch den Bahnbau erwerben mußte, sobald die Abgrenzung definitiv feststeht, veräußert werden.
In dem verflossenen Etatsjahre sind die laut Schuldentilgungsplan abzutragenden Kapitalquoten und die zu entrichtenden Zinsenbeträge in der Höhe von ad 1. M. 4.725,0? und M. 836,70 ? abbezahlt worden
Die Gesamtschuld, welche nach dem Schulden Tilgungs Plan im Etatsjahre 1891/92 amortisirt ist, beläuft sich gegenwärtig auf 15.930 Mk. Kapital und 1.500 M. 80 S Zinsen.

IX. Gemeindesteuern

Die Gemeinde Umlage, welche pro 1886/87 125% der Grund Gebäude u. Gemeinde Einkommenssteuer betrug, fällt pro 1887/88 auf 116%, ein Resultat, welches kaum zu erwarten war in Anbetracht der vorgesehenen vermehrten Ausgabe für das Schulwesen, und welche nur dadurch erreicht werden konnte, daß nach einer Erklärung des Herrn Landraths Rennen, die noch ausstehende Abrechnung der Gemeinde mit den Kreisen Malmedy und Montjoie bezüglich des Staatszuschusses, von welchem der Gemeinde nach Abzug sämmtlicher noch zu leistenden Zahlungen noch ca. 5.000 Mk. zustehen, in den nächsten Monaten stattfinden wird, so daß ein Betrag von 4.000 Mk in Einnahme gestellt werden konnte.

X Verschiedenes

Zu diesem Jahre fand in Folge der Auflösung des deutschen Reichstages am 21.Februar die Neuwahl eines Abgeordneten statt.
Die Ortspolizeiliche Prüfung der neuen Bahnlinie Walheim-Stolberg hat am 2.August v. Js. bereits stattgefunden. Der Ausbau derselben hat aber dadurch eine Verzögerung erfahren, daß die in dem fertig gestellten Projekte vorgesehenen Lage der Bahnachse nicht unbedeutende Abänderungen erfahren soll, eine Maßnahme, welche für die Gemeinde sehr wenig vortheilhaft ist, indem das wenig werthvolle Gemeinde Eigenthum im Rurthale unberührt bleibt, während die werthvolleren Wiesen von Privaten in ausgedehntem Maaße durchschnitten werden sollen.
Auf der Bahnlinie Rothe Erde-Montjoie sind im verflossenen Jahre Wagen IV. Klasse eingeführt worden, eine Einrichtung, die von der wenig bemittelten Klasse mit Freude begrüßt wurde.
Im April vor. Js. wurde im Orte Breinig eine Posthülfsstelle errichtet und für die schnellere Bestellung der Postsendungen für die umliegenden Ortschaften in der Weise Fürsorge getroffen, daß täglich eine zweimalige Besorgung dieser Gegenstände durch einen Postwagen stattfindet.
Im verflossenen Jahre veranstaltete das landwirthschaftliche Casino eine Ausstellung von selbstgewonnenen Produkten, deren Resultat in Anbetracht der ungünstigen klimatischen und Bodenverhältnisse und des ersten Versuchs als zufriedenstellend bezeichnet werden kann.
Die Gemeinde gewährte zur Prämirung von Jungvieh bei der Bestellung einen Zuschuß von 40 Mk.
Der Viehhandel war im letzten Jahre ein sehr reger, auch war der große Viehmarkt nach der Corneli Oktav sehr stark besucht.
Der hiesige Pfennig Sparkassen Verein konnte trotz der sehr schlechten Zinsverhältnisse aus seinen Ueberschüssen im vorigen Jahre eine Verlosung von Prämien an den Sparer vornehmen und findet eine gleiche auch in diesem Jahre statt.
Die Zahl der Mitglieder hat sich, wenn auch unbedeutend, so gar vermehrt.
Die hiesige Viehversicherung hat im Jahre viele Unglücksfälle Entschädigungen ausgezahlt und ist der Bestand an Kasse trotzdem noch ein derartiger, daß der Reservefonds nicht angegriffen zu werden brauchte.
Die Gemeinde-Kranken Versicherung, deren Wohlthat allmählich immer mehr in das Bewußtsein der Einwohner übergeht, hat für das abgelaufene Rechnungsjahr 1886 einen günstigen Abschluß gehabt, so daß ein ansehnlicher Bestand vorhanden ist.
Außer einem bedauerlichen Vorfall sind keine Unglücksfälle von Menschen zu verzeichnen. Ein Grubenarbeiter aus Büsbach hatte nämlich das Unglück in einem Schachte von herabstürzendem Gestein getroffen zu werden, so daß er nach einigen Tagen verschied. Das Unglück ereignete sich auf Schützheide in der Eisenstein Conzession Cornelia.
Im Allgemeinen war der Gesundheitszustand ein zufriedenstellender, so daß die Gemeinde, abgesehen von dem großen Brandunglücke, welches sie betroffen hat, auf das abgelaufene Rechnungsjahr mit Befriedigung zurückblicken kann.
Die Wiederaufforstung der ca 150 Morgen großen Brandfläche des Gemeindewaldes verursacht einen Kostenpunkt von 5.300 Mk., welche auf 4 Jahre vertheilt, von der Gemeinde aufgebracht werden müßen.
Als Zuschuß hierzu ist Seitens des Herrn Ministers ein einmaliger Betrag von 337 Mk. bewilligt worden.
Das bedeutungsvolle Ereignis des 25 jährigen Regierungs Jubiläum Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaisers und Königs, unter dessen glorreichen Regierung Deutschland eine weltgebietende Stellung errungen hat, wurde auch in hiesiger Gemeinde allgemein und in würdigster Weise begangen.

Cornelimünster, d. 1.März 1887; der Bürgermeister, Frhr.v.Brachel



1887

Bevölkerung
1887mw
Population3561
Geburten56560 unehelich
Todesfälle41260 über 90
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst18 Mann
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. Bevölkerung

Die am 1.Dezember 1885 stattgehabte allgemeine Volkszählung ergab für die hiesige Gemeinde eine Bevölkerungszahl von 3465 Seelen, die kürzlich aufgestellte Klassensteuerrolle 3561 Seelen, so daß ein Zuwachs zu verzeichnen ist von 96 Seelen.
Von der Bevölkerung gehören zur katholischen Religion 3505 Personen zur evangelischen 19, zur jüdischen 37, Sa. 3561 Personen.
Im Jahr 1887 wurde in der Bürgermeisterei geboren: männliche Kinder 56, weibliche Kinder 56, Sa. 112.
In demselben Zeitraum starben: männliche Personen 41, weibliche Personern 26, Sa. 67, so daß die Zahl der Geborenen diejenigen der Verstorbenen um 45 überstieg.
In dem abgelaufenen Kalenderjahr fanden 23 Eheschließungen statt.
Religion
ReligionPersonen
katholisch3505
evangelisch19
jüdisch37
gesamt3561


so daß die Zahl der Geborenen diejenigen der Verstorbenen um 45 überstieg.

II. Gemeindeverwaltung

Das Resultat der regelmäßigen Ergänzungswahlen zum Gemeinderath, bei welchen eine überaus schwache Betheiligung war, ergab, daß von den ausscheidenden Gemeindeverordneten fünf wieder gewählt wurden. Neu hinzutraten: der bereits an Stelle des verzogenen II. Beigeordneten Herrn D. Wachendorf zum Beigeordneten ernannte Rentner Mathias Josef Lamberts; ferner die Herren Joh. Quadflieg, Arnold Biervert aus Cornelimünster und Jacob Gansser aus Breinig. Die Einführung fand am 3.Januar statt.
Der vom Gemeinderath zum stellvertretenden Gemeindevorsteher gewählte Bürgermeister a.D., Herr Ludwig Giesen, ist als solcher bestätigt und für eine fünfjährige Amtsdauer, beginnend mit dem 1.Januar eingeführt worden.
Nachdem der frühere Steuerempfänger Herr von Harenne sein Amt niedergelegt, war seinem Nachfolger, dem königlichen Baumeister Fuhrmanns zu Stolberg, die Function als Gemeinde Empfänger provisorisch übertragen worden.
Da der Gemeinderath nun, im Anschluß und in Uebereinstimmung mit dem correspondirenden Beschlusse der Gemeinde Walheim, beschlossen und für denselben ein Gehalt von 1100 Mark ausgeworfen hat, ist die Ernennung eines solchen, nachdem die Beschlüsse genehmigt worden, zum 1.April 1888 zu erwarten.

III Kirchen und Schulen

An Stelle des nach Krahnenhöhe versetzten Hülfsgeistlichen von Venwegen, Herrn Linnartz, ist der Hülfsgeistliche, Herr Krefeldt ernannt worden. Desgleichen ist an Stelle des Herrn Pfarrvikars Hühnewinkel aus Breinig, welcher nach Windhagen versetzt ist, der Herr Vikar Franz Josef Jansen ernannt worden.
In dem abgelaufenen Jahr ist die bereits seit langer Zeit projektirte Neudachung der Pfarrkirche und der Neubau der Galerie begonnen und fast vollendet worden.
Die Verhandlungen, welche zwischen dem königlichen Provinzial Schulcollegium und der Gemeinde behufs Trennung der hiesigen Mädchen von der Seminar Uebungsschule und Einschulung in besondere Mädchenschulen schwebten, haben seither nur zu dem Resultate geführt, daß die Mädchen der oberen Stufen der Uebungsschule in eine besondere Mädchenschule untergebracht wurden, während die Vorschläge zur Absonderung der übrigen Mädchen noch der höheren Genehmigung bedürfen.
Zu dem neugebildeten Schulvorstand gehören 1/als Vorsitzende der Bürgermeister Freiherr von Brachel, welcher gleichzeitig zum Localschulinspector ernannt ist und 2/die Herren Schmitz Josef, Bierbrauereibesitzer und Quadflieg Josef, Kaufmann.
Die von dem Schulvorstand getroffene Wahl einer Lehrkraft, bei welcher die jetzige Lehrerin, Fräulein Maria Rose aus Recht b. Malmedy, an erster Stelle vorgeschlagen wurde, hat die erforderliche Bestätigung gefunden.
Die erforderliche Einrichtung für die neue Schulklasse wurde vollständig neu angeschafft.

IV Gemeindebauten

In Anbetracht der in kurzer Zeit bevorstehenden Genehmigung der Trennung der gesammten schulpflichtigen Mädchen aus der Seminarübungsschule ist die Errichtung des erforderlichen zweiten Schulsaales in dem alten Gemeindehause bereits vollendet worden.
An dem neuen Gemeindehause auf St. Gangolph ist durch die vom Gemeinderath genehmigte Ausführung der Verbindung des Hinterbaues mit dem Haupthaus eine wesentliche Verbesserung herbeigeführt worden.

V. Armenwesen

Die Unterstützungen welche die Gemeinde an hülfsbedürftigen Angehörigen im laufenden Etatsjahre leisten mußte, sind nicht unerheblich gewesen. Einen kleinen Theil der nothwendigen Unterstützungen hat der hiesige Wohlthätigkeits-Verein in althergebrachter Weise übernommen.
Zu Weihnachten wurde den Armen der hiesigen Pfarrgemeinde aus den dazu bestimmten Stiftungsrevenuen verschiedene Bekleidungsgegenstände und Bettzeug verabreicht, zu deren Anfertigung mehrere hiesige Damen in dankenswerther Weise hülfreiche Hand geleistet haben. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der hiesige Bürgerverein an einigen Gesellschaftsabenden einen Betrag gesammelt hat, für welchen zum ersten Male die Ausschmückung eines Weihnachtsbaumes für die Armen bewirkt werden konnte.
An Stelle des von hier verziehende Armenarztes, Herr Dr. Wachendorf wurde der hier ansässige Dr. med. Heinrich Scheen gewählt.

VI Polizeiwesen

Es wurde eine Polizei-Verordnung für den Ort Cornelimünster erlassen, durch welche das Bestreuen der Bürgersteige bei eintretendem Glatteis vorgeschrieben worden ist.

VII Gemeindevermögen

In dem laufenden Etatsjahr sind mit notarielle Act zwei Parzellen verkauft worden: die eine, gelegen an dem Wege nach Oberforstbach, an den Oekonom des Lehrerseminars Herrn Nellen zum Preise von M 776 und die zweite, der Rest einer für den Bahnbau Rothe Erde-Montjoie angekaufte Parzelle, an den Steinbruchbesitzer Joh. Schmitz für M 974,16. Da letztere Parzelle zum Zweck des Bahnbaues von der Gemeinde angekauft werden mußte, so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß die Genehmigung ertheilt wird den genannten Erlös im Interesse der Gemeinde anderweitig zu verwenden.
Die Berichtigung des Lagerbuches hat dementsprechend stattgefunden.

VIII Gemeindeschulden

In dem laufenden Jahr sind die abzutragenden Kapitalquoten und ziehen ein Betrage von 5.325 resp. 637,20 Mark an die betreffenden Gläubiger ausgezahlt worden.
Was den Gesammtstand der Schulden p.p. anlangt, so belaufen dieselben sich nunmehr noch auf ca 7.500 Mark. Dieselben würden im Jahre 1891/92 vollständig getilgt gewesen sein, wenn nicht die Gemeinde durch den Grunderwerb zu dem neuen Bahnbau Stolberg-Walheim in die Nothwendigkeit versetzt wurde eine nicht unbedeutende Anleihe aufzunehmen, um die entstehenden Kosten, zu welche die Stadt Stolberg aus dem Staatszuschuß 24.000 Mark entrichtet, vollständig zu decken.

IX. Gemeindesteuern

Die Umlagen zur Bestreitung der allgemeinen Bedürfnisse, welche im verflossenen Jahre 116% der Grund Gebäude und Einkommensteuer betrug, wird nach Maßgabe des Finalabschlusses pro 1887/88 und des Etats pro 1888/89 auf 110% herabgesetzt werde können.

X. Verschiedenes

Dadurch das der zum Abgeordneten des preußischen Landtages gewählte Landrath z. d., Herr Jansen sein Mandat vor Ablauf der Wahlperiode niederlegte, waren, da aus dem hiesigen Bezirk drei Wahlmänner verzogen waren, Neuwahlen erforderlich, welche Ende Dezember vorgenommen wurden.
Die Projectstücke zum bereits erwähnten Eisenbahnbau Stolberg-Walheim sind nunmehr, nachdem einige seitens der Gemeinde und einzelnen Privaten erhobene Einsprüche ihre Erledigung gefunden haben, definitiv festgestellt und statt zu erwarten, daß mit dem Bau in allernächster Zeit begonnen wird.
Für die Gemeinde ist es von ganz besonderer Bedeutung, daß für das Viaduct am Venweger Wege anstatt der projectirten 5 Bogen deren 8 eng träglich concedirt worden sind, wodurch die Grunderwerbkosten wesentlich reducirt werden. Durch den Bahnbau wird auch der Ort Breinig einen Bahnhof erhalten, und ist zu hoffen, daß diese Anlage der ganzen Gemeinde zum Vortheil gereichen werde, namentlich aus dem Grunde, weil aller Wahrscheinlichkeit nach die an Erzen reichen Gruben auf Breinigerberg, welche jetzt seit geraumer Zeit außer Betrieb sind, wieder in Betrieb gesetzt würden.
Bei Gelegenheit der diesjährigen Herbstübungen des 8 ten Corps war auch der Ort Cornelimünster drei Tage lang mit einer bedeutenden Zahl Cavallerie und Infanterie belegt. Seitens der Gemeinde wurde den Quartiergebern ein namhafter Zuschuß gewährt und war es daher sehr erfreulich von den Befehlshabern der betreffenden Truppentheile nur ein einstimmiges Lob über die Aufnahme und Verpflegung der Truppen an hiesigem Orte zu hören.
Leider sind auch einige Unglücksfälle zu verzeichnen, die erst seit Jahresfrist verehelichte Ehefrau Johann Bausch aus Cornelimünster hat dadurch den frühen Tod gefunden, daß sie in den in dem Keller befindlichen Brunnen kopfüber gestürzt ist und erst nach langem vergeblichen Suchen dort gefunden wurde.
Ferner ist das Kind Cornel Braun aus Breinig das durch Unvorsichtigkeit erhaltenen Brandwunden nach kurzem schmerzhaften Leiden erlegen.
Hier im Gemeindewalde entstandener Brand konnte durch das rasche energische Eingreifen der in der Nähe befindlichen Arbeiter gelöscht werden, so daß ein unabsehbar großes Unglück verhütet wurde. Die sofort eingeleiteten Untersuchungen haben über die Entstehung des Feuers keinen Aufschluß gegeben.
Das im Orte Breinig mit ziemlicher Heftigkeit auftretende Nervenfieber hat sowohl unter Erwachsenen wie Kindern mehrere Opfer gefordert. Außerdem herrschten unter den Kindern die Masern, dieselben traten indessen nicht mit derselben Heftigkeit auf wie in der Nachbar Bürgermeisterei Walheim, woselbst der Unterricht in verschiedenen Schulen ausgesetzt werden mußte.
Sonst war aber der Gesundheitszustand im Allgemeinen ein zufriedenstellender.
Auch die Ernte war in diesem Jahre eine ziemlich Gute zu nennen; zu beklagen war nur, daß die reiche Kartoffelernte dadurch reducirt wurde, daß die Kartoffel nach dem Einbringen in die Keller sehr leicht in Fäulnis geriethen.
Nach Beschluß des Gemeinderathes wurde der aus derselben hervorgegangene Antrag, dem Bürgermeister für die Zeit seiner Amtsdauer das auf St. Gangolph gelegenen Gemeindehaus als Dienstwohnung zu überlassen, genehmigt.

Cornelimünster, den 1.Februar 1888; der Bürgermeister, Frhr.v.Brachel



1888

Bevölkerung
1888mw
Population
Geburten5557112
Todesfälle42(2)39(1)81(3)
Trauungen25
geimpfte Kinder
Liniendienst15 Mann
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

An erster Stelle erscheint es als ein Gebot der Pflicht zweier Ereignisse zu bedenken, die unsere Gemeinde nicht allein betroffen haben, durch welche vielmehr das gesamte deutsche Vaterland in die tiefste Trauer versetzt wurde und die in den Herzen der zahlreichen in allen Weltteilen wohnenden Deutschen die aufrichtigste Theilnahme hervorgerufen haben.
Das Jahr 1888, welches wir mit Recht ein Trauerjahr nennen können, sah den deutschen Kaiserthron zweimal verwaist. Am 9.März wurde Sn. Majestät unser in Gott ruhender Kaiser und König Wilhelm I., welcher das deutsche Volk nach harten blutigen Kämpfen zur Einigkeit und damit auch zu seiner machtgebietenden Größe geführt hatte, nachdem es ihm noch einige Jahre vergönnt war den Werken des Friedens, der inneren Ausstattung des großartigen Bauwerks des geeinigten deutschen Vaterlandes seine ganze Thatkraft zu widmen, in ein besseres Jenseits abberufen. Ihm folgte sein mit denselben Herrschertugenden ausgerüsteter Sohn, unser Kronprinz Friedrich, ein Held in blutigem Kampfe, ein noch größerer Held im Dulden und Leiden. Zwar schmückte ihn die mächtigste irdische Krone, aber auch diese war nicht im Stande Ihn der heimtückischen schweren Krankheit und dem Schicksale eines allzu frühen Todes zu entreißen. Nach 99 tägiger Regierung wurde auch Er uns genommen, und mit Ihm die schönen Hoffnungen, welche ganz Deutschland auf Ihn gesetzt.

Wie herb aber auch diese beiden Verluste auch sein mögen ein wertvolles Erbteil haben beide Herrscher uns hinterlassen, das Beispiel der getreusten Pflichterfüllung bis zum Tode.
Was nun die eigentliche Verwaltung anlangt, so ist folgendes zu merken.
Die Zahl der im Jahre 1888 geborenen Kinder beträgt 112, davon sind männliche 55, weibliche 57, Sa. 112.
Außerdem kamen 2 männliche und 1 weibliche Todgeburt vor, ges. 3, Sa. 112.
Es starben im ganzen excl. der Todgeburten 84, davon sind männliche 42, weibliche 39, ges. 84, sodaß die Zahl der Geborenen die der Verstorbenen um 31 übersteigt.
In demselben Zeitraume wurden 25 Eheschließungen vorgenommen.
Die am 1.Dezember 1885 stattgehabte allgemeine Volkzählung ergab für die hiesige Bürgermeisterei eine Bevölkerungszahl von 3465 Seelen. Die kürzlich bei Gelegenheit der Aufstellung der Klassensteuer Rolle vorgenommene Aufnahme der Bevölkerung ergab ?, so daß ein Zuwachs zu verzeichnen ist von ?
Durch die Einführung der Kreisordnung sind eine Reihe sehr wesentliche Veränderungen der seither geltenden gesetzlichen Bestimmungen in der Verwaltung eingetreten, welche indessen in dem engen Rahmen dieses Berichtes nicht alle aufgezählt werden können.

Nachdem die Periode des stellvertretenden Schiedsmannes Herrn I. Beigeordneten Kaldenbach aus Breinig mit Ende des Jahres 1888 abgelaufen war, wurde derselbe in der Sitzung des Gemeinderats vom 6.Dezember 1888 wieder gewählt und durch Verfügung des königlichen Landgerichtspräsidiums vom Januar 1889 für eine fernere Dauer von drei Jahren bestätigt.
Seit dem 1.April v. Js. wurde ein besonderer Gemeindeempfänger angestellt Herr Fr.Wollgarten aus Eupen, welcher gleichzeitig zum Gemeindeempfänder von Walheim ernannt worden ist. Durch diese Ernennung ist einem von der Bevölkerung lang gehegten Wunsche entsprochen worden.
An Stelle der s. Z. den Gemeinden genommenen Katasterdokumente sind dieselben nunmehr summarische Mutterrollen gegeben worden, die den Ausfall in etwa zu decken geeignet sind.
Während des laufenden Etatsjahr fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligthumsfahrt statt bei welcher hauptsächlich durch den bequemen Eisenbahnverbindungen und die tagtäglich eingelegten besondere Züge, ein ausnahmsweise starker Menschenandrang zu verzeichnen war. Ganz besonders erhebend wurde die Feier durch die Anwesenheit mehrerer Kirchenfürsten, vornehmlich durch das Eintreffen des hochwürdigen Herrn Erzbischofs Philippus von Köln, welcher die Heiligtumsfahrt durch ein feierliches Pontificalamt eröffnete. Die Bevölkerung des Ortes Cornelimünster ließ es sich nun nicht nehmen, diesem einen besonders festlichen Empfang zu bereiten, welcher alle Erwartung weit übertroffen hat, wie dies wiederholt von Sn. Erzbischöflichen Gnaden anerkennend hervorgehoben wurde.
Kurz vor Beginn der Heiligthumsfahrt war der im Vorjahre begonnene Umbau der Gallerie beendet worden, welcher der kirchlichen Gemeinde allerdings große Opfer kostete, indessen aber auch der Kirche ein würdigeres Ansehen verleiht als dies früher der Fall gewesen.

Zu bemerken ist ferner noch, daß man seit einiger Zeit, hauptsächlich durch die Bewilligung der erforderlichen Geldmittel seitens des Herrn Bischofs von Montpellier, damit begonnen hat Nachgrabungen in der Kirche zu veranstalten um dem hier beerdigten, später heiliggesprochenen Benedict von Aniane, dem Gründer der ehemaligen Benedictinerabtei.
Der seither als Hülfsgeistlichen angestellten Herrn Miessen von hier und Krefeld von Venwegen sind zu Pfarrern ernannt worden, und ist letzterer bereits in sein Amt feierlich eingeführt worden.
Was die Schulangelegenheiten betrifft, so muß an erster Stelle die große seitens des Staates bewilligte Erleichterung hinsichtlich des Schulgeldes hervorgehoben werden, dieses fällt nämlich für die Zukunft fort und wird von Seiten des Staates den Gemeinden für den Ausfall ein dankenswerther Ersatz geleistet.
Die seit langer Zeit schwebenden Verhandlungen bezüglich der Trennung der gesammten schulpflichtigen Mädchen von der Seminar Uebungsschule und Unterbringung in besonderen Gemeindeschulen haben endlich den erwünschten Abschluß gefunden, indem mit Genehmigung des Herrn Ministers ein Vertrag mit dem königlichen Provinzial Schul-Collegium abgeschlossen wurde, demzufolge mit Ostern die zweite Mädchenklasse errichtet wird und die Gemeindeanstalt des seither gezahlten Zuschusses von 1.050 M. zur Seminarkasse nur noch einen Beitrag von 150 M pro Jahr zu entrichten hat.
An Stelle der Lehrerin Maria Rose, welche nach Malmedy versetzt wurde, ist den Schulamtscandidaten Catharina Reisen aus Aachen seitens des Schulvorstandes in Vorschlag gebracht und auch ernannt worden. Die Wahl der demnächst anzustellenden zweiten Lehrerin wird in nächster Zeit erfolgen.
In den Lehrpersonen der Fortbildungsschule ist ein Wechsel eingetreten, indem Herr Zeichenlehrer Gilles von Breinigerberg ausschied und an seine Stelle Herr P.J. Hennecken aus Breinig trat, über dessen Leistungen der Herr Kreisschulinspektor sich bei seiner letzten Anwesenheit lobend ausgesprochen hat.
In dem verflossenen Jahre wurde die vollständig defect gewordene Brücke über den Indebach im Orte Cornelimünster durch eine neue ersetzt. Der im Vorjahre begonnene Ausbau des Weges von hier nach Niederforstbach ist im Grundbett vollständig fertig und geht nunmehr überhaupt seiner Vollendung entgegen.
Der Wohltätigkeitsverein hat, wie stets früher, namentlich für die Wintermonate die teilweise Fürsorge für die Armen übernommen sowohl durch Lieferung von Kohlen als auch durch die Verabreichung von Kartoffeln. Auch in diesem Jahre wurde den aus den vorhandenen Stiftungsstands bescherten Armen ein frohes Weihnachtsfest bereitet durch zahlreiche Gaben, welche bei prächtig geschmücktem Weihnachtsbaume und passenden Vorträgen der freiwillig zu diesem Zweck zusammengetretenen Schulkinder erteilt wurden.

Obschon auch in diesem Jahre die Gemeinde von Brandunglück verschont geblieben, hat die Feuerwehr ihre Thätigkeit fortgesetzt, indem dieselbe durch mehrfache Tags- und Nachtübungen ihre Bereitschaft und ein schnelles Eingreifen zu erhöhen strebte.

Der Umstand, daß der Ort Venwegen eine isolirte Lage hat, und daß somit bei irgendwelchen Veranlassungen das Einschreiten des Bürgermeisters oder des in Breinig wohnenden 1. Beigeordneten erst nach längerer Zeit stattfinden konnte, ließ die Wahl eines Ortsvorstehers für diesen Ort als geboten erscheinen. Die am 3.Mai vorgenommene Wahl des Rentners J. Kloubert wurde am 9. des Mts. bestätigt, und p. Kloubert am 7.Juni v. J. in sein Amt eingeführt.

Da bis jetzt die definitive Eintragung der Eisenbahnlinie Rothe Erde-Montjoie in dem Kataster noch nicht bewirkt worden ist, so konnte auch ein Verkauf der Absplisse nicht stattfinden, es ist indessen mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Regulirung in kurzer Zeit bevorsteht.
Verkauft hat die Gemeinde eine bei Mulartzhütte gelegene kleine Parzelle an Schiffler Carl von hier, außerdem ist der Verkauf eines kleinen Wegeabsplisses an Eg. Hamacher von hier und eines Stückes aus der Breinigerheide an Schnitzler und Blees bereits beschlossen. Nach erfolgter Genehmigung wird der Act gethätigt und die Veränderung in das Lagerbuch eingetragen werden.
In dem laufenden Etatsjahr sind die abzutragenden Raten des Schuldkapitals und der Zinsen mit dem Betragen von 3.615 M. resp. 424,20 an die resp. Gläubiger abgezahlt worden. Für das Jahr 1889/90 sind im Ganzen an Schuldkapital und Zinsen 3.269,60 M zu tilgen, welche in dem Etat pro 89/90 tilgende Rest wäre 3.240 M. gewesen durch den Bahnbau Stolberg-Walheim, für welche die Gemeinde den Grund und Boden unentgeltlich herzugeben hat, ist die Gemeinde indessen gezwungen gewesen eine Anleihe im Betrage von 25.000 M. zu machen, deren Genehmigung bereits erfolgt ist der Tilgungsplan ist auf 28 Jahre festgesetzt und die Zinsen zu 4% normirt worden.
Die Gemeinde Umlage zur Bestreitung der laufenden Bedürfnisse, welche im Jahre 1888/89 111% der Grund Gebäude und Gemeinde Einkommensteuer betrug, ist in dem Etatsjahr 1889/90 in Anbetracht der zum Zweck des Bahnbaues Stolberg-Walheim notwendig gewordene Anleihe von 25.000 M., welche mit dem 1.April beginnt und mit je 2.000 M. Zinsen und Kapital amortisirt worden, ist auf 116% gestiegen.
Die Arbeiten für die neue Bahnlinie Stolberg-Walheim sind im abgelaufenen Jahre in überraschender Weise gefördert worden, wozu die sehr günstige Witterung nicht unwesentlich beigetragen hat. Namentlich wurde der Bau der Pfeiler am Viaduct am Venweger Wege bis auf die Bogen vollendet und das neue Stationsgebäude bei Breinig unter Dach gebracht. Der Bahnbau hatte für die Gemeinde insofern eine ganz bedeutende Mehrausgabe für die Unterhaltung der Wege im Gefolge, als der Weg nach Venwegen durch den Transport von kolossalen Steinmassen zweimal neu gedeckt werden mußte.
Eine sich unmittelbar an diesen Bahnbau anschliessende Nachricht verdient noch hervorgehoben zu werden, daß nämlich die Verwaltung des Breinigerberges behufs Wiederinbetriebsetzung des dortigen Bergwerks um die Erlaubnis eingekommen ist, ein Anschluß-Geleise legen zu dürfen, sollte sich das verwirklichen, so wurde der s. Z. dort sehr rege betriebene Bergbau wieder aufblühen, was für die hiesigen Arbeitskräfte von ganz wesentlicher Bedeutung sein würde.
Die letzte Erndte ist insofern als eine ungünstige zu bezeichnen, als die Kartoffeln gänzlich mißraten sind. Durch Vermittlung des landwirtschaftlichen Casinos, welches in Anbetracht der großen Notlage auch Nichtmitglieder an der gemeinsamen Bestellung von 8 D.W. Kartoffeln Anteil nehmen ließ, wurde der Notstand in etwa weniger fühlbar gemacht.
Außer der in den Versammlungen und Anschaffungen zu Tage tretenden regen Thätigkeit des landwirtschaftlichen Kasinos ist auch die Gründung einer Genossenschaft zum Ankauf neuer nützlicher landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen zu erwähnen. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Anschaffung eines Dörrapparates, durch welchen wir in die Lage versetzt sind, das Fallobst pp. nicht mehr zu spottbilligen Preisen an die Händler abgeben zu müssen, sondern dasselbe dörren und für spätere Jahre, wo vielleicht eine Mißerndte eintritt aufheben und verwerten zu können.
Leider sind in dem laufenden Etatsjahre mehrere Unglücksfälle zu verzeichnen, die sich sämmtlich bei dem Bau der Bahnlinie, sowohl bei dem Mauern als auch bei den Erdarbeiten zugetragen haben. Keiner war indessen mit tötlichem Ausgange.
Unter den Kindern herrschte allenthalben der Keuchhusten, welcher in sehr acuter Form auftrat und jetzt wieder im Schwinden begriffen ist.
Zu bemerken ist noch, das Seitens der kgl. Eisenbahn Direction auf ein diesseits befürwortetes Gesuch mehrerer Arbeiter, die vorläufige Einrichtung getroffen ist, das täglich ein Arbeiterzug morgens von hier nach Aachen hin und Abends von dort hierhin zurückfährt, wodurch es den Arbeitern ermöglicht wird, abends wieder in ihre Häuslichkeit zurückzukehren.
Der seither in ganz gelinder Form seinem Ende entgegensehende Winter hat in den letzten Tagen uns derartige Schneegestöber gebracht, daß nicht allein die Kommunikation zwischen den einzelnen Ortschaften sehr erschwert, stellenweise sogar unmöglich war, sondern das auch der Eisenbahnverkehr in Aachen und Montjoie mehrere Tage unterbrochen werden mußte.


Cornelimünster, den 5.Mai 1889; der Bürgermeister, Frhr.v.Brachel



1889

Bevölkerung
1889mw
Population3617
Geburten4357100
Todesfälle271744
Trauungen38
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Nach der dem 1.Dezember 1885 stattgehabten Volkszählung betrug die Bevölkerungszahl der Gemeinde 3465 Seelen. Die kürzlich aufgestellte Klassensteuerrolle ergab 3617 Seelen, so daß eine Zunahme der Bevölkerung 152 Seelen zu verzeichnen ist. Dieselbe ist indessen für die allgemeine Beurteilung insofern nicht maßgebend, als in dieser Zahl die Beamten und viele Arbeiter enthalten sind, welche sich in Folge des Bahnbaues noch hier aufhalten.

Religion
ReligionPersonen
katholisch3561
evangelisch20
jüdisch36
gesamt3617

Es gehören der katholischen Religion an 3561 Personen, evangelischen 20, dem jüdischen Bekenntnisse an 36.
Im Kalenderjahr 1889 wurden geboren: männliche Kinder 43, weibliche Kinder 57, Sa. 100.
In demselben Zeitraume starben: männliche Personen 27, weibliche 17, Sa. 44, so daß die Zahl der Geborenen diejenige der Verstorbenen um 56 übersteigt.
In dem abgelaufenen Jahr fanden 38 standesamtliche Eheschliessungen statt.

Mit Beginn des Jahres 1890 war die dreijährige Amtsperiode des Schiedsmannes Herrn Beigeordneten Lamberts, abgelaufen. Da derselbe eine Wiederwahl ablehnte, so wurde Herr Bäckermeister Lausberg von hier, gewählt und bestätigt. Die Übergabe des Amtes hat bereits stattgefunden. Sonst ist unter den Gemeindebeamten und innerhalb der Gemeindeverwaltung keine Veränderung vor sich gegangen.
In dem abgelaufenen Jahr hat die bereits im Vorjahre durch Übergabe der oberen Mädchenklasse an die Gemeinde begonnene Trennung der Mädchenschulen von der Seminar Übungsschule ihren Abschluß gefunden, so daß nunmehr die sämmtlichen Mädchen aus dem Orte Cornelimünster in besonderen Mädchenschulen durch zwei Lehrerinnen unterrichtet werden. Die zweite Klasse wurde am 29.April eröffnet und der Lehrerin Fräulein Adele Schaefer aus Aachen commissarisch übergeben.
Die Einrichtungen für beide Schulklassen sind noch nicht beendigt. Die Hälfte der erforderlichen Schulpulte wurde der Gemeinde vom königlichen Provinzial-Schulkollegium leihweise überlassen, so daß die Anschaffung auf zwei Jahre verteilt werden konnte.
Die nach Ablauf der Periode der Schulvorstandsmitglieder diesseits in Vorschlag gebrachte Wiederernennung der seitherigen Mitglieder für Breinig und Venwegen.
Das unterm 30.Mai 1889 die Genehmigung des Herrn Landrat gefunden durch die Versetzung des Herrn Pastor Hoegel von Hahn wird demnächst die Stelle des Localschulinspectors für beide Schulbezirke erledigt. Eine anderweitige Besetzung ist indessen einstweilen noch nicht erfolgt. Die Rectorstelle des zum hiesigen Pfarrverbande gehörigen Ortes Oberforstbach wurde durch Versetzung des Herrn Rector Grohsimlinghaus frei und ist nach kurzer Vakanz Herr Kaplan Winkels aus Contzen für diese Stelle ernannt worden.

Durch den mit dem Eisenbahnbau, namentlich mit dem Bau des großen Viaducts in notwendigem Zusammenhang stehende ganz bedeutend gesteigerter Fuhrverkehr, waren für die Wege Breinig u. Venwegen entsprechende Mehrarbeiten erforderlich, welche naturgemäß nicht unbedeutende Kosten mit sich brachten, dieselben konnten indessen zum Teil durch die vom Kreisausschusse bewilligte Beihilfe gedeckt werden.
Mit der Errichtung des Bahnhofes Breinig und der Eröffnung der Bahnlinie Stolberg-Walheim, die bereits am 21.Dezember v. J. vor sich ging, war die Notwendigkeit gegeben, einen Zufuhrweg von Breinig zum Bahnhof zu schaffen und demnach auch an die Herrichtung einer Verbindung von Cornelimünster mit dem Bahnhof zu Breinig heranzutreten. Die betreffenden Strecken werden von der Gemeinde ausgebaut und ist bereits eine Verbindung mit dem Orte Breinig hergestellt.
Zu den Baukosten ist seitens der Provinzial Verwaltung ein Zuschuß von 1.200 Mark bewilligt worden, der bei Auszahlung des Etats berücksichtigt worden ist.
Das Forsthaus in Venwegen, welches als ein von Grund aus mangelhafter Bau zu bezeichnen ist, hat auch in dem letzten Jahr wiederum manigfache Reparaturen erfordert.
Durch Errichtung zweier Pumpen an dem Weg zur Klause und bei Breinigerheide ist dem an beiden Stellen hervorgetretenem Bedürfnisse Abhilfe geworden.
Im August v. Js. wurden die bereits seit langer Zeit schwebenden Verhandlungen, betrfd. Ankauf zweier Gärten am Eingang des Ortes Cornelimünster, welche diesen Ort sehr verunzirten und ein Hindernis für den sehr regen Verkehr mit dem Bahnhof bildeten, zum Abschluß gebracht. Durch die Planirungsarbeiten und Anlage einer festen breiten Fahrstraße wurde ein schöner freier Platz Steinkaulplatz geschaffen, welcher als zweiter Marktplatz bei der Corneli Oktav bereits die Zinsen des angelegten Kapitals reichlich gedeckt hat. Im Frühjahr soll dieser Platz mit Kugelakazien eingesetzt werden.

Im vergangenen Jahre wurde die hiesige Armenkasse wiederholt von auswärtigen Familien, die durch den Bahnbau hierhin gekommen waren, in Anspruch genommen. Die Rückerstattung der verausgabten Beträge ist indessen bei dem Landarmenverbande bereits beantragt und zum größten Teil auch erfolgt.
Wie in früheren Jahren, so konnte auch in diesem Jahre durch die Teilnahme des Wohlthätigkeits Vereins, sowie durch die Beihülfe zahlreicher Familien für die hiesigen Armen eine Weihnachtsbescherung veranstaltet und den Armen Kohlen geliefert werden.
Im abgelaufenen Jahre fand auch die regelmäßige Neuwahl des Armenvorstandes statt, durch welche die Herrn Peter Krefels für Venwegen und Herr Vicar Jansen aus Breinig nun in den Armenvorstand eintraten, die übrigen Herrn wurden wiedergewählt.

Besonders hervorzuheben ist die für den Umfang des Landkreises Aachen erlassene Baupolizeiverordnung durch welche dem vollständig willkürlichen Bauen in den ländlichen Ortschaften zum Nutzen der Gesammtheit und der einzelnen Herren selbst einige Schranken auferlegt worden sind. Die Revisionen der nunmehr stets vorzulegenden Baupläne wird in Zukunft durch den von Kreiswegen angestellten Kreis Polizei Baumeister van Kann in Aachen vorgenommen werden.
Der durch den Bahnbau veranlaßten großen Zudrang von auswärtigen, teils ausländischen Arbeitern nahm die Thätigkeit der Polizeibeamten in hohem Grade in Anspruch. Die Controlle dieser meist heimatlosen, von einem zum anderen Unternehmen hinziehenden Leuten wurde indessen von Anfang an sehr scharf geführt, so daß constatirt werden kann, daß verhältnismäßig sehr wenige Ausschreitung im diesseitigen Gebiete erfolgt sind.

Einmal war das Einschreiten der Polizei-Verwaltung gegen Leute aus Raeren, welches in Breinig und umliegende Ortschaften Kunstbutter als Naturbutter verkauften, notwendig.
Von einigen vorgekommenen kleinen Diebstählen wurde, wie dies leider gewöhnlich geschieht, erst mehrere Tage nachhin oder gar keine Anzeige gemacht, so daß an ein Aufgreifen der Diebe gar nicht zu denken war.
Und sind nicht wenige Ausschreitungen von jungen Leuten vorgekommen, die zum größten Teil auf den übermäßigen Genuß von geistigen Getränken zurückzuführen sind. Die polizeilichen und gerichtlichen Bestrafungen haben zwar an manchen Stellen ihre Wirkung nicht verfehlt, indessen möchte ich an die Gemeindeverordneten das dringende Ersuchen richten in ihren Kreisen dahin zu wirken, daß solche Burschen, die den guten Ruf einer ganzen Gegend zu untergraben im Stande sind, aus allen Gesellschaften ausgeschlossen und von den ordentlichen jungen Leuten gemieden werden, bis sie sich durch diese Behandlung eines besseren besonnen haben.
Mit Genehmigung der höheren Behörde hat die Gemeinde zwei Parzellen auf der Breinigerheide und eine an dem Wege von Venwegen nach Hahn verkauft, anderseits hat sie die vorhin bereits erwähnte Gärten angekauft und zu einem schönen freien Platz umgestellt, worüber die entsprechenden Eintragungen in das Lagerbuch gemacht sind.
Außerdem sind noch mehrere Gesuche um Ankauf von kleinen Gemeindeparzellen eingegangen, ferner ein Angebot bezüglich einer im Gemeindewalde bei Mulartzhütte nach gelegenen kleinen Wiesenparzelle, welche die Gemeinde sich nicht entlassen lassen darf.

In dem laufenden Etatsjahr sind die fälligen Schuldregister und Zinsquoten an die betreffenden Gläubiger gezahlt worden. Für das kommende Jahr betrugen dieselben 3.600 M. Kapital und 1.310,64 M. Zinsen. Die ganze Schuldsumme, welche durch Anlage der Bahn um 4.766 Mark gestiegen ist und bis zum Jahre 1906/07 42.360,61 M. beträgt, wird, wenn die bezüglich des Gemeinderats noch schwebenden Prozesse, bei welchen es sich um ganz bedeutende Summen handelt zu Ungunsten der Gemeinde ausfallen sollten, noch um ein bedeutendes gesteigert werden. Die Umlage zur Bestreitung der laufenden Ausgaben, welche im Jahre 1889/90 116% betrug, werden im Hinblick auf die erhöhten Lasten und die noch aufzubringenden Kosten für das zum Bahnbau erforderlich gewesene Terrain auf 125% gestiegen.
An erster Stelle muß ich hier des Trauerfalls gedenken welcher unser Herrscherhaus, nachdem kaum wenige Monate verstrichen, seitdem Deutschlands beiden ersten Kaiser dahingeschieden, das der Tod auch unsere erste Kaiserin, Ihre Majestät, die Kaiserin und Königin wahren Sinne des Wortes Landesmutter gewesen, die mit Vorliebe unsere schönen Rheinlande aufsuchte und unsere Gegenden mit zahlreichen Wohltaten überhäufte. Hoffen wir, daß damit der Tod seine unerbittliche Erndte für geraume Zeit beendet, das es vermutlich unserem regierenden Kaiser und König vergönnt sein möge, das begonnene großartige Werk des Friedens mit starker Hand weiterzuführen und zu vollenden.
Auch in unserer Gegend und in unseren Kreisen hat die weithin verbreitete Krankheit gar manches Opfer gefordert, namentlich unter den Erwachsenen. In Anbetracht der leichten Übertragung der Krankheit mußten im ganzen Gemeindebezirk die Schulen einige Wochen geschlossen werden; glücklicherweise sind aber keine Kinder dieser heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen.
Das abgelaufene Jahr hat für unsere Gegend noch mehrere traurige Vorfälle mit sich gebracht. Zunächst stürzten dei dem Bau des Viaducts über den Hahnerbach mehrere Arbeiter bei dem Zusammenbruch des obersten Gerüstes von diesem bis in die Tiefe, wobei alle mit dem Leben davongekommen sind und einige bereits nach wenigen Wochen ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten.
Im verflossenen Frühjahre fand man eines Morgens den 56 jährigen Tagelöhner Theod. Cohsmann von hier unweit des Übergangs am Bahnhofe von einem Zuge überfahren vor, und liegt die Vermutung nahe, daß derselbe von dem spät durchfahrenden Arbeiterzuge unverhofft erfaßt worden ist.
Ein anderer sehr zu beklagender Unglücksfall ereignete sich für eine hiesige Familie, indem deren 17 jährige Sohn sich in einem Anfalle von Trübsinn in einem Hotel in Köln durch einen Revolverschuß entleibte.
Außerdem wurde in der hiesigen Bierbrauerei von Schmitz ein junger Mensch von dem Treibriemen erfaßt und in die Maschine hineingezogen, so daß der Tod nach wenigen Augenblicken eintrat. Die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß ein unverantwortlicher Leichtsinn des Verunglückten die Ursache gewesen.
Ferner hatte der Seminarist Radermanns und Siepperath, welcher die Lehrerprüfung teilweise bereits bestanden hatte, das Unglück bei einer Excursion des Lehrers Seminars nach Altenberg in dem dort befindlichen See beim Baden zu ertrinken.
Besonders hervorzuheben ist noch die Eröffnung der Bahnlinie Stolberg-Walheim, indem durch dieselbe auch für den Ort Breinig eine Eisenbahnverbindung geschaffen wurde, welche den hier zu Lande immer mehr zunehmenden Bezug von für die Landwirtschaft wichtigen Gegenständen sehr begünstigt.


Cornelimünster, den 9.Mai 1890; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1890

Bevölkerung
1890mw
Population3582
Geburten59641 unehelich
Todesfälle30(2)36(3)0 über 90
Trauungen27
geimpfte Kinder
Liniendienst10 Mann
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Nach der am 1 ten Dezember 1885 stattgehabten Volkszählung betrug die Bevölkerungszahl der hiesigen Gemeinde 3465 Seelen, das Resultat der Volkszählung im Jahre 1890 ergab für die hiesige Bürgermeisterei eine Seelenzahl von 3584, so daß eine Zunahme an 119 Seelen zu verzeichnen ist.
Von dieser Personenzahl gehören der katholischen Religion 3533, der evangelischen 13 und es zählen zum israelitischen Bekenntniß 38, Sa. 3548.
Im Kalenderjahr 1890 wurden geboren: männliche Kinder 59, weibliche Kinder 64, Sa. 123.
Dies macht 23 Geburten mehr wie im Vorjahre.
Unter den Geborenen befanden sich einmal Drillinge und viermal Zwillinge.
Eine uneheliche Geburt ist zu verzeichnen.
In demselben Zeitraume starben: männliche Personen 30, weibliche Personen 36, Sa. 66.

Religion
ReligionPersonen
katholisch3533
evangelisch13
isaelitisch38
gesamt3548

Dies macht 23 Geburten mehr wie im Vorjahre. Unter den Geborenen befanden sich einmal Drillinge und viermal Zwillinge.
Eine uneheliche Geburt ist zu verzeichnen.
In demselben Zeitraume starben: männliche Personen 30, weibliche Personen 36, Sa. 66, so daß die Zahl der Geborenen die der Verstorbenen um 57 übersteigt.
Unter den Verstorbenen befanden sich 2 männliche und 3 weibliche Todtgeburten.
Die im Jahre 1890 abgeschlossenen Standesamtlichen Eheschließungen beziffern sich auf 27 gegen 38 des Vorjahres.

Nach dem die sechsjährige Amtsperiode des I. Beigeordneten Herrn Kaldenbach Tillmann aus Breinig abgelaufen, hat Gemeinderath denselben für einen ferneren Zeitraum von sechs Jahren in Vorschlag gebracht, und ist die Wiederernennung desselben durch den Herrn Oberpräsidenten wohl als sicher anzunehmen.
Im Dezember des vorigen Jahres fand die regelmäßige Ergänzungswahl zum Gemeinderathe statt, welche, nach dem dieselbe ohne gesetzlichen Vorschriften entsprechend vorgenommenen, vom Gemeinderath auf Grund des §58 der Gemeinde Ordnung für gültig erklärt wurde.
Die sämmetlichen Gemeindeunterbeamten mit Ausnahme des pensionsberechtigten Försters sowie die für Rechnung der Gemeinde beschäftigten Arbeiter sind auf Grund des Gesetzes über die Invaliditäts und Altersversicherung vom 22.Juni 1889 vom 1.Januar @. abversichert worden.
Für die Gemeinde ist die ganze Institution der Invaliditäts und Altersversicherung nicht ohne wesentliche Bedeutung, was ich an dieser Stelle namentlich aus dem Grunde hervorheben möchte, weil man noch in weiten Kreisen ein gerade nicht sehr wohlwollende Ansicht über die Folge dieser gesetzlichen Bestimmungen sagt. Es ist außer jedem Zweifel, daß mit der Zeit den Gemeinden, wenn die altersschwach und invalide gewordenen der Gemeindeangehörigen Arbeiter nicht mehr erwerbsfähig sein werden und alsdann der Gemeinden voll und ganz zur Last fallen würden, eine ganze wesentliche Erleichterung zu Theil werden wird, indem dieselbe diejenigen Beträge, welche die Reichs Kasse als Renten bewilligt bei Bemessung der nothwendigen Unterstützungssummen in Abzug bringen kann.
Schon jetzt sind für einzelne ältere Leute, welche am 1/1 @. noch nicht invalide waren vielmehr noch in einem ständigen Arbeitsverhältnisse standen die Altersrenten beantragt und werden auch ohne jeden Zweifel bewilligt werden und wird sich schon recht bald, wenn diese Personen arbeitsunfähig und unterstüzungsbedürftig werden, der Vortheil für die Armenkasse herausstellen.
Andererseits muß ich aber auch bei dieser Gelegenheit das Eine hervorheben, daß die Arbeiter, welche der Gemeindebehörde durch dieses Gesetz erwachsen sind und auch in Zukunft verbleiben werden, namentlich bei der alljährlich regelmäßig wiederkehrenden Ausrechnung der Karten der gesammten hier beschäftigten Arbeiterbevölkerung, einen derartigen Umfang angenommen haben, daß es mit den von der Gemeinde ausgeworfenen Mitteln nicht möglich ist die Arbeitskräfte zu beschaffen, welche erforderlich sind, damit durch diese Arbeit nicht die sonstigen nothwendigen Arbeiten ins Stocken gerathen.
Die durch Kündigung des Inhabers vakant gewordene Nachtwächterstelle wurde, nachdem das Gehalt von 400 Mark auf 450 erhöht worden, sein früherer Inhaber Mathias Keuchen wieder übertragen. Demselben wurde letzthin an Stelle der alljährlich wieder beantragten Renumeration für die Mehrarbeit in der Cornelioctav 10 Mark am Gehalte zugesetzt. Beide Beschlüsse haben die Genehmigung des Kreis Ausschusses gefunden.
In der Zeit vom 22.9. bis 25.9. incl. v. Js. weilte der hochwürdige Herr Weihbischoff Dr. Fischer in unserer Gemeinde, um in sämmtlichen Kirchen derselben das heilige Sakrament der Firmung zu spenden. Selbstredend wurde der hohe Herr bei seinen ersten Eintritt in die Gemeinde, welcher in Breinig erfolgte, namens der Civilgemeinde von dem Berichterstatter begrüßt.
Im verflossenen Jahr fanden die regelmäßigen Ergänzungswahlen für den Kirchenvorstand und die kirchliche Gemeindevertretung statt, welcher es hoffentlich genehmigen wird die schon seit längerer Zeit schwebende Frage wegen der Abtrennung von Oberforstbach aus dem Pfarrverband zum Austrag zu bringen, und für die Civilgemeinde Cornelimünster in sofern von Belang ist, als eine Vergrößerung des Kirchhofes ins Auge gefaßt werden muß, wenn die Trennung nicht erfolgt und Oberforstbach keine eigene Begräbnißstätte erhält.
In der alten ehrwürdigen Pfarrkirche hat man dadurch eine Verschönerung herbeizuführen geglaubt, daß man von den fünf Schiffen bereits drei durch einen hiesigen Anstreicher ausmalen ließ. Die nöthigen Gelder wurden hierzu durch freiwillige Beträge gesammelt.

Nach dem unerwartet schnell eingetretenen Tode des zum Rector in Oberforstbach ernannten Herrn Vicar Winkels aus Lontzen wurde Herr Vicar Quadt aus Waldfeucht zum Rector dortselbst ernannt.
Was das Schulwesen anlangt, so möchte ich an erster Stelle den Umstand hervorheben, daß der Besuch der Fortbildungsschule in Breinig in stetem Zunehmen begriffen ist, ein Beweis dafür, daß sich die Erkenntniß immer mehr bahnbricht, welcher Vortheil es ist, wenn die aus der Schule entlassenen Kinder ihre Kenntnisse festigen und erweitern können.
Die Localschulinspection für die Schulen in Breinig wurde nach Versetzung des Herrn Peter Hoegel aus Hahn dem unterzeichneten Berichterstatter durch Verfügung der königlichen Regierung übertragen.
Definitiv angestellt wurden die seither provisorisch angestellten Lehrerinnen Fräulein Theisen in Cornelimünster und Fräulein Klöser in Breinig.
Durch die Einberufung des Herrn Lehrer Schmitz zu einer militärischen Dienstleistung war eine kurze Stellvertretung für die Schulklasse desselben erforderlich, welche durch die Schulamtskandidatin Fräulein Maria Zillekens aus Aachen übernommen wurde.

Eine sehr wesentliche Aenderung in Bezug auf das gesammte Schulsystem ist dadurch eingetreten, daß das Schulgeld ganz in Wegfall gekommen ist und der Staat einen namhaften Zuschuß zu der Besoldung der Lehrpersonen zahlt. Außerdem ist die seither in finanzieller Beziehung sehr beschränkte Lage der Lehrpersonen insofern wesenlich gebessert worden, als denselben Alterszulagen vom Staat gewährt wurden, durch welche, nun ein Beispiel anzuführen, der Lehrer Löhr in Breinig 1.400 und der Lehrer Klein in Venwegen 1.500 Mark Gehalt erhielt, während das Gehalt früher nur 1.050 Mark betrug.
Der in meinem letzten Bericht erwähnte Verbindungsweg der Ortschaft Breinigerheide mit dem Bahnhofe Breinig ist vollendet worden und wurde nach der Revision der Wegestrecke durch den Herrn Landesbauinspector der von der Provinz bewilligte Zuschuß von 1.200 Mark der Gemeinde ausgezahlt.

Unerwartet ward die Gemeinde genöthigt einige zum Theil kostspielige Bauten ausführen zu lassen. Hierzu rechnen die Reparaturen und Reinigungen des Hauptkanals im Orte Cornelimünster, ferner die Reparaturen der hohen Mauer am sogenannten Hahndorn und drittens die Reparaturarbeiten für den sogenannten Höllenkanal. Wegen des letzteren schweben augenblicklich noch Verhandlungen zwischen der Provinzialverwaltung und der Gemeinde, indem der Einsturz des Kanals veranlaßt wurde durch Arbeiter der Provinzial-Verwaltung, welche an dem Theile des Kanals gearbeitet haben, welcher nicht zur Provinzialstraße, sondern zum Gemeindeeigenthum gehört.
In und bei dem Dorfe Venwegen wurde je eine Pumpe aufgestellt, wodurch ein vielseitig größeres und anerkanntes Bedürfnis abgeholfen worden ist.

Aus dem abgelaufenen Jahr sind keine Vorkommnisse zu verzeichnen, welche besonderer Erwähnung bedürften.
Es wurde vielmehr wie seither in ausgiebiger Weise für die unterstüzungsbedürftigen Personen gesorgt.
In dem verflossenen Jahre 1890 fand die außergewöhnliche Revision der Maße und Gewichte statt, bei welcher zwar eine auffallend große Zahl von Uebertretungen der bestehenden Vorschriften constatirt wurde, trotzdem jeder von der Revision Betroffene durch vorherige Bekanntmachung des Termins in die Lage versetzt war, seine Maße und Gewichte auch amtlich revidiren zu lassen, andererseits müßte aber angenommen werden, daß in fast allen Fällen keine böswillige Uebertretung stattgefunden hat, weshalb die unvermeidlichen Strafen auf ein geringes Maß beschränkt wurden.

Am 22.Oktober v. Jr. wurden die Gebäulichkeiten des Wirts, Herrn Peter Kutsch von Breinig durch Brand zerstört und retteten die Insassen des Hauses mit knapper Noth das Leben. Bei dieser Gelegenheit haben verschiedene junge Burschen es unternommen eine größere Anzahl von Flaschen mit Wein und Schnaps zu entwenden und zu leeren, ein Vergehen, welches ein so schweres ist und nun soviel härter bestraft werden müßte, als der Diebstahl bei dem Brandunglück vorgefallen ist. Die sofort eingeleitete Untersuchung hat die Namen der Betroffenen festgestellt.
Außerdem sind noch 2 Unglücksfälle anderer Art zu verzeichnen. Der Handelsmann Joh. Jac. Houck aus Walheim, welcher am Abend des 19.März v. Js. nach Hause fuhr, fiel am Iternberg so unglücklich von dem Karren, daß er von letzterem überfahren wurde und kurz nachher starb.
Eines ebenso plötzlichen Todes starb die Ehefrau Johann Herz geb. Anna Gertrud Hilligsmann aus Oberforstbach, welche während der Cornelioctav in die hiesige Kirche gekommen dort unwohl wurde und nur noch die Wohnung des Arztes erreichen konnte, um daselbst nach wenigen Augenblicken zu verscheiden.

In der Substanz des Gemeindevermögens ist im Etatsjahr 1890/91 bisheran keine Veränderung eingetreten. In dem Gemeindewalde, welcher die Hauptgeldquelle für die Bedürfnisse der Gemeinde bildet, ist insofern eine wesentliche Veränderung zu verzeichnen, als die Aufforstung der Brandfläche nunmehr vollendet ist und zwar in höchst zufriedenstellender Art und Weise. Durch den Ausbau eines Holzabfuhrweges und durch die bessere Sorge für die Instandsetzung der Waldwege ist auch bei dem letzten Holzverkauf ein nicht unbedeutender Mehrerlös erfolgt und hat die Gemeindevertretung, in Anerkennung der Vortheile, welche gute Abfuhrwege bieten, dem Vorschlage des Unterzeichneten folgend, für den nächstjährigen Etat 500 Mark zu gedachtem Zwecke bewilligt.

Durch die in Folge des Bahnbaues nothwendig gewordene Anleihe sind die Schuldverhältnisse der Gemeinde naturgemäß ungünstiger geworden, als eine dieselben in den Vorjahren waren. Die Gesammtschuld der Gemeinde, deren Tilgung sich bis in das Etatsjahr 1896/97 hinein erstreckt, beziffert sich auf 38.154,61 incl. Zinsen, nach dem die fälligen Kapital- und Zinsenquoten pro 1890/91 abgetragen sind. Die Abtragung der Schuld ist indessen durch einen günstigen Tilgungsplan sehr erleichtert und fallen die einzelnen Tilgungssummen, vom kommenden Etatsjahr ab, beständig. Immerhin ist es ja nach dem Ausfall der auch in diesem Etatsjahr noch nicht zu Ende geführten Prozesse wegen des Grunderwerbs für die Bahnlinie möglich, daß die Gemeinde in die Lage versetzt wird, nochmals eine Anleihe machen zu müssen.

Die Umlage zur Bestreitung der allgemeinen Bedürfnisse betrug im Etatsjahr 1890/91 125% und wird pro 1891/92 auf 128% erhöht werden.
Am 1.Dezember v. Js. fand wiederum eine allgemeine Volkszählung statt, deren Resultate amtlich noch nicht festgestellt ist, nach den hier geführten Notizen beläuft sich die Seelenzahl für die einzelnen Ortschaften wie folgt:
1) Cornelimünster mit umliegenden Gehöft 1421
2) Breinig un umliegende Ortschaften 1691 und
3) Venwegen 473
im Ganzen 3584
gegen 3465 Seelen bei der Volkszählung von 1885.

Ein für unsere zumeist Ackerbau und Viehzucht treibende Gegend sehr wichtiges Gesetz ist dasjenige über die Bullenhaltung in der Rheinprovinz.
Nachdem nämlich bereits in andern Provinzen in ähnlicher Weise mit großem Erfolg vorgegangen worden, ist jetzt auch für unsere Provinz gesetzlich festgesetzt, daß an Stelle der seither in höchst unzureichendem Maaße vorhanden gewesenen Zuchtstiere nur noch solche zugelassen werden dürfen, welche allen Anforderungen entsprechen, die für eine gedeihliche Entwicklung der Viehzucht gestellt werden müssen. In dem Gesetz ist deshalb auch besonders hervorgehoben, daß die Gemeinde in ihrer Gesammtheit eintreten muß, wenn nicht eine dem gesetzliche Vorschrift entsprechende Anzahl von Stieren von Privaten gehalten wird.

Auf dem Gebiete der Landwirthschhaft ist in hiesiger Gegend ein eifriges Vorwärtsstreben nicht zu verkennen und haben die beiden bestehenden landwirtschaftlichen Vereinigungen, der Bauern-Verein in Breinig und das landwirthschaftliche Casino in Cornelimünster keine Mühe gescheut nun ihren Mitgliedern alle möglichen Vortheile zuzuwenden. Dem letzteren wurde eine doppelte Auszeichnung verschlossenen Kalenderjahr zu Theil indem demselben auf der Ausstellung in Weiden eine bronzene Medaille und von Seiten des Verbandes für Rheinpreußen der 2. Preis zuerkannt wurde. Eine von dem Casino ganz unverhofft veranstaltete Ausstellung von selbstgezogenen Produkten der Landwirthschaft ließ deutlich erste günstigere Verhältnisse obwalten, concuriren können.

Sehr ungünstig für die ganze Bevölkerung, namentlich aber für den Landmann gestaltet sich die Witterung der letzten Monate; seitdem 23.November v. Js. herrschte nämlich eine den ältesten Leuten kaum erinnerliche Kälte, und zwar ununterbrochen. Der Vorstand, daß eine verhältnißmäßig ganz unbedeutende Schneedecke lag, die zudem noch durch ein kurzes Tauwettter gelöst wurde und durch den sofort wiedereingetretenen Frost in eine Eiskruste umgewandelt wurde, hat den Saaten einen ganz bedeutenden Schaden zugefügt, so daß wohl kaum auf einen namhaften Ertrag der Wintersaat gerechnet werden kann.
Der Nacht vom 23.-24. trat vollständiges Tauwetter; sogar starker Regen ein; so daß der kurz zuvor in größerer Menge gefallene Schnee plötzlich geschmolzen ist und alllerorts Ueberflutung herbeiführte. Der Indebach, welcher am Abend des 23.ten @. noch ganz seicht war, hatte bereits um 24.ten @. um 8 Uhr Morgens eine Höhe erreicht, welche er bei dem Hochwasser im verflossenen Jahre nicht gehabt hat.

Was die Lage der Industrie anlangt, so kann in gemischter Beziehung eine Besserung verzeichnet werden, nämlich bezüglich der Eisenindustrie.
Bei den Vorarbeiten für die Aufstellung der Rekrutirungs Stammrolle pro 1891 hat sich herausgestellt, daß ein mit Bezug auf die Bevölkerungszahl und die früheren Jahrgänge geringer Erfolg vorhanden ist, in Folge dessen in diesem Jahre wohl nur diejenigen Reklamationen von Militairpflichtigen Aussicht auf Erfolg haben, welche ganz besonders begründet sind. Den Mangel an Ersatzrekruten kann man wohl, ohne fehl zu greifen, mit dem Feldzug von 1870/71 in Verbindung bringen.
Zum Schluß kann ich noch darauf hinweisen, daß ein von mir bereits seit einigen Jahren verfolgtes Project, nun endlich den Ort Cornelimünster mit elektrischer Beleuchtung zu versehen und darauf hinzuweisen, daß die in unmittelbarer Nähe des Ortes vorhandenen stark eisenhaltigen Quellen ausgenutzt werden, der Verwirklichung näher geführt ist. Schon mancher Ort dessen Namen früher kaum genannt wurde, ist durch ein derartiges Unternehmen berühmt geworden und kann den Gemeinde, nachdem die diesbezüglichen Verhandlungen festere Gestalt angenommen haben die Hoffnung hegen, daß auch für sie demnächst noch bessere Zeiten kommen werden.


Cornelimünster, den 30.April 1891; der Bürgermeister, Frhr.v.Brachel



1891

Bevölkerung
1891-92mw
Population118512383548
Geburten49634 unehelich
Todesfälle36340 über 90
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Nach der am 1.Dezember des Jahres 1890 vorgenommenen allgemeinen Volkszählung betrug die Gesammtbevölkerungszahl der hiesigen Bürgermeisterei 1826 männliche und 1756 weibl. in Sa. 3582 Personen. Die Bevölkerung gehört durchgehend der katholischen Religion an und gehören anderen Bekenntnissen nur 51 Personen an und zwar 13 dem evangelischen und 38 dem israelitischen.
Im Kalenderjahr 1891 wurden geboren: männlich 49, weiblich 63, Sa. 112 , wobei zu bemerken, daß seit dem Jahre 87/88, wo die Zahl der männlichen und weiblichen Geburten gleich der, die Zahl der weiblichen stets eine größere war als die der männlichen. Gegen das Vorjahr ist die Zahl der Geburten um 11 kleiner. Von den Kindern sind 4 unehelich geboren, darunter ein Zwillingspaar.
In demselben Zeitraum starben resp. wurden todt geboren (von letzten je einer) männlich 36, weiblich 34, Sa. 70, so daß die Zahl der Geburten die der Todesfälle übersteigt um 42.
Die im verflossenen Jahre abgeschlossenen Ehen betrugen 23 gegen 27 im Vorjahr und 38 im Jahre 1889.

Das Resultat der Bevölkerungsaufnahme bei Gelegenheit der Vorarbeit für die Einschätzung zur Einkommensteuer ergab 1785 männliche Personen über 14 Jahre, 1238 weibliche Personen über 14 Jahre 1125 Personen unter 14 Jahre gleich 3548 Personen, und im Vergleich zu der Zahl der letzten Volkszählung 3582 eine Verminderung ergibt von 34 Personen.
Was die Einkommensteuerverhältnisse des Bürgermeisters anlangt wurde auf Anredung des R.M. ein Beschluß des Gemeinderaths herbeigeführt, wonach die Übereinnahme, welche dem Bürgermeister bis heran, aus den% der Klassensteuerveranlagung und aus den Standesamtlichen Gebühren zuflossen, in Zukunft in die Gemeindekasse zu fließen haben, wofür dem Bürgermeister eine feste Summe bewilligt wurde, so daß sich nach der durch den K.A. erfolgten Festsetzung des Diensteinkommens des Bürgermeisters vom 1.April 1872 auf 1.200 M. Gehalt und 1.300 M. Bureaukosten Entschädigungen beläuft.
Das Gehalt des Polizeidieners und Feldhüters Kröger, welches bisher 750 Mark betrug wurde auf 900 Mark erhöht und fand der betreffende Beschluß des Gemeinderaths die Genehmigung des K.A.
Die Amtsdauer des stellvertretenden Schiedsmannes Herrn Beigeordneten Kaldenbach, war Ende 1891 abgelaufen und wurde derselbe vom Gemeinderath auf eine weitere dreijährige Amtsperiode gewählt, welche Wahl die Bestätigung gefunden hat.
Was die Wahrnehmung der Interessen der Gemeinde anlangt, so ist es leider gezwungen an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß der Gemeindeverordnete ohne jedwede Entschuldigung einfach aus den Sitzungen wegbleiben und sich der Erfüllung der ihnen durch das Vertrauen ihrer Mitbürger übertragenen Pflicht, für das Gemeindewesen nach besten Kräften zu sorgen, einfach entziehen und wiederholt die Beschlußunfähigkeit der Versammlung verschuldet haben.
Die nothwendige Folge ist denn auch nicht ausgeblieben und ist der Antrag gestellt, die betreffenden Gemeindeverordneten auf Grund des §70 der Gewerbe-Ordnung auszuschließen. Die Neuwahl wird nach Erledigung dieser Angelegenheiten so bald als möglich in die Wege geleitet werden.

Die in meinem letzten Bericht erwähnte projectirte Ausscheidung der Ortschaft Oberforstbach, Bürgermeisterei Walheim, aus dem hiesigen Pfarrverbande hat ihre Erledigung noch nicht gefunden, doch will es scheinen, als wenn nunmehr die königliche Regierung im Verein mit der Erzbischöflichen Behörde die Angelegenheiten einer schnellen Erledigung entgegenzuführen beabsichtigt.
Für den Ort Cornelimünster wurde es schmerzlich empfunden, daß an Stelle des von hier nach Boppard versetzten geistlichen Seminardirektors Herr Bürgel, welcher sich kein geringes Verdienst um die hiesige Seelsorge erworben hat, bis heran kein weiterer Geistlicher angestellt worden ist. Mit dem 1. R.M. soll indessen ein Religionslehrer für das hiesige Lehrerseminar eintreffen und würde dadurch dem fühlbaren Mangel wohl abgeholfen sein.
An Stelle des Herrn Seminardirektors Bürgel wurde der königliche Kreisschulinspektor Löser aus Heinsberg mit der Leitung der Anstalt betraut und eine weitere Kraft in der Person des Herrn Holz aus Münstermaifeld angestellt.
Die vom Gemeinderathe beschlossene Erhöhung der Gehälter der Lehrerinnen Reisen und Schäffer von 750 resp. 675 auf 800 resp. 750 Mark hat die erforderliche Genehmigung gefunden.
Sehr zu bedauern ist es für die Schule in Breinig, daß die seit langen Jahren als tüchtig bewährte Lehrerin Hansen bereits seit einigen Monaten Halsleidend ist und daß allem Anschein nach dieselbe den anstrengenden Unterricht fernerhin nicht mehr wird ertheilen können. Zu ihrer Vertretung ist die Schulamtskandidatin Stottermanns aus Aachen bereits seit dem September v. Js. an der Schule zu Breinig in Thätigkeit.
Die Errichtung der Fortbildungsschule für Mädchen in Cm. und Breinig, welcher sich einige Hindernisse in den Weg gestellt hatte, nicht zum geringsten durch die Erkrankung der Lehrerin Hansen, wird mit Beginn des neuen Etatsjahres erfolgen und sind die nothwendigen Fonds dafür im Haushaltsetat vorgesehen werde.

Außer den nothwendig gewordenen kleinen und größeren Reparaturen an den Gemeindehäusern, bei denen das Forsthaus leider wieder eine nicht unwesentliche Rolle spielt, wurde die umfangreiche Reparatur des Höllenkanals, welcher mit der größten Vorsicht vorgenommen werden mußte, zu Ende geführt, nachdem
die Provinzial-Verwaltung nach einem fast endlosen Schriftwechsel, sich dazu bereit erklärt hat, die Kosten für die Abteufung des Schachtes zum Kanal zu erstatten.
An Stelle der defect gemoderten Fußbrücke am sog. Gäßchen wurde eine solche mit eisernen Träger und Gewölbe angelegt.
Die im Vorjahr von Seite der Eisenbahnverwaltung angelegte und von der Gemeinde nur unter der Bedingung der Zahlung von 800 Mark übernommenen Wegestrecke zum Bahnhofe Breinig wurde unter Verwendung obigen Betrags in den Zustand versetzt, wie sich der von der Gemeinde ausgebaute Theil des Weges bereits befand.
Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unerwähnt lassen, daß das dritte Wege-Projekt zur Verbindung des Ortes Breinig mit dem Bahnhofe pp durch die vergeblich erwartete Annäherung der Interessenten ins Stocken gerathen ist. Dagegen ist ein anderes altes Projekt, die Verbindung von Zweifall mit Breinig, dadurch wieder zur Sprache gebracht worden, daß erstgenannte Gemeinde ein Plan nebst Kostenanschlag vorgelegt hat. Die vorgenommene vorläufige Durchsicht der Projectstücke hat aber bei mir die Überzeugung wachgerufen, daß die zwei Anschläge, welche zwischen 6.327 M. und 7.002 M. voneinander abweichen, viel zu niedrig gegriffen sind.
Die Ausführung des Projectes, welches für die hiesige Gemeinde von keinerlei Benutzung ist, indem der Verkehr von Breinig nach Zweifall ein ganz untergeordneter, während umgekehrt der Verkehr von Zweifall nach dem Orte und Bahnhof Breinig ein reger werden muß, wird wohl so bald noch nicht verwirklicht werden können, ganz besonders deshalb nicht weil die Gemeinde Zweifall noch keine bindende Erklärung abgegeben hat, in welcher Höhe sie an die Kosten Antheil zu nehmen gewillt ist.
Die vom Gemeinderathe auf den Vorschlag des Unterzeichneten im laufenden Etatsjahres bewilligte Summe von 500 M.für die Instandsetzung der Abfuhrwege im Walde hat den wohl vorauszusetzenden Erfolg gehabt, daß die Holzkäufer bei dem letzhin abgehaltenen großen Holzverkauf die Taxe von 7.060 M. um 10.740 M überboten habent. Somit dürfte wohl jene 500 M das beste angelegte Kapital gewesen sein und ist auch für den kommenden Etat wiederum eine Summe von 500 M. in Aussicht genommen, an deren Bewilligung ist kein Augenblick zu zweifeln.
Die sonst wohl im steten Steigen begriffenen Ausgaben für die Armenverwaltung werden sich im laufenden Etatsjahre in den Etat gezogene Grenze bewegen, manche Unterstützungsbedürftige sind gestorben, dagegen auch wieder andere hinzugekommen.

Einige Mitglieder des Armenvorstandes haben sich zu dem verflossenen Weihnachtsfeste wiederum bereit finden lassen eine ausgiebige Besserung für die Armen zu veranstalten, an welcher den Vorschriften des Vermächtnisses folgend. Auch die Armen von Oberforstbach, Nütheim & Schleckheim theil genommen haben. Den Damen und Kindern, welche durch Handarbeit und sonstige Bemühungen an dem Zustandekommen mitgewirkt ist seitens des Unterzeichneten der gebührende Dank öffentlich abgestattet worden.
In dem Kreispflegehause zu Eschweiler, welches Ende v. Js. von Kreis wegen eröffnet worden ist, müssen wir eine Wohlfahrts-Einrichtung von großer Bedeutung begrüßen. In demselben finden Kranke- und Altersschwache beiderlei Geschlechts die beste Aufnahme und ist der Pflegesatz vorläufig auf 80 ? pro Kopf und Tag festgesetzt, eine eventl. Reducirung desselben ist seitens des Herrn Landrath bereits für das kommende Jahr in Aussicht genommen.
Den Armen von Breinig und Venwegen ist durch das hochherzige Geschenk des zu Roggenhaus verstorbenen Rentners Pesser Joh. Math. eine testamentarische Schenkung von je 3.000 Mark zu Theil geworden. Die zur Annahme erforderliche Allerhöchste Genehmigung ist beantragt, indessen noch nicht eingetroffen.
Mit Freuden vermag ich hier zu konstatiren, daß die Zahl der polizeilichen Strafverfügungen gegen das Vorjahr auf ⅓ zurückgegangen ist, bedauerlich bleibt es immerhin, daß noch so manche Polizeistrafen verhängt werden mußten und daß die Gerichte noch über 32 Personen ein Strafurtheil gefällt haben, wobei grober Unfug, Mißhandlung und Diebstahl die Hauptrolle spielen.
Ein sehr trauriger Vorfall ereignete sich, daß ein Mensch, welcher von Wohlthaten lebte auf Grund des § 176, 3 St.G.B. verhaftet werden mußte und daß derselbe, die schweren Folgen seiner fortgesetzten Handlungsweise wohl erkennend, sich selbst dem irdischen Richter entzogen hat.

Es ist erfreulich berichten zu können, daß nach Aussagen des höheren Forstbeamten in dem Areal des Gemeindewaldes (dem Hauptbestandtheil des Gemeindevermögens) eine wesentliche Wendung zum Besseren eingetreten ist, in dem die Schäden, welche durch eine in früheren Jahren geübte unrationelle Bewirthschaftung entstanden waren und bei fortgesetzter gleicher Wirthschaft den Wald ruinieren konnten, durch rationelle gehoben sind, so daß der Gemeinde von jetzt ab alljährlich wieder eine Reserve aus dem Walde zur Verfügung steht. Nicht zum kleinsten Teil ist die bessere Aussicht der Gemeinde, welches dem Fleiße, und der Aufmerksamkeit des Gemeindeförsters Andres zu verdanken, welchem denn auch der Gemeinderath in richtiger Würdigung seiner Thätigkeiten namhafte Gratification bewilligt hat, welche seitens des K.A. genehmigt worden ist.

Durch den Ankauf der im Gemeindewalde bei Mulartzhütte gelegenen privaten zugehörigen kleinen Wiesenparzelle ist die Abrundung des Gemeindeeigenthums an dieser Stelle nahezu vollendet, nur wegen einer Parzelle schweben noch die Verhandlungen.
Zum Verkauf eines Stückes aus der Breiniger Heide an die Erben Ritz aus Friesenrath ist die vorgeschriebene Genehmigung des K.A. bereits erteilt worden. Der Verkauf wird ehestens stattfinden der Vollständigkeit halber verweise ich auch hier noch einmal auf das sub. No V erwähnte Vermächtnis von 6000 Mark hin.

Bei der im verflossenen Jahre abgehaltene Verpachtung der Budeplätze für die Dauer der Cornelioktav ist ein kleiner Aufschlag zu verzeichnen, so daß die Gesammtpachtsumme sich jetzt für die drei nächsten Jahre auf 1365 Mark beläuft wozu noch für den neuen Marktplatz am Ausgange des Ortes Cornelimünster eine jährliche Pacht von 156 M. hinzukommt.
Die Verpachtung der Gemeindejagden hat einen Mehr von 550 M. gegen die Vorjahre ergeben.
Im laufenden Etatsjahr sind die zu tilgenden Schuldenraten und Zinsen mit 5.581,60 resp. 1.158 an die resp. Gläubige richtig gezahlt und sind pro 1892/93 entsprechend zu bestreiten. 1.624,86 M. resp. 115,14 M. die Gesammtschuld der Gemeinde, welche im Jahre 1906/07, also nach Ablauf von 14 weiteren Etatsjahren getilgt sein wird, beläuft sich einschließlich der Zinsen auf 30.774,61 M.

Am 1.September v. J. brannten 2 kleine Häuser von Beissel und Classen im hiesigen Orte ab und mußte ein rasch herbeigeeilte Feuerwehr hauptsächlich das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die Entstehung der Sache war leichtfertiges Umgehen mit Zündhölzern.
Am 1.April v. Js. wurde in dem Mühlenteich bei Bilstermühle die Leiche eines Mannes gefunden, welcher aus einer Anstalt entwichen war. Nach Lage der Sache zu urtheilen handelt es sich um einen Schwachsinnigen.

Eine große Viehausstellung, verbunden mit bedeutender Prämienvertheilungen, welche von dem landwirthschaftlichen Casino hierselbst zur Feier des 10 jährigen Bestehens desselben veranstaltet war, hatte am 12.Oktober v. Js. eine große Menge sehr schönes Rindvieh aus dem hiesigen Casino Bezirk im Ort Cornelimünster zusammen kommen lassen. Allgemein fand dieselbe Anklang, namentlich auch bei den von auswärtigen recht zahlreich erschienen Gästen des Casinos.
Die bereits seit einigen Jahren bestehende landwirthschaftliche Genossenschaft, welche sich aus den Casiren herausgebildet hatte, ist am 29.Juli v. Js. in eine eingetragene Genossenschaft mit beschr. Haftpflicht umgewandelt worden, und hat, wie die Geschäftsführung deutlich zeigt, bereits einen ganz bedeutenden Umsatz in den für die Landwirthschaft notwendigen Gebrauchsartikel aufzuweisen.
An dem qu. Tage wurde ganz evident der Nachweis geführt, daß die Viehzucht sich hierorts sehr gut entwickelt hat und daß jedenfalls noch bessere Resultate zu erhoffen sind, wenn auf dem beschrittenen Wege ruhig weitergearbeitet wird.

Eine bedeutsame Änderung ist durch die Gesetzgebung herbeigeführt worden, indem die Art und Weise der Heranziehung des verschiedenartigen Einkommens anders gestaltet worden ist. Das Streben der Staatsregierung war hier ebenso wie bei den hervorragenden Gesetzen bezüglich der Alters- und Invalidenpension, der Krank- u. Unfallversicherung darauf gerichtet, dem kleinen Manne seinen Kampf ums Dasein zu erleichtern, ihn in schonendster Weise zu den einmal nicht zu vermeidenden Steuern heranzuziehen und dem entsprechend die besser situirten Leuten, die Aktiengesellschaft pp in erhöhtem Maße zu der Tragung der Lasten des Staates und der Gemeinwesen in Anspruch zu nehmen. Jeder einsichtige Mann wird sich der Erkenntnis nicht ausschließen können, daß unter den obwaltenden sehr schwierigen Zeitverhältnissen alles aufgeboten wird, um segensreich wirkende Institution zu schaffen, um dort helfend und bindend einzugreifen, wo die Noth groß ist. Dieses Erkenntnis legt uns allen die Pflicht auf denjenigen Elementen, welche sich aus Eigennutz und Habgier zusammen zu rotten drohen, um jegliche Ordnung alles was Religion und Regierung heißt über den Haufen zu werfen mit Entschiedenheit entgegen zu treten. Dann werden auch die Zeiten, die doch schlimmer gemacht zu werden zu pflegen, wie thatsächlich sind, für uns alle erträglich sein und bleiben.


Cornelimünster, den 10 Mai 1892; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1892

Bevölkerung
1892/93mw
Population3582
Geburten4963
Todesfälle38360 über 90
Trauungen26
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

In dem Personal der Gemeindebeamten ist eine Veränderung nicht eingetreten.
Der seitherige Schiedsmann, Herr Lausberg von hier, dessen Amtsperiode Ende 1892 abgelaufen war, wurde vom Gemeinderathe wiedergewählt und ist die Ernennung für einen weiteren dreijährigen Zeitraum bereits erfolgt.

Nachdem von Seiten der vorgesetzten Behörde angeregt worden war, die Nebeneinnahmen, welche dem Bürgermeister aus den Prozenten der Steuerveranlagung und den Gebühren für standesamtliche Funktion zugewiesen waren, in eine feste Summe umzuwandeln entsprach Gemeinderath dieser Anregung und setzte eine Summe von dreihundert Mark, welche dem pensionsfähigen Gehalte des Bürgermeisters zugesetzt worden ist.
Dem Gemeindeförster Andres wurde in Anerkennung seiner Dienste für die Gemeinde und seinem Wunsche entsprechend eine größere Quantität Kunstdünger zur Aufbesserung seines Dienstbodens geliefert.
Für die Lehrpersonen ist eine nicht unwesentliche Aufbesserung der Gehälter eingetreten, indem eine Gehaltsskale eingeführt wurde, welche den verschiedenen Lehrpersonen je nach dem Dienstalter eine Erhöhung ihres Einkommens bis zu einem gewissen Maximal Gehalt zusichert. Die dadurch entstehende Mehrausgabe von ca. 1000 Mark pro 1893/94 hat in dem Etat Berücksichtigung gefunden. An Stelle der provisorisch angestellten Lehrerin Nottermann in Breinig wurde die Lehrerin Bergmann aus Aachen provisorisch angestellt.

Besonders wichtige größere Bauten sind nicht vorgenommen worden, zu erwähnen wäre die Trockenmauer, welche an der Prämienstrasse am Kapellchensberg zum Schutz des Weges gegen herabstürzendes Geröll ausgeführt werden mußte die Ausbesserung der Schraungracht, des Kirchgangs für die Ortschaft Nütheim, ist in Aussicht genommen, nach dem die Adjacenten sich bereit erklärt haben, einen Beitrag zu den Instandsetzungskosten zu zahlen.
Der Umbau des Weges von Zweifall nach Breinig über den sogenannten Frackesberg war wiederum von der Gemeinde Zweifall resp. einiger Privaten dort in Anregung gebracht worden, wurde indessen von dem Gemeinderathe abgelehnt und dürfte das Project als gescheitert zu betrachten sein, namentlich nachdem für die Ortschaft Zweifall eine Verbindung mit Stolberg durch eine Kleinbahn bereits in Aussicht genommen ist. Für den hiesigen Bezirk wird wohl ein anderes ähnliches Unternehmen nicht zur Ausführung gelangen können, weil schon andere Bahnverbindung vorhanden und auch die Terrain Schwierigkeiten so bedeutende sind, daß ein solches Project sich nicht verwirklichen lassen könnte.

Der bereits zum Theil neu angelegte Holzabfuhrweg bei Mulartzhütte hat sich sehr gut bewährt bezüglich der erzielten Holzverkaufspreise und ist deshalb der Ausbau des letzten Stückes im Etat vorgesehen worden.
Für die Orte Breinig und Venwegen wurde die Anlegung resp. größere Reparaturen von Wasserleitungen beschlossen und dieselben aus der im Etat vorgesehene Summe bestritten werden.
Die Unterstützungen haben in gewohnter Weise stattgefunden und konnte auch im verflossenen Jahre wieder eine reichliche Weihnachtsbescherung stattfinden. Die Pflegekosten für erwachsene Personen haben in diesem Jahre bedeutende Aufwendungen erfordert, wie vorgesehen war.

Die herrschende Maul- und Klauenseuche wegen mußte der Viehmarkt ausfallen. Auch für Menschen herrschte eine sehr große Gefahr in Folge der drohenden Cholera und war es nothwendig, daß namentlich während der Cornelioctav größere Vorsichtsmaßregeln getroffen wurden.

Es wurden einige Stücke aus dem Gemeindeterrain, so namentlich ein großes Stück an der Breinigerheide an die Erben Hoven und Soldierer verkauft. Desgleichen eine ziemlich werthlose Parzelle an dem großen Viaduct bei dem Orte Cornelimünster. Andererseits wurde zur Begradigung der Waldlisuren eine Parzelle von dem Ortsvorsteher Herrn Kloubert in Venwegen angekauft.
In dem laufenden Etatsjahre sind die zu tilgenden Schuldraten nebst Zinsen im Betrage von 1.624,86 Mark und 1.015,14 Mark abgetragen worden und sind pro 1893/94 bei den gleichen Positionen in Gemäßheitheit des Schuldentilgungs-Plans die Summe von 1.669,86 Mark und 950,14 Mark vorgesehen. In der ferneren Tilgung der mit dem Jahre 1906/07 abgetragenen Gesammtschuldenlast wird insofern eine Veränderung eintreten, als die Genehmigung ertheilt ist, die bei der Landesbank der Rheinprovinz außerterminlich zur Rückzahlung zugelassenen Summe von 1.4000 Mark bei der Armenverwaltung zu entleihen, wodurch eine kleine Ersparniß an Zinsen für die Zukunft zu verzeichnen ist.
Wenn der diesjährige Finalabschluß mit nur definitiven 3.942,21 Mark abschließt so ist dazu zu bemerken, daß andererseits die Summe von 13.601,51 Mark wie bekannt, zum Zwecke der Bestreitung der Kosten und der noch schwebenden Eisenbahnprozeße festgehalten worden ist, sowie daß ⅓ Steigpreiß aus dem Holzverkauf nicht in den Finalabschluß pro 1892/93, sondern in dem Etat pro 1893/94 verrechnet worden ist, sowie, daß ferner für die Wegeunterhaltung eine bedeutend große Summe wie vorgesehen verwendet werden mußte, daß für den neuen Waldbetriebsplan 500 Mark ausser Etat verrechnet mußten und daß die eiserne Rohrleitung am Kapellchen nicht vorgesehen war.

Mehr wie zuvor war die Witterung im verflossenen Jahre eine sehr ungünstige zu nennen. Große Trockenheit im Sommer, Hagelschlag, die überaus große Kälte im Winter wirkte in jeder Hinsicht, namentlich für die Landeskultur sehr störend.

Auch in diesem Jahre ist wieder ein trauriger Unglücksfall zu verzeichnen. Bei dem Bergbau auf der Breinigerheide stürzte ein junger fleißiger Bergmann in den Schacht und war nach einigen Stunden eine Leiche.
In dem abgelaufenen Etatsjahr fand die regelmäßige wiederkehrende Beschreibung der Gebäulichkeiten statt.
Von dem bereits erwähnten beiden großen Prozeßen, in welchen die Gemeinde noch verwickelt ist, kann noch kein Resultat angegeben werden, nach den eingegangenen Mittheilungen steht die Entscheidung indessen in nicht zu langer Zeit zu erwarten.


Cornelimünster, den 20.März 1893; der Bürgermeister, Fhr.v.Brachel



1893

Bevölkerung
1893/94mw
Population3573
Geburten62542 unehelich
Todesfälle40380 über 90
Trauungen24
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh797
Schaafe
Ziegen
Schweine379
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Bei der am 1.Dezember 1890 vorgenommenen allgemeinen Volkszählung wurde die Zahl der Einwohner in der hiesigen Bürgermeisterei festgestellt auf 3582 Seelen. Nach dem Ergebniß der bei Gelegenheit der Steuer Voreinschätzung erfolgten Aufnahme der Personenstandes sind vorhanden gewesen 3573, so daß eine Abnahme von 9 Personen zu verzeichnen ist.
Die hiesige Bevölkerung gehört zum größten Theile der katholischen Religion an; zur evangelischen Religion gehören 14 Gemeinde Eingesessene und zum israelitischen Bekenntniß 37 Personen.
Im Kalenderjahr 1893 wurden geboren; männliche 62 Personen, weibliche 54 Personen, zusammen 116 Personen.
In demselben Zeitraum starben männliche 40 Personen, weibliche 38 Personen, Sa. 78, so daß die Zahl der Geburten diejenige der Todesfälle um 38 übersteigt; es ist dies genau dieselbe Zahl wie im Jahre 1892.
Bei den Geburten sind leider zwei uneheliche zu verzeichnen und unter den Todesfällen 6 Todtgeburten, nämlich 4 männliche und zwei weibliche. Von den Verstorbenen waren 33 nur wenige Monate alt; 10 Personen, darunter 5 junge Frauen starben in einem Alter von 18-39 Jahren; die übrigen Verstorbenen hatten fast alle ein Alter von über 70 Jahren erreicht.
Standesamtliche Eheschließungen fanden in dem Jahre 1893 24 statt.

Im verflossenen Kalenderjahre legte der seitherige zweite Beigeornete Armenvorsteher und Gemeindeverordneter Math. Joh. Lamberts aus Gesundheitsrücksichtigen seine Ämter nieder. An seine Stelle wurde Herr Jos. Quadflieg von hier vom Gemeinderathe am 8/3 93 einstimmig zum 2.Beigeordneten gewählt und, nachdem der Herr Oberpräsident denselben durch Erlaß vom 15.April 1893 für eine sechsjährige Dauer zum zweiten Beigeordneten ernannt hatte. In der Sitzung des Gemeinderathes vom 1.Mai v. Js. vereidigt und in sein Amt eingeführt.
Mit dem Ende des vorigen Jahres lief die Amtsperiode von 1 Gemeinde Verordneten ab. Die Neuwahlen wurden vorgenommen am 26. October v. Js. gewählt wurden:
1. von der III. Abtheilung die Herren Quadflieg Josef
" Busch Peter kgl. Bahnmeister
" Küpper Heinrich sämmtliche von hier
2. von der II. Abtheilung die Herren Giesen Ludwig von hier
" Ganser Jakob aus Breinig
" Winkhold Hubert aus Schützheide
3. von der I. Abtheilung die Herren Jansen Peter von hier
" Wagemann Barth. von Venwegen
" Pingen Kasp. von Venwegen
Dem Herrn Bahnmeister Busch wurde die Genehmigung zur Annahme der Wahl seitens seiner vorgesetzt. Behörde ertheilt. Der Gemeinderath welchem die Wahlverhandlungen auf Grund des §58 der Gemeindeordnung in der Sitzung vom 27.November zur Beschlußfassung unterbreitet wurden, erklärte die Wahlen für gültig mit Ausnahme derjenigen des Herrn Peter Jansen, welcher in seiner Eigenschaft als Kirchendiener nicht Mitglied des Gemeinderathes sein kann. Bei der in Folge dessen am 30.Dezember v. Js. vorgenommenen Ergänzungswahl wurde der Schiedsmann Herr Josef Lausberg zum Gemeinderath auf Grund des genannten § der Gmd. Ordnung am 8/1 für gültig erklärt.
Die Einführung der neugewählten Gmd. Verordt. fand in der Sitzung vom 8/1 statt. Diejenige des Gderdt. Lausberg am 3/2 94.
Da in Folge der Neuwahlen zum Gemeinderath, sowie durch Ausscheiden einzelner Herren in den verschiedenen Commissionen Lücken entstanden waren, so wurden vom Gemeinderath in der Sitzung vom 7/1 94 Neuwahlen vorgenommen, deren Resultat folgendes ist. Es wurden gewählt:
I. für den Armenvorstand die Herren Quadflieg, Lausberg und Strang aus C.Münster; Kaldenbach, Münch aus Breinig und Winkhold aus Schützheide und Kloubert und Pingen aus Venwegen.
II. für das Baucomite die Herren Strang und Busch von hier, Hennecken und Niessen aus Breinig und Kloubert aus Venwegen
Der Polizeidiener Kröger welcher am 4/11 v. Js. von einem Schlaganfall betroffen wurde, ist seit einigen Tagen wieder soweit hergestellt, daß er seine dienstlichen Functionen zum Theil wieder aufnehmen konnte. Zu seiner Vertretung wurden der Wegewärter Hermanns und für Zustellungen pp. der Polizeidiener Brammertz von hier herangezogen.
Die aus der Mitte des Gemeinderaths, namentlich in Anbetracht der Bearbeitung der beiden großen Eisenbahnprozesse gegen Kreischer und Hamacher, angeregte anderweite Regulirung des Einkommens des Bürgermeisters welche in einer Remuneration bestehen sollte, wurde den gesetzlichen Bestimmmungen entsprechend dem K.A. zur Beschlußfassung unterbreitet. Von letzteren wurde durch Vfg. vom 30/5 93 K 1321 die Bewilligung einer Remuneration versagt, dagegen durch Verfügung vom 22/7 93K 2177 auf Grund des §106 der Gemeinde Ordnung das pensionsfähige Gehalt vom 1. October v. Js. ab auf 800 Mark festgesetzt.
Im Zweifel dürfte dieser Beschluß seinen Hauptgrund darin haben, daß den Arbeiten in den letzten Jahren einen ganz bedeutend erweiterten Umfang angenommen haben, und füge ich zur Erläuterung nur die eine Thatsache an, daß während im Jahre 1892 für die der Gemeinden C.münster, Walheim und Brand zusammen nur 3038 S.N. zu verzeichnen sind obschon die ganze Correspondenz mit der damaligen Gemeindekasse in Stolberg durch das Journal laufen mußte, was heute nicht mehr der Fall ist. Die Zahl der J.?. ?? abgelaufenen Jahre für die beiden Gemeinden C.münster und Walheim (ohne Brand) 5984 (gegen ca. 2025 für dieselben beide Gemeinden vor 10 Jahren) beträgt also beinahe die dreifache Zahl. Am 27.November v. Js. wurde seitens des Gemeinderaths die Wahl eines Stellvertretenden Gemeinderathes vorgenommen und fiel dieselbe auf Herrn L.Giesen von hier. Diese Wahl ist seitens des Herrn Landrath bestätigt worden. Die Einführung hat aber nicht stattgefunden, weil die Wahl überflüßig; indem die Herren Beigeordneten in denjenigen Bürgermeistereien, wo der Bürgermeister auch Gemeindevorsteher ist, gleichzeitig auch Stellvertreter des Gmd.vorstehers sind.
Laut eben eingegangener Benachrichtigung hat Herr Giesen die auf ihn gefallene Wahl zum Gemeindeverordneten nicht angenommen und wird in Folge dessen eine Ersatzwahl demnächst nothwendig werden.
Eine bereits seit längerer Zeit schwebende Frage ist endlich im Juli v. Js. in Gemäßheit des Übereinkommens zwischen der kgl. Regierung und dem Erzbischöflichen Stuhle zur Erledigung gelangt, es betrifft dies die Erhebung des zum hiesigen Pfarrverbands gehörigen Ortes Oberforstbach zur selbstständigen Kapellen-Gemeinde.
Es ist das für die hiesige Gemeinde insofern von großer Bedeutung, als nunmehr eine Vergrößerung des Kirchhofes hierselbst in absehbarer Zeit unnöthig wird.
Im Orte Breinig wurde an Stelle des nach Köln versetzten Pfarrvikars Herrn Jansen, der Neopresbyter Herr Jakob Meer aus M. Gladbach ernannt.
Der Lehrer Herr Löhr aus Breinig wurde zum Hauptlehrer für die dortigen Schulen ernannt. Die ebenfalls in Breinig angestellte Lehrerin Frl. Klöser hat mit dem 31.Dez. v. Js. den Schuldienst verlassen, weil dieselbe heirathen wollte. Die Stelle mußte einstweilen, weil eine Lehrerin sich nicht gemeldet und eine solche der kgl. Regierung auch nicht zur Verfügung stand, durch einen Lehrer besetzt werden.
Seit Ostern vorigen Jahres vorigen ist im hiesigen Orte eine Fortbildungsschule für Mädchen, welche aus der Schule entlassen sind, eingerichtet worden der Unterricht wird an den Montagen und Donnerstagen in je 2 Abendstunden ertheilt. Die Renumeration für die Lehrerin Frl. Reisen hat in dankenswerther Weise die Kreiskasse übernommen, so daß seitens der Gemeinde nur das Lokal nebst Licht und Heizung gestellt zu werden braucht.

An dem hiesigen kgl. Lehrerseminar, welches insofern für die Gemeinde von Bedeutung ist als die Knaben des hiesigen Ortes in der an demselben befindlichen Uebungsschule unterrichtet worden, ist ebenfalls eine Veränderung zu verzeichnen, indem der Seminarlehrer Bausheim von hier versetzt wurde, an seine Stelle trat der Seminarlehrer Stein welcher indessen in Folge seiner Beförderung zum Kreisschulinspektor die Anstalt bereits wieder verlassen hat, die vakante Stelle ist einstweilen nur commissarisch besetzt.

Größere Bauten sind in dem verflossenen Jahre nicht vorgekommen.
Von den in dem letzten Verwaltungsbericht erwähnten Bauten sind folgende vorgenommen worden. Die sog. Schraungracht ist durch bedeutende Anschüttungen und Planierungen in guten Zustand versetzt worden, die Arbeiten hat der Gemeinde keine weiteren Kosten verursacht, indem die Adjacenten zu der Instandsetzung freiwillige Beiträge geleistet haben.
Die Wasserleitung in Venwegen mußte auf eine ganz bedeutende Länge neugelegt werden, indem die Rohre derselben an vielen Stellen defect waren.
Ueber den Itterbach ist eine neue Fußbrücke angelegt worden,wodurch einem großen Uebelstande abgeholfen ist.
Bei dem Forsthaus Venwegen wurde ein kleiner Schuppen errichtet.
An der Schutz Mauer am Indebache im hiesigen Orte wurde wiederum ein Stück neu errichtet, so daß im nächsten Jahre die ganze Mauer fertig hergestellt sein wird.
Nachdem der Holzabfuhrweg von Mulartzhütte bachabwärts in den früheren Jahren ausgebaut und benutzt worden, wurde im letzten Jahre auch das kleine Stück bachaufwärts bis an das Eigenthum des Grafen Beissel ausgebaut. Diese Anordnung hat bereits in gleicher Weise ihre Früchte getragen wie die Anlage des erstgenannten Abfuhrweges. Eine kurze Zusammenstellung möge deshalb hier folgen:
Es wurde bei den Holzverkäufen, die dort stattfanden folgende Resultate erzielt.
1891 23/12 bei einer Taxe von M. 3.636,73 M. 5.410,-
1891 5/1 bei einer Taxe von M. 5.274,86 M. 6.559,-
1890 2/1 bei einer Taxe von M. 2.948,01 M. 6.57,-
1888 27/2 bei einer Taxe von M. 3.603,40 M. 4.382,-
15.462,60 M. 22.08,-
Also in 4 Jahren ein Mehr von M. 7.046,-
Besondere Vorkommnisse bezüglich der Armenpflege sind nicht zu verzeichnen. In gewohnter Weise wurde zu Weihnachten für die Armen der hiesigen Pfarrgemeinde eine große Bescherung vorgenommen.
Am 14/12 v. Js. starb plötzlich der seitherige Armenarzt Herr Dr.Scheen und wurde an seiner Stelle der hier angezogene Arzt Herr Dr. Kranz mit der Wahrnehmung der Geschäfte unter den früheren Bedingungen vorläufig betraut.
Die vorgeschriebenen Revisionen der gewerblichen Anlagen der Maaße und Gewichte pp haben stattgefunden und sind keine wesentlichen Ungehörigkeiten bemerkt worden. Wo solche dennoch zu verzeichnen waren, ist die Bestrafung der Contrarenieten erfolgt.

Ein trauriger Unglückfall ereignete sich in der Bierbrauerei von Herrn Schmitz, der Bierbrauergehilfe Friedr. Wilh. Auf der Heiden wurde durch ein herunterfallendes großes Faß sofort getötet. Die eingeleitete Untersuchung hat ergeben, daß die Betriebsleitung nicht die geringste Schuld trifft.
Durch einen Waldbrand, über dessen Entstehung nichts bestimmtes festgestellt werden konnte, wurde ein kleiner Theil des Gemeindewaldes bei Kitzenhaus unter Feuer gesetzt, dank der rechtzeitig eingetroffenen Hülfe konnte dasselbe auf einen kleinen Distrikt beschränkt werden.

Im hiesigen Orte war die Grenzmauer an dem Treppenaufgange zur alten Pfarrkirche, welche bereits seit einiger Zeit Mängel zeigte, derartig baufällig geworden, daß nach dem Gutachten des Polizeibaumeisters und auf Anordnung der Polizeibehörde die Niederlegung erfolgen mußte. Was die Kosten der nothwendigen Arbeiten anlangt, so ist seitens der Polizeiverwaltung dem Kirchenvorstande, welcher als Eigenthümer betrachtet worden ist, die erforderliche Zustellung gemacht worden, die Entscheidung ist noch nicht getroffen.

Die Verhandlungen mit dem Provinzial-Schulcolleg nun wegen Begradigung der Seminarmauer an dem Hauptwege nach Stolberg haben zu keinem Resultate geführt, obschon die Gemeinde in der entgegenkommendsten Art und Weise 1.200 Mark bewilligt und in dem Etat disponibel gestellt hatte, um die alten Mauerwerke zu beseitigen und Mauer dort auszuführen. Da der seitherige Zustand für den Verkehr dort Gefahr drohend ist, so wurde vom Gemeinderath beschlossen, einen Bebauungsplan anfertigen und feststellen zu lassen, damit auf Grund desselben die Mauer nicht wieder in dem seitherigen Verhältniß aufgebaut oder reparirt werden dürfe. Der betreffende Plan konnte aber noch nicht vorgelegt werden, da dessen Anfertigung durch die Krankheit des damit beauftragten Herr Polizeibaumeister verzögert wurde. Seitens der Gemeinde Zweifall ist der Antrag gestellt worden, die zur hiesigen Gemeinde gehörige Flurabtheilung Münsterau von der hiesigen Gemeinde abzutrennen und Zweifall einzuverleiben. Bevor diese Angelegenheit in Gemäßheit des §6 der Gde.Ordnung den Meistbeerbten zur Begutachtung unterbreitet wird ist dieselbe dem Gemeinderathe zur gutachtlichen Äußerung vorgelegt worden; dieser erklärt sich in seiner Sitzung vom 27.November v. Js. einstimmig gegen das Project, indem er die Nachhaltigkeit der von Zweifall angeführten Gründe nicht anzuerkennen vermochte. Mit einer gleichen Petition haben sich die vier Eingesessenen hiesiger Gemeinde, welche dort wohnen, an den Herrn Landrath gewandt, welcher die Anhörung des Gemeinderathes anordnete.
Der darzwischen herbeigeführte Beschluß des Gemeinderathes wurde mit dem gleichlautenden ersteren Beschluß dem Herrn Landrath vorgelegt. Eine Verfügung ist daraufhin noch nicht ergangen.
Die Erneuerung des für die folgenden 10 Jahre bestimmten Forstbetriebsplanes ist im laufenden Jahre zu Ende geführt worden.

Die vom Gemeinderathe genehmigte Aufforstung des Ginsterberges mit Kiefernsaat ist planmäßig beendet worden und hat einen Kostenaufwand von 257,90 Mark erfordert.
Auf dem Gemeindeterrain an dem Wege nach Niederforstbach, neben dem Lufterhof wurde im abgelaufenen Jahre ein kleiner Steinbruch aufgedeckt, welcher das beste Steinmaterial enthält welches in hiesiger Gegend vorkommt. Die Kosten des Aufdeckens waren durch das gewonnene Steinmaterial sehr bald reichlich gedeckt, und sollen nunmehr auch von dem dortigen Steinmaterial die für den Pflasterungen nothwendigen Steine gebrochen und hergerichtet werden. Wenn das Steinmaterial auch nicht allzu mächtig ansteht, so ist dasselbe doch in solcher Menge vorhanden, daß die Gemeinde nicht nur ihren Bedarf decken, sondern auch noch Lieferungen nach auswärts übernehmen kann.
Der Verkauf eines kleinen Wegeabsplisses am Stegpfuhl an den Adjacenten, Johann Winkhold in Breinig, hat die erforderliche Genehmigung gefunden. Bezüglich einer Gemeindeparzelle an dem Nütheimer Wege, in der Nähe der Vogelstange, hat der Wirth Ludwig Emonts Eigenthumsansprüche erhoben zu deren Begutachtung eine Commission ortskundiger Herren ernannt worden ist.
Letztere wird dem Gemeinderathe den Vorschlag unterbreiten, die Ansprüche in Anbetracht des mehr als dreißigjährigen ungestörten Besitzes der Gemeinde als unbegründet zurückzuweisen.
Der Beschluß der Gemeindevertretung vom 16.Februar v. J. wonach die Gemeinde das disponibele, nur einen geringen Zinsbetrag abwerfende Kapital der hiesigen Armenverwaltung im Betrage von 11.500 anleihen und zur theilweisen Tilgung der Hauptschuld bei der Landesbank der Rheinprovinz verwenden wollte hat die Genehmigung des Kreis-Ausschusses gefunden. Ebenso die Verwendung des Substanzfonds von 2.500 Mark zu demselben Zwecke. Daraufhin ist am 25.April v. J. ein neuer Schuldentilgungsplan aufgestellt und am 15.Mai v. J. von dem Kreisausschusse genehmigt worden.
Die Gesammtschuld beläuft sich demnach auf M. 43.766, wobei allerdings zu berücksichtigen, daß 11.500 Mark der hiesigen Armenverwaltung gehören. Die sämmtlichen noch zu tilgenden Schulden beruhen auf der Verpflichtung, welche die Gemeinde seiner Zeit übernommen hat, den Grunderwerb für die beiden Bahnlinien zu übernehmen.
Es waren in Ausgaberest festgehalten worden ad Mark 13.000 und sind von diesem Betrage jetzt ca. 7.300 verausgabt worden. Darunter 6.237,77 für den endlich zu Ende geführten Prozeß Kreischer, so daß noch ca. 5.700 Mark disponibel sind, die indessen nicht ausreichen werden, um die Forderung aus dem noch in der Berufungsinstanz schwebenden Prozeß Hamacher / Gemeinde zu decken.
Im Etatsjahr 1893/94 sind nun 15.961,56 M. Kapital und 658,44 Zinsen, S.S. 16.620 Mark getilgt worden, und werden pro 1894/95 im Etat 2.288,32 Kapitaltilgung und 771,68 Zinsen, in Sa. 3.060 Mark vorzusehen sein.
Diese Summe reducirt sich dann allmählich in den danach folgenden Jahren in der Weise, daß von 1899/1900-1904/05 incl. ja 2.000 Mark zu tilgen sind, alsdann ist aber auch das Kapital der Armenverwaltung und des Substanzfonds wieder in der alten Höhe aufgebracht.
Die zu gleichen Prozenten auf Grund-, Gebäude- und Gemeinde Einkommensteuer vertheilte Umlage belief sich im Jahre 1893/94 auf 135%. Dieselbe wird nach dem Vorschlage im Etatsentwurf pro 1894/95 auf 152% steigen. Das Gegentheil hätte der Fall sein Können, wenn die Gemeinde, ähnlich wie die Gemeinde Raeren, welche aus dem Gemeindewalde für abgegebene Streu p.p. a. 10.000 Mark in den letzten Jahren eingenommen hat, diese Producte verkauft und nicht unentgeltlich abgegeben hätte, wodurch nur den Viehbesitzern Vortheile erwachsen sind.
Im abgelaufenen Jahr fanden verschiedene größere Aufnahmen statt, zunächst war es die Erhebung über die verschiedenartige Bodenbenutzung, eine sehr umfangreiche, viel Kräfte und Zeit in Anspruch nehmende Arbeit. Das Resultat derselben war für die hiesige Gemeinde folgendes.
Es wurden benutzt als :

Grund
Ländereihectar
Acker+Garten426
Wiesen418
Weiden470
Forsten+Holzungen742
Haus+Hofräume29
Oedland25
Wegeland+Gewässer78
Gesamt2188
Ferner wurde am 1.Dezember v. J. eine außergewöhnliche Aufnahme des gesammten Rindvieh- und Schweinebestandes vorgenommen, um zu constatiren, in wieweit die überaus ungünstige Witterung und die sich daran anschließende Futternoth von Einfluß gewesen sind. Bei der gewöhnlichen Aufnahme im Januar v. J. fanden sich vor im Ganzen 908 Stück Rindvieh und / Stück Schweine , am 1.Dezember 797 Stück Rindvieh und 379 Stück Schweine, so daß eine Abnahme von 111 Stück Rindvieh und 379 Stück Schweine zu verzeichnen ist.
Die vorerwähnte große Futternoth, deßgleichen, der große Mangel an Streu, welche die Gemeindevertretung veranlaßte, den Wald ausnahmsweise zur Viehhut und zur Streuentnahme zu öffnen, war die Folge der überaus ungünstigen Witterungsverhältnisse.

Schon der Winter 1892/93 war ungewöhnlich hart, die Eismassen, welche die Bachläufe mit sich führten so stark, daß besondere Sprengarbeiten an den Brücken im Ort Cornelimünster vorgenommen werden mußten. Der folgende Sommer war so trocken, daß der seit Menschengedenken nie versagende Brunnen Hahndorn, kaum noch Wasser gab; die Wiesen und Weiden waren vollständig von der Sonnenhitze versengt und wenn nicht im Herbste eine kurze Regenperiode eingetreten und die Witterung länger wie gewöhnlich gelinde geblieben wäre, so daß das Vieh länger wie sonst ausgetrieben werden konnte, so wäre eine derartige Futternoth entstanden, daß dieselbe kaum zu lindern gewesen wäre. Immerhin ist aber der Ertrag an Stroh gering, eine Heuernte ist kaum zu verzeichnen, so daß die Landwirthe, welche ihren Viehbestand nicht verringern wollten, gezwungen waren, größere Aufwendungen für den Ankauf von Futtermitteln zu machen. Der letzte Winter trat zwar nur kurze Zeit in sein Recht ein, aber auch wieder mit außergewöhnlicher Strenge. Zum Glück hatte sich eine leichte Schneedecke über die Felder ausgebreitet, so daß der Saatenstand nicht gelitten hat und wenigstens die Hoffnung auf ein besseres Jahr geblieben ist.

Diese ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse waren auch nicht ohne Einwirkung auf den Gesundheitszustand in der Bevölkerung. Wiederholt und zwar sehr heftig tritt die Grippe auf und hat manches Opfer gefordert.

Während im Allgemeinen Handel und Gewerbe unter den Druck der Verhältnisse zu leiden hatten, erfreuten sich die Steinbruch- und Kalkofenbetriebe sowie die Eisensteingewinnung eines regeren Geschäftsganges.

Im Orte Breinig ist in dem beschriebenen Zeitraum eine Postagentur und zwischen Breinig und Cornelimünster eine telephonische Verbindung hergerichtet worden.
Was den Ort Breinig anbetrifft, so ist noch zu vermerken, daß ein Beschluß des Gemeinderathes herbeigeführt worden ist, die vor ungefähr 20 Jahren eingeführte Spätkirmes aufzuheben, die Entscheidung der vorgesetzten Behörde ist noch nicht ergangen.
Der im höchsten Grade mangelhafte Zustand eines Theils der Pflasterung der durch den Ort Cornelimünster führenden Provinzialstraße hatte Veranlassung gegeben, bei dem Herrn Landesdirektor vorstellig zu werden, und um Abhülfe zu bitten. Nachdem diese versagt worden, wurde seitens der Gemeindevertretung beschlossen den Beschwerdeweg bei dem Herrn Oberpräsidenten der Rheinprovinz zu beschreiten. Auch in diesem Falle ist die Entscheidung noch nicht getroffen.
Unterdessen hat die Gemeinde die an dem Wege zur Klause stehenden Pappelbäume beseitigen und an deren Stelle eine schöne Lindenallee pflanzen lassen.
Für die kleinen Gewerbetreibenden ist insofern eine Erleichterung eingetreten, als dieselben, falls sie ein Einkommen unter 1500 oder ein Betriebskapital unter 4500 M. haben, von der Gewerbesteuer befreit sind.
Eine Erhöhung der Umlage mußte beantragt werden, weil für das kommende Etatsjahr wieder eine Kreisumlage in der Höhe von 10% vorzusehen war. Dieselbe wird sich für die Folge noch weiter erhöhen, wohingegen vom Jahre 1895 ab den Gemeinden die staatliche Grundsteuer überwiesen ist, welche eine andererseite, genaue Regulirung der Gemeindeeinkommensteuer im Gefolge haben wird.


Cornelimünster, 10.März 1894; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1894

Bevölkerung
1894mw
Population3572
Geburten59580 unehelich
Todesfälle22460 über 90
Trauungen30
geimpfte Kinder
Liniendienst10 Mann
Elementarschüler99111Cornelimünster
Elementarschüler156127Breinig
Elementarschüler4347Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Die hiesige Gemeinde umfaßt ein Areal von 2188,31,84 hct., wovon ca. 280 Gemeindeeigenthum sind. Letzteres erstreckt sich auch noch in die Bürgermeisterei Walheim hinein und zwar mit einem weiteren Areal von ca. 247 hectar. Bei der letzten Volkszählung ergab sich eine Bevölkerungszahl von 3582 Personen; nach dem Ergebniß der diesjährigen Personenstandsaufnahmen sind noch 3572 Personen vorhanden, so daß eine Abnahme von 10 Personen seit dem 1.Dezember 1890 zu verzeichnen ist.
Von den genannten 3572 Personen sind 1148 unter 14 Jahren; von den 2424 über 14 Jahre alten Personen sind 1215 männlichen und 1209 weiblichen Geschlechtes.

Der evangelischen Religion gehören 9 und dem israelitischen Bekenntniß 25 Personen an, alle übrigen Einwohner sind katholisch.
Es wurden im Jahre 1894 überhaupt geboren 117, davon m. 59 w. 58, davon waren todtgeboren m.- w. 4. In demselben Zeitraum starben 68 Personen davon m.22 w.46. Von den verstorbenen weiblichen Personen starb eine eine eines gewaltsamen Todes und 4 in der Geburt.
Es fanden 30 Eheschließungen auf dem hiesigen Standesamt statt.
Der Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle beträgt 59 und es kommen auf je 100 Einwohner 1,89 Sterbefälle.
Es wurden veranlagt pro 1894/95zur Einkommenssteuer:

Einkommensteuer
Mark69 12162126313644527080118132146252 36042,40frei
Personen98372423131817159724 11111634126475
Abgänge7816334312
Zugänge434514121
Resultat95322722111914149524 11111

13 Censiten wurden freigestellt und zum Satz von 4 Mark veranlagt.
Zu den erstgenannten 126 Censiten kommen noch die vorstehend aufgeführten 13 Censiten.
Der Betrag der aufzubringenden Grundsteuer beziffert sich auf 460 M und derjenige der aufzubringenden Gebäudesteuer auf 161 M.
An Gewerbesteuer wurde aus der Gemeinde gezahlt 608 M
und die Betriebssteuer ist veranlagt bewesen mit 465 M
Die Umlage, welche im laufenden Etatsjahr 1894/95 Mk. 20.036,13 beträgt, wird für das kommende Etatsjahr auf Mark 25.000 bemessen werden müssen.
Die Schulden der Gemeinde betrugen im laufenden Jahre M 21.791,98 und waren am Zinsen zu zahlen M. 771,68.
In Gemäßheit des Schuldentilgungsplanes beläuft sich die Schuldsumme im Jahre 1895/96 auf M. 19.503,72 und es sind M. 680,15 an fälligen Zinsen zu entrichten. In der Schuldsumme befinden sich 11.500 M., welche von der hiesigen Armenkasse entliehen und M. 2500, welche aus dem Substanzfonds der Gemeinde entnommen sind, im Ganzen also 14.000 Mark.

Der Vicar Meer ist von Breinig versetzt worden; eine anderweite Besetzung der Stelle ist bislang nicht erfolgt.
Durch Verfügung der königlichen Regierung vom 29.April 1894 wurde die seither in Höngen definitiv angestellte Lehrerin Hubertine Steinfeld in die vakante Lehrerinstelle in Breinig versetzt. An derselben Schule wurde die Lehrerin Fräulein Bergmann, welche bisher provisorisch angestellt war, definitiv ernannt. Die Frequenz der Schulen war am 1.Januar @. die folgende
in Cornelimünster: 99 Knaben (in der Seminarschule) 111 Mädchen (in zwei Klassen)
in Breinig: 156 Knaben 127 Mädchen in einer Klasse
in Venwegen: 43 Knaben 47 Mädchen in einer Klasse
Die Fortbildungsschule in Breinig wurde im laufenden Etatsjahre durchschnittlich von 20 Knaben besucht; diejenige für Mädchen im Orte Cornelimünster von 24 Mädchen die definitive Errichtung des selbständigen Rectorats in dem zum hiesigen Pfarrverbande gehörigen Orte Oberforstbach ist insofern für die hiesige Gemeinde von wesentlicher Bedeutung, als die sonst nothwendig gewordene Vergrößerung des Kirchhofes, welche mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen wäre, unnöthig geworden ist.

Der hiesige Gemeinderath hat beschlossen einen Krankenwagen zu beschaffen, damit bei Unglücks- und schweren Krankheitsfällen der Betroffene schnell zum Hospital hingeschafft werden kann.

Eine wesentliche Erleichterung des Verkehrs auf der Bahnstrecke Rothe-Erde-Montjoie wird dadurch eintreten, wenn die bereits weit vorangeschrittenen Arbeiten für die Legung eines zweiten Geleises von der sogen. Blockstation bei Schlausermühle bis nach Walheim und weiter beendet sein werden. Die Benutzung desselben soll im Mai v. J. eintreten.
Um den großen Uebelstand im hiesigen Orte, welcher darin besteht, daß der Hauptverkehrsweg von hier nach Stolberg resp. Krauthausen und Büsbach durch die vorspringenden Ecken der Seminar-Gartenmauer bis auf Karrenspurbreite eingeengt ist, zu beseitigen, ist ein Fluchtlinienplan festgesetzt worden, auf Grund dessen bei der bald erfolgenden Neuerrichtung der defekten Mauern soweit zurückgegangen werden muß, daß eine Straßenbreite von 9 meter erzielt wird.

Während zu Angang des Jahres 1894 auf ein sehr günstiges Ernte-Resultat zu hoffen war, wurden die Aussichten durch die eintretende, lange anhaltende Regenperiode sehr getrübt, während die Wiesen und Weiden, überhaupt die Futterkräuter, vielfach bereits in Garben auf dem Felde standen, größtentheils sehr stark geschädigt. Dioe Kartoffelernte war eine mittelmäßige, der Ertrag an Obst ein reicher.
Was die diesjährige Ernte anlangt, so dürfte man hoffen, daß wenn die Witterungsverhältnisse ebenso günstig blieben, wie sich dieselben bis jetzt vor kurzem gestaltet hatten eine gute Ernte erzielt wurde. Die großartige Kälte der letzten Wochen (einmal 22 ½ °R unter 0) wird aber sowohl bezüglich der Saaten als auch der Obstbäume nicht ohne weitgehende nachtheilige Folge bleiben.

Durch die Außerbetriebstellung der hiesigen Tuchfabrik sind eine sehr große Anzahl von Arbeiter und Arbeiterinnen, namentlich älterer Leute und solcher in mittleren Jahren, außer Verdienst gekommen. Nur sehr wenigen ist es gelungen in anderen Fabriken Arbeit zu finden, was sein Hauptgrund wohl darin hat, daß in hiesiger Fabrik nur ältere Maschinen benutzt wurden, so daß die Leute, die neueren Maschinen, welche in anderen Fabriken benutzt werden, nicht kennen.
Nur einige Steinbrüche, in welchen Bausteine gebrochen werden, befinden sich noch in flottem Betrieb.

In den Personen der Beamten ist eine Veränderung nicht eingetreten. Der Ortsvorsteher Herr Kloubert wurde, nachdem derselbe vom Gemeinderath wiedergewählt und bestätigt worden, in der Sitzung am 23.Mai v. J. wiederum in sein Amt eingeführt.
Die Vermehrung der letztjährigen Journal Nummern gegenüber derjenigen aus dem Jahre 1893 hängt zusammen mit der durch die neuere Gesetzgebung verursachten Mehrarbeiten, so namentlich durch die Ergänzungssteuer und das Grundbuch.

Im verflossenen Jahr beschäftigte der erneute Antrag der Gemeinde Zweifall, die Flurabtheilung Münsterau von der hiesigen Gemeinde abzutrennen und der obengenannten Gemeinde zuzutheilen, wiederholt die Gemeindevertretung und die Meistbeerbten. Von den zur Begründung dieses Antrages vorgetragenen Gründen konnte indessen keiner als stichhaltig anerkannt werden, abgesehen davon mußte der wahre, nicht vorgebrachte Grund, nämlich die in Aussicht stehende Kleinbahn durch das Vichtbachthal, die hiesige Gemeinde bestimmen dem Antrage entschieden entgegenzutreten und wurde sie hierbei, wie das auch zu erwarten war, seitens des Herrn Landrath energisch unterstützt.
Nachdem 12 Jahre verflossen waren, seitdem keine größerenTruppenübungen mehr in unserer Gemeinde stattgefunden, brachte das abgelaufene Jahr uns wieder einmal dieses militairische Schauspiel mit seinen Freuden und Leiden. Ein Theil unseres Geländes war nämlich zum Exerzierplatz für eine Kavallerie- und Infanteriebrigade ausersehen und die nothwendige Folge war, daß wir in unseren Ortschaften während längerer Zeit eine sehr starke Einquartirung hatten. Bei dieser Gelegenheit weilte der Schwager unseres Kaisers, Prinz Adolph zu Schaumburg Lippe, während 4 Wochen hier im Orte und hatte in dem Gemeindehause auf St. Gangolph Wohnung genommen.
Um den Quartirgebern eine gute Verpflegung der Offiziere und Mannschaften zu ermöglichen, beschloß die Gemeindevertretung Zuschüsse zu bewilligen, die im Ganzen eine Höhe von ca. 3974,33 Mark erreicht haben. Froh kamen unsere Soldaten und zufrieden zogen sie weiter.
Das nach Beendigung der Manöver dieselbe Zufriedenheit auch bei den Eingesessenen vorhanden gewesen, kann nicht behauptet werden, im Gegentheil wird allgemein bitter über die große Last geklagt, welche den Gemeinden durch diese Uebungen auferlegt wird, bedeutet die Zuschußleistung doch ein Mehr von ca. 40% der Steuern.

Leider ereigneten sich im Jahre 1894 in unserer Gemeinde auch einige Unglücksfälle, durch welche die Angehörigen der Betreffenden ungemein hart betroffen wurden.
Am 22.October v. J. wurde der Schmied Josef Willms, als er Abends an dem stillstehenden Wasserrade in der Fabrik von Bischoff hierselbst eine Arbeit vornehmen sollte, von dem sich in Bewegung setzenden Rade erfaßt und derartig verletzt, daß er bereits am andern Morgen im Hospital, wohin er während der Nacht gebracht worden war, verschieden. Derselbe hinterläßt eine Wittwe und 6 unmündige Kinder ohne jegliches Vermögen. Die gerichtliche Untersuchung über den Unglücksfall ????????????? geführt ???

Einige Wochen später, am 14.November v. J. wurde die Leiche der unverehelichten Katharina Hamacher, eines durchaus braven Mädchens aus Venwegen, in einem kleinen Wassertümpel liegend aufgefunden, nach dem man das Mädchen 2 Tage vermißt hatte. Die Untersuchung hat ergeben, daß Todtschlag vorlag und ist der Nachbar und Verlobte des Mädchens Carl Königs wegen dieses Verbrechens zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 jährigem Ehrverlust verurtheilt worden.

Das neue Jahr 1895 sollte, was sehr zu bedauern, alsbald noch einen weiteren Unglücksfall mit sich bringen. Am Morgen des 4.Januar wurde der aus Breinig gebürtige Arbeiter Josef Lützeler innerhalb der Bürgermeisterei Walheim bei den Arbeiten zur Legung des zweiten Geleises von der Lokomotive des Personenzuges von Aachen nach Montjoie bei Seite geschleudert und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er sofort zum Hospital hingeschafft werden mußte.

In Folge eines in der Eifel niedergegangenen Wolkenbruches schwollen unsere Gebirgsbäche am Abende des 30. October derartig unter Wasser gestellt wurde, daß man sogar auf dem Marktplatze tief durch Wasser waten mußte und daß in vielen Häusern das Wasser in den Zimmern stand. Erst gegen 12 Uhr Nachts fing das Wasser allmählich an zu sinken. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen die Thätigkeit der Mitglieder der freiwilligen Feuerwehrt lobend hervorzuheben, denn dieselben waren überall eifrigst bemüht, den Inhalt der Ställe und Keller, in welche das Wasser mit Macht eindrang, in Sicherheit zu bringen.
Zum Zwecke der weiteren Ausrüstung der Gemeinde mit Feuerlöschgeräthen wurde für Venwegen eine neue kleine Spritze angeschafft, zu welchen in dankenswerther Weise von seiten der Provinzialverwaltung und der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft Beihülfen von Mark 150 resp. 25 Mk. gezahlt wurden.

Die langwierigen Verhandlungen mit den Kreisen Montjoie und Malmedy bezüglich der Schlußzahlung aus dem Staatszuschusse für den Bahnbau Rothe-Erde-St.Vith haben nun auch ihr Ende erreicht und zwar dergestalt, daß die Kreise von ihrer Berechnungsart abgegangen sind und diejenige der Gemeinde anerkannt haben:
Der folgendermaßen zu zahlende höhere Betrag belief sich auf Mark 6597,15 und ist bereits eingegangen.
Zur größeren Sicherheit der Bestände, Dokumente und Bücher der Gemeindekasse hat die Gemeinde gemeinschaftlich mit der Gemeinde Walheim einen feuerfesten Schrank angeschafft.


Cornelimünster, den 5.Mai 1895; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1895

Bevölkerung
1895mw
Population184717513592
Geburten72490 unehelich
Todesfälle49320 über 90
Trauungen21
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenhektoliter pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der am 1.Dezember 1890 vorgenommenen allgemeinen Volkszählung hatte die Gemeinde eine Wohnbevölkerung von 3582 Seelen, bei der letzthin abgehaltenen (21.Dez.) eine solche von 3598 Seelen, so daß in dem Zeitraum von fünf Jahren nur eine Zunahme von 16 Personen zu verzeichnen ist.
Von den genannten 3598 Personen sind 1847 männliche und 1751 weibliche Geschlechts, so daß die Zahl der ersteren diejenige der letzteren um 96 übersteigt; in dieser letzten Zahl sind allerdings 89 Seminaristen einbegriffen.
Nach Ausweis der zum Zweck der Steuerveranlagung pro 1896/97 vorgenommenen Bevölkerungsaufnahme befinden sich unter den genannten 3598 Personen 1129 Kinder unter 14 Jahren.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1895 wurden geboren: 72 männliche 49 weibliche = 121 Pers., außerdem waren todtgeboren: 2 männliche 1 weibliche, in demselben Zeitraume starben 49 männliche 32 weibliche = 81 Personen so daß die Zahl der Geburten diejenige der Sterbefälle um 40 übersteigt.
Auf dem hiesigen Standesamte fanden 21 Eheschließungen statt.

III. FINANZLAGE und UMLAGE

Am Schluße unseres laufenden Rechnungsjahres 1895/96 beträgt die noch zu tilgende Schuld 17.143,87 Mark und der verbleibende Zinsenbetrag 2.482,38 Mk.
im Ganzen 19.626,25 Mark, in dieser Schuldsumme befinden sich 11.500 Mark, welche von der hiesigen Armenverwaltung entliehen sind. Die vorgenannte Schuld ist planmäßig mit Ablauf des Jahres 1904/05 getilgt.
Die gesammte Finanzlage kann somit nicht als eine sehr günstige bezeichnet werden, zumal wenn man bedenkt, daß die Gemeinde noch die Grunderwerbskosten für die Hamacher'schen Parzellen aufzubringen hat, allerdings sind nun zwar für diesen Zweck 4.065,55 M. in Ausgaberest festgehalten, aber nach der Lage und dem Gange des Prozesses, der nunmehr schon eine Reihe von Jahren dauert, erscheint diese Summe bei weitem nicht ausreichend, um die ganze Entschädigungssumme nebst Zinsen zu decken.
Im laufenden Etatsjahre betrug die durch die Einquartirungskosten mit beinahe 4.000 Mark belastete Umlage 170% der Real- und 160% der Einkommensteuer. Bei dieser Gelegenheit möge noch einmal der Vorschlag zum Ausdruck gelangen, die Einquartirungskosten auf die Gesammtheit zu übernehmen, damit nicht immer dieselbe Gemeinde die ein günstiges Manöverterrain haben für die anderen Gemeinwesen, die ein solches nicht bieten, die Kosten und Last zu tragen haben.
Für das kommende Etatsjahr würde sich die Umlage meinen Vorschlag entsprechend auf 180% der Real- und 170% der Einkommensteuer beziffern müssen, wenn nicht der am 17.Januar abgehaltene und der noch ausstehende kleine Holzverkauf ein herabgehen gestattet, welches allerdings durch die auf das dreifache erhöhte Kreissteuer wieder namhaft beeinflußt wird. Immerhin ist es nur möglich dem Gemeinderathe nunmehr die Beibehaltung der diesjährigen Prozentsätze vorzuschlagen, wobei ein kleiner Ueberschuß bleibt, der festgestellt werden muß, um für die Bestreitung etwaiger Ausgaben zu dienen, die durch die Kuranstalt p.p. bedingt werden.

IV. KIRCHEN und SCHULWESEN

An Stelle des von Breinig versetzten Vikars Herrn Meer ist Herr Vicar Breuer ernannt worden.
Die Lehrerinnen Fräulein Bergmann aus Breinig und Reisen von hier sind versetzt worden und wurden an deren Stelle die Lehrerinnen Fräulein Harren aus Alsdorf und Greving aus Aachen provisorisch ernannt.
Die hiesige Fortbildungsschule für Mädchen erfreute sich eines regen Besuches auch von Seiten der Fabrikarbeiterinnen; durch Einstellung des Betriebes in der hiesigen Tuchfabrik waren die Arbeiterinnen, sofern sie keinen anderen Verdienst finden konnten, gezwungen Arbeit in den Industrie-Städten zu suchen und konnten deshalb nicht mehr so früh hier eintreffen, um an dem Unterricht theil zu nehmen. Der Besuch beträgt aber immerhin durchschnittlich 22 Schülerinnen.
Die Fortbildungsschule für Knaben in Breinig hat ihre Thätigkeit mit einer Durchschnittsfrequenz von 30 Schülern in gewohnter Weise entfaltet.
An dem königlichen Lehrerseminar, woselbst die Knaben des hiesigen Ortes unterrichtet worden ist der in den Ruhestand versetzte Lehrer Löhr durch den Seminarlehrer Holtz aus Münstermaifeld ersetzt worden.

V. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der hiesige Apotheker Sieberichs ist von hier verzogen und ist die Apotheke in den Besitz des Apothekers Herrn Bongarts aus Herzogenrath übergegangen.
Der Gesundheitszustand ließ im abgelaufenen Kalenderjahre sehr viel zu wünschen übrig; starben doch in diesem Jahre 36% K???fehlt??? ????? im Jahr 1894, während die Zahl der Geburten nur um 4 größer war. Von den Verstorbenen wurden 42 nicht 10 Jahre alt und von diesen starben die meisten in den ersten Lebensmonaten.
Unter den Viehbeständen kamen einzelne Fälle plötzlichen Falles vor; die thierärztliche Untersuchung hat indessen ergeben; das es sich in keinem Falle um eine ansteckende Krankheit handelte.

VI. LANDWIRTHSCHAFT

Mit Ausnahme einiger vereinzelten Fälle kann das Ergebnis der Gesammt-Ernte als ein gutes bezeichnet werden. Auch sind die Aussichten für das Jahr 1896 gemäß dem Stande der Wintersaaten als sehr günstige zu bezeichnen. Sowohl im hiesigen Orte als auch in Breinig ist eine Spar- und Darlehens-Kasse errichtet worden, während erstere dem Genossenschafts Verbande der Rheinprovinz angehört, hat letzte sich den sogen. Raiffeisen'schen Kassen angeschlossen.

VII HANDEL und GEWERBE

Während die Eisensteingewinnung und die Kalkfabrikation eine recht lohnende gewesen, hat die Verwendung unseres hiesigen Kalksteines für Bauten nachgelassen.
Die Tuchfabrik im hiesigen Orte ist noch immer außer Betrieb und soll auch keine Aussicht vorhanden sein, daß dieselbe bald wieder im Betrieb gesetzt werde.
Ein neuer Industriezweig ist hier eingeführt worden, und eine neue Metalldruckerei angelegt wurde das Unternehmen ist aber noch so klein, daß man nichts Bestimmtes darüber sagen kann.
Die bereits in meinem letzten Verwaltungsbrief erwähnten und als berechtigt verzeichnete Klagen der Gewerbebetreibenden über das Ueberhandnehmen des Hausirhandels sind noch nicht verstummt und wäre eine baldige Abhülfe sehr zu wünschen.

VIII. GEMEINDEVERWALTUNG

Der seitherige Gemeindeempfänger Herr Wollgarten, dem ich auch an dieser Stelle das Zeugniß eines durchaus gewissenhaft und pünktlichen Beamten ausstellen mußte, wurde zu meinem lebhaften Bedauern zum Rendante der Kreissparkasse gewählt und verließ die Gemeinde am 1.9.1895.
Der mit der Communal Verwaltung betraute Kassengehülfe Herrn W.J.Weber aus Brand wurde am 22.8.1895 zum Empfänger für die beiden Gemeinden Walheim und Cornelimünster gewählt, durch Verfügung vom 18.9.1895 ernannt und am 25.10.1895 vereidigt.
Der seitherige Schiedsmann Herr Josef Lausberg von hier dessen Wahlperiode am 31.12.1895 zu Ende ging, wurde einstimmig auf eine weitere Dauer von 3 Jahren zum Schiedsmann gewählt.
Am 10.4.1895 starb das langjährige Mitglied des Gemeinderaths Herr Hubert Winkhold aus Schützheide.
Dem Gemeindeförster Andres wurde in Anbetracht seiner fürsorglichen Thätigkeit für den Wald eine Gehaltserhöhung von 100 Mark zuerkannt und genehmigt.
Die defect gewordene Mauer am Wege nach Krauthausen wurde neu aufgeführt und die Senkung in dem Wege an der betreffenden Stelle durch umfangreiche Arbeit beseitigt. Ebenso wurde die Mauer an dem Treppenaufgange zur alten Kirche und der Aufgang selbst einer gründlichen Reparatur und stellenweise Neuaufführung unterworfen; die Benutzung des Aufganges für Zuschauerplätze während der Heiligthumsfahrt ???????????????? S?????? von 81,20 Mark ein. Größere Arbeiten, namentlich Sprengungen, mußten an den Gemeindebrunnen in Breinig und Venwegen vorgenommen werden.
Diese unerwarteten, dringend nothwendigen Arbeiten haben der Gemeinde einen Kostenaufwand von ca. 1.700 Mark verursacht.
Die projektirte Wehranlage im Indebache hier konnte obschon dringend wegen der anderweitigen dringenden nothwendigen Arbeiten einstweilen noch nicht zur Ausführung gelangen. Ebenso mußte bislang der Ausbau des dritten Zufuhrweges vom Bahnhofe Breinig nach diesem Orte hinein unterbleiben; in letzter Zeit sind indessen die nothwendigen Unterhandlungen wieder in Fluß gekommen und ist es sehr zu wünschen, daß die Finanzlage der Gemeinde es bald gestatten möge mit dem Ausbau dieses direct in die Mitte des Ortes hineinführenden Weges vorgehen zu können.

X. VERSCHIEDENES

Die in meinem letzten Bericht erwähnten Arbeiten zur Auslage des Grundbuches, für welche die Gemeinde einen Kostenbetrag von 2.000 Mark disponibel gestellt hatte, sind nunmehr bereits beendigt.
Dank der schnellen und, wie ich beizufügen mich für verpflichtet halte, überaus entgegenkommenden Erledigung der Anlegearbeit seitens der Herrn Gerichtsassessor Aretz wurden die Arbeiten viel eher beendigt als anfangs angenommen wurde, so daß sich auch die Kosten für Diäten pp. auf nur 1148 Mark belaufen.
Die ebenfalls im Vorjahre bereits näher besprochene Abtrennung der Flurabtheilung Münsteraue nach Zweifall hat im verflossenen Jahre ihre Erledigung gefunden, indem bei der, durch den Herrn Regierungs-Präsidenten abgehaltenen Ortsbesichtigung die seitens der Gemeinde Zweifall vorgetragenen Gründe als nicht durchschlagend und bezeichnet wurden. Andererseits wurde aber bei dieser Gelegenheit auf den demnächst nothwendig werdenden Ausbau des Weges von Zweifall nach Breinig hingewiesen, ein Unternehmen, welches der Gemeinde bei ihrer jetzigen Finanzlage kaum aufzubringende Opfer auferlegen würde, zumal, wenn man berücksichtigt, daß noch eine große Ausgabe in sicherer Aussicht steht, indem die königliche Regierung beabsichtigt, die Maximalzahl der Kinder für jede Schulklasse von 80 auf 70 herabzusetzen; denn dadurch müßte nicht allein auf die Beschaffung von Räumlichkeiten sondern auf eine Vermehrung der Lehrstellen Bedacht genommen werden.
Wie an so manchen Orten des deutschen Vaterlands, so wurde auch hier die 25 jährige Wiederkehr des denkwürdigsten Tages der deutschen Geschichte, der 2.September festlich begangen. In dem prächtig ausgeschmückten großen Saale unserer neuen Kuranstalt fand eine überaus zahlreiche besuchte Festversammlung statt. Für die Schulkinder der beiden Bürgermeistereien Cornelimünster und Walheim war eine gemeinsame Feier veranstaltet, ungefähr 900 Kinder, geführt von ihren Lehrern zogen unter Vorantritt eines Musikkorps zu dem allbekannten Klauser Wäldchen und von dort, nachdem sie sich nach Herzenslust herumgetummelt und ihre Lieder gesungen, zu vorgenanntem Festsaal, woselbst ihnen eine Erfrischung geboten wurde. Gegen Abend zogen sie alsdann, wieder von Musik begleitet, wieder ihren Ortschaften zu. In ähnlicher Weise wurde der Gedenktag der Kaiserproclamation in Verbindung mit dem Geburtsfest Sn. Majestät des Kaisers und Königs festlich begangen.
Bürgermeisteramt Cornelimünster-Walheim
In dem verflossenen Jahre fand wieder einmal die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligthumsfahrt statt, die sich, wie stets eines überaus zahlreichen Besucher zu erfreuen hatte.
Nachdem am 14.Juni v. Js. eine allgemeine Gewerbezählung stattgefunden, wurde am 2.Dezember die übliche Volkszählung abgehalten über deren Resultat eingangs bereits berichtet ist.
Wenn ich in meinem letzten Bericht der Hoffnung Ausdruck verlieh, daß der Prozeß Hamacher in einiger Zeit zum Austrag gebracht würde, so hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt, denn die anderweitig ernannten Sachverständigen nehmen sich anscheinend recht viel Zeit und ist es auch heute noch nicht abzusehen, wann endlich deren Gutachten vorliegen wird.
Leider müssen wiederum einige schwere Unglücksfälle berichtet werden. Am 5.Juni v. J. wurde der Steinbrecher Leonhard Houck aus Walheim in dem Steinbruch von Gebrüder Schnuch hierselbst durch einen mehreren Centner schweren Stein derartig gequetscht, daß der Tod sofort eintrat. Genau drei Monate später fanden die beiden Brüder Friedrich und Karl Richter aus Vicht beim Baden den Tod in dem Vichtbache.
In der Nacht vom 21.October v. Js. wurde die hiesige Feuerwehr alarmirt, um einen im hiesigen Orte ausgebrochenen überaus gefährlichen Brand zu löschen. Dank des energischen raschen Eingreifens konnte das Feuer wieder alles Erwarten auf seinen Herd beschränkt worden.
In Anbetracht des thatkräftigen Eingreifens der Feuerwehr wurde derselben seitens der Provinzial-Feuer-Societät ein Betrag von 150 Mark zur weiteren Ausrüstung bewilligt, von dieser Summe wurden dann die noch fehlenden Steigleitern und einige kleinere Requisiten angeschafft nachdem die Gemeinde bereits vorher einen Zubringer beschafft hatte.
Obschon die zum Schlusse meines letzten Berichtes erwähnte neue Kuranstalt noch nicht ganz fertig hergestellt war, erfreute sich dieselbe doch schon eines verhältnißmäßig regen Besuches auch von Auswärtigen. Die neuerdings in Angriff genommenen und bereits weit geförderten Anlagen werden die Anziehungskraft der so sehr schön gelegenen Anstalt sicherlich noch bedeutend heben, und wird wohl kaum jemand sein, der diesem Unternehmen im Interesse des Ortes und der ganzen Gemeinde nicht den allerbesten Erfolg wünschen würde.

Cornelimünster, im Mai 1896; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1896

Bevölkerung
1896mw
Population3643
Geburten54790 unehelich
Todesfälle25360 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder162
Liniendienst15 Mann
Elementarschüler10090Cornelimünster
Elementarschüler160149Breinig
Elementarschüler4247Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde97
Rindvieh981
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen33,51400
Roggen70,51300
Gerste10900
Hafer1221200
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 6612000
Preise
PREISEMPfgpro
Heu350kg
Stroh45050kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter1/td>10Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der am 2.Dezember 1895 vorgenommenen allgemeinen Volkszählung hatte die Gemeinde eine Wohnbevölkerung von 3602 Seelen, bei der vorletzten Zählung im Jahre 1890 betrug dieselbe 3582 Seelen, so daß in diesem Zeitraume eine Zunahme von nur 20 Seelen zu verzeichnen ist.
Die im November 1896 zum Zweck der Steuerveranlagung vorgenommenen Bevölkerungsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3643 Personen; unter diesen befinden sich 91 Seminaristen von auswärts.

STEUERVERANLAGUNG

Das Resultat der Veranlagung im hiesigen Gemeindebezirk ergibt sich aus nachstehender Tabelle.
Es wurden pro 1896/97 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark6 912162631364452607080118132146160 2127502142,40frei
1895/969738221915169136911 111110
Abgabg15421 2
8234201813169136911 111110
Zugang13
Resultat8235231813169136911 111110153634748
Zu den fingirten Sätzen von Mark 4 resp. 2,40 wurden veranlagt 153 resp. 634 Censiten und freigestellt wurden 748 Personen

FINANZLAGE und UMLAGE

Am Schlusse des laufenden Etatsjahres 1896/97 beträgt die zu tilgende Schuld noch 14.784,02 Mark. und der Zinsenrest 1.802,23 Mark in Summa 16.586 M., 25 Mark. Diese Schuld würde planmäßig im Jahre 1904/05 getilgt sein. Wie bereits in dem letzten Verwaltungsberichte hervorgehoben, ist die finanzielle Lage der Gemeinde eine nicht sehr günstige, und ist eine baldige Wendung zum Bessern nicht zu erwarten, vielmehr das Gegentheil, denn der Prozeß der Gemeinde gegen Hamacher, für welchen nur die Summe von ca. 4.000 Mark disponibel ist, scheint wider alles und jedes Erwarten für die Gemeinde keinen günstigen Ausgang zu nehmen. Dazu kommt noch, daß der Prozeß trotz wiederholten Drängens, nach einer beinahe zehnjährigen Dauer, noch kein Ende hat, und die Gemeinde in Folge dessen gezwungen sein wird, dem p. Hamacher noch einmal die Hälfte der Summe als Zinsen zahlen zu müssen.
Die Umlage welche im laufenden Etatsjahr 170% der Real und160% der Einkommensteuer beträgt, wird nach dem mit der größtmöglichen Sparsamkeit aufgestellten Etatsentwurfe pro 1897/98 auf 175% der Real und 160% der Einkommensteuer festzusetzen sein.

KIRCHEN und SCHULWESEN

Am 5.1. @. starb ganz unerwartet nach kurzer Krankheit der hiesige Pfarrer Herr Miessen. Die Neubesetzung der Stelle ist einstweilen noch nicht erfolgt. Der Lehrer Schmitz von Breinig wurde am 30.6.1896 nach Werden versetzt und von seiner Stelle der Lehrer Krings ernannt. Sowohl dieser wie auch die an Stelle der Lehrerin Bergmann ernannte Lehrerin Harren waren längere Zeit krank, so daß Vertretungen eintreten mußten, welche der Gemeinde nicht unbedeutende unerwartete Ausgaben brachten.
Die Handarbeitsschule im hiesigen Orte, welche sich eines regen Besuchs erfreute, mußt leider geschlossen werden, weil der Lehrerin Greving nicht die Erlaubniß ertheilt wurde, diesen Unterricht zu ertheilen.
Die Fortbildungsschule in Breinig hat mit einer Durchschnittsfrequenz von 33 Knaben ihre seitherige Thätigkeit beständig fortgesetzt. Einer nicht unbedeutenden Mehrausgabe für das Schulwesen wird nach einer kürzlich erhaltenen Mittheilung die Gemeinde sich nicht mehr lange entziehen können, es betrifft dies die Errichtung einer fünften Schulklasse in Breinig.

MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der seitherige Armenarzt Herr Dr. Kranz welcher gleichzeitig die hiesige Kneip'sche Kuranstalt leitet, ist von 13.11. v. J. von hier nach Aachen verzogen. Obschon derselbe noch Tageweise hier eintrifft, mußte auf die Anstellung eines anderen Arztes Bedacht genommen werden, zumal der ärztliche Bezirk für einen einzigen Arzt zu ausgedehnt ist.
Die hiesige Bezirkshebamme Frau Laschet ist kürzlich gestorben, und sind für die Wiederbesetzung dieser Stelle ebenfalls die nothwendigen Schritte eingeleitet.
Im Juni v. J. mußten die Schulen für die Dauer von ca. 14 Tagen geschlossen werden, weil die Masern epidemisch auftraten. In Folge dessen wurde auch die Impfung geraume Zeit hinausgeschoben.
In veterinairpolizeilicher Hinsicht ist für den hiesigen Bezirk nichts besonders zu vermerken.
In Folge der in der Nachbargemeinde Büsbach aufgetretenen Maul- und Klauenseuche mußte der mit der Corneli-Octav verbundene große Viehmarkt ausfallen, was für die Gemeinde allerdings nicht von geringem Nachtheil war.

LANDWIRTHSCHAFT

????????????????????????????????????? Ausfall der Ernte war soweit dies festgestellt worden, eine zufriedenstellende und sind die Aussichten für das laufende Jahr auch keine ungünstigen.

HANDEL und GEWERBE

Während die Kalksteinbrüche hierselbst weniger mehr für die Lieferung von Hausteinen in Anspruch genommen wurden, hat sich der Absatz von Kalk sehr gehoben. Auch die Eisensteingewinnung auf der Breinigerheide ist eine lebhafte.
Die Klage über die Beeinträchtigung der Handelsgeschäfte durch den Hausirhandel wollen noch immer nicht verstummen.

GEMEINDEVERWALTUNG

Der bisherige I. Beigeordnete Kaldenbach aus Breinig wurde seitens des Gemeinderathes durch Beschluß vom 9.11. v. J. wieder vorgeschlagen. Die Ernennung desselben ist seither noch nicht erfolgt.
Der seither commissarisch angestellte Gemeindeempfänger Herr Weber aus Brand wurde durch Verfügung vom 19.11.1896 Nr. 14288 definitiv ernannt.
Die regelmäßigen Ergänzungs- und Etatswahlen haben am 5.12. v. J. stattgefunden und wurden die neu gewählten Gemeindeverordneten, nachdem der Gemeinderath am 21.12. v. Js. die Gültigkeit der Wahlen beschlossen hatte am 9.1. @. in ihr Amt eingeführt. Ein Gewählter, der Postverwalter Velz von hier, erhielt die Genehmigung zur Annahme des Amtes seitens seiner vorgesetzten Behörde nicht, und muß für diesen eine Neuwahl stattfinden. Dasselbe ist der Fall für den wiedergewählten Gemeindeverordneten Kloubert aus Venwegen, der erst nachträglich die Annahme abgelehnt hat.
Für die Polizeidiener und den Gemeindeförster wurde seitens des Gemeinderathes eine Gehaltsskala beschlossen, wonach erstere mit einem Gehalt von Mark 850 beginnen und bis zu dem Maximalgehalt von Mark 1.100 steigen sollen. Diese Grenzen sollen für den Förster zwischen den Zahlen Mark 900 und 1.300 Mark liegen. Die Steigungen sollen alle 5 Jahre mit je Mark 50 erfolgen. Für erstere Regulirung ist die Genehmigung seitens des Kreis Ausschusses am 28.10.1896 (W.K. 4954) erfolgt, für letztere steht dieselbe noch aus.

BAUTEN

In dem abgelaufenen Jahre mußten einige recht kostspielige Bauten ausgeführt werden, nämlich die Tieferlegung des Brunnens im oberen Theile des Ortes Venwegen, sowie umfangreiche Reparaturarbeiten an dem Forsthause in Venwegen. Die beschlossene Bedachung des Gemeindehauses auf St. Gangolf konnte wegen der ungünstigen Witterung im verflossenen Kalenderjahre nicht ausgeführt werden, mußte vielmehr auf das Frühjahr hinausgeschoben werden.
In dieser Zeit soll auch die Neuausführung der Seminarmauer am Wege nach Krauthausen stattfinden, zu welcher die Gemeinde ein Zuschuß von 1200 Mark bewilligt hat, indem diese Mauer gleichzeitig als Schutzmauer des genannten Weges dienen soll. Durch die Ausführung dieser Arbeit wird einem bereits seit einer langen Reihe von Jahren empfundenen Bedürfniß, der Erbreitung des dortigen Verkehrsweges, abgeholfen werden.
Dem Ausbau des dritten Zufuhrweges vom Bahnhof Breinig nach diesem Orte konnte diesseits nicht näher getreten werden, weil die vom Gemeinderathe gewünschte Einigung der Einwohner Breinigs über die Richtung derselben bis heran noch nicht herbeigeführt ist.

VERSCHIEDENES

Die Gemeinde hat beschlossen mit der Unfallversicherung Wilhelma in Magdeburg einen Vertrag auf vorläufig 5 Jahre abzuschließen, wonach letztere für alle Unfälle, welche sich im Gemeindebezirk ereignen und für welche die Gemeinde regreßpflichtig gemacht werden könnte aufzukommen hat.
In den Tagen vom 20. und 21.Juli v. J. war im hiesigen Orte eine Batterie einquartirt und hat der Gemeinderath den sonst bewilligten Zuschuß auch für diesen Fall eintreten lassen.
Der Gemeinderath hat die Anschaffung eines größeren feuerfesten Geldschrankes beschlossen, indem der seitherige für die Unterbringung der werthvollen alten Steuerregister und der sonstigen für die Gemeinde werthvollen Dokumente zu klein geworden war.
Einige Unglücksfälle sind zu verzeichnen.
Ein Einwohner von Vicht, welcher zur Arbeit gehen wollte wurde in der Nähe des genannten Orts auf diesseitigem Gebiet todt auf der Chaussee aufgefunden.
Ein hiesiger Einwohner, der Rottenarbeiter Braun aus Breinig wurde in Stolberg von einem Eisenbahnzuge überfahren und getödtet.
Am Abend des 10.3. v. J. entstand in den von vielen Leuten bewohnten Gebäulichkeiten des Wirthen Egidius Nellen hierselbst Feuer, welches rasch um sich griff. Dank dem energischen Eingreifen der hiesigen Feuerwehr konnte das Feuer auf die Stallungen beschränkt werden.
Am 22. @. entstand gegen Abend in Folge des plötzlich eingetretenen Tau- und Regenwetters eine große Ueberschwemmung im hiesigen Orte, so zwar, daß das Wasser auf dem hiesigen Marktplatze fast 1 Meter hoch stand. In der Nacht fiel das Wasser wieder und sind Unglücksfälle nicht vorgekommen.

Cornelimünster, den 25.Februar 1897; der Bürgermeister, Frhr. v. Brachel



1897

Bevölkerung
1897/98mw
Population3681
Geburten70622 unehelich
Todesfälle34270 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder
Liniendienst
ElementarschülerCornelimünster
ElementarschülerBreinig
ElementarschülerVenwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde97
Rindvieh981
Schafe4
Ziegen235
Schweine393
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen33,51200
Roggen70,51200
Gerste10900
Hafer1221200
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 6612000
Preise
PREISEMPfgpro
Heu35050kg
Stroh350kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter240Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Nach der letzten allgemeinen Volkszählung von 1895 hat die Gemeinde eine Wohn-Bevölkerung von 3602 Seelen. Die für die Steuer Veranlagung für 1898/99 im November 1897 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3681 Personen.

II. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden für 1897/98 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark69 121621263136445260708092104118132 146160212160042,40frei
Personen8838272181515915821 2211111164665755

III. FINANZ- und UMLAGE

Die finanzielle Lage der Gemeinde ist nicht günstig.
Der Prozeß gegen Hamacher ist nach zehnjähriger Dauer endlich zu Ende geführt worden und hat die Gemeinde zur Zahlung der auf 10.990 Mark festgesetzten Entschädigungssumme, zur Tilgung der Zinsen und der entstandenen Prozeßkosten bei der Kreisspar- und Darlehenskasse zu Burtscheid 19.000 Mark Anleihe machen müssen.
Die Umlage 1897/98 160% der Einkommensteuer mit der fingirten Sätze 175% der Real- und 100% der Betriebssteuer, gemäß dem Etatsentwurfe betragen.

IV. KIRCHEN und SCHULWESEN

An Stelle des im Januar 1897 verstorbenen Herrn
????????????????????????????????????????????
Pfarrers Miessen, wurde Herr Pfarrer Unkel aus Roitzheim Kreis Rheinbach zum Pfarrer von Cornelimünster ernannt.
Im April 1897 schied die Lehrerin Greving aus dem Schuldienste aus, im September die Lehrerin Schaefer, an deren Stelle traten die Lehrerinnen Steinhauer und Hugo aus Aachen.
Der langjährige Lehrer von Venwegen Herr Klein trat mit dem 1.Mai 1897 in den Ruhestand. An seine Stelle trat Herr Lehrer Schmitz aus Werden vordem in Breinig thätig.
Die Fortbildungsschule in Breinig hat ihre Thätigkeit von früher fortgesetzt.

V. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der pract. Arzt und Armenarzt Herr Dr. med. Schlenke mußte aus Gesundheits-Rücksichten seine Thätigkeit hier aufgeben. Leider ist er trotz den größten Bemühungen bis jetzt nicht gelungen, einen neuen zweiten Arzt für hier zu gewinnen. Infolgedessen mußte die Anstellung des pract. Arztes Herrn Meessen als Armenarzt erfolgen.
Im übrigen ließ der Gesundheitszustand unter den Gemeinde Eingesessenen insofern zu wünschen übrig, als im Orte Breinig im April 1897 in mehreren Familien Dyphteritis ausbrach. Zwei größere Kinder fielen derselben zum Opfer. Im Monate Februar v. Js. brach im hiesigen Orte die Maul- und Klauenseuche aus. Glücklicherweise wurde nur ein Gehöft betroffen und sind Viehverluste nicht zu verzeichnen.

VI. LANDWIRTHSCHAFT

Der Ausfall der Ernte war nach den stattgehabten Ermittlungen ein zufriedenstellender.

VII. HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb der Kalk und Steinbrüche ist noch immer ein reger. Die Eisenstein Gewinnung auf der Breinigerheide ist ebenfalls eine lebhafte.
Am Bahnhofe in Breinig ist seitens des Herrn Peter Krings aus Zweifall ein Dampfsägewerk erbaut worden, welches flotten Betrieb hat. Aber die Beeinträchtigung des Handelsgeschäfte durch den Hausirhandel wird auch heute noch immer Klage geführt.

VIII GEMEINDE VERWALTUNG

Am 5.Januar 1898 starb zu Jülich der langjährige Bürgermeister Herr Freiherr von Brachel. Bereits seit April 1897 hatte er wegen eines Leidens die Führung der Verwaltungsgeschäfte einstellen müssen.
Der bisherige 1. Beigeordnete Herr Kaldenbach aus Breinig ist als solcher für eine weitere Amtsperiode seitens der früheren Behörde ernannt worden.

IX. BAUTEN

Im verflossenen Jahre wurde die beschlossene Bedachung des Gemeindehauses auf St. Gangolf ausgeführt. In Venwegen wurden die Strassenrinnen neu gepflastert.
Die Brücke bei Mulartshütte mußte einer gründlichen Reparatur unterworfen worden, die Kosten trug die Gemeinde Zweifall zur Hälfte mit.

X. VERSCHIEDENES

Auf Grund Beschlusses des Gemeinderathes ist die Versicherung des Gemeinderaths gegen Feuergefahr mit der Gladbacher Feuer Versicherungs Gesellschaft abgeschlossen worden.
Ein Einwohner aus Vicht verunglückte am Abend des 1.Mai 1897 durch Absturz an der Vichtbachbrücke am Eingang des Ortes Vicht, diesseitigen Gemeindebezirkes.
An Bränden sind zu verzeichnen:
1. den 27. 3. 1897 bei Siemons hier
2. den 29. 6. 1897 bei Giesen auf Frohnhof
3. den 9.Juli 1897 bei Birken und Hunger in Venwegen

Cornelimünster, den 8.Mai 1898; der Bürgermeister, Esser



Band–4 1899-1922


Original Chroniken aus der Zeit
[1959] Nachträge von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-4

Chronik

C h r o n i k

der
Bürgermeisterei Cornelimünster, im Kreise Aachen,
CHRONIK
Bürgermeisterei Cornelimünster im Kreise Aachen Land, Regierungsbezirk Aachen
Gegenwärtiges Chroniken Buch enthält einhundert Blätter, wovon das erste und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.

Cornelimünster, den 11. ten Februar 1899; der Bürgermeister, Esser



1898

Bevölkerung
1898mw
Population3602
Geburten70621 unehelich
Todesfälle36310 über 90
Trauungen38
geimpfte Kinder201
Liniendienst
Elementarschüler104101Cornelimünster
Elementarschüler170174Breinig
Elementarschüler4759Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde106
Rindvieh1143
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen32,51300
Roggen70,51200
Gerste101000
Hafer1221250
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 6611000
Preise
PREISEMPfgpro
Heu350kg
Stroh25050kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter220Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Nach der letzten allgemeinen Volkszählung von 1.Dezember 1895 hatte die Gemeinde eine Wohn-Bevölkerung von 3602 Seelen. Die für die Steuer Veranlagung für das Jahr 1899 im November 1898 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3747 Personen gegen 3681 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 66 Seelen zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Vorjahre waren ebenfalls 132 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar auch 70 männliche, und 62 weibliche. Es kamen 2 männliche und 3 weibliche Todtgeburten vor, gegen 4 in 1897.
Es starben 36 männliche, 31 weibliche , 67 Personen ; gegen 34 bezw. 27 = 61 Personen in 1897
Standesamtliche Heirathen erfolgten 38 gegen 20 in Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden für 1898/99 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark69 121621263136445260708092104118132 1461602121600232042,40frei
Personen814229191010151115791 221170682697

IV. FINANZEN

In der finanziellen Lage der Gemeinde ist eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten.
Die Umlage betrug pro 1898/99 = 140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 155% der Real- und 100% der Betriebssteuer. Für das Steuerjahr 1899 sind nach dem Etatsentwurfe zur Erhebung in Vorschlag gebracht. 135% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 155% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

An die Stelle des Vicars Johann Ferdinand Breuer zu Breinig, welcher am 22.Dezember 1897 nach Malmedy versetzt worden, trat der Vicar Adolf Lennartz am 26.Februar 1898, von Brauweiler, Kreis Bergheim kommend, ein. Unter den Lehrpersonen hat ein Wechsel nicht stattgefunden. Die Fortbildungsschule in Breinig hat den Unterricht wie bisher weiter geführt. Dieselbe wurden von 24 Schülern besucht.

VI. MEDICINAL und VETERINÄR WESEN

Der Gesundheitszustand der Menschen war im Allgemeinen gut. Nur im Mai und Juni herrschte unter den Kindern mehrerer Familien in Breinig und Breinigerberg Scharlach-Diphterirtis. Die Krankheit verlief aber sehr gutartig und sind derselben keine Menschenleben zum Opfer gefallen.
Am 18.September brach in Breinig unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche aus, welche sich nach und nach über alle Ortschaften der Gemeinde verbreitete und die Viehbestände von 106 Gehöften ergriff. Die Krankheit trat in den meisten Fällen gelinde auf, sodaß nur wenig Verluste an Vieh entstanden sind. Am 17.Dezember war die Krankheit ganz erloschen und konnten die letzten Schutzmaßregeln in der Gemeinde aufgegeben werden.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Der Ausfall der Ernte kann als zufriedenstellend bezeichnet werden.
Der Stand der Wintersaaten ist gut.

VIII HANDEL und GEWERBE

In dem Betriebe der Steinbrüche und Kalkbrennereien trat eine bemerkenswerthe Änderung nicht ein.
Dagegen hat die Eisenstein Gewinnung auf der Breinigerheide nachgelassen.
Jacob Krings aus Zweifall errichtete in Münster eine Lohnschneiderei mit Dampfdruck, welche volle Beschäftigung hatte.
An der Bleihütte wurden seitens der Firma J. van Gülpen aus Aachen ca 25 Webstühle aufgestellt, der Betrieb daselbst ist jedoch noch nicht eröffnet.

IX GEMEINDE VERWALTUNG

Durch Oberpräsidialerlaß vom 11.März 1898 wurde die einstweilige Verwaltung der Bürgermeisterei dem Buchhalter der Rheinischen Provincial-Feuer Societät, Theodor Esser zu Düsseldorf übertragen. Die Einführung erfolgte am 6.April.
Unter'm 17. October 1898 ernannte der Herr Oberpräsident denselben definitiv zum Bürgermeister der Landbürgermeisterei Cornelimünster.

X. BAUTEN

Die Gemeinde hat den Ausbau des Weges von Breinig nach Zweifall betroffen; die Projectstücke liegen der Provinzial Verwaltung mit dem Antrage auf Bewilligung eines Kostenbetrages vor.
In Breinig wird ein neues Schulgebäude mit Lehrerwohnung errichtet, in welchem die 5 Schulklasse Aufnahme finden soll; ferner hat die königliche Regierung die Einrichtung einer 2. Schulklasse in Venwegen gefordert. Diese wird in dem alten Schulgebäude nach entsprechendem Umbau desselben untergebracht werden.
Die Verhandlungen mit der Verwaltung des königlichen Lehrerseminars bezüglich der Geradelegung der Grenze zwischen dem Seminargrundstück und dem Wege nach Stolberg sind zu Ende geführt und wurde die Grenzmauer errichtet. Die Gemeinde hat einen Beitrag von 1200 Mark gezahlt.
Am königlichen Lehrerseminar sind die Stallgebäude, die Turnhalle und die Aborte abgebrochen und durch Neubauten ersetzt worden.

XI. VERSCHIEDENES

Am 16.Juni fand die Reichstagswahl statt und am 27.October wurden die Wahlen zum Hause der Abgeordneten abgehalten.
Im Monat September waren alle Ortschaften der Gemeinde mit Truppen belegt.
Am 12.October wurde durch einen militärischen Kommissar die Pferde der Gemeinde gemustert.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Der Tagelöhner Heinrich Ziemons aus Freund verstarb am 27 September im Arrestlokale, wohin er wegen Trunkenheit und Ruhestörung gebracht worden war.
Bei der gerichtlichen Obduktion wurde Schädelbruch als Todesursache festgestellt.
Das Fuhrwerk des Müllers Stickelmann zu Kleinmühlchen überfuhr und tödtete am 19.November das zweijährige Kind Cornelius Steinbach am Kapellchen hierselbst.
Am 2.August brach in Schützheide Feuer aus, welches die Gebäude von Eischet und Lützler einäscherte. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt

Cornelimünster, den 11.Februar 1899; der Bürgermeister, Esser



1899

Bevölkerung
1899mw
Population3713
Geburten79742 unehelich
Todesfälle46400 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder193
Liniendienst34 Mann
Elementarschüler590
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde105
Rindvieh1099
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Nach der letzten allgemeinen Völkszählung vom 1.Dezember 1895 hatte die Gemeinde eine Wohn-Bevölkerung von 3602 Seelen. Eine für die Steuerveranlagung für das Jahr 1900 im November 1899 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3713 gegen 3747 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 34 Seelen abgenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahr 1899 wurden lebend geboren: 79 männliche, 74 weibliche, in Summe 153 Personen
Im Vorjahre waren 132 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 70 männliche und 62 weibliche.
Es kamen 4 männliche und 4 weibliche Todtgeburten vor gegen 5 in 1898.
Es starben 46 männliche, 40 weibliche, 86 Personen gegen 36 bezw. 31-67 Personen in 1898
Standesamtliche Heirathen erfolgten 19 gegen 33 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden für 1899 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark69 121621263136445260708092104118132 14616021216002320240042,40frei
Personen743542101491411141033 211221219719406

IV. FINANZEN

Die finanzielle Lage der Gemeinde ist nicht verändert. Die Gemeinde hat zur Deckung der Schulhausbaukosten ein Kapital von 20.000Mk aufgenommen.
Die Umlage betrug pro 1899 - 135% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 155% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1900 sind nach dem Etatsentwurfe zur Hebung in Vorschlag ebenfalls gebracht: 135% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze,155% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Director des königlichen Lehrerseminars, Löser zu Cornelimünster, ist als Kreisschulinspector nach Dirschau (Preußen) versetzt worden. An seine Stelle trat der Seminardirector Dr. Schmitz bisher in Linnich.
Die neue Schule in Breinig ist im Rohbau fertig und die Projektstücke über die Errichtung einer II. Schulklasse in Venwegen liegen dem Kreisbaumeister zwecks Anfertigung der Unterlagen für die Verdinggabe vor.
Der Pfarrer Magon zu Breinig ist am 5.Januar verstorben.
Unter den Lehrpersonen hat ein Wechsel nicht stattgefunden.
In der Fortbildungsschule in Breinig wurde der Unterricht unverändert weitergeführt. Es besuchten 17 Schüler den Unterricht.

VI. MEDICINAL und VETERINÄR WESEN

Der Gesundheitszustand den Menschen war im Allgemeinen ein befriedigender. Herrschende Krankheiten waren nicht zu verzeichnen.
Nur im Monat September waren in den Mädchenklassen hierselbst die Masern ausgebrochen. Die Krankheit verlief sehr gut und sind derselben Menschenleben nicht zum Opfer gefallen.
Am 22.Juli bezw. 16.August wurden bei den Schweinen des Ackerers Franz Esser hierselbst sowie des Nicolaus Eckens von Venwegen die Rothlaufseuche festgestellt. 2 Schweine sind an der Seuche verendet.
Bei dem am 30.Mai 1899 stattgefundenen Viehmarkte waren 24 Stück Rindvieh und 19 Ferkel und bei dem am 25.September abgehaltenen Herbstviehmarkt 1 Pferd, 1 Fohlen, 1 Ochse, 1 Stier, 143 Stück Rindvieh, 1 Widder, 92 Faselschweine und 40 Gänse aufgetrieben.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Der Ausfall der Ernte war gut. Der Stand der Wintersaaten ist jedoch mittelmäßig. Die strenge Kälte im Monat Dezember hat auf die Saaten einen ungünstigen Einfluß nicht ausgeübt. Durch ein am Abend des 6.August stattgehabtes Hagelwetter sind im Orte Breinig 70 ha Acker und Gartenland beschädigt worden. Der Schaden beträgt ca. 4.500 Mark.
Wie in anderen Jahren, waren auch im verflossenen Jahr unter dem Rindviehbestande einige Milz- und Rauschbrandfälle zu verzeichnen.

VIII HANDEL und GEWERBE

In Breinig wurde von der Firma Siepen & Berretz ein neuer Kalkofen errichtet.
Im abgelaufenen Jahre war in den Steinbrüchen, Kalkbrennereien und Brauereien volle Beschäftigung.
Die Fabrik der Herren J. u. A. Bischoff, Söhne zu Cornelimünster hat noch immer keinen Käufer gefunden.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Der bisherige II. Beigeordnete Quadflieg wurde durch Oberpräsidialerlaß 11.4.1899 No. 7837 auf eine weitere sechsjährige Amtsdauer zum Beigeordneten ernannt.
Dem Bäckermeister Josef Lausberg wurde auf einen neuen Zeitraum von 3 Jahren das Amt des Schiedsmannes der Gemeinde Cornelimünster übertragen.
Am 27.November fand die regelmäßige Ergänzungswahl des Gemeinderathes statt.

X. BAUTEN

Zu den Kosten des Weges Breinig-Zweifall sind als I. Rate der Beihülfe 5.000 Mk. seitens des Provinzialausschusses bewilligt worden.

XI. VERSCHIEDENES

Seine Majestät der König haben mittels Allerhöchster Kabinetsorden vom 18.Dezember 1899, dem Bleischmelzer Peter Klein zu Breinigerheide, welcher über 50 Jahre bei der Gesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinnfabrikation zu Stolberg und in Westfalen in Arbeit war, das allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Am 25.Mai v. Js. fand in Cornelimünster das Bezirksfest des 21. Bezirks (Aachen) des deutschen Kriegerbundes statt, an welchem 44 Vereine des Bezirks theil nahmen. Das Fest ist auf‘s glänzendste verlaufen.
In der Nacht vom 2. zum 3.Dezember entgleiste im Bahnhofe Breinig ein Güterzug. Menschen sind hierbei nicht zu Schaden gekommen, nur ist bedeutender Materialschaden entstanden.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Am Abende des 2.Dezember wurde an dem Hause des Heinrich Ganser zu Schützheide eine auf eine äußere Fensterbank gelegte Dynamitpatrone zur Explosion gebracht, wodurch mehrere Fenster zerstört wurden. Der Thäter war bis jetzt nicht zu ermitteln.
Der Tagelöhner Friedrich Kreitz aus Cornelimünster zündete in der Nacht vom 31.Dezember v. Js. zum 1.Januar 1900 dss. Js. ein Stück Pumpenrohr welches mit Pulver und Schrott gefüllt war an, wodurch an dem Hause der Wittwe Ostlender 43 und an dem Hause von Josef Lausberg 10 Fensterscheiben zertümmert wurden. Der Thäter wurde sofort verhaftet und dem kgl. Amtsgerichte in Aachen vorgeführt. Er wurde unterm 18.Januare vorläufig wieder entlassen.
Am 3.März fand bei Tillmann Blees zu Schützheide ein Zimmerbrand statt, wodurch Kleidungsstücke im Werthe von 210 Mk. vernichtet wurden.
Bei dem Schreiner Wilhelm Plum hierselbst entstand am 24.März auf dem Speicher Feuer. Der Schaden betrug 50 Mk.
Am 13.September ist das Haus nebst Stallung, Scheune des Peter Keim zu Venwegen niedergebrannt.
In allen 3 Fällen konnte über die Entstehung des Feuers nicht ermittelt werden.

Cornelimünster, den 28.April 1900; der Bürgermeister, Esser



1900

Bevölkerung
1900mw
Population3669
Geburten66682 unehelich
Todesfälle34320 über 90
Trauungen27
geimpfte Kinder
Liniendienst
ElementarschülerCornelimünster
ElementarschülerBreinig
ElementarschülerVenwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde104
Rindvieh1291
Schaafe11
Ziegen186
Schweine481
Federvieh3989
Bienenstöcke73
Obstbäume6138
Viehhalter440
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1900 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 3701 Seelen. Die für die Steuer Veranlagung für das Jahr 1901 im November 1900 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3669 gegen 3713 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 44 abgenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahr 1900 wurden lebend geboren: 66 männliche, 68 weibliche, in Summe 134 Personen.
Im Vorjahre waren 146 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 72 männliche und 74 weibliche.
Es kamen 6 männliche und 2 weibliche Todtgeburten vor gegen 8 im Vorjahre.
Es starben: 34 männliche, 32 weibliche, 66 Personen gegen 46 männliche bezw. 40 weibliche, 86 Personen in 1899.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 27 gegen 19 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1900 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark69 121621263136445260708092104118132 146160176212390240042,40frei
Personen704436151312151114723 42212111234740416

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1900 135% der Einkommensteuer und fingirten Sätze 155% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1901 sind nach dem Etatsentwurfe ebenfalls 135% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 155% der Real- und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Als Pfarrer in Breinig wurde der Pfarrer Heinrich Josef Höfges aus Eckenhagen am 29.April eingeführt. Demselben ist durch Verfügung der königlichen Regierung zu Aachen vom 2.Mai v. Js. die Ortsschulaufsicht in Breinig übertragen worden. Der Pfarrer Krefelds von Venwegen ist am 30.März 1900 verstorben. An dessen Stelle ist der Rector Johann Hubert Schyns aus Bergerhof Kreis Waldbavel getreten. Die Ortsschulaufsicht ist während dieser Vakanz führte der Ortsvorsteher Kloubert aus Venwegen.
An Stelle des nach Alfter im Kreise Bonn versetzten Pfarrers Unkel zu Cornelimünster ist der Pfarrer Dr. theol. Kleinermanns aus Hallschlag ernannt. Demselben wurde auch die Ortsschulaufsicht über die Mädchenschulen in Cornelimünster übertragen.
In der neuen Schulklasse in Breinig bezw. in der neu errichteten Schulklasse Venwegen wird der Unterricht seit Ostern bezw. seit Herbst ertheilt.
In Breinig ist der Lehrer Kopp und in Venwegen die Lehrerin Pützer angestellt worden.
Der Fortbildungsschulunterricht in Breinig wurde unverändert weitergeführt. Es besuchten 30 Schüler den Unterricht gegen 17 in 1899.

VI. MEDICINAL und VETERINÄR WESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war im allgemeinen gut. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht.
Im abgelaufenen Jahre ist mir ein Rauschbrandfall unter dem Rindviehbestande der Gemeinde vorgekommen. Bei dem am 12.Juni 1900 abgehaltenen Viehmarkte waren 26 Kühe, 2 Stiere und 6 Gänse, bei dem am 24.September 1900 stattgefundenen Herbstviehmarkte 77 Kühe, 4 Stiere, 26 Rinder und Kälber, 184 Schweine, 3 Ziegen, 2 Pferde aufgetrieben.
Der praktische Arzt Meessen zu Cornelimünster ist am 24.Dezember 1900 gestorben.
Mitte Dezember v. Js. ließ der practische Arzt Dr. Schillinger, bisher in Oberwesel thätig, sich hier nieder.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Der Ausfall der Ernte war mittelmäßig.
Infolge der nassen Witterung zeigten die Kartoffeln auf sehr vielen Stellen Fäulniß. Der Stand der Wintersaaten ist als ein zufriedenstellender anzusehen, die Viehpreise waren durchweg hoch.
Von Viehseuchen sind wir verschont geblieben.
Am 9. und 10.September 1900 veranstaltete die Lokalabtheilung Aachen Land des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen in Cornelimünster eine landwirthschaftliche Wanderausstellung. Mit der Leitung derselben war das landwirthschaftliche Casino Cornelimünster beauftragt.
Am 1.Dezember fand eine Vieh- und Obstbaumzählung statt. Das Resultat war folgendes. Von 544 Gehöften sind 422 mit Viehbestand. 440 Viehbesitzende Haushaltungen haben 104 Pferde, 1191 Stück Rindvieh, 11 Schafe, 481 Schweine, 186 Ziegen, 3989 Stück Federvieh, 79 Bienenstöcke, außerdem sind 6138 Obstbäume vorhanden.

VIII. HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb in den Steinbrüchen, Kalköfen und Brauereien erfolgte ohne Veränderung. In der mechanischen Weberei von J. van Gülpen sind nur noch wenige Arbeiter beschäftigt. Die Fabrik der Firmen J + A Bischoff Söhne hat noch immer keinen Käufer gefunden.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Der Unterzeichnete war in der Zeit vom 16.Mai bis 12.Juli 1900 zu einer militärischen Übung beim Inftr. Regiment No. 40 in Aachen einberufen. Während dieser Zeit führte der I. Beigeordnete Kaldenbach die Verwaltung.

X. BAUTEN

Der Anbau an die Bürgermeisterwohnung ist im Rohbau fertig.
Die Gemeinde hat beschlossen, in Cornelimünster ein Gaswerk zu errichten. Die Ausführung des Projectes ist der Firma Carl Franck in Bremen übertragen worden. Von dem Anlegekapital hat die Gemeinde 3/4 mit ca. 120.000 Mk. aufzubringen, den Rest übernimmt die Firma Francke. Voraussichtlich wird im Frühjahr mit den Arbeiten begonnen.

XI. VERSCHIEDENES

Seine Majestät der König haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 31.Dezember 1900 dem Fußgendarmen Uhlich zu Cornelimünster das allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Am 29.Januar 1900 fand bei dem Wirthen Josef Esser zu Cornelimünster ein kleiner Zimmerbrand statt. Der Schaden betrug 1250 Mk.
In einem Schuppen der Actiengesellschaft für Bergbau Zink und Bleifabrikation zu Münsterau entstand am 6.Februar Feuer, welches einen Schaden von 805,88 Mk verursachte.
Am 11.März wurden im Gemeindewalde ca. 7 ar 18 jähriges Schlagholz durch Feuer beschädigt. Dagegen brach am 22.Mai Nachmittags 1 Uhr im nämlichen Walde Feuer aus, welches noch einen Theil des Waldes des Grafen Beissel von Gymnich mit erfaßte. Der Schaden betrug 733 Mk. und wurde von der Gladbacher Feuerversicherungs Gesellschaft gedeckt. Das Feuer ist durch Unvorsichtigkeit des im Gemeindewalde beschäftigten Arbeiters Johann Lauterbach aus Roetgen entstanden.
Am 22.Juli 1900 hat bei dem Arnold Keischgens in Venwegen ein Zimmerbrand stattgefunden. Der Schaden belief sich auf 9,50 Mk.
In den Gebäulichkeiten der Wittwe Egidius Nicolai zu Cornelimünster entstand am 22.October 1900 ein Kaminbrand. Der Schaden beträgt 15 Mk.
Bei dem Cornel Deserno zu Cornelimünster entstand am 5.November ebenfalls ein Zimmerbrand, welcher ein Schaden von 7,70 Mk. verursachte.
Am 14.November 1900 brach in den Räumlichkeiten des königl. Lehrerseminars hierselbst Feuer aus, welches jedoch nur geringen Schaden verursachte.
In einem Schuppen der Witwe Theodor Bock zu Cornelimünster entzündeten sich am 21.Januar auf eine bis jetzt unaufgeklärte Weise Pferdegeschirre. Der vergütete Schaden beträgt 180 Mk.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Nichts zu berichten.

Cornelimünster, den 1.Februar 1901; der Bürgermeister, Esser



1901

Bevölkerung
1901mw
Population3766
Geburten75661 unehelich
Todesfälle41412 über 90
Trauungen29
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1900 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 3701 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1902 im November 1901 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3776 gegen 3669 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 107 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1901 wurden lebend geboren: 75 männliche, 66 weibliche, in Summe 141 Personen.
Im Vorjahre waren 134 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 66 männliche und 68 weibliche.
Es kamen 2 männliche und 3 weibliche Todtgeburten vor, gegen 8 im Vorjahre.
Es starben 41 männliche, 41 weibliche, gesamt 82 Personen gegen 34 männliche und 32 weibliche = 66 Personen in 1900
Standesamtliche Heirathen erfolgten 29 gegen 27 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1901 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
Mark69 121621263136445260708092104118132 146160170213390224042,40frei
Personen754531231213151214423 31133111216686399

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1901 135% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze.
Für das Rechnungsjahr 1902 sind nach dem Etatsentwurfe 140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 160% der Real- und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Unter den Geistlichen und Lehrpersonen hat ein Wechsel nicht stattgefunden. In Breinig wird eine 6. Schulklasse mit Lehrerwohnung durch Neubau an die vor 2 Jahren gebaute neue Schule errichtet.
Die Fortbildungsschule in Breinig hat den Unterricht wie bisher weiter geführt. Dieselbe wurde von 30 Schülern besucht.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Unter den Kindern der Ortschaft Breinig brach im Herbst die Diphtheritis in großem Umfange aus, weßhalb die Schließung der gemischten Unterklasse daselbst, in welcher die Krankheit am meisten herrschte, durch den Herrn Landrath für die Zeit vom 17.Dezember bis zu den Weihnachtsferien angeordnet wurde.
Auch waren mehrere Fälle von Wochenbettfieber und Unterleibstyphus zu verzeichnen. Es starben 4 Kinder an Diphteritis und 2 Frauen an Wochenbettfieber.
Der Apotheker Alois Bongartz hierselbst ist am 1.October 1901 nach Elberfeld verzogen.
An seine Stelle hat der von Bonn zugezogene Apotheker Carl Gerhard die Apotheke im hiesigen Orte übernommen.
Am 26.April 1901 brach unter dem Rindvieh des Ackerers Leonard Koenigs zu Hönningerhof die Maul- und Klauenseuche aus. Die Seuche blieb auf das Gehöft beschränkt und wurde am 28.Mai sämmtliche Schutzmaßregeln aufgehoben.
Am 23.Juli brach die Maul- und Klauenseuche aufs neue aus und zwar unter dem Rindvieh des Wirthen Lambert Ostlender hierselbst; dieselbe verbreitete sich nach und nach über alle Ortschaften und ergriff die Viehbestände von 22 Gehöften.
In den Monaten Juni, Juli und August herrschte in mehreren Gehöften der hiesigen Gemeinde die Geflügelcholera.
Im abgelaufenen Jahre sind 3 Fälle von Rauschbrandseuche und 2 Fälle von Rothlaufseuche vorgekommen.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Infolge der im Sommer herrschenden großen Trockenheit ist das Wachsthum des Grases, sowie der Feld- und Gartenproducte sehr beeinträchtigt worden, so daß der Ausfall der Ernte als ein nicht zufriedenstellender bezeichnet werden muß, jedoch ist die Kartofffelernte sehr günstig gewesen. Der Stand der Wintersaaten ist gut.

VIII HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb in den Steinbrüchen, Kalköfen und Brauereien erfolgte ohne nennenswerte Veränderung.
Der Kalkbrennereibesitzer Wilhelm Hoven hat im vorigen Jahre 2 und der Kaufmann Adam Thelen zu Eilendorf 3 neue Kalköfen im hiesigen Ort errichtet.
In der mechanischen Weberei von J. van Gülpen sind nur noch wenige Arbeiter beschäftigt.
Die Eisenstein Gewinnung auf Breinigerheide läßt immer mehr nach, dagegen hat das Dampfsägewerk der Gebrüder Krings zu Breinig und die Dampflohnschneiderei von Jacob Krings zu Münsterau noch immer lohnende Beschäftigung.
Zu dem am 4.Juni abgehaltenen Viehmarkte waren aufgetrieben: 1 Pferd, 8 Kühe und 2 Rinder. Der Herbstviehmarkt fand wegen der herrschenden Maul und Klauenseuche nicht statt.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Der Dorfvorsteher Kloubert zu Venwegen ist am 18.Dezember 1901 gestorben. An seine Stelle wurde der Holzhändler und Ackerer Caspar Pingen zu Venwegen gewählt. Diese Wahl wurde durch Verfügung des Herrn Landrath vom 5.Februar a. K. Ps. 583 bestätigt.
Am 12.August erfolgte die Verlegung des Bürgermeisteramtes vom Schulhause am Markt in die Wohnung des Bürgermeisters auf dem St. Gangolphsberge

X. BAUTEN

Der Neubau an die Bürgermeisterwohnung ist fertig gestellt. Der Lehmkaulerweg in Breinig ist vollendet.
Im zweiten Theile des neuen Weges Breinig-Zweifall ist die Packlage zur Hälfte fertig.
Am 7.Juni 1901 beschloß der Gemeinderath die Errichtung eines Gaswerks für die Ortschaften Cornelimünster und Breinig und wurde die Ausführung der Anlage der Firma Carl Francke in Bremen übertragen. Am 6.November fand die Eröffnung des Betriebes statt. Zur Deckung der Kosten wurden bei der Spar und Darlehenskasse des Landkreises Aachen eine Anleihe von 120.000 Mk. aufgenommen.

XI. VERSCHIEDENES

Am 20.März 1901 starb in Breinig eine Wittwe (Mathias Ganser Gertrud Fahrbüchel) im Alter von 102 Jahren. Infolge des schlechten Geschäftsganges hat die Gemeinde seit Anfang Januar Nothstandsarbeiter beschäftigen müssen, mehrere erhielten in einem Gemeindesteinbruche, andere in einer Sandgrube der Gemeinde und auf den Wegen Arbeit.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 22.Juli 1901 entstand in den Gebäulichkeiten des Franz Redder zu Breinigerheide Feuer, wodurch das Dach des Hauses zerstört wurde.
In dem Hause des Wirthen Cornel Hoube zu Breinig schlug am 11.August der Blitz ein, ohne zu zünden. Der entstandene Schaden betrug 51 Mark.
Am 25.November entstand in dem von dem Bäckermeister Martin Bong zu Breinigerheide bewohnten Hause Feuer. An dem Hause wurde nur geringer Schaden verursacht, jedoch sind die Mobilien im ersten Stockwerk fast alle verbrannt.
Auch sind im Jahre 1901 mehrere kleine Zimmerbrände vorgekommen.
Am 1.März 1902 verunglückten die Kalkbrenner Heinrich Mohr, Carl Ludwig Muhren, Peter Josef Siemons und der Betriebsführer Hubert Schnuch aus Cornelimünster, sowie der Kalkbrenner Christian Hardt aus Nütheim in einem Kalkofen des Wilhelm Hoven an Lufterhof hierselbst in Folge Vergiftung durch Kohlenoxydgase.
Schon unter'm 3.März @ übersandte Sr. Excelenz der Herr Oberpräsident der Rheinprovinz für die Hinterbliebenen eine Beihülfe von 250 Mark. Die Beerdigung der Verunglückten fand am 5.März @ unter Betheiligung der Schulen des königl. Lehrerseminars, des Gemeinderathes, verschiedener Vereine sowie einer großen Zahl Einwohner und Auswärtigen statt. Die Särge wurden von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehren von Cornelimünster und Breinig zu Grabe getragen.

Cornelimünster, den 10.März 1902; der Bürgermeister, Esser



1902

Bevölkerung
1902mw
Population3795
Geburten69734 unehelich
Todesfälle52410 über 90
Trauungen33
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde121
Rindvieh1219
Schaafe11
Ziegen
Schweine573
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1900 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 3701 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1903 im November 1902 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3795 gegen 3776 im Vorjahre, so daß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 19 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1902 wurden lebend geboren: 69 männliche, 73 weibliche, in Summe 142 Personen.
Im Vorjahre waren 141 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 75 männliche und 66 weibliche.
Es kamen 1 männliche und 3 weibliche Totgeburten gegen 5 im Vorjahre.
Es starben 52 männliche, 41 weibliche, 93 Personen gegen 41 männliche und 41 weibliche = 82 Personen in 1901.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 33 gegen 29 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1902 zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 11814616017623202,404Frei
Personen14146322918161515156315 131211425458386

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1902-140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 160% der Real- und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1903 sind nach dem Etatsentwurf wieder 140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 160% der Real- und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.
Die Gemeinde hat zur Deckung der Kosten des Gewerks sowie zu Schul- und Wegebauwerken bei der Spar- und Darlehenskasse des Landkreises Aachen eine Anleihe von 40.000 Mk. aufgenommen.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Unter den Geistlichen hat ein Wechsel nicht stattgefunden.
Am 1.October 1902 wurde die Lehrerin Steinfeld von Breinig nach Haaren versetzt, mit der Wahrnehmung der Stelle wurde die Lehrerin Röder aus Boich betraut. Da dieselbe jedoch für die Stelle nicht geeignet erschien, erfolgte ihre Abberufung mit dem 1.Februar @.
Der Lehrer Kopp zu Breinig ist mit Weihnachten nach Eilendorf versetzt worden.
An seine Stelle wird am 1.Mai dss. Js. der Lehrer Johann Rippers von Kerschwiesen treten.
Mit der einstweiligen Wahrnehmung der Stelle wurde der Lehrer Franz Thyssen aus Aachen betraut und zwar vom 5.März @. ab. Die Lehrerinstelle ist bis jetzt unbesetzt.
In der neu errichteten Schulklasse zu Breinig wird der Unterricht mit Beginn des Sommersemesters eröffnet. Die Stelle soll einer Lehrerin übertragen werden.
Der Unterricht in der Fortbildungsschule zu Breinig wurde unverändert weiter geführt. Es besuchten 27 Schüler die Schule.
Die Lehrerin Pützer zu Venwegen ist vom 1.Januar 1903 ab endgültig angestellt worden.
Der Seminardirector Dr. Schmitz hierselbst schied am 1.October infolge Versetzung aus seiner hiesigen Stelle, ein Nachfolger ist bis jetzt nicht berufen.
Der bisherige Seminarlehrer Peter Holtz wurde zum Kreisschulinspektor in Altenkirchen (Westerwald) ernannt. An seine Stelle trat der Seminarlehrer Josef Stratmann von Boppard.

VI. MEDICINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war nicht besonders gut.
In den Monaten April, Mai und Juni herrschten Lungenentzündung und andere Krankheiten in großem Umfange.
Im Herbste traten unter den Kindern der Ortschaft Breinig die Masern sehr stark auf und es starb eine Anzahl Kinder infolge dieser Krankheit.
Auch sind mehrere Fälle von Dyphterie vorgekommen, Viehseuchen haben nicht geherrscht.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Die Heu- und Getreideernte ist zur Zufriedenheit ausgefallen, jedoch ließ die Kartoffelernte zu wünschen übrig. Da die Kartoffeln in Folge der nassen Witterung an vielen Stellen Fäulnis zeigten. Der Stand der Wintersaaten ist gut.

VIII HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb in den Steinbrüchen, Kalköfen und Brauereien erfolgte ohne nennenswerte Veränderung, nur in den Wintermonaten hat die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen wie gewöhnlich nachgelassen.
In der mechanischen Weberei von J. van Gülpen werden durchschnittlich nur 2 Personen beschäftigt.
Die Eisensteingewinnung auf Breinigerheide läßt immer mehr nach, dagegen hat das Dampfsägewerk der Firma Peter Krings zu Breinig und die Dampflohnschneiderei des Jacob Krings zu Münsterau noch lohnende Beschäftigung.
Zu dem am 27.Mai 1902 abgehaltenen Viehmarkte waren 4 Kühe und 1 Stier und zum Herbstviehmarkt am 22.September 90 Kühe, 149 Schweine und 34 Rinder bezw. Kälber aufgetrieben.
Der Betrieb in den Getreidemühlen wurde unverändert weitergeführt.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Am 12.November 1902 fand die regelmäßige Ergänzungswahl des Gemeinderathes statt. Der gegen die Gültigkeit der Wahl von Math. Wagemann Sen. zu Breinig erhobene Einspruch wurde in der Gemeinderathssitzung vom 10.12. @. abgewiesen. Die gegen diesen Beschluß des Gemeinderaths erhobene Klage im Verwaltungsstreitverfahren erfuhr in der Sitzung des Kreisausschusses vom 13.Februar @. gleichfalls Ablehnung.
Der Gemeinderath sprach in seiner Sitzung vom 21.Januar @. sich einstimmig für die Wiederernennung des bisherigen Beigeordneten Kaldenbach dessen Amtsdauer am 10.März 1903 abgelaufen, auf weitere 6 Jahre aus.

X. BAUTEN

Der Weg von Breinigerheide nach Zweifall ist fertiggestellt.
Im Jahre 1902 wurden 23 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen 8 auf Cornelimünster und 15 auf Breinig.

XI. VERSCHIEDENES

Vom 11. bis 25.Juli 1902 fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligtumsfahrt statt.
Am 1.Dezember wurde eine außerordentliche Viehzählung abgehalten. Das Ergebnis stellte sich auf 121 Pferde, 1219 Stück Rindvieh, 11 Schafe und 573 Schweine.
Wie im vorigen Jahre mußte die Gemeinde auch im letzten Winter infolge des schlechten Geschäftsganges Nothstandsarbeiten verrichten lassen.. Dieselben wurden in einem Gemeindesteinbruche und auf den Wegen ausgeführt.
Die Zahl der Anschlüsse an das Gaswerk hierselbst betrug am 1.Januar 1902 = 95 und am 1.Januar 1903 = 111.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 1.Juli 1902 wurde eine Kuh der Geschwister Koenigs zu Venwegen vom Blitze erschlagen.
Am 5.Juli entstand in dem Kamine des Hauses von Michael Laufs zu Breinig Feuer, welches einen Schaden von ca. 13 MK. verursachte.
Das Dach des Stalles der Wittwe Paul Heinrichs zu Cornelimünster brannte am 17.Juli ab. Hierbei erlitten die Dächer der Nachbarhäuser Schaden.
Am 15.August entstand in den Gebäulichkeiten des Johann Heinrich Schreiber (Hausnr. 58) zu Breinig Feuer, wodurch Stall und Scheune bis auf die Umfassungsmauern und von dem Wohnhause das Dach abbrannte.
Dem Simon Kreischer zu Schlausermühle brannte am 12.September der Stall bis auf die Umfassungsmauern nieder. Auch der Inhalt des Stalles - ca. 40 Karren Heu und 8 Karren Getreide sowie eine Dreschmaschine verbrannte.
Am 27.October entstanden dem Gelände des minderjährigen Arnold Münch zu Breinig (Nr.59 Essig) Feuer, wodurch das Dach und die obere Etage zerstört wurden. Das Haus und Stall des Holzhändlers Wilhelm Dautzenberg zu Breinigerheide brannte am 13.Dezember bis auf die Umfassungsmauern nieder.
Auf dem Gehöfte des Gutspächters Heinrich Küppers zu Lufterhof brach am 28.Februar @. Feuer aus, welches sich bei dem herrschenden Sturmwinde schnell verbreitete, sodaß das Wohnhaus nur mit knapper Not gerettet werden konnte. Die Oekonomengebäude sind bis auf die Umfassungsmauern zerstört worden. Sämmtliche Futtervorräte, Gerätschaften und Maschinen, ferner 1 Pferd, 1 Fohlen, 16 Stück Rindvieh, 1 Sau mit 8 Ferkeln sind verbrannt.

Am 9.März @. entstand in den Gebäulichkeiten des Müllers Hubert Rütgers zu Bilstermühle Feuer, wodurch das Anwesen zum größten Teile zerstört wurde.
Auch sind im Jahre 1902 mehrere kleine Zimmerbrände vorgekommen.
Bei dem Brande bei Wittwe Heinrichs ist das Feuer durch fahrlässigen Umgang von Kindern mit Streichhölzern entstanden.
In den übrigen Fällen konnte über die Entstehung des Feuers nichts ermittelt werden. Die verursachten Schäden wurden durch die Feuerversicherungen gedeckt.

Cornelimünster, den 11.März 1903; der Bürgermeister, Esser

Nachtrag 1902
Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1903 im November 1902 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3795. Die Bevölkerung der Gemeinde hat innerhalb des letzten Jahres um 19 zugenommen.
In dem Kalenderjahr 1902 waren: Geburten 69 männliche, 73 weibliche, = 142 Personen, Sterbefälle 52 männliche, 41 weibliche, = 93 Personen
Standesamtliche Heiraten erfolgten 33.
Vom 11. bis 25 Juli 1902 fand die alle 7 Jahre wiederkehrende Heiligtumsfahrt statt.
Am 1.Dezember wurde eine außerordentliche Viehzählung abgehalten. Das Ergebnis stellte sich auf 121 Pferde, 1219 Stück Rindvieh, 11 Schafe und 573 Schweine.
Die Zahl der Anschlüsse an das Gaswerk hierselbst betrug am 1.Januar 1902 = 95 und am 31.Dezember 1902 = 111.

Das Dach des Stalles der Wittwe Paul Heinrichs zu Cornelimünster brannte am 17.Juli ab




1903

Bevölkerung
1903mw
Population3828
Geburten77630 unehelich
Todesfälle30390 über 90
Trauungen33
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1900 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 3700 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1903 im November 1903 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3828 Personen gegen 3795 im Vorjahre, jedoch die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 33 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1903 wurden lebendig geboren 77 männliche, 63 weibliche, in Summe 140 Personen.
Im Vorjahre waren 142 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 69 männliche und 73 weibliche.
Es kamen 1 männliche und 1 weibliche Totgeburt vor, gegen 4 im Vorjahre.
Es starben:
30 männliche, 29 weibliche, 59 Personen gegen 52 männliche und 41 weibliche, 93 Personen in 1902.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 33, im Vorjahre ebenfalls 33.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1903 zur Einkommensteuer veranlagt.
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813214616017633023202,404Frei
Personen13755272313131612128226 23211428406368

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1903 140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 160% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1904 sind nach dem Etatsentwurfe wieder 140% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 160% der Real- und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.
Zur Deckung des in den Jahren 1902 und 1903 entstandenen außergewöhnlichen Ausgaben ist jedoch die Aufnahme einer Anleihe von 25.000 Mk. erforderlich geworden.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der bisherige Vikar von Bellinghausen, Albert Pinol, wurde zum Vicar von Cornelimünster ernannt.
An die Stelle des nach Eilendorf versetzten Lehrers Kopp von Breinig, trat am 1.Mai 1903 der Lehrer Johann Rippert, bisher in Hirschwiesen tätig.
Den mit der einstweiligen Verwaltung dieser Stelle betrauten Lehrer Franz Thyssen von Aachen wurde am 1.Mai 1903 die Stelle des mit diesem Tage nach Aachen versetzten Lehrers Krings übertragen.
Thyssen wurde am 1.October 1903 beim Militär eingestellt und trat der Lehrer Wilhelm Kranzhoff von Eilendorf an seine Stelle.
Vom 20.April 1903-1.Juni 1903 wurde die bis dahin unbesetzte Lehrerinstelle in Breinig von der Schulamtskandidatin Zelleckens aus Aachen verwaltet.
Am 1.Juni wurde die Stelle durch die Lehrerin Lauer von Neuhaaren besetzt.
Auch wurde seit diesem Tage der Unterricht in der neu errichteten Schulklasse zu Breinig erteilt und zwar durch die Lehrerin Therese Mohr aus Büsbach.
Die Lehrerin Lauer zu Breinig ist vom 1.November 1903 ab endgültig angestellt.
An die Stelle des nach Brühl versetzten kgl. Seminardirectors Dr. Schmitz trat der bisherige Kreisschulinspector Grimm von Saarlouis.
Der Unterricht in der Fortbildungsschule zu Breinig wurde ohne Veränderung weitergeführt. Es besuchten 29 Schüler die Schule.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war im Allgemeinen gut. Es sind nur einige Fälle von Diphterie und Unterleibtyphus unter den Kindern zu verzeichnen gewesen.
Viehseuchen haben nicht geherrscht. Nur sind, wie in anderen Jahren, wieder mehrere Stück Rindvieh an Milzbrand gefallen.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Die Heu und Getreideernte ist größtenteils zur Zufriedenheit ausgefallen, jedoch ließ die Kartoffelernte zu wünschen übrig, da die Kartoffeln infolge der nassen Witterung an vielen Stellen Fäulnis zeigten.
Die Wintersaaten sind durch die große Kälte in den Monaten Dezember und Januar in ihrem Wachstum sehr beeinträchtigt worden.
Die Viehpreise standen im Jahre 1903 sehr hoch.

VIII HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb in den Steinbrüchen, Kalköfen und Brauereien erfolgte ohne nennenswerte Veränderung, nur in den Wintermonaten hat die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen, wie gewöhnlich nachgelassen.
In der Weberei von J. van Gülpen sind jetzt, wieder mehrere Personen beschäftigt. Die Firma beabsichtigt, noch einen neuen Dampfkessel anzulegen.
Die Gewerkschaft Cornelia zu Breinigerheide hat ihren Betrieb unverändert weitergeführt.
Die Getreidemühle des Jacob Stickelmann zu Kleinmühlchen hat Josef Offergeld gepachtet.
Lambert Radermacher zu Cornelimünster legte eine Getreidemühle mit Sauggasbetrieb an.
Das Dampfsägewerk der Firma Peter Krings zu Breinig und die Dampflohnschneiderei des Jacob Krings zu Münsterau hat noch lohnende Beschäftigung.
Adam Thelen zu Eilendorf ist mit der Errichtung von drei neuen Kalköfen beschäftigt; auch beabsichtigen die Gebrüder Johann und Mathias Frentz zu Cornelimünster noch 2 Kalköfen zu errichten.
Zu dem am 9.Juni 1903 abgehaltenen Viehmarkte waren 16 Schweine und zum Herbstviehmarkte am 28.September 1903 90 Kühe, 113 Schweine und 2 Pferde aufgetrieben.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

An Stelle des am 5.Januar 1903 verstorbenen Polizeidieners Bartholomäus Brammertz trat am 15.April 1903 der Militäranwärter Johann Brück aus Aachen.

X. BAUTEN

Der Schulhausanbau in Breinig ist mit Beginn des Sommersemesters fertig gestellt und in Benutzung genommen worden.
Im Jahre 1903 wurden 18 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen 7 auf Cornelimünster, 11 auf Breinig und 1 auf Venwegen.

XI. VERSCHIEDENES

Im Monate September 1903 waren sämmtliche Ortschaften der hiesigen Gemeinde mit Einquartirungen belegt. Am 8., 18. & 19.September fanden innerhalb der hiesigen Gemeinde Truppenübungen statt.
Am 11.September herrschte ein großer Sturm mit Regen, wodurch viele Bäume entwurzelt bezw. beschädigt wurden.
Den Eheleuten Ludwig Giesen zu Cornelimünster ist die Ehejubiläumsmedaille verliehen worden.
Am 12.Juni fand die alljährliche Pferdemusterung statt.
Die Zahl der Anschlüsse an das Gaswerk hierselbst betrug am 1.Januar 1903 111 und am 1.Januar 1904 118. gemäß einer Mitteilung des Herrn Minister der Unterrichts pp. Angelegenheiten sind die Kosten zur Einrichtung der Gasbeleuchtung im kgl. Lehrerseminar in den Etat pro 1904 eingesetzt worden.
Am 16.Juni 1903 fanden die Wahlen zum deutschen Reichstage und am 20.October 1903 die Wahlen zum Hause der Abgeordneten statt.
Am 2.August 1903 feierte der Militärverein Kameradschaftlicher Bund unter Beteiligung vieler auswärtiger Vereine zum Fahnenweihefest.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Im Jahre 1903 sind nur einige kleine Zimmerbrände zu verzeichnen gewesen. Die entstandenen Schäden wurden durch die Feuerversicherungsgesellschaften gedeckt.
In mehreren gewerblichen Betrieben sind größere und kleinere Unfälle nicht vorgekommen.

Cornelimünster, den 9.Februar 1904; der Bürgermeister, Esser



1904

Bevölkerung
1904mw
Population3944
Geburten66782 unehelich
Todesfälle25270 über 90
Trauungen29
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1900 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 3700 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1905 im November 1904 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 3944 Personen gegen 3828 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 116 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG und BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1904 wurden lebend geboren: 66 männliche, 78 weibliche, in Summe 144 Personen.
Im Vorjahre waren 140 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 77 männliche und 63 weibliche.
Es kamen 4 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen 2 im Vorjahre.
Es starben: 25 männliche, 27 weibliche, = 52 Personen gegen 30 männliche und 29 weibliche, 59 Personen in 1903.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 29 gegen 33 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1904 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813216019227624802,404Frei
Personen118543119151516131110332 4411111437419357

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1904-150% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 170% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Regierungsjahr 1905 sind nach dem Etatsentwurfe wieder 150% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 170% der Real- und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Unter den Pfarrern und Geistlichen hat ein Wechsel nicht stattgefunden.
Der Lehrer Rippert zu Breinig wurde am 1.Oktober 1904 an die mit diesem Tage beim königlichen Lehrerseminar hierselbst eingerichtete Präparandenschule versetzt. An seine Stelle trat mit dem 1.Februar @. der Leher (Franz) Cargraff von Siersdorf.
Der Unterricht in der Fortbildungsschule zu Breinig wurde ohne Veränderung weitergeführt. Es besuchten 25 Schüler die Schule.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war im Allgemeinen ein zufriedenstellender. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht, auch sind Viehseuchen nicht zu verzeichnen gewesen.
Nur sind wie in früheren Jahren mehrere Stück Rindvieh an Milzbrand gefallen.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Die Heu- und Getreideernte ist größtenteils zur Zufriedenheit ausgefallen, und der Hafer ist infolge des vom Laufe des Sommers herrschenden großen Trockenheit zurückgeblieben. Die Gartenfrüchte haben ebenfalls durch die Trockenheit viel gelitten. Auch ist das Obst meistens klein geblieben.
Die Nachweide auf den Wiesen war wegen der ungünstigen Witterung ausgeblieben und herrschte allgemein großer Futtermangel, sodaß man gezwungen war, das Vieh in den Wald zu treiben bezw. im Walde Viehfutter zu schneiden.
Die Kartoffelernte ist teils mittelmäßig teils ungünstig ausgefallen.
Der Stand der Wintersaaten ist größtenteils ein zufriedenstellender.
Die Viehpreise standen im Jahre 1904 durchweg sehr hoch.

VIII HANDEL und GEWERBE

Der Betrieb in den Steinbrüchen, Kalköfen und Brauereien erfolgte ohne nennenswerte Veränderung und in den Wintermonaten hat die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen wie gewöhnlich nachgelassen.
Die Gebrüder Frentz haben noch 2 neue Kalköfen errichtet.
Die Gebrüder Schumacher zu Münsterau haben daselbst eine Schmiede mit Dampfbetrieb angelegt.
Die Tätigkeit in der Weberei von J. van Gülpen ist im Laufe des Jahres lebhafter geworden; es sind daselbst ca 30 Arbeiter beschäftigt.
Die Gewerkschaft Cornelia zu Breinigerheide hat ihren Betrieb ohne Veränderung weitergeführt.
Das Dampfsägewerk der Firma Peter Krings zu Breinig und die Dampflohnschneiderei des Jacob Krings zu Münsterau haben noch volle und lohnende Beschäftigung.
Zu dem am 30.Mai 1904 abgehaltenen Viehmarkte waren 4 Kühe, 1 Schwein und 1 Pferd und zum Herbstviehmarkte 60 Kühe, 134 Schweine, 2 Stiere und 47 Rinder aufgetrieben.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Der Rentner Josef Lausberg zu Cornelimünster wurde auf die Dauer von 2 Jahren zum Schiedsmann der Gemeinde Cornelimünster wiedergewählt.

X. BAUTEN

In Cornelimünster wurden ein Steigerturm für die Feuerwehr errichtet.
Im Jahre 1904 wurden 22 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 11, auf Breinig und 2 auf Venwegen.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 18.April 1904 entstand in den Gebäulichkeiten der Wittwe Wilhelm Ostlender zu Breinigerberg Feuer, wodurch der Stall abbrannte und das Dach des Wohnhauses beschädigt wurde.
Die Gebäulichkeiten des Hubert Gier zu Breinigerberg brannten und 25.April 1904 bis auf die Umfassungsmauern ab.
Am 14.August 1904 entstand in den Gebäulichkeiten desMathias Josef Hamacher zu Venwegen Feuer, wodurch Wohnhaus, Stall und Scheune bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurden.
Die Gebäulichkeiten der Geschwister Kutsch zu Schützheide brannte am 21.August 1904 bis auf die Umfassungsmauern wieder.
Am 27.September 1904 entstand in den Gebäulichkeiten des Jacob Schiffler hierselbst Feuer, wodurch der Stall bis auf die Umfassmauern abbrannte.
Auch sind im Jahre 1904 mehrere kleine Zimmerbrände vorgekommen. In allen Fällen konnte über die Entstehung des Feuers nichts ermittelt werden.
Die entstandenen Schäden wurden durch die Feuerversicherungsgesellschaften gedeckt.
In mehreren gewerblichen Betrieben sind größere und kleinere Unfälle vorgekommen.

XII. VERSCHIEDENES

Auf dem Bahnhofe Cornelimünster wurde ein Militärkreuzungsgleise angelegt.
Das Postamt wurde am 5.Dezember 1904 in das am Bahnhofe hierselbst erbaute neue Postgebäude verlegt.
Die Zahl der Anschlüsse an das Gaswerk, welche am 1.Januar 1904 118 betrug, beträgt jetzt 134. Auch wurde die Gasbeleuchtung im Lehrerseminar hierselbst eingerichtet.
Mit April 1905 wird voraussichtlich auch auf dem Bahnhofe Cornelimünster mit der Einrichtung der Gasbeleuchtung begonnen.
Am 21.Oktober 1904 fand eine Pferdevormusterung statt.

Cornelimünster, den 30.Januar 1905; der Bürgermeister, Esser



1905

Bevölkerung
1905mw
Population4133
Geburten66830 unehelich
Todesfälle24240 über 90
Trauungen28
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1905 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4100 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1906 im November 1905 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4133 Personen gegen 3944 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 189 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1905 wurden lebend geboren: 66 männliche, 83 weibliche, in Summa 149 Personen.
Im Vorjahre waren 144 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 66 männliche und 78 weibliche.
Es kamen 5 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen 6 im Vorjahre.
Es starben:
24 männliche, 24 weibliche, = 48 Personen gegen
25 männliche, 27 weibliche, = 52 Personen im Jahre 1904.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 28 gegen 29 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1905 zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813214616019227626402,404Frei
Personen150473623181810131011243 313231111351477348

IV FINANZEN

Die Umlage pro 1905 betrug 150% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 170% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1906 sind nach dem Etatsentwurfe 170% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 190% der Real und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Vikar Albert Pinol zu Cornelimünster wurde nach Saeffeln Kreis Heinsberg versetzt. An seine Stelle trat der Vikar Albert Pickarek, welcher bisher an der Pfarre St. Jakob in Aachen tätig war.
In den Tagen vom 23. bis 25.Mai 1905 nahm der Weihbischof Dr. Müller die Firmung innerhalb der hiesigen Gemeinde vor.
Die von den Benediktinern nachgesuchte Genehmigung zur Gründung einer Niederlassung in Cornelimünster ist erteilt worden. Dieselben haben oberhalb des Bahnhofes Cornelimünster ein Stück Land angekauft und werden daselbst ein Kloster errichten. Die Benediktiner haben am 12.Februar @. in Anwesenheit Sr. Eminenz des Kardinal Erzbischofs von Coeln, Dr. Antonius Fischer, ihren Einzug gehalten.
Seitens des Herrn Ministers ist genehmigt worden, daß die Genossenschaft der Cellitinen aus dem Mutterhause in der Antonsgasse zu Coeln in Cornelimünster eine Niederlassung zwecks Ausübung der ambulanten Krankenpflege und zur Pflege von altersschwachen Personen gründen, sowie eine Kinderbewahrschule und Haushaltungsschule einrichten. Die Gemeinde wird der Genossenschaft zu diesen Zwecken die Räumlichkeiten im hiesigen Armenhause, welches entsprechend umgebaut wird, zur Verfügung stellen.
Die Lehrerin Pützer zu Venwegen ist nach Aachen versetzt worden. An ihre Stelle tritt am 1.Februar @. die Lehrerin Magdalena Max, bisher in Dürboslar tätig.
Der Unterricht in der Fortbildungsschule zu Breinig wurde unverändert weiter geführt. Dem Vernehmen nach wird der Hauptlehrer Löhr mit dem 1.April @. seine Tätigkeit als Lehrer der Fortbildungsschule einstellen.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Unter den Kindern der Ortschaft Venwegen herrschten in den Monaten Februar und März 1905 Masern und Scharlach. Die Krankheiten verliefen günstig und waren Todesfälle nicht zu verzeichnen.
Im Jahre 1905 kamen auch verschiedene Fälle von Diphterie und Typhus vor. Im übrigen war der Gesundheitszustand unter den Menschen ein zufriedenstellender.
Viehseuchen kamen im Jahre 1905 nicht zum Ausbruch. Nur sind wie in früheren Jahren verschiedene Stück Rindvieh an Milzbrand gefallen.
Die Apotheke des Wilhelm Hartmann hierselbst ging in den Besitz des Apothekers Wilhelm Ulrich, bisher in Hochheim wohnhaft, über.

VII. LANDWIRTHSCHAFT

Die Heuernte ist größtenteils zur Zufriedenheit ausgefallen.
Die Getreideernte war dagegen nicht gut. Der Roggen wurde überwiegend durch Hagel zerschlagen. Der Hafer ist infolge der anhaltenden nassen Witterung meistens im Felde verdorben. Die Gartenfrüchte hatten ebenfalls durch den Hagelschlag viel gelitten.
Die Kartoffelernte ist gleichfalls ungünstig ausgefallen.
Das Jahr 1905 muß mithin für den Landmann als ein Jahr des Mißwuchses bezeichnet werden. Die Viehpreise standen während des Jahres 1905 sehr hoch.

VIII HANDEL und GEWERBE

Die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen sowie Brauereien erfolgte ohne nennenswerte Veränderungen; nur in den Wintermonaten ließ die Tätigkeit wie gewöhnlich nach.
Der in Cornelimünster gelegene Steinbruch des Johann Frentz ist in den Besitz des Mathias Mütter in Haaren übergegangen.
Die Arbeiter in den Steinbrüchen und Steinhauereien sind mit erhöhten Lohnforderungen an die Arbeitgeber herangetreten. Es schweben z.Zt. Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern. Die Arbeitgeber werden jedoch dem Vernehmen nach nicht auf die Forderungen der Arbeiter eingehen, sodaß eine große Unzufriedenheit bei den Arbeitern hervorgerufen wird.
Die Firma Siepen Berretz zu Breinig hat bereits den größten Teil der Arbeiter entlassen und kurze Zeit mehrere belgische Arbeiter beschäftigt.
Die Gewerkschaft Cornelia zu Breinigerheide und die Weberei von J. van Gülpen hierselbst haben den Betrieb ohne Veränderung weitergeführt.
Das Dampfsägewerk der Firma Peter Krings zu Breinig und die Dampflohnschneiderei des Jakob Krings zu Münsterau haben volle und lohnende Beschäftigung.
Die Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach und Cie hat zu Nachtigällchen eine Metallkurzwarenfabrik errichtet und den Betrieb am 21.November v. Js. eröffnet. Es werden daselbst zur Zeit ca 35 Personen beschäftigt.
Die Firma Schoenauen-Biervert zu Breinig, welche die Fruchthandlung der Firma Ganser u. Crott übernommen, hat daselbst eine Mahlmühle mit Sauggas Kraftanlage errichtet.
Zu dem am 20.Mai 1905 abgespaltenen Viehmarkte waren nur 2 Kühe aufgetrieben. Zum Herbstviehmarkte waren dagegen 110 Kühe, 44 Rinder, 1 Ochse, 4 Pferde, 3 Fohlen und 160 Schweine aufgetrieben.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Am 13.November 1905 fand die regelmäßige Ergänzungswahl des Gemeinderathes statt.
Der Kaufmann Wilhelm Josef Quadflieg wurde für eine weitere Amtsdauer von 6 Jahren zum zweiten Beigeordneten gewählt.

X. BAUTEN

Im Jahre 1905 wurden 23 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 7, auf Breinig, Breinigerheide, Breinigerberg und Schützheide 15, auf Venwegen 1.
Die für die Ortschaft Breinigerheide geplante Wasserleitung hat mit Rücksicht auf die in Aussicht gestellte Anlage einer Kreiswasserleitung eine weitere Förderung vorläufig nicht erfahren.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 9.Juni 1905 fiel ein 10 jähriges Mädchen des Sattlers Friedrich Isselmann hierselbst in den stark angeschwollenen Indebach und ertrank.
In dem von dem Schreinermeister Eduard Schiffler hierselbst bewohten Hause Nr.129 Im Pöngchen entstand am 7.Juli 1905 Feuer, welches jedoch schnell gelöscht wurde, sodaß der verursachte Schaden gering war.
Am 7.August 1905 brach in einem Lagerschuppen des Apothekers Ulrich Feuer aus. Der entstandene Schaden war gering. am Berg
Ein dem Invaliden Hubert Hürtgen zu Breinig gehöriges Wohnhaus brannte am 2.Januar @. bis auf die Umfassungsmauern nieder. Nr. 48 Kirchgasse
Das nebenan liegende Wohnhaus des Hürtgen wurde ebenfalls beschädigt.
Auch kamen im Jahre 1905 mehrere kleine Zimmerbrände vor.

XII. VERSCHIEDENES

Am 17.Juni 1905 brach ein starkes Gewitter los, mit welchem sich fürchterlicher Hagelregen verband. Durch den Hagelschlag sind die Feld und Gartenfrüchte sehr geschädigt worden.
Die Aachener Kleinbahngesellschaft hat eine Kleinbahnlinie von Brand über Cornelimünster nach Walheim projektirt, mit deren Ausbau demnächst begonnen wird.
Der Invalide Arnold Münch zu Breinig, der am 25.Januar @ Nr. 127 . Nachmittags auf seiner in der Flurabteilung Buschbenden gelegenen Wiese beschäftigt war, wurde daselbst vom Schlage gerührt und mußte tot nach Hause gebracht werden.

Cornelimünster, den 16.Februar 1906; der Bürgermeister



1906

Bevölkerung
1906mw
Population4289
Geburten84772 unehelich
Todesfälle31340 über 90
Trauungen33
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde109
Rindvieh1554
Schaafe18
Ziegen
Schweine1068
Viehhalter274
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu25050kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter2Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1905 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4091 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1907 im November 1906 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4289 Personen gegen 4133 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 156 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1906 wurden lebend geboren: 84 männliche, 77 weibliche, in Summa 161 Personen.
Im Vorjahre waren 149 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 66 männliche und 83 weibliche.
Es kam eine weibliche Totgeburt vor, gegen 7 im Vorjahre.
Es starben: 31 männliche, 34 weibliche, = 65 Personen gegen 24 männliche und 24 weibliche im Jahre 1905.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 33 gegen 28 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1906 zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813214616019223227630002,404Frei
Personen17558462317172013910541 52132111369503368

IV FINANZEN

Die Umlage pro 1906 betrug 170% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 190% der Real- und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1907 sind nach dem Etatsentwurfe 170% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 190% der Real und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Die Lehrerin Max zu Venwegen ist am 1.Mai 1906 aus Mariadorf versetzt worden. Mit diesem Tage trat an ihre Stelle die Lehrerin Theresia Peters von Aachen.
Am 1.Juni 1906 wurde die Lehrerin Lauer von Breinig nach Eschweiler Röhe versetzt und mit gleichem Tage die Lehrerin von Eschweiler für diese Stelle berufen. Die Verhandlungen über die Wiederbesetzung schweben noch.
Der Seminarlehrer Josef Stratmann wurde an das in Düren neu errichtete Lehrerseminar versetzt. An seine Stelle trat der Seminarlehrer Johann Nühsgens.
Unter den Geistlichen ist kein Wechsel zu verzeichnen gewesen.
Am 2.September 1906 feierten die Ordensgeistlichen Wilhelm Blees und Leonard Keller aus Venwegen daselbst ihre Primiz.
Der Superior der Benediktiner Niederlassung hierselbst starb am 25.November 1906 zu Forst plötzlich infolge eines Schlaganfalles.
Seit dem 1.Mai 1906 ist der Unterricht an der Fortbildungsschule in Breinig eingestellt und der Hauptlehrer Löhr von der Erteilung des Unterrichts entbunden worden. Die Fortbildungsschule wurde auf Veranlassung der königlichen Regierung in eine gewerbliche umgewandelt und deren Lehrer Kranzhoff die Genehmigung zur Erteilung des Unterrichts an dieser erteilt. Die Zeichenlehrerstelle wird neu vergeben werden.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

im Jahre 1906 kamen innerhalb der hiesigen Gemeinde vier Fälle von Typhus vor, auch waren eine Anzahl Kinder an Scharlachfieber erkrankt, desgleichen mehrere Seminaristen des hiesigen Lehrerseminars.
Ferner starben vier Personen an Lungentuberkulose.
Im Übrigen konnte der Gesundheitszustand unter den Menschen als eine zufriedenstellender bezeichnet werden, jedoch sind z. Zt. eine große Anzahl Personen an Influenza erkrankt.
Die Tätigkeit der Krankenschwestern, deren Niederlassung am 6.Juli eröffnet worden, ist lobenswert, und kommt diese Einrichtung insbesondere den Armen und einzellebenden Personen zu Gute.
Viehseuchen haben im Jahre 1906 nicht geherrscht. Nur sind wie alljährlich verschiedene Stück Rindvieh an Milz bezw. Rauschbrand gefallen.

VII LANDWIRTSCHAFT

Die Heuernte ist zur größten Zufriedenheit ausgefallen, auch ließ die Getreideernte nicht viel zu wünschen übrig.
Ebenfalls konnte die Kartoffelernte als günstig bezeichnet werden.
Das Jahr 1906 war mithin für den Landmann ein gutes und sind die großen Schäden des Vorjahres teilweise ausgeglichen worden.
In Breinig hat sich ein landwirtschaftliches Casino gebildet. Die Viehpreise standen im Jahre 1906 sehr hoch.

VIII HANDEL und GEWERBE

Die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen sowie Brauereien erfolgte ohne wesentliche Veränderung, nur in den Wintermonaten ließ die Tätigkeit wie gewöhnlich nach.
Im Frühjahr 1906 streikten die Arbeiter in den Steinbrüchen der Firma Siepen-Berretz, Wilhelm Hoven und Adam Thelen. Die Arbeitgeber gingen jedoch auf die Forderungen der Arbeiter nicht ein und schafften teilweise Ersatz durch ausländische Arbeiter, die aber jetzt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind.
Adam Thelen zu Eilendorf hat an seiner Kalkofenanlage hierselbst einen neuen Kalkofen errichtet.
Die lange still gelegene Firma J.A.Bischoff Söhne ist durch Kauf in den Besitz der Firma R.Lupke & Co in Brand übergegangen und wird diese daselbst eine Kunstwollfabrik einrichten. Die Arbeiten sind größtenteils fertiggestellt und der Betrieb wird in allernächster Zeit eröffnet werden. Ungefähr 20 Weber der hiesigen Gemeinde beabsichtigen eine Webergenossenschaft zu bilden und in der Fabrik der Firma R.Lupke u. Co Webstühle aufzustellen.
Am 10.Oktober 1906 brannte das Sägewerk der Firma Peter Krings zu Breinig bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Firma begann sofort mit dem Wiederaufbau und der Betrieb konnte nach einigen Wochen wieder aufgenommen werden.
Die Gewerkschaft Cornelia zu Breinigerheide und die Weberei S. van Gülpen hierselbst haben den Betrieb ohne Veränderung weitergeführt.
Die Dampfwerke der Sägefabrik der Firma Peter Krings zu Breinig und der Stolberger Gesellschaft zu Münsterau sowie die Dampflohnschneiderei des Jacob Krings zu Münsterau haben noch volle und lohnende Beschäftigung.
Zu dem am 12.Juni 1906 abgehaltenen Viehmarkte waren nur 5 Kühe aufgetrieben. Zum Herbstviehmarkte am 24.September 1906 waren dagegen 63 Kühe, 201 Schweine, 43 Rinder, 2 Pferde und 1 Ochsen aufgetrieben.

GEMEINDEVERWALTUNG

Der Gemeindeempfänger Weber hat die Rentmeisterstelle in Eupen übernommen. An seine Stelle trat der Kassengehülfe Carl Engelen aus Herzogenrath.

IX. BAUTEN

Im Jahre 1906 wurden 33 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 14, auf Breinig 10, Breinigerheide, Breinigerberg und Schützheide 8, auf Venwegen 1.
Für die Feuerwehr Breinig wird an der neuen Schule ein Steigerturm errichtet.
Die Kleinbahnstrecke Brand-Cornelimünster ist fertig gestellt und am 14.September 1906 dem Betrieb übergeben worden. Auch ist die Strecke von Cornelimünster bis Walheim soweit ausgebaut, daß die Kleinbahn in nächster Zeit bis Walheim fahren wird.
Der Landkreis Aachen ist eifrig mit den Vorbereitungsarbeiten für die Anlage einer Kreiswasserleitung beschäftigt.

XI UNGLÜCKSFÄLLE

Am 8.März 1906 entstand in dem Fabrikgebäude der Firma J. van Gülpen Feuer, wodurch das Dach des Gebäudes abbrannte.
Stall und Scheune des Johann Löhrer zu Cornelimünster (136) brannten am 18.Mai 1906 bis auf die Umfassungsmauern nieder. Auch wurde der nebenanliegende Stall der Witwe David Kaufmann beschädigt.
Am 18.Juni 1906 entstand in dem Kuhstalle des Hubert Jansen zu Cornelimünster Feuer, wodurch an dem Stalle und der Scheune des Jansen sowie einem Schuppen des Josef Hennecken unbedeutende Beschädigung herbeigeführt wurden.
Am 18.Juni 1906 schlug der Blitz in das Wohnhaus des Wirtes Heinrich Johnen zu Breinigerberg, wodurch das Dach, der Dachstuhl mehrere Türgespanne und die Tapeten sehr beschädigt wurden.
Am 26.August 1906 brach in den Gebäulichkeiten der Witwe Laurenz Schreiber zu Breinig Feuer aus, wodurch Stall und Scheune bis auf die Umfassungsmauern vernichtet, und das Dach der Wohnhäuser beschädigt wurden.
Der Bremser Gerhard Kirschgens aus Flachsstrasse bei Würselen geriet am 19.Januar 1907 auf dem Bahnhofe Cornelimünster beim Rangieren eines Zuges zwischen die Puffer zweier Wagen und war sofort tot.

VERSCHIEDENES

Am 1.September 1906 fand eine außerordentliche Viehzählung statt. Nach dem Ergebnis derselben sind in der hiesigen Gemeinde 274 Viehbesitzende Haushaltungen mit 109 Pferden, 1334 Stück Rindvieh, 18 Schafe und 1068 Schweine vorhanden.
Infolge der am 13.Dezember 1906 erfolgten Auflösung des deutschen Reichstages fanden am 25.Januar 1907 die Neuwahlen statt.
Die Beteiligung der hiesigen Gemeinde an der Wahl war eine sehr rege.
In der Nacht vom 26. zum 27.Februar 1906 gleich nach 12 Uhr trat ganz unerwartet die Inde aus ihren Ufern und überschemmte den Ort Cornelimünster in seit mehreren hundert Jahren nicht erreichter Höhe. Das Wasser überstieg die Treppe am Schulgebäude und drang in den unteren Schulsaal. Auch wurde die Kirche mit Wasser angefüllt. Infolgedessen fast alle Kirchenstühle und Bänke gehoben und umgeworfen wurden.
Am 28.Februar Nachmittags versammelten sich auf ergangene Aufforderung viele Pfarreingesessene Männer und Frauen in der Kirche, um das Wasser vermittels der Feuerspritzen aus der Kirche zu entfernen und eine gründliche Reinigung der Kirche vorzunehmen. Der Gottesdienst mußte 1 ⅓ Monat lang in der alten Kirche abgehalten werden.

Cornelimünster, den 13.Februar 1907; der Bürgermeister, Esser



1907

Bevölkerung
1907mw
Population4313
Geburten75800 unehelich
Todesfälle31300 über 90
Trauungen23
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
Brot23Kilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1905 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4091 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1908 im Oktober 1907 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4313 Personen gegen 4289 im Vorjahre, sodaß die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 24 zugenommen hat.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1907 wurden lebend geboren: 75 männliche, 80 weibliche, in Summa 155 Personen.
Im Vorjahre waren 161 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 84 männliche und 77 weibliche.
Es kamen 2 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen eine im Vorjahre.
Es starben: 31 männliche und 34 weibliche im Jahre 1906.
Standesamtliche Heiraten erfolgten 23 gegen 33 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1907 zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813214616017623227630002,404Frei
Personen21515766562222178115416 6631211111322312438

IV FINANZEN

Die Umlage pro 1907 betrug 150% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 190% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1908 sind nach dem Etatsentwurfe 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.
Zur Bestreitung der Kosten des Anbaues an das Forsthaus Venwegen wurde bei der Landesbank der Rheinprovinz im Darlehen von 5.500 Mark aufgenommen.

V. KIRCHEN-SCHULWESEN

An die Stelle der am 1.April 1907 nach Brand versetzten Lehrerin Mohr zu Breinig trat mit gleichem Tage die Lehrerin Johanna von der Weiden aus Büsbach. Der Gemeindelehrer Peltzer wurde mit dem 1.April an das Lehrerseminar in Düren versetzt, der Seminarlehrer Jakob Zilliken von Lützerath trat an seine Stelle.
Der Präparandenlehrer Johann Rippert ist nach Odenkirchen versetzt, und die hier vorhandene Präparandenschule aufgelöst worden. Die bisherigen Präparanden werden in einem Seminar Nebenkursus weitergebildet. Den Unterricht erteilt der von Odenkirchen zugezogene Seminarlehrer Anton Kaiser.
Der Seminarlehrer Grimm wurde mit dem 25.September 1907 nach Siegburg versetzt und trat am 1.November 1907 der Seminardirektor Dr. von der Fuhr an seine Stelle.
Der Seminar Oberlehrer Nellessen ist am 1.Januar 1908 in den Ruhestand getreten. Ihm wurde der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Am 25.November 1907 wurde der Vikar Albert Pickarek zu Cornelimünster nach Barmen versetzt; bis jetzt ist noch kein neuer Vikar für Cornelimünster ernannt.
Der Unterricht an der mit März 1907 wieder ins Leben getretenen Fortbildungsschule zu Breinig wird seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Architekten William Wöhler zu Cornelimünster erteilt.
Die Schule wurde von 76 Schülern besucht, wogegen in früheren Jahren nur 20 Schüler an dem Unterrichte teilnahmen.
Seit dem 9.Januar @. findet in Breinig ein Kursus der Haushaltungs- und Kochschule des Landkreises Aachen statt, an welchem 22 Schülerinnen /: 14 aus Breinig, 8 aus der Gemeinde Walheim:/ teilnehmen. Der Kursus dauert 3 Monate.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war ein zufriedenstellender. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht. Es kamen auch vereinzelte Fälle von Dyphterie und Scharlach vor, auch war ein Todesfall an Typhus zu verzeichnen.
Viehseuchen haben während des Jahres 1907 nicht geherrscht; es verendeten nur wie in früheren Jahren mehrere Stück Rindvieh an Milz- bezw. Rauschbrand.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Die Heuernte, die im Jahre 1906 sehr gut ausgefallen war, konnte auch in diesem Jahre noch als eine zufriedenstellende bezeichnet werden.
Auch ließ die Getreideernte nicht viel zu wünschen übrig. Die Kartoffelernte war eine reichliche. Die Viehpreise sind gegen das Vorjahr etwas gesunken.
Für einen Teil der Gemarkung Breinig ist die Zusammenlegung der Grundstücke angeregt worden, jedoch ist es noch sehr zweifelhaft, ob die Angelegenheit zur Durchführung gelangt. war 1960 noch nicht durchgeführt

VIII HANDEL und GEWERBE

Die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen sowie Brauereien erfolgte ohne wesentliche Veränderung, nur in den Wintermonaten ließ die Tätigkeit wie gewöhnlich nach. Adam Thelen und Wilhelm Hoven beschäftigten in ihren Betrieben eine Anzahl galizischer Arbeiter.
Die mit April 1907 in Betrieb genommene Kunstwollfabrik der Firma R.Lupke u. Co zu Brand hat volle Beschäftigung, es arbeiten daselbst ca. 50 Personen.
Die Bierbrauerei der Firma Josef Schmitz hierselbst ist in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden.
Der Erzbergbau der Grube Cornelia zu Breinigerheide wird ohne wesentliche Veränderung weitergeführt.
Ebenfalls führt die Firma J. van Gülpen den Betrieb unverändert weiter. Diese errichtete einen neuen Fabrikschornstein.
Das Sägewerk der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei und Zinkfabrikation zu Münsterau ist in den Besitz der Gebr. Schüler zu Gelsenkirchen übergegangen und wird der Betrieb unverändert weitergeführt.
Die Firma Peter Krings zu Breinig hat nach dem am 10.Oktober 1906 stattgehabten Brande die Arbeitsräume ihres Sägewerks bedeutend vergrößert.
Zu dem am 28.Mai 1907 abgehaltenen Viehmarkte waren nur 3 Kühe aufgetrieben. Zum Herbstviehmarkte waren dagegen 74 Kühe, 208 Schweine, 3 Schafe, 1 Pferd, 1 Ochse, 4 Bullen und 53 Rinder aufgetreten.

IX GEMEINDEVERWALTUNG

Josef Lausberg zu Cornelimünster hat das Amt als Schiedsmann wegen seines hohen Alters niedergelegt und wurde der Kaufmann Johann Radermacher zu Cornelimünster als Schiedsmann und zu seinem Stellvertreter der Steinhauermeister Peter Jacob Hennecken zu Breinig gewählt.
Kaspar Pingen zu Venwegen ist auf weitere 6 Jahre zum Dorfvorsteher von Venwegen ernannt worden.
Der Gemeindeempfänger Engelen wurde endgültig angestellt.
Der Nachtwächter und Vollziehungsbeamte Wilhelm Strang zu Cornelimünster legte sein Amt nieder und trat an dessen Stelle der bisherigen Tagelöhner Simon Kreischer zu Cornelimünster.
Der Beigeordnete Kaldenbach zu Breinig legte in Folge seines hohen Alters des Amt als Beigeordneter nieder. Die Verhandlungen für die Wiederbesetzung der Stelle schweben noch.

X. BAUTEN

Im Jahre 1907 wurden 24 Bauerlaubnisse erteilt.
Hiervon entfallen auf Cornelimünster 11, auf Breinig 6, Breinigerheide 2 und Breinigerberg 5.
Die Kleinbahnstrecke Cornelimünster-Walheim ist seit dem 1.Mai 1907 in Betrieb.
Im Laufe des Sommers 1907 wurde die Straße in Cornelimünster seitens der Provinzialverwaltung neu gepflastert.
An dem Forsthause zu Venwegen wurde ein Anbau errichtet.
Im September 1907 ist mit den Arbeiten zum Ausbau des zweiten Gleises auf der Eisenbahnstrecke Stolberg-Walheim begonnen worden. Die Arbeiten werden emsig gefördert.
Seitens des Landkreises Aachen ist der Bau einer Kreiswasserleitung geplant und hat unter den meisten anderen Gemeinden auch die Gemeinde Cornelimünster den Anschluß beschlossen. Es soll zu diesem Zwecke bei Roetgen im Dreilägerbach eine Talsperre gebaut und die Anlage mit dem Jahre 1911 in Betrieb genommen werden.

XI. VERSCHIEDENES

Am 31.August und 1.September war die Ortschaft Breinig und am 19. und 20.September sämtliche Ortschaften der Gemeinde mit Einquartirung belegt.
Der Kriegerverein Cornelimünster feierte am 1.September 1907 sein 35 jähriges Stiftungsfest verbunden mit der feierlichen Überreichung des von Sr. Majestät dem Kaiser Allerhöchst verliehenen Fahnenschmuckes.
Am 12.Juni 1907 fand eine Berufs und Betriebszählung statt. Es wurden hierbei 846 Haushaltungslisten, 561 Land- und Forstwirtschaftskarten, 6 Gewerbebogen und 289 Gewerbeformulare ausgefüllt.
Die Zahl der ortsanwesenden Bevölkerung betrug 4289. Am 2.Dezember 1907 fand eine allgemeine Viehzählung statt. Nach dem Ergebnis derselben sind in der hiesigen Gemeinde 460 viehbesitzende Haushaltungen 108 Pferde, 1482 Stück Rindvieh, 17 Schafe, 1137 Schweine, 205 Ziegen, und 5107 Stück Federvieh vorhanden. Es wurden 25 Bienenstöcke gezählt.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Unglücksfälle mit tötlichem Ausgange kamen im Jahre 1907 innerhalb der hiesigen Gemeinde nicht vor.
Am 7.Mai 1907 brannten die Gebäulichkeiten der Witwe Heinrich Schrödeler zu Breinigerberg bis auf die Unfassungsmauern nieder.
In den Gebäulichkeiten des Johann Berretz von Breinig entstand am 21.Juni 1907 Feuer wodurch diese ebenfalls bis auf die Umfassungsmauern niederbrannten.
Am 15.August 1907 entstand in den Gebäulichkeiten des Peter Müller zu Breinigerberg Feuer, wodurch das Dach des Anbaues vernichtet und das Obergeschoß beschädigt wurde.
Bei dem Wirten Heinrich Kratzenberg zu Venwegen brach am 19.März @. in einem Zimmer der I. Etage Feuer aus, das jedoch nur geringen Schaden anrichtete und in kurzer Zeit gelöscht war.
Auch kamen im Jahre 1907 mehrere kleine Zimmerbrände vor.

Cornelimünster, den 24.März 1908; in Vertretung der Beigeordnete, Quadflieg



1908

Bevölkerung
1908mw
Population4449
Geburten88740 unehelich
Todesfälle35290 über 90
Trauungen15
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde112
Rindvieh1565
Schaafe22
Ziegen
Schweine982
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1905 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4091 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1909 im Oktober 1908 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4449 Personen gegen 4313 im Vorjahre.
Die Bevölkerung der Gemeinde ist mithin innerhalb des letzten Jahres um 136 gestiegen.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1908 wurden lebend geboren: 88 männliche, 74 weibliche, in Summa 162 Personen.
Im Vorjahre waren 155 Lebendgeburten zu verzeichnen und zwar 75 männliche und 80 weibliche.
Es kam 1 männliche und 1 weibliche Totgeburt vor gegen 2 männliche und 2 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 31 männliche, 30 weibliche im Jahre 1907.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 15 gegen 23 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Es wurden pro 1908 zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 1041181321461762323003303606607002,404Frei
Personen2501681036227231612105114 123311111111334240527

IV FINANZEN

Die Umlage pro 1908 betrug 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1909 sind nach dem Etatsentwurfe 240% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 260% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht. Zur Deckung der im Jahre 1908 entstandenen Fehlbeträge wurde bei der Kreis Spar und Darlehenskasse zu Aachen ein Darlehen von 5.000 Mk. aufgenommen.

V. KIRCHEN & SCHULWESEN

An die Stelle des am 1.Mai 1908 nach Eschweiler versetzten Lehrerin Sommer zu Breinig, trat mit gleichem Tage die Lehrerin Helene Gilles aus Raeren-Brandenburg. Die Lehrerin Therese Peters zu Venwegen wurde mit dem 1.Mai 1908 endgültig angestellt. Desgleichen wird die Lehrerin Johanna von der Weiden mit dem 1.April 1909 endgültig angestellt.
Ein Wechsel unter den Geistlichen hat im Jahre 1908 nicht stattgefunden.
Am 1.Mai 1908 wurde der Präparandenlehrer Anton Kaiser nach Wipperfürth versetzt. An seine Stelle trat der kommissarische Seminarlehrer Hermann Leggewie aus Essen.
Der Seminarlehrer Nellessen ist am 1.Januar 1908 in den Ruhestand getreten. Ihm wurde der Rote Adlerorden IV Klasse verliehen. Seine Stelle übernahm am 1.Juli 1908 der Seminarlehrer Jos. Götting aus Elten.
Die Fortbildungsschule zu Breinig wurde im Jahre 1908 von 67 Schülern besucht. Der Unterricht wurde auch in diesem Jahre seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Bautechnikers William Wöhler zu Cornelimünster erteilt.

VI MEDIZINAL und VETRINÄRWESEN

Am 1.Oktober 1908 übernahm der Apotheker Rudolf Böltink aus Bocholt i. W. die dem Wilhelm Uhlrich gehörige Apotheke.
Der Gesundheitszustand unter den Menschen war ein zufriedenstellender. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht. Es kam nur ein Fall von Dyphterie vor.
Viehseuchen haben während des Jahres 1908 nicht geherrscht. Es verendeten nur wie in früheren Jahren mehrere Stück Rindvieh an Milz- bezw. Rauschbrand.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Die Heuernte ist im Jahre 1908 ziemlich gut ausgefallen. Dagegen ließ die Getreideernte, welche durch den vielen Regen sehr gelitten hatte, viel zu wünschen übrig. Die eingeernteten Kartoffel zeigten viel Fäulnis und muß daher die Kartoffelernte, zumal auch wegen der geringen Ertrages als eine ungünstige bezeichnet werden.
Wesentliche Änderungen in den Viehpreisen sind gegen das Vorjahr nicht eingetreten.

VIII HANDEL und GEWERBE

Die Tätigkeit in den Steinbrüchen und Kalköfen sowie Brauereien erfolgte ohne wesentliche Veränderungen in den Wintermonaten ließ die Tätigkeit wie gewöhnlich nach.
In den Steinbrüchen von Adam Thelen und Wilhelm Hoven wurde während des Sommers eine Anzahl galizischer Arbeiter beschäftigt.
Die hiesige Kunstwollfabrik der Firma R.Lupke & Co zu Brand hatte genügende Beschäftigung.
Dagegen wurde der Erzbergbau der Grube Cornelia zu Breinigerheide wegen der schlechten Konjunktur stillgelegt.
Der Betrieb in den Sägewerken der Firma Peter Krings zu Breinig und der Gebr. Schüler in Münsterau war wegen des schlechten Geschäftsganges ein flauer.
In der Weberei der Firma J. van Gülpen und in der Kettenfabrik der Firma Wirths Bach & Co wurde der Betrieb unverändert weitergeführt.
Zu dem am 16.Juni 1908 abgehaltenen Viehmarkte war kein Vieh, dagegen zum Herbstviehmarkte waren 60 Kühe, 164 Schweine, 3Pferde, 2 Stiere und 50 Rinder aufgetrieben.

IX Gemeindeverwaltung

An Stelle des Beigeordneten Kaldenbach zu Breinig der wegen seines hohen Alters sein Amt niederlegte, wurde der Landwirt Peter Schnitzler zu Breinigerheide ernannt.
Am 24.Juli 1908 beschloß der Gemeinderat die Anstellung eines Gemeindesekretärs und wurde der auf dem hiesigen Bürgermeisteramte beschäftigte Josef Soldierer aus Breinig gewählt.
Auch wurde der Gasmeister Wilhelm Mertens mit Beamteneigenschaft angestellt.
Am 19.November 1908 fanden die regelmäßigen Ergänzungswahlen zum Gemeinderate statt.

X. BAUTEN

Im Jahre 1908 wurden 30 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 12, auf Breinig 13, Breinigerheide 3 und Breinigerberg 2.
Die Arbeiten zum Ausbau des II. Gleises der Eisenbahnlinie Stolberg-Walheim sind auf der Strecke Walheim-Schlausermühle fertig gestellt, auf der anderen Strecke werden die Arbeiten weitergeführt.

XI. VERSCHIEDENES

Am 27.Juli 1908 war die Ortschaft Breinig mit Einquartirung belegt.
Den Eheleuten Theodor Müller zu Breinig wurde aus Anlaß ihres 50 jährigen Ehejubiläums ein Gnadengeschenk Allerhöchst verliehen.
Am 1.Dezember 1908 fand eine allgemeine Viehzählung statt. Nach dem Ergebnis derselben sind in der hiesigen Gemeinde 368 Viehbesitzende Haushaltungen, 112 Pferde, 1565 Stück Rindvieh, 22 Schafe und 922 Schweine vorhanden.
Die Gendarmenstation in Cornelimünster wurde am 1.April 1908 von dem Fußgendarm Wilhelm Stage besetzt.
Am 11.Februar 1909 fand hier die diesjährige Pferdevormusterung statt.
Dem langjährigen Beigeordneten Rentner Tillmann Kaldenbach zu Breinig wurde der königl. Kronenorden IV. Klasse verliehen.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 4.April 1908 entstand in der Backstube des Bäckers Theodor Hamacher hierselbst in einer Papierkiste auf unaufgeklärte Weise Feuer, welches in kurzer Zeit gelöscht wurde. (Markt 61)
Am 15.April 1908 brannten Scheune und Stall des Maurers Peter Ganser zu Breinig bis auf die Umfassungsmauern nieder.
Am 19.September 1908 entstand in den Gebäulichkeiten des Fuhrmanns Johann Korr zu Breinigerheide Feuer, wodurch diese (Auf der Heide 36) bis auf die Umfassungsmauern zerstört wurden.
In der Nacht vom 18. zum 19.Oktober 1908 brach in der Scheune der Wwe. Mathias Jacobs zu Breinig Feuer aus, welches rasch an Umfang gewann und die Gebäulichkeiten der Ww. Jacobs, des Wirthen Wilhelm Dautzenberg und des Kleinhändlers Arnold Niessen eingeäschert wurden.
Am 1.Februar 1909 entstand in einem Zimmer des Postschaffners Ferdinand Kloubert zu Cornelimünster Feuer, wodurch verschiedene Möbelstücke beschädigt wurden und ein drei Monate altes Kind des Kloubert erstickte. Außerdem waren im Jahre 1908 noch verschiedene kleine Zimmerbrände zu verzeichnen.
Am Abend des 23.Februar 1909 fiel der Tagelöhner Nikolaus Bein aus Cornelimünster in angetrunkenem Zustande auf dem Wege zur Klause eine Mauer hinunter, infolgedessen er nach mehreren Stunden starb.
Der Steinbrucharbeiter Leonard Görres aus Niederforstbach beschäftigt im Betriebe von Adam Thelen hierselbst, fiel aus einer Höhe von 8 Meter hinunter, wodurch er sich eine schwere Verletzung des Rückgrades zuzog.

Cornelimünster, den 22.März 1909; der Bürgermeister, Esser



1909

Bevölkerung
1909mw
Population228521984483
Geburten87732 unehelich
Todesfälle47410 über 90
Trauungen28
geimpfte Kinder222
Liniendienst21 Mann
Elementarschüler384375
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde102
Rindvieh1514
Schaafe27
Ziegen
Schweine1016
Viehhalter367
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen10
Roggen55
Gerste5
Hafer110
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 64
Preise
PREISEMPfgpro
Heu45050kg
Stroh25050kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter250Kilogramm
Schwarzbrot22Kilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut3200
mittelmäßig2400
schlecht1600
Wiesen- und Weideland
gut3350
mittelmäßig2500
schlecht1650

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1905 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4091 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1910 im Oktober 1909 erfolgte Personenstands Aufnahme ergab eine Seelenzahl von 4483 Personen gegen 4449 im Vorjahre. Die Bevölkerung der Gemeinde ist mithin innerhalb des letzten Jahres um 44 gestiegen.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1909 wurden: 87 männliche, 73 weibliche, in Summa 160 Personen lebend geboren.
Im Vorjahre waren 162 Lebendgeburten und zwar 88 männliche und 74 weibliche, zu verzeichnen.
Es kamen 1 männliche und 3 weibliche Totgeburten vor, gegen 1 männliche und 1 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 47 männliche, 41 weibliche, = 88 Personen gegen 35 männliche, 29 weibliche im Jahre 1908.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 28 gegen 15 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Pro 1909 wurden zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 691216212631364452608092104 1181321461761922522763904206302,404Frei
Personen264172103624229101397454 22211111111279318491

IV FINANZEN

Die Umlage pro 1909 betrug 240% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 260% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1910 sind nach dem Etatsentwurfe die gleichen Umlage% zur Erhebung in Vorschlag gebracht. Der Haushaltsplan pro 1910 ist auf 123.400 Mark in Einnahme und Ausgabe festgestellt.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Vikar Johann Rings aus Siegburg wurde mit dem 1.April 1909 zum Vikar für Breinig ernannt. Diese Vikarstelle war seit dem Jahre 1900 unbesetzt.
Die Heiligtumsfahrt in Cornelimünster, welche in der Zeit vom 11. bis 25.Juli stattfand, wurde sehr stark besucht. Nach den stattgehabten Zählungen kamen auf Bahnhof Cornelimünster 38915, Bahnhof Breinig circa 10000, mit der Kleinbahn von Aachen 49404, von Eynatten 8507 Personen an, in Summe 106826 Personen. Eine Zählung der auf dem Landwege nach Cornelimünster gekommenen Personen hatte nicht stattgefunden.
Der Hauptlehrer Loehr in Breinig war vom 1.Juli bis Ende September wegen Erkrankung beurlaubt und wurde durch die Schulamtsbewerberin Gertrud Hanke aus Aachen vertreten.
Mit dem 15.Dezember wurde der Pfarrer und Ortsschulinspektor Hubert Schyns aus Venwegen nach Waldenrath Kreis Heinsberg versetzt, an dessen Stelle trat der bisherige Rektor Heinrich Brands aus Oberforstbach.
Die Fortbildungsschule zu Breinig besuchten im Jahre 1909 - 45 Schüler, der Unterricht, wurde wie bisher seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Bautechnikers William Woehler zu Cornelimünster erteilt.
Am 22.März feierte Josef Schmitz, Sohn des Hubert Schmitz in Breinigerheide seine Primiz. Er wurde nach Rheydt berufen.
Im Laufe des Monats September wurden in den umgebauten Gebäulichkeiten des früheren Armenhauses in Cornelimünster eine Klein-Kinderbewahrschule und eine Handarbeitsschule eröffnet, welche von den Schwestern des Herz-Jesu-Klosters geleitet werden. Beide Schulen erfreuen sich eines regen Besuches.
Die hiesigen Volksschulen besuchten 629 Kinder, davon entfielen auf Cornelimünster 126 /: 130 Knaben besuchten die Seminarübungsschule:/ Breinig 395 und Venwegen 108.
Es unterrichteten 4 Lehrer und 6 Lehrerinnen, davon 2 Lehrerinnen in Cornelimünster, 3 Lehrer und 3 Lehrerinnen in Breinig und 1 Lehrer und 1 Lehrerin in Venwegen.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war ein zufriedenstellender. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht. Es kamen fünf Fälle von Typhus und zwei von Scharlach vor.
Desgleichen haben Viehseuchen nicht geherrscht, wie in früheren Jahren verendeten nur einige Stück Rindvieh an Milz- bezw. Rauschbrand.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Im Berichtsjahre war die Lage der Landwirtschaft im Allgemeinen wenig befriedigend.
Durch die in den Monaten Mai und Juni herrschende Trockenheit wurde die Heu- und Getreideernte sehr benachteiligt; dagegen fielen die Roggen, sowie die Kartoffelernte zufriedenstellend aus.
Die Viehpreise sind gegen das Vorjahr etwas gestiegen.

VIII. HANDEL und GEWERBE

In den Steinbrüchen und Kalkwerken sowie Brauereien und Dampfsägewerken wurde der Betrieb ohne wesentliche Veränderungen weitergeführt. Doch ließ die Tätigkeit in den Wintermonaten wie gewöhnlich etwas nach.
Die Firma Siepen & Berretz in Breinig stellte mit Juni 1909 ihren Steinbruchbetrieb ein.
Im gleichen Monate nahm die Gewerkschaft Cornelia in Breinigerheide den Erzbergbau wieder auf.
In der hiesigen Kunstwollfabrik der Firma R.Lupke et Cie zu Brand wurden zur Erledigung der Aufträge Nachtschichten eingelegt.
Die Firma J. van Gülpen in Aachen stellte mit dem 31.Dezember 1909 in ihrer hierselbst (Bleihütte) gelegenen Weberei die Arbeit ein; dieselbe soll auch voraussichtlich nicht wieder aufgenommen werden, da die Firma jetzt den gesamten Betrieb nach Büsbach verlegt hat.

IX. GEMEINDE VERWALTUNG

Im letzten Jahre sind Veränderungen bei den Verwaltungsbehörden nicht vorgekommen.

X. BAUTEN

Im Jahre 1909 wurden 19 Bauerlaubnisse erteilt; hiervon entfallen auf Cornelimünster 9, Breinig 6, Breinigerheide 2 und Breinigerberg 2. Es wurden 28 Neubauten ausgeführt.
Die Arbeiten zum Ausbau des II. Gleises der Eisenbahnstrecke Stolberg-Walheim wurden in der hiesigen Gemeinde fertig gestellt, und fand am 21.September 1909 die landespolizeiliche Abnahme der Strecke Walheim-Breinig statt und am 1.Oktober die Eröffnung des Betriebes dieser Strecke.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 22.Juli spielten mehrere Kinder von Cornelimünster auf der Straße mit Streichhölzern. Hierbei gerieten die Kleider des 5 jährigen Josef Theis, Sohn von Peter Theis, in Brand, wodurch das Kind so schwere Brandwunden erlitt, daß es bald darauf im Krankenhause Aachen-Forst starb.

XII. VERSCHIEDENES

Am 11.April 1909 entstand in dem in der hiesigen Gemeinde gelegenen Teile des Gemeindewaldes von Büsbach Feuer, wodurch der Holzbestand einer Fläche von 57 ha vernichtet wurde.

Am 21.Juli wurde im Dorfferfeld der 9 Jahre alte Wilhelm Arnold Haller aus Dorff von dem Tagelöhner Johann Cornelius Niederau aus Cornelimünster ermordet. Das Schwurgericht zu Aachen verurteilte in der Sitzung vom 18/19 Februar 1910 den Niederau wegen Mordes zum Tode und wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 7 Jahren Zuchthaus.

Den Feuerwehrleuten, Brandmeister, Gastwirt und Schlossermeisther Karl Souvignier, Gastwirt und Klempnermeister Damian Tau und Schneidermeister Johann Cremer aus Cornelimünster wurde aus Anlaß ihrer 25 jährigen Mitgliedschaft zur hiesigen Feuerwehr das "Erinnerungszeichen für Verdienste um das Feuerlöschwesen" verliehen und am 16.August durch den Herrn Landrat Pastor persönlich überreicht.
Zu dem am 27.September stattgehabten Viehmarkte in Cornelimünster waren 40 Kühe, 179 Schweine, 2 Schafe, 1 Fohlen und 21 Rinder aufgetrieben.
In der Nacht vom 14. auf den 15.August brannten Stall und Waschküche des Fabrikarbeiters Peter Wagener zu Breinigerheide nieder.
Am 22.Oktober beging der Männer Gesang Verein Breinig sein 40. Stiftungsfest, verbunden mit einem nationalen Gesangwettstreit.
Am 1.Dezember fand eine außergewöhnliche Viehzählung statt, nach deren Ergebnis in der Gemeinde Cornelimünster 367 Viehhaltende Haushaltungen, 102 Pferde, 1514 Stück Rindvieh, 27 Schafe und 1016 Schweine vorhanden sind.
Aus Anlaß ihres 50 jährigen Ehejubiläums erhielten die Eheleute Johann Hubert Comuth und Maria Theresia geborene Creutz in Cornelimünster die Ehejubiläums Medaille.
Dem Bürgermeister außer Diensten, Ludwig Giesen in Cornelimünster wurde anläßlich (Nr. 75) des Jubiläums des "Aachener Vereins zur Befoerderung der Arbeitsamkeit", dessen Kassierer p. Giesen ist, der königl. Kronenorden IV. Klasse verliehen.
Den Eheleuten Johann Grendel Fabrikarbeiter, (Nr. 33) und Maria Katharina geborene Schroeder zu Breinigerberg wurde am 15.Januar 1910 in ununterbrochener Reihenfolge und derselben Ehe der siebente Knabe geboren und ihnen gestattet, den Namen Sr. Majestät des Kaisers und Königs als Taufpaten in das Kirchenbuch eintragen zu lassen. Auch wurde ihnen eine Allerhöchstes Gnadengeschenk von 50 M. bewilligt.
Die im Vorjahre auf dem sogenannten "Schildchen" in Cornelimünster begonnenen Ausgrabungen römischer Bauten sind im Berichtsjahre fortgesetzt worden und haben wertvolle Funde zu Tage gefördert.
Der Landkreis Aachen pachtete die in Betracht kommenden Grundstücke von Hubert Loehrer aus Walheim, Johann Loehrer und Jakob Zeimers hierselbst mit Kaufrecht an und werden die Ausgrabungen unter Leitung des Professors Dr. Schmid in Aachen fortgesetzt.

Cornelimünster, den 15.März 1910; der Bürgermeister, Esser



1910

Bevölkerung
1910mw
Population4473
Geburten73672 unehelich
Todesfälle28260 über 90
Trauungen25
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde112
Rindvieh1576
Schaafe33
Ziegen
Schweine1209
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4459 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1911 im Oktober 1910 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4473 Personen gegen 4483 im Vorjahre. Die Bevölkerung der Gemeinde ist mithin innerhalb des letzten Jahres um 10 zurückgegangen.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1910 wurden 74 männliche, 66 weibliche, in Summa 140 Personen lebend geboren.
Im Vorjahre waren 160 Lebendgeburten und zwar 87 männliche und 73 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 2 männliche und 1 weibliche Totgeburten vor, gegen 1 männliche und 3 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 28 männliche, 29 weibliche, = 57 Personen gegen 47 männliche, 41 weibliche im Jahre 1909.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 25 gegen 28 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Pro 1910 wurden zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 1041181241321461602322763003306002,404Frei
Personen245164106614437129143214 117112111111353308495

IV FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1910 215% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 235% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1911 sind nach dem Etatsentwurfe 220% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze 240% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Pfarrer Brands zu Venwegen wurde durch Verfügung der kgl Regierung vom 12.Februar 1910 mit der Ortsschulaufsicht über die Schule in Venwegen beauftragt.
Die Lehrerin Helene Gilles in Breinig ist vom 1.Mai 1910 ab endgültig angestellt worden.
Der Lehrer Wilhelm Schmitz aus Venwegen wurde am 1.Oktober 1910 als Hauptlehrer nach Oberforstbach berufen und mit der einstweiligen Verwaltung der vakanten Lehrerstelle der Schulamtsbewerber Peter Kutsch aus Freund bei Brand beauftragt.
Am 1.April 1911 wid der Lehrer Haller aus Krekel die Stelle endgültig übernehmen.
Der Seminarlehrer Michael Klinkhammer wurde am 1.Juli 1910 nach Ratingen versetzt, an seine Stelle trat der Seminarlehrer Peter Kind aus Ratingen.
Mit Herbst 1910 fiel der am hiesigen kgl. Lehrerseminar bestehende Präparandennebenkursus fort und der Präparandenlehrer Hermann Leggewie verzog nach Wittlich.
Der Seminar Musiklehrer Jakob Zilliken übernahm am 1.Dezember 1910 eine gleiche Stelle am kgl. Lehrerseminar in Fulda an seine Stelle trat der bisherige Musiklehrer Johann Frickel aus Volwinkel.
Die Fortbildungsschule zu Breinig besuchten im Jahre 1910 41 Schüler. Der Unterricht wurde wie bisher seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Bautechnikers William Wöhler zu Cornelimünster erteilt.
Die hiesigen Volksschulen besuchten 637 Kinder. Davon entfielen auf Cornelimünster 135, Breinig 396 und Venwegen 106; außerdem besuchten 128 Knaben aus Cornelimünster die Seminar Übungsschule.
Es unterrichteten 4 Lehrer und 6 Lehrerinnen.

VI MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war ein zufriedenstellender.
Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht. Es kamen nur 2 Fälle von Dyphterie, 1 von Typhus und 8 von Scharlach vor.
Am 25.Mai 1910 erkrankte ein Hund des Landwirten Simon Kreischer zu Schlausermühle bf Cornelimünster unter tollwutverdächtigen Erscheinungen. Nachdem er den Kreischer selbst und den elfjährigen Knaben Peter Queins von Schlausermühle gebissen hatte, wurde er auf Anordnung des Kreistierarztes getötet. Die Untersuchung des Kopfes und Halses des Hunds im kgl. Institut für Infektions Krankheiten zu Berlin ergab Tollwut.
Aus Anlaß der vielen in Aachen und Umgegend vorgekommenen Tollwutfälle verhängte der Herr Regierungspräsident am 3.November 1911 über die Kreise Aachen-Stadt, Aachen-Land, Eupen und Montjoie für 3 Monate die Hundesperre, welche späterhin noch bis zum 23.März verlängert wurde.
Im Monate Januar 1911 brach nach und nach in den Kreisen Aachen-Stadt, Aachen-Land, Jülich, Geilenkirchen und Heinsberg die Maul- und Klauenseuche aus.
Die hiesige Gemeinde ist bis jetzt von der Seuche verschont geblieben.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Im Berichtsjahre war die Lage der Landwirtschaft im Allgemeinen wenig befriedigend.
Die Heuernte, die dem üppigen Graswuchse nach zu urteilen gut auszufallen versprach, wurde durch die vielen Regenfälle sehr erschwert und konnte der Landmann nicht vermeiden, daß ein großer Teil Heu verdarb oder doch in der Qualität bedeutend minderwertiger wurde.
Auch hatte die Getreideernte unter dem Regen viel zu leiden und muß namentlich die Haferernte als ungünstig bezeichnet werden, da der Hafer teilweise infolge der Nässe in den Garben gekeimt hatte.
Die Kartoffeln, deren Ertrag nur ein mittelmäßiger war, zeigten ebenfalls infolge des nassen Sommers viel Fäulnis und stehen aus diesem Grunde die Kartoffelpreise z. Zt. schon sehr hoch.
Auf den Vorschlag des Gemeinderaths wurde durch Erlaß des H. Oberpräsidenten vom 24.10.10 die
Aufhebung der am 2.Dienstage nach Pfingsten in Cornelimünster anstehenden, bedeutungslos gewordenen Viehmarktes und die Einrichtung eines solchen in Breinig für den 1.Dienstag nach dem 1.Mai d. Js. für zunächst drei Jahre genehmigt.

VIII HANDEL und GEWERBE

In den Steinbrüchen, Kalköfen, Brauereien und Dampfsägewerken wurde der Betrieb ohne wesentliche Veränderung weitergeführt. Doch ließ die Tätigkeit in den Wintermonaten wie gewöhnlich etwas nach.
Die Firma Wirths, Bach & Cie, Metallwarenfabrik zu Nachtigällchen erhielt die Erlaubnis, zur Erledigung der Aufträge an verschiedenen Tagen des Monats Juni 40 Arbeiterinnen über 16 Jahre eine Stunde länger als durch die Reichsgewerbeordnung vorgeschrieben, zu beschäftigen.
Der Fabrikant Carl Funke zu Aachen richtete am 29.Juni 1910 in den zu Cornelimünster gelegenen, von ihm gepachteten Fabrikräumen der Firma J. van Gülpen zu Aachen, eine Zwirnerei und Garnöffnerei ein.
Die Gesellschaft Cornelia in Breinigerheide hat eine wesentliche Verbesserung ihres Betriebs geplant. Sie beabsichtigt bedeutend tiefere Schächte anzulegen und Maschinen aufzustellen, um metl. Silbererz zu gewinnen. Zur Zeit ist sie mit der Anlage eines Pungenschachtes beschäftigt.
Die Gemeinde hat aus diesem Anlaß mit der Gewerkschaft einen neuen Vertrag für die Benutzung der Breinigerheide abgeschlossen.

IX. GEMEINDE VERWALTUNG

Im letzten Jahre sind Personalveränderungen bei der Gemeindeverwaltung nicht vorgekommen.

X. BAUTEN

Im Jahre 1910 wurden 23 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfielen auf Cornelimünster 8, Breinig 8, Breinigerheide 4 und Breinigerberg 3.
Die Legung des Hauptrohres für die Wasserleitung ist in der Ortschaft Cornelimünster erfolgt und wird in nächster Zeit in den übrigen Ortschaften mit den Rohrverlegungsarbeiten begonnen werden.
Der Kreistag beschloß in seiner Sitzung vom s. II. 1911 den Ausbau der Kleinbahnlinie Cornelimünster-Breinig.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 31.März 1910 geriet der 16 jährige Holzarbeiter Heinrich Josef Wolf aus Mausbach im Dampfsägewerk der Gebrüder Schüler in Münsteraue in eine Transmissionwelle, wodurch er einen komplizierten Bruche des linken Unterschenkels mit totaler Verrenkung des Fußgelenkes erlitt. Derselbe starb gleich nach seiner Überführung in das Bethlehem Hospital zu Stolberg.

XII. VERSCHIEDENES

Der Kreiskriegerverband Aachen-Land feierte am 10.Juli 1910 in Breinig sein Bezirksfest.
In der Nacht vom 4. zum 5.Juni 1910 schlug der Blitz in das Wohnhaus des Schustermeisters Wilhelm Bartholomäus Beissel zu Breinig ein, außer der Beschädigung des Wandputzes, einer Tür und eines Fensterrahmens wurde kein Schaden angerichtet. In derselben Nacht wurden dem Franz Arnold Motter in Schützheide 2 Rinder auf der Wiese erschlagen.
Der wegen des am 21.Juli 1909 an dem Knaben Wilhelm Arnold Haller aus Dorff begangenen Lustmordes zum Tode verurteilte 35 jährige Tagelöhner Johann Kornelius Niederau aus Cornelimünster, wurde am 12.Mai 1910, Vormittags 7 Uhr auf dem Gefängnishofe in Aachen hingerichtet. Derselbe gestand
in letzter Stunde noch ein am 18.Mai 1906 Scheune und Stall des Ackerers Johann Löhrer in Cornelimünster in Brand gesteckt zu haben.
Die Ausgrabungen römischer Bauten sind im Berichtsjahre fortgesetzt worden und haben wertvolle Funde zu Tage gefördert. Der Landkreis Aachen kaufte die in Betracht kommenden Grundstücke von Hubert Löhrer aus Walheim, Johann Löhrer und Jakob Zeimers aus Cornelimünster. Die Ausgrabungen stehen unter Leitung des Geheimen Regierungsraths Professor Dr. Schmid.
S. Exzellenz der Oberpräsident der Rheinprovinz Herr Freiherr von Schorlemer begleitet von dem Herrn Regierungspräsidenten Dr. von Sandt und den Herrn Landrat Pastor, besichtigte am 6.Juni @. die Ausgrabungen römischer Bauten bei Cornelimünster, die Pfarrkirche und das kgl. Lehrerseminar.
Am 1.Dezember 1910 fand wiederum eine allgemeine Volkszählung statt. Nach dieser Volkszählung betrug die Ortsanwesende Bevölkerung in Cornelimünster 4450 Personen gegen 4091 im Jahre 1905 der Zuwachs beträgt mithin 368.
Gleichzeitig fand auch eine außerordentliche Viehzählung statt, welche folgendes Ergebnis erbrachte:

Viehbestand
Viehstand19101909Zuwachs
Pferde11210210
Rindvieh1576151462
Schafe33276
Schweine12091016193

Cornelimünster, den 22.Februar 1911; der Bürgermeister, Esser



1911

Bevölkerung
1911mw
Population4501
Geburten68610 unehelich
Todesfälle45360 über 90
Trauungen20
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde110
Rindvieh1721
Schaafe34
Ziegen
Schweine1265
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine Ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1912 im Oktober 1911 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4501 Personen gegen 4473 im Vorjahre. Die Bevölkerung der Gemeinde ist mithin innerhalb des letzten Jahres um 28 gestiegen.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1911 wurden: 68 männliche, 61 weibliche, in Summa 129 Personen lebend geboren.
Im Vorjahre waren 140 Lebendgeburten und zwar 74 männliche und 66 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 3 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen 2 männliche und 1 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 45 männliche, 36 weibliche, = 81 Personen gegen 28 männliche, 29 weibliche, im Jahre 1910.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 20 gegen 25 im Vorjahre.

III. STEUERVERANLAGUNG

Pro 1911 wurden zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 1081321461601761922763004802,404Frei
Personen241175115764050161094321 1814211111297320404

IV FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1911 210% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 230% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1912 sind nach dem Etatsentwurfe 210% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 230% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Am 2.April @. starb im Krankenhause zu Aachen-Forst der Pfarrer Heinrich Höfges aus Breinig. Für die Pfarrerstelle ist der bisherige Rektor Rohe aus Cöln-Nippes ernannt worden.
Die feierliche Einführung fand am 2.Juli 1911 statt.
Der Vikar Rings, welcher die vakante Stelle verwaltet hatte, wurde kurze Zeit nach der Einführung des neuen Pfarrers nach Cöln-Riehl versetzt.
Am 1.Juni 1911 feierte der Hauptlehrer Löhr zu Breinig sein 50 jähriges Dienstjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde ihm der Kronenorden IV. Klasse verliehen.
Infolge eines Antrages der Einwohner von Breinigerberg hat der Gemeinderat sowie der Schulvorstand die Einrichtung einer Schulklasse in Breinigerberg beschlossen.
Die Fortbildungsschule zu Breinig besuchten im Jahre 1911 34 Schüler. Der Unterricht wurde wie bisher seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Bautechnikers William Wöhler zu Cornelimünster erteilt.
Die Volksschulen wurden von 683 Kindern besucht. Davon entfielen auf Cornelimünster 150, auf Breinig 418 und auf Venwegen 115 Kinder.
Außerdem besuchten 128 Knaben aus Cornelimünster die Seminar Übungsschule. Es unterrichteten 4 Lehrer und 6 Lehrerinnen.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war zufriedenstellend.
Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht. Es kamen 8 Fälle von Dyphterie, 7 von Lungen und Kehlkopftuberkulose, 2 von Scharlach und 3 von Typhus vor.
Am 28.Juni 1911 brach unter dem Rindviehbestand des Ackerers Wilhelm Hammel zu Cornelimünster die Maul- und Klauenseuche aus, welche sich nach und nach über alle Ortschaften der hiesigen Gemeinde verbreitete. Es wurden insgesamt 121 Gehöfte von der Seuche heimgesucht.
Infolge der dieserhalb verhängten Sperre und der im Sommer herrschenden großen und andauernden Dürre hatten die Viehbesitzer nicht bald zu überwindende Verluste und Nachteile. Gegen Mitte Oktober war die Seuche auf sämtlichen Gehöften erloschen und konnten die Sperrmaßregeln deshalb aufgehoben werden.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Im Berichtsjahre war die Lage der Landwirtschaft infolge der großen und anhaltenden Dürre des Sommers, durch welche der Nachwuchs auf den Wiesen vollständig ausblieb, wenig befriedigend.
Die Heu und Getreideernte, welche gut ausgefallen war, ging infolge der Trockenheit schnell von statten. Die Kartoffelernte jedoch wurde durch die anhaltende Trockenheit stark beeinträchtigt und kann nur als mittelmäßig bezeichnet werden.

VIII HANDEL und GEWERBE

Am 21.März 1911 brannte das Sägewerk des Jakob Krings zu Zweifall bis auf die Umfassungsmauern nieder. Anfangs September konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.
In den Steinbrüchen, Kalkwerken und Brauereien wurde der Betrieb ohne wesentliche Veränderung weitergeführt, doch ließ die Tätigkeit in den Wintermonaten wie gewöhnlich etwas nach.
Der Fabrikant Karl Funke zu Aachen, der in den zu Cornelimünstere gelegenen Fabrikräumen der Firma J. van Gülpen zu Aachen eine Zwirnerei und Garnöffnerei eingerichtet hatte, stellte den Betrieb am 23.3.1911 wieder ein. In denselben Räumen eröffnete die Firma Steins & Eischet am 8.4.1911 einen Reißerei u. Droussierereibetrieb, den sie jedoch auch am 16.12.1911 einstellte.

IX Gemeineverwaltung

Der Beigeordnete Quadflieg zu Cornelimünster ist für eine weitere 6 jährige Amtsdauer zum Beigeordneten der Gemeinde Cornelimünster ernannt worden.
Am 14. und 15.Dezember 1911 fanden die Ergänzungswahlen zum Gemeinderat statt.

X. BAUTEN

Im Jahre 1911 wurden 28 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 5, auf Breinig 15, auf Breinigerheide 1, auf Breinigerberg 3, auf Schützheide 2 und auf Münsteraue 2.
Die Rohrverlegungsarbeiten der Kreis Wasserleitung sind in der ganzen Gemeinde beendet und ist bereits mit der Lieferung von Wasser begonnen worden.
Am 11.März 1912 ist mit den Arbeiten für den Ausbau der Kleinbahnlinie Cornelimünster-Breinig begonnen worden.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

In der Nacht vom 16. zum 17.April 1911 brannten die Gebäulichkeiten des Wirten Peter Flink zu Breinigerberg bis auf einige Umfassungsmauern nieder.
Am 1.Mai 1911 spielte der zehnjährige Sohn Heinrich des Steinbrechers Christian Hoven zu Cornelimünster mit Sprengkapseln. Hierbei explodierte eine Sprengkapsel und riß ihm drei Finger der linken Hand ab. Der neben ihm stehende zehnjährige Stefan Laschet verlor hierbei das rechte Auge.
Am 29.Mai kam auf Grube Cornelia zu Breinigerheide der Maschinist Johann Sieven aus Breinig der Hochspannungsleitung zu nahe und wurde sofort getötet.
Am 12. Aug. brannten die Gebäulichkeiten des Steinbrechers Lorenz Breuer zu Breinig nieder.
Desgleichen am 3.September das Haus des Webers Johann Arnold Keischgens zu Venwegen.
Auch im Gemeindewalde von Cornelimünster kamen mehrere kleine Waldbrände vor. In dem im Gemeindebezirk Cornelimünster gelegenen Gemeindewalde von Büsbach brach am 11.9.1911 Feuer aus, welches sich infolge des starken Windes und der anhaltenden Trockenheit schnell verbreitete und eine Fläche von ca. 75 ha vernichtete.
Am 13.Januar 1912 benutzte der Maschinist Josef Schreiber aus Breinig den abends von Walheim kommenden Arbeiterzug. Da der Zug eine Strecke vor der Station Breinig hielt und kein Zeichen zum Aussteigen gegeben wurde, blieb Schreiber sitzen in der Meinung, der Zug werde an der Station noch einmal halten. Da der Zug aber nicht hielt, sprang Schreiber aus dem fahrenden Abteil, kam zu Fall und geriet unter die Räder, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Schreiber starb noch in derselben Nacht an den erlittenen Verletzungen.

XII VERSCHIEDENES

In der Nacht vom 30. zum 31.Mai 1911 wurden in der hiesigen Gegend mehrere teils leichtere, teils heftigere Erdstöße wahrgenommen.
Am 18.Oktober 1911 stattete seine Majestät Kaiser Wilhelm II. auf einer Automobilfahrt von Aachen nach Bonn dem Orte Cornelimünster einen Besuch ab. Er besichtigte die Heiligtümer und Schätze der hiesigen Pfarrkirche und setzte nach einem Aufenthalte in 20 Minuten die Fahrt fort. Die Straßen und Häuser waren festlich geschmückt und beflaggt. Schulkinder und Vereine bildeten Spalier.
Durch Allerhöchste Cabinettsordre vom 14.November 1911 wurde dem Bürgermeister Esser und dem Pfarrer Dr. Kleinermanns zu Cornelimünster der Rote Adlerorden 4.Klasse verliehen.
Am 1.Dezember 1911 fand wiederum eine Viehzählung statt, welche folgendes Ergebnis brachte:

Vieh
Viehstand19111910Zuwachs
Pferde110112-2
Rindvieh17211576145
Schaafe34331
Schweine1265120956

Cornelimünster, den 14.März 1912; der Bürgermeister, Esser



1912

Bevölkerung
1912mw
Population4389
Geburten65660 unehelich
Todesfälle28290 über 90
Trauungen34
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler719
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde112
Rindvieh1782
Schaafe27
Ziegen148
Schweine1060
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht


1. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1913 im Oktober 1912 erfolgte Personenstandsaufnahme ergab eine Seelenzahl von 4389 Personen, gegen 4501 im Vorjahre. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde hat sich mithin innerhalb des letzten Jahres um 112 Personen verringert.

2. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1912 wurden: 65 männliche, 66 weibliche, in Summa 131 Personen lebend geboren.
Im Vorjahre waren 129 Lebendgeburten und zwar 68 männliche und 61 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 3 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen 3 männliche und 2 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 28 männliche, 29 weibliche, = 57 Personen gegen 45 männliche, 36 weibliche im Jahre 1911.
Standesamtliche Heirathen erfolgten 34 gegen 20 im Vorjahre.

3. STEUERVERANLAGUNG

Pro 1912 wurden zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 691216212631364452607092104 1181321461601701922122522763004806382,404 Frei
Personen2361891258643392514106261 2621122111111234361382

4. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1912 200% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 220% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1913 sind nach dem Etatsentwurfe 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

5. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Pfarrer Kleinermanns in Cornelimünster wurde zum Dechant ernannt.
Der Hauptlehrer Löhr zu Breinig ist mit dem 1.Oktober 1912 in den Ruhestand getreten. Für die Hauptlehrerstelle wurde der Lehrer Kranzhoff zu Breinig berufen. Die infolge Pensionierung des Hauptlehrers Löhr in Breinig frei gewordene Lehrerstelle wurde durch den Lehrer Karl Heutz aus Breitenbenden besetzt. Der Unterricht in dem Saale des Wirten Jakob Kreutz zu Breinigerberg hat am 2.November 1912 begonnen und wurde der Lehrer Heinrich Schings aus Medell mit Erteilung des Unterrichts betraut.
Mit dem 1.April 1913 scheidet die Lehrerin Steinhauer in Cornelimünster aus dem Schuldienste aus und ist zur Wiederbesetzung der Stelle die Lehrerin Peters aus Venwegen seitens des Schulvorstandes in Vorschlag gebracht worden.
Dem Seminardirektor Dr. von der Fuhr in Cornelimünster wurde die nebenamtliche Kreisschulinspektion über die Schulen in Breinig und Venwegen übertragen.
Der Hauptlehrer Kranzhoff zu Breinig wurde zum Mitgliede des Schulvorstandes des Schulverbandes Cornelimünster bestimmt.
Die Fortbildungsschule zu Breinig besuchten im Jahre 1912 31 Schüler. Der Unterricht wurde wie bisher seitens des Lehrers Kranzhoff zu Breinig und des Bautechnikers William Wöhler in Cornelimünster erteilt.
Die Volksschulen wurden von 719 Kindern besucht. Davon entfielen auf Cornelimünster 136, auf Breinig 412, auf Breinigerberg 54, und auf Venwegen 117 Kinder. Außerdem besuchten121 Knaben aus Cornelimünster die Seminar-Übungsschule. Es unterrichteten 5 Lehrer und 6 Lehrerinnen.

6. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war gut. Ansteckende Krankheiten haben nicht geherrscht.
Es kamen 2 Fälle von Dyphterie und 1 Fall von Scharlach vor.
Am 22.April 1912 wurde unter dem Schweinebestande der Landwirten Josef Legros in Cornelimünster die Maul- und Klauenseuche festgestellt. Die Seuche blieb jedoch auf fragliches Gehöft beschränkt und konnte nach kurzer Zeit die Sperre wieder aufgehoben werden.
Am 31.Oktober 1912 wurde bei 3 Rindern des Landwirten Ludwig Kessel, welche dieser vom Dinslakener Viehmarkt erhalten hatte, die Maul- und Klauenseuche festgestellt. Infolgedessen wurde über die Ortschaft Breinigerheide die Sperre verhängt und die übrigen Ortschaften der Bürgermeisterei Cornelimünster als Beobachtungsgebiet erklärt. Die Seuche blieb jedoch auf das Geschäft beschränkt und konnten am 2.Dezember 1912 sie Sperrmaßregeln wieder aufgegeben werden.

7. LANDWIRTSCHAFT

Im Berichtsjahre war die Lage der Landwirtschaft gegen das Vorjahr ziemlich gut zu nennen.
Die Heu- und Getreideernte ist fast gut ausgefallen. Nur ist der Hafer infolge des anhaltenden Regens meistens verdorben und zeigten die Kartoffeln infolge der nassen Witterung im Monat August und September viel Fäulnis.

8. HANDEL und GEWERBE

Die Lage der Industrie war im Berichtsjahr im allgemeinen zufriedenstellend.
In den Steinbrüchen, Kalkwerken und sonstigen industriellen Anlagen wurde der Betrieb ohne wesentliche Veränderung weitergeführt.

9. GEMEINDEVERWALTUNG

Der Polizeidiener Karl Kröger zu Breinig tritt mit dem 1.April 1913 auf seinen Wunsch nach 32 jähriger Dienstzeit in den Ruhestand die fragliche Stelle ist zur Wiederbesetzung ausgeschrieben worden.

10. BAUTEN

Im Jahre 1912 wurden 42 Bauerlaubnisse erteilt. Hiervon entfallen auf Cornelimünster 10, auf Breinig 17, Breinigerberg 4, Breinigerheide 3, Schützheide 4, Venwegen 1 und Münsterau 3.
Die Arbeiten für den Ausbau der Kleinbahnlinie Cornelimünster-Breinig sind noch nicht beendet. Die Gleisanlage und Aufstellung der Kosten ist fertig gestellt und ist man zur Zeit mit der Einrichtung der Oberleitung beschäftigt. Die fragl. Linie wird wohl in Monatsfrist dem Betrieb übergeben werden können.

11. UNGLÜCKSFÄLLE

Am 15.Juni 1912 brannten die Gebäulichkeiten des Landwirten Peter Schnitzler zu Breinigerheide bis auf die Umfassungsmauern nieder.
In der Scheune des Fabrikarbeiters Peter Classen zu Breinig entstand am 11.Oktober 1912 auf unaufgeklärte Weise Feuer, wodurch Scheune und Stall bis auf einige Umfassungsmauern vernichtet und das Dach des Wohnhauses beschädigt wurde.
Außerdem kamen im Laufe des Berichtsjahres einige kleinere Zimmerbrände vor.
Am 14.Februar 1913 verunglückte im Steinbruche des Adam Thelen in Cornelimünster der Steinbrecher Hubert Ahn von hier durch einen herabfallenden schweren Stein. Ahn verlor hierbei den linken Arm sowie das linke Bein unterhalb des Knies. Der Verletzte wurde nach Anlegung eines Notverbandes durch den hiesigen Arzt, sofort in das Krankenhaus zu Aachen-Forst überführt. Ahn ist verheiratet und hat 3 kleine Kinder.
In den gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben des Bezirks ereigneten sich im Jahre 1912 außerdem 21, meistens kleinere Unfälle.

12. VERSCHIEDENES

Am 1.Dezember 1912 fand eine allgemeine Viehzählung statt. Es wurden gezählt: 478 Gehöfte mit Viehbestand, 491 Viehbesitzende Haushaltungen, 112 Pferde, 1782 Stück Rindvieh, 27 Schafe, 1000 Schweine, 148 Ziegen, 6958 Stück Federvieh und 38 Bienenstöcke.

Cornelimünster, den 24.Februar 1913; der Bürgermeister, Esser



1913

Bevölkerung
1913mw
Population4603
Geburten84570 unehelich
Todesfälle34320 über 90
Trauungen30
geimpfte Kinder209
Liniendienst
Elementarschüler403425
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde110
Rindvieh1754
Schaafe20
Ziegen152
Schweine1408
Obstbäume454
Grundstücke7929
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

1. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung vom 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1914 im Oktober 1913 vorgenommene Personenstandsaufnahme ergab eine Einwohnerzahl von 4603 Personen gegen 4389 im Vorjahre.
Weithin hat sich die Bevölkerungszahl der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 214 vermindert.

2. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

In dem Kalenderjahre 1913 wurden: 84 männliche und 57 weibliche zusammen 141 Kinder lebend geboren.
Im Vorjahre waren 131 Lebendgeburten und zwar 65 männliche und 66 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 4 weibliche Totgeburten vor, gegen 3 mänliche und 2 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 34 männliche und 32 weibliche zusammen 66 Personen gegen 28 männliche und 29 weibliche zusammen 57 Personen im Vorjahre 1912.
Standesamtliche Heirathen wurden 30 gegen 34 im Vorjahre, geschlossen.

3. STEUERVERANLAGUNG

Für 1913 wurden zur Einkommensteuer veranlagt
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 104118132146160176192212232276300420570630 2,404Frei
Personen24317013310766453213115744 413311311111111232 332432

4. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1913 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1914 sind nach dem Etatsentwurfe wiederum 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

5. KIRCHEN und SCHULWESEN

An Stelle der mit dem 1.April 1913 aus dem Schuldienste ausgeschiedenen Lehrerin Steinhauer wurde die Lehrerin Peters aus Venwegen an die Mädchenschule von Cornelimünster berufen. Die hierdurch in Venwegen freigewordene Stelle wurde durch die Schulamtsbewerberin Bodden aus Aachen wiederbesetzt. Durch Verfügung der königlichen Regierung vom 29.Oktober 1913-B.2 No.2290- ist der Lehrer Heinrich Schings zu Breinigerberg mit Wirkung vom 1.Oktober 1913 und gültig berufen worden.
Der Gemeinderat hat die Anstellung eines Schularztes beschlossen. Dieser soll mit 1.April 1914 seine Tätigkeit beginnen.
Für den in Aussicht genommenen Neubau einer Volksschule in Breinigerberg wurde der Gemeinde von der königlichen Regierung ein Zuschuß von 12.000 M zur Verfügung gestellt.
Die Volksschulen wurden im Berichtsjahre von 828 Kindern besucht, davon entfielen auf Cornelimünster 144 Mädchen und 137 Knaben, welche letztere ihren Unterricht in der Seminarübungsschule erhalten, auf Breinig 197 Mädchen und 179 Knaben; auf Breinigerberg 30 Mädchen und 31 Knaben, auf Venwegen 54 Mädchen und 56 Knaben.
An dem Fortbildungsschulunterricht in Breinig nahmen 31 Schüler teil. Dieser wurde wie in den Vorjahren von dem Hauptlehrer Kranzhoff zu Breinig sowie dem Bautechniker William Wöhler aus Cornelimünster erteilt.

6. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war im allgemeinen ein guter. Es haben keine ansteckenden Krankheiten geherrscht, nur vereinzelte Fälle sind vorgekommen: 1 Fall von Diphterie, ein Fall von Scharlach und 1 Todesfall von Lungentuberkulose. An einem von Medizinalrat Dr. Schmitz geleiteten Kursus für Säuglingsfürsorge nahmen die Hebammen der Gemeinde teil.
Auch unter den Haustieren hat im Jahre 1913 ein guter Gesundheitszustand geherrscht. Von Seuchen sind die Viehbestände in der Gemeinde verschont geblieben. Heur einige Fälle von Milz und Rauschbrand beim Rindvieh und Rotlauf bei den Schweinen sind festgestellt worden.

7. LANDWIRTSCHAFT

Die Lage der Landwirtschaft ist im Berichtsjahre gut gewesen. Die Heuernte war, obschon sie sich infolge anhaltenden Regens im Juli stark verzögert hatte, doch noch eine ziemlich ertragreiche geworden. Auch die anderen Feldfrüchte welche in hiesiger Gemeinde allerdings nur in geringem Maße angebaut werden - wie Weizen, Roggen und Hafer lieferten gute Erträge, besonders in diesem Jahre auch die Kartoffeln.

8. HANDEL und GEWERBE

Auch in diesem Jahre waren die hiesigen industriellen Betriebe vollauf beschäftigt.
Die Kunstwollfabrik R. Lupke & Co GmbH hier hat ihren Betrieb durch Anbau von Lager und Sortierräumen vergrößert. Es haben bei dieser Firma jetzt 85 Arbeiter resp. Arbeiterinnen Beschäftigung.
Ein neues Unternehmen ist der Gemeinde zugeführt worden durch die Etablierung der Seifen und Parfümeneriefabrik A.H. Kendall - früher in Aachen - hier, Cornelimünster. Diese Firma hat die alten leerstehenden Gebäulichkeiten der sogenannten "Bleihütte " an der Venwegenerstraße durch Um- und Anbauten in praktische Fabrikations Lager und Packräume umgewandelt. Gegenwärtig stehen ca. 25 Personen daselbst in Arbeit.
In den Steinbrüchen und Kalkwerken wurde im Jahre 1913 der Betrieb ohne wesentliche Veränderung wie in den vergangenen Jahren weitergeführt.
Ebenso ging der Betrieb der Dampfsägewerke in Breinig und Münsterau gut voran.
Die Metallwarenfabrik von Wirth's, Bach & Co in Nachtigällchen hat ihre Räumlichkeiten auch wieder durch Anbau zweier größerer Pack- und Lagerräume vergrößert.

9. GEMEINDE VERWALTUNG

Der Polizeidiener Karl Kröger zu Breinig ist am 1.April 1913 nach 32 jähriger Dienstzeit in den Ruhestand getreten. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber verliehen. An seine Stelle trat am 1.Juli 1913 der Polizeisergeant Nikolaus Schnorrenberg, welcher bis dahin im Dienste der Stadt Mayen angestellt war.
Zum Dorfvorsteher von Venwegen wurde der Landwirt Caspar Pingen, dessen Amtsdauer mit dem 22.Januar 1914 abgelaufen war, am 18.Dezember 1913 vom Gemeinderat wiedergewählt.

10. BAUTEN

Im Jahre 1913 wurden 34 Bauerlaubnisse erteilt gegen 42 im Vorjahre. Von diesen entfielen auf Cornelimünster 5, auf Breinig 19, Breinigerberg 3, Venwegen 6 und Breinigerheide 1.
Am 28.März 1913 konnte die landespolizeiliche Abnahme der neuerbauten Kleinbahnstrecke Cornelimünster-Breinig erfolgen. Seit dem 1.April wurde die Strecke dem öffentlichen Verkehr übergeben.
In Breinig ist von der Lehmkaulstraße aus der Eisenbahn entlang eine neue Straße nach Breinigerheide ausgebaut worden.

11. UNGLÜCKSFÄLLE

Es sind im Berichtsjahre in der Gemeinde Cornelimünster 31 Unfälle zur Anzeige gekommen.
Von diesen, die sich in den landwirtschaftlichen und gewerblichen Betrieben ereigneten, hat nur ein Unfall den Tod des Verletzten herbei geführt. Es war dies das Unglück, welches dem Hülfsweichensteller Johann Lüngen aus Stolberg auf der Eisenbahnstrecke Stolberg-Breinig am 17.August 1913 abends gegen 11 Uhr zustieß. Der Verunglückte, welcher von Breinig aus, um einen kürzeren Heimweg zu haben, der Bahnstrecke nachgegangen war, wurde unterwegs von einem Güterzuge überfahren und schwer verletzt. Erst 6 Stunden, nach dem sich das Unglück ereignet hatte, wurde er noch lebend aufgefunden; er erlag jedoch kurze Zeit nach seiner Überführung ins Stolberger Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Tot aufgefunden wurde am 4.März 1913 morgens gegen 5 Uhr der Schreiner Josef Johnen aus Cornelimünster auf dem Weg nach Breinig. Er wollte seinen gewohnten Weg zur Arbeitsstelle machen. Leute, welche nach ihm kamen, fanden ihn an einem Baume liegend, tot vor; der herbeigerufene Arzt stellte Tod durch Lungenschlag fest.
Außer einigen Zimmer und Kaminbränden, bei denen der erlittene Schaden für die Betroffenen von nur geringer Bedeutung war, sind im Jahre 1913 keine Brände in der Gemeinde vorgekommen.

12. VERSCHIEDENES

Am 1.Dezember 1913 fand wieder eine Viehzählung, diesmal verbunden mit einer Obstbaumzählung, statt.
Es wurden gezählt:

Viehzählung
ViehstandStück
Gehöfte657
Gehöfte mit Viehbestand431
Haushaltungen mit Vieh449
Pferde110
Rindvieh1754
Schaafe20
Ziegen152
Schweine1408

ObstbäumeStück
Gehöfte und Hausgärten444
auf dem freien Feld7928
auf Grundstücken10

Die durch Beschluß des Bundesrates für den 2.Juni 1913 für das ganze deutsche Reich angeordnete Zwischenzählung der Schweine ergab folgende Zahlen:
Auf 653 Gehöfte kamen 293 mit Schweinen, ferner waren 294 Haushaltungen mit Schweinen gezählt worden. Die Gesamtzahl der Schweine betrug 1181; davon waren 1054 Schweine unter ½ Jahr alt und Ferkel, 1 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alter Zuchteber, 19 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Zuchtsäue, 92 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alte andere Schweine, 1 : 1 Jahr alter oder älterer Zuchteber, 11 : 1 Jahr alte oder ältere Zuchtsäue, 3 : 1 Jahr alte oder ältere Schweine.
Seit Anfang des Jahres 1914 ist bei starkem Frostwetter auch viel Schnee gefallen. Als am 9.Januar Regenwetter eintrat, ging die Inde über die Ufer, und am Abend stand das Wasser auf dem Friedrich-Wilhelmplatze in Cornelimünster 70-80 cm hoch. Von Abends 11 Uhr ab war schon fallendes Wasser zu beobachten, und am 10.Januar morgens war der Platz wieder frei von Hochwasser.
Aus Anlaß des 25 jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs wurde zum Besten der katholischen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten eine Sammlung in der Gemeinde veranstaltet, die einen Betrag von 211,50 M einbrachte.
Am 9.März 1913 wurde die Erinnerung an die große Zeit vor 100 Jahren, die Befreiungskriege, in Cornelimünster festlich begangen. Die in den andern Orten der Gemeinde fanden aus demselben Anlaße schöne Feierlichkeiten statt, woran sich die sämtlichen Vereine sowie die ganze Einwohnerschaft beteiligten.

Cornelimünster, den 4.Februar 1914; der Bürgermeister, Esser



1914

Bevölkerung
1914mw
Population4623
Geburten92672 unehelich
Todesfälle39330 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler113138Cornelimünster
Elementarschüler193208Breinig
Elementarschüler3833Breinigerberg
Elementarschüler5054Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde87
Rindvieh1959
Schaafe20
Ziegen149
Schweine758
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Der diesjährige Bericht steht unter dem Zeichen des gewaltigen Krieges, mit dem unser Vaterland nun schon seit dem Monat August 1914 überzogen wird und wie größer die Geschichte bis jetzt keinen zu verzeichnen hat. Noch dauern die erbitterten Kämpfe nach zwei Fronten fort und ein Ende dieses Völkerringens ist nicht abzusehen.

Wir erlebten das nie geahnte Schauspiel, daß sich ein Teil des Fußmarsches unseres Heeres durch die hiesigen Ortschaften vollzog und waren Zeugen davon, wie mit frohem Mut und ernster Begeisterung unabsehbare Züge junger und älterer Krieger in den Kampf zogen, mit dem hohen Ziel, sich einzusetzen für die heiligsten Güter, die uns beutegierige und ränkesüchtige Feinde zu bedrohen gewagt haben.
In den ersten Wochen der Mobilmachung stockte der Verkehr, weil die Beförderung von Truppen und Heeresbedarf die Eisenbahn voll in Anspruch nahm, wodurch auch unsere industriellen Werte in Mitleidenschaft gezogen wurden, sodaß viele Arbeiter beschäftigungslos wurden und die Gemeinde Nothstandsarbeiten ausführen lassen mußte.
Am 1. Mobilmachungstage wurde der Landsturm einberufen, um die Eisenbahnstrecken zu bewachen. Der 4. Compagnie des Landsturmbataillons Aachen mit dem Standorte in Walheim fiel die Aufgabe zu, die Eifelstrecke von Eilendorf bis Contzen zu beaufsichtigen.

Kurz nach Beginn des Krieges setzte die Kriegsfürsorgetätigkeit ein. In allen Ortschaften wurden Kommissionen gebildet, die Sammlungen veranstalteten, deren rascher Ertrag zum Ankauf von Liebesgaben in Gestalt von wollenen Kleidungsstücken, Taschentüchern, Zigarren, Tabak, Pfeifen, Schokolade, elektrischen Taschenlampen, Seife und anderen nützlichen Sachen verwendet wurden, sodaß allen im Felde stehenden Soldaten wertvolle Pakete zugesandt werden konnten.

Nicht unerwähnt darf ich auch lassen, daß als in der ersten Hälfte des Monats September 1914 mehrere unserer Armeekorps vom linken Flügel der Heeresfront im Elsaß auf der Eifelbahnstrecke in ununterbrochen bei Tag und Nacht, sich folgenden Eisenbahnzügen über Aachen-Herbesthal nach dem rechten Flügel des westlichen Kriegsschauplatzes befördert wurden, die Bewohner aller Ortschaften im Wetteifer für die Verpflegung und Bewirtung der Truppen während des Aufenthaltes der Züge am hiesigen Bahnhofe in reichstem Maße sorgten. Sogar von Büsbach, Zweifall und Roth wurden die Liebesgaben Fuhrenweise herangebracht.

287 Familien, deren Ernährer zum Heere eingezogen, mußten unterstützt werden. Außer den vom Reiche und den Familien Beihilfen, die bis zum Schlusse des Rechnungsjahres 10.824 M betrugen.
Um die durch den Krieg entstehenden Kosten bezw. Steuerausfälle zu decken, nahm die Gemeinde bei der Landesbank der Rheinprovinz eine Anleihe von 60.000 M auf.
Dem Rufe des Vaterlandes folgten bis jetzt aus der Gemeinde Cornelimünster 365 Männer und zwar aus der Ortschaft Cornelimünster 104 aus der Pfarre Beinig 225, und aus Venwegen 36.
Leider haben wir auch schon viele Verluste zu verzeichnen.

Es starben den Heldentod für's Vaterland aus Cornelimünster 4, Breinig 13, Venwegen 4, Ehre ihrem Andenken. Es sind in feindliche Gefangenschaft geraten bezw. werden vermißt aus der Gemeinde Cornelimünster 8.

8 Krieger der Gemeinde wurden für besondere Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kriege ausgezeichnet.


Im übrigen ist zu berichten:

I. BEVÖLKERUNG

In der letzten allgemeinen Volkszählung am 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine Ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1915 im Oktober 1914 vorgenommene Personenstandsaufnahme ergab eine Einwohnerzahl von 4995 Personen gegen 4603 Personen im Vorjahre. Mithin hat sich die Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 392 vermehrt.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1914 wurden 92 männliche und 67 weibliche zusammen 159 Kinder lebend geboren.
Im Vorjahre waren 141 Lebendgeburten und zwar 84 männliche und 57 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 3 männliche Totgeburten vor, gegen 4 weibliche im Vorjahre.
Es starben: 39 männliche und 33 weibliche zusammen 72 Personen gegen 34 männliche und 32 weibliche zusammen 66 Personen im Vorjahre.
Standesamtliche Heiraten wurden 19 gegen 30 im Vorjahre geschlossen.

III. STEUER VERANLAGUNG

Für 1914 wurden zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz69121621263136445260708092 1041181321461601761922122322763005106002,40 4Frei
Personen2111591631176943168219853 14223211111121220286 387

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1914 180% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 200% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer.
Für das Rechnungsjahr 1915 sind nach dem Etatsentwurfe 220% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 240% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Lehrer Carl Haller zu Venwegen wurde mit dem 1.Juli 1914 nach Cöln versetzt. Vom 15.Juli bis 1.October erteilte der Schulamtsbewerber Heinrich Neumann aus Eupen den Unterricht. Die Lehrerstelle wurde am 1.Oktober dem Schulamtsbewerber Gerhard van Megeren aus Cöln übertragen. Mit der Vertretung des zum Heeresdienste einberufenen Lehrers Heinrich Schings zu Breinigerberg wurde der Schulamtsbewerber Hubert Fischer aus Düren beauftragt. Der Lehrer Carl Hentz zu Breinig ist vom 1.Oktober 1914 ab endgültig berufen worden.
Die Volksschulen wurden im Berichtsjahre von 827 Kindern besucht, davon entfielen auf Cornelimünster 113 Knaben und 138 Mädchen, welch erstere ihren Unterricht in der Seminarübungsschule erhielten; auf Breinig 193 Knaben und 208 Mädchen; auf Breinigerberg 38 Knaben und 33 Mädchen; auf Venwegen 50 Knaben und 54 Mädchen.
An dem Fortbildungsschulunterricht in Breinig nahmen 36 Schüler teil.
Dieser wurde wie in den Vorjahren von dem Hauslehrer Kranzhoff zu Breinig und dem Bautechniker William Wöhler aus Cornelimünster erteilt.
Der Seminarlehrer Peter Kind zu Cornelimünster ist aus dem Dienste ausgetreten und nach Düsseldorf verzogen.
Mit dem 1.Februar @. wurde der Seminarlehrer Josef Lennartz als Seminaroberlehrer nach Ratingen versetzt.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRPOLIZEI

Der Gesundheitszustand unter den Menschen war im allgemeinen ein guter. Es haben keine ansteckenden Krankheiten geherrscht; es kamen nur 1 Fall von Dyphterie und 2 Todesfälle an Lungentuberkulose vor.
Auch unter den Haustieren hat im Jahre 1914 ein guter Gesundheitszustand geherrscht. Von Seuchen sind die Viehbestände in der Gemeinde verschont geblieben. Nur einige Fälle von Milz- und Rauschbrand beim Rindvieh sind festgestellt worden.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Die Heuernte ist zur Zufriedenheit ausgefallen, auch war die Getreideernte zufriedenstellend. Die Kartoffelernte hat einen ergiebigen Ertrag gehabt. Die Kartoffelpreise haben in den letzten Monaten eine ungewöhnliche Höhe erreicht.
Infolge der wegen des Krieges erfolgten Sperrung der Einfuhr aus dem Auslande sind die Futtermittelpreise derart gestiegen, daß es den Landwirten kaum mehr möglich ist, die gewohnten Futtermittel zu verfüttern, auch war durch die Einschränkung und zeitweise Einstellung des Eisenbahnverkehres die Zufuhr der Futtermittel sehr erschwert.
Bei der Pferdeaushebung wurden aus der Gemeinde Cornelimünster 37 Pferde von der Militärverwaltung angekauft und für den Heeresdienst verwendet. Hierdurch entstand ein Mangel an Pferden, der auch jetzt noch nicht behoben ist und sich bei den Arbeiten für die Frühjahrsbestellung sehr fühlbar machen wird.

VIII. HANDEL und GEWERBE

Bis zum Ausbruch des Krieges hatten die Gewerbebetriebe volle Beschäftigung. Die Einberufung der Mannschaften und die Beschränkung des Verkehrs rief eine gänzliche Stockung hervor.
Die Steinbrüche und Kalkwerke, deren Betrieb auch noch durch das Verbot der Verwendung von Sprengstoffen gehemmt wurde, stellten die Arbeiten ganz ein. Seitdem diesen Werken der Betrieb wieder ermöglicht ist und die Waren durch die Bahn regelmäßiger befördert werden, haben die Werke wieder genügende Beschäftigung. Auch die übrigen Fabrikbetriebe und die Sägewerke waren in den ersten Monaten gezwungen, ihre Betriebe einzustellen oder die Arbeitszeit wesentlich einzuschränken.
Zur Zeit sind mehrere Betriebe mit Arbeiten für Heereslieferungen vollauf beschäftigt.

IX. GEMEINDE VERWALTUNG

Der Polizeidiener Nikolaus Schnorrenberg in Breinig wurde infolge Mobilmachung am 3.August 1914 zum Heeresdienste einberufen. Die Vertretung übernahm Josef Giesen in Breinig.
Der Beigeordnete Peter Schnitzler zu Breinigerheide, dessen Amtsdauer mit dem 16.April 1914 abgelaufen war, wurde durch Oberpräsidialerlaß vom 16.April 1914 für eine fernere gesetzliche Amtsdauer von 6 Jahren zum Beigeordneten der Bürgermeisterei Cornelimünster ernannt.

X. BAUTEN

Im Jahre 1914 wurden 38 Bauerlaubnisse erteilt gegen 34 im Vorjahre. Von diesen entfielen auf Cornelimünster 7, auf Breinigerheide 3, auf Breinig 19, auf Breinigerberg 3, auf Schützheide 2 und auf Venwegen 4. Seit der Mobilmachung ruht die Bautätigkeit vollständig.
Der Schulhausneubau in Breinigerberg ist im Rohbau vollendet und ist mit den Verputzungsarbeiten begonnen worden.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Im Berichtsjahre sind in der Gemeinde Cornelimünster 21 Unfälle zur Anzeige gekommen, die sich teils in landwirtschaftlichen und teils in gewerblichen Betrieben ereigneten. Diese Unfälle waren meistens geringfügiger Art und hat kein Unfall den Tod des Verletzten herbeigeführt.
Am 28.November 1914 verunglückte der Fuhrmann Franz Johann Peltzer aus Eschweiler beim Transportieren eines Fasses Branntwein zum Keller des Wirten Peter Kutsch in Breinig und starb an den erhaltenen Verletzungen.
Der Landsturmann Peter Laven aus Eschweiler (Kreis Heinsberg), geriet am 16.Januar @. morgens 9 ½ Uhr, als er auf der Eisenbahnbrücke bei Schlausermühle auf Posten stand, unter die Lokomotive eines Güterzuges und wurde auf Station Walheim in gänzlich verstümmelten Zustande tot hervorgezogen. (Nr. 1)
Am 28.September 1914 wurden Stall und Schuppen des Maurers Heinrich Ganser zu Schützheide durch Feuer beschädigt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.
Auch kamen im Jahre 1914 mehrere kleine Zimmerbrände vor.

XII. VERSCHIEDENES

Am 1.Dezember 1914 fand eine Viehzählung, diesmal verbunden mit einer Vorratsermittelung statt.
Es wurden bei der Viehzählung gezählt:

Vieh
ViehstandStück
Viehhalter415
Pferde87
Rindvieh1959
Schafe20
Ziegen149
Schweine758
Die Vorratsermittelung ergab:
3832 kg Weizen auch Kernen, 12170 kg Roggen, 70 kg Menggetreide, 31485 kg Hafer, 1420 kg Gerste, 5405 kg Mehl aus Weizen und Kernen, 7095 kg Roggenmehl, 25235 kg anderes Mehl (aus Gerste, Hafer, Mais und Menggetreide) mithin ein Gesamtergebnis sämtlicher Vorräte von 86712 kg.
Die Schweinezwischenzählung am 2.Juni 1914 hatte folgendes Ergebnis:
374 Haushaltungen mit Schweinen, 1251 unter ½ Jahre alte Schweine und Ferkel, 4 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Zuchtsäue, 190 andere ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Schweine, 2 : 1 Jahr alte und ältere Zuchteber, 19 : 1 Jahr alte und ältere Schweine.
Mithin ergab sich eine Gesamtzahl der Schweine von 1557 Stück. Auch wurde am 15.März 1915 eine Schweine-Zwischenzählung angeordnet.
Das Ergebnis war folgendes:
87 Schweinehaltende Haushaltungen mit 195 unter ½ Jahre alte Schweine und Ferkel, 5 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Zuchteber, 21 : ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Zuchtsäue, 56 andere ½ bis noch nicht 1 Jahr alte Schweine, 1 : 1 Jahr alte und ältere Zuchtsau und 1 anderes 1 jahr altes und älteres Schwein. Mithin Gesamtzahl der Schweine 290.
Gemäß Beschluß des Bundesrats von 4.März 1915 hat am 15.März auch eine Aufnahme der Vorräte an Kartoffeln stattgefunden. Es ergab sich insgesamt ein Vorrat von 3126 Zentnern.
Im Berichtsjahr 1914 wurde aus Anlaß des 50 jährigen Bestehens der Vereine vom Roten Kreuz eine Rote Kreuz Sammlung zu Gunsten der freiwilligen Krankenpflege im Kriege veranstaltet. Der Reingewinn in der Gemeinde Cornelimünster betrug 436,08 M. Die weitere Sammlung mußte aus Anlaß des Krieges eingestellt werden.
Die Eheleute Arnold Kloubert in Breinig, feierten am 23.September 1914 ihr goldenes Ehejubiläum. Zu dieser Feier wurde denselben ein Gnadengeschenk von "Fünfzig Mark" allerhöchst verliehen.
Auch feierten die Eheleute Christian Willms zu Breinigerberg am 27.Februar 1915 ihr goldenes Jubiläum und wurde denselben gleichfalls ein Gnadengeschenk von "Fünfzig Mark" zuerkannt.

Cornelimünster, den 31.März 1915; der Bürgermeister, Esser



1915

Bevölkerung
1915mw
Population4504
Geburten48521 unehelich
Todesfälle66260 über 90
Trauungen13
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler127144Cornelimünster
Elementarschüler202213Breinig
Elementarschüler4237Breinigerberg
Elementarschüler5762Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde77
Rindvieh1679
Schaafe18
Ziegen144
Schweine375
Federvieh4258
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen22,16
Roggen61,94
Gerste7,77
Hafer82,02
Spelz1,25
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 81,76
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Während des zu Ende gegangenen Jahres 1915 dauerte der Weltkrieg fort.

Die Anforderungen, die infolgedessen an die Gemeinde gestellt wurden, steigerten sich von Tag zu Tag. Wenn auch unsere Landwirtschaft unsere Bevölkerung zu ernähren imstande ist und Dank der umsichtigen Maßnahmen unserer Regierung für den richtige Verteilung der Lebensmittel gesorgt wird, so ist deren Beschaffung doch mit immer größeren Schwierigkeiten verbunden.
Die behördlich angeordnete Einschränkung der Arbeitszeit des Textilindustrie machte eine Unterstützung der erwerbslosen Textilarbeiter erforderlich. Von den zu zahlenden Unterstützungen trägt das Reich die Hälfte, der Staat ein Drittel, so daß auf die Gemeinde noch ein Sechstel entfällt. Hierdurch entstand der Gemeinde im abgelaufenen Jahre eine Ausgabe von 2.481,75 M.
Die Zahl der Familien, deren Ernährer zum Heeresdienst eingezogen wurden und die daher unterstützt werden mußten, ist auf 494 gestiegen, die an diese Familien seitens der Gemeinde gezahlten Beihilfen haben bis jetzt die Summe von 73.821, 26 M. erreicht.
Leider ist mit der Zahl der Männer, die dem Rufe des Vaterlandes folgten auf die Zahl derjenigen gewachsen, die ihr Leben für die Verteidigung des Vaterlandes hergeben mußten.
Möge das Völkerringen bald zu einem für uns siegreichen und ehrenvollen Abschluß gelangen, sodaß unsere Krieger wieder zur friedlichen Arbeit in die Gemeinde zurückkehren können.

Im Übrigen ist zu berichten:

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung am 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1916 im Oktober 1915 vorgenommene Personenstandsaufnahme ergab eine Einwohnerzahl von 4504 Personen gegen 4995 im Vorjahre. Mithin hat sich die Bevölkerungszahl der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres um 490 vermindert.
II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Vorjahre waren 159 Lebendgeburten und zwar 92 männliche und 67 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 1 männliche und 2 weibliche Totgeburten vor, gegen 3 männliche im Vorjahre.
Es starben: 66 männliche und 26 weibliche zusammen 92 Personen gegen 39 männliche und 33 weibliche zusammen 72 Personen im Vorjahre.

III. STEUER VERANLAGUNG

Für 1915 wurden zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 104106118132146160176212276300330480570750 2,404Frei
Personen21217512175472629131113683 211224111121111233 388385

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1915 220% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 240% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer.
Für das Jahr 1916 sind nach dem Etatsentwurfe 240% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 260% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Mit dem 8.April 1915 wurde Johann Krahwinkel zum Vikar in Breinig ernannt, und am 23.Februar 1916 nach Mülheim/Ruhr versetzt.
Der mit der Vertretung des zum Heeresdienste einberufene Lehrer Schings in Breinigerberg beauftragte Schulamtsbewerber Hubert Fischer wurde am 21.Juni 1915 ebenfalls einberufen.
Die Stelle ist der Schulamtsbewerberin Gertrud Eis vertretungsweise übertragen worden. Am 13.März 1916 ist die Lehrerin Gertrud Harren aus Breinig in Birkesdorf gestorben. Die Verhandlungen wegen Wiederbesetzung der Stelle schweben noch.
Im Berichtsjahre wurden die Volksschulen von 884 Kindern besucht, wovon auf Cornelimünster 127 Knaben und 144 Mädchen, auf Breing 202 Knaben und 213 Mädchen, auf Breinigerberg 42 Knaben und 37 Mädchen, auf Venwegen 57 Knaben und 62 Mädchen entfielen.
Die Knaben in der Ortschaft Cornelimünster erhielten ihren Unterricht in der Seminarübungsschule.
An dem Fortbildungsschulunterricht, welcher wie im Vorjahre von dem Hauptlehrer Kranzhoff in Breinig und dem Bauführer Wöhler in Cornelimünster erteilt wurde nahmen 32 Schüler teil.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Unter den Menschen hat im allgemeinen ein guter Gesundheitszustand geherrscht, wohl sind 2 Erkrankungen am Diphterie, 3 an Scharlachfieber und 2 Todesfälle an Lungentuberkulose zu verzeichnen gewesen.
Die Rindviehbestände sämtlicher Ortschaften der Gemeinde waren an Maul- und Klauenseuche erkrankt, sodaß über die Ortschaften monatelang die Sperre verhängt werden mußte. Von weiteren Seuchen sind die Viehbestände verschont geblieben.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Unsere Landwirtschaft blickt auf ein wenig günstiges Jahr zurück. Die anhaltende Trockenheit der Frühjahrsmonate ließ einen üppigen Graswuchs nicht aufkommen, sodaß sowohl der Weidegang des Viehs, wie auch die Gemeinde erheblich beeinträchtigt wurden. Die Milcherzeugung, die schon unter der ungünstigen Weide während der Trockenheit gelitten hatte, erfuhr einen weiteren starken Rückgang durch die Maul- und Klauenseuche. Später wieder eintretende Niederschläge brachten noch gute Weiden. Der Mangel an Kraftfutter verringerte jedoch bald wieder die etwas gestiegene Milcherzeugung. Große Mengen Stroh mußten als Viehfutter von auswärts eingeführt worden. Die Getreideernte war zufriedenstellend, nur der Hafer ist wegen der zur Zeit der Einerntung einsetzenden Regenperiode vielfach verdorben.

VIII. HANDEL & GEWERBE

Die Firma R.Lupke & Cie in Cornelimünster welche große Aufträge für die Heeresverwaltung zu erledigen hatte, war vollauf beschäftigt.
Die Sägewerke mußten wegen Mangel an Arbeitskräften ihre Betriebe teilweise einstellen.
Die Steinbrüche haben, da die Bautätigkeit vollständig ruht nur wenig Beschäftigung gehabt. Augenblicklich sind die Betriebe mit der Ausführung von Heereslieferungen beauftragt und stellte die Firma Wilhelm Hoven in Cornelimünster Kriegsgefangene ein.
Die Seifenfabrik A.H.Kendall in Cornelimünster stellte den Betrieb ganz ein wegen Mangel an Rohprodukten und infolge Einberufung des Betriebsleiters.

IX. GEMEINDEVERWALTUNG

Der Unterzeichnete ist seit 11.April 1915 zum Heeresdienste einberufen.
Der für den Polizeisergeanten Schnorrenberg geschäftigte Hilfspolizeidiener Giesen ist am 23.August 1915 einberufen worden und besorgt der Polizeisergeant Brück die Geschäfte.
Infolge Anordnung des stellvertretenden Generalkommandos muß das Bürgermeisteramt zwecks Entgegennahme der den Ausländern auferlegten Meldungen von morgens 6 Uhr bis Abends 10 Uhr geöffnet sein.

X. BAUTEN

Die Bautätigkeit ruhte im Berichtsjahre vollständig. Es wurden nur 3 Bauerlaubnisse erteilt, welche auf die Ortschaft Cornelimünster entfielen.
Der Schulhausneubau in Breinigerberg konnte infolge Einberufung der Unternehmer nicht fertiggestellt werden.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Im Berichtsjahre sind in der Gemeinde Cornelimünster 12 Unglücksfälle zur Anzeige gekommen, die sich teils in landwirtschaftlichen, teils in gewerblichen Betrieben ereigneten. Die Unfälle waren meistens geringfügiger Art und hat kein Unfall den Tod des Verletzten herbeigeführt.
Größere Brände sind im Berichtsjahre nicht zu verzeichnen, wohl sind einige Zimmerbrände zur Anzeige gekommen.

XII. VERSCHIEDENES

Am 10.Oktober 1915 wurde in der Klosterkirche der Benediktiner hierselbst der französische Kriegsgefangene Dom Bernhard Lartigalos durch seine Eminenz den Kardinal Erzbischof Dr. Felix von Hartmann zu Cöln zum Priester geweiht. Lartigalos, Mitglied einer französischen Benediktinerniederlassung war vom Kriegsgefangenenlager in Erfurt dem Benediktinerkloster überwiesen und hielt sich vom 5.März 1915 hier auf.
Zum goldenen Ehejubiläum welches die Eheleute Peter Wilhelm Hardt in Venwegen am 6.Februar 1916 feierten, wurde denselben ein Allerhöchstes Gnadengeschenk von "Fünfzig Mark" verliehen.
Am 9.Mai 1915 fand eine Aufnahme der Getreide & Mahlvorräte statt, welche folgendes Ergebnis hatte:
265 Pfd. Weizen, 6118 Pfd. Roggen, 715 Pfd. Weizen mit anderer Frucht gemischt, 225 Pfd. Gerste, 19024 Pfd. Hafer, 1478 Pfd. Weizen, 26024 Pfd. Roggen, 3006 Pfd. Hafer und 7965 Pfd. Gerstenmehl.
Die Anfang Juni vorgenommenen Ernteflächenerhebung ergab folgendes:
21,91 Morgen Winterweizen, 0,25 Morgen Sommerweizen, 1,25 Morgen Spelz, 61,19 Morgen Winterroggen, 0,75 Morgen Sommerroggen, 7,77 Morgen Gerste, 1,06 Morgen Menggetreide welches zur menschlichen Ernährung geeignet ist, 82,02 Morgen Hafer, 0,50 Morgen Hafer im Gemenge mit Getreide oder Hülsenfrüchte, 81,76 Morgen Kartoffeln und 1,98 Morgen Hülsenfrüchte.
Das Ergebnis der Viehzwischenzählung am 1.Oktober 1915 ergab insgesamt:
85 Pferde, 1919 Stück Rindvieh, 30 Schafe, 458 Schweine, 161 Ziegen und 4258 Stück Federvieh
Die am 16.November 1915 vorgenommenen, in Aufnahme der Brotgetreide, Hafer und Mehlvorräte ergab:
477,63 Ctr Roggen, 32,90 Ctr Weizen, 3 Ctr Spelz, 8 Ctr Menggetreide, 198,29 Ctr Hafer, 2 Ctr Mengkorn, 1 Ctr Mischfrucht, 69,08 Ctr Roggenmehl, 30,42 Ctr Weizenmehl und 8,20 Ctr Mehlgemische.
Am 1.Dezember 1915 fand die Viehzählung statt. Es wurden gezählt: 388 Viehhaltende Haushaltungen, 77 Pferde, 1679 Stück Rindvieh, 18 Schafe, 375 Schweine, und 144 Ziegen.
Bei der am 3.Januar 1916 angeordneten Bestandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao wurden 574 kg gebrannter Kaffee, 5 kg Tee und 19 kg gebrannter Kakao gezählt.
Die Kartoffelbestandsaufnahme am 24.Februar 1916 ergab einen Kartoffelbestand in der Gemeinde von 3716 Ctr. Im März 1916 wurde eine Hausbestandsaufnahme vorgenommen, welche 176,880 t Heuvorrat ergab. Auch fand vom 12.-15.März 1916 eine Bestandsaufnahme der Heu- und Strohvorräte statt, bei welcher 2270 Ctr Heu und 609 Ctr Stroh gezählt wurden.

Cornelimünster, den 2.Mai 1916; der Bürgermeister, Esser



1916

Bevölkerung
1916mw
Population4065
Geburten40361 unehelich
Todesfälle57320 über 90
Trauungen13
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler130142Cornelimünster
Elementarschüler207214Breinig
Elementarschüler3938Breinigerberg
Elementarschüler5765Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Der Weltkrieg wütet mit unverminderter Heftigkeit und Grausamkeit. Zu den alten Feinden sind neue getreten. Es werden Schlachten geschlagen, wie sie an Dauer und Umfang die Weltgeschichte nicht kennt. Trotzdem stehen unsere Truppen an allen Fronten ungeschwächt und sehen mit unerschütterlichem Vertrauen auf ihre Führung dem weiteren Verlaufe des Krieges entgegen.
Die Zahl der Einberufenen ist noch gestiegen und damit die Zahl der unterstützungsbedürftigen Familien, sodaß an die Gemeinde immer größere Anforderungen gestellt werden.
Die Knappheit an Lebensmitteln nimmt, insbesondere wegen des Mangels an Kartoffeln, stetig zu,und sehen wir nicht ohne Besorgnis den nächsten Monaten entgegen.

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung am 1.Dezember 1916 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4065 Seelen. Wie für die Steuerveranlagung für das Jahr 1917 im Oktober 1916 stattgehabte Personenstandsaufnahme ergab eine Einwohnerzahl von 4575 Personen gegen 4504 im Vorjahre. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde hat sich mithin innerhalb des letzten Jahres um 71 vermehrt.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1916 wurden 40 männliche und 36 weibliche zusammen 76 Kinder lebend geboren.
Im Vorjahre waren 100 Lebendgeburten und zwar 48 männliche und 52 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen 3 männliche und 1 weibliche Totgeburten vor, gegen 1 männliche im Vorjahre.
Es starben: 57 männliche und 32 weibliche zusammen 89 Personen gegen 46 männliche und 38 weibliche im Jahre 1916.
Standesamtliche Heiraten wurden 13 gegen 20 im Vorjahre geschlossen.

III. STEUER VERANLAGUNG

Für 1916 wurden zur Einkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 10411813214616017619225230042014402,404Frei
Personen227172136845127301869845 522231211212239278422

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1916 250% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 250% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1917 sind nach dem Etatsentwurfe 270% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 270% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Die Lehrer van Megeren in Venwegen und Margraff in Breinig sind im Laufe des Jahres zum Kriegsdienste einberufen worden. Am 1.Februar @. ist die Lehrerin Peters aus dem Schuldienste ausgetreten und wurde die Stelle bis zu den Osterferien von der Schulamtsbewerberin Karoline Breuer aus Aachen-Forst verwaltet.
Nach den Osterferien hat die Lehrerin Gilles die Stelle der Lehrerin Peters an Frl. Gilles war bis dahin als Lehrerin in Breinig tätig. Die durch die Versetzung der p Gilles in Breinig freigewordene Lehrerinnenstelle ist bisher noch nicht besetzt und wird vertretungsweise durch die Lehrerin Breuer verwaltet. Die durch den Tod der Lehrerin Harren in Breinig freigewordene Lehrerinnenstelle wurde durch die Lehrerin Hubertine Lammerts besetzt.
Die Volksschulen wurden im Berichtsjahre von 802 Kinder besucht, davon entfielen
auf Cornelimünster 130 Knaben und 142 Mädchen
auf Breinig 207 Knaben und 214 Mädchen
auf Venwegen 57 Knaben und 65 Mädchen
auf Breinigerberg 39 Knaben und 38 Mädchen
Die Knaben der Ortschaft Cornelimünster wurden wie bisher in der Seminar Übungsschule unterrichtet.
Der Fortbildungsschulunterricht, welcher wie bisher von dem Hauptlehrer Kranzhoff zu Breinig und dem Bauführer Wöhler erteilt wird, wurde von 45 Schülern besucht.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Unter den Menschen hat im allgemeinen ein guter Gesundheitszustand geherrscht.
Es kamen 2 Fälle von Scharlachfieber, 1 Fall an Diphterie und 5 Fälle an Lungen und Kehlkopftuberkulose vor.
Die Viehbestände sind im Berichtsjahre von Seuchen verschont geblieben.

VIII. LANDWIRTSCHAFT

Die Heu und Getreideernte war im abgelaufenen Jahr zufriedenstellend, der Ertrag der Kartoffeln dagegen gering. Die Preise der landwirtschaftlichen Produkte haben eine nie dagewesene Höhe erreicht.
Die Milchergiebigkeit der Kühe ließ in Folge der Futternot bedeutend nach. Diese wird durch die noch immer anhaltende Kälte, die das Wachstum des Grases zurückhält, sodaß das Vieh außergewöhnlich lange eingestallt bleiben muß, noch gesteigert. Viele Landwirte sind genötigt Heu zu hohen Preisen anzukaufen.

IX. HANDEL und GEWERBE

Die Firma R.Lupke und Co, und Wirths Bach & Co sowie sämtliche Steinbrüche sind mit Kriegslieferungen vollauf beschäftigt.
Die Seifenfabrik A.H.Kendall in Cornelimünster hat ihren Betrieb noch nicht wieder aufgenommen.

IX. GEMEINDEVERWALTUNG

Der Gemeindeverordnete Ludwig Schnitzler in Schützheide ist am 10.September 1916 gestorben.
Am 1.September wurde der Unterzeichnete vom Heeresdienste entlassen.

XI. BAUTEN

Die Bautätigkeit ruhte im Berichtsjahre vollständig. Baugesuche wurden nicht vorgelegt.

XII. UNGLÜCKSFÄLLE

Von den 22 zur Anmeldung gekommenen Unfällen, welche sich teils in gewerblichen, teils in landwirtschaftlichen Betrieben ereigneten, hat keiner den Tod des Verletzten herbeigeführt.

XIII. VERSCHIEDENES

Die Eheleute Kornelius Kutsch in Breinig feierten am 9.Februar @. ihr goldenes Ehejubiläum und wurde denselben zu dieser Feier ein Ehejubiläumsmedaille Allerhöchst verliehen.

Cornelimünster, den 1.Mai 1917; der Bürgermeister, Esser



1917

Bevölkerung
1917mw
Population4488
Geburten38260 unehelich
Todesfälle37220 über 90
Trauungen17
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler128142Cornelimünster
Elementarschüler195198Breinig
Elementarschüler3534Breinigerberg
Elementarschüler5053Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen16
Gerste
Hafer17
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
ButterKilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht

Der Krieg dauerte auch während des Berichtsjahres fort. Die Zahl der zum Heeresdienst Einberufenen ist wiederum gestiegen und damit sind die Anforderungen, die durch die Unterstützung deren Familien an die Gemeinde gestellt wurden, gewachsen.

Bis zum 1.Februar 1918 wurden gezahlt: Kriegsunterstützungen Mk 411.442,64, Kreis und Gemeindezuschüsse Mk 157.397,01. Die seitens des Kreises geleisteten Vorschußzahlungen einschließlich des Zuschußes aus dem 200 Millionen- Fonds - 506.773 Mk.
Die vom 1.November 1917 ab eingetretenen Erhöhungen der Reichsunterstützung belaufen sich auf 14.195,50 Mk. An Ausgleichsunterstützungen wurden 1.287,24 Mk gezahlt.
Die Unterstützung der Erwerbslosen Textilarbeiter erforderten bis jetzt eine Ausgabe von 41.893,58 Mk.
Die Zahl derjenigen, die ihr Leben für das Vaterland opfern mußten, beträgt bis jetzt: 95; sie verteilt sich auf die Ortschaften wie folgt: Cornelimünster 25, Breing(Pfarre) 58, Venwegen 12.
In Gefangenschaft gerieten, bezw. es werden vermißt 41 und zwar aus Cornelimünster 15, Breinig(Pfarre) 13 bezw. 10 Venwegen 3.
Durch die unterm 22.Januar 1918 von dem Herrn Vorsitzenden des Kreisausschusses erlassene Anordnung betreffend die Bewirtschaftung von Milch und den Verkehr mit Milch im Landkreise Aachen wurde bestimmt, daß alle in der Gemeinde erzeugte und eingeführte Milch an bestehende bezw. Butter-Erzeugung außerhalb des Molkerei verboten ist. In Folge dieser Verordnung müssen sämtliche Kuhhalter zwangsweise an die Molkerei in Walheim angeschlossen werden.

Im übrigen zu berichten:

I. BEVÖLKERUNG

Bei der letzten allgemeinen Volkszählung am 1.Dezember 1910 hatte die Gemeinde eine ortsanwesende Bevölkerung von 4468 Seelen. Die für die Steuerveranlagung für das Jahr 1918 im Oktober 1917 vorgenommene Personenstandsaufnahme ergab eine Einwohnerzahl von 4488 Personen, gegen 4575 Personen im Vorjahre.
Mithin hat sich die Bevölkerung innerhalb der Gemeinde im letzten Jahre um 87 vermindert.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1917 wurden 38 männliche und 26 weibliche zusammen 64 kinder lebend geboren.
Im Vorjahre waren 76 Lebendgeburten und zwar 40 männliche und 36 weibliche zu verzeichnen.
Es kamen keine männliche und 1 weibliche Totgeburt vor, gegen 3 männliche und 1 weibliche Totgeburt im Vorjahre.
Es starben: 37 männliche und 22 weibliche zusammen 59 Personen gegen 57 männliche und 32 weibliche zusammen 89 Personen im Vorjahre.
Standesamtliche Heiraten wurden 17 gegen 13 im Vorjahre geschlossen.

III. STEUER VERANLAGUNG

Für 1917 wurden zur Einkommenssteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 1041061181321462122763003303903602321922,40 4Frei
Personen12412491744941502117147712 361533411111118224 147

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug pro 1917 270% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 270% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuer. Für das Rechnungsjahr 1918 sind nach dem Etatsentwurfe 270% der Einkommensteuer und der fingirten Sätze, 270% der Realsteuer und 100% der Betriebssteuer zur Erhebung in Vorschlag gebracht.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der königliche Seminarlehrer Johannes Frickel wurde von hier nach Ratingen versetzt, an seiner Stelle wurde der Seminar Musiklehrer J. Latten nach hier berufen. Lehrerin Cormann wurde mit der Vertretung des zum Heere einberufenen Lehrers van Megeren in Venwegen betraut. Die bisher an der Schule in Breinigerberg tätige Lehrerin Eis wurde an die Stelle des nach Cornelimünster versetzten Lehrerin Gilles berufen. Die Schulamtsbewerberin Breuer welche bis dahin die Vertretung für Lehrerin Gilles übernommen hatte, wurde mit der Vertretung des Lehrers in Breinigerberg beauftragt.
Als Vertreterin für die einberufenem Lehrer Heutz und Margraff wurde am 1.11.1917 die Schulamtsbewerberin Kraus bestellt. Im Berichtsjahre wurden die Volksschulen von 835 Kindern besucht, waren auf Cornelimünster 129 Knaben und 142 Mädchen, auf Breinig 195 Knaben und 198 Mädchen, auf Breinigerberg 35 Knaben und 34 Mädchen, auf Venwegen 50 Knaben und 53 Mädchen entfielen.
Die Knaben in der Ortschaft Cornelimünster erhielten wie bisheran ihren Unterricht in der Seminarübungsschule des hiesigen kgl. Lehrerseminars.
An dem Fortbildungsschulunterricht, welcher wie im Vorjahre von dem Hauptlehrer Kranzhoff zu Breinig und dem Bauführer Wöhler in Cornelimünster erteilt wurde, nahmen 38 Schüler teil.
Aus Anlaß der Elfhundertjahrfeier in der Kirche in Cornelimünster fand am 15. und 22.Juli 1917 eine außergewöhnliche Zeigung und Ausstellung der großen Heiligtümer statt. Am Sonntag, den 13.Juli nahm Herr Weihbischoff Lausberg aus Cöln die Zeigung vor.
Am 22.Juli wohnte Se. Eminenz, Kardinal Erzbischof Dr. Felix von Hartmann aus Cöln der Ausstellung bei. An letzterem Tage war Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg zu Sachsen mit seinem Adjutanten, Hauptmann von dem Busche in Cornelimünster anwesend. Am 9.April 1918 feierte der kgl. Seminardirektor Dr. von der Fuhr sein 25 jähriges Priesterjubiläum.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Unter den Menschen hat im allgemeinen ein verhältnismäßig guter Gesundheitszustand geherrscht, wohl sind 16 Erkrankungen an Diphterie, 1 an Scharlachfieber und 5 Todesfälle an Lungentuberkulose zu verzeichnen gewesen.
Die Rindviehbestände sind von ansteckenden Seuchen verschont geblieben.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Unsere Landwirtschaft blickt auf ein den Verhältnissen entsprechend günstiges Jahr zurück. Die im Februar und März stark einsetzende strenge Kälte ließ kein günstiges Erntejahr erhoffen.
Nachher eintretende sehr günstige Witterung hat jedoch dieser Erwartung nicht entsprochen, so daß die Landwirtschaft auf ein gutes Mittelerntejahr zurückblicken kann. Der Weidegang konnte bis in den späten Herbst dauern und war die Heuernte eine befriedigende, was den Landwirten zur Beibehaltung ihrer Viehbestände wesentlich geholfen hat, da Kraftfutter fast vollständig fehlte. Die Kartoffelernte war auch ziemlich gut, und erleichterte dies der Bevölkerung wesentlich das durchhalten in dieser an sonstigen Lebensmitteln armen Zeit.

VIII. HANDEL & GEWERBE

Die Firmen Wirths Bach & Co, sowie die Firma R.Lupke & Co waren mit Kriegslieferungen vollauf beschäftigt.
Die Steinbrüche Thelen und Hoven können kaum ihren Lieferungsverpflichtungen nachkommen, da die Steine, und vor allem Kalk zu chemischen und Desinfektionszwecken dringend verlangt werden.
Außer vorbenannten Betrieben hat Hubert Schmets in Cornelimünster einen Dolomitsteinbruch eröffnet, und liefert dieser hauptsächlich die Steine zum Hüttenwerk Rothe-Erde zu industriellen Zwecken. Die Steine aus vorstehendem Bruche werden mittels Kleinbahn bis zum Bahnhof Walheim befördert und von hier aus per Bahn weiterversandt.

IX. GEMEINDEVERWALTUNG

Der Polizeidiener Schnorrenberg zu Breinig wurde gemäß Verfügung des stellvertretenden Generalkommandos aus dem Heeresdienste entlassen, um seine Amtstätigkeit in Breinig wieder aufzunehmen. Als Hilfspolizisten sind die Kriegsinvaliden Martin Krutt für Breinig und Jakob Scholl für Venwegen, sowie Johann Offermann für Cornelimünster in Dienst gestellt worden. Es war dies vor allem erforderlich zur Verhütung der überhandnehmenden unerlaubten Ausfuhr von Lebensmitteln. Zu diesem Zweck ist seitens der Behörde noch ein Hilfsgendarm nach Cornelimünster kommandiert. Auch der Nachtwächter Kreischer wurde zur Aufnahme seiner Tätigkeit aus dem Heeresdienste entlassen.

X. BAUTEN

Die Bautätigkeit ruhte im Berichtsjahr vollständig.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Im Berichtsjahre sind in der Gemeinde Cornelimünster 30 Unglücksfälle zur Anzeige gekommen, die sich hier in landwirtschaftlichen teils in gewerblichen Betrieben ereigneten. Die Unglücksfälle waren meistens geringfügiger Art und hat nur 1 Unfall den Tod des verletzten herbeigeführt und zwar starb am 30.Juli 1917 Hubert Köhler aus Cornelimünster an Darmverletzungen, welche er sich im Betriebe der Firma Adam Thelen in Cornelimünster infolge zu frühen Losgehens eines Probeschusses zugezogen hatte.
Außer einem am 20.10.1917 stattgefundenen Brande, bei welchem Scheune und Stallungen des Landwirten Peter Hermanns zu Breinig bis auf die Grundmauern eingeäschert wurden, sind keine größeren Brände vorgekommen.

XII. VERSCHIEDENES

Im verflossenen Berichtsjahre fanden am 1.März, 1.Juni, 1.September und 1.Dezember Viehzählungen statt. Vom 15. bis 25.Juni 1917 wurde eine Ernteflächen Erhebung vorgenommen und fand zu dieser vom 20.September bis 5.Oktober 1917 eine Nachprüfung statt, nach welcher in der Gemeinde Cornelimünster 13 Morgen mit Weizen, 48 Morgen mit Roggen, 21 Morgen mit Gerste und 68 Morgen mit Hafer bestellt waren.

Cornelimünster, den 21.April 1918; der Bürgermeister, Esser

Nachtrag 1917
Im Jahre 1917 mußten zwecks Verwertung in der Kriegsindustrie abgeliefert worden:
1) Bronzeglocken und zwar aus der Pfarre Cornelimünster:
1 Glocke aus der früheren Abteikirche im Gewichte von 90 kg;
1 aus der Kapelle im Klauser Wäldchen von 90 kg;
1 aus der St. Antonius Kapelle von 50 kg und
1 aus der Kapelle zu Schleckheim von 50 kg;
1 Glocke aus der Benediktiner Niederlassung Cornelimünster im Gewichte von 118,5 kg.
Aus der Pfarrkirche Breinig: Je 1 Glocke im Gewichte von 776 und 1100 kilogramm.
Aus der Pfarrkirche zu Venwegen eine Glocke von 260 kg.
Infolge ihres anerkannten musikalischen Kunstwertes wurden die Glocken in der alten (St. Stephans) Pfarrkirche Cornelimünster belassen. Es handelte sich um die drei Glocken mit folgenden Gewichten:
2300, 1500 und 1050 kg. Ebenso wurden als notwendigste Läuteglocken belassen:
der Benediktiner Niederlassung Cornelimünster eine Glocke im Gewichte von 67 kg
der Pfarrkirche Breinig eine solche von 450 kg und der Pfarrkirche Venwegen eine von 150 kg.
2) Prospektpfeiffen aus Zinn von Orgeln: Pfarrkirche Breinig 124 kg und Pfarrkirche Venwegen 57 kg.




1918

Bevölkerung
1918mw
Population4525
Geburten30340 unehelich
Todesfälle79420 über 90
Trauungen21
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler131141Cornelimünster
Elementarschüler197200Breinig
Elementarschüler3937Breinigerberg
Elementarschüler5854Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde100
Rindvieh1912
Schaafe107
Ziegen155
Schweine147
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen4,85
Roggen16,10
Gerste4,20
Hafer19,45
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 21,34
Preise
PREISEMPfgpro
Heu1050kg
Stroh45050kg
LeinsaamenHektoliter
FlachsStein
Butter8Kilogramm
KäseKilogramm
LandwolleKilogramm
AckerlandHektare
gut10000
mittelmäßig7200
schlecht4000
Wiesen- und Weideland
gut10000
mittelmäßig7200
schlecht4000

Auch im Berichtsjahre dauerte der Weltkrieg noch an. Er fand endlich am 11.November 1918 durch Beschluß eines Waffenstillstandes zwischen den Mittelmächten und ihren Gegnern ein Ende. Es begann der Rückmarsch der deutschen Armeen. Am 12.November zogen die ersten aus Feindesland zurückkehrenden Truppen - das Garde-Augusta Regiment - mit klingendem Spiel durch. Bald folgten in Tag und Nacht ununterbrochenen Reihen die Regimenter und Kolonnen der 6. Armee, und wurden alle Ortschaften mit starker Einquartirung belegt. In Cornelimünster war eine Marschstraßenkommission eingesetzt, die den Rückmarsch der Truppen kontollierte.

Am 26.November verließen die letzten deutschen Truppen unsere Gemeinde.
Leider hat der Krieg, dessen Greuel unsere tapferen Feldgrauen 4 Jahre mitmachten, für uns kein günstiges Ende gefunden, und wurden unserem Vaterlande beim Waffenstillstand sehr harte Bedingungen auferlegt. Außer der Ablieferung einer großen Anzahl an Lokomotiven und Eisenbahnwagen, welche uns bei dem schon bestehenden Mangel an Transportmitteln doppelt schwer traf, kam für das gesamte linksrheinische Gebiet und damit auch für unsere engere Heimat die Besetzung durch die gegnerischen Truppen in Frage.
Am 1.September 1918 rückten als erste Besatzungs Truppen Engländer hier ein, und zwar das Königs Husaren Regiment Nr. 15, welche uns jedoch nach wenigen Tagen wieder verließen. Die folgenden Tage rückten hier meistens Schottländer durch, von denen einige Teile eine Nacht hier nächtigten. Anfang Januar wurde in Cornelimünster eine Wache von 20 Mann seitens der französischen Truppen eingerichtet, und seit 26.Februar 1919 befindet sich daselbst die 1.Eskadron des 19. französischen Dragoner Regiments.
Wie drückend die Anwesenheit der fremden Truppen einerseits empfunden wird, so schützt dieselbe uns doch vor dem Ausbruche spartakistischer Unruhen, wie solche auf dem Seitens der Besatzungsbehörden wurde angeordnet, daß jede über 14 Jahre alte Person mit einem Personalausweis versehen sein mußte. rechten Rheinufer herrschen.
Bis zum 31.März 1919 wurden an die Familien der zum Heeresdienst Einberufenen bezahlt:
Reichsunterstüzungen 544.401 M, Reichs und Gemeindezuschüsse 286.167 M.
Der seitens des Reiches geleistete Vorschuß beträgt einschließlich des Zuschusses aus dem 200 Millionen-Fonds 768.399 M.
Die von 1.November 1917 bezw. 1918 ab eingetretenen Erhöhungen der Reichsunterstützung belaufen sich auf 75.984,32 M; an Ausgleichsunterstützung wurden 9.858,16 M gezahlt.
Die Unterstützung der erwerbslosen Textilarbeiter erforderte bis jetzt eine Ausgabe um 67.603,27 M.
Da die zurückkehrenden Krieger meistenteils nicht sofort in Arbeit treten konnten, so wurde denselben für die Zeit der Arbeitslosigkeit eine Erwerbslosenunterstützung gezahlt und sind zu diesem Zwecke bis zum 31.3. 1919: 27.053,05 M aufgewendet worden, von welcher Summe 1/6 = 4.508,84 M zu Lasten der Gemeinde fällt.
Die Gesamtzahl derjenigen, die ihr Leben für das Vaterland lassen mußten, beträgt 123, von welchen
40 auf Cornelimünster, 69 auf Breinig (Pfarre) und 12 auf Venwegen entfallen.
In Gefangenschaft befinden sich, bezw. es werden vermißt aus Cornelimünster 20, Breinig(Pfarre) 28, Venwegen 8.

Im übrigen ist zu berichten.

I. BEVÖLKERUNG

Bei der Volkszählung am 1.Dezember 1916 hatte die Gemeinde eine Ortsanwesende Bevölkerung von 4065 Seelen. Die für Zwecke der Steuerveranlagung Angang November 1918 vorgenommene Personenstandsaufnahme ergab eine Personenzahl von 4525, gegenüber 4488 ein Jahr vorher. Demnach hat sich die Bevölkerung in dieser Zwischenzeit um 37 Personen vermehrt.

II. BEWEGUNG der BEVÖLKERUNG

Im Kalenderjahre 1918 wurden 30 männliche und 34 weibliche Kinder lebend geboren.
Es kamen 2 männliche und 1 weibliche Totgeburt vor.
Es starben: 79 männliche und 42 weibliche Personen
Standesamtliche Heiraten wurden 21 geschlossen.

III. STEUER VERANLAGUNG

Für 1918 wurden zur Staatseinkommensteuer veranlagt:
Einkommensteuer
zum Satz 69121621263136445260708092 104118132146160176192212232252276300330390 51057011204702,404Frei
Personen132981059565707855402811910 4692632121111121 112121264285

IV. FINANZEN

Die Umlage betrug im Rechnugsjahre 1918 270% der Staatseinkommensteuer und der fingirten Sätze, 270% der Realsteuern und 100% der Betriebssteuern. Die gleichen Sätze sind für 1919 vorgeschlagen.
Der Gemeindehaushalt 1918 weist in Einnahme und Ausgabe 501.560 M auf.

V. KIRCHEN und SCHULWESEN

Der Seminar Musiklehrer Johann Latten wurde von hier versetzt; an seine Stelle trat der Seminar Musiklehrer Johannes Langer. Außerdem traten der Prorektor Nix sowie Dr. Nagel, welche aus dem Heeresdienst entlassen wurden, in den Lehrkörper des hiesigen Seminars ein.
Die Volksschullehrer Schings, Margraff und Heutz, welche gleichfalls aus dem Heeresdienste entlassen wurden, übernahmen wieder die Schulen in Breinig bezw. Breinigerberg, wogegen die Lehrerinnen Kraus und Breuer, welche diese Schulen vertretungsweise verwaltet hatten, ausschieden. Lehrer van Megeren aus Venwegen befindet sich noch in englischer Kriegsgefangenschaft, seine Stelle wird durch Lehrerin Cormann wahrgenommen.
Die Volksschulen wurden von 857 Kindern besucht, die sich wie folgt verteilen:
131 Knaben und 141 Mädchen in Cornelimünster,
197 Knaben und 200 Mädchen in Breinig,
39 Knaben und 37 Mädchen in Breinigerberg und
58 Knaben und 54 Mädchen in Venwegen.

Die Knaben des Ortes Cornelimünster erhielten wie bisher ihren Unterricht in der Übungsschule des Lehrerseminars.
Die gewerbliche Fortbildungsschule in Breinig wurde von 54 Schülern besucht; es unterrichteten an derselben Hauptlehrer Kranzhoff aus Breinig und Bauführer Wöhler aus Cornelimünster.
Der Gemeinderat beschloß, die Fertigstellung des Schulhaus-Neubaues in Breinigerberg bis zum Billigerwerden der Baustoffe auszusetzen.
Die hiesige PfarrGemeinde hat das den Erben des Sanitätsrats Dr. Dick gehörige Haus (Nr.137) käuflich erworben zwecks Einrichtung einer neuen Pastorat.

VI. MEDIZINAL und VETERINÄRWESEN

Der Gesundheitszustand der Menschen ließ manches zu wünschen übrig. Nicht allein, daß infolge der Absperrung Deutschlands vom Auslande und damit an dringend nötigen Lebensmitteln, insbesondere Fett, der Ernährungszustand ein schlechter war und hierdurch manches Opfer gefordert worden sein dürfte, trat im Spätsommer und Herbst 1918 auch noch die Grippe, damals, weil in Spanien zuerst aufgetreten, "Spanische Krankheit" genannt, auf. Kaum ein Haus blieb von der Seuche verschont. Die Krankheit forderte eine große Anzahl Opfer, der größte Teil der Mehrtodesfälle gegenüber dem Vorjahre kommt auf die Rechnung der Seuche.
Außerdem wurden 13 Erkrankungen an Diphterie und 1 an Kindbettfieber festgestellt. 3 Personen starben an Lungen bezw. Kehlkopftuberkulose.
Die Rindviehbestände wurden verschiedentlich von Maul- und Klauenseuche heimgesucht.

VII. LANDWIRTSCHAFT

Die Landwirtschaft kann infolge günstigerer Witterung auf ein verhältnißmäßig gutes Erntejahr zurückblicken. Die Viehhaltung litt unter dem fortbestehenden Mangel an Kraftfutter; es war eine schwere Aufgabe, das Vieh trotz Fehlens dieses Futtermittels durchzubringen. Der Bevölkerung kam insbesondere die durchweg befriedigende Kartoffelernte zu statten, da infolge der Revolutionswirren, Streiks usw. im rechtrheinischen Gebiete, sowie des Wagenmangels die Zufuhren aus entfernteren Gegenden ausfielen.
Die bestehenden Lebensmittel-Rationierungs-Vorschriften blieben in Kraft, da wie voraussichtlich noch lange auf die allgemeine Zuteilung angewiesen sein werden.

VIII. HANDEL und GEWERBE

Die Industrie geht verhältnismäßig gut, Metallwarenfabriken und Holzsägewerke sehr gut. Allgemein herrschte während des Krieges Arbeitermangel, der sich nach dem Waffenstillstandbeschluß ins Gegenteil verkehrte, da es der dann der Kriegsaufträge entblößten Industrie unmöglich war, die vom Heeresdienste Entlassenen so plötzlich wieder aufzunehmen. Nur Steinbrüche und Kalkwerke, die sich ebenfalls sehr guten und lohnenden Geschäftsganges erfreuten, machten hiervon eine Ausnahme.
Hubert Schnuch aus Cornelimünster eröffnete im Liebensteinsberg einen neuen Steinbruch.
Die Seifenfabrik Kendall & Cie in Cornelimünster ruhte noch im Berichtsjahre wegen Mangels an Rohstoffen.

IX. GEMEINDEVERWALTUNG

An Stelle des verstorbenen Gemeindeförsters Andres wurde dessen Sohn Josef gewählt.
Am 24.10.1918 verstarb der Polizeidiener Johann Brück in Cornelimünster. Ein Nachfolger wurde noch nicht gewählt, der Polizeidienst wird von 2 Hilfspolizeidienern ausgeführt.
Die Vornahme der Gemeinderatswahlen, die gemäß Regierungsverordnung nach dem geheimen, gleichen und direkten Wahlrecht im März 1919 stattfinden sollten, wurde durch die Besatzungsbehörden auf dem linken Rheinufer verboten, die bisherigen Mitglieder blieben somit vorerst im Amte.

X. BAUTEN

Die Bautätigkeit ruhte auch im Berichtsjahre vollständig.

XI. UNGLÜCKSFÄLLE

Es gelangten 19 Unglücksfälle zur Anzeige, teils aus landwirtschaftlichen teils gewerblichen Betrieben.
Sie waren meist geringfügiger Art, nur 1 Fall hat den Tod des Betroffenen herbeigeführt; beim Rückzug unserer Truppen wurde der Zugführer Jakob Adams aus Aachen am 18.11.1918 auf dem Bahnhofe Cornelimünster vom Zuge überfahren und getötet.

XII. VERSCHIEDENES

Im Berichtsjahre fanden am 1.März, 1.Juni, 1.September und 1.Dezember Viehzählungen statt, vom 6.5. bis 1.6.1918 eine Ernteflächenerhebung. Der Gemeindesekretär Soldierer wurde mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichnet.

Cornelimünster, am 4.April 1919; der Bürgermeister, Esser



1919

Bevölkerung
1919mw
Population
Geburten38512 unehelich
Todesfälle22290 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler103127Cornelimünster
Elementarschüler179167Breinig
Elementarschüler79Breinigerberg
Elementarschüler4661Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde103
Rindvieh1626
Schaafe136
Ziegen149
Schweine300
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenzentner pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen5,1640170
Roggen14,2832170
Gerste3,1332150
Hafer20,1832120
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 22,7930080
Preise
PREISEMPfgpro
Heu gesetzl. Höchstpreis30100kg
Heu wirklicher Preis90100kg
Stroh gesetzl. Höchstpreis16100kg
Stroh wirklicher Preis60100kg
Milch gesetzl. Höchstpreis50-60Liter
Milch wirklicher Preis1Liter
Brots157Kilogramm
Eierbis 2Kilogramm
Butter gesetzl. Höchstpreis20Kilogramm
Butter wirklicher Preisbis 60Kilogramm
Brot wirklicher Preis26Kilogramm
Landwolle wirklicher Preis90Kilogramm
AckerlandHektare
gut24000
mittelmäßig15000
schlecht6000
Wiesen- und Weideland
gut24000
mittelmäßig15000
schlecht6000

Nach Erinnerung von Johann Röntgen, Amtsinspektor a. D. In seiner Handschrift geschrieben
Der gesetzmäßige Höchstpreis steht für die meisten Waren nur auf dem Papier, er soll zwar für rationierte und einige unrationierte Waren gelten; Aber selbst die Gemeinden waren nicht in der Lage, z.B. Kartoffeln für den Preis zu liefern. Zudem ist die Zuteilung von rationiertem Korn so gering, daß die Leute zum Übertreten der Rationierungsgesetze gezwungen sind, wollen sie nicht langsam verhungern. Infolge dieser offenbaren Mißerfolge ist das Ansehen der Zwangswirtschaft sehr gesunken.
Das Jahr hat nicht das gebracht, was allgemein erhofft worden war, den Frieden. Es war nur eine Zeit der Waffenruhe.

Während im übrigen Reiche abgerüstet wurde, erhielten die linksrheinischen Gebiete und damit auch unsere Gemeinde gemäß den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrags eine Besatzung aus bisher feindlichen Truppen. Nachdem bereits in Dezember des Vorjahres englische Truppen hier gelegen, wurde Anfang Januar eine französische Wache von etwa 20 Mann in Cornelimünster eingerichtet und seit dem 26. Februar lag die 1. Eskadron des 19. französischen Dragoner Regiments hier in Quartier.
Im Laufe des Jahres wurden die Soldaten jedoch größtenteils aus den Bürgerhäusern in freigemachte Räumlichkeiten des Lehrerseminars verlegt. Abgesehen von einigen kleineren und unwesentlichen Vorkommnissen hat im allgemeinen ein ziemlich gutes Einvernehmen zwischen der Bevölkerung und den Truppen geherrscht.
Nach dem Waffenstillstandsbedingungen wurden seitens der fremden Mächte Verwaltungskontroll-Beamte eingesetzt. Es ergingen sehr einschneidende Anordnungen auf allen Gebieten der Verwaltung der Wirtschaft und des Verkehrs, durch welche diese in nachhaltiger und manchmal nachteiliger Weise beeinflußt wurden. Die Gesetze und Verordnungen der preußischen und der deutschen Regierung bedurften der Zustimmung der die einzelnen Militärbezirken (Besatzungszonen) verstehenden Kommandeure um im besetzten Gebiet angewendet und durchgeführt werden zu können. Hierdurch wurde für dieses Gebiet eine merkliche Rechts-Unsicherheit und Ungleichheit hervorgerufen. Die für das unbesetzte Deutsche Gebiet bestimmten amtlichen Postsendungen unterlagen der vorherigen Prüfung durch die Verwaltungskontrolle, für uns der "Controle administrative" bei der Kreiskommandantur in Aachen.
Selbst private Sendungen nach rechtsrheinischem Gebiete unterlagen der Zensur, die zu diesem Zwecke bei den Größeren Postanstalten eingerichtet war, so für uns in Aachen. Der amtliche Schriftverkehr mit deutschen Heeresteilen durften sich nur auf Entlassungs-, Demobilmachungs- und Versorgungsangelegenheiten der ehemaligen Heeresangehörigen erstrecken.
Infolge dieser Eingriffe in die Verwaltungstätigkeit wurde diese in mehrerer Hinsicht sehr erschwert und gehemmt, so konnten eine Reihe an Gesetzen hier nicht durchgeführt werden, weil ihre Zulassung nicht genehmigt worden war. Schwere Strafen waren auf Nichtbeachtung der Anordnungen der Besatzungsbehörden gelegt.
In Cornelimünster bestand eine Ortskommandantur, diese unterstand der Kreiskommandantur in Aachen, während diese der französischen 128. Infanterie Division mit dem Sitz in Aachen unterstand. Unsere Gemeinde gehörte zur (4.) belgischen Besatzungszone. Eine dauernde Belegung mit fremden Truppen hatte nur der Ort Cornelimünster; in Breinig und Breinigerheide waren nur im Juli und nur auf drei Tage eine kleine Truppe (eine Batterie) untergebracht.

Zur Regelung wirtschaftlicher Fragen war in Aachen eine Wirtschaftsabteilung (Section economique) eingerichtet, zu Zwecken der Regelung der Wiedergutmachungsfragen eine Wiedergutmachungskommission (Commission de recuperation). Letztere befaßte sich zunächst mit der Auslieferung der von den rückziehenden deutschen Truppen zurückgelassenen Pferde und Kühe an Belgien bezw. Frankreich. Aus unserer Gemeinde mußten infolgedessen abgeliefert werden: 3 Pferde und 10 Kühe.

Im allgemeinen hat das Jahr einen ruhigen Verlauf genommen soweit dies unter den allüberall obwaltenden Verhältnissen überhaupt gesagt werden kann. Die Knappheit an Lebensmitteln hielt weiter an, sodaß deren öffentliche (Zwangs) Bewirtschaftung weiterhin aufrecht erhalten werden mußte.
Auch sonst blieben auf fast allen Wirtschaftsgebieten die amtlichen Maßnahmen bestehen. Die Teuerung aller Lebensbedürfnisse ließ angangs etwas nach, steigerte sich dann aber andauernd, sodaß sie gegen Jahresende den zehnfachen Vorkriegspreis bereits und mehr erreichte. Trotz dieser Teuerung hatten die Waren jedoch einen minderen Wert. Die im Laufe des Jahres aufgehobene Zwangsbewirtschaftung von Leder, Schuhwaren, Webwaren, Seife, Heu und Hafer bewirkten zunächst deren Verschwinden vom Markte, später waren diese Waren wieder erhältlich, aber gegen wesentlich höhere Preise.
Dieser und andere besonders der aus dem Auslande stammenden Waren nahmen sich besonders sogenannte wilde Händler, auch "Schieber" genannt an, um damit wucherische Geschäfte zu treiben. Alles Einschreiten gegen diese Geschäfte konnte sie nicht verschwinden machen. Arbeitslosigkeit, Arbeitsunlust und vor allem die großen, von den Steuern nicht erfaßbaren Gewinne vermehrten nur die Zahl der Schieber. Allerdings gelang es im Laufe des Sommers und Herbstes, die allgemeine Lebensmittelnot dadurch etwas zu mildern, daß der Feindbund aus Heeresbeständen Fleisch, Fett, Mehl, Bohnen und Erbsen dem Reiche überließ. Durch Reichsgeschäfte wurde es ermöglicht, diese teueren Waren den Verbrauchern verbilligt zuzuführen. Die Abgabe erfolgte auf Grund an Bezugs-(Berchtigungs) Karten, ähnlich wie bei den sonstigen, der öffentlichen Bewirtschaftung unterliegenden Lebensmitteln, auch blieb der Verkauf wie bei diesen den Gewerbetreibenden überlassen. Bezug und Abgabe von Kohlen erfolgten weiterhin noch gegen Bezugskarten, die Versorgung war jedoch nur eine leidliche. Auch hier stieg andauernd der Preis, bis er gegen Ende des Jahres für den Zentner etwa 10 (zehn) Mark erreichte. Braunkohlenbriketts waren ebenfalls nur gegen Bezugsschein erhältlich, auch ihre Anfuhr deckte nicht den Bedarf. Die Abgabe an die Verkäufer erfolgte nur durch die betreffenden Gewerbetreibende

Zur Verminderung der Brennstoffnot ging die Gemeinde im Winter 1919/20 dazu über, aus dem Gemeindewalde Brennholz in kleinen Mengen zur Festtaxe, also unter Ausschluß einer den Preis steigernden Versteigerung, an die Einwohner abzugeben, wodurch besonders die Minderbemittelten geholfen werden sollte und wurde.
Aber trotzdem, und zumal diese Holzabgaben an die regierungsseitig genehmigten Mengen gebunden blieben, machte sich, da einerseits der Bennstoffnot nicht ganz beizukommen war, anderseits der Mangel dazu trieb, der Holzdiebstahl immer stärker bemerkbar. Einerseits durch das seit 1916 bestehende Bauverbot, dann aber durch die vermehrten Eheschließungen der heimgekehrten Krieger hervorgerufen, machte sich immer mehr ein Mangel an Wohnungen bemerkbar.
Eine Verschärfung erfuhr dieser noch durch Inanspruchnahme vieler Wohnungen durch Besatzungs Truppen.
Regierungsseitig wurde zwar eine Rationierung der Wohnungen und eine Zwangseinweisung vorgesehen, diese Verordnungen kamen hier jedoch nicht zur Ausführung. Die der Zwangsbewirtschaftung unterliegenden Kartoffeln wurden weiterhin durch die Gemeinde beschafft und verteilt. Die Zufuhr ließ aber sehr zu wünschen übrig, sodaß im Frühjahr bis zur neuen Ernte empfindlicher Mangel an diesem wichtigen Nahrungsmittel bestand.

Die Heuernte litt unter Regen, die Ernte an Kartoffeln, Roggen Hafer, Gerste und Weizen war aber als gut zu bezeichnen.
Die Milch wurde zur Verarbeitung an die Molkerei in Walheim geliefert, zur Abgabe an die Verbraucher aber an die in jedem Ort befindliche Sammelstelle. Letztere wurden jedoch in Breinig und Venwegen am 1. Sept. aufgehoben.

Durch angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Molkerei hervorgerufen, fanden sich die meisten Landwirte im Juli und August bemüßigt, in einen Lieferstreik einzutreten. Dieser wurde jedoch durch Einrichtung einer aus Landwirtskreisen zu stellenden Kontrollposten bei der Molkerei wieder beigelegt, nachdem in der Zwischenzeit die polizeilicherseits angewendeten Zwangsmaßnahmen (Strafen) fruchtlos geblieben waren. Da die Jagd von seiten der Besatzungsbehörden verboten war, hatten die in der Höhe des Waldes gelegenen Grundstücke sehr unter dem Übertritt des Wildes zu leiden (Wildschweine und Hirsche). Die Gartengewächse litten im Sommer und Herbst sehr unter einer Raupenplage. Es kamen mehrfache Diebstähle von Weidevieh vor, ohne daß es gelang, die Täter zu ermitteln. Einige angebliche Viehdiebstähle mögen auch auf das Konto "Geheimschlachtung" zu verbuchen sein, da die für das amtlicherseits abgenommene Schlachtvieh bezahlten Preise nach Meinung der Viehhalter den wirklichen Werten nicht entfernt entsprachen und für das auf Schleichhandelswegen abgesetzte Vieh und Fleisch weitaus höhere Preise zu erzielen waren. Überhaupt war ein durch Krieg, Entbehrung und Not hervorgerufene, anderseits durch Verkennung des Begriffs "Freiheit", welcher so sehr die Volkgenossen beseelte und entfesselte, begünstigter Tiefstand der Moral festzustellen, wie nicht seit Menschengedenken. Besonders Diebstähle waren an der Tagesordnung, sodaß auf dem Gebiete von "mein" und "dein" eine allgemeine Unsicherheit eingerissen hat.
Hinzu kam die Sucht nach Vergnügungen, dergegenüber die Polizei machtlos war, zumal sich die Besatzungsbehörden (Ortskommandantur) das weitgehendste Verfügungsrecht in Bezug auf solche und überhaupt über das Versammlungswesen vorbehalten hatten. Die Gemeinde suchte ihrerseits hieraus durch Erhöhung der Lustbarkeitssteuer Vorteil zu ziehen.

Die hiesigen Industriebetriebe waren durchweg gut beschäftigt. Arbeiterausstände kamen nicht vor.

Bis Juni war meistens trockenes Wetter, nachdem herschte Regen vor. Bereits am 15.Oktober zeigten die Vorberge der Eifel eine Schneedecke.

Am Jahresanfang gebot die Besatzungsbehörde die Einführung der westeuropäischen Zeit, ebenso am 5.Oktober der sogenannten Winterzeit d.f. die Zurückstellung der Uhren um einen Stunde.

Die Gesundheit unter den Menschen ließ sehr zu wünschen übrig; die Folgen der Entbehrungen an allem Nötigen während der Kriegsjahre konnten ja auch nicht ausbleiben. Sie zeigen sich zumeist bei den Kindern und Jugendlichen überhaupt in einem besorgniserregenden Zustande der Unterernährung, bei der Gesamtheit in einer erschreckenden Zunahme der Tuberkulose. Zur Bekämpfung der letzteren wurde von seiten des Kreises eine besondere Fürsorge eingerichtet, bestehend in Beratung, Unterbringung in Heilanstalten, Ausgabe stärkender Lebensmittel usw. zwecks Beratung über die Pflege der Säuglinge im ersten Lebensjahre wurde im Mai 1919 die sogenannte Mütterberatung eingerichtet. Die Beratungen und Belehrungen werden allmonatlich in Cornelimünster, Breinig und Venwegen durch den Arzt Dr. Schillings in Cornelimünster im Beisein der Fürsorgeschwester (Schwester des Herz-Jesu Klosters Cornelimünster) abgehalten. Jedesmal ist damit eine Gewichtskontrolle der Säuglinge sowie in der Regel die Verausgabung von Bezugsscheinen für Säuglingsnahrung oder -kleidung verbunden. Die Kosten dieser Einrichtung hat die Gemeinde getragen.

Zu Zwecken der Fürsorge für die entlassenen Kriegsbeschädigten und Kriegerwitwen und Waisen bestand die örtliche Kriegsbeschädigten Fürsorgestelle weiter fort. Auch für diese Zwecke wurden erhebliche Gelder aufgewendet, die aber größtenteils aus staatlichen Fonds erstattet wurden. Mal zahlte die Gemeinde besonders bedürftigen Kriegshinterbliebenen Zuschüsse zu den staatlichen Bezügen. Überhaupt erforderte die Förderung der Volkswohlfahrt ingleichen das Armenwesen, die Aufwendung bedeutender Mittel.

Unfälle mit tödlichem Ausgange kamen nicht vor, an gemeingefährlichen oder ansteckenden Krankheiten wuden gezählt: Diphterie 11 Fälle (deren ein Todesfall), Kindbettfieber 1, Scharlach 3, Tuberkulose 7 (Todesfälle) und Typhus 2 (1). Der Gemeindewald wurde 4 mal von kleinen Bränden betroffen; Sonst waren nur Möbelbrandschäden zu verzeichnen. An Krankheiten des Viehes kamen nur vereinzelte Fälle von Maul und Klauenseuche und Pferderaude vor.

Nach langem Warten begann endlich im September die Heimkehr in Kriegsgefangenschaft gewesener Landsleute und zwar zunächst derjenigen aus englischer Hand. Die übrigen Mächte hatten sich zur Freilassung der Gefangenen bis Ende des Jahres noch nicht entschließen können. Unter den Heimkehrern befand sich auch der Lehrer van Megeren aus Venwegen.

In Folge der ins Ungemessene gestiegenen Preise für Grundstücke und Baustoffe, welch letztere zudem noch der Zwangsbewirtschaftung unterlagen, ruhte die Bautätigkeit fast ganz oder beschränkte sich auf Instandsetzungen. Auch der Gemeinderat konnte sich daher nicht zur Fertigstellung des 1914 im Rohbau vollendeten Schulgebäudes in Breinigerberg entschließen.

Die althergebrachte Corneli-Oktav zeigte wieder ein Vorkriegsbild. Jedoch fand weder der übliche Viehmarkt am Schlusse derselben noch der Viehmarkt in Breinig statt und zwar mit Rücksicht auf die fortbestehende behördliche Kontrolle des Viehes und der Zwangsbewirtschaftung des Fleisches.

Die Gemeindeverwaltung stellte sich allmählich auf Demobilisierungsarbeiten und Friedenstätigkeit um, die während des Krieges eingestellten Bürohilfskräfte kamen größtenteils zur Entlastung und wurden durch Kriegsteilnehmer ersetzt.
Die Gemeindefinanzen fußten auf gesunder Grundlage und blieben von unheilvollen Rückschlägen verschont. Der Haushaltsplan für 1919 weist in Einnahme und Ausgabe 281.700 Mark auf, wovon durch Steuern (direkte) 131.629 M. aufzubringen waren. Es wurden an Zuschlägen zu der staatlich veranlagten Steuer, davon Summen folgen, erhoben: je 270% von 4.260,79 M. Grundsteuer, 5.605,90 M. Gebäudesteuer, 5.485 M. Gewerbesteuer und 33.400 M. Einkommensteuer zu 545 M. der vom Kreis veranlagten Betriebssteuer wurden 100% Zuschlag für die Gemeinde erhoben.

Den bedürftigen Kriegsteilnehmern, soweit sie erst bei Kriegsschluss entlassen wurden, gewährte die Gemeinde entweder 60 M. oder einen Anzug in dieser Preislage, soweit solche bei der Kreis Altbekleidungsstelle erhältlich, den Heimgekehrten Kriegsgefangenen eine Unterstützung von je 80 M. Für die Zwecke der letzteren wurden außerdem je Kopf 20 M. dem Gefangenendurchgangslager Jülich zugeführt.
Da das Reich beabsichtigte, künftig die Einkommensteuer für sich zu erheben, infolgedessen diese Regelung abgewartet werden mußte, erfolgte im Herbste weder eine Personenstandsaufnahme noch Steuer Veranlagung.

Zur Bearbeitung der mit der fremden Besatzung zusammenhängenden Geschäfte und zur Regelung von Kriegsschäden, Wiedergutmachungsfragen, usw. wird seit dem 1.Dezember 1918 auf dem Bürgermeisteramte eine besondere Person beschäftigt, die auch als Dolmetscher diente.
Im April fand auf Befehl der Besatzungsbehörden eine allgemeine Schutzpockenimpfung statt.
Die stetig steigende Teuerung erforderte auch eine Anpassung der Gehälter und Löhne der Gemeindebediensteten. Durch Ministerialerlaß von März erhielten die bisherigen Polizeisergeanten die Bezeichnung Polizeiwachtmeister. Polizeiwachtmeister Schnorrenberg, Breinig, verzog am 1.Oktober nach Boppart; an seine Stelle wurde Pol. Wachtm. Math. Pitzer aus Bütgenbach gewählt.
Gemeindeförster Andres konnte erst am 31.Mai seinen Dienst antreten. Endlich ließen die Besatzungsbehörden auch die Neuwahl der Gemeinderäte zu. Sie erfolgte hier am 14.Dezember und erbrachte zum ersten Male eine Schattierung nach parteipolitischen Gesichtspunkten.
Es wählten Cornelimünster 6, Venwegen 2 und der Pfarrbezirk Breinig 10 Gemeindeverordnete.


Cornelimünster am 18.Januar 1921; der Bürgermeister, Hansen



1920

Bevölkerung
1920mw
Population4607
Geburten63472 unehelich
Todesfälle33360 über 90
Trauungen19
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler106125Cornelimünster
Elementarschüler175171Breinig
Elementarschüler84Breinigerberg
Elementarschüler4758Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde111
Rindvieh1667
Schaafe203
Ziegen163
Schweine569
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenzentner pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen3,3436250
Roggen10,4030275
Gerste3,3930200
Hafer16,5330225
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln 21,5128060
Preise
PREISEMPfgpro
Heu wirklicher Preis6050kg
Stroh wirklicher Preis2250kg
Milch gesetzl. Höchstpreis120Liter
Milch wirklicher Preis190Liter
Brots238Kilogramm
Eierbis 3Kilogramm
Butter gesetzl. Höchstpreis40Kilogramm
Butter wirklicher Preisbis 75Kilogramm
Steinkohle18Zentner
Braunkohlenbriketts11Zentner
AckerlandHektare
gut50000
mittelmäßigbis 40000
schlechtbis 20000
Wiesen- und Weideland
gut50000
mittelmäßigbis 40000
schlechtbis 20000

Amtlich festgesetzte Menge der zustehenden Lebensmittel:
Für Selbstversorger: 12 Kg Brotgetreide und 5 Kg Gerste je Kopf und Monat; bis 100 gr. Butter je Kopf und Woche; 1/4 L Milch je Kopf und Tag. Für Versorgungsberechtigte: 4 Pf. Brot je Kopf und Woche; 50-60 Gr Buttter je Kopf und Woche. Im Allgemeinen: 600 gr. Zucker je Kopf und Monat; 3/4 L Milch für schwangere Frauen.
Kinder im Alter bis zu 2 Jahren ½ L Milch für Kinder von 2-6 Jahren täglich ½ L Milch täglich und 1400 Gr. Mehl statt 4 Pfund Brot wöchentlich für Leute über 70 Jahre. Für Kranke je nach ärtzlichem Gutachten Zuteilung an Milch, Butter, Mehl statt Brot usw.

Der Jahresanfang stand im Zeichen des Friedens. Nachdem der Friedensvertrag von Versailles vom 16.Juli 1919 zwischen dem deutschen Reiche und den im Kriege 1914-18 gegnerischen Mächten von den einzelnen Regierungen ratifiziert war, herrschte seit 10 Januar offiziell Friedenszustand. Endlich nach vierzehnmonatigem Waffenstillstand war uns also der Frieden beschieden, freilich kein Frieden in des Wortes innersten Bedeutung, auch kein Frieden, wie wir ihn für den Wiederaufbau des zerrütteten Wirtschaftslebens notwendig brauchten. Doch mag hierüber dereinst die Geschichte urteilen.
Immerhin traten mit dem Tage gegenüber der Waffenstillstandszeit auf verschiedenen Gebieten erhebliche Erleichterungen ein. Die fremde Militärdiktatur wurde durch die sogenannte Interalliierte Rheinlandkommission Haute Commission des Territoires Rhenanes in Coblenz ersetzt, die mit Gesetzgebungsbefugnis ausgestattet ist. Ihr Gegenstück fand sie im deutschen Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete, ihren Unterbau in den Bezirks- und Kreisdelegierten. Unsere Bezirks- und Kreisdelegierten haben seitdem ihren Sitz in Aachen. Die Postagentur und die Vorprüfung des ins unbesetzte Gebiet gehenden amtlichen Sendungen wurde aufgehoben, überhaupt eine größere Freiheit des Verkehrs zugelassen. Die Prüfung der deutschen Gesetze und Verordnungen und die Befugnis, diese im besetzten Gebiet zu untersagen bezw. zuzulassen, wurde an der Interalliierte Rheinlandkommission übernommen, infolgedessen auch auf diesem Gebiete eine größere Gleichmäßigkeit eintrat.

Die französische Besatzung des Ortes Cornelimünster rückte am 20 Februar nach Bonn ab, mit ihr auch die Ortskommandatur. Seitdem war unsere Gemeinde nicht mehr mit Truppen belegt.
Das Verhältnis zwischen den Besatzungstruppen und Behörden und der Verwaltung sowie der Bevölkerung war als gut zu bezeichnen.
Auch im Übrigen hat das Jahr einen leidlich ruhigen Verlauf genommen.
Die Teuerung für alle Lebensbedürfnisse steigerte sich, nachdem im Sommer infolge des Mangels an Kaufkraft ein zeitweiliger Rückgang eingetreten, bis zum Jahresschluß weiter, sodaß die Preise bis dahin das zehn bis fünfzehn fache der Vorkriegszeit erreichten, was aber größtenteils nur auf die ungeheuern Geldentwertung zurückzuführen ist. Nachdem Breinig bereits seit November 1919 in die Klasse der teueren Orte eingereiht worden war, folgte Cornelimünster im Januar 1920.

Der Winter 1919/1920 war recht milde, zeichnete sich aber durch reichliche Regenfälle aus.
Mitte Januar richtete der Sturm an Dächern und Bäumen einigen unbedeutenden Schaden an.
Bereits im Februar zeigten die Wiesen frisches Grün und begannen Bäume und Sträucher zu knospen. Die Sommermonate brachten einige Trockenheit, die erste Hälfte des Juni noch einige Nachtfröste, sodaß Kartoffel und Bohnensträucher erfroren und das Wachstum und Gedeihen dieser Früchte litten. Nachdem August und September wieder reichlichen Regen gebracht, begann nun wieder eine Zeit empfindlicher Trockenheit und des Wassermangels, die erst vor Weihnachten durch eine Regenzeit abgelöst wurde. Am 7.Dezember fiel der erste Schnee.


Im Übrigen ist wie folgt zu berichten.

GEMEINDEVERWALTUNG

Der am 14.Dezember 1919 neu gewählte Gemeinderat trat am 14.Januar zu seiner ersten Sitzung zusammen. Bereits durch eine weitere Ausführungsanweisung des Herrn Ministers des Innern vom 31.03.1919 zur Landgemeindeordnung war angeordnet worden, daß entgegen der bisherigen Übung die Versammlungen der Gemeinderäte und Bürgermeistereiräte in der Regel öffentlich sein sollen, wie dies bereits seither für die Städte vorgesehen und gebräuchlich war. Dadurch war dem Zuge der Zeit, die entsprechend dem Vorbilde der gesetzgebenden Körperschaften die Anteilnahme breiterer Volksschichten an der Gemeinde- und dadurch an der Staatsverwaltung erheischte, Rechnung getragen. Es zeigte sich denn auch, wenigstens anfangs, ein reger Besuch der Versammlungen seitens der Einwohner. Die Sitzungen mußten, des im Gemeindehause fehlenden ausreichenden Raumes wegen, fortan in Wirtshaussälen stattfinden.
Um den Bewohnern von Breinig und Venwegens entgegenzukommen, wurden auf Wunsch des Gemeinderats daselbst in einem Schulsaale vom 24.März ab jeden Mittwochnachmittag Sprechstunden der Verwaltung eingerichtet, die sich eines regen Besuchs zu erfreuen hatten.
Am 1.April trat der im Vorjahre gewählte Polizeiwachtmeister Mathias Pitzer seinen Dienst in Breinig an, der bis dahin noch seit der Kriegszeit daselbst beschäftigte Hilfspolizeidiener Martin Krutt wurde damit nicht mehr benötigt und kam zur Entlassung. Die seit dem Tode des Polizeisergeanten Brück (1918) erledigte Stelle in Cornelimünster blieb auch weiterhin unbesetzt. Der Dienst wurde von Hilfspolizeidienern versehen.
Der Bürgermeister Gustav Esser war infolge Krankheit vom 8.April ab beurlaubt.
Da am 13.Mai die Amtszeit des Beigeordneten Peter Schnitzler in Breinigerheide abgelaufen dieser aber auf Wiederwahl verzichtet hatte und der andere Beigeordnete Josef Quadflieg umständehalber den Dienst nicht übernehmen konnte, wurde der Unterzeichnete, damaliger Verwaltungsanwärter Nikolaus Hansen vom Landratsamt Aachen, mit der besonderen Stellvertretung des Bürgermeisters vom 14.Mai ab beauftragt. Bürgermeister Esser trat am 1.November in den Ruhestand; er hatte seit dem 6.April 1898 an der Spitze der Gemeindeverwaltung gestanden. Dem Unterzeichneten wurde am 1.November die kommissarische Verwaltung der Bürgermeisterstelle übertragen, der am 13.September die endgültige Ernennung zum Bürgermeister folgte. Zum Nachfolger des Peter Schnitzler wurde der Postagent Peter Laufs aus Breinig zum Beigeordneten der Gutsverwalter August Wagemann aus Cornelimünster. Nachfolger des am 18.September verstorbenen Ortsvorstehers von Venwegen Kaspar Pingen wurde der Schreiner Josef Wagemann. Für Breinig wurde ebenfalls die Stelle eines Ortsvorstehers geschaffen und dem Beigeordneten Laufs übertragen.
Gemeindeförster Josef Andres wurde am 1.Juni endgültig angestellt. Auf Drängen der Gemeinde Walheim wurde der zwischen dieser und Cornelimünster hinsichtlich des Bürgermeisters bestehende Personal-Union aufgehoben und in Walheim am 16.September eine eigene Verwaltung eingerichtet.
Die geldliche Lage der Gemeinde war wohl befriedigend. Der Haushaltsplan für 1920 hat in Einnahme und Ausgabe 1.096.000 Mark vor; nach dem mutmaßlichen Jahresabschlusse ergab sich ein Fehlbetrag von nur 5.010,82 M. Die Kapitalschulden der Gemeinde betrugen am 1.April 1920: 286.255,27 M. langfristige Anleihen und 116.297,-M. Kreditschuld. Der Schuldendienst erforderte eine Zinszahlung von 11.017,58 Mark, die Zinseinnahmen eigener Kapitalien erbrachte 2.260 M. Die Gebäude waren mit 312.370 M., der Wald mit 6.314.800 M. gegen Feuerschäden versichert. An Steuern kamen zur Erhebung: In 400 v.H. der staatlich veranlagten Grund und Gebäudesteuer im Betrage von 4.538,87 M bezw. 5.657 M, bei der Gewerbesteuer der Betriebe der Klasse I 600 v.H. von 3265 M, der Klasse II 500 v.H. von 207 M, der Klassen III und IV 400 v. H. von 7228 M, sowie 400 v.H. von 565 M Betriebssteuer.
Der Anteil an der Resteinkommensteuer für 1920 ist auf 183.371 M festgesetzt. Der Wald brachte 269.025,31 M ein. Besonders hohe Auslagen verursachten die Wegeunterhaltung mit 92.403,72 M, des Armenwesen mit 79.280,19 M und des Volksschulwesen mit 289.304,62 M.
Die Fertigstellung des Schulhauses im Breinigerberg erforderte einen Betrag von 76.527,83 M, früher waren hierfür verausgabt (1914) 12.758,17 M ursprünglich waren hierfür nur 19.597,14 M veranschlagt. Es ist ein Staatszuschuß von 32.000 M zugesagt.

BEVÖLKERUNG, GESUNDHEITSWESEN, WOHLFAHTSWESEN

Die Bevölkerungszahl hat sich gegen das Vorjahr mit 155 auf 4.607 gehoben. Der Zugang dürfte wesentlich auf Zuzug aus den an Belgien abgetretenen Kreisen Eupen und Malmedy zurückzuführen sein. Als Folge der mehrjährigen Unterernährung wärend des Krieges zeigte sich bei den Todesursachen die Häufigkeit der Lungentuberkulose. An ansteckenden oder gemeingefährlichen Krankheiten wurden angezeigt: ein Fall von Diphterie, 1 Kindsbettfieber und 3 Typhus.
Am 27.Juli verunglückte der Rauhauermeister Johann Emonts aus Breinig bei Ausübung seines Berufes in dem ihm und Miteigentümer gehörigen Steinbruch in Flur Kochesheck bei Venwegen tötlich.
Die Fürsorge für Erwerbslose erforderte insgesamt 20.299,73 M, wovon Reich und Staat 18.889,99 M erstatteten. Das Reich stellte für allgemeine Wohlfahrtszwecke 600 M, für Tuberkulose und Säuglingsfürsorge 1.400 M zur Verfügung; verausgabt wurden hierfür 600 M, 1.182,40 M und 1.562 M.

KIRCHEN UND SCHULWESEN, UNTERRICHT

Pfarrer und Dechant Dr. Josef Kleinermanns, Cornelimünster der sich sehr um die Erforschung der Geschichte des Münsterländchens verdient gemacht hat, starb hierselbst am 11.September im Alter von 72 Jahren. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Gerson, bisher in Brauweiler.
Das Schulhaus zu Breinigerberg bereits 1914 begonnen, seitdem aber liegengeblieben wurde fertiggestellt und Mitte November seinem Zwecke übergeben. Es unterrichten daselbst ein Lehrer und eine Lehrerin in abwechselndem Unterricht. Bisher hatte der Saal der Witwe Peter Jakob Kreutz daselbst für Schulzwecke benutzt werden müssen. Die Knaben aus Cornelimünster besuchten wie bisher die Seminarübungsschule. Es unterrichteten zwei Lehrerinnen, in Breinig je drei Lehrer und Lehrerinnen, in Venwegen je ein Lehrer und Lehrerin. Die gewerbliche Fortbildungsschule Breinig war durchschnittlich von 43 Knaben besucht.
Den Unterricht erteilten im Nebenamt ein Volksschullehrer und Bautechniker.

HANDEL, GEWERBE, VERKEHR, BAUTÄTIGKEIT

Kleingewerbe und Industrie hatten durchweg gute Beschäftigung ausgenommen die auswärtige Textilindustrie, die zeitweise unter Rohstoffmangel usw. litt und deren Arbeiter auch in der Hauptsache die Bezieher der Arbeitslosenunterstützung waren. Arbeiterstreiks und Aussperrungen kamen nicht vor, lediglich durch Streik der Angestellten bei der Aachener Kleinbahngesellschaft entstand in der Corneli-Oktav eine unangenehm empfundene Verkehrsstörung. Die Neubautätigkeit flaute gegenüber dem Vorjahre merklich ab, was wohl auf die ungeheure Steigerung der Boden und Baustoffpreise zurückzuführen ist.

LANDWIRTSCHAFT, VIEHZUCHT VIEHSEUCHEN

Es war die Ernte an Heu, Kartoffeln, Kernobst, (Äpfel, Birnen) nur mittelmäßig an Hafer sogar schlecht, Roggen Weizen, Gartenbeeren und und Steinobst(Pflaumen) recht gut.
Die Vieh-Preise bewegten sich ständig nach oben. Hafer wurde wieder, wie vordem bis 1918 der Zwangsbewirtschaftung unterworfen. Seit dem Kriege macht sich eine größere Beliebtheit des wegen der Wolle geschätzten Schafes bemerkbar. Vieh und Fleisch und Getreide unterlag weiterhin der Zwangsbewirtschaftung. Im Juni jedoch wurde den einheimischen Metzgern die Viehschlachtung wieder erlaubt; aufgehoben wurde die Zwangsbewirtschaftung von Fleisch und Fett erst am 15.September, diejenige für Kartoffel am 1.Oktober; Milch und Milcherzeugnisse und Getreide unterlagen denselben bis über den Jahresschluß hinaus. Einige Unruhe rief die stets drohende Viehabgabe an den Feindbund hervor. Im Hochsommer trat auch hier unter dem Rindvieh die damals weit verbreitete Maul- und Klauenseuche auf; sie nahm jedoch einen ziemlich günstigen Verlauf, trotzdem 130 Gehöfte mit 1043 Stück Vieh verseucht waren. Nachweislich verendet an dieser Seuche sind nur 3 Stück. Ab August wurden Vorsichtsmaßnahmen gegen die Einschleppung der im Kreise Eupen herrschenden Rinderpest getroffen, die sich glücklicherweise aber als überflüssig erwiesen.

SONSTIGES

Ab 1.Februar wurde der neue Friedhof in Cornelimünster in Benutzung genommen.
Die kriegsgefangenen Landsleute kehrten nach und nach in die Heimat zurück; am Jahresschluß befand sich noch einer in russischer Gefangenschaft (: Peter Barth aus Cornelimünster.)
Am 3. und 4.Juli beging der Männer-Gesangsverein Breinig nachträglich (er ist 1869 gegründet) das Fest seines 50 jährigen Bestehens. Infolge des jahrelang ruhenden Wohnungsbaues machte sich immer stärker ein erheblicher Mangel an Wohnungen bemerkbar, den zu mildern sich die Gemeindeverwaltung durch Wohnungsbereitstellung und Vermittelung bemühte.

Cornelimünster, am 27.März 1923; der Bürgermeister, Hansen



1921

Bevölkerung
1921mw
Population4619
Geburten66511 unehelich
Todesfälle18210 über 90
Trauungen53
geimpfte Kinder118
Liniendienst
Elementarschüler131116Cornelimünster
Elementarschüler174153Breinig
Elementarschüler3641Breinigerberg
Elementarschüler4654Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde98
Rindvieh1607
Schaafe124
Ziegen157
Schweine581
Federvieh3537
Kaninchen38
Bienenstöcke24
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen3,85
Roggen9,48
Gerste1,60
Hafer10,22
Spelz
Buchweizen15
Rübsaamen2,50
Kartoffeln 21,50
Preise
PREISEMPfgpro
Heu50kg
Stroh50kg
Milch Juli250Liter
Milch Dezemberbis 5Liter
Schwarzbrot rationiert3503,5 Pfund
Schwarzbrot Brotmarken4753,5 Pfund
Eier3
Butter Juni36Kilogramm
Butter Juli40-48Kilogramm
Butter Dezember80-100Kilogramm
Steinkohle Dez.35Zentner
Braunkohlenbriketts Dez.20Zentner
AckerlandHektare
gut100000
mittelmäßig
schlecht

I. ALLGEMEINES

Auch das Jahr 1921 hat uns die so sehnlichst erwarteten besseren Verhältnisse leider nicht beschert. Im Gegenteil schien es im Verlaufe desselben immer mehr, als sollten die bis dahin seit dem Kriegsende erreichten Aufbesserungen wieder zunichte werden.
Die Ursache waren die unglücklichen politischen Verhältnisse einerseits und die den größten Teil des Jahres über andauernde Trockenheit anderseits. Wenn im allgemeinen auch kein Mangel an Arbeits- und Verdienst Gelegenheit bestand, so folgten doch die Arbeits usw. Einkommen nur sehr schleppend und ungenügend den fortgesetzt steigenden Preisen für Lebensmittel und andere notwendige Bedarfsgegenstände. Am Jahresende rechnete man mit den vierzig bis sechszigfachen Preisen von der Vorkriegszeit. Dem entsprachen die Löhne bei weitem nicht. Am härtesten betroffen wurden von diesen Verhältnissen die alten oder arbeitsunfähigen Leute. Die Nähe der Grenzen der valutastärkeren Nachbarländer ebenso wie die Kaufkraft der Besatzungstruppen und deren großen Anhang wirkten nur preissteigernd. Von den Lebensmitteln unterlag nur noch das Brot der öffentlichen Bewirtschaftung und Verteilung; daneben war jedoch auch Brot im freien Handel, jedoch zu höheren Preisen, erhältlich.
Während schon das Frühjahr nur sehr spärlichen Regen brachte, folgte von Mai bis November eine fast regenlose Zeit, deren Leiden durch fast unerträgliche Hitze vermehrt wurden. Feld- und Gartenfrüchte konnten nicht gedeihen. Wiesen glichen verbrannten Heideflächen. Die meisten Brunnen versiegten, so auch der "Haandorn" und der Brunnen am Kapellchen in Cornelimünster. Dagegen tat der "Tambor" in Breinigerberg ununterbrochen seine Schuldigkeit. Selbst die große Wasserleitung des Kreises (Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. mit dem Sitze in Brand), die sich aus der Dreilägerbachtalsperre bei Rötgen speist, versagte manchmal den Dienst; doch muß bekannt werden, daß ohne sie wohl sehr wahrscheinlich unübersehbare Notstände eingetreten wären.
TRUPPEN oder BEHÖRDEN der BESATZUNGSMÄCHTE waren innerhalb des Gemeindebezirks nicht untergebracht. Aber auch ohnedies waren die Anforderungen der Besatzungsbehörden, die Arbeiten zur Ausführung der Anordnungen derselben sowie zur Regelung der mit der Besetzung zusammenhängenden Fragen so umfangreich, daß ständig ein Angestellter auf dem Gemeindegeschäftszimmer hiermit beschäftigt werden mußte, der allerdings auch die gleichen Geschäfte für die Gemeinde Walheim mitzuversehen hatte.
Am Neujahrstage 1921 zertrümmerten belgische Soldaten, die wahrscheinlich aus der Unterkunft in Steinebrück stammten, anscheinend ohne ernste Veranlassung einen Teil der Einrichtung im Gasthof zur Post "früher im Apfel" hierselbst.
Wenn man von mehreren, seitens der Besatzungs (Militär) Gerichte, über Einwohner unserer Gemeinde verhängte Strafen absieht kann man im Übrigen sagen, daß sich hier die Tatsache der Besetzung nicht sonderlich bemerkbar machte, wenn auch nicht verschwiegen werden darf, daß diese Tatsache nicht dazu angetan war, wirklich befriedigend oder erhebend zu wirken.

II. GEMEINDEANGELEGENHEITEN

Die Anstellung des unterzeichneten Bürgermeisters war am 13.November 1920 eine endgültige geworden. Den 1.März wurde endlich die Stelle des Polizeibeamten in Cornelimünster wieder planmäßig besetzt und zwar mit dem Polizeiwachtmeisters Johann Zimmermann aus Eupen. Als Nachfolger des Arnold Biervert, Cornelimünster, der das Amt niederlegte, und des Peter Jakob Hennecken, Breinig, der infolge Krankheit das Amt eines Stellvertreters nicht mehr versehen konnte, wurden der Gastwirt Lambert Giesen in Cornelimünster zum Schiedsmann und der Landarzt Alfons Schönauen in Breinigerheide zu seinem Stellvertreter gewählt und bestätigt.
Das Amt des W---tenrats für die Pfarre Breinig wurde dem Bäcker Arnold Wagemann, Breinig, übertragen. Am 21.November verstarb der langjährige Gemeinde-Wegewärter Mathias Junker in Breinig.
An die Stelle des Nachtwächters und Vollziehungsbeamten Simon Kreischer, Cornelimünster trat am 1.September der Küster Heinrich Beuth.
Am 1.April besaß die Gemeinde außer an Gebäuden 24,1142 ha Garten und Ackerland, 56,4010 ha Wiesen und Heiden und 441,3436 ha Wald, außerdem galten 4,4736 ha als ertraglos (Wege, Gewässer), Friedhöfe. Das Kapitalvermögen setzte sich zusammen aus 50.898,48 M des Substanzfonds, 10.539,38 M des Schulhaus und 23.210,09 M des Armenfonds, da eine Zinseneinnahme von insgesamt 2.390 M ergaben.
Die Gebäude sind mit 1.499.600 M, der Wald mit 6.314.800 M gegen Feuerschaden versichert. Als Schulden sind vorhanden 272.905,42 M langfristige Anleihen und 122.542 M Renditschuld, herrührend aus der Anlegung der Gaszuleitung nach Venwegen.
Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1921 hat eine Einnahme von 940.500 M, eine Ausgabe von 1.070.500 M vor; der Fehlbetrag sollte aus einem Reichsausgleichstock gedeckt werden. Überhaupt war eine streng geregelte Geldwirtschaft bei den unübersehbaren Verhältnissen nicht möglich. Es wurden an Umlagen erhoben 800% der mit 5259,50 M staatlich veranlagten Grundsteuer und von 5629,90 M Gebäudesteuer 1000% der Gewerbesteuer der Klasse I (= 5222 M); 900% von 1148 M Gewerbesteuer der Klasse II, 800% von 7540 M Gewerbesteuer der Klasse III und ebensoviel von 280 M Gewerbesteuer der Klasse IV, außerdem 800% von 565 M Betriebssteuer.
Es brachten im Rechnungsjahre 1921 tatsächlich ein, die Lustbarkeitssteuer 23.270 M, die Grundsteuer 4.835 M, die Anteile an der Zuwertsteuer 112.036,57 M, Umsatzsteuer 18.684,10 M. Reichs-Einkommensteuer 183.371 M und Grunderwerbsteuer 4.895,17 M. Der Wald ergab eine Reineinnahme von 56.358,94 M.
Besonders hohe Ausgaben verlangte die Wegeunterhaltung mit 333.530 M, für welchen Betrag u.a. 3.500 M neue Steindecken gebaut wurden; die Wege waren eben infolge des Krieges mit seinen Truppendurchzügen zu Beginn und Ende sehr in Unordnung geraten.
Die Fürsorge für Erwerbslose bedingte nur 6.726,43 M Kosten, woran sich Reich und Land mit 5.502,60 M beteiligten. Für allgemeine Wohlfahrtszwecke wurden 7.554,75 M verausgabt. Der Landkreis hatte hierfür 4.350 M zur Verfügung gestellt. Auf Grund des Reichsgesetzes vom 7.12. 1921 wurde die Unterstützung der Personen, die auf Grund früherer Arbeitstätigkeit eine Rente gemäß der Versicherungsgesetze bezogen und die ganz besonders von der Not der Zeit berührt waren in die Wege geleitet.
Bis zum Schlusse des Rechnungsjahres wurden hierfür 50.916 M verausgabt. Außerdem wurden für Armenzwecke 89.433 M verausgabt für Schulzwecke 367.214 M.
Endlich nahm sich die Gemeinde in tatkräftiger Weise der Beseitigung des Wohnungsmangels an, indem sie die Errichtung von sechs Einfamilienhäusern in Breinigerheide, vier in Cornelimünster (St. Gangolfsberg) und eines in Venwegen in Auftrag gab; deren Bau wurde im September begonnen.
Für diese Zwecke stellten das Land 98.300 M und der Kreis 733.484 M als vorläufig unverzinsliche Darlehen (Überteuerungszuschüsse) zur Verfügung.

III. BEVÖLKERUNG

Die am 20.Oktober bei der für Zwecke der Reichseinkommensteuer abgehaltenen Personenstandsaufnahme festgestellte Bevölkerung von 4.619 Personen verteilte sich wie folgt: Cornelimünster: 1.649 oder 36%, Venwegen: 541 oder 12% und Pfarre Breinig (v. J. Breinig, Breinigerheide, Breinigerberg einschließlich Münsterau und Schützheide: 2.429 oder 52% der Gesamtzahl. Merkbare Verschiebungen gegen früher sind sonach nicht eingetreten.
Der Gesundheitszustand war, obschon besonders bei der Jugend die Folgen des Kriegs-Unterernährung noch bemerkbar bleiben, immerhin ein leidlich guter. Ansteckende oder gemeingefährliche Erkrankungen traten nur vereinzelt auf, zur amtlichen Kenntnis kamen 2 Fälle von Diphterie, 1 von Ruhr und 2 von Typhus. Tötliche Unfälle gab es nicht.
Mitte März ließ sich in Breinig, als erster daselbst der praktische Arzt Dr. Heinrich Kahlen, ein geborener Aachener, nieder.

IV. KIRCHE, SCHULE, UNTERRICHT

Der neue Pfarrer von Cornelimünster. Alfons Gerson, bis dahin in Brauweiler, wurde am 23.Januar in sein Amt eingeführt. Am 10.Juli beging die Pfarre Breinig die Feier des 25 jährigen Priesterjubiläums ihres Pfarrers Arnold Rohe, gleichzeitig den Tag seiner Einführung vor 10 Jahren. An Stelle des Schülerstandes wurde eine Schuldeputation gebildet.

V. HANDEL, GEWERBE, VERKEHR

Die gewerblichen Betriebe hatten durchweg gute Beschäftigung.
Der Bergwerkbetrieb der Gewerkschaft Cornelia in Breinigerheide (Eisenerzbergbau) wurde im März eingestellt; damit ist das letzte Bergwerk in der Umgegend von Breinig und damit Gemeinde verschwunden. Im Juli wurde auch das letzte Wahrzeichen des schon vor mehr als einem Menschenalter stillgelegten Bergbaues in Breinigerberg, das mächtige Gebäude des "Mariaschachtes" abgebrochen, ihm folgte das Gebäude des "Königreich-Schachtes", im Walde in der Nähe des Stolberger Wasserwerkes "im Loh".
Die Bemühungen um die Wiederaufnahme des Betriebs auf der Kleinbahnstrecke Cornelimünster-Breinig, der seit dem 1.Oktober 1916 infolge Nutzbarmachung der Kupferleitung für Kriegszwecke ruhte, hatten keinen Erfolg.

VI. LANDWIRTSCHAFT

Einen überaus schweren Stand hatte die Landwirtschaft infolge des mißlichen Wetters. Trockenheit und Hitze ließen nichts recht gedeihen. Demgemäß sehr schlecht ebenso Hafer, Roggen und Weizen erbrachten eine leidlich mäßige Ernte.
Die Folge waren mangelhafte Fütterungsmöglichkeiten des Viehes, Beschaffung kaum bezahlbarer Futtermittel und vielfach Verringerung der Viehbestände bei sinkenden Viehpreisen.
Während im Sommer noch Kühe mit 6.000-9.000 M, Pferde mit 20.000-30.000 M bezahlt wurden, standen die Preise Mitte September nur noch auf 3.000-4.000 M und 6.000-9.000 M.
Mit dem 1.Juni wurde die Zwangswirtschaft für Milch und Butter aufgehoben; die Folge war zunächst eine bessere Versorgung mit solchen, auch fiel der Butterpreis gleich von 22 M gesetzl. Höchstpreis auf 18 M kleiner Kaufpreis je Pfund.
Mit Oktober fiel auch die nur Kommunale Verteilung der Kartoffeln. Von einer Obsternte oder einem Ertrag der Gärten konnte kaum die Rede sein, hatte das Wetter doch auch noch eine Ungezieferplage begünstigt. Der Pflaumenblüte war durch Spätfröste verdorben worden, Hitze und Trockenheit vervollständigten das Bild der Wüste.

VII. SONSTIGES

Der Winter 1920/21 war sehr milde, wohl folgten ihm in der 2.Hälfte des April noch einige Schneefälle und Fröste.
Die größte Hitze herrschte im Juli, so am 11. d. Mts. Nachmittags gegen 2 Uhr 43°C, eine Stunde später sogar 49-50°C. Der wärmste Tag soll aber der 28.Juli gewesen sein. Nur im August fiel an einigen Tagen reichlicher Regen.
Am 12.September sowohl wie Ende Dezember richtete der Sturm mannigfachen Schaden an, Bäume wurden entwurzelt und Dächer beschädigt.
Bereits am 23.Oktober fiel der erste Schnee, Ende November war der Münsterbach schon zugefroren und Anfang Dezember herrschte grimmige Kälte.
Die ganze Sommerzeit über waren Brände in den Waldungen der benachbarten Eifel zu beobachten. Unser Wald dagegen ist von solchen verschont geblieben. Am Abend des ersten Sommerkirmestages in Breinig, 22.Mai abbrannte der Dachstuhl des Wohnhauses des Küsters Wilhelm Hoven in Breinig Nr. 50; am 29.August fielen bei starkem Wind Stall und Dachgeschoß des Wohnhauses der Witwe Wilhelm Streitberg in Cornelimünster 98a (Itternberg) dem Feuer zum Opfer. Für Venwegen wurde eine freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen.
Die Sonnenfinsternis vom 8.April konnte auch hier beobachtet werden.
Am 24.Juli wurde in Cornelimünster das Verbandsfest des Verbandes der katholischen Jünglingsvereines unter großer Beteiligung begangen. Den emsigen Bemühungen und dem selbstlosen Arbeiten der Bewohner von Breinigerberg gelang es, die Mittel zu einem Kriegerdenkmal zusammenzubringen; die Enthüllung desselben fand am 30.Oktober statt unter Teilnahme der gesamten Breiniger Pfarre. Es steht auf dem Schlangenberg an der Stelle, die früher lange Jahre ein Kreuz schmückte.
Der Gemeinde wurde gestattet, das Bild des alten Schützensiegels, wie es sich frühestens an einer Urkunde vom Jahre 1455 fand dem Gemeindesiegel zu Grunde zu legen. Das neue Siegel wurde von dem Kunstmaler Hermann Krahforst in Aachen entworfen und von dem Graveur Josef Wilms in Aachen in Messing gefertigt.

Cornelimünster, am 22.Juni 1923; der Bürgermeister, Hansen

Nachtrag 1921
Im Sommer kehrte als bekannter letzter Kriegsgefangener Peter Barth, Cornelimünster, aus Sibirien zurück. Über mehrere seit dem Kriege Vermisste fehlt auch bisher jede Nachricht.



1922


Acker Erzeugnisse
1922mw
Population4597
Geburten60362 unehelich
Todesfälle25280 über 90
Trauungen51
geimpfte Kinder99
Liniendienst
Elementarschüler127122Cornelimünster
Elementarschüler173153Breinig
Elementarschüler2747Breinigerberg
Elementarschüler4454Venwegen
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde92
Rindvieh1469
Schaafe135
Ziegen174
Schweine519
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISEMPfgpro
Heu Juli80050kg
Stroh Okt.180050kg
Milch April650Liter
Milch Juli8Liter
Schwarzbrot Januar5203 Pfund
Schwarzbrot Februar8703,5 Pfund
Schwarzbrot Juni15353,5 Pfund
Schwarzbrot Dez.2323,5Pfund
Eier April4
Butter Juni36Kilogramm
Butter Juli40-48Kilogramm
Butter Dezember80-100Kilogramm
Steinkohle Dez.35Zentner
Braunkohlenbriketts Dez.20Zentner
AckerlandHektare
gut
mittelmäßig200000
schlecht

Vorstehende Eintragungen sind von mir 1923 gemacht worden.
Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D., 15/2 1959



Die allgemeinen Zustände, die für das Vorjahr geschildert sind, verschlimmerten sich noch und überschatteten das Leben des Einzelnen wie der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltungen in einschneidender und sehr nachhaltiger Weise.
Insbesondere schritt die Entwertung unseres Geldes unaufhaltsam fort. Auch Stadt- und Landkreis Aachen gaben Papier Notgeld heraus. Man schwamm sozusagen in Papiergeld, ohne daß dem entsprechende reale Werte gegenüber standen. Geldforderungen für Leistungen und aus Grundstücksverpachtungen wurden unter der Hand mehr und mehr in Butter, Kartoffel oder Getreidewecke umgestellt, d.h. nach dem Vorkriegs (Goldmark) Wert dieser Erzeugnisse errechnet und diese Preise in ein vorheriges Verhältnis zum Wert der Leistungen gestellt und damit oder in Naturallieferungen abgegolten. Auch suchte man wertbeständige Werte zu erwerben, wie Grundstücke, zins oder dividendenbringende Wertpapiere (Effekten) oder Auslandsgeld, um sich vor Dauerverlusten zu schützen. ("Flucht in wertbeständige Werte")
Die Warenpreise stiegen fortgesetzt. Löhne und Gehälter vermochten dem nur schleppend zu folgen. Richtpreise für Lebensmittel und andere Bedarfsgüter mußten dafür sorgen, daß auch die Minderbemittelten sie nicht zu entbehren brauchten.
Wanderhandel, Warenverschiebungen von einem Händler an den anderen (Kettenhandel), Schwarzhandel dunkler Gestalten, Warenschmuggel aus dem Ausland machten sich immer mehr breit. In unserem grenznahen Gebiet wurde die Warenknappheit verschärft durch Aufkäufe durch Belgier und Holländer, die unter Ausnutzung des höheren und stabileren Wertes ihres Geldes für wenige Franken oder Gulden Haufen von Waren erwarben und ins Ausland verbrachten. Unsere Einwohner mußten dem in Verbitterung zusehen. Die Angehörigen der Besatzungstruppen beteiligten sich ebenfalls an diesem Ausverkauf, der unter der Bezeichnung "Loch im Westen" in die Geschichte eingegangen ist.
Eine bedenkliche Erschütterung der Moral zeigte sich in Arbeitsunlust, allgemeiner Unsicherheit, Zunahme von Diebstählen, Einbruchsdiebstählen, unbefugter Ernte auf fremden Feldern. Die Bauern organisierten unter sich zwar einen Feldschutz, und die Gemeinde setzte Belohnungen für die Ermittlung von Felddieben aus, ein wirklicher Erfolg aber blieb aus.
Der Bezug (Erwerb) von Brot und Kohlen blieb an die Bezugsberechtigung gebunden, beide waren jedoch zu höheren Preisen auch frei erhältlich. Die Gemeinde hatte sich schon früher aus dem Warenhandel ausgeschaltet und überließ ihn den Gewerbetreibenden. Diese öffentliche Lebensmittelbewirtschaftung war längst stark kritisiert worden und im Gemeinderat immer wieder Gegenstand harter Auseinandersetzungen gewesen, zumal die Gemeinde oft mit Verlusten gearbeitet hatte.
Ein vom Bürgermeister dem Gemeinderat erstatteter Bericht über die Lebensmittelbewirtschaftung durch die Gemeinde während des Krieges und nachher, der in mancher Hinsicht auch keine Klarheit zu schaffen vermochte, wurde von diesem als "Bild bezeichnender Lotterwirtschaft" aufgenommen. Damit sollten nicht nur die frühere Verbindung mit dem Lebensmittel-Lieferern, Gebrüder Johann und Ludwig Koch in Hahn, von dem auch die Geschäftsführung des früheren Bürgermeisters und der für die Gemeinde tätig gewesene Kartoffelaufkäufer (Mitglieder des Gemeinderats), die Verluste beim Zusammenbruch der Stolberger Bank und andere Dinge gemeint sein.
Die Zahl derjenigen, die auf die Hilfe der Gemeinde angewiesen waren, vermehrte sich infolge des Niedergangs der gewerblichen Wirtschaft fortgesetzt. In ihrer Beschäftigung ließ sie Notstandsarbeiten verrichten, z.B. ausbessern. Die Hauptschneise, die den Gemeindewald in seiner Länge durchzieht, ließ sie durch den Unternehmer Peter Tillmann aus Breinigerberg mit Hilfe von Erwerbslosen mit einer festen Fahrbahn versehen. Gerade dieser Ausbau hat sich in der Folge sowohl für die Waldbewirtschaftung wie insbesondere die Holzabfuhr als wertvoll erwiesen.
Baulustige Arbeiter ließ die Gemeinde aus ihrem Steinbruch "am Lüchen", nahe bei der Stockemer Straße in Breinigerheide, Bausteine brechen und förderte die Bauvorhaben auch dadurch, daß die Leute diese Steine umsonst erhielten.
Die private Baulust litt sehr unter den allgemeinen Verhältnissen; angefangene Bauten wurden in bescheidenem Umfange fortgesetzt. Die Geld und Baustoffbeschaffung machten immer größere Schwierigkeiten.
Um Baustellen den Minderbemittelten anbieten zu können, hat die Gemeinde durch den Landmesser Hündgen aus Aachen aus ihrem Gelände in Breinigerheide den Teil aufteilen lassen, der von der Prämien-, Barbara- und Corneliastraße begrenzt ist und von der Weiherstraße durchschnitten wird. Es wurden die künftigen Straßen abgegrenzt und 34 Baustellen von je bis zu 1/8 Hektar bezeichnet. Die Baustellen wurden sehr begehrt.
Das an sich schlechte Land, bisher Heide mit vereinzelten Ginsterbäumen, uneben vom Eisensteinbergbau und einer Dachziegelei her, hatte bisher als dürftige Viehweide gedient. Die neuen Ansiedler haben daraus durch jahrelang fortgesetzte Bearbeitung brauchbare Gärten zu machen verstanden.
Die für die Rechnung der Gemeinde zu erbauenden Wohnhäuser (siehe 1921) wurden bis auf 3 fertig und vermietet: 4 auf den Schulgärten auf dem St. Gangolfsberg in Kornelimünster, 4 an der Prämienstraße in Breinigerheide. Für die Häuser in Breinigerheide setzte die Gemeinde die Monatsmiete auf 25 Mark für ein Zimmer und auf 15 Mark für ein Dachgeschoßzimmer fest. Der Unternehmer des Hauses in Venwegen/ Ecke Am Bachpütz und Mulartshütter Straße war in Schwierigkeiten geraten und hatte es mir bis auf Kellerhöhe gebracht. Notgedrungen mußte die Gemeinde den Bau fortführen.
Festzuhalten verdient, daß der Preis für 1 qm Fensterverglasung an den fertiggestellten Häusern 820 Mark betragen hat.
Zur Beratung der Baulustigen und der Gemeindeverwaltung und zur Bearbeitung der Bausachen schuf die Gemeinde die nicht beamtete Stelle eines Baumeisters und berief in sie den fachlich vorgebildeten technischen Stadtobersekretär Peter Salm aus Aachen. Er erwies sich als ein befähigter Fachmann. Über ihn siehe weiteres zum Jahre 1924.
Im vorigen Jahr hat der Kreis zwei hauptamtliche Schulärzte angestellt. Ihnen obliegt die ärztliche Überwachung der Volksschüler auch unserer Gemeinde. Damit wurde nach Jahren des Zauderns endlich eine wiederkehrende Betreuung der Schulkinder eingeleitet, die sich in manchen anderen Gemeinden längst bewährt hat. Unsere Gemeinde hatte schon 1914 die Anstellung eines Schularztes eingeleitet, der Plan scheiterte jedoch zunächst an der Honorierung des in Aussicht genommenen örtlichen Arztes und blieb infolge des Krieges unerörtert.
Zur Stärkung des Feuerschutzes gründete der Kreis eine Berufsfeuerwehr. Sie war zunächst im Kreishaus an der Zollernstraße in Aachen untergebracht, erhielt aber nach einigen Jahren eine eigene Unterkunft in Würselen. Angeschlossen wurde ihr ein Krankentransport. Beide Einrichtungen haben sich als überaus nützlich erwiesen.
Im vorigen Jahr hat der Kreis Aachen eine Fach-Verwaltungsschule eingerichtet, in der Anwärter für den mittleren und den gehobenen Kommunnalverwaltungsdienst lehrweise in diesen eingeführt werden sollen und auch die vor der Anstellung als Beamten nachzuweisenden Prüfungen abgelegt werden können. Auf Anregung des Regierungspräsidenten hat unsere Gemeinde bereits 1914 in die Satzung über die Anstellung, Besoldung und Versorgung der Gemeindebeamten aufgenommen, vor der Anstellung sei der Nachweis der Prüfung zu erbringen.
Seitdem konnten die Prüfungen nur vor Beauftragten der Bezirksregierung abgelegt werden. Die neue Schule wurde bezw. wird von den Beamtenanwärtern unserer Gemeinde Johann Röntgen und Johann Emonts besucht. Der letztgenannte legte nach einem für ältere Kriegsteilnehmer auf ein Jahr verkürzten Lehrgang im Herbst d. J. die Prüfung ab. Der normale Lehrgang läuft zwei Jahre. Zur Verhinderung der Verunstaltung des Orts Kornelimünster durch bauliche Maßnahmen oder Reklame ließ die Gemeinde am 18.August 1920 eine Ortssatzung. Sie will das althergebrachte Ortsbild ungestört erhalten wissen. Jedenfalls wird künftig durch scharfe Bauaufsicht der weiteren Verschandelung vorgebeugt werden können.
Einen ähnlichen Zweck verfolgt die ebenfalls vor zwei Jahren für den Ort Kornelimünster eingeführte öffentliche Beseitigung der häuslichen Abfälle, die Kehrichts (Müllabfuhr), um der Unsitte, diese Dinge an mehr oder weniger versteckten Örtlichkeiten, insbesondere in der Inde, abzulagern, zu begegnen. Die Gemeinde bezahlt das vertraglich verpflichtete Fuhrwerk, das den Müll an den Häusern abholt und an bestimmte Stellen im Freien stapelt. Leider können einige Einwohner von der Unsitte nicht lassen; besonders der Bach bietet infolgedessen oft ein häßliches Bild.
Als am 9. und 10.Mai 1922 in der Creutzer'schen Sortimentsbuchhandlung in Aachen ein Teil des archivalischen Nachlasses des vor 10 Jahren bei Düsseldorf verstorbenen Geschichtsforschers Emil Pauls, geboren 1840 in Kornelimünster, versteigert wurde, erwarb unser Bürgermeister daraus die für die Geschichte unserer Heimat wertvollen Stücke. Pauls hatte die 1835 von seinem Vater gegründete Apotheke in Kornelimünster geführt, war Beigeordneter unserer Gemeinde gewesen und hat sich um die Geschichtsforschung, nicht nur bezüglich seiner Geburtsheimat, sehr verdient gemacht.
Die Gemeinde hatte auch noch das ihr durch Testament vermachte Archiv des 1879 auf dem Gute Stockem (Breinigerheide) verstorbenen Gutsbesitzers Hyacinth Minderjahn in Verwahr, das überwiegend Schriftstücke aus abteilicher Zeit enthält. Es stand in einem großen mit Kalbfell beschlagenen Koffer, wenig beachtet, in der Aktenkammer. Die Gemeinde gab beide Archive (Pauls und Minderjahn), weil ihr eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit fehlte, dem Stadtarchiv in Aachen als Leihgabe in Verwahr und erhielt eine Ausfertigung des Leihvertrages vom 12.September 1922 und das Repertoriums über den Inhalt der Archive. Diese Archivalien haben, wie das Stadtarchiv bestätigte, den Krieg überstanden bis auf 2 oder 3 Urkunden, die die Gemeinde einmal entnommen hatte; diese sind vermutlich 1944/45 mit dem und in dem Kreisheimatmuseum in Kornelimünster untergegangen.
Der Breiniger Friedhof ist schon seit Jahren zu klein und seine Vergrößerung notwendig. Trotz Widerspruchs des Regierungspräsidenten, der einen neuen Friedhof verlangt, suchte die Gemeinde eine Übergangslösung, weil neues Gelände noch nicht ausfindig gemacht war, indem sie den Friedhof an seinem Nordwestende in seiner ganzen Breite verlängerte. Dazu wurden die an der Friedhofsmauer entlang laufende Kirchgasse, die seit der Anlegung der Neustraße (1910/11) überflüssig geworden, und ein Grundstück, das im Austausch gegen ein solches an der Corneliastraße in Breinigerheide erworben wurde, benutzt. Der neue Teil wurde, wie der alte, mit einer Mauer umgeben. An dieser hat man am Ende des vom Eingang ausgehenden Mittelwegs ein kleines Leichenhaus errichtet.
Die einmalige Gebühr für die Verleihung einer Wahlgrabstätte wurde für alle Gemeindeeigenen Friedhöfe auf 3.000 Mark erhöht.
Im Jahre 1881 hatte die Gemeinde auf der Schützheide schräg gegenüber dem Hof Schützheide (ehemaliger abteil. Erblehenshof Scheidsheide) auf einem rund 12 ar großen Gelände eine Baumschule eingerichtet, dazu bestimmt, den Obstbau durch Züchtung, Pflege und Veredlung zu fördern. Der Lehrer Ignaz Löhr hat dort die Knaben der Oberklasse der Breiniger Volksschule bis wenige Jahre vor seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst im Obstbau unterrichtet. Danach hat sich der Breiniger Bauernverein noch einige Jahre um die Baumschule gekümmert, seit Jahren ist das Gelände verwildert.
Vor 2 Jahren hat es die Gemeinde an den Anlieger Josef Schnitzler für 5.500 Mark verkauft.
Um den vor 2 Jahren aufgetauchten und noch im vorigen Jahr vom Gemeinderat erörterten Plan, eine Eisenbahn von Stolberg nach Zweifall zu bauen, die auch unser Gemeindegebiet durchschnitten hätte, ist es still geworden. Auch später hat man nichts mehr davon gehört.
Unausgeführt blieb auch der Wunsch der Gemeinde, die 1916 stillgelegte Kleinbahn von Kornelimünster nach Breinig wieder in Gang zu bringen. Die Aachener Kleinbahngesellschaft forderte hierfür einen Zuschuß von 150.000 Mark oder die Übernahme der Verzinsung für 300.000 Mark. Die Gemeinde vermochte sich dazu nicht zu entschließen, suchte auch vergebens den Kreis dafür zu gewinnen. Im Jahre 1923 hat das Unternehmen sogar die Schienen vom Bahnhof Breinig bis zum Streckenende auf dem Essig entfernt, die Gittermasten für die 1916 entfernte Oberleitungen aber stehen lassen. Weiteres siehe 1926.
Es verlautete, das Lehrerseminar in Kornelimünster werde in nicht mehr ferner Zeit aufgegeben werden. Der Gemeinderat wünschte, die Gebäude für die Gemeinde zu erwerben. Die diesbezüglichen Verhandlungen blieben indessen jetzt und auch später erfolglos. (siehe auch 1925)
Der Gesellschafteranteil der Gemeinde an dem Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. wurde auf 170.000 Mark erhöht.
Im vorigen Jahr hatte der Gemeinderat den Verkauf der Gasversorgungsanlagen empfohlen. Die Verhandlungen darüber scheiterten jedoch. Verwaltung und Betrieb sind vor 8 Jahren auf 30 Jahre an die Stolberger Licht- und Kraftwerke verpachtet worden, weil das Unternehmen der Gemeinde einen Gewinn eingebracht hatte; bis 1914 hatte es mit Verlust zu Lasten der Steuerzahler gearbeitet.
Auch der Wunsch des Gemeinderats, die Elektrzitätsversorgung einzuführen, mußte unerfüllt bleiebn. Wegen der am Jahresanfang auf 4 ½ Millionen Mark veranschlagten Kosten wurde die Ausführung auf "billigere Zeiten" vertagt. (siehe jedoch 1923)
An das neue Schulhaus in Breinigerberg soll der notwendige zweite Unterrichtsarm angebaut werden. Um die Geldmittel hierfür und für Wegeinstandsetzungen zu gewinnen, wurde bei der Forstaufsicht (Bezirksregierung) die Genehmigung eines außerordentlichen Holzeinschlags beantragt. Es wurde genehmigt, hierfür 1400 Festmeter Kiefern zu schlagen, unter der Bedingung allerdings, daß bis 1934 kein Sonderhieb mehr vorgenommen werden dürfe. Ein erster Holzverkauf im Frühjahr, erbrachte 160.000 Mark, der Sonderbetrieb im Herbst 13 Millionen Mark.
Mit dem Bau wurde erst später begonnen; fertig wurde er 1925.
An die Schule in Breinigerberg wurde am 1.Mai der Lehrer Hermann Girten berufen.
Die Einwohner von Venwegen errichteten im Krieg gefallenen Männer auf einem Zipfel des Gemeindewaldes am Anfang der Mulartshütter Straße ein Ehrenmal. Sie haben dafür rund 30.000 Mark aufgebracht.
Im vorigen Herbst hat man in Venwegen auf Betreiben des vom Niederrhein stammenden dortigen Lehrers Gerhard van Megeren die bislang in unserer Gemeinde unbekannte Martinsfeier eingeführt (Fackelzug) der Schulkinder, Martinsfeuer usw.) Sie wurde in diesem Jahr wiederholt.
Die seit 1905 auf dem Gelände der ehemaligen abteilichen Bannmühle, "Münster Mühle" genannt, unter der Firma R.Lupke und Cie. betriebene Karbonisieranstalt und Kunstwollfabrik ist im vergangenen Jahr auf die W.Heymann Kommandit-Gesellschaft in Inden übergegangen.
Zwischen der Gemeinde und der Kirchengemeinde Kornelimünster war im vorigen Jahr ein Zwist entstanden, weil die Gemeinde entgegen dem Herkommen zur Cornelioktav auf dem Markt Unternehmen hatte aufbauen lassen, deren Geräusche die Gottesdienstlichen Handlungen in der Pfarrkirche zu stören geeignet waren. Da dieser in diesem Jahre noch nicht beigelegt war, ließ der Pfarrer die kirchlichen Feiern erst nach dem weltlichen Jahrmarkt stattfinden. Diese Aufeinanderfolge anstelle des althergebrachten Zusammenfallens wurde künftig wieder aufgegeben; es hat sich gezeigt, daß beide Veranstaltungen unter der Trennung gelitten haben.
Seit der Neuwahl des Gemeinderats (1919) hat dieser 18 Mitglieder, davon entfallen auf Breinig 10, Kornelimünster 6 und Venwegen 2. Die Breiniger sind also in der Mehrzahl. Im Laufe der Zeit kam es deswegen wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern von Kornelimünster und Breinig. Die aus Kornelimünster beanstandeten zunächst den neuen Brauch, die Beratungen des Gemeinderats abwechselnd auch in Breinig und Venwegen stattfinden zu lassen,worin sie eine Zurücksetzung des Verwaltungssitzes Kornelimünster erblickten. Behauptungen, die Steuern wanderten überwiegend nach Breinig folgten andere von der Zurücksetzung des Ortes Kornelimünster, man sah sich von der Breiniger Mehrheit überstimmt, zog sich von Beratungen vor deren Ende zurück oder erschien zu ihnen nicht, protestierte gegen Mehrheitsbeschlüsse, focht sie bei der Aufsichtsbehörde an, glaubte sich vergewaltigt usw..
Auch der vom Bürgermeister dargelegte Nachweis, die Breiniger Steuerzahler brächten 35.000 M mehr Gemeindesteuern und über 1 Million Mark mehr Reichseinkommensteuer auf wie die von Kornelimünster, fand taube Ohren. Dieser häßliche Konflikt setzte sich über das Jahresende hinaus fort.
Der Haushaltsplan der Gemeinde für 1922/23 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 4.170.000 Mark vor. Dieser Voranschlag erwies sich jedoch schon bald durch die allgemeine Entwicklung als überholt.
im Gemeindedienst stehen folgende Beamten: Bürgermeister,Nikolaus Hansen, Gemeinde (Steuer) Empfänger Karl Engelen, Gemeindesekretär Josef Soldierer, Gemeindeförster Josef Andres und die Polizeiwachtmeister Mathias Pitzer und Johann Zimmermann. Der Gemeinderat beschloß, die Stellen für zwei beamtete Gemeindesekretäre neu zu schaffen; deren Inhaber sollen jedoch nur unter dem Vorbehalt einer Kündigungsmöglichkeit angestellt worden, die in der Ortssatzung über die Anstellung, Besoldung und Versorgung der Gemeindebeamten nicht vorgesehen ist. Es ist darum die Genehmigung der diesbezüglichen Änderung der Satzung durch die Aufsichtsbehörde erforderlich und nachgesucht, bis zum Jahresende aber noch nicht erteilt worden.
Für den Dienst in der freiwilligen Feuerwehr bewilligte der Gemeinderat eine Entschädigung:
Jeder Feuerwehrmann erhält je Übungsstunde 5,-Mark, beim Einsatz an der Brandstelle jedoch 8,-M für die Stunde.
Eine Unfallversicherung wurde abgeschlossen für den Bürgermeister, die beiden Polizeibeamten, den Desinfektor, die Feuerwehrleute und die Fürsorgeschwester.
In Breinig trat nach 40 jähriger Tätigkeit die Hebamme Katharina Frings geborene Deglow in den Ruhestand, ohne Altersversorgung. Ohne Verpflichtung dazu bewilligte ihr der Gemeinderat ein Ruhegehalt von monatlich 100 Mark.
Die Entschädigung für die Gemeinde Fürsorgerin (Schwester aus der Niederlassung in Kornelimünster) wurde von 1.400 auf 4.000 Mark fürs Jahr erhöht. Die Beschäftigung dieser Schwester begann vor 3 Jahren als Helferin des Arztes bei der Mütterberatung; allmählich, nach und nach, wurden ihr, auch Fürsorgeaufgaben übertragen.
Ihre Tätigkeit hat sich nicht nur als nützlich, sondern auch als unentbehrlich erwiesen.
Endlich mag die Geldentwertung an Hand des Aufwertungsgesetzes vom 16.Juli 1925 noch erläutert werden. Es schuf die Grundlage dazu, nachträglich einen Teil des Unrechts auszugleichen, das durch die Abgeltung von Goldmark-Forderungen durch wertminderes Papiergeld geschehen war. Danach sind Forderungen aus Hypotheken und anderen Ansprüchen, die vor dem 1.Januar 1918 entstanden sind, mit ihrem Nennwert in Goldmark anzusehen, d.h. zum Beispiel 100 Mark = 100 Goldmark. Im ersten Halbjahr 1918 ist die Bewertung nur noch 100 zu 80, im Dezember 1918; 100 zu 50.
Für 1919 gelten: Januar 10M = 5,13 Gm, April 3,41, Juli 2,86, Oktober 1,66, Dezember 1,04.
1920 Ende Januar: 100 M = 5,76 GM, April 7,10, Juli 10,05, Oktober 6,22, Dezember 6,20.
1921 Ende Januar: 100 M = 7,41 GM, April 6,77, Juli 5,88, Oktober 2,98 und Dezember 2,55.
1922 Ende Januar: 100 M = 2,28 GM, April 1,59, Ende Juli: 1000 M = 8,46 GM, Oktober 1,11,
Ende Dezember: 10000 M = 6,34 Goldmark.

Währung
100MarkGoldmark
1918 April10080
1918 Dezember10050
1919 Januar10051,3
1919 April10034,1
1919 Juli10028,6
1919 Oktober10016,6
1919 Dezember10010,4
1920 Januar1005,76
1920 April1007,10
1920 Juli10010,05
1920 Oktober1006,22
1920 Dezember1006,20
1921 Januar1007,41
1921 April1006,77
1921 Juli1005,88
1921 Oktober1002,98
1921 Dezember1002,55
1922 Januar1002,28
1922 April1001,59
1922 Juli10008,46
1922 Oktober10001,11
1922 Dezember10.0006,34

Breinig, am 15.Februar 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.



Band-51923-1938


[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-6



Einleitung zur nachträglichen Fortführung der Gemeindechronik von Kornelimünster 1. Im Jahre 1825 anordnete die Aachener Bezirksregierung, die Bürgermeister sollten alljährlich die bemerkenswerten Ereignisse in einem eigens dazu bestimmten Buch aufzeichnen, um die Erinnerung an sie der Nachwelt zu überliefern.

Sie gab gleichzeitig Richtlinien, auf was hierbei zu achten sei und fügte einen Vordruck zum Eintragen alljährlich wiederkehrender Ereignisse bei. Diese Anordnung ist im ersten Band der Chronik, die mit dem Jahre 1826 beginnt, abgedruckt.
Man kann die Anweisung nur loben, gab sie doch den Anstoß zur fortlaufenden örtlichen Geschichtsschreibung, ohne die die Zeitereignisse schon bald in Vergessenheit geraten sein würden und manches spätere Geschehen als Folge des früheren nicht verstanden werden könnte.
Im ersten Vierteljahrhundert hat man die Ereignisse mit mehr oder weniger Fleiß aufgezeichnet; für einige Jahre sind die Nachrichten jedoch recht dürftig oder fehlen sogar. Der mit dem Jahr 1851 beginnende zweite Chronikband, wurde nach dem 2. Weltkrieg (1939/45) vermißt; er schien verloren gegangen zu sein. Nach meiner Erinnerung enthielt er Eintragungen nur für die beiden ersten Jahre und wenige Jahre des 7. Jahrzehnts und war im übrigen leer. Glücklicherweise war jedoch, der Gemeindeverwaltung unbewußt, seine Zweitschrift erhalten geblieben; sie kam 1951 an die Gemeinde zurück. Zwei Vermerke in ihr gaben Auskunft über ihr Schicksal. Leider enthält sie nur Eintragungen für 1851, 1852 und 1865. Erst vom Jahre 1876 ab war man bemüht die Ereignisse fortlaufend niederzuschreiben, dies bis 1921. Seitdem ist die Chronik nicht mehr geführt worden.
Es ist müßig und fruchtlos den Gründen für diese Nachlässigkeiten nachzuforschen. Nicht zu verantworten wäre jedoch, es dabei zu belassen und nicht zu versuchen, die Lücken nachträglich so gut wie möglich auszufüllen. Allein, das ist keine leichte Aufgabe, angesichts dessen, daß der Gemeindeverwaltung nur wenige Akten verblieben sind, aus denen man schöpfen kann. Man ist darum überwiegend auf andere Quellen angewiesen: Private Aufzeichnungen, Zeitungsberichte, zeitgenössische Berichte und Bücher, Schulchroniken, Vergleiche der Chroniken benachbarter Gemeinden, mündliche Auskünfte usw.
Schon lange war meine Absicht, unsere Gemeindechronik fortzuführen und dazu auch meine eigenen Aufzeichnungen mitzubenutzen, doch fehlte mir dazu, solange ich im Gemeinde- bezw. Amtsdienst stand die Muße. Leider sind darüber, während ich infolge der Gebietsräumung von September 1944 bis Juni 1945 aus der Heimat abwesend war, die meisten meiner Tagebücher abhanden gekommen. Da ich jedoch, außer während der Gebietsräumung und meines Militärdienstes (1912 bis 1919), stets an meinem Geburtsort Breinig gewohnt und von 1907 bis 1910, von 1919 bis 1944 und von 1947 bis 1955 im Dienst unserer Gemeinde gestanden habe, erlebte und erfuhr ich in dieser Zeit unmittelbar, was sich ereignete. Das kommt mir bei der Geschichtsschreibung zustatten.

Im Oktober 1955 regte Herr Gemeindedirektor Hubert Meyer an, mich um die Aufzeichnung des Geschehens seit der Gebietsräumung 1944 zu bemühen. Er ging jedoch auf meinen weiter gehenden Vorschlag ein, dies nicht gesondert, sondern in der Folge der seit 1921 fehlenden Aufzeichnungen zu behandeln. Ich ließ mich von dem Gedanken leiten, nicht wieder eine große Lücke bestehen zu lassen, die später einmal zu schließen mit zunehmendem Abstand von den Ereignissen und dem Dahinsterben der Zeitgenossen immer schwerer werden würde, während das Geschehen der neueren Zeit in der Erinnerung einer ungleich größeren Zahl von Zeugen haftet.

Ich war bemüht, all erreichbaren Quellen auszuschöpfen. Vieles mußte leider unerwähnt bleiben, weil es schon der Vergessenheit anheim gefallen ist, manches zeitlich vorweggenommen oder später erwähnt werden, wenn seine genaue Einordnung in die Zeit nicht möglich war. Ich halte diese Mängel für vertretbarer wie das Übergehen von Geschehnissen, und glaube überdies, für sie Verständnis erwarten zu dürfen.

Der Übersichtlichkeit wegen habe ich die Aufzeichnungen, wie es auch in der Vergangenheit geschehen ist, jahrweise geordnet und da und dort, um den Zusammenhang zu fördern, Hinweise auf Vergangenes oder Zukünftiges beigefügt. Meine Aufzeichnungen nach Maßgabe späteren Ermittelungen oder Erkenntnisse zu ergänzen, kann der Gemeindechronik nur förderlich sein.

2. Wie oben bereits gesagt, ist die alte Chronik sehr lückenhaft. Ich erachtete für richtig auch diese Mängel nach Möglichkeit zu beheben. Hierfür gilt jedoch viel mehr wie für die neuere Zeit, daß die meisten örtlichen Begebenheiten längst vergessen sind und nicht mehr erwähnt werden können; das bedarf keiner näheren Begründung. Immerhin ist gelungen, auf Grund zuverlässiger Nachrichten manche Ereignisse dem Vergessen werden zu entreißen. Sie fanden ihre Erwähnung als Nachträge zu den einzelnen Jahresberichten von 1826 ab, gehen aber zeitlich zurück bis in das Jahr 1794, in dem die französische Revolutionsarmee unsere Heimat besetzte.

3. Die Arbeit ließ mich auch dem Schicksal unseres einst so reichhaltigen Gemeindearchivs (Akten, geschriebene und gedruckte Bücher usw.) nachspüren, von dem nur geringe Reste auf uns gekommen sind. Ich halte für gewiß, daß man über die Verluste Auskunft verlangen wird. Es will mir überdies als sinnlos erscheinen, sie zu übersehen oder verschweigen zu wollen.

Mündliche und schriftliche Überlieferung wissen davon zu berichten, daß zur Franzosenzeit, vor rund 160 Jahren, Archiv und Bücherei der Abtei Kornelimünster teils verbrannt, teils in alle Winde verstreut worden sind, daß davon heute noch einiges in Privathänden, das meiste aber in Archiven des In- und Auslandes sich befindet.

Die französischen und deutschen Bürgermeister scheinen beflissen gewesen zu sein, das, was Ihnen aus älterer Zeit überkommen war, wie die eigenen Akten und Bücher zu verwahren. Um 1910 lagen in der Aktenkammer (Speicher) des Gemeindehauses auf dem Schulberg Bücher, Akten und einzelne Urkunden aus der abteilichen Zeit, dabei solche mit anhängenden Siegeln (ein Pergamentblatt mit den Anfangsworten "Wir , Ferdinand der Andere" ist mir gut in Erinnerung), Akten, Briefbücher, geschriebene und gedruckte Bücher aus der französischen und nachfranzösischen Zeit, französische und preußische Gesetzsammlungen, Kreisblätter, Regierungsamtsblätter, Ministerialblätter, das Bundes- und das Reichs-Gesetzblatt und viele andere Bücher für den Handgebrauch. Die Urkundenbücher des Standesamts von 1798 ab und etwa ein Dutzend Kirchenbücher über Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1798 und früher und der Vertrag (von 1859?) über die Aufteilung der gemeinsamen Ländereien des Münsterländchends dagegen lagen im Panzerschrank des Standesamts. Damals schien noch kein großer Verlust an Überkommenem eingetreten zu sein. Als man 1913 an der Straße St.Gangolfsberg eine neue Aktenkammer eingerichtet hatte, sollen alle Sachen aus der alten in diese verbracht worden sein.

Um 1920/21 etwa konnte ich feststellen, daß der alte Akten- und Bücherbestand scheinbar nicht verändert war; eine Überprüfung im Einzelnen habe ich nicht durchgeführt. Die oben erwähnten Urkunden aus der abteilicher Zeit habe ich damals und später nicht mehr gesehen, vielleicht habe ich sie nur übersehen. Dagegen fand ich mehrere Aktenbündel mit Schriftstücken aus der abteilichen Zeit, deren blaue und nur lose beigegebenen Umschläge erklärende Bleistiftaufschriften von der Hand des früheren Beigeordneten, Apotheker Emil Pauls, trugen. Damals wurde in der Aktenkammer auch ein alter Koffer gefunden, der mit Schriftstücken vornehmlich aus der abteilichen Zeit angefüllt war und angeblich das der Gemeinde vermachte Archiv das 1879 auf dem Gut Stockem verstorbenen Hyacinth Minderjahn enthielt. Von ihm hatte ich 1910 nicht gewußt. Ebendort lag ein Haufen alter Rechnungsbelege, die bis in die erste preußische Zeit zurückgingen und alte Schuldurkunden selbst aus abteilicher Zeit enthielten. Über das Minderjahn’sche Archiv ist in der Chronik für 1922 berichtet.

Nachdem die im Krieg 1914/18 eingeführte Lebensmittelbewirtschaftung eingestellt war, sind die sie betreffenden Akten durch Feuer vernichtet worden (1924 oder 1925). Dabei wurde berücksichtigt, daß sie weder praktisch noch geschichtlich einen besonderen Wert hatten.

Vor der Bildung des Amts Kornelimünster (1.April 1935) mußte im Gemeindehaus auf dem Schulberg Platz gemacht werden für die aufzunehmenden Bediensteten und die Akten der Gemeinde Walheim. Der Anbau mit der Aktenkammer sollte erweitert und aufgestockt, mußte also geräumt werden; das geschah im März. Der Bürgermeister selbst bestimmte, was erhalten und was verbrannt werden sollte. Verbrannt wurden alle geschriebenen und gedruckten Bücher, die ein bestimmtes Alter (vor 1870?) überschritten hatten oder tatsächlich wertlos geworden waren. Erhalten blieben alte geheftete Akten, insbesondere auch die Rechnungsbelege. Meine Einwendungen gegen die Vernichtung der ältesten Bücher, die ich der Erhaltung wert erachtete, wurden damit abgetan, sie seien auch an anderen Stellen vorhanden, hätten also keinen Seltenheitswert, auch die Kreisverwaltung habe sie abgeschafft. Was vernichtet worden ist, wurde nicht aufgeschrieben.

Vor dem Mai 1937 machte mich der Amtsobersekretär Heinrich Haupts darauf aufmerksam, ein Wegearbeiter sei, offenbar nicht ohne Auftrag des Amts-Bürgermeisters, dabei; Gemeindeakten zum Einstampfen zu verpacken. Es gelang uns, einige Papierre aus der abteilichen Zeit zu retten. Ich habe nicht bemerkt, daß aufgeschrieben worden ist, was fortgeschafft wurde.

Später fand ich in der Aktenkammer der Gemeinde- und Amtskasse am Markt einen Haufen Gemeinderechnungen und Rechnungsbelege, worunter ich auch jene oben erwähnten zu erkennen glaubte, die ich früher im Gemeindehaus gesehen hatte, deren Erhaltung mir nützlich erschienen war, zumal sie auch Angaben über die Tilgung der Schulden des ehemaligen Münsterländchens mit besiegelten Urkunden abteilicher Herren enthielten.

Eines Tages wies mir der Rendant der Spar- und Darlehenskasse Kornelimünster, Gottfried Küppers aus Breinig, ein angebranntes Papier vor, das er auf dem Markt gefunden haben wollte. Er sagte, auf dem Markt habe man einen Haufen Papiere verbrannt, deren Reste der Wind umher gewirbelt hätte. In dem Blatt erkannte ich eine Rechnung aus den 1820er Jahren über ein dem Bürgermeister geliefertes Siegel. Daran glaubte ich zu erkennen, daß die mehrerwähnten alten Rechnungsbelege dem Feuer übergeben worden seien. Wahrscheinlich ist die damals gebotene Entrümpelung der Speicher aus Luftschutzgründen ursächlich gewesen. Was verbrannt worden ist, weiß ich nicht. Die Rechnungsbelege habe ich nie mehr gesehen.

Luftschutzgründe waren auch maßgebend dafür, daß der Amtsbürgermeister die nicht laufend gebrauchten Verwaltungsakten in einen Keller der ehemaligen Abtei verbringen ließ; dort habe ich den Haufen gelegentlich gesehen. Von diesen Akten soll nichts an die Gemeinde zurückgelangt sein. Es verlautete, sie seien wahrscheinlich von dort untergebrachten amerikanischen Soldaten vernichtet worden.

Aus gleichen Gründen ließ der Amtsbürgermeister während der letzten Kriegsjahre Schreibzeugvorräte (Papier, Schreibgeräte), Bücher und Akten des Standesamts (Personenstandregister der Gemeinden Kornelimünster und Walheim von 1798 bis 1832) und des Einwohnermeldeamts (Einwohnerverzeichnisse von 1837 und später, 1876 und 1883 und die Einwohner-Meldekartei von 1896 und später, soweit sie nicht laufend gebraucht wurde, in einem Westwallbunker beim Forsthaus Kalkhäuschen sicherstellen. Ob sich dabei noch andere Sachen befunden haben, weiß ich nicht. Ein Verzeichnis der sichergestellten Sachen habe ich nicht gesehen. All das Sichergestellte soll vernichtet worden sein, als die Besatzungstruppen die Befestigungswerke sprengten.

Als im September 1944 wegen des Näherkommens der Kampffront die Räumung unserer Gemeinde bevorstand, wurden auf Anordnung des Amtsbürgermeisters mit Akten, Büchern, Schreib- und Rechenmaschinen aus dem Amtshause und der Amtskasse gefüllte Kisten auf einen Feuerwehr-Mannschaftswagen verladen, um sie nach Betzdorf an der Sieg, dem Zufluchtsort des Amtsbürgermeisters, verbringen zu lassen. Was die Kisten im Einzelnen enthalten haben, weiß ich nicht. Die Verladung geschah am Nachmittag des 12.September. In Betzdorf soll ein Teil der Sachen dem Krieg zum Opfer gefallen sein. Was verloren gegangen und was 1945 in die Heimat zurückgebracht worden ist, habe ich nicht erfahren.

Die Geheimakten hatte der Amtsbürgermeister bereits am 9.September in meinem Beisein dem Feuer übergeben, soweit sie nicht mehr benutzt wurden, nachdem er erfahren hatte, daß die Kreisverwaltung dasselbe getan hatte. Den Rest der Geheimakten habe ich am 12.September verbrannt.

Im Geschäftszimmer der Ortspolizeibehörde im Amtshause hatte ich in Verwahr und ließ darin zurück, als ich am Abend des 12.September 1944 es verließ: a) ein Pergamentblatt, das bis vor wenigen Jahren als Überzug eines Kirchenbuchdeckels gedient hatte; es war mit gotischen Zeichen in lateinischer Sprache beschrieben und soll einen Teil der Vita Karoli Magni enthalten haben; b) ein Briefbuch des letzten französischen und ersten deutschen Bürgermeisters Ostlender, in französischer und deutscher Sprache geschrieben; c) ein in französischer Sprache erfaßtes Schuldenverzeichnis, anscheinend die Abtei betreffend; d) das 1819 begonnene und bis etwa 1836 fortgeführte Brandkataster der Bergischen Feuer-Societät, enthaltend ein Verzeichnis aller Gebäude in der Gemeinde; e) das 1837 begonnene und bis ungefähr 1875 fortgeführte Brandkataster der Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz. Das Pergamentblatt lag im Panzerschrank. Von alledem habe ich nichts wiedergesehen. Den Panzerschrank sollen Besatzungstruppen aufgesprengt haben.

Als ich an jenem September-Abend das Amtshaus verließ, um einige Stunden später dem Räumungsbefehl zu folgen, blieb darin alles zurück, das nicht, wie beschrieben, vernichtet oder ausgelagert worden war.

Vom Bürgermeister Leonhard Hüpgens, vorher Hauptlehrer, den die Amerikaner Mitte September 1944 zum Bürgermeister bestellt hatten, erfuhr ich, das Amtshaus habe bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke durch deutsche Soldaten am 13. (oder 14.) September das Dach und die Fensterscheiben verloren und darum nicht mehr benutzt werden können. Er habe Leute beauftragt, daraus Akten und Bücher abzuholen; jedoch hätten amerikanische Soldaten das verhindert und die Beauftragten sogar festgenommen. So sei zu erklären, daß die Einrichtungen des Amtshauses, Wind und Wetter und dem Zugriff Unbefugter preisgegeben, größtenteils verloren gegangen seien.

Im Jahre 1946 erfuhr ich, Gemeindeakten lagerten im Gemeindehaus am Markt, in dem damals die Gemeindekasse, die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle, die Polizeidienststelle und die Arbeitsamts-Nebenstelle untergebracht waren. Es muß sich um Akten gehandelt haben, die aus dem beschädigten Amtshause dahin verbracht worden waren.

Im Frühjahr 1946 sah ich im Kohlenkasten neben dem Ofen der Arbeitsamts-Nebenstelle einen Steh-Aktenordner liegen, dessen Inhalt sich auf polizeiliche Vorgänge bezog! Die Angestellte Annemie Beißel aus Breinig klärte mich dahin auf, damit machten sie Feuer an.

Ungefähr um dieselbe Zeit sah ich in der Hand eines Einwohners von Kornelimünster ein Papier, das einem Einwohner An- oder Abmeldebuch entstammte. Auf befragen erfuhr ich, man habe es mit anderem im Abfall beim alten Amtshauses gefunden.

Von einem anderen Einwohner hörte ich, der Hausdiener der Gemeindeverwaltung am Benediktusplatz, der geistesschwache Jakob Bergrath, schleppe fortgesetzt Bruchstücke von Möbeln und anderes aus dem Amtshause zur neuen Dienststelle, um damit anzuheizen; er habe dies auch zugegeben und damit entschuldigt, man stelle ihm anderes nicht zur Verfügung. Es darf vermutet werden, daß demselben Zweck auch Akten und Bücher zugeführt worden sind.

Daß aus den im Gemeindehaus am Markt lagernden Akten auch einzelne Schriftstücke entwendet worden sind, weiß ich von zwei daran Beteiligten; der eine behauptete das von sich selbst, der andere wollte Papiere in Besitz haben, die nur aus den Gemeindeakten entnommen sein können.

Ob man nach dem Kriege die ausgelagerten Akten und Bücher gesucht hat, weiß ich nicht. Ich halte es für unwahrscheinlich, denn Bürgermeister Hüpgens hat wahrscheinlich nichts davon gewußt, was wohin verbracht worden war. Von den alten Bediensteten aber, die darum wußten, war vor dem Frühjahr 1945 keiner in die Heimat zurückgekehrt. Von ihnen aber war zunächst niemand mehr zum Dienst zugelassen worden. Jeder von ihnen hatte auch andere lebenswichtigere Sorgen als nach Gemeinde-Akten zu suchen

Breinig, am 22.Februar 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor außer Dienst



1923

Bevölkerung
1923mw
Population4643
Geburten6439
Todesfälle3632
Trauungen42

Im Herbst wurden 4643 Gemeinde-Einwohner gezählt. Der Standesbeamte beurkundete 64 männliche und 39 weibliche Lebendgeburten, zusammen 103, 42 Trauungen und 36 männliche und 32 weibliche Gestorbene, zusammen 68.
Es war ein wildbewegtes Jahr, an das diejenigen, die es erlebten, nur mit Mißbehagen zurückdenken. Die Zustände und Geschehnisse eingehend zu schildern, ist wegen ihrer Fülle nicht möglich. Man kann nur einen Streifzug durch sie unternehmen.

Mitte Januar begann es mit dem sogenannten "Ruhrkampf", als die Franzosen, unterstützt von den Belgiern, zu deren Besatzungszone unsere Gemeinde gehörte, um ihre im Friedensvertrag ausbedungenen Ansprüche auf Reparationslieferungen, die angeblich nicht ganz erfüllt worden waren, zu sichern, das hochindustrialisierte Ruhrgebiet besetzten. Nach deutscher Auffassung begingen sie damit ein vertragswidriges Unrecht. Die Reichsregierung gebot, den "passiven Widerstand" entgegen zusetzen, d.h. es solle von deutscher Seite alles unterlassen werden, das geeignet war, die neuen alliierten Ansprüche und Forderungen zu unterstützen oder zu fördern. Arbeitsniederlegungen, Dienstverweigerungen der Eisenbahnbediensteten und andern und ähnliche Maßnahmen waren die Folge. Franzosen und Belgier besetzten die Eisenbahn mit militärischem und zivilem Personal und betrieben sie in eignener Regie ("Regisbahn"), führten für ihre Benutzung Regiebahngeld in Frankenwährung ein ("Regiegeld"), sorgten bei der Güterbeförderung in erster Linie für die Erfüllung ihrer Ansprüche. Die deutschen Verkehrs- und Versorgungsbedürfnisse wurden hintangestellt. An der Grenze zum unbesetzten Reichsgebiet wurden Zoillschranken errichtet und der Warenverkehr über sie hinweg mit Abgaben zu Gunsten der Alliierten belegt und dadurch abgedrosselt oder wenigstens eingeschränkt. Die Westgrenze wurde mit französischen und belgischen Zollbeamten besetzt. Die Hohe Interalliierte Rheinlandkommission tat mit überspitzten Anordnungen und Vorschriften, um die angeblich gefährdete Sicherheit der Besatzungstruppen zu schützen, ein übriges, um die Freiheiten der Einwohner zu beschneiden. Ihre Bezirks- und Kreisdelegirten sorgten mit Hilfe ihrer Gendarmerie und der Kriegsgerichte dafür, den Anordnungen Geltung zu verschaffen. War schon der Eisenbahnverkehr ganz in alliierter Hand, so wurde der Lastkraftwagenverkehr, der die letzte Möglichkeit zur Güterbeförderung blieb, erschwert, sodaß die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern ins Hintertreffen geriet. Das "Loch im Westen" (siehe Vorjahr) erlangte eine Bedeutung wie nie zuvor. Die freie Meinungsäußerung wurde durch die Vorzensur der Zeitungen beschränkt, Versammlungen genehmigungspflichtig, Reisen ins unbesetzte Gebiet nur mit Genehmigung der Kreisdelegierten gestattet. Es war ein Kampf mit ungleichen Mitteln, ausgetragen auf dem Rücken des rheinischen Volkes. Besonderem Druck ausgesetzt waren besonders leitende Beamte der Polizei, der Regierung, des Verkehrswesens und solche Dienststellen, die mit Beschaffungen für die Besatzungstruppen zu tun hatten. Mochten sie verlangte Leistungen nicht mit ihren deutschen Beamtenpflichten vereinbaren können oder überhaupt nicht auszuführten vermögen, so hatten sie mit Bestrafung zu rechnen und meistens auch mit der Ausweisung aus dem besetzten rheinischen Gebiet. In Kornelimünster erfuhr das der Bahnhofsvorsteher Günther; zuerst mußte er die Wohnung im Bahnhof verlassen und fand eine Notunterkunft in der ehemaligen Abtei, wurde dann aber ausgewiesen.

Der passive Widerstand wurde von nationalistischen Heißspornen mißbraucht durch Sabotage an Eisenbahnanlagen usw., um den Abtransport von Gütern aus dem Ruhrgebiet nach dem Westen zu verhindern. So wurde in der Flur Rehag versucht, allerdings ohne den erstrebten Erfolg. Auch im Versuch, die Eisenbahnbrücke derselben Strecke nahe bei der Schlausermühle zu sprengen, schlug fehl und hatte eine so geringe Wirkung, daß die Schadenstelle bis heute nicht ausgebessert werden brauchte. Als Repressalie mußten angesehene Personen mit Leib und Leben einstehen, daß solche Verkehrsgefährdungen unterblieben, indem sie gezwungen wurden, als Geiseln auf den Zügen mitzufahren. Aus unserer Gemeinde hat das allerdings keiner mitzumachen brauchen.
Die schnell fortschreitende Geldentwertung schuf weitere außerordentliche Schwierigkeiten und Nöte. Reichsgeld mit immer größeren Wertzahlen kam in Umlauf, Notgeld, verschiedene Körperschaften gesellten sich ihm zu. Von Tag zu Tag verlor es an Kaufkraft, ein Wert schwamm sozusagen fort. Löhne, Gehälter und Entschädigungen für Leistungen und Lieferungen hatten am Auszahlungstage nur noch einen Teilwert. Lohn- und Preiserhöhungen kamen der Geldentwertung nur schleppend nach, obgleich sie in immer kleineren Abständen vorgenommen wurden. Nichts mehr hielt sich die Waage, niemand vermochte auch nur auf kurze Zeit zu planen. Gänzliche Verarmung ergriff weite Teile der Bevölkerung. Die großgewerbliche Wirtschaft verfiel zu Gunsten ihrer Arbeiter darauf, einen Teil der Löhne in der Form von Warenbezugsscheinen von bestimmten Festwerten auszuzahlen. Von ungefähr der Jahresmitte ab legete sie den Löhnen eine fiktive Goldwährung (1 Pfennig = 1/420 Dollar) zu Grunde. Die Gemeinde anahm, einmal um feste Werte in die Hand zu bekommen, in Sittard (Holland) ein Darlehen von 10000 Gulden auf, zum anderen vermochte sie damit, den Kurswert ausnutzend, Verpflichtungen zu erfüllen, die sie ohnedem nicht hätte eingehen können. Eine haushaltplanmäßige Wirtschaft war gänzlich ausgeschlossen, die Steuern mußten fortgesetzt erhöht werden. Die Flucht in wertbeständige Werte, der Schwarzmarkt, Warenverschiebungen (Kettenhandel), der Ausverkauf an Ausländer (siehe 1922) blühte wie nie zuvor. Im November erreichte die Geldentwertung ihren Höhepunkt und ihr Ende. Wurde damals in holländischen Gulden im Vorkriegwert von 1.71 Mark (Gold) mit bis zu 4 Billionen Mark (Papier) bewertet und bezahlt, so setzte nun ein Umschwung ein. Drüben, im Reich, hatte man im Oktober eine neue Währung auf Goldgrundlage eingeführt, die Renten-Mark. Die Rheinlandkommission ließ die Anwendung dieses Gesetzes erst nach einigen Wochen zu. Nach diesem war eine Rentenmark eine Billion Papiermark gleichzusetzen. In dem neuen Geld war nicht nur eine neue Rechnungseinheit gefunden, sondern auch und vor allem ein Wertmaßstab der lange entbehrt worden war. Doch was alles war in den letzten Jahren zerschlagen worden. Ersparnisse in Nichts zerronnen, die Moral verdorben, die Armen noch ärmer geworden, weite Teile des Mittelstands verarmt, Wucherer und Schieber emporgestiegen (Neureiche), Arbeitsunlust und Raffsucht erzeugt, der Unterschied von Mein und Dein weitgehend verwischt, die gewerbliche Wirtschaft gelähmt und dergleichen Übel mehr, Schulden aus Goldmark-Hypotheken waren mit minderwertigem Papiergeld getilgt worden und wo Gläubiger den Geldwert eines Brotes erhalten haben.

Die Gemeinde hätte aus eigenem Vermögen den an sie gestellten außergewöhnlichen Ansprüchen nicht zu entsprechen vermocht, waren doch nur wenige Haushaltungen gewesen, aus denen nicht ein Mitglied ihre Hilfe erheischt hat. War ungefähr die Hälfte der Lohnarbeiter ohne feste Arbeit, so mußte zeitweise beinahe die Hälfte aller Einwohner unterstützt werden. Selbst manchem selbstständigen Handwerker war der Gang zur Unterstützungskasse nicht erspart geblieben. Die Gemeinde ließ Arbeitsfähige wie im Vorjahr Notstandsarbeiten verrichten und z.B. Feldwege ausbessern. Vom Reich waren ohne kleinliche Bedenken und zur Stützung des passiven Widerstands Unterstützungen in der Form, d.h. unter der Bezeichnung "Rhein-Ruhr-Hilfe" gegeben worden. Sie haben für vielerlei Zwecke herhalten müßen.
Den Alliierten war diese Hilfe ein Dorn im Auge; sie suchten sie zu unterbinden. Im Frühjahr beschlagnahmte ein belgischer Offizier bei unserer Gemeindekasse 9 Millionen Mark. In der Folge wurden Mittel gefunden, um diese Gelder fremdem Zugriff zu entziehen. Hatte man sie bislang bei der Regierungshauptkasse in Aachen abgeholt, so wurden sie später mittels Kraftwagen vom Bürgermeister in Köln (britische Besatzungszone) abgeholt und nicht mehr bei der Gemeindekasse verbucht. Vielmehr übertrug man dem Scheine nach die Verwaltung und Auszahlung der Gelder einem Unternehmer (Kalkwerk Wilhelm Hoven, Kornelimünster), der auch als Vergeber der Notstandsarbeiten zu gelten hatte.

Ein weiterer Herd der Beunruhigung war die separatistische Rheinland-Bewegung, die vorgeblich einen von Preußen unabhängigen rheinischen Staat anstrebte und darin von Belgien und Frankreich unterstützt und gefördert wurde. Deren Horden setzten sich im Oktober in Aachen fest und suchten auch anderswo sich durchzusetzen. Schon vorher hatte ein Abgesandter der Bewegung mit Namen Steffens, ein Sohn unseres Wegewärters Hubert Steffens, der aber auswärts wohnte und zum Vater keine Beziehung mehr hatte, von unserem Bürgermeister verlangt Plakate öffentlich anzuschlagen, nach deren Inhalt die "Rheinische Republik" ausgerufen, also gebildet sei, war von diesem aber abgewiesen worden. Ein vom Bürgermeister für den Fall, daß die Separatisten (Sonderbündler) sich im Gemeindehaus festzusetzen versuchen würden, organisierter Abwehrdienst, bestehend aus Gewerkschaftsmitgliedern, hat nicht in Tätigkeit treten brauchen. Ein Einwohner von Kornelimünster gehörte jener Bande an, die das Gemeindehaus in Walheim besetzte, es aber kampflos verließ, bevor vom Landrat zu dessen Befreiung dahin befohlene Polizisten eintrafen. Er ließ beim Schuhmacher und Schuhwarenhändler Jakob Slangen in Kornelimünster ein Paar Schuhe requirieren, die niemals bezahlt worden sind. Einem Bäckermeister aus Breinigerheide, der im Verdacht stand, der Bewegung anzugehören, spielte die Volksjustiz so mit, daß er Abkehr von ihr versprach und die Lieferung von Broten für die Armen zusagte. Die Bewegung hat in unserer Gemeinde offenkundig nur ganz wenige Anhänger gehabt.
Die Abwehr der Sonderbündler in Aachen forderte das Leben eines Einwohners unserer Gemeinde Polizeioberwachtmeister Johann Bausch aus Breinich, Schomet 1, fand am 23 Oktober beim Sturm der Aachener Polizei auf das von Sonderbündlern besetzte Regierungsgebäude den Tod infolge einer Schußverletzung. Er ist auf dem alten Kirchhof in Breinig beerdigt worden.
Erwähnenswert ist, daß sich unsere Einwohner sowohl den Maßnahmen der Besatzungsmächte wie der Rheinlandbewegung gegenüber maßvoll zurückgehalten haben. Nur ganz wenige setzten sich durch willfähriges Verhalten der Verachtung aus.

Andernorts ist es zu örtlichen Unruhen gekommen, in Aachen zur Plünderung von Geschäften und Bauerngehöften, zu Zwangsverkäufen in Lebensmittelgeschäften durch Unbefugte. Felddiebstähle kamen auch bei uns vor, gegen die sich der von den Bauern unter sich eingerichtete Feldsentz als fruchtlos erwies. Als die Aachener Polizei einige Teilnehmer an der Plünderung des Driescher Hofs festgenommen hatte, forderten Demonstranten vor dem Polizeipräsidium deren Freilassung. Unter ihnen befanden sich auch, überflüssigerweise, einige Einwohner unserer Gemeinde. Einer von ihnen, Heinrich Stiel, aus der Buttergasse in Breinig, wurde dort bei der Schießerei so schwer verletzt, daß er mehrere Monate im Krankenhaus zubringen mußte. Seit dem Beginn des Ruhrkampfes hatten Kohlen nur noch auf dem Landwege herangeholt werden können und das auch nur in unzureichenden Mengen. Daraus folgte die Zunahme der Holzentwendungen in den nahen Gemeindewaldungen Büsbach und Kornelimünster. Hatte man sich früher überwiegend mit Raffholz begnügt, so fielen nun immer mehr Erwerbslose über die Holzbestände her und hieben ab, was ihnen vor Beil oder Axt kam. Dabei gingen zunächst die am Westrand der Wälder stehenden Laubholz-Schutzstreifen verloren. Bei Rochenhaus, in der Nähe des Forsthauses Rochenläger, kam es sogar zu einem kleinen Kahlschlag. Zu Traglasten, auf Schiebkarren und Handwagen und sogar auf Bauern fuhrwerken beförderte man Stämme und Astwerk ab. Der Dreistigkeit und zum Teil drohenden Haltung der Frevler standen die wenigen Forst- und Polizeibeamten machtlos gegenüber. Einhalt wurde erst geboten, nachdem im Spätsommer sich unser Gemeinderat dazu entschlossen hatte, Brennholz zur Selbstverwertung gegen einen mäßigen Preis abzugeben. Nun kamen auch jene zu ihrem Recht, die den wüsten und widerlichen Frevel nicht mitgemacht hatten. In Ausnutzung der Geldverhältnisse wurden die Orte Breinigerberg und Kornelimünster an die Elektrifizierung angeschlossen. Diese Einrichtung begrüßten besonders die Einwohner von Breinigerberg, die bisher weder eine Straßenbeleuchtung noch die Versorgung mit Gas gekannt hatten. Abfällig beurteilt wurde in Kornelimünster jedoch die neue Straßenbeleuchtung, wegen der geringen Lichtstärke gegenüber der bisherigen Gasbeleuchtung.

Die Werke W. Heyman K.G., Carbonisieranstalt, Wilhelm Hoven, Kalkwerk, Josef Schmitz, Bierbrauerei, und Adam Thelen, Kalkwerke, alle in Kornelimünster, hatten bereits im vorigen oder vorvorigen Jahr Anschluß an die Elektrizitätsversorgung gefunden und die Einrichtungen auf eigene Kosten beschafft. Im Herbst wurde bei dem vor 15 Jahren aufgedeckten Tempelbezirk Varnenum unter Leitung des stud. Arch. Edgar Schmidt-Burgk, Aachen, erneut nachgegraben. Die Arbeit mußte wegen des winterlichen Wetter eingestellt werden, soll aber im kommenden Frühjahr ihre Fortsetzung finden. In Breinig verstarb der dortige Pfarrer Arnold Rohe im Alter von 52 Jahren und wurde auf dem dortigen Kirchhof beerdigt. Als Nachfolger wurde der bisherige Pfarrer von Eynatten, Wilhelm Weßling eingeführt. Ende November fiel die öffentliche Brotversorgung fort; für den Erwerb von Brot bedarf es keiner Bezugsberechtigung (Brotkarte) mehr. Sie war Anfang 1915 eingeführt worden. Die Geld- und Verkehrserschwernisse hatten auch gesundheitlich Folgen, die durch Wassermangel verschärft wurden: Eine weitgehende Unterernährung die besonders bei Kindern in Erscheinung trat. Jedoch waren Hungertodesfälle nicht zu verzeichnen.

Der Gemeinderat schuf zwei neue Stellen für beamtete Gemeindesekretäre. In sie wurden am 15.März berufen die Beamtenanwärter Johann Röntgen und Johann Emonts, beide aus Breinig und mit Jahren im Dienst der Gemeinde stehend. Wegen fehlenden Raums im Gemeindehause auf dem Schulberg tagt der Gemeinderat seit Januar 1920 abwechselnd in Kornelimünster, Breinig und Venwegen in Wirtshaussälen. In Breinig werden seit dem Frühjahr 1920 an jedem Mittwoch-Nachmittag in einem Schulsaal Sprechstunden der Gemeindeverwaltung durch einen Verwaltungsangehörigen versehen. Um hierin Wandel zu schaffen, ließ die Gemeinde auf ihrem Grundstück Breinigerheide, Auf der Heide 35, auf dem sich ein seichter Pfuhl befand, den Bau eines Hauses beginnen, das im Erdgeschoß ein Beratungszimmer für den Gemeinderat und ein Sprechzimmer erhalten, im übrigen aber vermietet werden soll. Die Pläne entwarf der Gebäudebaumeister. Die private Bautätigkeit kam fast ganz zum Erliegen. Die von der Gemeinde in Auftrag gegebenen zwei Wohnhäuser an der Prämienstraße in Breinigerheide (Doppelhaus für je 2 Familien) wurden fertig und vermieten.

Auch das im vorigen Jahre in eigener Regie fortgeführte Wohnhaus in Venwegen konnte fertiggestellt werden. Damit kamen alle Bauvorhaben der Gemeinde zum Abschluß. Die an der Prämienstraße errichteten Häuser zeigten nach der Benutzung Schäden durch aufsteigende Bodenfeuchtigkeit. Um diese zu beseitigen, wurden die 6 Häuser an eine Drainagerohrleitung angeschlossen, die entlang der Stockemer Straße bis zum Bahngraben angelegt worden ist. Es stellte sich jedoch heraus, daß diese ihre Aufgabe nicht zu erfüllen vermocht hat. In Folge der mißlichen Zeitverhältnisse wurde die fällige Heiligtumszeigung um 2 Jahre verschoben. Durch Gesetz vom 14.Februar wurde die seit 60 Jahren erhobene Grund- und Gebäudesteuer durch eine staatliche vorläufige Grundvermögenssteuer ersetzt. Ihr Grundbetrag fließt in die Staatskasse; die Gemeinden können zu ihm Zuschläge erheben. Der im Vertragsverhältnis beschäftigte Vollziehungsbeamte der Gemeindekasse, der außerdem in Kornelimünster den Nachtwachtdienst versah, legte diese Dienste nieder. Die Vollstreckungsaufgaben wurden als Nebenaufgabe dem Gemeindewegwärter Hubert Steffens übertragen. Die seit nicht mehr erinnerlicher Zeit im Ort Kornelimünster bestandene Nachtwächterstelle wurde nicht mehr besetzt und ging ein.

Nach dem Aufwertungsgesetz vom 16.Juli 1925 (siehe auch die Chronik für 1925) sind Forderungen, aus Hypotheken und anderen Ansprüchen, die in den angegebenen Zeiten entstanden sind, wie folgt in Goldmark zu bewerten: 50 Millionen Papier

Währung
GoldmarkPapiermark
Ende Januar1,8710.000
Ende Februar1,8610.000
März2,0410.000
April1,5710.000
Mai8,40100.000
Juni287,00100.000
Juli1,781.000.000
August4,5310 Millionen
September1,78100 Millionen
Oktober2,57100 Milliarden
5.November8,851 Billion
15.November1,731 Billion
19.November1,151 Billion
20.November1,001 Billion


Breinig, am 22.Februar 1959; Johan Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1924

Bevölkerung
1924mw
Population4787
Geburten6655121
Todesfälle222143
Trauungen38

Bei der Personenstandsaufnahme im Herbst wurden 4787 Einwohner ermittelt, und 656 Wohnhäuser gezählt.
Der Standesbeamte beurkundete
121 Geburten (66 m., 55 w.)
38 Trauungen,
43 Sterbefälle (22 m., 21 w.).

Die durch die wilden Verhältnisse des Vorjahres hervorgerufenen allgemeinen Zustände konnten nur nach und nach und auch nur teilweise beseitigt werden.
Es trat aber eine Beruhigung ein.
Das neue Reichsgeld gewann schnell Vertrauen. Das Papiergeld, wertmäßig in ein festes Verhältnis zur Rentenmark gebracht (1 Billion Mark(Papier) = 1 R.Mark) blieb ebenso wie das ebenso behandelte Notgeld neben dem neuen Geld im Umlauf. Die neue Währung bot nun sichere Grundlage für alle Wertmaßstäbe. Eine umfangreiche Gesetzgebung suchte die Schäden durch die Geldentwertung (Inflation) allmählich zu mildern und wieder gutzumachen, was diese an krassem Unrecht gezeitigt hatte. Verwaltung und Wirtschaft atmeten auf, Lohn- und Gehaltsempfänger konnten sich wieder des Wertes ihres Verdienstes erfreuen. Das Notgeld wurde nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs besserte sich, auch dank dessen, daß die ausländischen Aufkäufer ausblieben.
Die gewerbliche Wirtschaft vermochte die vorjährigen Erschütterungen nicht so bald zu überwinden; infolgedessen blieben viele Arbeiter erwerbslos und belasteten die Erwerbslosenfürsorge weiterhin. Auch die allgemeine öffentliche Fürsorge war die einzige Hilfe für leider allzuviele, die sich anders nicht zu helfen wußten.
Zur Beruhigung trug auch bei, daß Ruhrkampf und passiver Widerstand allmählich abgebaut und aufgegeben wurden, die Eisenbahn wieder in deutsche Hände überging, das Straßenverkehrswesen wieder normale Formen annahm, die Rheinlandkommission viele ihrer Maßnahmen milderte oder zurückzog und die Ausgewiesenen zurückkehren konnten.
Die private Bautätigkeit begann sich wieder zu beleben; die im Vorjahr bestandenen Schwierigkeiten wegen der Geld- und Baustoffbeschaffung wichen jedoch nur langsam. Die Gemeinde gab keinen Neubau in Auftrag. Das Gemeindehaus in Breinigerheide, Auf der Heide 35, wurde in Summa fertig. In seinem Erdgeschoß der Gemeinderat ein Sälchen für seine Beratungen, ein Zimmer diente fortan den Sprechstunden der Gemeindeverwaltung, ein anderes Zwecken der Mütterberatung. Ober- und Dachgeschoß wurden vermietet. Ein Kellerraum ist für die vorübergehende Unterbringung von polizeilich festgenommenen Personen eingerichtet worden. In einem Anbau befinden sich Aborte und Geräteräume für die Bewohner und die Gemeindewegearbeiter. Um für den Ort Kornelimünster Bauland in die Hand zu bekommen, gab die Gemeinde aus ihrem Besitz auf der Ritscheider Heide bei Oberforstbach ungefähr 20 Morgen an den Bauern Karl Stickelman von Kornelimünster ab und erhielt von diesem im Tausch ungefähr 5 Morgen seines Hofgeländes zwischen der Oberforstbacher und der Niederforstbacher Straße. Hier wird sich der Ort künftig ausdehnen können.
In diesem Jahr wurden Breinig, Breinigerheide, Schützheide und Venwegen an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Diese Einrichtung fand sofort lebhaften Anklang und viel mehr Freunde wie die bisherige Gasversorgung. Für jeden Hausanschluß mußten 50 R.Mark gezahlt werden, um einen Teil der Kosten zu decken. Stromlieferant sind die Stolberger Licht- und Kraftwerke, die auch das Gaswerk von der Gemeinde gepachtet haben.

Ende September schied der nur zwei Jahre lang beschäftigte Gemeindebaumeister Peter Salm aus dem Dienst, nachdem der Gemeinderat seine Anstellung als Beamter abgelehnt hatte. Ersatz für ihn, wurde nicht eingestellt. Salm hatte sich vor allem um die Baugestaltung verdient gemacht. Fortan war er frei schaffender Architekt und blieb in so guter Erinnerung, daß die Gemeinde noch oft seine Dienste in Anspruch genommen hat.
Schon lange hatte man um vermutlich römische Bauten gewußt, die in Breinigerberg gestanden hatten. Bauteile waren gelegentlich zu Tage gefördert worden. Neuerdings hatte der dortige Lehrer Hirten auf Ziegelscherben hingewiesen, die er auf dem Römerweg gefunden hat. Um über Art, Umfang und Zweck der Bauten Gewißheit zu erlangen, wurde im Spätsommer und Herbst unter Leitung von Professor M. Schmidt-Burgk von der Aachener Technischen Hochschule nachgegraben. Im Boden des Heidegeländes zwischen der Provinzialstraße und dem Römerweg unterhalb des Schulhauses und der Wirtschaft Kreutz fand man die Grundmauer einer Wohnsiedlung aus römischer Zeit, die nach Kleinfunden Bergarbeiterwohnungen enthalten hatte. Ein Beweis mehr für die Überlieferung, daß schon zur damaligen Zeit Bergbau daselbst betrieben worden ist. Die Grabungen sollten im nächsten Jahr fortgesetzt werden; das ist jedoch nicht geschehen. Das durchsuchte Gelände war Eigentum unserer Gemeinde, ist aber später zum Teil als Bauland verkauft worden.

Die im Frühjahr wieder aufgenommenen Nachgrabungen beim keltisch-römischen Tempelbezirk Varnenum (siehe 1923) führten zu weiteren Aufklärungen. Man fand außer dem Bruchstück eines Säulenschafts als die südliche Begrenzung des Bezirks die Grundreste einer 20 m langen Wandelhalle.
Wahrscheinlich auf Veranlassung der alliierten Mächte hat man das erst vor 15 Jahren erbaute 2. Geleise der Eisenbahnstrecke Stolberg-Walheim wieder ausgebrochen. Es hatte eine dichte Zugfolge ermöglicht, die auf der von Kohlen- und Kohlezügen von der Ruhr nach Luxemburg sehr stark befahrenen Strecke nötig gewesen war. Dieser Verkehr ist vermutlich auf andere Strecken umgeleitet worden.
Die Lehrer vom Lehrerseminar Kornelimünster führen seit dem 1.April die Amtsbezeichnung Seminaroberlehrer, die bisherigen Oberlehrer heißen Seminarstudienräte. Eine besondere Ehrung wurde dem Seminardirektor, jetzigen Studiendirektor Dr. theol. Wilhelm von der Fuhr zuteil, indem er am 11.Dezember zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt wurde, womit der Titel Monsignore verbunden ist. Dr. v.d. F. ist 1862 in Heinsberg geboren, war zunächst Schüler unseres Lehrerseminars und Volksschullehrer geworden und widmete sich erst dann dem geistlichen Stande. Das Seminar leitet er seit 1915.

Das 1906 von der Abtei Merkelbeek (Holland) gegründete und abhängige, 1912 jedoch zum eigenständigen Priorat erhobene Benediktinerkloster Kornelimünster hat wirtschaftlicher Schwierigkeiten wegen einem Teil der Klosterfamilie in das frühere Prämonstratenser-Stift Ilbenstadt in Oberhessen überführt. Es blieben nur wenige Patres unter einem Superior zurück. Das Kloster ist jetzt von Ilbenstadt abhängig.
Die Kirchengemeinde Venwegen ersetzte die im Krieg abgelieferte Glocke (siehe 1917) durch eine solche, die die von der Pfarre Maria Himmelfahrt in Stolberg erhalten hat. Für die Kirche in Breinig wurden zwei neue Bronze-Glocken angeschafft.

Am 27.Juni schlug der Blitz in die Kapelle von Rochenhaus ; deren Türmchen brannte ab. Die Eigentümer, Stefan Lamberts und Egidius Chantraine stellten es wieder her.
Der Viehmarkt in Breinig am 1. Dienstag nach dem 1.Mai, der seit 1910 bestand und auf Antrag vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz von 3 zu 3 Jahren genehmigt worden war, hatte nie eine große Bedeutung erlangt. Darum wurde seine Neugenehmigung nicht mehr beantragt; er ging endgültig ein. Er war veranstaltet worden auf dem durch zuschütten eines Brandweihers (mundartlich "Mativese" Pfuhl genannt) entstanden und mit 2 Reihen Linden bepflanzter Platz zwischen den Häusern 6 und 14 an der Hauptstraße, gegenüber dem Haus "Mayendal" (=Mariental).
Im Sägewerk Gebrüder Schüler in Münsterau verunglückte am 24.Mai der 37 Jahre alte Fuhrman Wilhelm Fleck aus Vicht beim Holzabladen tötlich; er war von einem herabrollenden Stamm erfaßt worden.
Der Holzhändler Karl Krings aus Zweifall errichtete in Münsterau ein Holzsägewerk.

Wetter:
Der Sommer zeichnete sich durch außergewöhnlich viel Regen aus.
Darunter litt der Ertrag jeglicher Feldfrucht sehr. Zudem trat die Maul- und Klauenseuche auf. Ein schöner Herbst gestattete jedoch das rechtzeitige Einbringen der Wintersaaten. Unsere Landwirtschaft hatte einen schweren Stand, sodaß für sie unsere Gemeinde zum Notstandsgebiet erklärt wurde; infolgedessen wurden den Landwirten die Steuerzahlungen gestundet.
Am 17.Dezember fand eine Neuwahl der Mitglieder des preußischen Landtags statt. In unserer Gemeinde wurden abgegeben Stimmen für folgende Parteien: 74 Sozialdemokraten, 91 Deutschnationale, 1631 Zentrum, 94 Kommunisten, 51 Deutsche Volkspartei, 9 nationalsozialistische Freiheitsbewegung, 44 deutsche demokratische Partei, 46 Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstands, 3 unabhängige sozialistische Partei, 5 Aufwertungs- und Aufbau-Partei, 1 Polenpartei, 1 Partei für Volkswohlfahrt, Mieterschutz und Bodenrecht.
Vor vielen Gehöften lagen hergebrachter Weise Dungstätten und Jauchegruben ohne ordnungsmäßige Einfriedigungen, sodaß die Jauche nicht nur den Untergrund verschmutzte und verseuchte, sondern auch den Straßenrinnen zufloß. Diesem widerlichen, gesundheitsgefährdenden und den Bauvorschriften zuwiderlaufenden Zustand abzuhelfen, war die Ortspolizeibehörde jahrelang bemüht. Der Erfolg blieb nicht aus ; viele Bauern haben diese Stätten hinter die Gehöfte verlegt; alle haben sie den Bauvorschriften gemäß eingerichtet. Das Straßenbild hat dadurch sehr gewonnen.

Im März bestand der Gemeindesekretär Johann Röntgen an der Kreis-Verwaltungsschule die Prüfung für den gehobenen Dienst.
Der Gemeinderat wurde neu gewählt.
Wegen der kaum zu bewältigenden Arbeit, die zudem wegen des Zahlenwirrwarrs der praktisch wertlosen Papiermark-Summen kein verwertbares Bid des Gemeinde-Haushalts für das vorige Rechnungsjahr ergeben hätte, wurde Obrigkeitlich genehmigt, daß auf eine förmliche Rechnungslegung verzichtet werde.
Das Armenwesen war bisher gemäß Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz von 1908 der Orts- und Land-Armenverbände. Der Krieg und seine Folgen, auch die Geldentwertung, haben den Kreis der Hilfsbedürftigen jedoch stark erweitert (Kriegsbeschädigte, Kriegshinterbliebene, Sozial- und Kleinrentner usw). Aus sozialen Gründen mochte man diese Leute nicht der Armenpflege anheimgeben, der nicht nur ein peinlicher Beigeschmack anhaftet, die auch nach Voraussetzungen und Leistungen diesen neuen Verhältnissen nicht gerecht werden konnte. Auf Grund eines Ermächtigungsgesetzes vom 8. 12. 1923 erging, am 13.Februar 1924 eine Reichsverordnung über die Voraussetzung, die Art und das Maß der öffentlichen Fürsorge, die den neuen Verhältnissen Rechnung trägt.
Träger der allgemeinen Fürsorge sind jetzt die Bezirksfürsorgeverbände, d.h. die Kreise. Dem Landesfürsorgeverband (Provinz) obliegt die Fürsorge für Geisteskranke, Blöde (Idioten), Epileptiker, Blinde, Taubstumme. An den Kosten der allgemeinen Fürsorge sind die Gemeinden mit 50 vom Hundert beteiligt.
Eine Art Gebäudeentschuldungssteuer wurde in der Hauszinssteuer eingeführt, eine Steuer auf die infolge der Geldentwertung der letzten Jahre schuldenfrei gemachten Gebäude. Aus ihrem Ertrag wurden vom Kreis, der ihn verwaltete, gering zu verzinsende Hausbaudarlehen gewährt. Die Steuer ist monatlich mit einem Zwölftel des Jahresbetrags durch die Gemeinde zu erheben und an den Kreis abzuliefern, der streng darauf sieht, daß dem entsprochen wird. Das führt oft zu Härten, denn auch die Hausbesitzer haben sich von den Erschütterungen der letzten Jahre nicht erholt. Darunter mußten natürlich die Abgaben an die Gemeinde leiden, sie wurden nur zögernd bezahlt und waren am Jahresschluß stark im Rückstande.

Der Haushaltsplan der Gemeinde für 1924/25 sieht vor an Einnahmen 283.463 RM, an Ausgaben 299.463 RM, also einen Fehlbetrag von 16.000 RM.
Als Gemeindegrundvermögen sind darin nachgewiesen
das Verwaltungsgebäude mit Bürgermeisterwohnung,
17 Wohnhäuser,
4 Spritzenhäuser,
1 Feuerwehrsteigerturm,
die Gasanstalt,
das Schwesternheim mit Kinderbewahrschule,
7 Schulhäuser mit Lehrerdienstwohnung,
alles zusammen mit 325.400 RM gegen Feuerschaden versichert,
ferner 24,1142 ha Garten- und Ackerland,
54,0210 ha Wiesen und Weiden,
4,5138 ha ertraglos (davon 0,8803 ha Friedhöfe)
441,3436 ha Wald,
zusammen 523,9926 ha.
Das Kapitalvermögen ist nachgewiesen mit 133.750 Papiermark der Gemeinde, 23.210 RM der Armenverwaltung, 22.029 PM der Schulverwaltung.
Die Schulden betragen 46.500 RM, ferner 8.580 holl. Gulden oder 14.586 Goldmark.


Bemerkenswerte Einnahmen, die erwartet werden:
EinnahmenRM
Miete von Häusern (auch Dienstwohnungen)3.200
Pacht von Grundstücken5.400
Ertrag des Waldes (Holz- und andere Verkäufe)16.900
Wald- Jagdpacht3.300
Pacht des Gaswerks5.600
Einnahmen aus der Elektrizitätserzeugung1.400
für Jugend- und Wohlfahrtspflege79.250
--- 45.000 für Erwerbslosenfürsorge
--- 18.500 für Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene
Reichsanteil an der Unterstützung der Sozialrentner7.000
desgleichen der Kleinrentner4.000
SteuernRm
Hundesteuer für den Kreis4.900
Grundvermögensteuer für den Staat14.000
Marktstandsgeld1000
Vergnügungssteuer1.500
Anteil an der Kreis-Hundesteuer3.000
Grundvermögensteuer21.000
Gewerbesteuer10.000
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer54.000
an der Körperschaftssteuer60
an der Grunderwerbsteuer200
an der Umsatzsteuer8.900
an der Kreis Getränkesteuer1.000
an der Kreis-Jagdsteuer1.000

Ausgaben:
AusgabenRM
für das Grundvermögen2.000
für Forstkulturen2.800
Kosten der Holzfällung und des Holzverkaufs3.800
Waldversicherung1.353
Wohlfahrts- und Jugendpflege insgesamt88.180
--- für Erwerbslosenfürsorge50.000
--- Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene18.500
--- Sozialrentner8.750
--- Kleinrentner5.000
Für Armenzwecke8.554
--- für laufende Barunterstützung der Ortsarmen2.400
--- für untergebrachte Arme2.400
--- Pflege von Geisteskranken, Krüppeln, Idioten, Epileptiker1.600
Beitrag zur Landesschulkasse31.581
Kosten der Fortbildungsschule800
die Einrichtung für einen zweiten Schulsaal in Breinigerberg850
für die Unterrichttung der Knaben in der Seminar-Übungsschule75
für die Schulen insgesamt 40.026
Unterhaltung der Straßen und Wege17.500
--- für Arbeiterlöhne7.500
--- Straßenbeleuchtung850
--- Kreisumlage6.660
Hundesteuer für den Kreis4.900
Anteil des Kreises an der Vergnügungssteuer150
Grundvermögenssteuer für den Staat14.000
Besoldung der planmäßigen Beamten (außer Schulen)30.742
Besoldung der Angestellten6.465
Ehrengabe für ehem. Hebamme Frings240 (siehe 1922)
Beitrag zur Beamten-Ruhegehaltsteuer 2.460
desgleichen zur Beamtenhinterbliebenen-Versorgungskasse1.230
für Feuerwehr und Feuerlöschwesen1.966


vorhandene Beamte
vorhandene Beamte
BürgermeisterNicolaus Hansen
RentmeisterKarl Engelen
GemeindeobersekretärJosef Soldierer
GemeindesekretärJohann Emonts
Johann Röntgen
GemeindeförsterJosef Andres
PolizeibetriebsassistentMathias Pitzer
Johann Zimmermann

Außerdem 1 Verwaltungsangestellter und 2 Verwaltungsanwärter bezw. Lehrlinge, 1 Kassensekretär (30.Juni entlassen), 1 Kassengehilfen (30.Juni entlassen), 1 Baumeister (30.September entlassen).
Der Rentmeister verwaltet auch die Gemeindekasse von Walheim.
Breinig, am 24.Februar 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1925

Bevölkerung
1925mw
Population
Geburten455196
Todesfälle232043
Trauungen32

Eine allgemeine Volkszählung am 16.Juni ergab
Volkszählung am 16.Juniam 16.Juni
Kornelimünster1.686
Breinig1.322
Breinigerheide537
Breinigerberg320
Schützheide132
Vicht-Breinigerberg79
Münsterau91
Venwegen567
Gesamt4.734
Katholisch4.662
Protestantisch44
Jüdisch17

Der Landkreis Aachen hatte 171.281 Einwohner und rund 320 qkm Größe.
Unsere Gemeinde hat seit jeher unverändert 21.88 qkm Größe.

Die berufliche Zusammensetzung der Bevölkerung:
183 Angestellte, 863 Arbeiter, 126 Reichs-, Staats- und Kommunalbeamte, 100 Dienstboten, 120 Handwerksmeister, 198 Handwerksgesellen, 10 Industrielle, 79 Kaufleute, 39 Rentner und Pensionäre, 119 Sozialrentner, 196 selbstständige Landwirte (Eigentümer oder Pächter), 271 landwirtschaftliche Helfer (Knechte, Mägde, mitarbeitende Familienamgehörige), 5 Medizinalpersonen(2 Ärzte, 1 Apotheker, 2 Hebammen), 1 Drogist, 17 Ordensleute, 7 andere Berufe.
Ärzte : Dr. Heinrich Kahlen, Breinig, Dr. Josef Schillings, Kornelimünster
Apotheker : Rudolf Böltink, Kornelimünster
Hebammen: Maria Dreuw, Breinig, Josefine Barth, Kornelimünster
Tierarzt: Dr. Heinrich van der Brouk, Kornelimünster
Volksschulen:
Kornelimünster 4 Klassen, 199 Kinder. Hauptlehrer Leonhard Hüpgens und 1 Lehrer und 2 Lehrerinnen
Breinig6 Klassen 309 Kinder, Hauptlehrer Wilhelm Kranzhoff und 2 Lehrer und 3 Lehrerinnen
Breinigerberg 2 Klassen 65 Kinder, Lehrer Franz Kaluza und 1 Lehrer
Venwegen 2 Klassen 84 Kinder, Lehrer Gerhard van Megeren und 1 Lehrerin
Die Schule in Venwegen wird auch von den Kindern aus Mularzhütte besucht. Die Schüler aus Vicht Breinigerberg und die aus dem Nordteil von Münsterau werden in Vicht, die aus dem Südteil in Zweifall unterrichtet.

Jenseits des Münsterwaldes, auf dem linken Ufer der Vicht, standen vor drei Jahrzehnten nur 3 oder 4 Häuser, und zwar unterhalb von Vicht die sogenannte Hirschburg, oberhalb von Vicht gegenüber dem Weiler Jägersfahrt Wohnhaus und Sägewerk der Rheinisch-Nassauischen Bergwerks- und Hütten-Met. Ges., vor der Vichtbrücke vor Zweifall das Wirtshaus von Bengel und gegenüber dem unteren Knie des Frackersberg das Fachwerkhaus von Willms. Ihnen haben sich eine Anzahl neuer hinzugesellt, sodaß neue Wohnplätze entstanden sind. Der Teil zwischen Zweifall und Vicht behielt den überlieferten Namen Münsterau. Die Häusergruppe in der Nähe der Hirschburg wurde Vicht-Breinigerberg benannt, anknüpfend an die Tatsache, daß der Breiniger Bergbau bis hierher vorgedrungen war.
Die Rheinlande gedachten im Sommer der tausendjährigen Zugehörigkeit zum Reich in der Form von Kundgebungen, Ausstellungen geschichtlicher Dokumente. Auf der Stadt Aachener Jahrtausend-Ausstellung waren auch das Königssilber (Königskette) und eine alte Fahne der St. Sebastianus Schützengesellschaft Breinig, deren ältester Königsschild aus dem Jahre 1666 erhalten ist, ausgestellt. Der Landkreis Aachen beging das Jubiläum in einer Kundgebung in Eschweiler am 2.August. Der Kreistag beschloß aus demselben Anlaß die Einrichtung eines Mütter-Erholungsheims in Rolandseck am Rhein; es wurde im folgenden Jahr eröffnet.

Aus Anlaß des Heiligen Jahrs und weil vor 2 Jahren der unruhigen Zeitläufte wegen ausgefallen, fand im Juli eine öffentliche Zeigung der Heiligtümer in Aachen und Kornelimünster in der hergebrachten Weise statt. Sie fand wie früher einen großen Zulauf.

Mit dem 1.August schloß das staatliche Lehrerseminar Kornelimünster seine Pforten. In ihm waren seit 1876 katholische Volksschullehrer herangebildet worden; dies wird künftig in Lehrerakademien geschehen. Die Lehrpersonen wurden entweder mit anderen Aufgaben betraut oder in den Ruhestand versetzt. Auch Studiendirektor Dr. theol. Monsignore Wilhelm von der Fuhr trat in den Ruhestand; er behielt die bisherige Dienstwohnung im Seminargebäude (ehem. Abtei). Über die künftige Verordnung des Gebäudes ist nichts bekannt. Eine Festschrift gibt eine eingehende Geschichte des Seminars wieder. Außerdem verfaßte Seminarstudienrat Dr. Franz Nagel die erste zusammengefaßte "Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster und des Münsterländchens", der die Copie einer Karte dieses Ländchens aus dem Jahr 1646 beigegeben ist.
Die Aufhebung des Seminars hatte auch den Fortfall der Seminar-Übungsschule zur Folge, die seit dem 14.Oktober 1878 bestanden hat. In ihr waren ungefähr 10 Jahre lang die Kinder aus Kornelimünster und Krauthausen, dann nur noch die Knaben unterrichtet worden, ohne daß der Gemeinde nennenswerte Kosten antstanden waren. Die Gemeinde mußte nun wieder selbst für den Volksschulunterricht sorgen. Sie fand jedoch beim Staat insofern Entgegenkommen, als ihr die bisherigen Schulräume und deren Einrichtung mietweise überlassen wurden. Neuer Schullehrer wurde Hauptlehrer Hüpgens (Leonhard), zweiter Lehrer Capellmann (Heinrich), beide bisher in Conzen tätig gewesen; Wohnung erhielten sie ebenfalls im Seminargebäude. Die beiden Mädchenklassen blieben im Schulhaus am Markt, das 1830 als erstes Schul- und Verwaltungsgebäude errichtet worden ist.
Die bisher die Schulen in Kornelimünster besuchenden Kinder aus Krauthausen, Komerich und Steinebrück, zuletzt 30, erhielten eine neue einklassige Schule in Krauthausen.
Endlich ist auch der an das Schulhaus in Breinigerberg angebaute zweite Unterrichtssaal fertig geworden, Es konnte eine getrennte zweite Klasse eingerichtet werden.
Am 26.April feierten die Eheleute Josef Quadflieg, Kornelimünster, goldene Hochzeit. Die Gemeinde machte dem Gatten, der seit fast drei Jahrenzehnten Beigeordneter (Stellvertreter des Bürgermeisters) ist, eine goldene Taschenuhr zum Geschenk.

In Breinig wurde eine freiwilige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz gebildet, deren Vorsitz der beigeordnete Wilhelm Schorens übernommen hat. Die fachliche Ausbildung geschieht durch Arzt Dr. H. Kahlen, Breinig.

Am 11.März verstarb der Venwegener Pfarrer Heinrich Brands, der dort seit 1910 Dienst getan hatte. Mangels einer geeigneten anderen Grabstelle wurde er vor dem Friedhofskreuz beerdigt. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Karl Nießen.
Der Landwirt Arnold Keischgens aus Venwegen wurde am 7.September, als er zwischen Breinig und Stockem sein durchgehendes Pferd zu halten versuchte, vom Karren im Rückgrat so schwer verletzt, daß er an dem Tag im Stolberger Krankenhaus verschieden ist.
Im Februar verstarb unser erster Reichspräsident Friedrich Ebert. Zum Nachfolger wurde vom Volk Generalfeldmarschall von Hindenburg gewählt (26.April):
Auf ihrem Grundstück "an der Vogelstange", auf dem St. Gangolfsberg begann die Gemeinde mit dem Bau eines Doppelwohnhauses (heute Nr. 28 und 30). Um einem aus dem Kreis Eupen zugezogenen kinderreichen Postschaffner darin eine Wohnung bieten zu können, gab die Reichspost eiin Darlehen von 4.000 RM, womit der Bau hypothekarisch belastet wurde.
Die Rheinland-Kommission der Besatzungsmächte schränkte weiterhin ihre Tätigkeit ein. Ende November wurde die Einrichtung der Bezirks- und Kreisdelegierten aufgehoben; deren Fortfall war nicht zu bedauern.

Der private Wohnungsbau begann sich zu beleben. Besonders auf der Breniger Heide waren die vor 3 Jahren erschlossenen Baustellen begehrt.
Die gewerbliche Wirtschaft zeigte gute Ansätze zur Aufwärtsentwicklung ; vom Herbst ab traten jedoch Krisenerscheinungen auf, die zu Arbeiter-Entlassungen führten.

Bisher waren die Aufgaben des Vollziehungsbeamten von mehr oder weniger geeigneten Leuten nebenberuflich versehen worden. Der im Vorjahr geschilderte Steuerdruck ließ es geboten erscheinen, hierfür einen Mann einzustellen, der sich ihr im Hauptberuf widmet. Die Stelle wurde dem bei der Eisenbahnpolizei tätigen Josef Milz aus Cornelimünster am 1.November übertragen. Er wurde am 1.Mai 1938 mit Beamteneigenschaft angestellt.

Aus dem Gemeindehaushaltsplan 1925/26:
Angesetzt sind Gesamt-Einnahmen von 326.000 RM, Gesamtausgaben von 420.000 RM, sodaß ein Fehlbetrag von über 93.000 RM voraussichtlich ungedeckt bleibt.
Der Abschluß des Vorjahres hat einen Fehlbetrag von 91.760 RM ergeben; dieser ist in den diesjährigen Haushaltsplan übernommen worden.
Vermögen und Schulden der Gemeinde sind im wesentlichen unverändert geblieben.


Bemerkenswerte Einnahmen nach dem Voranschlag:
EinnahmenRM
Haus- und Wohnungsmieten4.500
Grundstückspächte4.675
aus Holzverkäufen14.000
Waldjagdpacht3.300
Gaswerkspacht8.300
elektr. Stromversorgung1.400
Wohlfahrts- und Jugendpflege74.250
--- Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene18.500
--- für Erwerbslose54.000
für Armenzwecke15.520
--- Erstattungen vom Bezirksfürsorgeverband14.800
Beschulungsgeld21.800
Kreishundesteuer4.900
Marktstandsgeld1.800
Vergnügungssteuer1.800
Anteil an der Kreis-Hundesteuer3.000
Grundvermögenssteuer (=400 v. H. von 16.000 staatlich veranlagtem Soll)64.000
Gewerbesteuer (= 750 v.H.)18.750
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer54.000
an der Körperschaftssteuer60
an der Grunderwerbssteuer 200
an der Umsatzsteuer8.900
Wertzuwachssteuer200
an der Kreis-Jagdsteuer1000
an der Hauszinssteuer2.300

Bemerkenswerte Ausgaben nach dem Voranschlag:
AusgabenRM
Fehlbetrag des Vorjahres (siehe oben), Steuern für Grundstücke2.000
Kosten der Aufforstungen4.200
Holzfällungen3.800
Waldversicherung gegen Feuer1353
Zinsendienst26.000
Wohlfahrts- und Jugendpflege insgesamt94.930
--- Erwerbslosenfürsorge63.000
Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene18.500
Besoldung der Fürsorgeschwester960
für Sozialrenten5.400
für Kleinrenten5.100
für Armenzwecke9.299
--- für laufende Bauunterstützungen der Ortsarmen3.600
--- für Geisteskranke, Krüppel usw.1000
--- für Anstaltspflege2.400
für die Schulen insgesamt60.120
--- Beiträge zur Landesschulkasse49.865
für die Fortbildungsschule800
für Straßen- und Wege-Unterhaltung18.000
Wegearbeiterlöhne8.300
Kreisumlage11.000
Beamtenbesoldung37.667
Angestellten-Besoldung1.846
Vergütung für Verwaltungsanwärter und Lehrlinge1.326
Ehrengabe an Hebamme Frings240
Beitrag zur Beamten-Ruhegehaltskasse9.600
zur Beamtenhinterbliebenen-Versorgungskasse2.300
für Feuerlöschwesen2.431

Der Beamtenstand der Gemeinde ist derselbe wie im Vorjahr.

Beim Standesamt wurden beurkundet:
96 Gburten (lebend, davon 45 m., 51 w.)
43 Sterbefälle, davon 23 m. und 20 w.
32 Trauungen

Breinig, am 25 Februar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1926

Bevölkerung
1926mw
Population4809
Geburten414586
Todesfälle182341
Trauungen33

Am 10.Oktober wurden 4.809 Einwohner ermittelt.
Beim Standesamt kamen zur Beurkundung:
86 Lebendgeburten 41 m., 45 w.
41 Sterbefälle einschl. der Totgeburten 18 m., 23 w.
33 Trauungen
Von den Einwohnern sind 4.739 katholisch, 42 protestantisch, 25 jüdisch und 3 andersgläubig.
Die jüdischen Einwohner leben seit vielen Jahren ohne Ausnahme in Kornelimünster.
Im diesjährigen Haushalts-Voranschlag sind Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig mit 291.813 RM vorgesehen.
Gemeinde Grundvermögen: Gemeindehaus (Verwaltungssitz) mit Bürgermeisterwohnung St. Gangolfsberg 17, Herz Jesu-Kloster daneben mit Kleinkinderbewahrschule Nr. 18, 4 Wohnhäuser auf dem St. Gangolfsberg und 1 in diesem Jahre daselbst fertig gewordenes Doppelhaus, 1 Schulhaus am Markt, 1 Polizeibeamtenwohnung mit Polizeigefängnis an der Bergstraße, 3 Schulhäuser in Breinig (Hauptstraße, Essig, Neustraße), 1 Schulhaus in Breinigerberg, 6 Wohnhäuser an der Prämienstraße und 1 an der Bahnhofstraße in Breinigerheide, das Forsthaus, 1 Wohnhaus und 2 Schulhäuser in Venwegen, zusammen im Feuerversicherungswert von rund 300.000 RM.
Übriger Grundbesitz der Gemeinde: 519,0118 ha davon
72,3387 ha Äcker, Gärten, Wiesen und Weiden,
440,2275 ha Wald,
6,4456 ha ertraglos (Wege, Gewässer, Friedhöfe usw.)
Mit einem Realwert von rund 580.000 RM.
Der Wert der gemeindlichen Unternehmungen beträgt bei der Gasversorgung 50.000 und bei der Elekrizitätsversorgung 170.000 RM.
Das gesamte Gemeindevermögen beträgt rund 1,108 Millionen RM. Dem stehen gegenüber 4.000 RM Hypothek der Reichspost, 130.000 RM Anleihe bei der Landesbank für Zwecke der Elektrizitätsversorgung und 115.200 RM Anleihen für Wohnungsbauten, zusammen 249.200 RM Schulden, für die 26.888 RM Zinsen zu zahlen sind.

Veranschlagte Einnahmen, unter anderen:
EinnahmenRM
Mieten6.890
Pächte4.012
Waldjagdpacht3.300
Marktstandgeld1.400
Aus Holzverkäufen18.772
Aus forstlichen Nebennutzungen300
Pacht der Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen18.000
Vergnügungssteuer2.250
Hundesteuer4.500
Grundvermögenssteuer (staatl. Soll 16.030)40.667
Gewerbesteuer (Soll 3800)29.600
Anteile an der Reichs-Einkommensteuer50.000
An der Körperschaftsteuer60
An der Umsatzsteuer5.400
An der Kreis-Jagdsteuer600
Wegebaubeihilfe7.500
Beschulungsgeld24.156
Ergänzungszuschüsse des Staats für Schulen4.500
Mieten aus Wohnungen in Schulhäusern2.165
Erstattungen vom Bezirksfürsorgeverband24.000
Für Erwerbslosenfürsorge2.400
Für Kriegs-Beschädigten- und Hinterbliebenen Fürsorge24.100

Bemerkenswerte Ausgaben:
AusgabenRM
Besoldung der Beamten und Angestellten51.978
Beiträge zur Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungkasse der Beamten10.080
Feuerlöschwesen2.500
Steuern vom Grundvermögen1.800
Für Forstkulturen2.341
Kosten der Holzfällung und Holzverkäufe2.700
Waldversicherung1.352
Zinsen und Tilgung langfristiger Anleihen wie oben, Kreisumlage15.188
Anteil des Kreises an der Hundesteuer1.350
An der Vergnügungssteuer220
Straßen- und Wegeunterhaltung20.000
--- davon die Hälfte für Löhne
Straßenbeleuchtung1.000
Müllabfuhr350
Volks- und Fortbildungsschule59.787
--- Beiträge zur Landesschulkasse51.277
Ehrensold für die Witwe des früheren Bürgermeisters Freiherr von Brachel (+1898),240
desgleichen für die frühere Hebamme Frings240
freiwillige und Pflicht-Leistungen für Wohlfahrtszwecke77.000
--- für laufende Barunterstützungen13.200
Anstaltspflege2.000
Geisteskranken- und ähnliche Fürsorge1.000
Sozialrentner7.200
Kleinrentner6.000
Erwerbslose8.000
Kriegs-Beschädigte und Hinterbliebene24.200

Im Sommer beging die St. Sebastianus-Schützengesellschaft Breinig das Gedenken ihres 260 jährigen Bestehens in der Form eines großen Schützenfestes. Die 250-Jahrfeier hatte wegen des Krieges nicht begangen werden können.
Ein Brand legte das Gehöft von Josef Berretz an der Stockemer Straße in Breinigerheide nieder. Die Löscharbeiten der Feuerwehr waren durch starken Frost behindert. Ein Neubau ersetzte das abgebrannte Haus, das mit dem Giebel zur Straße gestanden und an der Frontseite noch Lehmfachwerk gehabt hatte.
Dem Warenschmuggel fiel Hubert Beißel aus Kornelimünster zum Opfer; er verstarb am 9.Juni im Krankenhaus an Schußverletzungen, die ihm ein Zollbeamter beigebracht hatte.
An demselben Tage löste sich auf der Höhe des Steinkaulplatzes in Kornelimünster ein Anhänger-Güterwagen vom Triebwagen der Straßenbahn und fuhr mit zunehmender Geschwindigkeit die abschüssige Aachener-Straße hinunter. Dem Bremser gelang noch abzuspringen, bevor der Wagen auf der Indebrücke aus den Schienen sprang, das Brückengeländer durchschlug und in den Bach stürzte.
Im Mai fand man im Gemeindewald bei der Mulartshütter Straße die Leiche eines neugeborenen Mädchens, im November am Rande des Klauser Wäldchens die eines neugeborenen Knaben.
Zur Abwendung des Obdachloswerdens einer Familie ließ die Gemeinde an der Hahner Straße unterhalb des Hofs Iternberg ein einstöckiges Wohnhaus errichten. Es wurde nach Jahren an den zeitigen Bewohner verkauft.

Die gewerbliche Wirtschaft war in der ersten Jahreshälfte noch gedrückt; dann besserte sich ihre Lage wieder, bei der Textilindustrie gar so sehr, daß sie über Arbeitermangel zu klagen hatte.
In den ersten Nachkriegsjahren waren die Lastkraftwagen noch eisenbereift. Hatten schon sie die nicht gepflasterten Straßen stark abgenutzt und immer schnell in einen schlechten Zustand gebracht, hatten die lang samer fahrenden eisenbereiften Fuhrwerke die wassergebundenen Straßen (Schotter-) Decken zerrieben, so erweisen sich die immer mehr aufkommenden schnellfahrenden gummibereiften Kraftfahrzeuge als die größten Feinde dieser Straßendecken. Das fein- und kleinkörnige Füll- und Bindemittel (Sand) wird von ihnen herausgesaugt als Staub umhergewirbelt, sodaß sich der Schotter löst und lockert und da und dort sogenannte Schlaglöcher hinterläßt. Die Straßenunterhaltung ist darum ein besonderes Sorgenkind geworden; obgleich für sie erhebliche Geldmittel aufgewendet werden, treten die Schäden immer häufiger auf.

Für den Verkehr über die Reichsgrenzen besteht mit Kriegsbeginn Paßpflicht. Um ihn für die Bewohner eines bestimmt begrenzten Streifens beiderseits der Grenze zu erleichtern, wurde gemäß einer deutsch-belgischen Abmachung der sogenannte "kleine Grenzverkehr" eingeführt. Es genügt für den Grenzübertritt und einen kurz bemessenen Aufenthalt im anderen Grenzgebiet im Grenzausweis, den auf Antrag bei der Gemeindeverwaltung der Landrat gegen eine Gebühr von 50 Pfennigen mit einer Geltungsdauer von zwei Jahren ausstellt. Unsere Einwohner machten von dieser Einrichtung regen Gebrauch.
Nach ungefähr zehnjähriger Stillegung richtete die Aachener Kleinbahn-Gesellschaft den Fahrbetrieb auf der Strecke Kornelimünster-Schlausermühle-Breinig wieder ein und eröffnete ihn am 31.Oktober. Vorher hatte sich die Gemeinde verpflichten müssen, die Gewähr für eine Jahreseinnahme von 1.200 RM zu übernehmen, weil vor der Stillegung die Einnahmen die Kosten nicht gedeckt haben sollen. Die nunmehr regere Benutzung der Straßenbahn verhinderte, daß im Gemeindezuschuß verlangt worden ist. Die Fahrstrecke ist verkürzt worden. Hatte sie früher auf dem oberen Essig geendigt, so jetzt am Bahnhof Breinig. Die nicht mehr benutzten Gittermasten für die Oberleitung tragen seit 2 Jahren die Leitungen der Elektrizitätsversorgung, d.h. vom Bahnhof bis zum Essig.
Das Gebiet jenseits des Münsterwaldes bis zum Vichtbach, in dem die Orte Münsterau und Vicht-Breinigerberg liegen, hat seit je zur katholischen Kirschengemeinde Breinig gehört. Die große Entfernung zur Pfarrkirche ließ den Wunsch der Einwohner, den angrenzenden Kirchengemeinden Zweifall und Vicht zugeteilt zu werden, berechtigt erscheinen. Nachdem sich die beteiligten Kirchenvorstände geeinigt hatten, umschrieb der Kölner Erzbischof die Pfarrgrenzen neu (12.März 1926). Danach bildet der talseitige Ortsrand des Büsbacher Gemeindewaldes die gemeinsame Grenze. Zweifall erhält den Teil von Münsterau südlich von Junkershammer, Vicht den anschließenden nördlichen Teil von Junckershammer, Vicht den anschließenden nördlichen Teil von Münsterau und den Ort Vicht-Breinigerberg. Der Regierungspräsident erteilte dazu am 29.März die Genehmigung.

An der Niederforstbacher Straße ließ der Aachener Rechtsanwalt, Justizrat Wilden, dem auch der Lufterhof gehört, einen neuen Gutshof erbauen. Dieses Gehöft heißt Wildenhof.
In der Nacht zum 6.Juni wurde ein Erdbeben wahrgenommen; in unserer Gemeinde hinterließ es keinen Schaden.
Die neuen Häuser an der Weiherstraße in Breinigerheide, errichtet auf ehemals sumpfigem Gelände, litten unter Bodennässe. Darum ließ die Gemeinde einen Kanal bauen, der das Wasser unter der Corneliastraße und der Straße ‚Auf der Heide‘ hindurch längs des Grundstücks von Johann Ganser zum Eisenbahngraben ableitet.

Der Gemeinderat fühlte sich bemüßigt, von seinem Kündigungsrecht gegenüber den 1923 mit Beamteneigenschaft angestellten Gemeindesekretär Johann Emonts und Johann Röntgen Gebrauch zu machen. Er glaubte, den dazu nötigen ‚wichtigen Grund‘ in der angeblich schlechten Finanzlage der Gemeinde erblicken zu dürfen, erklärte aber gleichzeitig, die Genannten nicht entlassen, sondern auf Privatvertrag als Angestellte weiter beschäftigen zu wollen, lediglich Einsparungsabsichten seien maßgebend. In dem von dem Beamten hiergegen angestrengten Streitverfahren entschied in letzter Instanz der Bezirksausschuß Aachen im Jahre 1928, ein ‚wichtiger Grund‘ werde nicht anerkannt, Einsparungen dieser Art seien vielmehr moralisch nicht zu rechtfertigende Druckmittel, die Kündigung werde nicht anerkannt. Da die Gemeinde hiergegen nichts unternommen hat, die fünfjährige Frist zur Kündigung aber abgelaufen war, wurde der Beschluß rechtskräftig und die Anstellung der Beamten lebenslänglich.
Das "an der Vogelstange" errichtete Doppelhaus (siehe 1925) wurde fertig und vermietet. 1929 und 1932 wurde es verkauft.
Ein Ereignis außergewöhnlicher Art brachte im Juli die Gemüter in Aufregung. Die noch junge Ortsgruppe Kornelimünster der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), von der noch in späteren Jahren die Rede sein wird, hatte durch Flugzettel zu einer Kundgebung in der Promenade aufgerufen und eingeladen. In den Zetteln war gesagt, man sehe sich zu dieser Versammlung unter freiem Himmel veranlaßt, weil kein Wirt seinen Saal zur Verfügung stellen wollte; auch ging daraus hervor, daß die Kundgebung gegen das der Partei verhaßte "rassefremde" Judentum gerichtet sein solle. Tatsächlich waren unter anderen eine Anzahl männliche Juden aus Kornelimünster, Brand und anderen Orten, alle mit Spazierstöcken versehen, zu der Versammlung erschienen. Als Redner trat ein gewisser Dr.Robert Ley, der später den Posten eines Reichsleiters der Partei innegehabt hat, auf. Schon nach den ersten einleitenden Sätzen äußerte er sich in abfälliger Weise über die Juden. Das war den anwesenden Juden Anlaß, sich mit ihren Stöcken auf den Redner und seine Anhänger zu stürzen. Dadurch wurde die Versammlung unfriedlich und mußte aufgelöst werden. Die Aufforderung der leitenden Polizeibeamten, auseinander zu gehen, fand in dem Tumult kein Gehör. Die Polizeibeamten gingen darum mit der blanken Waffe gegen die vor, die ihre Auflösungsaufforderung nicht befolgten, und erreichten schließlich die Durchführung ihrer Anordnung. Bei diesem Vorfall gab es einige Verletzungen. Er ging unter dem Namen Judenschlacht in die örtliche Geschichte ein und hatte 10 Jahre später ein Nachspiel, über das zum Jahr 1936 berichtet wird.
Die wenigen jüdischen Einwohner unserer Gemeinde, alle in Kornelimünster wohnend, hatten keinen Anlaß zu dem häßlichen Vorfall gegeben.

Breinig, am 25 Februar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor a.D.


Im August und September wurden die Rindviehhalter schwer heimgesucht; Kaum ein Gehöft blieb von der Maul- und Klauenseuche verschont, die in sehr scharfer Form auftrat. Einige Tiere wurden von ihr dahingerafft.




1927

Bevölkerung
1927mw
Population4840
Geburten494089
Todesfälle221638
Trauungen43

Am 10.Oktober wurden 4.840 Einwohner ermittelt. Von ihnen sind 4.770 katholisch, 42 protestantisch, 25 jüdisch und 3 andersgläubig.
Der Standesbeamte beurkundete:
89 Lebendgeburten (49 m. und 40 w.)
38 Sterbefälle und Totgeburten (22 m. und 16 w.)
43 Trauungen
Bei den Geburten und Sterbefällen sind nicht berücksichtigt diejenigen, die außerhalb der Gemeinde (in Entbindungsheimen, Krankenhäusern) sich ereigneten.

Unsere Gemeinde ist unverändert 2.188, 2263 ha groß; 1.244 ha werden landwirtschaftlich, 742 ha forstwirtschaftlich genutzt.
Im ordentlichen Haushaltsplan für 1927 sind die Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig mit 296.263 RM vorgesehen. Mehr als ¼ der Ausgaben, nämlich 75.636 RM, entfallen auf Wohlfahrts- und Fürsorge-Lasten, davon 10.200 RM für laufende Unterstützungen; darauf werden 58.499 RM als Erstattungen erwartet.
Die Volksschulen sollen 70.617 RM kosten (davon 58.539 DM Beiträge zur Landschulkasse); dem stehen 30.389 RM Einnahmen gegenüber (davon 22.176 RM Beschulungsgeld).
Die Kreisumlage ist auf 14.205 RM veranschlagt, die Unterhaltung der Straßen auf 15.000 (davon die Hälfte für Löhne). Die Miete für Schulsäle und Lehrerdienstwohnungen in Kornelimünster (in der ehem. Abtei) wird 2.018 RM erfordern.


An Steuern werden erwartet:
SteuernRM
Vergnügungssteuer2.700
Hundesteuer3.900
Grundvermögen43.334
Gewerbesteuer24.055
Anteil an der Reichs-Einkommensteuer27.943
an der Körperschaftsteuer5.105
an der Umsatzsteuer13.750

Aus Holzverkäufen werden 27.863 RM erwartet, denen 2.300 RM Kosten der Forstkulturen, 2.200 RM Holzeinschlagkosten, hauptsächlich Löhne, und 1.352 RM Kosten der Wald-Feuerversicherung gegenüberstehen.
Das Gemeindevermögen besteht aus Gebäuden (siehe Vorjahr) im Feuer-Versicherungswert von 304.000 RM, 438,7165 ha Wald und 77,5141 ha Land mit einem geschätzten Realwert von 580.000 RM. Außerdem hat die Gemeinde 10.097 RM Kapitalvermögen. Der Wert ihrer Beteiligungen ist mit 50.000 RM Kapitalvermögen bei der Gasversorgung und mit 170.000 RM bei der Elektrizitätsversorgung ausgewiesen.
Gesamtvermögen somit 1.114.097 RM.

Gemeindeschulden:
4.000 RM Hypothek zu Gunsten der Reichspost,
200.000 RM für Zwecke gewerblicher Unternehmungen und
167.900 RM sonstige Anleihen,
zusammen 371.900 RM.

Die Kreisverwaltung gab erstmals ein Einwohnerbuch 1927 des Landkreises Aachen heraus, das außer dem Verzeichnis der Einwohner einen Abriß der geschichtlichen und gewerblichen Entwicklung des Kreisgebiets und ein Behördenverzeichnis enthält und somit als Handbuch des Landkreises gelten darf.
Im westlichen Vorfeld der "Hoheburg" genannten Felsen in Breinigerberg, auf dem die Breiniger Schützengesellschaft ihre Königsvogel- und Reiß-Schießen veranstaltet, wurden die Grundmauern einer römischen Wohnsiedlung geringen Umfangs ausgegraben. Von bemerkenswerten Kleinfunden wurde nichts bekannt. Das Ausgrabungsgelände, Heideland, gehörte der Gemeinde und wurde 1933/34 Gartenland der Siedlung "An der Hoheburg".

In den Räumen der Kunstwollfabrik der W.Heymann K.Ges. in der "Münster Mühle" wurde die Anfertigung von Polierscheiben begonnen. Leiter dieser Abteilung ist Gustav Adolph Spaeth. Weiteres hierüber 1932.
Es verlautete, die Staatsregierung strebe die Änderung einer Anzahl von Gemeinde- und Kreisgrenzen an, d.h. Umgemeindungen, und habe einen Sachverständigen, Professor Schmid, beauftragt, ein Gutachten darüber ausarbeiten.
Die Belebung von Handel und Industrie (siehe Vorjahr) hielt zunächst an. Wie vielerorts, so machten sich auch hier einige Fabrikweber selbständig. Der seit 5 oder 6 Jahren bestehenden Lohnweberei von Johann Kloubert an der Weiherstraße in Breinigerheide (jetzt Tuchfabrik von A. und J. Klein) gesellten sich gleiche hinzu von Karl Jansen an der Bergstraße in Kornelimünster und von Wilhelm Lennartz auf dem Essig in Breinig.
Im Herbst verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage wieder, und es kam zu Arbeiter-Entlassungen.

Ein neues Besoldungsgesetz für die Staatsbeamten vom 17. Dez. 1927 soll in seinen Grundsätzen auch auf vergleichbare Gemeindebeamten angewendet werden. Die "Angemessenheit" der Besoldungen der Gemeindebeamten und die Auslegung der Begriffe "vergleichbar" waren lange Gegenstand von Verhandlungen.
Am Dienstag nach dem Weißen Sonntag vernichtete ein Brand Stall und Scheune und Dach- und Obergeschoß des Wohnhauses des Metzgers Reiner Darius in Breinig, auf dem Essig. Das Wohnhaus wurde wieder aufgebaut.

Der Schulleiter von Venwegen, Lehrer Gerhard von Megeren, dort seit 1914, wurde auf eigenen Wunsch im dienstlichen Interesse an die Volksschule in Breinig versetzt. Sein Nachfolger in Venwegen wurde der Lehrer Johann Josef Brandenburg, bisher in Voißel im Kreise Schleiden.
Der Breiniger Hauptlehrer, Wilhelm Kranzhoff, gründete einen Schülerchor und ein Schulorchester. Sie traten in der Folge bei manchen Gelegenheiten, meistens schulischer Art, mit hervorragenden Leistungen hervor, die sogar von der Regierung anerkannt und durch geldliche Zuschüsse gefördert wurden.
Die katholische Kirchengemeinde Vicht legte mit Genehmigung des Regierungspräsidenten in der Eichsdelle, einen neuen Friedhof an. Das Gelände gab die Gemeinde Büsbach aus ihrem Wald her. Die Toten wurden dort unter Waldbäumen, vornehmlich Kiefern, beerdigt.

Die Gemeinde Gressenich erbaute eine Brücke über die Vicht; deren Unterhaltung obliegt jedoch der Kirchengemeinde.
Dem Verein für Rasensport 1920 in Venwegen überließ die Gemeinde ein Gelände an der Hauptschneise des Gemeindewaldes zur Einrichtung eines Sportplatzes. Die Herrichtung übernahm der Verein. Es wurde zur Bedingung gemacht, daß der Platz auch von der Volksschule des Orts mitbenutzt werden dürfe.
Die Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. beabsichtigte, an der Mulartshütter Straße im Gemeindewald, gegenüber der Stelle, wo die Hauptrohrleitung von der Wasserfilteranlage bei Rötgen her die Straße erreicht, eine betriebswichtige Einrichtung zu erbauen und begehrte von der Gemeinde ein geeignetes Stück des Waldes. Die Gemeinde verkaufte ihr darauf 1,27 ha, gelegen an der Hauptschneise und an der Straße, in den Zustand, in dem die Baustelle sich befand, d.h. mit dem Aufwuchs. Das Bauwerk ist jedoch nicht errichtet worden.

Breinig, am 26.Februar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1928

Bevölkerung
1928mw
Population4926
Geburten434790
Todesfälle262046
Trauungen42

Die Gemeindegröße und die Nutzflächen sind gegen das Vorjahr nicht verändert.
Am 10.Oktober betrug die Einwohnerzahl 4.926; davon waren 4.857 katholisch, 42 protestantisch, 24 jüdisch, 3 andersgläubig. Die berufliche Gliederung der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren nicht erheblich verändert.
Lebendgeburten 43 m. 47 w.
Sterbefälle26 m.20 w.
Trauungen 42

Die Zahl der auswärts in Entbindungsheimen, Krankenhäuser vorgekommenen Geburten und Sterbefälle ist nicht bekannt.
Der Haushaltsplan für 1928 landet in Einnahmen und Ausgaben auf je 323.000 RM.
Durch Verkauf der 1922 und 1923 erbauten Häuser (4 auf dem St. Gangolfsberg in Kornelimünster, 6 an der Prämienstraße in Breinigerheide und 1 in Venwegen verminderte sich der Hausbesitz bis auf 217.000 RM Feuerversicherungswert. Das Kapitalvermögen einschließlich Hypothekenforderungen stieg jedoch auf 103.158 RM. Der Wert der Beteiligungen ist gegen das Vorjahr um 30.000 RM (Anteil an der Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H.) höher und mit insgesamt 250.000 RM angesetzt.

Grundbesitz:
77 ha Land und 438 ha Wald. Gesamtvermögen 1.150.158 RM. Die Schulden sind mit 410.597 RM nachgewiesen.

Sonstige bemerkenswerte Einnahmen:
EinnahmenRM
Kapitalzinsen4.326
Mieten3.500
Pächte6.500
Holzverkäufe30.000
Beschulungsgeld31.776
Erstattungen von Wohlfahrtslasten48.553
An Steuern werden erwartet:
Vergnügungssteuer2.700
Hundesteuer3.500
Grundvermögenssteuer45.215
Gewerbesteuer30.999
Anteil an der Einkommensteuer30.240
Körperschaftssteuer7.045
Umsatzsteuer12.604
Kraftfahrzeugsteuer3.200

Von den Ausgaben seien erwähnt:
AusgabenRM
Kreisumlage14.160
Straßen und Wege-Unterhaltung17.500
--- Löhne10.000
Steuern vom Grundbesitz2.300
Forstkulturen2.482
Holzwerbung (Löhne)3.000
Waldfeuerversicherung1.352
Volksschulen83.013
--- Beitrag zur Landesschulkasse68.715
Miete für Schulsäle und Lehrerwohnungen (in der ehem. Abtei) in Kornelimünster2.411
Berufsschule1.410
--- davon sächliche)60
Wohlfahrts- und Fürsorgelasten66.345
--- davon für Barunterstützungen7.300
Seit einigen Jahren zahlt die Gemeinde an die hochbetagte Witwe des 1898 verstorbenen Bürgermeisters Theodor Freiherr von Brachel, die in Aachen lebt und keine Beamten-Hinterbliebenenbezüge hat und gänzlich verarmt ist, freiwillig einen Ehrensold von zur Zeit 360 RM jährlich.
Am 8.April vertarb unser Landrat Hermann Pütz. Nachfolger wurde der Landrat von Heinsberg Erwin Classen.

Das im Vorjahr erwähnte Schmid‘sche Gutachten zu den von der Staatsregierung gewünschten Umgemeindungen wurde in seinen Grundzügen bekannt. Unsere Gemeinde scheint nicht betroffen zu werden.
Nachdem auf dem vor 6 Jahren für diese Zwecke freigegebenen Gelände auf der Breiniger Heide eine Anzahl Wohnhäuser entstanden sind, für die jedoch verkehrsgerechte Zugangswege fehlen, ließ die Gemeinde die damals vorgesehenen Straßen mit einem Kostenaufwand von über 80.000 RM ausbauen: Corneliastraße (führt quer durch das ehemalige Eisensteinbergbaugebiet der Gewerkschaft Cornelia) von der Straße ‚Auf der Heide‘ bis zur Grenze hinter Schützheide; Weiherstraße (überquert das sumpfige Gelände der ehemals Falter’schen Dachziegelei) von der Corneliastraße bis zur Prämienstraße, gegenüber dem Anfang des am Gut Fäuerchen vorbeiführenden Feldwegs nach Krauthausen, die Barbarastraße (St. Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute und der Breiniger Pfarrkirche) verbindet die Corneliastraße mit der Prämienstraße. Diese Straßennamen sind allerdings erst mehr als 20 Jahre später verliehen worden. Die Straßen erhielten Schotterdecken (wassergebunden) und im Baugebiet Bürgersteige und gepflasterte Rinnen.

Die Einwohner von Breinig setzten ihren Gefallenen des letzten Krieges auf dem Rest des ehemaligen Schulgartens an der Ecke Neustraße-Auf dem Essig, den die Gemeinde hierfür hergab, aber zu Eigentum behielt, ein würdiges Ehrenmal. DerPlanentwurf dazu ist von dem Architekten (1922-24 Gemeindebaumeister) Peter Salm aus Aachen gefertigt worden. Ein an erhöhter Stelle errichteter, mit Mauer und Freitreppe umgebener, mit eiserner Kugel mit Kreuz bekrönter Obelisk aus Breiniger Kalkstein, eine Arbeit einheimischer Steinmetzen, trägt auf der Vorderseite neben der Widmung ein lorbeergeschmücktes Schwert, seitlich die Namen der Gefallenen. Bei der Einweihung im Herbst übernahm der Bürgermeister die Gedenkstätte in die Obhut der Gemeinde. Die Kosten sind durch freiwillige Spenden der Einwohner aufgebracht worden.
Wenige Wochen später wurde auch das den Gefallenen von Kornelimünster gewidmete Ehrenmal eingeweiht. Die Hauptfigur stellt den Ritter St. Georg reitend und den Drachen tötend dar. Die Namen der Kriegsopfer sind auf besonderen Tafeln aus Kalkstein zu lesen. Auch hier haben freiwillige Spenden der Einwohner die Kosten aufgebracht. Die Einweihung war am 26.November. Errichtet ist das Mal im Abhang des Kirchbergs vor der Bergkirche, die darüber thront. Der Planentwurf stammt von dem Architekten Heusch, aus Aachen. Im Jahre 1952 hat das Mal wegen Kriegs- und Witterungs-Schäden eine Erneuerung erfahren müssen.

In Breinig hatte seit 1876 eine ländtliche Fortbildungsschule für Knaben bestanden, deren Besuch freiwillig war. Mit ihr verbunden war der Unterricht im Obstbau. Die Kosten trug die Gemeinde, Schulgeld oder eine Gebühr brauchten die Schüler nicht zu zahlen. Mit der neuzeitlichen Entwicklung von der Landwirtschaft zur gewerblichen Wirtschaft vermochte sie nicht mehr Schritt zu halten; darum wurde sie 1906 aufgehoben. An ihre Stelle hat Ostern 1907, ebenfalls in Breinig, eine "Gewerbliche Fortbildungsschule" für Knaben, deren Kostenträger, ebenfalls die Gemeinde und deren Besuch freiwillig und kostenfrei war. Sie hat sich eines regen Besuchs, selbst aus der Gemeinde Walheim zu erfreuen gehabt. Von Anfang an erteilten an ihr allgemeinen Unterricht der Breiniger Volksschullehrer Wilhelm Kranzhoff und technischen und Zeichen-Unterricht der Bautechniker William Wöhler aus Kornelimünster. Der Unterricht hatte mit ihr aus dem alten Schulhaus an der Hauptstraße in die beiden Schulsäle auf dem Essig verlegt werden müssen, er wurde wie früher am Sonntag-Morgen erteilt.
In diesem Jahr gründete die Gemeinde an Stelle der vorbeschriebenen auf Grund gesetzlicher Ermächtigung eine Berufsschule, zunächst für Knaben, in Kornelimünster unter hauptamtlicher Leitung des aus Kornelimünster stammenden Gewerbelehrers Josef Souvignier. Dank Entgegenkommens der Landesregierung konnte sie 1929 in Räumen des ehemaligen Lehrerseminars eröffnet werden. Ihr Besuch ist Pflicht.

Nachdem der Reichstag aufgelöst worden war, fand im Mai eine Neuwahl statt.
Der Hauptlehrer Wilhelm Kranzhoff, Breinig, wurde auf Grund eines neuen Lehrerbesoldungsgesetzes als Leiter einer sechsklassigen Schule mit fünf Stufen Volksschul-Rektor.
Die Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung haben unter dem 20.Februar 1928 (veröffentlicht im Regierungs-Amtsblatt Nr. 12 vom 24.März) sowohl das Frankenwäldchen wie das Klauser Wäldchen zu Naturschutzgebieten erklärt. Beide Gebiete dürfen ohne Genehmigung nicht in ihrem urwüchsigen Bestand verändert werden. Das Frankenwäldchen ist Eigentum des preußischen Staats, dem freien Zutritt verschlossen und hatte als Zubehör des Lehrerseminars den Lehrern und Seminaristen als Erholungsort gedient. Das Klauser Wäldchen ist 1818 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III der katholischen Kirchengemeinde Kornelimünster unter der Auflage geschenkt worden, es in seinem Bestand zu erhalten und nicht forstwirtschaftlich zu nutzen. An die Schenkung erinnert die Inschrift auf dem Obelisken neben der Kapelle. Über die nahebei stehenden gemauerten Pfeiler berichtete 1814 der Bürgermeister Ostlender an den Kreisdirektor, sie seien die Grundfesten eines nicht mehr fertig gewordenen Pavillions, das nach den Plänen des Chefingenieurs der französ. Aachener Präfektur, Belu, für die Königin von Holland, Hortense, habe erbaut werden sollen. Beide Wäldchen haben ehedem zur Abtei gehört.

Die wirtschaftliche Lage des hiesigen Benediktinerklosters (siehe 1924) konnte gesichert werden. In diesem Jahr öffnete es ein Alumnat, das für Klosternachwuchs sorgen soll.
Am 31.Mai schied der in Vicht-Breinigerberg wohnende, 75 Jahre alte Johann Wentzler aus dem Dienst der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft, nachdem er 38 Jahre Maschinist in der Wassergewinnungsanlage in Vicht-Breinigerberg gewesen war. Nachfolger wurde sein Sohn Werner.

In der Nacht zum 14.Januar wurde ein Erdbeben verspürt; Schaden hat es nicht hinterlassen.
Am 14.Oktober verunglückte tötlich der Fabrikarbeiter Wilhelm Schröder von Breinigerheide, als er in der Nähe des Bahnhofs Breinig unter einen Straßenbahnwagen geriet.


Breinig, am 27.Februar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1929

Bevölkerung
1929mw
Population4948
Geburten
Todesfälle
Trauungen

Die Gemeindegröße ist unverändert 21,88, qkm.
Bei der Personenstandsaufnahme im Oktober wurden 4.948 Einwohner ermittelt. Davon sind 40 protestantisch, 24 jüdisch, 3 andersgläubig, die anderen 4.881 katholisch. Ungefähr 4.000 beziehen den Unterhalt aus Handel, Gewerbe, Handwerk und Industrie, etwa 550 aus der Landwirtschaft.
Im Gemeinde Haushaltsplan sind die Einnahmen und Ausgaben mit je 332.787 RM angesetzt. Das Grundvermögen der Gemeinde ist dasselbe wie im Vorjahr. An Kapitalvermögen sind 95.253 RM nachgewiesen.
Das Gesamtvermögen ist mit 1.140.253 RM bewertet. Dem stehen 418.405 RM Schulden gegenüber.

An Steuern wurden erwartet:
EinnahmenRM
Vergnügungssteuer3.000
Hundesteuer3.200
Grundvermögenssteuer54.466
Gewerbesteuer28.408
Ferner Anteile an der Einkommensteuer32.098
Körperschaftsteuer3.318
Umsatzsteuer12.604
Kraftfahrzeugsteuer3.200
Andere Einnahmen:
Mieten3.500
Pächte6.500
Aus Holzverkäufen31.000
Zinsen für Kapitalien4.326
Buchungsgeld30.000
Für die Berufsschule7.500
Erstattung von Wohlfahrts- und Fürsorgelasten44.020

Bemerkenswerte Ausgaben:
AusgabenRM
Kreisumlage17.700
Wege-Unterhaltung7.500
Wegearbeiterlöhne10.000
Berufsschule
--- persönliche7.000
--- sachliche2.000
Beitrag zur Landesschulkasse69.176
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten67.200
Miete für Schulräume und Lehrerdienstwohnungen in Kornelimünster2.061
Am 17.November wurden die Mitglieder des Gemeinderats neu gewählt.
Die Gemeinde hat von ihrem 230.000 RM betragenden Gesellschafteranteil am der Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H. 200.000 RM an den Kreis verkauft, so daß sie nur noch mit 30.000 RM beteiligt ist.

Für 7.000 RM verkauft sie die südliche Hälfte des vor wenigen Jahren "an der Vogelstange" (jetzt St. Gangolfsberg 30) erbauten Doppelwohnhauses an den Vollziehungsbeamten Josef Milz; dieser übernahm auch die zu Gunsten der Reichspost darauf lastende Hypothek von ursprünglich 4.000 RM.
Die gewerbliche Wirtschaft hat sich von den letztjährigen Rückschlägen nicht zu erholen vermocht; ihre Lage ist gedrückt. Die Zahl der Arbeitslosen blieb infolgedessen hoch.
Im Sommer fand in Breinig das Bezirksfest des Verbandes der katholischen Arbeitervereine statt. Der dortige Arbeiterverein unter seinem Präses, Kaplan Karl Schumacher, hatte alles aufgeboten, um dem Fest einen würdigen Rahmen zu geben. Eine aus diesem Anlaß gerausgegebene Festschrift unter dem Titel "Lebensfragen katholischer Arbeiter" enthält neben fachlichen und sozialpolitischen Aufsätzen auch einen aufschlußreichen Bericht des in Breinig geborenen und derzeit in Mülheim (Ruhr) lebenden Studienrats Wilhelm Röntgen, betitelt "Beiträge zu einer Geschichte des Breiniger Bergbaues".
Der Breiniger Pfarrer Wilhelm Weßling verstarb dort nach nur sechsjährigem Wirken am 4.Juli; er wurde auf dem (alten) Friedhof an der Seite seiner drei Amtsvorgänger beerdigt. Nachfolger wurde der Pfarrer von Rott, Franz Jansen. Er ist der 7.Pfarrer von Breinig seit dessen Erhebung zur Pfarre im Jahre 1804.
Unter Vergiftungserscheinungen verstarb am 9.September in einem Aachener Krankenhaus der Schulleiter von Venwegen, Lehrer Johann Josef Brandenburg) im Alter von 44 Jahren. An seine Stelle berufen wurde der Schulamtsbewerber Leo Erdmann; dieser legte 2 Jahre später die zweite Lehrerprüfung ab.
Am 17.September überflog das von einer Walfahrt zurückgekehrte Luftschiff "Graf Zeppelin" unsere Gegend.

Vom 8. Bis 10.Dezember herrschte ein starker Sturm, der viele Bäume entwurzelte oder beschädigte, besonders im Wald.
Wetter:
Der Winter 1928-29 war außergewöhnlich streng und hart. Der Boden war bis 80 cm tief gefroren. Die Folge waren Schäden an Baum und Strauch und an den Wasserleitungen. Selbst der Ginster war erfroren. Noch zu Fastnacht wurden bis 17 Grad (Celsius) Kälte gemessen.
Ungewöhnlich war auch der Sommer. Trockenheit und Hitze bis Ende September ließen die Weiden verdorren und nur kümmerliche Feldfrüchte gedeihen. Die meisten Brunnen versagten, und der Verbrauch von Leitungswasser mußte eingeschränkt werden. Heu war schlecht, Obst ziemlich gut geraten.
Die Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft ließ oberhalb ihrer Wassergewinnungsanlage Nachtigällchen von der Straße her in südöstlicher Richtung einen Stollen zum ehemaligen Fetis Schacht der Grube Breinigerberg vortreiben, diesem teilweise verfallenen Schacht aufwältigen und dort die zur Wasserförderung erforderlichen Maschinen und Pumpen einbauen. Dieser Stollen wurde nach dem Namen des Aufsichtsratvorsitzenden der Gesellschaft "Artur Schleicher-Stollen" benannt. Diese zusätzliche Wasserförderung soll vornehmlich der Stadt Aachen zugute kommen, die in diesem Jahr stark unter Wassermangel zu leiden gehabt hat.

Ein erfreuliches Ereignis war die vorzeitige und endgültige Räumung unserer, der belgischen Besatzungszone durch Militär und militärische Behörden am 30.November. Hatte unsere Gemeinde auch seit 1920 keine fremden Soldaten zu beherbergen brauchen, hatte sie darum auch die damit verbundenen Schwierigkeiten und Bedrängnisse nicht unmittelbar zu verspüren gehabt, so war man sich doch der Last der Besatzung durchaus bewußt, obgleich sie in den letzten Jahren nicht mehr so offensichtlich in Erscheinung getreten war. Allzuviele Leiden, Sorgen und Mißhelligkeiten hatten uns das Besatzungsregime vergällen lassen, dessen Träger es nicht verstanden haben, ein erträgliches Verhältnis zur Bevölkerung zu finden; erst nach 1924 waren gewisse Erleichterungen spürbar geworden. Elf Jahre lang hatte die militärische Besatzung gedauert. Wir freuten uns mit den Nachbar- und übrigen Gemeinden, daß sie zu Ende war. In Brand und Aachen, die bis zuletzt fremde (belgische) Truppen hatten unterbringen müssen, fanden Freudenkundgebungen statt, in Aachen noch am Abend des Befreiungstags in Anwesenheit des Reichspräsidenten von Hindenburg. ? (Reichskanzler Dr.Josef Wirth !)
Wenig erfreulich dagegen war die Aufdeckung dienstlicher Verfehlungen des seit 1906 im Dienste unserer Gemeinde stehenden Rentmeisters Karl Engelen. Langwierige Untersuchungen führten zu einem Strafverfahren und zur Bestrafung, ein Dienststrafverfahren zur Suspendierung vom Dienst und zur Entlassung aus demselben. Im Gnadenwege wurden die Strafen zwar gemildert und anstelle des Pensionsanspruchs, der zuerst aberkannt worden war, eine Unterstützung in der Höhe von 70 v.H. des erdienten Ruhegehalts zuerkannt. Die Wiederaufnahme des Dienstes durch E. blieb ausgeschlossen. Die Kassenverwaltung wurde vorübergehend vom Gemeindesekretär Johann Emonts wahrgenommen und dann dem Gemeinderentmeister von Walheim, Sigismund Münstermann, übertragen.
Erst im Jahr 1933 stellte die Gemeinde wieder einen eigenen Rentmeister an. Weiteres über Engelen siehe 1937.

Beim Standesamt wurden angezeigt:
67 Geburten (Lebend-) davon 37 m. und 30 w.
54 Sterbefälle (einschließlich tot geborener Kinder) davon 27 m. und 27 w.
Ferner wurden 35 Trauungen beurkundet.
Die Zahl der auswärts (in Entbindungsheimen, Krankenanstalten) Geborenen oder Verstorbenen ist nicht mehr bekannt.


Breinig, den 28.Februar 1959; Johann Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1930

Bevölkerung
1930mw
Population4937
Geburten445599
Todesfälle271845
Trauungen31

Flächeninhalt der Gemeinde 2188,2263 ha oder 21,88 qkm.
Einwohnerzahl der Gemeinde am 10.Oktober: 4868 katholisch, 40 protestantisch, 23 jüdisch, 6 anderen Bekenntnisses, zusammen 4.937. Von ihnen beziehen 543 den Lebensunterhalt aus Landwirtschaft und Gartenbau, 4.015 aus Handel, Gewerbe, Handwerk, Industrie. Die jüdischen Einwohner leben alle in Kornelimünster.
Beim Standesamt wurden angezeigt:
99 Lebendgeburten (44 m. und 55 w.)
45 Sterbefälle (einschl. totgeborener Kinder) 27 m. und 18 w.
31 Paare schlossen die Ehe.
Aus dem Haushaltsvoranschlag der Gemeinde für 1930/31:
Einnahmen und Ausgaben voraussichtlich 351.412 RM. Grundbesitz 509 ha, davon 438 ha Wald, zusammen mit 578.000 RM bewertet, Hausbesitz mit 202.000 RM Feuerversicherungswert. An Kapitalvermögen und Forderungen stehen 109.978 RM zu Buch, der Anteil an gewerblichen Unternehmungen mit 250.000 RM. Gesamtvermögen 1.139.978 RM; dem stehen 429.472 RM Schulden gegenüber.

Erwartete Einnahmen unter anderen:
EinnahmenRM
Mieten3.200
Pächte6.000
Beschulungsgeld26.196
Für die Berufsschule6.300
Erstattung von Wohlfahrts- und Fürsorgelasten50.050
Aus Holzverkäufen32.000
An Steuern:RM
Vergnügungssteuer2.700
Hundesteuer3.200
Grundvermögenssteuer51.900
Gewerbesteuer36.000
Anteile an der Einkommensteuer30.586
Körperschaftsteuer2.913
Umsatzsteuer12.500
Kraftfahrzeugsteuer4.600

Bemerkenswerte Ausgaben:
AusgabenRM
Kreisumlage27.000
Straßenunterhaltung17.200
Wegearbeiterlöhne10.000
Berufsschule
persönliche6.200
sachliche5.100
Volksschulen65.240
--- davon Beitrag zur Landesschulkasse59.500
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten90.841
Für Forstkulturen2.973
Holzfällung4.000
Waldversicherung1.352
Straßenbeleuchtung1800
Tilgung und Zinsen der Schulden37.963


Am 30.Januar starb unser Gemeindesekretär Josef Soldierer aus Breinig im Alter von 48 Jahren infolge einer Erkrankung. Er hatte seit 1898 im Dienst unserer Gemeinde gestanden und sich durch Fleiß, Gewissenhaftigkeit und ein Bescheidenes Wesen Ansehen und Achtung erworben. Soldierer war der erste mit Beamteneigenschaft angestellte Verwaltungsbeamte unserer Gemeinde.
Mit Genehmigung des Regierungspräsidenten bestellte der Bürgermeister den Gemeindesekretär Johann Röntgen widerruflich zu seinem Stellvertreter als Standesbeamter der Gemeinde. Dieses Amt hatte Obersekretär Soldierer inne gehabt.

Am 15.Mai verstarb unser früherer Bürgermeister (1898-1920) Gustav Esser im Alter von 71 Jahren.
Im vorigen Jahr war die Gemeinde Brand gewillt gewesen, einen Berufschulzweckverband, denen auch die Gemeinden Kornelimünster und Walheim angehören sollten, beizutreten, wie es von der Aufsichtsbehörde zur Förderung dieses Schulzweigs notwendig und zweckdienlich erachtet worden war. Die Gemeinde Walheim vereitelte die Bildung des Verbandes, indem sie den Beitritt ablehnte.
Das gemäß vorjährigen Vertrags des preußischen Staats mit dem Heiligen Stuhl zur Entlastung des Erzbistums Köln gebildete Bistum Aachen erhielt in der Person die bisherigen Kölner Generalvikars und Domdechanten Dr. Wilhelm Voigt seinen ersten Oberhirten. Auch unsere Pfarren Kornelimünster, Breinig und Venwegen im seit 1900 bestehenden Dekanat Kornelimünster gehören zum neuen Bistum. Zeitiger Dechant ist der Pfarrer von Kornelimünster, Alfons Gerson.
Im Juli wurden in Kornelimünster die Heiligtümer in der hergebrachten Weise öffentlich gezeigt. Man glaubte, bemerkt zu haben, daß die Wallfahrer sich mehr als früher der öffentlichen Verkehrsmittel bedienen und Kraftfahrzeuge bevorzugen. Das Bedürfnis, am Ort eine Ruhepause zu verbringen, bevor die Heimreise beginnt, ist dadurch zurückgegangen, damit auch der Verzehr. Die Zahl der Fußpilger sowohl zur Heiligtumsfahrt wie auch zur alljährlichen Corneli-Oktav hat schon seit Jahren stark abgenommen. In diesem Jahr kam allerdings hinzu, daß beide Festzeiten unter ungünstigem Wetter zu leiden hatten.
Am 14.September wurde der Reichstag neu gewählt.
Nachdem auf Veranlassung unseres Landrats Classen zur Förderung des Heimatgefühls im Kreis Heimatvereine gegründet worden, bildete sich im Sommer der örtliche Heimatverein Kornelimünster. Er hat sich zur Aufgabe gesetzt, die örtlichen Belange der Heimatpflege im weitesten Sinne zu pflegen und zu fördern, will die dahin zielenden Maßnahmen der Gemeinde unterstützen und erwartet von diesen auch Unterstützung seiner Bestrebungen.

Die allgemeine Ortskrankenkasse für die Gemeinden Brand, Kornelimünster und Walheim war bisher vom Gemeinderentmeister von Brand verwaltet worden. Nachdem die Gemeinde Brand die Genehmigung hierzu im vorigen Jahr zurückgezogen hatte, wurde die Kasse ab Jahresanfang nach Kornelimünster verlegt. Zum Geschäftsführer ist der Photograph und Uhrmacher Ludwig Giesen aus Kornelimünster bestellt.
Am 1.Mai wurde in Breinig zum ersten Mal ein staatlicher Polizeibeamter (Landjäger = neuere Bezeichnung für Gendarm) stationiert. In Kornelimünster besteht ein Gendarmerieposten schon seit unvordenklicher Zeit. Erster Breiniger Landjäger ist Werner Herden, aus Köln.
"Auf der Geiß" (Breinigerheide) verpachtete die Gemeinde dem Heinrich Hürtgen aus Breinig ungefähr ¾ ha Heideland. H. errichtete dort eine Wohnhütte (Holzhaus). Sein Versuch das Land zu kultivieren und durch die Aufzucht von Beerensträuchern zu nutzen, scheiterte jedoch, weil der Boden sich als dazu ungeeignet erwies.
Der Landwirt Wilhelm Esser vom Gut Kamp, 49 Jahre alt, wurde am 4.Februar auf der Breiniger Straße, wenig oberhalb der St. Antonius-Kapelle bei dem Versuch, sein durchgehendes Pferd zu bändigen, vom eigenen Fuhrwerk überfahren und so schwer verletzt, daß er an den Folgen verstarb.
Eines schrecklichen Todes starben auch die Breiniger Eheleute Peter Kutsch, als sie im Frühjahr im eigenen Personenkraftwagen sich auf der Hochzeitsreise durch Holland befanden: Der Wagen stürzte in einen Kanal, und beide ertranken.
Die gewerbliche Wirtschaft erfuhr im Zuge einer von den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgehenden weltweiten Krise einen Niedergang wie seit 1923 nicht mehr. Weil der Absatz fehlte, schränkten die meisten Fabriken die Erzeugung ein, einige stellten sie gar ein. Die Zahl der Arbeitslosen stieg stark an. Auch das Handwerk blieb nicht verschont. Zeitweilig mußte fast ein fünftel aller Einwohner irgendwie öffentlich unterstützt werden.
Das mußte sich auch auf die Gemeindefinanzen ungünstig auswirken, zumal die Steuern immer schleppender bezahlt wurden und zum Teil auch nicht mit Zwang beigetrieben werden konnten. Die gemeindliche Wirtschaft wurde dadurch außergewöhnlich erschwert. Die Reichsregierung suchte dem Unheil mit Notverordnungen entgegenzuwirken; unter anderem wurde die Erhebung einer Bürger-, Bier- und Getränkesteuer zugunsten der Kommunen ermöglicht bezw. vorgeschrieben.


Breinig, den 1.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1931

Bevölkerung
1931mw
Population4892
Geburten263460
Todesfälle222042
Trauungen40

Die Gemeinde ist unverändert 2188,2263 ha (= 21,88 qkm) groß. Davon sind 1273 ha landwirtschaftlich und 742 ha forstwirtschaftlich genutzt. Von der Waldfläche gehören fast 5/7 der Gemeinde Büsbach, über 200 ha unserer Gemeinde, der Rest Privatleuten. Der größte Teil des Privatwaldes liegt im Anschluß an den Büsbacher Wald im Hang des Vichttals.
Die Personenstandsaufnahme vom 10.Oktober ermittelte 4.892 Einwohner. Von ihnen sind 4.816 katholisch, 43 protestantisch, 23 jüdisch und 10 andersgläubig (meistens Adventisten).
Berufliche Zusammensetzung:
3.998 haben eine gewerbliche Tätigkeit in Handel, Industrie, Handwerk, Kleinhandel zur Lebensgrundlage, 531 die Landwirtschaft, 31 freie Berufe, 332 sonstige Berufe.

Beim Standesamt wurden angezeigt:
60 Lebendgeburten 26 m. und 34 w.
42 Sterbefälle einschl. totgeborener Kinder 22 m. und 20 w.
Ferner wurden 40 Ehen geschlossen.
Der Haushaltsvoranschlag rechnet mit 359.586 RM Einnnahmen, aber 442.918 RM Ausgaben, mithin mit einem Fehlbetrag von 47.321 RM ; darin drückt sich auch die durch die allgemeinen Verhältnisse hervorgerufene bedrängte Finanzlage der Gemeinde aus. Der alte Fehlbetrag wurde in dem neuen Haushaltsplan unter den Sollausgaben nachgewiesen.
Vermögen der Gemeinde:
Gebäude im Feuerversicherungswert von 202.000 RM; 63 ha Äcker, Wiesen, Weiden, Gärten, 438 ha Wald, 7 ha anderes Land, zusammen 509,5955 ha im Realwert von 578.000 RM; Kapitalvermögen 90.374 RM (darin sind 60.706 RM Hypothekenforderungen enthalten); Wert der Beteiligungen an der Gasversorgung 50.000 RM, an der Elektrizitätsversorgung 170.000 RM und am Kreiswasserwerk 30.000 RMN, zusammen 250.000 RM; Gesamtkosten 1.120.374 RM.

Schulden:
Anleihen für Zwecke gewerblicher Unrnehmungen: 168.300 RM (aufgenommen bei der Landesbank der Rheinprovinz für die Elektrizitätsversorgung) und 49.500 RM Anleihe bei den Stolberger Licht- und Kraftwerken, zusammen 217.800 RM.
Sonstige Anleihen im Gesamtbetrage von 211.385 RM. Gesamtschulden mithin am 1.April 429.185 RM. Am 1.Juli wurde die Anleihe von 49.500 RM zurückgezahlt; von den sonstigen Anleihen 58.703 RM, sodaß sich die Gesamtschulden auf 321.612 RM ermäßigten.
Die Gemeinde verkaufte im Vertrag vom 24.Juni die Gas und Elektrizitäts-Versorgungsanlagen mit Wirkung vom 1.Juli an die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätsversorgung G.m.b.H. in Lennep. Dazu gehören alle Anlagen mit den zugehörigen Konzessionen, Verträgen, Materialien, Grundstücken, Baulichkeiten und sonstigen Gegenständen, vom Gaswerksgelände in Kornelimünster jedoch nur der Teil, auf dem der Gasbehälter steht, und außerdem soviel als benötigt würde, um darauf einen Reservegasbehälter und ein Bürohaus errichten zu können. Das dort stehende Wohnhaus verbleibt mit dem Rest des Grundstücks Eigentum der Gemeinde. Da laut Vertrag vom 20.März 1914 die Geschäfts- und Betriebsführung der Gasversorgung vom 1.April 1914 bis 31.März 1944, dazu eine etwaige Elektrizitätsversorgung von den Stolberger Licht- und Kraftwerken übernommen sind, wurden die gesamten Anlagen der Verkäuferin (Gemeinde) bis zum Ablauf dieses Vertrags leihweise belassen, damit sie den Vertrag von 1914 zu erfüllen vermag. Als Kaufpreis wurden 260.000 RM vereinbart, von denen 120.000 RM am Tage des notariellen Übertragungsvertrags fällig sind. Der Rest soll fällig werden am Tage des Beginns der Stromlieferung durch die Käuferin (1.April 1944) und zwar durch Übernahme des bis dahin auf rund 140.000 RM getilgten Darlehen bei der Rheinischen Girozentrale und Provinzialbank in Düsseldorf von 196.600 RM (vom 17.Februar 1927). Die Käuferin ist berechtigt, zunächst für 30 Jahre (bis 1974) die Gas- und Stromversorgung zu übernehmen.
Von dem ersten Erlös wurden 90.000 RM für die außerordentliche Schuldentilgung bestimmt.
Bis zum 31.März 1944 gilt als Wert der Beteiligung der Gemeinde der Kaufpreisrest von 140.000 RM.

Von den zu erwartenden Einnahmen seien erwähnt:
EinnahmenRM
Mieten2.850
Pächte6.000
aus Holzverkäufen15.000
Beschulungsgeld26.003
für die Berufsschule9.000
Erstattung und sonstige Einnahmen zu Gunsten der Wohlfahrtspflege und Fürsorge89.090
SteuernRM
Vergnügungssteuer2.200
Hundesteuer2.300
Bier8.000
Bürger8.000
Grundvermögenssteuer49.408
Gewerbesteuer22.640
Anteile an der Einkommensteuer22.927
Körperschaftsteuer4.527
Umsatzsteuer12.400
Kraftfahrzeugsteuer3.700

Bemerkenswerte Ausgaben:
AusgabenRM
Steuern vom Grundeigentum2.400
Kosten der Forstkulturen2.460
Der Holzfällung4.000
Der Waldfeuerversicherung1.352
Kreisumlage40.000
Verzinsung und Tilgung langfristiger Anleihen44.808
Straßenunterhaltung12.500
--- davon für Löhne7.000
Straßenbeleuchtung1800
Kosten der Berufsschule
persönliche8.755
sachliche2.000
Volksschulen63.507
--- davon Beitrag zur Landesschulkasse53.617
Wohlfahrts- und Fürsorgekosten146.615
--- im Vorjahre nur90.301
--- davon 70.000 RM für Barunterstützungen
Beamtenbesoldungen44.653
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungskasse11.073
Schon lange war die Verkehrsbeschilderung nach neuzeitlichen Richtlinien, die der Kraftfahrzeugverkehr bedingte, rückständig. Die Gemeinde ließ von einheimischen Handwerkern Ortstafeln und Wegweiser aus Holz anfertigen und wendete dafür 368 RM auf.
Die Gemeinde hat rund 24 km Straßen zu unterhalten, deren Unterhaltung immer schwieriger wird. Sie kommen daher zunehmend in Unstand.
Nicht unerwartet und doch ziemlich plötzlich schied unser Bürgermeister Nikolaus Hansen am 15.Dezember aus dem Dienst. Im folgenden Jahre wurde er in den Ruhgestand versetzt. Wie sehr der Aufsichtsbehörde daran gelegen war, die Bürgermeisterstelle in ihr genehmer Hand zu wissen, geht daraus hervor, daß ihr Kreisausschußinspektor Paul Lichterfeld, 28 Jahre alt, in Aachen wohnend, bereits am Morgen des 16.Dezember, als mit der Verwaltung beauftragt, zum Dienst eintraf. Schon nach wenigen Monaten wurde L. zum stellvertretenden Bürgermeister und dann auch zum Bürgermeister gewählt und als solcher von der Aufsichtsbehörde bestätigt.

Der im vorigen Jahr gegründete Heimatverein Kornelimünster entfaltete eine rührige Tätigkeit. An mehreren Stellen, die einen schönen Ausblick auf den Ort oder dessen Umgebung gestatten, ließ er Ruhebänke aufstellen. Auf seinen vom Bürgermeister unterstützten Antrag gab die Bezirksregierung das dem Staat gehörende Frankenwäldchen unter Vorbehalten und Bedingungen (es ist Naturschutzgebiet) zum Besuch frei. Zu ihm wurde von der untersten Indebrücke her entlang des sogenannten Gäs’chens und nach Überbrückung des Auslaufs der "Hölle" ein Fußpfad angelegt. Zwischen Franken- und Klauser Wäldchen erbaute man eine hölzerne Brücke über die Inde. So ist eine Stätte der Erholung geschaffen worden, die dem Ort zur Zierde gereicht. Sie erfreut sich zunehmenden Besuchs.
Um den Jahrmarkt während der Corneli-Oktav, der schon seit dem Kriege die frühere Bedeutung als Warenmarkt eingebüßt hat, auch in den letzten Jahren hinsichtlich der Volksbelustigungen zurückgegangen war, wieder zu beleben, hat man in diesem Jahr von der Erhebung von Standgeld abgesehen. Der Erfolg blieb nicht aus, der Besuch war gut, allerdings auch vom Wetter begünstigt. Die Vorkriegsbedeutung hat der Jahrmarkt nicht mehr erlangt. Damals gab es auf dem Markt und vor den Häusern nur Verkaufsbuden und Stände mit Waren und Lebensmitteln verschiedenster Art, und in größerer Entfernung von der Kirche, zunächst auf dem Benediktusplatz, waren die Vergnügungsunternehmen, die wie heute noch, Geräusche (Orgel usw.) machen, aufgestellt. Auch der Zulauf zu Markt und Vergnügen war viel größer als heute.
Die Gemeinde verpachtete dem Jakob Strang aus Breinig auf der Breiniger Heide ein Stück Heideland von etwa 10 a Größe; auf ihm errichtete er eine Wohnhütte (Holzhaus). Als man nach Jahren die Cornelia und die Hubertusstraße bebaute, blieb das Bauwerk im Hintergrund der neuen Hausgrundstücke erhalten, man bereitete ihm einen Zugang von der Corneliastraße her.
Auf eine zwar nicht völlig neue, jedoch wegen der bisherigen Zersplitterung notwendige übersichtlichere Grundlage gestellt wurde durch Landesgesetz vom 1.Juni das Polizeiverwaltungsrecht. Es enthält eingehende Vorschriften über das Wesen der Polizei, ihre Aufgaben und Zuständigkeiten, ihre Gliederung und das Polizei-, Verfügungs-, Verordnungs- und Strafrecht. Ortspolizeibehörde ist wie bisher der Bürgermeister.

Im Sommer beging der Löschzug Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr die Erinnerung an seine Gründung vor 50 Jahren in festlichem Rahmen. Aus diesem Anlaß wurde sein Gerätehaus am Markt (Spritzenhaus) nach vorn vergrößert, sodaß es in eine Front mit dem Schulhaus kam, um eine bessere Unterkunft für die Geräte zu schaffen. Eine Festschrift gibt einen Überblick über die Geschichte des ältesten Löschzuges unserer Gemeinde.
Die Kreisverwaltung gab erstmals zur Förderung der Heimatgesinnung die Heimatblätter des Landkreises Aachen heraus. Die gut ausgestatteten Hefte sollen in jedem Vierteljahr eine Fortsetzung finden.
Ein schweres Eisenbahnunglück geschah am 7.Januar am Überweg im Steg in Breinig, der trotz Unübersichtlichkeit keine Schranken hat. Ein mit mehreren Personen besetzter Kraftwagen wurde von einem zu Tal fahrenden Zug erfaßt, mitgeschleift und gänzlich zertrümmert. Zwei der Wageninsassen kamen verletzt mit dem Leben davon, der dritte, Landwirt Johann Alexander Froesch aus Duffenter, starb auf der Stelle. F. war 73 Jahre alt.

Die im Vorjahr erwähnte Wirtschaftskrise mit ihren unheilvollen Folgen überdauerte auch dieses Jahr. Betriebseinschränkungen, Arbeitszeitverkürzungen und Arbeiterentlassungen setzten sich fort. Das Geld war knapp, Warenpreise und Baukosten sanken ab. Die Wohlfahrts- und Fürsorgekosten stiegen auf mehr als 150 v.H. der des Vorjahrs. Zwar wurde die Hauszinssteuer um ein Fünftel gesenkt, die Bürger- und Biersteuer weiter erhoben; aber die erhöhten Schullasten infolge der neuen Verteilung auf ihre Träger, der schlechte Eingang der Steuern aller Art und die Minderung der Landes- und Reichs-Steuerüberweisungen ließen die Gemeinden mehr und mehr absinken. Durch Reichsverordnung wurden die Gehälter der Beamten gekürzt.Im Reich soll es gegen 6 Millionen Arbeitslose gegeben haben, die natürlich unterstützt werden mußten. Der Warenschmuggel über die Grenzen blühte erneut auf; insbesondere Tabakwaren (Zigaretten) und Kaffee wurden unter Umgehung der hohen Einfuhrzölle ins Inland gebracht. Junge Männer und Frauen verschafften sich dadurch einen Nebenverdienst, manche machten den Schmuggel zur Haupterwerbsquelle.
Die Landesbank der Rheinprovinz wurde in der Jahresmitte sogar zahlungsunfähig, sodaß Zahlungen für Rechnung der Beamten-Ruhegehalts- und Hinterbliebenen-Versorgungskasse nicht mehr erfolgten. Ersatzweise mußten die diesen Kassen angeschlossenen Kommunen ab 1.August die ihren früheren Beamten und deren Hinterbliebenen zustehenden Versorgungsbezüge zahlen, auch unsere Gemeinde.


Breinig, am 1.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1932

Bevölkerung
1932mw
Population4954
Geburten323163
Todesfälle191837
Trauungen41

Bei der Personenstandsaufnahme vom 10.Oktober ermittelte 4.954 Einwohner ermittelt; davon sind 4.900 katholisch, 32 protestantisch, 18 jüdisch und 4 andersgläubig.
Die berufliche Gliederung der Bevölkerung:
4.060 beziehen ihren Lebensunterhalt aus Handel, Gewerbe, Handwerk, Industrie, 531 aus der Landwirtschaft, 31 freien und 332 aus anderen Berufen.
Von der Gemeindefläche von 2188,2263 ha entfallen auf bebaute Flächen einschließlich Hofräumen 64,4155 ha, industriell genutzte Flächem 7 ha, landwirtschaftlich genutzte Flächen 1.273, 6721 ha, forstwirtschaftlich genutzte Flächen 742,0 ha, Wege und Gewässer 101,1387 ha.
Im Gemeinde-Haushaltsplan für 1932 sind nachgewiesen gemeindeeigene Gebäude im Feuerversicherungswert von 199.000 RM, an sonstigen Gundbesitz 63,5979 ha Gärten, Äcker, Wiesen und Weiden, 438,5610 ha Wald, 7,4366 ha anderes Land, zusammen 509,5955 ha im Wert von 578.000 RM, ferner 63.093 RM hypothekarisch gesicherte Forderungen und 260.000 RM Anteile an den (verkauften) Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen und 30.000 RM Gesellschafteranteil am Kreiswasserwerk. Das Gesamtvermögen der Gemeinde ist sonach auf 1.130.930 RM beziffert. Die Schulden betrugen am 1.April 284.340 RM aus Anleihen für gewerbliche Unternehmungen und 158.064 RM aus sonstigen Anleihen, zusammen 442.405 RM.
Beim Standesamt wurden angezeigt:
63 Lebendgeburten 32 m. und 31 w.
37 Sterbefälle und totgeborene Kinder 19 m. und 18 w.
Es wurden 41 Ehen geschlossen.

Die wirtschaftlichen Nöte verschlimmerten sich immer mehr und schienen dem Chaos zuzutreiben. Die Zahl der Erwerbslosen nahm täglich zu. Die berechtigte Unzufriedenheit der Bevölkerung schlug sich in den Ergebnissen der Landtags- und zweimaligen Reichstagswahl nieder, indem extreme Parteien in diesen Körperschaften immer mehr die Oberhand zu gewinnen drohten. Insbesondere die Anhänger der Kommunistischen Partei und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei befehdeten sich leidenschaftlich und lähmten Reichstag und Reichsregierung, die mehrmals umgebildet wurde. Der Reichspräsident suchte durch Notverordnungen die Ordnung wiederherzustellen. Auch auf der örtlichen Ebene tobten sich die parteipolitischen Gegensätzlichkeiten aus; Aufmärsche, Kundgebungen und Versammlungen der einen Partei suchten die Anhänger der anderen zu stören, sodaß es zu sogenannten Saalschlachten kam. Am Jahresende war eine Beruhigung noch nicht abzusehen.
Die öffentliche Geldwirtschaft sank immer weiter ab, wie der Einzelne, so kämpften auch die Gemeinden um ihr Dasein. Was zum Vorjahr über die Steuern gesagt wurde, galt vermehrt für dieses: Sie kamen nur sehr schleppend herein und blieben in vielen Fällen rückständig. Dagegen wuchsen die Lasten ungeheuer an. Bei den öffentlichen Beamten wurde sogar eine Anleihe gemacht. Durch Reichsverordnung vom 8.Juni ist angeordnet worden, 6 v.H. ihres Diensteinkommens "einzubehalten", d.h. die nicht ausgezahlten Beträge sollen später einmal zur Auszahlung kommen. Gehaltskürzungen und Einbehaltungen machten bis zu 21 v.H. der Dienstbezüge der Beamten aus.
Die finanziellen Schwierigkeiten der Gemeinde kommen im Haushaltsvoranschlag für 1932 nur zum Teil zum Ausdruck. Immerhin sieht er bei 388.070 RM Einnahmen 504.177 RM Ausgaben vor, rechnet also mit einem Fehlbetrag von 116.107 RM.
Einige sonstige Einnahmen:
EinnahmenRM
PMieten2.337
Pächte5.200
aus Holzverkäufen13.000
Kapitalzinsen3.350
Polizeikostenzuschuß3.000
Jagdpachtanteil1.875
Marktstandsgeld350 176,35
Zuschüsse an dem Gewerbesteuer-Aufkommen anderer Gemeinden8.000
Schul-Ergänzungszuschüsse des Staates5.000
für die Berufsschule2.600
Erstattung von dem Bezirksfürsorgeverband132.930
An Steuern werden erwartetRM
Vergnügungs2.000
Hunde2.000
Bier7.500
Bürger18.000
Grundvermögens49.604
Gewerbesteuer12.820
Anteil an der Reichs-Einkommen11.671
Körperschaftssteuer1.008
Umsatz12.074
Kraftfahrzeug-Steuer3.500

Bemerkenswerte Ausgaben:
AusgabenRM
Besoldung der Beamten und Angestellten34.049
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und zur Beamtenhinterbliebenen Versorgungskasse8.788
Steuern vom Grundeigentum2.300
Kosten der Forstkulturen1.200
der Holzfällung4.500
Der Waldfeuerversicherung1.220
Kreisumlage40.000
Unterhaltung der Wege3.500
Straßenbeleuchtung1.000
Beiträge zur Landesschulkasse25.636
Kosten der Berufsschule
persönliche5.278
sachliche500
Miete für Schulräume und Lehrerwohnungen in Kornelimünster3.401
Wohlfahrts- und Fürsorgezwecke304.452
--- davon für laufende Unterstützungen160.000
--- im Vorjahr75.325
Ehrengabe an Freifrau von Brachel360

Der nördliche Teil des Doppelhauses "an der Vogelstange" auf dem St. Gangolfsberg (jetzt Nr 28) ging durch Kauf für 6.000 RM an Josef Bayer über.
In Breinig ließ die Gemeinde einen Abwasserkanal vom Kriegerdenkmal (Anfang der Bahnhofstraße) bis etwa 80 m vor dem Eisenbahnüberweg am Bahnhof bauen. Von da flossen die Abwässer zuerst in einem offenen Graben dem Bahngraben zu; später wurden auch dort Rohre verlegt. Der Kanal ist zu nicht mehr bekannter Zeit bis zu den ersten Häusern an der unteren Neustraße verlängert worden.
Vom "Freiwilligen Arbeitsdienst", gebildet aus Arbeitslosen, dessen Kosten in der Hauptsache das Arbeitsamt bezahlt, wurden Verbesserungen an der Straße Kornelimünster-Venwegen ausgeführt.
Infolge der Wirtschaftskrise, so verlautet ist die Durchführung der Umgemeindungspläne auf bessere Zeiten verschoben worden.
Am 1.April ist die Zahlstelle des Arbeitsamts für die Gemeinden, Brand, Kornelimünster und Walheim von Brand nach Kornelimünster verlegt worden, nachdem unsere Gemeinde ihr eine Unterkunft im Erdgeschoß des Schulhauses am Markt überlassen hatte. Darüber, im zweiten Unterrichtsraum der Mädchenschule, fand die Gemeindekasse, die bisher in einem angemieteten Raum untergebracht war, ihren Geschäftsraum. Für die beiden Mädchen-Schulklassen mietete die Gemeinde Unterrichtsräume im Ökonomiegebäude der Abtei. Dort befinden sich schon seit 1925 die Schulsäle (2) der Knabenschule, sodaß jetzt alle 4 Klassen unter einem Dach vereinigt sind.
Nachdem die Wahlzeit des Reichspräsidenten vor dem Ablauf stand, wurde in zwei Wahlgängen, am 13.März und 10.April, der Generalfeldmarschall von Hindenburg wiedergewählt.

Im Sommer war Kornelimünster Ort des Treffens der Jugendabteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VdA). Für die Katholiken war Gottesdienst in der Pfarrkirche, für die Evangelischen Feldgottesdienst am Ehrenmal. An dem großen Umzug nahmen auch die örtlichen Vereine teil. Auch die übrige Einwohnerschaft nahm regen Anteil an den Veranstaltungen. Auf dem Markt fand eine öffentliche Kundgebung statt, bei der die Festrede der Seminarstudiendirektor Dr. theol. Monsignore Wilhelm von der Fuhr hielt.
Die 1927 in der Kunstwollfabrik der W. Heymann KG in der Münster Mühle (Klauser Straße) gegründete Polierscheibenfabrik bezog, als die Kunstwollfabrik als Opfer der Wirtschaftskrise stillgelegt worden war, neue Fabrikationsräume, die ihr Inhaber G.A.Spaeth angekauft hat, an der Schleckheimer Straße. In der Folge hat Spaeth den Betrieb (später 1935) durch Neubauten vergrößert und ihm ein Textilwarengeschäft angegliedert.
Auch in diesem Jahr kamen zwei schwere Unfälle vor, denen je ein junges Menschenleben zum Opfer fiel:
Am 16.März kam der 21 jährige Schmied Jakob Winkhold aus Rott auf seiner Werkstelle, Kalkwerk Adam Thelen an der Aachener Straße in Kornelimünster zu Tode, als er mit einem Arbeitsgerät der Starkstromleitung zu nahe gekommen war.
Ebenfalls einen Betriebsunfall im gleichen Werk erlag am 7.Mai der gleichaltrige Arbeiter Lambert Schmitz aus Stolberg.
Am 20.November wurde ein starkes Erdbeben wahrgenommen, das jedoch in unserer Gemeinde keinen Schaden verursacht hat.


Breinig, am 2.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1933

Bevölkerung
1933mw
Population
Geburten322557
Todesfälle292150
Trauungen56

Am 16.Januar ergab eine allgemeine Volkszählung 4.990 Einwohner. Davon wohnen in
Kornelimünster
Breinig
Breinigerheide
Schützheide
Breinigerberg
Vicht-Breinigerberg
Münsterau
Venwegen

Zur Anzeige beim Standesamt kamen
57 Lebendgeburten 32 m. und 25 w.
50 Sterbefälle und Totgeburten 29 m. und 21 w.
Es wurden 56 Ehen geschlossen.

Der im Mai aufgestellte Haushaltsplan für 1933 sieht Einnahmen von 471.060 RM, Ausgaben von 521.860 RM vor, also einen ungedeckten Fehlbetrag von 50.000 RM. Wie in den letzten Jahren entfällt der größte Teil der Ausgaben auf Wohlfahrts- und Fürsorgekosten; für sie sind vorgesehen 313.485 RM. Im vorigen Rechnungsjahr waren dafür 293.317 RM verbraucht worden, worin allerdings 66.498 RM ungedeckt gebliebene Ausgaben enthalten sind. Diese Zahlen geben ein Bild der Lage. Allein 165.000 RM sind für Unterstützungen in Bargeld vorgesehen (im Vorjahr dafür ausgegeben 154.725 RM). Allerdings sollen 251.715 RM Wohlfahrts- und Fürsorgekosten (davon 140.280 vom Bezirksfürsorgeverband) erstattet werden; auch werden 72.000 RM Staatsbeihilfe und 18.000 RM aus der Reichswohlfahrtshilfe erwartet.
Das Gemeindevermögen vom 1.April ist nachgewiesen mit
a) Gebäuden im Feuerversicherungswert von192.000 RM
b) sonstigem Grundbesitz in der gleichen Größe wie im Vorjahr578.000 RM
c) Hypotheken62.004 RM
d) Beteiligungen an gewerblichen Unternehmungen wie früher 290.000 RM
im Ganzen also mit 1.122.004 RM.

Gemeindeschulden:
a) Anleihen für Zwecke gewerblicher Unternehmungen271.840 RM
(11.840 RM Stolberger Licht-u. Kraftwerke, 140.000 RM Landesbank und 120.000 RM Rhein. Westfäl. Elektr. Versorgung)
b) andere Anleihen einschl. rückständiger Ablagen186.835 RM
zusammen458.675 RM
zu b) die reine Kapitalschuld beträgt 174.628 RM.

Es werden erwartet:
EinnahmenRM
Polizeikostenzuschuß des Staates6.000
Mieten1.700
Pächte4.200
Aus Holzverkäufen23.000
Kapitalzinsen3.100
Aus der Gas- und Elektrizitätsversorgung24.000
Staatsergänzungszuschüßefür Schulen5.000
Für die Berufsschule3.500
Mieten aus Lehrerdienstwohnungen4.520
An SteuernRM
Vergnügungs1.800
Hunde2.000
Bier7.500
Grundvermögen49.014
Gewerbesteuer9.320
als Anteile an Reichssteuern
Einkommen8.695
Körperschaft720
Umsatz12.074
Kraftfahrzeug3.100
An Bürgersteuer werden18.000 erwartet.
Zuschüsse fremder Gemeinden aus der Gewerbesteuer6.000

Bemerkenswerte Ausgaben-Ansätze:
AusgabenRM
Besoldung der Beamten und Angestellten39.228
Beiträge zur Beamten-Ruhegehalts- und zur Beamtenhinterbliebenen Versorgungskasse8.246
Steuern vom Grundeigentum2.300
Kosten der Forstkulturen1.000
der Holzfällung7.000
Der Waldfeuerversicherung1.220
Verzinsung und Tilgung langfristiger Anleihen19.211
Für Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen22.038
Kreisumlage47.126
Kreisanteil an der Vergnügungssteuer180
und der Hundesteuer600
Zuschüsse an fremde Gemeinden aus der Gewerbesteuer500
Unterhaltung der Wege5.000
Straßenbeleuchtung900
Müllabfuhr(durch gleichhohe Gebühren gedeckt)350
Beiträge zur Landesschulkasse26.364
Kosten der Berufsschule
--- persönliche5.649
--- sachliche400
Miete für Schulräume und Lehrerwohnungen in Kornelimünster3.311

Der dem Haushaltsplan beigegebene Stellenplan sieht vor an Beamten: den Bürgermeister, den Rentmeister, 2 Gemeinderäte, den Gemeindeförster, 2 Polizeivollzugsbeamte, einen Gewerbelehrer; als Dauerangestellte den Vollziehungsbeamten, ferner 2 Verwaltungsangestellte.
Die seit mehreren Jahren vom Rentmeister von Walheim mitverwaltete Gemeinde-Rentmeisterstelle wurde ab 1.September dem bisherigen Gemeinderentmeister von Broich-Weiden, Albert Corsten übertragen. Der vorige Inhaber Karl Engelen war im Disziplinarverfahren aus dem Amt entfernt worden (siehe 1929).
Das Jahr 1933 ist in der deutschen Geschichte unauslöschlich, brachte es doch politische und andere Umwälzungen nie geahnter Art oder leitete sie wenigstens ein. Sein Anfang stand noch im Zeichen politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, Spannungen und Sorgen.
Am Nachmittag erreichte uns, es war der 30.Januar die Rundfunknachricht der Reichspräsident habe dem Führer der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler das Amt des Reichskanzlers übertragen.

Dieser hatte seit Jahren als ein Ziel das Wiedererstarken der Nation, die Wiederaufrichtung einer gesunden Volkswirtschaft, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und anderes verkündet. Weite Kreise der Bevölkerung nahmen die neue Nachricht mit verhaltenem Mißtrauen gegenüber der Partei auf, obwohl die Sehnsucht nach politischem Frieden und Besserung der wirtschaftlichen Zustände allgemein war. Jubel dagegen löste sich bei den Mitgliedern und Anhängern der Partei aus. Noch an dem gleichen Nachmittag traf die Ortsgruppe der Partei in geschlossenem Zuge vor dem Gemeindeverwaltungsgebäude ein und hißte an ihm die Partei (= Hakenkreuz) Fahne als Zeichen der Machtergreifung. Die Gemeindeverwaltung ließ man im übrigen unbehelligt; insbesondere verlangte man, im Gegensatz zu anderen Orten, keine personellen Veränderungen. Nach und nach verspürte jedoch auch sie den Einfluß des neuen Geistes. Hier sei nun das erwähnt, was unsere Einwohner oder die Gemeinde berührte.
Die "alten Kämpfer" das sind die alten Parteimitglieder entfalteten von nun an, da sie offen auftreten konnten, eine rege Propagandatätigkeit, warben um neue Mitglieder und Bezieher des Parteiblattes (Aachener Grenzblatt). Ende Februar wurden auf Geheiß der Kriminalpolizeistelle Aachen 4 oder 5 Männer aus Breinig ohne erkennbaren Grund dieser zugeführt und dann mehrere Wochen in Gewahrsam gehalten; man wußte von ihnen nur, daß sie als Mitglieder der Ortsvereine der Kommunistischen Partei hervorgetreten waren. Am 28.Februar hat der Reichspräsident durch eine Notverordnung gewisse Verfassungsartikel, insbesondere über die persönliche Freiheit, vorläufig außer Kraft gesetzt. Dieses "Vorläufig" ist allerdings im Dauerzustand geblieben.
Am 5.März fand eine Reichstagswahl statt; man bezeichnete sie als die "letzte freie", weil zum letzten Mal die Parteien hergebrachter Art Bewerber wählen lassen durften; am gleichen Tage wurden auch die Mitglieder des Landtags neu gewählt. Eine Woche später folgten die Wahlen zu den kommenden Vertretungskörperschaften; dabei wurden erstmals auch Nationalsozialisten für unseren Gemeinderat gewählt, ihre Zahl blieb jedoch gegenüber den Vertretern der anderen Parteien (Zentrum, Sozialdemokratische Partei) in der Minderheit. Die Wahl von Vertretern der Kommunistischen Partei, die im bisherigen Gemeinderat vertreten gewesen war, wurde von der Reichsregierung als unzulässig bezw. ungültig erklärt; diese Partei war hinfort von allen Verwaltungs- und Regierungsgeschäften ausgeschlossen. Der neue Reichstag trat alsbald zusammen und billigte am 23.März das von der Regierung verlangte Ermächtigungsgesetz, das ihr für die nächsten vier Jahre das Recht eigenmächtiger Gesetzgebung verlieh. Danach stellten die katholischen Bischöfe entgegen ihrer bisherigen Haltung, nachdem der Kanzler beruhigende Erklärungen abgegeben hatte, den Katholiken frei, der NSDAP beizutreten, wenn sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten. Mit der katholischen Kirche schloß die Reichsregierung am 20.Juli ein Konkordat, in dem die Mitglieder der Kirche die Wahrung ihrer Rechte und Freiheiten sehen durften. Inzwischen waren alle politischen Parteien aufgelöst worden, soweit sie sich nicht selber augelöst hatten, und die NSDAP als allein zulässige Partei sozusagen zur Staatspartei erklärt worden. Die Parteiorganisation und die ihrer Gliederungen und Verbände wurde mächtig vorangetrieben. Im August erklärte der "Führer" die "nationale Revolution" für beendet und den,"nationalen Aufbau" als die künftige Aufgabe.
Der 1.Mai wurde als "Tag der nationalen Arbeit" und zum Feiertag erklärt, der erste Oktober-Sonntag für das Erntedankfest bestimmt, beide wurden mit Umzügen und Kundgebungen, die die Partei organisierte, begangen.

Die Juden waren vom Wahlrecht sowohl wie von der Wählbarkeit ausgeschlossen und wurden nach und nach von jeder anderen öffentlich rechtlichen Betätigung entfernt. In unserer Gemeinde lebten damals nur einige wenige jüdische Familien in Kornelimünster, wo die Vorfahren der meisten von ihnen schon zur Franzosenzeit (um 1800) ansässig waren. Eine der Familien betreibt Landwirtschaft und Großviehhandel, zwei oder drei andere leben ebenfalls von Viehhandel.
Noch vor dem "Tag der nationalen Arbeit" ließ unser Bürgermeister den jetzigen Steinkaulplatz "Adolf Hitler-Platz", die heutige Promenade "Dr. Ley Allee" (siehe 1926) und die Neustraße in Breinig nach dem Preußischen Ministerpräsidenten "Hermann Göring Straße" benennen und mit entsprechenden Schildern Versehen. Das waren die ersten Srtraßenbenennungen seit 1909.
Im Laufe des Jahres wurden die überörtlichen außerkirchlichen Vereine und Verbände aufgelöst und durch neue nach dem "Führerprinzip" geleitete ersetzt. Demokratische Gepflogenheiten bisheriger Art, z.B. Mehrheitsbeschlüsse mit Wirkung für die Organisation oder Leitung von Verbänden wurden abgeschafft; neben dem Führer derselben gab es bestenfalls einen diesen beratenden Ausschuß; verantwortlich ist nur der Leiter. Diese "Gleichschaltung" mit den Prinzipien der Partei wurde auch bei den Vereinen von örtlicher Bedeutung durchgeführt oder doch durchzuführen gesucht. Die katholischen Vereine und Verbände wehrten sich still und verbissen gegen die Neuerungen; besonders die kirchlichen Jugendverbände waren dann den neuen Machthabern im Wege und verspürten deren Druck am meisten.
Wenn auch niemand gezwungen wurde, Mitglied der Partei oder ihren Gliederungen oder angeschlossenen Verbänden zu werden oder zu bleiben, so gab es doch eine Menge Druckmittel, um zum Beitritt oder zum Verbleiben zu nötigen. Ihnen waren vor allem die im öffentlichen Dienst stehenden Beamten, Angestellten und Arbeiter, aber auch Geschäftsleute und sonstige Gewerbetreibende und die Jugend ausgesetzt, Arbeiter und Arbeitgeber nicht minder. Es war vorbei mit der Entschlußfreiheit.
An neuen Gliederungen traten hervor die Schutzstaffel (SS), die in unserer Gemeinde jedoch nur wenige Mitglieder hatte, und die Sturmabteilung (SA) mit immerhin einigen Dutzend Angehörigen.
Die Jugendlichen wurden in der Hitler-Jugend (HJ) und im Bund deutscher Mädel (BdM), die Frauen in der Nat. soz. Frauenschaft (NSF) zusammmengefaßt. Alle waren eingeladen, der Nat. soz. Volkswohlfahrt (NSV) anzugehören, die sich ihrem Namen gemäß der Linderung der Armut und Not widmete. Landwirte und andere an der Erzeugung von Nahrungs-oder verzehrbaren Genußmitteln Beteiligte fanden ihre berufliche Heimat im Reichsnährstand, die Beamten im Reichsbund der deutschen Beamten (RdB), die Arbeiter der "Stein und Faust" einschließlich ihrer Arbeitgeber in der deutschen Arbeitsfront (DAF); die Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen wurden in der Nat. soz. Kriegsopfer-Versorgung zusammengefaßt (NSKOU). Außerdem gab es noch eine Reihe Verbände, z.B. für Kraftfahr- und Reitsport usw. für Gewerbetreibende u.a.

Um das angeblich durch Außenseiter und Parteibuchbeamte zersetzte Beamtentum zu säubern, mußten auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums alle Beamten ihre politische Gebundenheit darlegen und außerdem ihre Abstammung bis zu den Großeltern (arische Abstammung) nachweisen. Unsere Gemeindebeamten ohne Ausnahme hielten dieser Überprüfung stand.
Durch Gesetz vom 1.Dezember wurde die Geheime Staatspolizei (Gestapo) gegründet, die ein Machtinstrument ersten Ranges werden sollte.
Von ihren weitgehenden Vollmachten hat sie reichlich Gebrauch gemacht, auch gegenüber Einwohnern unserer Gemeinde. Für uns zuständig war die Staatspolizeistelle, d.h. keine Behörde und kein Gericht war für ihre Nachprüfung zuständig; damit war der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Unterm 15.Dezember erging ein Gemeindeverfassungsgesetz. Es brachte das Führerprinzip auch für Gemeindeverwaltungen zur Geltung. Der Bürgermeister ist nicht an Beschlüsse des Gemeinderats gebunden, sondern für seine Handlungen, Entscheidungen und Entschlüsse allein verantwortlich. Der gewählte Gemeinderat ist abgeschafft. An seine Stelle treten Gemeindeälteste, die auf Vorschlag der Gauleitung der Partei (Sitz in Köln) von der Aufsichtsbehörde (Landrat) ernannt werden. Sie haben den Bürgermeister lediglich zu beraten. Mitglieder können nur Parteimitglieder werden. Die Beratungen sind nicht öffentlich; Zuhörer sind nicht zugelassen. Unsere Gemeinde hat 8 Gemeindeälteste erhalten. Für die Beratungen reichte der Raum des Arbeitszimmers des Bürgermeisters aus. Wirtshaussäle brauchten dafür nicht mehr aufgesucht zu werden.

Die wirtschaftlichen Nöte und Bedrängnisse (siehe Vorjahr) hat die neue Regierung nicht zu beseitigen vermocht; es blieben auch die Schwierigkeiten der Gemeinde hinsichtlich ihrer Finanzgebarung. Es wurden jedoch Versuche unternommen, um sie zu mildern, und das mit einigem Erfolg. So wurden staatliche Beihilfen zur Instandsetzung von Gebäuden gegeben, ferner erbgesunden Bewerbern in der Form von Gutscheinen zur Anschaffung von Hausrat bis zu 1.000 RM Wert Ehestandsdarlehen gewährt (Gesetz vom 1.Juni). Auch suchte man die Inlandswirtschaft mehr wie bisher unabhängig vom Ausland zu machen, die Ausfuhr zu steigern und konnte bisher Arbeitslose in der Textilindustrie unterbringen. Daß bei der Arbeitsbesorgung "alte Kämpfer" möglichst zu bevorzugen gesucht wurde, mag als Nebenerscheinung erwähnt sein. Im Herbst nahm die NSV den Kampf gegen "Hunger und Kälte" auf.
Im Erbhofgesetz vom 19.Oktober will man der Besitzzersplitterung beim Erbgang steuern und Höfe die eine bäuerliche Familie ernähren können, ungeteilt erhalten wissen; sie sollen einem Hoferben zufallen, der allerdings für leer ausgehende Geschwister vorsorgen muß. Auch in unserer Gemeinde wurde eine Anzahl Höfe, Erbhöfe. Deren Besitzer heißt "Bauer". Unsere Erbhöfe sind in der Regel nicht unter 7,5 ha (= 30 Morgen) groß.

Das Gesetz vom 14.Juli zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses sucht Eheschließungen erbkranker Personen zu unterbinden und schreibt den Nachweis der Erbgesundheit vor (amtsärztliches Zeugnis). Es läßt jedoch auch die Unfruchtbarmachung von Personen zu, die gesundheitlich erblich belastet sind.
Am 12.November fand eine Neuwahl des Reichstags und eine Abstimmung über den von Hitler erklärten Austritt aus dem Völkerbund statt; der Austritt wurde bestätigt.
Am 6. Und 7.Mai beging die Musikalische Gesellschaft Kornelimünster Breinig das Fest ihres 50-jährigen Bestehen. Die Breiniger M.G. ist allerdings schon 1881 gegründet worden.
Der letzte Direktor des Lehrerseminars Kornelimünster Monsignore Dr. theol. Wilhelm von der Fuhr, verstarb am 28.August; er ist auf dem alten Friedhof bei der Bergkirche beerdigt worden.


Breinig, am 3.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1934

Bevölkerung
1934mw
Population
Geburten393776
Todesfälle192039
Trauungen47

Die Einwohnerzahl ist nicht bekannt. Auch aus dem Gemeinde-Haushaltsplan kann nichts mitgeteilt werden.
Beim Standesamt wurden angezeigt:
76 Lebendgeburten 39 m. und 37 w.
39 Sterbefälle einschließlich Totgeburten 19 m. und 20 w.
Es wurden 47 Ehen geschlossen.

Die Zahl der von einheimischen Müttern auswärts zur Welt gebrachten Kinder nimmt seit Jahren zu, ist aber statistisch nicht erfaßt worden.
Auch über die Zahl der außerhalb der Gemeinde Gestorbenen fehlen Nachrichten.

Die Herrschaft der NSDAP machte sich in allen Bereichen immer stärker bemerkbar. Es begannen sich aber auch gewisse Fernziele in den ersten Zügen abzuzeichnen. Kirchlich-religiösen Vereinen, die neben den Geistlichen die beharrlichsten Gegner der neuen Bewegung geblieben waren, wurde die Betätigung außerhalb des kirchlichen Raums, z.B. Ausflüge, Spiel und Sport, untersagt; sie sahen sich allüberall beobachtet und überwacht. Dies und die Hinauszögerung des Erlasses von Ausführungsbestimmungen zum Reichskonkordat vom vorigen Jahr waren nicht geeignet, das Vertrauen in das "positive Christentum", das im Parteiprogramm verankert ist, zu stärken.

Ein Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit führte die Arbeitspflicht ein, dazu das Verbot des Arbeitsplatzwechsels ohne Genehmigung des Arbeitsamts. Das Arbeitsamt darf auch Arbeiter zu Arbeiten an entfernten Orten verpflichten und damit den Arbeitseinsatz lenken. Von diesem Recht hat es in der Folge regen Gebrauch gemacht. Mit Mitteln der Arbeitslosenfürsorge unterstützte und förderte es die Ausführung öffentlicher Arbeiten. Ehestandsdarlehen wurden vermehrt verlangt und durch sie Handwerk und Gewerbe gefördert. Es gelang, dadurch Erwerbslosen zu Verdienst zu verhelfen. Dem blühenden Warenschmuggel wurde vom Dezember an durch den Einsatz neu geschulter Zollbeamten in großer Zahl ein Ende bereitet. Auch dem Bettlerwesen ging man zu Leibe, sodaß diese Plage verschwand.
Ein Opfer ihres Übereifer gegenüber dem Nationalsozialismus wurde die Breiniger Lehrerin Hubertine Lammertz. Schon einmal war sie dadurch aufgefallen, daß sie in einer Lehrerversammlung ihre Einstellung als Gegnerin der Partei bekundete. In einer öffentlichen Versammlung in Breinig, in der auch schuliche Dinge besprochen wurden, hat sie dem Parteiredner, Ortsgruppenleiter Rütten, auf dessen die Lehrpersonen und Schulen verunglimpfenden Anwürfe in unmißverständlicher Weise zu widersprechen gewagt. Infolgedessen wurde sie am 30.April, im Interesse des Dienstes nach Euchen versetzt.
Nachdem die Bemühungen um die Gründung eines Berufschulzweckverbandes am Widerstand der Gemeinde Walheim gescheitert war, machte die Gemeinde Brand eine eigene Berufsschule auf und läßt an ihr durch den Leiter unserer Schule, Gewerbelehrer Josef Souvignier, unterrichten.
Die neue Amtsordnung vom 8.Oktober erlangte für unsere Gemeinde erst nach der Bildung des Amts (1.April 1935) Bedeutung.
Durch ein Reichsgesetz vom Februar wurden die Staatsangehörigkeiten in den Ländern abgeschafft (für uns "Preußen"). Jeder Angehörige eines Landes ist nur noch Deutscher, deutscher Staatsangehöriger.
Am 2.August verstarb unser Reichspräsident von Hindenburg. Aus diesem Anlaß war Landestrauer befohlen und den öffentlichen Beamten das Tragen eines Trauerabzeichens aufgegeben; die öffentlichen Gebäude setzten die Flaggen Halbmast. Mit großer Mehrheit wählte das Volk in der Abstimmung vom 19.August zum Nachfolger den Reichskanzler Adolf Hitler. Dieser nahm für den innerdeutschen Gebrauch den Titel "Führer und Reichskanzler" an. Auf Gehorsam gegenüber seiner Person wurden die öffentlichen Beamten durch Eid verpflichtet.
Die kath. Kirchengemeinde Breinig stellte das im Vorjahr begonnene , auf dem Pfarrhausgarten errichtete Pfarrheim fertig. Es war ursprünglich als Heim für die katholische Vereinsjugend gedacht gewesen, konnte diesem Zweck aber wegen deren Unterdrückung im außerkirchlichen Raum nicht mehr zugeführt werden.
Der Breiniger Pfarrer Franz Jansen feierte im März das Gedenken an den Tag, an dem er vor 25 Jahren zum Priester geweiht worden war.
Nachdem die Stelle des Gemeindepolizeibeamten nach der Zurruhesetzung des Polizeibetriebsassistenten Johann Zimmermann, Kornelimünster, zunächst probeweise und vorübergehend von dem Oberwachtmeister Kohlmann von der Oberhausener Schutzpolizei versehen worden war, wurde sie dem Oberwachtmeister Venth, von der Aachener Schutzpolizei, übertragen. Dieser mußte aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt werden. Ab 30.September wurde in sie berufen der bisherige bei der Kölner Schutzpolizei angestellt gewesene Oberwachtmeister Lorenz Baltus.
Der 1919 eingeführte "Elternbeirat", eine von den Schülereltern gewählte Verbindung zu den Schulen, wurde wieder abgeschafft. Auf ministerielle Anordnung trat an seine Stelle die "Schulgemeinde". Ihre Mitglieder werden nicht gewählt, sondern auf Vorschlag der Partei vom Schulleiter berufen, dazu entsendet die HJ ein Mitglied.
Wegen einer im Nordteil des Kreises herrschenden Diphterie-Epidemie wurden die Volksschüler auf Grund freiwillliger Meldung erstmals gegen diese Krankheit schutzgeimpft. Diese Impfung ist in späteren Jahren wiederholt worden.

Im vorigen Jahr begann man westlich der Felsgruppe "Hoheburg" in Breinigerberg mit dem Aufbau der ersten geschlossenen Wohnsiedlung in der Gemeinde: 6 Doppelhäuser (Einfamilienwohnungen). Träger des Unternehmens, das die Neusiedler durch umfangreiche Eigenleistungen zu fördern hatten, ist die Rheinische Heimstätte G.m.b.H. in Düsseldorf. Das Gelände gab die Gemeinde her; sie lieferte verbilligt auch das Bauholz und hat später auch die Verbindungsstraße dahin gebaut und mit dem Namen "An der Hoheburg" belegt. Jene Felsen haben für die Gewinnung der Grundmauersteine gedient, die die Siedler kostenlos brechen durften, und sind deshalb größtenteil verschwunden. Vor einigen Jahren hatte man in einem der jetzigen Hausgärten die Grundmauern römischer Bauten freigelegt. Die Siedelhäuser, weiß getüncht und rot bedacht, wurden in diesem Jahr fertig und von zwölf Familien bezogen.
Die Stolberger Wasserwerksgesellschaft hat, auf dem von ihr 1930 erworbenen Schacht Maria der ehemaligen Grube Breinigerberg eine Pumpe aufgestellt und durch die Rüst einen Anschluß an die Hauptrohrleitung erbauen lassen (1933). Jetzt errichtete sie dort eine Kraftstation, um durch die Selbsterzeugung von elektrischer Kraft von der allgemeinen Stromversorgung unabhängig zu sein; die Pumpanlagen wurden erweitert. Der Maria Schacht ist jetzt die Hauptwassergewinnungsanlage der Gesellschaft. Auf ihm hatte schon die Grube ihre ergiebigste Wasserförderanlage eingerichtet gehabt. Das große Schachtgebäude ist 1921 abgebrochen worden; die unterirdischen Anlagen kamen der neuen Aufgabe sehr zustatten.
Am 17.Dezember wurde im Sägewerk Peter Krings in Breinig der 20 Jahre alte Holzarbeiter Josef Mohr aus Breinigerheide von einem Baumstamm erschlagen.
Am 1.Dezember geriet das sechsjährige Söhnchen Arnold Lambert Helmut des Lehrers Lambert Bein auf der Neustraße in Breinig unter einen Kraftwagen und wurde schwer verletzt, daß es noch am gleichen Tage verstorben ist.

Wetter, Ernte:
Einem trockenen Frühjahr mit späten Nachtfrösten folgte ein regenarmer Sommer. Der Wassermangel führte nur deshalb nicht zur Katastrophe, weil der Verbrauch, wenn auch unter Einschränkungen, aus der Wasserleitung gedeckt werden konnte. Futtermangel war die Folge und führte zur Verringerung des Rindviehbestands. Der Ertrag an Heu war kläglich, dagegen waren Hafer, Roggen und Kartoffeln beinahe normal ausgefallen. Reichlich Pflaumen standen nur wenig Äpfel und Birnen gegenüber. Die Unzufriedenheit der Landwirte mit manchen Regierungsmaßnahmen, zum Teil auch mit dem Erbhofgesetz, wurde durch diese Umstände noch erhöht.
Die Straßenunterhaltung und deren Kosten sind schon seit Jahren das Sorgenkind unserer Gemeinde. Sie ließen schon lange auf Abhilfe sinnen. Im vorigen Jahr ist dem Bürgermeister gelungen, die Provinzialverwaltung dafür zu gewinnen, die 6 km lange Straße von Kornelimünster über Breinig nach Vicht-Breinigerberg in die Unterhaltung zu übernehmen. Es mußte allerdings eingewilligt werden, sie nach den Wünschen der Provinz neu auszubauen, zum Teil zu verlegen und am Anfang und Ende zu verlängern. Die Bauarbeiten begannen schon im vorigen Herbst unter Leitung des Kreis-Tiefbauamts. Bei ihnen sind außer leitenden Personen und Facharbeitern größtenteils Erwerbslose der verschiedensten beruflichen Herkünfte eingesetzt. Deswegen auch gehen die persönlichen Kosten (Löhne) zu einem erheblichen Teil zu Lasten des Arbeitsamts. Am 1.September dieses Jahres wurde das Teilstück in Kornelimünster für den Verkehr freigegeben, während an der übrigen Strecke noch gebaut wurde. Am Jahresende baute man noch in Breinig und darüber hinaus weiter. Die größten Umwälzungen brachte der Bau im Indetal, in Kornelimünster, mußte doch hier völlig neu gebaut werden, weil gleichzeitig für den Durchgangsverkehr, um ihn von den Behinderungen durch die Straßenwindungen am Markt und über den Benediktusplatz und die unübersichtliche Enge in der Gasse (Anfang) der Triererstraße, jetzt Corneliusstraße zu befreien, eine Umgehungsstraße nötig wurde. Rückblickend kann man diese Lösung nur für gut finden, läßt sie doch den Ortskern um die alte Abtei mit Kirche abseits vom Fernverkehr liegen und stört auch das schöne Ortsbild nicht. Andernfalls wären Gebäudeabbrüche unvermeidbar geworden, durch die die Geschlossenheit des überlieferten Ortsbildes, gestört worden wäre. In die neue Straße wählte man eine Linie, die im Anschluß an die Aachener Straße an der Haupt-Indebrücke beginnt, auf dem linken Bachufer unter Benutzung der alten Bergstraße bleibt, den Bach da überquert, wo der Fahrweg von der Gasse her auf ihn stößt, dann quer durch den Pannacker führt und an dem Gaswerk die alte Trierer Straße erreicht. Kurz vor diesem Ende ist die Breiniger Straße über die Corneliusstraße hinweg geführt und bis zur Umgehungstraße verlängert worden. An diesem Treffpunkt beginnt die von der Provinz zu übernehmende Straße. Oberhalb der St. Antoniuskapelle wurden die bisherigen engen Krümmungen der Breiniger Straße durch einen weiten Bogen ersetzt, so daß das dort nach dem Kriege erbaute Haus (von Josef Kreischer) jetzt die Rückseite zukehrt; umfangreiche Felsausbrüche waren dazu erforderlich. Im übrigen erfolgt der Ausbau auf der alten Straße bis in Vicht-Breinigerberg. Dort erbaut man von der Provinzialstraße aus in Richtung Mausbach ein neues Verlängerungsstück unter Mitbenutzung der zu erbreiternden, bisher nur von der Straßenbahn benutzten Vichtbrücke. Auf dem Acker wurde am "Kreuzchen" eine Krümmung etwas gestreckt; zwischen Breinig und Breinigerberg fielen mehrere Schlangenlinien fort. In Breinigerberg gab man die Linie am Tomborn vorbei auf und baute eine neue mehr gestreckte Straße östlich davon. In Kornelimünster, Breinigerheide und Breinig wird die Straße Bürgersteige erhalten, in den beiden letzten Orten ist auf diesen, wo möglich, die Anpflanzung von Birken vorgesehen. Gleich am Anfang lag im Zuge der neuen Straße in der Höhe des Baches der in Stein gefaßte Hahndoor (= Hahntor) Brunnen unterhalb der Apotheke, dessen Wasser zum Trinken und Waschen sehr begehrt war; ihm war ein Wasch- und Spülbecken benachbart. Er wurde überbaut, doch so, daß sein Wasser in den Bach abfließen kann. Die Böschungsmauer zwischen Brunnen und Bergstraße verfiel dem Abbruch und wurde um eine angemessene Straßenbreite zu ermöglichen rückwärts neu aufgeführt, der Treppenanfang zur Bergstraße gegenüber der Hauptindebrücke, bisher rechtwinklig zur Straße hinauf führend, parallel mit und hinter der Böschungsmauer errichtet. Ein am Fuße der alten Treppe stehendes Häuschen mit Zinkdach, an dem ein Kruzifix stand, mußte ebenfalls weichen, wurde jedoch weiter zurück neu aufgebaut und erhielt als Abdeckung ein gewölbtes steinernes Dach. Darin fand ein von dem in Kornelimünster wohnenden Bildhauer Karl Löhr geschaffenes Kruzifix Aufstellung. Auch die Stützmauer zwischen neuer Straße und Bach wurde vom Anfang bis zur vorerwähnten neuen Brücke erneuert. Die alte Bergstraße mußte vom "TURM" ab, erbreitert werden; dann wurde die Stützmauer da im Hang liegenden Grundstücke zurückgesetzt. Zwei dort stehende alte Häuser (eins von Bartholomäus Kloubert, das andere der Gemeinde gehörend als Polizeibeamtenwohnung und Polizeigefängnis dienend) verfielen dem Abbruch. Übrigens stieß man bei den Gründungsarbeiten beiderseits des Brunnens auf alte Gefäßscherben und eine hölzerne Röhre. Östlich der im Zuge der Steinstraße liegenden kleinen Indebrücke standen hart am Bach zwei alte Häuser, das erste "Turm", das angebaute "Kalbaß" genannt; ihnen schlossen sich längs des heute "Unter den Weiden" genannten schmalen Fahrwegs Stallungen und Scheunen an. Auch diese Bauten mußten abgebrochen werden. Das Polizeigefängnis wurde im Hause des Vollziehungsbeamten Josef Milz auf dem St. Gangolfsberg 30 neu eingerichtet. Das zuletzt "Turm" genannte Gebäude hat nach der Überlieferung in abteilicher Zeit als Gefängnis gedient gehabt, in dem Missetäter vor der Aburteilung gebracht wurden. Weil Einwohner von Kornelimünster auf die Nutzung des Wassers des Hahntorbrunnens (mundartlich Hahndoor) nicht verzichten mochten und es vornehmlich zum Waschen und Spülen der Wäsche benutzt hatten, verlegte man vom Brunnenkessel unter neuer Straße und Bachbett hindurch eine Röhrenleitung bis an den kleinen Platz zwischen Hauptindebrücke und Haus Markt 2 und stellte dort eine Pumpe auf. In der Folge zeigte sich jedoch, daß mit dem Verschwinden der Brunnenromantik auch die Anhänglichkeit an das so unentbehrlich scheinende Brunnenwasser zurückgegangen war, denn die neue Pumpe wurde fast gar nicht benutzt. In Breinigerberg hat man bei den Bauarbeiten östlich des Ausgrabungsgebiets (siehe 1924) ein Lager von Brandschutt angeschnitten und zwar da, wo die neue Straßenführung von der alten abweicht, d.h. abzuweichen beginnt. Dem Vernehmen nach fand man dort auch Gefäßscherben, kleine Tonlampen und Münzen römischer Herkunft; deren Verbleib ist nicht bekannt.
Über die Fertigstellung der Straße ist zum Jahr 1935 berichtet.


Breinig, am 5 März 1959; Johan Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1935

Bevölkerung
1935mw
Population
Geburten354681
Todesfälle232346
Trauungen43

Die Gemeindegröße blieb unverändert 21,88 qkm.
Beim Standesamt wurden angezeigt:
84 Lebendgeburten 35 m. und 46 w.
46 Sterbefälle23 m. und 23 w.
43 Eheschließungen beurkundet

Eine "Deutsche Gemeindeordnung" vom 30.Januar ersetzte im ganzen Reich die seitherigen Gemeindeverfassungen, schuf also ein einheitliches Recht. In ihr ist nationalsozialistisches Gedankengut verstärkt verankert, insbesondere das Führerprinzip herausgestellt: Bürgermeister eigenverantwortlich, nicht an Weisungen beschließender Organe gebunden; Gemeinderäte werden nicht vom Volk gewählt, sondern auf Vorschlag der Partei vom Bürgermeister berufen und erhalten als Ehrenbeamte Ernennungsurkunde, sind in wichtigen Angelegenheiten vom Bürgermeister anzuhören und haben ihn gut beraten. Auch in Beamtenangelegenheiten hat die Partei ein weitgehendes Mitspracherecht.
Die ersten Gemeinderäte dieser Art sind Hugo Thelen, Oskar Rohland, Leo Schloemer aus Kornelimünster, Wilhelm Wagener und Nikolaus Vecqueray aus Breinig, Johann Frings aus Breinigerheide, Heinrich Andres und Franz Rütgers aus Venwegen, Gemeinde-Beigeordnete (Vertreter des Bürgermeisters): Fritz Riedel aus Kornelimünster und Ferdinand Beißel aus Breinig.
Die Straße von Kornelimünster über Breinig nach Vicht-Breinigerberg und darüber hinaus nach Mausbach (siehe Vorjahr) wurde fertig. Ihre künftige Unterhaltung übernahm die Provinz. Dagegen übernahm die Gemeinde, die bisherige Provinzialstraße von der Haupt-Indebrücke am Anfang der neuen Umgehungstraße über den Markt und Benediktusplatz und das Trierer Straße genannte Stück von da bis zum Zusammentreffen mit der neuen Straße am Gaswerk zu unterhalten. Diese Straße ist glücklicherweise gut gepflastert, sodaß ihre Unterhaltung in absehbarer Zeit nur wenige Kosten verursachen wird.
Im Obergeschoß des Schulhauses an der Hermann Göring-Straße (jetzt Neustraße) in Breinig wurde eine Lehrer-Dienstwohnung frei. Dieses Haus ist von den drei Schulgebäuden am Ort das jüngste und dazu ausersehen, der Grundstock für die Zusammenlegung aller Breiniger Schulen zu werden, weil die anderen Gebäude infolge Alters in absehbarer Zeit ihrem Zweck entzogen werden müssen. Der Anfang wurde damit gemacht, daß die Wohnung zum Unterrichtsraum umgebaut und dahin eine Schulklasse aus dem ältesten Schulhaus an der Hauptstraße verlegt wurde. Der frei gewordene Raum wird den neu zu gründenden, von der NSV zu tragenden Kindergarten, übrigens den ersten am Ort, aufnehmen; er wird dafür hergerichtet (im Erdgeschoß des Hauses).
Der Schulleiter von Venwegen, Lehrer Leo Erdmann, wurde Ende Oktober nach Broichweiden versetzt. Nachfolger: Lehrer Gerhard Peters.
Ergebnis der allgemeinen Viehzählung:
119 Schweine (ohne Zuchttiere)

Viehstand
ViehstandStück
Viehhalter492
Pferde68
Rindvieh1821
Schafe162
Schweine119
Ziegen64
Hühner8082
Gänse33
Enten100
Bienenvölker64

Paul Coir, Kornelimünster, erweiterte sein seit 1923 bestehendes Holzhandelsgeschäft an der Schleckheimer Straße durch die Neueinrichtung einer Holzsägerei.
In der Folge der Heimatblätter des Landkreises Aachen kam in diesem Jahr ein Heft heraus, das sich vornehmlich mit unserer Gemeinde befaßt.
Am 20.August verunglückte tötlich in Ausübung seines Dienstes der 65 jährige Kleinbahnschaffner Peter Josef Eischet aus Kornelimünster.
Schweren Brandwunden, die er in seiner Wohnung beim Umgang mit Spiritus erlitten hatte, erlag im Krankenhaus der Gemüsehändler Franz Müller aus Breinigerheide.
Am Abend des 20.November verunglückte der Bierfahrer Jakob Isselmann aus Venwegen dadurch tötlich, daß er auf dem Nachhauseweg auf der Venwegener Straße von einem Straßenbahnwagen angefahren wurde.

Durch Gesetz vom 16.März wurde die allgemeine Wehrpflicht (1918 abgeschafft) wieder eingeführt. Dem Dienst mit der Waffe hat ein mehrmonatiger Dienst beim Reichs-Arbeitsdienst (RAD) vorauszugehen.
Für die Schulentlassenen wurde die Pflicht eingeführt, vor dem Ergreifen eines Berufs ein Jahr lang in der Landwirtschaft (Landdienst) oder, für Mädchen, in der Hauswirtschaft (Hauswirtschaftsjahr) zu arbeiten. Man will damit einerseits dem Mangel an Arbeitskräften in diesen Berufen abhelfen, zum anderen auch Interesse für sie wecken.
Der Reichs-Luftschutzbund begann, nicht nur für seine Aufgaben zu werben, sondern auch durch belehrende Vorträge die Notwendigkeit des Luftschutzes im Falle eines Krieges darzulegen und in seine Technik einzuführen.

Der Einfluß der Partei (NSDAP) trat auf allen Gebieten immer stärker hervor.
Die Juden wurden neuerlich auch vom Viehhandel ausgeschlossen, der einigen Familien Unterhalt gewährt hatte, ihr Verkehr mit Bauern beargwöhnt und sie auch durch andere Maßnahmen zu isolieren gesucht. Als erwünscht galt ihre Auswanderung. Immer mehr wurde ihnen das Dasein erschwert. Auch die Katholiken blieben fortgesetztem Druck ausgesetzt. Die Betätigung kirchlicher Vereine außerhalb der kirchlichen Räume ist unterdrückt, die christlich eingestellte Tagespresse zum Eingehen verurteilt. Lediglich die Kirchenzeitung für das Bistum Aachen bringt noch Stellungnahmen zu den Zeitereignissen, wenn auch in vorsichtiger Form, und berichtet über kirchliche Vorgänge. Die Worte des bischöflichen Oberhirten sind den Gläubigen Trost und stärken ihre Zuversicht. Die Partei gebärdet sich immer offener als antikirchlich und wirbt in nicht öffentlichen Besprechungen um den Austritt ihrer Mitglieder aus den christlichen Kirchen; einige sind dem gefolgt.
Durch Reichsverordnung vom 24.Oktober wurde das öffentliche Flaggen dahin geregelt, daß andere als Hakenkreuzfahnen nicht mehr gezeigt werden dürfen; nur an Kirchen und kirchlichen Dienstgebäuden ist an kirchlichen Feiertagen das Hissen von Fahnen in den Kirchenfarben erlaubt. Damit ist auch das Schmücken längs des Wegs der Fronleichnamsprozession mit bunten Wimpeln und Fähnchen, wie es seit vielen Jahren üblich war, unterdrückt.
Kurz vor der Feier seines 25 jährigen Bestehens wurde der Touristenverein "Lustige Brüder" in Venwegen wegen angeblicher "politischer Unzuverlässigkeit" polizeilich aufgelöst und verboten und sein (bewegliches) Vermögen eingezogen.

Die "politische Zuverlässigkeit" spielt überhaupt in allen Bereichen eine große Rolle; das Gegenteil von ihr gefährdet Freiheit und Fortkommen. Die Schnüffelei nach der inneren Einstellung der Bürger zu Partei und Staat, ja zu kirchlichen Bindungen, ist an der Tagesordnung. Offenen Widerstand gegen amtliche oder Partei-Maßnahmen zu leisten, wagt niemand mehr.
Die gewerbliche Wirtschaft zeigte infolge von Geldverknappung einen leichten Rückgang; die Textilindustrie schränkte wegen Rohstoffmangels die Erzeugung ein.
Die seit Jahren vorgesehenen Gebietsveränderungen wurden in der Nachbarschaft und anderswo durchgeführt; unsere Gemeinde blieb davon verschont. Indessen kam auf höhere Anordnung der in den letzten Jahren ebenfalls erörterte, von der Gemeinde Walheim allerdings bekämpfte Plan, diese Gemeinde unter Wahrung ihrer kommunalen Selbständigkeit mit der unserigen zum Amt Kornelimünster zusammenzuschließen, am 1.April zur Ausführung. Der Verwaltungssitz für Amt und Gemeinden ist Kornelimünster, unser Bürgermeister als Amtsbürgermeister auch Leiter der Amtsverwaltung. Die Gemeinde Walheim hatte in den letzten Jahren keinen Bürgermeister im Hauptamt gehabt, sondern war stellvertretend von einem ehrenamtlichen Beigeordneten verwaltet worden. So war nur deren Verwaltungspersonal in die neue Amtsverwaltung zu übernehmen: Gemeindeobersekretär Heinrich Haupts, Gemeindesekretär Hubert Meyer, Vollziehungsbeamter Theodor Kupferschläger, Polizeiwachtmeister Josef Moß und August Legutke, während der Gemeindeförster Beamter der Gemeinde blieb. Der Amtsbürgermeister verfügte, daß die Übernommenen ebenso wie die Verwaltungs- und Polizeibeamten unserer Gemeinde hinfort Amtsbeamte seien. Die neu gegründete Amtskasse ist für das Amt und die beiden Gemeinden zuständig. Die Amtsverwaltung hat die getrennten und selbständigen Haushalte zu verwalten, den des Amts und die der beiden Gemeinden; dies ist in rechtlicher Beziehung und tatsächlich eine Erschwernis und Belastung. Unser neues "Amt" ist das einzige im Landkreis Aachen.
Um das hinzukommende Personal und die Akten der Gemeinde Walheim unterbringen zu können, mußte unser Gemeindehaus auf dem Schulberg (so benannt, weil der alte, westliche Teil des Hauses vor 1878 zwei Knabenschulklassen beherbergt hat) erweitert worden. Mit dem Kostenaufwand von 6.000 Reichsmark wurde der bisherige Anbau, der Waschküche und darüber die Aktenkammer (diese letzte 1913 eingerichtet) enthielt, erweitert, erhöht und zu vier Geschäftszimmern, je 2 unten und oben, ausgebaut. In den Keller kam die Waschküche, auf den Speicher die neue Aktenkammer. Die Letzte, zunächst nur über eine lose Leiter erreichbar und gegen diese mit einer Falltür abgeschlossen, erhielt später eine normale Treppe.
Bei der Gründung für den vorerwähnten Erweiterungsbau wurden mehrere Totenschädel gefunden, die vermutlich aus der Zeit stammen, als das nebenan stehende frühere Armenhaus (jetzt Heim der Ordensschwestern (Schulberg 18) noch St. Nikolaus-Hospital gewesen ist.

Der erste Amts Haushaltsplan für dieses Rechnungsjahr sah Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe von 105.037 RM vor. Davon sind durch eigene Einnahmen nicht gedeckt 85.700 RM, sie werden durch eine Amtsumlage der beteiligten Gemeinden aufgebracht, die nach dem Aufkommen an Realsteuern (Grundvermögens- und Gewerbesteuer), Bürgersteuer sowie Anteilen an Reichssteuern errechnet wird. Nachdem die neuen Verhältnisse sich besser übersehen ließen, mußte der Haushaltsansatz um 2.840 RM erhöht werden.
Unterm 8.April erließ der Amtsbürgermeister die Hauptsatzung des Amts über die innere Ordnung der Amtsverwaltung. Danach sind Amtsaufgaben alle Auftragsangelegenheiten (Polizei, Feuerwehr) und die Verhältnisse des Verwaltungspersonals (Anstellung, Besoldung). Weitere Aufgaben kann das Amt mit Zustimmung der Gemeinden übernehmen.
Durch Ortssatzung und Polizeiverordnung wurde den Anliegern innerhalb der geschlossenen Ortslage die Verpflichtung zur Reinigung der Bürgersteige und Straßenrinnen übertragen.
Die Gemeinde Walheim, die sich bisher ablehnend verhalten hatte, beschloß, ab 1.April 1936 die Berufsschulpflicht einzuführen und einem Berufsschul-Zweckverband beizutreten. Auch die Gemeinde Brand erklärte sich zum Beitritt bereit. Er soll aus diesen und unserer Gemeinde gebildet werden.
Auch nach der Gründung des Amts hatte die Gemeinde Walheim ihr Standesamt beibehalten. Es erwies sich das aber als unzweckmäßig und überdies unzuträglich insofern, als ein fachlich geschulter Standesbeamter nicht vorhanden war. Der Gemeindebezirk Walheim wurde dann mit dem unserigen zum Standesamtsbezirk Kornelimünster mit dem Sitz in Kornelimünster vereinigt, gegen Ende Oktober. Auf den Antrag des Amtsbürgermeisters ernannte der Regierungspräsident am 22.Oktober den Amtssekretär Johann Röntgen widerruflich zum Stellvertreter des Standesbeamten.
Mit Zustimmung des Kreisleiters als Beauftragter der NSDAP wurden als Amtsälteste, deren Zuständigkeit derjenigen der Gemeinderäte ähnelt, berufen aus der Gemeinde Kornelimünster Oskar Rohland und Leo Schloemer aus Kornelimünster, Ferdinand Beißel aus Breinig; aus der Gemeinde Walheim: Josef Coracino, Karl Ganser und Johann Unger. Zu unbesoldeten Beigeordneten berief der Landrat unterm 16.Mai für die Dauer von 6 Jahren: SA-Sturmbannführer Johann Unger aus Walheim und Elektromeister Leo Schloemer aus Kornelimünster. Auf Grund neuer Vorschriften wurden im Herbst neue Amtsälteste: Oskar Rohland und Leo Schloemer aus Kornelimünster, Wilhelm Wagener aus Breinig und Peter Peters, Johann Unger und Josef Coracino aus der Gemeinde Walheim.


Breinig, am 16.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1936

Bevölkerung
1936mw
Population
Geburten403979
Todesfälle192544
Trauungen48

Es wurden angezeigt:
79 Lebendgeburten 40 m. und 39 w.
44 Sterbefälle 19 m. und 25 w.
48 Ehen geschlossen.

Nicht darin enthalten sind die von einheimischen Müttern auswärts (in Entbindungsheimen, Krankenhäusern usw.) geborenen Kinder und die auswärts Verstorbenen, deren Zahl seit Jahren wächst.
Der Jahresabschluß der Gemeinderechnung für das Rechnungsjahr 1935 erbgab beim ordentlichen Haushalt 287.577 RM Einnahmen, 277.656 RM Ausgaben, 9.920 RM Mehreinnahmen gegenüber dem Voranschlag, 24.633 RM Einnahme- und 63.345 RM Ausgaben-Reste; Fehlbetrag mithin 28.790 RM.
Aus Gründen der landlichen Einordnung anregte der Regierungspräsident, den Namen Cornelimünster mit dem Anfangsbuchstaben K zu schreiben und erbat dazu die Stellungnahme der Gemeinde. Sie stimmte dem zu, nicht allerdings, ohne geschichtlich begründete Bedenken vorzutragen (Herkunft von lateinischem Cornelius, jahrhundertealte Übung).
Daraufhin anordnete der Regierungspräsident im Oktober die neue Schreibung Kornelimünster.
Auf Wunsch der Kreisleitung der NSDAP schuf die Gemeinde eine neue Beamtenstelle eines Expedienten und berief in sie den Ortsgruppenamtsleiter der NSV, Schreiner Herbert Rütgers aus Kornelimünster; er trat den Dienst am 1.Dezember an.

Im Gedenken an die Judenschlacht vor 10 Jahren (siehe 1926) veranstaltete die Ortsgruppe Kornelimünster der Partei (zu ihr gehören auch die übrigen Orte der Gemeinde) einen festlichen "Deutschen Tag" in großem Rahmen mit Kundgebungen, Aufmärschen, Umzug. Die Gemeinde benutzte die Gelegenheit, den damaligen Parteiredner, jetzigen Reichs-Organisationsleiter Dr. Robert Ley zu ihrem (übrigens ersten) Ehrenbürger zu ernennen. Der auf Pergament geschriebene, in einer silbernen Kapsel verwahrte Ehrenbürgerbrief konnte dem Geehrten bei dieser Gelegenheit allerdings nicht überreicht werden, weil er wider Erwarten zu der Veranstaltung nicht erschienen war.
Seit dem 17.Juni ist die gesamte Polizei dem "Reichsführer (der) SS und Chef der deutschen Polizei" Heinrich Himmler unterstellt.
In Breinig wurden die Hauptstraße und die Hermann Göring-Straße (jetzt Neustraße) mit einem neuen, erstmalig Teergebundenen Splitt anstelle der bisherigen Schotter-Decke versehen. Die Hauptstraße erhielt dazu gepflasterte Rinnen und Bürgersteige, die an der andern Straße schon mit ihrem Bau (1910/11) vorhanden sind.
Der Adolf Hitler-Platz (jetzt Steinkaulplatz) in Kornelimünster, und Gärten, seit langer Zeit eine kaum nutzbare, zur Aachener Straße abfallende, vom Regen immer wieder ausgewaschene Fläche, war keine Zierde des Orts. Er wurde durch den Ankauf eines 92 qm großen Gartens von Cornelia Weber vor deren Haus Nr. 3 für 184 RM vergrößert. Längsseits und entlang der Aachener Straße erhielten Stützmauern, innerhalb deren durch Anfüllen eine fast ebene Fläche gewonnen wurde, die mit einigen Zier-Sträuchen und Bäumen besetzt wurde. Unter Mitbenutzung eines Teils des Gartens legte man eine breite steingemauerte Treppe, an den Seiten längs der Straßen Fußgängersteige an. Auf dem Platz einige Rastbänke aufzustellen, ist vorgesehen.
Der im vorigen Herbst begonnene Ausbau der Straße von Kornelimünster über Venwegen nach Mulartshütte wurde vollendet. Im allgemeinen hat man die alte Linienführung beibehalten; neu zwischen Kornelimünster und dem Aufstieg zum Schnepfenberg fielen einige Windungen fort; auf der folgenden Anhöhe (Flur Muckert) wurde eine fast rechtwinklige Krümmung verkürzt, insbesondere aber im Abhang vor Mulartshütte eine verkehrsgefährdende scharfe Windung durch einen weiten Bogen ersetzt. Die Vichtbachbrücke ist unter Fortfall des wasserabflußhemmenden Mittelpfeilers neu gebaut worden. Die mit geteertem Steinesplitt abgedeckte Straße erhielt in Venwegen gepflasterte Rinnen und Bordsteine, durch die das Ortsbild gewonnen hat; die Herrichtung von Bürgersteigen daselbst ist der Zukunft vorbehalten. Die Ausbaukosten, soweit sie nicht wegen der Beschäftigung von Arbeitslosen vom Arbeitsamt zu tragen sind, hat der Kreis aufgebracht. Er übernahm auch die Straße als Kreisstraße in die Unterhaltungspflicht, die bisher Aufgabe der Gemeinde gewesen war.

In besonders schlechtem Zustand ist die Straße von Breinig nach Münsterau, zumal innerhalb des Waldes mit ihrem ersten Ausbau um die Jahrhundertwende keine durchgreifende Instandsetzung stattgefunden hat. Im sogenannten Frackersberg, das ist der Abhang zum Vichttal, hat sie mehrere enge, den Verkehr mit Kraftfahrzeugen behindernde Windungen, die von hohen Böschungen begleitet sind. Um vor Entschädigungsansprüchen gesichert zu sein, hat die Gemeinde die Straße für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Der seit 1804 benutzte, hinter der Pfarrkirche liegende, mehrmals erweiterte Friedhof in Breinig ("Scheffens Bendche" genannt) hat sich wieder als zu klein erwiesen; er kann nicht mehr vergrößert werden. Nach mancherlei Erörterungen verschiedener Pläne ist gelungen, ein Grundstück für einen neuen Friedhof zu erwerben. Er liegt an der Hauptstraße zwischen dem Hause Nr. 106 und der Hofwiese des Gutes Stockem. Josef Berretz von Breinigerheide verkaufte die Wiese von 52 a Größe für 4.300 RM an die Gemeinde. Nachdem der Kreisarzt den Boden für genügend verwesungsfähig befunden hatte, genehmigte der Regierungspräsident den Belegungsplan. Die Gemeinde übertrug dem Gartenarchitekten Schreiber aus Geilenkirchen die Ausgestaltung des Grundstücks für den neuen Zweck. Damit wurde noch in diesem Jahr begonnen. Daß die Fläche wahrscheinlich nicht für die vorgeschriebene Belegungsdauer von 30 bezw. 40 Jahren ausreichen würde, wurde in Kauf genommen unter dem Gesichtspunkt, daß ihre Vergrößerung möglich sein würde.

Auch der erst seit Februar 1920 benutzte Friedhof am Grünen Weg in Kornelimünster erfuhr Veränderungen. Die Umfassungsmauer längs des Wegs wurde, weil zu hoch befunden und zum Teil baulos geworden, erniedrigt, der spitzgiebelige Überbau der Eingangspforte entfernt, das in der rechten vorderen Ecke stehende Leichenhaus abgebrochen und durch ein neues an der Rückseite, dem Eingang gegenüber, ersetzt. Dadurch und durch Dauerpflanzen längs der Umfassungsmauer wurde ein freundlicheres Bild gewonnen.
Für alle Friedhöfe wurde eine neue Gebührenordnung erlassen.
Der Friedhof Venwegen mußte erweitert werden. Zu dem Zweck erwarb die Gemeinde nebenan 7 a Gartenland von der dortigen Kirchengemeinde im Tausch mit einem 71 a großen Stück minderwertigen Landes an der Hahner Straße.

Zur Behebung der Landnot der Landwirte von Venwegen gab die Gemeinde mit Genehmigung der Forstaufsicht (Regierung) aus ihrem Wald ungefähr 16 ha zur Rodung her. Die Fläche liegt zwischen der Hauptschneise und der Mulartshütter Straße zum Vichttal hin, teils in der Gemeinde Walheim. Die Rodung besorgte der RAD auf seine Kosten; das abfallende Holz verblieb der Gemeinde. Das Ganze erhielt einen hohen Maschendrahtzaun gegen den Zutritt von Wild. Es soll einer zu gründenden Rodungsgenossenschaft Venwegen zur Bewirtschaftung als Ackerland gegen einen billigen Pachtpreis überlassen werden.
Es wurden Untersuchungen darüber angestellt, ob der um 1921 eingestellte Bergbau auf Eisenstein auf der Schützheide mit Aussicht auf eine lohnende Ausbeute wiederaufgenommen werden könne, mit dem Ziele, dort Arbeiter beschäftigen zu können, die jetzt noch unterstützt werden müssen, die heimische Wirtschaft zu fördern und die Autarkie zu unterstützen. Ein Bergbausachverständiger, Erster Bergrath i.R. Dr. Ing. H.E.Böker, Honorar-Professor an der Technischen Hochschule in Aachen, der sich weitgehend auf Auskünfte des noch in Breinigerheide lebenden, 75 Jahre alten letzten Betriebsführers der Gewerkschaft Cornelia, Christian Schlepütz, stützte, den er als zuverlässigen Mann und guten Kenner der geologischen Verhältnisse bezeichnete, sprach sich für neue Versuche aus. (siehe auch 1937).
Die Gemeinde beabsichtigt, in Breinig eine ähnliche Müll-Abfuhr- und Beseitigung einzuführen, wie sie seit Jahren in Kornelimünster besteht und sich bewährt hat. Eine Umfrage bei den Hausbesitzern wurde von 16 mit Zustimmung, von 121 ablehnend und von den übrigen, d.h. der Mehrzahl, nicht beantwortet. Das Vorhaben blieb darum zurückgestellt.
In Venwegen wurden bisher 2 Schulhäuser benutzt. Die Oberklasse ist im ältesten, angeblich seit 1814/15 benutzten, unmittelbar an der Straße stehenden untergebracht, die andere daneben in einem 1870 errichteten. Das alte Haus entspricht in keiner Hinsicht mehr neuzeitlichen Anforderungen. Zunächst war beabsichtigt, dem jüngeren Haus einen Anbau hinzuzufügen, um das alte aufgeben zu können, doch wurde darin keine befriedigende Lösung gefunden. Auch ein hinter der Pfarrkirche liegendes, der Kirchengemeinde zugehörendes Grundstück, das die Regierung für den Neubau einer zweiklassigen Schule vorgeschlagen hatte, erwies sich in mehrfacher Hinsicht als wenig geeignet und wurde von der Gemeinde auch deswegen abgelehnt, weil man "die räumliche Verbindung zwischen Schule und Kirche für einen nicht wünschenswerten Zustand" hielt. Als Endlösung entschied sich die Gemeinde für einen Schulbau an der Mulartshütter Straße gegenüber dem Forsthaus auf einem Stück des Gemeindewaldes. Damit nahm sie bewußt in Kauf, daß die Schule an das Ortsende gestellt werde, mehr zum Vorteil der Kinder von Mulartshütte als der größten Teils der eigenen aus Venwegen. (S.1937)
Für den Landkreis Aachen wurde mit Wirkung vom Jahresanfang die "Allgemeine Ortskrankenkasse für den Landkreis Aachen" gegründet. Sie trat an die Stellen der Ortskrankenkassen mit nur örtlichen Bereichen, so auch der für die Gemeinden Brand, Kornelimünster und Walheim mit ihrer Zahlstelle in Kornelimünster. Diese Zahlstelle wurde Ende Juni aufgehoben. Die neue Kasse hat für die drei Gemeinden eine Nebenstelle in Brand eingerichtet.

Durch Erlaß des Aachener Bischofs Dr. Vogt vom 21.Dezember 1935 wurde die Pfarrkirche von Kornelimünster zur Würde einer "Ecclesia praeposita" (Propsteikirche) erhoben und dem gegenwärtigen Pfarrer (Alfons Gerson seit 1921) und seinen Nachfolger der Titel Propst verliehen.
Am 3.Oktober wurde das vom Kreis im Obergeschoß des rechten Flügels der ehem. Abtei, das zuletzt Seminarlehrern als Wohnung gedient hatte, eingerichtete Kreis-Heimat-Museum, als ständige Schau über Geschichte, Kultur und Gewerbe des Landkreises Aachen eröffnet.
Im Sommer hatte die DAF im linken Flügel der Gebäude ein Erholungsheim für Bergleute eingerichtet und dazu eine angemessene Küche mit Personal. Diesem Zweck hat das Heim jedoch nicht lange gedient. Seine Einrichtungen blieben erhalten und wurden von Zeit an zu parteiamtlichen Zwecken benutzt.
Eine weitere schöne Gepflogenheit geht ebenfalls auf die DAF zurück: Erholungsreisen für Betriebsangehörige. Unsere Verwaltungsangehörigen mitsamt den anderen in Amts-oder Gemeindedienst Beschäftigten machen alljährlich einen ein-oder zweitägigen Gemeinschaftsausflug.
Anstelle der beiden Gemeinden übernahm das Amt die Bürgschaft für die Berufsschule, die nach dem Beitritt der Gemeinde Brand unter dem Namen "Berufsschule Münsterland" unsere bisherige Berufsschule ablöst. Amt und Gemeinde Brand gründeten den Berufsschulzweckverband Münsterland mit dem Sitz in Kornelimünster und unserem Amtsbürgermeister als Verbandsvorsteher, dem ein Beirat beigegeben ist, als Träger der Schule. Die Arbeitgeber haben Beiträge zu den Kosten der Schule zu leisten. Leiter der Schule ist Gewerbelehrer Josef Souvignier, Kornelimünster, der bisher die Gemeindeberufsschule geleitet hatte.

Der Haushaltsplan der Berufsschule für 1936 hat Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe (13.400 RM) vorgesehen.
Seit 1.April ist die Grundvermögenssteuer auf eine neue Grundlage gestellt. Sie beruht auf vom Finanzamt festgestellten Einheitswerten, zu deren Ermittlung in den letzten Jahren Erhebungen bei den Gebäudebesitzern und umfangreiche Bodenwertuntersuchungen stattgefunden haben. Das Finanzamt teilt der Gemeinde sogenannte Meßbeträge mit, die dieser die Grundlage für die Steuerzuschläge sind. Die Steuer wird zu Gunsten der Gemeinde erhoben; sie ersetzt die bisherige vorläufige Steuer vom Grundvermögen.
In Übereinstimmung mit der Ortsgruppe der Partei wurden vorgeschlagen und bestellt Karl Probst zum Schiedsmann für Kornelimünster, Karl Hennecken für Breinig; beide vertreten einander.
Eine allgemeine Viehzählung ergab:



Viehbestand
ViehstandStück
Viehhalter530
Pferde64
Rindvieh1010
Schafe172
Ziegen73
Schweine142
Kaninchen408
Hühner7272
Gänse59
Enten74
Bienenstöcke67

142 Schweine (ohne Zuchttiere)

Aachen ist wieder Standort der Wehrmacht geworden. Seit 1918 haben wir zum ersten Mal wieder Soldaten (deutsche) in der Nähe.
Kinderreiche Familien mit mindestens 4 Kindern unter 16 Jahren, selbverständlich "rasserein" und "erbgesund", erhielten eine einmalige Reichs-Kinderbeihilfe und können vom 1.Juli ab ein Kindergeld von monatlich 10 RM je Kind beziehen.
Von den früher erwähnten Ehestandsdarlehen wurde nach wie vor rege Gebrauch gemacht.

Ein schöner Brauch wurde vor wenigen Jahren in Breinigerberg durch den dortigen, vom Niederrhein stammenden Lehrer Heinrich Moonen eingeführt: Die Martinsfeier am Abend des 10.November mit Fackelzug, Martinsfeuer, Bescherung der teilnehmenden Kinder.
Ebenso gut aufgenommen und begrüßt wird das Aufstellen eines Christbaums auf öffentlichen Plätzen in Kornelimünster, Breinig und Venwegen durch die Gemeinde seit wenigen Jahren; der Baum wird abends elektrisch beleuchtet. Er bleibt in der Advents- und Weihnachtszeit stehen.
Nach drei verhältnismäßig mageren Jahren konnten die Landwirte mit dem Ertrag ihrer Arbeit zufrieden sein. Hatten auch Spätfröste der Obstblüte geschadet, hatte später der Regen dem Obst geschadet, so eine Ungezieferplage den Ertrag gemindert, so gab es Heu über dem Durchschnitt und Nachweide und Grummet genug, womit die Grundlage der hier überwiegenden Viehzucht gesichert ist. Die in unserer Gegend immer mehr an Bedeutung abnehmende Halmfruchternte fiel trotz Regens noch einigermaßen günstig aus. Ungehalten sind unsere Landwirte jedoch darüber, daß die am Hause nicht abgesetzte Milch an die Molkerei abgeliefert werden muß, sie selbst also keine Butter mehr machen dürfen; auch halten sie den Milchpreis von 0.22 RM je Liter für unzureichend.
Anfang September zeigten sich erste Nachtfröste; die beiden Sonntage der Corneli-Oktav sind verregnet. Ein Sturm im November beschädigte viele Bäume und eins der an der Niederforstbacher Straße im Bau befindlichen Siedelhäuser so schwer, daß das abgerutschte Dachgebälk abgestützt werden mußte.
Ab Mitte Dezember trat die Grippe gehäuft, wenn auch nicht sehr nachteilig auf. Mehrere hundert Einwohner wurden von ihr befallen.
Am 29.März fand eine Reichstagswahl statt. Sie war, gemessen an noch erinnerliche Wahlen früherer Zeit nur das Zerrbild einer solchen, weil nicht zwischen verschiedenen Parteien oder Kandidaten gewählt werden konnte, sondern nur mit Ja oder Nein für die Kandidaten "der" Partei. An die Wahlvorstandstische waren diesmal nur Parteimitglieder berufen worden. Als Wahlergebnis wurde bekannt gegeben, 98 v.H. der Wähler hätten mit Ja für die präsentierten Parteikandidaten gestimmt. Nach der Wahl allerdings lüfteten Wahlvorstandsmitglieder das Geheimnis: Man hatte nicht nur Wahlzettel zu Gunsten der Partei verfälscht, sondern auch Wahlzettel mißliebiger oder politisch nicht zuverlässig gehaltener Personen mit einem geheimen Kennzeichen versehen, um ihre Abstimmung kennen zu lernen. Daß der erstbezeichneten Handlungsweise ein Erlaß des Reichsministers des Inneren zu Grunde gelegen hatte, ist erst viel später bekannt geworden.
Die Bemühungen um die Verringerung der noch immer erheblichen Zahl der Erwerbslosen wurden fortgesetzt und hatten auch einen steigenden Erfolg, wenn diese Leute auch vorwiegend bei öffentlichen Arbeiten Beschäftigung fanden oder an entfernten Orten eingesetzt wurden. Umschulungen für Berufe, die nicht genügend Arbeitskräfte haben, verfolgten denselben Zweck.
Dagegen zeigten die Autarkiebestrebungen auch gegenteilige Wirkungen: Wegen Rohstoffmangels wurde die Arbeitszeit der Weber verkürzt; die Drosselung der Einfuhr brachte im Frühjahr einen Kartoffelmangel.

Minderbemittelte erhalten durch Vermittlung der Gemeinde Scheine für den verbilligten Bezug von Margarine und Fett. Den Unterschiedsbetrag zahlt das Reich.
Auf Grund eines Vierjahresplans lenkt die Reichsregierung immer mehr und straffer die Erzeugung und Verteilung der Verbrauchsgüter. Mit Wirkung vom 16.Oktober verordnete sie den Preisstop für Waren, Leistungen, Löhne, Miete, Pächte, öffentliche Gebühren usw., mit der Wirkung, daß ohne Genehmigung der Preisbehörde keine Erhöhung erlaubt ist.
Die Hitler Jugend (HJ) wurde durch Gesetz zur staatlichen Einrichtung mit Zwangsmitgliedschaft für Jungen und Mädchen erhoben und als alleinige Jugendorganisation erklärt. Damit ist allen anderen Jugendvereinigungen der Lebensfaden durchgeschnitten. Es gibt nur noch sie "Staatsjugend".
Durch beachtliche Zuwendungen von Kreis und Land wurde ermöglicht:
a) in dem einstöckigen Bau zwischen Tor- und Vorburg der ehemaligen Abtei der HJ von Kornelimünster
b) durch Ausstattung des ehenaligen Gemeinderatsberatungszimmers im Gemeindehaus in Breinigerheide der HJ von Breinig
ein würdiges Heim zur Verfügung zu stellen. Die HJ von Venwegen entbehrt eines solchen noch; sie soll es jedoch nach Freiwerden eines Schulsaales erhalten.
Die geheime Staatspolizei (Gestapo) macht von ihren Machtmitteln reichlich Gebrauch. Sie läßt Verdächtige festnehmen, entzieht ihnen ohne richterlichen Haftbefehl beliebig lange die Freiheit, verhört sie oder auch nicht, entläßt sie, ohne daß sie den Grund der Festnahme erfuhren, und dergleichen mehr. Auch einige Einwohner unserer Gemeinde erfuhren das in den letzten Jahren an sich selbst.
Predigt und Kanzelverkündungen wurden auf ihr Geheiß überwacht. Religiöse Veranstaltungen außerhalb der Kirchen sucht man durch allerhand spitzfindige Maßnahmen zu beschränken; nicht althergebrachte Prozessionen sind genehmigungspflichtig; selbst der Fronleichnams-Prozession sucht man wegen angeblicher Verkehrsbehinderung die Wege vorzuschreiben; die strenge Durchführung der Flaggenverordnung wird überwacht.

Diese Maßnahmen hatten allerdings bei dem größten Teil des Volkes die Wirkung, daß der innere Widerstand gegen die Neuerungen und die Beschränkungen wuchs, umsomehr, als darin die kirchlichen Hirten und Oberhirten vorangingen. Das zeigte sich auch durch größere Beteiligung an religiösen Veranstaltungen in der Kirche und an der Fronleichnamsprozession. Eine im September in Breinig gehaltene Volksmission wurde zu einer gewaltigen Glaubenskundgebung. Die Kirchenaustrittsbewegung hatte bisher nur geringen Erfolg.
In diesem Jahre hat man die Juden am Betreten des Viehmarktes gehindert, obwohl nach dem Gesetz jederman erlaubt ist, an einem Markt teilzunehmen. Soweit sie hergebrachterweise vom Viehhandel lebten, ist ihr Dasein ungemein erschwert, da sie dazu nicht mehr zugelassen sind. Davon sind die Familien Leopold Kaufmann und Arthur Gottschalck betroffen. Eine Familie Hermann André dagegen findet ihr Auskommen in der Bewirtschaftung eines eigenen Landguts. Die jüdische Frau Ferdinand Rose, Paula geb. Kaufmann wanderte mit 2 Kindern und Schwiegerkindern nach der Südafrikanischen Union aus.
Maifeier und Erntedankfest wurden wieder unter maßgeblichen Einfluß der Partei gestaltet.
Ein Brand am 30.November vernichtete ein Teil des Holzlagers beim Sägewerk von Paul Coir an der Schleckheimer Straße in Kornelimünster.
Am 29.Februar fand man in der Feldflur Loferbusch oberhalb der Eisenbahnböschung die Leiche des 25 Jahre alten Josef Schröder aus Breinigerheide und daneben einen Revolver. Den Umständen nach muß Selbstmord angenommen werden. Der Vater des jungen Mannes, Wilhelm Schröder, ist vor Jahren von der Straßenbahn angefahren worden und an den Verletzungen verstorben.
Einem Unfall fiel am 15.Juli der junge Landwirt Wilhelm Schorens (Sohn von Wilhelm) aus Breinigerheide zum Opfer. Im Begriffe, mit seinem Bruder Franz eine Herde Rindvieh auf die Weide in der Flur Loferbusch zu treiben, wozu die Überquerung der Eisenbahn erforderlich ist, wurde er von der Lokomotive eines in Richtung Walheim fahrenden Personenzugs erfaßt und so schwer verletzt, daß er auf der Stelle verstorben ist.


Breinig, am 15.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1937

Bevölkerung
1937mw
Population
Geburten383371
Todesfälle301949
Trauungen49

Es wurden dem Standesamt angezeigt: 71 Lebendgeburten 38 m. und 33 w. 49 Sterbefälle und Totgeburten 30 m. und 19 w. 49 Ehen geschlossen.
Für dieses Rechnungsjahr konnte erstmals nach 8 Jahren ein in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichener Gemeinde-Haushaltsplan aufgestellt werden, lautend auf je 273.920 RM. Es wurden an Gemeindeumlagen erhoben:Grundvermögenssteuer I (bebauter Besitz) 300 v.H., desgleichen II (landwirtschaftlicher Besitz) 260 v.H., Gewerbesteuer nach Ertrag und Kapital 300 v.H. der Meßbeträge.
Durch einen Nachtragsplan wurden die Mittel bereitgestellt für
a) den Ausbau der Straße Breinig-Münsterau
b) den Bau einer Volksschule in Kornelimünster und
c) die Vermehrung der Unterrichtsräume im Schulhaus an der Neustraße in Breinig.

Zu a) Die um die Jahrhundertwende im Gebiet des Waldes erstmals als Straße ausgebaute Strecke befindet sich mangels auch nur notdürftiger Unterhaltung in einem trostlosen, darüber hinaus in einem schlechten Zustande, sodaß sie für den Fahrzeugverkehr hat gesperrt werden müssen. Ihre neuzeitliche Herrichtung ist unbedingt erforderlich. Dafür sind 180.000 RM vorgesehen, von denen 159.300 RM von der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung mit Arbeitslosen-Versicherung zuschußweise bewilligt sind; den Rest haben Gemeinde und Bezirksfürsorgeverband aufzubringen. Die Ausführung wurde dem Tiefbauunternehmen Heinrich Bock zum Angebotspreis von 137.061 RM übertragen. Der Meistfordernde hatte über 220.000 RM verlangt.
Zu b) Ein ausreichendes Gemeinde-Schulhaus fehlt, seitdem die 2 Mädchen-Schulräume am Markt aufgegeben sind und diese Schulklassen in Räume der ehemaligen Abtei verlegt wurden. Alle 4 Schulklassen benutzen Räume der Abtei; die Gemeinde muß dem Land dafür 1500 RM Miete fürs Jahr zahlen. Ein neues Schulhaus mit Schuldienerwohnung soll auf dem großen Abteigarten errichtet werden. Die Kosten sind mit 60.000 RM veranschlagt.
Zu c) Die sechsklassige Volksschule ist auf drei getrennt liegende Häuser verteilt (1 Klasse an der Hauptstraße, 2 Klassen auf dem Essig und 3 an der Neustraße). Baulich gut ist nur das Haus an der Neustraße. Seit Jahren ist geplant, dort nach und nach die ganze Volksschule zu vereinigen. Jetzt soll auch die im Obergeschoß freigewordene 2. Und letzte Lehrerdienstwohnung Schulsaal, ein Lehrer- und Lernmittelzimmer angebaut und das Treppenhaus erweitert werden, veranschlagte Kosten 15.000 RM.
Für die Bauten soll die Gemeinde insgesamt 25.000 RM aufbringen.
Für das neue Schulhaus in Kornelimünster erwarb die Gemeinde vom Land 1800 qm des Abteigartens für 3.600 RM. Um daselbst spätere Bauten zu ermöglichen (Berufsschule, Festhalle) sowie Sport- und Aufmarschgelände herrichten zu können, ist auch der Ankauf des Gartenrestes von rund 3 ½ Morgen ins Auge gefaßt.
Die Erweiterung des Schulhauses an der Neustraße wurde aufgegeben; neuere Pläne sahen einen Bau für die Aufnahme von 6 Klassen vor. Es hat jedoch noch beinahe 20 Jahre gewährt, bis mit der Ausführung begonnen worden ist.

Der Forstwirtschaftsplan für 1937 sieht vor: Kultur- und Verbesserungsarbeiten für 1483 RM, Erlös aus Holzverkäufen 23.633 RM.
Der Abschluß der Jahresrechnung der Gemeinde für 1936 lautet:
a) ordentlicher Haushalt: Einnahmen 303.496 RM, Ausgaben 292.948 RM, Mehreinnahmen 10.547, Einnahmereste 24.350, Ausgabereste 33.987, Überschuß 910 RM;
b)außerordentlicher Haushalt: Einnahmen 68.495 RM, Ausgaben 61.174 RM, Mehreinnahmen 7.321 RM, dazu Einnahmereste 36.310 RM = 43.631 RM, Ausgabereste 43.631 RM.
Der ehemalige Rentmeister Karl Engelen (siehe 1929) hat gegen die Gemeinde Forderungen geltend gemacht, herrührend aus der Zeit seit 1918, die aber im Einzelnen nicht mehr genau feststellbar sind. Demgegenüber fordert die Gemeinde von ihm die Erstattung unbefugt bezogener Kinderbeihilfen und Reisekosten, die zur Zeit auch Gegenstand des Strafverfahrens gegen E. waren, sowie der Prozeßkosten. Durch Vermittlung und unter Mitwirkung von Regierungsassessor von Reumont von der Kreisverwaltung kam ein Vergleich zustande: Engelen verzichtet auf seine Forderungen und erkennt eine Schuld von 800 RM an, zu tilgen mit 50 RM vierteljährlich.
Anstelle ausgeschiedener wurden Gemeinderäte: Peter Cormann aus Breinigerheide und Quirin Fleck aus Breinig.
Am 4.Januar ist der Gemeinde-Beigeordnete Ferdinand Beißel aus Breinig verschieden. Nachfolger wurde Gemeinderat Leo Schloemer, Kornelimünster.
Mit Wirkung vom 1.Oktober 1937 wurden die beamteten Stellen eines Amtsinspektors und einer Amtsobersekretärs geschaffen und in die erste Amtssekretär Hubert Meyer, in die andere Amtssekretär Johann Emonts berufen. Amtsobersekretär Heinrich Haupts war am 15.Mai ausgeschieden und in den Dienst des Finanzamts Aachen Land in Aachen getreten.
Für die beiden Vollziehungsbeamten wurden Krafträder beschafft, um ihnen die großen Entfernungen zu erleichtern. Sie sollen auch den nichtpolizeilichen Zustell- und Ermittlungsdienst mitversehen, der den Polizeibeamten untersagt wurde.
Mit dem Bau des neuen Schulhauses in Venwegen (siehe 1936) wurde den dortigen Schulnöten abgeholfen. Zwei geräumige Schulsäle mit Zubehör und eine Lehrerdienstwohnung unter demselben Dach, Garten und Spielplatz sind dem Wald vorgelagert.
Das älteste der freigewordenen Schulhäuser wurde an den Bäcker Franz Odekerken verkauft; das nebenan stehende jüngere behielt die Gemeinde; im bisherigen Schulsaal im Erdgeschoß erhielt die HJ ein Heim.

Der neue Breiniger Friedhof wird seit Februar benutzt. Lage, Aufteilung und Bepflanzung haben ihn zu einem Schmuckstück und zu einer würdigen Ruhestätte werden lassen.
Die Rodung oberhalb von Venwegen ist beendet. Die Fläche ist fürs Erste mit Hafer besät worden. Ihre pachtweise Übergabe an die Rodungsgenossenschaft Venwegen zur Nutzung als Ackerland ist geschehen.
Unter Beteiligung der Gemeinde Walheim wurde zwischen Kitzenhaus und der Hauptschneise durch den RAD ein Forstwirtschaftsweg ausgebaut.
An der Niederforstbacher Straße in Kornelimünster entstand seit dem vorigen Herbst eine erste Siedlung am Ort: 4 Doppelhäuser. Sie wurde von den Siedlern bezogen. Das Gelände stellte die Gemeinde zur Verfügung. Träger des Unternehmens ist die Rheinische Heimstätte G.m.b.H. in Düsseldorf.
Der Landkreis Aachen übernahm die Unterhaltung der kurz hinter der Gemeindegrenze an der Aachener Straße beginnenden, in unserer Gemeinde Bilster Straße genanten Straße nach Krauthausen usw.. Ihr Anfang liegt in der Gemeinde Brand. Von der Grenze bis zur Inde, d.h. auf unserem Gebiet, hatte unsere Gemeinde sie zu unterhalten gehabt.
Die alte gemauerte zweibogige Hauptbrücke über die Inde in Kornelimünster lag senkrecht zum Wasserlauf und war dann dem modernen, schnellen Verkehr nicht mehr gewachsen, obwohl sie eine gepflasterte Fahrbahn von angemessener Breite und beiderseits auch über das Mauerwerk hinausragende erhöhte Bürgersteige aus Eichenbohlen hatte. Auch die über sie verlegten Straßenbahngeleise, die auf der Aachener Straße wegen der Brückenlage eine enge Biegung hatten, erheischten eine Änderung. Der starke Mittelpfeiler der Brücke aber hemmte den freien Wasserablauf. Sie wurde dann an beiden Ufern ganz abgebrochen; der Mittelpfeiler blieb liegen bis zur Bachbetthöhe stehend. Eine neue, eisenarmierte, einbogige, an den Ufern auf Rollen gelagerte, gegossene Betonbrücke trat an ihre Stelle. Sie überquert den Bach schräg, sodaß der Verkehr zwischen Markt und Aachener Straße schneller fließen kann. Auch die neue Brücke erhielt beiderseits Bürgersteige aus Beton. Die Grundmauer des alten Mittelpfeilers blieb bachaufwärts sichtbar und läßt die Lage der alten Brücke erkennen.
Über dem Mittelpfeiler zwischen dem Bogen wurde beim Abbruch ein durch die vorgekragten Bürgersteige verdeckt gewesener Stein (bachaufwärts) sichtbar, der die Jahreszahl 1740 trägt. Es ist anzunehmen, daß er damals beim Bau der Brücke eingefügt worden ist.
Nach dem Vorschlag der Parteiortsgruppe wurde anstelle von Karl Probst der kaufmännische Angestellte Karl Bannmüller, Kornelimünster, als Schiedsmann vorgeschlagen und bestellt.
Corneli-Oktav und Jahrmarkt wurden in der üblichen Weise vom 19. bis 26.September begangen, der anschließende Viehmarkt in einer Wiese neben dem Gaswerk veranstaltet.
Der Haushaltsplan für die Berufsschule lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 15.600 RM. Die Vergütungen für vier stundenweise beschäftigte Lehrer wurden gesenkt, dafür aber eine nicht planmäßige vollbeschäftigte Lehrperson eingestellt. Um den Bestand der Schule zu sichern, ist für das kommende Jahr die Einstellung einer weiteren hauptamtlichen Lehrperson vorgesehen. Es macht sich allgemein ein Mangel an Lehrkräften für diese Schulart bemerkbar.
Der Amts-Haushaltsplan für dieses Jahr sieht Einnahmen und Ausgaben übereinstimmend mit 114.900 RM vor. Der Stellenplan des Amts zählt auf 11 Beamte, 1 Dauerangestellter, 11 Angestellte, 1 Lehrling.

Es waren noch 2 Nachtragshaushaltspläne erforderlich.
Für die Amts-Feuerwehr wurde eine Kleinmotorspritze angeschafft; sie kostet 2.560 RM; davon übernahm die Provinzial-Feuerversicherungsanstalt 1.800 RM.
Die Haushaltsverordnung der Reichsregierung vom 4.September brachte grundlegende Änderungen in materieller wie formalrechtlicher Beziehung gegenüber dem bisherigen Recht, sodaß der Haushaltsplan sich künftig auch äußerlich vom jetzigen unterscheiden wird.
Ein neues Deutsches Beamtengesetz regelt die Rechtsverhältnisse aller öffentlichen Beamten einheitlich, auch die der Gemeindebeamten. In ihm ist auch die Mitwirkung der Partei in Beamtenfragen, insbesondere bei ihrer Berufung, Ernennung, Beförderung, und damit deren Einfluß verankert.
Die arg zerrütteten Finanzverhältnisse der Gemeinde Walheim, die jahrelang eine ordnungsgemäße Gemeindewirtschaft gehemmt hatten, konnten im Rahmen einer staatlich gelenkten Entschuldungsaktion auf eine gesunde Grundlage zurückgeführt werden.

Die kirchliche und religiöse Lage spitzte sich weiter zu. Seit Dezember erfahren folgende kirchlichen Festtage keinen staatlichen Schutz mehr: Fronleichnam, St. Peter und Paul, Maria Empfängnis, Hl. Drei Könige. Schützengesellschaften, die herkommensgemäß geschlossen an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen pflegten, wurde die Teilnahme in dieser Form untersagt. Im August wurde den Geistlichen das Recht entzogen, Religionsunterricht im Rahmen des Volksschulunterrichts zu erteilen. Aus den Schulräumen wurden die Kruzifixe entfernt, womit der überlieferte katholische Charakter unserer Volksschulen auch äußerlich aufgehoben wurde. Schulpflichtige Meßdiener dürfen für kirchliche Zwecke (z.B. Begräbnis-, Hochzeits-Messen) nicht mehr vom Unterricht beurlaubt werden. Die polizeiliche Überwachung der Predigten, Kanzelverkündungen und insbesondere des Verlesens bischöflicher oder päpstlicher Verlautbarungen, vervollständigen das Bild der Lage. Die Reaktion auf die Bedrängnisse zeigte sich wie bisher in der Vermehrung der Teilnahme an religiösen Veranstaltungen in der Kirche und bei der Fronleichnamsprozession und in einem ungeheuren Zulauf zur Heiligtumszeigung im Juli, die als solche nicht gestört oder beschränkt worden sind. Ältere Leute glaubten angesichts der antikirchlichen Entwicklung, es werde wohl die letzte Heiligtumszeigung sein. In Kornelimünster sah man während der Festtage nur an den kirchlichen Gebäuden Fahnen in den kirchlichen Farben oder mit religiösen Symbolen, im übrigen aber nur etwa zwei Dutzend Hakenkreuzfahnen. Während die Partei ihre Fahne sogar auf der Höhe der Bergkirche an einem hohen Mast flattern ließ, war das Amtshaus (Verwaltungsgebäude) nicht beflaggt. Wohl zum ersten Mal, seitdem der Brauch besteht, daß der Bürgermeister bei der Öffnung des Heiligtumsschreins als Bewahrer des zweiten Schlüssels zugegen ist, hat dieser nicht teilgenommen, sondern den Schlüssel durch seinen Vertreter dem Pfarrer übergeben lassen.
Zwei jüdische Familien, Leopold Kaufmann und Arthur Gottschalk, sind aus Kornelimünster verzogen. Nur noch die Familie Hermann André lebt noch am Ort.
Der in Breinig geborene Ordenspriester Johann Emonts beging am 25.Juli in der dortigen Pfarrkirche das 25 jährige Priesterjubiläum. Üblicherweise wird ein Priesterjubilar von der ganzen Pfarrgemeinde von seiner Wohnung zum Festgottesdienst in der Kirche geleitet und nachher zur Wohnung zurück. Hier hatte die Gestapo nur genehmigt, daß der Jubilar von einem nächsten Angehörigen, den Pfarrgeistlichen, Meßdienern und Mitgliedern des Kirchenvorstandes begleitet werde. Emonts ist übrigens 20 Jahre später in Nordamerika verstorben.
Anfang September berief die Kreisleitung der Partei unseren Ortsgruppenleiter Johann Rütter, Walheim, ab. Mit ihm schied ein Mann, der sich durch ein mehr als linientreues, ja scharfes Regiment ausgezeichnet und selbst bei den Parteimitgliedern mißliebig gemacht hatte. Die Stelle wurde vorübergehend von einem Kreisamtsleiter Kettenus wahrgenommen. Dann teilte man die Gemeinde Walheim ab. Die unsere erhielt wieder eine eigene Ortsgruppe und diese im Amtskassengehilfen Albert Rütgers ihren Leiter.
Die Vorbereitungen zum Luftschutz hatten sich bisher, neben der theoretischen Unterweisung, auf die Entrümpelung der Speicher und deren Überprüfung durch Beauftragte des Reichs-Luftschutzbunds beschränkt. Nun begann man auch mit der Übung der nächtlichen Verdunkelung, d.h. der Abschirmung der Lichtquellen innerhalb unserer Gemeinde, wobei auch die Fahrzeuge ihre Lichter abzublenden hatten. Im März folgte eine gleiche Übung in Verbindung mit einer solchen in den Nachbargemeinden. Endlich im November wurde die Verdunkelung gleichzeitig ím ganzen Regierungsbezirk geübt.
Es werden laufend Männer zu militärischen Übungen einberufen; andere machen sie freiwillig. Aus unserer Verwaltung nahm Amtssekretär Hubert Meyer im August und September an einer solchen Übung teil.
Mitte Januar hatte das Aachener 78. Infanterie-Bataillon eine Felddienstübung in unserer Gegend, am 19.Februar eine größere zwischen Nütheim und Büsbach, ein Schauspiel für die Jugend, Erinnerung für frühere Soldaten.

Dieselbe Truppe veranstaltete Ende Februar und Anfang März in den Buschbenden, östlich von Venwegen ein Scharfschießen, während dessen dieses Gelände, der beschriebene Waldteil und die Straße von Mulartshütte nach Zweifall für den Verkehr gesperrt waren. Später stellte sich heraus, daß hierbei viele Waldbäume beschädigt worden waren und als minderwertig zu gelten haben.
In Verfolg der Bemühungen um Arbeitsbeschaffung konnte die Zahl der Erwerbslosen weiterhin erheblich vermindert werden, sodaß sie nur noch einen unerheblichen Bruchteil derjenigen von 1932/33 ausmacht. Entsprechend gingen die Fürsorge- und Wohlfahrtskosten zurück.
Die im Vorjahr erwähnten Schürfungen auf Eisenstein auf der Schützheide wurden von der Rheinischen Gesellschaft für Bodenforschung in Köln aufgenommen. Sie ergaben jedoch, daß die Erwartungten nicht erfüllt werden würden und wurden darum nach einigen Monaten wieder eingestellt.
Das nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSKK) Aachen richtete östlich der Straße Breinigerberg-Vicht-Breinigerberg gegenüber der Waldschänke im Loh unter Mitbenutzung einer von der ehemaligen Grube Breinigerberg herrührenden Senke eine Geländeübungsbahn ein und benuzte sie vom 10.Oktober ab zu Fahrübungen.
Am 20.Juni wurde Hubert Braun in Breinig, Hauptstraße, Kriegsteilnehmer von 1870/71, 90 Jahre alt. Im Weltkrieg 1914/18 hat er 3 Söhne verloren.
Der Venwegener Pfarrer von den Driesch wurde als Seelsorger an das Aachener Gefängnis versetzt. Nachfolger in Venwegen wurde Pfarrer Hermann Josef Peters.
Auf Grund neuer ministerieller Weisungen über die Ausgestaltung der Friedhöfe wurde eine neue Friedhofsordnung erlassen. Sie ersetzt die Ordnungen aus den 70er und 80er Jahren letzthin.
Bis Mitte Januar hatten wir noch kein eigentliches Winterwetter gehabt. Erst am Monatsende gab es Schnee, Eis und bis 7° Kälte. Während der Frost bald zurückging, blieb der Schnee bis nach Fastnacht liegen. Am 21. Und 22.Februar trat infolge Regens die Inde ober- und unterhalb von Kornelimünster über die Ufer. Dieser milde Winter ließ schon zu Anfang des März Baum und Strauch ausschlagen und die Singvögel heimkehren, denen schon vier Wochen später die Schwalben folgten. Die Obstblüte Anfang Mai litt unter zu kühlem Wetter. Dieser Monat brachte uns eine ungeheure Maikäferplage. Die Tiere fraßen bevorzugte Laubgewächse kahl, auch im Wald. Im waldnahen Ort Venwegen taten sich zur Bekämpfung die Leute zusammen, auch die Schulkinder wurden mit eingesetzt; man fing dort an einem Tage 48.000 Maikäfer.Juli-Trockenheit ließ die Wiesen verdorren; fürchterliche Hitze Anfang August und 4 Wochen später, doch hatte reichlicher Regen Mitte August die Wiesen sich erholen lassen. Mitte September mußte an einigen Tagen geheizt werden. Gab es Anfang Oktober noch einige heitere Tage, so 4 Wochen später Nachtreif und nach der November Mitte Schnee und Frost. In der ersten Dezember Hälfte fiel soviel Schnee, daß der Straßenverkehr und der Straßenbahnverkehr gestört wurden. Weihnachten war wieder schneefrei.
Ernte: Genügend Heu, wenig Grummet, mit den Feldkartoffeln konnte man zufrieden sein, Halmfrucht unter mittelmäßig.
Weil in Holland und im Saarland der Kartoffelkäfer aufgetreten ist, wurde auch hier das Absuchen der Felder angeordnet und durchgeführt; es war ohne Erfolg, d.h. es wurden keine Käfer gefunden.
Im November trat in einigen Breiniger Gehöften die Maul- und Klauenseuche auf.
Am 4.Februar verunglückte der mit der Gestaltung des neuen Breiniger Friedhofs beauftragte Gartenarchitekt Schreiber aus Geilenkirchen in seinem Kraftwagen, als dieser auf der Stockemer Straße von einem Eisenbahnzug erfaßt wurde. S. wurde schwer verletzt.

Ostern erschoß sich in Kornelimünster ein Aachener SA-Mann mit Namen Brauers.
Feuersbrünste:
In der Nacht zum 19.Oktober Scheune und Stallungen der Geschwister Arnold und Elisabeth Schreiber in Breinig, auf dem Essig; 5 Tage später Stall und Scheune von Erben von Theodor Jansen an der Stockemer Straße in Breinigerheide, benutzt vom Mieter Albert Berners. In beiden Fällen vermochte die Feuerwehr das Übergreifen des Feuers auf die angebauten Wohnhäuser verhindern.
Im Jahr 1921 war der Gemeinde das Recht verliehen worden, ein Siegel zu führen, das im Abbild des abteilichen Schöffensiegels aus dem 15. Jahrhundert enthält: Zwischen der Randumschrift "Siegel d. Gemeinde Cornelimünster" das Brustbild des hl. Papstes Cornelius mit Mytra, Stola und zwei gehreuzte Abtstäbe. Diese Verleihung schließt nicht das Recht ein, die Abbildung auch als Wappen zu benutzen. Auf Anregung der Kreisverwaltung ließ die Gemeinde durch den Heraldiker Wolfgang Pagenstecher in Düsseldorf den Entwurf zu einem Wappenschild anfertigen:
Im senkrecht zweigeteilten Schild rechts der doppelköpfige Adler, links aufrechtstehend das Corneliushorn. Wappenfarben schwarz-rot-gold.
Dieser Entwurf wurde am 8.Januar 1937 vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz genehmigt.


Breinig, am 20.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1938

Bevölkerung
1938mw
Population
Geburten342963
Todesfälle171936
Trauungen56

Es wurden angezeigt:
63 Lebendgeburten 34 m. und 29 w.
27 Sterbefälle einschl. Totgeburten 17 m. und 19 w.
56 Ehen geschlossen

Der Gemeinde Haushaltsplan für 1938 lautet in Einnahmen und Ausgaben auf je 312.377 RM. "Er kann als Zeichen der Wiedergesundung nach dem wirtschaftlichen Niedergang, den die Gemeinde ohne fremde Hilfe hat überwinden müssen, angesehen werden", berichtet der Amtsbürgermeister den Gemeinderäten.
Ergebnis des Abschlusses der Gemeinderechnung für 1937:
a) ordentlicher Haushalt: Einnahmen 334.600 RM, Ausgaben 350.319 RM und nach Verrechnung von Einnahme- und Ausgabe-Resten 2.116 RM Überschuß;
b) außerordentlicher Haushalt: Einnahmen und Ausgaben 104.154 RM, Einnahme- und Ausgabe-Reste 187.011 RM.
Der Forstwirtschaftsplan für 1938/39 sieht vor: Einnahmen aus Holzverkäufen 31.914 RM, Kosten für Forstkulturen 1.859 RM.
Gemeinderat wurde anstelle des ausgeschiedenen Leo Schloemer Peter Liebenstund aus Kornelimünster.
Gemeindesteuer-Hebesätze bei der Grundsteuer: 100 v.H. beim landwirtschaftlichen Besitz, 140 v.H. beim anderen Besitz (=Zuschlag) auf die Meßbeträge.
Die Gemeinde. Biersteuer ging am 1.Oktober auf das Reich über.
Amtshaushalt dieses Jahres: Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig 142.751 RM.
Die Amts Haushaltsrechnung für 1937 schließt ab mit 126.674 RM einnahmen und 127.070 RM Ausgaben.
Sie Amtsältesten Wagener, Schloemer und Unger sind ausgeschieden. Für den Rest der Amtszeit wurden die Ersatzleute berufen: Peter Liebenstund aus Kornelimünster, Peter Cormann aus Breinigerheide und Wilhelm Schlütz aus Hahn.
In seinem Bericht an die Amtsältesten sagte der Amtsbürgermeister gelegentlich der Erörterung der Haushaltssatzung für 1938:
Das Verwaltungspersonal sei bisher weder zahlen-noch besoldungsmäßig den tatsächlichen Erfordernissen entsprechend gewesen; die Stellen des 1930 verstorbenen Gemeindeobersekretärs Josef Soldierer und des 1937 ausgeschiedenen Amtsobersekretärs Heinrich Haupts seien nicht wieder besetzt worden, sodaß nur noch 3 Beamte vorhanden sind, im übrigen aber Angestellte den Dienst zu versehen hätten; er habe um die infolgedessen erschreckend zunehmende Abwanderung von Mitarbeitern in besserbezahlte Stellen aufzuhalten, eine Angleichung der Besoldung an die vergleichbaren Stellen anderer Gemeinden vornehmen müssen; trotzdem habe die Abwanderung nicht aufgehört; das Amt habe im Vergleich mit gleichgroßen Verwaltungen den weitaus geringsten Beamtenbestand; der jetzige Mehraufwand sei nur deshalb so auffallend, weil vorher in Bezug auf Zahl und Bewertung der Stellen anormale Zustände bestanden hätten; trotzdem sei heute die Belastung mit persönlichen Verwaltungskosten mit 10,46 RM je Einwohner an der untersten, statistisch nachgewiesenen Grenze gelegen; in den Jahren 1937 und 38 seien 1 Beamter und 14 Angestellte ausgeschieden, davon 1 zum Wehrdienst, die anderen zu anderen Verwaltungen gegangen, von denen allein 5 Beamtenstellen erlangten.

Es wurde eine zweite Amtsobersekretärstelle geschaffen und in sie am 24.Oktober der Amtssekretärt Johann Röntgen berufen.
Der seit 1925 im Angestelltenverhältnis tätige Vollziehungsbeamte Josef Milz erlangte am 1.Mai Beamteneigenschaft.
Für Zwecke des Feuerwehr- und Fliegeralarms beschaffte die Gemeinde Alarm-Einrichtungen. Je eine Sirene kam auf das Amtshaus in Kornelimünster und das Schulhaus an der Neustraße in Breinig. Beide werden elektrisch angetrieben. Die Kosten betragen für die Gemeinde 2.700 RM.
Das Feuerlöschwesen wurde durch Gesetz vom 23.November 1938 als Gemeindeangelegenheit erklärt. Demgemäß sind seine Kosten vom Amtshaushalt abzusetzen.
Die Erd- und Mauerarbeiten für das neue Schulhaus in Kornelimünster wurden an die Firma Gebrüder Schloemer in Oberbruch vergeben, die sie für 21.144 RM ausführen will. Am Jahresende stand der Bau vor der Vollendung.

Für den Schulleiter wird im kommenden Jahr eine Dienstwohnung an der Oberforstbacher Straße erbaut werden.
Für die Wartung der neuen Schule in Kornelimünster wurde Andreas Vecqueray zum Hausmeister bestellt.
Die von der Volksschule im Ökonomie-Gebäude der Abtei benutzten Räume sollen im kommenden Frühjahr ein RAD-Lager für Mädchen aufnehmen, damit dies möglich wird, muß die Schule vorher anderweitig untergebracht sein.
Das Forsthaus in Venwegen ist stark instandsetzungsbedürftig. Erfahrungsgemäß sind die Kosten hierfür verhältnismäßig hoch. Darum erschien ein Neubau im Anschluß an das Gehöft wirtschaftlicher. Die jetzigen Wohnräume sollen Wirtschaftszwecken dienstbar gemacht werden. Die auf 21.000 RM veranschlagten Neubaukosten sollen aus einem Papierholz-Sonderhieb gedeckt werden. Bis zum Winter war der Rohbau dertig.
Der im Frühjahr begonnene Ausbau der Straße Breinig Münsterau leidet zunehmend darunter, daß die ihm zugeteilten Erwerbslosen besser bezahlten Abeitsstellen zustreben, nicht mehr genügend Wohlfahrtsunterstützte vorhanden sind und es an Facharbeitern mangelt. Bis zum Jahresende waren jedoch von Breinig bis zum Forsthaus Rochenlager beendet. Bis dorthin hat man im allgemeinen die alte Straßenlinie beibehalten; nur vor dem Forsthaus wurde die scharfe Biegung durch eine kürzere, mehr gestreckte ersetzt. Das schwerste Stück Arbeit steht noch bevor: Dem sog. Frackersberg, das ist das gen Münsterau abfallende Stück mit mehreren scharfen Biegungen, wird unter erheblichen Erdbewegungen eine völlig neue Linie mit einem sanften Bogen gegeben werden.
Die Straße Kornelimünster-Schleckheim, beginnend an der Aachener Straße am Steinkaulplatz wurde vom Landkreis ausgebaut und in die Unterhaltung des Kreises übernommen. Ihre Linienführung ist in unserer Gemeinde nicht verändert worden.

An der Berufsschule wurde eine zweite hauptamtliche Lehrperson angestellt. Hiernach wurde entsprechen dem Vorschlag der Regierung der Gewerbelehrer Josef Souvignier als Oberlehrer zum Schulleiter bestellt.
Die Berufsschulpflicht wurde durch Satzung des Amts auf Mädchen ausgedehnt.
Das Benediktinerkloster hierselbst wurde wieder vollständiges Priorat und unabhängig von Kloster Ilbenstadt.
Seit mehr als 30 Jahren haben Schwestern aus dem Orden der Cellitinen in Kornelimünster im ehemaligen, für ihre Zwecke auf Kosten der Gemeinde umgebauten und von ihr baulich unterhaltenen Armenhaus Auf dem Schulberg 18, neben dem Amtshaus, eine kleine Niederlassung. Dort und von dort haben sie in stillem Wirken eine segenreiche Tätigkeit entfaltet: Handarbeitsunterricht, ambulante Krankenpflege usw.; eine der Schwestern versieht seit den ersten Jahren nach dem Kriege den Dienst als Gesundheitspflegerin der Gemeinde. Außerdem unterhalten die Schwestern eine Kleinkinderbewahrschule. In diesem Jahre hat die Gemeinde ihnen das Haus gekündigt, um darin im Erdgeschoß Verwaltungsräume, im Obergeschoß eine Wohnung für den Amtsrentmeister einzurichten. Die Schwestern haben nun ein ihnen von der Kirchengemeinde überlassenes Haus auf dem St. Gangolfsberg bezogen; auf einen Kindergarten mußten sie verzichten, weil er sich in der neuen Niederlassung nicht einrichten läßt. Das große Haus beabsichtigen sie teilweise für die Aufnahme alter oder pflegebedürftiger Frauen einzurichten.
Die NSV richtete darauf in der ehem. Abtei eine Kindertagesstätte ein, die im kommenden Frühjahr eröffnet werden soll. An den Einrichtungskosten ist die Gemeinde beteiligt; auch hat sie einen Jahreszuschuß von 1.750 RM zugesagt.

Das Kreis-Heimatmuseum in Kornelimünster (siehe 1936), das zu einer reichhaltigen Übersicht über die Geschichte, die Kultur und das gewerbliche Leben des Landkreises ausgebaut wurde, erhielt in dem Studienrat Dr. Wilhelm Gierlichs aus Herzogenrath einen hauptamtlichen Leiter. Er wird außerdem den Herausgeber der "Heimatblätter des Landkreises Aachen", den jeweiligen Regierungsassessor der Kreisverwaltung, unterstützen. Das Museum erfreut sich wachsenden Ansehens und regen Besuchs. Für den Ort ist es ein Anziehungspunkt besonderer Art geworden. Dr. Gierlichs war vor 2 Jahren vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz und vom Generaldirektor der Staatsarchive zum Kreis-Archivpfleger bestellt worden.
Das Amt beabsichtigte, im unteren Itertal eine Wassersportanlage zu erbauen. Die Verwirklichung scheiterte jedoch an den ungeklärten Finanzierungsmöglichkeiten.
Im Frühjahr beanspruchte der RAD das ganze Gelände der Flur Finsterau zwischen Vichtbach und Büsbacher Gemeindewald, bisher Felder und Wiesen von Einwohnern von Zweifall, für die Erbauung eines RAD-Ausbildungs- und Standlagers. Bis zum Herbst waren alle Baracken fertig und vom RAD bezogen. Dieser ersetzte auch die hölzerne Brücke über die Vicht durch eine solche aus Beton.
Um für einen nicht näher angegebenen Zweck eine Reserve an Polizeibeamten zu haben, wurde eine Anzahl militärisch ausgebildeter Männer ausgesucht und von Mai ab für diese Verwendung ("verstärkte Polizeischutz") durch auswärtige Polizeioffiziere geschult. Über sie weiteres zum Jahr 1939.
In Verfolg des Vierjahresplans mußten eiserne Einfriedigungen abgeliefert werden. Dem fiel auch das Einfriedigungsgeländer mit Tor zwischen dem Hof der ehem. Abtei und der Abteistraße zum Opfer. Auf dem Abteihof befand sich bis dahin eine offene Einstiegluke über dem Mühlgraben (Obergraben), die mit einem eisernen Geländer umgeben war. Das Geländer wurde entfernt und die Öffnung geschlossen.
Im Frühjahr ließ das Reich über allen trigonometrischen Punkten, die als solche durch in den Boden eingelassene Steine mit Zeichen gekennzeichnet sind, Holzgerüste von unterschiedlicher Form und Höhe errichten. Die kleinsten Gerüste kamen über Hilfspunkten zu stehen, die größten im Wald über Hauptvermessungspunkten, wo sie selbst die höchsten Bäume überragen. Im Laufe der Jahre haben Wind und Wetter diese Bauwerke wieder untergehen lassen.

Die auf dem Wingertsberg stehenden vier Wohnhäuser entbehrten einer Wasserversorgung durch Brunnen oder Wasserleitung. Ihre Bewohner entnahmen das Trinkwasser dem Ablauf des Bocksbrunnens jenseits der Eisenbahn, der offen durch die Wiesen fließt und auch Viehtränke ist, also der Verschmutzung stark ausgesetzt ist. Die Verlegung eines Anschlusses an die Wasserleitung dahin ist wegen Rohrmangels zur Zeit nicht möglich. Die Gemeinde ließ dann an dem auf halben Wege stehenden Wohnhaus von Josef Müller eine Zapfstelle der Wasserleitung einrichten. An dieser können die Leute einwandfreies Wasser gegen eine geringe Pauschgebühr entnehmen.

Auf dem Gut Stockem, Eigentum von Wilhelm Lambertz und Heinrich Bröcker stand ein alter Wohnturm, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, halbseitig noch von einem Wassergraben umgeben, den die Breiniger "Burg" oder "Stockemer Burg" nannten. Er hatte noch in der 2. Hälfte des vorigen Jahrghunderts als Wohnung für Gutsknechte usw. gedient, in den vergangenen Jahren gelegentlich noch jungen Wanderern (Pfadfinder) als Aufenthalt, war jedoch mangels jeglicher Unterhaltung allmählich baufällig geworden. Darum suchten die Besitzer die Genehmigung nach, das Bauwerk, an dessen Erhaltung ihnen nicht gelegen war und für die sie nichts aufwenden wollten, abzubrechen. Die Ortspolizeibehörde schob diese Genehmigung hinaus, um Mittel und Wege ausfindig zu machen, um die Burg zu erhalten und wiederherzustellen; freilich war ihr Bemühen vergebens. Es blieb ihr, auch weil die Sicherheit der Hofleute immer mehr durch herabfallende Bauteile gefährdet wurde, nichts übrig, als die Genehmigung zum Abbruch des Bauwerks zu erteilen. Ihr wurde im folgenden Jahr entsprochen. Geschichtlich ist über die Burg fast nichts bekannt; bautechnisch fand sie noch das Interesse von Angehörigen der Aachener Technischen Hochschule kurz vor ihrem Untergang. Ein Lichtbild derselben ist in den Heimatblättern des Landkreises Aachen veröffentlicht worden. Über dem Eingang der Burg war ein Wappenstein eingemauert, der u.a. die Inschrift trägt: "Johana Stockem 1688"; er kam ins Kreisheimatmuseum. Nach dessen Untergang 1944/45 war der Stein zunächst verschwunden; 1953 wurde er vom letzten Führer durch das Museum auf dem Abteihof wiedergefunden und, um ihn vor Verderb zu schützen, auf Veranlassung des Gemeindedirektors im Rathhausgarten niedergelegt.
Eine Gemeinschaft von Angehörigen der Aachener Kleinbahn hatte 1935 am Vichtbach (Flur Mückenloch) abwärts von Mulartshütte den ersten Abschnitt eines Erholungsheims errichtet. In diesem Jahr wurde das Heim vollendet. Man hat dazu in der Nähe des Baches ein Schwimmbecken errichtet und einen zweiten Zugang von der Straße Mulartshütte-Zweifall aus geschaffen und in dessen Zug den Bach überbrückt.

Die überlieferte halb kirchliche Bindung der Schützengesellschaften war der Partei nicht recht. Sie war bestrebt, sie daraus zu lösen und ausschließlich für den Gedanken der Förderung der Wehrbereitschaft zu gewinnen, zumal die meisten Vereine einem Verband Schützenbruderschaften angehören, der einen geistlichen Präses hat. Die Partei erreichte, daß die Breiniger St. Sebastianus-Schützengesellschaft (Bruderschaft) sich mit der dort erst seit den letzten neunziger Jahren bestehenden St. Barabra-Flobert-Schützengesellschaft zu "Schützengesellschaft Breinig 1666" vereinigte und die Bindung an den Bruderschaftsverband offiziell aufgab. Die örtliche Bruderschaft blieb jedoch im Geheimen innerhalb der neuen Gesellschaft bestehen.
Die Mitglieder der Kriegervereine wurden mit mehr oder weniger Druck in die "SA-Reserve" überführt und tragen eine dies kennzeichnende Armbinde.
Im Zuge der "Arisierung" jüdischer Geschäfte und Unternehmungen ging die unter der Firma W. Heymann K.G. in der Münster Mühle bestehende Reißwollfabrik auf August Meuther in Inden über.
Die tötliche Judenverfolgung in der "Kristallnacht" zum 10.November, die andernorts, z.B. in Brand und Aachen wie im ganzen Reich zur Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen führte, hatte hier keine Folgen, weil es weder das eine noch das andere gab.

Anstelle des Personalausweises, den nach dem Kriege erstmals die Besatzungsmächte eingeführt hatten, und der nach deren Abgang in Vergessenheit geraten war, führte das Reich eine Kennkarte ein. Sie wird von der Ortspolizeibehörde ausgestellt. Wehrpflichtige müssen sie bei der Anmeldung zur Wehrstammrolle besitzen; im übrigen wird nicht auf ihren Besitz gedrängt. Eine Ausnahme hiervon machen lediglich die Juden; wenn sie wenigsten 6 Jahre alt sind, müssen sie die Kennkarte sofort ausstellen lassen.
Einige Erkrankungen an spinaler Kinderlähmung waren die Ursache sowohl den Jahrmarkt während der Corneli-Oktav wie auch den darauf folgenden Viehmarkt ausfallen zu lassen.
Die Arbeitslosigkeit kann als überwunden angesehen werden. Nur noch wenige nicht ins Gewicht fallende Arbeitslose sind vorhanden.
Anfang Juli bekam Breinig für 2 ½ Wochen die ersten deutschen Soldaten seit 1918 ins Quartier, Pioniere aus Riesa in Sachsen. Sie wurden durch Pioniere aus Minden in Westfalen abgelöst, die jedoch nur kürzere Zeit blieben. Aufgabe der Soldaten war, Vorarbeiten für den Bau von Befestigungen längs der Reichsgrenze auszuführen, die unter der Bezeichnung "Westwall" bekannt geworden sind. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen etwas später und wurden von Unternehmen mit zivilen Arbeitern ausgeführt, die ziemlich plötzlich in großer Zahl eintrafen. Sie wurden in Kornelimünster, Breinig und Venwegen in Sälen untergebracht. Bald beherrschten Lastkraftwagen mit Baustoffen bei Tag und Nacht die Straßen in so großer Zahl, daß für den übrigen Verkehr nur wenig Raum blieb. Das dauerte bis über das Jahresende. Die ganze Grenzgegend war ein Heerlager mit einer ungeheuren Betriebsamkeit geworden, in dem es keinen Ruhepunkt zu geben schien. Nicht einmal der Sonntag brachte eine Arbeitsunterbrechung. In unserer Gemeinde wurde keine Befestigung gebaut; sie liegt zwischen der ersten und zweiten Befestigungslinie, eine dritte liegt noch weiter zurück.
Der Zustand einiger Straßen ist schlecht; duch die ungeheure Beanspruchung für den Lastkraftwagenverkehr der Westbefestigungen haben sie noch mehr gelitten. Durchgreifende Verbesserungen vorzunehmen, ist untunlich, weil sie in kurzer Zeit durch diesen Verkehr zunichte gemacht würden. Man behilft sich mit Flickarbeiten und warnt im übrigen vor dem Verkehr auf schlechten Straßen durch Aufstellen von Tafeln mit der Aufschrift "Schlechte Wegstrecke".

Am 8.November kam der 42 jährige Bauunternehmer Edmund Immendorf aus Stolberg bei einem Kraftfahrzeugunfall auf der Provinzialstraße in Münsterau zu Tode.
Vier Wochen später, am 2.Dezember, erhängte sich im Lager des Reicharbeitsdienstes in der Finsterau der 21 Jahre alte Arbeitsmann Adam Stier.
Am 19.Dezember fand man im Weinfelder Maar bei Daun die Leiche des 52 Jahre alten Buchhalters Hermann Pelzer aus Kornelimünster; es liegt Selbstmord vor.


Breinig, (Frühlingsanfang), 21.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



Band-61939-1944


[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-5



1939

Ergebnis der allgemeinen Volkszählung am 17.Mai: 5186 Einwohner
Davon wohnten in Kornelimünster
Volkszählung
Breinigerheide
Breinig
Schützheide
Breinigerberg
Vicht-Breinigerberg
Münsterau
Venwegen

Zahl der Lebendgeburten 76 (42 männlich, 34 weiblich) Gestorben und Totgeborenen55 (27 m., 28 w.), Eheschließungen 63.
Volkszählung am 17.Mai
Zahlgesamtm.w.
Personen5186
Lebendgeburten764234
Gestorben und Totgeboren552728
Eheschließungen63

Höhere Steuereinnahmen infolge der verbesserten Wirtschaftslage begründeten auch eine günstigere Finanzlage der Gemeinde. Ihre Abrechnung für 1938 ergab einen Überschuß von 31.610 RM. Der Haushaltsplan für 1939 ist dem vorjährigen, angeglichen (Einnahmen und Ausgaben 368.727 RM), erfuhr jedoch wegen der kriegerischen Ereignisse erhebliche Veränderungen.
Bei einer Beratung mit den Gemeinderäten trug der Amtsbürgermeister vor: Die Aufwendungen für die öffentliche Fürsorge haben sich in ihrer Gesamtheit vermindert; einsatzfähige Erwerblose sind in der Gemeinde nicht mehr vorhanden; die Entschädigung für die Fürsorgeschwester wurde von 650 auf 1000 RM jährlich heraufgesetzt; die Einstellung einer eigenen Fürsorgerin bezw. die Einrichtung einer NS-Schwesternstation scheitert vorläufig an dem Mangel an solchen.
Steuerhebesätze: Grundsteuer A (landw. Besitz) 200, Grundsteuer B (anderer Besitz) 140, Gewerbesteuer 300 v.H. der Meßbeträge, Bürgersteuer 500 v.H.
In seinem Nachtragshaushaltsplan sind 80.700 RM Mehr-Einnahmen und Ausgaben vorgesehen.
Der Amts-Haushaltsplan für 1939 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 162.147 RM vor. Die Amtsumlage (von den Gemeinden aufzubringen) beträgt wie im Vorjahr 108.587 RM. Nachträglich wurden kriegsbedingt 230.160 RM angefordert.

Anstelle von Leo Schloemer wurde der Bauer Amandus Kerres aus Schleckheim Amtsbeigeordneter.
Die Gemeinde verpachtete den Steinbruch am Wolberberg auf 10 Jahre, ab 1.Juni, an die Kommandit-Gesellschaft Schömer in Aachen.
Ende Januar wurde das Volksschulgebäude in Kornelimünster fertig und seinem Zweck zugeführt. Alle Klassen (je 2 für Knaben und Mädchen) fanden darin Raum, ferner ein Lehrer- und ein Lernmittelzimmer, im Keller ein Brausebad. Alle Räume werden zentral mit Dampf geheizt. Die gesamten Baukosten betragen 77.930 RM, davon werden getragen 43.018 RM durch einen Staatszuschuß, 23.250 RM aus einem Darlehen und 12.662 RM durch die Gemeinde. Es ist ein repräsentation Bau geworden, der sich architektonisch der Umgebung (ehemalige Abtei) gut anpaßt. Die Schulmöbel wurden neu angeschafft; sie kosteten 4.000 Rmark.
An der Oberforstbacher Straße wurde ein Wohnhaus als Dienstwohnung für den Schulleiter begonnen; bis zum Winter konnte es noch unter Dach gebracht werden. Fertig wurde es im folgenden Frühjahr. Die Gesamtkosten sind mit rund 20.000 RM veranschlagt; davon hat die Gemeinde nur 6.500 RM aufzubringen. Die bisher in der ehemaligen Abtei angemeldete Dienstwohnung mußte demnächst geräumt werden; darum wurde das Haus für gut befunden.

Im April erhielten die herkömmlicherweise konfessionellen (bei uns katholischen) Volksschulen die Bezeichnung Deutsche Volksschulen , womit ihre Entkonfessionalisierung unterstrichen wurde.
In Breinig verstarb am 25.Juni nach langer Krankheit der dortige (erste) Volksschulrektor Wilhelm Kranzhoff im Alter von 60 Jahren. Ungefähr 35 Jahre hat er im Breiniger Schuldienst gestanden, seit 1912 als dessen Leiter. Kranzhoff war von 1907 ab auch Leiter der Gewerblichen Fortbildungsschule Breinig bis zu deren Ablösung durch die Berufsschule gewesen, hatte einen Schülerchor und ein Schulorchester gegründet, sich als Komponist betätigt und lange Jahre auch Gesangvereine dirigiert.
Infolge Einschulung der Mädchen in die Berufsschule war dort die Einrichtung entsprechender Abteilungen nötig. Eine notwendige, planmäßig anzustellende Lehrerin konnte jedoch nicht gefunden werden.
Es hat sich herausgestellt, daß die beiden Vollziehungsbeamten den nicht polizeilichen Zustell- und Ermittlungsdienst nicht noch nebenher zu erledigen vermögen. Darum mußte damit ein Angestellter betraut werden. Elektromeister Leo Schloemer aus Oberforstbach hat diesen Dienst am 15.Februar an. Sein Amt als Amtsbeigeordneter mußte er deswegen niederlegen.
Dem Amtsobersekretär Johann Röntgen und dem Gemeindeförster Josef Andres wurde das vom Führer verliehene silberne Treudienstehrenzeichen für mindestens 25 jährige Dienstzeit in einer schlichten Feier im November vom Amtsbürgermeister überreicht.
Es wurde eine beamtete (Gemeinde) Amtssekretärstelle geschaffen und in sie am 1.Februar der geprüfte Verwaltungsanwärter Cornelius Gorgels berufen. Gorgels, 1940 zum Kriegsdienst einberufen, ist am 12. Mai 1944 als Hauptmann auf der Krim gefallen.

Die Straße St. Gangolfsberg wurde neu gedeckt. Kosten 6.000 RM. Um Pferdefuhrwerke den steilen Aufstieg vom Steinkaulplatz bis zum Eisenbahnübergang neben dem Amtshause zu erleichtern, erhielt die sonst mit geteertem Steinsplitt abgedeckte Straße dort längs des Eisenbahngrundstücks einen Streifen Steinpflaster.
Auch die Abteistraße wurde mit einer geteerten Steinsplittdecke versehen. Gleichzeitig erfuhr der Eingang zum Abteihof eine Umgestaltung. Die hohen Tor- und Geländerpfeiler wurden abgebrochen; eine niedrige Abschlußmauer mit offenem Durchlaß ohne Geländer oder Gitter trat an die Stelle. Gesamtkosten 5.400 RM.
In Breinig wurden im Herbst die durch die Westwallfahrer arg beschädigten Bürgersteige der Hauptstraße wiederhergestellt.
Mit weiteren Straßenverbesserungen war nicht mehr zu rechnen, weil es wegen des Kriegs an Arbeitern, Beförderungsmöglichkeiten und Baustoffen mangelte. Zudem würde mit den verfügbaren Geldern nur ein geringer Teil der Schäden beseitigt werden können. Auch müßte auf die Bedürfnisse der Wehrmacht Rücksicht genommen werden, die in der Gemeinde und weiteren Umgebung sehr stark einquartiert wurde.
Der Ausbau der Straße Breinig-Münsterau war bis zum vorigen Winter bis zum Forsthaus Rochenläger gediehen. Der strenge Winter gebot die vorzeitige Einstellung der Arbeiten, zumal die Zahl der Arbeiter bis auf etwa ein viertel der benötigten abgesunken war. Die Mehrzahl war für die Westbefestigungen dienstverpflichtet worden; andere gingen des höheren Verdienstes wegen freiwillig dahin. Was verblieb, waren ältere Leute mit verminderter Leistungskraft. Der Unternehmer Heinrich Bock forderte für den fertigen Bauabschnitt 34.637 RM. Für den 2. Bauabschnitt sind wahrscheinlich 117.000 RM erforderlich. Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten wurden die Arbeiten nach der Jahresmitte fortgesetzt; am Jahresende waren sie noch nicht vollendet.
Das neue Forsthaus in Venwegen wurde im Frühjahr fertiggestellt.

Für die Amts-Feuerwehr wurde ein zweiter Mannschftswagen beschafft. Die Landwirtschaft hatte ein verhältnismäßig günstiges Jahr. Der Obstertrag war außergewöhnlich gut.
Ab Mitte Dezember gab es viel Frost und reichlich Schnee. Im November staute die Inde in einige tiefliegende Keller am Markt zurück. Starke Regenfälle hatten den Bach anschwellen lassen.
Die Arbeiten am Westwall wurden das ganze Jahr über und darüber hinaus vorangetrieben, wenn auch vom Herbst an mit kriegsbedingten Einschränkungen. Wegen dem auch an Sonn- und Feiertagen nicht ruhenden Lastkraftwagenverkehr mußte die Fronleichnamsprozession auf Straßen abgehalten werden, die von diesem nicht so stark berührt wurden.
Aus Kornelimünster hat ein jüdischer Mitbürger, der 1915 geborene Ernst André, die Heimat verlassen und sich ins Ausland begeben. Am Ort leben nur noch seine Eltern Hermann André und Therese geb. Heidt mit der Tochter Berta Katz geb. André. Sie sind die einzigen jüdischen Einwohnern unserer Gemeinde. Der Ausgewanderte ist nach dem Kriege 1945 zurückgekehrt.
Das Alumnat des hiesigen Benediktinerklosters, dem die Heranbildung des klösterlichen Nachwuchses oblag, wurde der Zeitverhältnisse wegen geschlossen.
Der Westwall-Straßenverkehr zeitigt auch in diesem Jahr mehrere Verkehrsunfälle, die neben Sachschäden auch einige Dutzend Körperschäden zur Folge hatten.
Am 3.April verunglückte auf der Straße zwischen Breinig und Stockem der ledige, 1853 geborene Landwirt Peter Josef Hennecken aus Breinig dadurch tötlich, daß er von einem Kraftfahrzeug überfahren wurde.

Anscheinend sich selbst erhängt hat sich am 28.April im Keller des eigenen Hauses an der Oberforstbacher Straße in Kornelimünster der im Ruhestand lebend ehemalige Provinzial-Straßenwärter Christian Josef Bougé, geboren 1876.
Am 11.Mai verunglückte tötlich ein elfjähriger Schüler (Sohn von Leonhard Strauch, Breinig), als er während der Unterrichtspause vom Schulspielplatz auf dem Essig auf die Straße lief und von einem Kraftwagen überfahren wurde.
Am 29.August wurde die 35 Jahre alte Ehefrau von Mathias Gronen, Antoinette geb. Hennecken, wohnhaft in Breinig, Essiger Straße, deren Gatte soeben zum Wehrdienst einberufen worden war, ertränkt im Hausbrunnen ihrer Wohnung aufgefunden; sie trug Verletzungen der Schlagader einer Hand, die sie sich anscheinend selbst beigebracht hatte. Die Frau galt als geistig umnachtet.
Wenn uns nicht schon andere und greifbare Dinge auf eine Entwicklung hingewiesen hätten, die von den meisten Bürgern mit innerer Unruhe und Mißtrauen verfolgt wurde, (: Verstärkung der Gendarmen auf 4 (bisher 2) im Amtsbezirk, Heranbildung einer Polizeireserve (verstärkter Polizeischutz), Bildung von Grenzschutzkompagnien, Luftschutzübungen, Westbefestigungen, usw.:), so bereitete uns die amtliche Propaganda in Presse und Rundfunk mit zunehmender Eindringlichkeit auf Ereignisse vor, deren Endstadium nicht vorauszusehen war, auf das Ereignis des Jahres.
Im August wurden zu militärischen Übungen einberufene Männer über die vorgesehene Zeit hinaus im Dienst zurückbehalten.
Am Sonntag, den 27.August, wurden die Vorräte an Lebensmitteln und Verbrauchsgütern beschlagnahmt, am gleichen Tage durch vorausbestimmte Vertrauensleute längst bereitliegende Lebensmittelbezugsscheine (Lebensmittelkarten) an die Haushaltungen verteilt.

Kurz vorher hatte in Brand mehrere Tage lang eine Kraftfahrzeug-Musterung stattgefunden. Seit der Nacht zum 26.August erhielten zahlreiche Männer Einberufungsbefehle zum Wehrdienst. Noch vor dem Monatsende eintraf ein sogenanntes Baubataillon in der Gemeinde und bezog Massen- und Einzelquartiere.
In der Frühe des 1.September erfuhren wir durch den Rundfunk, Polen sei von unserer Wehrmacht angegriffen worden. Diese Nachricht wurde von der Mehrheit der hiesigen Bevölkerung trotz der aufputschenden Regierungspropaganda, die übrigens schon längst an Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit eingebüßt hatte, obwohl gegenteilige Meinungsäußerungen nicht geduldet wurden, mit mehr Zurückhaltung als Zustimmung oder gar Begeisterung aufgenommen. "Krieg" hatte seit dem vorigen einen üblen Beigeschmack behalten.
Alsbald wurden unsere Gemeinde und die weite Umgebung, bis weit ins Hinterland gestaffelt, dicht mit Truppen verschiedener Waffengattungen belegt, die in Wohnungen, Schul- und Wirtshaus-Sälen untergebracht wurden. Ihre Verpflegung besorgten sie selbst. Der Bahnhof Breinig wurde Ausladestelle für allen Truppenbedarf der 225. Infanterie Division, der zumeist ältere gediente Leute angehörten, zunächst vorwiegend aus Holstein und Hannover, später auch aus Ostpreußen und andere Gegenden. Dort in Breinig entwickelte sich beim Abholen der Bedarfsgüter täglich ein beängstigender Verkehr, der den übrigen für Stunden lahmlegte, wenigstens auf den vom Bahnhof ins Hinterland führenden Straßen. Selbst auf dem Ladeplatz verhaspelten sich anfänglich die Fuhrwerke, bis das oben erwähnte Baubataillon (Nr.79) von da eine Abfuhrstraße zur Stockemer Straße hin geschaffen hatte. Auf dem Ladeplatz türmten sich Strohballen und Heuhaufen. Bis zum Jahresende und darüber hinaus war die ganze Gegend ein Heerlager, wie sie es wohl noch nie gewesen war. Das Verhältnis zwischen den Soldaten und den Einwohnern war durchweg gut; vereinzelt nur gab es kleine Reibereien, die bei einer solchen Massierung von Quartiergästen aber entschuldbar sind.

Am Tage des Kriegsbeginns gegen Polen wurde auch der Luftschutz ausgerufen. Was jahrelang gelehrt und geübt worden, mußte nun ernsathaft beachtet, durchgeführt und erprobt werden. Die abendliche Straßenbeleuchtung wurde und blieb ausgeschaltet. Eine Düsternis wie in Vorväterzeiten!
Der Krieg verschaffte der Gemeinde eine Reihe neuer Aufgaben. Einquartierung von Soldaten, Unterbringung von Truppenstäben usw., vor allem aber die Lebensmittelbewirtschaftung. Anfänglich von den vorhandenen Bediensteten zusätzlich mitbearbeitet, ergab sich schon bald die Notwendigkeit, dafür eine eigene Dienststelle mit neu angeworbenem Personal einzurichten, die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle. Ihr allein oblag die Abgabe der Lebensmittelkarten und der Bezugsscheine für Textilien, Schuhe und andere bewirtschaftete Bedarfsgüter; sie kontrollierte den Rücklauf der belieferten Bezugsberechtigten von den Geschäften, gab sie an das Kreis-Ernährungs- und Wirtschaftsamt weiter und stellte den Geschäften Wiederbezugsberechtigungsscheine aus. Im November trat an die Stelle der Bezugsscheine für Kleidungsstücke die sogenannte Kleiderkarte; Bett- und Küchenwäsche und Schuhe blieben bezugsscheinpflichtig. Diese Organisation spielte sich rasch ein und hat sich bewährt, auch dank dessen, daß die Stadt schon längst die Erzeugung, den Vertrieb und die Verteilung der Güter gelenkt hatte; sie war gut durchdacht. Vom eigentlichen Warenhandel, der im vorigen Krieg soviel Mißfallen gefunden hatte, konnten und mußten sich die Gemeinden fernhalten.

Eine weitere beträchtliche Belastung der Verwaltung war die Entgegennahme und Bearbeitung der Anträge auf Familien-Unterhalt für die Hinterbliebenen bezw.Familienangehörigen der zum Wehrdienst einberufenen Männer. Sie oblag der Wohlfahrtsabteilung.
Anfang September wurden auch die Männer der Polizeireserve (verstärkter Polizeischutz) zum Dienst einberufen und den Polizei- und Gendarmerie-Beamten zugeteilt. Ihre Löhnung wurde dem Amt vom Staat ersetzt. Als sich ergeben, daß ihre Hilfeleistung nicht mehr nötig war, wurden die "Wachtmeister der Polizei der Reserve", so war ihre Dienstbezeichnung, am 16.Oktober nach Hause beurlaubt.
Auch einige Beamten des Amts wurden zum Wehrdienst einberufen. Drei von ihnen, die nicht entbehrt werden konnten, wurden jedoch nach kurzer Zeit wieder entlassen: Amtsobersekretär Emonts, Vollziehungsbeamter Kupferschläger, Polizeihauptwachtmeister Baltus.
Zur Sicherung gegen mögliche Kriegsgefahren mußten Mitte September die beim Standesamt liegenden Tauf-, Trau- und Beerdigungsbücher aus der Zeit vor 1799 an das Staatsarchiv in Düsseldorf abgegeben werden. Ein Jahr später kamen sie zurück.

Für den Fall, daß unser Gebiet Kriegsgebiet werden würde, wurden an alle Haushaltsvorstände Vordrucke zur Aufzeichnung der Vermögenswerte verteilt. Sie sollten beim Finanzamt hinterlegt werden und zur Bearbeitung von Entschädigungsansprüchen herangezogen werden. Nur ein Teil der Vordrucke kam ausgefüllt zurück.
Für denselben Fall gab die Partei Bereitstellungsanweisungen aus, um eine geordnete Rückführung der Bevölkerung zu sichern. Glücklicherweise ist keine Räumungsanordnung nötig geworden.
Die Gemeinden müssen zur Sicherung der Verteidigungskraft Kriegsbeiträge leisten. Ihnen werden die Meßbeträge der Grundvermögens-, Gewerbe- und Bürgersteuer zugrunde gelegt. Der unserer Gemeinde ursprünglich auferlegte Beitrag von monatlich 4.106,61 RM wurde auf Vorstellungen des Regierungspräsidenten für Gemeinden im Operationsgebiet, in dem auch unsere Gemeinde liegt, um 51,6 v.H. gesenkt; für uns beträgt er nur noch 1.985,91 RM.
Weil die meisten Schulsäle mit Soldaten belegt waren, fiel der Unterricht insoweit aus. Die Schulen von Kornelimünster besuchten von Oktober bis Weihnachten die Schule in Krauthausen, die von Breinig vorübergehend mit Wechselunterricht die Schule in Breinigerberg,
Die Stelle des verstorbenen Schulleiters von Breinig wurde hauptsächlich erst im folgenden Jahr wiederbesetzt.
Angesichts der Möglichkeit, daß unsere Gegend Kriegsgebiet würde, hatten viele Leute keine Kartoffeln für den Winter eingekellert; solche kamen auch infolge der Beschwernisse imVerkehrswesen nur mangelhaft herein. Die Leute erhielten darum zusätzlich Brot. Die Versorgung mit Zufuhrkartoffeln besserte sich erst nach dem schnee- und frostreichen Winter.
Der Kohlenbedarf konnte ausreichend gedeckt werden.
Auch die Ernährung war ausreichend.

Das Wirtschaftsleben hatte sich natürlich den durch die Mobilmachung geschaffenen Verhältnissen anpassen müssen. Der Übergang gelang dank der längst eingespielten Wirtschaftslenkung ohne erhebliche Schwierigkeiten.
Am 3.November fand eine Musterung der Pferde auf Kriegstauglichkeit statt. Musterungsort wie früher: Sportplatz an der Stockemer Straße in Breinigerheide.


Breinig, am 22.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.



1940

Bevölkerung
1940mw
Population
Geburten493685
Todesfälle372663
Trauungen48

Angezeigte Lebendgeburten 85 (49 n., 36 w.) Sterbefälle 63 (37 n. m, 26 w.) Trauungen 48 Der Gemeindehaushalt 1939/40 wurde durch den Krieg stark beeinflußt. Einmal ist es der zu leistende Kriegsbeitrag; zum anderen mußten für militärische Dienststellen und dort an Schulgebäuden bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Um einen wenigstens behelfsmäßigen Schulunterricht zu ermöglichen, waren bauliche Luftschutzmaßnahmen erforderlich. Auf Veranlassung des die Westwallbauten leitenden Pionierstabs mußten im Gemeindewald im Bereich der Gemeinde Walheim zur Schaffung des Schußfeldes vor den Verteidigungswerken erhebliche Waldbestände gefällt werden; die 6.000 RM betragenden Kosten erstattete die Wehrmacht; der Erlös fiel der Gemeinde zu. An Gewerbesteuer sind rund 25.000 RM mehr als vorgesehen zu erwarten, nachdem im vorigen Jahr zahlreiche Betriebsüberprüfungen zu Höherveranlagungen geführt haben. Die Aufwärtsentwicklung seit 1933 wirkte sich auf die Finanzlage der Gemeinde günstig aus. So konnte im Vorjahr mit der Ansammlung von Rücklagen in bescheidenem Umfange begonnen werden. Die Abrechnung für 1939/40 ergab einen Überschuß von 72.494 RM.
Der Haushaltsplan für 1940 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 433.575 RM vor. Wie im Vorjahr sind die Steuerumlagen: 100 v.H. Grundsteuer vom landwirtschaftlichen, 140 v.H. vom übrigen Besitz 300 v. H. von der Gewerbesteuer und 500 v.H. der Bürgersteuer.

Für die durch Westwallfahrer an den Straßen angerichteten Schäden zahlte das Reich an die Gemeinde 35.000 RM.
Nachdem der Kreis auf die Hundesteuer verzichtet hat, wird sie in gleicher Höhe zu Gunsten der Gemeinde erhoben.
Der Amtshaushaltsplan für dieses Jahr sieht Einnahmen und Ausgaben von je 685.863 RM vor. Es haben aufzubringen unsere Gemeinde 87.402, Walheim 63.449 RM als Amtsumlage. Die größten Kosten verursachte der "Familienunterhalt", die Unterstützung der Familien der einberufenen Soldaten. Der Rechnungsabschluß des Vorjahres zeigte einen Fehlbetrag von 5.104 RM.
Von den Amtsbeamten wurde der Amtssekretär Cornel Gorgels zum Wehrdienst einberufen. Er ist nicht zurückgekehrt; am 12.Mai 1944 ist er, als Hauptmann bei Sewastopol auf der Krim gefallen.
An der Berufsschule wurde eine dritte hauptberufliche Lehrerstelle eingerichtet und mit einer Lehrerin besetzt. Der Haushaltsplan für 1940 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 35.000 RM vor. Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde erhalten als Dienstaufwandsentschädigung der Zweckverbandsvorsteher (Amtsbürgermeister Lichterfeld) jährlich 360, der Kassenführer (Amtsrentmeister Corsten) 240 RM. An der Schule sind nach wie vor auch nebenamtliche Kräfte lehrend tätig.
Die Arbeiterlager für den Westwall wurden aufgelöst. Die Betreuung der Befestigungen obliegt dem Festungspionierstab in Düren.
Die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft "Rheinisches Heim" in Bonn, die Sachwalterin für den gesamten Grundbesitz von Eugen Graf Beißel von Gymnich in Friesenrath, bot unserer und der Gemeinde Walheim den zu diesem gehörenden Wald gegen den Austausch von Acker- und Wiesenland an. Im Prinzip ist gegen den Tausch nichts einzuwenden. Der Wert des Waldes ist mit 150.000 RM angesetzt; die jährlichen Roheinnahmen liegen bei 3000 RM, die von Verwaltungskosten, Steuern, Versicherung, Kulturkosten aufgezehrt werden. Nach Auskunft des Gemeindeforstmeisters kann erst in 3 oder 4 Jahrzehnten mit einer geringen Reineinnahme gerechnet werden. Um den Kaufpreis aufzubringen, müßten 314 Morgen Land hergegeben werden. Die Gemeinden sehen davon ab, in den Austausch einzuwilligen, weil eine Rentierlichkeit nicht zu erzielen ist.

Auf Grund eines Führer-Erlasses vom 15.November betr. Richtlinien für die Vorbereitung des Wohnungsbaues nach dem Kriege hat die Gemeinde ein Programm aufgestellt, das die Bereitstellung von 30 Baustellen vorsieht. Im übrigen ist die Ausführung von Bauten für nicht kriegsbedingte Zwecke verboten.
Die Schulleiter-Dienstwohnung an der Oberforstbacher Straße (siehe 1939) wurde im Frühjahr fertig und vom Hauptlehrer Hüpgens bezogen.
Der Ort Kornelimünster besaß bisher keinen ausreichend großen Versammlungsraum in der Ortsmitte. Nach dem Abzug der Truppen überließ die Regierung der Gemeinde die Turnhalle des früheren Lehrerseminars zur Herrichtung für diesen Zweck unentgeltlich. Die bedurfte jedoch einer gründlichen Wiederholung. Es wurden ausgegeben für die Beheizung mit Gas 3.000 RM, für eine würdige Ausschmückung und für Handwerksarbeit 2.500 RM. Nun ist der lange vermißte Festraum geschaffen.
Hinsichtlich des Kindergartens in Breinig wurde mit der NSV vereinbart, daß sie ihn in eigener Regie übernimmt, von der Gemeinde jedoch jährlich 900 RM mehr als Zuschuß erhält. Seine Einrichtung im Erdgeschoß des alten Schulhauses an der Hauptstraße hatte die Gemeinde bezahlt.
Die übliche Gefallenen-Ehrung an den Krieger-Ehrenmalen im März wurde von den imquartierten Truppen durchgeführt.
Die Fronleichnamsprozession und andere Prozessionen wurden von der Gestapo, angeblich aus Luftschutzgründen, untersagt. Auch das Glockenläuten wurde hinsichtlich der Zahl und Dauer beschränkt und von dem nächtlichen Fliegeralarm abhängig gemacht. Der Vormittagsgottesdienst darf nach nächtlichem Fliegeralarm nicht vor einer bestimmten Stunde beginnen.
Das auf dem Gelände des Breiniger Bahnhofs errichtete Wehrmacht-Heu- und Strohlager geriet im April in Brand. Die Feuerwehr vermochte jedoch das Feuer einzudämmen, sodaß der größte Teil der Vorräte gerettet werden.
In der Nacht zum 3.Juli vernichtete Feuer das Dachgeschoß des neuen Schulhauses in Kornelimünster. Dabei gingen auch dort abgestellte Schulmöbel und Lehrmittel zugrunde. Die Brandursache blieb ungeklärt. Die Provinzial Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz zahlte der Gemeinde 18.500 RM Entschädigung. Die Wiederherstellung hat etliche Tausend RM mehr gekostet. Der Unterricht wurde vorübergehend in Räumen der ehemaligen Abtei erteilt.
Durch die lange Einquartierung von Truppen haben fast alle Gebäude und viele Grundstücke Schäden erlitten; deren Beseitigung kann nur nach und nach geschehen.
Mangel an Arbeitsleuten und Baustoffen verhinderten die vorgesehene und nötige Instandsetzung der Straßen in größerem Umfange; man mußte sich mit der Abstellung der größten Schäden begnügen.
Im Laufe des Jahres konnte der Ausbau der zweiten Hälfte der Straße Breinig-Münsterau, der sich immer wieder verzögert hatte, vollendet werden. Auch sie erhielt eine teergebundene Fahrbahn, im geschlossenen Ortsteil von Breinig, d.h. bis kurz vor der Buttergasse, auch Pflasterrinnen mit Bordsteinen für Bürgersteige. Durch den Fortfall der alten Krümmungen im Frackersberg und die dadurch erzielte Streckung der Linie bedingt, hat man den früher an der Hauptschneise beginnenden Abfall im Vichttal um etwa 100 Meter vorgezogen. Die im Wald frei gewordenen alten Straßenteile sind der Bewachsung überlassen.

Amtsnachfolger des im vorigen Jahr verstorbenen Leiters der Breiniger Volksschule, Rektor Kranzhoff, wurde der bisher in Linden-Neusen tätig gewesene Lehrer Georg Erlhoff, ein aus der kath. Kirche ausgetretener Mann. Nach dem Kriege ist er zum Breiniger Schuldienst nicht mehr zugelassen worden, vermutlich wegen seiner bejahenden Einstellung zum Nationalsozialismus, trotz der anerkannten schulpädagogischen Fähigkeiten, die ihm in Breinig Ansehen und Wertschätzung eingetragen hatten.
Im Herbst mußten auf Geheiß der Gestapo die kirchlichen (Borromäusvereins-) Pfarrbüchereien geschlossen werden; die Bücher wurden beschlagnahmt; sie waren den Machthabern schon lange mißliebig gewesen. Gemeindebüchereien mit überwiegend, "nationaler Literatur" waren bereits früher in Kornelimünster, Breinig und Venwegen aufgemacht worden.
Auf die Verbreitung nationalsozialistischer Literatur wird nach wie vor größter Wert gelegt. Es gibt nur noch parteihörige Tageszeitungen und auf religiösem Gebiet nur noch die Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, die sich allerdings größter Wertschätzung erfreut, weil sie es, wenn auch in vorsichtiger Form, noch wagt, die Hand auf die Wunden der Zeit zu legen. Seit Jahren schon wird jedem Brautpaar nach der Eheschließung vom Standesbeamten Hitlers Buch "Mein Kampf" als Geschenk überreicht.
Die Partei trat etwas in den Hintergrund, wahrscheinlich bedingt durch die zeitlichen Umstände, um nicht noch mehr Unruhe in die Bevölkerung zu tragen.
Die Juden müssen an der Oberkleidung stets sichtbar ein sie kennzeichnendes Abzeichen tragen, den Judenstern (Buchstabe J innerhalb des Davidsterns). Denselben Buchstaben tragen ihre Kennkarten und Reisepässe.

Die Gemeinde verkaufte dem Bauern, Ortsbauernführer Peter Cormann, Breinigerheide, im November ungefähr 26 Morgen Heideland auf der Breiniger Heide zwischen Geiß und Corneliastraße zum Preise von rund 400 RM je Morgen. Cormann benutzt es wie sein anschließendes Besitztum als Viehweide. Vor einigen Jahren hat sie ebendort, westlich der Corneliastraße, dem Bauern Heinrich Bröcker von Stockem ungefähr 4 Morgen Heideland mit Vorkaufsrecht auf 12 Jahre verpachtet, er hat daraus ertragsfähiges Ackerland zu machen verstanden.
Die Gemeinde war noch immer stark mit Truppen belegt. Deren Verhältnis zur Einwohnerschaft war durchweg geziemend bis freundlich; man hatte sich aneinander gewöhnt trotz mancher Bedrängnisse und Beschränkungen, die sich nicht vermeiden ließen, gab es doch kein Haus ohne Soldaten.

In der Nacht zum Freitag, den 10.Mai, der ein schöner Frühlingstag wurde, kam Bewegung in die Heeresmasse; sie Marschierte nach Westen ab. Flugzeuge in großer Zahl kreisten, kaum als Punkte erkennbar, in den Morgenfrühe über der Gegend. Erst am Nachmittag war der Truppendurchzug beendet. Eine seit neun Monaten entbehrte Ruhe legte sich über die Gegend; fast beängstigend wirkte sie im Hinblick auf die kommenden, nicht übersehbaren Ereignisse und deren immerhin möglichen Rückwirkungen. Die Ruhe wurde bald durch Kanonendonner im Westen unterbrochen.
Doch sollte auch unsere Heimat schon bald den Krieg zu Spüren bekommen. Von der vorwärts stürmenden Kampffront sahen wir nichts. In der Nacht zum 12.Mai (Pfingstsonntag), gegen 1 ¾ Uhr, wurden die Einwohner von Breinig und Umgebung durch mehrere, rasch aufeinander folgende starke Knallgeräusche aufgescheucht. Im Morgengrauen stellte sich heraus, daß mehrere von Flugzeugen abgeworfene Bomben im Stolberger Wald nahe bei der Hauptschneise, vor dem Anfang des Abfalls zur Eichsdelle, niedergekommen und explodiert waren. Sie hatten nur einige Bäume beschädigt. Folge: Der Gottesdienst in der Breiniger Kirche, für deren Besuch kein Luftschutzraum bereit gestellt war, wurde verboten. Er fand nach einiger Zeit vorübergehend im Pfarrheim statt, nachdem die ausgedehnten Keller des Pfarrhauses luftschutzmäßig hergerichtet worden waren. Dann, als die in der Nähe der Kirche liegenden Keller für die Unterbringung von Schutzsuchenden bereitgestellt waren, wurde die Kirche wieder benutzt.
Genau 10 Tage später, in der Nacht zum 22.Mai, wurde der Ort Kornelimünster heimgesucht. Vier von Flugzeugen abgeworfene Bomben richteten allerhand Zerstörungen an. Vor der herannahenden Gefahr war die Einwohnerschaft nicht durch die Sirene gewarnt worden; der Amtsverwaltung hatte man aus unbekannten Gründen keine "Luftgefahr" angezeigt. Allein durch Flugzeuggeräusche und herabsinkende Leuchtkörper waren die Einwohner aufmerksam geworden. Eine Bombe fiel in eine Viehweide am Weg Unter den Weiden und entwurzelte einen Obstbaum. Die zweite traf das Hinterhaus Am Markt Nr. 16 und zerstörte dessen Dach- und Obergeschoß. Unter den Trümmern fand man die Leiche der 3 ½ jährigen Helma Josefine Stürmann, Tochter von Wilhelm Stürmann, und deren verletzte Mutter geborene Radermacher, ferner unverletzt die Frau von Hubert Steffens. Die dritte Bombe fiel vor das Haus Abteistraße 2-4 von Witwe Gottfried Lausberg, Auguste geb. Keus, riß ein großes Loch in die Straße und aus dem Haus einen Teil der Frontmauer heraus; auch das Dach wurde erheblich beschädigt. Verletzt wurde hier niemand. Weniger beschädigt wurde durch eine weitere Bombe, die die Bachmauer zur Aachener Straße hin getroffen hatte, das Haus Abteistraße 5 (Max Ostlender). Zahlreiche Bombensplitter hatten auch viele andere Häuser beschädigt. Der Ortskern um den Markt herum glich am Morgen einem Ort, über den Staub und Bautrümmer ausgestreut worden waren.

In dieser Nacht hatte die Freiwillige Feuerwehr zum ersten Mal ihrer Kriegsaufgabe als Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) zu dienen; sie hat sich ihr gewachsen gezeigt.
Der Eigentümer des zertrümmerten Hauses am Markt Hubert Jaeger baute dieses noch vor dem Winter wieder auf. Das Haus von Lausberg soll, um vor ihm Verkehrsfläche zu gewinnen, abgebrochen und 5m zurück neu errichtet werden; dabei soll ein bisher mehrere Stufen unter der Straßenebene liegendes Erdgeschoß dieser angepaßt werden. Die Eigentümerin will jedoch den vermieteten Teil des Hauses (Nr. 4) dessen Erdgeschoß auf Straßenebene liegt, nicht wieder aufbauen und auf ihn verzichten. Der Gemeinde ist jedoch daran gelegen, das einheitliche Ortsbild gewahrt zu wissen. Sie erreichte die Abtretung des für das Zurücksetzen des Baues erforderlichen Teils des Abteigartens vom Staat und will unter Aufwand von rund 20.000 RM den zweiten Hausteil errichten. Auf Grund der Kriegsschädenverordnung erwartet sie vom Reich eine Entschädigung von 6.000 RM.
Nach diesen üblen Erfahrungen begann sich in der Bevölkerung der Sinn für Luftschutzmaßnahmen mehr zu entwickeln. Man beschaffte Hilfs- und Rettungsgerät und verbesserte die Einrichtung der als Schutzräume dienenden Keller. Jedes Haus (oder deren mehrere) bildet eine "Selbstschutzgemeinschaft". Kirchen, Behörden, Bahnhöfe, Gewerbebetriebe mit mehreren Beschäftigten haben (als) einen "erweiterten Selbstschutz" aufzubauen. In der Gemeinde gibt es nur einen "Betriebsluftschutz"-Betrieb (Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. In Vicht-Breinigerberg).
"Örtlicher Luftschutzleiter" ist der Amtsbürgermeister als Ortspolizeibehörde.
Der Krieg kam auch noch in anderer Form zu uns. Feindliche Flugzeuge warfen, stets nachts, wiederholt sogenannte Brandplättchen (Zelluloid-Täfelchen von 1 qdcm Größe mit angeheftetem Phosphorsatz) in großer Zahl ab, die wohl geeignet sind, Wald, Getreide und Gebäude in Brand zu setzen. Nenneswerte Schäden haben sie nicht angerichtet; Waldarbeiter, Feuerwehr, HJ-Angehörige und andere waren aufgeboten, sie einzusammeln.

Auf ähnliche Weise überzog man uns auch mit einem geistigen Krieg. Daß Presse und Rundfunk uns ziemlich einseitig im Sinne des Nationalsozialismus unterrichteten, war klar. Seit der Mobilmachung war auch unter strenger Strafe verboten, ausländische Rundfunksendungen zu empfangen. Nun warfen ab und zu feindliche Flugzeuge auch Flugblätter teils hetzerischen, teils aufklärenden Inhalts in Massen ab. Auch sie sollten aufgesammelt und bei der Ortspolizeibehörde abgeliefert werden.
Am 24.Mai wurde zum ersten Mal "Fliegeralarm" gegeben. Bis zum Jahresschluß hatte die Sirene uns noch 40 mal zu luftschutzmäßigem Verhalten aufgerufen, stets nachts, was genügend Anlaß zu Beunruhigung und Aufregung bot.
Die Todesnachrichten von der Wehrmacht hatten bis zum Jahresende nur eine geringe Zahl erreicht.
Die Ernährung blieb, von der Verkürzung der Fettzuteilung abgesehen, ausreichend. Auch die Versorgung mit Bedarfsgütern anderer Art erlitt nur gewisse unvermeidliche Einschränkungen.
Getrogen wurde die Hoffnung auf ein Kriegsende in diesem Jahr.
Im September eintrafen ehemalige polnische Kriegsgefangene, die sich zur Arbeit als Nichtgefangene verpflichtet hatten. Sie wurden vom Arbeitsamt Landwirten und Bauern, Steinbrüchen und Kalkwerken zur Arbeit zugeteilt. Sie genießen eine gewisse Freiheit, leben bei den Landwirten im Hause, bei der Gemeinde frei bewegen, gemeinsam mit Deutschen aber nicht am Gottesdienst teilnehmen. Zur Benutzung eines Fahrzeugs (z.B. Fahrrad) oder eines öffentlichen Verkehrsmittels bedürfen sie einer polizeilichen Erlaubnis. An der Oberkleidung müssen sie stets sichtbar als Kennzeichen den Buchstaben P tragen.


Breinig, am 24.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.



1941

Bevölkerung
1941mw
Population
Geburten343266
Todesfälle252651
Trauungen45

Lebend geboren: 34 Knaben, 32 Mädchen, zusammen 66 Gestorben: 51 Personen, davon 25 männlich, 26 weiblich Eheschließungen: 45 Der Haushaltsplan des Amts für 1941/42 sieht Einnahmen und Ausgaben von je 800.700 RM vor. Das Rechnungsjahr 1940/41 hat einen Überschuß von 7.923 RM gehabt.
Im Gemeinde-Haushaltsplan sind die Einnahmen und Ausgaben mit je 474.234 RM vorgesehen, bei gleichen Steuersätzen wie in vorigem Rechnungsjahr. Für Forstkulturen werden voraussichtlich 2.488 RM nötig sein, aus Holzverkäufen werden 28.526 RM erwartet. Der Amtsbürgermeister berichtete am 4.Juni den Gemeinderäten:"Der Krieg hat die Aufwärtsentwicklung des einheimischen Gewerbes nicht nur nicht gehemmt, sondern schwunghaft gesteigert" … Die im Vorjahr (1939) begonnene Kapitalansammlung konnte fortgesetzt werden. 1940 wurden zurückgelegt 17.742 RM. Einschließlich eines für Wegeinstandsetzungen zweckgebundenen Betrags von 35.000 RM schließt die Rechnung für 1940 mit einem Überschuß von 76.118 RM ab. Auch 1940 ließen sich die vorgesehenen Wegearbeiten mangels Arbeitern und Baustoffen nicht durchführen. Die Haushaltsbesserung ist in der Hauptsache größeren Steuereinnahmen zu verdanken. Für das begonnene Haushaltsjahr ist eine weitere Steigerung nicht zu erwarten. Trotzdem wird eine Rücklage einschließlich jener 35.000 RM von 70.050 RM vorgesehen."
Vom Dienstpersonal des Amtes und der Gemeinde sind die meisten jüngeren zum Kriegsdienst einberufen. Die Verbliebenen hatte infolgedessen größere Aufgabenlasten zu tragen; Neueinstellungen sind nicht möglich. Die Verwaltungsarbeitszeit ist auf 56 Stunden in der Woche heraufgesetzt. Schon seit der ersten Zeit der Mobilmachung ist der Fernsprecher der Amtsverwaltung auch während der dienstfreien Zeit besetzt, sodaß Tag und Nacht Ferngespräche möglich sind. Diese Einrichtung ist aus Gründen des Luftschutzes (Entgegennahme von Fliegerwarnungen und deren Weitergabe) und aus anderen kriegsbedingten Gründen gar nicht zu entbehren.

Als erstes Kriegsopfer hatte die Verwaltung zu beklagen den Kassenangestellten Wilhelm Scholl aus Walheim. In einer schlichten Trauerfeier gedachten seiner in Gegenwart von Mutter und Schwester seine Berufskameraden am 8.August in einem Saal der Volksschule in Kornelimünster.
Aus dem Briefwechsel der einberufenen Angehörigen der Verwaltung mit den zurückgebliebenen entwickelte sich der Brauch, einen Gemeinschaftsbrief der Betriebsgemeinschaft der Amtsverwaltung alle 6 bis 8 Wochen an alle Einberufenen zu senden, der über das Geschehen in der Verwaltung und der Heimat berichtet und in ermunternden Worten die Verbundenheit betont. Außerdem wurden die Einberufenen zu Weihnachten mit Geschenken bedacht.

Mit Wirkung vom 1.April wurden geschaffen die Stellen eines Amtsoberinspektors und zweier Amtsinspektoren. Für die erste wurde berufen Amtsinspektor Hubert Meyer, in die beiden anderen die Amtsobersekretäre Johann Emonts und Johann Röntgen.
Die Polizeihauptwachtmeister Mathias Pitzer und Lorenz Baltus sind zum Meister der Schutzpolizei befördert worden.
Die auf Grund der Notverordnung vom 8.Juni 1932 einbehaltenen Teile der Beamtengehälter wurden ausgezahlt.
Als Ersatz für Einberufene wurden ältere HJ-Angehörige und andere Männer zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Alle Wehrmänner wurden am 31.August auf den Führer vereidigt. Für die Amtsfeuerwehr wurde ein leichtes Löschgruppenfahrzeug zum Preise von 12.000 RM angeschafft; zu dessen Kosten sollten die Gemeinde Kornelimünster 7.200 und die Gemeinde Walheim 4.800 RM beisteuern Der Oberpräsident der Rheinprovinz bewilligte jedoch einen Zuschuß von 4.000 RM.
In Venwegen verstarb am 11.Juni der dortige Schulleiter, Lehrer Gerhard Peters (seit 1935). Ein Nachfolger wurde erst im folgenden Jahr berufen.
Bei der Berufsschule rechnet man mit Einnahmen und Ausgaben von je 35.000 RM. Für den ausgeschiedenen Gewerbelehrer Zillicken war hauptberuflicher Ersatz nicht zu beschaffen. Es mußte darum auf stundenweise beschäftigte Lehrkräfte zurückgegriffen werden.
Wie im Vorjahr, so machten auch am 16.Februar, dem "Tag der deutschen Polizei" die Polizei- und Gendarmeriebeamtem eine Geldsammlung zu Gunsten des Winterhilfswerks der NSV. Sie erbrachte 2.830 RM (im Vorjahr 887 RM).

Am kaum fertiggestellten Forsthaus Venwegen zeigten sich schon bald Schäden am Gebälk des Obergeschoßfachwerks; es Schrumpfte und wurde rissig. Um sie nicht noch größer werden zu lassen, hat man mit einem Kostenaufwand von rund 4.000 RM das Fachwerk mit Schindeln verkleiden lassen.
Johan Hammel, der Unternehmer der Müllabfuhr ist von Kornelimünster verzogen. An seine Stelle trat Frau Maria Bock. Das Vorhaben, einen Kasten-Müllwagen zu beschaffen, der auch für andere Fuhren benutzt werden könnte, blieb unausgeführt.
Mit Rücksicht auf den Krieg fielen das Fastnachtstreiben, der Jahrmarkt während der Cornelioktav und der Viehmarkt wie im Vorjahr aus. 1939 hatten Jahr- und Viehmarkt wegen der Mobilmachung nicht stattfinden können.
Auf Anordnung des Reichs- und preußischen Ministers des Innern waren folgende Feiertage wie Werktage zu behandeln und etwaige Feierlichkeiten auf den folgenden Sonntag zu verlegen: Hl. 3 Könige, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Allerheiligen, Buß- und Bettag.
Die jüdischen Einwohner (es gab sie nur in Kornelimünster) hatten bis zum Kriegsausbruch größtenteils die Heimat verlassen. Die Verbliebenen wurden bei der Lebensmittelzuteilung schlechter behandelt wie die übrigen Deutschen: Bei gewissen sowieso knappen Dingen haben sie nur Anspruch auf gekürzte Rationen. Aus dem politischen Leben schon 1933 ausgeschlossen, hat man sie nach und nach auch aus dem gewerblichen verdrängt. Geschäfte mit Juden zu machen oder, auch nur gelegentlich mit ihnen zu verkehren, gilt als unerwünscht und den staatlichen Interessen zuwiderlaufend. In jüdischen Haushalten dürfen "arische" weibliche Personen nur beschäftigt werden, wenn sie wenigstens 40 Jahre alt sind. Männliche Juden haben ihren Vornamen den altbiblischen Namen Israel voranzusetzen, Frauen den Namen Sara. Ehen sind Juden nur unter sich erlaubt. Aber auch den Abkömmlingen getaufter Juden, deren es in unserer Gemeinde eine Anzahl gibt, wurde die Eheschließung mit Nichtjuden, je mehr ihrer Großeltern Juden waren, erschwert. Nur Vierteljuden (mit nur einem jüdischen Großelternteil) dürfen "Arier" ohne Umstände heiraten.
In diesem Jahr lebten hier nur noch die jüdischen Eheleute Hermann André und Therese geb. Heidt mit ihrer Tochter Berta verheiratete Katz auf ihrem Gut an der Dorffer Straße. Ihre Viehwirtschaft war gelegentlich einer Maul- und Klauenseuche dadurch vernichtet worden, daß wegen Nichtbeachtung viehseuchenpolizeilicher Vorschriften der gesamte Rindviehbestand hatte abgeschlachtet werden müssen. Im Sommer (Juni/Juli) mußte sich die Familie auf Anordnung der Gestapo nach der Hergelsmühle bei Haaren begeben; den notwendigsten Hausrat durfte sie dahin mitnehmen. Die Ehefrau holte in der nächsten Zeit noch einige Male zurückgelassene Bedarfsgegenstände. Dann hat man von der Familie nichts mehr gehört. In ihrer hiesigen Wohnung zurückgelassener geringwertiger Hausrat wurde versteigert, das Land an Bauern verpachtet. In das geräumige Haus wies die Gemeinde 2 Familien mit je 8 Kindern ein: Jakob Pons und August Sauer.
Die örtlichen Parteidienststellen mußten ihre Geschäftsräume im rechten Flügel der Abtei räumen und bezogen neue im früheren Ökonomiegebäude; das Kreis-Heimatmuseum beanspruchte die alten.
Die Geschäftsräume der Arbeitsamts-Nebenstelle im linken Erdgeschoßflügel des Gemeindehauses am Markt mußten der im anderen Flügel untergebrachten Ernährungs- und Wirtschaftsstelle zugewiesen werden, die sie dringend benötigte; sie benutzte jetzt das ganze Erdgeschoß. Auf Kosten der Gemeinde wurden dem Arbeitsamt Räume im früheren Ökonomiegebäude der Abtei hergerichtet und überlassen.
Währen die anderen beim Luftangriff vom 22.Mai v. J. beschädigten Häuser wiederhergestellt wurden, konnte der Neubau der Lausberg’schen Häuser noch nicht vollendet werden. Im Vorderhaus des Jäger’schen Hauses am Markt 18, richtete die Kreissparkasse eine Zweigstelle ein.

Im Frühjahr hat der Gärtner Ludwig Comoth aus Stolberg an der unteren Bahnhofstraße in Breinig eine Erwerbs-Gärtnerei, die erste ihrer Art in der Gemeinde, eröffnet.
Das Vorhaben, dem Kreis-Heimatmuseum in Kornelimünster ein Archiv anzugliedern, wurde der Kriegsverhältnisse wegen vorläufig aufgegeben.

Auch die "Heimatblätter des Landkreises Aachen" sind ein Opfer des Krieges geworden, sie erscheinen nicht mehr.
Wetter, Ernte: Am Jahresanfang drei Wochen lang Schnee mit starkem Frost. Im Februar eine Woche lang Schnee. Ein zu kalter Frühling hielt das Wachstum zurück. Für Mai und bis in den Juni traten die Maikäfer ziemlich zahlreich auf. Die Heu-Ernte, mit der erst in der zweiten juni-Hälfte hatte begonnen werden können, fiel gut mittelmäßig aus. Dann wurden die Wiesen von der Hitze stark mitgenommen. Die gut entwickelte Halmfrucht hatte unter Regen zu leiden; ihre Ernte dauerte infolgedessen bis gegen Ende August. Der Obstertrag war nur gering, der Ertrag an Kartoffeln mittelmäßig. Auf noch belaubte Bäume fiel am 29.Oktober der erste Schnee und blieb acht Tage liegen. Währenddem erster Frost. Im Dezember Schnee.
Die Ernährung war noch einigermaßen ausreichend, trotz mancher Beengtheiten. Eine wirkliche Notlage entstand jedoch nicht. Mangelware nach wie vor Fett in jeder Gestalt. Im Herbst blieb die Versorgung mit Einkellerkartoffeln unzureichend; wer nicht eingekellert hatte, bekam die Berechtigung, je Kopf und Tag ein Pfund im Geschäft einzukaufen.
In diesem Jahr hatten die Hühnerhalter je Huhn 40 Eier an die Sammelstellen abzuliefern. Je Kopf des Haushalts sind jedoch 3 Hühner abgabefrei.
Kleidung und Kleiderstoffe, Porzellan-, Glas-, Emaille- und Steingut-Waren gehörten zu den knappen Bedarfsgütern. Die Güte der Textilien hat nachgelassen. Zu Gunsten der vom Luftkrieg Geschädigten wurden die Bezugsrechte auf Textilien um ein Viertel gekürzt. Trotz alledem war niemand zu sehen, der ausgesprochen schlecht bekleidet war; das gilt auch vom Schuhzeug.
Beim Kriegsbeginn waren Branntwein und Tabakwaren mit einer Kriegssteuer in Höhe von 20 v.H. des Verkaufspreises belegt worden. Diese ist vom 3.November ab auf 50 v.H. erhöht worden. Daß beide Waren Mangelware sind, wird nicht als Unglück empfunden.

Schon seit den ersten Kriegstagen ist für das Benutzen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr eine Sondergenehmigung erforderlich.
Die so zugelassenen Fahrzeuge tragen auf dem Kennzeichen (Zulassungs-Nummer) einen roten Winkel. In diesem Jahr mußten die Gummireifen der nicht zugelassenen Fahrzeuge abgeliefert werden.
Am 14.Februar verunglückte der schwerhörige, 1895 geborene Maurer Johann Engelhardt aus Breinig, Essiger Straße, tötlich, als er radfahrend am unbeschrankten Eisenbahnübergang im Steg von einem Eisenbahnzug angefahren wurde oder in ihn hineinfuhr.
Von einem Kraftwagen überfahren und zu Tode verletzt wurde auf der Trierer Straße in Kornelimünster am 25.August die vierjährige Gertrud Boßhammer aus Kornelimünster.
Kurz vor Weihnachten wurde die Familie Bartholomäus Hamacher in Venwegen, Hauptstraße 3, von einem schweren Unglück heimgesucht. Nachts hatte sie Kohlengase vom Ofen eingeatmet. Es gelang alle zu retten bis auf den 13 jährigen Sohn Johann Heinrich, der am 23.Dezember den Erstickungstod erlitt.

Der Krieg, dessen Ende jedermann herbeisehnte, dauerte bis über das Jahresende fort. Um den Soldaten im hohen Norden und fernen Osten mit den unwirtlichen Wetterverhältnissen zusätzlichen Kälteschutz bieten zu können, wurde im Dezember im ganzen Reich Woll- und Pelz-Sachen gesammelt. Trotz der eigenen Not beteiligten sich unsere Einwohner mit erfreulich gutem Ergebnis. Nachrichten unserer Soldaten an jenen Fronten hatten schon längst von den Leiden und Verlusten aus Anlaß der Kälte berichtet; man war darum in der Heimat der Meinung, daß jene Sammlung hätte viel früher stattfinden sollen.
Der Luftkrieg nahm an Stärke zu und suchte auch unsere Heimat heim. 96 mal wurde Fliegeralarm gegeben, meistens nachts, also durchschnittlich an jedem vierten Tag. Am 12.August ertönten zum ersten Mal die Sirenen auch am hellichten Tag; dies in der Folge öfters. Die Bevölkerung verbesserte auch ohne Druck ihre Schutz-Einrichtungen.
Aachen wurde im Juli dreimal nachts aus der Luft angegriffen, im August und November je einmal. Nach dem Angriff am 10.Juli suchten viele obdachllos gewordene Aachener ständige Zuflucht außerhalb der Stadt; auch bei uns wurde sie ihnen ohne behördliches Zutun regelmäßig gern gewährt. Andere suchten und fanden bei Verwandten oder Bekannten wenigstens einen nächtlichen Ruheplatz. Die Granaten der Aachener Flak (=Flugzeugabwehrkanonen) barsten zum Teil über unserem Gemeindegebiet; ihre herabfallenden Splitter beschädigten manche Dächer.
Brandplättchen wurden wieder in großer Zahl abgeworfen, besonders am 10.Juli über den Münster Wald; doch gelang durch den Einsatz aller Löschzüge der Amtsfeuerwehr, Schaden zu verhüten.
Nach wie vor wurden auch Flugblätter von Flugzeugen verstreut. Am 24.Juli fand man einen Fallschirm mit Brandsatz für eine Leuchte. Die Flugblätter werden zwar von der Polizei zu sammeln gesucht; doch ist nicht zu verhindern, daß ihrer eine Menge in die Hand der Einwohner übrig verbleiben, die trotz Verbots, ihren Inhalt gern zur Kenntnis nimmt, der ihr manche "Aufklärung" bringt, über die Presse und Rundfunk nichts zu berichten wußten.

In der Nacht zum 2.September fielen einige Flugzeug-Bomben in den Amtsbezirk. Sie rissen die Straße Kornelimünster-Nütheim kurz hinter unserer Gemeindegrenze auf, zerrissen die Fernsprechleitung. Eine Bombe fiel am Löhres 20 m oberhalb des Wohnhauses von Bruno Recki in dessen Obstwiese, zerstörte mehrere Obstbäume, beschädigte den Stall schwer und riß das Wohnhausdach auf. Der Wiederaufbau wurde noch vor dem Winter abgeschloßen.

Im Hinblick auf die wachsenden polizeilichen Aufgaben wurde die im Herbst 1939 nach Hause beurlaubten Wachtmeister der Polizei der Reserve am 25.August wieder zum Dienst einberufen. Nach und nach sind sie bis auf einen jedoch anderen Polizeidienststellen (Aachen, Köln, Wuppertal, Essen, Berlin) zugeteilt worden und nach hier nicht zurückgekehrt. Zwei von ihnen, Wilhelm Becker aus Oberforstbach und Ludwig Krott aus Walheim, sind in Essen und Aachen Opfer von Luftangriffen geworden (Krott in Aachen am 11.April 1944).


Breinig, am 25.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.



1942

Bevölkerung
1942mw
Population
Geburten242650
Todesfälle381452
Trauungen43

Geborene: 24 männlich, 26 weiblich, zusammen 50 Gestorbene: 38 männlich, 14 weiblich zusammen 52 Trauungen: 43 Gemeindehaushalt-Voranschlag für 1942/43: Einnahmen und Ausgaben je 423.577 RM.
Das Vorjahr hatte RM 50.652 Überschuß erbracht.
Der 1. Gemeinde-Beigeordnete Fritz Riedel ist verzogen. An seiner Stelle wurde am 3.Juni der Buchhalter Johann Braun aus Kornelimünster in sein Amt eingeführt.
Für Forstkulturen sollen 1.784 RM aufgewendet werden. Aus Holzverkäufen werden 11.666 RM Einnahmen erwartet.
Den Gemeinden wurde untersagt, durchgreifende Straßenverbesserungen durchzuführen.

Im Haushaltsplan des Amts sind die Einnahmen mit 1.005.900 RM und die Ausgaben in gleicher Höhe vorgesehen.
Der Vorjahrsabschluß hat 7.605 RM Überschuß ergeben.
Die amtsumlagefähigen Grundbeträge beider Gemeinden machen 361.471 RM aus; 46 v.H. davon sind als Ortsumlage der Amtsverwaltung zur Verfügung zu stellen.
Bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle sind 11 Personen beschäftigt. An 13 Stellen des Amtsbezirks werden alle vier Wochen die Lebensmittelkarten ausgegeben. Um dem Personal diesen Dienst zu erleichtern, insbesondere die Lebensmittelkarten an die Ausgabestellen zu befördern, wurde ein leichter Personenkraftwagen angeschafft, der 1.200 RM kostet. Er soll außerdem das Kassenpersonal an die auswärtigen Steuerhebestellen bringen und zwischendurch auch zu anderen Dienstfahrten benutzt werden.
Amtsbeigeordneter Hugo Thelen ging als "Sonderführer" für wirtschaftliche Zwecke nach Rußland. In die daraufhin geschaffene 3. Beigeordnetenstelle wurde der Buchhalter Johann Braun aus Kornelimünster berufen; am 3.Juni fand die Amtseinführung statt.

Dem Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld wurde das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen.
Von den Arbeitern, Angestellten und Beamten des Amts und der Gemeinden waren bis zum Jahresende 20 zum Wehrdienst einberufen; zehn Gemeinschaftsbriefe gingen bis dahin an sie ab.
Unser Ortsgruppenleiter, der Amtskassenangestellte Albert Rütgers, heiratete am 25.Oktober. Die Trauung fand im Rittersaal der früheren Abtei statt und zwar, als die erste dieser Art, als "Braune Hochzeit", das heißt mit den der Partei eigenen und von ihr gewünschten Förmlichkeiten. Rütgers ist Soldat und wieder in Parteisachen von unserem Vollzeihungsbeamten Josef Milz vertreten.
Ab 1.Juli fiel die Bürgersteuer fort. Dafür wurde die Reichs-Einkommensteuer erhöht. Die Bürgersteuer hatte sich von Anfang an noch weniger Beliebthait erfreut wie andere Steuern und war, besonder auch von den Nationalsozialisten schon vor der Machtübernahme, als "Kopfsteuer", ja "Negersteuer" bezeichnet worden.
Das Steueraufkommen erhöht sich auch in diesem Jahr; allein bei der Gewerbesteuer werden 19.000 RM mehr erwartet. Bei unveränderten Steuerhebesätzen sind jedoch Rücklagen nicht vorgesehen.
Der seit Februar 1920 benutzte neue Friedhof in Kornelimünster reicht nur noch für ein Jahr. Seine Vergrößerung ist in der Tiefe, hinter dem Leichenhaus vorgesehen. Die dazu erforderliche Fläche wurde erworben.

Die Gas- und Elektrizitätsversorgung ist bis 1944 an die Licht- und Kraftwerke Stolberg-Eschweiler verpachtet ( die Gasversorgung seit 1914). Sie wurde aber an die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) verkauft. Auf den Kaufpreis von 260.000 RM zahlten diese im Jahre 1931 ab 120.000 RM. Wegen des geltenden Pachtvertrags hat diese Vorauszahlung die Eigenschaft eines Darlehen; es war mit 5 ½ v.H. verzinslich. Es gelang, für die Restzeit den Zins auf 4 ½ v.H. zu senken. Über den Vorgang siehe 1931
Ab 1.April dürfen von den Arbeitgebern keine Berufsschul-Beiträge mehr erhoben werden. Die Berufsschulkosten müssen von den Trägern der Schule aufgebracht werden. Sie betragen in diesem Jahr rund 30.000 RM; davon hat unsere Gemeinde 7.000 RM aufzubringen.
Mit einem Aufwand von 18.000 RM wurden die Volksschulen gründlich wiederhergestellt. Obwohl die Schülerzahl stark zurückgegangen ist, darf gemäß höherer Weisung keine Lehrerstelle eingespart werden; infogedessen muß die Gemeinde 2 Mehrstellen bezahlen.

Die seit dem 11.Juni v. J. freie Schulleiter Stelle in Venwegen ist am Jahresanfang dem Lehrer Vogt, bisher in Kofferen, übertragen worden.
Die Gemeinde verkaufte das 1926 an der Hahner Straße errichtete Wohnhaus an die Eheleute Albert Berners, die es seit 1939 bewohnen.
An der Stockemer Straße in Breinigerheide längs der Eisenbahn, besitzt die Gemeinde ein rund 2 ha großes Grundstück, ehemals hügeliges Heideland, längs der Straße vor Jahren auf ihre Kosten als Sportplatz geebnet, als solches jedoch längst nicht mehr benutzt. Es eignet sich für die Ansiedlung einer nicht standortgebundenen Industrie. Vor und nach 1933 ist vergebens versucht worden, es einer gewerblichen Nutzung zuzuführen. Neuerliche Angebote in großen Zeitungen hatten keinen Erfolg, ebenso ein Angebot an die Stolberger Firma William Prym. Bauunternehmer Ernst Blees aus Stolberg-Büsbach, der dort nach dem Kriege Schwemmsteine herstellen möchte, bot als Kaufpreis 0,50 RM für Quadratmeter. Das schien den Gemeinderäten und dem Amtsbürgermeister nicht verlockend. Sie entschlossen sich, das Grundstück zu behalten und die Entwicklung abzuwarten.

Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland hat der Gemeinde den jüdischen Friedhof am Grünen Weg zum Kauf angeboten. Es besteht daran jedoch kein Interesse.
Dieser Friedhof ist Mitte der 1840er Jahre von der Gemeinde angelegt und den Juden als Begräbnisstätte zugewiesen worden. Wann und durch welchen Vorgang er ihrem Eigentum entfremdet worden ist, ist nicht ermittelt. Noch vor 8 oder 9 Jahren hat die Gemeinde zu seiner Vergrößerung eine ungefähr gleich große Fläche an seiner Ostseite erworben, die aber nie mit Leichen belegt worden ist.
Am 1.Juli waren die Ersatzbauten für die vor 2 Jahren durch eine Fliegerbombe beschädigten Häuser von Lausberg an der Abteistraße bezugsfertig.
Der Führer hat Landverkäufe der öffentlichen Hand für die fernere Dauer des Krieges verboten. Darum mußten Kaufgesuche, besonders für Gemeindeland auf der Schützheide und der Ritscheider Heide, zurückgestellt werden. Auf der Breiniger Heide hatte soeben noch der Bauer Heinrich Bröcker von Stockem von der Gemeinde ungefähr 15 Morgen Heideland, gelegen westlich der Corneliastraße und an diese anstoßend, zum Preise von rund 400 RM je Morgen erworben, die er feldmäßig bewirtschaften will.
Warenknappheit und Mangel und gute Verdienstmöglichkeiten riefen eine wachsende Geldflüssigkeit hervor. Als Folge dessen wurden Hypothekenschulden vorzeitig getilgt, vermehrt Wahlgrabstellen verlangt und, zumal von Bauern, Gemeindegrundstücke zu kaufen gesucht.

Die durch Übungsscharfschießen in den ersten Kriegsmonaten am Gemeindewald hervorgerufenen Schäden sind mit 10.900 RM bewertet worden. Die Wehrmacht hat diesen Betrag gezahlt.
Zur Verwertung für Kriegszwecke mußten kupferne Leitungsdrähte der Elektrizitätsversorgung abgeliefert werden; sie wurden durch andere ersetzt.
Demselben Zweck dient die Ablieferung von Kirchenglocken im Mai: Die zwei größten der Stefans-(Berg-) Kirche und der Pfarrkirche von Breinig und die größte der Pfarrkirche von Venwegen.
Ebenfalls zur Rohstoffgewinnung wurden im Frühjahr Spinnstoffe und alte Kleider gesammelt.
Im März war Gelegenheit schulpflichtige und vor 1942 geborene Kinder gegen Diphtherie zu impfen. Die Teilnahme war freiwillig und gering.
Über Ostern und Pfingsten durften große Reisen mit der Reichsbahn nur zugelassen werden, wenn ihre Dringlichkeit nachgewiesen war.
Der "Tag der nationalen Arbeit" war auf Sonntag, den 2.Mai verlegt. Jahrmarkt und Viehmarkt fielen wiederum aus.
Am 8.Juli ist der Leiter des Kreis-Heimatmuseums in Kornelimünster, Dr. Wilhelm Gierlichs, Herzogenrath, verstorben. Er hat sich um den Ausbau des Museums sehr verdient gemacht. Seiner ist in einem ehrenden Nachruf im 63. Band (1950) der Zeitschrift des Aachener Gechichtsvereins gedacht. Der Kriegsverhältnisse wegen ist die Stelle nicht mehr besetzt worden.
Auf Anordnung der Regierung wurden gewerbliche Betriebe, die nicht kriegsnötig befunden sind, für die Dauer des Kriegs geschlossen und ihre Einrichtungen und Maschinen notleidenden kriegswichtigen Betrieben leihweise überlassen. Darunter fielen auch einige Wirtschaften; deren Genehmigung wird durch diese Betriebsunterbrechung nicht beeinflußt. Schon lange waren die meisten Gaststätten mangels Gästen oder Getränken während einiger Stunden geschlossen gehalten worden. Der Mangel an Branntwein hat auch eine gute Seite: Seit geraumer Zeit sah man keinen Betrunkenen mehr.
Eine unerfreuliche Nebenerscheinung des Kriegs ist die Lockerung der Anschauungen über Anstand und Sitte, die sich mit der Verlängerung des Kriegs zunehmend bemerkbar macht, nicht nur bei Jugendlichen, die oft der genügenden Erziehung, Pflege und Beaufsichtigung entbehren müssen. Zum Schutze der Jugend ist eine Polizeiverordnung erlassen, die sich gegen deren Herumtreiben, den Besuch von Gaststätten, Tanzveranstaltungen, und Kinos und das Rauchen in der Öffentlichkeit wendet.

Um Soldaten zu ersetzen, werden Mädchen und junge Frauen zum Dienst als Wehrmachtshelferinnen angeworben.
Im Benediktinerkloster wurde gegen das Jahresende ein Teil-Lazarett des Aachener Reservelazaretts eingerichtet.
Für die Feuerwehr wurde ein leichtes Löschgruppenfahrzeug angeschafft. Die Gemeinde ließ bei der Schule an der Neustraße in Breinig unter Aufwand von rund 8.000 RM einen Feuerlöschteich erbauen, der für den Fall der Beschädigung der Wasserleitung stets mit Wasser gefüllt ist; später kann er als Planschbecken dienen. Am 27.April waren die Löschzüge Kornelimünster und Walheim als Freiwilligen Amtsfeuerwehr bei einem großen Waldbrand in der Nähe der Dreilägerbach Talsperre eingesetzt.
Im Mai eintrafen zur Arbeit in der Landwirtschaft und in Fabriken und Steinbrüchen junge Russen, auch Frauen. Sie genießen ähnliche Freiheiten wie die seit September 1940 anwesenden Polen. Auch sie müssen an der Oberkleidung ein Kennzeichen tragen: "Ost", (Ostarbeiter).
Unser Gemeinde-Wegearbeiter Josef Kreischer, Kornelimünster, wurde 70 Jahre alt. Aus diesem Anlaß wurde ihm außer einem Blumenangebinde ein Geldgeschenk von 50 RM überreicht. 25 RM und ein Blumenangebinde erhielt die Frau Katharina Schmitz aus Breinig aus Anlaß ihres 25 jährigen Dienstjubiläums als Schulputzfrau.
Am 24.August verstarb an seinem Geburts- und Wohnort Breinig der älteste Einwohner und letzte Kriegsteilnehmer (Veteran) von 1870/71 unserer Gemeinde, der Landwirt Hubert Braun im Alter von 94 Jahren.

Kirchlich-religiöser Bereich: Die im vorigen Jahr erwähnte Behandlung bestimmter kirchlicher Festtage galt auch in diesem Jahr. Besorgnis erregten Nachrichten über die Aufhebung und Schließung von Klöstern, auch in Aachen. Nach wie vor sind Gottesdienste in Kirchen vor 10 Uhr verboten, wenn nach Mitternacht Fliegeralarm gegeben war. Das Glockenläuten ist auf 3 Minuten vor den Gottesdiensten beschränkt, niemals aber vor 8 Uhr erlaubt. Das übliche Morgen-, Mittag- und Abend-läuten ist verboten. Zu Ostern war ausnahmsweise der Gottesdienst auf jeden Fall von 8 Uhr ab gestattet worden. Befremdend wirkte, daß im benachbarten Kreise Eupen, der seit Mai 1940 wieder dem Reich zugeschlagen ist, die Läutebeschränkungen nicht gelten.
Auf Grund einer Anordnung der Gestapo verfügte der Amtsbürgermeister: An einem Begräbnis dürfen nicht mehr als (50?) Personen teilnehmen. Als Begründung hatte die Gestapo den Schutz vor den Gefahren des Luftkriegs angegeben.

Unter der Hand erzählte man sich, Juden und unheilbar scheinende Geisteskranke seien umgebracht worden. Die Presse hat darüber nie auch nur eine Andeutung gebracht. Möglich ist, daß der ausländische Rundfunk diesbezügliche Nachrichten verbreitet hat oder, daß sie feindlichen Flugblättern entnommen sind, die nach wie vor von Flugzeugen verstreut werden. Der Amtsverwaltung wurde lediglich mitgeteilt, daß der in der Heil- und Pflegeanstalt in Düren untergebrachte geisteskranke Hubert Kutsch aus Breinig nach einem Ort in Sudetendeutschland verbracht worden sei. Seitdem fehlt ihr jede Nachricht über ihn.
Eines schrecklichen Todes starb am 30.März der Bauer Franz Georg Schiffler vom Iternberger Hof, geboren 1874, der auf seinem Besitz von einem Stier angefallen und schwer verletzt worden war.

Am Jahresende waren dem Standesamt 47 Kriegsteilnehmer als gefallen mitgeteilt worden.
Es wurden beobachtet eine totale Mondfinsternis am 3.März, eine teilweise am 26.August und eine Sonnenfinsternis am 10.September.
Die Ernährung fiel nach und nach ab und wurde immer weniger ausreichend. Warenmangel führte zum "Schlangestehen" vor den Geschäften. "Schmalhans" wurde infolgedessen Küchenmeister in vielen Haushalten, die keine Gelegenheit hatten oder wahrnehmen konnten, bei Bauern, selbst in entfernten Gegenden; zusätzlich Lebensmittel zu erstehen (hamstern). Trotz Androhung schwerer Strafen begann sich im "schwarzen Markt", d.h. der illegale Warenhandel mit Lebensmitteln und sonstigen Bedarfsgütern aller Art zu überhöhten Preisen zu entwickeln. Fett in jeder Form blieb für den "Normalverbraucher" nicht der rarste, aber doch der Artikel, der mengenmäßig am wenigsten ausreichte. In diesem Jahr mußten je Huhn 60 Eier abgeliefert werden, und nur noch 1 ½ Huhn je Kopf des Hühnerhalter-Haushalts war abgabefrei. Fisch wurde selten und völlig unzureichend angeliefert; zudem war nur ein Geschäft in Kornelimünster zum Fischvertrieb zugelassen. Das hatte zur Folge, daß die Bewohner der übrigen Orte meistens leer ausgingen. Um den Fettmangel auszugleichen, sammelten, wie in den Jahren vorher, viele Leute Bucheckern, aus denen Öl gepreßt wird. In diesem Jahr war freigestellt, für je 13,3 Pfund abgelieferte Eckern einen Bezugsschein für den Einkauf entweder von 1 kg Margarine oder von 1 Liter Speiseöl zu verlangen. Die Eckern wurden mit 25 Pfennig fürs Pfund bezahlt. Seit dem Kriegsbeginn stieg die Zahl der Schafe unausgesetzt, um die Selbstversorgung mit Milch, Fleisch und Wolle zu verbessern; die Hausspinnerei erlebte eine neue Blüte, immer mehr Handspinn-Maschinen einfacher Art, wie sie von 2 und mehr Menschenaltern in den ländlichen Häusern gebräuchlich gewesen, kamen in Gebrauch. Im vorigen Winter waren Kartoffeln so knapp gewesen, daß bis März nur 3 ½ Pfund je Kopf und Woche verteilt werden konnten, dann gab es 5 Pfund. Im Juli kosteten Frühkartoffeln je Pfund bis 13 Pfennig, 1 Liter Milch 24, die gleiche Menge Magermilch 15 Pfg. Im Herbst durften je Person bis 4 Zentner Einlegekartoffeln bestellt, jedoch nur 2 tatsächlich eingekellert werden. Deren Preis, frei Haus geliefert: 4,25 RM je Zentner gelber Sorte, andere billiger. Vor Weihnachten gab es eine Sonderzuteilung solcher Lebensmittel, die für das Fest begehrt sind. Im März erhielt der Normalverbraucher (über 20 Jahre alt) 2250 g Brot, 269 g Fett, 400 g Fleisch für die Woche ab 6.April 2000 g Brot, 206 g Fett, 300 g Fleisch; auch die Zulagen für Kinder, Jugendliche, Lang-, Nacht-, Schwer- und Schwerstarbeiter wurden gekürzt. Als Begründung für diese einschneidende Maßnahmen hörten wir: Ungünstige Witterung währen des Kriegs, harte Winter 1939/40 und 1940/41, nasser Sommer 1941. Vom 3.Oktober ab wurden wieder die früheren Mengen ausgegeben. An Schulkinder wurden Vitamine in Tablettenform verteilt.
Tabakwaren sind gütemäßig stark abgesunken und mengenmäßig beschränkt auf täglich 3 Zigaretten oder 2 Zigarillos.
Die Versorgung mit Hausbrandkohlen war einigermaßen ausreichend.

Schuhe aus Leder waren knapp; doch die Benutzung von Holzschuhen blieb verpönt. Niemand lief barfuß.
Die Einflüge feindlicher Flugzeuge nahmen zu. 187 mal wurde Fliegeralarm gegeben. Wenn man sich daran auch gewöhnt hatte und nicht jedesmal die Luftschutzräume aufsuchte, es allmählich leichter nahm, so schafften die Alarme doch genügend Beunruhigung. Der auch nur vorübergehende Aufenthalt in den überwiegend nicht beheizbaren Hauskellern ist zudem der Gesundheit nicht zuträglich.
Luftangriffe auf unsere Gegend erfolgten nicht. Umsomehr konnte man auf den Höhen die Geräusche und Erschütterungen bei Luftangriffen auf Orte am Niederrhein wahrnehmen, z.B. auf Duisburg am 14.Juli.

Am 31.Mai sind bei Venwegen Brand- und Sprengbomben niedergegangen, ohne größeren Schaden anzurichten. Als jedoch am 6.Oktober eine Sprengbombe zwischen Hahn und Venwegen zerbarst, gab es in beiden Orten Fensterschäden. An demselben Tage ist Aachen angegriffen worden. Eine Flakgranate von dort zerbarst beim Aufschlag auf den Stall von Schönauen am Grünen Weg in Breinigerheide und richtete dort Gebäudeschaden an.
Der Zuzug von Einwohnern luftkriegsbedrohter oder gar vom Luftkrieg beschädigten Städte, insbesondere aus Aachen, nahm ständig zu. Auch die Zahl der lediglich die Nachtruhe suchenden Aachener wuchs an.
Wetter, Landwirtschaft: Im Januar starker Frost und grimmige Kälte bis 18 °C. Starke Schneefälle und Schneeverwehungen störten und erschwerten den Straßenverkehr, und die Straßenbahn lag tagelang still. Um wenigstens einen Notverkehr zu ermöglichen, wurden Männer und ältere Schulknaben aufgeboten, am 31.Januar, 4., 8. und 16.Februar die besonders in den Höhengebieten unbenutzbaren Straßen frei zu Schaufeln. Das war seit Jahrzehnten nicht mehr nötig gewesen. Die tief gefrorene Erde war Ende Februar, als der Schnee gewichen, noch mit Eis bedeckt, das auf den Straßen eine Dicke von 10 bis 15 cm hatte und deren Benutzung gefahrvoll machte. Erst um die März-Mitte war auch dieses Eis fort. Merkwürdigerweise war die Inde in Kornelimünster nicht zugefroren gewesen. Ende März waren die Gartenarbeiten in vollem Gange. Im April und in den drei ersten Wochen des Mai keine Niederschläge, so daß die Erde Spaten- und Pflugtief austrocknete.Maikäfer zeigten sich zahlreich, fielen aber reichlichem Regen in den letzten Maitagen zum Opfer. Im Juni nußte an einigen Tagen noch geheizt werden. Im Sommer waren die Obstbäume stark von Raupen befallen. Es wurden auch Kartoffelkäfer und deren Larven gefunden. Der Juli-Anfang stand unter einer Hitzewelle ( bis 31°C im Schatten). Der Monatsrest war kühl. Mit August stieg die Wärme wieder und erreichte am Monatsende 31 ° C im Schatten. Erster Schnee am 2. Dezember wich bald einer Wärme, die zeitweise die Beheizung überflüssig machte.

Die Heuernte konnte erst von Mitte Juni ab beginnen; sie ergab nur einen mittleren Ertrag. Die Halmfrucht war besser und konnte gut geborgen werden. Reichlich gediehen waren Kartoffeln.


Breinig, am 27.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.



1943

Bevölkerung
1943mw
Population
Geburten333265
Todesfälle592281
Trauungen42

Geboren: 65 (33 m., 32 w.) Gestorben: 81 (59 m., 22 w.) Trauungen 42

Aus der einzigen Niederschrift dieses Jahres des Amtsbürgermeisters über die Besprechungen mit den Gemeinderäten vom 25.Mai 1943
(hier gekürzt)
"Auf Anweisung des Führers ist die gemeindliche Betätigung auf kriegswichtige und kriegsentscheidende Aufgaben" beschränkt. Demgemäß müssen größere Planungen unterbleiben. Darum sind im Gemeindehaushaltsplan für 1943/44 die Ausgaben beschränkt worden. Schon im Vorjahr waren die Gemeindefinanzen geschont worden, infolgedessen es mit einem Überschuß von 76.842 RM abschloß; zurückgelegt wurden 30.667 RM, bisher insgesamt 162.312 Rmark. In diesem Jahr sollen 15.800 RM zurückgelegt und die Schulden verstärkt (mit 34.531 RM) gemindert werden. Im Haushaltsvoranschlag sind bei unveränderten Steuersätzen Einnahmen und Ausgaben mit je 482.100 RM vorgesehen. Die Fürsorgekosten sind um 6.000 RM niedriger veranschlagt, teils wegen des Übergangs von Unterstützungsempfängern auf "Familienunterhalt". Die Friedhofserweiterung in Kornelimünster wird rund 3.000 RM kosten; darin sind die Kosten des Grunderwerbs enthalten. Der Kriegsbeitrag der Gemeinde beträgt 45.672 RM. Das an der Abteistraße als Ersatz für den zweiten Teil des 1940 durch eine Bombe beschädigten Lausberg’schen Hauses errichtete Haus hat einschließlich Grunderwerb 23.000 RM gekostet. Es soll um diesen Preis an die Witwe von Franz Strang verkauft werden. Der Oberfinanzpräsident in Köln hat den (im Vorjahr erwähnten) ehemaligen Sportplatz in Breinigerheide als Baustelle für eine reichseigene Kartoffelhalle ausersehen. Die Gemeinde muß das Grundstück dem Reich übereignen. Nach dem Kriege kann sie die Halle kaufen oder für das Grundstück entschädigt werden. Der auf dem Grundstück eingerichtete Schießstand des Breiniger Kriegervereins muß beseitigt werden; Die Entschädigung dafür zahlt das Reich. Die Halle wird nach dem Krieg vielleicht schneller eine industrielle Verwertung des Grundstücks herbeiführen. Das Reich beabsichtigt einen Eisenbahnanschluß bis in die Halle zu verlegen."
Im Forstkulturplan sind Ausgaben von 2.945 RM vorgesehen; aus Holzverkäufen werden 12.680 RM erwartet.
Der Amts-Haushatsvoranschlag sieht die Einnahmen mit den Ausgaben auf 1.010.000 RM abgestimmt. Das vorige Rechnungsjahr hatte einen Überschuß von 5.522 RM hinterlassen. Die Amtsumlage beträgt 44.07 v. H. der Grundbeträge.

Unser Amtsbürgermeister Lichterfeld wurde im März beauftragt, in Vertretung des zum Wehrdienst einberufenen Bürgermeisters Rong von Brand diese Gemeinde mitzuverwalten.
Amtsoberinspektor Hubert Meyer wurde am 28.Juni zum Wehrdienst einberufen.
Vom Kampfgebiet im Osten wird der Amtskassenangestellte Ludwig Nordhausen vermißt.
Der Reichs- und preußische Minister des Innern sperrte im Frühjahr für alle Verwaltungsangehörigen den über 14 Arbeitstage hinausgehenden Erholungsurlaub. Auch die Arbeitszeit der Verwaltungsangehörigen wurde auf 56 und schließlich 63 Stunden in der Woche heraufgesetzt und dabei ein beschränkter Sonntagsdienst eingeführt.
Auch in Metallwarenfabriken und anderen für den Kriegsbedarf arbeitenden Betrieben hat man die Arbeitszeit verlängert. Männermangel führte zu immer stärkerer Beschäftigung von Frauen sowohl in Fabriken wie bei der Reichsbahn und der Straßenbahn. Die bei den Bauern im Winter nicht vollbeschäftigten Ostarbeiter müssen Fabrikarbeit verrichten. Im Februar wurden Schüler höherer Lehranstalten zum Dienst als Luftwaffenhelfer verpflichtet; darunter sind Jungen von knapp 16 Jahren. Sie wurden der Heimat-Flak zugeteilt. Die Freiwillige Feuerwehr mußte wieder durch Dienstverpflichtete ergänzt werden. Die Wehrdienstpflicht wurde hinsichtlich ihres Beginns auf das 16. Lebensjahr herabgesetzt. Männer vom 16. bis 65. und Frauen bis zum 45. Lebensjahr können zum Dienst für Verteidigungszwecke herangezogen werden. Der Kraftfahrzeugverkehr wurde erneut weiter beschränkt und nur noch für besonders lebenswichtige Fahrten zugelassen. Über Weihnachten und Neujahr war wieder der große Reiseverkehr beschränkt; nur bei polizeilich bescheinigter Dringlichkeit durften bei der Reichsbahn Fahrkarten ausgegeben werden.

Das alles waren offensichtlich Maßnahmen zur totalen Mobilmachung aller irgendwie nutzbaren Kräfte zur Erringung des immer wieder versprochenen Endsiegs; die Sage von der Entwicklung geheimer Waffen, die diesen sichern sollen, wurde eifrig propagiert. Jedoch glaubt der Durchschnittsbürger immer weniger an einen für uns günstigen Kriegsausgang, obwohl man das Ende des Krieges dringend herbeisehnt. Es ist nicht zu leugnen, daß die Entwicklung zu dieser Stimmung beigetragen hat. Die Verluste an Menschen an den Kampffronten und in der Heimat, die tägliche Beunruhigung durch Fliegeralarme, die sich mehrenden Luftangriffe auf Städte, industrielle und Eisenbahn-Anlagen mit ihren Zerstörungen, die sich mehrenden Mangelerscheinungen sowohl bei der Ernährung, Bekleidung und den sonstigen Bedarfsgütern, ungute Nachrichten von den Angehörigen und die Sorgen um das tägliche Brot hatten allmählich eine Stimmung aufkommen lassen, gegen die die amtliche Propaganda immer weniger anzukommen vermochte. Man hielt trotzdem still; selbst mißstimmige Äußerungen waren mit Strafe bedroht. Zwang und Strafandrohungen waren längst bewährte Mittel, das Volk bei der Stange zu halten. Der Anfang Februar bekannt gewordene Fall von Stalingrad, den auch die amtlichen Verlautbahrungen meldeten, war ebenfalls nicht geeignet, die Stimmung zu heben. Das in der Industrie und Landwirtschaft junge und wehrtaugliche Männer zurückgehalten wurden, die zum Teil viel Geld verdienen, während Gatten und Väter seit Jahren an der Kampffront stehen, bestenfalls einmal im Jahr ihre Angehörigen sehen, ja vor ihrem Opfertod nicht einmal ihre kleinen Kinder zu sehen bekamen, die Mütter sich in der Sorge um das tägliche Leben zerrieben, die Kinder sich stunden- und tagelang selbst überlassen waren, wenn die Mütter vor den Geschäften warteten oder zu den Bauern unterwegs befanden, das und vieles andere hatte eine allmähliche Zermürbung der körperlichen und seelischen Widerstandskräfte herbeigeführt oder doch eingeleitet. Bitter empfunden wurde auch, daß verwundet gewesene Soldaten nach der Genesung wieder an die Kampffront geschickt wurden.

Allerdings verfügte der Führer auch gewisse Erleichterungen, die auch einigen unserer Einwohner zugute kamen: Männer, die nach dem Verlust der Söhne oder Brüder oder des Vaters letzte Träger ihres Namens geworden, und Väter zahlreicher Kinder konnten in rückwärtige Dienste versetzt werden.
Seit dem Fall Stalingrad wird der Angestellte der Amtskasse, Bernhard Brockmann vermißt.
Im Herbst wurden die Männer der Geburtsjahrgänge 1884-1893 zum Wehrdienst aufgerufen und auf Tauglichkeit gemustert.
Immer mehr Städter suchten Zuflucht auf dem Lande oder wenigstens die Nachtruhe. Auch Warenvorräte wurden aus den gefährdeten Städten aufs Land verlagert, besonders aus Aachen, und auch in unsere Gemeinde gebracht.

Die Aachener Flak veranstaltete ab Januar an bestimmten Tagen zu bestimmten Stunden ein Übungsscharfschießen auf einen von einem Flugzeug nachgeschleppten Windsack. Währenddem war für den Verkehr auf den Straßen luftschutzmäßiges Verhalten wegen der Gefährdung durch Granatsplitter geboten, wurde aber wenig beachtet, obwohl auch unsere Gemeinde gefährdet war. Das Schießen wurde nach wenigen Wochen eingestellt.

Im April wurde Altpapier aller Art (auch Bücher) gesammelt, im Juli sammelte die NSF Löffel für die durch Luftangriffe besonders schwer heimgesuchte Kölner Bevölkerung.
Mitte Januar mußten die beim Standesamt aufbewahrten Kirchenbücher (Tauf-, Trau- und Begräbnisbücher aus der Zeit von 1798 und früher) endgültig an das Staatsarchiv in Koblenz abgegeben werden, um sie vor den Kriegsgefahren zu sichern. Vorher waren die Bücher von einem Duisburger Unternehmen photokopiert worden. Von den Photokopien erhielt die Gemeinde die ersten im Oktober, den Rest später.
Der örtliche Luftschutzwarndienst wurde auf Fernsteuerung umgestellt derart, daß die Alarmsirenen auf dem Amtshause und auf dem Schulhause an der Neustraße in Breinig von der Fernsprechzentrale der Amtsverwaltung aus gleichzeitig in Tätigkeit gesetzt werden können. Bisher hatte man Luftwarnungen nach Breinig über den Fernsprecher mitteilen müssen. In diesem Jahre wurde 276 mal "Fliegeralarm" gegeben, dazu 199 mal "öffentliche Luftgefahr" durch die Sirenen bekanntgegeben.
Im Vichttal wurde ein Sonderwarndienst eingerichtet für den Fall, daß die Dreilägerbach-Talsperre durch Luftangriff beschädigt würde, um vor seiner Wasserflut so gut wie möglich zu schützen. Daran sind unsere Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg beteiligt. Am 25.Juli fand dort eine Probeübung statt.
Der mit der Corneli-Oktav zusammenfallende Jahrmarkt fiel aus; zum 6. Male fand auch kein Viehmarkt statt (seit 1938).
Mit den kirchlichen Feiertagen wurde es wie im Vorjahr gehalten: Sie waren Arbeitstage, ebenso der Buß- und Bettag (17.November). Darum wurde die Fronleichnamsprozession am folgenden Sonntag verantaltet.

Die Stellung der Partei zur kath. Kirche wird auch dadurch beleuchtet, daß das parteiamtliche Blatt für unseren Gau Köln-Aachen, "Westdeutscher Beobachter" mit keinem Wort den Tod des Administrators des Bistums Aachen Dr. Sträter (16.März) erwähnt hat.
Im Laufe der Jahre war auch durchgesickert, die Partei trete hinsichtlich der Kirche während des Krieges zwar auf der Stelle, nach dem Siege werde sie jedoch zum offenen Kampf übergehen.
Um der durch die Zerstörung des Luftkrieges hervorgerufenen Wohnungsnot auf schnelle und billige Weise zu steuern, kam im Herbst der genannte Entwurf eines Behelfsheims von 2 ½ Räumen heraus, der von der Reichsregierung aufgestellt war. Diese überwiegend aus Holz auf Steinfundament zu errichtenden Kleinhäuser, für die es keiner förmlichen baupolizeilichen Genehmigung bedarf, werden vom Reich durch einen Zuschuß von 1600 (oder 1700) RM gefördert. Mehrere derselben wurden von der Aachener Waggonfabrok Talbot für Gefolgschaftsmitglieder am Mühlenweg in Kornelimünster errichtet (Talbotsiedlung).
Die vom Reich geplante Kartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide ist seit Oktober im Bau. Am Jahresende waren die Umfassungswände (Beton, Front Ziegelsteine) fertig.

Im Februar wurde eine allgemeine Rattenbekämpfung durchgeführt.
Vier Wochen später gab es ein auf Hühnerpest zurückgeführtes Hühnersterben.
Im September beobachtete man in Kornelimünster eine weiße Schwalbe, die sich mit den normalen jedoch gut vertrug.
Bis zum Jahresende waren dem Standesamt 82 Gefallene gemeldet.
Am 4.März abbrannten in Venwegen die nebeneinander liegenden Scheunen von Josef Pingen und Walburga Nießen geb. Pingen, am folgenden Tage ein Schuppen und der Stall des Dachdeckers Jakob Bings in der Kirchgasse in Breinig.

Erhängt in ihrer Wohnung in Breinig aufgefunden wurde am 19.September die Ehefrau von Wilhelm Fink, Anna Katharina geb. Hermanns, geboren 1899. Sie galt als erblich belastet und hatte schon vor längerer Zeit Zeichen von Geisteskrankheit gezeigt, sich sogar einmal selbst und ohne behördliche Mitwirkung in der Landesheilanstalt in Düren eingefunden.
Am 22.Juni fand man in ihrer Wohnung in Kornelimünster, Breiniger Straße, die 1885 geborene Ehefrau von Arnold Lorbach, Anna Maria Hubertina geb. Bauens, ebenfalls erhängt auf, sie galt als schwermütig.
Im Sommer fiel der Schmied Christian Falter aus Breinig, Essiger Straße, 40 Jahre alt, beim Obstpflücken so unglücklich von einem Baum, daß er im Stolberger Krankenhaus verstorben ist.
Am 27.Oktober wurde in der Hauswiese von Alois Lamberts in Rochenhaus eine Frau Kettenus aus Zweifall vom Stier des Lamberts angefallen und so übel zugerichtet, daß sie im Stolberger Krankenhaus verstarb. Die Frau hatte sich zu der seit Jahren in der Kapelle zu Rochenhaus üblichen, angeblich von der Breiniger Lehrerin Hubertina Lammerts (siehe 1934) eingeführten, Mittwochnachmittagsandacht begeben wollen und zur Wegverkürzung die Hauswiese durchschritten.

Der Krieg in der Heimat. In den Höhengebieten (Breinig) konnte man wiederholt Luftangriffe auf ferne Orte wahrnehmen, so am 9.April den auf Essen (Ruhr); nicht nur der Feuerschein war zu erkennen, ein unheimliches Getöse aus der Ferne war begleitet vom Rappeln von Fenstern und Türen der eigenen Häuser.
Doch auch die engere Heimat wurde vom Luftkrieg nicht verschont. Die Einflüge feindlicher Flugzeuge, auch am hellichten Tage, nahmen an Zahl zu. Bei jedem Alarm wurde der Straßenbahnverkehr für dessen Dauer stillgelegt, was zu erheblichen Störungen auch des wirtschaftlichen Lebens (Arbeitsbeförderung usw.) führen mußte. An einzelnen Tagen wurde zwei oder gar dreimal Alarm gegeben, und man war froh, wenn einmal eine Nacht ohne Störung verlaufen war. Annähernd 500 mal riefen die Sirenen zu luftschutzmäßigem Verhalten auf, ebenso oft gab es Verkehrsstörungen, Aufregungen, bange Sorgen. Diese Störungen gehörten allmählich zur feindlichen Zermürbungsarbeit, hatten tatsächlich auch eine entsprechende Wirkung, das konnte nicht ausbleiben.
Ende Mai fand man in der Flur Am Elm südöstlich von Breinig die Leiche eines englischen Soldaten, der mit einem Fallschirm, vermutlich aus einem durch Beschuß beschädigten Flugzeug abgesprungen war. Sie kam zur militärischen Beerdigung nach Aachen.

Beim Luftangriff auf Aachen am 14.Juli wurde auch das Kreishaus an der Zollernstraße beschädigt; unsere Amtsfeuerwehr war dort mit Erfolg zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Am 17.August hatten wir dreimal Fliegeralarm innerhalb von 5 Stunden. Wie schon hunderte Bombenflugzeuge, umkreist von sie begleitenden Jagdschutzflugzeugen durchfahren, als wenn sie eine Spazierfahrt machten. Sie wurden zwar von der Aachener Flak heftig beschossen. Ein deutsches Jagdflugzeug mußte beschädigt an dem Feldweg vom Fäuerchen nach Krauthausen landen; sein Führer, ein Feldwebel Lindenschmidt, blieb unverletzt.

Ende August fand man in der Gemeinde und darüber hinaus tausend täuschend nachgemachte Lebensmittelkarten der damals gültigen Ausführung, wahrscheinlich von einem Flugzeug zu dem Zweck abgeworfen, Verwirrung in der Lebensmittelversorgung zu stiften. Einzelne Karten sind auch betrügerischerweise zum unberechtigten Bezug von Lebensmitteln benutzt worden; die allermeisten (vermutlich) aber konnten gesammelt und gegen Mißbrauch gesichert werden.
Am 19.November gingen etliche Stab-Brandbomben und Sprengbomben am Nachtigällchen und in Vicht-Breinigerberg nieder, die auch die Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. beschädigten, jedoch den Betrieb nicht erheblich störten.
Der Krieg mit der Flugblattpropagenda des Feindes ging in unverminderter Stärke weiter.
Bei einem Luftangriff auf Köln am 29.Juni gingen nach Mitteilung von Pfarrer Alfons Gerson acht der damligen Restauration gegebenen Bilder der ehemaligen Äbte aus der Sammlung auf der Orgelbühne der Pfarrkirche verloren.

Nach dem Luftangriff auf Aachen im Juli fanden sich wieder viele obdachlos gewordene Aachener in unseren Gemeinden ein. In Erwartung einer Massenflucht hatte die NSV in Kornelimünster Essen bereitgestellt. Da es jedoch von den in erster Linie Obdach suchenden Flüchtlingen wenig beansprucht wurde, hat man es nach Aachen gebracht, wo es umsomehr Abnehmer gefunden hat.
Am 1.September zählte man im Amt 472 Flüchtlinge aus Aachen und 98 aus entfernteren Orten (Köln, Düsseldorf usw.). Ihre Zahl erhöhte sich noch etwas nach den Luftangriffen auf Aachen vom 24.September und 18.Oktober.

Bei dem Angriff auf Aachen am 14.Juli waren auch die Eisenbahnanlagen beschädigt worden. Darum wurden einige internationale Züge über Strecken in unserer Gemeinde umgeleitet, ein uns ungewohntes Bild. Die Ernährungsgrundlage blieb zur Not gesichert, trotz mancher auf die Dauer stärker empfundenen Mangelerscheinungen, die sich als Warenmangel und darauf gegründete Minderung von Lebensmittelzuteilungen, insbesondere aber Fettmangel, darstellten. Auchdie Belieferung mit Bekleidung und Wäsche ließ zu wünschen übrig. Allerdings hat man Hungergestalten oder auffallend schlechte Kleidung nicht gesehen. Tausch und Schwarzhandel blühten auf. Die zusätzliche Besorgung von Lebensmitteln bei Bauern, besonders im Jülicher Land und bis tief in die Eifel und die Kreise Eupen und Malmedy ist für die, die dazu Zeit und Muße finden, zur Selbstverständlichkeit und Übung geworden. Man möchte leben, besser leben als es die amtlichen Zuteilungen erlauben. Für Herbst wurden nur 2 Zentner Kartoffeln je Person zum Einkellern freigegeben. Sie kosteten, frei Haus geliefert, 4,35 RM je Zentner. Wer nicht einkellerte, darf je Person 5 Pfund (bisher 6) in der Woche kaufen und erhält im Monat zusätzlich 300 g Brot. Vor Weihnachten gab es als Sonderzuteilung 8 Zigarren oder 12-16 Zigarillos oder 30 Zigaretten. Auf Grund guter Ernte wurden ab 20.September 100 g Weizenbrot je Kopf und Woche mehr ausgegeben.
Die auf Lebensmittelkarten erhältlichen Lebensmittel sind qualitativ kaum oder garnicht zu beanstanden. Textilien und andere Bedarfsgüter dagegen sind gütemäßig immer mehr abgesunken, im Zeichen enger gewordener Rohstoffgrundlagen. Die einzelnen Haushalte sind bestimmten Schumachern zugeteilt; diese werden nach der Kundenzahl mit Leder usw. für die Schuhreparatur beliefert.
Wetter, Landwirtschaft. Anfang Januar fiel bis 25 cm hoch Schnee, dem bald für kurze Zeit scharfer Frost folgte. Die längste Zeit des Winters war jedoch von mildem Wetter beherrscht. Die letzten Nachtfröste traten Anfang April auf. Eine gute Obstblüte versprach einen ebensolchen Ertrag. Diese Hoffnung wurde in Breinig durch ein Gewitter mit Hagelschlag am 15.Juni zerstört. Es traten nur wenig Maikäfer in Erscheinung. Jedoch wurden wieder Kartoffelkäfer gefunden. Gegen Ende Mai einsetzender Regen ließ die mengenmäßig gute Heuernte sich bis in den Juli hinziehen. Ab Ende Juli für drei Wochen fürchterliche Hitze bis 33 °C im Schatten gestattete eine gut mittelmäßige Getreideernte. Die Kartoffeln erbrachten ebenfalls einen mittelmäßigen Ertrag, schlecht war es bei späten Sorten mit nicht mehr als 60 Zentner je Morgen. Erster Nachtfrost am 16.Oktober, erster Schnee vier Wochen Später.


Breinig, Karsamstag, 28.März 1959; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.


Auf Anweisung der Aufsichtsbehörde mußten, um sie den Gefahren des Luftkriegs zu entziehen, wertvolle Urkunden und Bücher außerhalb des Amtshauses gesichert untergebracht werden. Dazu wurden ausersehen die Geburts-, Heirats- und Sterberegister der Standesämter Kornelimünster und Walheim von 1798 bis 1832, dazu Einwohnerverzeichnisse verschiedener Jahrgänge (1837 und später, 1876 und 1883) und die Einwohnerkarteien von 1896 und später, soweit sie abgelegt waren. Zusammen mit Vorräten an Schreibpapier und anderen wurden sie am 6.Oktober 1943 in einen Westwallbunker beim Forsthaus Kalkhäuschen gebracht, dessen Schlüssel Gemeindeförster Offergeld verwahrte. Als man 1944 vor der Gebietsräumung Bücher und Akten aus dem Amtshaus und der Amtskasse verpackte, um sie nach Betzdorf an der Sieg in Sicherheit zu bringen, blieben die Sachen im Bunker zurück. Dort sind sie vermutlich untergegangen, als amerikanische Soldaten den Bunker gesprengt haben. Dagegen hatte die Kreisverwaltung von ihr dort ebenfalls in Kisten untergestellte Sachen vor der Gebietsräumung wieder abholen lassen.


Breinig, am 12.Oktober 1962; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.


1944

Bevölkerung
1944mw
Population
Geburten323264
Todesfälle403373
Trauungen23

Zahl der Geburten64 ( 32 m., 32 w.)
Sterbefälle 73 ( 40 m., 33 w. )
Trauungen23
Zu den Geburten: Nicht gezählt sind die Kinder, die von einheimischen Müttern außerhalb der Gemeinde geboren wurden. Wegen der Zerstörungen in Aachen wurden die dortigen Krankenhäuser und Entbindungsheime in den letzten Jahren zunehmend weniger aufgesucht, dafür aber solche im ruhigeren und weniger luftkriegsgefährdeten kleinen Orten, wie Eupen, Raeren, Rötgen, Simmerath, Monschau bevorzugt.
Bei den Sterbefällen sind die dem Standesamt mitgeteilten Kriegsopfer aus unserer Gemeinde mitgezählt.
Dieses Jahr war mehr wie die letzten Jahre vom Krieg und seinen Erfordernissen und Auswirkungen gekennzeichnet. Auch die Tätigkeit der Amts- und Gemeinde-Verwaltung war vom Geschehen vorgezeichnet und auf die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten beschränkt.

Am Jahresbeginn ahnten wir nicht, was im Verlaufe des Jahres über uns kommen würde. Die Bedrängnisse des Daseins ließen die Sehnsucht nach der Beendigung des Krieges immer stärker anwachsen. Mochte die Regierungspropaganda noch so laut unseren Endsieg verkünden, eine Wende im Kriegsgeschehen durch den Einsatz neuer Waffen voraussagen, an einen für uns günstigen Ausgang des Krieges glaubten außer Parteifanatikern nur noch ganz wenige. Das Vertrauen zur Führung schwand dahin, man hatte genug von ihren Leistungen. Die Ereignisse an den Kampffronten im Osten und Süden ließen nichts Gutes ahnen, das zunehmend schreckliche Geschehen in der Heimat, die immer öfteren Luftangriffe mit ihren Zerstörungen von Städten, Werken, Eisenbahnen und Brücken, die zunehmende Bedrohung durch feindliche Flugzeuge, die sich immer mehr wie die Beherrscher des Luftraums ausnahmen, ohne daß ihnen eine fliegerische Gegenwehr entgegentrat, all das und manches andere beherrschte die Gemüter und ließ Mißstimmung, Sorge und Furcht vor dem Kommenden wachsen. Die feindliche Propaganda durch den Rundfunk, dessen Abhören zwar verboten war, und durch von Flugzeugen abgeworfene Flugblätter tat ein Übriges. Der Führer hatte den "totalen Krieg" verkündet, wir sollten ihn zu spüren bekommen.

Im Januar begann es in Brand mit einer Musterung der Hunde, zu der auch die aus unseren Gemeinden zu erscheinen hatten. Vier Wochen später ebenda Musterung der Wagengespanne auf Brauchbarkeit für den Kriegsdienst, auf Grund deren einige Wagen und Pferdegeschirre auf Reichskosten auf den hier nicht üblichen Deichselzug umgebaut werden mußten. Im Januar zwei leichte Luftangriffe auf Aachen, denen am Abend des 11.April (Osterdienstag) ein besonders schwerer folgte. Diesem fiel auch das Kreishaus zum Opfer. Der Löschzug Walheim der Amtsfeuerwehr und die weibliche Bereitschaft Breinig des Deutschen Roten Kreuz waren dort zur Hilfe eingesetzt. Tagelang lag der Straßenbahnverkehr still, und einige Fernschnellzüge wurden über unsere Nebenstrecken geleitet. Die Kreisverwaltung siedelte in die ehemalige abteiliche Residenz in Kornelimünster über. Auch einige Kreisbeamten fanden hier, weil ihre Aachener Wohnungen zerstört wurden, Unterkunft. Ein Strom Aachener Obdachloser ergoß sich aufs Land, auch in unsere Gemeinden. Bei diesem Luftangriff kam auch die an der Mädchenschule in Kornelimünster tätige Lehrerin Klaus ums Leben. In der Nacht zum 25.Mai neuer Angriff auf Aachen, wieder lag die Straßenbahn still. Auch unsere Gemeinde wurde heimgesucht: Spreng- und Brandbomben (die gefürchteten Phosphorkanister) gingen nieder auf dem Brauneberg, im Braunbruch, in den Mühlenbenden, auf dem Loferbusch, auf dem Acker, beim Benediktinerkloster und nahe bei der Bilster Mühle. Im Braunebusch wurde der Blindgänger einer Sprengbombe unschädlich gemacht. Bei der Bilstermühle drang ein solcher in den Boden ein, die Einschlagstelle wurde durch ein Warnschild mit der Aufschrift "Bombenblindgänger" gekennzeichnet. Außer Flur und Fensterschäden war nichts zu beklagen.

Pfingsten, 28.Mai, wieder Luftangriff auf Aachen. Acht Tage darauf erreichte uns die Nachricht von der Landung der Engländer und Amerikaner an der Küste der Normandie, ein Ereignis, das sich kaum drei Monate später in unserer Heimat auswirken sollte. In der Folge traten immer mehr feindliche tieffliegende Jagdbomber (Tiefflieger "Jabo’s") auf, die Eisenbahnzüge und alles, was sich bewegte, sogar Tiere auf der Weide, mit Bomben und Bordwaffen angriffen. Personenzügen wurde ein leerer "Schutzwagen" beigegeben, Güterzügen und später auch Personenzügen ein auf einem Güterwagen stehendes Maschinengewehr zur Abwehr vonTieffliegerangriffen. Es wurde unheimlich kriegerisch in der Heimat. Ende August hatten rund 2000 Flüchtlinge, davon 9/10 aus Aachen Zuflucht in unseren Gemeinden gefunden. Immer mehr Aachener suchten Nachtruhe bei uns. Alle Säle wurden mit ausgelagerten Waren belegt, besonders auch die sonst nicht benutzten der Abtei. Die Kämpfe im Westen kamen näher.

Ende August begannen, zunächst nicht ortsgebundene (d.h. in der Mehrzahl Flüchtlinge) Einwohner, unsere Heimat zu verlassen und sich nach Osten, dem Rhein zu, zu begeben. Ihnen schlossen sich allmählich auch Alteinwohner an, die in der Ferne eine Unterkunft (bei Verwandten und Bekannten) zu finden wußten. Um bei der Reichsbahn Fahrkarten zu erhalten, hatten sie Dringlichkeitsbescheinigungen der Ortspolizeibehörde vorzulegen; sie wurden jedem gegeben, der auch nur ein vorläufiges Reiseziel anzugeben vermochte. Am 7.September verbot die Kreisleitung der Partei die Ausstellung solcher Reisebescheinigungen. Da aber nicht verboten war, den Wohnort zu wechseln, ließ man die Fluchtwilligen sich polizeilich abmelden. So wurde ihnen doch zur Abreise verholfen. Seit Anfang September etwa trafen deutsche Soldaten einzeln oder truppenweise von der Westfront, von der sie sich abgesetzt hatten oder versprengt waren, ein und erzählten von den dortigen Vorgängen. Sie erwarteten hier neue Befehle und zogen bald wieder ab.

Am 3.September (Sonntag) mußten auf Anordnung des Landrats bei den einschlägigen Geschäften Spaten, Schaufeln und Hacken beschlagnahmt und bei der Amtsverwaltung abgeliefert werden; sie sollten bei Schanzarbeiten am Westwall verwendet werden, die die Partei angeordnet hat, die mit der Vorbereitung der Verteidigung beauftragt ist. Am Tage darauf eintrafen auswärtige HJ-Einheiten und bezogen Quartiere in Schulsälen; sie sollten bei den Schanzarbeiten helfen. Die Partei hatte auch Männer hierzu dienstverpflichtet. Dem Vernehmen nach waren diese Leute bei der Arbeit das bevorzugte Ziel von Tieffliegern. Anordnungsgemäß ließ die Gemeinde längs der offenen Landstraßen (auch der von Kornelimünster nach Breinigerheide) in gewissen Abständen Gräben ausheben, damit Gefährdete darin Schutz suchen könnten. Auch Vorbereitungen für den Fall, daß die Partei die Abreise der Bevölkerung (Gebietsräumung) anordnen würde, wurden getroffen, Marschwege festgelegt usw. Die Ortsgruppe der Partei bereitete Abmarschanweisungen vor. Ab 5.September reiste die anscheinend garnicht zum Einsatz gekommene HJ wieder ab, zum Teil ohne Kenntnis ihrer Führer; zum Teil wurden die Jungen von ihren mit Recht besorgten Eltern heimgeholt. Soldaten ohne Waffen kamen und gingen. Auf dem Iternberg ließ sich eine Flakbatterie nieder. Obwohl oft am Tage Tiefflieger in der Luft waren, wurde vom 3.September ab zunächst keine Luftwarnung mehr gegeben, vermutlich, weil die Warnzentrale dem Feind in die Hände gefallen war. Der örtliche Luftschutzleiter ließ dann aus eigenem Entschluß warnen, wenn er Gefahr witterte. Aus dem Westen war dann und wann Kanonendonner zu hören. Wehrmachtfahrzeuge in zunehmend größerer Zahl befahren vornehmlich die Aachen-Trierer Straße, ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Kampffront schon nahe gerückt sein muß. Der Bevölkerung bemächtigt sich eine steigende Unruhe. Fluchtpläne werden erwogen und verworfen. Viele wollen hier bleiben in der Hoffnung, die sich schnell nähernde Front werde ebenso schnell über die Heimat hinwegrollen; sie wollen einem ungewissen Schicksal in der Fremde ein solches in der Heimat vorziehen. Andere warten nur auf die Möglichkeit, den Gefahren des Krieges zu entrinnen. Es ist also keine einheitliche Meinung festzustellen. Die sonst so allmächtige Partei schweigt sich aus. Von der Behörde ist keine Weisung zu erwarten, da sie selbst an diesbezügliche Anordnungen der Partei gebunden ist. Unterdessen wird das Leben des Einzelnen immer stärker aus der Luft bedroht. Bevor man das Haus verläßt, muß man sich vergewissern ob die Luft rein ist. Minuten später schon kann man von Tieffliegern bedroht sein, die irgendwo fast ständig in der Luft hängen. Die Hausfrauen insbesondere hetzen nur noch über die Straße und halten sich möglichst im Häuserschatten, wenn sie notwendige Gänge machen. Wer nicht unbedingt draußen sein muß, bleibt im Hause. Jetzt ist und fühlt man sich in der Nacht am sichersten, weil dann die wenigste Gefahr besteht. Die innere Unruhe aber wächst von Stunde zu Stunde.

Samstag, 9.September: In der Gegend von Schleckheim schießt Flak. In der Frühe wurden die Fremdarbeiter (Polen, Russen) zu einer Marschkolonne zusammengefaßt, um von Gendarmen, Reservepolizisten und Männern der "Landwacht" ins Hinterland geleitet zu werden; Richtung Köln. Christian Hoven aus Kornelimünster fährt ihr Gepäck. Kaum haben sie Kornelimünster verlassen, werden sie von einem Tiefflieger beschossen. Vor der Einfahrt zum Gut Kamp, auf der Breiniger Straße, wurde Hovens Pferd getötet. Auf derselben Straße wurde am gleichen Tage die Ehefrau Josefa Kreutz geb. Engels aus Breinig von einem Tiefflieger angeschossen; sie starb im Stolberger Krankenhaus. Es heißt, die Gestapo habe Aachen verlassen und, das Lazarett im Benediktinerkloster sei verlegt worden. Es werden noch Männer zum Schanzen an den Westwall geschickt.

Sonntag, 10.September: Sprengbomben, vermutlich von einem Tiefflieger abgeworfen verletzten oder töteten 6 Stück Rindvieh des Bauern Josef Beckers vom Hönigerhof, die sich auf der Weide nahe beim Jammetsweiher befanden. Durch Breinig wird eine Menge Rindvieh, vermutlich aus Walheim, nach Osten getrieben.

Montag, 11.September: Vom Amtsverwaltungspersonal fehlen einige. Gearbeitet wird fast nichts; doch werden noch Abmeldescheine für Fluchtwillige ausgestellt. Bahn und Post arbeiten noch, die Bahn jedoch mit Einschränkungen; auch die Straßenbahn verkehrt noch. Viele Arbeiter sind daheim. Tiefflieger beherrschen den Luftraum. Die meisten gewerblichen Betriebe in den nahen Städten sind, wie es heißt, entweder ins Innere des Reichs verlagert oder im Begriffe, dies zu tun, oder sind geschlossen, teils, weil die Arbeiter ausbleiben. Es verlautet, die Kreisverwaltung werde von Kornelimünster nach Eschweiler verlegt. Unser Amtsbürgermeister weiß anscheinend nichts von einer Verlegung der Amtsverwaltung. Unsere Bauern mußten heute Vieh abliefern, das in Köln geschlachtet werden soll. Abends läßte die Ortsgruppe der Partei von Haus zu Haus Bereitstellungsanweisungen zustellen, die ansagen, wer im Falle einer Gebietsräumung abreisen solle, wieviel Gepäck mitgenommen werden darf und wer mit der Bahn zureisen befugt sei. Männer im wehrpflichtigen Alter erhielten eine Anweisung nicht; sie sollen, wie es heißt, für die Sicherung der zurückgelassenen Sachgüter sorgen müssen. Zur Abreise mit der Eisenbahn sind zugelassen und vorgesehen Alte und Kranke und Mütter mit Kindern unter 10 Jahren. Alle andern sind auf Fußmarsch angewiesen. Es soll noch mitgeteilt werden, wann geräumt werden soll.

Dienstag, 12.September: Die allgemeine Lage ist fast unverändert. Die Kreisverwaltung hat Kornelimünster verlassen. Reichs- und Straßenbahn verkehren nicht mehr, und die Post hat den Betrieb eingestellt. Werke und Fabriken stehen still, die Arbeiter blieben zu Hause, wohl infolge der gestrigen Ankündigung der Partei. Die Leute stehen, wo nicht durch Tiefflieger bedroht herum und besprechen die Lage. Die Beunruhigung nimmt zu. Einzelhandelsgeschäfte verkauften Waren auch ohne Entgegennahme von Bezugsberechtigungsausweisen. Am Nachmittag verlautete in Kornelimünster, die Kreisleitung der Partei habe auf wiederholtes Drängen von Landrat und Ortsgruppe in die Räumung unserer Gemeinde eingewilligt und noch in der kommenden Nacht werde von Kornelimünster ein Zug der Reichsbahn die Fluchtwilligen abbefördern, von Breinig aber würden morgen früh Wagen der NSKK die Alten, Kranken, Mütter und Kinder abholen. Vom Personal der Amtsverwaltung erschienen nur einige wenige zum Dienst, der sich auf die Bedienung weniger Bürger beschränkte. Es verlautete, einige Verwaltungsangehörige seien schon abgereist. Bestimmt noch nicht abgereist waren der Amtsbürgermeister Lichterfeld, Rentmeister Corsten, die Polizeimeister Legutke und Baltus, der Hilfsangestellte Max Schiffers und die Inspektoren Emonts und Röntgen und Polizeimeister Pitzer. Mit Ausnahme von Schiffers hatten sie noch irgendwie Dienst verrichtet. Auch heute ließ der Amtsbürgermeister nichts von einer Verlegung der Verwaltungstätigkeit verlauten. Vielmehr wurde am Nachmittag ein Feuerwehrmannschaftswagen mit verschlossenen Kisten aus dem Amtshause und der Amtskasse beladen, von dem es hieß, er werde nach Betzdorf an der Sieg gefahren, wohin sich auch der Amtsbürgermeister begeben wolle. Kein Verwaltungsangehöriger erhielt eine bestimmte Anweisung über Verhalten oder Verbleiben. In Kornelimünster und Breinig lagen Reste deutscher Truppenteile, von eigentlichen Kampftruppen wurde nichts gesehen. Im Gasthof "Zur Treppe" in Breinig ließ sich ein Feldlazarett nieder. Tiefflieger stoßen nicht auf Abwehr. Am Nachmittag wurde das Aufspritzen von Erdfontänen in der Gegend des Westwalls im oberen Itertal wahrgenommen; ob sie vom Einschlag von Granaten oder Bomben herrührten, war nicht festzustellen, ein Knall wurde in rund 3 km Entfernung nicht wahrgenommen. Ernster war etwas später das schrille Gräusch mehrerer Geschosse, die in östlicher Richtung über Kornelimünster hinweggingen. Ob durch sie oder Tieffliegerbeschuß hervorgerufen, ist nicht mehr mit Sicherheit festgestellt worden, jedenfalls wurden mehrere Rinder der Frau Maria Bock auf der Weide durch Beschuß verletzt. Daß die Walheimer Bevölkerung unter der Führung des Ortsgruppenleiters Schlütz bereits in der vergangenen Nacht abgereist sein soll, erzählt man sich. Am Abend gab unsere örtliche Parteileitung den Befehl zur Räumung bekannt und dabei auch die Abreisemöglichkeiten. Aus Kornelimünster ist tatsächlich noch kein Zug abgefahren. Die Breiniger haben vergebens auf die zugesagten Wagen gewartet. Der dortige Arzt Dr. Heinrich Kahlen hat sie am 13.September auf Wunsch in seinem Personenkraftwagen nach Stolberg zu den Zügen gebracht, sich dabei aber auf Kranke und Altersschwache beschränken müssen. Die andern Fahrberechtigten haben sich auf andere Weise dahin begeben müssen. Aus den Orten Breinig, Kornelimünster und Venwegen marschierten in der Nacht zum 13. September die auf Fußmarsch angewiesenen Flüchtlinge dem ersten Ziel Schevenhütte zu, wo sie sich verinigten. Die Breiniger waren bis dahin ohne parteiamtlichen Führer und auf sich selbst angewiesen, die Venwegener marschierten unter Führung des Parteifunktionärs Josef Klein, während der Ortsgruppenamtsleiter der NSV, Fanz Barth die Münsteraner führte. Barth übernahm in Schevenhütte, alle drei Kolonnen zu führen. Leute, die es ermöglichen konnten (Bauern, Kraftfahrzeugbesitzer), sind zum Teil auf eigene Faust einem selbstgesetzten Ziel zugesteuert. Auch aus der Marschkolonne haben sich unterwegs einige selbständig gemacht; es wurde keinerlei Zwang zum Verbleiben ausgeübt. Zwang irgendwelcher Art ist auch daheim in der Heimat in Bezug auf Räumung oder Dableiben nicht versucht worden. Infolgedessen war jedem Einwohner die volle Entschlußfreiheit belassen. Es haben denn auch viele Einwohner und etwa 20 Flüchtlinge die Heimat nicht verlassen, in Venwegen allerdings nur etwa 70, und Breinig mit Breinigerheide, Breinigerberg und Schützheide dagegen rund 1.400, in Kornelimünster 300. Am Abend des 12.September war die Tätigkeit der Gemeinde- und der Amtsverwaltung zu Ende. Der Amtsbürgermeister soll nach Einbruch der Dunkelheit im Personenkraftwagen abgereist sein. Die übrigen Verwaltungsangehörigen waren schon fort oder sind in der folgenden Nacht dem Räumungsbefehl gefolgt. Zurückgeblieben ist nur der 70 Jahre alte Hilfsangestellte Max Schiffer aus Breinig, der am andern Morgen vergebens auf die in Aussicht gestellte Fahrgelegenheit gewartet hatte. Auch Polizeimeister Legutke, Walheim, war zunächst geblieben und ist erst dann abgereist, als die Amerikaner bereits heimatlichen Boden betreten hatten. Von den drei Pfarrern (Gerson in Kornelimünster, Jansen in Breinig und Peters in Venwegen) hat keiner unsere Heimat verlassen.

Hier zunächst noch einiges vom unkriegerischen Geschehen bis zur Gebietsräumung:
Um den Schutz der Einwohner gegen die Gefahren des Luftkriegs zu fördern, ließ die Gemeinde an der Corneliusstraße hinter dem Hause Nr. 25, Alois Claßen, einen Stollen in den Berg treiben. Die Pfarrgemeinde hatte in der Kirche einen Schutzraum herrichten lassen, den sie den Umwohnern des Markts jederzeit bei Gefahr zu benutzen gestattete, auch außerhalb der Gottesdienstzeit, bei Tag und Nacht. Darum erstattete ihr die Gemeinde einen Teil der Baukosten. In Breinigerberg haben Einwohner aus eigenem Antrieb einen längst verfallenen Stollen der Grube Breinigerberg unter dem Schlangenberg zu Schutzzwecken freigelegt. Auch an anderen Stellen bauten Einzelne oder Nachbarn Stollen und Bunker auf eigene Rechnung. Die Mehrzahl der Einwohner aber blieb auf die mehr oder weniger gute Schutzmöglichkeit in den Hauskellern angewiesen. Zwar hatte das Reich elektrische Luftschutzöfen zu deren Beheizung leihweise geliefert, doch die meisten Keller eigneten sich nicht für einen längeren Aufenthalt, etwa für die Nachtruhe. Um die Rettung Verschütteter zu erleichtern, waren schon früher Hinweispfeile an den äußeren Hauswänden angebracht weorden, die besagen, in welchem Teil des Hauses sich der Schutzraum befindet. Im Sommer waren, um die gegenseitige Hilfeleistungen zu fördern, mehrere Hausgemeinschaften benachbarter Häuser organisatorisch zu Luftschutzgemeinschaften zusammengefaßt worden. Das Amt wurde auch in das "Luftschutzführerprogramm" eingeschlossen, das heißt, die Kosten öffentlicher Luftschutzbauten, die es bis dahin selbst zu tragen hatte, werden ihm vom Reich erstattet. Indes konnte davon nicht mehr Gebrauch gemacht werden, weil für größere Bauten weder Baustoffe noch Bauarbeiter aufzutreiben waren. So mußte auch der geplante Bau von Splitterschutzgräben aufgegeben werden.
Anfang Januar ist das Kreisheimatmuseum geschlossen worden. Wie schon seit Kriegsbeginn gab es keine Fastnachtvergnügen. Die fällige Heiligtumsfahrt fiel aus; Cornelioktav, Jahr- und Viehmarkt konnten der kriegerischen Ereignisse wegen nicht stattfinden.

Der vor einiger Zeit aus Rußland (siehe Vorjahr) zurückgekehrte Amtsbeigeordnete Hugo Thelen, Kornelimünster, fiel Anfang April in Aachen-Forst einem Verkehrsunfall zum Opfer.
Am 12.Mai ist beim Rückzug von der Halbinsel Krim der Hauptmann Cornel Gorgels, angestellter Amtssekretär, gefallen.
Unser Landrat Erwin Classen hat den Untergang des Kreishauses und seiner Dienstwohnung beim Luftangriff am 11.April nicht mehr erlebt; er ist am 13.Februar in einem Heidelberger Krankenhaus gestorben, jedoch in Aachen beerdigt worden. Die Kreisverwaltung wurde einem Vertreter übertragen.
In Breinig verstarb am 29.März der anstelle des zum Wehrdienst einberufenen Lehrers Josef Breuer wieder in den Schuldienst berufene (evangelische) Lehrer a.D. Wilhelm Gutenberger.
Der Reichs- und preußische Minister des Innern verfügte im März ein bis auf weiteres geltendes Urlaubsverbot für alle Verwaltungsangehörigen. In den letzten Wochen vor der Gebietsräumung wurde im Amtshause eine neue Arbeitszeit eingeführt für das Personal, das mit Polizei-, Luftschutz- und ähnlichen Aufgaben betraut ist: Tag und Nacht fortdauernde Arbeitszeit von 8 Stunden ist nur von ebensolanger Ruhezeit unterbrochen, d.h. jeder achtstündigen Arbeitsschicht folgt für den einzelnen Dienstleistenden eine gleichlange Pause, so, daß die Dienststellen jederzeit besetzt sind. Das ist für die Betroffenen eine sehr anstrengende und wegen der nicht ausreichenden Ruhezeit aufreibende Regelung.

Im April wurde der Fernsprechdienst gedrosselt; nur der, dem die Reichspost eine besondere Kennziffer zugeteilte, ist noch befugt, am Fernsprechverkehr teilzunehmen.
An der seit dem Vorjahr in Breinig und Kornelimünster aufgetretenen Diphtherie sind einige Kinder, vorwiegend schulentlassene, gestorben. Zur Streckung des geringen Kartoffelvorrats aus der schlechten Ernte des Vorjahrs wurde eine vermehrte Schweineschlachtung angeordnet; das Fleisch kam anstelle des üblichen Rindfleischs zum Verkauf. Der Reichsnährstand forderte zu vermehrtem Kartoffelanbau auf, die Anbaufläche des Vorjahrs soll in diesem um ein Drittel vergrößert werden.

Die Kartoffelhalle in Breingerheide ist als solche nie fertig geworden. Bis zur Gebietsräumung waren das Dachgebälk aufgelegt und der größte Teil der Dachverschalung aufgelegt (siehe auch 1943).
Die Ernährung hielt sich im allgemeinen auf dem Stand des Vorjahres, sank aber doch in einigen Bereichen etwas ab, z.B. infolge der geringen Kartoffelzuteilung. Gern sah man die vorübergehend an Stelle von Rindfleisch ausgegebene Schweinefleisch-Zusteilung.
Bedarfsgüter aller Art, Bekleidung, Wäsche, Schuhzeug und Haushaltgerät, verschlechterten sich immer mehr. Der sich infolge der jahrelangen Rationierung vermehrt anmeldende Bedarf konnte auch nicht annähernd gedeckt werden. Doch galt noch immer, was zum Vorjahr gesagt wurde: Schlecht bekleidete Menschen oder Hungergestalten sah man bei uns nicht, wenn auch, was nicht zu leugnen, das Erscheinungsbild mancher Leute gelitten hat.

Am 1.April trat der Vertrag der Gemeinde mit dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) vom Jahre 1931 über den Verkauf der gemeindeeigenen Gas- und Elektrizitätsversorgungsanlagen in Kraft. RWE hat die Gasversorgungsanlagen an die Westgas A.G. verkauft.

Am 7.Januar hat die in Breinig, Auf dem Essig, wohnende Ehefrau von Wilhelm Wild, Gertrud geb. Ganser, beim Herstellen von Bohnerwachs-Ersatz so schwere Brandwunden erlitten. Daß sie im Stolberger Krankenhaus verschieden ist.

Gegen Ende August breitete sich unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche aus. Das noch nicht angesteckte Vieh sollte schutzgeimpft werden. Der Impfstoff war beschafft, aber der bestellte Kreistierarzt blieb aus unbekannten Gründen aus und war auch bis zur Gebietsräumung noch nicht erschienen.
Ohne Angabe von Gründen bestellte Anfang September die Gestapo den Bauschreiner Franz Lennartz von Breinigerheide zu sich, von dem allerdings bekannt war, daß er der Leiter des Ortsvereins der Kommunistischen Partei gewesen war. Bis zur Gebietsräumung war er nicht zurückgekehrt. Erst im Sommer 1945 kam er zurück; es hieß, man habe ihn in einem Konzentrationslager festgehalten. Außer ihm hat nur noch ein Einwohner unserer Gemeinde, Josef Moers aus Breinig, 1938/39 Bekanntschaft mit einem solchen Lager zu machen gehabt, allerdings aus anderen als politischen Gründen. (siehe jedoch 1945)
Wetter Landwirtschaft. Das Jahr begann mit einer kalten Regenzeit. Ostern (9.April) waren Bäume und Sträuche noch kahl. Am 17. Und 18.Juni so kalt, daß die Zimmer beheizt werden mußten; ebenso an einzelnen folgenden Tagen bis Mitte Juli. Sommerwetter erst von Anfang August an; am 23.August bis +37°C. Am Monatsende Abkühlung, dann bis zur Gebietsräumung sommerliches Wetter. Die Heuernte fiel infolge der Frühjahrskälte knapp mittelmäßig aus. Bei der Gebietsräumung waren die Obstbäume reich behangen; auch die Kartoffeln versprachen einen guten Ertrag. Die Getreideernte ist mittelmäßig ausgefallen.

Nachtrag 1944 Teil.1

Der Bericht hat hier abgebrochen werden müssen, weil die nachfolgenden Ereignisse erst in langwierigen Nachforschungen ermittelt werden können, die noch nicht abgeschlossen sind. Der Verfasser war wie alle Gemeinde- und Amtsbeamten ausgewichen und ist erst im Juni 1945 heimgekehrt. Er ist dann überwiegend auf Auskünfte anderer angewiesen. Er wird bemüht bleiben, nur das zu berichten, was sich als glaubhaft erwies. Wenn das eine oder andere Geschehnis trotz fleißigen Bemühens unerwähnt bleiben sollte, es sind dafür Vergeßlichkeit und menschliches Versagen verantwortlich.
Breinig, Ostermontag, 30.März 1959, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.

Fortsetzung

Die Gebietsräumung, parteiamtlich "Freimachung von Wohngebieten" genannt, war bis zum Abend des 13.September beendet.
Der Amtsbürgermeister und die meisten seiner Mitarbeiter hatten die Gemeinde spätestens in der letzten Nacht verlassen. Zurückgeblieben waren außer einigen Hilfsangestellten der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle, die auch hier geblieben sind, Polizeimeister August Legutke aus Walheim und Vollziehungsbeamter Josef Milz aus Kornelimünster, dieser in seiner Eigenschaft als stellvertretender Ortsgruppenleiter der Partei, in deren Dienst er getreten war, ferner Verwaltungshilfsangestellter Max Schiffers aus Breinig, ein betagter Mann. Legutke ist am Abend des 13.September ausgewichen. Milz hat am gleichen Abend den Feuerwehrwagen, der am Vortag mit verschlossenen Kisten beladen worden war, nach Würselen gefahren, wo er sich bei der Kreisleitung der Partei, wohin sich auch der Ortsgruppenleiter Albert Rütgers, hauptberuflich Amtskassenangestellter, begab, melden mußte. Von dort hat den Wagen der früher in Venwegen tätige Lehrer Erdmann nach Wipperfürth gebracht. Die Ladung ist schließlich am Bestimmungsort Betzdorf angekommen, wo sie der dahin ausgewichene Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld verwahrt hat. Der Wagen, von der Kreisleitung für ihre Zwecke beschlagnahmt und von Milz gesteuert, hat Ende Februar oder Anfang März 1945 in Hoffnungsthal bei Köln zurückgelassen werden müssen, weil Betriebsstoff nicht aufzutreiben war. (Angaben von Milz) Er ist nicht mehr nach Kornelimünster zurückgelangt.

Eine Amts- und Gemeindeverwaltung bestand nach dem 12.September nicht mehr, alle Dienststellen waren verlassen, ihre Einrichtungen, soweit nicht fortgebracht, zurückgelassen. Irgend eine Vorsorge für die Fortsetzung einer verwaltenden oder betreuenden Tätigkeit, deren die zurückbleibende Bevölkerung bedurfte, war nicht getroffen.
Die Ortsgruppenleitung der Partei ist, nachdem sie die meisten Akten verbrannt hatte, am Abend des 13.September ausgewichen und hat sich zur Kreisleitung nach Würselen begeben. Auf deren Weisung hatte sie vorher aus dem Lager der Buttergroßhandlung von Heinrich Krott an der Aachener Straße Butter und Käse beschlagnahmt, die von der Kreisleitung abgeholt wurden.
Obwohl weder Partei noch irgendeine Behörde wegen des Verlassens der Heimat einen Druck ausgeübt hat, sind die meisten Einwohner den bevorstehenden ungewissen Ereignissen, die nach den Umständen nur übel gedeutet werden konnten, ausgewichen. Die Lage unserer Gemeinde zwischen der grenznahen ersten Befestigungslinie und der zweiten im Vichttal ließ befürchten, daß sie Kampfgebiet werden würde; viele Teilnehmer am vorigen und jetzigen Kriege hatten erlebt, was das für eine bewohnte Gegend bedeutet. Eine ungewisse Zukunft in der Fremde wurde darum dem Verbleiben in der kampfumdrohten Heimat vorgezogen. Indem, so glaubte man, könne der Krieg nicht mehr lange dauern und die Abwesenheit werde bald überwunden. Demzufolge waren an der Flucht alle Bevölkerungsschichten beteiligt. Die wenigsten Fluchtwilligen hatten ein bestimmtes Ziel, etwa Verwandte oder Bekannte diesseits oder jenseits des Rheins, wohin sie sich begeben konnten, die meisten verließen sich auf die Maßnahmen der Partei. Diese aber waren teils so eilig vorbereitet und getroffen wurden, daß Mißhelligkeiten nicht ausbleiben konnten. Während zum Beispiel der für den Abend des 12.September für Kornelimünster angesagte Eisenbahnzug tatsächlich die Fluchtwilligen ohne Auswahl aufnahm und fortbrachte, blieben die für Breinig zugesagten 10 Omnibusse aus, die hatten am Morgen des 13.September die Marschunfähigen (Alte, Kranke, Mütter mit Kindern unter 12 Jahren) fortbringen sollen. Da hat der dortige Arzt Dr. Heinrich Kahlen einige Alte und Kranke in seinem Personenkraftwagen zu Zügen nach Stolberg gebracht, bis ihm das Ausgehen des Kraftstoffs Einhalt geboten hat, andere haben sich zu Fuß dahin aufgemacht. Niemand ist behindert worden, abzureisen; auch wer keinen Abreisebefehl erhalten hatte, war in seinem Entschluss nicht beschränkt. Männer im noch dienstpflichtigen Alter hatten ursprünglich zum Schutz der zurückgebliebenen Güter daheim bleiben sollen und keine Räumungsanordnung erhalten. Wer Fuhrwerk oder Kraftfahrzeug zur Verfügung hatte, konnte soviel Gepäck mitnehmen, wie er wollte; Marschierende waren darin beschränkt, obwohl Fahrräder und Handwagen mitgeführt werden konnten. Doch hat keinerlei Gepäckkontrolle stattgefunden, weder für Marschierende noch Eisenbahnbenutzer.

Die in den ersten Stunden des 13.September aus Breinig, Kornelimünster und Venwegen zum Fußmarsch aufgebrochenen Flüchtlinge trafen noch in der Tagesfrühe an dem allen bekannten ersten Zielort Schevenhütte ein. Von hier ab übernahm der Ortsgruppenamtsleiter der NSV Franz Barth, der eine Marschkolonne aus Kornelimünster geführt hatte, die Weiterleitung; er hatte weiter Anweisung der Partei. Unter seiner Führung begann um 9 Uhr der Weitermarsch Wehe-aufwärts und auf der stark ansteigenden Straße nach Kleinhau. Dort wurde eine kurze Mittagsrast zur Stärkung benutzt, bevor es auf Feld- und Waldwegen, die als Fluchtwege bezeichnet (weißes F auf blauem Grund) waren, durch die dritte Befestigungslinie hindurch nach Winden an der Rur weiterging. Unterwegs traf man auf Spuren eines Tieffliegerangriffs: Ein totes Pferd, ein verbranntes Fahrrad usw. Eine Einwohnerin gab die Erklärung, am Tage vorher sei eine Marschgruppe aus Walheim dort angegriffen worden und eine Person sei dabei ums Leben gekommen. In Winden erhielt jeder von der dortigen NSV ein belegtes Buterbrot; ohne Aufenthalt marschierte man über die Rurbrücke und durch Kreuzau nach Drove, wo alle Quartier in Privathäusern erhielten. Kurz vor Mittag des folgenden Tags (14.September) wurde, das Gepäckt auf pferdebespannte Wehrmachtfahrzeuge verladen, der Weitermarsch angetreten; man sollte einen auf dem Bahnhof Vettweiß bereitstehenden Personenzug benutzen. Infolge eines Mißverständnisses hat jedoch nur ein Teil der weit auseinander gezogenen Marschkolonne unter Führung von Barth diesen Zug bestiegen; die anderen gelangten nach Erp. Der Zug hat die Leute in den Harz gebracht. In Erp erhielten die Leute zunächst ein warmes Essen, mußten dann aber aufgeteilt werden, weil nicht für alle Nachtquartier gegeben werden konnte. Etwa die Hälfte ging nach Friesheim und blieb fortan von den anderen getrennt. Sie sind andern Tags, auf Bauerntrecker verladen, über Bonn zunächst nach Siegburg und, weil sie dort nicht aufgenommen wurden, bis nach Ahlen in Westfalen gebracht worden, wo sie am 17. eintrafen und zum Verbleib verteilt worden sind. Die in Erp zurückgebliebenen Flüchtlinge verfrachtete man ebenfalls auf Bauerntrecker und brachte sie über Köln nach Troisdorf bei Siegburg. Erst viele Stunden nach der Ankunft erfuhren sie, daß sie mit einem Zug weitergeleitet würden. Tatsächlich nahm sie am Abend ein Sonderzug auf, er brachte sie nach Stadthagen in Schaumburg Lippe, wo sie am 16. eingetroffen sind. In dieser Stadt befanden sich schon Flüchtlinge aus der Gemeinde Walheim; die Neuankömmlinge verteilte man zum größten Teil auf den Landkreis Stadthagen.

Die am Abend des 12.September von Kornelimünster mit einem Sonderzug abgefahrenen Flüchtlinge kamen nach Tecklenburg und Ibbenbüren. Einige Breiniger, die den Zug von Stolberg aus benutzt hatten, gelangten in den Landkreis Detmold. Andere kamen in die Umgebung von Bad Oeynhausen, in die Provinz Sachsen, in die Länder Braunschweig, Thüringen und Sachsen, eine Gruppe Venwegener nach Hachenburg im Westerwald. In einigen Gegenden konnten Flüchtlingsgruppen in nachbarlicher Fühlung miteinander bleiben und den Zusammenhalt wahren.
Für alle Geflohenen aber war die Verbindung mit der Heimat abgebrochen. Sie erfuhren nur durch Zeitung und Rundfunk vom angeblichen Geschehen daheim, und das war wenig erfreulich. Den Daheimgebliebenen gegenüber hatten die meisten von ihnen jedoch den Vorteil, noch auf Monate vom Kriegsgeschehen nur wenig berührt zu werden und vor allem, Verbindung mit ihren Angehörigen in der Wehrmacht zu behalten.
Einmal im Oktober etwa, hörten Geflohene über den Rundfunk (Sender der Alliierten) eine Erklärung des neuen Bürgermeisters von Kornelimünster, Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, über das Leben in der Heimat, die im erfreulichen Gegensatz stand zu den üblen Berichten von deutscher Seite (=Drangsalierung) der Einwohner, Erschießungen u.a.), die sich später auch als Lügengespinste herausgestellt haben.
Arbeiter in Rüstungsbetrieben waren verpflichtet, dem Ruf in Ausweichbetriebe oder Filialunternehmen im rechtsrheinischen Gebiet zu folgen; zum Teil sind sie daheim geblieben. Von den Fabriken in unserer Gemeinde ist nur ein Teil der Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co. In Vicht Breinigerberg nach Meschede in Westfalen verlagert werden.
Zurückgeblieben waren nach amtlicher Auskunft in Kornelimünster rund 300 Einwohner, in Breinig und Vororten (Pfarrbereich) 1250 und in Venwegen rund 100, auch die kath. Pfarre dieser Orte, die Angehörigen des Benediktinerklosters und der Schwesternniederlassung in Kornelimünster, der Breiniger Arzt Dr. Heinrich Kahlen, nicht jedoch der Arzt Dr. Josef Schillings und Apotheker Rudolf Böltink, beide aus Kornelimünster. Auch unter den Zurückgebliebenen waren alle Bevölkerungskreise vertreten. Sie sind in der Hauptsache von der Hoffnung geleitet wor-den, die Kämpfe würden, wie in den letzten Wochen, auch die Heimat rasch überrollen und sie weniger Gefahren aussetzen wie die Geflohenen. Auch die Sorge um den Besitz (Wohnung), Haus, Geschäft, Vieh hat manchen sich entschließen lassen, in der Heimat zu bleiben und die Ereignisse abzuwarten.

Rund ein Dutzend deutsche Soldaten, die sich beurlaubt in der Heimat befanden und nicht zu ihren Truppenteilen zurückgekehrt waren, nahm ein unsicheres Schicksal auf sich. Sie hatten damit zu rechnen, entweder in Kriegsgefangenschaft zu geraten oder wenn die deutsche Wehrmacht sie aufstöberte, als Fahnenflüchtige behandelt zu werden.
Rückschauend darf gesagt werden, daß die Heimat nicht völlig geräumt worden ist, muß als glückhaft bezeichnet werden. Denn ohne die Daheimgebliebene wäre sie gänzlich der Willkür fremder Soldaten ausgeliefert gewesen.

Post, Eisenbahn, Straßenbahn und gewerbliche Betriebe lagen nun still, die Wasserleitung und die Versorgung mit Elektrizität versagten alsbald. Der seit einigen Tagen auffallend gesteigerte Verkehhr deutscher Wehrmachtfahrzeuge ließ merklich nach. Über Tag waren fast pausenlos feindliche Jagdflugzeuge in der Luft, denen fast keine Abwehr entgegentrat; Fliegeralarm wurde nicht mehr gegeben. Aus der Ferne drang Kanonendonner herüber, und ab und zu zischten von Westen her Granaten über die Gegend hin. Nur vereinzelte, schwache Trupps deutscher Soldaten wurden gesehen, eine geschlossene Kampffront trat nicht in Erscheinung. Es Verbreitete sich das Gerücht, amerikanische Truppen hätten bereits am Nachmittag des 12.September in Rötgen Reichsgebiet betreten und marschierten nach Rott und das Vichttal abwärts. Am Abend des 13. sprengten deutsche Soldaten mehrere Straßen und Eisenbahnbrücken, wobei in der Nähe stehende Häuser mehr oder weniger schwer beschädigt wurden. Dann legte sich eine verhältnismäßige, beklemmend wirkende Ruhe über die Gegend, die die Zurückgebliebenen mit Spannung und ängstlicher Sorge erfüllen mußte. Sie suchten in Erwartung des Kommenden Schutz in Kellern und anderen Gelassen, wo möglich auch in Steinbrüchen und Kalkwerken. Um das in Ställen und Weiden zurückgelassene Vieh, das zum Teil aus den Umzäunungen ausgebrochen war und in der Feldflur umher irrte, kümmerte sich zunächst niemand. Gewissenlose haben diese Lage dazu benutzt, sich nicht nur an der Hinterlassenschaft der Geflohenen, kaum, daß diese die Heimat verlassen hatten, sondern auch an der der vorübergehend ausgewichenen Daheimgebliebenen, in Läden und Ausweichlagern zu vergreifen.

Die allgemeine Spannung erreichte ihren Höhepunkt am Morgen des 14.September. Amerikanische Truppen besetzten, von Mulartshütte kommend, zwischen 8 und 9 Uhr zuerst Venwegen. Von da schossen sie einige Granaten auf Breinig, durch die dort einige Häuser beschädigt wurden. Nach 11 Uhr kamen sie von da nach Breinig, um dieselbe Zeit, von Oberforstbach und Schleckheim her, nach Kornelimünster. Ernsthaften Widerstand sind sie in unserer Gemeinde nicht begegnet. Deutsche Wehrmachtgruppen, offensichtlich ohne Zusammenhalt, zogen sich ohne Kampf zurück. An der Straße stehenden Einwohnern warfen die amerikanischen Soldaten von ihren Fahrzeugen herunter verschiedentlich Schokolade und andere Süßigkeiten zu. Ein offizieller Empfang ist den Amerikanern nirgendwo bereitet worden; da und dort waren als Zeichen friedlicher Gesinnung weiße Tücher als Fahnen gehißt; in Breinig ist ihnen ein Mann mit einer weißen Fahne entgegengegangen. Dieser beinahe friedlich wirkende Einmarsch ließ manche Angst mindern und das Gefühl wachsen, von einem Druck befreit zu sein. Dem gaben einige Zuschauer auch in Worten Ausdruck. Im Vichttal drangen die Soldaten unterdessen weiter vor, dahin rückten auch Teile der nach Breinig gekommenen Truppenteile nach.

In und bei allen Orten bezogen die Amerikaner Stellungen, betraten aber kein Haus, sondern nächtigten in Zelten; die Berührung mit den Einwohnern mieden sie. Die ganze Gemeinde wurde bald ein Heerlager, dem fortgesetzt Verstärkungen zugeführt wurden. Beiderseits Venwegen, zwischen Breinig und dem Münster Wald, in Breinigerberg, im Vichttal, in Breinigerheide und Schützheide, bei der Bilstermühle, vor Schleckheim und anderswo errichtete man Artilleriestellungen. Kampflärm aus dem Westen, Osten und Südwesten ließ deutschen Widerstand erkennen. Die Hoffnung der Einwohner, die Kampffront werde sich bald verlagern, schwand dahin, aber es gab nun kein Entrinnen mehr. Deutsche Artillerie bestrich die ganze Gegend, und ab und zu trat auch die deutsche Luftwaffe auf. Es gab Verluste an Menschen und Vieh und Schäden an Gebäuden, Straßen und Feldflur, besonders in der Nähe der amerikanischen Artilleriestellungen. Manchem Daheimgebliebenen tat es leid, nicht geflohen zu sein, denn nun fand er nicht einmal mehr nachts Ruhe. Die amerikanische Artillerietätigkeit war manchmal auch dann äußerst heftig, wenn ihre Stellungen nicht angegriffen wurden. Oft gab es Luftkämpfe, in die auch von der Erde aus eingegriffen wurde. Deutsche von Flugzeugen aus abgworfene Bomben vermehrten die von der Artillerie angerichteten Schäden, doch traten deutsche Flugzeuge nicht oft in großer Zahl gleichzeitig auf. Viel öfter und bedeutend stärker überflogen feindliche Flugzeuge die Gegend in Richtung nach Osten.

Eine kleine Erleichterung trat erst ein nach der Eroberung von Aachen im Oktober und vier Wochen später nach dem Vormarsch der Amerikaner über Mausbach, Gressenich und Stolberg hinaus, doch blieb die Bedrohung aus dem Hürtgenwald bis zum Jahresende bestehen.

Große Aufregung gab es vom 16.Dezember ab infolge des deutschen Vorstoßes aus der Eifel nach Belgien und Luxemburg, unter der Bezeichnung "Rundstedt-Offensive" in die Geschichte eingegangen, nicht nur bei den Amerikanern. Die Truppen wurden ausgewechselt und zeigten sich mißtrauischer und gereizter als bisher. Männern wurde das Betreten der Straße verboten, die Ausgehzeit der Frauen auf 1 Stunde beschränkt, um Einkäufe zu machen. Häuser wurden durchsucht nach deutschen Soldaten, die aus der Luft abgesprungen sein möchten, und nach amerikanischen Uniformen, die ihnen hätten zur Tarnung dienen können. Besonders schlimm wurde es um Weihnachten: wie auf Befehl warfen Soldaten Hausrat ihrer Quartiere hinaus und zündeten ihn an oder zerschlugen ihn und duldeten nicht, daß sich Einwohner seiner annahmen.

Vor Beginn der schlechten Jahreszeit, im Oktober, begehrten die Amerikaner Unterkünfte in Häusern. Weil dazu die der Geflohenen nicht ausreichten, teils auch abgelehnt wurden, mußten andere freigemacht werden. Nach wie vor war ihnen untersagt, andere bewohnte Häuser zu betreten, den Einwohnern verboten, Soldatenquartiere zu besuchen.
Um den 8.Oktober mußte Mausbach von den Einwohnern verlassen werden; 24 von ihnen kamen nach Breinig, annähernd 300 nach Kornelimünster. Zehn Tage danach traf Breinigerberg dasselbe Schicksal; die Bewohner fanden Aufnahme in Breinig.

Trotz Verbots hat sich zwischen Soldaten und Einwohnern nach und nach, wenn auch heimlich, ein erträgliches Verhältnis entwickelt. Es waren wohl zuerst deutsch sprechende Soldaten, die es suchten und fanden. Von den notleidenden Einwohnern wurde es nicht minder begehrt. Männern gegenüber blieben die Amerikaner jedoch im allgemeinen etwas zurückhaltender, Kinder fanden bei ihnen den besten Anklang. Frauen wurden manchmal als Wäscherinnen tätig und dafür mit Seife und Lebensmitteln, begehrte Dinge, entlohnt. An Feldküchen fiel von der reichlichen Verpflegung etwas für die Umwohner ab, an anderen wurden Reste vor den Augen Hungriger vernichtet, weil verboten war, Einwohnern von der Verpflegung zu geben. Umwohnern, denen beim Quartierwechsel das Säubern der Räume aufgetragen war, fanden dort manchmal zurückgelassene Lebensmittel und anderes, das man daheim entbehrte. Kinder wurden oft beschenkt. Das Mitnehmen von Andenken (Souvenirs) durch Soldaten war gang und gäbe und nicht zu verhindern. Daß jedoch aus von ihnen belegten Häusern Möbel, Bettzeug und Geräte in andere Häuser verbracht oder gar in Feldstellungen verschleppt oder gar wie Brennholz und Alteisen behandelt wurden, mußte die Einwohner arg verstimmen. Einen Tiefstand erreichte die Stimmung während der Rundstedt-Offensive im Dezember. Auch ist beobachtet worden, daß Soldaten Vieh abschlachteten, das sie in der Feldflur gefangen hatten.

Von Anfang an gewannen die Einwohner einen überwältigenden Eindruck von der Stärke der amerikanischen Wehrmacht, die sich nicht nur in der Zahl der Soldaten zeigte, sondern vor allem durch deren zahlreichen Waffen und Geräte, die ständig vermehrt wurden, und, was besonders auffiel, durch mehr als reichliche und vorzügliche Verpflegung darstellte. Ein Vergleich mit den deutschen Verhältnissen drängte sich geradezu auf und konnte nur zu deren Ungunsten ausfallen. Umso mehr verwunderlich war, daß unsere Wehrmacht, von der man zuletzt nicht mehr wie abgekämpfte und schlecht bewaffnete und ausgerüstete Trümmer gesehen hatte, solange Widerstand zu leisten vermochte, Widerstand, der die eigene Leidenszeit nur verlängerte.
Die meisten Schäden, wenn man von den durch die deutschen Brückensprengungen verursachten absieht, verursachten deutsche Artilleriegeschosse, weniger Fliegerbomben. Doch ließen auch die Abschüsse amerikanischer Geschütze unzählige Fensterscheiben, die dem Luftdruck nicht standzuhalten vermochten, zu Bruch gehen. Kriegsfahrzeuge zerfurchten Gärten, Wiesen und Felder, rissen Wege und Straßen auf und setzten auf ihnen immer wieder große Mengen Felderde ab, walzten Hecken und Zäune nieder. Ein scheinbarer Wirrwarr unzähliger Telefondrähte durchzog die Gegend und lag längs aller Straßen und Wege. Geschütze waren im offenen Gelände eingegraben, wenn sich keine andere Deckung bot, Erdlöcher und Deckungsgräben der Geschützbedienung nahebei ausgehoben. In der Nähe der Unterkünfte häuften sich immer mehr leere Schachteln, Kisten und Blechbüchsen, besonders da, wo sich eine Feldküche befand; dazu gesellten sich Benzinkanister und anderes. Haufen von Granatkartuschen und Munitionskisten lagen in der Nähe der Geschütze herum.

Den Straßenschmutz mußten Einwohner immer wieder an den Rand schaufeln. Zerfahrene Wege flickten die Amerikaner mit Schotter oder sie machten sie durch Knüppeldämme wieder befahrbar. Auch notwendige Straßenbrücken machten sie bald wieder befahrbar, zerstörte, durch Gitterbrücken oder andere hölzerne Einbauten zu ersetzen. Die gesprengten Eisenbahnbrücken schienen ihnen dagegen, vorläufig wenigstens, unbeachtlich.

Daß die Amerikaner viele Verluste an Verwundeten und Toten hatten, war offensichtlich; fortgesetzt waren ihre Kranken- und Leichenwagen unterwegs. Auf ihre Begräbnisstätte, den Soldatenfriedhof Margraten, zwischen Vaals und Maastricht, wiesen an allen Straßenkreuzungen entsprechend beschriftete Schilder hin.
Über die deutschen Verluste in unserer Gemeinde ist folgendes bekannt: Ein Soldat ist am Fuß des Schlangenbergs in Breinigerberg bestattet worden, der dort beim Vormarsch der Amerikaner gefallen sein soll. (Der Leichnam ist von den Angehörigen in die Heimat überführt worden). Auf dem Breiniger Friedhof sind kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner zwei Soldaten beerdigt worden. Den einen sollen Kameraden schon als Leiche von Herbestal mitgebracht haben. Der andere wurde verwundet auf dem Acker gefunden, ist aber auf dem Transport nach Breinig verstorben. Der Friedhof Venwegen weist keinen Gefallenen auf. In Kornelimünster hat man kurz nach dem Eintreffen der Amerikaner mehrere tote Soldaten gefunden, z.B. nahe beim Altenberger Hof. Wegen der Umstände hat man sie zunächst an Ort und Stelle beerdigt, im folgenden Jahr jedoch auf den alten Friedhof bei der Bergkirche gebracht (siehe dazu 1945).

Auch in Kriegsgefangenschaft geratene deutsche Soldaten wurden mehrmals gesehen, als sie auf amerikanischen Wagen nach Westen verbracht wurden.
Übrigens unterhielten die Amerikaner eine Zeit lang Behelfsflugplätze östlich von Venwegen und auf dem St. Gangolfsberg.
Das 1938 errichtete Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes in der Finsterau, haben die Amerikaner sofort belegt und für ihre Zwecke eingerichtet (Küchen, Verpflegungsstelle, Verbandstelle usw.) Auch erkrankte oder verwundete Einwohner konnten dort von Militärärzten behandelt werden.

Militärärzte stellten sich auch im übrigen zur Verfügung, wenn es galt, rasch zu helfen. Schwerkranke wurden mehrmals zum Krankenhaus nach Eupen gebracht.
In der ehemaligen Abtei richtete sich der Abschnittsbefehlshaber General Hodges mit seinem Stab ein; darum wurde um die Gebäude herum eine für Zivilpersonen verbotene Sperrzone gebildet. Einmal soll auch der amerikanische Oberbefehlshaber, General Eisenhower, durch Kornelimünster gekommen sein.
Bereits am 22.September besuchte der katholische Erzbischof von New York, Spolman, die amerikanischen Soldaten und hielt in der Pfarrkirche in Kornelimünster einen Gottesdienst. In seiner Ansprache an die Soldaten soll er, wie deutsche Zuhörer berichteten, diese ermahnt haben, sich bewußt zu sein, aus einem freiheitlichen Lande demokratischen Gepräges zu kommen und daraus die Pflicht abzuleiten, Leben und Eigentum der Einwohner zu schonen.

Die Soldaten nahmen im übrigen an den Gemeindegottesdiensten teil, hatten später auch eigene in den Pfarrkirchen.
Das Nachrichtenwesen stockte gänzlich, wenn man von der aud feindlichen Flugzeugen abgeworfenen "Frontpost, Nachrichten für deutsche Soldaten" absieht, die dazu bestimmt war, über den Stand der politischen Dinge im Sinne des Feindes zu berichten, aber auch die Berichte über das Kriegsgeschehen zu verbreiten. Ab Ende November (erste Ausgabe von 27) verbreiteten die Amerikaner "Die neue Zeitung, Mitteilungsblatt der 12. amerikanischen Armeegruppe für die deutsche Zivilbevölkerung"; sie konnte bei den Verwaltungsstellen erworben werden. Anscheinend hat sie mit der Nr.2 vom 4.Dezember in dem Blatt "Die Mitteilungen der 12. Amerikanischen Armeegruppe für die deutsche Zivilbevölkerung" die Fortsetzung gefunden. Die Einwohner haben diese Zeitung gern erworben, erfuhren sie doch durch sie endlich wieder einmal etwas wenigstens aus dem besetzten Gebiet, aus der Nachbarschaft und selbst aus der Gemeinde; auch über den Stand des Krieges werden sie unterrichtet. Das Abhören von Rundfunksendungen war nicht grundsätzlich verboten, jedoch den meisten unmöglich, weil elektrischer Strom fehlte. Man hätte von den Soldaten in den Quartieren zurückgelassene Bücher, Zeitungen und Zeitschriften zusätzlich benutzen können, wenn man der fremden Sprache mächtig gewesen wäre. Deutsche Gerichte gab es nicht mehr, eine deutsche Rechtsprechung war unmöglich. Nach Bedarf traten in Breinig und Kornelimünster Kriegsgerichte zusammen, die über Vergehen aller Art, insbesondere Zuwiderhandlungen gegen militärische Anordnungen, urteilten und Geld- und Freiheitsstrafen verhängten. Auch Gemeindeeinwohner wurden bestraft, z.B. wegen Nichtbeachtung der Ausgehverbote oder der Reisebeschränkung, Nichtanmeldung von Lebensmittelvorräten, Begünstigung deutscher Soldaten zur Flucht. Freiheitsstrafen waren anfänglich innerhalb der Gemeinde, später in der AachenerStrafanstalt zu verbüßen.

Der Bürgermeister in Kornelimünster, Hüpgens, hat an den dortigen Gerichtsverhandlungen teilzunehmen gehabt, wenn er eingeladen wurde, ebenso ein Dolmetscher.
Das Ende der Herrschaft der NSDAP wurde vom weitaus größten Teil der Einwohner, entsprechend ihrer Einstellung zu ihr, begrüßt, obwohl man sich von der örtlichen Parteileitung in den letzten Jahren nicht sonderlich bedrückt gefühlt hatte. Gewiß waren mit ihrem Verschwinden auch als willkommen empfundene Einrichtungen, wie Volkswohlfahrtspflege durch die NSV, Kindergeldzahlung, Winterhilfswerk für Bedürftige, fortgefallen; aber das nahm man gerne in Kauf angesichts der Hoffnung auf endgültige Befreiung von einem System, das man im Grunde stets abgelehnt hatte, dem man sich nur widerwillig gebeugt hatte. Die zurückgebliebenen Parteimitglieder verhielten sich ruhig und zurückhaltend; keinem von ihnen ist ohne eigene Schuld ein Leid zugefügt worden. Daß man sie allerdings in erster Linie zu öffentlichen Arbeiten, ihre Wohnungen für Soldatenquartiere heranzog, entsprach sowohl den Weisungen des Militärs wie einem Wiedergutmachungsbedürfnis der neuen Verwaltungen. Die Amerikaner hatten anfänglich auch deswegen Männern so wenig vertraut, weil sie in ihnen Nationalsozialisten vermutet hatten. Dieses Mißtrauen verlor sich erst dann etwas, nachdem ihnen die Parteimitglieder bekannt geworden waren.
Die deutschen Wehrmachturlauber mußten sich alsbald bei den Ortskomandanten melden. Die aus Kornelimünster und Venwegen (dort ein Mann aus Stolberg) wurden in Kriegsgefangenschaft abgeführt; ein Venwegener entging diesem Schicksal nur mit Rücksicht darauf, daß er ein Bein verloren hatte. Dagegen gelang dem Breiniger Bürgermeister, den Kommandanten davon zu überzeugen, daß die Männer in der Heimat gebraucht und, wofür er sich verbürge, sich wohlverhalten würden; daraufhin durften sie bis auf einen in Breinig bleiben, mußten sich aber von Zeit zu Zeit bei der Kommandantur melden. Der eine wurde Kriegsgefangener.

In Gefangenschaft abgeführt wurden der Leiter des am 9. Und 10.September verlegten Militärlazarette ins Benediktinerkloster Kornelimünster, Kreisarzt Medizinalrat Dr. Niermann und der dort als Soldat tätige Amtsoberinspektor Hubert Meyer, die dort zurückgeblieben waren.

Im Benediktinerkloster hatten auch einige Einwohner Schutz gesucht. In der Nähe des Klosters nahmen die Amerikaner schon am 14.September zwei Männer, die mit der Wehrmacht oder der Partei nichts zu tun hatten, aus unbekannten Gründen fest und führten sie fort, sie sind 15 und 16 Monate abwesend geblieben. Auch andere Leute aus Kornelimünster gingen denselben Weg, ohne daß eine Ursache erkennbar war. In Breinig war es nicht anders. Für einige dieser Fälle ist ermittelt worden, daß von Mitbürgern Verdächtigungen oder Anschuldigungen erhoben worden waren, die sich mehr auf Gehässigkeit und Rachsucht als auf erwiesene Tatsachen gründeten. Dasselbe Schicksal erlitten in Venwegen ein Mann, der Soldat und Parteimitglied gewesen war, ein Jugendlicher, der sich vorwitzigerweise Geschützstellungen genähert hatte, und eine Frau, bei der man Tauben fand, die ihr nach der Anmeldung vom Ortskommandanten belassen worden waren. Wie sich später herausstellte sind Leute in Eupen oder sonst in Belgien interniert worden. Einige sind nach kurzer Zeit heimgekehrt, andere waren am Jahresende noch abwesend. Ihr Aufenthalt war den Angehörigen nicht mitgeteilt worden.

Verschollen mit den ersten Besetzungstagen ist der invalide Steinbrecher Wilhelm Schreiber aus Breinig, Am Zännloch. Er galt als geistesschwach und war schon mehrmals kurze Zeit abwesend gewesen.
Der in Breinig an der Lehmkaulstraße (jetzt Wiesenstraße) wohnende Werkmeister Arnold Münch ist in der ersten Besetzungszeit vor seinem Hause durch einen Granatsplitter schwer verletzt worden; die Amerikaner haben ihm die erste Hilfe geleistet und ihn zur Lazarettbehandlung fortgebracht. Seitdem fehlen Nachrichten über ihn, alle Nachforschungen blieben erfolglos.
Dem Gemeindegottesdienst waren keine anderen Schranken gesetzt wie durch die Ausgehzeitbeschränkung, jedoch durfte nicht geläutet werden. Dasselbe gilt von Beerdigungen.
Volksschulunterricht konnte nicht gegeben werden; die meisten Lehrpersonen waren geflohen, alle Schulräume von Soldaten belegt. Auch die Berufsschule des Berufsschulzweckverbandes Münsterland mußte geschlossen bleiben; ihr Leiter Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier war zwar hier geblieben, aber sie Schulräume waren militärisch besetzt in der ehemaligen Abtei.

Das Kreisheimatmuseum in der ehemaligen Abtei; schon seit Jahresbeginn für den Besuch geschlossen, war ganz der Willkür der Soldaten ausgesetzt. Es konnte beobachtet werden, daß sie mit seinen Einrichtungen und Ausstellungsstücken derart wüst umgegangen sind, daß davon wahrscheinlich nicht viel übrig geblieben ist. Allerdings konnten einige Möbelstücke gerettet und in der Bergkirche sichergestellt werden. Nicht bekannt geworden ist, ob die Kreisverwaltung vor der Gebietsräumung Stücke des Museums fortgeschafft hatte.
Der schon vorher stark gedrosselte Kraftfahrzeugverkehr kam ganz zum Erliegen; für die wenigen zurückgebliebenen Fahrzeuge fehlte der Kraftstoff.
Die Landbewirtschaftung war nur insofern behindert, daß sie allgemein in der Nähe von Geschützstellungen infolge des Verbots sich dort aufzuhalten, unmöglich gemacht war, im übrigen sich nach den Ausgehzeiten zu richten hatte. Jede Arbeit im Freien blieb jederzeit gefährdet. Infolgedessen war weder eine zügige Ernte (Kartoffeln) möglich, noch eine ordnungsmäßige Feldbestellung durchführbar.
Sowohl in Kornelimünster wie in Breinig war auf Anordnung der Amerikaner ein Feuerlöschtrupp gebildet.

Einige der am 9.September abmarschierten ausländischen Arbeiter (Polen, Russen) waren zu ihren Arbeitgebern zurückgekehrt. Am 24.September ließen sich in der Schule auf dem Essig in Breinig russische Arbeiter aus Stolberg nieder: Männer, Frauen, Halbwüchsige. Sofort durchsuchten sie die umliegenden Häuser nach Lebensmitteln und Kleidung und nahmen sie an sich. Einen Tag Später gelang dem Ortsbürgermeister beim Ortskommandanten durchzusetzen, daß sie von Soldaten nach Walheim gebracht wurden.

Der Gesundheitsstand der Einwohner mußte naturgemäß unter den täglichen Aufregungen und Entbehrungen sehr leiden, zumal sich das häusliche Leben im Keller abspielte, wo man sich erfahrungsgemäß am sichersten fühlen konnte. Viele Keller, besonders älterer Häuser waren jedoch als Daueraufenthalt gar nicht geeignet; darum suchten sich ganze Familien in besser eingerichteten und zuträglichen Kellern gemeinsam mit anderen zurechtzufinden. Mancher hat monatelang sein Schlafzimmer nicht zu benutzen gewagt; andere wieder mißachteten Vorsicht und entsprechendes Verhalten.
Die ärztliche Versorgung war ausreichend. In Breinig war Dr. Heinrich Kahlen zurückgeblieben, in Kornelimünster hatten sich Dr. Hüllenkremer und Dr. Adolphs niedergelassen. Die Verwaltung der Apotheke in Kornelimünster übernahm die von Aachen dahin ausgewichene Apothekerin Zahn. Allerdings mußte diese auch auf die Abgabe von Arzneien aus Vorräten beschränken, Nachlieferungen von auswärts waren nicht möglich.

Von Übel war die Unmöglichkeit, Kranke einem deutschen Krankenhaus zuzuführen. Da hat sich Bürgermeister Hüpgens im Einvernehmen mit den beiden ortsanwesenden Ärzten Hüllenkremer und Adolphs bereits am 25.September zu einer Besprechung mit dem Prior des Benediktinerklosters bei diesem eingefunden, bei der auch die Ärzte anwesend waren. Man kam überein, ein Krankenhaus im Kloster einzurichten und legte Richtlinien für die Aufnahme in dasselbe fest. Die Ärzte verzichteten auf ein Honorar; die Leitung übernahm Dr. Adolphs, auch Dr. Hüllenkremer wurde darin tätig. Das Krankenhaus wurde im Dezember eröffnet. Es hat sich als überaus segensreich erwiesen. siehe Nachtrag OSB.Kerst
Die kurz vor der Gebietsräumung festgestellte Maul- und Klauenseuche des Rindviehs ist ohne amtliche Maßnahme allmählich zurückgegangen.

Die gewerbliche Wirtschaft lag seit der Gebietsräumung im allgemeinen still. Nur notwendige Handwerker (Schuhmacher, Dachdecker, Bäcker, Metzger, Schreiner) fanden zeitgemäße Beschäftigung. Auch die Läden, die für die Versorgung mit dem Nötigsten nicht entbehrt werden konnten, wurden offengehalten. Im Herbst ließen die Amerikaner für ihre Zwecke im Holzsägewerk Jakob Krings, Münsterau, arbeiten, ab Dezember auch im Holzsägewerk Peter Krings in Breinig. An beiden Stellen fanden Einwohner Beschäftigungen. Leute aus Breinig wurden nach Münsterau und zurück auf Militärfahrzeugen befördert.
Die Amerikaner haben bald nach ihrem Eintreffen Ortskommandanturen eingerichtet, eine in Kornelimünster, zu der auch Krauthausen und der westlich der Iter liegende Teil der Gemeinde Walheim gehörte, die andere in Breinig der auch Venwegen und Hahn unterstanden. Sie gaben sofort Anweisungen an die Bevölkerung für deren Verhalten: Verbot der Partei und ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände und Einrichtungen, Meldung der nicht ordnungsmäßig entlassenenen deutschen Wehrmachtsangehörigen; Verbot sie zu verstecken; Fortbestehen der Verdunklungspflicht; Verbot den Wohnort zu verlassen, nachts die Straße zu betreten; Anmeldung der Brieftauben; Ablieferung von Waffen und Munition, Ferngläsern und photografischen Apparaten; Anmeldung von Rundfunk-Empfängern; Androhungen von Strafen für die Nichtachtung dieser und anderer Anordnungen. Das Betreten der Straße war auf bestimmte Tagesstunden beschränkt.

Mit Erstaunen stellten die Amerikaner das Fehlen jeglicher Person fest, die befugt war, amtliche zivile Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Darum bestellten sie am 14.September den Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, Kornelimünster, zum Bürgermeister von Kornelimünster, dessen Schwiegersohn Johann Lautermann zu seinem Stellvertreter, bald danach für Breinig ein dreiköpfiges Bürgerkomittee mit dem Pfarrer Franz Jansen als Bürgermeister und dem Polizisten Josef Braun als Stellvertreter, für Venwegen einen Bürgermeister in der Person des Lehrers Paul Vogt und als dessen Stellvertreter Josef Plum. Walheimer Bürgermeister wurde der Friseur Carl Braun. Die Verantwortlichen konnten ihre Mitarbeiter selbst wählen, doch mußten sie dem Kommandanten genehm sein. Am 2.Oktober wurde Hüpgens auch Amtsbürgermeister. Mangels Berufsbeamten ernannte man in Kornelimünster und Breinig einige Männer zu Hilfspolizeibeamten, erkennbar an einer weißen Armbinde mit schwarzem Aufdruck "Auxiliary Police"; in Venwegen hat man auf solche verzichtet. Bürgermeister Carl Braun in Walheim erhielt einen Nachfolger in der Person des bei der Amtsverwaltung beschäftigten Rentners August Wageman aus Kornelimünster. Hüpgens, Lautermann, Josef Braun, Wagemann, Vogt und Plum behielten ihre Ämter über das Jahresende hinaus. Pfarrer Jansen sah sich schon nach vier Wochen wegen Überlastung veranlaßt, zurückzutreten. Sein Nachfolger Ernst Angelbeck, bisher Dolmetscher, wurde nach 14 Tagen seines Amtes enthoben und sogar für kuze Zeit festgesetzt, weil ihn die Amerikaner für spionageverdächtig hielten; er war auch bei der deutschen Wehrmacht Dolmetscher gewesen. Nun wurde Vogt auch Bürgermeister von Breinig.

Infolge der Verkehrbehinderung von Ort zu Ort und auch, weil die Ortskommandanten unterschiedliche Weisungen gaben und Wünsche hatten, arbeiteten die drei Verwaltungsstellen in den ersten Monaten unabhängig von einander. Ihre Hauptaufgaben hatten sie in der Ausführung der Weisungen der Kommandanten und in deren Rahmen in der Sicherstellung der Ernährung der Bewohner zu sehen. Verwaltungsfachkenntnisse waren nicht gefragt, Gemeindeaufgaben herkömmlicher Art etwa im Rahmen eines Haushaltsplans nicht zu erfüllen. Allein für das Standesamt war der Verwaltungshilfsangestellte Max Schiffers von Breinig zur Verfügung geblieben; er hat es unter Schwierigkeiten verwaltet.
Erfahrungen ließen nach und nach auch die Verwaltungsstellen, die zunächst nur sehr dürftig eingerichtet und ausgestattet werden konnten, soweit herrichten, daß sie bescheidenen Ansprüchen genügten. Es gab dazu weder Vorbild noch Beispiel, alles mußte von Grund an neu aufgebaut werden; die Kunst der Improvisation hatte Pate zu stehen.

Das Amtshaus auf dem Schulberg, in dem alle Möbel und Einrichtungen zurückgeblieben waren, hatte bei der Brückensprengung fast alle Fensterscheiben und große Teile der Dachdeckung verloren und war in diesem Zustand nicht benutzbar. Auf seinen Inhalt hätte allerdings zurückgegriffen werden können. Als der Bürgermeister nach einiger Zeit zu diesem Zweck Leute dahinschickte, wurden sie von den Amerikanern nicht nur daran gehindert, sondern sogar festgenommen. Man hatte inzwischen die Verwaltungsstelle im Hause des Tabakwarengroßhändlers Hubert Jäger, der ausgewichen war, eingerichtet (am Benediktusplatz). Das Gemeindehaus am Markt, in dem sich die Amtskasse befunden hatte, war von Soldaten belegt, ebenso die dortigen Räume der Ernährungs- und Wirtschaftstelle. Die Kasse wurde im Nachbarhaus der Verwaltungsstelle, die andere Stelle im Geschäftsraum der Kreissparkasse untergebracht. Kassenverwalter wurde ein nach Kornelimünster ausgewichener Angestellter des Finanzamts Nikolaus Huppertz; ihm wurde ab Mitte November der Steuerberater Franz Brandenberg, der im Kommunalkassendienst ausgebildet war, beigegeben.

In Breinig hat man die Verwaltungstelle zunächst in einem früheren Ladenraum an der Hauptstraße eingerichtet, sie später jedoch in die Neustraße verlegt. Die Kassengeschäfte führte der Küster und Organist Ferdinand Jordans; er hinterlegte die Gelder bei der Spar- und Darlehenskasse.
In Venwegen führte Pfarrer Peters die Kassengeschäfte und verwahrte auch die Gelder. Dienststelle Erdgeschoßraum der alten Schule.
Als Einnahmen konnte man zunächst nur die Erlöse aus verkauften Lebensmitteln verbuchen, auch solche aus dem Verkauf von Waren aus Ausweichlagern, soweit die Laden- und Lagereigentümer abwesend waren.

Die Abrechnung mit den Eigentümern blieb einer späteren Zeit vorbehalten. In späterer Zeit hat man in Kornelimünster auf Grund der im Amtshaus noch vorgefundenen Einheitswert-Unterlagen Grundsteuern erhoben. In Breinig geschah dasselbe an Hand von Kirchensteuer-Unterlagen. Venwegen hat auf die Erhebung von Steuern verzichtet.
Ausgaben entstanden für die Bezahlung der Dienstkräfte, die Entlohnung von Arbeitern und Handwerkern, die Unterstützung Hilfsbedürftiger (Arme, Arbeitslose, Sozialrentner deren Renten ausblieben) und anderer und für sachliche Aufwendungen verschiedenster Art.
Die Verwaltungen mußten wegen Fortfall der früheren Organisation selbst für Bedürfnisse der Einwohner sorgen, das heißt, sich selbst um die Beschaffung und Heranholung von Lebensmitteln und um deren gleichmäßige Verteilung an die Einwohner kümmern, so auch um die Erlöse am verkauften Fleisch, Milch usw., wenn die Berechtigten abwesend waren. Auch diese Erlöse blieben einer späteren Abrechnung vorbehalten.

Große Sorgen machte die Beschaffung von Lebensmitteln nach Verbrauch der Vorräte in den Läden. Man hatte genügend Fleisch und Fett, Milch und Butter. Manches Stück Vieh mußte abgeschlachtet werden, weil es von Granatsplittern verletzt worden war. Die Milch wurde wieder, nachdem die Bauern die beschlagnahmt gewesenen Zentrifugentrommeln zurückerhalten hatten, in den bäuerlichen Wirtschaften verbuttert, denn eine Molkerei war nicht mehr erreichbar. Aber es mangelte an Brotmehl vor allem, aber auch an vielen anderen Dingen, weil jede normale Zufuhr ausblieb. Es mußte darum ein Austausch überschüssiger Lebensmittel gegen benötigte angestrebt werden. Das aber war anfänglich deswegen fast unmöglich, weil kein Ort ohne Genehmigung des Kommandanten verlassen werden durfte. Mit Hilfe derselben, die auch Fahrzeuge und Fahrer stellten, kam der Austausch in Gang. So konnte Breinig von Kornelimünster Salz und Käse beziehen, Venwegen gegen Milch und Fleisch von Aachen Zucker eintauschen. Schließlich lieferten Breinig und Venwegen regelmäßig Milch und Fleisch nach Stolberg und erhielten dafür Roggenschrot. Nach vergeblichem Bemühen des Bürgermeisters bei Mühlen im Landkreis und auf seine Vorstellung beim Kommandanten beschaffte dieser eine schwere Ladung Mehl für Kornelimünster. Von dort wurden bereits im Oktober Vieh, Butter, Zucker und Salz nach Aachen und Stolberg geliefert. Mehl bezog Kornelimünster ebenfalls aus Stolberg später aus Broichweiden und Laurensberg. Von Venwegen angebotene Kartoffeln konnten nicht abgeholt werden, weil der Kommandant die Genehmigung versagte; dann konnten im ganzen Winter nur 500 Gramm Kartoffeln je Einwohner von Kornelimünster ausgeteilt werden. Die Kartoffelversorgung war dagegen in Breinig und Venwegen viel besser, dort stand die eigene Erzeugung zur Verfügung.
Die Militärregierung hatte den Kaufmann Meilwes aus Aachen beauftragt, Waren der Ausweichlager zu verteilen.
Im November beauftragten die Amerikaner den Oberregierungsrat Sträter mit der Kreisverwaltung; er nahm seinen Amtssitz in Brand. Landrat Sträter nahm sofort die Verbindung mit den Bürgermeistern auf und versammelte sie wiederholt um sich. Bei diesen Besprechungen kam das Bestreben zutage, die Lebensmittelzuteilung einheitlich für den ganzen Kreis zu regeln. Unter dem Vorsitz des Landrats wurde am 2. Dezember ein Ernährungsauschuß gebildet, der Meilwes ablöste. Die Ausschußmitglieder hatten folgende Aufgaben: Karl Siemons, Kornelimünster, der schon seit den ersten Besatzungstagen dem dortigen Bürgermeister auf demselben Gebiet beigestanden hatte: Erfassung aller in der Landwirtschaft anfallenden Lebensmittel (Milch, Butter, Fleisch, Mehl); Dr. Gatzweiler, Aachen: Wiederingangsetzung der Walheimer Molkerei; Franz Bengel, Stolberg: Fleischverteilung; Peter Hammer, Büsbach: Verteilung der übrigen Lebensmittel.
Trinkwasser konnte nur Brunnen entnommen werden, bis eines Tages auf Verlangen der Amerikaner die Kreiswasserleitung wieder in Gang gesetzt wurde. Dann mußte das Leitungswasser allerdings abgekocht werden, ehe es gebraucht wurde, weil es wegen Zerstörung des Filterwerks nicht gereinigt worden war.
Für Bekleidung und Haushaltgerät mußten in erster Linie die Vorräte der Ausweichlager herhalten, weil in den Läden nur noch wenig vorhanden war. Beide waren schon von Langfingern heimgesucht worden, bevor die Verwaltungsstellen sich um sie bemühten.

Umherirrendes Vieh wurde, soweit es sich außerhalb der Geschützstellungen und anderer militärischen Anlagen, deren Betreten streng verboten war, befand, aufgestallt. Es mußte, soweit die Eigentümer abwesend waren, zur Wartung anderen Leuten anvertraut werden, die zum Teil Nichtlandwirte waren. Bei diesen Maßnahmen konnten Eigentumsverhältnisse nicht geprüft werden, manches Stück Vieh geriet infolge dessen in einen Stall eines anderen Gehöfts.
Elektrischer Strom wurde bis zum Jahresende nicht geliefert. Man mußte sich mit Petroleum und Kerzen behelfen. Schließlich stellte man primitive Gasolinleuchten her, deren Brennstoff umherliegenden amerikanischen Kanistern entnommen wurde.
Heizstoffe (Kohlen, Briketts) waren bei den Kohlenhändlern nur wenig vorrätig, der Wald aber nicht erreichbar. Dann wurden sie aus Vorräten vornehmlich der Geflohenen entnommen und abgegeben. Briketts erhielten bevorzugt die Bäcker zur Beheizung der Backöfen.
Die von Venwegener Bauern bestellten Kartoffelfelder auf der "Rodung Venwegen" sind zum Teil von Einwohnern von Rott abgeerntet worden, wozu der dortige Ortskommandant Genehmigung und Anweisung gegeben hatte. Dadurch sind die wenigen in Venwegen zurückgebliebenen Einwohner jedoch nicht in Not geraten, die Kartoffeln vergebens nach Kornelimünster angeboten hatten.
Gänzlich abgetrennt von unseren Verwaltungsstellen und ohne Verbindung mit ihnen waren von Anfang an die Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg. Hatten sie schon immer in Zweifall und Vicht eingekauft, so mußten sie jetzt von dort aus versorgt werden.
Löhne und Preise blieben dieselben wie vor der Gebietsräumung.

Günstig für die Ernährungslage waren die noch nicht abgeernteten Gärten und Felder der Geflohenen; besonders gut behangen waren die Obstbäume. Nicht weniger erfreuten sich Lebensmittel der Soldaten der Gunst der Einwohner, die wegen ihrer vorzüglichen Eigenschaften sehr begehrt waren. War auch streng verboten, davon an Bewohner abzugeben, so gab es doch viele Soldaten, die dem zuwiderhandelten, und mancher Einwohner machte Gebrauch davon, mochte er auch nur Kinder, die sich der Gunst am ehesten erfreuen durften, als Vermittler vorschicken. Die so begünstigten Leute blieben jedoch in der Minderheit, die Mehrheit litt Not.

Bis zum Jahresende blieb unsere Gemeinde bedroht und Leben und Eigentum gefährdet. In der Bewegungsfreiheit behindert, überwiegend in Kellern lebend, von Entbehrungen aller Art gequält, ohne Verbindung mit den Geflohenen und in Ungewißheit über deren Schicksal (aus manchen Familien waren nur einzelne Mitglieder ausgewichen) und das der Angehörigen in der deutschen Wehrmacht, war das Dasein aufregend und notvoll. Darunter mußte auch die schon vorher infolge der langen Kriegsdauer geschwächte Moral leiden. Das Gefühl für Recht und Unrecht und den Unterschied von Mein und Dein stumpfte bei manchen Leuten ab, selbst bei solchen, denen man es nicht zugetraut hätte. Sich an der Hinterlassenschaft der Geflohenen zum eigenen Vorteil zu vergreifen, schien ihnen nicht Unrecht zu sein. In ihren Kreisen flüsterte man sich zu, die Geflohenen würden nicht zurückkommen; man wähnte sie angesichts der großen Schwärme feindlicher Flugzeuge die immer wieder dem Rhein zufliegend zu beobachten waren, untergegangen. Also konnte es kein großes Übel sein, sich deren Habe anzueignen. Daß allerdings die Soldaten, wie oben geschildert, Hausrat verdarben oder verschleppten, war ein schlechtes Beispiel und wirkte ebenfalls verderblich. Zu beklagen waren auch persönliche Gehässigkeiten und rachsüchtige Anschuldigungen, die in einigen Fällen zu unliebsamen Maßnahmen durch die Amerikaner führten. Die deutschen Behörden vermochten weder das eine noch das andere zu verhindern. Andere Bürger dagegen haben mit lobenswertem Eifer die Sicherung der Hinterlassenschaft von Nachbarn, Verwandten und Bekannten betrieben und diese insoweit vor Schaden bewahrt.

Schon bald, nachdem sich die Amerikaner hier festgesetzt hatten, ordneten sie die Registrierung der Einwohner an. Jeder 18 Jahre alte Einwohner mußte sich von der Kommandantur, die auch einen deutsch sprechenden Dolmetscher hatte, einen Registrierschein in englischer und deutscher Sprache, der als Personalausweis galt, ausstellen lassen. Den mußte die Person außerhalb des Hauses stets bei sich führen und vorweisen können. Er berechtigte, am Orte sich aufzuhalten, nicht aber, ihn zu verlassen. Für das Verlassen des Wohnorts war eine besondere Erlaubnis erforderlich; sie wurde in der Regel nur Leuten erteilt, die in amtlicher Eigenschaft reisen mußten.

Die Stellung des Bürgermeisters zwischen den weisunggebenden und manchmal recht eigenwilligen Kommandanten und deren Befriedigung einerseits und den Bedürfnissen der Bevölkerung war nicht leicht. Immer wieder mußte zu vermitteln gesucht werden, um einen Ausgleich zu finden. Erst nach und nach wurde ein besseres Verhältnis erreicht, was allerdings nicht ausschloß, daß es Rückschläge gab. Weder Amtsvertretung noch Gemeinderat waren vorhanden, an denen die Bürgermeister hätten einen Rückhalt finden können; deren Mitglieder waren außschließlich Parteiangehörige gewesen und jetzt von jeder Mitwirkung ausgeschlossen. Darum suchten die Bürgermeister Vertrauensleute als Helfer und Berater zu gewinnen, denen sie auch einzelne Aufgaben übertragen konnten. Zum Beispiel Bauern, die sich um landwirtschaftliche Dinge kümmerten, Führer von Arbeitskolonnen für die Forträumung von Straßenschmutz und andere Arbeiten, für die Erfassung irgendwelcher Warenvorräte, für die Schädenbeseitigung usw. Für die Instandsetzung beschädigter Dächer sorgten Dachdecker; benötigte Ziegel konnten von unwichtigen Nebengebäuden genommen werden. Glasschäden suchte man durch hölzerne Verschläge auszugleichen. Bäcker in Kornelimünster Heinrich Meisenberg, in Breinig Hubert Odekerken und Cornelius Schmitz in Venwegen Franz Odekerken. Metzger in Kornelimünster Franz Liebenstund, in Breinig Jean Boshof, in Venwegen schlachtete Hermann Röntgen aus Mulartshütte. Die Fleischbeschau übte in Breinig der entsprechend ausgebildete Tabakwarenhändler Heinrich Müller aus. Größere Gebäudeschäden zu beseitigen, war nicht möglich; man mußte sich darauf beschränken, noch benutzbare Gebäude zu erhalten; darauf legten auch die Kommandanten Wert.
Nachdem Bürgermeister Hüpgens zum Amtsbürgermeister ernannt war (2.Oktober), auch seine Obliegenheiten abgegrenzt worden, suchte er auch die Amtsstellen auf, die nicht sich in Kornelimünster befanden. Die Ortsbürgermeister waren ihm nun unterstellt und von ihm zu überwachen, sie waren weiterhin für die Durchführung militärischer Anordnungen verantwortlich. Er aber, dem die Polizei, die öffentliche Sicherheit, die Unterbringung der Besatzungstruppen, die Abstimmung der Politik mit den Anweisungen der militärischen Regierungsstellen und die Weiterleitung von Verfügungen derselben an die Ortsbürgermeister oblagen, konnte sich weitgehend auf Besprechungen und allgemeine Anweisungen beschränken und die Selbständigkeit der Ortsverwaltungen unangetastet lassen. Im Verlauf des Herbstes übernahm die Gemeinde Brand wieder die Verwaltung von Krauthausen, die bis dahin von Kornelimünster geführt worden war.
Bis zum Jahresschluß waren folgende Hauptschäden festzustellen:

a) von der deutschen Wehrmacht gesprengte Brücken der Eisenbahn:
1. über die Inde, zwei Bogen, der über der Trierer Straße und der nächste;
2. über die Inde bei der Schlausermühle drei Bogen, davon der mittlere über der Straße;
3. die einbogige Brücke nahe beim Bahnhof Kornelimünster

b) von der deutschen Wehrmacht zerstörte Straßenbrücken:
1. Hauptbrücke über die Inde in der Nähe vom Markt
2. kleine Indebrücke im Zuge der Steinstraße (von der Gemeinde inzwischen wiederhergestellt)
3. die nächst ihr oberhalb über die Inde führende Brücke
4. die zweibogige Indebrücke im Zuge der Trierer Straße nahe dem Iterzufluß
5. die Indebrücke unterhalb der Bilstermühle
6. alle befahrbaren Brücken über die Vicht (vor Mulartshütte, vor Zweifall, oberhalb und unterhalb von Vicht, im Zuge der Mausbacher Straße).
Bei den Brückensprengungen waren nahestehende Häuser mehr oder weniger schon beschädigt worden; zwei davon konnten nicht mehr bewohnt werden, das von der Witwe Jakob Zeimers geb. Keutgen in Kornelimünster, Unter den Weiden, und das von der Witwe Gottfried Frings geb. Gigo in Münsterau, neben der Vichtbrücke vor Zweifall.

c) Schäden aus der Kampfzeit: Das Haus "Vennblick" auf dem Schnepfenberg brannte aus unbekannter Ursache ab, ebenso die Stallungen der Geschwister Ostlender und Geschwister Redder, beide am Römerweg in Breinigerberg. Das Wohnhaus von Michael Schmitz in Breinigerberg, An der Hoheburg 3, fiel einem Granateinschlag zum Opfer, wobei Schmitz und seine Tochter den Tod fanden. Eine Munitionsexplosion in der Nähe des Hauses von Wagner an der Steinstraße in Breinigerheide zerstörte an diesem alle Fenster und deckte das Dach ab. Ab- und ausgebrannt ist das Wohn- und Geschäftshaus von Mathias Schmitz in Breinigerheide, Auf der Heide, es war angesteckt worden vom Brand von Benzinbehöltern, die dicht dabei lagerten. Am 14.Oktober fiel eine Bombe nur zehn Schritte vom Chor der Breiniger Kirche an der Neustraße in den Kirchhof, entwurzelte eine alte Buche, zerstörte die Kirchhofsmauer, die Chorfenster und die Fenster der umliegenden Häuser. Angesteckt durch von einem Flugzeug abgeworfene Leuchten oder Phosphor brannte ein Teil des Gehöfts Rochenhaus ab; betroffen wurden die Stallungen von Alois Lamberts und der Gebrüder Franz und Josef Chantraine; ein Fohlen und annähernd dreißig Stück Rindvieh von Chantraine kamen in den Flammen um. In Venwegen gerieten die Scheunen von Pingen und Nießen, beide unter einem Dach, während eines Luftgefechts in Brand. Venwegen hatte auch im übrigen die wenigsten und geringsten Gebäudeschäden. Und kein Mensch erlitt dort einen ernsthaften Schaden. Erhebliche Schäden erlitten mehrere Gebäude, auch die Fabrik von Wirths, Bach u. Co., in Vicht-Breinigerberg durch Artilleriebeschuß.

Alle übrigen Schäden einzeln aufzuzählen kann hier unterbleiben; viele geringfügigen Schäden waren von den Betroffenen auch beteiligt worden, recht und schlecht im Rahmen des Möglichen.
Welche Schäden die Gemeindewälder von Kornelimünster und Stolberg erlitten hatten, war noch nicht feststellbar. Die Wälder lagen zu sehr im Kampfbereich, als daß sie hätten von Zivilpersonen betreten werden dürfen. Ihre Bewirtschaftung war gänzlich unmöglich. Seit dem Tode des Stolberger Försters Franz Zander war das Forsthaus Rochenläger nur von dessen Witwe bewohnt; sie hatte es verlassen und in Breinig Zuflucht gefunden. Auch unser Forsthaus Venwegen stand seit der Flucht des Gemeindeförsters Josef Andres leer.
Die Verluste an Vieh waren am Jahresende noch nicht sicher festgestellt; es war dies erschwert dadurch, daß Zahlen über einen Bestand vor der Gebietsräumung nicht bekannt waren, viele Bauern aber auch, weil ausgewichen, nicht befragt werden Konnten. Bei der Abschlachtung von nicht verletzten Vieh war solches, das für Milchlieferung und Nachzucht in Betracht kam, möglichst verschont worden.
Wenn oben nichts genaues über die Zuteilung von Lebensmitteln gesagt wurde, so beruht dies darauf, daß sichere Nachrichten darüber fehlen. Sicher ist jedoch, daß sie an den drei Verwaltungsorten sehr unterschiedlich gewesen ist. Einigermaßen ausreichend konnten nur Milch, Butter, Fleisch und mit Ausnahme von Kornelimünster, Kartoffeln zugeteilt werden, soweit sie eigener Erzeugung entstammten. Was jedoch eingeführt werden mußte, vor allem Brotmehl, war und blieb knapp. Jedenfalls war die Versorgung durchschnittlich fühlbar mangelhaft und schlechter wie vor der Gebietsräumung. Wenn einzelnen Leuten gelegentlich amerikanische Verpflegung zufloß, so änderte das nichts am betrüblichen Gesamtbild.
Das Jahresende stand noch immer im Zeichen des Krieges. Unsere Gemeinde zeigte deutliche Spuren vom Geschehen der letzten drei Monate. Die Bewohner mit der Dezember-Mitte zudem in den Wohnungen interniert, sahen kein Ende der Entbehrungen und Bedrängnisse. Zwar hatte die Bedrohung durch deutsche Flugzeuge merkbar nachgelassen, die durch deutsche Artillerie bestand fort, besonders für den Ostteil der Gemeinde.

Bliebe noch deren zu gedenken, die in der Heimat ihr Leben dem Kriegsgeschehen haben opfern müssen. Das Sterbebuch des Standesamts weist sie wie folgt nach:
+ 14.September: Peter Josef hennecken, Breinig, Essiger Straße (geb.1893)
25.September: Michael Schmitz, Breinigerberg, An der Hoheburg 3 (1902)
25.September: Adelheid Schmitz, Breinigerberg, An der Hoheburg 3 (1936)
16.Oktober: Josef Mallmann, Breinig, Hauptstraße (1893)
16.Oktober: Wilhelm Emonts, Breinig, Hauptstraße (1893)
28.Oktober: Anna Maria Müllejans geb. Engels, Breinig, Hauptstraße (1889)
2.November: Jakob Lück aus Mausbach in Kornelimünster, Markt (1894)
20.November: Jakob Schmitz, Breinig, Hauptstraße (1922)
26.November: Mathias Josef Derichs aus Breinigerberg in Breinig, (1881)
3.Dezember: hugo Schlagloth, Kornelimünster, Grüner Weg (1899)
26.Dezember: Kind Otto Wagemann, Sohn von Hubert, Breinig, Auf dem Essig. Ist in einem auswärtigen Krankenhaus verstorben.
Als Todesursachen sind angegeben bei P.J.Hennecken: Panzerabwehrkanonengeschoß, bei J. Schmitz: Infanteriegeschoß, bei M.J.Derichs: Bombensplitter, bei allen übrigen: Granatsplitter, J.Schmitz wurde in der Wohnung von einem amerikanischen Soldaten erschossen, als er sich (verbotswidrig?) am Fenster zeigte.

Zum Abschluß Abschriften von
a) "Gau Köln-Aachen der M.-Beauftragte12.9.44
Anweisung für die Freimachung von Wohngebieten
1. Ihr Wohnort liegt in dem Gebiet, daß bei drohender Annäherung des Feindes freigemacht werden muß
2. Es sind Vorkehrungen getroffen, um die Freimachung und die damit verbundene Rückführung der Bevölkerung rechtzeitig und reibungslos durchführen zu können.
Voraussetzung hierfür aber ist
Das volle Vertrauen der Bevölkerung zur Führung und das disziplinierte Verhalten jedes Einzelnen
In allen Fällen sind die Anordnungen der verantwortlichen Marsch- und Transportleiter zu befolgen. Wiedersetzlichkeit wird auf der Stelle bestraft.
3. Jede Person, die sich im Freimachungsfalle der Rückführung anzuschließen hat, erhält einen gelben Marschbefehl. Kinder unter 12 Jahren werden auf dem Marschbefehl ihrer Mutter, ihres Vaters oder des Haushaltungsvorstandes in dessen Haushalt sie sich ständig befinden, geführt.
4. Für die nicht marschfähigen Personen-dazu rechnen werdende Mütter, Kinder bis zu 12 Jahren mit ihren Müttern, kranke und altersschwache Personen-fertigt die zuständige Ortsgruppe einen blauen Fahrbefehl aus.
5. Die marschfähigen Angehörigen Ihrer Familie bezw. Wohngemeinschaft gehören zur Rotte bezw. Block... Sammelplatz....
6. Die nicht marschfähigen Personen-vergl. 4-benachrichtigen den für sie zuständigen Zellen-bezw. Blockleiter, der ihnen Ort und Zeit ihres Abtransports bekannt gibt und sie mit den blauen Fahrbefehlen versieht.
7. Personen, die militärisch oder behördlich verpflichtet sind, erhalten keinen Marsch-oder Fahrbefehl.
8. Verboten ist:
Das eigenmächtige Verbleiben im Freimachungsgebiet
Das Entfernen von einem Marschblock oder einer Transporteinheit
9. Für jede Person ist nach Möglichkeit mitzunehmen:
a) Marschverpflegung für 3 Tage
b) eine Decke
c) Wetterschutz (Mantel, Zeltbahnen)
d) Eßbesteck, Eßgeschirr und Trinkgefäße-möglichst aus Metall
e) eine Flasche und Getränke
f) Leibwäsche, besonders Strümpfe
g) Wasch-, Putz- und Nähzeug
h) Taschenlampen, Laternen
i) Ausweise, Familienpapiere, wichtige Urkunden, Sparkassenbücher usw.
k) Volksgasmaske und vorhandenes Sanitätsmaterial
Frauen nehmen weiter das Notwendige zur Körper- und Säuglingspflege mit (Milchflaschen, Sauger, Trockenmilch)
Das Handgepäck des Marschteilnehmers soll nicht mehr als 15 kg (30 Pfund) wiegen. Es ist gut tragbar-möglichst in Rucksäcken, Bündeln, Kisten, Tornistern usw unterzubringen. Fahrräder, leicht bewegliche Handwagen, Kinderwagen dürfen in den Marschkolonnen mitgeführt werden.
Gespannfahrzeuge, soweit sie nicht zum Transport marschunfähiger Personen eingesetzt sind, werden am Schluß der Marschgruppen mitgeführt. Sie sind zur Beförderung für Gepäck und gegebenenfalls für die Aufnahme von Marschkranken vorgesehen. Auf Gespannfahrzeugen darf je Person 30 kg (60 Pfd) Gepäck mitgeführt werden. Die Mitnahme weiterer Lasten ist nicht gestattet.
10. In überwiegend ländlichen Kreisen und Gemeinden sind mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen Trecks zusammenzustellen und geschlossen zurückzuführen Volksgenossen ohne Fahrzeuge sind auf den vorhandenen Fahrzeugen mit 30 kg Gepäck zu befördern.
11. In Wohnungen, in denen kein Familienmitglied zurückbleibt, ist das Feuer zu löschen. Bleibt das ganze Haus leer, so schließt der Luftschutzhauswart den Hauptgas- und Wasserhahn und öffnet die Sicherungen der slektr. Leitungen.
Jeder denke daran!
Wer undiszipliniert und kopflos handelt, gefährdet den Ablauf der Rückführung. Er schadet sich, seiner Familie und der Volksgemeinschaft! Jeder soll sich bemühen, für Schwächere ein Vorbild zu sein !
b) "NSDAP Kreis: Aachen LandOrtsgruppe Kornelimünster
Marschbefehl
Name und Vorname:.... Geburtsdatum:.....
Beruf:.....Wohnort:..........str. Nr....
Und
Kinder über 12 Jahre:....
Im Falle der Freimachung sind Sie und die vorbezeichneten Angehörigen der Marschrotte..... mit dem Sammelplatz.....zugeteilt.
Abmarschzeit: Tag.....Stunde.....
Rückseite beachten !
Ausfertigung Dienststelle:
(Stempel mit Inschrift: National
Sozialistische Deutsche Arbeiter –
Partei Ortsgruppe Kornelimünster

(Rückseite)Zur Beachtung !
1. Dieser Befehl ist auf dem Marsch stets mitzuführen
2. Den Anordnungen des Marschblockführers ist unter allen Umständen Folge zu leisten.
3. Verboten ist: Das eigenmächtige Verbleiben im Freimachungsgebiet, das Entfernen vom Marschblock.
4. Der Marschblockführer kennt den Marschtag, die Leit- und Verpflegungsstellen
5. Sorge dafür, daß in deinem Marschblock unbedingt treue Kameradschaft und Ruhe gehalten werden
6. Wenn Anzeichen dafür vorhanden sind, daß Feindflieger die Marschkolonne angreifen, vor allen Dingen Ruhe bewahren und nach Möglichkeit Deckung in Gräben, Wäldern und unter Bäumen suchen.
Schußrichtung beachten.
Tarnung auch der Fahrzeuge gegen Feindsicht ist weitgehendst geboten!
7. Bezüglich der Ausrüstung und der sonstigen Einzelheiten, halte Dich an die "Anweisung für die Freimachung von Wohngebieten", die jeder Haushaltungsvorstand erhalten hat.
Jeder denke daran!
Wer undiszipliniert und kopflos handelt, gefährdet den Ablauf der Rückführung. Er schadet sich, seiner Familie und der Volksgemeinschaft! Jeder bemühe sich, für Schwächere ein Vorbild zu sein!
Wer bei Anordnung der Freimachung wegen Krankheit oder aus sonstigen Gründen nicht marschieren kann, meldet dies dem Rottenführer. Dieser veranlaßt das weitere. "
_____________

Von der Ortsverwaltung Breinig wurden folgende Aufzeichnungen gefunden: Im Oktober ermittelt 30 Bauernhöfe, 365 Milchkühe, 4 Zuchtschweine, 16 Ferkel, 24 Mastschweine, 53 Schafe, 18 Pferde, 6 Gehöfte mit zusammen 75 ha waren verlassen; 20 Karren und 1 Wagen fahrbereit, kein Benzin-oder Holzgas-Fahrzeug einsetzbar. Täglich 340 l Milch an Verbraucher abgegeben; der Überschuß wurde an Stolberg abgegeben oder verbuttert, Buttererzeugung täglich 115 Pfund. Im Dezember wurden abgegeben an Kinder bis zu 7 Jahren und an Personen von 70 Jahren an täglich ½ l Milch, an andere Personen ¼ l, ferner je Kopf und Woche 125 g Butter (das Pfund zu 2,20 RM), 1kg Brot zu 0,30 RM, 250 g Fleisch (Pfundpreis 1,10 bis 1,80 RM), und 7 Pfund Kartoffeln. Auch ist daraus ersichtlich, daß über die Bestände an Lebens- und Futtermittel an den Kommandanten berichtet werden mußte.


Breinig, den 22.Oktober 1962, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



Band-71945-1950


[1962] Berichte von Johann Röntgen
[2019] Abschrift durch Förderkreis Abteigarten (im Bezirksamt Kornelimünster/Walheim)
[2021] Jetzt im Stadtarchiv Aachen, StAAc GEM 15-5



1945

Bevölkerung
1945mw
Population
Geburten5742100
Todesfälle484694
Trauungen29

Vom Standesamt wurden beurkundet: 100 Geburten ( 57 m., 42 w., 1 Totgeburt ) 29 Heiraten, 94 Sterbefälle (48 m., 46 w.).

Bei den Sterbefällen waren 10 aus dem Vorjahre, die erst nachträglich angezeigt worden sind; vermutlich hatten die Anzeigen wegen Verkehrsbeschränkungen nicht rechtzeitig geschehen können. Von den Geburten waren 43 (26 m., 17 w.), wo beide Elternteile in unserer Gemeinde wohnten, und 57 (31 m., 26 w.), wo die Eltern in einer anderen Gemeinde wohnten, und 57 (31 n., 26 w.), wo die Eltern in einer anderen Gemeinde ihren Wohnsitz hatten (überwiegend Walheim).
Von den Heiratenden wohnten 11 Paare und 4 Partner in unserer Gemeinde, 14 Paare in der Gemeinde Walheim.
22 männliche und 18 weibliche Verstorbene in unserer Gemeinde gewohnt, 26 männliche und 28 weibliche in einer anderen (überwiegend Walheim).
Über die Zahl der Einwohner hat sich nachträglich nichts annähernd Sicheres ermitteln lassen.
Auch über das Ergebnis der Viehzählung vom 3 Dezember sind Zahlen nicht erhalten geblieben.
Die Kämpfe im Ostteil des Kreises Monschau und im südlichen Teil des Kreises Düren (unter der Sammelbezeichnung Hürtgenwald in die Geschichte eingegangen) dauerten bis in den Februar fort. Ebenso lange blieb unsere Gegend bedroht, wenn auch die Wirkung der deutschen Artillerie immer schwächer geworden war und die deutsche Luftwaffe nur noch selten auftrat. Mehrmals hat man die vorüberziehende deutsche V1-Raketen beobachtet; eine ging südlich von Venwegen im freien Gelände nieder, wo sie Verluste unter amerikanischen Soldaten angerichtet haben soll.
Um den 10.Januar haben alle Bettücher (Laken) und weißen Tischtücher an die Amerikaner abgeliefert werden müssen, angeblich, um den Soldaten zur Tarnung zu dienen; es hatte geschneit. Von einer Bezahlung war nicht die Rede. Es war dies eine harte Maßnahme, die wegen der Unmöglichkeit von Neuanschaffungen auf Jahre hinaus schmerzlich fühlbar geblieben ist. (s. 1948)
Nach dem Abschlagen der deutschen Rundstedt-Offensive (siehe Dezember 1944), von etwa Mitte Januar, besserte sich das Verhalten der Soldaten der Bevölkerung gegenüber wieder. Die Ausgehzeit wurde wie vorher auf 8-18 Uhr festgesetzt. Ab 26.Januar war der Verkehr zwischen Breinig, Kornelimünster und Venwegen freigegeben.
Von Anfang Februar an rollte auffallend viel Kriegsmaterial, zeitweilig auch nachts, durch die Gemeinde nach Osten. Wohl darum durften die Wohnungen vom 3. bis 10. von Männern überhaupt nicht, von Frauen nur während je einer Stunde am Morgen und Nachmittag zum Einkaufen verlassen werden. Am Monatsende begannen die Amerikaner zu räumen; etwa acht Tage später waren die Kampftruppen fort. Die Einwohner atmeten auf und konnten ihre Wohnungen wieder beziehen; die aber fanden sie zum Teil übel zugerichtet, besonders, wenn sie von Soldaten benutzt worden waren. Das Kriegsgeschehen rückte immer weiter fort.

Örtlich blieb keine militärische Dienststelle zurück, in Aachen jedoch eine Militärregierung, die Weisungen gab.
Mitte März ist gestattet worden, den Wohnort bis zu 6 km Entfernung zu verlassen. Die Leute vom Breinigerberg und von Mausbach kehrten heim.
Die Beschränkung der Ausgehzeit auf die Tagesstunden, je nach der Jahreszeit erweitert oder gemindert, die Personalausweispflicht und andere Anordnungen blieben über das Jahresende hinaus bestehen. Verboten blieb auch das Überschreiten der Reichsgrenze. Die seit dem Kriegsanfang (1.September 1939) bestehende Verdunkelungspflicht aber fiel im Mai fort.
Das längst ersehnte Ende des Krieges, der soviele Opfer aller Art gefordert hatte, bot mit der bedingungslosen Kapitulation vom 8.Mai keinen Anlaß zu äußerlichen Freudenkundgebungen, wenn daran auch die Hoffnung geknüpft wurde, es möchten sich die notvollen Lebensumstände endlich bessern.
Im gleichen Monat zog in die ehemaligen Abteigebäude eine britische Luftwaffeneinheit ein. Im Herbst wurde sie ersetzt durch belgische Soldaten; für deren verheiratete Offiziere und Unteroffiziere mußten Wohnungen mit den Möbeln bereitgestellt, deren Besitzer anderweitig untergebracht werden.
Als im Mai die Siegermächte das Reichsgebiet in Besatzungszonen einteilten, lag unsere Gemeinde mit der um die von den Franzosen besetzten Regierungsbezirke Koblenz und Trier verkleinerten Nord-Rheinprovinz in der britischen Zone. Britische Militärbehörden ersetzten die amerikanischen. Für das Reichsgebiet wurde der Alliierte Kontrollrat, für die britische Zone die britische Militärregierung gesetzgebungsbefugt. Sowohl bei der Kreisverwaltung wie bei der Bezirksregierung wurden Residenzoffiziere mit Aufsichts- und Weisungsbefugnis eingesetzt. Amtssprache wurde die englische, die deutsche jedoch für den internen Verkehr zugelassen. Infolgedessen waren die deutschen Behörden verpflichtet, im Verkehr mit britischen Dienststellen sich der englischen Sprache zu bedienen, was bei unserer Amtsverwaltung die Beschäftigung einer sprachkundigen Person erforderte. Die Militärregierung ließ sich über viele Verwaltungsangelegenheiten berichten und beanspruchte für gewisse Vorhaben das Genehmigungsrecht.

Die Personalausweise wurden fortan von den Gemeinde- oder Amtsverwaltungen ausgestellt; die für ehemalige Angehörige der NSDAP mußten zu deren Kennzeichen den Zusatz "Nazi" erhalten.
Im September verordnete die Militärregierung, daß an jedem Haus in der Nähe der Haustür und so, daß sie von draußen gelesen werden können, die Namen und das Alter der Bewohner angegeben werden.
Allmählich ließ sich übersehen, was der Krieg hinterlassen hatte. Während bei der Gebietsräumung kaum noch Spuren von Luftkriegsschäden zu sehen gewesen waren, war die Gegend jetzt übersäet mit Kriegszeichen aller Art: Überall traf man auf die Spuren der jüngsten Vergangenheit. Unzählige beschädigte, einige weitgehend zerstörte Gebäude, da und dort Brandruinen; drei Eisenbahn- und fast alle Straßenbrücken gesprengt, die meisten Straßen, besonders in Breinig und Umgebung, abgenutzt und verschmutzt, längsseits derselben angehäufter Schmutz und Unrat; die meisten Soldatenquartiere übel zugerichtet, ihre Möbel und Einrichtungen beschädigt, verschwunden oder außerhalb der Häuser Wind und Wetter ausgesetzt; viele Gärten, Wiesen und Felder zerfurcht, Hecken und Zäune niedergewalzt; überall, wo Geschütze gestanden oder Soldaten im Freien Schutz gesucht hatten, Deckungsgräben, Schützenlöcher und dergleichen mehr, ein Wirrwarr von Fernsprechkabeln in der ganzen Gegend und längs der Wege und Straßen, die den Verkehr erschweren; verstreut große Mengen von Heeresgut der verschiedensten Art (Granaten und andere Munition, Granat-Kartuschen und Kisten, Benzinkanister, Lebensmittel-Büchsen, Schachteln und Kisten, zum Teil mit Inhalt; Schuhe, Wäsche, Uniformstücke, Teile von Kriegsgerät; in Gebüschen und Wäldern dahin verschleppte Herde, Öfen, Möbel und Bettsachen und anders, jetzt meistens verdorben; in Breinigerberg nahe dem Jakobssteinbruch ein ausgebranntes Panzerfahrzeug !
Gesamtbild: Verwahrlosung und Verwüstung. Es ist unmöglich alle Schäden einzeln aufzuzählen oder wertmäßig zu schätzen. Die Hauptschäden sind im Vorjahrsbericht angegeben. Doch war festzustellen, daß der Anteil der Gemeinden also Breinig und Umgebung, am meisten vom Kampfgeschehen mitgenommen worden ist, Venwegen am wenigsten.
Die Gemeinde ließ nach und nach Wege und Straßen säubern, Bürgersteige begehbar machen, Schulspielplätze herrichten, Granaten und andere Munition zur unschädlichen Beseitigung sammeln und dergleichen mehr tun, um im Laufe des Sommers die dem Auge besonders auffallenden Mängel abzustellen. Arbeitskräfte dafür standen genügend zur Verfügung; waren doch die ehemaligen Mitglieder der NSDAP verpflichtet, zur Sühne öffentliche Arbeiten drei Wochen lang ohne Entgelt zu verrichten. Davon waren auch Beamte und Angestellte nicht ausgenommen. Die kleine Indebrücke im Zuge der Steinstraße war schon während des Krieges aus Holz wiederhergestellt, auch die große Brücke in der Nähe des Marktes begehbar gemacht worden. An dieser großen Brücke war bei der Sprengung nur das linksufrige Rollenlager zerstört und der Brückenbogen dahin abgesunken. Auch die wichtigsten Übergänge im Zuge der Reichs- und Provinzialstraßen erhielten nach und nach hölzerne Notbrücken, die auch dem Frachtverkehr dienen konnten. Die Gemeinde Brand erbaute die Straßenbrücke über die Inde unterhalb der Bilstermühle neu; unsere Gemeinde ersetzte ihr mit 1.800 RM die Kosten.
Die übrigen Schäden zu beseitigen, blieb den Betroffenen selbst überlassen; auf öffentliche Hilfe konnten sie nicht rechnen. Neue Baustoffe aller Art waren von der Militärregierung beschlagnahmt und für den privaten Bedarf noch nicht erreichbar.

Viele Bauern hatten die Hände voll zu tun, Wiesen und Felder wieder herzurichten, Gruben und Gräben einzuebnen, Hecken und Zäune zu flicken, wozu sich die reichlich herumliegenden Funksprechkabel vorzüglich eigneten, Fahrspuren zu lockern oder aufzugraben und dergleichen mehr. Auch ihnen fehlte es nicht an Helfern, die gegen Lebensmittel sich gern bereit fanden. Auch mancher Gartenbesitzer hatte Mühe, sein Land wieder in Ordnung zu bringen.
Währenddem sammelten andere verwertbares Heeresgut, wobei Lebensmittel, besonders Fleischkonserven, Zigaretten, Uniformstücke, Wäsche, Schuhe, Kisten und die messingenen Granatkartuschen bevorzugt wurden. Manch einer hat davon anschauliche Mengen zusammenbringen können. Größter Beachtung durften sich die Kartuschen erfreuen; sie wurden sehr gut bezahlt.
Die Wohnhütten des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers in der Finsterau (s.1938-1944), in denen zwei oder drei sich Familien aus Zweifall niedergelassen hatten, als die Amerikaner abgezogen waren, verfielen im übrigen dem Abbruch. Nach einer Auskunft aus Zweifall sollen sie von Einwohnern der Dörfer Germeter, Vossenack usw. abgeholt worden sein, die ihre Häuser zerstört fanden. Ob hierbei die Behörde beteiligt war (die Baracken waren Reichseigentum), konnte örtlich nicht erfahren werden.
Einem ähnlichen Schicksal ist die Reichs-Kartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide verfallen, die bei der Gebietsräumung noch nicht fertig war; damals waren das Dachgebälk und ein Teil der Holzverschalung des Daches aufgetragen. Dieses Holzwerk, in der Endzeit des Krieges beschädigt, verschwand im Laufe des Jahres nach und nach, vermutlich durch Diebstahl.
Verluste hatte auch das Feuerlöschgerät, doch waren sie im einzelnen nur teilweise feststellbar, weil ein Verzeichnis fehlte. Daß der im Herbst 1944 abbeförderte Mannschaftswagen von Kornelimünster nicht zurückgekommen ist, wurde schon zum Vorjahr berichtet. Die in der Abtei liegende britische Truppe entlieh mit Wissen der Gemeindeverwaltung eine wertvolle mechanische Ausziehleiter, vergaß aber ihre Rückgabe, bevor sie abrückte; sie ist nicht zurückgekommen trotz späterer Bemühungen des Amtsbürgermeisters.
Bis zur Gebietsräumung war die Organisation des Feuerlöchwesens intakt gewesen. Die Löschzüge Breinig und Kornelimünster und der Löschtrupp Venwegen der Amtsfeuerwehr hatten auch während des Kriegs mit allem notwendigen Gerät ausgestattet werden können und die Ausfälle an Mannschaften durch Einberufung zum Wehrdienst waren durch Dienstverpflichtete wettgemacht worden. Jetzt aber war die Bereitschaft zu freiwilligem Dienst unter dem Einfluss der vielfältigen Lebensnöte weitgehend gewichen. Von den alten ausgebildeten Feuerwehrmännern fehlten noch viele. Da konnte man von Glück sagen, daß in diesem Jahr ein Feuerwehreinsatz nicht nötig geworden ist.

Schon im März kehrten erste Geflohene in die Heimat zurück; die Mehrzahl konnte jedoch erst nach dem Kriegsende heimkehren. Bis zum Ende des Sommers hatten sich alle wieder eingefunden, die nicht in der Fremde geblieben waren (2 oder 3 alteinheimische Familien); rund 10 Personen durchweg ältere Leute waren in der Fremde verstorben, davon einige an Kriegsverletzungen. Die meisten der Heimkehrer hatten entweder garnicht oder nur kuze Zeit in Kampfgebieten zugebracht. Manche brachten letzte Nachrichten von Angehörigen in der Wehrmacht mit. Am meisten freuten sich die Familien, von denen nur einzelne Glieder ausgewichen gewesen waren.
In der Heimat fanden die meisten Rückkehrer alles andere wie erfreuliche Zustände vor. Nur wenige hatten geringe Verluste an zurückgelassener Habe zu beklagen. Die Mehrzahl vermißte mehr oder weniger viel Hausrat, Kleidung, Wäsche, Möbel, Gerät usw., abgesehen davon, daß viele Wohnungen verwüstet gefunden oder von anderen benutzt wurden. Unzählige Nachforschungen nach dem Vermißten begannen, Streitigkeiten um Wohnungen setzten ein, Kämpfe der Bauern um ihr Vieh, Vorstellungen von Geschäftsleuten um in Läden oder Ausweichlagern zurückgelassene Waren. Daß längst nicht alles Vermißte dem Krieg zum Opfer gefallen war, wie man den Heimkehrern geflissentlich beizubringen versuchte, erwies sich in zahlreichen Fällen dadurch, daß viele Stücke bei jetzigen oder gewesenen Nachbarn und anderswo aufgestöbert wurden. Ärgerlich war dabei, daß man oft nur unter Druck oder Gewaltanwendung zu seinem Eigentum zu gelangen vermochte, daß mancher neue Besitzer sich weigerte anzuerkennen, fremdes Eigentum zu haben, obwohl es bei ihm nachgewiesen war. Merkwürdig auch die "Vergeßlichkeit" mancher Leute in Bezug auf die Unterscheidung dessen, was wirklich ihr Eigentum war, von dem, was sie auf irgendeine Art erlangt, daß sie entweder selbst sich angeeignet oder von Soldaten oder anderen vielleicht im Tausch, erlangt hatten. Ohne Zweiffel ist manches unrechtmäßig erworbene Gut in fremdem Besitz verblieben. Dies und das Gesamtgeschehen wirkt wie ein Stachel nach, Mißtrauen und Zwist sind Folgen, die in absehbarer Zeit nicht ausgelöscht werden können. Unter den geschilderten Umständen konnte nicht ausbleiben, daß die Meinung aufkam, die Daheimgebliebenen hätten kein reines Gewissen. Es mag das übertrieben sein, der Schein sprach dafür, zumal selbst Leute, denen man es nicht zugetraut hätte, schuldig befunden wurden. Die Polizei half nur auf Antrag, später sogar nur, wenn ein förmlicher Strafantrag gestellt worden war. In einigen Fällen ist es zu Zivil- und Strafprozessen und Bestrafungen gekommen.

Dagegen bleibt als lobenswert anzuerkennen, daß manche Leute sich erfolgreich bemüht hatten, zurückgelassenes Gut von Verwandten, bekannten, Nachbarn vor dem Verlust zu bewahren und sicherzustellen, um es den Betroffenen zu erhalten und zurückzugeben.
In diesem Zusammenhang sei der gedruckte öffentliche Aufruf des Amtsbürgermeisters im Wortlaut mitgeteilt, der bei den Heimkehrern Aufsehen erzeugt hat:
Rückwanderer! Ihr seid zurückgekehrt und findet vielleicht Euer Heim nicht mehr in der Weise vor, wie Ihr es verlassen habt. Schimpft nicht über die Verwaltung und über Eure Nachbarn! Seid vielmehr dankbar, Daß Euch noch dieses und jenes in der schweren Kriegszeit gerettet werden konnte. Monatelang haben wir in der Front gelebt und waren in langer Besatzungszeit in all unseren Handlungen behindert. Kaum ein Gebäude blieb von der Belegung verschont. Die Bettücher mußten der amerikanischen Armee abgeliefert werden. Vielleicht besteht die Möglichkeit, hierfür Ersatz zu erhalten. Der Herr Landrat wird sich dafür bei der Militärregierung verwenden. Nur die wenigsten sind hiergeblieben. Auch sie hatten Befehl zur Auswanderung erhalten, haben jedoch ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Wären alle hier abgewandert, so hätten viele der hierhin Evakuierten vielleicht die ganze Habe an sich genommen. Hätte die Rundstedt-Offensive Erfolg gehabt, so wären wir als die Verschmähten und Vaterlandsverräter an die Wand gestellt worden. Wären auch wir abgewandert, so hättet ihr vielleicht von Eurem Eigentum gar nichts mehr vorgefunden. Jeder Rückwanderer muß sich daher vorerst gleichsam als Gast in der neu gebildeten Gemeinde betrachten und sich an die Vorschriften halten, die von der Verwaltung erlassen werden.
Kornelimünster, den 7.Mai 1945 Der Amtsbürgermeister (gez) Hüpgens!
Darin viel Wahrheit, wie weiter oben gezeigt wurde, aber kein Wort der Begrüßung der Heimkehrer. Anstoß erregte aber die Bezeichnung "Gast" für die Heimkehrer in Heim und Heimat, für alte und künftige Bürger und Steuerzahler.

In einigen Fällen hatten auch früher Heimgekehrte zum Ausgleich eigener Verluste sich an fremdem Eigentum schadlos zu halten gesucht. Auch den Mausbachern wurde nachgesagt, sie seien mit einem Bündel gekommen, zum Teil aber mit einer Last heimgekehrt; tatsächlich hat manches Stück in Mausbach aufgestöbert werden können. Ähnlich haben auch Bewohner von Breinigerberg sich benommen.
Im Laufe des Jahres kehrten auch einzelne deutsche Kriegsgefangene zurück, überwiegend ältere Männer, die meisten aus Lagern im Ruhrgebiet. Der Verbleib vieler Vermißter blieb unbekannt. Eine briefliche Verbindung mit Kriegsgefangenen war noch nicht möglich.
Heimgekehrt sind auch die während der Besetzungszeit Internierten, als letzte Nachtrag OSB. KerstJosef Ponten und Johann Queins aus Kornelimünster, die von den Amerikanern schon am 14. September 1944 in der Nähe des Benediktinerklosters festgenommen worden waren. Alle Internierten waren irgendwo in Belgien untergebracht gewesen und berichteten über ihre mehr oder weniger gute Behandlung.

Alle Personen, die sich im Gewahrsam der Gestapo oder in einem Konzentrationslager befunden hatten, kamen zurück:
Frau Sibilla Biervert geb.Ostlender von der Schlausermühle, sie war aus politischen Gründen seit dem Sommer 1944 inhaftiert gewesen;
Franz Lennartz aus Breinigerheide (siehe 1944);
Dr. Anton Hamm, Kaplan in Breinig, war als Wehrmachtspfarrer im Konzentrationslager Dachau interniert gewesen.
Über das Schicksal der vor dem Kriege der Hitlermaßnahmen wegen von Kornelimünster nach Aachen verzogenen jüdischen Familien Artur Gottschalk und Leopold Kaufmann und der später zunächst in der Hergelsmühle bei Haaren internierten Familie Hermann André aus Kornelimünster hat man nichts erfahren. Ein Sohn von Gottschalk war im Januar im Gefolge der Amerikaner in Kornelimünster. Die einzigen Söhne von Kaufmann und André hatten sich ebenfalls dem Zugriff der Gestapo zu entziehen vermocht und kamen zurück. Max Kaufmann steht im Dienst der Militärregierung (er brachte auch seine Ehefrau mit); Ernst André bewirtschaftet das elterliche Gut an der Dorffer Straße. Aus seiner Wohnung mußten die Familien Jakob Pons und August Sauer (mit je acht Kindern) weichen; sie erhielten Notunterkünfte.

In die Gemeinde zurückgekehrt sind auch viele der im Spätsommer 1944 ausgewichenen Personen, die während des Kriegs aus luftkriegsgefährdeten Orten zugewandert waren, weil sie in der Heimat noch keine Unterkunft zu finden vermochten.
Vereinzelte Auslandsdeutsche, die ihre Wohnung unter mehr oder weniger Zwang hatten aufgeben müssen, ließen sich ebenfalls in der Gemeinde nieder.
Zu einer Landplage wurden Ausländer (Polen, Russen), die von der Militärregierung in der Lützow-Kaserne in Aachen-Forst untergebracht worden waren. Einzeln oder in kleinen Gruppen streiften sie umher, Lebensmittel und anderes heischend, wobei einzelne Gehöfte und ländliche Orte bevorzugt wurden. Manchmal gingen sie, wenn ihnen der Zugang ins Haus gelungen war, dreist und eigenmächtig vor, nahmen, was sie mochten oder wendeten gar Gewalt an. Auch den Lufterhof suchten sie heim. Auf der Straße nahmen sie den Leuten Lebensmittel, Schmuck und Uhren ab; niemand konnte sich sicher fühlen.
Am 21.Juni fand man an der Klosterstraße von Oberforstbach, nicht weit vom Benediktinerkloster, das Ehepaar Egidius Schumacher in seiner Wohnung erschossen vor, wahrscheinlich waren solche Ausländer Täter. Es hat mehrmaliger Vorstellungen und Beschwerden der Zivilbehörden bei der Militärregierung bedurft, ehe diesem Treiben im Sommer Einhalt geboten wurde.
Nach dem Waffenstillstand sind einige der am 9.September 1944 in Richtung Düren-Köln abgeschobenen Polen und Russen zu ihrem früheren Arbeitgebern zurückgekehrt. Sie und die schon damals Zurückgekehrten mußten auf Veranlassung der Mil.-Regierung wieder abreisen. Einigen ist jedoch gelungen, sich dem zu entziehen; sie haben zum Teil noch Jahre hier gelebt.
Ehemalige Mitglieder der NSDAP durften ohne Genehmigung der Mil.-Regierung weder im öffentlichen Dienst noch in Stellungen mit Weisungsbefugnissen tätig werden. Solche, die Parteiämter (vom Ortsgruppenleiter an aufwärts) versehen hatten, waren der "Umerziehung" unterworfen und wurden in Sammellagern untergebracht; davon betroffen waren der gewesene Ortsgruppenleiter Albert Rütgers und sein Stellvertreter Josef Milz. Rütgers wurde wegen Krankheit bald wieder entlassen, Milz blieb bis zum Herbst 1947 im Gewahrsam.
Kein ehemaliges Parteimitglied aus unserer Gemeinde ist wegen strafbarer Handlungen vor Gericht gestellt worden.
Die von der Umerziehung nicht betroffenen Parteimitglieder wurden einem sogenannten "Entnazisierungsverfahren" unterworfen, in dem festzustellen ist, ob, wodurch und wie schwer sie belastet seien. Von dem Ergebnis ist abhängig, ob der Betroffene zum öffentlichen Dienst oder oder zu solchem mit Weisungsbefugnissen zugelassen werden könne. Das Verfahren schritt nur langsam fort, immer wieder zögerten neue Weisungen es hinaus. Die Entscheidung hatte sich die Mil.-Regierung vorbehalten. Bis zum Jahresende war noch kein Beamter oder Angestellter des Amts oder der Gemeinde "entnazisiert". Noch Anfang Dezember hatte der Landrat den Beamten empfohlen, sich um Wiederverwendung zu bemühen, ein Zeichen dafür, wie sehr man sie im Dienst benötigte.
Das Ende der Herrschaft der NSDAP hatte auch das Verschwinden der an sie erinnernden Straßennamen zur selbstverständlichen Folge ("Dr. Ley-Allee" für die Promenade und "Adolf-Hitler Platz" für den Steinkaulplatz in Kornelimünster und Herman-Göring Straße" für die Neustraße in Breinig).
Besonderes Gewicht legten die Briten der "Umerziehung des Volkes" bei; sie ergriffen jede Gelegenheit, in diesem Sinne einzuwirken. Vor allem wurde der Schulunterricht und eine neue politische Erziehung ins Auge gefaßt. In den Schulen durften keine Lehr-, Lern- und Anschauungsmittel mehr verwendt werden, die irgendwie nationalsozialistisches Gedankengut enthalten könnten. Politisch stellte man eine freie demokratische Neuordnung nach englischem Muster als Ziel hin. Ein Kontrollratsgesetz vom 20.September setzte alle Gesetze, Verordnungen, Vorschriften aus der Hitlerzeit außer Kraft, die den Nationalsozialismus fördern sollten ("Nazi-Gesetze").
Im Laufe des Sommers wurde die Neugründung demokratisch gerichteter Parteien auf der Kreisebene angeregt, ferner die Gründung von Gewerkschaften. Auch unpolitische Vereine von nur örtlichenr Bedeutung durften neu gegründet oder wieder ins Leben gerufen werden, doch regten sich nur die Kirchenchöre.
Örtlich bildeten sich als Parteien die Christlich-demokratische Union (CDU), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD); doch trat noch keine besonders hervor.

Im Herbst fanden auf Weisung der Mil.-Regierung zunächst Besprechungen wegen der Neubildung von Gemeinde- und Amtvertretungen statt. Im November ersuchte der Landrat den Amtsbürgermeister, bis Ende Dezember dazu geeignete Personen vorzuschlagen, wobei die Stärke der Parteienvertreter vom Jahre 1932 zu Grunde gelegt werden sollte. Es war noch keine Wahl vorgesehen, die Militärregierung hatte sich vorbehalten, die Vertreter zu ernennen. Der Oberpräsident ließ im Dezember wissen, er lege Wert auf die Erhaltung der Ämter, sie hätten sich bewährt.
Nach dem Abzug der Amerikaner, im März, wurden die Ortsverwaltungen Breinig und Venwegen aufgelöst und die Gemeindeverwaltung in Kornelimünster zusammengefaßt.
Im Mai trat in den Gemeindeverwaltungsdienst der von der Wehrmacht entlassene fachlich vorgebildete Heinrich Esser aus Breinig; er war nicht Parteimitglied gewesen, hatte jedoch schon lange keinen Verwaltungsdienst versehen.
Im Februar ist der Kassenverwalter Nikolaus Huppertz durch seinen Helfer Franz Brandenberg, der im Gemeindekassendienst ausgebildet war, ersetzt worden. Brandennberg hat aus im Amtshaus gefundenen Einheitswertbescheiden Grundsteuerlisten aufgestellt und damit die Erhebung von Grundsteuern ermöglicht. Ab Juli war ihm Amtsrentmeister Albert Hubert Corsten beigegeben. Als Brandenberg im Herbst ausschied, um wieder seinen Beruf als Steuerberater auszuüben, übernahm Corsten wieder die Verwaltung der Amts- und Gemeindekasse, dazu die dringend notwendige Neuordnung des Haushalts- und Rechnungswesens bei der Verwaltung; ihm beigegeben wurde der Kassenangestellte Josef Geier, der auch früher bei der Kasse tätig gewesen war. Die Amtskasse ist im Februar aus dem Geschäftsraum der Kreissparkasse am Markt in das Haus Nicolai am Benediktusplatz (neben der Verwaltungsstelle), im Dezember in die früher von ihr benutzten Räume im Obergeschoß des Gemeindehauses am Markt verlegt worden. Dahin zog auch die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle um und bezog Räume im Erdgeschoß, die sie auch früher benutzt hatte.
Als Mitte März Carl Braun als Bürgermeister von Walheim ausschied, wurde Nachfolger der bei der Amtsverwaltung beschäftigte Rentner August Wagemann aus Kornelimünster. Dieser schied schon im Oktober aus, wurde von der Militärregierung das Amts enthoben und entlassen.
Die Amts- und Gemeindeverwaltung unter Amtsbürgermeister Leonhard Hüpgens verblieb im Hause von Hubert Jäger am Benediktusplatz auch nach dessen Heimkehr und benutzte darin je zwei Räume im Erd- und Obergeschoß und einen (für das Standesamt) im Dachgeschoß. Ihre Einrichtungen blieben bescheiden, man benutzte weiterhin entliehene Möbel und Schreibmaschinen. Mühe machte die Beschaffung von Schreibmaterialien und Papier, sodaß man auf Vordrucke zurückgreifen mußte, die noch im Amtshause gefunden wurden. Der schon betagte Hilfsangestellte Max Schiffers aus Breinig verwaltete schon seit der Gebietsräumung das Standesamt; er war nicht Parteimitglied geworden. Wegen des Fehlens aller Unterlagen über gemeindeeigene Grundstücke und Gebäude und der Katasterkarten sah man sich genötigt, wiederholt den Wegemeister Josef Brochhausen aus Oberforstbach zu Rate zu ziehen, der auch früher sich mit diesen Dingen befaßt hatte.
Auch in diesem Jahr mußte nach den Erfordernissen der Zeit verwaltet werden; die Umstände schrieben die Arbeit vor. Nachdem jedoch wieder Steuern nach den vorjährigen Ansätzen erhoben wurden, erhielten die Finanzen eine einigermaßen gesicherte Grundlage.

Im Jahresverlauf bahnten sich wieder normalere Verhältnisse an, es wurden Aufgaben gestellt, die ausgebildeter Verwaltungskräfte bedurft hätten. An solchen mangelte es nicht, nachdem sich nach und nach fast alle Amts- und Gemeindebeamten und Angestellten, entweder aus der Fremde zurückkehrend, von der Wehrmacht oder aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, wieder eingefunden hatten. Von allen wurden nur die Obengenannten zum Dienst herangezogen, und auch dies soweit sie Parteimitglieder gewesen waren, nur im Arbeiterverhältnis gegen nach Stundenlohn berechnete Entschädigung. Keinem Beamten und Angestellten durfte über Mai hinaus ein Monatsgehalt gezahlt werden. Einige derselben suchten außerhalb des Berufs Arbeit und Verdienst, andere wurden im Gemeindewald von Walheim beim Holzfällen beschäftigt. Amtsoberinspektor Hubert Meyer aus Walheim war noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, Vollziehungsbeamter Josef Milz aus Kornelimünster aber interniert (siehe oben).
Erst im Spätherbst konnten vorläufige Haushaltspläne für 1945 aufgestellt werden. Der für unsere Gemeinde lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 402.510 Reichsmark. Darin sind als Amtsumlage 63.900 RM und sogar, wie im Vorjahr, 45.670 RM als Kriegsbeitrag vorgesehen. Wegen der Ungewißheit über mehrere Einnahme- und Ausgabeposten sind diese nach vorjährigen Maßstäben eingesetzt oder mit Beifügung der Gründe unbewertet geblieben.
Der vorläufige Amtshaushaltsplan sieht Einnahmen und Ausgaben von je 169.919 RM vor.
In der Haushaltsabrechnung für 1945 sind 1.863 RM als "rückgeführte Gelder" und 3.262 RM als "Bestand aus dem Jahr 1944" nachgewiesen.
Das Amtshaus auf dem Schulberg blieb weiterhin unbenutzbar (siehe 1944). Wind und Wetter spielten am Bau und seiner Einrichtungen, seit die Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke Fenster und Dach erheblich beschädigt hatte. Zwar waren einige Möbel, Bücher und Akten sichergestellt worden, manches war aber schon beschädigt oder abhanden gekommen, anderes lag noch im Spätsommer außerhalb des Hauses herum, dem Wetter oder dem Zugriff Unbefugter preisgegeben. Es ist glaubhaft berichtet, daß ein Lastkraftwagen mit "Altpapier" beladen vom Amtshause fortfuhr. Sicher festgestellt wurde, daß noch im Frühjahr 1946 behördliche Öfen mit unbeschädigten amtlichen Akten angeheizt worden sind, wie der Verfasser dieses Berichts erfuhr und sah. Zwei Familien hatten das Dach über der Amtsbürgermeisterwohnung instand gesetzt und die Wohnung bezogen. Der zurückgekehrte Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld, dessen Wiederverwendung im Dienst aus politischen Gründen sowieso vorläufig ausgeschlossen war, mußte mit einer anderweitigen Notwohnung vorlieb nehmen.

Den Panzerschrank des Hauses fand man aufgesprengt und leer vor. Sein Hauptinhalt, Geheimakten, war noch vor der Gebietsräumung dem Feuer übergeben worden, anderes war darin zurückgelassen worden, unter anderem ein römisches tönernes Öllämpchen, mehrere unkenntliche anscheinend römische Bronze-Münzen und ein altes Pergamentblatt, das einmal den Deckel eines Kirchenbuchs bekleidet hatte und den Text (in lateinischer Sprache) der Lebensbeschreibung Karls des Großen trug.
Nicht wiedergefunden wurden unter anderem ein Verzeichnis in französischer Sprache der Erben (héréditaires) von Gläubigern des Münsterländchens, ein Briefxxxx des letzten französischen, ersten deutschen Bürgermeisters, die Brandversicherungskataster von 1819, 1837 und 1876, der Vertrag aus den 1850er Jahren über die Aufteilung der bis dahin gemeinsamen Heiden und Wälder des Münsterländchens.
Verloren gegangen sind ferner die älteren Verwaltungsakten, die aus Luftschutzgründen im Keller der ehemaligen Abtei untergebracht worden waren, und die in einem Westwallbunker beim Forsthaus Kalkhäuschen ausgelagerten Sachen, über die zum vorigen Jahr berichtet wurde.
Von den einst so reichhaltigen, bis in die Zeit der französischen Herrschaft zurückreichenden Gemeindearchiv, über dessen frühere Verluste an anderer Stelle dieser Chronik berichtet ist, ist nur ein Bruchteil erhalten geblieben.
Im Hause nebenan waren bis zur Gebietsräumung das Standesamt und das Wohlfahrtsamt untergebracht; im Obergeschoß befand sich die Dienstwohnung des Amtsrentmeisters. Hier sah es ähnlich wie im Amtshaus aus. Aus ihm sind die nicht in den Westwallbunker verbrachten Personenstandsbücher, beschädigt zwar, gerettet worden. Das Obergeschoß war nun von 2 Familien bewohnt, die die Dach- und anderen Schäden einigermaßen behoben hatten. Rentmeister Corsten blieb nichts anderes übrig, als eine Notwohnung zu beziehen.
Im Juli hat Amtsrentmeister Corsten die im vorigen Jahr nach Betzdorf verbrachten Sachen zurückgeholt (siehe 1944). In Betzdorf sollen Amerikaner sie durchsucht haben, wobei einiges verloren ging, sicher ist, daß eine Schreibmaschine fehlte. Was im übrigen fehlte, war genau nicht zu ermitteln, weil Aufzeichnungen darüber, was abbefördert worden war, nicht bestanden.
Die Einwohner von Münsterau und Vicht-Breinigerberg waren seit der Gebietsräumung auf die Versorgung von Zweifall und Vicht angewiesen und blieben es auch in diesem Jahr. Weil sie sich einiger Bedarfsgüter wegen benachteiligt glaubten, begehrten sie im Herbst Ausgleich durch unsere Gemeinde. Deren Verwaltung aber waren sie samt und sonders unbekannt, denn sie hatte sich um sie so wenig gekümmert, als wären sie nicht da oder wisse nicht um ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde. Nun ließ sie der Amtsbürgermeister in der letzten Dezemberwoche aufschreiben, um vom neuen Jahr an ihre Versorgung übernehmen zu können.
Die Ortspolizei, bisher Aufgabe des Amtsbürgermeisters, wurde einem besonderen Chef unterstellt. Damit beanspruchte der Landrat den aus der Polizei hervorgegangenen Berufsoffizier der Wehrmacht Werner Bergrath aus Brand. Er richtete seine Dienststelle im Gemeindehaus am Markt am 2.August ein. Ihm wurden mehrere uniformierte Berufspolizeibeamte unterstellt; die Hilfspolizeibeamten (siehe 1944) kamen zur Entlassung.

Die Militärregierung hat das Strafrecht der Polizei für die Ahndung von Übertretungen abgeschafft.
Der Meister der Schutzpolizei Mathias Pitzer aus Breinig ist (1947) mit Wirkung vom 1.Juli 1945 in den Ruhestand versetzt worden. Er hat seit 1920 im Dienst der Gemeinde und des Amts gestanden, war aber seit 1944 nur noch für leichten Dienst brauchbar gewesen und darum und wegen seines Alters, abgesehen von der Mitgliedschaft in der NSDAP, nach der Heimkehr aus der Fremde nicht mehr zur Dienstleistung einberufen worden. Er hatte auch nicht, wie die andern Polizeibeamten, nach der Gebietsräumung Wehrdienst zu machen brauchen; diese Beamten waren in Kriegsgefangenschaft geraten, darunter die Polizeimeister Lorenz Baltus und August Legutke, Baltus aus Kornelimünster, Legutke aus Walheim.
An eine Forstwirtschaft im eigentlichen Sinne war noch nicht zu denken. Gemeindeförster Josef Andres durfte nicht als Aufsichtsperson auftreten, sondern nur im Arbeiterverhältnis beschäftigt werden. Um jedoch die künftige Bewirtschaftung vorzubereiten, stellte er im Spätsommer einen vorläufigen Hauungsplan 1946 auf. Der Gemeindewald wies keine großen Schäden auf: Da und dort war etwas abgeholzt; aus dem Steinbruch am Wolberberg hatte man Wegebaustoff entnommen; sumpfige Schneisen waren durch Knüppeldämme oder an ihrer Stelle durch Eisengeflechte befahrbar gemacht; Schützenlöcher da und dort; darin und anderswo verstreut Herde, Öfen, Möbel, Bettzeug, dem Verderben preisgegeben. Nicht feststellbar, wieviele Schäden das noch aufstehende Holz durch Granatsplitter erlitten hat, das wird erst die Zukunft ans Licht zu bringen vermögen.

Ähnlich sah es im Stolberger (ehemals Büsbacher) Wald aus; doch war dort, im "Loh", ein geschlossener, schlagreifer Buchenbestand der Axt zum Opfer gefallen. Die Försterstelle Rochenläger blieb weiterhin unbesetzt; in das Forsthaus zog der Haumeister Weitz aus Zweifall.
Eine betrübliche Erscheinung seit dem Kriegsende darf nicht übergangen werden. Kann man noch Verständnis dafür aufbringen daß den Wäldern Holz für die Beheizung von Wohnungen ohne Bezahlung entnommen wurde, weil die Anlieferung von Kohlen und Briketts völlig unzureichend blieb, wenn man bedenkt, daß nur wenige Leute ein ausreichendes Einkommen hatten. Darüber hinaus wurde zunehmend Bauholz in erheblichen Mengen, wo es gefunden wurde gestohlen und fuhrenweise abbefördert und im Schwarzhandel vertrieben. Denselben Weg gingen auch ganze Ladungen Brennholz.
Im Januar hat Landrat, Oberregierungsrat Sträter, die Kreisverwaltung von Brand nach Aachen verlegt. Sein Nachfolger wurde im September Winand Ungermann.
Am 8.Mai ernannte die Militärregierung zum Regierungspräsidenten von Aachen Philipp Ludwig Lude aus Stolberg, im gleichen Monat einen Oberpräsidenten für die Nordrheinprovinz mit dem Amtssitz in Düsseldorf.

Schon in der Endzeit des Krieges und im Frühjahr begannen auf Anweisung der Militärregierung sich einige Behörden oder Dienststellen von überörtlicher Bedeutung neu zu bilden und tätig zu werden; Handwerks- und Handelskammer, Arbeitsamt, Allgemeine Ortskrankenkasse, Finanzamt und Gerichte. Für gewisse Strafsachen blieb jedoch ein Militärgericht in Aachen zuständig.
Im Winter schon hatten die Bauern örtliche Vertrauensleute gewählt. Im April wurde der Landwirt Karl Siemons aus Kornelimünster Kreis-Vertrauensmann der Landwirte. Siemons hatte sich seit den ersten Besetzungstagen dem Bürgermeister als Berater und Helfer in Sachen der Landwirtschaft und Ernährung zur Verfügung gestellt.
Im Gemeindehaus am Markt richtete das Arbeitsamt eine Nebenstelle ein; in die früheren Geschäftsräume in der ehemaligen Abtei zurückzukehren war nicht möglich.
Oberste Sorge der Verwaltung blieb die Sicherstellung der Ernährung. Aber gerade auf diesem Gebiet erwies sich die an das Kriegsende geknüpfte Hoffnung auf eine fühlbare Besserung als trügerisch. Jetzt wurde offensichtlich, wie sehr die bis zur Gebietsräumung bestandene und bewährte Organisation von der Erzeugung bis zur Verteilung in Unordnung geraten war. Hatte man überdies die weitgehende Hilfe der neuen Mächte erwartet, so sah man sich enttäuscht; diese ließen wissen, das deutsche Volk müsse mit den selbstverschuldeten Zuständen selbst fertig werden, und man rechnete ihm vor, mit welchen Wärmeeinheiten (Kalorien) täglich in Form von Lebensmitteln es auskommen müsse, und das war wenig. Einstweilen mußte weiter gehungert und gedarbt werden.
Es ist schade, daß exakte Zahlen für das ganze Jahr oder auch nur größere Abschnitte desselben nicht mehr gebracht werden können, daß nur weniges über die Lebensmittelversorgung zuverlässig überliefert ist. Wer dieses Jahr erlebt hat, ohne Erzeuger (Landwirt) oder sonst Begünstigter zu sein, wird sich der Lebensumstände nur ungern erinnern.
Im Januar war eine Vereinbarung über eine teilweise Vereinheitlichung der Lebensmittelzuteilung im Landkreis zustande gekommen: Je Person und Woche 500 g Brot, 200 g Butter, 2500 g Kartoffeln; anderes blieb örtlich unterschiedlich. Damals standen dem Kreis vier amerikanische Lastkraftwagen mit Fahrer zur Verfügung. Um dieselbe Zeit wurde die Walheimer Molkerei wieder in Gang gesetzt. Wie unsicher Planungen gewesen sind, ist durch die Tatsache bewiesen, daß im vergangenen Winter in Kornelimünster nicht mehr als 500 g Kartoffeln je Person haben zugeteilt werden können. Sicher ist, daß in diesem Jahr noch manche "Zuteilung" nur auf dem Papier gestanden hat und daß eine auch nur halbwegs ausreichende Versorgung über die öffentliche Hand in keiner Woche gewährleistet gewesen ist. Selbst Kartoffeln der neuen Ernte vermochte man nur in bescheidenem Umfang zu verteilen. Für Oktober wurden zuerkannt je Kopf und Woche 2500 g Brot, 250 g Kartoffeln, im November 2000 g Brot, 100-150 g Fleisch, 500 g Kartoffeln, am Jahresende 2500 g Brot 150 g Fleisch. Der Lebensmittelaustausch mit Stolberg, Aachen und anderen Gemeinden fand im Frühjahr sein Ende.
Eine Niederschrift der Breiniger Ortsverwaltung besagte: Ab 5.Januar erhalten Kinder bis zu 3 Jahren täglich 1 l, bis zu 8 Jahren und Leute über 70 Jahre ½ l Milch, anderen steht keine zu. Braunkohlenbriketts erhalten nur die Bäcker. Milch und Fleisch werden nach Stolberg geliefert, so in der Woche vom 14. bis 20.Januar 1000 l und 700 Pfund, in der folgenden Woche 1060 l und 308 Pfund, die Milch mit 0,23 RM und das Fleisch mit 60-70 Pfennig berechnet. Stolberg liefert wöchentlich 18 Sack Roggenschrot zu je 26,55 RM.
Ebenfalls in Breinig zählte man im Januar namentlich 1245 Einwohner (497 m., 748 w. , darunter 96 schulpflichtige Knaben und 74 Mädchen); 194 hatten früher auswärts gewohnt; 24 in Mausbach, 47 in Stolberg, 90 in Aachen, 12 in Köln, die übrigen in anderen Gemeinden. Es waren vorhanden 233 Milchkühe, 70 Rinder, 43 Kälber, 3 Stiere, 15 Pferde, 25 Mastschweine, 3 Sauen, 12 Ferkel.
Die Lebensumstände blieben auch auf allen anderen Gebieten notvoll und gedrückt. Die Geschäfte waren und blieben leer. Neue Wäsche, Bekleidung, Schuhe, Bettzeug, hauswirtschaftliche Geräte und anderes, das in jedem Haushalt benötigt wurde, fehlten bis über das Jahresende hinaus. Von der Jahresmitte an gab es Steinkohlenschlamm und Braunkohlenbriketts in ganz geringen Mengen auch für Haushalte. Später wurde auch Petroleum erhältlich. Erstmals im Herbst gab es mattes Fensterglas. Alles mengenmäßig unzureichend und nur gegen Bezugsscheine erhältlich. Die Gemeinde gab aus ihrem Walde Brennholz ab, die Erwerber mußten es selbst hauen.

Aus diesen Nöten heraus entwickelte sich schon bald nach dem Abzug der Amerikaner erneut das Hamstern von Lebensmitteln bei Bauern daheim und noch mehr im Dürener und Jülicher Land und darüber hinaus. Immer mehr spielte sich dabei ein, daß daraus ein Tauschhandel (Lebensmittel weniger gegen Geld als gegen Bedarfsgüter der verschiedensten Art) wurde. Dabei spielte die Herkunft dieser Güter eine untergeordnete Rolle; wer ihrer am meisten anzubieten hatte, konnte mit entsprechender Gegenleistung rechnen. Unrechtmäßig erworbene Sachen gingen in nicht geringer Menge in andere Hände über, auch ganze Wagenladungen von Nutz- und Bauholz aus den Gemeindewaldungen.
Beim illegalen (Schwarz-)Handel, der zum Teil aus dem Tauschhandel genährt wurde, war sozusagen alles zu haben, das gewünscht wurde. Für ihn galten allerdings auch andere Wertmaßstäbe, als wie sie sich in den Warenpreisen, die sich von denen des Vorjahres nicht unterschieden, ausdrückten.
Die Landbewirtschaftung setzte ebenfalls im März, nachdem alle Schranken gefallen, ein. Man war offensichtlich bemüht, möglichst viele Felder zu bestellen. Im vorigen Herbst war man noch an manchen Stellen behindert gewesen, Wintersaat in den Boden zu bringen, jetzt fand man viele Felder zerpflügt und zunächst unbrauchbar. Man säte überwiegend Sommergetreide und brachte vor allem dem Anbau von Kartoffeln Interesse entgegen. Auch die Hausgärten wurden mit Fleiß bestellt; in ihnen fand man auch wieder Tabakpflanzen wie in den Vorjahren. Manche Garten- und Feldfläche aber war so vom Kriegsgeschehen mitgenommen, daß sie noch nicht bestellt werden konnte. Die Ernte konnte ohne erhebliche Störungen eingebracht werden.
Der Rindviehbestand, die Grundlage der hiesigen Landwirtschaft, war gegen das Vorjahr schätzungsweise um ein Drittel abgesunken. Zahlen sind nicht überliefert.
Das Wetter: Schnee und Frost von Anfang Januar an und nur von kurzer Dauer. Frühjahr, Sommer und Herbst ziemlich normal, Hagelschläge im Juni und Juli verursachten einige Schäden. Frost und Schnee erst wieder im Dezember.

Das Fabrikgewerbe lag zunächst größtenteils darnieder. Jeder Betrieb bedurfte zu seiner Ingangsetzung der Genehmigung der Militärregierung, die sich auch vorbehalten hatte, über die Anlieferung von Rohstoffen, Kohlen oder Kraftstrom zu entscheiden; sogar Aufräumungsarbeiten waren genehmigungspflichtig. Mit diesen Genehmigungen aber ging die Mil.-Reg. so sparsam um, daß man die Überzeugung gewinnen mußte, sie wolle den Wiederaufbau zurückhalten.
In unserer Gemeinde waren zwei Holzsägewerke (siehe 1944) in beschränkten Umfange seit dem Vorjahre tätig geblieben.
Die Kalkwerke Lambert Hoven, Kornelimünster, durften im Juni in kleinem Umfang mit der Erzeugung beginnen; dagegen blieb die Betriebserlaubnis für die Kalkwerke Adam Thelen, Kornelimünster, aus.
Wegen der Reißwollfabrik in der Münster Mühle (Inhaber: W. Meuther in Inden) zogen sich die Verhandlungen deswegen fast drei Jahre hin, weil sie im dritten Reich hatte aus jüdischer Hand in deutschen, d.h. "arischen" Besitz überführt werden müssen.
Der Geschäftsführer der Brauerei Josef Schmitz K.G., Kornelimünster, Anton Schmitz, kam im September aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ihm zahlte die Amtskasse den bei ihr hinterlegten Erlös für die von den Amerikanern beschlagnahmten 1113 hl Bier nach Abzug von 14616 RM Kriegszuschlag mit 45287 RM aus. Die Biererzeugung war verboten und wegen fehlender Rohstoffe auch nicht möglich. Im Dezember wurde die Erlaubnis zu Aufräumungsarbeiten und zur Vorbereitung der Herstellung eines bierähnlichen Getränks aus Molke erteilt.
Die Stolberger Metallfabrik Wirths, Bach und Co in Vicht-Breinigerberg war in der Kampfzeit stark beschädigt und dann ausgeplündert, ihr Ausweichbetrieb in Meschede (siehe 1944), aber völlig zerstört worden. Auch ihr wurde nun erlaubt, von der Jahresmitte ab wenige Leute bei Aufräumungs- und Wiederherstellungsarbeiten zu beschäftigen.
Ähnlich erging es den Stolberger und Aachener Fabriken. Infolgedessen blieb die Mehrzahl der Arbeiter ohne oder ohne berufsmäßige Beschäftigung und darum, soweit sie nicht in der Landwirtschaft untergekommen waren, der öffentlichen Fürsorge überantwortet.
Schon seit der Gebietsräumung hatten weder Renten aus der Invaliden-, Angestellten-noch Knappschaftsversicherung gezahlt werden können, noch hatten Kriegsbeschädigte, Kriegshinterbliebene, Unfallrentner und andere ihre Bezüge erhalten. Im Laufe dieses Jahres erst gelang, sie wieder regelmäßig zu versorgen. Bis dahin waren sie der öffentlichen Fürsorge zur Last gefallen, soweit es nötig war. Daß daneben die Armen und Arbeitsunfähigen die Gemeindehilfe beanspruchten, läßt deren übergroße Belastung erahnen.
Die Gesundheit der Menschen hat offensichtlich unter den zeitigen Lebensnöten gelitten. Man sieht es ihnen an: Hagere Gestalten, aschfahle Gesichter, unterernährte Kinder und Jugendliche. Trotzdem sind eigentliche Hungertodesfälle nicht bekannt geworden. Im Krankenhaus Kornelimünster starben zwar 9 Personen an Unterleibstyphus, aber 4 davon waren aus Aachen, die anderen aus dem Kreis Jülich. Die Todesfälle verteilen sich auf September bis Dezember.
Die ärztliche Versorgung war besser als vor dem Kriege; Dr. Josef Schillings kam aus der Fremde nach Kornelimünster zurück.
Auch Apotheker Rudolf Böltink übernahm wieder seine Adler Apotheke in Kornelimünster. Die Versorgung mit Arzneien blieb allerdings beschränkt, es fehlte an ausreichender Zulieferung.
Als überaus segensreich erwies sich das Krankenhaus im Benediktinerkloster, in das Kranke sogar aus anderen Kreisen gebracht wurden.
Der amtliche Gesundheitsdienst war dem Stadtarzt von Aachen übertragen.
Im Frühjahr ließ sich in Breinig als neue Hebamme nieder Frau Hubertina Brandenberg geb. Herzog, geboren 1920 in Aachen. Ihre Vorgängerin Frau Maria Dreuw hatte 1941 ihren Beruf wegen Erkrankung aufgeben müssen. In der Zwischenzeit hatte die Hebamme von Kornelimünster Frau Josefine Slangen in Breinig amtiert.
Nach und nach wurde auch die Gemeindefürsorgerin, Schwester Stanisla aus dem Herz Jesu-Kloster, Kornelimünster, wieder regelmäßig tätig.
Die Klosterschwestern eröffneten noch während der Anwesenheit der Amerikaner mit, anfangs 5 Kindern im Hause der Wirtschaft von Souvignier am Benediktusplatz einen Kleinkindergarten. Sie verlegten ihn in die ehemalige Abtei, mußten ihn aber wieder aufgeben, als dort wieder Soldaten einzogen.
Die katholische Kirche war von den Fesseln befreit, in die sie der Nationalsozialismus geschlagen hatte. Die Geistlichen erteilten wieder Religionsunterricht als Lehrfach in der Schule. Die Fronleichnamsprozession war nicht behindert. Und nach dem Fortfall der kriegsbedingten Erschwernisse war der Gottesdienst keinen Beschränkungen mehr unterworfen. Die Militärregierung ließ nicht zu, den Buß- und Bettag als Feiertag zu begehen.

Während der Corneli-Oktav waren außer der Reihe die Heilgtümer zur Verehrung in der Pfarrkirche ausgestellt. Die dürftigen Lebensverhältnisse verhinderten jedoch einen großen Volkszulauf.
Jahrmarkt und Viehmarkt fielen derzeitigen Umstände wegen aus.
Von Mausbachern hatte man erfahren, daß die für Kriegszwecke abgelieferten Kirchenglocken sich noch in einem Lager bei Eschweiler befänden. Man holte sie dort ab; bereits Ende März oder Anfang April konnten sie wieder geläutet werden. Das Läuten war nicht mehr beschränkt.
Große Sorgen machte das Schulwesen. Schon seit dem Ende des vorigen Sommers hatte jeder Unterricht geruht. Lag sein Wiederbeginn schon im allgemeinen Interesse, so wurde dieser auch von der Militärregierung gefordert. Zwar waren alle Schulhäuser erhalten geblieben, wenn auch zum Teil beschädigt. In allen hatten Soldaten gehaust und ihre Spuren hinterlassen: Möbel und Einrichtungen zerstört oder beschädigt, Lehr- und Lernmittel überwiegend abhanden gekommen, die Räume im Unstand. Es fehlten zunächst auch genügend Lehrpersonen, die zum Unterrichten zugelassen waren (Nichtmitglieder der NSDAP).

Die Gemeinde ließ Räume und Einrichtungen soweit wie möglich gebrauchsfähig machen; Neuanschaffungen waren unmöglich.
Die "Berufsschule Münsterland" konnte nicht wieder eröffnet werden. Ihr Leiter, Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier war zwar hiergeblieben, wurde aus politischen Gründen jedoch nicht zugelassen. Die Schulräume, in der ehemaligen Abtei angemietet, waren nicht erreichbar; mit einer kurzen Unterbrechung waren und sind sie von Soldaten belegt gewesen. Die wertvollen Einrichtungen sind weitgehend verloren gegangen oder unbrauchbar geworden.
Das Dach der Volksschule in Kornelimünster war durch Granaten beschädigt worden; nur zwei der vier Unterrichtssäle konnten benutzt werden. Am 8.Juni begann der Unterricht. Erste Lehrpersonen: Mittelschullehrerin Maria Schmitz und Schulhelferin Conrads aus Stolberg; hinzu kam als einzige der früheren Lehrpersonen, aus der Fremde zurückgekehrt, die schon seit 1925 an der Mädchenschule tätige Lehrerin Karoline Breuer. Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, jetzt Amtsbürgermeister, verzichtete mit Rücksicht darauf und auf sein Alter auf die Wiederübernahme der Schulleitung. Diese wurde dem Lehrer Ignaz Hennecken aus Eschweiler (gebürtiger Breiniger) übertragen, der sie am 13.September angetreten hat. Unterrichtet wurden nun in vier gemischten Klassen die vier jüngsten Jahrgänge (Grundschule).
Der Leiter der Volksschule Breinig, Rektor Georg Erlhoff, kam zwar aus der Fremde zurück, wurde zum Schuldienst jedoch nicht zugelassen. An seiner Stelle berief die Regierung den bis 1944 an der Volksschule in Mariadorf-Begau angestellten Lehrer Wilhelm Kremer (auch in Breinig geboren), der seit wenigen Wochen an der Volksschule in Dorff tätig war. Er fand die in Breinig seit langem angestellten Lehrerinnen Johanna von der Weiden und Maria Broé vor; hinzu kam die Schulhelferin Deutzmann aus Stolberg. Der Unterricht begann, auch hier für die Grundschule, am 8.Juli.
Am Unterricht in Breinig hatten auch die Kinder von Breinigerberg teilzunehmen. Der letzte Lehrer der dortigen Schule wurde nicht mehr zugelassen: Heinrich Moonen. Der an das Schulhaus angebaute zweite Schulsaal war wegen großer Dachschäden unbenutzbar.
Ebenfalls aus politischen Gründen nicht wieder verwendt wurde der Leiter der Schule in Venwegen, Lehrer Paul Voigt, der dort und in Breinig Bürgermeister gewesen war. Erst Ende August konnte der Unterricht beginnen, nachdem die Schulleitung dem aus dem Freistaat Danzig gekommenen Lehrer Bernhard Schmidt übertragen worden war. Dessen Ehefrau übernahm am 1.Oktober die zweite Schulklasse; nun konnten alle Jahrgänge unterrichtet werden.

In allen Schulstellen war es ein notvolles Beginnen, denn es mangelte an Einrichtungen, Lehr-, Lern- und Anschauungsmitteln, an Tafeln, Papier und Heften, an Bleistiften und Federn; örtlich war nichts zu haben, man mußte sich sehr bescheiden. Lehrbücher aus der Hitlerzeit durften nicht benutzt werden, wenn sie nationalsozialistisches Gedankengut enthielten.
Die Elektrizitätsversorgung, hauptsächlich durch die weitgehende Zerstörung der Freileitungen unmöglich geworden, innerhalb vieler Häuser auch Gegenstand der Zerstörungslust von Soldaten gewesen, konnte im Herbst teilweise wiederhergestellt werden, dank dessen, daß die Gemeinde aus ihrem Wald Leitungsmaste zu liefern vermochte. Vor Weihnachten war ein großer Teil der Hausanschlüsse fertig, und manche konnten endlich auf die stinkenden primitiven Gasolinleuchten verzichten. Die Inneneinrichtungen waren der Tatkraft der Hausbewohner überlassen; Glühbirnen konnten nur unter der Hand, vom Schwarzhandel, erworben werden. An eine Straßenbeleuchtung war noch nicht zu denken.
Im Nachrichtenwesen bahnten sich schon im Januar Verbesserungen an: Am 24. erschien in Aachen die erste Ausgabe der ersten deutschen Zeitung im besetzten Gebiet; "Aachener Nachrichten" als "Publikationsorgan für den Regierungsbezirk Aachen". Sie berichtete über das politische und militärische Geschehen und Ereignisse in der Welt und in der Heimat und brachte Anzeigen von Privaten und Behörden. Es war ein bescheidenes Blatt kleinen Formats und erschien einmal in der Woche. Am Tage des Waffenstillstands kam eine Sonderausgabe heraus.
Das Abhören von Rundfunksendungen blieb erschwert bis zur Wiederherstellung der Elektrizitätsversorgung.
Die Post begann im April wieder zu arbeiten. Befördert wurden anfangs nur Postkarten und unverschlossen einzuliefernde Briefe zur Zustellung im Stadt- und Landkreis Aachen. Nach und nach wurden auch andere Sendungen zugelassen; alle waren der Zensur durch Beauftragte der Militärregierung unterworfen. Auch der Beförderungsbereich wurde allmählich erweitert. Fernsprech- und und Telegraphenverkehr waren nicht so rasch in Gang gesetzt; ihre Einrichtungen, besonders die Überlandleitungen waren zu stark zerstört. Das Postamtsgebäude in Kornelimünster hatte bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke erhebliche Schäden erlitten. In Breinig wurde die Postagentur von vornherein aus der Hauptstraße (deren Leiter Jakob Mommer war noch nicht aus dem Wehrdienst zurückgekehrt) nach dem Essig in die Wohnung der Kriegswitwe Paula Lennartz geb. Corsten verlegt und dieser die Leitung übertragen. Bei der Posthilfsstelle Venwegen änderte sich nichts. In Kornelimünster war der Fernsprechverkehr innerhalb des Ortsnetzes bereits ab Mitte April möglich; der dortige Leitungsaufseher August Claßen, der auch nicht ausgewichen war, hatte die Vermittlungsstelle wiederhergestellt. Erst im September war eine Fernsprechleitung Aachen-Kornelimünster zur Übermittlung von Dienstgesprächen fertig, einen Monat später die erste Leitung für den Teilnehmerverkehr. Telegramme konnten von Aachen her nach Kornelimünster nun fernmündlich übermittelt werden, und erst, nachdem die Militärregierung im September den zivilen Telegraphenverkehr in Aachen 1 zugelassen hatte. Im November genehmigte die Mil.-Reg. die Einrichtung öffentlicher Fernsprechstellen.
Den Frachtverkehr, der anfänglich auf Pferdezug angewiesen war, übernahmen mehr und mehr Lastkraftwagen, die auf den Antrieb durch selbsterzeugtes Holzgas umgebaut waren. Anderer Kraftstoff war noch nicht zu haben.
Bereits Mitte Februar war die Eisenbahn von Stolberg nach Walheim benutzbar. Amerikanische Pioniere hatten die herausgesprengten Teile der Viadukte über die Inde bei der Schlausermühle und über den Rüstsiefen nahe der Bleihütte Binsfeldhammer durch Stahlgerüste ersetzt. Allerdings blieb der Verkehr auf dieser Strecke bis in den Sommer hinein den Militärtransporten vorbehalten. Man hat dort mehrmals Züge mit deutschen Kriegsgefangenen gesehen, die nach dem Westen fuhren. Als dann wieder ziviler Verkehr zugelassen war, beschränkt auf wenige Züge täglich, hatten die Personenwagen meistens keine Fensterscheiben oder die fehlenden waren durch hölzerne Verschalungen ersetzt; auch gedeckte Güterwagen mit wenigen Lichtöffnungen dienten der Personenbeförderung. Auf der Strecke Walheim-Aachen war nun Verkehr von Kornelimünster ab möglich; die gesprengten Brücken wurden nicht instandgesetzt. Die Bahnhofsgebäude in Breinig und Kornelimünster waren in ihrem Bestand zwar erhalten, sahen innen aber übel zugerichtet aus.
Die Straßenbahn von Aachen her war durch die Sprengung der Straßenbrücke über den Holzbach am Rollefer Berg unterbrochen. Erst im Oktober konnte der Verkehr bis zum Steinkaulplatz aufgenommen werden. Seine Weiterführung in den Ort hinein war nicht möglich wegen der unsicheren Tragfähigkeit der Brücke über die Inde. Infolgedessen blieben Breinig und Walheim ohne Straßenbahnverbindung. Zudem hatten Schienen und Stromleitungen dahin allerhand Beschädigungen erlitten. An der Endhaltestelle am Breiniger Bahnhof hatte ein Straßenbahnwagen, beschädigt zwar, den Krieg überstanden.
Unterm 25.Mai erließ der Regierungspräsident eine Verordnung zur Wohnraum- und Hausratversorgung. Sie ermächtigt die Gemeinde, überzähligen oder nicht genügend genutzten Wohnraum und Hausrat an Bedürftige zu vermitteln, Hausrat unter dem Vorbehalt des Eigentums, Wohnraum mit Mietverhältnis. Von dieser Befugnis machte unsere Gemeinde einigemal Gebrauch. Mit dieser Verordnung ist das Wohnungsamt ins Leben gerufen worden, das in der Folge noch eine große Rolle spielen sollte.
Während die genossenschaftlichen Spar- und Darlehenskassen in Kornelimünster und Breinig auf ihr fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken konnten (die von Breinig war auch nach der Gebietsräumung tätig geblieben), nahm die seit 1940 bestehende Hauptzweigstelle der Kreissparkasse Aachen ihren Geschäftsbetrieb in den angemieteten Räumen am Markt wieder auf.
Am 27.Mai wurde der Pfarrer von Kornelimünster (seit 1921) Probst Alfons Gerson 80 Jahre alt. Dies nahm der Amtsbürgermeister zum Anlaß, ihn zum Ehrenbürger der Gemeinde zu ernennen. Gerson ist 1961 verstorben.
Der Standesbeamte beurkundete das Ableben folgender Personen, die in der Heimat dem Krieg zum Opfer gefallen sind:
+ 3 März, Krankenhaus Kornelimünster: Sofia Godesberg geb. Breuer, geboren 1912, aus Wissersheim im Kreise Düren: Verletzung durch Granatsplitter;
+ 2.April, Walheim, Bahnhof: Maria Hubertina Offermann geb. Radermacher, geboren 1919 aus Walheim: Dem Vernehmen nach von einem amerikanischen Soldaten erschossen, als sie durchfahrenden deutschen Kriegsgefangenen Wasser reichen wollte;
+ 12.April im Krankenhaus Kornelimünster: Franz Faßbender aus Alstedten im Landkreis Köln, geboren 1878, Verletzung durch Granatsplitter;
+ 8.Mai in Breinig: Ludwig Welter aus Breinig, geboren 1935: Hatte in der Feldflur einen Sprengkörper berührt, dessen Splitter ihn verletzten.
Im November vernglückte im Jülicher Land tötlich der junge Landwirt Wilhelm Schnitzler aus Breinigerheide, Gut Fäuerchen; als er Futterstroh holen sollte, fuhr sein Fuhrwerk auf eine Mine. Der Verunglückte war unlängst aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
Im Frühjahr fanden die im vorigen Spätsommer vorläufig an der Fundstelle nahe bei Kornelimünster beerdigten deutschen Soldaten (siehe 1944) eine bleibende Ruhestätte auf dem Kirchhof bei der Bergkirche. In der Verlängerung der Kirchenachse wurde für sie ein kleiner Ehrenfriedhof hergerichtet. In Anwesenheit vieler Einwohner und von Probst Gerson, der die Stätte segnete, beigesetzt. 1953 erhielt das Feld seine endgültige Gestalt. Zu den Kosten von 6.918 Dmark steuerte der Staat 5.000 DM bei. Das Feld wird bekrönt von einem steinernen Grabkreuz der Familie Gier, zu diesem Zweck von dem Familienangehörigen Cornel Jennes zur Verfügung gestellt.
Im Sommer und Herbst ließ die Gemeinde die auf beiden Friedhöfen in Breinig beerdigten Gefallenen des ersten Weltkriegs und die in der Garnison oder daheim verstorbenen Soldaten auf dem Ehrenfriedhof endgültig beisetzen. Dessen Gestaltung wird eine Aufgabe der Zukunft sein. Dieser Ehrenfriedhof war schon im ersten Kriegsjahr angelegt worden.

In diesem Jahresbericht ist versucht worden, die wichtigsten Begebenheiten festzuhalten. Er erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, kann das auch nicht. Wahrscheinlich ist manches übergangen worden, das hätte erwähnt werden sollen, anderes nur am Rande gestreift worden, das eine eingehende Darstellung verdient hätte.
Verfasser war erst von der Jahresmitte an wieder daheim. Für alles frühere und vieles spätere Geschehen war er auf Auskünfte von Daheimgebliebenen, Angehörigen der Ortsverwaltungen, einen späteren Bericht des Amtsbürgermeisters, auf Behördenauskünfte, Zeitungsberichte und anderes angewiesen. Für Breinig durfte er ein während der Besetzungszeit geführtes Tagebuch des 1959 verstorbenen Malermeisters Jakob Hennecken benutzen; für Venwegen lieferte der bei der dortigen Ortsverwaltung tätig gewesene Beamte der Kreissparkasse Josef Scholl einen Bericht.
Die von den damaligen Verwaltungsstellen hinterlassenen Schriftstücke lassen vieles vermissen, was für die Geschichtsschreibung wertvoll gewesen wäre.
Der Verfasser ist sich bewußt, nur einen Abriß der Geschichte haben vorlegen zu können, trotzdem er jahrelang um eine bessere Aufhellung derselben bemüht gewesen ist.
Der Leser mag darum Verständnis dafür aufzubringen suchen, wenn er vieles vergebens suchte.


Breinig, am 16.März 1964; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1946

Bevölkerung
1946mw
Population
Geburten89104
Todesfälle14052
Trauungen52

Der Standesbeamte beurkundete 89 m., 104 w. Lebendgeburten, (s.Blatt 143)
Davon 17 m., 16 w. aus der Gemeinde Walheim;
140 m., 52 w. Gestorbene, Nachtrag
Davon 39 m., 17. w. aus der Gemeinde Walheim;
52 Heiraten, davon 11 aus Walheim.

Vom 1.Oktober an hatte Walheim ein eigenes Standesamt.
Bei der allgemeinen Volkszählung vom 29.Oktober wurden 5635 Einwohner ermittelt gegen 5186 im Jahre 1939. Das Mehr trotz der Kriegsverluste beruht in der Hauptsache auf dem Zuwachs durch solche Personen, die in den Kriegsjahren aus luftkriegsgefährdeten Orten gekommen waren und dahin noch nicht zurückkehren konnten. Die Einwohnerzahl der einzelnen Orte waren nicht mehr festzustellen.
Auch fehlen Zahlen über Art und Umfang der Bodenbenutzung und das Ergebnis der im Februar gezählten landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen.
Eine Viehzählung im Juni ergab 189 Kälber unter 3 Monate, genau so viele Jungtiere von 3 bis 12 Monaten, 177 von 1 bis 2 Jahren, zwei und mehrjährige Stiere 27, Milchkühe 854, Färsen über 2 Jahre 82, zusammen 1480 Stück Rindvieh. Über andere Haustiere sind Zahlen nicht erhalten.
Dieses Jahr brachte wichtige politische Neuerungen. Die im Vorjahr aus den Regierungsbezirken Aachen, Köln und Düsseldorf gebildete Nordrheinprovinz wurde mit der Provinz Westfalen zum Land Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen und diesem auch das Land Lippe-Detmold angegliedert. Regierungssitz: Düsseldorf. Die Ämter der beiden Oberpräsidenten fanden am 20.Oktober ihr Ende.
Die Militärregierung ernannte sowohl die Mitglieder der Landesregierung wie des Landtags, der sich vom 2.Oktober zum ersten Mal versammelte.
Mit Wirkung vom 1.April verkündete die britische Militärregierung die revidierte Gemeindeordnung für die britische Zone. Nach englischem Vorbild führte sie die Gewaltenteilung ein: Oberstes Willensorgan der Gemeinde ist der vom Volk in allgemeiner geheimer und direkter Wahl gewählte Gemeinderat, der auf Zeit (ein Jahr) und aus seinen Reihen einen ehrenamtlichen Bürgermeister als einen Vorsitzenden zu wählen hat. Dem Rat unterstellt sind der "Hauptgemeindebeamte" mit der Amtsbezeichnung Gemeindedirektor und die übrigen Beamten.
Die am 7.Februar von der Militärregierung ernannten Mitglieder des Gemeinderats waren: Thomas Queins, Erwin Willms, Mathias Claßen, Karl Siemons, Nikolaus Royé, Jakob Willms (von der CDU) und Hans Szymecki (SPD) aus Kornelimünster, Franz Krings, Heinrich Houbé, Lambert Emonts, Johann Meyer (CDU), Peter Hansen (SPD) und Martin Gerards(KPD) aus Breinig, Wilhelm Kremer (CDU), Franz Lennartz und Bernhard Engelhardt (KPD) aus Breinigerheide, Hubert Sauer und Peter Plum (SPD) aus Venwegen.
Der Gemeinderat trat am 30.März zu seiner ersten Sitzung im Pfarrheim in Kornelimünster unter dem Vorsitz des am gleichen Tage wie die Gemeindevertreter ernannten Bürgermeister Leonhard Hüpgens zusammen. Daran nahmen auch der neue Landrat Johann Ernst und der Kreisresidenzoffizier Major Sommerville teil. Der Offizier ermahnte einleitend immer das allgemeine Wohl im Auge zu behalten, stets die Gemeindeinteressen zu vertreten, bis im Spätsommer oder Herbst eine neue Gemeindevertretung gewählt worden sei. Der Landrat verbreitete sich über das Wesen der Demokratie, die allein den Wiederaufbau voranzutreiben vermöge. Auf Grund von Richtlinien wurde eine vorläufige Grundsatzung beschlossen, auch gab sich der Rat eine Geschäftsordnung. Man wählte mehrere Ausschüsse, als Bürgermeister den bisherigen, stellte aber die Wahl seines Stellvertreters zurück. Als Gemeindedirektor wurde Heinrich Esser, als dessen Stellvertreter Egon von Reth gewählt. Am 28.Mai wählte der Rat zum stellvertretenden Bürgermeister Karl Siemons.

Der Gemeinde Haushaltsplan für 1946 lautet im ordentlichen Haushalt auf 222.366 Reichsmark Einnahmen und 421.471 RM Ausgaben. Die Amtsumlage von 55.311 RM kam nicht mehr zur Geltung. Grundsteuer für landwirtschaftliche Betriebe 100%, für andere Grundtücke 140%, Gewerbesteuer nach Ertrag und Kapital 300% der vom Finanzamt mitgeteilten Meßbeträge. Man erwartet an Grundsteuer 20.476 RM und 53.000 RM an Gewerbesteuer 54.200 RMark und hat als Kreisumlage 33.259 RM vorgesehen.
Die Abrechnung des Amtshaushalts für 1945 lautet in Einnahmen und Ausgaben auf 169.919 RM.
Nach dem Amtshaushaltsplan 1946 wurde nur für wenige Monate und auch nicht in allen Punkten gewirtschaftet, nach dem Walheim allmählich arbeitsfähig geworden war.
Im Hinblick hierauf verfügte der Landrat, daß die gemeinsamen Einnahmen und Ausgaben 56% für Kornelimünster und mit 44% für Walheim zu verbuchen seien. Im November wurden dem gemäß die Umbuchungen vorgenommen.

Die Abrechnung der Gemeindekasse für 1945 ergab 541.683 RM Einnahmen und 494.577 RM Ausgaben.
Die Verwaltungsdienststellen verblieben an den bisherigen Örtlichkeiten (s.1945). Ihre Ausstattung mit Papier, Vordrucken und Schreibzeug besserte sich zwar leicht, blieb aber weiterhin bescheiden; entliehene Möbel, Schreibmaschinen und anderes konnten nicht entbehrt werden; für die Gemeindeverwaltung zahlte man 60 RM Monatsmiete, während das Gemeindehaus auf dem Schulberg dem Wetter preisgegeben blieb. Erst gegen das Jahresende konnten die für die Dachdeckung nötigen Ziegel beschafft werden.
Auch die Polizei wurde neu geordnet. Im Januar hat die Militärregierung die verwaltungspolizeilichen Aufgaben den Gemeinden zugewiesen (Ordnungsaufgaben), im Juli die gesamte Polizei einem Chef der Regierungsbezirkspolizei in Aachen unterstellt. Ihr wurden auch die inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen staatlichen Gendarmen und die kommunalen Schutzpolizeimeister Lorenz Baltus, Kornelimünster, und August Legutke, Walheim, zugeteilt, die nach der Gebietsänderung (1944) in einem Polizeibataillon an die Kampffront geschickt worden waren. Seitdem gibt es in Kornelimünster und Breinig nur noch Polizeiposten der Regierungsbezirkspolizei.
Nachfolger des am 28.Februar ausgeschiedenen Landrats Winand Ungermann wurde Johann Ernst, erster Oberkreisdirektor Christian Berling.
Gemeindedirektor Heinrich Esser schied nach Kündigung Ende September aus, um eine Beamtenstelle bei der Stadt Aachen anzutreten. Ab Mai war Amtsinspektor Johann Emonts wieder bei der Gemeinde hilfsweise beschäftigt, allerdings ohne Beamtenrechte, weil noch nicht entnazisiert. Wegemeister Josef Broichhausen war unter denselben Bedingungen tätig. Amtsoberinspektor Hubert Meyer kam aus der Kriegsgefangenschaft zurück, fand aber noch keine berufliche Verwendung, ebenso wie der bereits im Juni vorigen Jahres aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Amtsinspektor Johann Röntgen noch ohne dienstliche Verwendung blieb. Aus der Wahl am 15.September gingen als neue Gemeindevertreter hervor. Alexius Brammertz, Erwin Willms, Mathias Claßen, Thomas Queins, Wilhelm Laschet, Jakob Willms, Karl Siemons (CDU) aus Kornelimünster, Josef Hennecken, Heinrich Laufs, Franz Krings, Johann Meyer, Lambert Emonts (CDU) und Josef Hoven (SPD), aus Breinig, Johann Ganser, Wilhelm Kremer (CDU) aus Breinigerheide. Die Wahlbeteiligung betrug 77 v.H. der Berechtigten. Nachtrag

Vier Wochen danach waren die Mitglieder des Kresitags zu wählen. Aus unserer Gemeinde wurde der CDU-Vertreter Wilhelm Kremer gewählt (der Gemeindevertreter).
Der neue Gemeinderat trat am 30.September zur ersten Beratung unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hüpgens zusammen und wählte zum Bürgermeister Karl Siemons, zu dessen Stellvertreter Johann Ganser. Um Venwegen eine gewisse Vertretung zu ermöglichen, wählte man Hubert Sauren (SPD) als "Berater" ohne Stimmrecht zur Teilnahme an den Ratssitzungen, stellvertretender Gemeindedirektor Egon von Reth wurde in seinem Amt bestätigt, jedoch beschloß man einen Verwaltungsfachmann für diesen Posten zu suchen. Als Ortsvorsteher für Venwegen wurde Heinrich Hamacher gewählt. Am 28.Oktober wählte der Gemeinderat anstelle des noch vom letzten dortigen Bürgermeister eingesetzten Karl Berretz zum Ortsvorsteher von Breinig den Gemeindevertreter Johann Ganser. Auf dieser Sitzung wurde bekannt gegeben, daß die Militärregierung den vom Rat auf monatlich 250 RM festgesetzten Ehrensold des Bürgermeisters auf 200 RM heruntergesetzt habe und sich gegen die Einführung der Straßenbeleuchtung ausgesprochen hätte.

Unterm 5.Februar gab das Hauptquartier der Militärregierung des Regierungsbezirks Aachen "Richtlinien für die künftige Stellung der Amtsinstanz in der Verwaltung" heraus. Darin heißt es u.a.: " Unterste Instanz der örtlichen Regierung wird die Gemeinde werden, ob sie zu einem Amt gehört oder nicht. Das Amt wird aufhören, eine Verwaltungsinstanz zu sein, aber es wird für gewisse besondere Funktionen beibehalten, ___". Der Landrat gab die Richtlinien ohne jeden Zusatz an die Gemeinden weiter. Darum blieben gewisse Zweifel darüber, ob und von wann ab etwa das Amt Kornelimünster fortfallen würde, bestehen. Auf des Amtsbürgermeisters Nachfrage darüber gab der Landrat keine entsprechende Antwort, sondern verwies lediglich auf die "Richtlinien". Indessen war man in Walheim hellhörig, man witterte die Möglichkeit, aus dem Amt auszuscheiden. Die dortigen, von der Militärregierung ernannten Gemeindevorsteher Wilhelm Klein und Bürgermeister Josef Hoffmann wurden in dieser Beziehung rege und betrieben die Amtsauflösung und die Einrichtung einer unabhängigen Gemeindeverwaltung in Walheim; sie fanden unter Berufung auf eine Erklärung eines Offiziers der Mil.R., er kenne kein Amt Kornelimünster, nirgendwo ernsthaften Widerstand. Von Anfang April an begehrten und erhielten sie vom Bürgermeister bezw. dem Gemeindedirektor von Kornelimünster Gemeinde-Siegel und Akten und auch Personal. Unser Gemeinderat ist wegen der Amtsauflösung nicht befragt worden; er hat unter der Voraussetzung, das Amt sei aufgelöst, lediglich einige auf das Amt bezügliche Vorschriften der Grundsatzung gestrichen. Der Landrat hat in der Folge erklärt, die Mil. Reg. habe die Amtsauflösung in Aussicht genommen, den Zeitpunkt aber noch nicht mitgeteilt, doch setze die Ernennung von Klein und Hoffman die Auflösung voraus (Klein war im Amt des Gemeinde-Direktors bestätigt worden).
So galt das Amt als tatsächlich aufgelöst. Eine eindeutige Weisung der Mil. Reg., das Amt aufzulösen, ist den Gemeinden nicht zugegangen. Auch keine deutsche Behörde hat sie verfügt. Augenscheinlich herrschte nirgendwo Klarheit über die maßgebenden Rechtsverhältnisse, und niemand hat eine unbedingt nötige vermögensrechtliche Auseinandersetzung der Gemeinden verlangt. Diese teilten ohne Beteiligung der Gemeindevertretungen lediglich einige Büroeinrichtungen usw. derart, daß Walheim Gegenstände im Wert vpn 9.245 RM erhielt, darunter ein Feuerlöchfahrzeug im Wert von 7.500 RM; Kornelimünster behielt Gegenstände im Wert von 3.993 RM und bekam zum Ausgleich von Walheim 3.420 RM. Über in der Zukunft zu erwartende, auf dem Amtsverband beruhende und fortwirkende Verpflichtungen, wie z.B. die Besoldung der Amtsbeamten und deren Versorgung, scheint man sich keine Gedanken gemacht zu haben. Anfang August teilte der Landrat mit, der Regierungspräsident habe davon abgesehen, die Amtsauflösung auszusprechen, weil sie offenbar bereits vollzogen sei. Wie vom Regierungspräsidenten verlangt, richtete Walheim Anfang September ein eigenes Standesamt ein; vom 1.Oktober an hatte es auch eine Gemeindekasse unter Leitung des Amtsrentmeisters Corsten.
Über diese Angelegenheit ist in den folgenden Jahren weiter berichtet.
Bereits in der ersten Gemeinderatssitzung (30.März) hatte ein KPD-Vertreter aus Breinigerheide beantragt, den Verwaltungssitz "aus der Hochburg des Faschismus" Kornelimünster (wie er sich ausdrückte) nach Breinig zu verlegen. Im Sommer wurde das auch aus Breinig beantragt und damit begründet, Breinig sei zentraler gelegen, habe die meisten Einwohner; auch, so wurde behauptet, würden dort die meisten Steuern gezahlt. Bis zum Jahresschluß war über den Antrag noch nicht entschieden.
Die Elektrizitätsversorgung konnte im Frühjahr auch in Breinigerheide, Schützheide und Breinigerberg wiederhergestellt werden. Im Spätsommer war auch die Gasversorgung sichergestellt. Die Straßenbeleuchtung ließ die Mil. Reg. nicht zu.

Straßeninstandsetzungen, so nötig sie auch waren, vermochte die Gemeinde nicht auszuführen, sie mußte sich auf notdürftige Flickarbeiten beschränken. Vom Krieg am meisten mitgenommen war die Winterstraße in Breinig außerhalb des Orts und ihre Fortsetzung in Richtung Münsterau; nur die größten Granatlöcher wurden mit Schotter und Split ausgefüllt.
Zur Verbesserung des Abwässerablaufs in der Hauptstraße in Breinig ließ die Gemeinde im Herbst einen Kanal an der Kirchenseite erbauen, von etwa 25-30 m oberhalb der Kirche bis zum Pfarrhaus, und dort in einen vorhandenen Kanal münden, der in Richtung Essig verläuft; an ihm wurde noch über das Jahresende gearbeitet. Im Dezember stürzte in den ungenügend abgesicherten Kanalgraben zu abendlicher Stunde der Stadtinspektor (frühere Gemeindedirektor) Heinrich Esser aus Breinig und brach ein Bein.
Am 8.Februar verpachtete die Gemeinde den ehemaligen Sportplatz an der Stockemer Straße an den Bauunternehmer Ernst Blees aus Stolberg-Büsbach, der unter Mitbenutzung der darauf stehenden reichseigenen "Kartoffelhalle" (über diese siehe 1945) dort Bimssteine herstellen wollte. Am Jahresende war noch kein Betrieb angefangen.
Die Breiniger Bevölkerung hat durch freiwillige Spenden ermöglicht, auf dem neuen Friedhof an bevorzugter Stelle nahe beim Eingang ein großes steinernes Kreuz aufzurichten (der Friedhof ist simultan; siehe 1937), das ehedem als Stationskreuz für die Fronleichnamsprozession an der oberen Steinstraße gedient hat. Ebenfalls aus Spenden ließ man die im Kriege beschädigten Stufen am Kriegerehrenmal daselbst erneuern.

Eine planmäßige Gemeindewaldwirtschaft war nur beschränkt möglich. Gemeindeförster Josef Andres war noch nicht "entnazisiert" und durfte keine Aufsichtsbefugnisse ausüben. Im September beantragte der Gemeinderat seine dringend notwendige Wiedereinberufung mit allen Rechten, auch, um den erheblichen Holzdiebstählen Einhalt zu bieten, die sich nicht auf Brennholz beschränkten.
Die Stolberger Försterstelle Rochenläger wurde dem aus Niederschlesien vertriebenen Revierförster Reinhard Rudolph übertragen.
Der Wiederaufforstung von Kahlschlägen, wofür im Kulturplan 2.700 RM vorgesehen waren. Nach dem Hauungsplan erwartete man den Einschlag von 934 RM Nutz-, 730 RM Brenn- und 70 RM Reiserholz und einen Erlös von rund 30.000 RM. Für Waldarbeiterlöhne waren 10.000 RM vorgesehen.
Die sogenannte Entnazisierung schritt nur langsam fort. Am Jahresende war noch über keinen der im Gemeindedienst wieder beschäftigten Beamten und Angestellten endgültig entschieden. Der Gemeinderat hat am 8.Juli einen Ortsausschuß zur Vorprüfung der Entnazisierungs-Begehren gewählt. Die Entscheidung war einem aus Deutschen unter dem Vorsitz eines Rechtskundigen gebildeten Kreisausschuß vorbehalten, dessen Entscheidungen von der Mil. Reg. zu bestätigen blieben.
In Aachen bestand außerdem ein Revisionsausschuß. Die Eigenart des Verfahrens bestand darin, daß derjenige, der den Antrag stellte, auch gehalten war, die Zeugnisse der Entlastungszeugen beizubringen; es fehlte also gewissermaßen der Staatsanwalt, der die Untersuchungen ausführt.
Der seit dem Anfang des vorigen Jahres in Aachen erscheinenden Zeitung "Aachener Nachrichten" gesellte sich als Organ der CDU die "Aachener Volkszeitung" zu. Das Bistum Aachen gab wieder die "Kirchenzeitung" heraus. Auch die KPD hatte eine eigene Zeitung in Aachen.
Zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeiten ließ die Aachener Straßenbahn von Juni an zwischen Breinig und Kornelimünster einen Omnibus laufen. Inzwischen war die große Indebrücke (siehe 1944) hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit geprüft und für den Fahrverkehr durch Aufschüttungen wieder hergerichtet worden, sodaß über sie auch wieder die Straßenbahn fahren konnte. Die Strecken nach Breinig und Walheim wurden betriebsbereit gemacht. Seit 11.August fuhr die Straßenbahn nach Breinig seit genau 2 Monaten später auch wieder nach Walheim; der Omnibus wurde überflüssig. Die Straßenbahnwagen hatten bestenfalls wenige Fensterscheiben, die anderen waren durch Pappe oder Holz ersetzt.
Die Wiedereröffnung dieser Straßenbahnstrecken war dadurch gefördert worden, daß Gemeindedirektor Esser gelungen ist, in Ausnützung von Beziehungen nach Osnabrück 5000 m Oberleitungsdraht zu beschaffen. Die Kosten von rd 40.000 RM hat die Straßenbahn der Gemeinde ersetzt.
Auch die Eisenbahnwagen waren in ähnlichem Zustand wie die der Straßenbahn. Hier fuhren außerdem gedeckte Güterwagen mit wenigen unverglasten Lichtöffnungen und wenig Sitzgelegenheiten. Der Fahrpreis war der für die 3. Klasse. Aber man war froh, daß man reisen konnte. Weiter im Nachtrag.
Endlich fielen vom 6.Oktober an alle Ausgehbeschränkungen (zuletzt von 22 ½ bis 4 ½ Uhr), die seit dem Einmarsch der Amerikaner bestanden hatten, fort.
Von August an wurden neue für die britische Zone einheitliche Personalausweise mit Lichtbild ausgegeben; sie wurden von der Gemeinde ausgestellt.
Ein Wohnungsgesetz der brit. Militärregierung vom August verpflichtete die Gemeinden, allen Wohnraum zu erfassen, d.h. zu ermitteln und zu bewirtschaften, d.h. für eine Verteilung nach Bedürfnis zu sorgen und zu dem Zweck Wohnungsämter einzurichten. Noch im gleichen Monat ließ die Gemeinde durch ehrenamtliche Helfer, alle Wohnungen aufnehmen, um festzustellen, wie sie benutzt werden und danach zu prüfen, inwiefern sie nach dem Gesetz unzureichend belegt sind. Zwei Monate später wurde die Aufnahme nach neuen Richtlinien wiederholt. Die Wohnungsämter erlangten in der Folge eine große Bedeutung, als nicht nur Alteinwohner ihre Hilfe suchten, sondern insbesondere Heimatvertriebene und Flüchtlinge, deren einige schon eingetroffen waren, sich in den nächsten Jahren aber gewaltig mehren sollten. Ein vom Gemeinderat gewählter Wohnungsausschuß hat das Wohnungsamt zu beraten.

Im Laufe des Jahres kamen vereinzelte deutsche Kriegsgefangene aus dem Ausland zurück. Ungewißheit blieb über das Schicksal vieler Soldaten, die im Osten und Südosten gekämpft hatten.
Die Zahl der in die Gemeinde gewiesenen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge mehrte sich bis zum Jahresende. Nur wenigen konnte eine Wohnung vermittelt werden, die anderen mußten sich auf unabsehbare Zeit mit einem Obdach begnügen. Alle blieben auf die Mithilfe und das Entgegenkommen dert Mitbewohner angewiesen, denn Möbel und anderer Hausrat konnten ihnen aus Beständen nicht geliefert werden, die waren auch für Einheimische Mangelwaren.

Eine unangenehme Erinnerung an vergessen geglaubte Zeiten rief ein britischer Offizier hervor, als am 11. Und 12.Februar sich die Männer zu melden hatten, die aus der Wehrmacht zwar entlassen waren, aber nicht den von der Mil.-Regierung vorgeschriebenen Entlassungsschein (Muster D2) besaßen. Versammlungsort: Gaststätte "Zum Sängerheim" in der Corneliusstraße in Kornelimünster. Ablauf: Jeder hatte sich auszuweisen und vorhandene Militärpapiere vorzuweisen. Zwei Ärzte (Dr. Schillings, Kornelimünster und Dr. Klein, Brand) haben die Arbeitsfähigkeit (in der Regel nach dem Augenschein) zu prüfen. Ein Zahlmeister, dem der fertige Entlassungsschein vorzulegen ist, zahlt 40 RM Entlassungsgeld. Soweit ging alles gut. Der Offizier, der noch einen Begleiter hatte, nahm die alten Militärpapiere an sich. Dabei hatte er allerhand, zum Teil verfängliche, Fragen, prüfte die Bekleidung und Geldmittel je nach Laune. Je nach Befund ließ er amerikanische Schuhe, Hemden, Mäntel (die notweise getragen wurden) ausziehen, in einem Fall sich mehrere hundert Reichsmark herausgeben. Die Männer, die aufgefallen waren, mußten sich mit dem Gesicht zur Wand aufstellen und, als der Platz nicht mehr ausreichte, in gleicher Weise an der Wand eines gegenüber stehenden Hauses. Der Offizier, bewaffnet mit einem Stock oder einer Reitgerte, ließ dann die Leute sich in Marschform aufstellen und ließ sie auf und ab marschieren und beauftragte schließlich einen ehemaligen deutschen Unteroffizier, in gleicher Weise die Marschierenden zu führen. Dem Vernehmen nach hat das stundenlang gedauert.
Mitte Januar wurde in Breinig eine Kompagnie belgischer Soldaten untergebracht, die Soldaten in Wirtshaussälen, die Offiziere in Privathäusern. Sie fällten jenseits der Wehe Nadelholzbäume, von denen täglich mehrere Eisenbahnwaggons vom Bahnhof Breinig abbefördert wurden. Ihr Verhältnis zu den Einwohnern war im allgemeinen einwandfrei.
Im Frühjahr verlangte die Mil. Reg., für belgische Offiziers- und Unteroffiziers-Familien Wohnungen mit Einrichtungen frei zu machen. Die Beschwerde des Gemeinderats dawider war erfolglos. Die Wohnungsinhaber mußten anderweitig untergebracht werden, die meisten Einrichtungen aber zurücklassen. Im Herbst wurden bessere Möbel angefordert; die Gemeinde beschlagnahmte sie vornehmlich bei früheren Mitgliedern der NSDAP. Von diesen als rigoros empfundenen Maßnahmen war Kornelimünster besonders betroffen; hier mußten 14 Familien weichen, in Venwegen keine, in Breinig begnügten sich die Belgier der Holzfällerkompagnie mit Teilen von Wohnungen, sodaß deren Inhaber nicht zu weichen brauchten.
In der ehemaligen Abtei lag eine Kompagnie Belgier bis über das Jahresende. Sie gehörten zu einer größeren Einheit in Brand oder Aachen.

Die Fronleichnamsprozession war nicht behindert. Allerheiligen und Buß und Bettag waren von der Mil.-Reg. zu Arbeitstagen erklärt, was Selbständige (Handwerker, Bauern) nicht gehindert hat, Allerheiligen als Ruhetag zu begehen.
Cornelioktav und seit Jahren erstmals wieder ein bescheidener Jahrmarkt in der hergebrachten Weise, jedoch kein Viehmarkt. Der Fremdenzustrom hatte stark nachgelassen, was wohl auf die bedrängten Lebensumstände zurückzuführen war.
Die Volksschulen litten weiterhin Mangel an Notwendigem, besonders an Lehr- und Lernmitteln, wenn auch die Belieferung mit Schreibzeug (Papier und Hefte) sich gebessert hatte. Fehlendes an Möbeln und Einrichtungen ließ sich nun nach und nach, aber nicht ganz ersetzen. In den Osterferien konnte in Kornelimünster ein dritter Schulsaal hergerichtet werden, nachdem in die Bergkirche gerettet Möbel wiederhergestellt worden waren und das beschädigte Dach eine Pappabdichtung erhalten hatte. Die zentrale Heizung hatte der, als Schuldiener tätige Heizungsmonteur Engelbert Decker schon vor dem vorigen Winter betriebsfähig gemacht. Der Landwirt Thomas Queins von der Schlausermühle schenkte für die Schulen neue Kruzifixe. Endlich, im Sommer konnte auch in Breinigerberg (am 30.August) der Unterricht wieder beginnen. Ein Schulsaal (im Hauptgebäude) war hergerichtet, der andere noch unbrauchbar. Der aus Ostpreußen vertriebene Lehrer Johann Kaesler begann mit 55 Schülern. Dadurch sank die Schülerzahl in Breinig auf 324. Hauptlehrer Leonhard Hüpgens, Kornelimünster, seit September 1944 Bürgermeister gewesen, wurde im Herbst in den Ruhestand versetzt; er war seit 1925 Schulleiter daselbst gewesen.
Im vorigen Winter war an allen Schulen eine Schülerspeisung eingeführt worden; sie ist über das Jahresende fortgesetzt worden, ermöglicht durch amerikanische Lieferungen von Erbsmehl und Biskuits, die in Suppenform verabreicht wurden. Die Herrichtung geschah von Privaten, die Verteilung durch die Lehrer: Täglich ½ l., wofür die Eltern wöchentlich 1,-RM zahlen. Diese Einrichtung wurde angesichts der allgemeinen Lebensnöte als sehr wohltuend empfunden, waren doch gerade die Jugendlichen von ihnen am meisten betroffen.
Vor Weihnachten erhielt jeder Schüler als Geschenk der Mil. Reg. außer einem Gebildbrot mehrere Tafeln (etwa ½ kg) Schokolade.
Die Schulräume der Berufsschule in der früheren Abtei waren das Jahr über mit belgischen Soldaten belegt und unerreichbar. Es wurde kein Unterricht erteilt. Mit Wirkung vom 1.April d.J. ist der Leiter der Schule Gewerbeoberlehrer Josef Souvignier am 8. Okt. 1948 in den Ruhestand versetzt worden.
Die Jagd ruht schon seit dem Einmarsch der Amerikaner. Damals haben alle Schußwaffen abgeliefert werden müssen, und das Verbot, solche zu besitzen, wurde noch nicht aufgehoben. Allerdings machen gelegentlich Angehörige der Besatzung Jagd auf Wild; auch die Fischerei üben sie aus, obgleich sie den Fischereiberechtigten weder untersagt noch unmöglich ist. Wildschäden da und dort von Wildschweinen angerichtet, wurden nicht entschädigt, wozu vertraglich die Jagdbezirkspächter anstelle der Jagdgenossenschaft verpflichtet waren. Die Jagdpächter zahlten auch keine Pacht.
Wohlgenährt durch überall herumliegende Lebensmittelreste der Kampftruppen hatten sich nach deren Abzug Mäuse, Wühlmäuse und Ratten derart vermehrt, daß sie in Häusern, Gärten und Feldern beträchtliche Schäden anrichteten. Zu ihrer Bekämpfung wurde auf Anordnung des Landrats im Januar von Haus zu Haus Rattengift ausgelegt.

Auf dem Ginsterberg im Abhang zwischen dem Eisenbahneinschnitt und dem Rehagsiefen gegenüber der Schutthalde der Kalkwerke in der Rüst haben Leute aus Stolberg begonnen, Heilkräuter verschiedener Art zu züchten. Man hat das mit Heidegras und einzelnen Ginstersträuchern bestandene Gelände davon gesäubert und umgepflügt. Etwas unterhalb, nahe bei dem Wasserlauf, züchtet man solche Gewächse in künstlich angelegten kleinen Schlammweihern. Dem Vernehmen nach wurden die Kräuter für eine Arzneimittelfabrik in Stolberg verwendet.

Schon im vorigen Herbst hatte der Landrat auf Wunsch der Militärregierung angesichts des völligen Darniederliegens des kulturellen Lebens der Erwachsenenbildung besondere Aufmerksamkeit zu schenken angesagt. Jedoch kam es erst in diesem Herbst zur Bildung eines Gemeinde-Kulturausschusses. Der entwarf folgendes Programm:
I. Förderung von Fertigkeiten in Kurzschrift, Basteln, Schachspiel, Sprachlehrgänge für Englisch und Französisch.
II. Wissenschaftliche Vorträge über Heimatgeschichte, Architektur, Malerei, Literatur, Philosophie
III. Künstlerische Veranstaltungen musikalischer, deklamatorischer, schauspielerischer Art.
Die Initiative ging hauptsächlich von dem in Kornelimünster wohnenden Professor an der Technischen Hochschule in Aachen Gustav Plessow aus. Indessen stieß die Gewinnung geeigneter Persönlichkeiten auf Schwierigkeiten, so daß von Veranstaltungen abgesehen werden mußte.

Unsere Landwirtschaft, die sich hauptsächlich auf Rindviehzucht und Milchwirtschaft stützt, besserte sich langsam aber stetig. Um die erheblichen Verluste in der Endzeit des Krieges wenigstens teilweise anzugleichen, führte man ihr Nutzvieh aus Oldenburg zu; das fand jedoch wenig Anklang bei den Bauern, sie bezeichneten es als minderwertig. Trotzdem wurde im Sommer verlangt, in der Zeit vom 21.Juli 1946 bis zum 30.Juni 1947 als Schlachtvieh 230 Stück zu 400 kg abzuliefern; dieses Soll wurde sogar auf 320/400 kg erhöht. Die Erfüllung dieser Auflage würde den Bestand um 27 v.H. gemindert haben und hätte den Ruin der kleineren Betriebe herbeigeführt. Der Gemeinderat erhob deswegen Beschwerde dagegen; über den Erfolg war leider nichts mehr zu ermitteln. In dieser Notzeit gewann der Ackerbau (Hackfrucht, Getreide) wieder erhöhte Bedeutung; seine Mehrung verlangte auch die Militärregierung und sie wies die Gemeinde an, auf eine höhere Erzeugung zu drängen, damit die Ernährung verbessert werden könne. Es wurden wieder zahlreiche Schafe gehalten; deren Milch brauchte nicht abgeliefert zu werden; die Wolle war sehr begehrt und ließ viele Leute sie verspinnen und zu Stricksachen verarbeiten. Im Jahresdurchschnitt mußten je Kuh täglich 5 l Milch an die Molkerei in Walheim geliefert werden.
Im Frühjahr kamen Diebstähle an soeben der Erde anvertrauten Saatkartoffeln vor, zur Zeit der Reife an Getreideähren, Feldgemüse und Kartoffeln, während ehrliche Leute sich damit begnügten, auf abgeernteten Getreide- und Kartoffelfeldern Nachlese zu halten, ein Recht, das herkömmlich ist und in der Volkssprache "sommern" heißt. Auch Einbrecher hatten es vornehmlich auf Lebensmittel abgesehen.

Auch die Gartenbesitzer blieben mit Fleiß bemüht, dem Boden soviel wie möglich abzugewinnen. In manchem Garten war wieder Tabak angebaut; denn Tabakwaren wurden nur unregelmäßig und unzureichend zugeteilt. Auf dem schwarzen Markt kostete eine deutsche Zigarette bis 3 RM, eine amerikanische bis 6 RM.
Das Wetter war der Landwirtschaft nicht abträglich, die Niederschläge waren normal und verursachten keine nennenswerten Schäden. Der letzte Winter war ohne erhebliche Härte. Im Januar herrschte Frost vor und Schnee fiel erst im letzten Drittel des Februar. Nach einem erträglichen Sommer gab es vom 24.Oktober an für drei Tage scharfen Frost, der von Mitte Dezember an bis über das Jahresende anhielt.
Es gab reichlich Bucheckern; sie wurden vielen Familien eine wertvolle Hilfe in dieser fettarmen Zeit, denn sie erhielten neben der Bezahlung für jedes Pfund Eckern Bezugsscheine für den Einkauf an 100 g Margarine oder 80 g Speiseöl.
Ebenso beliebt waren Zuckerrüben, die im Jülicher Land geholt wurden. Man machte daraus Rübensaft und Rübenkraut, als Brotaufstrich begehrt. Insgeheim wurde aus ihnen auch Schnaps gebraut, der scherzhaft "Knolli Brandi" genannt wurde. Man brauchte nicht zu bedauern, daß Branntwein weder hergestellt noch verkauft werden durfte.
Die gewerbliche Wirtschaft belebte sich nur sehr langsam; wegen Bezugs von Rohstoffen, Kohlen bedurfte sie der Genehmigungen der Militärregierung, die solche jedoch nur zögernd und oft mit Einschränkungen gab. Im Frühjahr erhielt Gustav Adolf Spaeth, Kornelimünster, die Genehmigung Schleif- und Poliermittel herzustellen und damit Großhandel zu betreiben; da nur elektrische Kraft verwendet wurde, konnte sofort begonnen werden. Im Januar war der Stolberger Metallwarenfabrik Wirths und Bach in Vicht-Breinigerberg gestattet worden, Haushaltsgegenstände herzustellen; Mitte August wurden 4 Angestellte und 20 Arbeiter beschäftigt, das heißt ungefähr ein Viertel der normalen Zahl. Ebenfalls im Januar durfte in der Brauerei Josef Schmitz mit der Herstellung eines bierähnlichen Getränks aus Molke begonnen werden, am Monatsende wurde es verboten. Im Juni erhielt sie dieselbe Erlaubnis vorläufig, im Oktober endgültig, dazu die Genehmigung, Eis herzustellen. Schließlich wurden ihr, die auf elektrischen Strom angewiesen gewesen war, auch Kohlen zugeteilt.
Unter solchen Umständen blieben viele Arbeiter beruflich untätig und der öffentlichen Fürsorge anheimgegeben, deren Gesamtheit im Haushaltsplan der Gemeinde mit 144.525 RM ausgewiesen war.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und anderen Bedarfsgütern besserte sich kaum und blieb völlig unzureichend. Die auf höchstens 1500 Kalorien für den Tag und Normalverbraucher bewerteten Nahrungsmittel, an sich zu wenig, werden oft nicht erreicht, die Unterernährung blieb. Wem nicht möglich war, zusätzlich Lebensmittel sich zu verschaffen, weil auf die zugeteilten allein angewiesen war, hat hungern müssen. Zwar wurden Hungertodesfälle nicht bekannt, es muß jedoch mit dauernden Gesundheitsschäden gerechnet werden.
Leider sind amtliche Aufzeichnungen über die Menge der auf Bezugsschein erhältlichen Lebensmittel nicht erhalten geblieben. Darum können nur wenige Angaben aus privater Quelle gemacht werden. Im März wurden die Mengen gekürzt, bei Brot und Nährmitteln um die Hälfte; es gab jetzt je Kopf (Normalverbraucher, nicht Kinder, nicht Schwerarbeiter) für 4 Wochen: 5 kg Brot.
Im Juni 2 kg Kartoffeln. Ende Juli Brot wie vor, 450 g Fleisch (bisher 420 g), 200 g Fett (400), 600 g Fisch (900), 500 g Zucker (750), 8 kg Kartoffeln.
Im Oktober: 20 kg Brot, 1750 g Nährmittel (bisher 1250), 750 g Fisch (680), 500 g Fleisch (450), 1500 g Zucker (1250). Das Brot war zeitweise aus (angeblich amerikanischem) Maismehl hergestellt. Im November wurden die Zuteilungen gekürzt. Im Dezember waren die Nährmittel für 2 Monate rückständig (je Kopf 2 ½ kg). Zu Weihnachten gab es eine kleine Menge Bohnenkaffee. Zwar waren je Kopf 2 Zentner Einkellerkartoffeln freigegeben worden, doch wurden sie nur zum Teil geliefert. - Im ganzen ein betrübliches Bild. Die Preise für die zugeteilten Lebensmittel hielten sich auf der vorjährigen Höhe
Neues Haushaltsgerät kam nicht in die Geschäfte; beschränkt wurde es vom Schwarzhandel vertrieben.

Allmählich gab es nun Bekleidung gegen Bezugsschein, ebenso Wäsche, jedoch in so geringer Menge, daß nur ein ganz kleiner Bruchteil des Bedarfs gedeckt werden konnte. Im Herbst waren erstmals Schuhe erhältlich mit gewebtem Oberteil und hölzernen Sohlen, auch nur gegen Bezugsschein.
Der Bedarf an Heizstoffen blieb größtenteils ungedeckt, obwohl man fortgesetzt von Bemühungen um die Steigerung der Kohleförderung las und wußte, daß der Industriebedarf noch nicht groß sein konnte, umsomehr fielen die sichtlichen Kohlelieferungen an die Soldatenfamilien auf. Im Juni in den nächsten Monaten gab es (die hier garnicht gebräuchliche) Rohbraunkohle anstelle von Braunkohlenbriketts, die nur an die Bäcker gelangten. Erstmals nach zwei Jahren im November eine geringe Menge Steinkohlen und im Dezember Braunkohlenbriketts (der Zentner mit 1,70 RM berechnet) und je Haushalt 30 Pfund Anthrazit (Zentner 2,50 RM).
Zur Linderung der Holznot gab die Gemeinde Holz aus dem Wald ab, das die Erwerber selbst schlagen mußten (Knüppelholz). Für den Winter gab sie je Haushalt 2 rm frei, die über Holzhändler zu beziehen waren.

Im Oktober konnte man auf Bezugsschein die ersten Zündhölzer erwerben. Bis dahin hatten manche Leute sich mit Feuerstein und Schwamm zu behelfen gesucht, dies besonders die Raucher.
Papier und Schreibwaren kamen ebenfalls im Laufe des Jahres wieder in die Geschäfte, jedoch nur in unzureichender Menge und von minderer Qualität.
Das Hamstern von Lebensmitteln, vornehmlich bei Bauern im Flachland stand nach wie vor im Schwange. Täglich waren Scharen unterwegs, um Garten- oder Feldfrüchte zu kaufen oder im Tauschhandel zu erwerben.
Und was nicht auf den Markt kam, suchte der Schwarzhandel zu vermitteln, wobei landwirtschaftliche Unternehmer nicht weniger wie gewerbliche als Warenlieferer beteiligt waren. Auch der Schmuggel über die Reichsgrenze kam als Zubringer in Betracht; er lieferte Tabakwaren, besonders Zigaretten, Kaffee und anderes, das im Inland Seltenheitswert hatte. Aber auch die belgischen Soldaten lieferten solche Sachen.
Wer das Glück hatte, Beziehungen nach Amerika zu haben, konnte erwarten, von dort mit Begehrenswertem bedacht zu werden.
Schließlich muß noch eines späten Kriegsopfers gedacht werden. Kinder von Breinigerberg hatten im Januar Handgranaten gefunden und damit gespielt. Bei deren Explosion wurden mehrere verletzt; ein Sohn des An der Hoheburg wohnenden Josef Cremer ist daran gestorben.
Die Verluste an vermißten, gefangenen oder gefallenen Soldaten ließen sich auch nicht annähernd übersehen. Heimkehrer brachten darüber erschütternde Nachrichten, besonders aus dem Osten, die Schlimmes befürchten lassen.


Breinig, am 18.Januar 1965; Joh. Röntgen,Amtsinspektor a.D.

Nachtrag

1947

Bevölkerung
1947mw
Population
Geburten8076
Todesfälle4435
Trauungen50

Die Einwohnerzahl hat nachträglich nicht mehr ermittelt werden können, obwohl sie an jedem Monatsersten festgestellt worden ist. Die Aufzeichnungen sind anscheinend abhanden gekommen.
Es wurden beurkundet außer 50 Heiraten Geburten: 80 männlich, 76 weiblich, zusammen 156, davon
51 m. und 38 w. von Müttern, die in unserer Gemeinde wohnten,
4 m. und 9 w. von Müttern aus der Gemeinde Walheim.
25 m. und 29 w. von Müttern aus anderen Gemeinden.
Im Krankenhaus Kornelimünster wurden geboren
24 Knaben und 18 Mädchen von Mutter aus unserer Gemeinde,
4 Knaben und 18 Mädchen von der Gemeinde Walheim,
25 Knaben und 19 Mädchen von Müttern aus anderen Gemeinden.

Sterbefälle:
44 männliche und 35 weibliche Personen, zusammen 79. Davon starben im Krankenhaus Kornelimünster
2 m. und 4 w. Personen aus unserer Gemeinde,
3 m. und 1 w. Personen aus der Gemeinde Walheim,
2 m. und 8 w. Mütter aus anderen Gemeinden.

Von den Bewerbern um die Stelle des Gemeindedirektors wählte der Gemeinderat am 3.Januar den Stadtobersekretär a.D. Peter Kaltenbach aus Bad Godesberg auf eine Probezeit von einem halben Jahr mit der Aussicht auf Anstellung auf zwölf Jahre bei Bewährung. Am 7.Februar wurde die lebenslängliche Anstellung vorgesehen. K. trat den Dienst am 15.Februar an. Indes gelang ihm nicht, das Vertrauen der Gemeindevertretung zu erlangen; er schied darum kurz vor Ablauf der Probezeit wieder aus. Der Gemeinderat lehnte am 15.August eine Anstellung ab und beauftragte den Amtsinspektor Johann Emonts mit der vorläufigen Stellvertretung. Vier Wochen später bat der Rat den Oberkreisdirektor, einen erfahrenen Verwaltungsbeamten mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Gemeindedirektors zu beauftragen, wenn möglich, den bei der Kreisverwaltung vorläufig tätigen Amtsoberinspektor Herbert Meyer aus Walheim. Der Oberkreisdirektor gab dem statt, und Meyer trat den Dienst am 29.September an. Am 12.Dezember wählte ihn der Gemeinderat zum Gemeindedirektor auf Lebenszeit.
Im Mai schied der ehemalige provisorische Gemeindedirektor Egon von Reth aus, um in seinen kaufmännischen Beruf zurückzukehren, Mitte September auch der Leiter der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle Wilhelm Kaiser aus Breinig, zu demselben Zweck. Nachfolger Kaisers wurde Anfang Oktober der Beamtenanwärter bei der Kreisverwaltung Brand.
Ab 12.Juni war auch Amtsinspektor Johann Röntgen wieder im Dienst.
Amtsbürgermeister Paul Lichterfeld, von 1931-1944 hier im Dienst gewesen, ist am 10.Juli 1948 mit Wirkung vom 1.April 1947 in den Ruhestand versetzt worden. 1957 ist er verstorben; zuletzt war er in Roetgen wohnhaft.
Sein Vorgänger (1920-31) Bürgermeister a.D. Nikolaus Hansen, zuletzt in Wiedenhof bei Kürten, Bezirk Köln, lebend, ist im Februar verstorben.
Im Mai verlangte der Regierungspräsident von der Gemeinde, 56% von 2/47 = 122,53 RM jährlich das Ruhegehalt des Hauptlehrers a.D. Leonhard Hüpgens zu übernehmen, der von 1944 bis 1946 Amtsbürgermeister war. Das hat der Rat mit der Begründung abgelehnt, diesem, "der die Gemeinde genug geschädigt habe", keinen Dank schuldig zu sein.
Im Dezember wählten die Angehörigen der Gemeindeverwaltung erstmals einen Betriebsrat.
Als im Oktober der Vollziehungsbeamte Josef Milz aus englischer Internierung (seit 1945) zurückkehrte, blieb er ebenso ohne dienstliche Verwendung wie sein Kollege Theodor Kupferschläger, der 1935 vom Amt aus dem Walheimer Gemeindedienst übernommen worden war. Mit der Wahrnehmung dieses Dienstes blieb der Aushilfsangestellte bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle Dionys Quadflieg aus Schleckheim beauftragt.

Die Gemeindevertretung hat am 7.Februar eine Entschädigung der Verwaltungsangestellten (bis 1944/46) Magdalena Klein aus Venwegen (s.1946) wegen Nichtbeschäftigung ohne Kündigung abgelehnt. Darauf hat diese die Gemeinden Kornelimünster und Walheium beim Arbeitsgericht Aachen verklagt. Um ein obsiegendes und weitergehendes Urteil abzuwenden, haben Vertreter beider Gemeinden einen Vergleich dahingehend geschlossen, ihr das entgangene Gehalt für 10 Monate zu gewähren.
Nach Ablauf der einjährigen Wahlzeit wurden Bürgermeister Simons und sein Stellvertreter Ganser im Herbst wiedergewählt. Der "Ehrensold" des Bürgermeisters wurde wieder auf 250 RM für den Monat festgesetzt; seine Herabsetzung auf 200 RM (siehe 1946) durch den Kreisresidenzoffizier hatte sich als Irrtum herausgestellt.
Die Amtsauflösung (s. 1946) kam erneut zur Sprache, als Walheim neue Ansprüche auf Möbel geltend machte. Sie wurden vom Rat mit der Begründung abgelehnt, unsere Gemeinde sei bei der Aufteilung beweglicher Gegenstände am 15.Oktober 1946 übervorteilt worden, Walheim habe mehr als einen gerechten Anteil erhalten. Weiteres hierzu siehe 1948.
Die Zusammenarbeit mit dem neuen britischen Kreisresidenzoffizier Oberts Sutton war erträglich und reibungslos und von der Einsicht in die Umstände getragen. Er besprach nach Bedarf die Gemeindeangelegenheiten mit dem Gemeindedirektor, stets begleitet von einer deutschen Dolmetscherin. Die Aufstellung des Gemeindehaushaltsplans war nicht mehr an seine Genehmigung gebunden.
Nachfolger des am 31.März ausgeschiedenen Oberkreisdirektors Berling wurde Dr. Rudolf Deku.

Am 30.März hat der Gemeinderat den Ortsvorsteher von Vicht-Breinigerberg und Münsterau (s. 1946) Hubert Meuthen zu seinem Berater ohne Stimmrecht gewählt.
Im Frühjahr richtete die Gemeinde auf Grund Ratsbeschlusses zur Erleichterung der Bewohner von Breinig bei der dortigen Spar- und Darlehenskasse ein Girokonto ein. Ein solches besteht bei der Hauptzweigstelle der Kreissparkasse in Kornelimünster seit deren Einrichtung im Herbst 1940.
Die im Vorjahr von Breiniger Einwohnern beantragte Verlegung des Verwaltungssitzes nach Breinig kam am 3.Januar in die Gemeindeverwaltung zur Beratung. Sie sprach sich mit 8 gegen 7 Stimmen für die Verlegung aus. Für den Sitz glaubte man, das vor mehr als 20 Jahren an der Straße Auf der Heide errichtete Gemeindehaus freimachen zu können, das jetzt an mehrere Familien vermietet war. Am 23.Mai mußte sie sich von Regierungsdirektor Richter und Landrat Ernst belehren lassen: Die Aufsichtsbehörde habe Bedenken und die Landesregierung sei dagegen; jedoch sei zulässig, in Breinig eine dauernde Verwaltungsnebenstelle ohne Standesamt einzurichten. Demgemäß hob der Rat seinen Beschluss vom 3.Januar auf und beauftragte den Gemeindedirektor, die Einrichtung der Nebenstelle vorzubereiten (sie ist nicht eingerichtet worden; die Freimachung des Hauses erwies sich bei steigendem Wohnungsmangel als undurchführbar, und andere geeignete Räumlichkeiten waren nicht zu finden).
Der Bauunternehmer Ernst Blees, Büsbach trat von dem Pachtvertrag vom 8.Februar 1946 über den ehemaligen Sportplatz mit Reichskartoffelhalle an der Stockemer Straße in Breinigerheide zurück. Der Gemeinderat beschloß am 6.Mai, das rund 1 ¾ ha große Gelände an die Hubert Feuser G.m.b.H. in Aachen für 10.000 RM zu verkaufen. Der halbe Kaufpreis sollte sofort bar bezahlt werden, die andere Hälfte durch Lieferung von Betonwaren nach Abruf abgegolten weden. Wegen der Kaufverpflichtungen entstanden jedoch Meinungsverschiedenheiten, die verhinderten, daß ein Betrieb aufgenommen wurde.
Im Januar konnte der Altbau des Gemeindehauses auf dem Schulberg, neu gedeckt werden. Er war bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke am 13.September 1944 beschädigt worden und seitdem Wind und Wetter und dem Zugriff Unberufener preisgegeben gewesen. Auch die Fenster konnten verglast werden. Jetzt stellte sich heraus, daß im Innern Türen fehlten und viele Holzteile von Fäulnis befallen waren. Es war bis zum Jahresende nicht möglich, diese Schäden zu beseitigen, das Haus blieb unbenutzbar. Im Neubau, der die Bürgermeisterwohnung beherbergt hatte, wohnten weiterhin Dienstfremde (siehe 1945).

Die Gemeinde trat dem Verband der Waldbesitzer bei, ebenso als förderndes Mitglied dem Jugendherbergswerk, dessen Ortsverband Kornelimünster für dieses Jahr eine einmalige Beihilfe von 200 RM bewilligt wurde.
Den Feuerwehrleuten wurde wieder eine Vergütung für Übungen und den Einsatz im Ernstfall bewilligt. Das Feuerwehrgerät konnte den beschränkten Möglichkeiten entsprechend ergänzt werden.
Der Rat hat zwar beschlossen, zur Minderung der Hochwassergefahren als teilweise Ersatz für den Antoniuskanal von dem engsten Teil der Corneliusstraße über den Benediktusplatz und den Markt hinweg einen Röhrenkanal zu erbauen, dessen Kosten mit 49.000 RM veranschlagt waren. Das Vorhaben blieb jedoch, auch wegen der Schwierigkeit die Röhren zu beschaffen, unausgeführt.
Cornelioktav und Jahrmarkt zogen nur wenige Besucher an. Nicht einmal der Marktplatz war mit Verkaufsbuden oder Vergnügungsstätten voll besetzt, und zu kaufen war auch nur wenig und meist minderwertiges Zeug; alles Zeichen der mißlichen Lebensumstände. Ein Viehmarkt fand nicht statt. Fastnacht verlief ruhig, Maskierungen und Umzüge waren verboten; zu frohem Trubel fehlte die Stimmung.
Der seit 10 Jahren benutzte neue Friedhof an der Hauptstraße in Breinig erwies sich nicht nur als zu klein, sondern auch in seinem hinteren, leicht ansteigenden Teil wegen des felsigen Bodens als unbrauchbar. Die Gemeinde ließ dort mehrere Leichen wieder ausheben und auf den brauchbaren Teil umbetten. Die Erweiterung wurde in der Weise vorgesehen, daß ein Geländeaustausch mit den Geschwistern Lambertz am Stockem vorgenommen wird: Lambertz geben von ihrem Hofgelände ungefähr 1 ¼ Morgen ab und erhalten außer dem Hintergelände (1/2 Morgen) rund 1 ½ Morgen auf dem Acker.
Am Fuß des Schlangenberg war seit September 1944 ein dort gefallener deutscher Soldat beerdigt. Weil bekannt geworden war, daß die Leiche von den Angehörigen in die Heimat Euskirchen überführt werden sollte, hat man sie nicht auf den Breiniger Friedhof gebracht. Die Überführung ist geschehen.

Auf Anregung der Gemeinde ist am 5.Januar in Breinig ein Ortsverein des Reichsbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet worden. Dessen Vorsitzender ist der Gemeindevertreter Schreiner Heinrich Laufs. Dieser Verein hat sich in der nächsten Zeit als sehr rührig gezeigt und insbesondere um eine würdige Gestaltung des den Gefallenen vorbehaltenen Teils des dortigen Friedhofs bemüht: Jedes der 39 Gräber erhielt ein hölzernes Kreuz und ein hölzernes Hochkreuz beherrscht das ganze Feld.
Am 20.April fanden die ersten Wahlen zum Landtag von Nordrhein-Westfalen statt. Das Land Preußen, zu dem unsere Gemeinde seit 1815 gehört hatte, war durch eine Verordnung des Alliierten Kontrollrats vom 25.Februar für aufgelöst erklärt worden.
Die Nebenstelle Kornelimünster des Arbeitsamts Aachen wurde im Mai aufgehoben; fortan gab es dort nur noch Sprechstunden an bestimmten Wochentagen.
Am 17.August feierte der Neupriester Ludwig Kaiser aus Breinig, dessen Bruder Jakob als Feldgeistlicher gefallen ist, in der dortigen Pfarrkirche Primiz.
Die hauptsächlich durch Flüchtlinge und Vertriebene stark angwachsene Zahl evangelischer Einwohner ließ die Einrichtung evangelischen Gottesdienstes in unserer Gemeinde, die der evangelischen Gemeinde Zweifall zugeteilt ist, geboten erscheinen. Zu diesem Zweck hat die kathol. Kirchengemeinde Kornelimünster jener anderen die wenig benutzte St. Antonius-Kapelle zur Benutzung überlassen. Es ist wohl das erste Mal in der Geschichte, daß in unserer Gemeinde regelmäßig evangelischer Gottesdienst stattfindet.
Deutsche Kriegsgefangene kamen nach und nach zurück, die meisten aus englischer, französischer und amerikanischer Hand, einige wenige auch aus Rußland, die dort arbeitsunbrauchbar geworden waren.
Das seit 1944 überaus segensreich wirkende Krankenhaus im Benediktinerkloster, bis zuletzt von 2 Ärzten und dem nötigen Pflegepersonal betreut, wurde im späteren Verlauf dieses Jahres aufgelöst, um dem Konvent nicht nur die volle Wiederaufnahme des klösterlichen Lebens, sondern auch die Einrichtung einer Heimschule mit Internat zu ermöglichen. Träger des Krankenhauses war der "Verein Pax", die bürgerliche Rechtsform des Klosters.

Im August / September trat wie auch andernorts in Kornelimünster spinale Kinderlähmung auf. Unter den 12 Erkrankten forderte sie jedoch kein Todesopfer. Die Schulen am Ort blieben einige Zeit geschlossen, für alle anderen wurden Vorsichtsmaßnahmen hygienischer Art getroffen.

Ein schweres Unglück ereignete sich am 21.Februar. Zum Wiederaufbau der Brücke über die Inde im Zuge der Trierer Straße am Iternberg war die hölzerne Fahrbahn auf die Hälfte eingeengt, daneben die Baugrube ausgehoben und mit einem hölzernen Zaun umgeben worden. Ein Straßenomnibus der Reichsbahn rutschte auf dem Glatteis aus und in die tiefe Baugrube ab. Außer 20 Verletzten mußten auch 5 Tote geborgen werden, alles Ortsfremde. Die neue Brücke wurde einbogig, die alte hatte 2 Bögen gehabt.
Die im Vorjahr begonnene Zucht von Heilkräutern in der unteren Rehag wurde fortgesetzt.
In der Nacht zum 8.August abbrannten in Venwegen die Ställe von Wilhelm Bock und Heinrich Ganser. Auch deren Wohnhäuser wurden so stark beschädigt, daß die Familien anderweitig untergebracht werden mußten. Der Löschtrupp Venwegen der Freiwilligen Feuerwehr hat größeren Schaden verhindern können. Den raschen Wiederaufbau hat die Gemeinde durch die Lieferung von Bauholz zu fördern gesucht.
Im gewerbllichen Güterverkehr auf der Straße trat der Pferdezug immer mehr zurück. Der mit Holzgas betriebene Lastkraftwagen ersetzte ihn mehr und mehr. Auch Benzin gelangte wieder in die Lager; doch durfte es nur für Kraftfahrzeuge für lebensnotwendige Fahrten ausgegeben werden. Bezugsscheine dazu gab das Kreisstraßenverkehrsamt nur nach Prüpfung und Anerkennung der Notwendigkeit aus, lautend auf eine beschränkte Höchstmenge im Monat.
Der Wunsch der Gemeinde, den Straßenbahnverkehr zwischen Breinig und Aachen zu verbessern, blieb aus betrieblichen Gründen ebenso unerfüllt, wie der weitere, den Personenzugverkehr zwischen Kornelimünster und Aachen wieder aufzunehmen. Die Eisenbahn- und Straßenbahnwagen erhielten nach und nach wieder Glasfenster und die der Personenbeförderung dienenden Eisenbahngüterwagen wurden allmählich zurückhezogen. Die Bahnhofsgebäude in Kornelimünster und Breinig sind einigermaßen instandgesetzt.
Die Gemeinde ließ die vom Krieg mitgenommenen Straßen weiterhin nur notdürftig instandhalten. Wiederherstellungsarbeiten mußten noch unterbleiben.
Geringe Kriegsschäden an Gebäuden sind größtenteils von den Eigentümern beseitigt worden, öffentliche Mittel standen dazu nicht zur Verfügung. Dachziegel und Mattglas waren nur auf Bezugsschein erhältlich und nur in beschränkter Menge. Es wurden nur rote Dachziegel geliefert. Der Wiederaufbau zerstörter Gebäude machte nur geringe Fortschritte. Bei der Beschaffung von Baustoffen spielte der Schwarzhandel eine große Rolle, er vermittelte, was auf dem Markt fehlte. Wer Lebensmittel oder andere Güter anbieten konnte, durfte am ehesten auf Belieferung rechnen. Auch der Gemeinde blieb nichts anderes übrig, als Holz aus dem Wald zur Kompensation herzugeben; nur dadurch war ihr möglich, Dachziegel für das Gemeindehaus und Schulmöbel zu beschaffen.
Im April mußten in Kornelimünster erneut Wohnungen für belgische Offiziers- und Unteroffiziersfamilien bereitgestellt werden. Deren Inhaber mußten den größten Teil ihrer Wohnungseinrichtung zurücklassen und anderweitig untergebracht werden. Die Offiziere usw. gehörten Einheiten in Brand und Aachen an.

Die in der früheren Abtei untergebrachte belgische Kompagnie verließ den Ort Ende November, Nachfolger erhielt sie nicht. In die freigewordenen Privatwohnungen zogen jedoch andere belgische Soldatenfamilien ein.
Die in Breinig untergebrachte Holzfällerkompagnie (s. 1946) blieb dort über das Jahresende hinaus. Zwischen den Soldaten und den Einwohnern bestand durchweg ein erträgliches Verhältnis, zu dem nicht wenig beitrug, daß die Belgier begehrenswerte Dinge (Tabakwaren, Kaffee, usw.) zu vermitteln wußten. Im Sommer allerdings machten sie unliebsam von sich reden. Von Juni bis gegen Oktober wüteten mit Unterbrechungen in den Wäldern jenseits der Wehe und im Kalltal große Brände. Zu deren Bekämpfung waren die Belgier stets eingesetzt. Ihr Kommandant verlangte dazu Hilfe. Im Juni sind Teile unserer Feuerwehr dort eingesetzt worden. Danach befahl der Kommandant ziemlich wahllos auch andere männliche Einwohner; er brachte sie dadurch in seine Gewalt, daß er ihnen auf der Straße die Personalausweise abnehmen ließ und erst nach der Rückkehr von der Brandstätte zurückgab. Die Männer wurden auf Militärwagen befördert; um ihre Verpflegung kümmerte man sich aber fast nicht. Im September wiegerte sich der Löschzug Breinig der freiwilligen Feuerwehr erneut auszurücken, weil man sich nicht nach der Art von Gefangenen behandeln lassen wollte. Darauf mußte der Bürgermeister dem Kommandanten ein Verzeichnis abkömmlicher Männer übergeben, aus dem dieser wählen konnte. Fortan lieferten die Belgier auch einige Verpflegung. Den größten Unwillen hatte hervorgerufen, daß man sonntags nach dem Verlassen der Kirche Männer in Sonntagskleidung abfing und abbeförderte. Eine Beschwerde der Gemeinde beim Oberkreisdirektor über das Vorgehen der Belgier war erfolglos; vielmehr wurde empfohlen, den Befehlen zu folgen.

Die Jagd konnte auch in diesem Jahr von den Berechtigten Jagdpächtern nicht ausgeübt werden. Jagderlaubnisse wurden nicht erteilt, Waffenscheine nicht ausgegeben. Infolgedessen zahlten die Pächter keine Pacht und die geschädigten Grundbesitzer gingen leer aus. Als Jäger traten Angehörige der Besatzung auf. Feldwild war selten, umsomehr zerwühlten Wildschweine, die sowieso von der Witterung vernachlässigten waldnahen Kartoffel- und Getreidefelder und danach auch das Grasland. Man hat Wildschweinschäden bis zu einer Viertelstunde vom Waldrand gefunden. Erstmals nach dem Kriege wurden von der Jahresmitte an die Schäden nach Art und Höhe in dem vorgeschriebenen Verfahren festgestellt, um für den Fall einer nachträglichen Entschädigungsregulierung Unterlagen zu haben.
In diesem Jahr wuchs die Zahl der vom Kreis der Gemeinde zugewiesenen Heimatverbliebenen und Flüchtlinge rasch an. Allein im Oktober trafen in drei Schüben 50 ein. Ihre Unterbringung stieß auf immer größere Schwierigkeiten, denn irgendeine Vorsorge hatte die Gemeinde nicht getroffen. So blieb nur übrig, die Leute am Tage ihrer Ankunft noch in Privathäusern und ohne Voranmeldung mehr schlecht als recht obdachweise unterbringen. Zur förmlichen Beschlagnahme von Wohnraum für sie blieb schon deswegen keine Zeit, weil das Kreisflüchtlingsamt erst am Morgen die Ankunft der Leute (die dann noch am Bahnhof Aachen West abgeholt werden mußten) anzeigte und ihre Zahl bekannt gab. Da die Leute außer etwas Handgepäck nichts mitbrachten, waren sie von vornherein auf die Hilfe und das Entgegenkommen der Hausbewohner angewiesen, sowohl hinsichtlich des Kochgeräts, der Kochgelegenheit, der Eßgeräte wie auch der Schlafgelegenheit (Betten) und Möbel anderer Art. Unter diesen Umständen waren Unverträglichkeiten für beide Teile unvermeidbar; sie mußten einstweilen hingenommen werden. Das Wohnungsamt hat versucht, nach und nach zuträgliche Verhältnisse zu schaffen; auch das war durch den Mangel an Wohnraum erschwert (seit 1939 kein Neubau, Bevölkerungszunahme). Trotzdem vermochte sich die Gemeindevertretung nicht zu entschließen, auch nur für ein neues Obdach zu sorgen.

Auf Veranlassung der Gemeinde haben im Herbstanfang "Caritas" und "Volkshilfe" zugunsten der Heimatlosen Gebrauchsgegenstände aller Art (Kochgeräte, Kleidung, Möbel usw.) gesammelt. Im Dezember erbrachte eine Sammlung für Notleidende über 5.000 RM. Aus einer päpstlichen Spende konnte die "Caritas" Lebensmittel verteilen.
Wetter: Der Januar fing mit scharfem Frost an, der sich nach etwas Schneefall vom letzten Monatsdrittel an fortsetzte. Ende Februar Schneeverwehungen mit Verkehrsstörungen. Zur Zeit der Schneeschmelze war die Erde ¾ m tief gefroren, das Wasser floß oberirdisch ab. Mitte März galt der Winter als überwunden. Starke Regenfälle ließen Ostern (6.April) die Inde und andere Bäche über die Ufer treten. Die hölzerne Behelfsbrücke über den Holzbach vor Brand wurde fortgerissen, die Straßenbahn nach Kornelimünster lag über eine Woche still. Von da an blieb der Regen bis auf einige gewittrige Schauern aus.Mai trocken, im Juni fast unerträgliche Hitze (bis +37° im Schatten). Etwas Linderung brachten Gewitterstürme im Juli. Erst Anfang Oktober ließ einiger Regen die verdorrten Grasflächen wieder grünen, doch schon in der Monatsmitte Nachtfröste. Vier Wochen danach etwas Regen, der aber nicht einmal die Bäche füllte. Gleich darauf der erste Schnee. Erst im Dezember durchtränkten reichlicher Schnee und Regen die Erde.
Dieses Jahr war ein Trockenjahr. Bis zum Sommerende gab die Wasserleitung noch uneingeschränkt Wasser, wenn auch der Druck allmählich nachgelassen hatte. Dann wurde Wassersparen angeordnet; ab 9. November durfte nur noch stundenweise Wasser entnommen werden. Sogar der elektrische Strom war zeitweise an 2 Wochentagen früh und abends abgesperrt, dies bis Ende November. Die Wasserleitungsrohre füllten sich erst wieder nach dem reichlichen spätherbstlichen Regen. In der Zwischenzeit war mancher Brunnen wieder zu Ehren gekommen; z.B. ist der Tomborn in Breinigerberg ein unermüdlicher Wasserspender gewesen.
Unter dieser Witterung haben Mensch, Tier und Pflanze gleichermaßen zu leiden gehabt, besonders die Landwirtschaft. Die überwiegende Mehrzahl der großen und kleinen Bauern waren der Aufforderung der Militärregierung, Grünland wieder unter den Pflug zu nehmen, um die Ernährung zu verbessern, gefolgt, wurden aber enttäuscht. Der Kartoffelkäfer mußte schon im Mai mit Kalk-Arsen-Spritzungen bekämpft werden und hat keinen großen Schaden angerichtet, auch der Maikäfer wurde nicht zur Plage. Bis zum Frühlingsende bestanden gute Aussichten für Garten- und Feldfrüchte und Obst. Aber schon die Heuernte erbrachte einen erheblichen Ausfall. Der Graswuchs danach litt unter der Trockenheit. Das Weidevieh litt infolgedessen Not; es mußten Hafer und Stroh nachgefüttert werden und schließlich, als auch der Grummet ausblieb, das wenige Heu verwendet werden. Die Milchleistung blieb erheblich zurück. Die Folge: Es wurde bedeutend mehr Schlachtvieh abgeliefert, als verlangt worden war, man sah sich außerstande, so viel Vieh durch den Winter zu halten, als man beabsichtigt hatte. Es waren reichlich Waldbeeren gereift; sie zu pflücken lohnte sich bei einem Preis von 30-35 RM fürs Pfund (normal vor dem Kriege ebenso viele Pfennig). Gartenbeeren und Obst litten unter der Trockenheit. Frühkartoffel sind noch gut geraten, Spätkartoffel aber erbrachten im Durchschnitt nur etwa drei Fünftel des erhofften Ertrags. Ganz unterschiedlich fiel das Getreide aus: Roggen gut, Weizen und Gerste mittelmäßig, Hafer schlecht, weil zum Teil taub, Stangenbohnen sind zum Teil vertrocknet, das Gemüse blieb unterentwickelt. Birnen und Äpfel lieferten noch ziemlich guten Ertrag, wenn sie wetterbedingt auch nicht voll entwickelt waren. Um recht viel Obst unter die Leute zu bringen, rief die Gemeinde die Erzeuger zu einer freiwilligen Abgabe auf. Rund 190 Zentner wurden angeboten und durch die örtlichen Händler zu erträglichen Preisen an die Verbraucher abgegeben.
Im Spätsommer wurde eine allgemeine Zählung der Obstbäume und Sträuche und des Beerenobstes auf allen Grundstücken durchgeführt. Ihr Gesamtergebnis war leider nicht mehr zu erfahren. Allein bei den 255 Bewirtschaftern von mindestens 0,5 ha (=2Morgen) Land sind rund 4700 ertragfähige Obstbäume gezählt worden.
Auch das Ergebnis der im Mai/Juni durchgeführten Bodenbenutzungserhebung, der nur die Bewirtschafter von mindestens 0,5 ha Land unterliegen, konnte nicht mehr festgestellt werden.
Wegen des Verdachts, daß hierbei aus eigensüchtigen Gründen grobfalsche Angaben gemacht worden seien, um bei der Ablieferung von Erzeugnissen geschont zu werden, ordnete der Bürgermeister eine Nachprüfung in der Feldflur an. Diese allgemein durchzuführen, verbot sich jedoch wegen Mangels an Prüfern und wegen der Zersplitterung des Besitzes. Stichproben ergaben jedoch, daß einzelne Bauern bis zu einem Drittel ihrer Ackerflächen verschwiegen hatten.
Auch vollständige Viehzählungs-Ergebnisse sind nicht erhalten geblieben. Jedoch wurden von 234 Viehhaltern 147 Pferde und 1534 Stück Rindvieh angegeben.
Der britische Landwirtschafts-Offizier und ein Beamter des Landesernährungsamts in Düsseldorf haben bei einzelnen Bauern nachgeprüft, unter anderem am 18.Oktober in Breinig mit dem Ergebnis: Vieh war bei der Viehzählung anzugeben "vergessen" worden (wurde sofort zum Abschlachten beschlagnahmt); andere hatten verbotswidrig Butter gemacht (wurde beschlagnahmt) oder hatten Tiere geschlachtet, ohne es bei der Ernährungsstelle anzumelden (Fleisch verfiel ebenfalls der Beschlagnahme).
Allgemein bleibt festzuhalten, daß, aus der Not geboren, die Zahl der Landwirtschafter und der Viehhalter einen neuen, mit der Vorkriegszeit nicht mehr erreichten Höchstand erreicht hat; allerdings überwiegen wie damals kleine und kleinste Betriebe. Schafe, deren Milch und Wolle keiner Kontrolle oder Bewirtschaftung unterliegen, erfreuen sich großer Beliebtheit.
Im Herbst wurde aus Vertretern der Erzeuger (Bauern) und Verbraucher ein Marktleistungsausschuß gebildet, um die Verwaltung hinsichtlich der Lebensmittel-Erzeugung und Erfassung und insbesondere bei der Bewirtschaftung der Kartoffeln, die für die Versorgung aus der Erzeugung innerhalb der Gemeinde hauptsächlich in Betracht kommen, zu beraten. Es stellte sich heraus, daß nach Abzug des Eigenbedarfs der Erzeuger und ihrer Familienangehörigen und ständigen Helfer (amtlich mit 4 Zentner Einkellerkartoffeln je Kopf festgesetzt) aus dem Anbau in der Gemeinde nur 811 Zentner für die Allgemeinheit übrigblieben. Daraus hätte nicht ein Viertel der übrigen Bevölkerung je einen Zentner erhalten können.
Zur Beratung der Wirtschaftstelle war im vorigen Herbst aus Männern und Frauen ein Wirtschaftsausschuß gebildet worden. Ihm oblag hauptsächlich die möglichst gerechte Verteilung der wenigen vom Kreiswirtschaftsamt zugebilligten Bezugsscheine für Bekleidung, Wäsche, Schuhe. Bei der Vielzahl der Antragsteller war das eine mühevolle und undankbare Aufgabe. Zwar trat für Bekleidung und Schuhe eine geringe Besserung ein, doch ließ sich nicht einmal der allerdringendste Bedarf befriedigen. Darum wurden noch immer Schuhe, Wäsche und geänderte Uniformteile getragen, die die Amerikaner vor zwei Jahren zurückgelassen hatten.

Rationiert blieb nach wie vor sogar der Bezug von Wein, auch für kirchliche Zwecke. Sogar die Altarkerzen waren noch immer durch elektrische Leuchten in Kerzenform ersetzt, weil echte nicht erhältlich waren.
Die Ernährungslage war für Nichterzeuger fast unerträglich geworden. Der Mangel am Nötigen, der schon drei Jahre dauerte, begann für den, der sich zusätzlich nichts zu beschaffen vermochte, zu einer Hungersnot zu werden. In Presse, Parteien, Gewerkschaften und sogar im Landtag kamen die Zustände erregt zur Sprache, man beschuldigte die Bauern, für die Mißstände verantwortlich zu sein, warf den Beamten Unvermögen, Nichtwollen und Bestechlichkeit vor, sprach von einer Vertrauenskrise usw., allein, dadurch änderte man nichts oder wenig. Offiziell wurden Lebensmittel im Kalorienwert von 1550 je Tag zuerkannt, tatsächlich aber nur im Werte von wenig mehr als 1000 im Durchschnitt ausgegeben. Im März streikten in Aachen Arbeiter und Fahrpersonal der Straßenbahn als Protest gegen die schlechte Versorgung, aus anderen Orten wurde ähnlich berichtet. Zu Ostern wurde nicht einmal ein Ei je Person ausgegeben, obwohl die Hühnerhalter zur Ablieferung verpflichtet waren, die allerdings schlecht befolgt wurde.
Es sind leider nur wenige Zahlen aus privater Quelle überliefert und auch diese nicht einmal vollständig. Im Januar erhielt der Normalverbraucher je Woche 2 ½ kg Brot, aber nur 50 g Fett. Im folgenden Monat waren 4 Wochen vorgesehen 10,25 (bisher 10,-) kg Brot, 1 kg (1,5) Nährmittel, 0,125 (dgl.) Kaffee-Ersatz, 10 kg (10) Kartoffeln, 1 (0,5) kg Fleisch, 0,5 kg (0,6) Fisch, 0,250 kg (0,200) Fett, 0,125 kg (0,625) Käse, 3 (2) l Magermilch, 0,5 (0,750) kg Zucker oder Marmelade, 2 (2) kg Gemüse. Einiges davon wurde nicht geliefert; schon seit dem Herbst war der größte Teil der Nährmittel rückständig; zeitweise fehlte Brotmehl. Im Mai gab es für die Woche nur 1 ½ kg Brot und ⅓ Pfd Nährmittel, auch im folgenden Monat besserte sich nichts. Diese Beispiele mögen für andere stehen. Man hatte sich längst an das Brot aus angeblich amerikanischem Maismehl gewöhnt und war froh, wenn es dies überhaupt gab. Zwar sind je Kopf 2 Zentner Einkellerkartoffeln zuerkannt worden, aber nur für die Hälfte wurden Bezugsscheine ausgegeben. Zu Weihnachten erhielten Kinder bis zu 14 Jahren aus ausländischen Spende Zuckerstangen und Schokolade.
Unter diesen Umständen blühten Schwarzhandel und Schmuggel. Sie vermittelten sozusagen alles, was sonst nicht zu haben war: 1 Ei für 10-15 RM, 1 kg Butter 400 RM, 1 Zentner Kartoffeln 300 RM, 1 kg Kaffee bis 700 RM, 1 deutsche Zigarette 2,50 RM, eine ausländische bis 6 RM, Tabak 1,20 RM fürs Gramm, 1 Fahrrad oder 1 Rundfunkempfänger 1000 RM, 1 Paar lederne Schuhe 900 RM und mehr.
Das Hamstern von Feldfrüchten vornehmlich im Flachland, ursprünglich und noch aus der Not geboren, betrieben auch Schwarzhändler, die bei der Weitergabe der Waren allerdings neue Preise setzten oder sie nur im Tauschhandel Ware gegen Ware abgaben.
Die Preise der über Bezugsberechtigungsscheine gelieferten Waren blieben im allgemeinen gegenüber dem Vorjahr unverändert, also sehr mäßig und auch für kleine Einkommen erträglich.
In vielen Gärten wurde wieder Tabak gezogen. Bis 15 Pflanzen sind steuerfrei, der Anbau von über 100 ist genehmigungspflichtig.
Feldkartoffel und Weidevieh-Diebstähle waren der Grund für die Einrichtung nächtlicher Feldschutzstreifen der Bauern, die nach Möglichkeit durch Polizeibeamte verstärkt worden. Ein durchgreifender Erfolg war jedoch nicht feststellbar.

Die Versorgung mit Heizstoffen war völlig unzureichend. Nur Bäcker wurden einigermaßen ausreichend mit Braunkohlebriketts beliefert. Im übrigen wurde von den Kohlenhändlern unregelmäßig auf Bezugsschein abgegeben, was dazu aufgerufen war: Geringe Mengen Rohbraunkohlen, Steinkohlenschlamm, Eierbriketts, im Dezember je Haushalt aber 2 ½ Zentner Braunkohlenbriketts. Holzdiebstähle in den Gemeinde- und Privatwäldern blieben an der Tagesordnung. Die Gemeinde billigte jedem Haushalt 1 rm Brennholz aus dem Gemeindewald zu, es war über Holzhändler zu beziehen, die es selbst schlagen mußten; doch haperte es damit, und mancher ging leer aus.
Im Juli und August ließ die Gemeinde das ihr gehörende Kiefernwäldchen gegenüber der Bleihütte (im Hang zur Eisenbahn) abholzen. Das Holz wurde in Losen an die Einwohner von Kornelimünster verkauft. Die Wiederaufforstung des Geländes ist vorgesehen.

Der Schulunterricht konnte, nachdem weitere heimatvertriebene Lehrpersonen angestellt worden waren, wieder normal gestaltet werden. Gegen Lieferung von Stammholz aus dem Gemeindewald lieferte eine Schulmöbelfabrik aus Solingen die noch fehlenden Schulmöbel. (s. auch Bl.158 unten)
Eine Abstimmung der Erziehungsberechtigten ergab eine überwältigende Mehrheit für die Beibehaltung des katholischen Charakters der Volksschule. Dafür sprachen sich aus in Kornelimünster 94, in Breinig 95,6 und in Venwegen 90,6 vom Hundert. Dem entsprechend beschloß auch der Gemeinderat.
Die Lehrerin Johanna von der Weiden konnte am 18.März auf eine 40-jährige Tätigkeit an der Breiniger Schule zurückblicken. In einer zeitgemäß schlichten Feier hat man sie geehrt.
Der die Breiniger Schule seit 1945 leitende Lehrer Wilhelm Kremer wurde Hauptlehrer.
Der zweite Schulsaal in Breinigerberg (im Anbau) hatte in der Endzeit des Krieges den größten Teil der Dachdeckung verloren. Sie wurde erneuert, der Raum mit leichten Wänden unterteilt und als Notwohnung vermietet. Anstelle des nach Breinig versetzten Lehrers Johan Kaesler wurde zu Ostern neuer Schulleiter daselbst der Lehrer Franz Lambertz, ein gebürtiger Breiniger, er war bisher in Bouderath gewesen.
Die Schülerspeisung (s. 1946) wurde fortgesetzt.
Die Berufsschule konnte noch nicht wieder eröffnet werden; es fehlten Schulräume und Lehrer. Der Rat beauftragte die Verwaltung, in dieser Beziehung Umschau zu halten. Man kam darauf gegen das Jahresende zurück, nachdem die belgischen Soldaten Ende November aus der ehemaligen Abtei, in der sich die Schule bis 1944 befunden hatte, abgezogen waren. Nun stellte sich nicht nur heraus, daß die Beschlagnahme der Gebäude noch nicht aufgehoben war, sondern auch, daß der Bischof von Aachen sie für kirchliche Zwecke anmieten wollte. Dieser erklärte sich jedoch bereit, gegebenenfalls die Turnhalle für die Berufsschule herzugeben. Im Voraus sei bemerkt, daß die Schule in keinem der Abteigebäude wieder eröffnet worden ist, daß diese auch nicht samt und sonders dem Bischof vermietet worden sind.
Im Rahmen des Erwachsenenbildungswerks wurden von Januar bis April mehrere Vorträge über Kunst, Geschichte, Philosophie und Musik gehalten, für die eine Hörergebühr von je 1 RM erhoben wurde. Die Vorträge waren ziemlich gut besucht. Um dem Werk eine gesicherte Grundlage zu geben, suchte man zum Herbstbeginn einen Stamm von Hörern für ein Semester gegen eine Teilnahmegebühr von 25 RM zu gewinnen. Die Bereitwilligkeit dazu war jedoch nur schwach; man hatte als zu belastend empfunden, daß im Winter mit wenigen Ausnahmen (einige Vorträge waren auch ausgefallen) fast jeder Sonntag beansprucht worden war.

Nach einem Vortrag von Professor Plessow vor dem Gemeinderat am 28.März über Zweck und Bedeutung einer Volkshochschule beschloß dieser, eine solche gründen zu wollen, wenn es gelinge, die Gebäude der Abtei mit Vorkaufsrecht und mit dem weiteren Recht, Teile derselben an andere kulturelle Einrichtungen zu vermieten, anzumieten. (Dazu ist es jedoch nicht gekommen).
Für die Schulen waren nach und nach Lehr- und Lernmittel und Schülerbücher und Schreibhefte erhältlich geworden, wenn auch noch nicht in voll ausreichender Zahl. Im übrigen war Schreibpapier noch knapp und in der Regel nur gegen Abgabe von Altpapier zu bekommen.
Seit dem vorigen Jahr kamen zaghaft zunächst, auch andere Bücher neu heraus, durchweg in einfacher Ausführung, Gebetbücher noch nicht.
Die Zeitungen waren zeitweise genötigt ihren Umfang zu beschränken.

Seit dem Kriegsende sind rund 100 kleingewerbliche Unternehmungen zugelassen worden (Handwerker, Händler, Fuhrunternehmer usw. darunter), seitdem die Versorgung mit elektrischer Kraft wiederhergestellt ist, auffallend viele Holzhändler, die auf Kreissägen Nutz- und Brennholz herrichten, wohl eine Folge der Zeitverhältnisse. Denn die Fabrikarbeit machte bisher nur geringe Fortschritte. Rohstoff- und Kohlenmangel verhinderte ihr Wiederaufleben. Kohlenmangel wurde auch als Ursache der Einschränkung des Straßenbahnverkehrs im Januar angegeben.
In Kornelimünster kam es zur Gründung einer Tuchfabrik. Sie hatte vor 2 Jahren unter der Firma Kall und Wagemann begonnen und zwar in Hahn. Jetzt erwarb sie an der Niederforstbacher Straße ein Grundtück von Peter Pohl, Schleckheim (später Kornelimünster) und errichtete darauf ein Fabrikgebäude. Schon im Herbst begann nach Vollendung des ersten Bauabschnitts (dem noch mehrere gefolgt sind), die Fabrikation. Diese Neugründung wurde mit Recht ein Lichtblick in der im allgemeinen noch trostlosen Lage der gewerblichen Wirtschaft angesehen, die auch der Arbeiterschaft zugute kam.
Die "Stolberger Metallwarenfabrik Wirths, Bach u. Co." In Vicht-Breinigerberg durfte, nachdem die Versorgung mit Strom, Rohstoffen und Kohlen angelaufen war, die Fertigung erweitern und auf Vorkriegserzeugnisse (Ketten, Kleingerät) ausdehnen, umständebedingt noch in beschränktem Umfang.
Bier üblicher Art durfte noch nicht gebraut werden. Die hiesige Brauerei Schmitz erhielt geringe Mengen von beschädigtem Malz für die Herstellung von Bier als Haustrunk der Betriebsangehörigen und für dringende brauereieigene Zwecke. Für den Verkauf wurde wie bisher ein bierähnliches Ersatzgetränk aus Molke hergestellt.

Die Reißwollfabrik in der Münster Mühle (1905-21 Firma R.Lupke u. Cie, bis 1938 W. Heyman A.G., Inden, dann August Meuther, Inden) ging in diesem Jahr wieder an den früheren jüdischen Eigentümer Lichtenstein in Inden über, der sie an (die Firma) O(skar) und K(uno) Rohland verpachtete. Geschäftsführer ist seit 1921 der Sohn des damals ausgeschiedenen Mitinhabers, Oskar Rohland. Das Werk, im Herbst 1944 bei Annäherung der Kampffront stillgelegt, hatte 1938 aus jüdischer in arische Hand überführt werden müssen. Darum haben sich die Verhandlungen wegen der Betriebswiederaufnahme lange hingezogen. Immerhin durfte jetzt mit Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten begonnen werden. Übrigens: Der Teilhaber K.Rohland ist aus Ostdeutschland vertrieben.
Die Möbelfabrik Hubert Hillemans, Stolberg, erbaute auf dem Gelände des ehemaligen RAD-Lagers in der Finsterau ein kleines Sägewerk mit Holztrocknungsanlage für den eigenen Bedarf.
Auch außerhalb der Gemeinde gab es nur Teilbetriebe mit verminderter Arbeiterzahl. Infolgedessen ging die Zahl der Arbeitslosen nur geringfügig zurück. Manche von ihnen fanden allerdings ihr Auskommen beim Schwarzhandel oder Schmuggel oder hatten sich sonst irgendwie selbständig gemacht. Täglich sah man vielköpfige Schmugglerkolonnen unterwegs zur belgischen Grenze und selbst am hellichten Tage bepackt von da zurückkommen. Auf einem solchen Wege ist am 13.April der verheiratete Otto Beretz aus Breinigerheide einem Schuß zum Opfer gefallen, der von einem Zollgrenzbeamten abgegeben worden war. Solche Gefahren nahmen die Leute in Kauf, umso lieber, als sie bei einem Schmuggelgang mehr als den Wochenlohn eines Arbeiters verdienen konnten. In ihrem Rücken wußten sie zahlungskräftige "Unternehmer", die für die Weiterleitung der Waren im Inland sorgten.

Die Abrechnung der Gemeindekasse für 1946 wies Einnahmen von 559.256 RM und Ausgaben von 444.064 RM nach.
Im Haushaltsplan für 1947 waren vorgesehen 448.200 RM Einnahmen und 508.200 Ausgaben.
Ein Nachtragshaushaltsplan vom 8.3.1948 sah vor an Mehreinnahmen 148.865 RM, Mindereinnahmen 65.938 RM, Mehrausgaben 124.627 RM und Minderausgaben 59.100 RM.
Der außerordentliche Haushalt schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 69.000 RM.
Das Gemeindevermögen am 1.4.1947 ist wie folgt nachgewiesen (die Zahlen vom 31.3.1946):
Bekannte Grundstücke (Verwaltungsgebäude, Schul- und andere Häuser) 235.500 RM (dgl.),
unbebaute Grundstücke außer Gemeindewald 18.526 RM (dgl.),
Finanzvermögen:
a) Beteiligungen10.062 RM (dgl.),
b) Wertpapiere (ohne Beteiligungen)18.994 RM (24.541),
Rücklagen 283.844 RM (280.792),
Gemeindewald168.200 RM (dgl.),
zusammen735.127 RM (737.621).

Das wertvollste unbebaute Grundvermögen ist ohne Zweifel der 431 ha große Gemeindewald, der ungefähr halb im Gemeindegebiet von Walheim liegt und für diesen Teil mit der Grundsteuer zugunsten der Gemeinde Walheim belastet ist. Es gehören ferner dazu Friedhöfe, Straßen und Wege, das Dienstland des Gemeindeförsters, Schulspielplätze, Heiden und landwirtschaftlich genutztes Land (Wiesen, Äcker), auch einiges Ödland. Nicht innerhalb der Gemeinde liegt die Ritscheider Heide bei Oberforstbach. Sie war bei der Aufteilung der gemeinsamen Heiden und Wälder des Münsterländchens in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrjhunderts unserer Gemeinde zugefallen. Bei ihr handelt es sich längst nicht mehr um Heideland; vielmehr ist sie aufgeteilt und als Weide- und Ackerland an Bauern verpachtet. Im Laufe der Zeit hat die Gemeinde einzelne Teile verkauft oder gegen günstiger gelegenes Land vertauscht, z.B. in den zwanziger Jahren gegen Bauland zwischen Ober- und Niederforstbacher Straße (Tausch mit Toussaint Hollands). In diesem Jahr hat sie auf die Wiese von Mathias Hellebrand, Aachen-Lichtenbusch, ein Grundstück in der Gemeinde Walheim in der Größe von 35,74 a übernommen. Die Heide umfaßt nur noch 13.2304 ha.

Der Forstwirtschaftsplan für 1947/48 sah vor den Einhieb von 1185 fm Nutz- und 545 rm Brennholz mit einem Erlös von 38.000 RM. Für Forstkulturen sollten 2.860 RM ausgegeben werden. Allmählich war wieder an eine geregelte Forstwirtschaft zu denken, nachdem der Gemeindeforstmeister seine Tätigkeit wieder aufgenommen hatte.
An der Oberforstbacher Straße gab die Gemeinde Bauland für 9 Wohnhäuser ab.
Der Gemeinderat vertagte die Beschlußfassung über die von Oberregierungs- und Baurat Hunoldt angeregte Anfertigung eines Bebauungs- und Wirtschaftsplans, der 12.270 RM kosten sollte.
Die Gemeinde beauftragte den Regierungsbaumeister a.D. Architekt Kehren, Vicht, für das zur Besiedelung vorgesehene Heideland in Breinigerheide (im Anschluß an das in den zwanziger Jahren erschlossene Siedlungsgelände) zwischen Prämienstraße und Corneliastraße einen Siedlungsplan aufzustellen. Nachdem der Entwurf nach den Wünschen des Landesstraßenbauamts geändert war, wurde der Plan vom Rat angenommen; er soll der Neusiedlung zugrunde gelegt werden.
Es wurde ein Siedlungssusschuß des Rats gebildet.

Aus dem Haushaltsplan für 1947: Man erwartet an Einnahmen unter anderem: Grundsteuer vom landwirtschaftlichen Besitz 21.000 RM, von anderem 57.000 RM, Gewerbesteuer 54.200 RM, Ersatz für Fürsorgekosten 123.500 RM, aus Holzverkäufen 38.000 RM, an Schlüsselzuweisungen (Anteil an Staatssteuern) 19.568 RM, Bürgersteuerausgleich (Anteil an Einkommensteuer) 34.420 RM, Ergänzungszuschuß des Landes zu den Volksschulkosten 5.600 RM. Ausgaben unter anderem: Beitrag zur Landesschulkasse (für 13 Lehrerstellen) 21.840 RM, Unterhaltung der Schulgebäude 5.300 RM, Lehr- und Lernmittel 2.300 RM, Fürsorgekosten 150.917 RM, Wegearbeiterlöhne 12.432 RM, Unterhaltung von Straßen, Brücken, Kanälen 5.300 RM, Beseitigung von Kriegsschäden an Straßen 30.000 RM, Feuerlöschwesen 4.000 RM, davon die Hälfte für Anschaffungen von Geräten, Waldarbeiterlöhne 14.000 RM, Aufforstungen 2.000 RM, Kosten des Oberförsters bezw. Forstmeister (Anteil) 2.100 RM, Waldfeuerversicherung 694 RM, Kreisumlage 44.346 RM, Gesamtkosten der Beamtenbesoldung 54.783 RM, davon für Lehrer 26.040 RM, Beamten-Alters- und Hinterbliebenen-Versorgung 7.950 RM, Besoldung der Angestellten 58.300 RM, Anteile an der Sozialversicherung der Angestellten 4.068 RM, desgleichen der Arbeiter 2.321 RM, sächliche Verwaltungskosten 14.876 RM.
An Rücklagen und zum 1.April 1947 nachgewiesen: 78.300 RM Betriebsmittel, 47.721 RM allgemeine Rücklagen, 37.922 RM für Forstkultur, 86.600 RM für Straßenbau und 33.300 RM für Grunderwerb, zusammen 283.844 RM. Davon sind angelegt als Sparguthaben 79.900 RM. Als neue Rücklagen sind insgesamt 11.100 RM vorgesehen.
Die Gemeideschulden betrugen am Ende des Rechnungsjahres 1946 (31.3.1947) 160.534 RM.


Breinig, am 21.August 1966; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1948

Bevölkerung
1948mw
Population
Geburten7775
Todesfälle3644
Trauungen52

Die Personenstandsaufnahme für Steuerzwecke im September ergab 6.146 Einwohner.
Innerhalb der Gemeinde wurden 77 Knaben und 75 Mädchen geboren, 36 männliche und 44 weibliche Personen sind gestorben, darunter eine Frau von 93 Jahren.
Zahl der Heiraten : 52. Nachtrag Zu Ostern besuchten 818 Kinder die (kathol.) Volksschulen, es waren 16 Lehrerstellen vorhanden. Von den Kindern waren einige evangelisch.
Wetter: am Jahresanfang starker Regen, der bald die Inde im Pannacker über die Ufer treten und einige Keller am Markt überfluten ließ. Das Regenwetter dauerte mit Unterbrechung bis Mitte Februar. Dann lösten starker Frost und wenig Schnee das milde Wetter ab. Der Schnee verschwand im März, und Nachtfröste leiteten zum Frühling über. Ostern (28.März) bei Sonnenschein kalter Wind. Frühjahr und Sommer meist kühl und naß; es entschädigte ein schöner Spätsommer und Frühnebel. Anfang Oktober leichte Nachtfröste, stärkerer Frost erst Ende November, Schnee gegen das Jahresende.
Die Landwirtschaft hatte ein bedeutend besseres Jahr wie das vorige. Das Heu litt zwar unter Nässe, und die Ernte zog sich bis Ende Juli hin, mengenmäßig war man zufrieden. Auch die Halmfrucht hat unter der Feuchtigkeit gelitten. Dagegen sind die Kartoffeln gut geraten; man rechnete mit einem Ertrag von 390 t Speisekartoffeln auf einer Anbaufläche von 30 ha. Wegen der vorjährigen Mißernte war man auf überwiegend fremdes Saatgut angewiesen gewesen; davon wurden für Betriebe von wenigstens einem ha Gesamtgröße 37,5 t über den Handel verteilt. Im Herbst konnten Einkellerkartoffeln frei eingekauft werden, ohne daß es eines Bezugsscheins bedurfte.

Die Bodenbenutzungserhebung im Mai/Juni erstreckte sich wie bisher nur auf Betriebsgrößen von 0,5 ha (oder 2 Morgen) und mehr. Deren Zahl wurde mit 262 ermittelt. Von diesem waren 34 (=12,9 v.H.) unter 1 ha, 160 (61 v.H.) 1-5 ha, 33(12,6 v.H.) 5-10ha, 31 (11,8 v.H.) 10-20 ha und 4 (1,5 v.H.) über 20 ha groß, der größte 22 ha.
Nach Angabe der Bauern waren bestellt mit Roggen 7,5 ha, Weizen 4,5 ha, Gerste 4 ha und Hafer 34 ha.
Im Wirtschaftsjahr (1.7.) 1947 / (30.6.) 1948 war den Viehhaltern ein Ablieferungssoll an Schlachtvieh von 100 t Lebendgewicht auferlegt worden. Infolge der Futternot waren bereits Ende Januar, obwohl einzelne Viehhalter noch rückständig waren, 31 t mehr abgeliefert worden. Das Soll für 1948/49 beträgt 150 t.
Das vollständige Ergebnis der Viehzählung ist leider nicht überliefert. Bekannt geblieben ist, daß 1372 Stück Rindvieh vorhanden waren.
Der Kartoffelkäfer wurde wieder mit Kalkarsenspritzungen bekämpft. Spritzen und Spritzmittel stellte der Pflanzenschutzdienst bei der Landwirtschaftsschule in Eschweiler zur Verfügung, den örtlichen Einsatz regelten die Bauernvertreter. Die Gemeindeveraltung war nur vermittelnd tätig.
Zu einer Plage wurden die Maikäfer, die in sehr großer Menge auftraten und kahlgefressene Weißdornsträucher, Ahorn- und junge Eichbäume und beschädigte Pflaumenbäume und anderes zurückließen.
In diesem Jahr wurde für die Ablieferung von je 7 kg Bucheckern Speiseöl im Wert von 15 RM abgegeben. Von dieser Vergünstigung wurde umso lieber Gebrauch gemacht, als noch immer großer Mangel an Speisefetten herrschte. Man suchte die Früchte sogar in den großen Waldungen jenseits der Vicht.
Die Heilkräuterzucht in der unteren Rehhag ist aufgegeben, das Gelände des Ginsterbergs der natürlichen Bewachsung wieder überlassen worden.
Die Ausübung der Jagd war den Jagdpächtern noch immer nicht erlaubt. Weder wurden Jagdscheine ausgegeben, noch waren Jagdgewehre erhältlich. Infolgedessen zahlten die Pächter keine Pacht und die Geschädigten konnten nicht entschädigt werden. Im Wald jagten gelegentlich Besatzungsangehörige. Es wurden wieder starke Verwüstungen durch Wildschweine und die Schäden nach Art und Umfang in dem vorgeschriebenen Verfahren festgestellt.

Grundstücksumlegungen (Flurbereinigung) Büsbach. Am 22.März 1939 hatte der Oberpräsident der Rheinprovinz (Landeskulturabteilung) im Verfahren zur Flurbereinigung für einen Teil der früheren Gemeinde Büsbach eingeleitet. Zu dem Umlegungsgebiet gehört der Teil unserer Gemeinde, der zwischen dem Kalkwerk in der Rüst und der Stockemer Straße nordwestlich der Eisenbahn Stolberg-Walheim sowie nordwestlich der Straße Breinigerheide-Kornelimünster liegt, mit Ausnahme des engeren Hofgeländes vom Fronhof. Damals ist noch ein Vorstand der Teilnehmergemeinschaft (d.h.der beteiligten Grundbesitzer) gewählt worden; wegen des Krieges blieb die Weiterarbeit ausgesetzt. Sie wurde in diesem Jahr wieder aufgenommen und zunächst der Vorstand von Nationalsozialisten gesäubert und ergänzt.
Im voraus sei vermerkt: Der Umlegungsplan war im Herbst 1952 fertig und wurde am 5.März 1953 in Kraft gesetzt. Jedoch blieb noch zu entscheiden über die Einwendungen von 17 (von insgesamt 1220) Teilnehmern. Am 18.Mai 1953 wurde ein neuer Vorstand gewählt; dessen Zusammenarbeit mit dem Kulturamt (Aachen) erwies sich aber von vornherein als unfruchtbar. Die Streitigkeiten spitzten sich so zu, daß der Vorstand am 8. Nov. 1955 vom Kulturamt abberufen wurde; an seine Stelle traten drei an dem Verfahren nicht beteiligte und außerhalb des Umlegungsgebiets wohnende landwirtschaftliche Fachleute. Der alte Vorsand klagte darwider, wurde jedoch in allen Instanzen abgewiesen, zuletzt vom Bundesverwaltungsgericht am 7.Mai 1957.
Unsere Gemeinde war an dem Umlegungsverfahren sowohl als politische Körperschaft wie auch als Grundbesitzer beteiligt. Aus diesem Grunde wählte der Rat im Dezember 1948 zur Wahrnehmung seiner Interessen drei Bevollmächtigte. Die Grenze gegenüber Stolberg ist an mehreren Stellen verändert worden, insbesondere westlich von Schützheide, wo ein ziemlich ertragsarmes Heideland, die Schützheide, das größtenteils unserer Gemeinde gehörte, dem Stadtgebiet zufiel, während zwischen Breinigerheide und Dorff beiderseits der Prämienstraße rund 3,12 ha wertvolles Wiesenland aus dem Stadtgebiet unserer Gemeinde zugeteilt worden ist. Außerdem gewann unsere Gemeinde durch Austausch Bauland an der Corneliastraße und an der Hubertusstraße; auf demselben Wege gelangte die kath. Kirchengemeinde Breinig an der Kirchheid zu einem Bauplatz (für eine Kirche).

Erst 1963 wurde die neue Grundstückseinteilung ins Grundbuch eingetragen.
Durch diese Flurbereinigung wurde zum ersten Male die Größe unserer Gemeinde verändert. Hatte sie bisher 2188, ha betragen, so sind es jetzt (1966 noch nicht bekannt).
Das wichtige Ereignis dieses Jahres war zweifellos die längst fällige Neuordnung unseres Geldwesens, die Währungsumstellung von der 1924 eingeführten Reichsmark auf Deutsche Mark und Pfennig. Von ihr durfte man die Gesundung unserer gesamten Geldwirtschaft erhoffen. Sie wurde nach kurzer Vorankündigung am Sonntag, den 20.Juni durchgeführt und galt vom 21. ab, das bisherige Papiergeld verlor mit einem Schlage seinen Verkehrswert. Die ersten praktischen Maßnahmen waren den Gemeinden übertragen. Von 8 bis 10 Uhr waren die Beamten und Angestellten von Verwaltung und Kasse an 6 Stellen (je 2 in Kornelimünster und Breinig, je 1 in Venwegen und Breinigerberg, die letzte auch für Vicht-Breinigerberg, Münsterau und Finsterau zuständig) eingesetzt. Gegen Ablieferung von 60 Reichsmark (Papiergeld) je Person wurden 40 Deutsche Mark (Papiergeld) ausgegeben und dies durch Lochung des Personalausweises bestätigt. Dieses einfache Verfahren verlief überall reibungslos. Außer der ebenso einfachen Abrechnung hatte die Gemeinde mit der Sache nichts mehr zu tun. In der folgenden Woche konnten weiteres RM-Geld bei den örtlichen Sparkassen abgeliefert und Sparguthaben angemeldet werden; dazu hat die Gemeindekasse der örtlichen Zweigstelle der Kreissparkasse Helfer zur Verfügung gestellt. Im September wurde die sogenannte 2. Rate mit 20 DM ausgezahlt, diesmal durch die Ernährungsstelle unter Mithilfe der Gemeindekasse.
Öffentliche Verwaltungen und wirtschaftliche Unternehmungen sind nach besonderen Richtlinien mit Betriebsmitteln ausgestattet worden, um ihnen den Übergang in die neuen Verhältnisse einigermaßen zu ermöglichen, denn fortan war nur das neue Geld umlauffähig und alle Zahlungen in diesem zu leisten. Diese Betriebsmittel wurden allseitig als sehr knapp und nicht ausreichend empfunden, Verwaltung und Wirtschaft sahen sich zu Beschränkungen gezwungen. Die Steuern wurden nur stockend gezahlt, Gehälter und Löhne ratenweise. Es kam zu Arbeiterentlassungen. Es hat einer gewissen Zeit bedurft, bis sich die Verhältnisse einigermaßen gefestigt hatten.
Schon in den ersten Tagen nach dem 20.Juni boten auch bei uns Geschäfte Waren des häuslichen Bedarfs an, die man lange vermißt hatte, doch fand man die Preise angesichts der eigenen knappen Geldmittel zu hoch. Man glaubte sie auf ein Versagen der Preisüberwachung zurückführen zu sollen. Tatsächlich wurde diese hier so gut wie garnicht ausgeübt.
Die Eisenbahn senkte die Fahrpreise um ein viertel.

Der Warenschmuggel blühte zunächst weiter, nahm jedoch bis zum Herbst etwas ab. Jedoch sanken die von ihm vertriebenen ausländischen Tabakwaren im Preis teilweise unter die für rationierte.
Im Frühjahr verließ die belgische Holzfällerkompagnie (s. 1946/47) Breinig, sehr zum Leidwesen einiger Schwarzhändler, die mit den Soldaten einträgliche Geschäfte gemacht hatten. Einer der beiden von den Belgiern benutzten Wirtshaussäle war für die Sommerkirmes notdürftig wieder hergerichtet.
Fastnacht verlief wie im Vorjahr ruhig, Maskierungen und Umzüge waren verboten.
Cornelioktav und Jahrmarkt fanden wie üblich statt, der Besuch war etwas besser als im Vorjahr. Auf dem Jahrmarkt waren trotz der Brotrationierung belegte Brötchen zu 50 Pfennig angeboten. Erstmals seit 1937 war auch wieder Viehmarkt, am Montag nach dem 2. Oktavsonntag, diesmal auf einer Wiese im Pannacker, neben dem Gaswerk.
Am 22.August feierte der Probst von Kornelimünster und Ehrendechant Alfons Gerson 50-jähriges Priesterjubiläum.
An demselben Tage ehrte man in Breinig Wilhelm Ostlender vom Breinigerberg; er war 60 Jahre aktives Mitglied des Kirchenchors. Nach dem 1. Weltkrieg hatte er mehrere Jahre dem Gemeinderat angehört; damals hatte er über dessen Verhandlungen und Beschlüsse Aufzeichnungen gemacht, die dem Verfasser dieses Berichts für die Chronik jener Jahre von Wert gewesen sind, weil andere Urkunden fehlten.
Im Erdgeschoß des als solches nicht mehr benutzten alten Schulhauses an der Hauptstraße in Breinig ließ die Gemeinde im Herbst die für die Einrichtung eines Kleinkindergartens erforderlichen baulichen Veränderungen durchführen. Ein solcher war bis zum Spätsommer 1944 von der NSV ebenfalls dort unterhalten worden. Mit der kath. Kirchengemeinde Breinig als der Trägerin der neuen Einrichtung schloß die Gemeinde einen entsprechenden Vertrag.
In das Obergeschoß des selben Hauses hatte im Januar eine neunköpfige Flüchtlingsfamilie Glantschnig eingewiesen werden müssen, für die ein anderes Unterkommen zu finden unmöglich gewesen war. Für deren wohnliche Unterbringung hat die Gemeinde den 54 qm großen Saal durch leichte Wände unterteilen lassen. Die Familie hat nach Jahren, nachdem der Kindergarten ausgezogen war, das Haus von der Gemeinde gekauft und um- und ausgebaut.

Bis zum Jahresende waren die meisten deutschen Kriegsgefangenen aus den westlichen Ländern heimgekehrt. Zurückgeblieben sind solche, die entweder eine Strafe verbüßen müssen oder sich zur Arbeit verpflichtet haben. Sorgen bereitet das Schicksal der in den östlichen Ländern verbliebenen Soldaten, mit den Kriegsgefangenen ist jedoch der Briefwechsel zugelassen worden.
Ab Januar waren Verwandtenbesuche im grenznahen Gebiet von Holland und Deutschland wieder zugelassen.
Im übrigen war das Überschreiten der Grenze nach wie vor an die Genehmigung der Militärregierung gebunden, die jedoch nur selten durch die Ausstellung eines Reisepasses erteilt wurde.
Auf Betreiben des Ortsvereins Breinig des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde im Einvernehmen mit der Gemeinde der auf dem dortigen Friedhof den Kriegstoten vorbehaltene Teil in ansprechender Weise neu hergerichtet. Jeder der rund 40 Grabhügel erhielt ein hölzernes, dunkelgrün angestrichenes Kreuz in der Form des Eisernen Kreuzes, das Namen, Geburts- und Todeszeit angibt. Im Hintergrund beherrscht ein hölzernes Hochkreuz mit der Aufschrift "Frieden" das Ganze. Außerdem wurde jeder Hügel mit Grün bepflanzt. Die Gemeinde ließ am Eingang zwei Pfeiler aus Kalkstein errichten und Kies für die Wege anfahren. Der Ortsverein hat über 1000 DM aufgewendet, die aus eigenen Mitteln stammen, zum allergrößten Teil jedoch durch eine Haussammlung aufgebracht worden sind. Auf eine besondere Veranstaltung aus dem erwähnten Anlaß hat man verzichtet.
Am 15.Dezember jährte sich zum 300. Mal der Tag der "Schlacht bei Kalterherberg". Damals sind von den münsterländischen Männern, wahrscheinlich Schützen, die von den Monschauern gegen marodierende lothringische Soldaten zu Hilfe gerufen waren, 56 gefallen oder an Verletzungen gestorben. Ihre Namen sind im Sterbebuch der Pfarrkirche Kornelimünster aufgezeichnet. Die örtliche Überlieferung weiß über dieses Ereignis nicht mehr zu berichten. Der "Eremit am hohen Venn", Mitteilungen des Geschichtsvereins des Kreises Monschau, brachte darüber in der letzten Ausgabe 1948 einen Aufsatz.
Der Gemeindedirektor hatte sich im letzten Dezember um die Wiederaufnahme des Personenzugverkehrs auf der Eisenbahnstrecke Kornelimünster-Aachen bemüht. Dem ist mit Beginn des Sommerfahrplans entsprochen worden. Es ergab sich aber, daß die Reisenden hiervon wenig Gebrauch gemacht haben und die anderen Verkehrsmittel, Straßenbahn und Omnibus, bevorzugen. Darum ist der Personenzugverkehr bald wieder aufgegeben worden.

Die Wohnplätze im Vichttal, Münsterau und Vicht-Breinigerberg wurden aus der Zuständigkeit des Arbeitsamts Aachen herausgenommen und dem Arbeitsamtsbezirk Stolberg zugeteilt, nachdem sich sowohl die dortigen Arbeitgeber wie die Betriebsräte dafür ausgesprochen und auch unser Rat zugestimmt hatten.
Die Straßenbrücke über die Inde am Iternberg im Zuge der Provinzialstraße (s. 1947) ist fertig geworden. Die Bauarbeiten hatten sich dadurch lange hingezogen, daß weder der Straßenverkehr noch der der Straßenbahn hatten gänzlich unterbrochen werden dürfen; man mußte jede Fahrbahn einzeln fertigmachen. Die Brücke wurde etwas breiter wie die alte und hat nicht nur zwei Fahrbahnen für den Straßenverkehr, sondern trägt wie früher auch die Bettung für die Straßenbahn; außerdem hat man einen Gehweg neu angelegt. Um den Wasserdurchlauf zu verbessern, wurde der alte Mittelpfeiler beseitigt, es also bei einem Bogen belassen.
Auch die nächst unterhalb liegende Straßenbrücke über denselben Bach, um 1934 mit der sog. "Umgehungsstraße" erbaut, wurde wieder aufgebaut und vor dem Winter befahrbar gemacht. Nun war die ganze Provinzialstraße wieder für den überörtlichen Verkehr benutzbar, der sich in der Ortsenge immermehr zur Plage für Fahrer und Anwohner ausgewirkt hatte.
Die ebenfalls 1944 zerstörte kleine Brücke über die Inde im Zuge der Steinstraße sollte auf Kosten der Gemeinde in Beton und Eisen erneuert werden; notwendige Verhandlungen verzögerten das bis 1950 (s. 1950).

Die Gemeinde ließ auch anstelle der beim letzten Hochwasser fortgerissenen Fußgängerbrücke über die Inde unterhalb der Klause eine neue hölzerne Brücke erbauen, d.i. zwischen Klauser- und Frankenwäldchen.

Endlich wurde auch das Gemeindehaus auf dem Schulberg wieder seinem Zweck zugeführt. Zunächst war der um 1900/01 erbaute östliche Flügel, die ehemalige Bürgermeisterwohnung soweit hergerichtet, daß in sein Erdgeschoß die Gemeindekasse einziehen konnte. Der alten (bis 1878) Knabenschule, dann bis 1900 als Wohnung vermittelt gewesen, seitdem im Erdgeschoß und später auch im Obergeschoß Verwaltungsdienststelle wurde wenig später fertig. Ihn und das Obergeschoß des Ostflügels bezog Anfang Mai die Verwaltung; sie nahm dahin später mit auch die Ernährungs- und Wirtschaftsstelle, die wie die Gemeindekasse bisher im Gemeindehaus am Markt (1830 als Gemeinde und Schulhaus errichtet) untergebracht war. Damit wurden erstmals alle Verwaltungsstellen unter einem Dach vereinigt. Alle dienstfremden Familien, die im Hause gewohnt hatten (s. 1945), waren anderweitig untergebracht worden, bis auf eine im Dachgeschoß, die der Raumpflege übertragen wurde.
Das Gemeindehaus am Markt ist, nach einigen Umbauten zu Wohnzwecken vermietet worden.
Amtsauflösung. Auf Veranlassung des Regierungspräsidenten hat das Gemeindeprüfungsamt die Verwaltungsmehrkosten, die die getrennten Verwaltungen verursacht haben, mit 47.187 RM errechnet. Während eine gemeinsame Verwaltung einen Aufwand von 124.500 RM erfordert haben würde, beträgt dieser für Kornelimünster 102.066 RM, für Walheim 69.621 RM. Die auf die Währungsreform zurückzuführende Anspannung der Gemeindefinanzen veranlaßte den Gemeindedirektor, dem Rat eine Denkschrift zuzuleiten, die die kommunale Gliederung und Entwicklung des Münsterländchens seit der französischen Fremdherrschaft schildert und besonders auf die Dinge seit der Amtsbildung 1935, die Amtsauflösung 1946 und deren Folgen hinweist. Besonders betonte er, das Amt sei auf mündliche Anordnung der Militärregierung aufgelöst worden ohne die vorgeschriebene Auseinandersetzung; die personalrechtlichen Fragen seien völlig ungeklärt geblieben; der Verwaltungsmehraufwand von 47.187 RM oder 42 v.H. sei unerträglich, die Wiederherstellung des alten Rechtszustands unaufschiebbar. Unter Überreichung der Denkschrift wurde der Oberkreisdirektor gebeten, die Sache von Amtswegen aufzugreifen. Dessen Antwort: Der Regierungspräsident vertrete zwar den Standpunkt von Kornelimünster, wünsche jedoch, die Sache erst nach den Kommunalwahlen im Herbst aufzugreifen. Unser neuer Hauptausschuß des Rats befaßte sich am 15.November erneut mit der Sache; er wünschte die Wiederherstellung des Amts. Drei Wochen später ließ der Oberkreisdirektor die beiden Gemeinden wissen, er werde nicht eingreifen, weil die Gemeinderäte berufen seien, über eine Verwaltungsgemeinschaft zu befinden. Unser Rat beschloß darauf, die Amtsverfassung am 1.April 1949 wieder in Geltung zu setzen; wenn Walheim ablehne, solle die oberste Verwaltungsinstanz um Entscheidung angerufen werden, ob die Amtsführung rechtsgültig sei; werde jedoch unsere Auffassung nicht bestätigt, so müsse in einer vermögensrechtlichen Auseinandersetzung Walheim mit den Mehrkosten belastet werden.

Der Walheimer Gemeinderat hat die Fortsetzung der Verwaltungsgemeinschaft abgelehnt. (weiter siehe 1949)
Die Zuweisung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen setzte sich das ganze Jahr über fort. Die Schwierigkeiten ihrer Unterbringung mehrten sich ebenso wie die damit verbundenen Unzuträglichkeiten. Vorstellungen beim Kreisflüchtlingsamt um Erleichterungen waren erfolglos. Massenzuweisungen wie im vorigen Herbst sind allerdings unterblieben.
Immermehr machte sich der Mangel an Wohnraum bemerkbar. Der Bevölkerungsvermehrung stand kein Zugang an Wohnungen gegenüber. Seit dem Kriegsbeginn hatte der Wohnungsbau geruht, inzwischen war aber die Einwohnerzahl nicht nur natürlich gewachsen; aus kriegszerstörten Städten waren viele Leute zu uns geflohen, die Mehrzahl derselben hatte noch nicht zurückkehren können. Hinzu kamen seit 2 Jahren Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Unter dem Mangel hatten alle zu leiden, die berechtigten Anspruch auf eigenen oder größeren Wohnraum hatten. Das Wohnungsamt hatte mit ihnen eine Last; es kämpfte um jeden Raum, der geeignet schien, Wohnungssuchenden zu helfen. Die umstrittene Rechtsstellung des Wohnungsausschusses führte auf höhere Weisung dahin, daß der Rat am 19.Mai beschloß, seine bisher nur beratende Tätigkeit mit Beschlußkraft auszugestalten; das vermochte die aufgezeigten Tatsachen jedoch nicht zu ändern. Wohnungsbau allein hätte helfen können. Es regte sich auch der Wille dazu, doch nur ganz wenigen gelang ihr Vorhaben. Die Geldreform mit ihren Folgen hatte eine zu starke Verknappung des Geldes erzeugt. Wohl darum vermochte sich auch die Gemeinde nicht zu entschließen, selbst Wohnungenzu bauen (wie sie es nach dem ersten Weltkrieg getan hatte).

Etwa 25 Siedlungswillige aus Breinig und Kornelimünster, zusammengeschlossen im Diözesansiedlungswerk, bemühten sich um das von der Gemeinde in Breinigerheide bereitgestellte Siedlungsgelände. Der Rat genehmigte am 19.Mai, daß das für das erste Baudrittel vorgesehene Land förmlich als Siedlungsgelände anerkannt wird. Zur Bauausführung kam es jedoch noch nicht. Das erste Baudrittel lag an der Corneliastraße.
Der Sportplatz des Vereins für Rasensport, Venwegen, gelegen auf Gemeindewaldgelände, bedurfte der Vergrößerung. Der Rat genehmigte, daß hierfür ein 12 m breiter Streifen des Waldes abgegeben wird.
Die Einrichtung einer Werwaltungsnebenstelle in Breinig (laut Beschluss vom 23.Mai v. J.) erwies sich, auch wegen Mangels an bei der Hauptverwaltung entbehrlichen Personal, als undurchführbar (Sie ist nie eingerichtet worden).
Durch Verordnung der Brit. Militärregierung 165 vom 15.September wurde die Verwaltungsgerichtsbarkeit neu geordnet in dem Sinne, daß grundsätzlich jeder Verwaltungsakt in einem eingehend geregelten Verfahren vor einem unabhängigen Gericht anfechtbar sein soll. Dementsprechend ist in Aachen ein Landesverwaltungsgericht gebildet worden.
Der Entnazifizierungs-Ortsausschuß, dem die Vorprüfung der Entnazifizierungsgesuche oblag, hat, enttäuscht durch nach seiner Meinung fehlgegangene Entscheidung übergeordneter Stellen, die seinen Vorschlägen zuwiderlaufen, seine Tätigkeit eingestellt. Der Rat hat abgelehnt, neue Ausschußmitglieder zu bennennen. Tatsächlich hatte die Militärregierung, auch über Beamte, in einer Weise entschieden, die nur auf völliger Verkennung der Umstände beruhen konnte und darum berechtigten Unwillen hervorrufen mußte.
Der Gemeinderat legte fest, daß die Gemeinde sowohl bei der Gesellschafterversammlung der "Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H." wie im Zweckverband für die Anstellung und Besoldung der Gemeindeforstmeister durch den jeweiligen Gemeindedirektor vertreten werden solle.
Das ehemals gemeindeeigene Gaswerk mit Leitungsnetz ist aus dem Besitz der Rheinisch-westfälischen Elektrizitätsgesellschaft in Remscheid-Lennep (s. 1944) an die Westgas AG verkauft worden. Diese trat es an die Licht- und Kraftwerke Eschweiler-Stolberg ab.

Der Rat bewilligte die Mittel für die Anschaffung eines Löschfahrzeugs LF8 für die Freiwillige Feuerwehr.
Kurz vor der Währungsumstellung zahlte die Gemeindekasse auf Antrag als Entschädigung für die im Januar 1945 für die Amerikaner beschlagnahmten weißen Bettücher (Laken) und Tischdecken je Stück 6 RM aus. Über 3 Jahre haben die Eigentümer darauf warten müssen, jetzt konnten sie für das Geld keinen Ersatz beschaffen.
Die Lebensmittel und andere Bedarfsgüter wie Kleidung, Wäsche, Schuhe blieben auch in diesem Jahre rationiert, ihre Anschaffung nur gegen Bezugsberechtigungsausweis erlaubt. Die Versorgung damit war weiterhin knapp und unbefriedigend. Ab 1.März wurden Lebensmittelmarken für volle Monate (bisher 4 Wochen) ausgegeben; dementsprechend erfolgte der Aufruf dessen, was käuflich war, jeweils für 10 Tage. Im Frühjahr war wochenlang kein Fleisch zu haben; es wurde durch Fisch ersetzt. Gegen das Jahresende war wieder Fleischmangel; die monatliche Brotzuteilung wurde auf 11 kg erhöht.
Die Ernährungslage blieb gänzlich unbefriedigend für den, der auf die öffentlichen Zuteilungen allein angewiesen war. Im Herbst durften Einkellerkartoffeln nach Bedarf erworben werden. Ihr Preis war festgesetzt wie folgt: Beim Erzeuger abgeholt 4,60 DM je Zentner, vom Erzeuger frei Keller geliefert 5,65 DM, vom Handel frei Keller geliefert 6,20 DM.
Schon früher hatte man bei der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle Unstimmigkeiten wahrgenommen, jedoch auf menschliches Versagen zurückgeführt. Im Juni wurde eine schwere Veruntreuung aufgedeckt. Eine Angestellte hatte seit längerer Zeit Bezugsausweise für Lebensmittel und andere Bedarfsgüter unterschlagen und das durch falsche Verbuchungen zu vertuschen gesucht. In ihrer elterlichen Wohnung fand man nicht nur Bezugsausweise päckchenweise, sondern auch Lebensmittel und Textilien in solchen Mengen, die nicht aus normalen Zuteilungen herrühren konnten. Die Person wurde sofort entlassen, verhaftet und vom Gericht bestraft. Entlassen wurde sofort auch ein Hilfsangestellter, der Nutznießer gewesen war.
Während Branntwein in den Gaststätten noch nicht zu haben war, durfte die hiesige Brauerei Schmitz zum ersten Male seit dem Kriege Bier brauen, zunächst noch mit einem Stammwürzegehalt bis 1,7% ab September 5%.

Die Reißwollfabrik in der Münster Mühle (Firma O. und K. Rohland) konnte im Juni mit einer durch Mangel an Chemikalien beschränkter Fabrikation beginnen.
Die Reichskartoffelhalle auf dem ehemaligen Sportplatz an der Stockemer Straße in Breinigerheide wurde von der Hubert Feuser G.m.b.H. Aachen neu bedacht und für ihre Zwecke hergerichtet. Im Mai begann dort die Herstellung von Betonsachen. Beschäftigt wurden jedoch nur wenige Leute.
Auch sonst begannen Wirtschaftliche Unternehmen sich zu regen. Jedoch versetzte manchen die Geldreform einen Schlag, von dem sie sich erst nach und nach erholten.
Für die Schulen waren die größten Schwierigkeiten überwunden; Lehr- und Lernmittel und Schreibzeug brauchten nicht mehr entbehrt zu werden, das galt besonders von der Jahresmitte an.
Für die Schule in Breinigerberg beantragte der Gemeinderat die Einrichtung einer 2. Lehrerstelle.
Berufsschule des Berufsschulzweckverbands Münsterland. Seit dem Spätsommer 1944 hat der Unterricht geruht. In diesem Sommer erörterten die Verbandsmitglieder (Gemeinden Brand,Kornelimünster, Walheim) die Möglichkeit, den Unterricht wieder aufzunehmen. Das Bistum Aachen als vorläufiger Verwalter der Abteigebäude war bereit, die Turnhalle dafür herzugeben. Diese ist jedoch von amerikanischen Truppen derart demoliert, daß ihr Ausbau wenigstens 30.000 RM kosten würde. Die Bezirksregierung lehnte das von Brand angebotene Jugendheim am Rollefer Berg ab. Der am 22.November zum ersten Mal tagende Verbandsausschuß beschloß, den Unterricht nach den Weihnachtsferien in Räumen der Brander Volksschule eröffnen zu lassen, zunächst für Mädchen; es soll jedoch angestrebt werden, wieder in Kornelimünster Raum dafür zu gewinnen, entweder durch Ausbau der Turnhalle oder durch einen Neubau.
Mit der Vorbereitung des Unterrichts wurde die Gewerbeoberlehrerin Käthe Jeukens beauftragt, die auch an der alten Schule unterrichtet hatte.
Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1948 sieht Einnahmen und Ausgaben von 8.000 DM vor. Die Beiträge der Verbandsmitglieder, im ganzen 5.000 DM, sollten nach der Zahl der Schulpflichtigen am 15.11.1948 errechnet werden. Als Staatszuschuß erwartete man 2.500 DM.
Erwachsenenbildungswerk. Der Rat wählte einen neuen Ausschuß des Werks, nachdem dessen Vorsitzender Norbert Weber das Amt niedergelegt hatte, und berief als Sachverständigen für Bildungsfragen den an der Technischen Hochschule in Aachen tätigen Professor Gustav Plessow aus Kornelimünster. Das Werk setzte das im vorigen Herbst begonnene Vortragssemester fort. In diesem Herbst fand nur eine künstlerische Veranstaltung statt, diesmal in Breinig (Gesang,Musik). Die 65 Teilnehmer brachten (je Kopf 2 DM) nicht einmal die Kosten auf.
Das Benediktinerkloster Kornelimünster eröffnete in seinen Mauern die "Heimschule Sankt Benedikt". Ein früher bestandenes Alumnat hatte 1939 aufgegeben werden müssen. Die neue Schule ist 1954 als Realschule für Jungen staatlich anerkannt worden.

Am 17.Oktober sind sowohl die Mitglieder des Gemeinderats wie der Kreistags neu gewählt worden. Von allen Wahlberechtigten haben 69 v.H. gewählt.
Unser Gemeinderat hatte nun 8 Vertreter der CDU, 4 der SPD und 1 der KPD, nämlich Heinrich Breuer, Karl Siemons, Erwin Willms (CDU) aus Kornelimünster, Lambert Emonts, Josef Hennecken, Franz Krings, Johann Meyer (CDU), Peter Hansen, Josef Röger, Josef Hoven (SPD) aus Breinig, Franz Lennartz (KPD) aus Breinigerheide und Heinrich Hamacher (SPD) aus Venwegen.
In seiner ersten Sitzung am 26.Oktober wählte der Rat zum Bürgermeister Joh. Meyer, zu seinem Stellvertreter Heinrich Hamacher. Auch gab er sich eine neue Geschäftsordnung, beschloß eine neue Hauptsatzung anstelle der vom 26.6.1946, wählte neue Ausschüsse und setzte den Ehrensold für den Bürgermeister auf 120 DM für den Monat fest.
Der Rechnungsabschluss der Gemeindekasse für das Rechnungsjahr 1947/48 lautet in Einnahmen auf 590.230 RM, in Ausgaben auf 573.479 RM.

Der Haushaltsvoranschlag für 1948 sah 531.727 RM an Einnahmen und 574.055 RM Ausgaben vor. Wegen der Währungsumstellung war ein Nachtragsplan erforderlich lautend in Einnahmen und Ausgaben auf 522.191 DM für das Resthaushaltsjahr 21.6.48-31.3.49. Demgemäß war auch eine gesonderte Buchhaltung und Rechnungslegung erforderlich (s. 1949).
Als Anlauf-Betriebsmittel aus Anlaß der Währungsreform waren der Gemeinde 18.165 Deutsche Mark zuerkannt worden. Dieser geringe Betrag zwang von vornherien zu Sparmaßnahmen, zumal auch die Steuern spärlicher hereinkamen.
Das Gemeindevermögen am Beginn des abgelaufenen Rechnungsjahres (1.4.47) war mit insgesamt 735.147 RM bewertet worden, davon 235.500 für Gebäude, 18.526 für andere Grundstücke, 10.062 Gesellschafteranteil am Kreiswasserwerk, 19.015 Wertpapiere ohne Beteiligungen, 283.844 Rücklagen, 168.200 Gemeindewald. Für den 1.4.1948 sind die Wertpapiere mit 12.075 RM angegeben, dementsprechend das Gesamtvermögen mit 728.208 RM, davon 203.944 bei Sparkassen angelegt, 79.900 in Reichsanleihen und Reichsschatzanweisungen.
Die Gemeindeschulden beliefen sich am 1.4.1948 auf 150.453 RM, für deren Verzinsung und Tilgung 15.989 RM erforderlich sind.
Durch die Währungsumstellung verlor die Gemeinde fast alle Altgeldguthaben, d.h. das folgende Kapitalvermögen: Betriebsmittelrücklage 78.300 RM, Ausgleichsrücklage 47.721, Forstkulturrücklage 45.822, Straßenbaurücklage 86.600, Grunderwerbsrücklage 33.000, Kassenbarbestand 55.559, Hypotheken und Beteiligungen 26.169, zusammen 373.473 RM. Demgegenüber verminderten sich die Schulden nur um 9/10 ihres Reichsmark-Betrags, weil von 10 RM 1DM geblieben ist. Der gesamte Vermögensverlust beläuft sich mithin auf 238.065 RM.

Nach dem Forstwirtschaftsplan für 1948/49 wurden 40.000 DM als Erlös aus Holzverkäufen erwartet; 4.000 DM sollten für Forstkulturarbeiten aufgewendet werden.
Am 8.März hat der Rat folgende Steuerunterlagen beschlossen: 110% (bisher 100) Grundsteuer vom landwirtschaftlichen Besitz, 200% (140) von anderem Grundbesitz und 300% Gewerbesteuer, die Prozente bezogen auf die vom Finanzamt festgestellten Meßbeträge. Demgemäß wurden erwartet an Grundsteuern 23.100 und 81.426, an Gewerbesteuer 54.000 RM.
Am 1.März trat der Wegemeister Josef Brochhausen aus Oberforstbach (+ 1966) wegen Erreichen der Altersgrenze (65. Lebensjahr) in den Ruhestand. Er hatte, dank entsprechender Vorbildung (Maurer mit bautechnischen Kenntnissen) nicht nur die Wegearbeiten geleitet, sondern alle bautechnischen Dinge bearbeitet. An seiner Stelle wählte der Gemeinderat den Bauingenieur Heinrich Cuvelier aus Aachen als Sachbearbeiter für alle Bausachen.
Nach Freiwerden der nur aushilfsweise besetzt gewesenen Stelle des Vollziehungsbeamten wurde in diese der auch bis 1944 als solcher tätig gewesene Vollziehungsbeamte Theodor Kupferschläger wieder berufen.


Breinig, am 23.August 1966; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1949

Bevölkerung
1949mw
Population292232506172
Geburten4228
Todesfälle3025
Trauungen53

Einwohner am 1.Mai: 6172, davon 2853 männlich,
am 31.Dezember: 6236, davon 2922 männlich. Sie verteilen sich wie folgt:
KornelimünsterMai 2180 (1000 m.), Dezember 2187 (1015),
Breinig"1633 (749),"1643 (766),
Breinigerheide"773 (344),"790 (385),
Schützheide"201 (96),"202 (97),
Breinigerberg"448 (195),"478 (203),
Venwegen"622 (294),"619 (300),
Münsterau,Vicht-Breinigerberg "315 (145),"317 (146).

Geburten: 42 Knaben, 28 Mädchen, davon im Krankenhaus Kornelimünster je 1 Knabe von Müttern aus unserer Gemeinde, aus der Gemeinde Walheim und aus einer anderen Gemeinde.
Todesfälle: 30 männliche, 25 weibliche Personen, davon 2 m., 6 w. im Krankenhaus mit auswärtigem Wohnsitz
Eheschließungen: 53 Volksschüler: 818, Lehrpersonen: 16, kath. Schulklassen: 16, davon 4 in Kornelimünster, 7 in Breinig, 2 in Breinigerberg, 3 in Venwegen.

Wetter: Das Jahr begann mit Sturm, der auch Dächer gering beschädigte. Danach wenig Schnee und geringer Frost. Bis Ende März noch kein anhaltender Winter, geringe Niederschläge, wenig Wasser in den Bächen. Fastnacht heftiger Sturm mit Regen und Schnee. Im Mai reichlich Regen. Der Sommer verlief ziemlich normal. Im September Hitzewelle, warmer Herbst. Ende Oktober erste Nachtfröste, 2.Dezember erster Schnee, trotzdem verhältnismäßig mild. Ein fürchterliches Unwetter zog in der Nacht zum 7.September von Westen her in schmaler Front über unsere Gegend dahin und verwüstete die Höhengebiete. Besonders betroffen wurden Breinig, Breinigerheide, Schützheide und Breinigerberg. Orkanartiger Sturm mit Gewitter, starkem Hagel und Regen, wie man sie seit Menschengedenken nicht erlebt, fegte dahin, entwurzelte unzählige Obst- und andere Bäume, zerbrach oder beschädigte andere, hieb Laub und Früchte herunter und richtete auch starke Schäden an noch nicht eingebrachten Feldfrüchten an. Kaum ein Dach blieb unbeschädigt, Schornsteine werden umgeworfen, Fensterscheiben zertrümmert. Der Verkehr wurde auf einigen Straßen durch Äste oder umgestürzte Bäume behindert. Einer Wohnhütte am Fuße des Schlangenbergs in Breinigerberg wurde das Dach fortgerissen, sodaß die Bewohner vorübergehend anderswo untergebracht werden mußten. Im Sägewerk Peter Krings, Breinig, stürzte der halbe Werkskamin ein und verletzte den Nachtwächter Franz Schmitz aus Breinigerheide. Manche Häuser verloren die Hälfte der Dachziegel. Auch die Breiniger Schulhäuser waren betroffen. Noch nach Mittag fand man taubeneigroße Hagelschlossen. Die Hagelspuren fand man besonders auch an der Rinde junger Obstbäume; hölzerne Giebelverkleidungen sahen aus wie gehämmert. Schlimm verwüstet waren auch Gärten. Einige Wochen danach entwickelte sich, begünstigt durch warmes Wetter, auf vielen Bäumen neues Laub, es wurden sogar blühende Obstbäume gesehen. Der Kreistag bewilligte eine Notstandsbeihilfe von 50.000 Dmark; jedoch ist nicht bekannt geworden, ob eine solche auch von Gemeindeeinwohnern in Anspruch genommen worden ist.
Eine seltene Naturerscheinung war am Abend des 25.Januar zu sehen, ein Nordlicht in Gestalt einer sich im Nordwesten erhebenden leuchtenden Wolke, die sich nach Norden bewegte, sich dort teilte und erlosch.
Die Landwirtschaft hatte ein verhältnismäßig günstiges Jahr. Das Heu fiel gut aus, und Frucht und Kartoffeln ergaben normale Erträge. Auf Baumobst mußte sie allerdings verzichten, es war unreif dem Unwetter vom 7.September zum Opfer gefallen.

Die Bodenbenutzungserhebung erstreckte sich wie frühger auf Betriebe von wenigstens 0,5 ha (rund 2 Morgen). Nach bäuerlichen Angaben waren 146,15 ha Ackerland, 105,25 ha Gartenland, 482,42 ha Wiesen, 445,27 ha Weiden, 448,01 ha Wald und Holzungen, 62,33 ha Öd- und Umland (= ertraglos). Von dem Ackerland waren bestellt 8,52 ha mit Winterroggen, 0,47 ha Sommerroggen, 6,21 ha Winterweizen, 0,58 ha Sommerweizen, 0,69 ha Wintergerste, 1,06 ha Sommergerste, 30,01 ha Hafer, 0,92 ha Merzgetreide, 0,08 ha Speise- und Futtererbsen, 0,31 ha Ackerbohnen, 0,04 ha Hülsenfruchtgemenge und Mischfrucht, 3 ha andere Getreide und Hülsenfrüchte, 9,22 ha Frühkartoffeln, 48,88 ha späte und mittelspäte Kartoffeln, 0,15 ha Zuckerrüben, 16,19 ha Futterüben, 1,01 ha Kohlrüben, 0,19 ha Futtermöhren, 3,11 ha Gemüse, und andere Gartengewächse, 0,05 ha Raps, 4,10 ha Rüben zur Samengewinnung, 2,53 ha Klee verschiedener Arten, 3,98 ha Kleegras, 1,12 ha Luzerne, 3,76 ha Gras zum Abmähen oder Abweiden auf Ackerboden.
Betriebsgrößen: 76 unter 2 ha, 86 mit 2-5 ha, 33 mit 5-10 ha, 28 mit 10-20 ha und 1 mit 20-30 ha. Die Zahl der kleineren Betriebe ging zurück.
Viehzählung: Von der Viehzählung sind nur noch folgende Zahlen zu ermitteln gewesen: 112 Pferde, 1486 Stück Rindvieh.
Von der Ritscheider Heide gab die Gemeinde im Austausch 61,72 a in der Umgebung von Nütheim 86,96 a an Mathias Hellebrandt in Aachen-Lichtenbusch ab. Die Heide, soweit Gemeindeeigentum ist noch 12,3608 ha groß.

Wichtigstes Ereignis des Jahres war wohl das vom Parlamentarischen Rat ausgearbeitete und am 23.Mai verkündete Grundgesetz als vorläufige Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Damit wurde der Zusammenschluß der drei westlichen Besatzungszonen zu einem Bundesstaat vollzogen. Die Militärmächte grenzten ihre Zuständigkeit in einem sogenannten Besatzungsstatut ab; hoben die Militärregierung auf und damit ihren Einfluß auf die Gesetzgebung und das politische Leben. Am 24.August folgte die erste Wahl der Mitglieder des Bundestages. An ihr beteiligten sich in unserer Gemeinde ¾ der Berechtigten.
Einige Unruhe erregten im April Gebietsansprüche Belgiens. Es hieß, darunter falle auch die Gemeinde Roetgen, und die dortigen Post-, Zoll- und anderen Beamten müßten weichen und müßten zum Teil in unserer Gemeinde untergebracht werden. Das würde unsere Gemeinde in arge Verlegenheit bringen. Es blieb glücklicherweise beim Gerücht.
Noch immer waren in Kornelimünster 12 Wohnungen mit zusammen 72 Räumen für belgische Soldatenfamilien beschlagnahmt. Zu demselben Zweck mußte bis zum 26.August das Haus Frankenhorst an der Aachener Straße, Eigentum der Familie Becker-Thelen, freigemacht werden. Die Kreisverwaltung erbot sich, als Ersatz binnen 5-6 Monaten ein neues Haus an der Niederforstbacher Straße zu erbauen, für das die Gemeinde das Bauland kostenfrei hergab. Die Familie B.-T. fand Unterkunft an der Bleihütte. Darum beschloß der Rat, das neue Haus an den Gemeinderentmeister Corsten zu vermieten, der seit 4 Jahren nur eine Notwohnung hatte.

In Krauthausen, 1935 aus der gelösten Gemeinde Büsbach ausgeschieden und der Gemeinde Brand zugeleitet, machten sich Bestrebungen geltend, den Ort nach Kornelimünster umzugemeinden. Unser Gemeinderat lehnte eine Einmischung ab, erklärte sich zur Aufnahme jedoch bereit, wenn eine Abstimmung dafür eine Mehrheit ergäbe. Eine geheime Abstimmung der 195 Wahlberechtigten von Kornelimünster am 26.Februar 1950 ergab: Eine ungültige Stimme, 52 für Anschluß an Kornelimünster, 114 für Verbleiben bei Brand. Danach blieb die Angelegenheit auf sich beruhen.
Im Laufe dieses Jahres fand der Verfasser dieses Berichts unter den völlig ungeordneten Resten der Gemeindeakten von den schon vor zehn Jahren vermißten vier Bänden der Gemeindechronik den 1. (1826-50), 3. (1876-1900) und 4. Band (1901-21). Der 2. Band war nicht zu finden; seine Abschrift gelangte jedoch wenige Jahre später an die Gemeinde zurück, nachdem sie sich seit unbekannter Zeit im Privatbesitz befunden hatte.
Schon seit Jahrzehnten war als auf die Dauer unzuträglich empfunden worden, daß die Mehrzahl unserer öffentlichen Wege, Straßen und Plätze ohne einheitliche Namen geblieben waren. Dies machte sich immer stärker bemerkbar, je umfangreicher die Neubautätigkeit, besonders seit der Jahrhundertwende und zwischen den beiden Weltkriegen geworden war, auch an bis dahin unbebauten Wegen. Zwar hatte der Bürgermeister schon um 1909 an einigen damals für wichtig gehaltenen Straßen und Plätzen in Kornelimünster und Breinig Namensschilder anbringen lassen, die meisten blieben amtlich unbenannt. Manche Einwohner benannten ihre Wohnstraßen willkürlich. Das mußte Verwaltung und Verkehr stören. Auf Wunsch des Gemeinderats stellte die Verwaltung jetzt einen Namensplan, der grundsätzlich altüberlieferte Namen enthält und die nur durch neue ersetzt, wenn sie als anstößig empfunden werden. Die Straßenstrecken sind nach Anfang und Ende in einem Verzeichnis enthalten, dem zur Verdeutlichung eine Karte beigegeben ist. Damit sind gewissermaßen auch die Außengrenzen der einzelnen Orte bezeichnet. Im Jahre 1950 hat der Gemeinderat diesen Plan mit geringen Änderungen angenommen; nur der althergebrachte und durch die Örtlichkeit wohlbegründete Name Lehmkaulstraße (in Breinig) wurde in Wiesenstraße abgeändert.
Ebenso dringlich ist die Neunummerierung der Häuser. Die jetzige stammt aus dem Jahre 1876; nur für Breinigerheide und Schützheide ist sie 1909 neu geordnet worden, aber auch längst überholungsbedürftig. Gerade auf diesem Gebiet bestand eine kaum noch zu überbietende Verwirrung. Die Neuordnung wurde für das nächste Jahr vorgesehen.
Am Jahresende hat der Landkreis Aachen im Hause Oberforstbacher Straße 82, ehemals Bauernhof von Karl Stickelman, jetzt Eigentum des Benediktinerklosters, eine Tuberkuloseheilstätte eingerichtet, nachem es für diese Zwecke umgestaltet worden war. Als Isolierstation dient eine noch aus der Zeit des Militärlazaretts (aufgelöst 9./10.September 1944) stammende und auch dem Krankenhaus dienlich gewesene Baracke im Binnenhof des Klosters. 1958 ist die Heilstätte nach Süßendell verlegt worden.

Das Krankenhaus im Benediktinerkloster wird nach und nach aufgelöst. Es hat sich seit Herbst 1944 als überaus segensreich für die ganze Gegend erwiesen, da auswärtige Krankenhäuser zerstört oder nicht erreichbar waren. Einer der Ärzte, Dr. Adolf Korr, hat sich als prakt. Arzt in Kornelimünster niedergelassen.
Die Gemeinde konnte mit der Wiederherstellung von in der Kriegszeit stark beschädigten und teilweise nur noch unter Gefahren benutzbaren Straßen beginnen. Den Anfang machte sie in Breinig, in dem die Haupt- und Neustraße von Venwegen über Breinigerheide bis zur Grenze vor Dorff wurde in dieser Weise wiederhergestellt. Dazu mußte die Überbrückung des Felstersiefen am Jammetsweiher erneuert und verbreitert werden. Weil zugesagte Landeszuschüsse ausblieben, mußten andere Straßeninstandsetzungen unterbleiben.
Von den Erben (Geschwister) Nellen erwarb die Gemeinde das alte Haus Aachener Straße 7 für 7.000 Dmark, um die Fluchtlinie zu begradigen. Der den Gehweg unterbrechende hohe Treppenaufgang wurde beseitigt und durch einen neuen an der freien Hausseite ersetzt. Das Haus hat man vermietet an mehrere Familien. Den vom neuen Treppenaufgang nicht beanspruchten Hofraum mit alten, zum Teil längst nicht mehr benutzten Stallungen verkaufte die Gemeinde an den Sattler Hubert Coir aus Kornelimünster; der brach alle Gebäude ab und erbaute ein geräumiges Wohn- und Geschäftehaus.
Im Februar wurde der Straßenbahnverkehr von Binsfeldhammer über Vicht nach Münsterau wiedereröffnet, der seit September 1944 nach Sprengung der Vichtbrücken geruht hatte. Die Bahnbrücken sind vorläufig in Holz erneuert worden.

Der Leiter des Löschzugs Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr, Heinrich Frings, ist unerwartet und plötzlich verstorben. Der Bürgermeister widmete ihm in der Ratssitzung vom 24.Mai einen ehrenden Nachruf.
Seit dem 1.Mai sind Verwandtenbesuche im deutsch-belgischen Grenzraum in ähnlicher Weise ermöglicht, wie sie im vorigen Jahre für das deutsch-holländische Grenzgebiet zugelassen worden sind.
Cornelioktav und Jahrmarkt waren dank guten Wetters gut besucht. Mit dem Viehmarkt war eine gut beschickte Rindviehausstellung verbunden.
In Erinnerung an das ehemalige Münsterländchen und zur Wiederauffrischung des Zusammengehörigkeitsgefühls wurden auf Veranlassung der Gemeinde mit der Oktav erstmals kulturelle Veranstaltungen verbunden. Die Kirchenchöre aus dem Ländchen wirkten abwechselnd bei den friedlichen Gottesdiensten mit. In der Bergkirche waren Urkunden zur Geschichte und Kultur der Heimat und Gegenstände aus dem untergegangenen Kreisheimatmuseum ausgestellt. Der in Kornelimünster wohnende Maler Josef Kranzhoff und andere Maler hatten Gemälde beigesteuert. Diese Ausstellung ist von rund 600 Personen besucht worden. Abends waren die Bergkirche angestrahlt, die Laterne der Corneliuskapelle von innen erleuchtet. EinTanzzelt auf dem Abteihof bot Ersatz für den im Ortsinneren fehlenden Saal. Die Veranstaltungen wurden ergänzt durch Schachspiele und Fußballspiele um einen Wanderpokal, die von Münsterländischen Vereinen ausgetragen wurden.
Der Heimatverein Kornelimünster gab ein Heimatbuch, "Kornelimünster, Beiträge zur Geschichte des Münsterländchens" heraus. Verfasst ist es von dem ortsangesessenen Lehrer und Schriftsteller Heinrich Benedikt Capellmann, Illustrationen dazu lieferte der Maler Josef Kranzhoff.
Am 2.November besuchten die Mitglieder der Aachener Ortsgruppe der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde den Ort Kornelimünster und besichtigten die Sehenswürdigkeiten.
Am 4.September beging der Männergesangsverein Breinig das Gedenken an seine Gründung vor 80 Jahren.
Die Einwohner von Venwegen richteten das im Kriege beschädigte Kriegerdenkmal wieder her. In der dortigen Pfarrkirche wurde der teilweise abgängige hölzerne Fußboden durch einen Plattenbelag ersetzt.
Auch an der Pfarrkirche in Breinig waren Ausbesserungen notwendig: Die Westseite von Chordach und Turm wurden neu beschiefert, der Turmhahn vergoldet.
Nach dem Vorbild von Venwegen und Breinigerberg veranstaltete man am Vorabend des Martinstags auch in Kornelimünster und Breinig Martinsfeiern mit Fackelzügen.
Am 6.März beging der Pfarrer von Breinig (seit 1929) Franz Jansen 40 jähriges Priesterjubiläum. Die Gemeinde hat ihm ein Geschenk im Werte von 80 DM überreichen lassen.
Nachfolger des im März in den Ruhestand getretenen Pfarrers von Kornelimünster, Probst Alfons Gerson, 84 Jahre alt, seit 1921 am Ort, wurde Probst Hubert Windelschmidt. Seine Einführung geschah am 15.Juni. Der Pfarrverwalter, Kaplan Königs, kam als Pfarrer nach Bedburdyck.
Der 1904 in Breinig geborene Diözesanbaurat Felix Kreusch ist zum Dombaumeister in Aachen ernannt worden.
Die 1886 als Hilfsstelle des Postamts Kornelimünster gegründete Postdienststelle Breinig, bis 1908 diesem Postamt unterstellt, seitdem dem Stolberger Postamt (seit 1893 Postagentur gewesen) erhielt am 1. Juli den Rang eines Zweigpostamts.

In Breinig gründete man im Januar die "Breiniger Karnevalsgesellschaft 1949". Auch in Venwegen bildete sich ein solcher Verein unter dem Namen "Vennkatze".
Die allgemeine Straßenbeleuchtung hat noch nicht wieder eingeführt werden können (sie wurde mit Ausbruch des Krieges (1.Sept. 1939) aus Luftschutzgründen eingestellt). Der Heimatverein Kornelimünster beantragte im Herbst, im alten Ortsteil 16 Lampen anzubringen, die in der Ausführung dem altertümlichen Ortsbild angepaßt seien; 8 derselben wolle er selber bezahlen. Darüber gab es im Rat heftige ortspolitische Auseinandersetzungen, die jedoch zu keinem Entschluß führten. Weiteres darüber siehe 1950.
Die Wasserwerk des Landkreises Aachen G.m.b.H., der unsere Gemeinde als Mitgesellschafter angehört, besteht 40 Jahre. Im Sommer verlegte sie eine neue 50 cm ? Leitung von Krauthausen durch das Dorffer Feld über den Acker, den Brauneberg und den Rönneberg bis nahe Jammetsweiher, beiderseits an bestehende Leitungen anschließend.
Der Verfasser dieses Berichts hat diese seltene Gelegenheit benutzt, um Klarheit über Verlauf und Zustand der Römerstraße von Kornelimünster (Varnenum) nach Breinig zu gewinnen. Es war vergebens, denn er fand nichts, das hätte auf die gesuchte Straße hinweisen können. Nicht einmal der "Grüne Weg", dessen Verlauf ungefähr dem der Straße entsprechen könnte, bot mehr als geringfügige, nicht mehr als 15 cm tiefe Karrenspuren, wie sie jeder andere Feldweg auch aufweist.
Im März verstarb der prakt. Arzt Dr. med.Josef Schillings, Kornelimünster. Seinen Beruf hat er über 50 Jahre ausgeübt, seit 1901 in Kornelimünster , davon die meiste Zeit allein in den Gemeinden Kornelimünster und Walheim. Seit der Schließung des Krankenhauses hat sich dessen Arzt Dr. med. Adolff Korr in Kornelimünster als prakt. Arzt niedergelassen.
In Breinig praktiziert seit etwa 1920/21 Dr. med. Heinrich Kahlen.
Dr. Korr erklärte sich seit dem Abgang von Dr.Schillings auf Grund der Erfahrungen außerstande, allein den großen Bereich zu bedienen. Dr. med. Rudolf Böltink (Sohn des Apothekers), der sich um Zulassung als zweiter bei den Krankenkassen angenommener Kassenarzt beworben hatte, wurde trotzdem von der kassenärztlichen Vereinigung abgelehnt. Der Rat befasste sich mit der Angelegenheit, er beantragte Rücknahme der Ablehnung. Dem ist später stattgegeben worden.
Unglück: Am 28.Januar ist der 17 jährige Schüler Norbert Naumann aus Breinigerberg (Pflegesohn des Lehrers Johann Kaesler) auf dem Bahnhof Stolberg Hammer tödlich verunglückt, er war auf dem Bordstein des Bahnsteigs von einer Lokomotive angefahren worden.
Am 3.Februar fand man die Ehefrau von Severin Lauscher, Paula geb. Nellessen, in einem Schuppen bei ihrer Wohnung Breinig, Essiger Straße, erhängt auf. Dem Vernehmen nach hat sie an Schwermut gelitten.
Am 17.November, bei einbrechender Dunkelheit, fuhr ein Lastkraftwagen aus Büsbach auf dem unbeschrankten Überweg Im Steg zwischen Breinig und Schützheide wider einen fahrenden Güterzug. Sein Fahrer Ganser kam mit Kopfverletzungen davon, der Beifahrer Schartman verstarb an den Verletzungen im Stolberger Krankenhaus.
Der britische Kreis-Residenzoffizier, dessen Amt infolge der Neuregelung der Verhältnisse überflüssig geworden, Oberst Sutton, verabschiedete sich schriftlich. Die Zusammenarbeit mit ihm war im allgemeinen zufriedenstellend gewesen.

68 Eltern aus Kornelimünster wünschten die Wiedererrichtung eines Kleinkindergartens. Der Rat sah dafür das gemeindeeigene Haus neben dem Gemeindehaus auf dem Schulberg vor, in dem die früher demselben Zweck dienenden beiden Erdgeschoßräume wieder hergerichtet werden sollen. Umbauten im Seminarstall (Abtei), in dem sich ein HJ-Heim befunden hatte, wurden zu kostspielig befunden.
Ende November trat der Schulleiter von Breinig, Hauptlehrer Wilhelm Kremer (seit 1945) in den Ruhestand. Nachfolger wurde der Rektor der provisorisch an der Schule in Büsbach tätige Lehrer Franz Josef Kraus aus Breinig.
Berufsschule: Nach dem vorjährigen Übereinkommen hat der Unterricht am 3.Januar in Brand begonnen. Der Haushaltsplan für die Schule für das Rechnungsjahr 1949 sieht Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe von 45.000 DM vor. Der Rechnungsabschluß (1.Januar bis 31.März 1949) ergab 7.600 DM Einnahmen und 6.380 DM Ausgaben.
Das Bistum Aachen erbot sich, die ehemalige Lehrerseminar-Turnhalle der Gemeinde gegen eine jährliche Anerkennungsgebühr von 1, DM auf 20 Jahre zu überlassen. Auf Beschluß des Zweckverbandsausschusses befaßte sich Architekt Peter Salm, Aachen, mit Ausbauplänen für die Halle. Er veranschlagte die Kosten des Ausbaues auf 81.000 DM, der Ausstattung auf 14.000 DM. Der Verband will davon ein fünftel tragen, vom Land werden vier Fünftel erwartet. Zu Bauarbeiten kam es in diesem Jahr nicht mehr.
Die Stelle des Schuldirektors wurde in eine solche für eine technische Gewerbelehrerin umgewandelt, die Leiterin Jeuckens in das Beamtenverhältnis übernommen. Die früher an der Schule tätige Gewerbeoberlehrerin Lurch lebt in der russisch besetzten Zone und kam nicht nach hier zurück. Für die neue hauswirtschaftliche Abteilung wurde Gewerbeoberlehrerin Juretzek, die Flüchtling ist, vorerst auf ein Probejahr ab 1.Juli eingestellt.

Das Erwachsenenbildungswerk hatte keinen guten Start. Im Januar trat es mit dem vorläufig letzten Vortrag des Wintersemesters hervor: "Die Kunst des farbigen Landschaftsbildes", in dem Bilder der engeren und weiteren Heimat vorgeführt wurden. Der Ausschuß des Werks war allerdings noch an der Gestaltung der Ausstellung in der Bergkirche maßgebend beteiligt. Im Herbst wurde er ergänzt. Die Schwierigkeit der Unkostendeckung und die wiederauflebende Tätigkeit kulturfördernder Vereine (Heimatverein, Gesangverein usw.) ließen von weiteren Veranstaltungen absehen.
Flüchtlinge und Vertriebene wurden nach wie vor zugewiesen. Sie konnten zwar an den besseren Lebensumständen teilnehmen, ihre wohnliche Unterbringung aber blieb unbefriedigend, ausreichender Wohnraum mangelt allgemein, auch für Alteinwohner. Die Hoffnung der Gemeinde, Wohnungsuchende in der ehemaligen Abtei unterbringen zu können, war vergebens, denn das Bistum Aachen hat sie gemietet und in einem Nebenbau zwei Wohnungen für Geistliche hergerichtet.
Die Tätigkeit des Wohnungsamts gestaltete sich immer schwieriger. Einem wachsenden Bedarf an Wohnraum stand fast kein Angebot gegenüber. Mehrmals mußte Wohnraum, der ohne Genehmigung des Amts bezogen worden war, zwangsweise geräumt werden. Immer stärker machte sich der an und für sich verständliche Wunsch der Hauseigentümer geltend, Wohnungsuchende nach ihren Wünschen zugewiesen zu bekommen. Das Amt ist gesetzmäßig jedoch gehalten, nach der Dringlichkeit vorzugehen und kann darum nur selten solche Wünsche erfüllen. Die Zahl der Beschwerden gegen seine Anordnungen, für deren Verhandlung die "Beschwerdestelle in Wohnungssachen" bei der Kreisverwaltung zuständig ist, riß darum nicht ab.
Der private Wohnungsbau hatte sich bereits im Vorjahre zu regen begonnen. Die gegenüber 1938 auf ungefähr das dreifache gestiegenen Baukosten und die Schwierigkeiten der Geldbeschaffung ließen leider nur ganz wenige Neubauten fertig werden.

Den in der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft Aachen zusammengeschlossenen Bauwilligen hat die Gemeinde das vorgesehene Bauland in Breinigerheide überlassen und gestattet, die Bausteine für das Kellermauerwerk kostenlos in ihrem Steindruch Am Lüchen zu brechen. Einen Teil der Baukosten müssen die Siedler durch Eigenleistungen aufbringen, indem sie z.B. die Fundamente ausheben. Es sind 24 Häuser geplant, davon sollen zunächst acht an der Corneliastraße vorangetrieben werden. Nachdem eines der Häuser bis zur Erdgleiche gediehen war, wurde ihm der "Grundstein" eingefügt, der nach außen die Jahreszahl 1949 zeigt, und in den eine Urkunde eingeschlossen ist. Zahlreiche Einwohner wohnten am 16.Oktober der feierlichen Handlung bei; Pfarrer Jansen aus Breinig segnete das Bauwerk kirchlich ein und hielt eine Ansprache.
Ehemaliger Sportplatz an der Stockemer Straße mit Kartoffelhalle. Die Hubert Feuser G.m.b.H. Aachen nahm die Firma Westbeton G.m.b.H. an. Unter diesem Namen wurde die Herstellung von Betonwaren jedoch nur bis zur Jahresmitte betrieben. Einen Teil des Grundstücks (43a) verkaufte die Gesellschaft an Peter Ganser, Breinigerheide. Wegen dieses Vertragsbruchs verlangte die Gemeinde Rückkauf des Grundstücks. (weiteres siehe 1950)

Die gewerbliche Wirtschaft hat sich nach und nach von dem durch die Währungsreform verursachten Rückschlag einigermaßen erholt, gekennzeichnet durch eine langsame aber stetige Aufwärtsentwicklung. Trotzdem blieb die Zahl der Arbeitslosen noch verhältnismäßig groß. Aus ihnen rekrutierten sich die Schwarzhändler und Schmuggler.
Der Schwarzhandel suchte Mangelware aller Art, von Lebensmitteln über Gebrauchsgegenstände bis zur Wäsche und anderer Bekleidung zu vermitteln. Er verlangte beispielsweise für 1 Zentner Weizen 50 DM, Weizenmehl 60 DM.
Auch der Schmuggel blühte noch: Tabakwaren, Kaffee, Butter, Fett und Speck brachte er ins Inland, alle Waren, deren rationierte Zuteilung unzureichend ist.
Die Ernährungslage besserte sich nach und nach, sodaß von Hungern nicht mehr gesprochen werden kann. Fleisch und Fett blieben knapp. Seit Jahresbeginn hat man Lebensmittel-Bezugsausweise für je 2 Monate ausgegeben. Im März kam erstmals Speck mit 50 g je Person zur Verteilung. Von Juli ab war nur noch der Bezug von Brot, Fett, Fleisch, Butter, Zucker und Nährmitteln markenpflichtig. Vom August an betrug die zugeteilte Fettmenge 1 kg für den Monat. Ab November waren, beschränkt zwar, auch einige der bis dahin bezugscheinpflichtiger Lebensmittel, z.B. Brot, Zucker, Fleisch, frei erhältlich. Schon im Januar waren in den Geschäften Zitronen und Apfelsinen aufgetaucht. Im Herbst bestand die Ernährungsstelle 10 Jahre.
Mit fortschreitender Besserung der Lebensverhältnisse gingen Hamster, Schwarzhandel und Schmuggel zurück.
Kohlen und Braunkohlenbriketts kamen in größerer Menge zur Verteilung, immer aber noch nicht ausreichend.
Gebrauchsgegenstände des häuslichen Bedarfs (Haushaltsgeräte) waren ausreichend am Markt.
Der Webwarenbezug war bereits seit Jahresbeginn erleichtert, nicht jedoch auch ausreichend möglich (das wurde er erst 1950).
Im Laufe des Jahres durfte der Stammwürzgehalt des Biers auf 8% und 11-14% heraufgesetzt werden, so daß wieder Vollbier ausgeschänkt werden konnte.
Gut angelaufen ist auch die Tuchfabrik von Kall und Wagemann in Kornelimünster.
Kurz vor dem Jahresende deckte ein Prüfer des Landesernährungsamts schwere Verfehlungen bei der Gemeinde-Ernährungsstelle auf. Es waren Großbezugsausweise für Zuckerrüben über weit größere Mengen ausgestellt worden, als nach den Verbrauchsabrechnungen der Geschäfte zulässig war, die begünstigten Geschäfte konnten also entsprechend mehr Zucker von den Großhändlern beziehen. Sowohl die Dienststellenleiter wie eine Hilfsangestellte als Hauptschuldige wurden sofort entlassen. Gegen sie und die Geschäftsleute ist ein Strafverfahren eingeleitet worden. Dem Vernehmen nach sollen rund 1100 Zentner (= 55 t) Zucker unberechtigt vertrieben worden sein.

Der Rechtsstreit wegen der Amtsauflösung nahm seinen Fortgang, ohne ein Ende sichtbar werden zu lassen. Die Kreisbehörde meinte, die vermögensrechtliche Auseinandersetzung solle nach den gesetzlichen Vorschriften durchgeführt werden. Unser Rat bestritt die Rechtsgültigkeit der Auflösung, weil ein dahingehender Rechtsakt fehle, und verlangte die Wiederherstellung des Amts. Im Herbst wurde bekannt, der Ausschuß für Kommunalaufsicht beim Kreis habe die Auflösung für rechtmäßig befunden. Daraufhin beauftragte unser Rat die Verwaltung, beim Landesverwaltungsgericht in Aachen auf Feststellung zu klagen, das Amt sei nicht rechtsgültig aufgelöst. (weiteres siehe 1950)
Erwin Willms schied aus dem Gemeinderat aus; Ersatzmann: Mathias Claßen, beide aus Kornelimünster (CDU). Im Herbst wurde Bürgermeister Johann Meyer (CDU) aus Breinig wiedergewählt, Stellvertreter wurde der vorgenannte Claßen. Der Rat wählte auch die Mitglieder des Schauamts für die Wasserlauf-Ordnung neu und als Schiedsmann für Breinig Wilhelm Kaiser und zu dessen Stellvertreter Paul Ganser wieder. Er bewilligte jedem Ratsmitglied für das Anschaffen politischen Schulungsstoffs 3,-Dm monatlich.
Die Abrechnung der Gemeindekasse für das Rechnungsjahr 1948 ergab Einnahmen von 159147 Reichsmark (für die Zeit vom 1.April bis 20.Juni 1948) und 410.685 Deutsche Mark (für die Zeit vom 21.Juni 1948 bis 31.März 1949) und Ausgaben von 112.101 R Mark und 423.081 D Mark.
Das Vermögen der Gemeinde hat sich infolge der vorjährigen Währungsumstellung erheblich verändert. Die Rücklagen von 283.844 RM, angelegt als Spargeld und in Reichsschuldverschreibungen und Schatzanweisungen, mußten als verloren abgebucht werden. Die Beteiligung am Kreiswasserwerk (10.662 RM) und die Wertpapiere (12.075 RM) können nur noch mit einem Zehntel in Dmark eingesetzt werden (= 1006 + 1207, zusammen 2213 DM). Das Gesamtvermögen hatte am 31.März 1948 noch 728.208 RM betragen, am Anfang des Rechnungsjahres 1949 waren es 423.739 DM. Es sind bewertet der bebaute Besitz mit 235.000 DM, der unbebaute mit 17.828 DM und der Gemeindewald mit 168.200 DM.
Die Schulden der Gemeinde am 31.März 1948 noch 164.366 RM, sind am Anfang des Rechnungsjahrs 1949 mit 13.373 DM nachgewiesen. Zinsen und Tilgung erfordern 1.634 DM.
Der Haushaltsplan für 1949 sieht bei unveränderter Steuerumlagesätzen (s. 1948) vor: Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe: 847.318 DM. Ein Nachtragshaushaltsplan vom 30.November erhöhte diese Zahlen auf 895.418 DM.

Der Forstwirtschaftsplan für 1949/50 rechnet mit einem Ertrag aus Holzverkäufen (2305 fm Nutz-20 fm Brennholz) von 53.200 DM. Für die Förderung der Forstkulturen sind 7.652 DM vorgesehen.
Der Gemeinderat genehmigte, daß der gemeinschaftliche Feldjagdbezirk II anstelle des verzichtenden Pächters Josef Schmitz aus Aachen an Adam Jakobs aus Brand verpachtet werde. Der Eigenjagdbezirk I (östliche Hälfte des Gemeindewalds) wurde an Franz Krings aus Breinig, der II. Eigenjagdbezirk(südwestliche Hälfte) an Hans Hermann aus Aachen verpachtet.
Vollziehungsbeamter Josef Milz beantragte seine dienstliche Wiederverwendung. Die einzige Vollziehungsbeamtenstelle ist jedoch besetzt, darum lehnte der Rat die Einberufung des Milz ab. Die zweite Stelle war 1935 geschaffen worden aus Anlaß der Bildung des Amts.

Wie sehr die Frage der Amtsauflösung die Walheimer Gemüter erregt, geht aus einer Nachricht der Zeitung "Aachener Nachrichten" vom 12.2.1949 hervor: Der Gemeinderat von Walheim bewilligte 400 DM für den Entwurf eines Wappens zur Verwendung im Gemeindesiegel; es soll grundsätzlich nicht das Corneliushorn (das Kennzeichen des Münsterländchens) enthalten, da Walheim mit Kornelimünster nichts zu tun haben wolle!


Breinig, am 8.Februar 1967; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



1950

Bevölkerung
1950mw
Population300333366339
Geburten3827
Todesfälle3020
Trauungen83

Die Gemeinde ist 2188 ha groß und in ihrem Umfang seit ihrer Gründung im Jahre 1800 unverändert geblieben. Ihre Größe wird voraussichtlich jedoch infolge Grenzveränderungen gegenüber der Stadt Stolberg, die noch nicht genau feststehen, im Verlauf der "Grundstücksumlegung (Flurbereinigung) Büsbach" geringfügig verändert werden.
Bei der allgemeinen Volkszählung vom 13.September wurden 6339 Einwohner (davon 3003 männliche) ermittelt. Weiteres über die Zählung siehe weiter unten.
Geburten (innerhalb der Gemeinde) 38 Knaben, 27 Mädchen.
Heiraten 83, Gestorben 30 männliche, 20 weibliche Personen, davon Krankenhaus Kornelimünster 1 weibliche aus unserer Gemeinde, 1männliche, 2 weibliche mit Wohnsitz in anderen Gemeinden
Die Volksschulen hatten 848 Schüler; davon 42 evangelische, 806 katholische, in 16 (kath.) Klassen mit ebenso vielen kath. Lehrpersonen. Die Klassenzahlen in den einzelnen Orten sind die gleichen wie im Vorjahr.

Im Dienst der Gemeinde stehen 6 Beamte (Gemeindedirektor, Rentmeister, 2 Inspektoren, Förster, Vollziehungsbeamte), 14 Verwaltungs- und Kassenangestellte, 16 Arbeiter (einschl. Waldarbeiter).
Wetter: Zum Jahresanfang war es noch so mild, daß grüne Weißdornblätter zu sehen waren. Der erste nennenswerte Frost dieses Winters stellte sich erst am 19.Januar ein und dauerte zwei Wochen. In der ersten Februar-Hälfte viel Sturm mit Regen, in der zweiten mit Schnee. Ostersonntag (10.April) Sturm, Regen, Hagel. Letzter, leichter Schneefall am 25.April. Im Frühjahr viele Gewitter, ein solches am 23.Mai ließ vogeleigroße Schlossen niedergehen, die in Garten und Feld und an Obstbäumen Schäden hinterließen. Sommer und Herbst ohne Besonderheiten. 13.Oktober erster Nachtfrost. Im Dezember starker Frost und soviel Schnee, daß einzelne Straßen von Verwehungen frei gemacht werden mußten.
Die Folgen des Unwetters vom 7.September 1949 waren hinsichtlich der Gebäudeschäden noch vor dem Beginn des Winters beseitigt gewesen. An den Obstbäumen zeigten sie sich in diesem Jahr: Die vorjährigen Triebe sind abgebrochen; an den Bruchstellen der Äste und den vom Hagel verursachten Schadenstellen siedelte die Blattlaus in dichten Kolonien, so daß sie wie mit Watte beworfen aussehen. Am stärksten betroffen sind junge Rinden, die Male wird man wohl noch Jahre wahrnehmen können. Zweiffellos sind die Bäume wert- und ertragmäßig um Jahre zurückgeworfen. In diesem Jahr war der Ertrag gering.

Landwirtschaft: Das verhältnismäßig günstige Wetter ließ die Landwirte einigermaßen zufriedenstellen, wenn auch der Ertrag an Heu nur mittelmäßig war. Der Maikäfer trat weniger in Erscheinung. Der Kartoffelkäfer wurde wie früher bekämpft.
1914 war für die Umgebung von Breinig ein Flurbereinigungsverfahren eingeleitet worden; wegen des Krieges hatte es nicht fortgeführt werden können. Nach dem Kriege fand es bei der Mehrheit der beteiligten Grundbesitzer wenig Anklang und blieb auf sich beruhen. In diesem Jahr wurde es förmlich endgültig eingestellt. (Sieben Jahre später hat man das Gebiet in das gleiche Verfahren "Venwegen" eingeschlossen).
Bei der Viehzählung am 3.Dezember wurden ermittelt:


Viehbestand
ViehstandStück
Schweine4541 Eber
Zuchtsauen32
Viehhalter225
Rindvieh157113 Zuchtbullen
Zugochse1
Milchkühe871
Halter203
Pferde93
Halter67
Schafe3061 Zuchtbock
Halter189
Ziegen19
Hühner5667324 Hähne,Schlacht und Masthühner
Bienenstöcke74

Bodennutzung. Der Erhebung unterlagen wie früher nur Betriebe von wenigstren 0,5 ha. Nach Angaben der Inhaber sind 90,23 ha Ackerland, 103,78 ha Gärten, 481,27 ha Wiesen, 462,98 ha Weiden, zusammen einschließlich an deren hier fortgelassenen Nutzungen 1142,86 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen, dazu 457,30 ha Wald, Forsten, Holzungen, 61,80 ha Öd- und Umland. Beachtlich zurückgegangen ist der Umfang der Ackerfläche. Aber auch die Zahl der Landwirte ist zurückgegangen. Man geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß beides auf die fortschreitende Verbesserung der Lebensmittelversorgung zurückzuführen ist. Die Gemeinde kümmerte sich nicht mehr um Anbau und Ernteertrag.
Anbau auf dem Ackerland: Winterroggen 7,43 ha, Sommerroggen 0,80 ha, Winterweizen 6,95 ha, Sommerweizen 0,07 ha, Wintergerste 1,06 ha, Sommergerste 4,32 ha, Hafer 22,97 ha, Ackerbohnen 0,13 ha, Frühkartoffeln 1,99 ha, mittelfrühe und späte Kartoffeln 22,92 ha, Futterrüben 10,10 ha, Kohlrüben 0,28 ha, Futtermöhren 0,02 ha, Gemüse und andere Gartengewächse 1,57 ha, Rüben zur Samengewinnung 0,48 ha, Klee (Reinsaat und gemischt) 1,33 ha, Kleegras 1,62 ha, Luzerne 1,40 ha, Gras auf Ackerboden 4,64 ha.
Am 18.Juni fand die zweite Landtagswahl statt, damit verbunden eine Abstimmung über die Landesverfassung. Nachdem die Wählermehrheit für die Annahme der Verfassung gestimmt hatte, wurde diese am 10. Juli im Gesetz und Verordnungsblatt für Nordrhein-Westfalen verkündet.
Die sogenannte "Entnazisierung", von der Militärregierung an deutsche Dienststellen übertragen (Ausschüsse, nicht Behörden), kann als abgeschlossen gelten. Wenn der Aachener Regierungspräsident Lude (derselbst nicht davon betroffen war) sie als "großen Schwindel" bezeichnete, so entspricht das einer fast allgemeinen Meinung. Diesem Ausspruch brauchte nichts hinzugefügt zu werden.
Die Zahl der aufgenommenen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge betrug am Jahresende über 350. Das Ende ihres Zustroms ist nicht abzusehen. Es waren keinerlei öffentliche (amtliche) Vorkehrungen getroffen, um sie mit auch nur annähernd ausreichenden Wohnraum zu versehen. Die früher geschilderten Schwierigkeiten bei ihrer Unterbringung und die damit verbundenen Unzuträglichkeiten bestanden fort. Auch die wirtschaftliche Eingliederung der Leute gelang nur teilweise und unzureichend, denn die Arbeitsstellen reichten nicht einmal für Alteinwohner aus. Doch besserte sich wenigstens die Versorgung mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs.
Vom 1. Bis 11.März fand eine Erhebung über die seit Kriegsbeginn vermißten Soldaten und Nichtsoldaten sowohl bei den Alteinwohnern wie bei den Flüchtlingen und Vertriebenen statt. Das Ergebnis ist nicht mehr bekannt; die Aufzeichnungen haben nach einiger Zeit an den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Würselen abgegeben werden müssen.
Am 5. Und 6.August feierte der Löschzug Breinig der Freiwilligen Feuerwehr sein 50 jähriges Bestehen. Mit Unterstützung der Gemeinde gab er eine Festschrift heraus, in der der Verfasser dieses Berichts einen Überblick sowohl über die Geschichte des Löschzugs wie des Ortes Breinig brachte.
40 jähriges Bestehen feierte im September der Spielverein 1910 Breinig, der sich hauptsächlich dem Fußballsport widmet.

Voraus ging im Juni der "Touristenverein Lustige Brüder", Venwegen aus gleichem Anlaß. Auch er gab eine Festschrift heraus, in der über die Vereins- und Ortsgeschichte berichtet ist.
Die Landesplanungsgemeinschaft hat Pläne für eine neue Umgehungsstraße südwestlich von Kornelimünster, ausgearbeitet. Mit ihnen befaßte sich auch unser Rat; er glaubte, sie nicht gutheißen zu sollen, weil die 1933/34 gebaute Umgehungsstraße durch den Ort dem Verkehrsbedürfnis genügt.
Die Gemeinde hatte die im Zuge der Steinstraße über die Inde führende Fußgängerbrücke, die im Kriege zerstört worden ist, als befahrbare (Straßen-) Brücke neu aufbauen wollen. Dazu versagte der Regierungspräsident die Genehmigung. Darum ließ die Gemeinde die Brücke aus Eisen und Beton in einer Breite von nur 2,50 m errichten.
Im Mai konnte als letzte in der Gemeinde die Straßenbahnstrecke von Vicht-Dreieck (in Vicht-Breinigerberg) nach Mausbach wieder befahrbar gemacht werden, nachdem die 1944 zerstörte Brücke über die Vicht wiederhergestellt war.
Cornelioktav und Jahrmarkt hatten unter Regen zu leiden. Wieder, wie im Vorjahr, sangen Kirchenchöre aus dem Münsterländchen in den Festmessen in der Propsteikirche, wurden Schach- und Fußballspiele um einen Wanderpreis und einen Wanderpokal ausgetragen. Das Aachener Zimmertheater gab ein Schauspiel in der abends angestrahlten Bergkirche. Eine Lustspielaufführung auf dem Abteihof wurde vom Wetter gestört. Der Viehmarkt war gut beschickt.
In der Breiniger Pfarrkirche feierte am 30.Juli der Neupriester Norbert Spicher aus Breinigerheide Primiz. Jahre später ist er einige Jahre Kaplan in Kornelimünster gewesen.
Der neue Kindergarten in Kornelimünster (s.11949) konnte eröffnet werden. Geleitet wird er von der am 27.April gewählten Finelise Hennecken (Tochter des Hauptlehrers Ignaz Hennecken). Die Einrichtungen hat die Gemeinde angeschafft.
Die Volksschule in Breinigerberg erhielt am 30.September eine zweite Lehrperson: Lehrerin Gerda Piontek, Flüchtling aus Oberschlesien.

Die dritte Lehrerstelle in Venwegen ist dem bisher in Müsch (Ahr) tätigen Lehrer Otto Souvignier, der aus Kornelimünster stammt, übertragen worden.
Berufsschulzweckverband Münsterland. Die Zahl der Schülerinnen ist von 110 im Juni 1949 auf 284 im April dieses Jahres gestiegen. Infolgedessen reichen die beiden Schulsäle in Brand nicht mehr aus, die dortige Gemeinde will einen weiteren Saal bereitstellen. Der Verbandsausschuß hofft, die ehemalige Turnhalle in Kornelimünster kaufen zu können. Jedoch verlautet, das Bistum wolle die Abteigebäude einschließlich der Halle erwerben. Die Bezirksregierung will nur einen Zuschuß von 75.000 DM geben für die Herstellung einer Unterkunft in Kornelimünster, wenn die Turnhalle eigentümlich erworben wird, vorausgesetzt, daß der Verband 25.000 DM übernimmt. Bis zum Jahresende blieb alles in der Schwebe. Die Gewerbeoberlehrerin Jurezek wurde mit Wirkung vom 1.Juli als Beamtin auf Lebenszeit angestellt.
Nach mehr als 30 jähriger Tätigkeit in Kornelimünster verstarb am 23.März die Hebamme Josefine Slangen geb. Brammertz. Die Nachfolge trat ihre Tochter an, Maria Katharina Schroif.
Unglücke: Kinder aus Venwegen hatten in der Flur Kapellrötchen einen nicht näher bekannten Sprengkörper gefunden und damit gespielt. Bei seiner Explosion wurden beide Jungen (Blees und Klein) Koch und Haller verletzt; einer verlor beide Beine und verstarb.
Am 12.Mai ertrank ein Kind des Polizeiwachtmeisters Johann Beretz in der Nähe seiner Wohnung am Abteihof in einer nicht abgedeckten Wassergrube.
Im gleichen Monat fiel der Sohn Kunibert des Bauern Josef Breuer, Schützheide, in Aachen so unglücklich von einem Neubau, daß er den Verletzungen erlegen ist.
Im Spätsommer wurde im Wald im Auberg (Münsterau) die erhängte Leiche eines lange vermißten Mannes aus Aachen gefunden.

Die Pockenschutzimpfung der Kleinkinder und Schüler wurde nach gesetzlicher Vorschrift durchgeführt, der Impfarzt war vom Kreisgesundheitsamt abgeordnet.
Klein- und Schulkinder waren zur Impfung gegen Tuberkulose auf freiwilliger Grundlage im März eingeladen. Die Teilnahme blieb hinter den Erwartungen zurück. Es handelte sich um das sogenannte Calmette-Verfahren.
Noch immer sind in Kornelimünster 12 Wohnungen (siehe 1949) für belgische Soldatenfamilien beschlagnahmt.

Der Wohnungsbau rührte sich mehr, allerdings waren die Schwierigkeiten der Geldbeschaffung noch nicht überwunden. Der Wiederaufbau der durch Kriegseinwirkung zerstörten oder stark beschädigten Gebäude ist weitgehend abgeschlossen.
Am 3.Januar bewilligte der Rat die kostenfreie Lieferung von Rand (Stamm) holz für Bauzwecke an ein Sägewerk, um die Fertigstellung der ersten acht Siedelhäuser in Breinigerheide (siehe 1949) zu fördern, ohne sich damit für die 16 weiteren Häuser binden zu wollen. Keins der begonnenen Häuser ist bezugsfertig geworden.
Die Gemeinde schloß mit der Gemeinnützigen Siedlungs–Gesellschaft m.b.H. Aachen wegen der von dieser zu bebauenden 24 Grundstücke in Breinigerheide (an der Cornelia-, Weiher-, Hubertusstraße) einen Erbbauvertrag auf 99 Jahre.
Zur Gewinnung von Bauland in der Nähe von Kornelimünster gab die Gemeinde aus der Ritscheider Heide 6,7619 ha an die Eheleute Hubert Scheen und Fritz Scheen, Oberforstbach, ab und tauschte dafür ein 33 a zwischen Nieder- und Oberforstbacher Straße (ehemals Wilden‘scher Besitz) und 2,7622 ha an anderer Stelle, darunter 1,6385 ha Bauland (aus ehemals Wilden’schem Besitz). Ihr Eigentum in der genannten Heide umfaßt nun noch 5,2136 ha.
Der Güterverkehr auf der Straße ist endgültig auf motorisierte Fahrzeuge übergegangen. Pferdegezogene Fahrzeuge dienen nur noch dem örtlichen Verkehr und dem bäuerlichen Bedarf.

Eisenbahn: Die 1944 gesprengten Eisenbahnbrücken nahe beim Bahnhof Kornelimünster und über die Iter wurden in diesem Jahr wiederhergestellt. Die erste, früher einbogig und eng, wurde verbreitert und mit flacher Betondecke versehen. An der Brücke über die Iter waren die beiden Bogen in Richtung Walheim zerstört. Der früher flache Bogen über der Straße erhielt eine den anderen Bogen angenäherte Form (Halbkreisbogen). Die neuen Bauwerke sind am 19.August durch den Probst von Kornelimünster kirchlich eingesegnet worden. Danach befuhr ein geschmückter Personenzug mit eingeladenen Gästen die Strecke. Am folgenden Tage folgte die Verkehrseröffnung für den Personen- und den Güterverkehr. Indes zeigte sich bald, daß die Reisenden, jahrelang an Straßenbahn und Omnibus gewöhnt, diese der auch als zu teuer empfundenen Eisenbahn weiterhin vorzogen.
Die Bahnhofsgebäude in Breinig und Kornelimünster sind nach den Kriegsverwüstungen im Innern wieder in Ordnung gebracht. Sie erhielten anstelle der beschädigten Schieferdächer solche aus Falzziegeln.

Die allgemeine elektrische Straßenbeleuchtung im früheren Umfange mußte noch zurückgestellt werden, zumal alle alten Lampen und zum Teil auch ihre Aufhängevorrichtungen dem Krieg zum Opfer gefallen waren. Im alten Teil von Kornelimünster wurden an den Eckpunkten von örtlichen Handwerkern gefertigte, dem Ortsbild angepaßte Kastenleuchter mit geringer Leuchtkraft (nach Art der früher gebräuchlich gewesenen Haushaltlaternen) angebracht und an die Hausleitungen angeschlossen. Acht derselben hat der Heimatverein beschafft. In ähnlicher Weise hat man in Breinig bei Straßenkreuzungen einfache Lampen angebracht und angeschlossen. Alle diese Lampen konnten neu als Richtleuchten gelten.
Erst vom Jahresende an arbeiteten die Rhein-Licht- und Kraftwerke, Brand an der Wiederherstellung einer normalen Straßenbeleuchtung zuerst in Venwegen, dann auch in Breinig.
Im Laufe des Jahres wurde auch damit begonnen, die im Kriege ersatzweise angebrachten eisernen Elektrizitätsfreileitungen wieder durch kupferne zu ersetzen.

Die Gemeinde beschaffte für den Löschzug Kornelimünster der Freiwilligen Feuerwehr einen neuen Mannschafts- und Gerätewagen; der alte wurde dem Löschzug Breinig zugeteilt.
Die vor dem letzten Kriege aus Luftschutzgründen angeschafften Alarmsirenen wurden für Zwecke der Feuerwehr wieder gebrauchsfähig gemacht.
Die vorgesehene umfangreiche Instandsetzung kriegsbeschädigter Straßen mußte weitgehend aufgeschoben werden, weil vergebens auf Zuteilung erwarteter Landeszuschüsse (125.800 DM) gewartet wurde. Lediglich die Klauserstraße erhielt eine neue Teerdecke.
Gegen das Jahresende wurden die vom Rat beschlossenen Straßennamen (s. 1949) öffentlich bekanntgemacht. Namensschilder sind erst 1951 angeschlagen worden. Auch der Plan für eine Neunummerierung der Häuser und Baulücken ist zwar begonnen aber erste 1951 fertig geworden.

Die gewerbliche Wirtschaft blieb, obwohl sie sich allgemein mehr regte, notleidend, ihr fehlte weitgehend das Anlagekapital. Demgemäß fiel oder stieg die Zahl der Arbeitslosen.
Die Tuchfabrik (Firma Kall u. Wagemann) in Kornelimünster entwickelte sich zum gewerbesteuerkräftigsten Unternehmen der Gemeinde. Ihr verkaufte die Gemeinde ein Grundstück für notwendige Erweiterungsbauten.
Die öffentliche Bewirtschaftung der Lebensmittel war schom 1949 eingeschränkt oder gelockert worden; seit Januar befaßte sie sich nur noch mit Zucker. Endlich am 28.Februar wurde sie, die trotz aller Mängel über die schlimmen Nachkriegsjahre, wenn auch mehr schlecht als recht, hinweggeholfen hatte, nach einem Bestehen von genau 10 ½ Jahren endgültig eingestellt. Jetzt konnte jedermann wieder frei kaufen, soviel ihm beliebt, auch Gegenstände des häuslichen Bedarfs, Schuhe und Webwaren.
Die wenigen Hilfsangestellten der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle fanden Verwendung bei der Gemeindeverwaltung, soweit sie nicht entlassen wurden.

Gewissen Beschränkungen blieb nur der Bezug von Steinkohlen und Braunkohlenbriketts unterworfen. Die Händler hatten Kundenlisten zu führen und konnten den Bedarf der Verbraucher nach Maßgabe der Anlieferungen auch einigermaßen befriedigen.
Geblieben ist auch die Wohnungszwangswirtschaft für Altbauten (über Neubauten kann der Eigentümer in der Regel frei verfügen). Unverändert blieben die Vorschriften über die Mietpreisregelung bestehen.
Amtsauflösung (s. 1949): Erst am 28.September entschied das Landesverwaltungsgericht Aachen auf die Klage unserer Gemeinde vom 19.Dezember v. J.: Die Gegner sollen darüber befinden, in welcher Weise die Angelegenheit erneut aufgerollt werden könne. Um einen angreifbaren Verwaltungsakt herbeizuführen, erhob die Gemeinde am 2.Oktober erneut Einspruch gegen den Bescheid des Oberkreisdirektors vom 15. November 1949. Dieser wies den Einspruch jedoch zurück. Bis zum Jahresende war eine Einigung nicht zu erzielen. (weiter siehe 1951)
Die verunglückten Bemühungen wegen der dauerhaften Ansiedlung eines Gewerbebetriebs auf dem ehemaligen Sportplatzgelände an der Stockemer Straße in Breinigerheide hatten neue Verhandlungen zur Folge (s.1949). Die Gemeinde schloß mit dem verfügungsberechtigten Kaufleuten Lorenz und Ludwig Charlier am 20.November einen Vergleich, in dem sich diese verpflichteten, auf die Dauer von sechs Jahren durchschnittlich wenigstens 20 Arbeiter dort zu beschäftigen. Infolgedessen wurden im Dezember die Krufter Bimswerke unter Benutzung des ehemaligen Reichskartoffelhalle tätig.
Im November wählte der Rat den bisherigen Bürgermeister Johann Meyer und auch dessen Stellvertreter Mathias Claßen wieder.

Der Rechnungsabschluß der Gemeinde für 1949 ergab gegenüber einem Voranschlag von 895.418 DM in Einnahmen und Ausgaben an tatsächlichen Einnahmen 615.296 DM, an Ausgaben 660.243 DM.
Vermögen der Gemeinde am 1.April: Wert des bebauten Grundbesitzes 239.900 DM, der unbebauten 17.226 DM, des Gemeindewaldes 168.200 DM, Beteiligung am Kreiswasserwerk 10.062 DM, Wertpapiere 1.105 DM, insgesamt 436.493 DM.
Gemeindeschulden am gleichen Tage: 12.731 DM, dafür an Zinsen erforderlich 540 DM, für Tilgung 1.093 DM.
Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1950 hat Einnahmen und Ausgaben in gleicher Höhe vorgesehen: 812.530 DM. Die Steuerumlagesätze des Vorjahres gelten weiter. Es werden erwartet an Grundsteuer für landwirtschaftlich genutzte Grundstücke 21.000 DM, für andere 87.000 DM und an Gewerbesteuer 75.000 DM. Für die Kreisumlage sind 62.300 DM vorgesehen.
Die noch nicht überwundene allgemeine Geldknappheit gebietet auch der Gemeinde vorsichtiges und sparsames wirtschaften. Die Steuern werden von vielen nur mit Verzögerung gezahlt.
Dem Architekten Kehren wurde die Anfertigung eines Wirtschaftsplans (Einteilung des Gemeindegebiets in Wohn- und Baugebiete, Wirtschafts-(Landwirtschaftliche und gewerbliche) Gebiete, Verkehrsräume usw.) übertragen.
Der Gemeinderat beschloß, um die Altersversorgung der nichtbeamteten Bediensteten (Angestellte, Arbeiter) zu verbessern, vom 1.April an der Rheinischen Zusatzversorgungskasse für Gemeinden und Gemeindeverbände beizutreten.
Am gleichen Tage (10.März) stimmte er zu, die gemeinschaftlichen Fischereibezirke 2 und 3 (Iter und Inde) auf 12 Jahre an Heinrich Leuchter zu verpachten.

Am 2.Mai konnte Amtsinspektor Johann Emonts auf eine 40 jährige Tätigkeit im Dienst unserer Gemeinde zurückblicken. Dessen wurde in einer ansprechenden Feier unter Überreichung eines Geschenks der Gemeinde (der Rat hatte dafür 100 DM bewilligt) gedacht.
Das im Verlauf des Krieges größtenteils zum Erliegen gekommene und unter den Nöten der ersten Jahre nachher brache Vereinsleben ist seit der Aufbesserung der allgemeinen Lebensumstände allmählich wieder aufgewacht. Nur die Kirchenchöre waren einigermaßen intakt geblieben. Heimatverein, Schützegesellschaften, Sportvereine, der Männergesangverein Breinig und andere traten wieder in Erscheinung, der Gesangverein "Gemischter Chor" Kornelimünster noch nicht. Untergegangen sind die Kriegervereine in Breinig und Kornelimünster; nicht nur die Militärregierung stand ihnen ablehnend gegenüber, ihr Geist fand keinen Anklang mehr, unsere Männer hatten genug des Kriegerischen erlebt und keine Lust mehr, es fortleben zu lassen.
Wohl noch nie vorher hat eine so umfangreiche allgemeine Volkszählung stattgefunden, wie am 13.September dieses Jahres. Sie erstreckte sich auch auf die Berufe, die Wohnhäuser, Wohnungen, die Wohnsitze zu Kriegsbeginn und gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebsstätten. Dementsprechend außergewöhnlich und umfangreich waren auch die Vorbereitungen, die schon mehr als ein Jahr vorher begannen als Beauftragte des Statistischen Landesamts mit der Verwaltung Besprechungen führten. In diesem Sommer machten sie die Gemeindebeauftragten (für unsere Gemeinde war Amtsinspektor Röntgen beauftragt) des Landkreises in einer Versammlung bei der Kreisverwaltung an Hand von Zählvordrucken mit den Einzelheiten bekannt und beauftragten sie, die an der Zählung zu beteiligenden Personen in gleicher Weise zu unterrichten. Diese Besprechungen fanden in den größeren Orten der Gemeinde getrennt statt; sie erwiesen sich nicht allein wegen des Umfangs der Erhebungen erforderlich, sondern auch wegen der Schwierigkeit der Fragenbeantwortung als sehr nötig und nützlich, wie sich bei der Zählung bewiesen hat. Dem Gemeindebeauftragten oblag die gesamte Organisation der Zählung. Es teilte das Gemeindegebiet in 79 Zählbezirke, für die 60 Zähler zu gewinnen waren. Kein Zähler sollte einen Bereich von mehr als ungefähr 100 Einwohnern zu bearbeiten haben. Dank dessen, daß alle abkömmlichen Behördenbediensteten und die Lehrpersonen angewiesen waren, sich als Zähler zur Verfügung zu stellen, gelang es nach Hinzunahme anderer geeigneter Personen ohne besondere Schwierigkeiten, genügend Leute für das Zähleramt zu gewinnen, zumal solche auch unter den Arbeitslosen ermitteln ließen.
Erstmals hatte die Regierung eine Entschädigung für die Mitarbeiter zugesagt, auch eine Beteiligung an den sonstigen Kosten bis 10 Pfennig je Kopf der Wohnbevölkerung. Davon bewilligte die Gemeinde den Zählern je Kopf (Einwohner) 5 Pf., den Oberzählern für die Überprüfung der Zählpapiere und ihre Ergänzung (4 Oberzähler arbeiteten 9 Tage lang) je Kopf 3 Pfg.
Der Gemeindebeauftragte hat anschließend eine Woche lang mit der abschließenden Durchsicht der Papiere und der Zusammenstellung der Ergebnisse sich zu beschäftigen gehabt. Die Gesamtkosten der Zählung, der Oberzählung, der Zustellung der Papiere an die Zähler unter Benutzung eines Kraftwagens und der Ablieferung an die Kreisverwaltung haben 557,54 Dm betragen, erstattet wurden 507,12 DM.
Ergebnisse der Zählung.


Bevölkerung
WohnhäuserWohnungenHaushalteEinwohner
Kornelimünster2745646822270
Breinigerheide117232239785
Breinig2424615071607
Schützheide283957204
Breinigerberg69108144515
Venwegen106153163631
Finsterau33310
Münsterau306366205
Vicht-Breinigerheide,Vicht-Eichsdelle163942112
Gesamt885166219036339

Als Haushalte gelten auch die von alleinstehenden Personen
Religionszugehörigkeit:
5955 (davon 2818 männlich) = 94% kathol., 334 (154) =5,2% evang., 10 (4) Angehörige evang. Frreikirchl. Gemeinden, 2(1) israel., 37(25) ohne Angabe

Haushaltungen:
309 Alleinstehende, 510 mit 2 Personen, 520 mit 3, 342 mit 4, 188 mit 5, 92 mit 6, 35 mit 7, 22 mit 8, 22 mit 9 und mehr Personen.
Heimatvertriebene;
128 Haushalte mit 328 Personen.

Von der Wohnbevölkerung hatten am 1.September 1939 (Kriegsbeginn) gewohnt
5822 in Nordrhein-Westfalen, 79 in einem anderen Land der Bundesrepublik, 36 in Berlin, 94 in einem Land der sozialistisch besetzten Zone, 211 im Reichsgebiet von 1937 östlich von Oder und Neiße oder im Saarland, 97 im Ausland, davon 88 mit deutscher, 9 mit fremder Amtssprache.
Altersgruppen:
Von den 6339 Einwohnern sind 3003 männlich, 525 (275 männlich) unter 6 Jahren, 1030 (540 m.) von 6 bis unter 15 Jahre, 403 (185 m.) von 15 bis unter 20 Jahre, 3757 (1727 m.) von 20 bis unter 65 Jahre und 614 (276 m.) 65 und mehr Jahre.

Erwerbspersonen überhaupt 2762 (1864 m., 898 w.). Davon in Land- und Forstwirtschaft 407 (151 m.), Bergbau, Steine,Erden, Energie 224 (213 m.), Eisen- und Metallgewerbe 327 (257 m.), Handel, Banken, Versicherungen 267 (152 m.), Dienstleistungen einschl. Gaststättengewerbe 173 (45 m.), Verkehrswesen 203 (190 m.), öffentl. Dienste und Dienstbereite im öffentl. Interesse 245 (152 m.), ohne Angabe des Wirtschaftszweiges 38 (16 m.); außerdem selbständige Berufslose 741 (360 m.).
Stellung im Beruf. Von den Erwerbspersonen bezw. Berufslosen mit ihren Angehörigen ohne Beruf waren nach der Stellung im Beruf: Selbständige 922 (458 männlich), mithelfende Familienangehörige 283 (45 m.), Beamte 220 (111 m.), Angestellte 769 (351 m.), Arbeiter 3002 (1569 m.) und selbständige Berufslose 1133 (441 m.).
Erwerbspersonen, allein 2762 (1864 m.) nach Stellung im Beruf 420 (307 m.) Selbständige, 272 (40 m.) mithelfende Familienangehörige, 99 (82 m.) Beamte, 446 (265 m.) Angestellte, 1525 (1170 m.) Arbeiter, außerdem 741 (360 m.) selbständige Berufslose.
Pendelwanderer: Von den 2762 (1864 m.) Erwerbspersonen arbeiten außerhalb der Gemeinde 1231 (941 m.), davon 590 (150 m.) in Aachen, 406 in Stolberg, 119 in Brand, 76 in Walheim. Der Rest vertritt sich auf andere benachbarte oder entfernte Gemeinden.
In unserer Gemeinde arbeiten 167 (123 m.) Personen aus anderen Gemeinden, überhaupt 2762-1231+167 = 1698 (1046 m.).
(Alle obigen Zahlen sind vom Statistischen Landesamt festgestellt und der Gemeinde mitgeteilt worden).
Bisher war üblich, das Amt eines Zählers als Ehrenamt zu betrachten. Die sich häufenden Erhebungen und Zählungen von Haus zu Haus, z.B. in jedem Jahr eine Bodenbenutzungserhebung, 3 Viehzählungen, die oft eine Tagesarbeit und mehr beanspruchen, ließen schon seit Jahren das Gewinnen ehrenamtlicher Zähler schwierig werden. Nachdem der Staat für die allerdings außergewöhnliche Volks-usw. Zählung eine bescheidene Entschädigung gewährt hatte, entschloß sich auch die Gemeinde, den Zählern eine kleine Vergütung für ihre Mühen zu geben.

Breinig, am 10.Februar 1967, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.



Ergänzungen und Korrekturen von P.Gregor Kerst OSB

Chronik der Gemeinde Kornelimünster 1923-1950
Das Krankenhaus begann seine Arbeit sicher schon im September 1944. Dr. Hüllenkremer-Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten war höchstens stundenweise im Haus tätig.




Nachtrag OSB. Kerst

Im Benediktinerkloster war seit Dezember - 14 Tage vor Weihnachten das Teillazarett Kornelimünster des Reservelazaretts Aachen eingerichtet worden. Es zählte zunächst 120 Betten. Später wurde im Garten eine Baracke (nicht Baracken) für 30 Betten aufgestellt. Das Personal - Schwestern (Augustinerinnen von Düren-Niederau) sowie DRK-Schwestern - OP-Zimmer, Apotheke, Wohnzimmer für Ärzte war vorhanden. Das Zivilkrankenhaus brauchte also nicht erst "eingerichtet" werden.
Zum Lazarett-Sanitätspersonal: Oberstabsarzt Dr. Niermann, Feldwebel Harren (Aachen), Sani Hubert Meyer später Gemeindedirektor von Kornelimünster, P. Odo Graf (Angehöriger des Benediktinerklosters, eingezogen zum Wehrdienst als Sanitäter) wurden nicht am 14.September, sondern am 15.September am frühen Nachmittag in Kriegsgefangenschaft abgeführt.
Zum Lazarett selber: Zunächst war das Lazarett zweigeteilt:
• Im 1. Stock: Chirurgische Abteilung (für leichtere Fälle)
• im 2. Stock: Seuchenlazarett (bes. für Diphterie und Scharlach)
Die chirurgische Abteilung wurde bald aufgegeben, weil die OP-Einrichtung doch nicht ausreichend war. In Zukunft war das Haus nur noch von Infektionskranken belegt.
Nur ein mit Fleckfieber (ein Ungar) wurde für eine Nacht eingeliefert. Bei ihm wachte die Oberin der Schwestern über Nacht, der Kranke wurde am Morgen verlegt. Sch. Oberin Petra hat sich bei dieser Nachtwache angesteckt und ist nach acht Tagen verstorben. Sie wurde von ihren Schwestern und dem gesamten San. Personal sehr betrauert. Beerdigt wurde sie in Düren-Niederau. An der Beerdigung haben auch Vertreter des Lazaretts teilgenommen. Als Nachfolgerin folgte Schwester Adalberta.




Nachtrag OSB. Kerst zu 1945
Josef Ponten und Johann Queins: dazu auch 1. Knecht Peter... (Familienname unbekannt), Knecht im Stall des Benediktinerklosters und 2. Knecht bei Schümmer, Lufterhof (Name unbekannt). Alle vier waren mit dem Sanitätspersonal am 15. (nicht 14.) September gefangengenommen worden.-Von Josef Ponten ist bekannt, daß er in Chartres im Kriegsgefangenenlager war, wo deutsche Soldaten, die Theologie studierten, weitergebildet wurden.

Aachen-Kornelimünster, 20.03.1994; P. Gregor Kerst OSB




Nachträge

Nachtrag zum 1. Teil des Berichts für 1944
Um sie vor den Luftkriegsgefahren zu schützen, mußten am 30.Mai dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz zur Sicherstellung auf der Festung Ehrenbreitstein alle beim Standesamt verwahrten Kirchenbücher der ehemaligen Landspfarre Kornelimünster (11 Tauf-, 3 Trauungs- und 5 Beerdigungsbücher) abgeliefert werden. Es umfaßten die Taufbücher die Jahre 1644-1655 und 1662-1798, die Trauungsbücher die Jahre 1698-1798 und die Beerdigungsbücher die Jahre 1601-1663 und 1644-1798. Von allen waren vorher durch ein Duisburger Unternehmen Photokopien gemacht worden, die allerdings erst nach dem Kriege an die Gemeinde geliefert worden sind.

Breinig, am 25.Oktober 1962, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.


Nachtrag zum 2. Teil des Berichts für 1944
(Abschrift eines öffentlichen Anschlags)
"Aufruf! Die gegenwärtige Zeit erfordert meine ganze Kraft, um aus der durch den Krieg hervorgerufenen Not zur Sicherstellung der notwendigsten Lebensbedingungen zu gelangen.
Die amerikanische Militärverwaltung unterstützt meine Bestrebungen in jeder Weise.
Viele meiner Mitbürger haben in der Erkenntnis, daß nur vereinte, rastlose Arbeit die gemeinsame Not überwinden kann, sofort ihre volle Kraft uneigennützig zur Verfügung gestellt. Aber der Arbeitskräfte sind noch zu wenig; denn viele und große Aufgaben harren ihrer schnellen Lösung.
Es gilt vor allem, die vielen Schäden, namentlich an Wohnhäusern, zu heilen und die Ernährung der Ortseinwohner besonders für den kommenden Winter zu sichern.
Niemand darf müssig zusehen!
Keine Hand darf ruhen!
Wer sich abseits stellt, versündigt sich an unserer Heimat.
Ich rufe daher alle, die sich nicht zu gemeinsamem Schaffen eingefunden haben, zur Mithilfe auf. Ein jeder arbeite an dem ihm zugewiesenen Platze. Keine Arbeit ist gering zu werten. Jede Tätigkeit, die zum Wohle der gesamten Bevölkerung dient, ist gleich wichtig und ehrenvoll.
Keine Uneinigkeit darf unser gemeinsames Ziel gefährden. Eines jeden Mitbürgers Not und Sorge ist unsere eigene! Wir, die wir in schwerster Zeit in unserer Heimat geblieben sind, wollen alles, was uns bisher vielleicht trennte, vergessen. Vergessen wollen wir Zank und Streit und Neid und Mißgunst; denn
Friede ernährt, Unfriede verzehrt !
Wir wollen die Mahnung unseres großen Dichters Schiller beherzigen,
Seid einig ! einig ! einig !
Schenkt den Männern, denen die Verwaltung unserer Gemeinde anvertraut ist, Euer Vertrauen. Vergrößert nicht durch leichtsinniges und unnützes Nörgeln ihre großen Sorgen! Wir wollen fremdes Eigentum achten! Wir wollen unsere Hände rein halten von jeder Schuld!
Alle wollen wir eingedenk sein innerer großen Pflichten zum Wohle und zum Aufbau unserer geliebten Heimat.
Kornelimünster, den 6.10. 1944
Der Bürgermeister
(gez.) Hüpgens

Breinig, am 30.Juni 1963, Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.


Zu 1944a
Tatsächlich ist das Krankenhaus schon vor dem Eintreffen der Amerikaner eingerichtet worden. In einem Teil des Benediktinerklosters und in Baracken auf dem Klosterhof war die Infektionsabteilung des Reservelazaretts Aachen untergebracht gewesen. Während die Kranken am 9. oder 10.September 1944 nach auswärts befördert worden sind, blieben der Leiter der Abteilung, Oberstabsarzt Dr. Niermann (Kreisarzt Aachen Land), und drei Soldaten (Sanitäter) zurück. Sie hatten den Auftrag, den Schutz der Zivilbevölkerung zu übernehmen und haben ihn durch die Aufnahme zur Behandlung von Kranken aus der Bevölkerung erfüllt. Dieses Krankenhaus blieb bestehen, nachdem die vier Soldaten am 14.September von den Amerikanern in Gefangenschaft abgeführt worden waren. Das spätere Bemühen des Amtsbürgermeisters Hüpgens kann darum sich nur auf die förmliche, offizielle Einrichtung des Krankenhauses bezogen haben. Wie Beurkundungen des Standesamts belegen, ist am 14.September in dem Hause ein Mann aus Schleckheim verstorben, am 17.September ein Kind geboren worden.

Breinig, am 12.März 1964; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.


Nachtrag 1946
Die sich allmählich wieder anbahnenden normalen Verhältnisse ließen den Ruf nach geschultem Verwaltungspersonal immer lauter werden. Die Hilfskräfte erwiesen sich den neuen Anforderungen, für die ihnen die Vorbildung fehlte, nicht gewachsen. Darum hat auch die Gemeindeverwaltung wiederholt personelle Neu- und Umbesetzungen verlangt, sowohl bei der Verwaltung wie bei der Ernährung- und Wirtschaftsstelle. Am 30.März hat der Gemeinderat allerdings die Wiederbeschäftigung der Verwaltungsangestellten Magdalena Klein abgelehnt, kurz danach aber die Entlassung eines mißliebigen Hilfsangestellten durchgesetzt. Auch gegen die Berufung des Lehrers Gerhard von Megeren, Venwegen, an die Volksschule in Breinig wehrte sich die Gemeindevertretung mit Erfolg.
Dem Ortsvorsteher von Venwegen wurde eine Aufwandentschädigung von 300 RM fürs Jahr bewilligt.
Für die Orte Münsterau und Vicht-Breinigerberg wählte der Gemeinderat den Hubert Meuthen aus Vicht-Breinigerberg zum Ortsvorsteher.
Wegen der Aufklärung von Unstimmigkeiten bei der Abrechnung der früheren Ortsverwaltung Venwegen ist eine Kommission gebildet worden.
Am 26.November beschloß der Gemeinderat eine neue Vergnügungssteuer Ordnung.
Gemäß Beschluss vom 30.September ist die Stelle des Gemeindedirektors ausgeschrieben worden. Über die Bewerbungen wurde zwar beraten und dabei ein Verwaltungsfachmann ins Auge gefaßt, seine Wahl erfolgte erst im folgenden Jahr.
Der Personenzugverkehr auf der Strecke Kornelimünster-Aachen ist im September eingestellt worden, er hatte sich nicht rentiert.
Von den Gebäudeschäden, die der Krieg hinterlassen hatte, sind die kleinen so gut wie möglich in Selbsthilfe beseitigt worden. An größere Instandsetzungen oder gar Wiederaufbauten zerstörter Gebäude war wegen des Fehlens bezugsfreier Baustoffe noch nicht zu denken.
Nur wenige der im Kriege aus luftkriegsgefährdeten Orten Zugezogenen vermochten in ihre Heimat zurückzukehren.
Das Krankenhaus im Bendiktinerkloster bestand über das Jahresende fort und war umso weniger entbehrlich, als die Aachener Krankenhäuser noch weitgehend beschädigt waren.

Breinig, am 20.Januar 1965; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a. D.


Zu 1946

(Wahl der Gemeindevertreter vom 15.September): in der gewählten Vertretung war die KPD nicht mehr vertreten, und Venwegen war nicht gelungen, einen Vertreter in sie zu entsenden; die SPD hatte nur noch einen Vertreter.
Am Tage nach der Wahl ist Alexius Brammertz tötlich verunglückt, an seine Stelle trat Lambert Radermacher (CDU) aus Venwegen.

Breinig, am 18.Januar 1965; Joh. Röntgen,Amtsinspektor a.D.


Zu 1946
Die Gemeinde war an dem Kanalbau nur insoweit beteiligt, als daß sie ihn zuließ. Seine Kosten wurden von den anwohnenden Hausbesitzern getragen, zu deren Gunsten er erbaut wurde. Erbauer; Bauunternehmer Johann Ganser.

Joh. Röntgen, 4/1. 66.


Zu 1946
Geburten: Im Krankenhaus Kornelimünster kamen zur Welt
12 Knaben und 26 Mädchen deren Mütter in unserer Gemeinde wohnten,
11 Knaben und 4 Mädchen von Müttern aus der Gemeinde Walheim,
38 Knaben und 34 Mädchen von Müttern aus anderen Gemeinden,
Verstorbene: Im Krankenhaus Kornelimünster sind verstorben
3 männliche, 3 weibliche Personen aus unserer Gemeinde,
1 männliche, Person aus der Gemeinde Walheim,
11 männliche, 7 weibliche Personen aus anderen Gemeinden,

Joh. Röntgen, 7.8.66


Zu 1948
Im Krankenhaus Kornelimünster sind geboren
14 Knaben, 17 Mädchen von Müttern unserer Gemeinde,
11 Knaben, 14 Mädchen von Müttern aus der Gemeinde Walheim,
26 Knaben, 22 Mädchen von Müttern aus anderen Gemeinden,
26 Knaben, 22 Mädchen wurden außerhalb des Krankenhauses von Müttern aus unserer Gemeinde zur Welt gebracht, so daß deren Gesamtzahl 40 und 39 beträgt.
Im gleichen Krankenhaus starben
7 männliche, 4 weibliche Personen aus unserer Gemeinde,
3 männliche, 2 weibliche Personen aus der Gemeinde Walheim,
6 männliche, 11 weibliche Personen einer anderen Gemeinde,
20 männliche, 27 weibliche Personen aus unserer Gemeinde starben in ihrer Wohnung.

Breinig, am 5.Februar 1967; Joh. Röntgen, Amtsinspektor a.D.




Johann Röntgen


(Mit freundlicher Genehmigung des Heimat und Eifelvereins Kornelimünster)
Geboren am 6.Dez.1892 , gestorben am 23.Jan.1974. Wohnte in Breinig, Wilhelm-Pitz-Str.29. Johann Röntgen leistete für seine engere und weitere Heimat historisch exakte, vielfach mit wissenschaftlicher Akribie betriebene Heimat-, Kultur- und Sprachforschung , die nahezu den ganzen rheinischen Raum erfaßte. Über 40 Jahre wirkte er intensiv am Rheinischen Wörterbuch mit, einer neunbändigen Sammlung rheinischer Mundart, die von Wissenschaftlern der Universität Bonn bearbeitet wurde. In jahrelanger Mühsal schrieb er ganze Berge von alten Kirchenbüchern und Standesurkunden, die zu verfallen drohten, auf dauerhaftem Papier ab und erhielt diese so der Nachwelt.
Der Gemeinde Kornelimünster füllte er die leergebliebenen Jahrgänge von 1923-1950 der Gemeindechronik. Er ergänzte auch voraufgehende lückenhafte Verwaltungsberichte.
Vielen Vereinen schrieb Johann Röntgen deren Geschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen heimatkundlichen Inhalts belegen sein weitgespanntes Schaffen. Besonders gern sammelte er mundartliche Besonderheiten, Mutterwitz und "Ameröllchen" (Anekdoten), Stilblüten und "Huchdütsch met Striefe" (Hochdeutsch mit Mundart vermischt).
Breinig hat nicht nur, wie der Volksmund sagt , "Strööfer" (Wilddiebe) und Sänger hervorgebracht, sondern manche Persönlichkeit mit weiter Ausstrahlung. Johann Röntgen gehört dazu mit seinem nie versiegenden Anekdotenschatz, seinem aufrechten Eintreten für Würde und Freiheit des Menschen, seinem Denken in großen Zusammenhängen, seinen volkskundlichen Detailkenntnissen und dem ganzen Reichtum seines Schaffens für eine geschichtsbewußte Nachwelt.





Bedienungshinweise

1. Randnotizen

Nachträglich auf die Blätter geschriebene Texte, zum Teil in Bleistift, verschiedene ältere Handschriften, werden wie folgt markiert: Beispiel

2. eingefügte Nachträge

Die Nachtragstexte ( fast nur von Johann Röntgen ) wurden an die entsprechende Stelle eingeschoben. Sie werden mit grüner Schrift angezeigt, wie dieses Beispiel.


3. Verweis auf einen Nachtrag

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6. Statistik Tabellen

In den Bänden 1-4 ist jedem Jahr eine Statistik vorangestellt. Diese enthält Angaben zum Personenstand, Viehbestand, Äcker und Wiesen sowie Warenpreise.
Diese 4 Tabellen sind zunächst zugeklappt. Auf und Zuklappen ist einzeln möglich durch anklicken des Pfeils.
Anzeige aller Tabellen durch anklicken der Fläche TABELLEN am oberen rechten Rand der Webseite.

Acker Erzeugnisse
Jahrmw
Population
Geburten
Todesfälle
Trauungen
geimpfte Kinder
Liniendienst
Elementarschüler
Viehbestand
ViehstandStück
Pferde
Rindvieh
Schaafe
Ziegen
Schweine
Acker Erzeugnisse
Acker Erzeugnissehektarenkilogramm pro hektarePreis pro hektoliter
Weitzen
Roggen
Gerste
Hafer
Spelz
Buchweizen
Rübsaamen
Kartoffeln
Preise
PREISE
Heu
Stroh
Leinsaamen
Flachs
Butter
Brot
Landwolle
Ackerland
gut
mittelmäßig
schlecht
Wiesen- und Weideland
gut
mittelmäßig
schlecht



alle Tabellen von 1800-1922





Zusätzliche Informationen durch den Förderkreis Abteigarten


Bürgermeister
Reinard de Groenendahl1336
Johan von Weyms1377
Junker Balduin von Berg1459
von Palant Karsilius1506
Bocholtz Johan1556
von Feyenhoven Johan1560
von Wachtendonck Nyss15621564
Schenck Peter15751578
Lintzenich Jan1588
Arthopagus Wilhelm16161617
Steven Winold16251654
Steven Joes Bertram16701677
Brummer Wilhelm16791700
Minderjahn Johan Theodor1748
Minderjahn1788
Lambrichs Carl Theodor18011804
Giesen Stefan1804.10.041812
Ostlender Johan Wilhelm1813.011821.07.14
Giesen Egidius1821.09.011855.06.16
Giesen Ludwig1855.111863.11
Macquet (Macanet) Eugen1863.11.251866.10.12
Lohausen August1866.11.13
Krekels Josef1867.05.201871.05.09
Hochstenbach Josef1871.07.181884.06.01
Frhr.v.Brachel Theodor1884.07.191898.01.05
Esser Gustav1898.04.061919.11.01
Hansen Nikolaus1919.11.131931.12.15
Lichterfeld Paul1931.12.161944.09.13
Hüpgens Leonhard1944.09.141945.10
Siemons Karl19461948
Meyer Johan1948.10.26

Geistliche
Lammert1594
Minderjahn Jacob1676
Minderjahn Joe Georg1684
Sauer Adamo1710
Bohlen Petrus1780
Niessen Benedict1794
Leers Alexander Franz18041819.09.27
Keutmann Wilhelm18191821
Goebbels Franz Anton18211848
Küfen Wilhelm Joseph1848.05.111876.09.14
Miessen Mathias18881897.01.05
Unkel Karl18971900
Kleinermans19001919.09.11
Gerson Alfons Maria1921.01.231949.03.01
Windelschmidt Hubert1949.04.121956.11.11
Bremer Wilhelm1956.11.111960.03.23
Windelen19601976
Müller1977.032002
Vincken Ewald20022021

Papst
Pius VI1775.02.151799.08.29
Pius VII1800.03.141823.08.20
Leo XII1823.08.281829.02.10
Pius VIII1829.04.051830.11.30
Gregor XVI1831.02.021846.06.01
Pius IX1846.06.211878.02.07
Leo XIII1878.03.031903.07.20
Pius X1903.08.041914.08.20
Benedikt XV1914.09.031922.01.22
Pius XI1922.02.121939.02.10
Pius XII1939.03.021958.10.09

König,Kaiser
Friedrich Wilhelm II.17861797.11.09
Friedrich Wilhelm III.1797.11.091840.06.07
Friedrich Wilhelm IV.1840.06.071861.01.02
König Wilhelm I.1861.10.181871.01.18
Kaiser Wilhelm I.1871.01.181888.03.09
Friedrich III.1888.03.091888.06.15
Wilhelm II.1888.06.151918.11.09

Maße
ThlrThaler = 30 Sgr
SgrSilbergroschen
v. J.vorigen Jahres
@diesen Jahres
Berliner Scheffel~55Liter
Magd.Morgen klein~¼Hektar
Magd.Morgen groß30 kleine Magd.Morgen.